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Entdecken Sie Geschichte,<br />
die in Geschichten lebt<br />
Nicht nur die historische Architektur will in<br />
<strong>Görlitz</strong> erk<strong>und</strong>et sein. Es gilt auch, den reichen<br />
Schatz an Sagen zu entdecken, die an der Neiße<br />
seit dem Mittelalter erzählt werden. Eine davon<br />
berichtet von einer Gruppe unzufriedener Tuch-<br />
macher, die sich 1527 zusammentat, um den Rat<br />
abzusetzen. Als eines Tages die Turmuhr der Drei-<br />
faltigkeitskirche sieben Minuten zu früh schlug,<br />
liefen die Verschwörer beim Verlassen des Ortes,<br />
an dem sie ihre geheimen Treffen abhielten,<br />
dem Nachtwächter in die Arme. Die Umsturz-<br />
pläne scheiterten. Mit den Aufständischen machte<br />
man kurzen Prozess, <strong>und</strong> das Seitengässchen,<br />
das zu ihrem Versteck führte, trug fortan den<br />
Namen Verrätergasse. Noch heute kann man<br />
die Inschrift sehen, die von den Mächtigen der<br />
Stadt damals zur Mahnung angebracht wurde:<br />
D. V. R. T. – Der verräterischen Rotte Tor. Die<br />
besagte Turmuhr schlägt seit diesem Ereignis<br />
übrigens immer sieben Minuten vor der Zeit, was<br />
bei vielen Neuankömmlingen für verw<strong>und</strong>erte<br />
Mienen sorgt. Eine andere Sage erzählt von<br />
einem Schmied, dessen Faulheit der Teufel<br />
einst mit ewiger Arbeit bestrafte. Angeblich<br />
kann man ihn noch heute Nacht für Nacht am<br />
Obermarkt schmieden hören. Geschichten wie<br />
diese kennt <strong>Görlitz</strong> unzählige. Sie handeln von<br />
dreibeinigen H<strong>und</strong>en, eingemauerten Mönchen<br />
oder von märchenhaften Schätzen, die unter der<br />
Landeskrone verborgen sein sollen. Wenn Sie<br />
mehr darüber erfahren möchten, schließen Sie<br />
sich am besten einer der beliebten Altstadt-<br />
führungen an, bei denen die <strong>Görlitz</strong>er Sagen<br />
eine große Rolle spielen.<br />
Doch es sind nicht nur die Sagen aus längst ver-<br />
gangenen Zeiten, die Einheimische <strong>und</strong> Gäste<br />
gleichermaßen faszinieren. Seit 1995 hat die<br />
6<br />
Stadt einen anonymen Gönner, der jedes Jahr<br />
im März eine halbe Million Euro zum Zwecke der<br />
Altstadtsanierung überweist. Sämtliche Nach-<br />
forschungen, um hinter die Identität des unbe-<br />
kannten Mäzens zu kommen, führten ins Leere<br />
oder wurden durch die Kanzlei, die für die jähr-<br />
lichen Überweisungen zuständig ist, unterbun-<br />
den. Sie ließ die neugierigen Stadtväter wis-<br />
sen, dass die Geldquelle sofort versiegt, falls<br />
der Name des mysteriösen Wohltäters bekannt<br />
würde. Ihre Dankbarkeit zeigt die Stadt dem<br />
edlen Spender heute auf andere Weise, indem<br />
sie die mit seiner Hilfe geförderten Sanierungs-<br />
objekte mit einer Plakette kennzeichnet.<br />
Links:<br />
Straßburg-Passage /<br />
Barocke Fassadenverzierung<br />
/<br />
Der Lichthof des<br />
<strong>Görlitz</strong>er Jugendstil-<br />
Warenhauses /<br />
Das <strong>Görlitz</strong>er<br />
Jugendstil-Warenhaus<br />
Rechts:<br />
Der Marienplatz<br />
mit dem Dicken Turm