13.07.2015 Aufrufe

05. Zeitschrift für Bauwesen LVII. 1907, H. VII-IX= Sp. 309-460

05. Zeitschrift für Bauwesen LVII. 1907, H. VII-IX= Sp. 309-460

05. Zeitschrift für Bauwesen LVII. 1907, H. VII-IX= Sp. 309-460

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

315 Fr. Gebhardt, Alte bemerkenswerte Kapelleabauten in Württemberg. 316das Gebälk einer flachen Holzdecke, während der Chorraum,wie schon erwähnt wurde, durch ein Kreuzgewölbe mit kräftigprofilierten Hippen (Text- Abb. 3) überdeckt wird, welcheBUS Ecksäulen sich entwickeln, deren Kapitelle reichen phantastischen,ornamentalen Schmuck zeigen (Text-Abb. 3).Von den alten Ausstattungsstücken der Kapelle ist nochein schöner in Holz g-eschnitzter friihgotischer Knizifixus undein kleiner Chorstuhl aus dem 16. Jahrhundert erhalten."Wenn Adamy sagt, daß wir manchmal sogar an denentlegensten Orten von der technischen Vollendung der Bautendieser Stilrichtung und der edlen Charakteristik ihrer Formenüberrascht werden und daß wir dann hier doppelt die Gewaltdes ästhetischen Gedankens fühlen, unter dessen Herrschaftdie Künstler gestanden haben, so trifft dieser Fall m. B. beiSt. Ulrich in Standorf in vollstem Maße zu.Treten wir wieder ins Freie zurück und nehmen wirunseren Standpunkt in der südöstlichen Ecke des Friedhofes,so bietet das von der Krone eines mächtigen Nußbaums überragte,gleichsam bis um die Schultern in das Erdreich versunkeneimd teilweise zerstörte Gotteshaus inmitten desheutigen Bergfriedhofes ein Bild irdischer Vergänglichkeit,wie es kaum ergreifender gedacht werden kann, und es wäredeshalb m. E. dringend zu wünschen, daß nur Erhaltungs-,nicht aber Wiederherstellungsgedanken sich mit diesem ehrwürdigenBaudenkmal und seiner stimmungsvollen, unberührtenUmgebung beschäftigen möchten,Die St. Kilianskapelle in SchSathaLAus dem Gebiet des Tauberflusses können wir nun mitder Bisenbahn über Crailsheim, Heilbronn und Möokmühloder, was noch lohnender, mit der Bahn bis Künzelsau undvon hier auf Schusters Rappen über Niederiihall*Forchtenbergund Neusaß in das ebenfalls in den Muschelkalk tiefeingegrabene, vielgewundene untere Jagsttal Teisen, um imAnblick der früheren Zisterzienserabtei Schöntbal eines derwirkungsvollsten schwäbischen Landschaftsbilder zu genießenund im Kloster selbst Einkehr zu halten, wo Kunstschätzeallerart unser harren, in dessen Kreuzgang der „Edel undErnvest Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand samptallen Gläubigen in Christo ein fröliche Auferstehung erwartet"und wo der bau- und reimlustige Abt BenediktKnittel im 18. Jahrhundert schaltete, dessen dichterischemGenius man lange Zeit den Begriff des Knittelverses verdankenzu dürfen glaubte.Nachdem schon im 16. und 17, Jahrhundert ein Teilder alten Klostergebäude gefallen war, wurde im 18. Jahrhundertkein Geringerer als Balthasar Neumann beauftragt.Risse zu einer neuen Klosterkirche und Abtei zu fertigen,deren Ausfühning die alte Kirche und der Rest der nochvorhandenen mittelalterlichen Klostergebäude zum Opfer fielen,ausgenommen die im Vorhof stehende St. Kilianskapelle, derwir eine kurze Betrachtung schenken wollen.Schon der Umstand, daß das sonst rücksichtslos mitden Überkommenen alten Bauten aufräumende 18. ^^ahrhundertvor diesem bescheidenen, frflhgotischen<strong>Bauwesen</strong> Halt machte,gibt zu denken und vermag unser Interesse <strong>für</strong> dasselbe zu verstärken.Der Anblick, den das Kirchlein heute dem in den VorhofEintretenden gewährt, ist kein erfreulicher^ indem durchdie langjährige Benutzung der Kapelle als Feuerlöschgeräteraumseitens der Gemeinde eine gründliche Profanierungderselben herbeigeführt und namentlich an Stelle eines zierlichenfrOhgotischen, nach der Überliefening mit hölzernemVordach versehen gewesenen Portals ein zweiflügeligesRemisentor in brutalster Weise ausgebrochen wurde.In dem Schaubilde (Abb. 2 Bl, 41) ist versucht worden,den ursprünglichen Zustand der Kapelle wieder herzustellen.Mit aufrichtigem Danke muß es begrüßt werden,daß die K. W. Staatsfinanzverwaltung, welche in den letztenJahrzehnten nach Maßgabe der ihr zur Verfügung stehendenMittel soviel Gutes und Anerkennenswertes auf dem Gebieteder Denkmalpflege und des Denkmalschutzes stiftete, auchdiesem <strong>Bauwesen</strong> ihre besondere Aufmerksamkeit geschenktund zunächst die Räumung der Kapelle und verschiedeneSchutzarbeiten <strong>für</strong> dieselbe veranlaßt hat.Schönthal war wie Maulbronn ein Zisterzienserkloster,und da dieser Orden seine gesamten Klöster aufs engste miteinanderverbunden hatte, so bestanden auch zwischen diesenbeiden Klöstern nahe Beziehungen, welche in der gesamtenKlosteranlage unverkennbar zum Ausdruck kommen. Wie inMaulbronn gelangte man auch in Schönthal durch den turmbewehrtenHaupteingang zunächst in einen von dem eigentlichenKlosterhof dureh Tor abgeschlossenen Vorhof, der vondem Plörtnerhaus, dem Offiziantenbau, dem Gastbau und derVorhofkapelle umschlossen war. Der Fremde, nachdem erdurch den Pförtner Einlaß in den Vorhof erlangt hatte, wurdezunächst in die Vorhofkapelle geführt, auch soll an einigenTagen im Jahr den Frauen der Zutritt in diesen Kirchenraumgestattet worden sein. Da die in Maulbronn der Hl. Dreifaltigkeitgeweihte Vorhofkapelle in Trümmer ^sunken undverschwunden ist, so darf die leidlich gut erhaltene St. Kilianskapellein Sehönthal vom kultur- und kunstgeschichtlichenStandpunkt aus als besonders bemerkenswert bezeichnet werden.Die Kapelle liegt auf der Ostseite des Vorhofes, istorientiert und zeigt eine einschiffige Anlage mit ctuadratischemChor (Abb, 8 Bl. 42). Während der letztere mit einem kräftigprofilierten, auf schlichten Konsolen (Text-Abb. 13) ruhendenRippenkreuzgewölbe überdeckt ist, besitzt das Langhaus einewagerecbte Balkendecke (Abb. 9 Bl. 42), bei der die Balkenfelderbemertenswerterweise mit gegeneinander gestellten Backsteinenausgewölbt und verputzt sind. Der Bücken der Decke trägtnoch den alten Baoksteinfliesenbelag.Die reichliehe Beleuchtung des Innenraume erfolgteeinstens im lianghause durch fünf zweiteilige Maßwerkfenster,von denen die drei auf der Nordseite liegenden, wie auch dasnördliche Chorfenater, tadellos erhalten sind (Text-Abb. 10und 11). Außerdem war noch der Chor durch zwei mit reichemMaßwerk geftUlte Rundfeneter beleuchtet (Text-Abb. 16).Zu bemerken ist, daß sämtliche Maßwerkfüllungen je auseiner Werksteinplatte gehauen sind und bei jeder ein anderesMotiv zur Anwendung gekommen ist.An dem Äußeren der Nordseite zieht sich unter denFenstern ein Kaffgeeims hin, das zu beiden Seiten von denprofilierten fickUsenen des Baues aufgenommen wird. DieEcilisenen sind bündig mit dem glatt gefaßten Sockel undgehen oben in das mit Plättchen, doppeltem Rundstab undHohlkehle profilierte Hauptgesims über. In Höhe des Hauptegesimes ist die westliche fensterlose Giebelseite durch eineinfoches Traufgesims untergeteilt, und die profilierten Giebel-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!