D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie
D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie
D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
20<strong>11</strong>
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />
IM FRIEDRICHSTADTPALAST<br />
8. APR<strong>IL</strong> 20<strong>11</strong>
GRUSSWORT<br />
Der heutige Abend bietet die wunderbare Gelegenheit,<br />
sich herausragenden Filmproduktionen<br />
des zurückliegenden Kinojahres in Erinnerung<br />
zu rufen. Für mich ist die Verleihung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises aber mehr als eine<br />
bloße „Leistungsschau“ heimischen Filmschaffens.<br />
Ob dokumentarisch oder fiktional, provokant<br />
oder poetisch – Filme zeichnen immer auch<br />
ein Bild unseres Landes. Was bewegt oder rührt<br />
uns? Was amüsiert uns? Wie ein Seismograph<br />
geben sie Aufschluss über Befindlichkeiten unserer<br />
Gesellschaft. Es gibt ein großes Bedürfnis<br />
nach mitreißenden deutschen Produktionen.<br />
Wir brauchen diese Filme der Nähe, die ein Bild<br />
der Lage zeichnen – wir brauchen das deutsche<br />
Kino! Ziel der Filmpolitik des Bundes ist daher<br />
die Stärkung deutschen Filmschaffens, kulturell<br />
wie auch wirtschaftlich. Mit der Vergabe des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, dem höchstdotierten<br />
deutschen Kulturpreis, will die Bundesregierung<br />
nicht nur herausragende Filmkunst würdigen,<br />
sondern sie zugleich fördern.<br />
4<br />
Mein aufrichtiger Dank gilt einmal mehr der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und ihren Präsidenten<br />
Iris Berben und Bruno Ganz. Seit nunmehr<br />
sieben Jahren gelingt es der Akademie immer<br />
wieder aufs Neue, einen wunderbar glamourösen<br />
und spannenden Abend auszurichten.<br />
Allen Gästen, Nominierten und Preisträgern<br />
wünsche ich vergnügliche und unterhaltsame<br />
Stunden.<br />
Bernd Neumann, MdB<br />
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin<br />
Bundesregierung/Kugler<br />
©<br />
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur<br />
und Medien Foto:<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
GRUSSWORT<br />
Als wir vor ziemlich genau einem Jahr zum ersten<br />
Mal an dieser Stelle auftauchten, hatten wir<br />
gerade unsere ehrenvollen Ämter übernommen.<br />
Zwar hatten wir von unseren Vorgängern durchaus<br />
erfahren, mit wieviel Verantwortungsgefühl,<br />
Engagement, manchmal Geschick, manchmal<br />
Rigorosität man als oberstes Organ der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> zur Sache gehen muss,<br />
aber um es wirklich zu verstehen, mussten wir<br />
es im Laufe der letzten zwölf Monate auch erleben.<br />
Wir haben es erlebt. Und es hat uns gefallen.<br />
Denn wir haben vor allem erlebt, dass das alles<br />
einen Sinn hat, weil der deutsche Film und die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> mit uns in Verbindung<br />
gebracht werden. Wir konnten unsere Gesichter,<br />
unsere Stimmen und unsere Meinungen zur Verfügung<br />
stellen – und wurden dafür respektiert,<br />
kritisiert, gehört und – wie wir durchaus spüren<br />
konnten – auch geliebt.<br />
Dabei war das vergangene Jahr kein leichtes für<br />
den deutschen Film. Wirtschaftlich schwächelte<br />
er. Künstlerisch gab es keine ausgesprochenen<br />
Höhenflüge. Er hielt aber – da ist er verlässlich –<br />
einige sehr und einige weniger angenehme Überraschungen<br />
bereit. Vor allem aber war der deutsche<br />
Film im vergangenen Jahr politisch stark<br />
angeschlagen. Die schwelende Rechtsunsicherheit<br />
um die Verfassungskonformität der wichtigen<br />
Filmförderinstrumente des Bundes und die<br />
damit verbundene eingeschränkte Handlungsfähigkeit<br />
der Filmförderungsanstalt hat nicht<br />
nur den Filmproduzenten des Landes schlaflose<br />
Nächte bereitet. Alle Filmschaffenden spürten,<br />
dass es um ihre künstlerische und wirtschaftliche<br />
Zukunft ging. Seit dem lange erwarteten<br />
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts am<br />
23. Februar 20<strong>11</strong> ist die Rechtssicherheit wieder<br />
hergestellt. Die Diskussion um moderne<br />
Zukunftsmodelle zur Filmförderung geht weiter.<br />
Sicher auch mit uns, mit der <strong>Filmakademie</strong>.<br />
Jetzt freuen wir uns darauf, mit den Nominierten<br />
und Preisträgern des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises<br />
einen Abend für den deutschen Film zu feiern.<br />
Ab morgen ist das Kino wieder Alltag, Arbeit und<br />
Aufgabe. Darauf und darüber freuen wir uns übrigens<br />
auch.<br />
Iris Berben Bruno Ganz<br />
(Präsidentin) (Präsident)<br />
Foto: © Mathias Bothor<br />
5
DIE VORZÜGE DES PALASTES<br />
Interview mit den Künstlerischen Leitern<br />
Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger.<br />
?? Der Friedrichstadtpalast bot schon bei der Premiere<br />
im letzten Jahr neue Möglichkeiten für die<br />
Show. Mittlerweile kennt ihr euch in der Location<br />
noch besser aus. Hat das überraschende Auswirkungen<br />
auf das Konzept?<br />
Florian Gallenberger: Wir versuchen natürlich<br />
wieder die Vorzüge des Palasts zu nutzen und<br />
auch mit Elementen aus der aktuellen Show des<br />
Friedrichstadtpalasts zu arbeiten. Das wird den<br />
Abend sicherlich bereichern, allerdings wollen<br />
wir nicht das Augenmerk verlieren, das liegt nämlich<br />
zweifellos auf den Filmen, den Nominierten<br />
und den LOLAs. Und das soll auf keinen Fall anders<br />
sein.<br />
Benjamin Herrmann: Stimmt. Nur für einen Moment<br />
darf man das vergessen: Wenn Iris Berben<br />
und Bruno Ganz an einem brennenden Trapez in<br />
15 Meter Höhe ohne Fangnetz Salti Mortale schlagen<br />
und der Staatsminister sie dann auffängt ...<br />
6<br />
Gallenberger: Leider nicht ... Die Nummer kippt<br />
gerade, weil sich das Pult des Staatsministers<br />
nicht am Trapez festmachen lässt und er ohne<br />
Pult nicht auftritt.<br />
?? Gibt es etwas, das ihr grundsätzlich völlig anders<br />
machen wollt als 2010?<br />
Herrmann: Ja, DAS WE<strong>IS</strong>SE BAND nicht alle<br />
Preise gewinnen lassen. Wir fanden die Show im<br />
letzten Jahr ja nicht schlecht, so dass wir nicht<br />
grundsätzlich anders arbeiten wollen. Aber natürlich<br />
wollen wir noch besser werden.<br />
Gallenberger: Also heißt es, die Show noch weiter<br />
zu entschlacken, durch überraschende Paten und<br />
den Verzicht auf den sonst so allgegenwärtigen<br />
Laudationsmüll die Sache schwungvoll zu halten,<br />
so dass der Zuschauer am besten vergisst, dass 17<br />
Preise in zwei Stunden vergeben werden müssen<br />
und man dabei immer Gefahr läuft, in eine repetitive<br />
Nummernrevue zu verfallen.<br />
Herrmann: Aber den Kinderchor aus der Oscar-<br />
Verleihung machen wir schon auch, oder?<br />
Gallenberger: Ja, aber bei uns mit dem Seniorenchor<br />
der <strong>Filmakademie</strong>, die die nominierten Filmmusiken<br />
pfeifen.<br />
?? Wieviel Kino wollt ihr euch in der Fernsehshow<br />
erlauben und dem Publikum gönnen?<br />
Herrmann: Das wird sicher der entscheidende<br />
Unterschied zum letzten Jahr: Das Bühnenbild<br />
wird viel stärker großes Kino kommunizieren.<br />
Und wenn die Technik mitspielt, wird das sehr<br />
beeindruckend.<br />
Gallenberger: Und worum geht es im Kino:<br />
Emotionen, Unterhaltung und den Zuschauer<br />
durch Geschichten bereichern – vielleicht gelingt<br />
uns das eine oder andere auch in der Show.<br />
?? Barbara Schöneberger moderiert die Verleihung<br />
zum vierten Mal. Was werdet ihr tun, damit<br />
sie sich nicht langweilt?<br />
Herrmann: Wichtiger ist doch: Was wird sie tun,<br />
damit wir uns nicht langweilen? Vor allem wird<br />
sie den Text für ihre Anmoderation erst nach<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
dem Warm-up bekommen, damit nicht schon die<br />
Pointen für die Show getestet werden können.<br />
Gallenberger: Barbara ist grundsätzlich nicht<br />
jemand, der schnell langweilt – weder sich noch<br />
das Publikum - und dass sie den Filmpreis nun<br />
zum vierten Mal moderiert, finde ich eher einen<br />
Vor- als einen Nachteil, denn man muss auch zusammenfinden,<br />
die Energie und die Art der Komik<br />
und Ironie, die Barbara mitbringt, besser kennen,<br />
verstehen und schätzen lernen, um ihr dann<br />
wirklich die bestmögliche Show auf den Leib zu<br />
schreiben.<br />
Herrmann: Die Vereinbarung ist ja, dass Barbara<br />
den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> so lange moderiert,<br />
bis ihr eine Hauptrolle in einem großen Kinofilm<br />
angeboten wird. Und da die gesamte Filmbranche<br />
sie offensichtlich nicht als Filmpreis-Moderatorin<br />
verlieren will, bekommt sie diese Rolle nicht.<br />
Oder Florian: Barbara als einen der beiden Milli<br />
Tinnefeld<br />
Vanillis?<br />
Michael ©<br />
Gallenberger: Nee, dafür kann Barbara zu gut<br />
singen ... leider. Foto:<br />
7
DER GESCHICHTENAUFHEBER – EHRENPRE<strong>IS</strong> FÜR WOLFGANG KOHLHAASE<br />
„Wir zeichnen einen Mann aus, der auf beiden<br />
deutschen Seiten Filmgeschichte und –<br />
Geschichten geschrieben hat. Kluge, lakonische,<br />
lebensnahe, komische und manchmal<br />
bittere Beschreibungen des Alltags. Es scheint,<br />
dass Regisseure und Schauspieler dabei immer<br />
seine Komplizen sind. Und so kann man<br />
nur gewinnen.“<br />
Iris Berben, Präsidentin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />
und Vorsitzende der Ehrenpreisjury<br />
„Die Kunst von Wolfgang ist Poesie in Kurzform.<br />
Pathos oder Sentimentalität sind ihm<br />
fremd. Er beschreibt komplizierte Dinge mit<br />
einfachen Worten. Seine Texte sind klar und<br />
direkt. In ihrer Lakonie treffen sie trotzdem<br />
mitten ins Herz. Das hat damit zu tun, dass er<br />
die Menschen und seine Figuren mit den Augen<br />
der Liebe betrachtet. Regieanweisungen<br />
im klassischen Sinne kommen in Wolfgangs<br />
Drehbüchern nicht vor. Es gibt keine in Klammern<br />
gesetzten Einschübe vor Dialogsätzen,<br />
die die Gefühlslage der Figuren genauer erläutern.<br />
Dafür manchmal kleine, kommentierende<br />
Sätze von großer poetischer Genauigkeit.<br />
Wolfgang vertraut seinen Partnern – und dass<br />
sie genau lesen können. Kleine Menschen und<br />
ihre großen Träume. Bei Wolfgang ist das lustig,<br />
aber nie lächerlich. Er wirkt mit seinen 78<br />
Jahren manchmal wie ein großer Junge, der<br />
sich gerade einen neuen Streich ausgedacht<br />
hat. Im Gespräch reibt er sich bisweilen die<br />
Hände an der Brust, so wie andere sich an der<br />
Stirn kratzen. Es ist eine unbewusste Geste, als<br />
wollte er sich im Gedankenflug seiner Körperlichkeit<br />
versichern, sich konzentrieren, ohne<br />
grüblerisch zu sein. So bleibt er im Nachdenken<br />
offen.“<br />
Andreas Dresen, Regisseur, über Wolfgang<br />
Kohlhaase anlässlich des Ehrenbärens der<br />
Berlinale 2010 in der „Zeit“<br />
„Ich habe immer gesagt: Wenn man beispielsweise<br />
Prosa schreibt, schreibt man bei<br />
geschlossener Tür. Und wenn man Filme<br />
schreibt, Drehbücher schreibt, schreibt man<br />
bei offener Tür. Und man hat immer Geräusche<br />
und Stimmen hinter der Wand, und immer<br />
kommt einer rein und sagt: ‚Wie weit biste<br />
denn?‘ Das Vergnügen, das ich immer empfunden<br />
habe, kam, weil ich gern an Schauspieler<br />
gedacht habe beim Schreiben. Natürlich<br />
hab ich an meine Figuren gedacht, aber<br />
die Figur kommt ja auf die Welt als Rolle für<br />
einen Schauspieler. Ich habe immer an Schauspieler<br />
gedacht, nicht so gezielt, dass ich gesagt<br />
habe, ich schreibe für den oder diese die<br />
Rolle, sondern überhaupt an Schauspieler, als<br />
Möglichkeit, als Schönheit. Und bis heute ist<br />
es faszinierend, dass man sich hinsetzt und<br />
sich eine Geschichte ausdenkt. Okay, dann<br />
steht sie auf dem Papier, möglichst brauchbar<br />
und genau. Aber dass sich dann Erwachsene<br />
verkleiden und plötzlich werden daraus<br />
sozusagen Figuren, als ob sie aus dem Leben<br />
wären, das hat für mich bis heute einen Zau-<br />
9
er. Ich versuche, an Schauspieler zu denken,<br />
wenn ich Dialoge schreibe: Sie sollen es gut<br />
haben. Wenn es die Schauspieler gut haben,<br />
hat es der Film gut. Also, das ist für mich bis<br />
heute eine Realität. Und gut, jetzt kannst du<br />
sagen: Die hat dann auch was Erotisches, im<br />
allgemeinsten Sinne: Jetzt wird Fleisch und<br />
Blut angeschafft, mit Hilfe der Schauspieler.“<br />
Wolfgang Kohlhaase über die Erotik des<br />
Schreibens auf VIERUNDZWANZIG.DE<br />
10<br />
„Ich habe im Laufe der Jahre meine Partner<br />
nicht oft gewechselt. Da waren Konrad Wolf,<br />
Frank Beyer und Gerhard Klein. Und ich glaube,<br />
ich würde nicht für den Film schreiben,<br />
wenn ich ein Drehbuch abgeben müsste mit<br />
schönem Gruß an den Zuschauer. Ich weiß genau,<br />
dass ein Drehbuch so gut sein kann, wie es<br />
will. Es muss sogar ziemlich genau sein, aber es<br />
ist ein Zwischenprodukt. Und alles entscheidet<br />
sich im Drehprozess. Deshalb versuche ich, mit<br />
dabei zu sein und meine Meinung einzubringen.<br />
Film ist ein synthetisches Unternehmen:<br />
So genau Sie auch schreiben, die ganze Dimension<br />
beruht auf Verabredung. Selbst das, was<br />
vom Vertrag am Ende wirklich eingelöst wird,<br />
beruht auf Verabredung. Auch DER BRUCH hat<br />
damit angefangen, dass ich zu Frank Beyer sagte:<br />
Ich erzähl´ Dir mal eine Geschichte, die ich<br />
lange kenne. Das war nicht nur die Mitteilung<br />
eines Faktums, sondern auch einer Tonlage.“<br />
Wolfgang Kohlhaase über sein Verständnis<br />
der Zusammenarbeit mit Regisseuren (in<br />
einem Interview mit Wolfgang Brenner und<br />
Alfred Holighaus im TIP Magazin 1988 )<br />
„Also so schlecht ist es nicht herauszufinden,<br />
was das Publikum mag. Das bringt ein bisschen<br />
Unruhe – und die ist wünschenswert.<br />
Wir müssen zum Beispiel erreichen, dass jüngere<br />
Leute schneller zu ihrem Film kommen.<br />
Es ist nicht in Ordnung, dass Regisseure in<br />
ihren Dreißigern sind, wenn sie ihre erste eigene<br />
Klappe schlagen. Das Publikum ist jünger<br />
als die Regisseure. Bei uns geht die Ausbildung<br />
sehr solide, aber auch ein bisschen<br />
langsam. Andererseits schlägt die Einnahme<br />
nicht sofort um bei uns. Für den ambitionierten<br />
Film – selbst wenn nur eine Minderheit ihn<br />
sieht – ist bei uns immer ein Platz. Und das<br />
ist nötig, weil er die Filmkunst weiterbringt.<br />
Sie bekommt in jedem Jahr das Geld, das sie<br />
braucht. Kommerziell kann das gar nicht<br />
aufgehen – vor allem nicht bei dem kleinen<br />
Markt. Allerdings kann diese Unterstützung<br />
auch bequem machen. Sie wirft ihre eigenen<br />
Probleme auf.“<br />
Wolfgang Kohlhaase über die Vor- und Nachteile<br />
der Filmproduktion im real existierenden<br />
Sozialismus (in ebendiesem Interview)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
„Auch sollte ein Drehbuchschreiber nie vergessen,<br />
was er in den ersten zehn Jahren vom<br />
Küchenfenster aus gesehen hatte. Das Küchenfenster<br />
seiner Kindheit war in Adlershof und es<br />
ist nicht überliefert, ob der 14jährige Sohn eines<br />
Maschinenschlossers da rausgucken durfte,<br />
als die Russen kamen. Im prägsamsten Alter<br />
wankte unter seiner Generation der Boden der<br />
Wirklichkeit. Eben hatte er noch Veit Harlans<br />
KOLBERG im Kino gesehen, jetzt liefen DIE<br />
KINDER DES OLYMP. Wie relativ ist doch das<br />
Absolute, erfuhr das Arbeiterkind und wollte<br />
Geschichtenaufheber fürs neue Kino werden.<br />
(...) Muss ein freier Berliner, um frei zu bleiben,<br />
Westberliner werden? Wolfgang Kohlhaase<br />
wurde freier Autor. Und das ist er nun schon<br />
seit fast sechzig Jahren. Seine Dialoge sind oft<br />
komisch, auch böse, auch melancholisch, poe-<br />
Schramm<br />
tisches Oszillieren an den Rändern durchaus<br />
beabsichtigt – aber das alles auf Grundlage<br />
Halina<br />
höchstmöglicher Lakonie. Der Alltag und Wolfgang<br />
Kohlhaase machen nie (zu) viele Worte.“<br />
Christine ©<br />
Kerstin Decker im „Tagesspiegel“ anlässlich des<br />
80. Geburtstages von Kohlhaase am 13. März 20<strong>11</strong> Foto:<br />
<strong>11</strong>
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>: DAS WAHLVERFAHREN<br />
1. Die Vorauswahl<br />
Seit 2010 gibt es statt der kleineren Einzelkommissionen<br />
insgesamt drei Vorauswahlkommissionen,<br />
die zusammen 33 Mitglieder haben. Erstens:<br />
Eine größere, alle Sektionen repräsentierende Vorauswahlkommission<br />
für Spielfilm, die aus insgesamt<br />
18 Personen (inklusive zwei Mitglieder des<br />
Bundestages) besteht. Zweitens: Eine siebenköpfige<br />
Kommission für den Besten Dokumentarfilm<br />
mit drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm,<br />
zwei Vertretern aus anderen Sektionen, einem<br />
Mitglied des Bundestages und einem branchenerfahrenen<br />
Kommissionsmitglied, das nicht<br />
aus der <strong>Filmakademie</strong> kommt. Drittens: Eine Vorauswahlkommission<br />
für den Besten Kinderfilm<br />
mit acht Mitgliedern – also Vertretern aus allen<br />
Sektionen und einem MdB. Die aus allen drei<br />
Kommissionen vorausgewählten Filme werden<br />
ebenfalls für die Einzelleistungen berücksichtigt.<br />
Die Vorauswahlkommission Kinderfilm hat in diesem<br />
Jahr alle Filme zusammen mit einer Gruppe<br />
von acht- bis zwölfjährigen filmbegeisterten Kindern<br />
angeschaut – und mit ihnen diskutiert. Die<br />
Vorauswahlkommission Spielfilm muss aus den<br />
eingereichten Produktionen mindestens 20 Filme<br />
12<br />
auswählen. Beim Dokumentarfilm sind es mindestens<br />
fünf, beim Kinderfilm mindestens vier<br />
Filme. Höchstens kann in allen Kategorien eine<br />
Anzahl von Filmen ausgewählt werden, die 40<br />
Prozent der Anmeldungen entspricht. Sollten am<br />
Ende der Entscheidungen wesentliche Kandidaten<br />
für Einzelleistungen übersehen worden sein,<br />
so haben die Mitglieder der Spielfilmkommis-<br />
sion die Möglichkeit, jeweils einen Kandidaten<br />
für jeweils das Gewerk, das sie in der Kommis-<br />
sion vertreten, nachzubenennen. Neu in den<br />
Richtlinien ist das Angebot einer Dreitagesfrist<br />
(nach Bekanntgabe der Vorauswahl) für Produzenten<br />
nicht vorausgewählter Filme, ihre Filme<br />
für die Wild Card anzumelden. Diese Filme werden<br />
mit den vorausgewählten Filmen an die Mitglieder<br />
verschickt – und können von diesen freiwillig<br />
in die Abstimmung miteinbezogen werden.<br />
Und zwar in allen Kategorien. Das wichtigste ist,<br />
dass alle Kommissionen die Filme gemeinsam<br />
im Kino anschauen. Darüber hinaus wird jedes<br />
Kommissionsmitglied unmittelbar nach Anmeldeschluss<br />
mit DVDs der angemeldeten Filme<br />
versorgt, so dass jedem persönlich genügend Zeit<br />
bleibt, alle Filme angemessen zu sichten.<br />
2. Die Nominierungen<br />
Im nächsten Schritt wählen nun sämtliche Mitglieder<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in geheimer<br />
Wahl die Filme bzw. Einzelleistungen. In<br />
der Kategorie Bester abendfüllender Spielfilm<br />
sind sechs Nominierungen vorgesehen. In den<br />
Kategorien Bester Dokumentarfilm und Bester<br />
Kinderfilm jeweils zwei. Der Vorstand hat für<br />
den Filmpreis 20<strong>11</strong> drei Nominierungen bei den<br />
Einzelleistungen festgelegt. Die Einzelleistungen<br />
werden durch die jeweiligen Mitglieder der Sektion<br />
nominiert, in der das auszuzeichnende Gewerk<br />
beheimatet ist. Beispiel: Kamera durch die Mitglieder<br />
der Sektion Kamera/Bildgestaltung usw.<br />
Für die drei Hauptkategorien stimmen Mitglieder<br />
mehrerer Sektionen ab. Konkret sind das beim<br />
Besten Spielfilm und Kinderfilm die Mitglieder<br />
der Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch<br />
und beim Besten Dokumentarfilm die Mitglieder<br />
der Sektionen Dokumentarfilm, Produktion, Regie,<br />
Kamera/Bildgestaltung sowie Musik/Schnitt/Ton.<br />
3. Wahl der Preisträger<br />
In der dritten Stufe stimmen alle Mitglieder für<br />
alle Kategorien ab.<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Spielfilm (von unten links nach oben rechts)<br />
Eleonore Weisgerber,<br />
Rainer Kölmel,<br />
Gudrun Schretzmeier,<br />
Jens Bartram,<br />
Ray Müller,<br />
Barbara Philipp,<br />
Stephan Wagner,<br />
Monika Bauert,<br />
Fotos: © Florian Liedel<br />
Heinz Badewitz,<br />
Andreas Wodraschke,<br />
Wolfgang Treu,<br />
Esther Gronenborn,<br />
Hubertus Siegert,<br />
Dorothea Neukirchen,<br />
Gert Wilden Jr.,<br />
Wolfgang Schukrafft<br />
Kinderfilm: Dokumentarfilm:<br />
Peter Zenk,<br />
Barbara Hennings,<br />
Lisa Martinek,<br />
Kit Hopkins,<br />
Lucie Bates,<br />
Martin Kukula,<br />
Dani Levy<br />
(es fehlt: Johannes Selle)<br />
Niko von Glasow,<br />
Angelika Krüger-Leißner,<br />
Werner Grassmann,<br />
Stefan Schwietert,<br />
Ehrenpreis (Ohne Foto)<br />
Peter R. Adam<br />
Dieter Ulrich Aselmann<br />
Regine Baschny<br />
Iris Berben<br />
Marlis Heppeler<br />
Christoph Hübner,<br />
Douglas Wolfsperger,<br />
Helge Albers<br />
Mathias Schwarz<br />
Manuela Stehr<br />
Jasmin Tabatabai<br />
Thomas Thieme<br />
Markus Zimmer<br />
13
Live dabei<br />
sein mit<br />
Entertain<br />
Glamour, Glanz<br />
und Gloria!<br />
Mit Entertain hautnah dabei sein, wenn der <strong>Deutsche</strong> Filmpreis verliehen wird.<br />
Wir drücken allen Nominierten die Daumen!
DIE NOMINIERUNGEN ZUM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />
Programmfüllende Spielfilme<br />
ALMANYA - W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND Andreas Richter, Ursula Woerner, Annie Brunner – Roxy Film<br />
Regie: Yasemin Samdereli<br />
DREI Stefan Arndt – X Filme Creative Pool<br />
Regie: Tom Tykwer<br />
DER GANZ GROSSE TRAUM Anatol Nitschke, Raoul Reinert – deutschfilm, Cuckoo Clock Entertainment,<br />
Senator Film Produktion<br />
Regie: Sebastian Grobler<br />
GOETHE! Christoph Müller, Helge Sasse – Senator Film Produktion<br />
Regie: Philipp Stölzl<br />
VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER Harald Kügler, Viola Jäger – Olga Film<br />
Regie: Ralf Huettner<br />
WER WENN NICHT WIR Thomas Kufus – zero one film<br />
Regie: Andres Veiel<br />
Programmfüllende Dokumentarfilme<br />
KINSHASA SYMPHONY Stefan Pannen, Holger Preuße –Sounding Images<br />
Regie: Claus Wischmann, Martin Baer<br />
PINA Wim Wenders, Gian-Piero Ringel – Neue Road Movies<br />
Regie: Wim Wenders<br />
Programmfüllende Kinderfilme<br />
CHANDANI UND IHR ELEFANT Arne Birkenstock, Helmut G. Weber – Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind Pictures<br />
Regie: Arne Birkenstock<br />
KONFERENZ DER TIERE Reinhard Klooss, Holger Tappe – Constantin Film Produktion<br />
Regie: Reinhard Klooss, Holger Tappe<br />
15
Bestes Drehbuch<br />
Miraz Bezar MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR<br />
Florian David Fitz VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />
Nesrin Samdereli, ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND<br />
Yasemin Samdereli<br />
Beste Regie<br />
Florian Cossen DAS LIED IN MIR<br />
Tom Tykwer DREI<br />
Wim Wenders PINA<br />
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle<br />
Bernadette Heerwagen DIE KOMMENDEN TAGE<br />
Lena Lauzemis WER WENN NICHT WIR<br />
Sophie Rois DREI<br />
Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle<br />
August Diehl WER WENN NICHT WIR<br />
Alexander Fehling GOETHE!<br />
Florian David Fitz VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />
16<br />
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle<br />
Meret Becker BOXHAGENER PLATZ<br />
Katharina VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />
Müller-Elmau<br />
Beatriz Spelzini DAS LIED IN MIR<br />
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle<br />
Vedat Erincin SHAHADA<br />
Heino Ferch VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />
Richy Müller POLL<br />
Beste Kamera/Bildgestaltung<br />
Matthias Fleischer DAS LIED IN MIR<br />
Daniela Knapp POLL<br />
Martin Langer DER GANZ GROSSE<br />
TRAUM<br />
Bester Schnitt<br />
Mathilde Bonnefoy DREI<br />
Ueli Christen WIR SIND DIE NACHT<br />
Hansjörg Weißbrich WER WENN NICHT WIR<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Bestes Szenenbild<br />
Silke Buhr POLL<br />
Christian M. Goldbeck WER WENN NICHT WIR<br />
Udo Kramer GOETHE!<br />
Bestes Kostümbild<br />
Monika Jacobs DER GANZ GROSSE TRAUM<br />
Thomas Oláh JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />
Gioia Raspé POLL<br />
Bestes Maskenbild<br />
Kitty Kratschke, GOETHE!<br />
Heike Merker<br />
Björn Rehbein JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />
Susana Sánchez POLL<br />
ES FOLGEN DIE NOMINIERUNGEN NACH F<strong>IL</strong>MEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)<br />
Beste Filmmusik<br />
Matthias Klein DAS LIED IN MIR<br />
Heiko Maile WIR SIND DIE NACHT<br />
Tom Tykwer, DREI<br />
Johnny Klimek,<br />
Reinhold Heil,<br />
Gabriel Isaac Mounsey<br />
Beste Tongestaltung<br />
Manfred Banach, JERRY COTTON<br />
Christian Conrad,<br />
Tschangis Chahrokh<br />
Ansgar Frerich, PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM<br />
Sabine Panossian, PERFEKTEN KLANG<br />
Niklas Kammertöns<br />
Frank Kruse, DREI<br />
Matthias Lempert,<br />
Arno Wilms<br />
17
Drei* Vincent will meer*<br />
Poll* Wer wenn nicht wir* Der ganz<br />
große Traum* Goethe!* Kinshasa<br />
Symphony* Pina* Die kommenden<br />
Tage* Boxhagener Platz*<br />
Wir sind die Nacht* Jerry Cotton*<br />
*<br />
Medienboard-gefördert. Die zwölf<br />
Filme sind insgesamt 36 Mal nominiert.
ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND<br />
Dass die Produzenten<br />
Andreas Richter, Ursula<br />
Woerner und Annie<br />
Brunner von Roxy Film<br />
großen Wert auf ein<br />
ausgereiftes Drehbuch<br />
legen, haben die drei<br />
schon bei dem Kinoerfolg<br />
WER FRÜHER<br />
STIRBT <strong>IS</strong>T LÄNGER<br />
TOT (R: Marcus H.<br />
Rosenmüller) bewiesen.<br />
Und dass sich das bezahlt<br />
macht, auch:<br />
Ihr Film bekam 2007 vier LOLAs, darunter die<br />
für den Besten Spielfilm in Silber. Die Autoren<br />
Christian Lerch und Marcus H. Rosenmüller<br />
erhielten den Preis für das Beste Drehbuch.<br />
Nun sind Roxy Film mit ALMANYA – W<strong>IL</strong>L-<br />
KOMMEN IN DEUTSCHLAND (R: Yasemin<br />
Samdereli) wieder als Bester Spielfilm nominiert<br />
und – siehe da – die beiden Schwestern Nesrin<br />
Samdereli und Yasemin Samdereli für das Beste<br />
Drehbuch.<br />
ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND<br />
erzählt die Geschichte des 1.000.001. Gastarbeiters<br />
von seiner Ankunft 1964 bis zur Gegenwart.<br />
Sie beginnt in einem Dorf in Anatolien,<br />
von wo aus Hüseyin Yilmaz (Fahri Yardim)<br />
Foto: © Christian Hartmann<br />
Bester Spielfilm –<br />
ANDREAS RICHTER<br />
– ORANGE - MEIN LEB-<br />
EN IN ORANGE (20<strong>11</strong>)<br />
– ALMANYA - W<strong>IL</strong>L-<br />
KOMMEN IN<br />
DEUTSCHLAND (2010)<br />
– WER FRÜHER STIRBT<br />
<strong>IS</strong>T LÄNGER TOT (2006)<br />
– DAS GESPENST VON<br />
CANTERV<strong>IL</strong>LE<br />
(2005/TV)<br />
ohne seine Familie nach Deutschland zieht, um<br />
Geld zu verdienen. Später holt er Frau und Kinder<br />
nach. In der Jetztzeit ist Hüseyin Yilmaz<br />
(Vedat Erincin) bereits zweifacher Opa und<br />
sehnt sich zurück in seine Heimat nach Anatolien.<br />
Er hat dort ein Haus gekauft und möchte,<br />
dass die ganze Familie in den Herbstferien dorthin<br />
reist. Auf der Fahrt wird dem sechsjährigen<br />
Enkel die ganze Geschichte der Emigration,<br />
Integration und Emanzipation mit viel Witz in<br />
Rückblenden erzählt. Der Film spielt somit auf<br />
Foto: © Christian Hartmann<br />
Bester Spielfilm –<br />
URSULA WOERNER<br />
– ORANGE - MEIN LE-<br />
BEN IN ORANGE<br />
(20<strong>11</strong>)<br />
– ALMANYA - W<strong>IL</strong>L-<br />
KOMMEN IN<br />
DEUTSCHLAND (2010)<br />
– DAS BESTE KOMMT<br />
ERST (2009/TV)<br />
– WER FRÜHER STIRBT<br />
<strong>IS</strong>T LÄNGER TOT (2006)<br />
19
zwei Zeit-Ebenen und an zwei verschiedenen<br />
Orten. Solch eine Struktur ist dramaturgisch<br />
nicht immer leicht und überzeugend zu händeln,<br />
aber die Autorinnen setzen hier auf Wiedererkennung<br />
und transportieren ausgesprochen<br />
liebevoll und erfrischend ähnliche Situationen<br />
geschickt in verschiedene Zeiten. Wenn z.B. die<br />
kleine Schwester und ihr Bruder in Deutschland<br />
am Fenster stehen, um begeistert das Müllauto<br />
zu beobachten, dann ist das niedlich. Wenn sie<br />
dann sagt, dass sie später mal Müllfrau werden<br />
Foto: © Christian Hartmann<br />
20<br />
Bester Spielfilm –<br />
ANNIE BRUNNER<br />
– ORANGE-MEIN LEBEN<br />
IN ORANGE (20<strong>11</strong>)<br />
– DIE HEBAMME - AUF<br />
LEBEN UND TOD<br />
(20<strong>11</strong>/TV)<br />
– ALMANYA - W<strong>IL</strong>L-<br />
KOMMEN IN<br />
DEUTSCHLAND (2010)<br />
– WER FRÜHER STIRBT<br />
<strong>IS</strong>T LÄNGER TOT (2006)<br />
will und ihr Bruder entgegnet, dass das nicht<br />
geht: Müllfrauen gibt es nicht – dann muss man<br />
schmunzeln. Und wenn dann das Mädchen als<br />
Frau 45 Jahre später in der Türkei Müllfahrerinnen<br />
auf der Straße sieht, dann erzählt das auf<br />
charmanteste Art, wie die Welt sich wandelt.<br />
Den Roxy-Film-Produzenten sind Nesrin und<br />
Yasemin Samdereli schon vor vielen Jahren an<br />
der Münchner Filmhochschule mit ihrem Film<br />
K<strong>IS</strong>MET aufgefallen. Als ihnen die beiden dann<br />
ein erstes Drehbuch zu ALMANYA vorlegten,<br />
Foto: © Raimar von Wienskowski<br />
Bestes Drehbuch –<br />
NESRIN SAMDERELI<br />
– ALMANYA -<br />
W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />
DEUTSCHLAND (2010)<br />
– TÜRK<strong>IS</strong>CH FÜR<br />
ANFÄNGER (2006/TV)<br />
– ALLES GETÜRKT<br />
(2002/TV)<br />
– K<strong>IS</strong>MET<br />
(2001/Kurzfilm)<br />
fanden die Produzenten ihre unkonventionelle<br />
Erzählweise sehr reizvoll, wussten aber, dass<br />
da noch eine ganze Menge Arbeit vor ihnen liegen<br />
würde. Zum Glück schreckte das niemanden<br />
ab. Mit großem inhaltlichen Interesse und sehr<br />
viel Liebe zum Detail entwickelten alle zusammen<br />
den Stoff erfolgreich zu einem großen Publikumsfilm,<br />
der aus einer deutsch-türkischen<br />
Familiengeschichte ein universelles Thema<br />
macht.<br />
Foto: © Raimar von Wienskowski<br />
Bestes Drehbuch –<br />
YASEMIN SAMDERELI<br />
– ALMANYA -<br />
W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />
DEUTSCHLAND (2010)<br />
– ICH CHEF, DU NIX<br />
(2007/Regie/TV)<br />
– ALLES GETÜRKT<br />
(2002/TV)<br />
K<strong>IS</strong>MET<br />
(2001/Kurzfilm)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
BOXHAGENER PLATZ<br />
Wenn man einen Berlin-Film<br />
dreht, kann<br />
man mit Meret Becker<br />
(Beste darstellerische<br />
Leistung – weibliche<br />
Nebenrolle) im Schauspiel-Ensembledefinitiv<br />
nichts falsch machen.<br />
Im Gegenteil. In<br />
Bremen geboren, aber<br />
in Berlin aufgewachsen,<br />
lebt und atmet<br />
sie diese Stadt. Wenn<br />
Meret Becker aufspielt,<br />
dann haben Herz und Schnauze noch eine direkte<br />
Verbindung.<br />
In Matti Geschonnecks neuem Film BOXHA-<br />
GENER PLATZ hört und sieht man das Ost-<br />
Berlin von 1968 – und man glaubt es regelrecht<br />
zu riechen. Meret Becker spielt eine dauergewellte<br />
und auftoupierte Friseuse (wie es damals<br />
als gängige Berufsbezeichnung noch hieß),<br />
verheiratet mit einem Polizisten, dem Abschnittsbevollmächtigten<br />
(Jürgen Vogel), und<br />
die Mutter eines 12-jährigen Jungen (Samuel<br />
Schneider). Sie heißt Renate, wie viele in dieser<br />
Zeit – möchte aber gerne ein bisschen anders<br />
sein als die anderen. Während draußen auf der<br />
Straße linientreue DDR-Bürger ihre Fahnen<br />
schwenken und dem Staatsoberhaupt Walter<br />
Ulbricht zujubeln, revoltiert Renate auf ihre<br />
Art, indem sie zuhause bleibt, das Radio und<br />
West-Fernsehen gleichzeitig aufdreht und sich<br />
Berichte von den Studentenprotesten auf dem<br />
Ku´Damm anschaut. Als ihr Gatte nach Hause<br />
kommt, macht er den Fernseher sofort leiser<br />
und sagt zu ihr: „Musst du immer so extrem sein,<br />
kannst du nicht mal ´nen vernünftigen Mittelweg<br />
finden.“ Genau das kann sie nicht. Eigentlich<br />
würde Renate am liebsten rüber machen,<br />
aber nie würde sie ihren Sohn hier zurücklassen.<br />
Und ihre Mutter (Gudrun Ritter) eigentlich auch<br />
nicht. Also macht sie das Beste draus: Wenn ihr<br />
die Decke auf den Kopf fällt und ihr Mann nervt,<br />
dann zieht sie sich was Schönes an und geht gegen<br />
den Strich tanzen. Manchmal trifft sie auch<br />
ihre Mutter auf ein Eierlikörchen, um sich von<br />
ihren neuen männlichen Eroberungen erzählen<br />
zu lassen. Dabei scheint sie sie zu beneiden und<br />
fragt sich, wie sie es macht, dass ihr die Männer<br />
immer früh genug wegsterben, während sie sich<br />
immer noch mit Demselben herumplagen muss.<br />
Meret Becker spielt diese Renate voller Hingabe<br />
aufbrausend, nölig, punkig, clownesk. Sie wirkt<br />
wie die, nein sie ist die Bohèmienne des Ostens.<br />
Beste weibliche<br />
Nebenrolle –<br />
MERET BECKER<br />
– KOMM NÄHER (2006)<br />
– POEM (2003)<br />
– PÜNKTCHEN UND<br />
ANTON (1999)<br />
– COMEDIAN<br />
HARMON<strong>IS</strong>TS (1997)<br />
Foto: © Volker Roloff - Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion<br />
21
DREI<br />
Meist ist bei Dreien<br />
einer zuviel. Hier<br />
nicht. Das herkömmliche<br />
Mainstream-Kino<br />
ist eine Diktatur von<br />
Zweierbeziehungen,<br />
von Gut und Böse, von<br />
Schwarz und Weiß,<br />
von Mann und Frau.<br />
Bei Tom Tykwer (Beste<br />
Regie) aber wird die<br />
Drei zur perfekten Zahl.<br />
In seinem Film löst er<br />
sich von der dichotomischen<br />
Ordnung und schafft einen Mehrwert.<br />
Das macht diesen Filmstoff interessant. Und<br />
noch interessanter macht ihn, dass der Dritte<br />
hier nicht alles schwieriger, sondern am Ende<br />
sogar einfacher macht.<br />
22<br />
DREI erzählt also die Geschichte einer ménage à<br />
trois. Hanna (Sophie Rois, Beste darstellerische<br />
Leistung – weibliche Hauptrolle) und Simon<br />
(Sebastian Schipper) leben seit 20 Jahren zusammen.<br />
Beide um die 40, gut eingerichtet in ihrem<br />
Job, in ihrem gemeinsamen Leben, im heutigen<br />
Berlin mit seinen vielen offenen Möglichkeiten<br />
und wenigen Beschränkungen. Dann lernt Hanna<br />
den Stammzellenforscher Adam (Devid Striesow)<br />
auf einer Ethik-Tagung kennen und beginnt<br />
eine Affäre. Simon trifft denselben Adam in der<br />
Foto: © Mathias Bothor<br />
Bester Spielfilm –<br />
STEFAN ARNDT<br />
– DAS WE<strong>IS</strong>SE BAND<br />
(2009)<br />
– GOODBYE LENIN!<br />
(2003)<br />
– VÄTER - DER F<strong>IL</strong>M<br />
(2002)<br />
– LOLA RENNT (1998)<br />
Sauna und macht seine ersten homosexuellen<br />
Erfahrungen mit ihm. Einer ahnt nichts vom<br />
anderen, alles läuft parallel, nichts scheint aufzufliegen.<br />
Bis Hanna plötzlich schwanger ist.<br />
Tom Tykwer wollte die Rolle der Hanna von<br />
Anfang an mit Sophie Rois besetzen, er hat<br />
schon beim Schreiben in der Drehbuchphase<br />
ganz klar an sie und ihre Impulsivität gedacht.<br />
„In meinen Augen hat sie eines der schönsten,<br />
aber auch nuancenreichsten Gesichter, das wir<br />
hier in Deutschland haben“, schwärmt er von<br />
Foto: © Joachim Gern<br />
Beste Regie/<br />
Beste Filmmusik –<br />
TOM TYKWER<br />
– THE INTER-<br />
NATIONAL (2008)<br />
– DAS PARFUM - DIE<br />
GESCHICHTE EINES<br />
MÖRDERS (2006)<br />
– LOLA RENNT (1998)<br />
– DIE TÖDLICHE<br />
MARIA (1993)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
ihr in einem Interview zu DREI. „Sie ist eine attraktive<br />
Frau, wie ich sie für meinen Geschmack<br />
viel zu selten im Kino sehe, und sie schafft es,<br />
das Liebenswerte dieser Figur hervorzubringen,<br />
die ja von der Anlage auch eine sehr anstrengende<br />
Seite hat.“ Wenn Hanna z.B. in der Klinik am<br />
Bett ihres Mannes sitzt und schmollend zu ihm<br />
sagt: „Ich kann es nicht leiden, wenn du krank<br />
bist. Mir ist dann langweilig!“, bekommt man<br />
eine Ahnung von ihrer auch anstrengenden Seite.<br />
Aber egal ob Hanna ganz privat zu Hause im<br />
Unterhemdchen, mit Blümchenschlüpfer und<br />
schwarzer Feinstrumpfhose in ihrer Küche steht<br />
oder gut geschminkt und aufgerüscht in ihrer<br />
Fernsehsendung vor der Kamera agiert, Sophie<br />
Rois gibt ihrer Figur in jedem Fall eine nonchalante<br />
Grandezza. Auf der Website zum Film bekennt<br />
Sophie Rois, dass sie katholisch ist und<br />
deshalb einige Probleme hatte, sich für die Sexszenen<br />
ganz nackt zu machen. Dass sie in einer<br />
Liebesszene rosa Bettsöckchen trägt, ist auf der<br />
Leinwand dann nicht zu sehen.<br />
Vielleicht sind die rosa Strümpfe am Ende der<br />
Schere von Mathilde Bonnefoy (Bester Schnitt)<br />
zum Opfer gefallen. Die aus Frankreich stammende<br />
Schnittmeisterin gehört neben dem<br />
Kameramann Frank Griebe und dem Szenenbildner<br />
Uli Hanisch, den Musikern (Reinhold<br />
Heil, Johnny Klimek, Gabriel Isaak Mounsey,<br />
Foto: © X Verleih AG<br />
Beste weibliche<br />
Hauptrolle –<br />
SOPHIE RO<strong>IS</strong><br />
– DREI (2010)<br />
– DER ARCHITEKT<br />
(2009)<br />
– FRÄULEIN PHYLL<strong>IS</strong><br />
(2004)<br />
– WIR KÖNNEN AUCH<br />
ANDERS (1993)<br />
Tom Tykwer, Beste Filmmusik), den Tongestaltern<br />
(Frank Kruse, Matthias Lempert, Arno<br />
Wilms, Beste Tongestaltung) und vielen anderen<br />
zu einem festen Stamm von Leuten, mit denen<br />
Tom Tykwer immer wieder gern zusammenarbeitet,<br />
sowohl bei deutschen als auch bei internationalen<br />
Produktionen. Das erste Mal schnitt<br />
Mathilde Bonnefoy für Tom Tykwer bei LOLA<br />
RENNT und bekam für ihr Debüt als Spielfilm-<br />
Schnittmeisterin den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />
(1999). Sie ist der Auffassung, dass ein Film<br />
Bester Schnitt –<br />
MATH<strong>IL</strong>DE BONNEFOY<br />
– ORLY (2010)<br />
– THE INTER-<br />
NATIONAL (2008)<br />
– THE SOUL OF A MAN<br />
(2003)<br />
– LOLA RENNT (1998)<br />
23
„erst im Schneideraum gestaltet wird“ und dass<br />
„ein guter Film vor allem auch ein gut geschnittener<br />
Film“ ist. Tykwer beschreibt, dass er im<br />
Schneideraum mit Mathilde Bonnefoy immer<br />
ein grundlegendes Rewrite des gesamten Mate-<br />
rials vornimmt. Meist verschanzen sie sich monatelang,<br />
um alle optimalen Möglichkeiten zu<br />
prüfen. Er empfindet es als „großes Glück“, dass<br />
„Mathilde eigentlich vor nichts zurückschreckt,<br />
um diese Alternativen aufzuspüren.“<br />
24<br />
Beste Filmmusik –<br />
JOHNNY KLIMEK<br />
– THE K<strong>IL</strong>LER ELITE<br />
(20<strong>11</strong>)<br />
– DAS PARFUM - DIE<br />
GESCHICHTE EINES<br />
MÖRDERS (2006)<br />
– ONE HOUR PHOTO<br />
(2002)<br />
– LOLA RENNT (1998)<br />
In dieser Zeit der Arbeit an der Struktur des<br />
Films, konzentriert sich Tykwer mit Bonnefoy<br />
auf den Rhythmus der Bilder. Gleichzeitig arbeitet<br />
er auch schon mit seinen Kollegen von<br />
Musik und Ton an der Gestaltung der akustischen<br />
Ebene. Zur Filmmusik meint Tykwer:<br />
„Musik ist ein dramaturgisch wichtiger Baustein<br />
und ein emotionales Wirkungsmittel eines<br />
Films, da ist es doch geradezu grotesk, sie<br />
am Ende noch auf die Schnelle zuzufügen, statt<br />
Beste Filmmusik –<br />
REINHOLD HE<strong>IL</strong><br />
– THE K<strong>IL</strong>LER ELITE<br />
(20<strong>11</strong>)<br />
– LAND OF THE DEAD<br />
(2005)<br />
– ONE HOUR PHOTO<br />
(2002)<br />
– LOLA RENNT (1998)<br />
sie mit dem Film zusammen zu entwickeln.“<br />
Deshalb trifft er sich schon früh mit den Musikern,<br />
um Themen auf der Basis des Drehbuchs<br />
zu entwickeln und am Ende setzen sie sich mit<br />
einem Computer, einem Klavier und ein paar<br />
Instrumenten in einen Raum und spielen los.<br />
All diese Vertrautheit und gleichzeitige<br />
Freiheit im Arbeiten ermöglichte ihm auch<br />
sein langjähriger Freund, Kollege und Produzent<br />
Stefan Arndt (Bester Spielfilm) von<br />
Beste Filmmusik –<br />
GABRIEL <strong>IS</strong>AAC<br />
MOUNSEY<br />
– B<strong>IS</strong> AUFS BLUT -<br />
BRÜDER AUF<br />
BEWÄHRUNG (2009)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
X Filme Creative Pool. Die beiden kennen sich<br />
seit Ende der achtziger Jahre, als Stefan Arndt<br />
noch Kinobetreiber des Sputnik-Kinos und<br />
Tom Tykwer Programmleiter des Moviemento<br />
in Berlin war. Obwohl sie damals eigentlich<br />
„Konkurrenten“ waren, fragte Tykwer bei Arndt<br />
an, ob er seinen Film DIE TÖDLICHE MARIA<br />
(1993) mit ihm zusammen produzieren würde.<br />
Daraufhin gründeten sie die Produktionsfirma<br />
Liebesfilm und zwei Jahre später schließlich,<br />
Beste Tongestaltung –<br />
FRANK KRUSE<br />
– ORLY (2010)<br />
– THE INTER-<br />
NATIONAL (2008)<br />
– DAS PARFUM - DIE<br />
GESCHICHTE EINES<br />
MÖRDERS (2006)<br />
– SONNENALLEE<br />
(1999)<br />
zusammen mit Dani Levy und Wolfgang Becker,<br />
X Filme Creative Pool. Seitdem haben sich die<br />
beiden nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil,<br />
sie sind Partner geblieben – auch in der<br />
Zeit, als Tykwer viel international gearbeitet<br />
hat. DREI ist der erste Film in der bewährten<br />
Konstellation nach zehn Jahren.<br />
Beste Tongestaltung –<br />
MATTHIAS LEMPERT<br />
– PINA (2010)<br />
– DREI (2010)<br />
– ORLY (2010)<br />
– NUIT DE CHIEN<br />
(2008)<br />
Beste Tongestaltung –<br />
ARNO W<strong>IL</strong>MS<br />
– DAS LEBEN DER<br />
ANDEREN (2005)<br />
– ALLES AUF ZUCKER<br />
(2004)<br />
– DAS WUNDER VON<br />
BERN (2002)<br />
– DIE TÖDLICHE<br />
MARIA (1993)<br />
25
DER GANZ GROSSE TRAUM<br />
Damit das Wunder von<br />
Bern überhaupt stattfinden<br />
konnte, war keine<br />
hundert Jahre zuvor<br />
erst einmal dieses Unding<br />
von Braunschweig<br />
nötig. Dabei ist es weniger<br />
wichtig, ob der<br />
Englischlehrer mit dem<br />
Lederball in der Tasche<br />
verpennt in der Postkutsche<br />
von Angelsachsen<br />
ins heutige Niedersachsen<br />
kam und<br />
ausgerechnet aus dem viktorianischen England<br />
moderne Erziehungsmethoden ins deutsche Kaiserreich<br />
brachte. Wichtig und bemerkenswert<br />
ist, dass sich die Sportart, die die Engländer<br />
heute definieren als den Wettkampf von 22 Männern,<br />
den am Ende immer Deutschland gewinnt,<br />
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so<br />
gar nicht punkten konnte. Diese Sportart passte<br />
nicht in eine militarisierte Gesellschaft, in der<br />
die Regeln eines Turnvater Jahn den Exerzitien<br />
auf dem Drillplatz eher entsprachen als ein Ballspiel,<br />
in dem sich individuelle Intelligenz, Intuition,<br />
Körperlichkeit und Kreativität mit solidarischem<br />
Teamgeist verbündete. DER GANZ GROSSE<br />
TRAUM war für viele ein Alptraum.<br />
Der Regisseur Sebastian Grobler, ein Absolvent<br />
der <strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg, hat<br />
sich mit den Autoren Philipp Roth und Johanna<br />
Stuttmann mehr für die Wahrheit auf dem Platz<br />
als die Details aus den Geschichtsbüchern interessiert<br />
und damit in jeder Beziehung den Dreh<br />
gefunden, nicht nur den ganz großen Traum des<br />
Konrad Koch, sondern auch seinen eigenen auf<br />
die Leinwand zu bringen.<br />
Der Produzent Raoul Reinert entwickelte die<br />
Idee zu dieser Geschichte gemeinsam mit Grobler<br />
bereits zu seiner Zeit als Producer beim<br />
Studio Hamburg. Mit Anatol Nitschke kam ein<br />
Partner in das Projekt, der es mit persönlicher<br />
Leidenschaft und großer Erfahrung im Kinomarkt<br />
weiter vorantreiben wollte und konnte.<br />
Anatol Nitschke und Raoul Reinert (deutschfilm,<br />
Senator Film Produktion, Cukoo Clock Entertainment<br />
– Bester Spielfilm) schafften die Möglich-<br />
keiten für einen historischen Film mit Romantik,<br />
Witz und dem Mut zum Gefühl, bei dem es weder<br />
hinter noch vor der Kamera an Erstliga-Spielern<br />
mangelte.<br />
Daniel Brühl ist Konrad Koch, der Lehrer mit der<br />
Vision. Burghart Klaußner ist der Schuldirektor<br />
zwischen Tradition und Moderne. Und Justus<br />
von Dohnányi ist der dünkelhafte Schulmäzen,<br />
der zusammen mit den Lehrern Thomas Thieme<br />
und Jürgen Tonkel Konrad Koch das Leben und<br />
Lehren schwer macht.<br />
Bester Spielfilm –<br />
ANATOL NITSCHKE<br />
– DER GANZ GROSSE<br />
TRAUM (2010)<br />
– GOETHE! (2010)<br />
– WER WENN NICHT<br />
WIR (2010)<br />
26<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 2008 20<strong>11</strong>
Für den Look des Films waren zusammen mit<br />
dem Szenenbildner Thomas Freudenthal – der<br />
unter anderem mit seiner Arbeit für Filme wie<br />
H<strong>IL</strong>DE und EFFI BRIEST Erfahrungen für historisches<br />
Szenenbild in unterschiedlichen Epochen<br />
sammeln konnte – zwei Personen verantwortlich:<br />
Die Kostümbildnerin Monika Jacobs (Bestes<br />
Kostümbild), die bekannt wurde durch ihre<br />
Zusammenarbeit mit Barbara Baum und ihre<br />
Arbeit an den letzten Filmen von Rainer Werner<br />
Fassbinder (u.a. BERLIN ALEXANDERPLATZ<br />
Bester Spielfilm –<br />
RAOUL REINERT<br />
– DER GANZ GROSSE<br />
TRAUM (2010)<br />
– KOYAMAS MENÜ<br />
(2009)<br />
– PFARRER BRAUN<br />
(2008-2009/TV)<br />
– HIMMELFAHRT<br />
(2003)<br />
und DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS)<br />
und von Anfang an mit Tom Tykwer, ist bei diesem<br />
Stoff besonders herausgefordert, weil sie<br />
nicht nur das komplette Spektrum des sozialen<br />
Lebens der Zeit neu einkleiden muss. Sie arbeitet<br />
auch in unbekannten Welten. Was man wirklich<br />
zum Bolzen trug in den siebziger Jahren des 19.<br />
Jahrhunderts, ist eine Frage, deren Beantwortung<br />
auch eine gewisse künstlerische Freiheit<br />
zulässt. Martin Langer (Beste Kamera/Bildgestaltung)<br />
schuf die Bilder aus einer anderen Zeit.<br />
Beste Kamera –<br />
MARTIN LANGER<br />
– DIE WE<strong>IS</strong>SE MASSAI<br />
(2005)<br />
– SOPHIE SCHOLL -<br />
DIE LETZTEN TAGE<br />
(2005)<br />
– THE I INSIDE - IM<br />
AUGE DES TODES (2004)<br />
– 14 TAGE LEBENS-<br />
LÄNGLICH (1997)<br />
Der erfahrene Kinematograf, der regelmäßig<br />
mit Roland Suso Richter, Marc Rothemund und<br />
Hermine Huntgeburth zusammenarbeitet, bewegt<br />
sich sicher zwischen der räumlichen und<br />
mentalen Enge eines Gesellschafts- und Erziehungssystems<br />
und der Entdeckung einer neuen<br />
Bewegungsfreiheit im wahrsten Sinne des<br />
Wortes.<br />
Foto: © Maria Krumwiede<br />
Bestes Kostümbild –<br />
MONIKA JACOBS<br />
– DER GANZ GROSSE<br />
TRAUM (2010)<br />
– EIN RUSS<strong>IS</strong>CHER<br />
SOMMER (2009)<br />
– LOLA RENNT (1998)<br />
– DER HIMMEL ÜBER<br />
BERLIN (1987)<br />
27
GOETHE!<br />
GEOTHE! ++ WARNER BROS. ++ Artwork Poster A3/1/0<br />
28<br />
amphlett+deutschmann advertising // amphlett@aplusd.com // +49 (0)89 550 68 938<br />
ALEXANDER FREHLING MIRIAM STEIN MORITZ BLEIBTREU<br />
DEMNÄCHST IM KINO KI<br />
Goethe im Kino. Das<br />
könnte nach Deutschunterricht<br />
auf Zelluloid<br />
klingen. Oder nach<br />
dem Faust im Nacken<br />
unwilliger Schüler,<br />
die lieber die Faust<br />
im Gesicht von Sylvester<br />
Stallone sehen<br />
würden. Doch wenn<br />
der nicht gerade für<br />
trockene Bildungsbürgerkost<br />
bekannte Film-<br />
und Theaterregisseur<br />
Philipp Stölzl auf die Produzenten Christoph<br />
Müller und Helge Sasse (Senator Film Produktion,<br />
deutschfilm – Bester Spielfilm) trifft, kann<br />
das auch ganz anders aussehen und ausgehen.<br />
Christoph Müller wollte nämlich schon seit<br />
vielen Jahren einen Film über Goethe machen.<br />
Er hatte sich bereits mit einigen Regisseuren<br />
und Drehbuchautoren getroffen und sich auch<br />
schon an dem einen oder anderen Entwurf abgearbeitet.<br />
Bis ihm dann (eigentlich seinem<br />
Bruder Markus) die zündende Idee kam, einen<br />
Film über den noch sehr jungen Goethe zu machen,<br />
der als Dichter noch unbekannt war und<br />
erst über die Liebe zu einer Frau (oder zu mehreren?)<br />
seinen „Werther“ schrieb - und zum echten<br />
Bestseller wurde. Zusammen mit Philipp Stölzl<br />
und Alexander Dydyna hat er dann „das Thema<br />
Foto: © Senator/ Fabrice Dall’Anese<br />
Bester Spielfilm –<br />
CHR<strong>IS</strong>TOPH MÜLLER<br />
– GOETHE! (2010)<br />
– WH<strong>IS</strong>KY MIT WODKA<br />
(2008)<br />
– VOLLIDIOT (2007)<br />
– SOPHIE SCHOLL -<br />
DIE LETZTEN TAGE<br />
(2005)<br />
geknackt“ und ein Drehbuch geschrieben. Der<br />
Goethe, den die drei „erdichtet“ haben, ist sehr<br />
nah am Leben des Dichterfürsten, ist aber kein<br />
in jeder Hinsicht historisch verbürgter Goethe:<br />
Er ist modern, rebellisch, komisch, intensiv.<br />
Die Macher wollten „das verstaubte Bild einer<br />
deutschen Legende in neuen Farben leuchten“<br />
lassen. Und dabei haben sie sich inhaltlich einige<br />
Freiheiten genommen. Beim Szenenbild<br />
sind sie allerdings anders vorgegangen. Philipp<br />
Stölzl legt großen Wert darauf, dass alles so au-<br />
Foto: © Kim Frank<br />
Bester Spielfilm –<br />
HELGE SASSE<br />
– GOETHE! (2010)<br />
– WER WENN NICHT<br />
WIR (2010)<br />
– DER GANZ GROSSE<br />
TRAUM (2010)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
thentisch wie möglich aussieht. Mit Szenenbildner<br />
Udo Kramer (Bestes Szenenbild), der auch<br />
schon das Set Design zu Stölzls letztem Film<br />
NORDWAND entworfen hatte, recherchierten sie<br />
Straßenzüge des 18. Jahrhunderts und orientierten<br />
sich dabei auch an Gemälden von Canaletto<br />
(Bernardo Bellotto, 1722-1780). Dann machten<br />
sie sich auf die Suche nach geeigneten Schauplätzen<br />
und fanden die meisten erhaltenen Bauten<br />
in ihrem Sinne in Sachsen und Thüringen.<br />
Diese Originalschauplätze ergänzten sie dann<br />
im Einzelfall: Das Team baute alles, was fehlte,<br />
in die vorhandenen Räume ein, um das Bild<br />
stimmig zu machen. Udo Kramer nennt dieses<br />
Prinzip „Mischtechnik“, die vom Ausstatter eine<br />
ergänzende Arbeit erfordert und das Resultat<br />
runder macht. Generell kann man sagen, dass 60<br />
Prozent des Sets Originalbauten waren, 40 Prozent<br />
haben Kramer und sein Ausstattungsteam<br />
hinzugefügt. Alle Straßenszenen sind in Görlitz,<br />
einer zur Renaissance-Zeit recht wohlhabenden<br />
Stadt, entstanden. Zu DDR-Zeiten war Görlitz<br />
ein sehr beliebter Drehort. Das ist er in den letzten<br />
Jahren wieder geworden, obwohl heute die<br />
meisten Fassaden schon renoviert sind. Aber<br />
ein Marktplatz und zwei Straßenkreuzungen<br />
reichten aus, um alle Straßburger, Frankfurter<br />
und Wetzlarer Außenszenen zu drehen. Was<br />
noch fehlte, wurde durch digitale Effekte ergänzt.<br />
Produzent Christoph Müller gab in einem<br />
Interview ein schönes Beispiel: „Die Jungs von<br />
Foto: © 2010 Warner Bros. Ent.<br />
Beste männliche<br />
Hauptrolle –<br />
ALEXANDER FEHLING<br />
– WER WENN NICHT<br />
WIR (2010)<br />
– 13 SEMESTER (2008)<br />
– INGLORIOUS<br />
BASTERDS (2008)<br />
– AM ENDE KOMMEN<br />
TOUR<strong>IS</strong>TEN (2006)<br />
Lug und Trug für visuelle Effekte arbeiten äußerst<br />
präzise. Einer von ihnen fuhr nach Straßburg<br />
und fotografierte das Münster – diese Bilder<br />
werden dann in die Filmbilder eingebaut.“<br />
So konnten sie eine einzige Straße in Görlitz für<br />
die unterschiedlichen Szenen so umbauen, dass<br />
sie im Film wie drei verschiedene Städte aussieht.<br />
Aber selbst einem Laien fällt sofort auf,<br />
dass hier gut und mit Liebe zum Detail gearbeitet<br />
wurde.<br />
Bestes Szenenbild –<br />
UDO KRAMER<br />
– CHICKEN WITH<br />
PLUMS (2010)<br />
– SAME SAME BUT<br />
DIFFERENT (2009)<br />
– NORDWAND (2007)<br />
– KNALLHART (2005)<br />
29
Der Dreck ist echt. In GOETHE! müssen sich die<br />
Menschen zu Fuß oder in ihren Kutschen durch<br />
Berge von Matsch und Abfall kämpfen. Das<br />
macht Spaß anzuschauen. Es gab keine Kanalisation<br />
und auch keine Straßenreinigung im heutigen<br />
Sinne – und das sieht man. So sind Goethe<br />
(Alexander Fehling, Beste darstellerische Leistung<br />
– männliche Hauptrolle) und sein Freund<br />
Jerusalem (Volker Bruch) – den Umständen entsprechend<br />
– auch nicht immer korrekt zurecht<br />
gemacht. Mal ist ein Fleck auf Goethes Frack,<br />
mal sitzt die Perücke nicht richtig. Als Goethe<br />
nach einer wilden Nacht am nächsten Morgen<br />
an seinem Arbeitsplatz am Gericht antritt und<br />
seine Ausgeh-Perücke offensichtlich nur schnell<br />
über die Haare geworfen hat, tadelt ihn sein<br />
Vorgesetzter Kestner (Moritz Bleibtreu) treffend:<br />
„Ihr Äußeres lässt zu wünschen übrig.“ Die beiden<br />
Maskenbildnerinnen Kitty Kratschke und<br />
30<br />
Heike Merker (Bestes Maskenbild) hatten da einiges<br />
zu leisten, um die einzelnen Rollen im großen<br />
Ensemble in den jeweils rechten Gemütszustand<br />
zu versetzen. Wenn Goethe erst keck und<br />
auftrumpfend ausschaut, später selig verliebt,<br />
dann verzweifelt, dann dem Delirium nahe und<br />
am Ende befreit und sogar stolz, dann kann<br />
man das alles im glücklichen oder verschwitzten<br />
oder versteinerten Gesicht von Goethe sehen.<br />
Und dass das nicht allein eine Leistung der<br />
Maske ist, bewies Alexander Fehling als auffäl-<br />
Bestes Maskenbild –<br />
KITTY KRATSCHKE<br />
– HOTEL LUX (20<strong>11</strong>)<br />
– RUBBELDIEKATZ<br />
(20<strong>11</strong>)<br />
– GOETHE! (2010)<br />
– NORDWAND (2008)<br />
liger Schauspieler in vielen seiner bisherigen<br />
Filme. Das erste Mal nahm ihn ein größeres Publikum<br />
als Zivildienstleistenden in der Gedenkstätte<br />
Auschwitz im Film AM ENDE KOMMEN<br />
TOUR<strong>IS</strong>TEN von Robert Thalheim wahr. Zuletzt<br />
fiel er durch seine differenzierte Interpretation<br />
des Terroristen Andreas Baader in Andres Veils<br />
Berlinale-Wettbewerbsbeitrag WER WENN<br />
NICHT WIR auf. Zurecht wurde er auch auf der<br />
diesjährigen Berlinale als deutscher Shooting<br />
Star 20<strong>11</strong> ausgezeichnet.<br />
Bestes Maskenbild –<br />
HEIKE MERKER<br />
– ANOMYMUS (2010)<br />
– JOHN RABE (2007)<br />
– VALLEY OF FLOWERS<br />
(2004)<br />
– SCHATTEN DER<br />
ZEIT (2003)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Nicht N<br />
jeder kann sie haben –<br />
die LOLA
JERRY COTTON<br />
Offensichtlich lässt<br />
sich der echte Mythos<br />
eines Films oder einer<br />
Figur erst messen,<br />
wenn man diesen dem<br />
Härtetest einer parodistischen<br />
Hommage<br />
unterzieht. Das Ergebnis<br />
für Winnetou und<br />
Old Shatterhand wäre<br />
demnach überwältigend,<br />
was Michael Bully<br />
Herbig zu beweisen<br />
wusste. Auch Edgar<br />
Wallace´ Bösewicht mit dem Decknamen „Der<br />
Hexer“ kommt nicht schlecht weg. Er war gut<br />
32<br />
für zwei veritable Parodien mit beachtlicher<br />
Publikumsresonanz. Anders sieht die Bilanz in<br />
dieser völlig hypothetischen, unredlichen, aber<br />
vielleicht doch nicht ganz unsinnigen Rechnung<br />
für den Superhelden des Groschenheftes<br />
aus: JERRY COTTON stand vergleichbar verloren<br />
in den Straßen von Manhattan, obwohl<br />
alles um ihn herum stimmte (nur die Straßen<br />
von Manhattan nicht, denn der Film wurde ausschließlich<br />
in Berlin und Hamburg gedreht.)<br />
Christian Becker hatte mit dem Team aus seiner<br />
Rat Pack Filmproduktion das Production Value<br />
geschaffen, das man von ihm gewöhnt ist. Die<br />
Besetzung mit Christian Tramitz und Christian<br />
Ulmen gab ein schräges Duo ab. Und hinter der<br />
Kamera, die Torsten Breuer souverän führte,<br />
stand das Regie-Gespann, das uns schon NEU-<br />
ES VOM WIXXER zu bieten wusste, Cyril Boss<br />
und Philipp Stennert. So wurde JERRY COTTON<br />
also kein Blockbuster und kann sich dennoch<br />
selbstbewusst und auffällig in die vielfältige<br />
bis unübersichtliche deutsche Filmlandschaft<br />
des letzten Jahres stellen, weil er handwerklich<br />
Zeichen gesetzt hat.<br />
Die Geschichte des FBI-Agenten, dem eigentlich<br />
noch mehr gelingt als James Bond – und das<br />
mit deutlich weniger technischen Hilfsmitteln –<br />
und der sich minütlich aus einer ausweg-<br />
losen Situation zu retten vermag, haben Boss<br />
& Stennert konsequent als Action-Komödie<br />
erzählt, in der neben dem Helden der Trottel<br />
mit dem Glück des Törichten nicht fehlen darf.<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Tramitz und Ulmen geben das seltsame Ermittler-Paar<br />
nach allen Regeln der Slapstick-Kunst,<br />
grüßen im Vorübergehen Peter Sellers und Leslie<br />
Nielsen, schauen auch mal beim Frosch mit<br />
der Maske vorbei und lösen den Fall auf jeden<br />
Fall.<br />
Die Tongestalter Manfred Banach, Christian<br />
Conrad und Tschangis Chahrokh (Beste Tongestaltung)<br />
sind treu und dabei mit viel Originalität<br />
den Regeln des Genres gefolgt.<br />
Dabei war Banach für den Set-Ton zuständig,<br />
Beste Tongestaltung –<br />
MANFRED BANACH<br />
– ANONYMOUS (2010)<br />
– JERRY COTTON<br />
(2009)<br />
– DER VORLESER<br />
(2008)<br />
– KRABAT (2006)<br />
Christian Conrad entwickelte das Sound-Design,<br />
der Mischtonmeister Tschangis Charokh finalisierte.<br />
JERRY COTTON ist in keiner Beziehung<br />
ein Film der leisen Töne. Das kann und will er<br />
auch nicht sein. Aber da, wo es laut wird, wird<br />
es irgendwie anders laut als erwartet. Das Irreale<br />
und Irrwitzige ist deutlich zu hören, wird<br />
aber nicht mit dem Dampfhammer vertont.<br />
Wenn es so etwas wie Ohrenzwinkern gäbe –<br />
die Tongestaltung dieses Films hätte ein Musterbeispiel<br />
dafür geliefert.<br />
Beste Tongestaltung –<br />
CHR<strong>IS</strong>TIAN CONRAD<br />
– THE DOOR (20<strong>11</strong>)<br />
– SAME SAME BUT<br />
DIFFERENT (2009)<br />
– BRONSON (2008)<br />
– LAST KING OF<br />
SCOTLAND (2006)<br />
Beste Tongestaltung –<br />
TSCHANG<strong>IS</strong> CHAHROKH<br />
– JERRY COTTON<br />
(2010)<br />
– NORDWAND (2008)<br />
– SOPHIE SCHOLL<br />
(2004)<br />
– NIRGENDWO IN<br />
AFRIKA (2001)<br />
33
JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />
Es ist und bleibt wohl<br />
der berühmteste Film<br />
aller Zeiten, den kaum<br />
einer kennt. Veit Harlans<br />
„Jüd Süß“, den<br />
Film- und Propagandaminister<br />
Joseph<br />
Goebbels von Anfang<br />
an als „Panzerkreuzer<br />
Potemkin“ des Nationalsozialismuskonzipiert<br />
hatte, wurde auf<br />
den Filmfestspielen von<br />
Venedig 1940 uraufgeführt<br />
und durchaus gefeiert. Gleichzeitig inspirierte<br />
er SS-Schergen, ihre Hunde auf Juden zu<br />
hetzen. Filmkunst und Volksverhetzung, beides in<br />
Einem, nur eines von Beidem? Der Film hatte weit<br />
über hundert Millionen Zuschauer nach seiner<br />
Uraufführung in allen Ecken Europas, die kurzfristig<br />
deutsch gemacht wurden. Nach dem Krieg<br />
wurde er verboten. Oskar Roehler hat sich für die<br />
Entstehungs- und Wirkungsgeschichte interessiert.<br />
Und für die Menschen, deren Leben dieser<br />
Film am Direktesten beeinflusst hat. Und er hat<br />
sich für die Mechanismen interessiert, die zur<br />
34<br />
Entstehung eines solchen Filmes führen und was<br />
sie mit diesen Menschen anrichten. Doch auch bei<br />
großen Themen verliert Oskar Roehler nie den<br />
Blick für filmische Details. JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M<br />
OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN ist ein historischer Film mit<br />
besonderen Chancen und Herausforderungen.<br />
Jeder Kostümbildner weiß, welche Anzüge und<br />
Kleider die politische und künstlerische Kaste<br />
jener Jahre trug. Und die Kostüme des Originalfilms<br />
sind in Archiven nachzuschauen. Aber<br />
Thomas Oláh (Bestes Kostümbild) scheint nach<br />
mehr gesucht zu haben. Nach der Brücke zwischen<br />
Moderne und Historie, die sich ja auch<br />
durch seine bisherige Arbeit zieht. Und nach der<br />
individuellen Erzählung eines Charakters durch<br />
seine Be-, aber auch Entkleidung. Diese Liebe<br />
zum Detail, die nicht zwingend die Liebe zur Authentizität<br />
sein muss, findet sich auch bei dem<br />
international äußerst umtriebigen und gefragten<br />
Maskenbildner Björn Rehbein (Bestes Maskenbild),<br />
der natürlich das Elend im Gesicht eines<br />
Ghettobewohners ebenso sichtbar machen kann<br />
wie die Perfidie in dem eines Nazi-Offiziers. Aber<br />
richtig spannend wird es, wenn bei Goebbels die<br />
Frisur für einen kurzen so teuflischen wie verräterischen<br />
Moment aus dem Lack gerät.<br />
Bestes Kostümbild –<br />
THOMAS OLÁH<br />
– JUD SÜSS - F<strong>IL</strong>M<br />
OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />
(2010)<br />
– WOMEN WITHOUT<br />
MEN (2009)<br />
– TRANSSIBERIAN<br />
(2008)<br />
– KABALE UND LIEBE<br />
(2005/TV)<br />
Bestes Maskenbild –<br />
BJÖRN REHBEIN<br />
– ANONYMOUS (20<strong>11</strong>)<br />
– JUD SÜSS - F<strong>IL</strong>M<br />
OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />
(2010)<br />
– DAS PARFUM - DIE<br />
GESCHICHTE EINES<br />
MÖRDERS (2006)<br />
– GOODBYE LENIN<br />
(2003)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />
Foto: © Stefan Oláh<br />
Foto: © Nik Moronese
DIE KOMMENDEN TAGE<br />
„Die Dinge werden sich<br />
ändern in den kommenden<br />
Tagen“, ahnt<br />
Laura Kuper, eine Tochter<br />
aus gutem Hause.<br />
Und sie ahnt auch, dass<br />
es dabei nicht nur um<br />
ihren persönlichen Lebensweg<br />
geht, der nach<br />
dem Studium eine neue<br />
Richtung einnehmen<br />
muss. Es geht um viel<br />
mehr. DIE KOMMEN-<br />
DEN TAGE – das ist<br />
eine handfeste, also greifbare Beschreibung der<br />
nahen Zukunft. Ein Hinweis auf die Zeit, in der<br />
der gleichnamige Film von Lars Kraume spielt.<br />
Es sind auffällige Kleinigkeiten – vor allem im<br />
Bild der Stadt Berlin, die den Film jenseits von<br />
heute ansiedeln: Verkehrsmittel, Ampelschaltungen,<br />
Teile des Interieurs von öffentlichen Orten.<br />
Die kommenden Tage, das sagt der Film, werden<br />
wir alle noch erleben. Aber die kommenden Tage<br />
müssen auch überlebt werden.<br />
Laura Kuper spürt, dass es existenziell wird.<br />
Persönlich, weil es auch um Liebe und Familie<br />
geht. Und poltisch. Das macht ihr ihre radikale<br />
Schwester klar. Bernadette Heerwagen (Beste<br />
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle)<br />
spielt Laura Kuper. Und dass Johanna Wokalek<br />
ihre ältere, politisch aktive Schwester spielt, ist –<br />
ganz nebenbei – eine der tollsten Besetzungsideen<br />
des Jahres.<br />
Die Schwestern, bei denen sich herausstellt, dass<br />
das Haus, aus dem sie stammen, vielleicht doch<br />
kein so gutes ist, leben mit Constantin (August<br />
Diehl) zusammen, einem attraktiven Aktivisten.<br />
Bis Laura den jungen Anwalt Hans (Daniel Brühl)<br />
trifft, mit dem sie nicht nur die kommenden<br />
Tage, sondern auch die kommenden Jahre plant.<br />
Aber die Dinge werden sich ändern.<br />
Besonders für Laura, die nicht schwanger werden<br />
kann von Hans und die die Welt und ihre<br />
Familie retten will. Laura Kuper ist die zentrale<br />
Figur eines vielschichtigen Films – und nicht<br />
nur deshalb eine vielschichtige Figur. Bernadette<br />
Heerwagen ist dieser Person auf bewundernswert<br />
souveräne Weise gewachsen. Sie ist<br />
die Tochter, die sich noch mal eine Minute mehr<br />
Zeit für ihre kaputten Eltern nimmt. Sie ist die<br />
Schwester, die sich mit dem schwierigen Bruder<br />
gegen jede Chance auseinandersetzt. Sie ist die<br />
Frau, die Liebe lebt, weil sie Liebe erlebt. Sie ist<br />
die Geliebte, die nicht betrügt. Und sie ist die<br />
Mutter, die für die Zukunft ihres Kindes alles riskiert.<br />
Dabei gerät sie niemals zur Heiligen oder<br />
zur Karikatur. Sie ist bei allem so sehr bei sich,<br />
dass es dem Publikum nicht schwer fällt, bei<br />
allem auch bei ihr zu sein.<br />
Foto: © 2009 Badlands Film / UFA Cinema<br />
Beste weibliche<br />
Hauptrolle –<br />
BERNADETTE<br />
HEERWAGEN<br />
– DIE KOMMENDEN<br />
TAGE (2009)<br />
– AN DIE GRENZE (2006)<br />
– GRÜSSE AUS<br />
KASCHMIR (2002)<br />
– DER SCHANDFLECK<br />
(1998)<br />
35
DAS LIED IN MIR<br />
Maria (Jessica Schwarz)<br />
ist auf dem Weg<br />
nach Chile zu einem<br />
Schwimmwettkampf.<br />
Bei einem Zwischenstopp<br />
in Buenos Aires<br />
verpasst sie ihren Anschluss<br />
und muss in<br />
der Stadt bleiben. Ihrem<br />
Vater (Michael<br />
Gwisdek) hinterlässt<br />
sie eine Nachricht<br />
auf dem Anrufbeantworter,<br />
damit er sich<br />
nicht sorgt, und erzählt ihm außerdem von einer<br />
merkwürdigen Geschichte, die ihr am Flughafen<br />
passiert ist. Eine Mutter hat ihrem Baby ein<br />
spanisches Kinderlied vorgesungen – und Maria<br />
kannte es. Sie weiß nicht warum und woher, aber<br />
sie kannte die Melodie und konnte es mitsingen,<br />
obwohl sie eigentlich gar kein spanisch spricht.<br />
Einen Tag später steht ihr Vater vor ihrem Hotel in<br />
36<br />
Buenos Aires und will sie zur schnellen Weiterreise<br />
bewegen. Aber Maria bleibt. Sie fühlt sich<br />
auf unerklärliche Weise von der Stadt und von<br />
den Leuten angezogen. Sie muss das Geheimnis<br />
lüften. DAS LIED IN MIR ist der Diplomfilm<br />
von Florian Cossen (Beste Regie) an der <strong>Filmakademie</strong><br />
Ludwigsburg. Florian Cossen ist als<br />
Kind eines Diplomaten in Tel Aviv geboren und<br />
wuchs in verschiedenen Ländern auf, lebte beispielsweise<br />
von 1988 bis 1994 für sechs Jahre<br />
in Spanien und kam dann mit 15 nach Deutsch-<br />
Foto: © Julieta Schildknecht<br />
Beste Regie –<br />
FLORIAN COSSEN<br />
– DAS LIED IN MIR<br />
(2010)<br />
– L‘OUBLI/DAS VER-<br />
GESSEN (2006/<br />
Kurzfilm, Co-Regie)<br />
– WOLFSNACHT (2005/<br />
Kurzfilm)<br />
– E<strong>IS</strong>TAG (2004/Kurzfilm)<br />
land. Bei einem Auslandssemester 2006 an der<br />
Universidad del Cine in Buenos Aires hörte er<br />
zum ersten Mal von der Verschleppung von Kindern<br />
zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur<br />
in den siebziger und achtziger Jahren. Als ihm<br />
klar wurde, dass von den rund 500 vermissten<br />
Kindern viele ins Ausland verschleppt wurden,<br />
auch nach Deutschland, hatte er seinen Stoff für<br />
den Abschluss an der Filmhochschule gefunden.<br />
Zusammen mit Studienkollegin Elena von<br />
Saucken schrieb er ein Drehbuch, das den BR<br />
Foto: © Schwarz-Weiss Filmverleih<br />
Beste weibliche<br />
Nebenrolle –<br />
BEATRIZ SPELZINI<br />
– EL GATO DESAPARE<br />
CE (2010)<br />
– YO LA RECUERDO<br />
AHORA (2007)<br />
– OLGA,VICTORIA,<br />
OLGA (2005)<br />
– RICONC<strong>IL</strong>IATI (2000)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
(Claudia Gladziejewski) und die Produktionsfirma<br />
teamworx (Jochen Laube und Fabian Maubach)<br />
überzeugten, so dass dem Dreh in Buenos<br />
Aires nichts mehr im Wege stand. Jochen Laube<br />
hat dem Regisseur dann den Kameramann<br />
Matthias Fleischer (Beste Kamera) vorgestellt,<br />
den Cossen schon von dessen Arbeit an Alain<br />
Gsponers KIKI UND TIGER (2002) kannte und der<br />
ihm für sein Vorhaben als sehr geeignet erschien.<br />
Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Die beiden<br />
redeten sich heran und haben versucht, sich<br />
ganz subjektiv, aus der Sicht Marias, der Stadt<br />
und dem lang gehüteten Familiengeheimnis zu<br />
nähern. Es ist das Gefühl eines Déjà Vu, das<br />
Maria in Buenos Aires erlebt. Die Kamerabilder<br />
unterstreichen diese Stimmung: Das geheimnisvolle<br />
Schwarz hinter den Fenstern der Häuser<br />
und Autos, die Mauern und ihre Risse und die<br />
Geschichten, die darin stecken, das besondere<br />
Licht und die fremd-vertrauten Gesichter der<br />
europäischsten Metropole Südamerikas. Für das<br />
Casting der argentinischen Schauspieler war<br />
Walter Rippel verantwortlich, der zuletzt<br />
Francis Ford Coppolas TETRO (2009) gecastet<br />
hatte. Rippel überredete die in Argentinien vor<br />
allem als große Theaterschauspielerin bekannte<br />
Beatriz Spelzini (Beste darstellerische Leistung –<br />
weibliche Nebenrolle) zu einem Casting, in dem<br />
sie dann alle Beteiligten 100prozentig überzeugte.<br />
Regisseur Florian Cossen sagt zu ihrer Besetzung:<br />
„Neben ihrem fulminanten Spiel ist es das<br />
Leid, das in ihrem Gesicht geschrieben steht.<br />
Das ist der Grund, weshalb sie zu dieser gebrochenen<br />
Figur der Tante wurde. In ihrem Gesicht<br />
Foto: © Fabian Maubach<br />
Beste Kamera –<br />
MATTHIAS FLE<strong>IS</strong>CHER<br />
– EINE ANGST<br />
(2009/TV)<br />
– L<strong>IL</strong>A, L<strong>IL</strong>A (2009)<br />
– DAS WAHRE LEBEN<br />
(2006)<br />
– ROSE (2005)<br />
lese ich, dass die Suche nach der verlorenen<br />
Nichte über Jahrzehnte diese einst sehr schöne<br />
Frau zermürbt hat.“ Den Film-Komponisten<br />
Matthias Klein (Beste Filmmusik) kannte Florian<br />
Cossen schon von kleineren Projekten an der<br />
<strong>Filmakademie</strong> Ludwigsburg. Der Versuch war<br />
es, eine Musik zu komponieren, die sowohl die<br />
Größe des Kinos ausmalt, als auch eine, die der<br />
Zerbrechlichkeit und der lange verschütteten<br />
Emotionen gerecht wurde. Auf jeden Fall stand<br />
sehr früh fest, das es hier keinen Tango und kein<br />
Bandoneon geben wird.<br />
Beste Filmmusik –<br />
MATTHIAS KLEIN<br />
– BABYDADDY (20<strong>11</strong>)<br />
– DAS LIED IN MIR<br />
(2010)<br />
– CINDY LIEBT MICH<br />
NICHT (2009)<br />
– TEENAGE ANGST<br />
(2008)<br />
37
MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR<br />
MIN DÎT – DIE KINDER<br />
VON DIYARBAKIR ist<br />
das Debüt des deutschkurdischen<br />
Regisseurs<br />
Miraz Bezar (Bestes<br />
Drehbuch). Dabei hat<br />
der Filmemacher nicht<br />
nur das Buch selbst<br />
geschrieben, er hat<br />
das Projekt bis in die<br />
Postproduktionsphase<br />
auch selbst finanziert<br />
und natürlich<br />
auch selbst inszeniert.<br />
Nach seinem Abschluss an der dffb in Berlin hat<br />
Miraz Bezar immer wieder versucht, seine<br />
Ideen bei Förderern und potenziellen Finanziers<br />
unterzubringen. Leider erfolglos. 2005 zog er einigermaßen<br />
verzweifelt in seine Heimat Anatolien,<br />
um dort die eine zwingende Geschichte zu<br />
suchen, die er erzählen muss. In Diyarbakir, der<br />
inoffiziellen Hauptstadt des türkischen Kurdistans,<br />
fand er sie dann. Er recherchierte über die<br />
Gräueltaten in den neunziger Jahren, zur Zeit<br />
38<br />
des Bürgerkrieges zwischen kurdischen Rebellen<br />
und der türkischen Armee. Entstanden ist<br />
eine Geschichte, die auf vielen einzelnen wahren<br />
Begebenheiten beruht und für das Kino zu einer<br />
lebendigen Erzählung verschmolzen ist. Miraz<br />
Bezar beschreibt seine Herangehensweise so:<br />
„Anstelle epischer Fiktion wollte ich eine Collage<br />
dieser Splitter wirklichen Lebens montieren.<br />
Ich wollte eine Vielzahl von Themen ansprechen,<br />
ohne dabei allerdings einen Kompilationsfilm zu<br />
produzieren. Mir war es wichtig, eine Geschichte<br />
zu finden, die exemplarisch für alle stehen<br />
konnte.“<br />
Miraz Bezar hat sich bewusst dafür entschieden,<br />
die Geschichte aus der Sicht zweier Kinder<br />
zu erzählen. „Min dit“ ist kurdisch und bedeutet<br />
„ich habe gesehen“. Die beiden Kinder haben<br />
gesehen wie ihre Eltern bei einer nächtlichen<br />
Straßenkontrolle von türkischen Paramilitärs<br />
erschossen wurden. Seitdem sind sie traumatisiert<br />
und leben auf der Straße. Retten konnten<br />
sie eine Kassette mit der Stimme ihrer Mutter,<br />
auf der sie ihnen das Märchen vom Wolf mit<br />
der Glocke erzählt. In erster Linie ist es für die<br />
Kinder die beruhigende Stimme ihrer Mutter aus<br />
einer anderen Zeit. Gleichzeitig erfahren sie aber<br />
auch, wie ein böser Wolf gezähmt werden kann:<br />
Im Märchen entschließen sich die Dorfbewohner,<br />
den Wolf nicht zu töten, sondern durch eine<br />
klingende Glocke zu markieren, dass er weithin<br />
hörbar ist und somit von jedem rechtzeitig<br />
bemerkt wird. Dieses Märchen wirkt, wenn am<br />
Ende die beiden Kinder entscheiden müssen, wie<br />
sie sich am Mörder ihrer Eltern rächen.<br />
Foto: © Ute Langkafel<br />
Bestes Drehbuch –<br />
MIRAZ BEZAR<br />
– MIN DÎT - DIE<br />
KINDER VON DIYAR-<br />
BAKIR (2009)<br />
– FREIW<strong>IL</strong>D<br />
(2000/Kurzfilm)<br />
– FERN (1997/Kurzfilm)<br />
– BERIVAN<br />
(1995/Kurzfilm)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Fast so schön wie vor der Kamera stehen: hinter dem Steuer sitzen. Der Phaeton.<br />
Volkswagen, offizieller Partner des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.<br />
www.volkswagen.de
PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG<br />
40<br />
Gewinner<br />
Semaine de la Critique<br />
Locarno<br />
Nominierung<br />
Bester Dokumentarfilm<br />
Europäischer Filmpreis<br />
Gewinner<br />
Bester Schnitt<br />
Diagonale<br />
Gewinner<br />
Internationales Filmfestvial<br />
San Francisco<br />
Ehrenpreis<br />
Dokumetarfilm Festival<br />
Eurodok<br />
Pianomania<br />
Ein Film von Robert Cibis & Lilian Franck<br />
FARBF<strong>IL</strong>M VERLEIH präsentiert eine produktion von W<strong>IL</strong>DARt F<strong>IL</strong>M und OVAL F<strong>IL</strong>MEMAcHER GBR<br />
Mit StEFAn KnüpFER, pIERRE-LAuREnt AIMARD, LAnG LAnG, ALFRED BREnDEL, t<strong>IL</strong>L FELLnER, JuLIuS DRAKE, IAn BOStRIDGE, IGuDESMAn & JOO, u.A. kaMera Jerzy Palacz, robert cibis schnitt Michelle barbin<br />
ton sabine Panossian, benedikt david, ina nikolow sounddesign niklas kaMMertöns Mischung ansgar Frerich produzenten ebba sinzinger, vincent lucassen, robert cibis, lilian Franck Buch und regie lilian Franck, robert cibis<br />
www.pianomania.de<br />
Vor dem Konzert von<br />
Lang Lang gibt es ein<br />
Bild, das ganz viel mit<br />
Ton zu tun hat. Oder<br />
mit den Tönen, die in<br />
der bevorstehenden<br />
Situation auf keinen<br />
Fall etwas zu suchen<br />
haben – mit Klingeltönen.<br />
Ein Mitarbeiter<br />
des Theaters trägt ein<br />
aufwendig gerahmtes<br />
Piktogramm durch die<br />
Gänge des Konzerthau-<br />
ses und stellt es auf die Brüstung im ersten oder<br />
zweiten Rang: Handyverbot.<br />
Die Filmemacher Robert Cibis und Lilian Franck<br />
erzählen in ihrem Dokumentarfilm PIANOMANIA<br />
nach eigenem Bekunden eine Geschichte von<br />
Liebe, Perfektion und ein bisschen Wahnsinn.<br />
Sie erzählen die Geschichte eines Mannes,<br />
dessen Liebe der Perfektion gilt – und der<br />
dafür ein bisschen wahnsinnig sein muss.<br />
Die Geschichte von Stefan Knüpfer, der nur auf<br />
den ersten Blick einfach ein Klavierstimmer ist.<br />
Er stimmt Klaviere, aber versetzt sie auch in<br />
Stimmungen, stimmt sie auf die Pianisten ein.<br />
Und sogar umgekehrt. Knüpfer ist Cheftechniker<br />
der berühmten Klavier- und Flügelbauerfirma<br />
Steinway in Österreich. Er ist auf der Suche nach<br />
dem perfekten Klang. Er schafft die Voraussetzung<br />
für die Töne, die die Musik der Pianisten<br />
machen, für die er die Instrumente präpariert.<br />
Stefan Knüpfer ist der Star eines Dokumentarfilmes,<br />
in dem einige der bekanntesten Namen<br />
der internationalen Musikszene ebenfalls Rollen<br />
spielen. Stefan Knüpfer ist all diesen Stars<br />
gemeinsam. Er schafft die Voraussetzungen für<br />
Konzerte und Plattenaufnahmen von Lang Lang,<br />
von Alfred Brendel, von Pierre-Laurant Aimard<br />
oder Till Fellner. Stefan Knüpfer ist ein Dienstleister.<br />
Und – das wird deutlich trotz aller Virtu-<br />
osität seiner Klienten – er ist ein Künstler. Auch,<br />
weil er ein großer Künstlerversteher ist. Das ist<br />
die Voraussetzung seines Berufes, der für ihn<br />
ohne Zweifel eine große Berufung ist.<br />
Robert Cibis und Lilian Franck ist es nicht nur<br />
gelungen, Knüpfer in den faszinierenden und<br />
tatsächlich nicht immer frei von Wahnsinn<br />
stattfindenden Gesprächen mit den Pianisten<br />
zu beobachten – als Zuhörer, als Ideengeber, als<br />
Geschmeichelter und Geschockter. Sie erwischen<br />
Beste Tongestaltung –<br />
ANSGAR FRERICH<br />
– KEEP SURFING<br />
(2010)<br />
– LE QUATTRO VOLTE<br />
(2009)<br />
– WOMEN WITHOUT<br />
MEN (2007)<br />
– DIE GESCHICHTE<br />
VOM WEINENDEN<br />
KAMEL (2002)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
ihn auch immer wieder in Situationen jenseits<br />
der Kunst, die aber alle etwas Eigenes erzählen,<br />
was selbst dem vermeintlich Alltäglichen noch<br />
etwas Kurioses verleiht. Wenn sich Knüpfer<br />
auf die Suche nach einem Klavierhocker begibt,<br />
macht er keine normale Fahrstuhlfahrt.<br />
Ein Film, der Menschen auf der Suche nach<br />
Tönen begleitet und beobachtet, ist ein Tonfilm<br />
in jeder Bedeutung des Wortes. Und damit ein<br />
Segen und eine Herausforderung zugleich für<br />
das Ton-Department. Sabine Panossian (Beste<br />
Beste Tongestaltung –<br />
SABINE PANOSSIAN<br />
– PIANOMANIA (2009)<br />
Tongestaltung), die eigene Regieprojekte hat und<br />
auch als Kamerafrau arbeitet, hat den Ton in all<br />
den Räumen und Orten eingefangen, durch die<br />
sich der Film bewegt und damit das Material<br />
geliefert, aus dem Niklas Kammertöns (Beste<br />
Tongestaltung) sein Sounddesign entwickeln<br />
konnte. Dabei ist er nicht der Versuchung erlegen,<br />
dem großen und großartigen Angebot exzellenter<br />
Musik, gespielt von exzellenten Musikern,<br />
nachzugeben. Stattdessen verortet gerade der<br />
Sound den Film in der Wirklichkeit und macht<br />
Beste Tongestaltung –<br />
NIKLAS KAMMERTÖNS<br />
– ABGEBRANNT (2010)<br />
TOM ATKINS BLUES<br />
(2009)<br />
– DRAUSSEN AM SEE<br />
(2008)<br />
– DER BLINDE FLECK<br />
(2006/TV)<br />
die Kunst auch akustisch zum Teil des Arbeitslebens.<br />
Dafür war eine raffinierte Tonmischung<br />
notwendig, bei der zum Beispiel das Öffnen einer<br />
Tür buchstäblich neben einem zweigestrichenen<br />
C zu hören ist. Dafür hat der Berliner<br />
Mischtonmeister Ansgar Frerich (Beste Tongestaltung)<br />
gesorgt. Frerich, der auch eine eigene<br />
Postproduktionsfirma betreibt, ist ein ausgewiesener<br />
Spezialist für Dokumentarfilme mit besonderer<br />
Atmosphäre – wie zum Beispiel Volker<br />
Koepps HOLUNDERBLÜTE oder jüngst UNTER<br />
KONTROLLE von Volker Sattel.<br />
41
POLL<br />
42<br />
PAULA<br />
BEER<br />
EDGAR<br />
SELGE<br />
TAMBET<br />
TU<strong>IS</strong>K<br />
JEANETTE<br />
HAIN<br />
NACH VIER MINUTEN DER NEUE F<strong>IL</strong>M VON CHR<strong>IS</strong> KRAUS<br />
RICHY<br />
MÜLLER<br />
INTERNATIONALES<br />
F<strong>IL</strong>MFESTIVAL<br />
TORONTO 2010<br />
INTERNATIONALES<br />
F<strong>IL</strong>MFESTIVAL<br />
ROM 2010<br />
OFFICIAL SELECTION<br />
SPEZIALPRE<strong>IS</strong> DER JURY:<br />
BESTE REGIE · BESTE F<strong>IL</strong>MMUSIK<br />
Die deutsche Dichterin<br />
Oda Schäfer war so alt<br />
wie das letzte Jahrhundert.<br />
Sie wurde in<br />
Berlin geboren, wo sie<br />
auch aufwuchs. Sie arbeitete<br />
als Journalistin<br />
und später hauptsächlich<br />
als Lyrikerin. Zunächst<br />
in der inneren<br />
Emigration, dann in<br />
der Schweiz und nach<br />
1950 in München.<br />
Ihr Geburtsname Oda<br />
Kraus verweist auf eine Verwandtschaft zu dem<br />
Autor und Regisseur Chris Kraus, der in POLL<br />
eine Geschichte aus ihrer Jugend erzählt. Eine<br />
Geschichte, die viel erzählt über das Verhältnis<br />
der Generationen untereinander in der Endphase<br />
des Wilhelmismus. Eine Geschichte, die aber<br />
auch viel erzählt über die politische Spannungslage<br />
zwischen Völkern und zwischen den sozialen<br />
Schichten. Es ist eine Geschichte aus dem<br />
Alltag einer Welt, eines Ortes und der Konstella-<br />
tion von Personen, die alles andere als alltäglich<br />
wirken. POLL ist der Name dieses Ortes, dieses<br />
Mikrokosmos einer dekadenten Großbürgerlichkeit,<br />
deren Ende wohl auch ohne den Krieg<br />
gekommen wäre.<br />
Chris Kraus lässt die vierzehnjährige Oda (Paula<br />
Beer) mit der konservierten Leiche ihrer leiblichen<br />
Mutter zu ihrem Vater (Edgar Selge)<br />
und dessen neuer Frau (Jeanette Hain) reisen.<br />
„Solange ich denken kann, hat mein Vater für<br />
den Tod gelebt, für den er eine große Zuneigung<br />
Foto: © Piffl Medien<br />
Beste männliche<br />
Nebenrolle –<br />
RICHY MÜLLER<br />
– INNERE SICHER-<br />
HEIT (2000)<br />
– DIE CELL<strong>IS</strong>TIN (1998)<br />
– IRREN <strong>IS</strong>T<br />
MÄNNLICH (1995)<br />
– EINER MEINER<br />
ÄLTESTEN FREUNDE<br />
(1993)<br />
empfand. Eine größere vielleicht als für mich“,<br />
erzählt Oda zu Beginn des Films aus dem Off<br />
dem Publikum – und bereitet uns damit nicht<br />
nur auf die morbide Disposition einer einzelnen<br />
Familie vor, sondern einer ganzen Epoche. Ihr<br />
Vater kann seine Tochter und seine verstorbene<br />
Frau nicht vom Bahnhof abholen, weil er die Leichen<br />
von getöteten Anarchisten, die er sammelt<br />
wie andere Schmetterlinge, sezieren muss. Kein<br />
Wunder, dass es einmal aus seinem Gutsverwalter<br />
Mechmershausen (Richy Müller – Beste<br />
Foto: © Kathinka Minthe<br />
Beste Kamera –<br />
DANIELA KNAPP<br />
– 12 METER OHNE<br />
KOPF (2008)<br />
– WAS AM ENDE<br />
ZÄHLT (2006)<br />
– EMMAS GLÜCK<br />
(2005)<br />
– MEINE BRUDER<br />
DER VAMPIR (2001)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle)<br />
herausbricht: „Menschen wie Sie machen die<br />
Revolution erst möglich.“ Richy Müller ist der<br />
Antipode des Vaters, eine Figur mit menschlichen<br />
Regungen, mit Furor und Leidenschaft<br />
(auch für die Frau seines Chefs). Er spielt diesen<br />
Mann mit einer faszinierenden Mischung<br />
aus Virilität und Verletzlichkeit, ohne Pathos<br />
und unglaublich klar. Dass er dabei dann auch<br />
noch aussieht, als habe man ihn aus der erzählten<br />
Zeit an den erbauten Ort der Drehar-<br />
Foto: © Kai-Uwe Schulte-Bunert<br />
Bestes Szenenbild –<br />
S<strong>IL</strong>KE BUHR<br />
– POLL (2010)<br />
– DIE FREMDE (2009)<br />
– VIER MINUTEN<br />
(2005)<br />
– DAS LEBEN DER<br />
ANDEREN (2005)<br />
beiten geholt, ist natürlich nicht zuletzt dem<br />
genauen Maskenbild von Susana Sanchez (Bestes<br />
Maskenbild) geschuldet. Die aus Spanien<br />
stammende Susana Sanchez, die mit Carlos<br />
Saura einen Spanischen Filmpreis gewann, die<br />
vor Jahren aus Jasmin Tabatabai in dem Film<br />
FREMDE HAUT einen der schönsten iranischen<br />
Männer machte und mit Kraus schon bei VIER<br />
MINUTEN zusammenarbeitete, hat sich mit<br />
ihrer Kostüm-Kollegin Gioia Raspé (Bestes Kostümbild)<br />
in eine andere Zeit versetzt, um diese<br />
Bestes Kostümbild –<br />
GIOIA RASPÉ<br />
– POLL (2010)<br />
– DIE FREMDE (2009)<br />
– VIER MINUTEN<br />
(2006)<br />
– JARGO (2004)<br />
auf der Leinwand nicht nur zu erhalten, sondern<br />
auch zu transportieren. Das Historische,<br />
das im Kinofilm immer auch fiktiv ist, wirkt<br />
hier eher wahr als echt.<br />
Denn auf Echtheit um ihrer selbst Willen scheint<br />
Chris Kraus nicht zu bestehen. Das Haus auf Gut<br />
Poll mag so nicht ausgesehen haben, wie Silke<br />
Buhr (Bestes Szenenbild) es an einem Strand in<br />
Estland erbaut hat. Aber in seiner Kombination<br />
aus Erhabenheit und Fragilität (da steht eine Art<br />
Schloss auf Stelzen) ist dieses Haus die richtige<br />
Kulisse für eine Geschichte, über der immer<br />
auch die Bedrohung des Untergangs schwebt.<br />
Aber diese Geschichte selbst hat auch etwas<br />
Zerbrechliches, weil es ja auch die Geschichte<br />
einer Persönlichkeits-, einer Identitätsfindung<br />
ist. Die junge Oda trifft in diesem familiären und<br />
politischen Chaos einen wesentlich älteren dichtenden<br />
Anarchisten, den sie in der Höhle des Löwen,<br />
dem Laboratorium ihres Vaters, versteckt.<br />
Dort halten sich in der Regel seinesgleichen nur<br />
in konservierten Einzelteilen auf.<br />
43
Silke Buhr hat all diese menschlichen Monstrositäten<br />
in Gebäude, Räume und Gegenstände<br />
übersetzt – und dafür bereits den Bayerischen<br />
Filmpreis erhalten. Ihr Poll ist eine Bedrohung<br />
aus Stein und vor allem Holz, die verdammt ist,<br />
am Ende des Films buchstäblich zerstört zu<br />
werden. Und sie ist der reale Drehort für diesen<br />
Film. Ein Set, das Silke Buhr in sechs langen<br />
Monaten ins Meer bauen ließ. Nicht weil<br />
es so war, sondern weil es so hätte sein können<br />
und die Erzählung unterstützt: „Kein Gutsbesitzer<br />
wäre so wahnsinnig gewesen, ein Haus an<br />
den Strand zu bauen. Aber wahnsinnig genug,<br />
es gleich direkt ins Meer zu setzen, waren die<br />
Balten durchaus. Das passte zu ihrem exzentrischen<br />
Temperament. Wir entwarfen dann einen<br />
ebenfalls ziemlich wahnsinnigen Filmbau. Die<br />
geniale Szenografin Silke Buhr hat ihm die Patina<br />
des Verfalls gegeben“, erzählt der Regisseur<br />
dem Berliner Stadtmagazin Zitty. Mit Silke Buhr,<br />
die unter anderem auch mit Lars Büchel (JETZT<br />
ODER NIE) und Feo Aladag (DIE FREMDE) gearbeitet<br />
hat, drehte Chris Kraus auch schon<br />
seine anderen Spielfilme SCHERBENTANZ und<br />
44<br />
VIER MINUTEN. Dass ein solcher Ort und eine<br />
solche Zeit nicht nur starke Symbolkraft für<br />
eine Geschichte haben, die davon erzählt, wie<br />
die Umstände sein könnten, damit jemand sich<br />
selbst und seine Begabungen erkennt, sondern<br />
auch das Potential für kinematografische Überhöhungen<br />
und Annäherungen bietet, war für<br />
Daniela Knapp (Beste Kamera/Bildgestaltung)<br />
eine Herausforderung, der sie sich offensiv<br />
gestellt hat. Da der Film Geschichte und Geschichten<br />
erzählt, gelingt auch ihr der visuelle<br />
Wechsel von der prall gefüllten, oft sich elegant<br />
bewegenden Totalen über halbnahe Bilder einer<br />
Familie am Rande des Abgrunds zur Nahaufnahme,<br />
die mal das Panoptikum der väterlichen<br />
Obsession für den Tod einfängt – und mal von<br />
einer geahnten und verbotenen Liebe berichtet.<br />
„POLL ist im Grunde ein Kammerspiel. Die Größe<br />
der Bilder ist wichtig, um die Sehnsucht Odas zu<br />
illustrieren, natürlich auch die Größe der Welt,<br />
in der die Menschen so klein sind. Deshalb war<br />
es Daniela und mir wichtig, einerseits zu zeigen,<br />
wie eng Oda die Welt empfindet und diese Enge<br />
auch zu beschreiben“, erklärt der Regisseur das<br />
Konzept der Bildgestaltung, über die er sich mit<br />
seiner aus Österreich stammenden, mittlerweile<br />
in Berlin lebenden Kamerafrau Daniela Knapp<br />
sehr einig war. Knapp hat übrigens an der<br />
<strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg in Ludwigsburg<br />
studiert, wo auch ihre langjährige Zusammenarbeit<br />
mit dem Regisseur Sven Taddicken<br />
(u.a. EMMAS GLÜCK) begann.<br />
Bestes Maskenbild –<br />
SUSANA SÁNCHEZ<br />
– POLL (2010)<br />
– TRIAGE (2009)<br />
– VIER MINUTEN<br />
(2006)<br />
– GOYA (1999)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
SHAHADA<br />
46<br />
Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?<br />
ein Film von Burhan Qurbani<br />
SHAHADA<br />
Studio Hamburg Nachwuchspreis<br />
Bestes Drehbuch<br />
Beste Produktion<br />
First Steps Award<br />
Nominierung Bester abendfüllender Spielfilm<br />
Nominierung Sonderpreis Kamera<br />
Filmkunstpreis 2010<br />
Festival des <strong>Deutsche</strong>n Films<br />
Originellste Darstellungsform<br />
Originellstes Thema<br />
Preis der Gilde der<br />
deutschen Filmkunsttheater<br />
mit Maryam Zaree, Jeremias Acheampong, Carlo Ljubek, Marija Škaricic, Sergej Moya, Vedat Erincin, Anne Ratte-Polle, Nora Abdel-Maksoud, Burak Yigit, Yollette<br />
Thomas u.v.a. Drehbuch & Regie Burhan Qurbani Co-Autor Ole Giec Produzenten Susa Kusche, Uwe Spiller, Robert Gold Producer Leif Alexis Redaktion Burkhard Althoff (ZDF) Tutor Prof.Nico<br />
Hofmann (<strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg) Kamera Yoshi Heimrath Schnitt Simon Blasi Szenenbild Barbara Falkner Kostüm Irene Ip Maske Anja Heinemann, Sandra Meyer<br />
Musik Daniel Sus Ton Magnus Pflüger Mischung K 13 Sound Design Jörg Theil Titel Design weareflink Casting Karen Wendland Produktionsleitung Christine Günther Postproduktion Pictorion das werk<br />
bittersuess pictures und 3Rosen präsentieren in Co-Produktion mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel und der <strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg mitfinanziert durch<br />
SHAHADA. Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?<br />
www.shahada-der-film.de<br />
„In Allahs Augen sind<br />
alle Arten von Liebe<br />
gleich.“ Diesen<br />
Satz kann der islamische<br />
Geistliche Vedat<br />
(Vedat Erincin, Beste<br />
darstellerische Leistung<br />
– männliche Nebenrolle)<br />
zu einem<br />
Ratsuchenden nur als<br />
Freund und nicht als<br />
Imam aussprechen. Er<br />
tut es, indem er seine<br />
Kappe abnimmt und<br />
mit leicht verschwörerischer Geste seine Stimme<br />
senkt. Danach wendet er sich ab und atmet<br />
schwer aus. Man ahnt den Kampf in seiner<br />
Brust.<br />
Der erste lange Spielfilm SHAHADA von Filmstudent<br />
Burhan Qurbani (<strong>Filmakademie</strong><br />
Ludwigsburg) ist ein Film über die Suche nach<br />
dem richtigen Weg. Der Titel bezieht sich auf<br />
die erste Säule des Islam – das Glaubensbekenntnis.<br />
Drei parallel erzählte Geschichten –<br />
eine Geschichte vom Erwachen der Sexualität,<br />
eine Geschichte von Schuld und Sühne und<br />
eine Vater-Tochter-Geschichte – zeigen auf,<br />
wie Religionszugehörigkeit und familiäres<br />
und soziales Umfeld unsere Entscheidungen<br />
und unser Handeln beeinflussen. In der Vater-<br />
Tochter-Geschichte ist Vedats erwachsenes<br />
Kind Maryam (Maryam Zaree) ungewollt<br />
schwanger und treibt illegal ab. In der Folge bekommt<br />
sie wahnsinnige Unterleibsschmerzen<br />
und kräftige Blutungen. In ihrem Glauben, Unrechtes<br />
getan zu haben, vermutet sie, dass Allah<br />
sie bestrafen will und findet das zunehmend gerecht.<br />
Immer fanatischer wendet sie sich ihrem<br />
Glauben zu und stellt dabei auch ihren Vater<br />
und seine liberale Gemeinde auf eine harte Probe.<br />
Vedat Erincin spielt diesen Vater mit Güte<br />
und Besonnenheit, er ist das moralische Zentrum<br />
des Films, ein Mann der Ruhe. Nur kurzzeitig<br />
verliert er mal die Gelassenheit und schreit<br />
seine Tochter an, ob sie den Verstand verloren<br />
hat, als sie mit aufrührerischer Rede ein Gebet<br />
in der Moschee stört.<br />
Vedat Erincin hat auch in dem als Besten Film<br />
nominierten ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />
DEUTSCHLAND (R: Yasemin Samdereli) eine<br />
wichtige Rolle übernommen. Die weist nicht<br />
zufällig einige Parallelen zu dem auf, was von<br />
ihm als Vater Vedat in SHAHADA abverlangt<br />
wurde. Er spielt den Vater von drei Söhnen und<br />
einer Tochter und den Opa von einem kleinen<br />
Jungen und einer erwachsenen jungen Frau, die<br />
schwanger ist und sich nicht traut, das ihrer Familie<br />
zu sagen. Hier wie da ist sein glaubhaftes<br />
Spiel um das Verständnis von Glaubensfragen<br />
gefordert und gewünscht.<br />
Foto: © bittersuess pictures GmbH<br />
Beste männliche<br />
Nebenrolle –<br />
VEDAT ERINCIN<br />
– ALMANYA –<br />
W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />
DEUTSCHLAND<br />
(2010)<br />
– SHAHADA (2009)<br />
– EVET, ICH W<strong>IL</strong>L<br />
(2007)<br />
– VÖGEL OHNE BEINE<br />
(2006)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />
KAROLINE<br />
HERFURTH<br />
FLORIAN DAVID<br />
FITZ<br />
HEINO<br />
KATHARINA FERCH<br />
MÜLLER-ELMAU<br />
JOHANNES<br />
ALLMAYER<br />
CONSTANTIN F<strong>IL</strong>M ZEIGT EINE OLGA F<strong>IL</strong>M PRODUKTION “VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER” MIT FLORIAN DAVID FITZ KAROLINE HERFURTH HEINO FERCH KATHARINA MÜLLER-ELMAU JOHANNES ALLMAYER<br />
MUSIK STEVIE B-ZET & RALF H<strong>IL</strong>DENBEUTEL SCHNITT KAI SCHROETER SZENENB<strong>IL</strong>D HEIDI LÜDI KOSTÜM NATASCHA CURTIUS-NOSS KAMERA ANDREAS BERGER CASTING NESSIE NESSLAUER PRODUKTIONSLEITUNG ANDREA OECHSNER<br />
PRODUZENTEN VIOLA JÄGER HARALD KÜGLER DREHBUCH FLORIAN DAVID FITZ REGIE RALF HUETTNER INHABERIN DER AUSSCHLIESSLICHEN NUTZUNGSRECHTE <strong>IS</strong>T DIE CONSTANTIN F<strong>IL</strong>M VERLEIH GMBH © 2010 OLGA F<strong>IL</strong>M PRODUKTION<br />
„Das Tourette-Syndrom<br />
ist eine neurologischpsychiatrische,ätiologisch<br />
noch ungeklärte<br />
Erkrankung, die durch<br />
das Auftreten von Tics<br />
charakterisiert ist. Es<br />
wird zu den extrapyramidalen<br />
Hyperkinesien<br />
gerechnet. Bei den Tics<br />
handelt es sich um unwillkürliche,<br />
rasche,<br />
meistens plötzlich<br />
Vincent_Hauptplakat_RZ.indd 1 05.03.10 10:56<br />
einschießende und mitunter sehr heftige Bewe-<br />
gungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln<br />
oder serienartig auftreten können. Verbale,<br />
ungewollte Äußerungen zählen mit dazu sowie<br />
Ausrufe oder eigenartige Geräusche“, lautet<br />
die medizinische Beschreibung einer Nervenkrankheit,<br />
die in der ersten Hälfte des 19. Jahr-<br />
hunderts zum ersten Mal bei der französischen<br />
Adeligen Marquise de Dampierre beobachtet<br />
und 1885 von dem Neurologen Georges Gilles<br />
de la Tourette beschrieben wird. Der Schauspieler<br />
und Drehbuchautor Florian David Fitz<br />
(Bestes Drehbuch) hat das in die Sprache des Kinos<br />
übersetzt: „Ich habe einen Clown im Kopf,<br />
der mir ständig zwischen die Synapsen scheißt.“<br />
Aufmerksam wurde Fitz auf die Krankheit,<br />
die erst in den letzten zwanzig Jahren auch in<br />
Deutschland ein Thema ist, durch seinen Schau-<br />
Bester Spielfilm –<br />
HARALD KÜGLER<br />
– VINCENT W<strong>IL</strong>L<br />
MEER (2010)<br />
– HANAMI – KIRSCH-<br />
BLÜTEN (2007)<br />
– BANDITS (1996)<br />
– KLEINE HAIE (1992)<br />
Foto: © Jürgen Olczyk Foto: © Olga Film GmbH<br />
spiellehrer in Boston, der unter einer nicht ganz<br />
so auffälligen Variante der Krankheit litt und<br />
seine Schüler zu Beginn des Unterrichts vor<br />
verbalen Ausfällen ihnen gegenüber warnte.<br />
Ein Bericht über einen jungen Mann, der unter<br />
einem so heftigen Syndrom litt, dass er nur unter<br />
höchsten Sicherheitsbedingungen leben konnte,<br />
gab ihm den Impuls, darüber eine Geschichte<br />
zu schreiben. Und: „Ich wollte gerne mal was<br />
schreiben, was ich dann eventuell auch spielen<br />
kann.“<br />
Bester Spielfilm –<br />
VIOLA JÄGER<br />
– VINCENT W<strong>IL</strong>L<br />
MEER (2010)<br />
– GANZ UND GAR<br />
(2003)<br />
– NAPOLA (2004)<br />
– MÄDCHEN,<br />
MÄDCHEN (2001)<br />
47
Dafür ging der Schauspieler in die Münchner<br />
Drehbuchwerkstatt, wo er die Produzentin<br />
Viola Jäger wiedertraf, mit der bei Dennis<br />
Gansels MÄDCHEN, MÄDCHEN zusammen gearbeitet<br />
hatte. Viola Jäger und Harald Kügler<br />
(Olga Film – Bester Spielfilm) konnten sich schnell<br />
für ein Script begeistern, das sich sicher auf dem<br />
schmalen Grat zwischen Drama und Komödie<br />
bewegte. Fitz hat als Autor einen Tonfall gefunden,<br />
der den Zuschauer und die Figuren ernst<br />
nimmt – und dabei noch eine Menge Spaß bietet.<br />
Dafür erfand er zum einen Vincents Leidensgenossen,<br />
die Anorektikerin Marie (Karoline<br />
Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander<br />
(Johannes Allmayer), die bald seine Freunde und<br />
Verbündeten werden. Zum anderen – sozusagen<br />
als Antipoden aus der vermeintlichen Normalität<br />
– die Figur seines Vaters, eines Politkarrieristen,<br />
der sich im Zweifel seines Sohnes schämt.<br />
Und die engagierte, aber überforderte Ärztin<br />
48<br />
des Trios, die sich mit dem Vater auf die Suche<br />
nach den Dreien macht. Denn Vincent will nicht<br />
nur zum Meer, er fährt mit Marie und Alexander<br />
auch dorthin. Heino Ferch (Beste darstellerische<br />
Leistung – männliche Nebenrolle) und<br />
Katharina Müller-Elmau (Beste darstellerische<br />
Leistung – weibliche Nebenrolle) spielen dieses<br />
ungleiche Paar, das sich zusammenraufen muss,<br />
weil es nichts anderes gemeinsam hat als ein<br />
Ziel, als kongeniales Ensemble in einer Tragödie<br />
der Lächerlichkeit und der Sympathie durchaus<br />
im guten Geist von Spencer Tracy und Katherine<br />
Hepburn. Wenn auch mit anderem Ausgang.<br />
Florian David Fitz hat ein Roadmovie geschrieben,<br />
in dessen Mittelpunkt eigentlich ein Ding<br />
der Unmöglichkeit steht - und damit schon wieder<br />
als Autor etwas richtig gemacht. Drei Personen,<br />
für die die Gesellschaft beschlossen hat,<br />
dass sie nicht alleine in der Welt klarkommen<br />
können, ziehen alleine in diese Welt und stel-<br />
len sich den Unbilden derselben auf ihre Weise.<br />
Vincent steht im Zentrum dieser Geschichte.<br />
Er will die Asche seiner verstorbenen Mutter<br />
mittels einer Bonbondose ins Meer befördern.<br />
Marie kommt gerne mit, weil sie erstens alles<br />
liebt, was man nicht tut, und zweitens vielleicht<br />
auch Vincent. Und Alexander wird einfach<br />
entführt. Was ihm gut tun wird. Florian David<br />
Fitz (Beste darstellerische Leistung – männliche<br />
Hauptrolle) spielt Vincent mit unglaublicher<br />
Sensibilität, verletzlich, ernst, romantisch,<br />
Foto: © Constantin Film Verleih<br />
Bestes Drehbuch / Beste<br />
männliche Hauptrolle –<br />
FLORIAN DAVID FITZ<br />
– VINCENT W<strong>IL</strong>L<br />
MEER (2010)<br />
– MÄNNERHERZEN<br />
(2009)<br />
– DOCTOR´S DIARY<br />
(2008/TV)<br />
– 3 GRAD KÄLTER<br />
(2005)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
ührend und irgendwie auch als Held. Er vergreift<br />
sich nicht im Ton. Und als er einmal Alexander<br />
im Auto als Arschloch bezeichnet, ist das<br />
kein Tic. „Das habe ich ernst gemeint“, betont er<br />
in dieser Situation – und überrascht, wie so oft<br />
und so gerne in diesem Film, für den er – wie er<br />
der FAZ in seinen guten Worten gesteht – „über<br />
jedes Stöckchen springen“ würde.<br />
Das mussten übrigens auch seine Produzenten<br />
Viola Jäger und Harald Kügler, für die die<br />
Finanzierung und Entwicklung dieses Projektes<br />
kein Spaziergang war. Nicht überall hielt man<br />
das Buch eines Schauspielers, der sich an ein<br />
schwieriges Genre gewagt hat, für überzeugend<br />
und bankable. Doch mit Ralf Huettner, einem<br />
erfahrenen Spezialisten für tragikomische Konstellationen<br />
(DAS MÄDCHEN MIT DEN FEUER-<br />
ZEUGEN, DIE MUSTERKNABEN), als absolut<br />
richtige Wahl für die Regie und mit der Constantin<br />
Film als Koproduzent und Verleiher ließ sich<br />
dann ein Fundament für das legen, was zu einer<br />
der größten und schönsten Überraschungen<br />
des vergangenen Kinojahres wurde. Behutsam,<br />
aber selbstbewusst gestartet entwickelt sich<br />
VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER zu einer Rarität im aktuellen<br />
deutschen Kinogeschäft. Er wurde zum<br />
„Sleeper“. Und das steht beim Film weder für<br />
Langeweile noch für mangelnde Originalität.<br />
Ganz im Gegenteil. VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER hielt<br />
sich für Monate gut in den Kinos, weil man über<br />
ihn redete. Der Film wurde zum Publikums-<br />
Foto: © Constantin Film Verleih<br />
Beste männliche<br />
Nebenrolle –<br />
HEINO FERCH<br />
– DER UNTERGANG<br />
(2004)<br />
– DER TUNNEL<br />
(2000/TV)<br />
– COMEDIAN HARMO-<br />
N<strong>IS</strong>TS (1997)<br />
– WINTERSCHLÄFER<br />
(1996)<br />
liebling. Und eine These sei gewagt: Dem Hauptdarsteller,<br />
dem Autor und schließlich dem Film<br />
hat es nicht geschadet, dass Florian David Fitz<br />
ganz nebenbei einem großen Publikum über eine<br />
TV-Serie bekannt ist. Das ist überhaupt nicht<br />
selbstverständlich. So wenig übrigens wie die<br />
außergewöhnliche Qualität von „Doctor´s Diary“.<br />
Foto: © Constantin Film Verleih<br />
Beste weibliche<br />
Nebenrolle –<br />
KATHARINA MÜLLER-<br />
ELMAU<br />
– BITTERE TRAUBEN<br />
(2009/TV)<br />
– DIE VERZAUBERUNG<br />
(2006/TV)<br />
– HERZ IM KOPF (2002)<br />
– DREI D (1987)<br />
49
Happy End<br />
garantiert.<br />
Wer einen ganzen Abend dem Film widmet, darf zur Nacht selbst die Hauptrolle spielen.<br />
Wir wünschen unseren Gästen des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises viel Spaß bei der Verleihung und allen<br />
Preisträgern herzlichen Glückwunsch. Bonne nuit et bonjour im Hôtel Concorde Berlin.<br />
Hôtel Concorde Berlin<br />
Augsburger Straße 41 · 10789 Berlin<br />
Tel: +49 (0)30 800 999 0<br />
concordeberlin@concorde-hotels.com<br />
concorde-hotels.com/concordeberlin<br />
done by WE DO
WER WENN NICHT WIR<br />
Andres Veiel ist ohne<br />
Zweifel einer der namhaftestenDokumentarfilmer<br />
des Landes.<br />
Dennoch kommt sein<br />
Spielfilmdebüt nicht<br />
überraschend. Auf den<br />
ersten Blick hat das<br />
etwas mit dem Thema<br />
zu tun. Veiels Interesse<br />
für die RAF und ihre<br />
Geschichte ist – im<br />
mehrfachen Sinne des<br />
Wortes – dokumentiert.<br />
Auf den zweiten Blick hat es etwas mit seiner<br />
eigenen Filmografie zu tun. Schon mit seinem<br />
zweiten Dokumentarfilm BALAGAN (1993) bekundete<br />
er sein Faible für politische Historie<br />
wie für die Schauspielerei gleichermassen. Sein<br />
neben BLACK BOX BRD berühmtester Dokumentarfilm<br />
heißt DIE SPIELWÜTIGEN. Manche<br />
der Charaktere in diesem Film über Schauspielschüler,<br />
die für ihre Leidenschaft brennen,<br />
haben etwas von den Figuren, die Andres Veiel<br />
in den Mittelpunkt seines Spielfilmdebüts stellt:<br />
Bernward Vesper, Gudrun Ensslin und Andreas<br />
Baader sind spielwütig, lebenswütig, politikwütig,<br />
wirkungswütig.<br />
Und sie sind bekannte Figuren der jüngeren<br />
deutschen Geschichte. Die einen mehr, der andere<br />
etwas weniger. Bernward Vesper (August<br />
Diehl), der Sohn des Nazi-Vorzeige-Dichters Will<br />
Vesper („Auf ihre Gräber als Kranz / legte der<br />
Führer den Glanz / der Berge des Heimatlands“,<br />
Das Neue Reich), hatte Gudrun Ensslin (Lena<br />
Lauzemis) beim Studium in Tübingen Anfang<br />
der sechziger Jahre kennengelernt. Mitte des<br />
Jahrzehnts gingen sie nach Berlin, wurden bald<br />
aktive Zaungäste der linken Literaturszene und<br />
verkehrten mit den Protagonisten der Außerparlamentarischen<br />
Opposition. So kommt Andreas<br />
Baader (Alexander Fehling) ins Spiel, der<br />
in jeder Beziehung das Gegenteil des sensiblen,<br />
grüblerischen und manchmal hilflosen Intellektuellen<br />
Vesper ist – und darum eine besondere<br />
Faszination auf Ensslin ausübt. Der Film erzählt<br />
das, was der Autor Gerd Koenen in seinem Buch<br />
über das tragische Trio „Urszenen des deutschen<br />
Terrorismus“ nennt. Koenens Buch war<br />
eins der Motive für Veiel, den Film zu machen.<br />
Dabei interessiert sich Veiel nicht für die spektakulären<br />
Aktionen des linken Terrorismus,<br />
sondern eher für dessen Wurzeln und Auswirkungen.<br />
Dieses Interesse brachte ihn bereits vor<br />
über zehn Jahren mit dem Produzenten Thomas<br />
Kufus (zero one film GmbH – Bester Spielfilm)<br />
zusammen, mit dem er damals den Dokumentarfilm<br />
BLACK BOX BRD drehte. Die umwerfende<br />
Parallel-Beobachtung der Geschichten<br />
des RAF-Opfers Alfred Herrhausen und<br />
des RAF-Täters Wolfgang Grams erhielt den<br />
Foto: © Mathias Bothor<br />
Bester Spielfilm –<br />
THOMAS KUFUS<br />
– 24H BERLIN – EIN<br />
TAG IM LEBEN<br />
(2009/TV)<br />
– BLACK BOX BRD<br />
(2000)<br />
– MUTTER UND<br />
SOHN (1997)<br />
– TICKLE IN THE<br />
HEART (1996)<br />
51
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 2002. Kufus, der Ende<br />
der achtziger Jahre als Autor und Regisseur von<br />
Dokumentarfilmen begonnen hatte, produzierte<br />
Filme mit Didi Danquart, Stefan Schwietert,<br />
Tamara Trampe, Aelrun Goette und Alexander<br />
Sokurov. Mit der zero one film GmbH entwickelte<br />
er sowohl ungewöhnliche TV-Formate (wie das<br />
Projekt „24 h Berlin“) als auch außergewöhnliche<br />
Kino-Dokumentarfilme wie BIERBICHLER<br />
von Regina Schilling oder WIEGENLIEDER von<br />
Tamara Trampe und Johann Feindt. WER WENN<br />
NICHT WIR ist sein Spielfilmdebut mit der zero<br />
one film GmbH – und wurde gleich in den Wettbewerb<br />
der 61. Berlinale eingeladen, wo er den<br />
Alfred-Bauer-Preis gewann.<br />
Veiel und Kufus setzten bei der Besetzung dieses<br />
Films, der natürlich mit seinen Figuren steht und<br />
fällt, nicht auf Nummer Sicher. Lena Lauzemis<br />
(Beste darstellerische Leistung – weibliche<br />
Hauptrolle) stammt aus Berlin, wo sie auch ihre<br />
Ausbildung an der Ernst-Busch-Hochschule<br />
für Schauspielkunst absolvierte. Doch sie war<br />
bisher eher einem Münchner Theaterpublikum<br />
bekannt, weil sie zum Ensemble der Münchner<br />
52<br />
Kammerspiele gehört. August Diehl (Beste darstellerische<br />
Leistung – männliche Hauptrolle)<br />
war für Veiel schon während der Arbeit am<br />
Drehbuch der einzig mögliche Bernward Vesper.<br />
Und Alexander Fehling, der beim DEUTSCHEN<br />
F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong> für seinen zweiten großen<br />
Film im letzten Jahr (GOETHE!) nominiert wurde,<br />
überrascht als Andreas Baader nicht wegen<br />
der Frisur. Er hat dieser attraktiven Rolle für<br />
jeden jungen Schauspieler noch mal eine neue,<br />
überraschende Facette hinzugefügt.<br />
Lauzemis und Diehl spielen das Paar Ensslin<br />
und Vesper mit der existenzialistischen Wucht,<br />
in der die beiden extremen Charaktere die Beziehung<br />
mit Sicherheit auch gelebt haben. Dabei<br />
wird in Lauzemis´ Spiel der innere und äußere<br />
Kampf mit ihrer Familie und ihren eigenen Umständen<br />
ebenso deutlich wie das unterschwellig<br />
zerstörerische Verhältnis, das Vesper zu Vater<br />
und Mutter hatte bei August Diehl. Lauzemis<br />
und Diehl spielen die das Leben des Paares bestimmende<br />
Zerrissenheit, Leidenschaftlichkeit<br />
und Hilflosigkeit so intensiv, dass man es mit<br />
Händen greifen zu können scheint.<br />
Die Zeit vor der Revolte war die Zeit, in der man<br />
noch in Krawatte zur Vorlesung ging und nur zusammen<br />
wohnen durfte, wenn man mindestens<br />
verlobt war. Diese Zeit hat ein Gesicht, in das<br />
sich mit Räumen und ihren Inhalten schauen<br />
lassen kann.<br />
Christian M. Goldbeck (Bestes Szenenbild) hat für<br />
WER WENN NICHT WIR diese Räume erschaffen.<br />
Das Interieur des Gutes der Familie, wo es immer<br />
noch so aussieht wie in der Zeit, als Bernward<br />
Foto: © Markus Jans / zero one film<br />
Beste weibliche<br />
Hauptrolle –<br />
LENA LAUZEM<strong>IS</strong><br />
– WER WENN NICHT<br />
WIR (2010)<br />
– YUGOTRIP (2003)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
pflichtschuldig im in jeder Beziehung kalten Bett<br />
für den Führer gezeugt wurde, ebenso wie das<br />
schwäbische Kleinfamilienmobiliar im kleinbürgerlichen<br />
Pfarrersheim. Die großzügigen Wohn-<br />
und Diskutierküchen der sozialdemokratischen<br />
Verlautbarungsrevolutionäre in Berlin ebenso wie<br />
die komplett heruntergekommene und deshalb<br />
unglaublich billige Altbauwohnung ebendort.<br />
Goldbeck baut das nicht nur naturalistisch nach.<br />
Er schafft die Atmosphären, in denen glaubwürdige<br />
Bilder und Inszenierungen entstehen können.<br />
Foto: © Markus Jans / zero one film<br />
Beste männliche<br />
Hauptrolle –<br />
AUGUST DIEHL<br />
– INGLORIOUS<br />
BASTERDS (2008)<br />
– DR. ALEMÁN (2007)<br />
– WAS NÜTZT<br />
DIE LIEBE IN<br />
GEDANKEN (2003)<br />
– 23 (1997)<br />
Knapp zehn Jahre ist die Zeitspanne, die Andres<br />
Veiel in seinem Film erzählt, der 126 Minuten<br />
lang ist. Der Schnittmeister Hansjörg Weißbrich<br />
(Bester Schnitt), Preisträger der LOLA 2010 in<br />
dieser Kategorie für Hans-Christian Schmids<br />
STURM, wird auch bei dieser Arbeit, die seine<br />
erste Zusammenarbeit mit Andres Veiel war,<br />
seinem guten Ruf gerecht, nicht auf Tempo oder<br />
Effekt zu schneiden, sondern den Rhythmus<br />
auch aus der Inszenierung zu holen, einzelnen<br />
Szenen, aber auch Gesten und Blicken den Raum<br />
Foto: © Marco Nagel<br />
Bester Schnitt –<br />
HANSJÖRG<br />
WE<strong>IS</strong>SBRICH<br />
– KRABAT (2008)<br />
– JOHN RABE (2007)<br />
– REQUIEM (2006)<br />
– LICHTER (2003)<br />
in der Zeit zu geben, den sie benötigen. Dabei<br />
versteht sich Weißbrich aber ausdrücklich auch<br />
als Dramaturg am AVID. Bei Hans-Christian<br />
Schmid, für den er fast jeden Film montiert hat,<br />
schneidet er nach eigener Aussage auch schon<br />
im Drehbuch.<br />
Foto: © Florian Liedel<br />
Bestes Szenenbild –<br />
CHR<strong>IS</strong>TIAN M.<br />
GOLDBECK<br />
– KRABAT (2008)<br />
– LIEBESLEBEN<br />
(2007)<br />
– REQUIEM (2006)<br />
– ALLES AUF ZUCKER<br />
(2004)<br />
53
WIR SIND DIE NACHT<br />
Genau genommen wollte<br />
Regisseur Dennis<br />
Gansel diesen Film<br />
schon vor 15 Jahren<br />
machen. Finanzierungsprobleme<br />
haben<br />
das Projekt aber immer<br />
wieder hinten angestellt.<br />
Nachdem das<br />
Genre des Vampirfilms<br />
nach TW<strong>IL</strong>IGHT und<br />
vielen anderen auch<br />
in Deutschland wieder<br />
seine Zuschauer gefunden<br />
hatte, gaben die Produktionsfirmen Rat Pack<br />
und Constantin Film grünes Licht. WIR SIND DIE<br />
NACHT erzählt eine Vampir- und eine Liebesgeschichte.<br />
Luise (Nina Hoss), eine Vampirin, die nur<br />
noch auf Frauen steht, weil alle Männer „zu laut,<br />
zu gierig oder zu dumm“ waren, sucht nach der<br />
Liebe ihres Lebens und glaubt sie in der Kleinkriminellen<br />
Lena (Karoline Herfurth) gefunden zu<br />
haben. Aber das dachte sie bei der Stummfilmschauspielerin<br />
Charlotte (Jennifer Ulrich) und<br />
bei der Love-Parade-Raverin Nora (Anna Fischer)<br />
54<br />
auch schon. Dummerweise hat sich Lena, genau<br />
einen Tag bevor sie von Luise gebissen wurde, ein<br />
bisschen in den Polizisten Tom (Max Riemelt) verguckt<br />
– und das erschwert die nächtlichen Beutezüge<br />
des Vampir-Quartetts nun außerordentlich.<br />
Filmeditor Ueli Christen (Bester Schnitt) hat für<br />
diesen actionreichen Vampirfilm den richtigen<br />
Rhythmus gefunden. Der Film ist sehr furios<br />
auf Tempo geschnitten, ohne dass gefühlvolle<br />
Szenen zu kurz kommen. Wenn der Polizist Tom<br />
das erste Mal auf die Diebin Lena trifft und sie<br />
jagt, um sie zu stellen und die zwei danach auf<br />
Foto: © Christiane Brunner-Schwer<br />
Bester Schnitt –<br />
UELI CHR<strong>IS</strong>TEN<br />
– DIE WELLE (2008)<br />
– DAS WUNDER VON<br />
BERN (2003)<br />
– ANATOMIE (2000)<br />
– DIE APOTHEKERIN<br />
(1997)<br />
der Brücke sitzen und das erste Mal reden, dann<br />
gibt der Film den beiden und dem Zuschauer Zeit<br />
sich kennenzulernen. Filmkomponist Heiko Maile<br />
(Beste Filmmusik) setzt passend zum Nachtclub-<br />
Leben hauptsächlich auf elektronische Beats.<br />
Wird allerdings eine Szene um die – in der Unsterblichkeit<br />
melancholisch gewordene – Charlotte<br />
erzählt, ändert sich der Sound. Als Charlotte<br />
zum Abschluss ihre Tochter, nun eine Greisin, im<br />
Krankenhaus besucht, singt sie ihr das Kinderlied<br />
„Au clair de la lune“ vor, ein Lied, das auch<br />
unsterblich scheint.<br />
Beste Filmmusik –<br />
HEIKO MA<strong>IL</strong>E<br />
– VORSTADTKROKO-<br />
D<strong>IL</strong>E 3 - FREUNDE<br />
FÜR IMMER (2010)<br />
– VORSTADTKROKO-<br />
D<strong>IL</strong>E 2 - DIE COOL-<br />
STE BANDE <strong>IS</strong>T<br />
ZURÜCK (2009)<br />
– VORSTADTKROKO-<br />
D<strong>IL</strong>E (2008)<br />
– DIE WELLE (2007)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
NEW<br />
PURE COLOR<br />
LIPSTICK<br />
BY TOM PECHEUX, CREATIVE MAKEUP DIRECTOR<br />
ESTéE LAUDER<br />
<strong>Deutsche</strong>r Filmpreis 20<strong>11</strong><br />
Wir gratulieren allen Nominierten!
CHANDANI UND IHR ELEFANT<br />
Kinder lieben Tiere.<br />
Fast jedes Kind<br />
wünscht sich ein<br />
Haustier. Die 16-jährige<br />
Chandani Sunamabanda<br />
aus Sri Lanka<br />
wünscht sich einen<br />
Elefanten. Sie ist mit<br />
Elefanten groß geworden,<br />
ihr Vater ist seit<br />
vielen vielen Jahren ein<br />
Mahout, ein Elefantenführer.<br />
Nun hat sie den<br />
Wunsch, bald in seine<br />
Fußstapfen zu treten. Was das in Sri Lanka<br />
bedeutet, zeigen Regisseur und Produzent Arne<br />
Birkenstock und Produzent Helmut G. Weber<br />
(Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind<br />
Pictures – Bester Kinderfilm) in ihrem dokumentarischen<br />
Kinderfilm CHANDANI UND IHR<br />
ELEFANT. Der jahrhundertealten Tradition entsprechend<br />
ist das ein Männerberuf, in dem Frauen<br />
nichts zu suchen haben. Da Chandani nur<br />
drei Schwestern und keine Brüder hat, widersetzt<br />
sich der Vater den Regeln und beschließt,<br />
56<br />
sein über Generationen angehäuftes Wissen an<br />
seine älteste Tochter weiterzugeben. Zu Beginn<br />
schenkt er ihr erstmal einen Elefanten zum Üben,<br />
den Chandani liebevoll Kandula tauft. Kandula<br />
freut sich über sein neues kinderreiches Zuhause<br />
und benimmt sich erstmal wie „ein Elefant<br />
im Porzellanladen“. Er reißt die Wäsche von<br />
der Leine und spielt mit einem roten Kleid als<br />
wäre er ein Torrero, schmeißt Stühle um und Geschirr<br />
vom Tisch. Chandani muss nun in Zukunft<br />
besser auf Kandula aufpassen. Je länger und je<br />
Bester Kinderfilm –<br />
ARNE BIRKENSTOCK<br />
– SOUND OF HEIMAT<br />
(20<strong>11</strong>)<br />
– CHANDANI UND IHR<br />
ELEFANT (2010)<br />
– 7000 K<strong>IL</strong>OMETER<br />
HEIMWEH (2008/TV)<br />
– 12 TANGOS (2005)<br />
besser sich Chandani mit ihrer neuen Aufgabe<br />
identifiziert, desto mehr wird sie zum Gesprächsstoff<br />
unter den alteingesessenen Mahouts. Sie<br />
fühlen ihre Domäne bedroht und fragen sich besorgt:<br />
„Müssen wir dann irgendwann an Stelle<br />
der Frauen Kokosnüsse raspeln?“<br />
Kinder können viel über ein fremdes Land und<br />
über Verantwortung gegenüber Tieren lernen,<br />
aber vor allem können sie mitnehmen, dass es<br />
gut ist, wenn man an seinen Träumen festhält.<br />
Bester Kinderfilm –<br />
HELMUT G. WEBER<br />
– CHANDANI UND IHR<br />
ELEFANT (2010)<br />
– DAS ORANGEN-<br />
MÄDCHEN (2009)<br />
– TORTUGA – DIE UN-<br />
GLAUBLICHE RE<strong>IS</strong>E<br />
DER MEERES-<br />
SCH<strong>IL</strong>DKRÖTE (2009)<br />
– MEIN BRUDER <strong>IS</strong>T<br />
EIN HUND (2004)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
KONFERENZ DER TIERE<br />
Sie sind die Pioniere<br />
des computergenierten<br />
Kinos in Deutschland:<br />
Reinhard Klooss und<br />
Holger Tappe (Constantin<br />
Film Produktion –<br />
Bester Kinderfilm).<br />
Klooss, Autor und Produzent<br />
bei der Bavaria,<br />
dann bei Oedon Film<br />
und schließlich für die<br />
Constantin, zeichnete<br />
für publikumswirksame<br />
Filme verantwortlich<br />
(von GO TRABI GO bis ASTERIX & OBELIX<br />
GEGEN CÄSAR) und hat Mitte des letzten Jahrzehnts<br />
ganz neue Zeichen der Zeit erkannt. Zusammen<br />
mit Holger Tappe, der mit dem ersten<br />
CGI-Animationsfilm BACK TO GAYA kurz zuvor<br />
reüssierte, nahm er einer der beliebtesten<br />
Marionetten der verlängerten Nachkriegskriegszeit<br />
digital die Fäden weg. So retteten die beiden<br />
nicht nur das Urmel aus dem Eis, sondern auch<br />
Kinderstoffe made in Germany für das Familienkino.<br />
Das ging zwei Mal gut. Und dann kam Erich<br />
Kästner nicht als er selbst, sondern als Vorlage<br />
für einen Film, in dem die Themen verhandelt<br />
werden sollten, die die Erwachsenen beschäftigen,<br />
aber die Kinder etwas angehen. Kästners<br />
politisches Pamphlet KONFERENZ DER TIE-<br />
RE machten die Produzenten Klooss und Tappe<br />
(auch als Regisseure) zu einem Abenteuerfilm für<br />
die ganze Familie, der seine politische und moralische<br />
Botschaft nicht aus den Augen verliert,<br />
der aber auch weiß, wie das Genre funktioniert:<br />
Zum Beispiel mit Figuren, die weder im Eiszeit-<br />
Foto: © 20<strong>11</strong> Constantin Film Verleih GmbH<br />
Bester Kinderfilm –<br />
REINHARD KLOOSS<br />
– DIE „URMEL“-<br />
F<strong>IL</strong>ME (2006 / 2008)<br />
– ASTERIX UND<br />
OBELIX GEGEN<br />
CAESAR (1999)<br />
– COMEDIAN<br />
HARMON<strong>IS</strong>TS (1997)<br />
– GO TRABI GO (1991)<br />
alter noch auf Madagaskar untergehen würden,<br />
aber vor allem gegen den Untergang der Zivilisation<br />
kämpfen. Und das in drei Dimensionen. Und<br />
jenseits der Grenzen. KONFERENZ DER TIERE<br />
war nicht nur der erfolgreichste deutsche Film<br />
2010 im eigenen Land, er stellte auch in Großbritannien<br />
und Frankreich Rekorde auf. So kann<br />
es gehen, wenn lebendige Kinotechnologie auf<br />
aktuelle Inhalte in der Tradition postmoderner<br />
Aufklärungsliteratur für Kinder trifft.<br />
Foto: © Tappe<br />
Bester Kinderfilm –<br />
HOLGER TAPPE<br />
– KONFERENZ DER<br />
TIERE (2010)<br />
– URMEL VOLL IN<br />
FAHRT (2008)<br />
– URMEL AUS DEM<br />
E<strong>IS</strong> (2006)<br />
– BACK TO GAYA<br />
(2004)<br />
57
KINSHASA SYMPHONY<br />
„Freude schöner Götterfunken,<br />
Tochter aus<br />
Elysium“ singen die<br />
Chormitglieder des Orchestre<br />
Symphonique<br />
Kimbanguiste, des<br />
einzigen Symphonieorchesters<br />
in Zentralafrika.<br />
<strong>Deutsche</strong> Umlaute<br />
zu sprechen oder<br />
zu singen fällt schwer,<br />
aber richtig schwierig<br />
wird es erst beim<br />
fauchenden „ch“ aus<br />
Tochter, das es hier und auch im Französischen<br />
nicht gibt. Ein paar Takte weiter lauscht man<br />
der deutschen Liedzeile „Alle Menschen werden<br />
Brüder“ aus den Kehlen der Einwohner von<br />
Kinshasa. Spätestens hier beschleicht einen das<br />
Gefühl: Sie wissen nicht, was sie singen. Der Kongo<br />
ist ein von Bürgerkrieg, Armut und Korruption<br />
gezeichnetes Land, und in der 8-Mio-Hauptstadt<br />
Kinshasa sieht es entsprechend schmutzig und<br />
ärmlich aus. Aber davon lassen sich die mittlerweile<br />
fast 200 Mitglieder des Orchesters nicht<br />
beirren. Wenn die Musiker mit weißem Hemd und<br />
58<br />
Anzug oder die Frauen in ihren schönen weißen<br />
Kleidern und in weißen Schuhen zum Open Air<br />
Konzert anlässlich des Unabhängigkeitstages<br />
durch lauter Pfützen und Schlamm staken, dann<br />
kann der Gegensatz nicht größer sein. Stolz und ein<br />
wenig aufgeregt, nehmen sie den Dreck und den<br />
Krach um sich herum gar nicht wahr und freuen<br />
sich nur auf ihre Musik und die Zuhörer. Der von<br />
Stefan Pannen und Holger Preuße mit ihrer Firma<br />
Sounding Images (Bester Dokumentarfilm) produzierte<br />
Dokumentarfilm KINSHASA SYMPHONY<br />
zeigt eindrücklich, wie Menschen aus einem Land,<br />
Foto: © sounding images GmbH<br />
Bester Dokumentarfilm –<br />
STEFAN PANNEN<br />
– ZU T<strong>IS</strong>CH<br />
(seit 2010/TV)<br />
– NICHT VON DIESER<br />
WELT (2010/TV)<br />
– WHERE <strong>IS</strong>T HE<br />
WALL? (2009/TV)<br />
– ALBTRAUM IM<br />
MÄRCHENLAND<br />
(2001/TV)<br />
wo man es nicht gleich vermuten würde, ihre<br />
Begeisterung für klassische Musik (Beethoven,<br />
Mozart, Verdi u.a.) leben und auf andere übertragen.<br />
Die beiden Regisseure Martin Baer und Claus<br />
Wischmann sind erfahrene Dokumentarfilmer,<br />
die sich bei diesem Projekt gut ergänzen konnten,<br />
Kameramann Martin Baer hat sich auf Reportagen<br />
über Afrika spezialisiert und Wischmann<br />
hat schon etliche Dokumentationen im Bereich<br />
klassischer Musik realisiert. Die beiden bringen<br />
uns die Leute und ihre Stadt so nahe, dass jeder<br />
glaubt, noch nie schönere Musik gehört zu haben.<br />
Foto: © sounding images GmbH<br />
Bester Dokumentarfilm –<br />
HOLGER PREUSSE<br />
– ANJA S<strong>IL</strong>JA - EIN<br />
LEBEN WIE IN DER<br />
OPER (2008/ TV)<br />
– WÜSTENTOUR ZU DEN<br />
TUAREG (2005/TV)<br />
– FÜR MICH GAB’S NUR<br />
NOCH FASSBINDER<br />
(2000/TV)<br />
– VERBOTENER FANG<br />
AM RIFF (1997/TV)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
PINA<br />
Ein Film für PINA BAUSCH von WIM WENDERS<br />
3D<br />
Wim Wenders konnte<br />
Pina Bausch nicht kennen,<br />
als sie ihre ersten<br />
ganz großen Erfolge feierte.<br />
Die Avantgardistin<br />
des modernen Tanztheaters,<br />
die aus Solingen<br />
stammte und von dem<br />
einen Steinwurf entfernten<br />
Wuppertal aus<br />
die ganze Welt des Tanzes<br />
und Tanzens veränderte,<br />
machte mit Stücken<br />
wie „Café Müller“<br />
und „Kontakthof“ Ende der siebziger Jahre von<br />
sich Reden. Zu dieser Zeit arbeitete Wenders in<br />
den USA – von HAMMET bis PAR<strong>IS</strong>, TEXAS. Erst<br />
Mitte der Achtziger sah er ihre Arbeiten bei einem<br />
Festival in Venedig. Das war der Beginn einer<br />
wunderbaren Freundschaft, aus der eigentlich<br />
schon immer ein Film entstehen sollte.<br />
Dass dieser Film, der einfach ihren Namen trägt,<br />
erst nach ihrem Tod gedreht werden konnte,<br />
machte PINA (Wim Wenders, Gian-Piero Ringel,<br />
Neue Road Movies Filmproduktion – Bester Doku-<br />
mentarfilm) nicht nur zu einem großartigen<br />
Künstlerinnen- und Kunstporträt, sondern auch<br />
zu einem Vermächtnis. Wim Wenders (Beste<br />
Regie) hat früh begriffen, dass das, was die Kunst<br />
von Pina Bausch aus- und einzigartig macht,<br />
dreidimensional ist: Die Körper in Bewegung<br />
und in den Elementen. Und die Tiefe des Raums,<br />
in dem sich die Körper in Bewegung und in den<br />
Elementen befinden. Er hat auch früh und vielleicht<br />
als erster begriffen, dass es dafür eine<br />
technische und kinematografische Entsprechung<br />
Foto: © Donata Wenders<br />
Bester Dokumentarfilm /<br />
Beste Regie –<br />
WIM WENDERS<br />
– BUENA V<strong>IS</strong>TA<br />
SOCIAL CLUB (2000)<br />
– HIMMEL ÜBER<br />
BERLIN (1988)<br />
– DER AMERIKANI-<br />
SCHE FREUND (1978)<br />
– FALSCHE BEWE-<br />
GUNG (1975)<br />
gibt, die jenseits der legitimen und erfreulichen<br />
Jahrmarkteffekte des Kinos funktionieren kann.<br />
PINA wurde ein behutsam inszenierter 3-D-Film,<br />
weil er im Spektakulären nie den Blick auf das<br />
Wesentliche verliert. PINA erzählt von einer Frau<br />
und ihrer Kunst. In originellen Wiedergaben ihrer<br />
Inszenierungen, in einfachen und naturgemäß<br />
zweidimensionalen Selbstzeugnissen. In schönen,<br />
inhaltsreichen Bildern. Aber auch in den einfachen<br />
Worten ihrer Kolleginnen und Kollegen.<br />
PINA ist ein Wim-Wenders-Film.<br />
Bester<br />
Dokumentarfilm –<br />
GIAN-PIERO RINGEL<br />
– UNFAIR WORLD<br />
(20<strong>11</strong>)<br />
– PINA (20<strong>11</strong>)<br />
– ORLY (2009)<br />
– PALERMO<br />
SHOOTING (2008)<br />
59
FÖRDERMITGLIEDER/FREUNDE<br />
60<br />
ARRI Arnold & Richter<br />
Cine Technik GmbH & Co<br />
Betriebs KG<br />
cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft<br />
mbH<br />
CineMedia Film AG<br />
CineStar-Gruppe CMS<br />
Cinema Management<br />
Service GmbH & Co.KG<br />
Commerzbank AG<br />
Concorde Filmverleih<br />
GmbH<br />
Constantin Film AG<br />
DFG <strong>Deutsche</strong> FilmversicherungsGemeinschaft<br />
die film gmbh<br />
drei d medien service GmbH<br />
e27 design gbr<br />
Estée Lauder Companies<br />
GmbH<br />
Falcom Media GmbH<br />
Filmpark Babelsberg GmbH<br />
FPS Fritze Wicke Seelig<br />
Highlight<br />
Communications AG<br />
HKR -<br />
Hollmann Knappe Reimert<br />
Just Publicity GmbH<br />
Kinowelt GmbH<br />
Kodak GmbH<br />
Entertainment Imaging<br />
Mast-Jägermeister SE<br />
maz & movie GmbH<br />
Okapi GmbH<br />
PKF Fasselt Schlage<br />
Partnerschaft<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Saxonia Media<br />
Filmproduktion GmbH<br />
Scanline VFX GmbH<br />
Senator Film Produktion<br />
GmbH<br />
SKW Schwarz<br />
Rechtsanwälte<br />
Studio Hamburg GmbH<br />
Universal Pictures International<br />
Germany GmbH<br />
Universum Film GmbH<br />
Walt Disney Studios Motion<br />
Pictures Germany GmbH<br />
Warner Bros.<br />
Entertainment GmbH<br />
X Verleih AG<br />
Immer mehr Personen und Firmen, die an der<br />
Entstehung, Vermarktung und Präsentation eines<br />
deutschen Films beitragen, fühlen sich der<br />
<strong>Filmakademie</strong> sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder<br />
und unterstützen die gemeinsame<br />
Arbeit auch materiell.<br />
In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber<br />
mit ebenso viel Engagement, sorgt auch der<br />
größere Kreis der Freunde der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />
dafür, dass die Akademie lebens- und<br />
handlungsfähig bleibt. Denn aus den Mitgliedsbeiträgen<br />
allein könnte die <strong>Filmakademie</strong> nicht<br />
so aktiv sein wie sie ist. Durch die jährlichen<br />
Zuwendungen der Fördermitglieder und der<br />
Freunde kann die Akademie lebendig arbeiten,<br />
also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen<br />
organisieren, ihre Außenwirkung<br />
verstärken.<br />
Freunde und Förderer werden in das aktive Leben<br />
der <strong>Filmakademie</strong> mit einbezogen. Sie können<br />
viele Veranstaltungen besuchen, erhalten<br />
den Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können<br />
die nominierten Filme kostenlos im Kino sehen<br />
und nehmen immer wieder gerne an Treffen der<br />
<strong>Filmakademie</strong>-Mitglieder teil. Sie sind natürlich<br />
auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam<br />
mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN<br />
F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> verleiht.<br />
Freunde und Fördermitglieder tun das, was<br />
ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und leisten damit<br />
dem deutschen Film und seinen Kreativen einen<br />
großen Freundschaftsdienst.<br />
61
Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally Ahr-<br />
weiler Agentin | Delia Albrecht Schauspieler-Agentin<br />
| Georg Alexander Journalist | Katrin Anders<br />
Agentin | Christian Angermayer Unternehmer | Elke<br />
Apelt Agentin | Gabriela Bacher Produzentin | Simone<br />
Bachofner Junior Publicist | Rolf Bähr ehem.<br />
FFA Vorstand | Anke Balzer Agentin für Schauspieler<br />
| Frank Barner Steuerberater, Rechtsanwalt<br />
| Julia Bartelt PR-Agentin | Regine Baschny<br />
PR Beraterin | Iris Baumüller-Michel Casting<br />
Director | Caroline Beil Schauspielerin | Astride<br />
Bergauer Agentin | Marieanne Bergmann Leiterin<br />
Förderabteilung FFHSH | Evi Bischof Agentin |<br />
Rüdiger Böss SVP Group Programming Acquisitions<br />
| Mathias Bothor Fotograf | Oliver Boy<br />
Produzent | Elke Brand Medienagentin | Karin<br />
Brandner Agentin | Alice Brauner Produzentin |<br />
Frank Brauner Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm<br />
Filmanwalt | Bettina Breitling Leitung Lizenzen,<br />
Filmrechte | Wolf Dietrich Brücker Redakteur |<br />
Gero Brugmann Rechtsanwalt | Christoph<br />
Caesar PR-Agent | Bernd Capitain Schauspieler |<br />
Christina Capitain Schauspielerin | Xavier Chotard<br />
Marketingberater | Daniel Tobias Czeckay<br />
Rechtsanwalt | Martin Danner Prokurist | Cathy<br />
62<br />
de Haan Dramaturgin, Dozentin | Max Dehmel<br />
Ministerialrat a.D. | Ulf Dobberstein Rechtsanwalt<br />
| Jochen Doell Agent | Marion Döring Geschäftsführerin<br />
| Alexander van Dülmen CEO |<br />
Michael Düwel Geschäftsführer | Thomas Eckelkamp<br />
Film-/TV-Produzent | Katharina Elias TV-<br />
Redakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafter |<br />
Andreas Erfurth Agent | Andrea Etz Agentin |<br />
Jürgen Fabritius | Cordula Fassbender Wissenschaftlerin<br />
| Lutz Fassbender CEO | Dirk<br />
Fehrecke Agent für Film, TV und Theater |<br />
Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin |<br />
Annic-Barbara Fenske Schauspielerin | Milena<br />
Fessmann Musicsupervisor | Cordula Fink Agentin<br />
| Pamela Fischer Agentin | Philipp Fleischmann<br />
Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke<br />
Theaterkunst | Egon F. Freiheit Drehbuchautor/<br />
TV-Consultant | Mattias Frik Agent | Stefan Gärtner<br />
Leiter Koproduktion und Kofinanzierung |<br />
Nicola Galliner Festivalleiterin | Christina Gattys<br />
Agentin | Georg Georgi Schauspielagent |<br />
Reinhard Gerharz Rechtsanwalt | Anna Gerloff<br />
Schauspielerin | Max Gertsch Schauspieler | Norbert<br />
Ghafouri Schauspieler | Maren Gilzer Schauspielerin<br />
| Nico Grein Producer | Gerhard Groß<br />
Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin für<br />
Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent |<br />
Birgit Hass Geschäftsführerin | Harro von Have<br />
Rechtsanwalt | Sabine Hemstedt Schauspielerin |<br />
Marlis Heppeler Agentin | Sabine Hielscher Pädagogin<br />
| Wolfgang Hielscher Jurist | Max Höhn Hair<br />
& Make Up Artist | Alexandra Hölzer Rechtsanwältin<br />
| Bernhard Hoestermann Agent für Schauspieler<br />
| Gerti Hofmann Gastronomin | Alexander<br />
von Hohenthal TV-Produzent | Mechthild Holter<br />
Inhaber/Geschäftsführerin Players | Nicole<br />
Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin |<br />
Britta Imdahl Schauspielagentin | Patrick Jacobshagen<br />
Rechtsanwalt | Marielouise Janssen-Jurreit<br />
Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin |<br />
Christine Kabisch Regisseurin | Till Kaposty-Bliss<br />
Werbegrafiker | Anja Karmanski Schauspielerin |<br />
Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus Keil Direktor<br />
| Uschi Keil Agentin | Rainer Keller Lobbyist,<br />
Strategisches Management | Nicole Kellerhals<br />
Dramaturgin | Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin<br />
| Georg Kloster Yorck Gruppe | Thomas<br />
Kluge Fotograf | Michael Konstabel Archivrechercheur<br />
| Heide Kortwich Maskenbildnerin | Detlev<br />
Krüger Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe |<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Hildburg Krüger Fachbereichsleiterin Kunst &<br />
Kultur | Karin Kruse Manager/Agent | Adrian<br />
Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani<br />
Agentin | Renate Landkammer Agentin | George<br />
Lenz Schauspieler | Thomas Letocha Autor | Silvana<br />
Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie<br />
Linder PR-Berater | Yutah Lorenz Schauspielerin<br />
und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars<br />
Meier Künstlermanager | Ulrich Meinhard Agent |<br />
Henner Merle Rechtsanwalt | Günther Mertins<br />
Kinobetreiber | Susanne Mertins Geschäftsführerin<br />
| Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt |<br />
Werner Wolfgang Metzger Journalist | Kristin<br />
Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge<br />
Regisseur | Caroline Millahn Agentin | Benjamina<br />
Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur,<br />
Produzent | Marketa Modra Agentin | Stefan von<br />
Moers Rechtsanwalt | Petra Maria Müller | Katrin<br />
Näher Agentin | Azizeh Nami PR-Agentin | Sigrid<br />
Narjes Agentin | Till Neumann Rechtsanwalt |<br />
Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin | Michaela<br />
Niemeyer | Christoph Ott Verleiher | Volker<br />
Otte Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik<br />
Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Andreas<br />
Pense Rechtsanwalt | Michal Pokorny Pro-<br />
duzent | Margit Preiss PR-Agentin | Hans Helmut<br />
Prinzler Filmhistoriker | Inga Pudenz Manager/<br />
Agentur | Wiebke Reed Agentin | Josef Reidinger<br />
Leiter der Postproduktion | Susanne Reinker Autorin<br />
| Mario Rempp Filmtheaterbetreiber | Angelika<br />
Reuter Film- und Fernsehagentin | Mariette<br />
Rissenbeek PR Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin<br />
der Villa Kult OHG | Renate Rose<br />
European Film Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt<br />
| Nadja Runge Publicist | Klaus Schaefer<br />
FilmFernsehFonds Bayern | Thorsten Schaumann<br />
Filmkaufmann | Harald Schernthaner Head of Digital<br />
Filmworks | Christian Schertz Rechtsanwalt |<br />
Thomas Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) |<br />
Antje Schlag Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten<br />
| Michael Schmid-Ospach | Josephine<br />
Schmidt Schauspielerin | Marie-Luise Schmidt<br />
Agentin | Steffen Schmidt-Hug Rechtsanwalt |<br />
Sonja Schmitt Delphi Filmverleih | Lutz Schmökel<br />
Agent | Norbert Schnell Agent | Marc Schötteldreier<br />
Casting Director | Peter Schulze PR-Manager |<br />
Maria Schwarz Agentin | Sibylle Seidel-Gieth<br />
Agentin | Christian Senger Schauspieler | Manuel<br />
Siebenmann Regisseur, Autor und Produzent |<br />
Sebastian Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla<br />
Skoglund (Schauspieler)agentin | Josef Steinberger<br />
Filmproduzent | Inka Stelljes Agentin<br />
für Schauspieler | Volker Störzel Agent Theater,<br />
Film und Fernsehen | Christiane Stützle<br />
Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht |<br />
Conny Suhr PR-Agentin | Judith Sutter Schauspielagentin<br />
| Gisela Tatsch-Daust Schauspielagentin<br />
| Johannes Thielmann Produzent,<br />
Regisseur, Autor | Sonya Tuchmann Schauspielerin<br />
| Michaela von Unger Filmproduzentin |<br />
Burkhard Voiges Geschäftsführer | Magnus<br />
Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film | Christiane<br />
von Wahlert Geschäftsführerin SPIO |<br />
Christiane Waldbauer Schauspieleragentin |<br />
Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Anne<br />
Wels Agentin | Simone Wernet Lektorin & Dramaturgin<br />
| Thomas Weymar Telepool München |<br />
Albert Wiederspiel Filmfestleiter | Rafaela Wilde<br />
Rechtsanwältin | Harald Will Agent für Film<br />
Fernsehen & Theater | Sylvia Wolf Medienberater<br />
| Beate Wolgast Agentin | Ute Zahn Geschäfts-<br />
führerin<br />
63
GENUG <strong>IS</strong>T NICHT GENUG<br />
Teilnehmer: Jan Schütte (Direktor dffb), Herbert<br />
Schwering (Produzent), Manuela Stehr (Produzentin,<br />
X Verleih Vorstand), Rüdiger Suchsland<br />
(Filmjournalist)<br />
Moderation: Alfred Holighaus, Linda Söffker<br />
Fotos: Florian Liedel<br />
Alfred Holighaus: Das Thema „Gibt es zu viele<br />
deutsche Filme auf dem Markt?“ ist uns nicht<br />
einfach zugefallen, es schwelt ja eigentlich schon<br />
eine ganze Weile und scheint durch das FFA-Urteil<br />
des Bundesverwaltungsgerichts noch dringender<br />
geworden zu sein. Die Fragen „Wie wird Filmförderung<br />
weitergehen? Wie wird sie in Deutschland<br />
aussehen und was macht sie aus? Was richtet sie<br />
vielleicht auch an?“ führen zu diesem Thema. Manuela<br />
Stehr ist als Verleiherin und Produzentin<br />
auch nicht erst seit gestern mit dem Thema beschäftigt.<br />
Belastet dich das in diesem Jahr mehr<br />
als vorher oder gehst du damit ganz anders um?<br />
Manuela Stehr: Nein. Von der Anzahl der Filme<br />
her belastet mich das überhaupt nicht. Die Frage<br />
ist vielmehr: Warum hatten wir im vergangenen<br />
64<br />
Alfred Holighaus, Herbert Schwering, Linda Söffker, Rüdiger Suchsland, Jan Schütte, Manuela Stehr<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Jahr relativ schlechte Zahlen mit den deutschen<br />
Filmen? Wenn man sich deutsche Produktionen,<br />
aber auch die Koproduktionen anschaut, muss<br />
man feststellen, dass die unter dem Wert, den<br />
man üblicher Weise erwarten kann, gelaufen sind.<br />
Das ist dann tatsächlich eine Frage, mit der ich<br />
mich beschäftige.<br />
Holighaus: Und das hat für dich mehr mit der<br />
Qualität zu tun als mit der Menge der Filme?<br />
Stehr: Ich will nicht abstreiten, dass das auch<br />
mit den Inhalten der Filme zusammenhängt, die<br />
dann eben einfach nicht ihr Publikum erreicht<br />
haben oder vielleicht dem Zeitgeschmack nicht<br />
entsprachen. Aber ich finde viel gravierender, was<br />
mit diesen Filmen in den Kinos passiert. Meines<br />
Erachtens erzählt das eine ganze Menge darüber,<br />
warum diese Filme mit sehr viel weniger Zuschauern<br />
nach Hause gehen, als es vielleicht vor<br />
ein oder zwei Jahren noch der Fall gewesen wäre.<br />
Rüdiger Suchsland: Wenn wir auf die Landschaft<br />
gucken, glaube ich nicht, dass die jeweiligen<br />
Marktzahlen das wirkliche Problem spiegeln,<br />
über das wir hier reden. Denn hätten wir 2010 einen<br />
Til-Schweiger-Film und noch einen Bully-Film<br />
gehabt, dann wäre es plötzlich zahlenmäßig ganz<br />
gut gelaufen. Aber ginge es uns deshalb wirklich<br />
besser? Vielleicht doch sogar eher schlechter, weil<br />
dann andere Filme im Vergleich noch viel miesere<br />
Zahlen gehabt hätten. Das alles hat wenig zu tun<br />
mit einer Filmkultur, die an Vielfalt interessiert<br />
ist, am Entdecken des Besonderen.<br />
Da ist dann ein Punkt erreicht, an dem wir mal<br />
über das Publikum reden müssen, über das sonst<br />
zu selten geredet wird. Wie es sich verändert und<br />
was es von den Filmen erwartet. Ist das Publikum<br />
neugierig genug? Ist es offen genug? Beziehungsweise<br />
wann ist es offen und neugierig? Die Leute<br />
schauen sich nämlich ganz tolle DVDs mit Audiokommentaren<br />
und in Originalversion an – und<br />
das, wo in Deutschland angeblich kaum ein Film<br />
im Original funktionieren kann. Da fragt man<br />
sich: Braucht es Events? Braucht es das Pantoffelkino<br />
zu Hause mit den besseren Anlagen? Oder<br />
braucht es auf der anderen Seite auch ein Publikum,<br />
das ganz anders gefordert, in irgendeiner<br />
Weise gebildet, ja – ich scheue mich fast, es zu<br />
sagen – erzogen wird.<br />
Jan Schütte<br />
Stehr: Du hast natürlich absolut Recht, dass man<br />
über diese Fragen dringend reden muss. Trotzdem<br />
möchte ich nochmal in ganz pragmatischer<br />
Sicht zurück auf das Kino. Wichtig ist, dass die<br />
Anzahl der deutschen Filme in den letzten fünf<br />
Jahren nicht wirklich gestiegen ist. Die Anzahl<br />
der deutschen fiktionalen Filme erst recht nicht.<br />
Nach den Statistiken der FFA ist nur die Anzahl<br />
der Dokumentarfilme gravierend gestiegen. Das<br />
heißt, die Anzahl der fiktionalen Filme ist sogar<br />
gesunken. In 2010 waren es allein 70 Dokumentarfilme,<br />
die in die Kinos gekommen sind.<br />
65
Linda Söffker: Von wie vielen?<br />
Stehr: Von 189 Filmen. Das ist wirklich viel. Auch<br />
im Vergleich zu früheren Jahren. Weshalb ich<br />
aber zu Beginn sagte, dass die Filme unter Wert<br />
laufen, hat vielleicht mit einer sich ändernden<br />
Strategie der Kinobetreiber zu tun. Ich rede jetzt<br />
natürlich im Wesentlichen von den Programmkinos.<br />
Die haben früher sehr viel stärker eine<br />
eigene Auswahl getroffen. Das heißt, sie hatten<br />
offenbar mehr Zeit, sich die Filme vorab anzuschauen<br />
und für sich eine Entscheidung zu treffen.<br />
Da hat sich entscheidend etwas verändert.<br />
Jetzt werden nämlich im Zweifel einfach alle<br />
Filme gezeigt.<br />
Mein Lieblingsbeispiel ist immer ein Kino mit vier<br />
Leinwänden. Die haben früher sechs bis acht Filme<br />
gespielt, vielleicht noch einen Kinderfilm oder<br />
etwas Neues zur Matinée. Heute spielen sie am<br />
Start-Donnerstag – mit den bereits laufenden –<br />
20 Filme. Das bedeutet, dass du für deinen Neustart<br />
unter Umständen nur noch eine Vorstellung<br />
bekommst. Und nicht wie früher, als all diese<br />
Filme ganz normal in der Nachmittags-, Abend-,<br />
Spätvorstellung eingesetzt wurden.<br />
66<br />
Zu jeder Uhrzeit läuft ein anderer Film. Warum?<br />
Die Kinobetreiber sagen uns, sie wissen selber<br />
nicht mehr genau, was beim Publikum ankommt.<br />
Das heißt, sie setzen die Filme ein, probieren<br />
es aus und was nicht funktioniert, fliegt raus.<br />
Das führt natürlich dazu, dass du nur ein Drittel<br />
der Vorstellungen hast und es am ersten Wochenende<br />
nicht schaffst, die magische Zahl zu erreichen,<br />
die dafür steht, dass dein Film Potenzial<br />
hat. Ein Film, der sonst für 200.000 Zuschauer gut<br />
ist, der macht dann eben nur noch 100.000.<br />
Jan Schütte: Was mir auffällt, ist, dass es inzwischen<br />
viel mehr Filme mit hohem Potenzial gibt,<br />
die sehr schnell verschwinden, obwohl sie eigentlich<br />
eine relativ hohe Aufmerksamkeit hatten. Ein<br />
Beispiel aus der dffb: Emily Atef hatte eine irrsinnige<br />
Presse, Fernsehen etc. Sie hatte auch ein gutes<br />
Thema. Und blieb dann bei 6300 Zuschauern.<br />
Da denkt man sich, das kann gar nicht wahr sein!<br />
Söffker: Du redest über DAS FREMDE IN MIR?<br />
Schütte: Ja. Vor 20 Jahren waren im Independent-,<br />
im Arthouse-Kino 50.000 oder 80.000 Zu-<br />
Herbert Schwering<br />
schauer ziemlich schwach. Dann waren 30.000<br />
eine schwache Marke und heute sind es 5.000.<br />
In solchen Zahlen wird überhaupt schon nachgedacht!<br />
Es fällt mir auch mit meinen eigenen<br />
Filmen auf, wie schwierig es ist, unter den vielen<br />
Konkurrenzfilmen im Kino noch wahrgenommen<br />
zu werden. Ein anderes Phänomen sind die neuen<br />
Produktionsmöglichkeiten, durch die heute viel<br />
mehr Filme entstehen. Nicht unbedingt bei uns.<br />
Aber ich weiß, dass das Sundance-Filmfestival<br />
viel mehr amerikanische Filme zur Auswahl hat,<br />
die oft mit einem no-budget produziert worden<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
sind. Mit 5.000 Dollar, mit 10.000 oder 20.000.<br />
Und davon setzen sich dann am Ende zwei oder<br />
drei durch. Aber 500 oder 700 bleiben auf der<br />
Strecke. Man weiß weder, wie die aussehen, noch<br />
wo die sind.<br />
Holighaus: Herbert Schwering ist mit seiner<br />
Firma ja ein klassischer Vertreter des deutschen<br />
Independent-Marktes. Wie läuft das bei uns?<br />
Herbert Schwering: Man versucht schon, sich<br />
rechtzeitig zu ändern und auch marktgerechter<br />
Arthouse zu produzieren, damit man nicht Gefahr<br />
läuft, unterzugehen. Der Independent-Bereich<br />
in Deutschland ist durch die Filmhochschulen<br />
in den letzten zehn Jahren sehr stark geworden.<br />
Es gibt plötzlich viel mehr Talente auf dem<br />
Markt, die mit ihren ersten Filmen präsent sind.<br />
Hans Weingartner, der vor zehn Jahren für DAS<br />
WE<strong>IS</strong>SE RAUSCHEN verantwortlich war, ist so<br />
ein Beispiel. Erst mit 15.000 Euro Budget starten,<br />
später eine Produzentin finden, dann einen<br />
Verleih und den Film dann auch noch erfolgreich<br />
ins Kino bringen. Heute ist das schon wieder<br />
schwieriger. Konkurrenzdruck entsteht bereits<br />
bei den Studenten und an den Hochschulen, viele<br />
Studenten denken, sie müssen bereits dort ihren<br />
ersten Langfilm machen.<br />
Schütte: Wir machen da aber auch einen Fehler,<br />
wenn wir immer wieder fragen: Wo sind junge<br />
Talente? Woher nehme ich sie? Der Fehler liegt<br />
darin, zu glauben, man müsse Hochschulen noch<br />
marktorientierter machen. Es geht letztlich nicht<br />
darum. Diejenigen, die das tun, landen später sowieso<br />
eher in einer Berufsschiene, die wenig mit<br />
dem zu tun hat, warum wir als Fach Regie an<br />
Filmhochschulen unterrichten.<br />
Schwering: Es ist wichtiger zu fragen, wie verändert<br />
sich das Publikum, wie mache ich Filme, die<br />
den Zuschauer erreichen? Diese Frage stellen wir<br />
uns alle, denke ich. Auch bei schwierigen Projekten<br />
versuche ich, herauszubekommen, ob es ein<br />
reiner Festivalfilm ist oder ob das Projekt weiteres<br />
Potenzial hat.<br />
Schütte: Weil du vorhin die Ausbildung ansprachst:<br />
Keine Filmhochschule sollte und darf<br />
sich am Markt orientieren. Den Markt können wir<br />
Jan Schütte und Rüdiger Suchsland<br />
immer nur jetzt beobachten, wir wissen gar nicht,<br />
wie er in sechs Jahren sein wird. Das wäre sogar<br />
tödlich! Was in allen Filmhochschulen, wenn sie<br />
engagiert sind, ausgebildet wird, ist eine persönliche<br />
Handschrift. Diese dann zu fördern, herauszuarbeiten<br />
und auszuprobieren, ist unsere Aufgabe.<br />
Wenn Studenten an die Hochschule kommen,<br />
machen sie erstmal die Filme, die sie selber machen<br />
wollen und im Kopf haben. Sie gucken erstmal<br />
überhaupt nicht auf das Publikum und das<br />
finde ich auch in Ordnung. Wenn sie dann ins<br />
vierte Jahr kommen und an ihren Abschlussfilm<br />
67
denken, beginnen sie, auch darüber stärker nachzudenken:<br />
Wer ist mein Publikum? Wer soll den<br />
Film denn ansehen und wo? Das ist von der Bewegung<br />
her richtig. Das ist immer noch eine Phase,<br />
in der man etwas entdecken, entwickeln und<br />
ausprobieren kann. Auch für die Branche, die<br />
sagen kann: Okay, mit diesem Talent mache ich<br />
jetzt einen so gearteten Film.<br />
Holighaus: Ein spannender Aspekt, auch<br />
Debütfilme abgekoppelt vom Markt zu betrachten.<br />
Heißt das, sie sollen gar nicht versuchen,<br />
den Markt zu erreichen? Oder heißt das, man<br />
muss den Markt dafür anders entdecken, aufmischen<br />
oder vorbereiten?<br />
Schütte: Dafür muss man vielleicht zwei Begriffe<br />
noch einmal definieren. Ich habe nicht abkoppeln<br />
gesagt, sondern erstmal frei. Und auch in erster<br />
Linie Abschlussfilme – und nicht Debütfilme.<br />
Dazwischen gibt es ja auch noch einmal einen<br />
Sprung. Ein Abschlussfilm müsste eigentlich billiger,<br />
kleiner sein, eher vielleicht auch eine Auftragsproduktion<br />
mit dem Kleinen Fernsehspiel.<br />
Da gibt es ja eine ganze Reihe von denkbaren Kon-<br />
68<br />
stellationen. Vielleicht auch nur 60 oder 70 min.<br />
lang. Die Abschlussfilme müssen unabhängiger<br />
werden. Sie müssen sich dem Markt noch nicht so<br />
stellen wie der Debütfilm, der mit Förderung und<br />
Fernsehpartnern klassisch produziert wird.<br />
Suchsland: Eine Hochschule sollte dafür da sein,<br />
dass sich die Leute selber erstmal finden, sich als<br />
Regisseure entdecken. Das hat aber auch etwas<br />
damit zu tun, dass man in Bedingungen arbeiten<br />
können muss, die einem Mut machen.<br />
Söffker: Herbert, Du sprachst von Festivalfilmen.<br />
Was bedeutet das? Es gibt von Jahr zu Jahr mehr<br />
Festivals, allein in Berlin. Deutschlandweit sowieso,<br />
auch weltweit. Es könnte sein, dass Festivals<br />
die Funktion des Arthouse-Kinos übernommen<br />
haben, nur dass Produzent und Verleih nichts<br />
verdienen, wenn sie an Festivals teilnehmen. Das<br />
ist etwas, worüber man reden könnte. Der Markt<br />
verändert sich.<br />
Schwering: Man muss Filmemacher pushen, dass<br />
viel mehr Output kommt. Für mich ist in Deutschland<br />
Dominik Graf ein Beispiel, der drei Filme pro<br />
Linda Söffker<br />
Jahr macht. In Hongkong jemand wie Johnnie To<br />
oder Andrew Lau, die wir oft besser finden als<br />
deutsche Regisseure. Warum kann man solche Bedingungen<br />
nicht hier schaffen? Gerade weil man<br />
ja für 5.000 EUR mit einer digitalen Kamera einen<br />
90-Minüter drehen kann. Das kann ja auch eine<br />
Chance sein. Ich finde, da müssen manche Filmemacher,<br />
die gerne meckern, sich auch mal an die<br />
eigene Nase fassen und erklären, warum sie, wenn<br />
sie Jahre oder Monate warten, in der Zeit nicht einfach<br />
mit ihrer Homevideo-Kamera Filme machen.<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Der andere Punkt geht dann an die Verleiher oder<br />
auch die Kinobetreiber. Auch das macht mich<br />
wütend: Wie kann es denn sein, dass wahnsinnig<br />
gute Filme nach zwei Wochen komplett verschwunden<br />
sind? Und das ist der Skandal! Natürlich<br />
verändern sich Rezeptionsgewohnheiten,<br />
man schaut mehr auf DVD. Auf der anderen Seite<br />
sind die Leute in der Lage, sich ein Theaterereignis<br />
oder ein Filmfestival vorzumerken und hinzugehen.<br />
Warum schafft man es dann nicht, dass die<br />
Leute auch ins Kino gehen?<br />
Stehr: Das ist ein ewiges Problem, das wir haben.<br />
Was sich aber durch das, was ich vorhin sagte,<br />
noch verschärft hat. Der Zuschauer wird nicht<br />
nur mit diesen vielen Filmen im Kino konfrontiert,<br />
sondern natürlich auch mit der entsprechenden<br />
medialen Aufmerksamkeit.<br />
Söffker: Was aber nicht mehr wahrgenommen<br />
wird. Das ist der Unterschied.<br />
Stehr: Es gibt in der Breite einfach mehr, was im<br />
Kino läuft und deshalb gibt es natürlich auch<br />
mehr Filmkritiken. Während es früher so war,<br />
dass Filme auch mit 15-20 Kopien ins Kino gekommen<br />
sind, sind es heute dann 40-50. Außerdem<br />
passiert noch etwas Fatales: Der Kinobesucher<br />
ist gewohnt, dass er je nach Kino seine<br />
19 Uhr-, 19:30 Uhr-, 20 Uhr-Vorstellung hat. Wenn<br />
er jetzt sieht, der Film läuft aber nur um 17 Uhr,<br />
dann ist er schon wieder genervt. Damit ist er<br />
für diesen Film verloren. Das sind diese kleinen<br />
Mechanismen, die die Zuschauerzahlen pro Film<br />
immer weiter nach unten drücken.<br />
Schütte: Es gibt so zwei, drei Sachen, die hier<br />
in der Diskussion herumschwirren. Einmal hat<br />
Herbert vorhin Theaterbesucher genannt, die<br />
ganz gezielt zu einer Vorstellung gehen, ein<br />
Abonnement haben, und dann noch die Festivals.<br />
Manchmal frage ich mich – was mich auch<br />
bei meinen eigenen Filmen betroffen hat –, ob es<br />
für diese kleinen Filme nicht einen fatalen Mythos<br />
gibt: den des bundesweiten Kinostartes. Das<br />
hat sich verändert. Vor zwanzig Jahren lag eine<br />
durchaus solide Kopienanzahl bei 20 Kopien.<br />
Damit hat man den Film super in Umlauf gebracht<br />
und im Notfall noch einmal fünf mehr gemacht.<br />
Heutzutage ist das gar nicht mehr akzeptabel.<br />
Manuela Stehr<br />
Schwering: Weil du dann bei 3000 Zuschauern<br />
bist. Ich habe lange in der sehr guten Kinostadt<br />
Münster den Filmclub Münster geleitet. In Münster<br />
sind alle Filme gut aufgehoben. Nicht nur,<br />
weil sie Studentenstadt ist, sondern das liegt an<br />
einem Filmtheaterbesitzer, der zwar eine Monopolstellung<br />
besitzt, aber diese gerade für eine<br />
kluge Programmpolitik nutzt und nicht nur für<br />
Mainstream. Wir waren damals als Filminitiative<br />
anfangs sehr kritisch. Dann haben wir gemerkt,<br />
dass da jemand ist, der Filme liebt. Gerade die<br />
69
Rüdiger Suchsland<br />
Liebe zum Kino ist sehr wichtig. Ich glaube, dass<br />
sich auch bei den Programmkinos etwas ändert.<br />
Wenn man schaut, wer diese kleinen Kinos, die es<br />
ja auch in der Provinz noch gibt, betreibt, dann<br />
sind das fast alles ältere Besitzer. Was wird daraus<br />
in zehn Jahren? Gibt es Initiativen, die diese<br />
Orte dann übernehmen? Gibt es überhaupt<br />
noch so eine Filmclub-Idee? Das schließt den<br />
Kreis zu der Frage, wie schaffen wir es überhaupt,<br />
Publikum für Filme, die sperriger, heraus-<br />
fordernder sind oder einen Blick über unsere<br />
70<br />
Grenzen wagen, zu interessieren. An dieser Stelle<br />
bin ich skeptisch, ob wir so eine Roots-Bewegung<br />
noch einmal hinbekommen. Gerade weil es jetzt<br />
andere Medien gibt, die das kompensieren, z.B.<br />
das Internet. Du bist nicht mehr darauf angewiesen,<br />
30 km zu fahren, um einen Film zu sehen.<br />
Suchsland: Aber es geht auch etwas verloren. Ich<br />
würde nie eine DVD oder das Internet gegen ein<br />
Kino ausspielen. Beim Kino steht schon das gemeinsame<br />
Erlebnis im Mittelpunkt, der Festcharakter,<br />
das Besondere spielt eine Rolle.<br />
Stehr: Wir haben das Problem, dass Debütfilme,<br />
Dokumentarfilme, Fernsehfilme mit Förderbeteiligung,<br />
großbudgetierte internationale Koproduktionen<br />
und am Ende noch die amerikanischen Filme<br />
alle in einem Topf sind. Alle schlagen sich um<br />
dieselbe Öffentlichkeit, dieselben Plätze in den<br />
Medien und um dieselben Leinwände. Im Grunde<br />
ist das unfair.<br />
Suchsland: Sollte man nicht den Kopienschnitt<br />
zum Maßstab nehmen? Selbst meine Kollegen<br />
zum Beispiel beim „Tagesspiegel“ drucken eine<br />
Chartliste, die nach reiner Zuschauerzahl geordnet<br />
ist – da stehen natürlich immer US-Majors<br />
oben, weil es nur um die nackte Masse geht. Da<br />
wird nichts ins Verhältnis gesetzt zur Kopienzahl,<br />
zum Produktionsbudget, zum Marketing-Budget<br />
usw. Würde man den Kopienschnitt zum Maßstab<br />
nehmen, kämen aber auf einmal die ganzen schönen<br />
Arthouse-Filme hoch.<br />
Stehr: Man müsste neue Kategorien für die Statistiken<br />
schaffen. Warum muss sich ein Debütfilm<br />
überhaupt mit KOKOWÄÄH messen?<br />
Schwering: Wenn wir über Lobby-Arbeit reden,<br />
müsste da nicht vielleicht auch die DEUTSCHE<br />
F<strong>IL</strong>MAKADEMIE darüber nachdenken, ob man zu<br />
der Branche mehr Kontakt aufnimmt, die unsere<br />
Filme abspielt. Wie schaffen wir da eine stärkere<br />
Vernetzung? Ich glaube, es hat damit zu tun,<br />
ihnen wieder Mut zu machen, dass viele Filme<br />
funktionieren würden. Bei SATTE FARBEN VOR<br />
SCHWARZ haben alle gesagt, das kann nicht<br />
funktionieren. Guckt man sich aber die Zahlen an,<br />
dann stellt man fest, dass wir momentan alle davon<br />
leben, dass die über Fünfzig-, Sechzigjährigen<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
viel ins Kino gehen. Die sind augenblicklich die<br />
Rettung für deutsche Filme. Dann passt der Film<br />
nämlich wieder durchaus in die eigene Perspektive,<br />
wenn man über 50 ist und sich fragt, wie lange<br />
dauert denn das alles noch?<br />
Suchsland: Ich frage mich, wie man die Kinobetreiber<br />
eigentlich einschätzen muss? Von außen<br />
habe ich den Eindruck, das ist der depressivste<br />
Ort der Branche. Die sind relativ alt, sie meckern<br />
immer und sagen immer, was alles schlecht läuft:<br />
Die Filme sind scheiße, die Kritiken sind scheiße,<br />
das Publikum kommt nicht. Wenn ich dann in<br />
deren Höhlen gehe, in denen zum Teil noch der<br />
Teppichboden von 1967 liegt und die Sessel sind<br />
angenehm durchgesessen – ich mag ja eher so alte<br />
Kinos –, dann weiß ich auch, meine Mutter würde<br />
da nicht reingehen. Sie hat dann Rückenprobleme.<br />
Dabei wäre sie die Zielgruppe 60plus. Wie<br />
kann man daran etwas ändern?<br />
Söffker: Wir verlieren aber seit längerem vor<br />
allem die jüngeren Zuschauer um die 20.<br />
Stehr: Genau. Natürlich gibt es auch viele super<br />
ausgestattete Programmkinos, aber offenbar sind<br />
weder sie noch die Filme für das junge Publikum<br />
interessant. Das Problem ist, dass uns das junge<br />
Arthouse-Publikum fehlt. Ich bin jedes Mal wieder<br />
erschüttert, wenn ich auf internationalen<br />
Festivals Filme schaue und sehe, was es für tolle<br />
Filme für junge Leute gibt. Die modern und unterhaltsam<br />
sind, sich aber auch intensiv mit Problemen<br />
beschäftigen, die geile Musik haben und bei<br />
denen ich weiß: Keine Chance, ich kann die hier<br />
nicht ins Kino bringen. Diese Arthouse-Kinos sind<br />
für die jungen Leute gestorben. Da haben wir alle<br />
etwas verpasst.<br />
Suchsland: Wenn du dir mal nicht die deutschen<br />
Filmcharts anguckst, sondern das, was im Internet<br />
heruntergeladen und was auf DVD ausgeliehen<br />
wird, dann stellst du fest, dass 50 Prozent der<br />
Filme überhaupt nicht in Deutschland starten.<br />
Was die sich angucken, das sind Horror, Splatter-<br />
Kram, asiatische Thriller bis zum Bereich Porno/<br />
Softporno. Ebenso Musikvideo-Filme oder Experimentalfilme<br />
auf YouTube, aber auch Hardcore-<br />
Autorenfilme. Die haben teilweise super Zahlen<br />
im Netz. Umgekehrt verschiedene Komödien, die<br />
auch schräger und schriller sind, und von deutschen<br />
Produzenten nicht hergestellt werden. Wir<br />
haben bestimmte Segmente gar nicht im Kino.<br />
Teilweise weil sie im Fernsehen stattfinden: Genrefilme.<br />
Teilweise auch, weil sie bisher gar nicht<br />
gemacht werden, weil es angeblich nicht funktioniert.<br />
Dazu gehören für mich Horrorfilme, bestimmte<br />
Typen an Thrillern, Science-Fiction. Das<br />
sind jugendaffine Filmtypen. Wenn man dagegen<br />
ins Fantasy-Filmfestival geht oder zum Beispiel<br />
an einen Ort wie „Nippon Connection“ in Frankfurt,<br />
wo nur japanische Sachen laufen, funktioniert<br />
in Zuschauerzahlen super. Das sind dann<br />
zwar nur zwei oder drei Screenings pro Stadt,<br />
aber die sind voll. Wir kennen diese ganzen Verleiher,<br />
Splendid, 3L usw., was die alles rausbringen,<br />
was im DVD-Bereich super geht. Und bei<br />
Festivals natürlich auch. Ich denke, es gibt wahnsinnig<br />
viel, was man ins Kino bringen könnte –<br />
wenn es so, wie es das Kino des Vertrauens der<br />
60-Jährigen gibt, auch ein Kino des Vertrauens<br />
der 20-Jährigen gäbe, dann würde man da die<br />
Leute reinkriegen.<br />
71
Alfred Holighaus<br />
Stehr: Das wär’s!<br />
Holighaus: Aber der Oberbegriff für das, worüber<br />
du redest, ist Special Interest? Dann bleibt aber<br />
die Frage nach den Produzenten. Kann ich als<br />
Produzent Special Interest bedienen oder muss<br />
ich nicht ganz anders denken?<br />
Suchsland: Also wenn die Spanier und die Franzosen<br />
Horrorfilme machen können, die weltweit<br />
verkäuflich sind, warum können das die Deut-<br />
72<br />
schen nicht? Und das, wo die <strong>Deutsche</strong>n den<br />
Horrorfilm in den 1920er Jahren erfunden haben.<br />
Stehr: Genau aus dem Grund. Wenn wir das heute<br />
machen würden, würden wir davon ausgehen,<br />
dass es ein Film wird, der in die Programmkinos<br />
gehört – er soll ja nicht mit 60 Mio.-Dollar-<br />
Produktionen konkurrieren – und da gibt es die<br />
Zuschauer nicht. Im Prinzip bräuchten wir eine<br />
großangelegte Kampagne unter dem Motto: der<br />
junge Arthouse-Film, mit den entsprechenden<br />
Filmen, um die 20-Jährigen wieder für die Programmkinos<br />
zu begeistern, um ihnen die Lust am<br />
Filme gucken, jenseits der reinen Unterhaltung zu<br />
vermitteln.<br />
Holighaus: Es ist doch interessant, dass immer,<br />
wenn über den Stand, die Rettung, die Zukunft<br />
des deutschen Films geredet wird, das Stichwort<br />
Genre fällt. Weil Genre Kino ist und Kino Genre.<br />
Das ist natürlich auch wichtig. Andererseits sind<br />
Nachwuchsfilme zu 99 Prozent das Gegenteil von<br />
Genre. Darauf sind die Macher stolz.<br />
Stehr: Das stimmt. Das Publikum wünscht sich<br />
Genre, weil es Regeln hat und Vertrauen gibt.<br />
Suchsland: Genau. Aber es muss auch risky sein.<br />
Vorhin war der Konsens, dass es darum geht,<br />
gute Geschichten zu erzählen. Dabei habe ich<br />
mich gefragt, ob es denn wirklich immer auf die<br />
Geschichte ankommt? Ich mag manchmal nämlich<br />
auch Filme, die, genau genommen, keine<br />
Geschichten erzählen, sondern über Atmosphäre<br />
funktionieren. Die erzählen vielleicht viele kleine<br />
Geschichten oder eine Szene. Ich denke, es geht<br />
nicht nur um Geschichten. Diese Fixierung ist<br />
auch eine Verengung. Wir müssen eigentlich an<br />
den Rändern stärker werden.<br />
Stehr: Ich glaube, wir sind uns in einem einig.<br />
Keiner am Tisch sagt, es sollten weniger Filme<br />
gemacht werden. Oder weniger Absolventenfilme.<br />
Suchsland: Ich habe mir die Frage auch gestellt:<br />
Gibt es zu viele deutsche Filme? Klassische Antwort:<br />
ja und nein. Ja, natürlich gibt es zu viele<br />
Filme, weil es viel zu viele schlechte Filme gibt.<br />
Nicht nur deutsche, aber insgesamt zu viele, die<br />
ich langweilig, so wenig überraschend finde, so<br />
mittelmäßig. Und nein, es kann gar nicht genug<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
Filme geben, wenn sie gut sind. Jeder, der Kino<br />
liebt, wünscht sich natürlich noch mehr Filme!<br />
Dennoch sind das beides unbefriedigende Antworten.<br />
Man kann ja keinen Darwinismus fordern,<br />
so ein survival of the fittest. Das hieße,<br />
die Studenten mit ihren Abschlussfilmen sollen<br />
schon mal draußen bleiben und erstmal einen<br />
zweiten Film machen. So kann man nicht anfangen.<br />
Was macht man stattdessen? Das einzige,<br />
was einigermaßen realistisch ist, wäre, sich<br />
wieder mehr darauf zu besinnen, dass Film zwar<br />
ein Wirtschaftsgut ist, von dem Menschen leben<br />
müssen – aber Film ist zugleich auch ein Kulturgut.<br />
Man muss offen aussprechen, dass Film von<br />
allen Kulturgütern das am wenigsten öffentlich<br />
geförderte ist. Aber es ist die wichtigste, weil<br />
gegenwärtigste Kunst. Man muss mehr Kulturfördergeld<br />
aufwenden – und zwar orientiert an<br />
Qualität und Vielfalt.<br />
Söffker: Aber mehr Filmförderung macht doch<br />
noch keine besseren Filme. Wir haben 300 Mio.<br />
EUR Förderung pro Jahr. Ich frage mich, ob es<br />
dann nicht auch ein anderes Regelsystem geben<br />
müsste, damit auch die Filme gefördert werden,<br />
von denen wir uns das wünschen. Und wer entscheidet<br />
das dann? Ich kann nicht einfach unterschreiben,<br />
dass es mehr Förderung geben soll.<br />
Schwering: Bei der Förderung muss man sehr differenzieren.<br />
Regionalförderung versteht sich in<br />
erster Linie als Wirtschaftsförderung, erst dann<br />
spielt der kulturelle Aspekt eine Bedeutung. Das<br />
müssen diese Förderungen auch, weil sie sonst<br />
überhaupt nicht existieren würden. Bei der Frage,<br />
wie stellen wir uns eine Filmförderung der<br />
Zukunft vor, wäre es erstens interessant zu überprüfen,<br />
ob dieser regionale Wahnsinn veränderbar<br />
ist. Zweitens müssen wir es schaffen eine<br />
stärkere Trennung zwischen Kino- und Fernsehförderung<br />
einzuführen. Ich glaube, gerade im Debütbereich,<br />
beim Nachwuchs, wird oft vermischt,<br />
was heute Kino und was Fernsehen ist. Nicht alles<br />
in diesem Bereich muss Kino sein. Wir befinden<br />
uns da aber in einem grundlegenden Dilemma.<br />
Einerseits brauchen wir das Fernsehen als freien<br />
Finanzierungspartner, aus der Lizenzsumme<br />
der Sender ergibt sich oft erst die mögliche Höhe<br />
des Gesamtbudgets, andererseits gibt es keinen<br />
wirklichen Abspielort für Kinofilm im Fernsehen<br />
und man hat den Eindruck, dass Kino für die<br />
Fernsehmacher heute keine große Bedeutung hat.<br />
Schließlich sitzen die Sender dann auf der Entscheidungsebene<br />
der regionalen Filmförderung!<br />
Dieses System hat sich in den letzten 20 Jahren<br />
so ergeben und es stellt sich gerade schon die<br />
Frage, ob dieses System die nächsten 20 Jahre so<br />
bleiben muss.<br />
Stehr: Aber das ist jetzt beinahe ein neues Thema.<br />
73
SPOTLIGHT AUF DEN KLIMASCHUTZ –<br />
DER DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> WIRD DANK ECOGOOD KLIMANEUTRAL VERLIEHEN<br />
Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> verbindet Kultur<br />
und Unterhaltung. Kultur ist aber nicht nur Thema<br />
in Filmen. Kultur ist auch, sich mit dem Alltag<br />
in zeitgemäßer Art und Weise auseinander<br />
zu setzen. So ist das Thema Umwelt- und Klimaschutz<br />
auf ganz natürliche Weise zu einem Thema<br />
des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MRPE<strong>IS</strong>ES geworden.<br />
Ecogood ist die deutsche Plattform, die Klimaschutz<br />
ganz einfach in den Alltag integriert.<br />
Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> sieht sich als höchst<br />
dotierte Auszeichnung für den deutschen Film<br />
in einer Vorbildfunktion. Damit identifizieren<br />
sich auch die Mitglieder der <strong>Filmakademie</strong>. Klimaschutz<br />
ist gerade für die Filmbranche eine<br />
besondere und nicht einfach zu bewältigende<br />
Herausforderung.<br />
74<br />
Gemeinsam mit ecogood setzt der DEUTSCHE<br />
F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> nun die Kampagne „Spotlight auf<br />
den Klimaschutz“ um. Der Startschuss erfolgt<br />
zur Verleihung 20<strong>11</strong>. Es geht darum, die Filmbranche<br />
zu sensibilisieren, zu aktivieren und gemeinsam<br />
etwas für den Klimaschutz zu tun.<br />
Hier greift in erster Linie das Konzept der Kompensation.<br />
Das heißt: Für jeden unvermeidbaren<br />
CO2-Ausstoß werden an anderer Stelle klimasoziale<br />
Projekte unterstützt, die zusätzlich<br />
aufgesetzt werden um a) CO2 zu sparen und<br />
b) in Regionen von Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
eine zukunftsträchtige wirtschaftliche<br />
Unabhängigkeit für die dort lebenden<br />
Menschen zu erreichen. Hierzu erstellt ecogood<br />
eine detaillierte Klimabilanz der Filmpreis-Gala.<br />
Einbezogen werden nicht nur Strom, Heizung,<br />
Catering oder Veranstaltungsmaterialien, sondern<br />
auch Übernachtung sowie An-und Abreise<br />
aller Gäste. All diese nicht vermeidbaren CO2-<br />
Emissionen werden kompensiert und der DEUT-<br />
SCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> wird somit klimaneutral verliehen.<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
DAS CATERING-KONZERT – LIVE BEIM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />
Gute Nachrichten für unsere Gäste: Sie können<br />
auch beim Filmpreis so gut essen, wie sie es gewohnt<br />
sind. Für das leibliche Wohl im Rahmen<br />
der Verleihung des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES<br />
20<strong>11</strong> sorgen diejenigen, die sonst gerne, gut<br />
und auf unterschiedlichste Weise für das leibliche<br />
Wohl in der Branche sorgen. Sieben Berliner<br />
Cateringfirmen oder bei Filmleuten beliebte<br />
Restaurants und Gastronomen haben sich wieder<br />
entschlossen, für die Gäste der LOLA 20<strong>11</strong><br />
zu kochen. Für diese konzertierte Aktion steigen<br />
sie aus ihren Catering-Wagen oder verlassen die<br />
angestammten Herde, um gemeinsam am Ort der<br />
Verleihung kulinarisch kreativ zu werden. Ein<br />
Projekt, das im vergangenen Jahr begann und in<br />
diesem Jahr gerne fortgeführt wird.<br />
Wir möchten uns bei den diesjährigen Unterstützern<br />
ganz herzlich bedanken, freuen uns<br />
auf ungewöhnliche Kreationen und auf das<br />
nächste Jahr.<br />
75
76<br />
DAS TEAM<br />
VERANSTALTER/AUFTRAGGEBER<br />
Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> ist eine Veranstaltung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien, produziert von<br />
der DFA Produktion GmbH.<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />
Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz<br />
Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus<br />
Geschäftsführung: Alfred Holighaus, Anne Leppin<br />
Team: Jule Bartram, Katja Hevemeyer,<br />
Karina Pasternak, Stephan Pless, Tanja Riehn<br />
Teamassistenz: Nora Ackermann, Susann Pocha<br />
BKM/Filmreferat K35<br />
Stefanie Hasler, Ulrike Schauz<br />
MODERATION<br />
Barbara Schöneberger<br />
KÜNSTLER<strong>IS</strong>CHE LEITUNG<br />
Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann<br />
PRODUZENTIN<br />
Claudia Loewe<br />
PRODUCERIN<br />
Marion Gaedicke<br />
PRODUKTIONSLEITUNG<br />
MBTV Produktions GMBH<br />
Matthias Börner, Carsten Lehmann<br />
PRODUKTIONSKOORDINATION<br />
Dorothee Hufschmidt, Verena Herfurth<br />
KOORDINATION ZUSPIELER<br />
Svenja Rieck<br />
PRODUKTIONSASS<strong>IS</strong>TENZ<br />
Friederike Fröhner, Janina Schafft<br />
AUFNAHMELEITUNG<br />
Julia Haupt, Sophie Stäglich, Martin Hoffmann<br />
GÄSTEMANAGEMENT<br />
Hardenberg Concept GmbH<br />
Frederike Hodde, Kerstin Schilly<br />
AUTOREN<br />
Johanna Adorján, Dr. Christof Mannschreck<br />
REGIE<br />
Utz Weber<br />
REGIEAS<strong>IS</strong>TENZ<br />
Stefanie Herrmannsdörfer<br />
REDAKTION<br />
Claudia Voelker, Andrea Poulios<br />
ZUSPIELER<br />
Arnd von Rabenau<br />
ON AIR DESIGN/BÜHNENHINTERGRÜNDE<br />
Stefan Stöckle<br />
BÜHNENB<strong>IL</strong>D<br />
Hassler Entertainment Architecture<br />
KOSTÜMB<strong>IL</strong>D<br />
Heike Stemmler Collection<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
MAKE UP UND HAARE<br />
Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)<br />
Estée Lauder, Max Höhn<br />
LICHTSETZENDER KAMERAMANN<br />
Didi Garsoffky<br />
TITELMUSIK<br />
Loy Wesselburg, Bernhard Eichner<br />
EINSPIELUNG TITELMUSIK<br />
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von<br />
Sir Simon Rattle<br />
MUSIKAL<strong>IS</strong>CHE BEGLEITUNG GALA<br />
Tobias Kremer Big Band<br />
PR<br />
Just Publicity<br />
Regine Baschny, Anja Oster, Elena Marquardt,<br />
Julia Gebefügi, Gerold Marks<br />
DRUCKERZEUGN<strong>IS</strong>SE/INTERNET<br />
e27 Berlin, www.e27.com<br />
RECHTSBERATUNG<br />
Prof. Dr. Mathias Schwarz<br />
NOTAR<br />
Hellmut Sieglerschmidt<br />
CONTROLLING<br />
Frank Graf<br />
SENDEPARTNER<br />
ZDF<br />
Gesamtleitung: Manfred Teubner<br />
Redaktion: Susanne Krummacher, Berlinda Kestler<br />
Leiter Produktion Show: Martin Wosseng<br />
Produktionsleitung: Alexandra Kammler- Stromsky<br />
LOLA PARTY<br />
Crown & Crown Eventmarketing GmbH<br />
Daniel Kloß, Katja Riemann, Christian Piecuch<br />
AUF DEM WEG ZUR LOLA<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />
Projektkoordination: Gisela Liesenfeld<br />
(DFA Produktion GmbH)<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER<br />
DFA Produktion GmbH<br />
Köthener Straße 44<br />
10963 Berlin<br />
CHEFREDAKTION UND TEXTE<br />
Alfred Holighaus (V.i.S.d.P)<br />
TEXTE<br />
Linda Söffker<br />
PRODUKTION<br />
Verena Herfurth<br />
LAYOUT/GESTALTUNG<br />
e27 Berlin, Robert Neumann<br />
Abdruck der Texte nur nach vorheriger<br />
Genehmigung und mit Quellenhinweis<br />
„DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MAKADEMIE/DEUTSCHER<br />
F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>“<br />
Diese Broschüre ist ein Projekt der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong> e.V., herausgegeben von der DFA<br />
Produktion GmbH.<br />
77
78<br />
WIR DANKEN VON HERZEN ALLEN TREUEN FREUNDEN UND UNTERSTÜTZERN DES<br />
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES 20<strong>11</strong><br />
Den beteiligten Produzenten für ihre Hilfsbereitschaft<br />
bei der Beschaffung und Bereitstellung<br />
des Filmmaterials,<br />
den Paten für ihr persönliches Engagement<br />
für die nominierten Kollegen,<br />
den Präsidenten Iris Berben und Bruno Ganz<br />
sowie Thomas Kufus und allen anderen<br />
Vorständen für ihr unermüdliches Engagement,<br />
Florian Gallenberger und Benjamin Herrmann<br />
für ihre Ideen und ihre Durchsetzungskraft,<br />
den Akademiemitgliedern für ihren Einsatz in<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und für den<br />
<strong>Deutsche</strong>n Film,<br />
Peter Vorderer für seine Gedanken und<br />
Innovation,<br />
der Berlinale und German Films für ihre<br />
Unterstützung bei LOLA@Berlinale,<br />
CHAMPAGNE<br />
medienboard<br />
Berlin-Brandenburg GmbH<br />
den Kinobesitzern, Verleihern, Institutionen<br />
und beteiligten Filmschaffenden, die aktiv<br />
AUF DEM WEG ZUR LOLA dabei waren<br />
und damit die LOLA V<strong>IS</strong>IONEN und das<br />
LOLA FESTIVAL geprägt haben,<br />
Maik Uwe Hinkel, der uns die Herstellung<br />
dieser Broschüre ermöglicht hat,<br />
und unserem Team für die beständige<br />
Motivation und Leidenschaft.<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>
2 0 t h C e n t u r y F o x o f G e r m a n y G m b H K a t h a r i n a A b t R o b e r t v a n A c k e r e n A c t i o n C o n c e p t F i l m - u n d S t u n t p r o d u k t i o n G m b H P e t e r R . A d a m S i r K e n n e t h A d a m O b e M a r i o A d o r f W a l l y A h r w e i l e r N a v í d<br />
A k h a v a n F a t i h A k i n H e l g e A l b e r s G e o r g A l e x a n d e r G i l A l k a b e t z A m b i e n t R e c o r d i n g G m b H A n k e A p e l t M a n f r e d A r b t e r S t e f a n A r n d t B o b A r n o l d A r n o l d & R i c h t e r C i n e T e c h n i k G m b H & C o D i e t e r U l r i c h A<br />
s e l m a n n M i c h a e l v o n A u M o n i k a A u b e l e A v i d T e c h n o l o g y G m b H P e t e r B a c h T a y f u n B a d e m s o y H e i n z B a d e w i t z U t e B a d u r a H a r r y B a e r H e l g a B ä h r R o l f B ä h r J o B a i e r H e l g a B a l l h a u s M i c h a e l B a l l h a u<br />
s G e r d B a l t u s B a n d P r o M u n i c h G m b H A n d r e a s B a r e i ß M a r c e l B a r s o t t i J e n s B a r t r a m R e g i n e B a s c h n y L u c i e B a t e s H e i k e B a u e r s f e l d M o n i k a B a u e r t B a r b a r a B a u m M a r i e B ä u m e r K a r l B a u m g a r t n e r K l<br />
a u s B a u s c h u l t e B a v a r i a F i l m G m b H C h r i s t i a n B e c k e r L a r s B e c k e r M e r e t B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r M i c h a e l B e c k m a n n B i b i a n a B e g l a u R o s h a n a k B e h e s h t N e d j a d A l f r e d B e h r e n s A n d r é B e<br />
n d o c c h i - A l v e s D a v i d B e n n e n t H e i n z B e n n e n t O l i v e r B e r b e n E d w a r d B e r g e r S e n t a B e r g e r M i c h e l B e r g m a n n T h o m a s B e r g m a n n C h r i s t i a n B e r k e l J o a c h i m B e r n d t A l e x a n d e r B e r n e r P i e r r e B e s s o n A l e x a<br />
n d e r B e y e r O l i v e r B i e h l e r A n d r e w B i r d M o n i c a B l e i b t r e u M o r i t z B l e i b t r e u A x e l B l o c k H a n s - C h r i s t o p h B l u m e n b e r g B M G M u s i c P u b l i s h i n g G e r m a n y K e r s t i n B ö c k W a l t e r B o c k m a y e r H a g e n B o g d a n<br />
s k i H a r k B o h m C l a u s B o j e W i n f r i e d B o n e n g e l M a t h i l d e B o n n e f o y S u s a n n e B o r m a n n H e l g a B o r s c h e S u z a n n e v o n B o r s o d y D e t l e f B o t h e M a t h i a s B o t h o r P e t e r B o u r P i e r r e B r a n d K l a u s M a r i a B r a n d a u e r M i<br />
c h a e l B r a n d n e r H e i d r u n B r a n d t F r a n k B r a u n e r W o l f g a n g B r e h m F r e d B r e i n e r s d o r f e r P e t e r F . B r i n g m a n n E l e n a B r o m u n d O l i v e r B r o u m i s W o l f D i e t r i c h B r ü c k e r J u t t a B r ü c k n e r D a n i e l B r ü h l N a t j a B r<br />
u n c k h o r s t F r a n z i s k a B u c h L a r s B ü c h e l D e t l e v W . B u c k H a n s - G ü n t h e r B ü c k i n g R o l f B ü h r m a n n J o h a n n v o n B ü l o w V i c c o v o n B ü l o w J ö r g B u n d s c h u h B e r n d B u r g e m e i s t e r S v e n B u r g e m e i s t e r A n n e k a t h r i n<br />
B ü r g e r G l o r i a B u r k e r t F a b i a n B u s c h S t e f a n B u s c h W a l t e r B u s c h h o f f C h r i s t e l B u s c h m a n n C h r i s t i a n B u s s m a n n M a r e i k e C a r r i è r e K ä t e C a s p a r U l r i c h C a s p a r U e l i C h r i s t e n L i s y C h r i s t l M a r g i t C h u c h r a C i<br />
n e g a t e G m b H J a k o b C l a u s s e n B a s t i a n C l e v é A r t h u r C o h n M a r c C o n r a d C o n s t a n t i n F i l m A G H a n s a C z y p i o n k a d . i . e . f i l m . g m b h S t e f a n D ä h n e r t C o r i n a D a n c k w e r t s A n g e l o D ' A n g e l i c o F l o r i a n e D a n i e l M a r<br />
t i n D a n n e r K a t j a D a n o w s k i D i d i D a n q u a r t P e p e D a n q u a r t C h r i s t o p h D a r n s t ä d t M a x D e h m e l D F G D e u t s c h e F i l m v e r s i c h e r u n g s G e m e i n s c h a f t H e l m u t D i e t l K a r e l D i r k a C h r i s t i a n D o e r m e r J u s t u s<br />
v o n D o h n á n y i K l a u s D o l d i n g e r E l f i e A n a s h a D o n n e l l y M a r i o n D ö r i n g D o r i s D ö r r i e F r i e d r i c h M . D o s c h D i r k D o t z e r t A n d r e a s D r e s e n C o r i n n a A . D r e y e r - V i z z i A n n e m a r i e D ü r i n g e r e 2 7 H a n n s<br />
E c k e l k a m p J ü r g e n E g g e r U r s E g g e r G u s t a v E h m c k K l a u s E i c h h a m m e r B e r n d E i c h i n g e r F r a n k E i c k m e i e r A n d r é E i s e r m a n n K a r i m S e b a s t i a n E l i a s H a n n e l o r e E l s n e r M a t t h i a s E l w a r d t R o l a<br />
n d E m m e r i c h U t e E m m e r i c h W e r n e r E n k e M a r t i n E n l e n C l a u d i a E n z m a n n T o m a s E r h a r t E u r o A r t s M e d i e n G m b H B e r n d E u s c h e r T o m F ä h r m a n n J a n F a n t l M a x F ä r b e r b ö c k L u c i a F a u s t Ö z<br />
a y F e c h t J a n F e h s e M a r t i n F e i f e l G e o r g F e i l U l r i c h F e l s b e r g H e i n o F e r c h V e r o n i c a F e r r e s M i l e n a F e s s m a n n F i l m & E n t e r t a i n m e n t V I P M e d i e n f o n d s G e s c h ä f t s f ü h r u n g G m b H F i l m p a r k B<br />
a b e l s b e r g G m b H & C o . K G N i c o l e F i s c h n a l l e r P e t e r F l e i s c h m a n n K a t j a F l i n t H o l g e r F r a n k e S u s a n n e F r a n k e N i n a F r a n o s z e k H a y o F r e i t a g T h o m a s F r i c k e l C h r i s t o p h F r i e d e l L o n i v o n F r i e d l<br />
G u n t e r F r i e d r i c h C l a u d i a F r ö h l i c h C h r i s t o p h F r o m m F r i e d e m a n n F r o m m H a n s F u n c k M o n i k a F u n k e S t e r n B e n n o F ü r m a n n J o h a n n F ü r s t M o l l y v o n F ü r s t e n b e r g F l o r i a n G a l l e n b e r g e r<br />
D e n n i s G a n s e l B r u n o G a n z K a t j a v o n G a r n i e r C l a u s T h e o G ä r t n e r J o h a n n a G a s t d o r f C h r i s t i n a G a t t y s M a r t i n a G e d e c k C l a u d i a G e i s l e r - B a d i n g H a n s W . G e i ß e n d ö r f e r M a x i m i l i a n G e l l e<br />
r M a r e i G e r k e n M a t t h i a s G e r s c h w i t z J i m m y C . G e r u m E r w i n G e s c h o n n e c k N o r b e r t G h a f o u r i H e n n i n g v o n G i e r k e O l i v e r G i e t h W a l t e r G i l l e r M a r i o G i o r d a n o H e i n r i c h G i s k e s U s c h i<br />
G l a s M a t t h i a s G l a s n e r W i n f r i e d G l a t z e d e r L u c i a n o G l o o r V a d i m G l o w n a A e l r u n G o e t t e F r a n k G ö h r e C h r i s t i a n M . G o l d b e c k E b e r h a r d G ö r n e r U l l a G o t h e D o m i n i k G r a f R a l f G r e g a n<br />
W o l f G r e m m S a b i n e G r e u n i g F r a n k G r i e b e E s t h e r G r o n e n b o r n G e r h a r d G r o ß N i n a G r o s s e S y l v e s t e r G r o t h I l o n a G r ü b e l M a n f r e d G r u n e r t B i b e r G u l l a t z R e n é e G u n d e l a c h E g o n G ü n t h e r<br />
M i c h a e l G w i s d e k J ü r g e n H a a s e F r i t z i H a b e r l a n d t T h o m a s H ä b e r l e M a t t h i a s H a b i c h K i r s t e n H a g e r R o c h u s H a h n E l k e H a l t a u f d e r h e i d e W i n f r i e d H a m m a c h e r H e n d r i k H a n d l o e g t e n<br />
H e i d i H a n d o r f U l i H a n i s c h M o n i k a H a n s e n S t e f a n H a n s e n A r i H a n t k e W o l f g a n g H a n t k e C o r i n n a H a r f o u c h R e i n h a r d H a u f f J ö r g H a u s c h i l d L e a n d e r H a u ß m a n n H a r r o v o n H a v e R o g<br />
e r v o n H e e r e m a n M a n f r e d D . H e i d F r a n k H e i d b r i n k J o H e i m T h o m a s H e i n z e A n d r é M . H e n n i c k e W i n f r i e d H e n n i g B a r b a r a H e n n i n g s M a r l i s H e p p e l e r M i c h a e l B u l l y H e r b i g J o s t H e<br />
r i n g I r m H e r m a n n P e t e r H e r r m a n n R a l f H e r t w i g G ö t z H e y m a n n H i g h l i g h t C o m m u n i c a t i o n s c / o R a i n b o w V i d e o A G T h e o H i n z O l i v e r H i r s c h b i e g e l D a g m a r H i r t z S i g r i d H o e r n e r O l i v e r<br />
H o e s e U r s u l a H ö f A n d r e a s H ö f e r H i l m a r H o f f m a n n U t e H o f i n g e r M i s c h a H o f m a n n N i c o H o f m a n n N i n a H o g e r L o t h a r H o l l e r H o l l m a n n K n a p p e R e i m e r t M e c h t h i l d H o l t e r P h i l i p p H o m<br />
b e r g S u s a n n e H o p f K i t H o p k i n s C h r i s t i a n e H ö r b i g e r M a v i e H ö r b i g e r S u s a n n e H o r i z o n - F r ä n z e l S h e r r y H o r m a n n M a r c H o s e m a n n R o b H o u w e r K a r i n H o w a r d G e r d H u b e r G r i s c h a H u b<br />
e r E v a H u b e r t R a l f H u e t t n e r H a s s o v o n H u g o H e r m i n e H u n t g e b u r t h A l f r e d H ü r m e r H a n n o H u t h B i r g i t H u t t e r I l o n a H ü t t e r s e n M a r k u s I m b o d e n D i r k W . J a c o b E r n s t J a c o b i M o n i k a J a c o<br />
b s H a n n e s J a e n i c k e V i o l a J ä g e r A n d r e a s J a n c z y k U w e J a n s o n B e a t e J e n s e n M i c h a e l J u n g f l e i s c h B i a n c a J u n k e r E b e r h a r d J u n k e r s d o r f J ü r g e n J ü r g e s K 4 4 P e t e r K a h a n e C h r i s t i a n K a h r m<br />
a n n C h r i s t i n a K a l l a s K a n z l e i P i o r e k T h u m S t e n g e r B e i e r K a n z l e i S c h w a r z , K e l w i n g , W i c k e , W e s t p h a l T h a n a s s i s K a r a t h a n o s J a n a K a r e n E w a K a r l s t r ö m N i k o l a i K a r o J u d i t h K a u f m a n n<br />
K l a u s K e i l U s c h i K e i l S i b e l K e k i l l i R a i n e r K e l l e r P e t e r K e r n A n d r e a K e s s l e r E r w i n K e u s c h K i n o w e l t G m b H O t t o K i n z e r R a i n e r K l a u s m a n n B u r g h a r t K l a u ß n e r T h i l o K l e i n e M i c h a e l K l i e<br />
r R e i n h a r d K l o o s s G e o r g K l o s t e r A l e x a n d e r K l u g e T h o m a s K l u g e G ü n t e r K n a r r H e r b e r t K n a u p M a r i a K n i l l i J ü r g e n K n o l l D a g m a r K n ö p f e l J o h a n n e s K o b i l k e M a r t i n K o c h e n d ö r f e r K o d a k G m b<br />
H G B E n t e r t a i n m e n t I m a g i n g A n d r e a s K ö f e r F r e d K o g e l J u l i a n e K ö h l e r R a i n e r K ö l m e l L u t z K o n e r m a n n I n g e l o r e K ö n i g S t e p h a n K o n k e n M a r i a K ö p f C a r l - F . K o s c h n i c k L a r s K r a u m e T a t j a n a K<br />
r a u s k o p f D a n n y K r a u s z J a n - G r e g o r K r e m p T h o m a s K r e t s c h m a n n M a r c o K r e u z p a i n t n e r J o a c h i m K r ó l K o n s t a n t i n K r ö n i n g R e n a t e K r ö ß n e r F r a n k K r u s e N o r b e r t K ü c k e l m a n n T h o m a s K u f u s<br />
H a r a l d K ü g l e r J o c h e n K u h n R a i n e r K ü h n M a r t i n K u k u l a S t e f a n K u r t M a n u K u r z D a g m a r K u s c h e D i e t h a r d K ü s t e r G ü n t e r L a m p r e c h t M a r t i n L a n g e n b a c h M a r t i n L a n g e r B e a t e L a n g m a a c k A<br />
l e x a n d r a M a r i a L a r a D i e t e r L a s e r B i r g e r L a u b e M a n u e l L a v a l R e n é L a y C l a u d i a L e h m a n n M a r t i n L e h w a l d A n n e L e p p i n D a n i L e v y P e t e r L i c h t e f e l d B e r n d L i c h t e n b e r g K a r l - H e i n z v o n L i e b e z<br />
e i t J a n J o s e f L i e f e r s U l r i c h L i m m e r C a r o l i n e L i n k C l a u d i a L o e w e K n u t L o e w e P e t e r L o h m e y e r C h r i s t i a n L o n k A n n a L o o s J u l i a n e L o r e n z U l r i k e L u d e r e r H e i d i L ü d i T o n i L ü d i F l o r i a n L u k<br />
a s S t e f a n L u k s c h y F r a n z L u s t i g P r o f . D r . K u r t M a e t z i g A l e x a n d e r M a n a s s e L i s a M a r t i n e k V e s s e l a M a r t s c h e w s k i E v a M a t t e s U l r i c h M a t t h e s T h o m a s M a u c h G o r d i a n M a u g g A l e x a n d e r M a y G<br />
i s e l a M a y J e a n i n e M e e r a p f e l M a r c o M e h l i t z I s a b e l M e i e r M i c h a e l M e n d l A n d r e a M e r t e n s H a n s - W e r n e r M e y e r H e n r i k M e y e r C h r i s t o p h M e y e r - W i e l D e t l e f M i c h e l A x e l M i l b e r g E r i k M i s c h i j e w<br />
M a r c u s M i t t e r m e i e r F r a u k e - E l l e n M o e l l e r S t e f a n v o n M o e r s W o t a n W i l k e M ö h r i n g L u t z M o m m a r t z U r s e l a M o n n T o b i a s M o r e t t i E r i c M o s s M a r t i n M o s z k o w i c z W a n j a M u e s C h r i s t o p h M ü l l e<br />
r M a r t i n M ü l l e r M a t z M ü l l e r P e t r a M a r i a M ü l l e r R a y M ü l l e r R i c h y M ü l l e r M a r i u s M ü l l e r - W e s t e r n h a g e n H a n a M ü l l n e r M a t t h i a s M ü s s e V i v i a n N a e f e S i g r i d N a r j e s B e n e d i c t N e u e n f e l s M i c h a e l a<br />
N i e m e y e r U l r i c h N o e t h e n H a n s N o e v e r U w e O c h s e n k n e c h t G e r h a r d O l s c h e w s k i J o a c h i m O r t m a n n s C h r i s t o p h O t t G ö t z O t t o J e n s - F r e d e r i k O t t o M a t t h i a s P a c h t U t e P a f f e n d o r f I l s e P a g é C h r i s<br />
t i a n e P a u l I n a P e i c h l M a g g i e P e r e n R e n é P e r r a u d i n D e t l e f P e t e r s e n W o l f g a n g P e t e r s e n N i n a P e t r i C l a u s J ü r g e n P f e i f f e r G a b r i e l e P f e n n i g s d o r f H e n r i e t t e P i p e r A n n e t t e P i s a c a n e T h o m a s P l e n e r t<br />
E v a P o e t s c h J o e r n P o e t z l W a l d e m a r P o k r o m s k i M i s c h k a P o p p C l a u d i a P ö p s e l A x e l P r a h l N o r b e r t P r e u s s C h r i s P r i c e H a n s H e l m u t P r i n z l e r J ü r g e n P r o c h n o w P r o m e d i u m K a t j a P r o x a u f T i l o P<br />
r ü c k n e r P e t e r P r z y g o d d a I n g a P u d e n z M i r j a m Q u i n t e D o m i n i c R a a c k e F r a n z R a t h M a r t i n R a u h a u s T o r s t e n R e g l i n U s c h i R e i c h D i r k R e i c h a r d t G ü n t e r R e i s c h N i k i R e i s e r R i c h a r d R e i t i n g e r B e t t i n<br />
a R e i t z U l r i c h R e u t e r R i a l t o F i l m G m b H G u i l i o R i c c i a r e l l i K a t h r i n R i c h t e r K l a u s R i c h t e r R o l a n d S u s o R i c h t e r E l k e R i e d T h o m a s R i e d e l s h e i m e r K a t j a R i e m a n n J o p h i R i e s J o s e f R ö d l O s k a r R o e<br />
h l e r C a t h y R o h n k e G ü n t e r R o h r b a c h G e r n o t R o l l S o n j a R o m P a t r i c i a R o m m e l P e t e r R o m m e l R e n a t e R o s e M a r c R o t h e m u n d M a y a G r ä f i n R o t h k i r c h T h i l o G r a f R o t h k i r c h R T L T e l e v i s i o n B a r b a<br />
r a R u d n i k L a r s R u d o l p h S i e m e n R ü h a a k M a r i u s R u h l a n d S t e f a n R ü l l O t t o k a r R u n z e J o s e f R u s n a k G u d r u n R u z i c k o v á - S t e i n e r S t e f a n R u z o w i t z k y O t t o S a n d e r H e l m a S a n d e r s - B r a h m s S a r a h W i e<br />
n e r G m b H N o r b e r t S a u e r A n n o S a u l S i m o n S a v a l A n d r e a S a w a t z k i T h o m a s S c h a d t K l a u s S c h a e f e r H e i n r i c h S c h a f m e i s t e r P e t e r S c h a m o n i J ü r g e n S c h a u T h o r s t e n S c h a u m a n n M a t t h i a s S c h e l l e n b<br />
e r g N o r b e r t S c h e r e r N i k l a u s S c h i l l i n g T o m S c h i l l i n g M o n i k a S c h i n d l e r A n t j e S c h l a g R e z z o S c h l a u c h D i e t e r S c h l e i p V o l k e r S c h l ö n d o r f f J a n S c h l u b a c h H a n s - C h r i s t i a n S c h m i d M i c h a e l S c h m i d<br />
- O s p a c h B a r b a r a S c h m i d t E c k h a r t S c h m i d t F a b i a n S c h m i d t G e r h a r d S c h m i d t H a r a l d S c h m i d t M a r i e - L u i s e S c h m i d t J o c h e n S c h m i d t - H a m b r o c k S o n j a S c h m i t t K l a u s S c h m u t z e r E v a S c h n a r e E n j o t<br />
t S c h n e i d e r P e t e r S c h n e i d e r S u s a n n e S c h n e i d e r U t e S c h n e i d e r R e n é S c h o e n e n b e r g e r D o r o t h e e S c h ö n R i c h a r d S c h ö p s M a r i a S c h r a d e r U w e S c h r a d e r C l a u d i a S c h r ö d e r R o l f S c h ü b e l S t e f a n S c h u b e r t W<br />
o l f g a n g S c h u k r a f f t W e d i g o v o n S c h u l t z e n d o r f f T o r s t e n S c h u l z P e t e r S c h u l z e M a r t e n S c h u m a c h e r J a n S c h ü t t e O l i v e r S c h ü t t e D i a n e S c h w a r m J a e c k i S c h w a r z J e s s i c a S c h w a r z T i l S c h w e i g e r H<br />
e r b e r t S c h w e r i n g R a l p h S c h w i n g e l H a n n a S c h y g u l l a P e t e r S e h r F r a n z S e i t z E d g a r S e l g e M a r i e - L o u S e l l e m R i t a S e r r a - R o l l H u b e r t u s S i e g e r t C h r i s S i e v e r n i c h C h r i s t o p h S i l b e r R o l f S i l b e r H e i<br />
d e S i m o n B e r n h a r d S i n k e l D a v i d S l a m a M i c h a e l S m e a t o n R a i n e r S o e h n l e i n G a b r i e l a S p e r l T o m S p i e ß M a y S p i l s M a r c e l S p i s a k K r i s t a S t a d l e r J a n H e n r i k S t a h l b e r g B e r n h a r d S t a m p f e r S t e<br />
f a n i e S t a p p e n b e c k G e r o S t e f f e n M a n u e l a S t e h r C h a r l y S t e i n b e r g e r I n k a S t e l l j e s M a n f r e d S t e l z e r S i m o n e S t e w e n s M a r t i n S t e y e r J a c q u e s S t e y n L a i l a S t i e l e r O l i v e r S t o l t z L e n a S t o l z e L a<br />
u r e n s S t r a u b S t u d i o B a b e l s b e r g G m b H C a r o l a S t u d l a r K a t j a S t u d t P a t r i c k S ü s k i n d A g l a i a S z y s z k o w i t z J a s m i n T a b a t a b a i S v e n T a d d i c k e n N a t a s c h a E . T a g w e r k J ü r g e n T a r r a c h A n<br />
n a T h a l b a c h K a t h a r i n a T h a l b a c h T h o m a s T h i e m e T h i n k i n g N e t w o r k s A G S i b y l l e T i e d e m a n n N a d j a T i l l e r P e t e r T i m m U w e T i m m T o b i s F i l m G m b H & C o . K G M a r t i n T o d s h a r o w R u t<br />
h T o m a G y u l a T r e b i t s c h W o l f g a n g T r e u E l i s a b e t h T r i s s e n a a r S t e p h a n T r o j a n s k y M a r g a r e t h e v o n T r o t t a V e r a T s c h e c h o w a J o a c h i m T s c h i r n e r S u T u r h a n H a r a l d T u r z e r T o m T y k w e<br />
r U F A F i l m & T V P r o d u k t i o n G m b H U I P - U n i t e d i n t e r n a t i o n a l P i c t u r e s G m b H A n d r e a s U l m k e - S m e a t o n I d i l Ü n e r U n i v e r s u m F i l m H a n n e l o r e U n t e r b e r g J e n s U r b a n J o s t V a c a n o K a r e l<br />
V a c e k D a n a V a v r o v a A n d r e s V e i e l B e n V e r b o n g M i c h a e l V e r h o e v e n H a n s - E r i c h V i e t J o a c h i m v o n V i e t i n g h o f f J o s e p h V i l s m a i e r J ü r g e n V o g e l P h i l i p V o g e s R ü d i g e r V o g l e r G u n n a r V<br />
o i g t M a g n u s V o r t m e y e r C h r i s t i a n W a g n e r M a r i a T h e r e s i a W a g n e r F r a n z i s k a W a l s e r S v e n W a l s e r C o n n i e W a l t h e r C h r i s t o p h W a l t z M a r t i n W a l z W a r n e r B r o s . E n t e r t a i n m e n t G m b H<br />
G u n t b e r t W a r n s J o h a n n e s W a r n s S a r a h C l a r a W e b e r S t e f f e n W e i h e H a n s W e i n g a r t n e r H a n s j ö r g W e i ß b r i c h G i l a v o n W e i t e r s h a u s e n W i m W e n d e r s F r i t z W e p p e r I n g e b o r g W e s t p h a l T h<br />
o m a s W e y m a r J ö r g W i d m e r M a r t i n W i e b e l T h e k l a C a r o l a W i e d H e i k e W i e h l e - T i m m R a l f W i e n r i c h K a i W i e s i n g e r T o m y W i g a n d R a f a e l a W i l d e F r i e d r i c h W i l d f e u e r M a x W i l l u t z k<br />
i R o l a n d W i n k e A d o l f W i n k e l m a n n T h o m a s W ö b k e B e t t i n a W o e r n l e G u s t a v P e t e r W ö h l e r J o h a n n a W o k a l e k S y l v i a W o l f D o u g l a s W o l f s p e r g e r B e a t e W o l g a s t S ö n k e W o r t m a n n S t e p h a n Z a<br />
c h a r i a s M a n f r e d Z a p a t k a R o s e l Z e c h P e t e r Z e n k R e g i n a Z i e g l e r G e o r g Z i e s e r P e t r a Z i e s e r R o b e r t Z i m m e r m a n n A n k e Z i n d l e r P e t e r Z i n g l e r I n g r i d Z o r é D a n i e l Z ut a C a t h a r i n a Z w e r e n z