KDA-Themenheft_BBB-2015_150519_ok_Web
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HINTERGRUND<br />
von Erwerbstätigen, die nicht selten als stark<br />
belastend empfunden wird. So ergab eine<br />
Beschäftigtenbefragung des Wissenschaftlichen<br />
Institutes der AOK, dass über ein Viertel<br />
der rund 28.000 involvierten Arbeitnehmer<br />
häufig unter Müdigkeit und Stresssymptomen<br />
wie Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen und<br />
Lustlosigkeit litten, und knapp 15 % wiesen<br />
depressive Verstimmungen wie Traurigkeit<br />
bzw. Bedrückung auf (Z<strong>ok</strong> 2010).<br />
Um derartige Anzeichen körperlicher und<br />
emo tionaler Schwäche kurzfristig auszublenden,<br />
greifen viele Menschen zu Kaffee, Energy<br />
Drinks, Koffeintabletten oder Johanniskrautpräparaten.<br />
Aber auch die Bereitschaft gesunder<br />
Menschen zur Einnahme verschreibungspflichtiger<br />
Medikamente für eine über das<br />
normale, nicht krankhafte Maß hinaus versuchte<br />
Steigerung der körperlichen Leis tungsfähigkeit<br />
und der emotionalen wie sozialen<br />
Befindlichkeit unter Arbeitnehmern steigt<br />
(Glaeske et al. 2012, DAK 2009). Dieser illegale<br />
Trend wird in Anlehnung an den Doping begriff<br />
im Sport, der die Anwendung verbotener und<br />
zumeist langfristig gesundheitsschädigender<br />
Substanzen zur Leistungssteigerung beschreibt,<br />
als „Hirndoping“ bezeichnet. Hierbei<br />
erfolgt der Konsum außerhalb der medizinisch<br />
zugelassenen Indikation und kann deshalb<br />
als eine spezielle Form des Medikamentenmiss<br />
brauches verstanden werden, bei dem<br />
Arz nei mittel nicht bestimmungsgemäß, d. h.<br />
abweichend von der zugelassenen Dauer,<br />
Häufig keit, Dosierung und Indikation eigenommen<br />
werden (Glaeske et al. 2012).<br />
DAS PHÄNOMEN<br />
Zu den bekanntesten Arzneistoffen, die in<br />
Zusammenhang mit dem Hirndoping eingenommen<br />
werden, gehören das Methylphenidat<br />
(auch bekannt unter dem Handelsnamen<br />
Ritalin ® ) zur Behandlung von ADHS sowie das<br />
Modafinil (Handelsname Virgil ® ), das unter<br />
anderen zur Therapie der Narkolepsie eingesetzt<br />
wird. Diese werden hierbei missbräuchlich<br />
zur Unterdrückung von Müdigkeit (beispielsweise<br />
bei längeren Dienstreisen zur<br />
besseren Handhabbarkeit eines Jetlags) sowie<br />
zu einer vermeintlichen Steigerung der Kon zentrations-,<br />
Lern- und Merkfähigkeit eingenommen.<br />
Antidementiva werden hingegen häufig<br />
für eine intendierte Verbesserung von Gedächtnisleistungen,<br />
Beta-Blocker zum Abbau von<br />
Nervosität (beispielsweise bei Vor stellungsgesprächen)<br />
und bestimmte Anti depressiva<br />
(u. a. SSRI), die zur Behandlung von Depres sionen,<br />
Zwangs- und Angst störun gen entwickelt<br />
wurden, zu einer versuchten Verbesserung<br />
des psychischen Wohlbefindens missbraucht.<br />
Entgegen all dieser Zielsetzungen konnten<br />
klinische Studien bisher weder bei den Antidementiva<br />
noch bei den Antidepressiva eine<br />
Verbesserung von kognitiven Funktionen<br />
bei Gesunden nachweisen. Auch für die<br />
Verbes serung der Gemütslage konnten bisher<br />
keine einer Placebo-Behandlung überlegenen<br />
Effekte festgestellt werden.<br />
Foto: Cmon – Fotolia.com<br />
28 THEMENHEFT: DER ARBEIT EIN GESUNDES MASS GEBEN<br />
SEIN. +++ RUT 1, 9: DER HERR GEBE EUCH, DASS IHR RUHE FINDET. +++ MATTHÄUS 6, 33: TRACHTET ZUERST