Baugeschichte der Heilig Geist-Kirche aus der Sicht
Baugeschichte der Heilig Geist-Kirche aus der Sicht
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Das Werden <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>-<strong>Geist</strong>-<strong>Kirche</strong><br />
(Chefredakteur Fr. Zons <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Festschrift von 1929)<br />
Kein Stadtteil in Münster hat in den Jahren nach dem Kriege eine<br />
so starke Entwicklung erlebt als <strong>der</strong> Süden, die früher fast ganz<br />
ländlich besiedelte <strong>Geist</strong>. Wer die Verhältnisse vor dem Kriege<br />
gekannt hat und heute die <strong>Geist</strong> wie<strong>der</strong>sieht, wird sie fast nicht<br />
wie<strong>der</strong> erkennen. Die Neusiedlungen erstrecken sich über weite<br />
Feldstrecken von früher und haben sogar in die schönen<br />
Waldungen des Duesberg-Busches übergegriffen und die Bahn<br />
nach Wanne weit überschritten. Daß mit dieser starken<br />
Ansiedlung auch die kirchlichen Bedürfnisse eine völlige<br />
Umwandlung erfahren mußten, war eine selbstverständliche<br />
Folge. Die evangelische Gemeinde errichtete bald nach <strong>der</strong><br />
Wie<strong>der</strong>kehr stabiler Geldverhältnisse im Jahre 1924 am<br />
Straßburger Weg ein Notkirche und die Pfarrgemeinde St. Josef<br />
schuf zunächst für die Kin<strong>der</strong> des neuen Viertels eine<br />
Verwahrschule.<br />
Am 17. April 1924 trat sodann <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nvorstand an den<br />
Magistrat <strong>der</strong> Stadt Münster heran und bat um unentgeltliche<br />
Überlassung eines Bauplatzes im Zentrum des neuen<br />
Stadtviertels. Der Magistrat entsprach dieser Bitte mit einem<br />
Schreiben vom 24 Juli 1924, indem er ein Grundstück von 101 ar<br />
an <strong>der</strong> Metzer-, Weißenburg- und Elsässer Straße zur Verfügung<br />
stellte. Gleichzeitig wurde <strong>der</strong> evangelischen Gemeinde ein<br />
Grundstück von 47 ar für <strong>Kirche</strong>, Pfarrh<strong>aus</strong>, Kleinkin<strong>der</strong>schule u.<br />
s. w. östlich des Straßburger Weges überwiesen. Weiter<br />
bestimmte <strong>der</strong> Magistrat ein Grundstück bei <strong>der</strong> katholischen<br />
<strong>Kirche</strong> für die Errichtung <strong>der</strong> neuen <strong>Geist</strong>schule und reservierte<br />
ein Gelände südlich von H<strong>aus</strong> <strong>Geist</strong> für den späteren Bau einer<br />
evangelischen Schule. Nach dem die Bischöfliche Behörde nach<br />
genauer Prüfung und wie<strong>der</strong>holter Besichtigung <strong>der</strong> Überweisung<br />
dieses Platzes zugestimmt hatte, wurde beschlossen, mit dem Bau<br />
im Jahre 1926 zu beginnen.<br />
Dieser Beschluß kam aber nicht zur Ausführung. Die<br />
zunehmende Verschlechterung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Lage zwang<br />
zur Einfachheit in <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> künstlerischen Pläne, ein<br />
Zwang, <strong>der</strong> sich auch bei Profanbauten bereits durchgesetzt und<br />
zur Entwicklung einer ganz neuen Kunstform geführt hatte. Diese<br />
neue Form lebte nicht und konnte nicht mehr leben vom Glanz<br />
verflossener Jahrhun<strong>der</strong>te, son<strong>der</strong>n stellte sich mit kraftvoller<br />
Selbständigkeit in das neue Leben. Wie Schlaun, <strong>der</strong> große<br />
münstersche Künstler, im <strong>Geist</strong>e seiner Zeit barock baute, so baut
unsere Generation bewußt im <strong>Geist</strong>e unserer Zeit, auf ihrer<br />
Grundlage, in ihrer Form und nach ihrem Gesetz <strong>der</strong> Einfachheit,<br />
Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit.<br />
Der Wettbewerb um den Bauplan<br />
In überraschen<strong>der</strong> Weise trat diese neue Kunst in die<br />
Erscheinung, als auf ein vom <strong>Kirche</strong>nvorstand am 26. Juni 1925<br />
beschlossenes Preis<strong>aus</strong>schreiben zur Erlangung von Entwürfen<br />
für den Bau <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>-<strong>Geist</strong>-<strong>Kirche</strong>, an dem sich alle<br />
katholischen reichsdeutschen Architekten in den Diözesen<br />
Münster, Pa<strong>der</strong>born, Osnabrück und Köln beteiligen konnten,<br />
nicht weniger als 179 Entwürfe eingegangen waren. Aufgabe des<br />
Wettbewerbs war <strong>der</strong> Bau einer Pfarrkirche mit etwa 1000 Sitz-<br />
und 1000 Stehplätzen, eines Pfarrh<strong>aus</strong>es, einer Küsterwohnung<br />
und für eine spätere Bauperiode einer Wohnung für drei Kapläne,<br />
eines Vereinsh<strong>aus</strong>es und eines Schwesternh<strong>aus</strong>es mit<br />
Kin<strong>der</strong>garten. Die Baukosten für die ersteren drei Bauten wurden<br />
mit 450 000 RM berechnet; die Möglichkeit, mit einer geringeren<br />
Summe bei würdiger und eindrucksvoller Gestaltung<br />
<strong>aus</strong>zukommen, solle als beson<strong>der</strong>er Vorzug bei <strong>der</strong> Beurteilung<br />
angesehen werden. Bezüglich des B<strong>aus</strong>tils wurden zwar<br />
bestimmt Vorschriften nicht gemacht, aber beson<strong>der</strong>er Wert<br />
gelegt auf einfache, klare, kraftvolle, <strong>der</strong> freien und hohen Lage<br />
des Bauplatzes angepaßte, nicht schablonenhafte Gestaltung. Die<br />
Entwürfe mußten bis zum 1. Dezember 1926 an das Pfarramt St.<br />
Josef eingereicht werden. Folgende Preise wurden <strong>aus</strong>gesetzt: ein<br />
Preis von 3500 RM., ein Preis von 2000 RM. Und zwei Preise<br />
von je 1250 RM. Das Recht zum Ankauf weitere Entwürfe zum<br />
Preis von je 700 RM blieb vorbehalten. Das Preisgericht bestand<br />
<strong>aus</strong> den Herren: Professor Dominikus Böhm, Architekt und<br />
Lehrer an <strong>der</strong> Kunstgewerbeschule in Köln, Professor Becker,<br />
Architekt in Düsseldorf, Stadtbaurat Schirmes in Münster,<br />
Architekt Tönies in Münster, Mitglied des <strong>Kirche</strong>nvorstandes<br />
von St. Josef, und Pfarrer Druffel. Ersatzpreisrichter waren<br />
Universitätsprofessor Wackernagel in Münster, Architekt Ludwig<br />
Becker in Essen, Baurat Arntzen in Münster, Stadtrat Dröge und<br />
Chefredakteur Zons in Münster, letzteren beide Mitglie<strong>der</strong> des<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstandes St. Josef. Das Preisgericht trat am 21.<br />
Dezember 1926 unter dem Vorsitz von Professor Böhm<br />
zusammen. Auf Grund <strong>der</strong> ersten Prüfung schieden 56 Entwürfe<br />
<strong>aus</strong>, beim zweiten Rundgang weitere 101 Entwürfe.<br />
22 Entwürfe kamen in die engere Wahl und von diesen wie<strong>der</strong> 10<br />
in die letzte Entscheidung.
Das Preisgericht beschloß angesichts <strong>der</strong> großen Zahl guter<br />
eingegangener Arbeiten, beim Kirchvorstand außer den vier mit<br />
Preisen <strong>aus</strong>zuzeichnenden Arbeiten noch vier weitere Entwürfe<br />
zum Ankauf zu empfehlen. Er mußten daher von diesen 10<br />
Entwürfen noch zwei Arbeiten <strong>aus</strong>scheiden.<br />
Bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Entwürfe ging das Preisgericht von dem<br />
Gesichtspunkt <strong>aus</strong>, daß gerade in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nbaukunst in erster<br />
Linie durch einfachste, vorzugsweise rein bauliche Mittel die<br />
anzustrebende eindringliche und ernste Wirkung erreich werden<br />
könne. Je entschlossene auf dekorative o<strong>der</strong> gar prunkvolle<br />
Gestaltungsmittel verzichtet werde, um so reiner werde die<br />
Wirkung <strong>der</strong> Baumassen und die Raumgestaltung zum Beschauer<br />
sprechen, wie das ungezählte so ergreifende Bauwerke früherer<br />
Zeiten dartun.<br />
Durch einstimmigen Beschluß wurde die <strong>aus</strong>gesetzte Preissumme<br />
wie folgt verteilt: je ein erster Preis in Höhe von 2500,-- RM dem<br />
Entwurf 146, Kennwort „Johann Konrad Schlaun“, und dem<br />
Entwurf 171, Kennwort: „Im Zeichen des Kreuzes“, <strong>der</strong> zweite<br />
Preis in Höhe von 1750,- RM dem Entwurf 158, Kennwort:<br />
„Westfalenkirche“, <strong>der</strong> dritte Preis in Höhe von 1250,- RM dem<br />
Entwurf Nr. 80, Kennwort: „Flankentürme“. Zum Ankauf<br />
wurden <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>ngemeinde empfohlen: <strong>der</strong> Entwurf Nr. 61,<br />
Kennwort: „Te Deum“, Nr. 71, Kennwort: „St. Trinitas“, Nr. 80,<br />
Kennwort: „Vorhof“, Nr. 123, Kennwort: „Taube“.<br />
Die Öffnung <strong>der</strong> Umschläge ergab als Verfasser:<br />
1. Preis 2500 RM., Entwurf „Johann Konrad Schlaun“: Architekt<br />
Walter Kremer, Duisburg.<br />
1. Preis 2500 RM., Entwurf „Im Zeichen des Kreuzes“:<br />
Professor Karl Bach, Düsseldorf.<br />
2. Preis 1750 RM., Entwurf „Westfalenkirche“: Architekt<br />
Heinrich Bähr, Duiburg.<br />
3. Preis 1250 RM., Entwurf „Flankentürme“: Architekt Otto<br />
Bongartz, Köln.<br />
Für Ankäufe empfohlen: Entwurf „Te Deum“: Architekt Josef<br />
Mentzler, Dortmund. Entwurf „St. Trinitas“: Architekt Hermann<br />
Immhäuser, Düsseldorf. Entwurf „Vorhof“: Architekten Flerus<br />
und Konert, Dortmund. Entwurf „Taube“: Professor Karl Bach,<br />
Düsseldorf.<br />
Der <strong>Kirche</strong>nvorstand beschloß dann in seiner Sitzung vom21.<br />
Januar 1927, mit den Architekten Kremer, Duisburg (1.Preis) und<br />
Flerus und Konert, Dortmund (Ankauf) in nähere Verhandlungen
einzutreten. Die Wahl fiel am 25. März 1927 einmütig auf den<br />
Entwurf des Architekten Kremer, Duisburg. Von ihm sagte das<br />
Urteil des Preisgerichts: Die <strong>Kirche</strong> ist geostet und mit ihrer<br />
Längsfront an die Metzer Straße gerückt. Eine Verschiebung <strong>der</strong><br />
ganzen Anlage nach Westen würde dem Ganzen zum Vorteil<br />
gereichen. Die Bauanlage ist sehr intim durchgearbeitet. Zu loben<br />
ist die Anlage des schönen, rings umbauten Vorhofes vor dem<br />
Haupteingang <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>. Abgesehen von einigen Einzelheiten,<br />
ist die architektonische Haltung sehr schlicht und<br />
anerkennenswert. Gut ist die einfache und würdige Gestaltung<br />
des Innenraumes. Das Chor ist sehr geräumig. Der Hochaltar ist<br />
von allen Plätzen gut sichtbar, auch stehen die Seitenaltäre im<br />
Gesichtsfeld <strong>der</strong> Gemeinde. Die Anlage zweier Beichtkapellen ist<br />
baulich ein guter Gedanke.<br />
Die finanzielle Grundlage<br />
Nachdem die Entscheidung über den Bauplan gefallen war,<br />
wurden die eingegangenen Entwürfe in <strong>der</strong> Turnhalle <strong>der</strong> Josef-<br />
Schule zur Ausstellung gebracht. Über 2000 Personen haben<br />
diese Ausstellung besucht und ihre Bewun<strong>der</strong>ung und ihre Kritik<br />
zum Ausdruck gebracht. Die Abkehr von einer alten Tradition<br />
wurde auch in <strong>der</strong> Presse stark umstritten, aber doch, wenn auch<br />
hier und noch resigniert, <strong>der</strong> Auswirkung des neuen Stils das<br />
lebhafteste Interesse entgegengebracht. Die Pfarrgemeinde aber<br />
stand erst am Anfang. Es begann ein mühsamer Weg <strong>der</strong><br />
Geldbeschaffung. Die Bischöfliche Behörde hatte dem Plane ihr<br />
Zustimmung gegeben, aber die Ausführung zunächst von <strong>der</strong><br />
Lösung <strong>der</strong> finanziellen Frage abhängig gemacht. Diese Lösung<br />
war um so schwieriger, als gleichzeitig <strong>der</strong> Notwendigkeit des<br />
Baues von zwei weiteren katholischen <strong>Kirche</strong>n innerhalb des<br />
Gesamtverbandes <strong>der</strong> katholischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden Münster<br />
nachgekommen werden sollte. Die alte Pfarrkirche St. Mauritz<br />
hatte sich schon lange als zu klein erwiesen für die stark<br />
gestiegene Seelenzahl <strong>der</strong> Gemeinde und das gleich galt für die<br />
große Herz-Jesu-Gemeinde. Es dauerte Monate, ohne daß es<br />
gelang, <strong>der</strong> Schwierigkeit Herr zu werden. Am 28. Oktober 1927<br />
faßte <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nvorstand von St. Josef eine Entschließung, die<br />
durch eine Deputation, bestehen <strong>aus</strong> den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
Reifferscheidt, Dröge, Pieper und Zons, dem Hochwürdigen<br />
Herrn Bischof überreicht wurde. In dieser Entschließung wurde<br />
<strong>der</strong> Hochw. Herr Bischof gebeten, seinen ganzen Einfluß für eine<br />
baldige Inangriffnahme des Baues <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>-<strong>Geist</strong>-<strong>Kirche</strong><br />
geltend machen zu wollen. Zur Begründung diese Bitte wurde<br />
weiter <strong>aus</strong>geführt: „Von den drei in Aussicht genommenen
<strong>Kirche</strong>nneubauten ist <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>-<strong>Geist</strong>-<strong>Kirche</strong> nach<br />
unsere Überzeugung <strong>der</strong> dringendste, da die Entwicklung des<br />
<strong>Geist</strong>-Bezirks in den letzten Jahren eine außergewöhnlich große<br />
gewesen ist. Die räumliche Entfernung <strong>der</strong> Bewohner dieses<br />
neuen Bezirks von <strong>der</strong> St. Josefs-<strong>Kirche</strong> ist erheblich größer als<br />
in irgendeinem an<strong>der</strong>en Stadtteil. Dabei sei beson<strong>der</strong>s erinnert an<br />
die großen Siedlungsanlagen, namentlich <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>reichen und<br />
<strong>der</strong> Kriegsbeschädigten, die bis eine Stunde von ihrer jetzigen<br />
Pfarrkirche entfernt wohnen. Weiter verdient beson<strong>der</strong>e<br />
Beachtung, daß mehrere hun<strong>der</strong>t Kin<strong>der</strong> infolge dieser großen<br />
Entfernungen niemals eine werktäglich Messe besuchen können<br />
und somit in <strong>der</strong> kirchlich-religiösen Beeinflussung gehemmt<br />
werden. Zu Berücksichtigung dieser über<strong>aus</strong> bedauerlichen<br />
Verhältnisse hat <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nvorstand <strong>der</strong> St.-Josefs-Gemeinde<br />
bereits vor mehr als zwei Jahren den Bau <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>-<strong>Geist</strong>-<strong>Kirche</strong><br />
beschlossen und die Pläne fertig gestellt. Die bereits annähernd<br />
5000 Bewohner <strong>der</strong> künftigen Gemeinde erwarten mit Ungeduld<br />
die baldige Inangriffnahme des Kirchbaues nach den vorgelegten<br />
Plänen und sind <strong>der</strong> Ansicht, daß <strong>der</strong> Gesamtverband <strong>der</strong><br />
katholischen <strong>Kirche</strong>ngemeinden Münsters mit Rücksicht auf die<br />
große Dringlichkeit <strong>der</strong> Lage hierzu die erfor<strong>der</strong>lichen Mittel<br />
einstellen muß.“<br />
Erst im Sommer des Jahres 1928 gelang es, Dank <strong>der</strong> eifrigsten<br />
Bemühungen des Gesamtverbandes, die Mittel flüssig zu<br />
machen, die für den Bau <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>-<strong>Geist</strong>-<strong>Kirche</strong> und <strong>der</strong> Erpho-<br />
<strong>Kirche</strong> in St. Mauritz bestimmt waren, während <strong>der</strong> Herz-Jesu-<br />
Gemeinde zunächst mit <strong>der</strong> Umgestaltung des schönen Saales im<br />
Arbeiterh<strong>aus</strong>e an <strong>der</strong> Schillerstraße in eine Notkirche geholfen<br />
werden konnte. In <strong>der</strong> Sitzung des <strong>Kirche</strong>nvorstandes am 17. Juli<br />
1928 wurden dann auf Grund öffentliche Ausschreibung die Erd-<br />
und Maurerarbeiten an die Firma Johannes Weinrich und die<br />
Betonarbeiten an die Firma Büscher und Sohn vergeben, die<br />
beide in <strong>der</strong> Josefsgemeinde ihren Sitz haben. Am 30. Juli 1928<br />
erfolgte <strong>der</strong> erste Spatenstich und am 21. Oktober<br />
Die feierliche Grundsteinlegung<br />
Es war ein Freudentag für die ganze St. Josefsgemeinde. Eine<br />
feierliche Prozession zog mit dem Hochw. Herrn Bischof durch<br />
die festlich beflaggten und von einem Spalier von T<strong>aus</strong>enden<br />
besetzten Straßen zum Bauplatz auf <strong>der</strong> <strong>Geist</strong>. Pfarrer Druffel<br />
begrüßte dort auf dem zukünftigen Vorhof <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, den<br />
Hochw. Bischof namens <strong>der</strong> Pfarrgemeinde St. Josef und danke<br />
ihn beson<strong>der</strong>s dafür, daß er persönlich den Grundsteine für die
neue <strong>Kirche</strong> legen wolle. Zwei weiß gekleidete Mädchen trugen<br />
ein Willkommen vor und <strong>der</strong> Schulchor <strong>der</strong> <strong>Geist</strong>schule erfreute<br />
den Hochw. Herrn Bischof mit einem Liede.<br />
Danach begann <strong>der</strong> feierliche Akt <strong>der</strong> Grundsteinlegung auf dem<br />
festlich geschmückten Chore mit <strong>der</strong> Weihe <strong>der</strong> Stätte für den<br />
Hochaltar, an dessen Stelle ein großes Kreuz errichtet war. Es<br />
folgte die Weihe des Grundsteines selbst und die Einsegnung <strong>der</strong><br />
Fundamente. In den Grundsteine wurde eine lateinische Urkunde<br />
eingelassen, die folgenden Wortlaut hat:<br />
Cum post bellum infeliciter finitum prater omnium<br />
exspecationem in dies vehementer cresceret inclytam civiatem<br />
Monaseriensem inhabitantium multitude atque imprimis intra<br />
fines parochiae ad S. Joseph in regione illa surburbana, quae<br />
„<strong>Geist</strong>“ vocatur, christifidelium numerus augeretur adeo at<br />
animarum cura non nisi propria ecclesia proprioque pasore rite<br />
consuli posse vieretur:<br />
Anno a repapta salute millesmo nongentesimo vicesimooctavo,<br />
dominica vicesima prima post Pentecostem, die vicesima prima<br />
mensis ocotbris<br />
Pio undcimo Ecclesae Catholicae Episcopo, Joanne Poggenburg<br />
Monasteriensis Ecclesiae Antistite, Bernardo Druffel Ecclesiae<br />
ad Sanctum Joseph Parocho, dum rem publicam Germanicam<br />
Paulus de Hindenburg, rem verocivicam Monasteriensis Georgius<br />
Sperlich mo<strong>der</strong>antur:<br />
ecclesiae novae, quae Sancti Spiritus numini dicabirut, eiusque<br />
primae post generalem parochiarum Monasteriensium initam<br />
associationem, Dei nomine invocate Lapis Primarius positus est<br />
cum Prasule suo lucte astantibus clero populoque fideli Deumque<br />
precantibus:<br />
ut novam adeficii structuram luxta exemplum a Gualter Kremer<br />
Duisburgienst inventum idque e centum undeoctoginta cum<br />
Laude approbatum ad finem feliciter perducat Ipse Dei Spiritus<br />
paernae dexerae Digitus in unum unanimator conspiantibus qui<br />
ad opus vocati sunt omnibus, vel pecuniam subministantibus vel<br />
mente aut manu operantibus.<br />
In huius rei festique huius diei memoriam hunc paginam<br />
nominibus suis signaverunt<br />
Joannes Epps. Monasteriensis<br />
B. Druffel parochus ad S. Joseph<br />
B. Huskamp<br />
H. Bierbaum<br />
Th. Samson
H. Frye<br />
C. Reifferscheidt e parochialis administrantionis<br />
consiliaris<br />
W. Kremer architectus<br />
H. Tönies architectus<br />
“Nach dem unglücklichen Ausgang des Krieges wuchs über alles<br />
Erwarten die Einwohnerzahl <strong>der</strong> alterwürdigen Stadt Münster<br />
von Tag zu Tag stark an. Vor allem im Gebiet <strong>der</strong> Josefspfarre, in<br />
jener Vorstadtgegend, die „<strong>Geist</strong>“ genannt wird, stieg die Zahl<br />
<strong>der</strong> Christgläubigen <strong>der</strong>art an, daß die Seelsorge nur mehr durch<br />
ein eigenes Gottesh<strong>aus</strong> und durch einen eigenen Pfarrer <strong>aus</strong>geübt<br />
werden zu können schien.<br />
Darum wurde im Jahre des Heiles 1928, am 21. Sonntag nach<br />
Pfingsten, am 21 Oktober, unter dem Pontifikate Pius XT., als<br />
Johannes Poggenborg Bischof von Münster, Bernhard Druffel<br />
Pfarrer an St. Josef. Paul von Hindenburg Präsident <strong>der</strong><br />
Deutschen Republik und Georg Sperlich Oberbürgermeister von<br />
Münster war, <strong>der</strong> Grundstein gelegt zu <strong>der</strong> neuen <strong>Kirche</strong>, die dem<br />
<strong>Heilig</strong>en <strong>Geist</strong>e geweiht werden soll. Es ist dies die erste <strong>Kirche</strong>,<br />
die nach <strong>der</strong> Gründung des Gesamtverbandes <strong>der</strong> Pfarreien<br />
Münsters gebaut wird.<br />
In hoher Festesfreude ist versammelt um seinen Bischof <strong>der</strong><br />
Klerus und das gläubige Volk; sie alle bitten Gott, daß die<br />
Errichtung des neuen Bauwerkes, <strong>aus</strong>geführt nach dem von<br />
Walter Kremer <strong>aus</strong> Duisburg entworfenen und unter 179<br />
Bewerbungen preisgekrönten Plane, zu einem glücklichen Ende<br />
geführt werde durch denselben <strong>Heilig</strong>en <strong>Geist</strong>, <strong>der</strong> da ist <strong>der</strong><br />
Finger an des Vaters Rechten.<br />
Einmütig wirken alle zusammen, die zum Werke berufen sind,<br />
die es unterstützen durch ihre Gaben und die es för<strong>der</strong>n durch<br />
ihres Verstandes o<strong>der</strong> ihrer Hände Kraft.<br />
Zum Andenken an dieses Ereignis und an diesen Festtag<br />
zeichnen vorliegende Urkunde mit ihrem Namen:<br />
Johannes, Bischof von Münster, B. Druffel, Pfarrer an St. Josef,<br />
H. Huskamp, H. Bierbaum, Th. Samson, Kapläne an St. Josef,<br />
H. Frye, Generalvikariatsrat, W. Kremer, Architekt, H. Tönies,<br />
Architekt.<br />
Nach <strong>der</strong> feierlichen Handlung nahm <strong>der</strong> Hochw. Herr Bischof<br />
das Wort und sprach <strong>der</strong> St. Josefsgemeinde seine herzlichen<br />
Wünsche dafür <strong>aus</strong>, daß sie dem <strong>Heilig</strong>en <strong>Geist</strong>e eine neue<br />
<strong>Kirche</strong> baue; er schloß daran den Wunsch, daß sie in Treue das<br />
Werk för<strong>der</strong>e und daß reicher Segen von diesem Gottesh<strong>aus</strong>e
<strong>aus</strong>gehen möge. Im Anschluß daran vollzog <strong>der</strong> Hochw. Herr<br />
Bischof drei Hammerschläge auf den Grundstein; nach ihm<br />
Pfarrer Druffel, Obermedizinalrast Dr. Engels namens des<br />
Katholikenkomitees <strong>der</strong> Stadt Münster, Stadtrat Dr. Linneborn<br />
namens <strong>der</strong> Stadtverwaltung, <strong>der</strong> Erbauer <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>, Architekt<br />
Kremer, Duisburg, u.a.m.<br />
Im Anschluss an den feierlichen Akt <strong>der</strong> Grundsteinlegung fand<br />
für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> künftigen <strong>Geist</strong>gemeinde im Saale<br />
Münstermann (Hammer Ch<strong>aus</strong>see) eine Festversammlung statt.<br />
Der Saal war zu klein, um alle Besucher fassen zu können. Das<br />
St. Josefs-Orchester erfreute zu Beginn mit festlichen Weisen,<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nchor St. Josef unter <strong>der</strong> Leitung von Lehrer<br />
Horstmann mit Lie<strong>der</strong>vorträgen, die mit großem Beifall<br />
aufgenommen wurden. Nach dem Vortrag eines über<strong>aus</strong><br />
feinsinnigen Prologs, den die Dichterin Ilse von Stach, ein<br />
Pfarrkind <strong>der</strong> Josefsgemeinde, <strong>der</strong> neuen <strong>Kirche</strong> gewidmet hat,<br />
nahm Pfarrer Druffel, <strong>der</strong> unermüdliche Anwalt des neuen<br />
<strong>Kirche</strong>nbaues, das Wort zu einem herzlichen Willkommen für die<br />
späteren Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>-<strong>Geist</strong>-Gemeinde und die<br />
Ehrengäste. Seine Ausführungen galten ganz <strong>der</strong> Freude über das<br />
im Werden begriffene Werk und <strong>der</strong> Hoffnung, daß die neue<br />
<strong>Geist</strong>gemeinde dieses Werk in hohen Ehren halten, es schmücken<br />
und beglücken möge. Herzlich Dankesworte widmete er allen,<br />
die es heute mit ihrer Hände Arbeit weiterführen; vor allem hob<br />
er dabei die tatkräftige und treue Unterstützung hervor, die ihm<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nvorstand von St. Josef immer geliehen habe. Der<br />
Hochw. Her Bischof habe bei seiner jüngsten Anwesenheit in<br />
Rom dem <strong>Heilig</strong>en Vater darüber berichtet und <strong>der</strong> <strong>Heilig</strong>e Vater<br />
habe dann dem verdienten stellvertretenden Vorsitzenden des<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstandes, dem Kaufmann Kaspar Reifferscheidt, <strong>der</strong><br />
seit 30 Jahren im <strong>Kirche</strong>nvorstand von St. Josef wirke, eine<br />
beson<strong>der</strong>e Auszeichnung verliehen, indem er ihm das Kreuz pro<br />
Ecclesia et Pontifice überreichen lasse<br />
Die Versammlung nahm diese Auszeichnung für den verdienten,<br />
allseits hochgeachteten Herrn Reifferscheidt mit stürmischen<br />
Beifall auf. Kaufmann Reifferscheidt dankte in bewegten Worten<br />
für diese ehrenvolle Überraschung und rief zur Mitarbeit auf,<br />
damit das große Werk des <strong>Kirche</strong>nbaues glücklich zur<br />
Vollendung kommen möge.<br />
Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Festversammlung nahm<br />
Universitätsprofessor Dr. Wackernagel das Wort, um als<br />
Sachverständiger und Mitglied des Preisrichterkollegiums für die<br />
Entwürfe zum Bau <strong>der</strong> <strong>Geist</strong>kirche in klaren, geistreichen und<br />
eindrucksvollen Ausführungen die mo<strong>der</strong>ne Stilform <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>
zu begründen. Pfarre Druffel dankte dem Redner namens <strong>der</strong><br />
ganzen Versammlung <strong>aus</strong> vollem Herzen für diese inhalt- und<br />
aufschlussreichen Ausführungen und weckte die Begeisterung für<br />
die tatkräftige Unterstützung des Baues wie auch seine spätere<br />
Ausstattung. Herzlichen Dank zollt er nochmals allen Helfern,<br />
auch dem <strong>Kirche</strong>nchor und Musikchor, und schloß dann die<br />
stimmungsvolle denkwürdige Festversammlung.<br />
Der Vollendung entgegen<br />
Am Tage <strong>der</strong> Grundsteinlegung ragten bereits die gigantischen<br />
Betonsäulen in die Höhe als Zeichen einer neuen Zeit, die mit<br />
neuen Formen sich in den alten heiligen Dienst des Höchsten<br />
stellt. Rasch schritt <strong>der</strong> Bau nun vorwärts, bis ein in seiner<br />
Strenge lange nicht mehr erlebter Winter für drei Monate die<br />
Weiterarbeit unmöglich machte. Erst im März 1929 konnte <strong>der</strong><br />
Bau fortgesetzt werden., wuchs und entfaltete sich und wurde in<br />
seine immer sichtbarer werdenden Gestalt bald das Ziel von<br />
T<strong>aus</strong>enden, die mit Erstaunen und Bewun<strong>der</strong>ung sahen, wie auf<br />
diesem weithin beherrschenden Platze ein Gottesh<strong>aus</strong><br />
ungewohnter, aber doch machtvoller Form <strong>der</strong> Vollendung<br />
entgegen ging. Ohne einen Unfall wuchs <strong>der</strong> Bau zur Höhe und<br />
als dann die Gestaltung des Inneren in Angriff genommen wurde,<br />
stieg das Interesse und die Überzeugung, daß auch und daß<br />
gerade in diesem mo<strong>der</strong>nen Bau eine tiefe, ernste<br />
Andachtsstimmung aufkommt. Auch hier werden ganz neue<br />
Wege gegangen, echte Einfachheit herrscht in Raum und<br />
Ausstattung, stimmungsvolle Farb- und Lichtwirkung und über<br />
allem dominierend, allen sichtbar, allen leuchtend <strong>der</strong> Altar mit<br />
dem großen Pfingstgemälde im Hintergrunde. In<br />
anerkennenswertem Sammel- und Arbeitseifer ist in den<br />
verflossenen Monaten schon viel geschehen für die Ausstattung<br />
des neuen Gottesh<strong>aus</strong>es, die von <strong>der</strong> Gemeinde selbst beschafft<br />
werden muß. Altäre, Orgel, Kanzel Bänke, Beichtstühle<br />
Paramente sind vorhanden und auch die ersten drei Glocken<br />
konnten am 27. Oktober feierlich geweiht werden. Sie sind von<br />
<strong>der</strong> Firma Petit und Edelbrock in Gescher gegossen und tragen<br />
folgende Bezeichnungen: St. Bernardus Mellifluum sono Jesu<br />
nomen. St. Catharina: Impleat vos supereminens Christi scientia.<br />
St. Maria: Dilectum Patri meumque filiun andite. Die beiden<br />
größeren Glocken werden später noch beschafft werden müssen.;<br />
sie sollen dem <strong>Heilig</strong>en <strong>Geist</strong>e (Unctio Spiritus Sancti sit in<br />
cordibus vestris) und dem Herzen Jesu (Ponam vos ut signaculum<br />
super Cor meum) gewidmet sein.
Auch die Anbringung einer Turmuhr ist vorgesehen, sobald die<br />
Mittel aufgebracht werden können.<br />
Bei <strong>der</strong> Vergebung aller bisher geleisteten Arbeiten hat <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>nvorstand von St. Josef das heimische Gewerbe in aller<br />
weitestem Maße berücksichtigt und ihm damit Gelegenheit<br />
gegeben, die Güte heimischer Arbeit in allen Teilen zu zeigen.<br />
Erfreulicher Weise konnte auch mit dem Bau des Pfarrh<strong>aus</strong>es im<br />
Sommer begonnen und damit ein wesentliches Glied des Baues<br />
geschaffen und ein dringendes Erfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> neuen<br />
Rektoratsgemeinde zum <strong>Heilig</strong>en <strong>Geist</strong> befriedigt werden. Der<br />
vom Hochw. Herrn Bischof am 5. November zum Rektor<br />
ernannte, bisherige Kaplan an St. Josef, Huskamp, wird in <strong>der</strong><br />
Mitte seiner Pfarrkin<strong>der</strong> wohnen und wirken. Möge ihr neues<br />
schönes Gottesh<strong>aus</strong> reichsten Segen über sie bringen für viele<br />
Jahrhun<strong>der</strong>te.