Neurochirurgie in Deutschland von 1932 bis 1945 - Deutsche ...
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9.25 Aneurysmatische Subarachnoidal-<br />
blutung, Aneurysmen,<br />
arteriovenöse Malformationen<br />
C. Schaller, J. Schramm<br />
Aneurysmatische Subarachnoidalblutung (SAB), Aneurysmen<br />
Die SAB als Ursache plötzlicher Kopfschmerzen mit häufiger Todesfolge ist bereits seit<br />
Jahrhunderten bekannt. Erst durch die <strong>von</strong> Qu<strong>in</strong>cke 1891 <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> entwickelte<br />
Lumbalpunktion gelang die Diagnose auch beim Lebenden. Über den Zusammenhang <strong>von</strong><br />
Aneurysmen mit SAB <strong>in</strong> 75 Fällen berichtet <strong>von</strong> Hofmann 1894 <strong>in</strong> der Wiener Kl<strong>in</strong>ischen<br />
Wochenschrift. In der Zeit vor E<strong>in</strong>führung der zerebralen Angiographie durch Moniz 1927<br />
trafen Chirurgen bei Operationen <strong>in</strong> der Nähe der Sella gelegentlich auf<br />
Hirnarterienaneurysmen, die irrtümlicherweise ursprünglich für Tumoren gehalten wurden.<br />
Cush<strong>in</strong>g stopfte Aneurysmen mit Muskel aus (1926), Dott präsentierte 1933 acht Patienten mit<br />
SAB, angiographisch gesichertem Aneurysmanachweis und anschließender Operation durch<br />
Muskelumlagerung. Somit begann die Ära der neurochirurgischen Behandlung dieses<br />
Krankheitsbildes. Es folgten zunächst weitere E<strong>in</strong>zelfallberichte <strong>von</strong> Aneurysmaoperationen<br />
mittels Muskelumlegung, die im Zentralblatt für <strong>Neurochirurgie</strong> oder <strong>in</strong> Langenbecks Archiv<br />
publiziert wurden (Tönnis 1936, 1937 und 1940, McConnell 1937). Tönnis war auch der<br />
Erstbeschreiber der Operation e<strong>in</strong>es A.-communicans-anterior-Aneurysmas über e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>terhemisphärischen Zugang. Riechert, damals noch <strong>in</strong> Frankfurt tätig, beschrieb 1939 zwei<br />
Patient<strong>in</strong>nen, <strong>von</strong> denen er e<strong>in</strong>e, die e<strong>in</strong> Aneurysma der A. carotis <strong>in</strong>terna hatte, mit e<strong>in</strong>er<br />
Fascia-lata-Plastik zur E<strong>in</strong>engung der A. carotis communis behandelte. Aus dieser Zeit stammt<br />
auch die angiographische E<strong>in</strong>teilung der Hirnbasisarterien <strong>in</strong> ihre heute noch gültigen<br />
Abschnitte A1-A5 für die A. cerebri anterior und M1-M5 für die A. cerebri media durch Fischer<br />
aus Münster (1938). Krayenbühl berichtete 1941 bereits über 31 Patienten, die vorwiegend<br />
mittels Carotisligatur behandelt wurden. Dandy beschrieb 108 behandelte Aneurysmapatienten<br />
und führte die Aneurysmaausschaltung mittels Silberclip e<strong>in</strong> (1944). In der Folgezeit sahen sich<br />
die Neurochirurgen immer wieder mit der Frage nach dem optimalen Operationszeitpunkt<br />
konfrontiert. Kl<strong>in</strong>ische Untersuchungen zum Spontanverlauf an größeren Patientenzahlen<br />
zeigten, daß e<strong>in</strong> hoher Prozentsatz der Betroffenen (20-90 %) an Rezidivblutungen noch <strong>in</strong> den<br />
ersten Wochen nach der Erstblutung verstarb. Die frühzeitige Operation nach SAB war jedoch<br />
<strong>bis</strong> zu ihrer Wiedere<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den 70er Jahren aufgrund der hohen assoziierten Mortalität<br />
gefürchtet und setzte sich nicht durch. Die operativen Ergebnisse nach Abwarten der kritischen<br />
ersten Wochen waren deutlich besser, wenngleich man auf diese Weise viele Patienten durch<br />
Nachblutungen verlor. ...<br />
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