Ausgabe 1-2012 - derzwiebelturm.de
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Menschen in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
Botschaft aus <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rspielecke – Siglind und Ewald Schnei<strong>de</strong>r<br />
(Dr. Klaus Schmidt)<br />
So sehr, wie sie die eigenen Kin<strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> vermisst hatten, so<br />
sehr haben sich einige Gemein<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong> Ziegelhausen<br />
gefreut, als Siglind und<br />
Ewald Schnei<strong>de</strong>r nach ein paar<br />
Jahren weit weg von Hei<strong>de</strong>lberg<br />
wie<strong>de</strong>r in Ziegelhausen Quartier<br />
bezogen, wo sie aufgewachsen waren,<br />
und nun wie<strong>de</strong>r, wie schon als<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche am Gemein<strong>de</strong>leben<br />
teilnahmen. Dass Sohn Samuel<br />
nun mitkam und als Baby und<br />
Kleinkind <strong>de</strong>n Gottesdienst mitbelebte,<br />
konnte dieser Freu<strong>de</strong> keinen<br />
Abbruch tun. Im Gegenteil, er war<br />
für viele wie ein Enkel und weckte<br />
viel Entzücken.<br />
2009 zog die Familie in die Talstraße<br />
nach Großsachsen in das Haus <strong>de</strong>r<br />
Großmutter von Frau Schnei<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r<br />
in unserer Gemein<strong>de</strong> bekannten<br />
Frau Annemarie Scheffer. Hier kam<br />
dann auch Tochter Sophie dazu. Die<br />
Spielecke, bei <strong>de</strong>r Renovierung <strong>de</strong>r<br />
Kirche eingerichtet, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Platz<br />
im Gottesdienst für die junge Familie<br />
in ihrer neuen Gemein<strong>de</strong>.<br />
Die Schnei<strong>de</strong>rs mussten sich in ein<br />
neues Gemein<strong>de</strong>umfeld einleben.<br />
Die hiesige Situation legte es nahe,<br />
die Kin<strong>de</strong>r von klein auf bewusst<br />
erleben zu lassen, was Gottesdienst<br />
ist. Im Hauptgottesdienst, <strong>de</strong>r für die<br />
Eltern wichtig ist, sollten die Kin<strong>de</strong>r<br />
miterleben, dass nicht nur zuhause<br />
gebetet und gesungen wird, son<strong>de</strong>rn<br />
dass das auch an<strong>de</strong>re Menschen tun.<br />
Bei<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r lieben die Orgelmusik,<br />
die Gesänge und singen eifrig mit,<br />
auch manchmal alleine. Die Mutter<br />
spielt selber Orgel und singt in<br />
einem Chor. Samuel-Paul lauscht<br />
aufmerksam <strong>de</strong>n ins Ohr geflüsterten<br />
Worten <strong>de</strong>r Eltern, die ihm die<br />
Predigt in seine Sprache zu übersetzen<br />
suchen. Natürlich wissen die<br />
Eltern um <strong>de</strong>n Stress, die Kin<strong>de</strong>r so<br />
zu führen, dass sie nicht an<strong>de</strong>re<br />
Gottesdienstteilnehmer stören. Herr<br />
25<br />
Schnei<strong>de</strong>r, Theologiestu<strong>de</strong>nt im<br />
8.Semester, hätte auch aufgegeben,<br />
wenn er nicht von Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>rn<br />
gelegentlich gesagt bekommen<br />
hätte: „Gut, dass sie geblieben<br />
sind.“ Dem ging jeweils ein Kampf<br />
mit einem Kind voraus, bei <strong>de</strong>m das<br />
Verlassen <strong>de</strong>s Gottesdienstes eigentlich<br />
die einfachste Lösung gewesen<br />
wäre. Das Erlernen <strong>de</strong>r religiösen<br />
Formen in <strong>de</strong>r Gemeinschaft ist für<br />
ein Kind von grundlegen<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung<br />
und sie machen sichtbare Fortschritte.<br />
Nach<strong>de</strong>m Samuel-Paul in<br />
<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgarten gekommen ist,<br />
fühlt er sich in <strong>de</strong>r Kirche schon wie<br />
zuhause. Momente <strong>de</strong>r Unwilligkeit<br />
sind aber bei ihm auch Ausdruck <strong>de</strong>s<br />
Fragens: Warum muss ich jetzt still<br />
sein?<br />
Warum? Warum? Für ihn ist eben<br />
vieles noch neu. Die bloße Beschwichtigung<br />
ist dann auch nicht<br />
die richtige Antwort auf die Kin<strong>de</strong>rfrage.<br />
Auch wir Erwachsenen merken<br />
erst beim Besuch eines an<strong>de</strong>ren<br />
lutherischen o<strong>de</strong>r katholischen<br />
Gottesdienstes, wie stark wir von<br />
unserer vertrauten Gottesdienstform<br />
unterbewusst geprägt sind. Wo<br />
sollen unsere Kin<strong>de</strong>r und Enkel das<br />
lernen? In <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rspielecke im<br />
Hauptgottesdienst! Schön wenn sie<br />
sonntags besucht wird.<br />
Herr Schnei<strong>de</strong>r sagt, es sei ein Kompromiss.<br />
Wir müssen die Kin<strong>de</strong>r wie<br />
„Frem<strong>de</strong>“ in <strong>de</strong>n Gottesdienst einführen,<br />
die Eltern müssen vermitteln<br />
und erklären, warum wir dies und<br />
jenes so und nicht an<strong>de</strong>rs machen,<br />
ohne dabei an<strong>de</strong>re Gottesdienstteilnehmer<br />
zu stören. Gottesdienst ist<br />
für ihn eine Familiensache, auf <strong>de</strong>n<br />
Hauptgottesdienst will er nicht verzichten.<br />
Die Eltern versuchen, die<br />
Störmomente zu reduzieren, wären<br />
auch für einen offenen Hinweis, was<br />
Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>r stört, dankbar.<br />
Die Kin<strong>de</strong>recke ist ein großes Willkommenszeichen<br />
für Familien in<br />
unserer Gemein<strong>de</strong>. Vielleicht wäre<br />
dort ein Aushang für die Eltern hilfreich,<br />
<strong>de</strong>r zeigt, welche Aktionen<br />
ihrer Kin<strong>de</strong>r im Gottesdienst gerne<br />
mitgetragen wer<strong>de</strong>n und wo die<br />
Schmerzgrenze liegt.<br />
Es war ein interessantes Gespräch<br />
mit Eltern, die sich viele Gedanken<br />
über die religiöse Erziehung ihrer<br />
Kin<strong>de</strong>r machen.