Entwicklung, Bindung und Beziehung

techniken war, aber nicht im Kleinkinde selbst zu suchen ist" (Schaffer 1982, S.50). Die Entdeckung dieser Komplexität verdanken wir der detailliertenUntersuchung einzelner Verhaltensbereiche, die jeder für sich ihre eigeneKomplexität aufweist.Die "Revolution in der Kleinkindforschung" (Stern 1985, S. 38) wurde nichtzuletzt durch methodische Innovationen ermöglicht. Das Problem, welche Fragenman stellen könne, wurde durch eine Umkehrung des Vorgehens gelöst.Man fragt heute, welche Reaktionen ein Säugling zeigt, die als Antwort auf dieden Forscher interessierenden Fragen verwendet werden können. Dabei hat sichgezeigt, daß Säuglinge bereits von Anfang an präferieren, habituieren oder sichüberraschen lassen. Aus diesen Signalen haben sich Forschungsparadigmenentwickelt, die auf die komplexen Fähigkeiten von Säuglingen schließen lassen.WahrnehmungsfähigkeitenEs hat sich gezeigt, daß der Säugling ausgezeichnete olfaktorische Fähigkeitenbesitzt, die ihn den Geruch der Mutter von anderen bereits am achten Lebenstagunterscheiden lassen (Brazelton u. Cramer 1991).Auch die visuellen Fähigkeiten der Säuglinge wurden lange Zeit unterschätzt.Wie sich experimentell mit Ultraschall-Untersuchungen zeigen ließ, wenden sichKinder schon intrauterin einer mäßig intensiven Lichtquelle zu und von einerintensiven ab (Brazelton 1981).Auch die postnatalen auditiven Fähigkeiten sind bemerkenswert. Schon in denersten Stunden nach der Geburt bewegen Neugeborene überzufällig oft Kopfund Augen in die Richtung aus der ein Ton, Geräusch oder eine Stimme ertönt.Säuglinge verfügen überdies zur Fähigkeit der intersensorischen Koordinationoder kreuzmodalen Wahrnehmung. Das bedeutet, daß der Säugling8