Ostuferspaziergang mit Besuch von Seeburg und Schloss ...

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komplexes mehr, als dass man sie sieht. Der hohe Baumbestand am
steilen Ufer erlaubt den Spaziergängern und Radlern nicht das Gebäude in
seiner Komplexität zu ergründen. 1888 in der Blütezeit des Historismus,
ließ sich Heinrich Höch, Münchner Bauunternehmer und Realitätenbesitzer,
von Oberbaurat Julius Hofmann, dem letzten Architekten König Ludwig
II, ein Gebäude entwerfen, das die Sehnsüchte des ausklingenden 19.
Jahrhunderts nach einer Identität mit der Geschichte in einer schlossartigen
Burg ausdrücken sollte. Auch aus den europäischen Nachbarländern
sind uns derartig Bauten bekannt, man denke z.B. an die moderne
Schlossburg Castle Drogo hoch über dem Dartmoor von Sir Edwin Luytiens
in England. Auch dort dominiert granitenes Grau die Landschaft und beim
Eintreten überrascht moderne Technik und eine neuzeitliche Küche.
„Wort des Lebens“ nutzt die Seeburg heute als Hotel- und Veranstaltungsort,
sowie zur Verwaltung des Komplexes.
Ein erholsamer Spaziergang unter hohen Buchen führt uns zum zweiten
Anwesen, das mit durchlebter Geschichte unsere Erwartungen weckte.
Schloss Allmannshausen wurde 1696 von Kaspar Feichtmeyr (d. Älteren)
für Ferdinand Joseph von Hörwarth erbaut. Den Bernrieder Baumeister
Feichtmayr kennen wir bereits aus Ammerland, dort hat er für Fürstbischof
Herzog Albrecht Sigmund 1683-1685 das Ammerlander Schloss erbaut.
Der Kupferstich von Michael Wenig aus dem Jahr 1701 zeigt ein Gebäude
mit drei Geschossen, einem stärker geneigten, ausgebauten Dach
und Dachreiter mit knappen Details ohne bemerkenswerte Plastizität, ein
bisschen an das alte Ammerlander Schloss erinnernd. Es liegt unterhalb
des Ortes nah am See. Bereits 1517 war dort ein hölzerner, dreigadiger
Edelmannssitz (Hofmark Allmannshausen) bekannt, der 1567 in den Besitz
der Freiherrn von Paumgarten überging und um 1600 von der Familie
Urfahrn erworben wurde. 1611 erwarb der bayrische Landschaftskanzler
Hans Georg von Hörwarth Schloss und Hofmark.
Wie geht es nun weiter mit den zwei repräsentativen Gebäuden des
Ostufers? 2013 läuft der verlängerte Pachtvertrag des Freistaates Bayern
für „Wort des Lebens“ aus. Bis dahin versucht das Missionswerk Voraussetzungen
zu schaffen, die es ihm ermöglichen, sein Vorkaufsrecht auszuüben.
Was ist „Wort des Lebens“? Keine Sekte. Das Missionswerk wurde 1940 in
den USA gegründet und ist Mitglied der „Deutschen Evangelischen Allianz“,
einem Zusammenschluss von Freikirchen und evangelischen Gemeinschaften
mit ca. 1,2 Mio. Mitgliedern in Deutschland. Im Mittelpunkt
steht Erlebnispädagogik. Der Ostuferschutzverband will helfen, es sollte
gelingen, diese ruhige und zukunftsorientierte Nutzung am See zu erhalten
- der See muss für alle da sein.
Ursula Scriba
Ammerland, 29.8.2011
P.S. Eine detailliertere Baugeschichte finden Sie unter
www.ostuferschutzverband.de -Aktuelles