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Ausgabe 7 Juni 2009 ASP-Kurier Seite 18<br />

Vorsicht, Massenvernichtungswaffen!<br />

Ein Kommentar von Dr. Thomas Schmitt, Langenprozelten<br />

2003 begann im Irak eine hektische Suche nach Saddams Massenvernichtungswaffen,<br />

offizieller Grund für den zweiten Krieg gegen den Irak, dessen<br />

Folgen inzwischen Abertausende von Menschen zum Opfer gefallen <strong>sind</strong>.<br />

Parallel dazu schauten <strong>wir</strong> in den Medien erschreckt auf die finsteren Gesichter<br />

langbärtiger Männer, die der westlichen Zivilisation den Krieg erklärten.<br />

Während fanatische Selbstmordattentäter mit ihren Sprengstoffpaketen<br />

unzählige von Zivilisten zerfetzten, löschten mit Präzisionsbomben bestückte<br />

hochmoderne Kampfjets zwischendurch ganze Hochzeitsgesellschaften mit 50<br />

und mehr Teilnehmern aus. Am Fernseher konnten <strong>wir</strong> jeden Abend fassungslos<br />

zur Kenntnis nehmen, wie sich die Spirale von Gewalt und Gegengewalt<br />

immer irrwitziger und menschenverachtender nach oben drehte.<br />

Währenddessen bastelten, von der Öffentlichkeit unbemerkt, in Glaspalästen<br />

hochintelligente Mathematiker und Finanzgenies an komplizierten Finanzinstrumenten.<br />

An solchen Produkten wie sogenannten Credit Default Swaps<br />

(CDS) oder Collateralized Debt Obligations (CDO) wurde mit dem Ziel maximaler<br />

Gewinn- bzw. Provisionsmaximierung immer weiter herumexperimentiert,<br />

bis man glaubte, die eierlegende Wollmilchsau erfunden zu haben.<br />

CDO ist ein Überbegriff für Finanzinstrumente, die zu der Gruppe der forderungsbesicherten<br />

<strong>Wer</strong>tpapiere (Asset Backed Securities) und strukturierten<br />

Kreditprodukte gehören. Sie waren ursprünglich als Refinanzierungsmittel für<br />

Banken auf dem Kapitalmarkt gedacht. Die letztendliche Komplexität von<br />

CDO-Produkten, in der Kredite unterschiedlichster Bonität unzählige Male zusammengemixt<br />

und wieder zerstückelt wurden, und die dadurch mangelnde<br />

Transparenz, das Versagen der Rating-Agenturen bei der Bewertung dieser<br />

Instrumente und die mangelnde Aufsicht der staatlichen Organe waren der<br />

Hauptauslöser für die derzeitige Krise.<br />

Deutsche (Landes-)Banken konnten von solchen hochriskanten Schrottpapieren,<br />

Cocktails aus Schulden amerikanischer Häuslebauer, Studenten oder Kreditkartenbesitzern,<br />

ursprünglich gar nicht genug kriegen.<br />

CDS wurden ursprünglich dazu benutzt, das Risiko von Kreditausfällen zu<br />

minimieren und an Dritte zu verlagern, mit dem Ziel, die Kreditvergabe ausweiten<br />

zu können.<br />

CDS <strong>sind</strong> aber auch Derivate und reine Spekulationsobjekte zum Handeln<br />

von Ausfallrisiken von Krediten. Eine Kettenreaktion von Ausfällen auf dem<br />

CDS-Markt könnte die bestehende Krise weiter verschärfen. Es gibt keinerlei<br />

Sicherheit, ob die nötigen Finanzmittel überhaupt existieren, um etwaige Ausfälle<br />

bei Anleihen auszugleichen. Dieses sogenannte Kontrahenten-Risiko ist<br />

eine tickende Zeitbombe. Die Größe dieses Marktes beläuft sich nach seriösen<br />

Schätzungen auf 60 bis 100 Billionen (sic!) Dollar. Wenn der amerikanische<br />

Staat nicht Hunderte von Milliarden Dollar in den weltgrößten Versicherungskonzern<br />

AIG gepumpt hätte, wäre dieser u.a. durch diese CDS bereits kollabiert.<br />

Vereinzelte Warner gab es, z.B. der US-Milliardär Warren Buffet hat schon<br />

2002 vor den CDS-Gefahren gewarnt und sie als finanzielle Massenvernichtungswaffen<br />

bezeichnet. Aber im allgemeinen Rausch der sich immer weiter<br />

aufblähenden Kreditblase, an der sich Abermilliarden an Provisionen verdienen<br />

ließen, in der viele Banker in einem Jahr mehr verdienen konnten als ein<br />

Hausarzt in seinem ganzen Leben, waren solche Mahner nur lästige Nörgler,<br />

die die schöne Party störten. Und was machte die große Politik? Sie schaute in<br />

der Entstehungsphase der Krise tatenlos zu oder beließ es bei unverbindlichen<br />

Absichtserklärungen. War sie etwa zu sehr mit dem Kampf gegen den internationalen<br />

Terror oder der Suche nach Saddams Massenvernichtungswaffen beschäftigt?<br />

Jetzt, wo das ganze Ausmaß der Zockerei mit solchen <strong>Wer</strong>t(los)papieren zu<br />

Tage tritt, schreien die nach dem Staat, die vor Jahren in aller Ruhe ohne jegliche<br />

staatliche Kontrolle die mit oben genannten Finanzprodukten angeheizte<br />

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Dr. Thomas Schmitt ist Beisitzer im ASP-<br />

Bezirksvorstand.<br />

Party in vollen Zügen genossen haben.<br />

„Bad Banks“ müssen angeblich her,<br />

um „toxische“ Papiere der „notleidenden“<br />

Banken auf Kosten des Staates<br />

und damit von uns allen zu entsorgen.<br />

Sollen diese Bezeichnungen eigentlich<br />

den mündigen Bürger verdummen<br />

und vom Kern des Problems ablenken?<br />

Waren nicht ausgelagerte Zweckgesellschaften<br />

ein Grund für die heimlich<br />

beginnende Krise? Löscht man<br />

Feuer mit Benzin oder therapiert man<br />

einen Alkoholiker mit noch mehr Alkohol?<br />

Massenvernichtungswaffen wurden<br />

im Irak bis heute nicht gefunden, dafür<br />

aber haben die finanziellen Massenvernichtungswaffen<br />

aus den glitzernden<br />

Finanzmetropolen global ganze<br />

Arbeit geleistet.<br />

Horst Seehofer sprach am 14. Mai<br />

beim Sender N24 von „der größten<br />

Wirtschaftsrezession, die die Menschheitsgeschichte<br />

überhaupt erlebt hat“<br />

und bezeichnete diese Krise als<br />

schlimmer oder mindestens genauso<br />

schlimm wie die von 1929.<br />

Eines ist heute schon klar, die kommenden<br />

Generationen werden für diese<br />

Fehler bezahlen müssen, möglicherweise<br />

mit massiven Steuererhöhungen<br />

und Sozialabbau oder mit Hyperinflation<br />

und Währungsreform. Die<br />

Partei, die glaubwürdig einen hoffnungsvolleren,<br />

dritten Weg aufzeigen<br />

kann, <strong>wir</strong>d die kommende Bundestagswahl<br />

gewinnen.

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