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KDA-Themenheft_BBB-2015_150519_ok_Web

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THEMA<br />

in der Zeitlosigkeit zu einer Daueraufgabe, die<br />

sich als Dauerbelastung mit Überforderungscharakter<br />

darstellt. Und es erklärt auch,<br />

warum heute, trotz wachsender Zeitfreiheiten,<br />

immer mehr Personen immer häufiger über<br />

Zeitprobleme, Zeitstress und Zeitnöte klagen.<br />

Zeitmangel und Zeitüberfluss, Zeitfreiheit und<br />

Zeitzwang verknoten und verwirren sich zu<br />

postmoderner Zeiterfahrung.<br />

Mehrere hundert Jahre war das Zeitmuster<br />

„Uhrentakt“ Leitbild für die zeitliche Ordnung<br />

des Daseins. Was ist geschehen, was hat sich<br />

verändert?<br />

Wenige Jahrzehnte vor der Zeitenwende zum<br />

dritten Jahrtausend fing der bis dahin relativ<br />

reibungslos laufende Motor des modernen<br />

Beschleunigungsfortschritts an zu stottern.<br />

Die das Wirtschaftswachstum vorantreibende<br />

Steigerung der Schnelligkeit hatte eine Grenze<br />

erreicht. Der Transport von Informationen,<br />

Wachstumsgarant Nummer eins, war bei der<br />

Grenzgeschwindigkeit der elektromagnetischen<br />

Wellen und damit am Ende des vertakteten<br />

Zeitregimes angekommen. Die bis dahin erfolgreiche<br />

Modernisierungsstrategie „Vertaktung“<br />

war – ökonomisch zumindest – nicht<br />

mehr länger Erfolg versprechend. Mit ihr kam<br />

dann auch die Prozesslogik des Takts, das<br />

„Eins-nach-dem-anderen“, als Leitbild der<br />

Ordnung des zeitlichen Handelns ins Schlingern.<br />

Damit die Moderne aber weiterhin mo-<br />

dern bleiben und unter einem anderen Namen<br />

weitermachen konnte, musste etwas geschehen.<br />

Auf der Bühne der Zeitorganisa tion und<br />

der Zeitordnung war eine signifikante Umbesetzung<br />

angesagt – auch weil sich der auf<br />

Wachstum programmierte Kapitalismus nur<br />

durch nicht endende Steigerungen der Beschleunigung<br />

stabilisieren kann und aufrechterhalten<br />

lässt. Die Ökonomie hat eine neue<br />

und Erfolg versprechende Wachstums strategie<br />

gefunden, die sich mitsamt ihren Regeln<br />

und Strategien inzwischen etabliert hat. Und<br />

das ist sie: Wachstumsimpulse erwartet man<br />

heute von einer zu umfassender Zeitverdichtung<br />

führenden Vergleichzeitigung, einer Vergleichzeitigung<br />

der Zeitmuster Takt und<br />

Rhyth mus. Für diese zeitlich neu ausgerichtete<br />

Welt, die ihre Kriterien und Maße zu<br />

einem Großteil von der Ökonomie erhält, steht<br />

die Attraktionsformel „Flexibilität“.<br />

Die schöpferischen Kräfte und Energien entdeckt<br />

man neuerdings, speziell seit der Erfindung<br />

des Winzlings „Mikrochip,“ vor allem im<br />

Nichtlinearen, im Verzweigten, Vernetzten und<br />

Widersprüchlichen. Für komplexe, weiträumige<br />

und unberechenbare globalisierte Zusammenhänge<br />

sind das Zeitmuster „Takt“ und das<br />

„Eins-nach-dem-anderen“ des Zeigerverlaufs<br />

nur noch eingeschränkt brauchbar. Es ist für<br />

ein Verbindungsmedium wie das Internet mit<br />

seinen unzähligen Nutzern schlichtweg zu<br />

HÄUFIGSTE STRESSURSACHEN<br />

in Prozent der befragten Erwerbstätigen, Mehrfachnennungen möglich<br />

Termindruck und Hetze 52<br />

Informationsüberflutung und ständige<br />

Erreichbarkeit, z. B. durch Handy, E-Mail<br />

ungenaue Angabe und Vorgaben<br />

29<br />

33<br />

zu hohes Arbeitspensum<br />

28<br />

hohe Lärmbelästigung<br />

Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten<br />

21<br />

21<br />

monotone Arbeit<br />

Unterforderung, Langeweile und Leerlauf<br />

Konkurrenzkampf bzw.<br />

Aufstiegswettbewerb<br />

15<br />

15<br />

15<br />

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 %<br />

Quelle: Techniker Krankenkasse, F.A.Z.-Institut, 2009; Repräsentative Studie<br />

10 THEMENHEFT: DER ARBEIT EIN GESUNDES MASS GEBEN<br />

ALSO NOCH EINE RUHE VORHANDEN FÜR DAS VOLK GOTTES. +++ JAKOBUS 4, 13: UND NUN IHR, DIE IHR

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