Wer wir sind
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Ägäis verlagert. Dort <strong>sind</strong> es bis zu den ersten<br />
griechischen Inseln von der türkischen Küste nur<br />
knapp sieben Kilometer. Mit der Verbesserung des<br />
seeseitigen Schutzes befasst sich jetzt FRONTEX.<br />
Das Problem der illegalen Zuwanderung <strong>wir</strong>d<br />
nach Bauchs Einschätzung die EU-Mitgliedsländer<br />
noch über Jahrzehnte beschäftigen, und zwar so<br />
lange, wie die gravierenden Lebensunterschiede<br />
zum afrikanisch-orientalischen Raum weiterbestehen.<br />
Hier sei die EU gefordert, entsprechende Abkommen<br />
mit den afrikanischen Mittelmeeranrainern<br />
zu treffen, damit dort mit <strong>wir</strong>ksameren Kontrollen<br />
eine Durchschleusung Illegaler erschwert<br />
<strong>wir</strong>d.<br />
Die einzelnen EU-Mitgliedsländer können mit<br />
Einzelverträgen zu wenig erreichen. Italien sei es<br />
zwar gelungen, mit Albanien, dem Adriaanrainer,<br />
einen Vertrag abzuschließen, der es dem italienischen<br />
Küstenschutz erlaubt, die albanischen Seehäfen<br />
zu kontrollieren, Libyen hingegen ist dazu<br />
nicht bereit. Wenn Italien auf gewisse Forderungen<br />
Libyens nicht eingeht, stechen dort sofort<br />
Hunderte von Illegalen in Richtung Italien in See,<br />
und zwar so lange bis Italien einknickt.<br />
Die Hauptquelle der illegalen Zuwanderung liegt<br />
aber nicht im unkontrollierten Eindringen über die<br />
Außengrenzen der EU, sondern in der legalen Einreise<br />
mit Visum in die Mitgliedsstaaten. Dieser<br />
Zuwanderungsdruck ist enorm. Man beschafft sich<br />
zum Beispiel in Moskau, Mexiko, Buenos Aires oder<br />
Singapur ein Touristenvisum für ein europäisches<br />
Land und taucht nach dessen Ablauf einfach<br />
unter. Besonders Berlin ist ein Eldorado für Illegale<br />
aus Russland und osteuropäischen Ländern,<br />
dort gibt es mittlerweile zahlreiche und starke<br />
ethnische Gruppen, bei denen sich Unterschlupf<br />
findet. Lateinamerikaner bevorzugen der Sprache<br />
wegen spanische und portugiesische Großstädte,<br />
und Afrikaner zieht es besonders nach Frankreich.<br />
Diese illegalen Einwanderer verhalten sich in der<br />
Regel vollkommen unauffällig, gehen einer unterbezahlten<br />
Arbeit nach und <strong>sind</strong> nicht kriminell. Sie<br />
bemühen sich, nicht mit den Gesetzen in Konflikt<br />
zu kommen, um so einer Abschiebung zu entgehen.<br />
Für eine geordnete Rückführung aufgegriffener<br />
Illegaler gibt es bislang keine einheitlichen europäischen<br />
Vereinbarungen. Inwieweit ein Statuswechsel<br />
vom illegalen zum legalen Einwohner ermöglicht<br />
<strong>wir</strong>d, entscheidet jedes Land für sich. Italien<br />
hat jetzt deutliche Gesetzesverschärfungen<br />
in Kraft gesetzt, um der illegalen Beschäftigung<br />
solcher Einwanderer entgegenzu<strong>wir</strong>ken. <strong>Wer</strong> dort<br />
in Zukunft Illegale beschäftigt oder ihnen Wohnraum<br />
bietet, <strong>wir</strong>d mit Freiheitsentzug bis zu drei<br />
Jahren bestraft. Spanien, ein Land, in dem vermutlich<br />
eineinhalb Millionen Illegale leben, suchte<br />
eine andere Problemlösung. Jeder, der seit zwei<br />
Jahren im Land ist und einer Arbeit nachgeht,<br />
wurde aufgerufen sich zu melden. Er erhält eine<br />
Daueraufenthaltsgenehmigung und bekommt auf<br />
Antrag die spanische Staatsbürgerschaft. Der<br />
deutsche Innenminister habe wegen eines solchen<br />
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Ausgabe 7 Juni 2009 ASP-Kurier Seite 21<br />
Angebots regelrecht getobt. Tatsächlich haben sich<br />
800 000 Illegale gemeldet und müssen integriert<br />
werden. Spanien entscheidet jetzt wieder anders,<br />
denn dieses Angebot erwies sich geradezu als Anreiz,<br />
über die illegale Einreise nach Spanien EU-<br />
Bürger zu werden.<br />
Die Motive für eine Einreise in die Europäische Union<br />
<strong>sind</strong> fast ausschließlich <strong>wir</strong>tschaftlicher Natur. Die<br />
Ankommenden haben alle eine gewisse Bildung und<br />
Schläue, sie <strong>sind</strong> der Brückenkopf für den Familien-<br />
ASP-Kreisvorsitzender Thomas Giehl überreicht dem Referenten<br />
Peter Bauch ein Gastgeschenk als Dankeschön für den interessanten<br />
Vortrag. Foto: Möckel<br />
nachzug. Es liegt im Interesse der meisten afrikanischen<br />
Länder, dass ihre Leute in der EU Arbeit finden.<br />
Diese Länder weigern sich daher konsequent,<br />
illegal eingereiste Landsleute wieder zurückzunehmen,<br />
es sei denn die EU-Länder schaffen die Möglichkeit<br />
der legalen Zuwanderung.<br />
Wie soll nun diese legale Zuwanderung aussehen?<br />
Wie groß ist die Aufnahmebereitschaft in den Mitgliedsländern?<br />
Alles Fragen, die noch erheblicher<br />
Klärung bedürfen. Innenminister Schäuble sieht in<br />
einem legalen Zuwanderungskanal von Afrika nach<br />
Europa eine Lösung. Afrikanern soll eine temporäre<br />
und zeitliche Migration von drei bis fünf Jahren angeboten<br />
werden, danach müssten diese Menschen die<br />
EU wieder verlassen. Doch wie groß ist der Prozentsatz<br />
derjenigen, die dann tatsächlich wieder zurückgehen?<br />
Wird in der legalen Aufenthaltszeit nicht<br />
schon die Planung für das anschließende Abtauchen<br />
in die Illegalität vorbereitet? Themen, so Bauch, die<br />
uns, eine der attraktivsten Regionen auf dieser Welt,<br />
in den nächsten zehn Jahren noch stark beschäftigen<br />
werden. Die bisherige weltweite Entwicklungshilfe sei<br />
ein Erfolg gewesen. 50 Prozent davon kamen aus der<br />
EU, es gäbe dazu keine Alternative, doch Afrika baut<br />
ständig seine Bevölkerung weiter auf und <strong>wir</strong>d in<br />
Kürze 900 Millionen Einwohner haben.