Wer wir sind
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Ausgabe 7 Juni 2009 ASP-Kurier Seite 20<br />
<strong>Wer</strong> soll kommen, wer darf bleiben?<br />
Migration in und nach Europa<br />
Würzburg. (DiM) Auf Einladung des ASP-Kreisverbandes<br />
Würzburg referierte der Journalist Peter<br />
Bauch, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Deutschen Bundestag, im Haus der Burschenschaft<br />
Arminia über die Migrationsbewegungen<br />
in und nach Europa.<br />
Bauch zeigte eingangs in drei Punkten auf, was<br />
die Europäische Union (EU) ist - ein Staatenbund<br />
der besonderen Art:<br />
1. Eine aktive und funktionierende Friedensgemeinschaft,<br />
in der sich alle Mitglieder<br />
verpflichtet haben, untereinander Frieden<br />
zu halten,<br />
2. eine <strong>Wer</strong>tegemeinschaft und<br />
3. eine Wirtschaftsgemeinschaft,<br />
die<br />
auch eine Wohlstandsgemeinschaft<br />
ist, aber nicht darauf<br />
reduziert werden<br />
darf.<br />
Er stellte fest, dass die<br />
derzeitige Finanz- und<br />
Wirtschaftkrise andere<br />
Länder stärker belastet als<br />
uns, vor allem solche außerhalb<br />
der Europäischen<br />
Union. Die Attraktivität,<br />
hier bei uns sein zukünftiges<br />
Lebensumfeld zu suchen,<br />
<strong>wir</strong>d deshalb noch<br />
wachsen. Das Interesse, in<br />
die EU zu gelangen, <strong>wir</strong>d<br />
weiter steigen.<br />
Mittlerweile leben fast<br />
500 Millionen EU-Bürger in<br />
einem kontrollfreien Raum<br />
ohne innere Grenzen.<br />
Dem Schengenabkommen<br />
<strong>sind</strong> bereits 28 Staaten<br />
beigetreten, die für einen<br />
gemeinsamen Außenschutz in nationaler Zuständigkeit<br />
sorgen. Zielsetzung ist hier ein einheitlicher<br />
Kontrollstandard, den die EU-Grenzschutzagentur<br />
FRONTEX entwickeln soll. Die Bildung eines<br />
gemeinsamen Grenzschutzes sei dagegen von<br />
den Mitgliedsstaaten nicht erwünscht.<br />
In seinen weiteren Ausführungen befasste sich<br />
Bauch zuerst mit der legalen Migration innerhalb<br />
der EU, also Wanderungsbewegungen aus einem<br />
EU-Mitgliedsstaat in andere. Auf seine Frage „<strong>Wer</strong><br />
darf sich in der EU wohin bewegen und warum?“<br />
gab er sogleich die Antwort, dass innerhalb der EU<br />
vollständige Freizügigkeit herrsche, auch für alle<br />
diejenigen EU-Bürger, die keine Arbeit haben. Lediglich<br />
eine Einwanderung ins deutsche Sozialsystem<br />
ist nicht möglich. An Hand eines Beispiels<br />
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zeigte er auf, was das bedeutet. Im Jahr 2004<br />
strömten Zehntausende Rumänen (oft Sinti und Romas,<br />
Anm. d.R.) nach Rom. Aufgrund der Sprachenverwandtschaft<br />
war hier ein Zurechtfinden verhältnismäßig<br />
einfach, nur waren diese verarmten Menschen<br />
den Römern keineswegs willkommen. Die Kriminalitätsrate<br />
war sprunghaft angestiegen. Übergriffe<br />
wie Diebstähle und Einbrüche, Gewaltakte und<br />
Verbrechen beherrschten die Tagespolitik. Der italienische<br />
Staat wollte diese Menschen unbedingt wieder<br />
loswerden und heimschicken – doch das wäre ein<br />
grober Verstoß gegen EU-Recht gewesen!<br />
Auch in Deutschland <strong>sind</strong> seit 2004 ca. 100 000<br />
Rumänen und 50 000 Bulgaren auf der Suche nach<br />
Arbeit eingewandert und mussten integriert werden.<br />
Die EU-Staaten haben das Recht<br />
verloren, andere zu hindern in ihr<br />
Land zu kommen, es wurde untereinanderArbeitnehmerfreizügigkeit<br />
vereinbart. Die Konsequenz<br />
daraus ist, dass ein nationales<br />
Steuerungselement aus der<br />
Hand gegeben wurde. Darüber<br />
hinaus erlangen mit dem Zuzug<br />
diese EU-Bürger an ihrem Wohnsitz<br />
das aktive und passive Kommunalwahlrecht.<br />
Deutsche Residenten<br />
in Spanien machen in einigen<br />
Orten mit deutlichem deutschen<br />
Anteil regelmäßig bei Kommunalwahlen<br />
von ihrem Recht<br />
Gebrauch und stellen sogar Bürgermeisterkandidaten<br />
auf – nicht<br />
immer zur Freude der einheimischen<br />
spanischen Bevölkerung.<br />
Aber nur so ist die Zielvereinbarung<br />
einer gemeinsamen politischen<br />
Union zu erreichen.<br />
Im zweiten Teil seines Vortra-<br />
ges behandelte Bauch die illegale<br />
Paul Hufnagel von der Hanns-Seidel-Stiftung bei Migration. Nach seinen Ausfüh-<br />
seiner Begrüßung der Gäste (Foto: Möckel) rungen leben in der EU über 10<br />
Millionen Illegale, davon mindestens<br />
300 000 in Deutschland. Die kleine italienische<br />
Insel Lampedusa, 206 km südlich von Sizilien und<br />
112 km nördlich Tunesiens ist das Synonym für illegale<br />
Migration in die EU. Die EU-Mittelmeerländer<br />
von Spanien über Frankreich, Italien bis Griechenland<br />
<strong>sind</strong> schlichtweg überfordert, viele Tausende<br />
von Kilometern Küstenlinie lückenlos zu überwachen.<br />
Der massive Schiffsverkehr aller Größenordnungen<br />
auf dem Mittelmeer ist nur ansatzweise zu kontrollieren.<br />
Mittlerweile operieren Schleuserorganisationen<br />
mit großen Schiffen außerhalb der Hoheitsgewässer.<br />
Mit bis zu 500 Menschen an Bord setzen sie diese<br />
meist in der Nacht mittels Schlauchbooten aus. Der<br />
Schwerpunkt der illegalen Einwanderung habe sich in<br />
letzter Zeit von Gibraltar und Lampedusa in die<br />
(Fortsetzung nächste Seite)