Jahresbericht 2004 - Mögglingen
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Einweihung der neuen Aussegnungshalle auf dem Mögglinger Friedhof<br />
Einweihung der neuen Aussegnungshalle auf<br />
dem Mögglinger Friedhof<br />
Fast 50 Jahre hat die bisherige Leichenhalle auf<br />
dem Friedhof ihren Dienst getan, sie war in den<br />
Jahren 1956 und 1957 gebaut worden. War die alte<br />
Leichenhalle für ihre Zeit sicher vorbildlich, so<br />
ändern sich im Lauf der Jahrzehnte doch Ansprüche,<br />
Bestattungsabläufe und -bräuche. Immer häufiger<br />
wurde der Wunsch laut, Trauerfeiern in einem<br />
größeren Raum direkt auf dem Friedhof abhalten zu<br />
können, denn die alte Halle bot nur wenig Platz für<br />
Angehörige und Trauergäste. Die Aufbahrung der<br />
Toten fand überwiegend in der eigentlichen<br />
Aussegnungshalle statt und Zweit- und Drittverstorbene<br />
waren eher unwürdig in sog. „Zellen“<br />
aufgebahrt.<br />
Der Mögglinger Gemeinderat befasste sich<br />
erstmals in seiner Klausurtagung im Jahr 1998 mit<br />
dem Thema „Aussegnungshalle“, stellte Handlungsbedarf<br />
fest und beauftragte die Verwaltung,<br />
entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Im<br />
November 2000 fasste der Gemeinderat dann den<br />
Beschluss, einen beschränkt öffentlichen Wettbewerb<br />
durchzuführen. Dieser wurde am 12.03.01<br />
ausgelobt und das Preisgericht entschied sich im<br />
Juli 2001 für den Wettbewerbsvorschlag von<br />
Architekt Gerhard Ellwanger aus Heidenheim. In<br />
einer Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten konnte<br />
die Bevölkerung die 30 Arbeiten mit Modellen und<br />
Plänen begutachten. Architekt Ellwanger erhielt im<br />
September 2001 den Auftrag zur weiteren Planung<br />
und die Gemeinde beantragte einen Zuschuss aus<br />
dem Ausgleichsstock, der im September 2002 auch<br />
bewilligt wurde. Am 21. Februar 2003 fasste der<br />
Gemeinderat dann den Baubeschluss, schaltete ein<br />
Controllingbüro ein und schrieb die Arbeiten Ende<br />
März 2003 öffentlich aus. Wegen Überschreitens<br />
des vorgegebenen Kostenrahmens und nicht<br />
vollständiger Leistungsverzeichnisse hob die<br />
Gemeinde die Ausschreibung Ende Juni 2003 auf<br />
und beauftragte den ortsansässigen Architekten<br />
Patriz Schurr mit einer Neuausschreibung und mit<br />
der Bauleitung. Im September 2003 wurde dann mit<br />
dem Abbruch der alten Leichenhalle und mit dem<br />
Neubau begonnen. Zuvor war im alten Friedhof ein<br />
geschlossener 8-Eck-Pavillon durch die Fa. Holzbau<br />
Hieber aufgestellt worden, welcher bis zur<br />
Einweihung der neuen Aussegnungshalle deren<br />
Funktion übernommen hatte.<br />
Nach 10-monatiger Bauzeit wurde die neue Aussegnungshalle<br />
am 16. Juli eingeweiht. In der<br />
eigentlichen Halle finden bis zu 120 Personen Platz<br />
und auf der Empore ist weiterer Platz für einen Chor<br />
oder eine Musikkapelle und für die neue Orgel. Die<br />
Halle ist mit elektrisch beheizbaren Bänken<br />
ausgestattet und mit Einrichtungen, die für<br />
Trauerfeiern notwendig sind. Besonderen Wert hat<br />
der Gemeinderat bei der Planung darauf gelegt,<br />
dass die Aussegnungshalle ein lichtdurchfluteter<br />
Raum wird, weil die Stimmung und die Belichtung in<br />
der alten Leichenhalle eher duster und bedrückend<br />
war. Dies ist auch in vollem Umfang gelungen:<br />
Beton, Stahl und Glas dominieren in dem modernen<br />
Flachdachgebäude, das sich imposant in der<br />
Südwest-Ecke des Friedhofs erhebt. An die Halle<br />
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schließt sich ein großzügiger Trauerhof an, um den<br />
die sog. Funktionsräume angeordnet sind. Drei<br />
Aufbahrungsräume mit Oberlichtern und Glastüren<br />
erwecken nicht den Eindruck von Zellen, sondern<br />
von würdigen Räumen, in denen von den Verstorbenen<br />
bis zur Beisetzung Abschied genommen<br />
werden kann.<br />
Jeweils separate Räume sind für die Pfarrer, für<br />
Angehörige und für das Bestattungspersonal eingerichtet.<br />
Rollstuhlgerechte und geschlechtergetrennte<br />
öffentliche WC's sind von außen und<br />
damit ganzjährig zugänglich.<br />
Die bisher auf der alten Leichenhalle installierte<br />
Glocke erhielt einen modernen freistehenden<br />
Glockenturm und die Dachüberstände der Halle<br />
bieten auch denen einen Wetterschutz, die keinen<br />
Platz im Inneren finden.<br />
Die neue Orgel, welche auf der Empore steht, wurde<br />
von der Mögglinger Stiftung gestiftet. Diese hatte<br />
in der Bevölkerung um Spenden zur Anschaffung<br />
einer Orgel in der Aussegnungshalle aufgerufen.<br />
Die Orgel konnte komplett aus dem Spendenaufkommen<br />
finanziert werden.<br />
Ein über dem Eingang der bisherigen Leichenhalle<br />
angebrachtes Mosaik von Josef Baumhauer "Mater<br />
dolorosa" (Pieta) wurde vorsichtig ausgebaut und<br />
erhielt einen neuen Platz im neuen Friedhof.<br />
Auch zur künstlerischen Ausgestaltung der<br />
Aussegnungshalle hatte die Gemeinde einen<br />
kleinen Wettbewerb ausgeschrieben und die Jury<br />
hat sich für die sakralen Einrichtungsgegenstände<br />
von Donald Cutter, Schwäbisch Gmünd, entschieden.<br />
Diese bestehen aus einem Altar, für<br />
welchen die Materialien Sandstein, Glas und<br />
Tombak verwendet wurden. Ein Kreuz strahlt aus<br />
einer Tombaktafel heraus und bildet damit den<br />
schlichten sakralen Wandschmuck. Der Ambo und 2<br />
Kerzenleuchter sind ebenfalls aus Tombak konstruiert,<br />
einer Kupfer-Zink-Legierung, die nach entsprechender<br />
Oberflächenbehandlung einer warme<br />
Farbe ausstrahlt.<br />
Ganz überraschend erhielt die Gemeinde während<br />
der Bauzeit ein Angebot von Herrn J.C. Ludwig<br />
Lehmann aus Lorch über ein Emailkunstwerk der<br />
Heilbronner Künstlerin Hiltrud Blaich. Die<br />
Gemeinde hat dieses wertvolle Geschenk dankbar<br />
angenommen. Das Gesamtkunstwerk besteht aus<br />
vielen einzelnen Emailplatten, die zusammengefügt<br />
den auferstehenden Christus darstellen. Nach einer<br />
Entscheidung des Gemeinderats wurde dieses<br />
Kunstwerk im Trauerhof mit direktem Blick zu den<br />
Aufbahrungsräumen angebracht.<br />
Bei der Einweihung am 16. Juli sagte Bürgermeister<br />
Schweizer u.a.: „Es werden traurige Anlässe sein,<br />
die uns in Zukunft an diesem Ort und in dieser<br />
Aussegnungshalle zusammenführen werden. Diese<br />
Stätte soll uns künftig Raum und Zeit geben von<br />
einem Menschen der uns lieb war, unter uns gelebt<br />
hat, mit dem wir ein Leben lang verbunden waren,<br />
angemessen und in Würde Abschied zu nehmen.<br />
Doch heute, am Tag der Einweihung, sollen wir uns<br />
hier durchaus auch freuen dürfen. Freuen, dass<br />
dieses neue Haus auf dem Friedhof geweiht,<br />
gesegnet und seiner Bestimmung übergeben<br />
werden kann. Ich bin zusammen mit dem Gemeinderat<br />
und bestimmt mit der Mehrzahl der<br />
Mögglinger froh, dass wir auch dieses zeitgemäße<br />
Werk, diese wichtige und notwendige Einrichtung<br />
in den vergangenen drei Jahren planen und bauen<br />
konnten.“<br />
Zu der Einweihungsfeier waren viele Mögglinger<br />
Bürgerinnen und Bürger aber auch auswärtige<br />
Gäste gekommen. Sie wurde vom gemischten Chor<br />
des Liederkranzes, der Jugendkapelle des Musikvereins<br />
und von örtlichen Organisten musikalisch<br />
gestaltet. Die Weihe und Segnung der neuen Aussegnungshalle<br />
wurde durch Pfarrer Josef Hell und<br />
Pfarrer Gottfried Hengel vorgenommen. Am darauffolgenden<br />
Sonntag hatte die Bevölkerung Gelegenheit<br />
die neue Aussegnungshalle in Augenschein zu<br />
nehmen. Dieser Besichtigungstag wurde durch<br />
musikalische Beiträge vom Jungen Chor „Good<br />
voices“, durch verschiedene Bläserensembles des<br />
Musikvereins und durch örtliche Organisten<br />
umrahmt. Dieser Besichtigungstag endete mit einer<br />
ökumenischen Schlussandacht unter Mitwirkung<br />
des Jungen Chores der Katholischen Kirchengemeinde.<br />
Seitdem ist die Aussegnungshalle jeweils sonntags<br />
tagsüber geöffnet. Friedhofsbesucher sollen hier<br />
die Möglichkeit zum Gebet, zur Trauer, zur Ruhe und<br />
zur Besinnung haben.