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takt - VDS

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Reicht das als Begründung für einWiederauferstehen der strengenMusiktheorie in Lehrplänen undArbeitsmaterialien aus? Werfenwir noch einmal einen Blick aufdie Ars musica aus jenen Zeiten,als sie noch hoch gehalten wurde.In der mittelalterlichenHandschriftthront sie wie eineHerrscherin inmitteneiner GuidonischenHand,einem damalsweit verbreitetenHilfsmittel, umdie Position derv e rs c h i e d e n e nTonschritte imdiatonischen Systemim wahrstenSinne des Wortes„begreiflich“ zumachen. DreierleiImpuls kann unsdiese Darstellunggeben: Zum einen,dass lebendigerTheorieunterrichteiner Veranschaulichungbedarf- eine pädagogischeBinsenweisheit,die aber offensichtlichnichterst seit der Erfindungdes Qualitätsprogrammsbekannt ist unddie wir auch heutenoch beherzigensollten. Zweitens scheint mirwichtig, dass die Theorie immerdazu dienen muss, in die Sacheselbst, also in die Musik, hineinzuführen.Dem Klosterschülerhalf die Guidonische Hand dabei,eine Melodie fehlerfrei vom Blattzu singen. In ähnlicher Weise sollteauch heute der Theorieunterrichtkonkrete musikpraktischeZur DiskussionFähigkeiten entwickeln helfen.Zum dritten scheint mir bedeutsamzu sein, dass die Frauengestaltwie eine Art Schutzpatronineine Aura der Heiligkeit um die innerenZusammenhänge der Töneverbreitet. Das Zusammenwirkender dem Menschen zunächst verborgenen,vollkommenen Proportionenin der Musik wurde alsAbbild oder Sinnbild der Perfektionder gesamten Schöpfung begriffen,eine heilige Ordnung also,die von Gott gegeben war, diesich ähnlich in den wohlgeformtenProportionen der menschlichenHand widerspiegele und indie der Mensch gedanklich immernur stückweit eindringen könne.Eine Denkweise, die uns heutigenMenschen weitgehend fremd gewordenist, die aber nichts destotrotz faszinieren kann, weil siephilosophische und theologischeFragen auf die Musik bezieht.Ob diese Gedanken nun veraltetsind, oder nicht, kann jeder fürsich selbst beantworten. Dass esaber wertvoll sein kann, sich imUnterricht damit auseinanderzu setzen, steht aber wohl außerFrage.von Andreas WagnerBildnachweis: Handschrift aus derAbtei Adlerspach, 13. Jahrhundert,Bayerische StaatsbibliothekMünchen, Clm. 2599, fol. 97 r,Abdruck mit freundlicher Genehmigungder Bayerischen Staatsbibliothek.Hinweis: Im kommenden geht es schwerpunktmäßig um Musik in der Ganztagsschule: Konzepte, Erfolge,Enttäuschungen. Da zu den ersten beiden Stichpunkten bislang kaum Verwertbares gefunden wurde,droht der Artikel sehr einseitig auszufallen. Wir suchen also jemanden, der für die kommende Ausgabeeinen positiven Aufsatz zum Thema GTS und Musik verfassen möchte. Es werden dann zwei Plädoyers,quasi einmal pro einmal contra, abgedruckt werden. Bei Interesse bitte Kon<strong>takt</strong> aufnehmen über redaktion@vds-rlp.decon.<strong>takt</strong> 3/2011 7

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