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Gabriele Nette Familie im sozialen Wandel - jugendfest.de

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Gesellschaften alles machbar und erreichbar sei, wenn es nur „vernünftig“geplant wird (vgl. Jurczyk, Rerrich a.a.O. : 37). Gleichwohl gilt, „dass auchdiejenigen, die nur vor schlechten Alternativen stehen, aufgefor<strong>de</strong>rt sind, sich inihrer Lebensführung <strong>im</strong> Dickicht <strong>de</strong>r Optionen einen eigenen Weg zu bahnen.“(Jurczyk, Rerrich a.a.O. : 37).Alltägliche Lebensführung in pluralistischen Gesellschaften for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>nSubjekten viel ab: offen zu sein, Werte und Ziele <strong>de</strong>s Lebens in Beziehung zusetzen zu <strong>de</strong>n jeweiligen Situationen <strong>de</strong>s Lebens. Gefragt ist eine situativreflexiveLebensführung bei gleichzeitigem weitgehend auf sich selbst gestelltsein in <strong>de</strong>r Entscheidungsfindung und Handlungsorientierung (vgl. Jurczyk,Rerrich a.a.O.: 40 ff.). Der Sozialpsychologe Heiner Keupp spricht davon, dassunter diesen Bedingungen Lebensführung zum „Balanceakt“, zu „Kunst“, zueiner „riskanten Chance“ wird (Keupp 1990).Schauen wir uns an einigen Beispielen einmal an, was dies für die alltäglicheLebensführung von Frauen, Männern und Kin<strong>de</strong>rn <strong>im</strong> familialen Alltagbe<strong>de</strong>utet.Beginnen möchte ich mit <strong>de</strong>n verän<strong>de</strong>rten Bedingungen <strong>de</strong>s Alltags mit Kin<strong>de</strong>rnund <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung. Prinzipien früherer Generationen in <strong>de</strong>r Versorgung<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r – satt, sauber, warm – wur<strong>de</strong>n, bedingt auch durch diePädagogisierung und Psychologisierung <strong>de</strong>r Kindheit, abgelöst durch Prämissenin <strong>de</strong>r Erziehung, die sich an <strong>de</strong>r opt<strong>im</strong>alen För<strong>de</strong>rung von Kin<strong>de</strong>rn orientierenund ihre psychophysische Entwicklung in <strong>de</strong>n Mittelpunkt erzieherischerÜberlegungen stellen. Die Intensivierung <strong>de</strong>r Beziehung und dieAuseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Kind prägen <strong>de</strong>n <strong>Familie</strong>nalltag. Und so wirddarauf verwiesen, „dass <strong>de</strong>r alltägliche Betreuungsaufwand für Kin<strong>de</strong>r nichtgeringer gewor<strong>de</strong>n ist, son<strong>de</strong>rn sich vor allem qualitativ verän<strong>de</strong>rt hat“. (Rerrich1993 : 130).Immer mehr Kin<strong>de</strong>r wachsen ohne Geschwister auf, so dass das Spielen mitan<strong>de</strong>ren zu kompensieren ist durch Arrangements, die helfen sollen Kin<strong>de</strong>rzusammenzubringen. Das stärkere Eingehen auf die individuellen Bedürfnissevon Kin<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r heutigen Gesellschaft be<strong>de</strong>utet für die alltäglicheLebensführung mehr Alltagsarbeit für die Eltern, beson<strong>de</strong>rs für die Mütter.Besuchen die Kin<strong>de</strong>r dann Kin<strong>de</strong>rgarten und Schule, so sind die zeitlichenAnfor<strong>de</strong>rungen dieser Bereiche – wie z.B. Öffnungszeiten, Unterrichtszeiten undFerienzeiten – in die Lebensführung und <strong>de</strong>n <strong>Familie</strong>nalltag zu integrieren undin Abst<strong>im</strong>mung zu bringen mit <strong>de</strong>n zeitlichen Anfor<strong>de</strong>rungen von Berufsarbeit.Hinzu kommt, dass Kin<strong>de</strong>rgarten und Schule das Engagement von Elternerwarten: sei es aufgrund pädagogischer Überlegungen o<strong>de</strong>r auch aufgrund<strong>im</strong>mer knapper wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r personeller Ressourcen in diesem Bereich.Die alltägliche Lebensführung in <strong>Familie</strong>n erhält eine weitere Dynamik durchdie sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Geschlechterrollen. Die Vaterrolle befin<strong>de</strong>t sich <strong>im</strong>3

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