HP Nr. 03/2012 (pdf) - VHP
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FACHTEIL PLATTEN<br />
SCHWELLENFREIES W OHNEN<br />
Wer hindernisfrei baut,<br />
baut nachhaltig<br />
Hindernisfreies Wohnen ist kein Luxus, sondern je länger<br />
je mehr ein gefragter Vorteil beim Wohnungsbau: altersbedingt<br />
immer notwendiger und wenn gut geplant und bestens<br />
ausgeführt ästhetisch und architektonisch wertvoll. Die Fotos<br />
einer rollstuhlgängigen Wohnung in der neuen Siedlung<br />
Leuenfeld in Oensingen im Kanton Solothurn liefern den Beweis.<br />
TEXT: ANITA HUBER, RUTH BÜRGLER, BRIGITTE MÜLLER<br />
FOTOS: PATRICK LÜTHY FÜR PROCAP<br />
Seit dem 1. Januar 2009 ist die Norm SIA 500 Hindernisfreie<br />
Bauten (SN 521 500) in Kraft. Sie ersetzt die Norm Behindertengerechtes<br />
Bauen aus dem Jahr 1988. Der neue Titel ist Ausdruck<br />
dafür, dass in der Schweiz der gebaute Lebensraum allen Menschen<br />
ohne Hindernisse offenstehen muss. Das gilt für Kinder,<br />
Erwachsene, Eltern mit Kinderwagen, ältere Menschen und<br />
Menschen mit Behinderungen gleichermassen. Die gesamte bebaute<br />
Umwelt soll für alle leicht zugänglich und benützbar sein.<br />
Die nachhaltige Gestaltung unserer Umwelt ist heute ein anerkanntes<br />
gesellschaftliches Ziel. Nebst dem ökologischen und<br />
dem ökonomischen ist der soziale Aspekt der dritte Grundpfeiler<br />
einer nachhaltigen Entwicklung. Dies bedeutet konkret für<br />
den Wohnungsbau, dass Materialien verwendet werden, die<br />
die Umwelt nicht schädigen, also ökologisch nachhaltig sind.<br />
Ökonomisch zahlt sich hindernisfreies Bauen aus, denn solche<br />
Wohnungen generieren langfristig einen Mehrwert und werden<br />
vom Markt verlangt. Und sozial nachhaltig ist, dass die<br />
Benützung der öffentlich zugänglichen Bauten und Einrichtung<br />
und eine Mehrheit der Wohnbauten und Arbeitsplätzen für alle<br />
möglich ist. Den Zugang und die Benutzbarkeit zu verbessern,<br />
muss bei allen Bauvorhaben und gesetzgeberischen Massnahmen<br />
genau so selbstverständlich werden, wie das heute beim<br />
Energiesparen der Fall ist.<br />
Ein gutes Beispiel<br />
Alle Bilder dieser Reportage stammen von der Siedlung Leuenfeld<br />
in Oensingen, Kanton Solothurn. Die Wohnung ist schwellenlos<br />
zugänglich und kennt weitere Vorzüge vor allem im Bad<br />
und in der Küche. Ohne kraftraubende Verrenkungen kann die<br />
Bewohnerin in ihrer neuen Küche vom Rollstuhl aus rüsten, kochen<br />
und backen. Auszüge, unterfahrbare Elemente, ein tief<br />
gesetzter Kühlschrank und ein Backofen mit Schwenktüre ermöglichen<br />
gefahrloses Arbeiten. Im Bad ist eine schwellenlose<br />
Dusche eingebaut. Anstelle der Badewanne stehen nebeneinander<br />
je eine hoch gesetzte Waschmaschine und ein Tumbler.<br />
Elegant ist der Spiegelschrank oberhalb des Waschbeckens: Mit<br />
einem Handgriff lässt sich der Spiegel vertikal so tief herunterziehen,<br />
dass sich die Bewohnerin auch im Rollstuhl sitzend<br />
sehen und schminken kann. Einfach zu bedienen ist die Schiebetür<br />
mit beidseitiger Griffstange.<br />
Frühzeitige Beratung ist wichtig<br />
Oft vergessen Leute mit Handicap wichtige Dinge bei einer<br />
Wohnungsbesichtigung. Die Bauberater der spezialisierten Beratungsstelle<br />
von Procap (siehe auch Interview Seite 18) empfehlen<br />
deshalb, sich vor Vertragsabschluss beraten zu lassen.<br />
Dass dies bereits rege genutzt wird, zeigen die wöchentlichen<br />
Anfragen bei Procap von Leuten mit behinderten Familienangehörigen<br />
oder von älteren Leuten, die Wohneigentum erwerben<br />
oder umziehen möchten. Eine rechtzeitige Beratung wird auch<br />
Bauinteressierten, Architekten und Handwerkern empfohlen.<br />
Die Adressen der Beratungsstellen finden Sie unter www.procap-bauen.ch.<br />
Quelle: Verwendung von Textteilen aus dem Artikel «Schwellenfreies<br />
Wohnen», procap magazin 3/2010.<br />
Texte français procap magazine 3/2010: http://www.procap.ch/<br />
uploads/media/201<strong>03</strong>_F_Hindernisfrei_wohnen.<strong>pdf</strong>_07.<strong>pdf</strong><br />
<strong>HP</strong> DAS FACHMAGAZIN FÜR HAFNER UND PLATTENLEGER NR. <strong>03</strong> <strong>2012</strong>