Prüfingenieur 37 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...
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identisch, sie seien bestimmt von<br />
und orientierten sich am Bedürfnis<br />
des Staates und <strong>der</strong> Menschen an<br />
verläßlicher Sicherheit.<br />
Auch Kühl stellte die Frage,<br />
die nach dem Einsturz des Kölner<br />
Stadtarchivs vieltausendfach öffentlich<br />
schon gestellt worden ist:<br />
Wie konnte „Köln“ passieren? Als<br />
Antwort auf diese rhetorische Frage<br />
wi<strong>der</strong>sprach Kühl den Aussagen<br />
des Präsidenten <strong>der</strong> BVPI in<br />
einem Interview mit dem Magazin<br />
Focus, in dem Andrä ausgesprochen<br />
hatte, was viele Fachleute<br />
meinen: die öffentliche Hand spart<br />
auch und vor allem an <strong>der</strong> Bauaufsicht<br />
und an <strong>der</strong> Bauverwaltung.<br />
Dabei ginge, so Andrä in diesem<br />
Gespräch mit den Journalisten des<br />
Focus, soviel bautechnische Kompetenz<br />
verloren, dass „dem Chaos<br />
Tür und Tor geöffnet werden“. Die<br />
Bauaufsicht abschaffen, so Andrä<br />
in diesem Interview, „ist etwa so,<br />
als wenn Sie die Polizei abschaffen<br />
und sagen würden, die Leute<br />
sollen sich freiwillig an die Verkehrsregeln<br />
halten“.<br />
Kühl wi<strong>der</strong>sprach dem –<br />
energisch aber freundlich sagte er<br />
dazu, die Bauüberwachung werde<br />
von den Län<strong>der</strong>n ganz und gar<br />
nicht gering geachtet. Der Kostendruck<br />
in den Haushalten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />
und Kommunen verursache<br />
zwar, so räumte <strong>der</strong> Minister ein,<br />
Qualitätsabstriche, die aber „dürfen<br />
nicht auf Kosten <strong>der</strong> Sicherheit<br />
gehen“. Auch <strong>der</strong> Fachkräftemangel<br />
und Dumpinglöhne würden,<br />
auch das wisse er, Kühl, genau, zu<br />
Qualitätsmängeln führen, was aber<br />
nicht zwingend bedeuten dürfe,<br />
dass die seit vielen Jahrzehnten<br />
bewährte Partnerschaft zwischen<br />
den Bauaufsichten <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und<br />
den <strong>Prüfingenieur</strong>en <strong>für</strong> Baustatik<br />
in Mitleidenschaft gezogen würde.<br />
Das gemeinsame Ziel <strong>der</strong> Politik<br />
<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Tätigkeit <strong>der</strong><br />
<strong>Prüfingenieur</strong>e sei es, so Kühl abschließend,<br />
sichere Bauwerke zu<br />
erstellen, und da<strong>für</strong> seien „die<br />
<strong>Prüfingenieur</strong>e unverzichtbare und<br />
wichtige Partner“.<br />
NACHRICHTEN<br />
Der Finanzminister von Rheinland-Pfalz, Dr. Carsten Kühl, <strong>der</strong> auch <strong>für</strong> den Bau<br />
zuständig ist, bescheinigt den <strong>Prüfingenieur</strong>en, unverzichtbare Partner <strong>der</strong> Län<strong>der</strong>bauverwaltungen<br />
zu sein<br />
„Wohl wahr“, bestätigte<br />
BVPI-Präsident Andrä an diesem<br />
Morgen dem Minister, schränkte<br />
aber, aus <strong>der</strong> Praxis berichtend,<br />
ein, dass dieses hohe Ziel zu erreichen<br />
von einem missverstandenen<br />
und deshalb falsch interpretierten<br />
Begriff von Wettbewerb<br />
behin<strong>der</strong>t werde, „den uns die<br />
Europäische Union aufgezwungen<br />
hat“ und <strong>der</strong> deswegen so<br />
nachteilig sei, weil er die Summe<br />
<strong>der</strong> Bau- und Planungskosten<br />
nicht verringere, son<strong>der</strong>n im<br />
Gegenteil erhöhe.<br />
Wer dem billigsten Anbieter<br />
gewohnheitsmäßig o<strong>der</strong> kraft Vorschrift<br />
den Zuschlag erteile, ohne<br />
auf Leistungsfähigkeit und Qualifikation<br />
<strong>der</strong> Planer zu achten, <strong>der</strong><br />
trage, so Andrä, nur dazu bei, dass<br />
„Qualitäten gemin<strong>der</strong>t und ein unendliches<br />
Streitpotenzial provoziert<br />
werden“, weil, so Andrä weiter,<br />
„natürlich je<strong>der</strong> die Verträge<br />
dann übergenau liest und jedes<br />
fehlende Wort zu einem Nachtrag<br />
ausformuliert“.<br />
„Diese Art des Wettbewerbs“,<br />
wandte Andrä sich an den<br />
Minister, „führt dazu, dass wir<br />
Mehrkosten <strong>für</strong> Bau- und Planungsleistungen<br />
in <strong>der</strong> Größenordnung<br />
von sicherlich zwanzig Prozent<br />
produzieren“.<br />
7<br />
Der <strong>Prüfingenieur</strong> Oktober 2010<br />
Ebenso eindeutig wie zu <strong>der</strong><br />
Qualität <strong>der</strong> Wettbewerbe um jeden<br />
Preis äußerte sich Andrä zu<br />
dem Problem <strong>der</strong> Qualität des Personals<br />
in den Bauerwaltungen, das<br />
sich bekanntlich immer dominieren<strong>der</strong><br />
aus Juristen und Kaufleuten<br />
zusammensetze, die, so Andrä,<br />
„von Bausachen keine Ahnung haben“.<br />
Auch hier müsste staatlicherseits<br />
ein rigoroses Umdenken,<br />
in Richtung fachliche Kompetenz<br />
stattfinden, denn, sagte Andrä,<br />
„wir als <strong>Prüfingenieur</strong>e brauchen<br />
in den Ämtern fachlich adäquate<br />
Ansprechpartner“ und müssen,<br />
„weil wir, wenn wir als verlängerte<br />
Werkbank <strong>der</strong> Bauaufsicht wirken,<br />
eine fachlich hochversierte<br />
Führung und eine ebensolche<br />
sachkundige Koordination brauchen.“<br />
Aufmerksam, man konnte<br />
es spüren, hörte Bauminister Kühl<br />
diesen Worten zu, und es schien<br />
so, als wolle er am liebsten sofort<br />
und direkt zustimmen. Auch als<br />
Andrä die <strong>Prüfingenieur</strong>e „als eines<br />
<strong>der</strong> ersten Musterbeispiele <strong>für</strong><br />
eine erfolgreiche Privatisierung“<br />
bezeichnete, nickte <strong>der</strong> Minister<br />
bejahend mit dem Kopf. Weil<br />
Andrä aber diesen seinen Worten<br />
ein „eigentlich“ eingefügt hatte,<br />
musste eine Einschränkung dieses<br />
„eigentlich“ positiven Urteils fol-