Lichterfelde / Lankwitz / Steglitz - KiezMagazin.
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Buch und Kiez im Dialog<br />
Buch und Kiez – das war in <strong>Lichterfelde</strong> schon<br />
immer eine gute Partnerschaft. Das ist vor allem<br />
in alteingesessenen Buchhandlungen zu spüren,<br />
Regale voller Bücher, die bis zur Decke reichen,<br />
Bücher in jedem Winkel, Bücher aller Genres, für<br />
Groß und Klein, für (fast) jedes Interessengebiet,<br />
und die Leserschaft wird hier nicht mit ihren Fragen<br />
und Wünschen allein gelassen, sondern bestens<br />
beraten. In typischen Kiez-Buchhandlungen<br />
wie Bodenbender am Bahnhof <strong>Lichterfelde</strong>-West<br />
werden Tradition, Sachkunde, Leselust, Neugier<br />
auf Althergebrachtes, auf Neues, auf Visionen<br />
noch gelebt.<br />
Die Buchhandlung Bodenbender, deren Ursprünge<br />
bis in die 1950er Jahre zurückreichen, wird<br />
seit 1973 von Reinhard Ilgner geführt. Der gebürtige<br />
Wiener ist von Haus aus mit Leib und Seele<br />
Buchhändler. Er schätzt die Treue vieler Stammkunden.<br />
Sie finden hier aktuelle Belletristik, Kunstbücher,<br />
in Hülle und Fülle Kinder- und Jugendbücher,<br />
aber auch Sachbücher und Titel über Berlin.<br />
Dazu gehören vier opulente Chroniken über <strong>Lichterfelde</strong>,<br />
an denen Reinhard Ilgner als Herausgeber<br />
und Fotograf maßgeblich mitgewirkt hat. „Ich finde,<br />
dass gut gemachte und lesenswerte Heimatbücher<br />
über einen Kiez sehr viel aussagen. Sie helfen<br />
zudem, die Verbundenheit mit dem Kiez, mit Geschichte,<br />
Alltag, Veränderungen und Perspektiven<br />
Turm-Geschichten<br />
Das Bändchen erzählt die Geschichte<br />
des Friedhofs <strong>Steglitz</strong><br />
und seines Umfeldes sowie die<br />
Geschichte der Wasserversorgung<br />
in Berlin. Im Mittelpunkt stehen<br />
Bau und Konstruktion des Wasserturms<br />
und seine Wiedergeburt<br />
als Verlagsgebäude. Der 1916-1919 erbaute imposante<br />
Turm, ein Werk von Hans Heinrich Müller, einst Gemeindebaumeister<br />
von <strong>Steglitz</strong> und später Chefarchitekt<br />
der Bewag, ist bis heute ein weithin sichtbares<br />
Wahrzeichen von <strong>Steglitz</strong>.<br />
„Der Wasserturm auf dem Friedhof Bergstraße in<br />
<strong>Steglitz</strong>“, Wolfgang Becker-Brüser/Stephan Lepiorz (Hg.),<br />
AVI Arzneimittel-Verlags GmbH, Berlin 2005, 6,50 €<br />
KIEZ.Lese KIEZ.Lese<br />
zu vertiefen“, meint der Buchhändler und Buchautor<br />
Reinhard Ilgner.<br />
Wer beim Stöbern in seiner Buchhandlung<br />
noch nicht gleich das Gewünschte entdeckt hat,<br />
nutzt ganz selbstverständlich vor Ort oder telefonisch<br />
den Bestellservice des Hauses. Das selbst<br />
sehr belesene Team um den Inhaber kennt sich<br />
bestens bei Neuerscheinungen aus und kommt<br />
nicht selten mit Kunden über so manchen Lesestoff<br />
ins muntere Gespräch. Buch und Kiez – das<br />
ist hier immer noch eine gute Partnerschaft...<br />
Klaus-Dieter Stefan<br />
Buchhandlung Bodenbender<br />
(Inh. Reinhard Ilgner)<br />
Baseler Str. 1 (Eingang Hans-Sachs-Str.)<br />
12205 Berlin-<strong>Lichterfelde</strong> (West)<br />
Tel.: 030 – 8 33 20 12, Fax 030 – 8 33 39 72<br />
Mo-Fr 9-18 Uhr , Sa 9-14 Uhr<br />
E-Mail: buchhandlung_bodenbender@web.de<br />
Solide Storysammlung<br />
Selbst alteingesessene <strong>Steglitz</strong>er<br />
dürften die eine oder andere<br />
Überraschung in diesem Buch<br />
finden. Es erzählt anschaulich<br />
die Geschichte des Friedhofs,<br />
aber auch der ehemaligen<br />
Kleinhaus-Siedlung entlang der<br />
Bismarckstraße, mit Kurzporträts, Charakteristika<br />
und Bilder von über 130 Persönlichkeiten, die hier<br />
ruhen, darunter Leistikow, Berlinicke, Mehring<br />
oder die von Brauchitschs. Aber auch die Geschichte<br />
des Wasserturms und eine Begegnung mit den<br />
Turmfalken machen den Band zur lesenswerten<br />
Lektüre. Christian Simon, Wolfgang Holtz, Monika<br />
Gesierich, Ludwig Schlottke und Wolfgang Becker-<br />
Brüser stehen für solide recherchierte Geschichten:<br />
Übrigens war an der Stelle des Wasserturms vorher<br />
ein Freibad. Ernst Lubitsch hatte hier sein Openair-<br />
Studio und drehte u. a. „Das Weib des Pharao“.<br />
„Gräber und gelebtes Leben – Der Friedhof Bergstraße<br />
in Berlin <strong>Steglitz</strong>“, Wolfgang Becker-Brüser (Hg.), AVI<br />
Arzneimittel-Verlags GmbH, Berlin 2010, 12,80 €<br />
Stadterzählungen<br />
Der leidenschaftliche „Stadterzähler“<br />
Carl-Peter Steinmann<br />
greift die wieder geschätzte Form<br />
des Sonntagsspaziergangs auf,<br />
bei dem sich Familie oder Freundeskreis<br />
verabreden und munter<br />
drauflos laufen. Garniert mit<br />
vielen historischen Fotos geht Steinmann auf Entdeckungsgang<br />
durch Friedrichshagen, Kreuzberg,<br />
Mitte, Nikolassee, Schöneberg und Weißensee. Der<br />
Leser wird dabei in die Geschichte dieser so verschiedenen<br />
Kieze entführt.<br />
„Sonntagsspaziergänge“, Carl-Peter Steinmann,<br />
Transit-Verlag, Berlin 2011, 16,80 €<br />
Optische Ouvertüre<br />
Auf seinem Streifzug durch die<br />
Charlottenburger Altstadt präsentiert<br />
Stephan Brandt auf über<br />
200 bisher meist unveröffentlichten<br />
Fotos stolze Kaufleute vor<br />
ihren Geschäften, erinnert an<br />
längst verschwundene Orte wie den Vergnügungspark<br />
der Flora, illustriert das Arbeiterleben am<br />
Rande der Altstadt und zeigt das Charlottenburger<br />
Schloss von weniger bekannten Seiten wie z.B. als<br />
Lazarett für Kriegsinvaliden.<br />
„Die Charlottenburger Altstadt“, Stephan Brandt,<br />
Sutton Verlag, Erfurt 2011, 18,95 €<br />
Kult-Comics aus dem Osten<br />
Sie hatten in der DDR Kultstatus und waren dort die<br />
beliebtesten Comicfiguren: die Digedags von Hannes<br />
Hegen, ein Wunder in der ostdeutschen Medienlandschaft.<br />
Auf der Grundlage zahlreicher unbekannter<br />
Dokumente und vieler Gespräche mit den<br />
einstigen Comiczeichnern erzählt das Buch die außergewöhnliche<br />
Geschichte der Digedags und ihrer<br />
weltweiten Abenteuer. Es enthüllt die<br />
Hintergründe der Entstehung und<br />
Entwicklung einer der erfolgreichsten<br />
Comic-Serien Europas, rekonstruiert<br />
die ständigen Schwierigkeiten, denen<br />
Texter und Grafiker durch die widerspruchsvolle<br />
DDR-Kulturpolitik ausgesetzt<br />
waren, und es räumt mit Legenden auf, die<br />
sich um das Heft ranken.<br />
„Die geheime Geschichte der Digedags“, Mark<br />
Lehmstedt, Lehmstedt Verlag, Leipzig 2010, 24,90 €<br />
Mythos Preußen<br />
Die längste Zeit seines Bestehens<br />
war Preußen reaktionär<br />
und modern zugleich:<br />
Es stand für Militarismus<br />
und Bürokratie, aber auch<br />
für Reformstreben, Liberalismus<br />
und Religionsfreiheit. Die Vielzahl der bedeutenden<br />
Persönlichkeiten, die Preußen im Politischen<br />
wie im Kulturellen hervorgebracht hat,<br />
die Feldzüge und Kriege sowie die »preußischen<br />
Tugenden« begründeten einen Mythos. Ihm gehen<br />
namhafte Historiker nach und beschreiben anschaulich<br />
die prägenden Aspekte preußischer Geschichte<br />
zwischen 1134 und 1947.<br />
„Preußen. Geschichte eines Mythos“, Julius H.<br />
Schoeps (Hg.). be.bra-Verlag, Berlin 2011, 19,95 €<br />
Babel der Lust<br />
Sündiges Berlin erzählt vom<br />
moralischen Zusammenbruch<br />
durch den Ersten<br />
Weltkrieg, der harten Inflationszeit<br />
und dem Aufstieg<br />
des Berliner Amüsierbetriebs<br />
zum internationalen Publikumsmagneten, wo<br />
das erotische Abenteuer lockte. Der reich bebilderte<br />
und von einer Audio-CD ergänzte Band ist Voyeurismus<br />
vom Feinsten im Großformat, mit Fotos, Zeitdokumenten,<br />
tiefgründiger Recherche und lasterhaften<br />
Anekdoten. Ein Reiseführer durch das nächtliche<br />
Berlin des Verruchten und Zwielichtigen.<br />
„Sündiges Berlin – Die zwanziger Jahre: Sex, Rausch,<br />
Untergang“, Mel Gordon, Index-Verlag, Berlin 2011,<br />
39,99 €