Prüfingenieur 37 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...
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ausreichende und<br />
fundierte Bemessungs-<br />
und Nachweisverfahren,<br />
wenn man einmal<br />
von dem wenigen<br />
absieht, das Koenen<br />
hierzu bereits veröffentlicht<br />
hatte.<br />
STAHLBETONBAU<br />
Abb. 14: Emil Mörsch<br />
Dieser Mangel<br />
stellte sich mehr<br />
und mehr als ein<br />
(1872 – 1950) schwerwiegendes Abb. 15: Bürogebäude in <strong>der</strong> Neustadter Thalstraße, Sitz<br />
Hin<strong>der</strong>nis bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Hauptverwaltung <strong>der</strong> Wayss & Freytag AG [14]<br />
Akquisition von Aufträgen heraus. Offenkundig war<br />
ein echter Durchbruch <strong>der</strong> Eisenbetonbauweise bei ner Arbeit in Buchform veröffentlicht. „Der Betonei-<br />
dem damaligen fortgeschrittenen Stand des Ingenisenbau“ war <strong>der</strong> heute recht seltsam klingende Titel<br />
eurbaus an die Voraussetzung gebunden, dass sichere, dieses immerhin schon 118 Seiten umfassenden Bu-<br />
theoretisch fundierte Berechnungs- und Nachweisches (Abb.16). Nach einem einleitenden Kapitel über<br />
verfahren geschaffen wurden, die dann auch die die „Entwicklung und Anwendung des Betoneisen-<br />
Grundlage <strong>für</strong> behördliche Vorschriften werden baus“ lieferte Mörsch bereits eine „Theorie <strong>der</strong> Be-<br />
konnten. C. Freytag gelang es im Jahre 1900, <strong>für</strong> dietoneisenkonstruktionen“, die nicht nur die Biegebese<br />
Aufgabe einen jungen, äußerst begabten und wismessung <strong>für</strong> verschiedene Querschnittsformen entsenschaftlich<br />
kreativen Ingenieur <strong>für</strong> das Neustadter hielt, son<strong>der</strong>n sich auch schon mit Schub- und Haupt-<br />
Unternehmen zu gewinnen: Es war Emil Mörsch spannungen auseinan<strong>der</strong>setzte, wobei sogar eine aller-<br />
(1872 – 1950), (Abb. 14).<br />
dings noch unvollständige Bemessung von Bügeln<br />
E. Mörsch wurde in Reutlingen als Sohn eines<br />
Tuchmachers geboren [8]. Er hatte am Polytechnikum<br />
in Stuttgart Bauingenieurwesen von 1890 bis 94<br />
studiert und war nun als junger Regierungsbaumeister<br />
im württembergischen Staatsdienst tätig, und<br />
zwar seit 1898 im Brückenbüro <strong>der</strong> Württembergischen<br />
Staatsbahn. C. Freytag begegnete Mörsch im<br />
Zusammenhang mit Arbeiten <strong>der</strong> Stuttgarter Nie<strong>der</strong>lassung,<br />
wobei ihm sogleich nicht nur die ernste, besonnene<br />
Art des jungen Mannes, son<strong>der</strong>n auch seine<br />
ausgesprochene Ingenieurbegabung aufgefallen sein<br />
soll. C. Freytag, wie immer schnell entschlossen,<br />
bemühte sich darum, diesen fähigen Ingenieur <strong>für</strong><br />
sein Unternehmen zu gewinnen, und zwar mit Erfolg:<br />
E. Mörsch verließ den Staatsdienst und übernahm<br />
als 28-Jähriger am 1.2.1901 die Leitung des<br />
Technischen Büros <strong>der</strong> Wayss & Freytag AG in Neustadt<br />
a. d. Haardt. Neben <strong>der</strong> alltäglichen Bearbeitung<br />
laufen<strong>der</strong> Projekte wurde ihm ausdrücklich die<br />
übergeordnete Aufgabe zugewiesen, eine wissenschaftliche<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Arbeiten des Unternehmens<br />
zu schaffen.<br />
Abb. 15 zeigt die neue Wirkungsstätte von E.<br />
Mörsch, das bereits erwähnte, 1871 von C. Freytag errichtete<br />
Bürogebäude in <strong>der</strong> Neustadter Thalstraße,<br />
das jetzt Sitz <strong>der</strong> Hauptverwaltung <strong>der</strong> Wayss & Freytag<br />
AG war. Mörsch ging mit Feuereifer ans Werk,<br />
und schon im Mai 1902 wurde nach nur an<strong>der</strong>thalb<br />
Jahren von dem Unternehmen ein erstes Ergebnis sei-<br />
25<br />
Der <strong>Prüfingenieur</strong> Oktober 2010<br />
Abb. 16: Titelseite des Buches „Der Betoneisenbau“