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Winfried Wolpert Der „kleine Unterschied“ - in der Kinderzeichnung

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wußt (Stufe des konkreten Operierens). KOHLBERG sieht diese E<strong>in</strong>sicht als Basis<br />

für e<strong>in</strong>en aktiven Prozeß <strong>der</strong> Geschlechtsrollenübernahme (KOHLBERG 1974). Das<br />

eigene Geschlecht und damit zusammenhängende Merkmale werden gleichzeitig als<br />

positive Werte empfunden. Dieses positive Eigenbild, verbunden mit rigi<strong>der</strong> Stereotypisierung,<br />

hat mit etwa sechs Jahren se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivste Ausprägung, und dies deutlicher<br />

bei Jungen. In abgeschwächter Form bleibt es oft bis zum 12. Lebensjahr erhalten,<br />

wenn das K<strong>in</strong>d auf <strong>der</strong> Stufe des formalen Operierens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, solche<br />

Stereotypen zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />

Die kognitionspsychologische Sichtweise nach PIAGET nimmt e<strong>in</strong>e vermittelnde<br />

Stellung zwischen biologischen und soziologischen Ansätzen e<strong>in</strong>:<br />

„<strong>Der</strong> heranwachsende Mensch ist we<strong>der</strong> biologisch determ<strong>in</strong>iert noch beliebig form-<br />

o<strong>der</strong> gar manipulierbar, son<strong>der</strong>n entwickelt se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>neren Strukturen <strong>in</strong> Interaktion<br />

mit den Umweltbed<strong>in</strong>gungen. Wie schnell e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die verschiedenen Stadien durchläuft<br />

und welches höchste Niveau es erreicht, ist abhängig von den Lern- und Handlungsmöglichkeiten,<br />

die die Umwelt bietet“ (TILLMANN 1989, 5. 100).<br />

Diese Sichtweise impliziert, geschlechtsbed<strong>in</strong>gte E<strong>in</strong>engungen <strong>in</strong> k<strong>in</strong>dlichen Erfahrungsbereichen<br />

als h<strong>in</strong><strong>der</strong>lich zu begreifen.<br />

Vom soziologischen Standpunkt aus gesehen, handeln Individuen <strong>in</strong> Rollen, im<br />

Rahmen sozialer Strukturen. In Beziehungsgeflechten von relativer Stabilität kommen<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger strenge Erwartungen an den Mitmenschen zum Tragen, an<br />

<strong>der</strong>en Erfüllung entsprechende positive o<strong>der</strong> negative Sanktionen gekoppelt s<strong>in</strong>d. Sozialisation<br />

kann <strong>in</strong> diesem Zusammenhang als Ver<strong>in</strong>nerlichung von gesellschaftlichen<br />

Werten gesehen werden (soziales Lernen). Je nach Intensität und Wirkung von<br />

Beziehungen, kommt es aber auch zu Identifikationen mit E<strong>in</strong>zelpersonen (identifikatorisches<br />

Lernen). <strong>Der</strong> heranwachsende Mensch durchläuft während se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheitsjahre<br />

schrittweise differenziertere Sozialisations<strong>in</strong>stanzen, <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Rahmen<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Form <strong>der</strong> Interaktion stattf<strong>in</strong>det. Interaktion ist die Voraussetzung<br />

für ,die Entstehung von Identität, und diese wie<strong>der</strong>um ist Bestandteil des Kommunikationsprozesses.<br />

Erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung ist <strong>der</strong> Mensch fähig, sich selbst zu<br />

reflektieren, bei allen Verän<strong>der</strong>ungen etwas Beständiges an sich zu empf<strong>in</strong>den<br />

(persönliche Identität). Das Individuum bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em permanenten Bemühen<br />

um Ausgewogenheit zwischen den Erwartungen <strong>in</strong> den diversen Rollenfel<strong>der</strong>n<br />

und den Vorstellungen se<strong>in</strong>er selbst (soziale Identität).<br />

„Ich-Identität wird somit als Balance beschrieben, die <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Interaktion geleistet<br />

werden muß. Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> sozialen Identitität wird dabei vom Individuum

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