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Lichterfelde / Lankwitz / Steglitz - KiezMagazin.

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Ein Renner im Kiez<br />

Im Juni 1952 übergab der Berliner Jugendleiter Peter<br />

Falk das „Dr.-Karl-Renner-Haus“ an die Naturfreundejugend<br />

und wünschte sich, „dass dies ein<br />

Ort ständiger Begegnung der Jugend dieser Welt<br />

sei, damit sie sich kennen und schätzen lernen möge<br />

und nie wieder aufeinander schießen solle“. Mit<br />

viel Eigenleistung und Unterstützung des Landes<br />

Berlin wurde aus einer alten Villa und einem Ruinengrundstück<br />

in der Ringstraße 76 ein schmuckes<br />

Vereinsheim. In der damals noch von Kriegszerstörungen<br />

gezeichneten Stadt gab es einen großen<br />

Bedarf an geistig-kultureller Betätigung, und schon<br />

bald bot das Haus auch Übernachtungszimmer für<br />

junge Berlin-Besucher. 1959 und 1989 erfolgten<br />

Um- und Ausbauten, die moderne Bedingungen<br />

für die Arbeit als Jugendgästehaus und Jugendbildungsstätte<br />

schufen.<br />

Im Vordergrund standen sinnvolle Freizeitgestaltung<br />

und Bildungsarbeit. Ungezählte Lichtbildervorträge,<br />

Literaturabende, Vereins- und<br />

Privatfeiern, Seminare zu Umwelt- und Gesundheitsthemen<br />

fanden hier statt. Das Haus wurde ein<br />

beliebter Treffpunkt für Naturfreunde und für viele<br />

andere engagierte Menschen, vom Segelfliegerclub<br />

bis zu den Sitzungen und Veranstaltungen der in<br />

<strong>Lichterfelde</strong> aktiven politischen Parteien. Auch<br />

KIEZ.Sozial<br />

2011 gab es vielfältige Angebote<br />

für Groß und Klein. Gäste und<br />

Besucher fühlten sich wohl beim<br />

Kindertheater „Räuber Hotzenplotz“,<br />

den Kursen der Kindermusikschule<br />

Fröhlich, der Segelschule<br />

oder den Kursen zur<br />

Ernährungsberatung. Neben<br />

Kultur, Sport und Jugendbildung<br />

war und ist das Reisen einer<br />

der Hauptschwerpunkte der<br />

Verbandsarbeit. Berliner Natur-<br />

Freunde starteten Ende der 50er<br />

Jahre nach Israel – zu einem<br />

der ersten offiziellen deutschen<br />

Freundschaftsbesuche. Wanderungen,<br />

Fahrrad- und Kanufahrten<br />

im Berliner Umland<br />

gehören ebenso wie Ski-, Segel-<br />

und Jugendreisen zum Jahresprogramm.<br />

2003 wurde der Betrieb erfolgreich an eine eigene<br />

gemeinnützige Gesellschaft ausgegliedert, und<br />

obwohl die Übernachtungszahlen im Jugendbereich<br />

weiter rückläufig waren, gab es bald eine breite Palette<br />

von haupt- und ehrenamtlichen Aktivitäten,<br />

die das Haus belebten und die nötigen Umsätze sicherten.<br />

Der Betrieb schreibt schwarze Zahlen, ist<br />

nicht verschuldet, und in den letzten Jahren konnten<br />

aus eigener Kraft erhebliche Investitionen erfolgen.<br />

Das Haus war Arbeitsplatz, Ausbildungsstätte,<br />

Einsatzstelle für jede Art von Praktikanten und für<br />

die Jugendgerichtshilfe <strong>Steglitz</strong>.<br />

Trotzdem fühlt sich die Mehrheit des kleiner<br />

werdenden Vereins mit den wachsenden Eigentümerpflichten<br />

überfordert. Der Verkauf des Hauses<br />

wurde beschlossen. Grund dafür waren neben den<br />

weiterhin hohen Investitionskosten auch permanente<br />

gerichtliche Auseinandersetzungen mit einzelnen<br />

Nachbarn, denen die Jugendlichen zu laut<br />

sind.<br />

Es scheint nicht mehr zeitgemäß zu sein, sich für<br />

Jugendarbeit einzusetzen und öffentliche Freiräume<br />

für Kultur, Freizeitgestaltung und Bildung zu erhalten.<br />

Für die zwei ruhebedürftigen Nachbarn würde<br />

die Schließung des Hauses ein Gewinn sein, der Bezirk<br />

würde ein Stück Heimat verlieren.<br />

Dirk Scholz<br />

Foto: Familie Norden<br />

Eduard Norden (1868-1941)<br />

KIEZ.Prominenz<br />

Hôtel du Nord in <strong>Lichterfelde</strong><br />

Am 13. Juli 2011 fand in <strong>Lichterfelde</strong> eine Gedenkfeier<br />

zu Ehren des Altertumswissenschaftlers<br />

Eduard Norden statt. Im Beisein vieler seiner Nachkommen,<br />

einer Reihe von Wissenschaftlern sowie<br />

Vertretern des <strong>Steglitz</strong>er Heimatvereins wurde aus<br />

Anlass seines 70. Todestages vor dem früheren<br />

Wohnhaus der Familie Norden in der Baseler Straße<br />

eine von den heutigen Besitzern gestiftete Gedenktafel<br />

enthüllt. Damit wird erstmals an einer<br />

seiner Wirkungsstätten an diesen bedeutenden Gelehrten<br />

mit einer Tafel erinnert. Wer war der Mann,<br />

der noch zu Lebzeiten als „der berühmteste Latinist<br />

der Welt“ bezeichnet wurde?<br />

In <strong>Lichterfelde</strong> hat Eduard Norden fast dreißig<br />

Jahre lang mit seiner Familie gelebt und gearbeitet,<br />

bis er im Dritten Reich von hier vertrieben wurde<br />

und im Exil in Zürich starb.<br />

Als Sohn eines jüdischen Arztes am 21. September<br />

1868 in Emden geboren und mit 17 Jahren<br />

evangelisch getauft, entwickelte er früh eine<br />

große Begeisterung für die klassische Antike. Auf<br />

das Studium in Berlin und Bonn, die Assistenz in<br />

Straßburg, schließlich die Professuren in Greifswald<br />

– dort hatte er 1896 geheiratet – und Breslau<br />

und die Veröffentlichung maßstabsetzender Werke<br />

über die antike Kunstprosa und über Vergils Aeneis<br />

folgte 1906 der Ruf auf einen Lehrstuhl der Berliner<br />

Universität.<br />

1907 bezog die mittlerweile um zwei Söhne<br />

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