Wochenblatt Lörrach KW 30
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WOCHENBLATT<br />
12 AUS DER REGIO 22. JULI 2015<br />
I<br />
nwenigenWochensindauch<br />
unsere Innenstädte in Baden-Württemberg<br />
wieder<br />
verwaist und wir genießen die<br />
schönsten Wochen des Jahres.<br />
Wir haben Zeit füreinander und<br />
befriedigen das latente Bedürfnis<br />
nach Erholung vom Alltag.<br />
Ist uns klar, was unser internes<br />
Navigationssystem hier mit uns<br />
veranstaltet? Wenn das der alte<br />
Maslow wüsste: Der Psychologe<br />
entwickelte vor fast 70 Jahren<br />
das wohl eingängigste Modell<br />
menschlicher Entwicklung: die<br />
sogenannte Bedürfnispyramide.<br />
Zur Befriedigung der existenziellenBedürfnisse,diebisMitte<br />
des vorigen Jahrhunderts alles<br />
anderealsnormalundalltäglich<br />
war, müssen Nahrung und Hygiene<br />
sowie warme und sichere<br />
Wohnungen bereitgestellt werden.<br />
Auf der zweiten Stufe der<br />
Pyramide steht die Sicherheit,<br />
die in der Nachkriegsordnung<br />
keineswegs sicher war und die<br />
heute in Zeiten asymmetrischer<br />
Konflikte – Stichwort Islamischer<br />
Staat – auch nicht mehr<br />
selbstverständlich ist. Die dritte<br />
Stufe danach steht für den Komplex<br />
der sozialen Bedürfnisse.<br />
Familie, Freunde, Bekannte,<br />
Gemeinde, Gesellschaft – das<br />
Soziale und Gemeinsinnige.<br />
Wir messen uns mit anderen<br />
und lernen voneinander, wir<br />
teilen unsere Erfahrungen und<br />
unser Wissen. Das reicht uns<br />
natürlich nicht aus. Die Emanzipationsbewegung,<br />
die sich<br />
aktuell wieder in der Gesetzgebung<br />
der Frauenquote zu<br />
Wort meldet, hat nach wie vor<br />
eine Zielsetzung auf der vierten<br />
Stufe: die Anerkennung und<br />
die soziale Akzeptanz für das,<br />
was man ist und tut in der Gewährung<br />
einer Chancengleichheit.<br />
Wo dies erreicht ist,<br />
DER KOMMENTAR<br />
Urlaub und Sinnsuche<br />
VON RUDOLF KAST<br />
herrscht das Paradies auf Erden.<br />
Dies ist der Traum und das<br />
Ziel der Flüchtlinge, die Europa<br />
in so hoher Zahl und unter<br />
Inkaufnahme höchster persönlicher<br />
Risiken ansteuern. Hier<br />
hungert man nicht, schläft ruhig<br />
in seinem Bett in seinem sicherenHeim,weiß,dassmanetwas<br />
Nützliches tut und wird dafür<br />
bezahlt. Das ist fast der Gipfel<br />
der Möglichkeiten. Doch nach<br />
dem Wohlstand und dem Respekt<br />
suchen wir in unseren<br />
zivilisierten Gesellschaften das<br />
Wichtigste überhaupt: das persönliche<br />
Glück, der Zeit der<br />
menschlichen Bedürfnisse.<br />
Dies ist das, was Maslow als<br />
das Ende der Fahnenstange der<br />
persönlichen Bedürfnisse definierte:<br />
Selbstverwirklichung,<br />
die Spitze der Pyramide. Man<br />
tut, was man will, und ist damit<br />
am Ende seiner Wünsche angelangt.<br />
Es geht immer um das<br />
persönliche Glück, das wir in<br />
ultimativer Form in den schönsten<br />
Wochen des Jahres im Urlaub<br />
suchen. Und dann, wo<br />
geht’s lang bitte? War das jetzt<br />
alles? Wie sieht die Zukunft<br />
aus? Fragen, mit denen wir uns<br />
im Urlaub beschäftigen. Viel<br />
Freude und Erfolg auf der Suche<br />
nach den Antworten und dem<br />
damit verbundenen Sinn!<br />
Rudolf Kast<br />
ist einer der<br />
führenden<br />
Köpfe und<br />
Vordenker im<br />
deutschen<br />
Personalwesen.<br />
Der Berater<br />
für Personalmanagement<br />
und Hochschullehrer<br />
wurde 2006 für seine Leistungen<br />
mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet.<br />
Musik und laue Sommernächte<br />
Veranstalter des 33. Zelt-Musik-Festivals (ZMF) in Freiburg ziehen eine positive Bilanz<br />
Freiburg. Das 33. Zelt-Musik-Festival<br />
war heiß und gut. Dank 14<br />
ausverkaufter Veranstaltungen<br />
kann sich das ZMF über rund<br />
41.000 Konzertbesucher freuen.<br />
Musikalische Höhepunkte waren<br />
im Zirkuszelt unter anderem die<br />
Konzerte von Tommy Emmanuel,<br />
Orquesta Buena Vista Social Club,<br />
Joan Baez und Tom Odell, der mit<br />
einem unerwartet rockigen Set<br />
überraschte. Im Spiegelzelt haben<br />
Jesper Munk, Les Yeux d’la Tête und<br />
Mockemalör besonders beeindruckt.<br />
Insgesamt genossen über 1<strong>30</strong>.000<br />
Musik- und Kulturliebhaber die lauen<br />
Sommernächte auf dem ZMF-<br />
Gelände. Bei der einmaligen ZMF-<br />
Stimmung mit Lichtern, Musik,<br />
Kleinkünstlern und Jugendkultur-<br />
Aktionen schlenderten die Besucher<br />
über die Hügel und durch die<br />
Zeltstadt und lauschten den Konzerten<br />
des Hauptprogrammes.<br />
Aufgrund der hochsommerli-<br />
Regio. Das Gesetz zur Regelung<br />
eines allgemeinen Mindestlohns<br />
(MiLoG), steht hauptsächlich wegen<br />
der Dokumentations- und Archivierungsfrist<br />
in der öffentlichen<br />
Kritik. Federführend bei diesem<br />
Gesetz ist das Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales, unter der<br />
Ministerin Andrea Nahles (SPD).<br />
Der CDU-Ortsverband Schliengen<br />
und der CDU-Stadtverband<br />
Bad Krozingen informierten sich<br />
im Weingut Fritz Waßmer in Bad<br />
Krozingen über die allgemeinen<br />
Auswirkungen des Gesetzes und<br />
die zu erheblichen Mehraufwand<br />
führenden bürokratischen Auflagen.<br />
Der zum 1.Januar 2015 erstmalig<br />
deutschlandweit eingeführte<br />
Mindestlohn beträgt 8,50 Euro und<br />
Viel Musik und laue Sommernächte: Die 33. Auflage des Zelt-Musik-Festivals<br />
in Freiburg war wieder einmal ein Erfolg.<br />
Foto: RK<br />
chen Temperaturen mussten leider<br />
am ersten Festivalwochenende der<br />
Bambinilauf und das Reiten abgesagt<br />
werden, die beide unter der<br />
prallen Nachmittagssonne stattgefunden<br />
hätten. Am letzten Festivalfreitag<br />
wurde leider das Konzert<br />
von Lindsey Stirling von der Künstlerin<br />
abgesagt, da laut ihrer AussagedieTemperaturenimZeltzuhoch<br />
für Künstler und Publikum seien.<br />
Dies ist in den bisher 33 Festivaljahren<br />
noch nie vorgekommen. An den<br />
vorangegangenen Festivaltagen mit<br />
zum Teil gleich hohen Temperaturen<br />
wurde durch die Sanitäter der<br />
Johanniter Unfallhilfe bestätigt,<br />
dasseskeineneinzigenKreislaufzusammenbruch<br />
oder eine signifikante<br />
Steigerung der Einsatzzahlen im<br />
Vergleich zum Vorjahr in einem der<br />
Zelte gegeben habe. Dies zeigt, dass<br />
das Belüftungskonzept, das auf<br />
dem Kamineffekt beruht, gut funktioniert:<br />
Die heiße Luft zieht nach<br />
draußen ab und ständig strömt frische,<br />
sauerstoffreiche Luft nach. Sobald<br />
die Außentemperaturen niedrigersindalsdieimZelt,wirddieser<br />
natürliche Effekt mit zusätzlichen<br />
Gebläsen verstärkt. „Ein gesundheitliches<br />
Risiko für die Konzertgäste<br />
aufgrund zu hoher Temperaturen<br />
schließen wir daher aus“, heißt es<br />
aus dem Veranstalterteam. (RK)<br />
Ein Thema für die heimische Landwirtschaft<br />
Der Mindestlohn wird wegen seiner bürokratischen Auflagen kritisiert / CDU besucht das Weingut von Fritz Waßmer<br />
Bei Fritz Waßmer (von links) informierten sich Dr. Patrick Rapp, Marvin Wolf<br />
(Bad Krozingen) und Markus Büchin (Schliengen).<br />
Foto: RK<br />
darf bis Ende 2016 auf der Grundlage<br />
allgemeingültiger Branchenmindestlöhne<br />
unterschritten werden.<br />
Im Jahr 2017 müssen diese<br />
Branchen mindestens 8,50 Euro<br />
zahlen, selbst wenn die Mindestlohn-Kommission<br />
die Lohnuntergrenze<br />
inzwischen erhöht haben<br />
sollte. Saisonarbeiter in der Landwirtschaft<br />
bekommen zwar Mindestlohn,<br />
die Arbeitgeber können<br />
aber die Kosten für deren Unterkunft<br />
und Verpflegung anrechnen.<br />
„Mit dieser gesetzlichen Regelung<br />
schießen wir uns selbst aus dem<br />
Markt“, so Fritz Waßmer, der Anhand<br />
des Zusammenbruchs des<br />
Spargelanbaus im Elsass beziehungsweise<br />
der Erdbeerproduktion<br />
in Norditalien den Preisdruck<br />
und das Ausweichen der Lebensmittelkonzerne<br />
in Billiglohnländer<br />
in den Raum stellte. Rapp, der den<br />
MindestlohneherinderZuständigkeit<br />
der Tarifpartner sieht, forderte<br />
die Unionsabgeordneten im Bundestag<br />
auf, entsprechenden Druck<br />
in den Gesprächen mit dem Koalitionspartner<br />
auf zu bauen, um Verbesserungen<br />
gerade für die heimische<br />
Landwirtschaft und deren Familienbetriebe<br />
zu erzielen. (RK)