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Ausgabe 4 / 2005 - Onkologische Schwerpunktpraxis Darmstadt

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„Dürfen meine Enkelmich jetzt besuchen?“6Infektanfälligkeit während der ChemotherapieNachgefragtAufgrund der Erkrankung ist die Zusammensetzungder weißen Blutkörperchenbei Lymphompatienten verändert.Im Rahmen der meist notwendigen Chemotherapiewerden die Abwehrzellendes Immunsystems weiter geschädigt.Die wichtigsten Fragen und Antwortendazu, wie Sie Ihr individuelles Infektionsrisikotrotzdem klein halten, habenwir Ihnen im Folgenden zusammengestellt.● Warum ist es nicht möglich, bei derBekämpfung eines bösartigen Lymphomsnur die Krebszellen zu zerstörenund die gesunden weißen Blutkörperchenzu schonen?Mittlerweile funktioniert das schon, allerdingsnur bei einigen wenigen Non-Hodgkin-Lymphomen,und zwar über Antikörper,die man ergänzend zur zytostatischenTherapie als Medikament einsetzt. DerAntikörper bindet nur an bösartige Zellenund unterstützt so unter anderem die Reaktiondes Immunsystems gegen das Lymphom.Trotzdem ist in den allermeistenFällen auch eine zellzerstörende Chemotherapieoder eine Bestrahlung nötig.● Chemotherapeutika wirken aber nichtnur auf Krebs-, sondern auf alle sichregelmäßig teilenden Zellen, oder?Genauso ist es. Und weil Blutzellen – alsorote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen– ständig aus sich teilenden Knochenmarkszellenentstehen, ist ihre Bildungbei jeder Chemotherapie mehr oderweniger beeinträchtigt. Unser Immunsystembenötigt vor allem die weißen Blutkörperchenzur Steuerung unserer Ab-wehrreaktionen, zur Produktion von Antikörpernund zur Entwicklung von so genanntenKillerzellen. Wenn weiße Blutkörperchenfehlen, steigt die Infektanfälligkeitdeshalb sehr stark an.● Was heißt das konkret für einen Patienten,der sich einer Chemotherapieunterzieht?Während einer Chemotherapie kommt eszu einer besonders kritischen Phase, in derdie Zahl der Blutzellen besonders stark dezimiertist. Vor allem in dieser Phase desso genannten Zelltiefs sollte man alle möglichenInfektionsquellen meiden. Auf Rolltreppenhandläufenin Kaufhäusern, aufKino- und Theatersesseln, auf Haltegriffenin Bussen und Straßenbahnen und auch inder Atemluft dieser geschlossenen Räumetummeln sich alle möglichen Krankheitserreger.Ein gesundes Immunsystem wirddamit spielend fertig, aber eben nicht daseines Chemotherapie-Patienten.● Was ist mitBesuchen beiFreunden?Das ist keinProblem, wenndie Besuchtenoder die Gästenicht an einerInfektion leiden.Kinderbesuche beim kranken Opawirken meist stimmungsaufhellend. Aberwenn die Enkel einen Schnupfen haben,sollten sie von einem Besuch solange Abstandnehmen, bis sie wieder gesund sind.● Und was kann man tun, falls mandoch krank wird?Möglichst frühzeitig einen Arzt aufsuchen.Manchmal ist es aber gar nicht so einfach,während einer Chemotherapie eine Infektionzu erkennen. Denn viele Chemotherapie-Patientenbekommen kein Fieber,sondern fühlen sich plötzlich, ohne äußerenGrund, völlig abgeschlagen, lustlosund müde. Auch ein Schüttelfrost kannschon auf eine Infektion hinweisen.● Wie behandeln Sie die Infektion einesChemotherapie-Patienten?In der Regel mit hochdosierten Antibiotika-Gaben.Wenn sich die Infekte bei einemPatienten häufen, er beispielsweise monatlicheine Erkältung durchzustehen hat,dann können wir vorbeugend so genannteImmunglobuline transfundieren; das sindhochgereinigte Antikörper, die das Immunsystemdes Patienten wirksam unterstützen.● Immunglobuline sind aber doch Blutprodukte.Kann man wirklich sicher sein,dass damit nicht Hepatitis- oder garAids-Erreger übertragen werden?Nach menschlichem Ermessen sind solchePräparate sicher. Die Immunglobulinewerden in drei Schritten hochgereinigt.Diese intensive Bearbeitung überlebt keinKrankheitserreger, auch keine HepatitisoderHI-Viren. Ein kleines und meist nurtheoretisches Risiko bleibt allerdings: Eineallergische Reaktion des Patienten auf dasImmunglobulin-Eiweiß ist von vornhereinnicht hundertprozentig auszuschließen.● Kann man als Chemotherapie-Patientseine eigene Abwehr eigentlich durchmoderate Bewegung stärken?Maßvolle körperliche Anstrengung kanndas Immunsystem unterstüzten. RegelmäßigeSpaziergänge an der frischen Luftsind von Vorteil, wenn man Menschenansammlungenmeidet und nicht bei typischemErkältungswetter hinausgeht.Die FragenbeantworteteDr. Kojouharoff

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