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Information - Zahnärztekammer Niedersachsen

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Aurich<br />

H 46427<br />

juni 2008<br />

6|08<br />

Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />

Wilhelmshaven<br />

Osnabrück<br />

Oldenburg<br />

Bremervörde<br />

Verden<br />

Hannover<br />

Lüneburg<br />

Wolfenbüttel<br />

<strong>Information</strong> Göttingen<br />

Landesweite<br />

im Mittelpunkt<br />

Veranstaltungen<br />

des Vorstandes<br />

der ZKN_S. 124<br />

Bescheuertheit 306 +++ Medikamentenrabatte: Brüssel<br />

droht mit Klage 308 +++ Ein Jahr eCard-Ablehnung 309<br />

+++ Wasser predigen … 312 +++ Das politische Versprechen<br />

314 +++ Chancengleicheit für Niedergelassene und<br />

MVZ 315 +++ Hartsubstanzverlust am Kronenrand 326 +++


praxisnah<br />

begleitend<br />

unabhängig<br />

Wie kann ich mitmachen?<br />

Weitere <strong>Information</strong>en unter www.young-dentists.de


Dr. Michael<br />

Sereny<br />

Präsident der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong><br />

Versprochen<br />

Sehr geehrte Frau Kollegin,<br />

Sehr geehrter Herr Kollege,<br />

am Ende eines langen Arbeitstages ein Editorial<br />

zu schreiben ist nicht einfach. Besonders,<br />

wenn es gleich mehrere, wichtige Themen gibt:<br />

AVW – ein Schlusspunkt?<br />

Am 21.5.2008 fand vor dem Verwaltungsgericht<br />

Hannover ein wichtiger Prozess statt. Vier Mitglieder<br />

der Kammerversammlung hatten das Sozialministerium<br />

wegen der Satzung zur Alters­<br />

Berufsunfähigkeits­ und Hinterbliebenensicherung,<br />

verklagt und ... verloren. Könnte das nicht<br />

der Schlusspunkt einer Auseinandersetzung sein,<br />

die die niedersächsische Standespolitik und in der<br />

Folge auch die Kollegenschaft gespalten und geschwächt<br />

hat, wie kaum ein anderes Thema? Es ist<br />

zu wünschen. Nach den negativen Schlagzeilen<br />

der Vergangenheit hat der neue Leitende Ausschuss<br />

das Vertrauen bereits gerechtfertigt. Unsere<br />

Altersversorgung wird für uns weiterhin im<br />

Mittelpunkt stehen, immer offen für konstruktive<br />

Vorschläge. Unnützen Streit hat die Kollegenschaft<br />

satt.<br />

Allgemeinzahnärzte – Master –<br />

Fachzahnärzte – Das Geschäft mit der Angst<br />

Die Fort­ und Weiterbildungslandschaft ist unübersichtlich,<br />

hier eine Struktur hineinzubekommen<br />

ist Anliegen der BZÄK und im Interesse der<br />

Kollegenschaft. Mit großem Eifer werden nun Gerüchte<br />

verbreitet, die Spezialisten wollten mit Hilfe<br />

der Hochschulen und der BZÄK auf der Bundesversammlung<br />

für die Allgemeinzahnärzte Behandlungsfelder<br />

ausgrenzen, es gäbe dazu Geheimpläne.<br />

Anstatt miteinander zu reden werden<br />

Ängste geschürt, um damit auf Mitgliederfang zu<br />

gehen. Die Mehrheit der Delegierten der Bundesversammlung<br />

sind Allgemeinzahnärzte, sie sind<br />

demokratisch gewählt, klug, und selbstbewusst.<br />

Die Bundesversammlung, als die Vertretung aller<br />

deutschen Zahnärzte, lässt sich weder manipulieren<br />

noch ungestraft Unfähigkeit unterstellen.<br />

Editorial<br />

GOZ – kommt sie? – wann kommt sie?<br />

Dass die alte GOZ nach 21 Jahren fachlich und von<br />

der Bewertung völlig unzureichend ist, steht außer<br />

Frage, nach den bisherigen Verlautbarungen<br />

erwarten wir nicht den großen Wurf, sondern,<br />

wie aus dem BMG nicht anders gewohnt, eine Mischung<br />

aus fachlichem Unsinn, Ideologie und Erstattungsdenken.<br />

Dass damit nicht die Zahnmedizin<br />

2008 abgebildet werden kann, ist klar. Wenn<br />

jetzt auch noch Rücksicht auf Wahlen zu Landesparlamenten<br />

genommen wird, ist ein Inkrafttreten<br />

zum 1.1.2009 unwahrscheinlich und zum 1. April<br />

zwar sinnhaft, aber schwer. Insofern hat eine<br />

Verschiebung auf die Zeit nach der Bundestagswahl<br />

ihren Reiz. Bis dahin wird ab sofort der<br />

Punktwert der bisherigen Inflation angepasst<br />

und eine neue, bürgerliche Regierung besinnt sich<br />

auf die fachlichen Stärken der HOZ und übernimmt<br />

diese.<br />

Hoppla – jetzt war ich doch glatt eingenickt<br />

und habe geträumt.<br />

Aber für Sie werde ich hellwach bleiben. Beim<br />

AVW, den ausgewogenen Interessen von Allgemeinzahnärzten<br />

und Spezialisten, der GOZ und<br />

überhaupt, – versprochen.<br />

Ihr<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 301


ZKN MITTEILUNGEN<br />

Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen<br />

Zahnärzte mit amtlichen Mitteilungen der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN).<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> (K.d.ö.R.)<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />

Postfach 81 06 61, 30506 Hannover<br />

Telefon (05 11) 8 33 91 – 0<br />

REDAKTIONSBÜRO<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />

Telefon (05 11) 8 33 91­301, Fax: (05 11) 8 33 91­106<br />

e­mail: keigner@zkn.de<br />

REDAKTIONSLEITUNG<br />

Chefredakteur: Dr. Julius Beischer (JB),<br />

Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />

Telefon (0 51 62) 30 06, Fax (0 51 62) 30 63<br />

MITGLIEDER<br />

Dr. Eckhard Jung (EJ)<br />

Vogteistraße 34, 29683 Bad Fallingbostel<br />

Telefon (0 51 62) 30 06, Fax (0 51 62) 30 63<br />

Dr. Karl­Hermann Karstens (KHK)<br />

Burgberg 3A, 27283 Verden<br />

Telefon (0 42 31) 31 16, Fax (0 42 31) 42 85<br />

STÄNDIGE MITARBEITERINNEN DER REDAKTION<br />

Kirsten Eigner, Melanie König<br />

GESTALTUNG<br />

weidmueller.cc / Claus F. Weidmüller AGD<br />

PRODUKTION<br />

Ingrid Weidmüller Design & Media Agentur,<br />

Mühlgasse 36, 04552 Borna b. Leipzig<br />

Telefon (0 34 33) 20 85 25, Fax (0 34 33) 20 85 28<br />

ISDN/Leonardo (0 34 33) 20 85 27<br />

eMail: info@weidmueller.cc<br />

DRUCK<br />

Lindendruck Verlagsgesellschaft mbH, Fössestraße 97 A,<br />

30453 Hannover. Tel. (05 11) 9 21 91­0; Fax (05 11) 9 21 91 33<br />

ANZEIGENVERWALTUNG<br />

Satztechnik Meißen GmbH<br />

Am Sand 1c, 01665 Nieschütz<br />

e­mail: sperling@satztechnik­meissen.de<br />

ISDN/Leonardo (0 35 25) 71 86 34<br />

Anzeigendisposition: Sabine Sperling<br />

Telefon (0 35 25) 71 86 24, Fax (0 35 25) 71 86 10<br />

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<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

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REDAKTIONSHINWEISE<br />

Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Produkt informationen werden nach bestem Wissen veröffentlicht,<br />

jedoch ohne Gewähr. Alle Rechte des Nachdrucks<br />

und der fotomechanischen Wiedergabe, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt<br />

eingesandte Texte, Fotos und Illustrationen wird keine<br />

Gewähr übernommen. Die Redaktion behält sich bei allen<br />

Beiträgen das Recht auf Kürzungen vor. – Das Editorial wird<br />

von den Autoren in Eigenverantwortung verfasst und unterliegt<br />

nicht der presserechtlichen Verantwortung der Redaktion.<br />

BEZUGSBEDINGUNGEN<br />

Der Bezugspreis für Mitglieder ist durch den Beitrag<br />

abgegolten. Nichtmitglieder der Körperschaften erhalten<br />

das Jahresabonnement zu 60,00 €, Einzelheft 5,00 € EUR,<br />

inklusive Versandkosten Deutschland.<br />

302 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

n editOriAL<br />

Dr. Michael Sereny:<br />

Versprochen .................................... 301<br />

n kurz & bündig .................... 304<br />

n gesundheitspOLitik<br />

»Bescheuertheit« .............................. 306<br />

˘ Der lange Weg zurück ........... 306<br />

˘ Kartellrecht für<br />

Krankenkassen .............................. 307<br />

Pharmaverband: Gesetzgeber<br />

versagt in rechtsstaatlicher<br />

Pflicht .............................................. 308<br />

˘ Streit um Medikamentenrabatte:<br />

Brüssel droht Deutschland<br />

mit Klage .............................. 308<br />

Übersicht: Ein Jahr eCard­<br />

Ablehnung durch die Deutsche<br />

Ärzteschaft .................................... 309<br />

BMG muss 8500 Unterschriften<br />

gegen E­Card entgegennehmen 310<br />

Deutsche Aidshilfe ins Bündnis<br />

»Stoppt die eCard« eingetreten . 311<br />

Westerwelle plädiert für<br />

Grundversorgung und Marktwirtschaft<br />

......................................... 311<br />

<strong>Information</strong> im Mittelpunkt<br />

Kammervorstand referiert Aktuelles<br />

in den Regionen<br />

Seite 323<br />

Wasser predigen … ............................. 312<br />

Die Saubermänner der Linken<br />

Partei ................................................. 313<br />

KVBW: Kampagne gegen Gesundheitsfonds<br />

erhält Unterstützung<br />

von Landespolitikern ................... 314<br />

Das politische Versprechen …<br />

der politische Versprecher? ........ 314<br />

Ministerin Stolz in Ulm:<br />

Ohne Selbstverwaltung haben<br />

wir Staatsmedizin ......................... 315<br />

Chancengleichheit .............................. 315<br />

Betrug an den Versicherten? .......... 316<br />

Ulla holt das Füllhorn raus:<br />

10 Prozent mehr für Niedergelassene<br />

........................................ 316<br />

˘ Hoppe: Honorarerhöhung<br />

um zehn Prozent reicht nicht ..... 317<br />

Hauszahnärzte .................................... 317<br />

Tod vor Dänischer Klinik: Medien<br />

diskutieren Sparmaßnahmen ... 318<br />

n berufsständisches<br />

Abschlussfeier der Strukturierten<br />

Fortbildung Implantologie ........ 319<br />

GEZ­Urteil ............................................. 319<br />

»Schnelles Geld ist gutes Geld« ..... 320<br />

foto: pHotocase / maHeeny


Neue Urteile zum 2,3fachen<br />

Steigerungssatz bei analog<br />

bewerteten Rekonstruktionen<br />

in Schmelz­Dentin­Adhäsivtechnik<br />

.............................................. 321<br />

Die Berechnung zahntechnischer<br />

Leistungen ..................................... 322<br />

<strong>Information</strong>en im Mittelpunkt ..... 323<br />

Hartsubstanzverlust am<br />

Kronenrand .................................... 326<br />

Virtuelle Brücke ................................. 328<br />

Hilfe für Birma! .................................. 329<br />

Aktuelles und neue Rechtsprechung<br />

zum zahnärztlichen<br />

Haftpflichtrecht 2008 ................. 329<br />

˘ Leitsätze ...................................... 331<br />

Vorbereitungskurse für<br />

ZFA­Prüfung .................................. 332<br />

Verschärfte Kostenfalle .................... 333<br />

KZVN­Vertreterversammlung ....... 334<br />

Im Notfall Herzmassage ohne<br />

Beatmung möglich ....................... 353<br />

n ALtersversOrgungswerk<br />

ZfN­Klage abgewiesen ..................... 336<br />

n wissenschAft<br />

Master of Dog Halitosis .................... 338<br />

Mundgeruch? Nein danke! ............. 340<br />

FVDZ­Zeitschrift: Der Zahnarzt als<br />

Versicherungsberater? ................ 342<br />

n dies & dAs ............................ 343<br />

n presse und medien<br />

Dem Bund fehlen nach<br />

Computerklau heikle Daten ..... 346<br />

Gefahr im Internet:<br />

Gefälschte Arzneien .................... 346<br />

Dicke Luft im Klassenzimmer ........ 346<br />

Chipslette .............................................. 347<br />

Zahnarzt nicht bezahlt:<br />

Quittung für Angeklagten ......... 347<br />

»Historische Wende« im Arzt­<br />

Patientenverhältnis ..................... 347<br />

Kassenverträge im Blick ................... 348<br />

Junge erhält Herzklappe ohne<br />

Operation ........................................ 348<br />

Zweifel an der »eKarte« ................... 349<br />

n terminkALender,<br />

fOrtbiLdung<br />

Termine ................................................. 350<br />

Deutscher Ärztinnenbund e.V. ....... 350<br />

»Die Weiterentwicklung<br />

der Zahnheilkunde ist auf einem guten<br />

Weg«, meint Zahnarzt Erzberger<br />

und plädiert in einem Satire-Aufsatz<br />

für den »Master of Dog Halitosis« …<br />

Seite 338<br />

… aber dann wird’s ernst<br />

Seite 340<br />

speciAL<br />

Die Beilage für das zahnärztliche<br />

Fachpersonal<br />

Schnüffel­Praxis ............................... 2<br />

Geb.­Nr. 517 GOZ ................................ 2<br />

Umfrage: Schlechte Noten für<br />

Gesundheitspolitik ........................ 2<br />

Kostenfalle: Mobil surfen mit<br />

dem falschen Tarif ......................... 3<br />

Zwischenbilanz zum<br />

Rauchverbot: Ältere bleiben zu<br />

Hause, Jüngere trinken mehr ..... 4<br />

Nichtraucherschutz ist<br />

Kinderschutz ................................... 4<br />

Gegen Singlefrust im Gesundheitswesen<br />

Doctor­Dating.de<br />

gestartet ........................................... 5<br />

Lieben Sie einen »gebrauchten«<br />

Mann? ................................................ 5<br />

ZAN Seminarprogramm ................. 6<br />

Zahnärztetag und 4. ZMF­ und<br />

Prophylaxe­Kongress .................... 6<br />

Und dann war da noch … ............... 7<br />

30­jähriges Berufsjubiläum .......... 7<br />

Schon gewusst? ................................. 8<br />

Inhalt 6|08<br />

IV. Göttinger Minisymposium<br />

Mund­, Kiefer­, und Gesichtschirurgie<br />

.......................................... 350<br />

ZAN­Seminarprogramm ................... 351<br />

Termine in den Bezirksstellen ........ 352<br />

Zahnärztetag / 4. ZMF­ und<br />

Prophylaxe­Kongress ................... 352<br />

n persOnALiA<br />

Dr. Karl­Hermann Karstens<br />

wird 60 ............................................. 354<br />

Herzliche Glückwünsche<br />

zum Geburtstag ............................ 354<br />

n dentALmArkt<br />

Implantate: Interaktion von<br />

Biologie und Technik .................... 355<br />

Intuitiv, vielseitig und zukunftsweisend<br />

............................................ 355<br />

Die neue Implantatverpackung ..... 356<br />

n Auf-geLesen ....................... 357<br />

n zkn AmtLich<br />

Wir trauern um unsere<br />

Kollegen ........................................... 358<br />

Telefon­ und E­Mail­Verzeichnis<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

............................................. 359<br />

Ungültigkeit von Zahnarztausweisen<br />

....................................... 359<br />

Aktion »Zahngesunde Schultüte«<br />

der ZKN ............................................. 359<br />

n kLeinAnzeigen ................ 360<br />

impressum ............................... 302<br />

Beilagenhinweis:<br />

Dieser Ausgabe liegt eine Einladung der Europ.<br />

Academy of Implant Dentistry (EAID) zum Implantologie-Symposium<br />

EURO-OSSEO 2008 bei. Wir bitten<br />

um freundliche Beachtung.<br />

Der Umwelt zuliebe gedruckt auf Papier aus<br />

chlorfrei gebleichtem Zellstoff.<br />

Titelgestaltung: Claus F. Weidmüller AGD<br />

Redaktionsschluss ist jeweils der 10. des Vormonats.<br />

Verspätet eingegangene Manuskripte können<br />

nicht berücksichtigt werden. – Anschrift:<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />

Telefon (05 11) 8 33 91-301, Fax (05 11) 8 33 91-106<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 303


kurz & bündig<br />

Neue Versorgungskrise<br />

im NHS<br />

In Großbritanniens staatlichem Gesundheitsdienst<br />

herrscht eine neue<br />

Versorgungskrise. Britische Hausarztpraxen<br />

und Krankenhäuser des<br />

National Health Service (NHS) haben<br />

wegen der hohen Zahl an Zugewanderten<br />

Probleme, die Neubürger medizinisch<br />

zu versorgen. Das Londoner Gesundheitsministerium<br />

hatte die Zahl<br />

der neu nach Großbritannien kommenden<br />

Arbeitskräfte ursprünglich<br />

auf 150.000 geschätzt. Tatsächlich kamen<br />

allerdings bis heute mehr als<br />

700.000 Zuwanderer, um in Großbritannien<br />

zu leben und zu arbeiten. Die<br />

Folge ist, dass die NHS­Primärarztpraxen<br />

und Krankenhäuser nicht genug<br />

Geld zugewiesen bekommen, um die<br />

neuen Patienten zu behandeln. EU­ Patienten<br />

haben in GB das Recht, kostenlos<br />

auf Staatskosten therapiert zu werden.<br />

Zwei Drittel der seit 2004 nach<br />

Großbritannien eingewanderten Arbeitskräfte<br />

kommen aus Polen, so das<br />

Londoner Gesundheitsministerium.<br />

Der britische Ärztebund (British Medical<br />

Association, BMA) bezeichnete die<br />

Versorgungslage in den Einwanderungs­Hochburgen<br />

als »kritisch«. Viele<br />

Hausarztpraxen seien nicht in der Lage,<br />

neue Patienten aufzunehmen. Auch in<br />

den Notaufnahmen der Krankenhäuser<br />

gebe es inzwischen große Versorgungsengpässe.<br />

Gesundheitsminister<br />

Alan Johnson wurde aufgefordert, die<br />

Budgets zu überprüfen. Hausarztpraxen<br />

und Kliniken in Landesteilen mit<br />

überdurchschnittlich hohen Einwanderungszahlen<br />

sollten zusätzliche Mittel<br />

aus dem Gesundheitsetat zugewiesen<br />

bekommen, so die BMA.<br />

FVDZ Frei Fax, Nr. 18/08, 5.5.2008<br />

22 Milliarden West-Zahlungen<br />

an Sozialkassen im Osten<br />

Auch im vergangenen Jahr bleiben<br />

die Sozialkassen in den neuen<br />

Bundesländern weiter auf Überweisungen<br />

aus den alten Bundesländern<br />

angewiesen. Laut Bundessozial­<br />

304 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

ministerium sind die West­Zahlungen<br />

2007 wieder um mehr als eine Milliarde<br />

Euro auf 22 Milliarden Euro gestiegen.<br />

So viel Zuschüsse aus dem Westen<br />

bekam der Osten 2007: Rentenversicherung<br />

13,8 Milliarden Euro, Arbeitslosenversicherung<br />

4,3 Milliarden Euro,<br />

Krankenkassen: 3,9 Milliarden Euro.<br />

Insgesamt haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />

im Westen zwischen 1991<br />

und 2007 sogar 404 Milliarden Euro an<br />

Sozialbeiträgen an die neuen Länder<br />

gezahlt, davon allein 216 Milliarden Euro<br />

in die Arbeitslosenversicherung und<br />

164 Milliarden Euro in die Rentenversicherung.<br />

FVDZ Newsletter, 14.5.2008<br />

Studie:<br />

Ombudsmann hat<br />

Hochkonjunktur<br />

Private Krankenversicherer werden<br />

immer rigoroser, wenn es um die<br />

Regulierung von Versicherungsfällen<br />

geht. Was Versicherungskunden<br />

bereits zu spüren bekommen haben,<br />

schlägt sich auch beim PKV­Ombudsmann<br />

nieder. Der Schlichter bekommt<br />

zunehmend Arbeit. Im vergangenen<br />

Jahr gingen fast 4000 Beschwerden<br />

ein, das waren 13 Prozent mehr als im<br />

Jahr zuvor. 28,5 Prozent der Beschwerden<br />

endeten mit einem vollen oder<br />

teilweisen Erfolg der Beschwerdeführer.<br />

Das waren deutlich weniger als die<br />

35,6 Prozent im Jahr 2006. Erfolglos<br />

bleiben etwa Beschwerden, die sich gegen<br />

Prämienerhöhungen richten.<br />

»Aufgrund der rasant steigenden<br />

Gesundheitskosten ist es den Versicherern<br />

nicht mehr möglich, Kulanzleistungen<br />

in dem Umfang zu erbringen,<br />

wie dies noch vor einigen Jahren der<br />

Fall war«, heißt es im Tätigkeitsbericht<br />

2007 des PKV­Ombudsmanns. Um stabile<br />

Ausgaben und damit stabile Beiträge<br />

zu erreichen, versuchten die Versicherer,<br />

dem Anspruchsdenken der<br />

Kunden und der Leistungsausweitung<br />

von Seiten der Anbieter mit strengeren<br />

Prüfungen zu begegnen. Die meisten<br />

Beschwerden bezogen sich 2007 mit 80<br />

Prozent auf die Vollversicherung. Bei<br />

ihnen wiederum ging es in 26,1 Prozent<br />

der Fälle um die Frage der medizinischen<br />

Notwendigkeit einer Leistung.<br />

FVDZ Frei Fax, Nr. 19/08, 13.5.2008<br />

Deutsche geben mehr für<br />

Gesundheit aus<br />

Im Jahr 2006 haben die Deutschen<br />

mehr Geld für ihre Gesundheit ausgegeben.<br />

Nach Angaben des Statistischen<br />

Bundesamtes stiegen die Ausgaben<br />

insbesondere für die Vorsorge.<br />

Dies liegt allerdings nicht an den Bürgern<br />

selbst. Die Ausgaben für die Gesundheit<br />

sind 2006 bundesweit um 2,4<br />

Prozent gestiegen. Sie beliefen sich auf<br />

insgesamt 245,0 Milliarden Euro, wie<br />

das Statistische Bundesamt am Montag<br />

in Wiesbaden mitteilte. Damit entsprachen<br />

die Ausgaben 10,6 Prozent<br />

des Bruttoinlandsprodukts oder gut<br />

2970 Euro je Einwohner (2005: 2900 Euro).<br />

Die Ausgaben der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung, dem größten<br />

Ausgabenträger, erreichten 2006 139,8<br />

Milliarden Euro und lagen somit 2,9<br />

Prozent über denen des Vorjahres. Die<br />

privaten Haushalte und hilfstätigen<br />

Organisationen gaben mit 33,3 Milliarden<br />

Euro rund 3,4 Prozent mehr aus als<br />

im Jahr 2005. Die private Krankenversicherung<br />

zahlte 22,5 Milliarden Euro der<br />

Gesundheitsausgaben. Überdurchschnittliche<br />

Ausgabensteigerungen<br />

um 4,4 Prozent gab es bei der Prävention<br />

und dem Gesundheitsschutz, für<br />

den 2006 9,3 Milliarden Euro aufgewendet<br />

wurden. Grund dafür war unter<br />

anderem die Zunahme der Ausgaben<br />

für Früherkennungsmaßnahmen<br />

und Präventionsleistungen, die von der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung getragen<br />

werden. FVDZ Newsletter, 6.5.2008<br />

Weniger Todesfälle<br />

durch Behandlungsfehler<br />

als gedacht<br />

Deutlich niedriger als häufig angenommen<br />

ist die Zahl der Behandlungsfehler<br />

und der durch<br />

sie verursachten Todesfälle in deutschen<br />

Krankenhäusern. Nach einer Un­


tersuchung des Versicherungsmaklers<br />

Ecclesia in fast 250 Kliniken führt rund<br />

ein Promille aller Behandlungen zu<br />

Schadenersatzansprüchen von Patienten.<br />

Nur bei der Hälfte kommt es tatsächlich<br />

zu einer Zahlung. Hochgerechnet<br />

auf die Bundesrepublik gibt es nach<br />

den Ecclesia­Daten bei 17 Millionen Behandlungen<br />

im Jahr rund 840 Todesfälle,<br />

die auf einen Behandlungsfehler<br />

zurückzuführen sind. »Es gibt sicher eine<br />

hohe Dunkelziffer, viele Patienten<br />

erheben keine Ansprüche«, sagte Ecclesia­Hauptgeschäftsführer<br />

Manfred<br />

Klocke bei der Vorstellung der Untersuchung<br />

in Münster. Aber für die häufig<br />

kolportierte Zahl von 17.000 Todesfällen<br />

durch Behandlungsfehler, die von<br />

US­amerikanischen Daten auf Deutschland<br />

hochgerechnet wurden, fehle jeder<br />

Beleg. »Die Zahlen von Ecclesia decken<br />

sich mit unseren Erfahrungen aus<br />

der Gutachterkommission«, bestätigte<br />

der Präsident der Ärztekammer Westfalen­Lippe<br />

Dr. Theodor Windhorst.<br />

FVDZ Newsletter, 22.4.2008<br />

Zänd.de –<br />

Aktueller geht’s nicht<br />

Der Zahnärztenachrichtendienst<br />

liefert unter www.zaend.de aktuell<br />

die wichtigsten berufspolitischen<br />

Nachrichten und lebhafte<br />

Leserforen. Der FVDZ mit seinen rund<br />

20.000 Mitgliedern kooperiert mit der<br />

erfolgreichen Nachrichtenplattform,<br />

die auch die Branchendienste www.<br />

facharzt.de und www.hausarzt.de betreibt.<br />

Der Zahnärztenachrichtendienst<br />

widmet sich speziell zahnarztrelevanten<br />

Themen. Für die Nutzung ist<br />

lediglich eine Registrierung auf der<br />

Homepage erforderlich. Vollen Zugriff<br />

auf alle Inhalte haben jedoch nur Abonnenten.<br />

FVDZ­Verbandsmitglieder erhalten<br />

einen Rabatt von zehn Prozent<br />

auf den regulären Brutto­Abo­Preis.<br />

Ein eigenes Redaktionsteam bereitet<br />

berufspolitische und zahnmedizinische<br />

Neuigkeiten rasch für den zaend<br />

auf. »Inhaltlich läuft der Zahnärztenachrichtendienst<br />

unabhängig von<br />

allen Verbänden und Körperschaften«,<br />

betont Chefredakteur Dr. Bernd Guzek.<br />

Zweiter wichtiger Teil des Erfolgskonzeptes:<br />

Das riesige Leserforum. »Hier<br />

können Zahnärzte ungestört alles diskutieren:<br />

Von Problemen mit der Praxis­EDV<br />

über das richtige Vorgehen bei<br />

Regressen bis hin zum anonymen<br />

Burn­out­Forum«, erklärt Guzek.<br />

FVDZ Newsletter, 8.5.2008<br />

Hessen<br />

Computerschaden<br />

Bei den diesjährigen Landtagswahlen<br />

in Hessen fiel die Wahlbeteiligung<br />

in Gemeinden mit Wahlcomputern<br />

geringer aus als in Gemeinden<br />

ohne. Das ergibt eine Analyse des<br />

Physikers und Softwarespezialisten Ulrich<br />

Wiesner. Selbst Gemeinden, die<br />

2003 eine durchschnittliche oder überdurchschnittliche<br />

Wahlbeteiligung<br />

melden konnten, liegen unter dem<br />

Durchschnitt ihres Wahlkreises. »Mancher<br />

Wähler, der in der Vergangenheit<br />

Schwierigkeiten mit der Bedienung der<br />

Wahlgeräte hatte, ist in diesem Jahr<br />

vermutlich gleich zuhause geblieben«,<br />

sagt Wiesner. Dazu komme mangelnde<br />

Transparenz einer Computerwahl und<br />

fehlende Überprüfbarkeit des Ergebnisses.<br />

politik & kommunikation, März 2008<br />

zahl des monats<br />

Aids-Hilfe beklagt<br />

Verweigerungshaltung<br />

der Kassen<br />

Die Niedersächsische Aids­Hilfe<br />

hat massive Kritik an den Krankenkassen<br />

geübt, weil diese ihrer<br />

Verpflichtung nur unzureichend<br />

nachkommen, die gesundheitsbezogene<br />

Selbsthilfe zu fördern. Wegen<br />

der seit Monaten ausgebliebenen<br />

Gelder hat die Geschäftsführerin der<br />

Aids­Hilfe, Imke Schmieta, jetzt eine<br />

Haushaltssperre verhängt. Es gebe<br />

keine Planungssicherheit, weil man<br />

nicht wisse, wie viel Förderung die<br />

Aids­Hilfe erhält und wann diese<br />

kommen wird. In den Vorjahren hatten<br />

die Förderzusagen im Frühjahr<br />

vorgelegen; dies sei in diesem Jahr<br />

nicht geschehen. Geplante Angebote<br />

wie Fortbildungen und <strong>Information</strong>sveranstaltungen,<br />

die für eine funktionierende<br />

Selbsthilfearbeit unabdingbar<br />

seien, müssten wegen des<br />

wirtschaftlichen Risikos derzeit ausfallen.<br />

Schmieta befürchtet, dass sich<br />

diese Aktivitäten in der zweiten Jahreshälfte<br />

konzentrieren werden und<br />

damit Kapazitäten kosten, die anders<br />

geplant waren. Auch der Paritätische<br />

schließt sich der Kritik an. Dessen Vorsitzender,<br />

Günter Famulla, forderte<br />

die Kassen auf, ihrer Verpflichtung<br />

umgehend nachzukommen. Es sei<br />

nicht akzeptabel, dass die Einrichtungen<br />

über Monate ohne Unterstützung<br />

auskommen müssen und ihre<br />

wichtige Arbeit nicht im normalen<br />

Umfang leisten können. Hintergrund<br />

ist nach Angaben der beiden Verbände<br />

die zögerliche Umsetzung des seit<br />

Jahresbeginn geltenden Entscheidungs­<br />

und Bewilligungsverfahrens<br />

für die kassenartübergreifende Gemeinschaftsförderung.<br />

Strukturen<br />

und Zuständigkeiten konnten erst in<br />

einem langwierigen Prozess entwickelt<br />

werden – mit entsprechenden<br />

Auswirkungen auf die Einrichtungen<br />

und die betroffenen Menschen, heißt<br />

es. rundblick, 27.5.2008<br />

227.000Arbeitnehmer waren Ende 2006 in deutschen Zahnarzt-Praxen<br />

in Arbeit und Lohn (aktuellste Zahlen der KZBV). Damit beschäftigen wir Zahnmediziner fast soviel Menschen wie<br />

die Deutsche Bahn AG (= 229.000). Pro Zahnarzt/ärztin sind somit ca. drei Mitarbeiter/innen tätig.<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 305


Gesundheitspolitik<br />

Die »Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland« thematisiert in der Ausgabe Mai die<br />

Ursache für zahlreiche politische Fehlentscheidungen, die das deutsche Gesundheitswesen kontinuierlich<br />

gefährden: Die »Bescheuertheit« geht um.<br />

Der Soziologe Prof. Dr. phil.<br />

Rainer Paris widmet sich<br />

in seinem Buch »Gender,<br />

Liebe und Macht« diesem<br />

Phänomen der »Bescheuertheit«<br />

– und die »Neue Allgemeine<br />

Gesundheitszeitung für<br />

Deutschland« erläutert anhand<br />

seiner Thesen, warum<br />

immer wieder politische<br />

Entscheidungen getroffen werden, die<br />

Krankenhäuser ruinieren, Arztpraxen<br />

gefährden und die Arzneimittelsicherheit<br />

untergraben.<br />

Womit das Gesundheitswesen<br />

zu kämpfen hat ...<br />

»Bescheuertheit«<br />

»Bescheuertheit ist ein Syndrom. Es<br />

kennzeichnet einen bestimmten Typus<br />

von Menschen sowie Zustände, die<br />

durch solche Menschen bestimmt werden.<br />

Bescheuertheit hat durchdringende<br />

Kraft. Wo sie an der Macht ist oder<br />

die Ordnungsdeutungen großer Bevölkerungsgruppen<br />

dominiert, kann sie<br />

ganze Gesellschaften verwüsten.«<br />

Prof. Dr. phil. Rainer Paris, Soziologe<br />

an der Fachhochschule Magdeburg<br />

und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze,<br />

beginnt mit dieser Definition seinen<br />

legendären Essay »Bescheuertheit«,<br />

nachzulesen im »Merkur – Deut­<br />

306 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

sche Zeitschrift für europäisches Denken«<br />

Nr. 704, vom Januar 2008.<br />

Auch wenn Rainer Paris die deutsche<br />

Gesundheitspolitik nicht im Fokus<br />

seiner kritischen Betrachtung hatte –<br />

jeder Satz seiner Ausführungen lässt<br />

»Bescheuertheit«<br />

sich anhand der zahlreichen unsinnigen<br />

Reformen, Gesetze und Verordnungen<br />

beweisen, mit denen die Patienten<br />

und die Leistungserbringer im<br />

Gesundheitswesen – Krankenhäuser,<br />

Apotheker, Ärzte, Arzneimittelhersteller,<br />

Kureinrichtungen, Massagepraxen<br />

und Altenheime, um nur einige zu nennen<br />

– seit vielen Jahren zu kämpfen haben.<br />

Viele kämpfen ums Überleben.<br />

Besser geworden ist nichts, auch nicht<br />

für die Versicherten.<br />

»Um sich als kompakte Ideologie<br />

etablieren zu können,<br />

braucht sie (die<br />

»Bescheuer theit«,<br />

Anm. d. Red.) einen<br />

relativ kleinen, überschaubaren<br />

Satz allgemeiner<br />

Aussagen,<br />

(...) deren universale<br />

Gültigkeit niemals bezweifelt werden<br />

darf.« (Rainer Paris)<br />

Der lange Weg zurück<br />

Ein japanisches Sprichwort lautet: »Wenn man nur lange genug am Flusse sitzt, sieht<br />

man eines Tages die Leiche seines Feindes vorbeischwimmen«. Diese Methode, Probleme<br />

zu lösen, nennt man bei uns »Aussitzen«. Aber das dauert. Besser wäre es,<br />

als falsch erkannte Entscheidungen umgehend zurückzunehmen. Aber damit tun sich Politiker<br />

seit jeher schwer. Im Gegenteil, eher geht es nach dem Satz: »Als sie merkten, dass<br />

sie in die falsche Richtung marschierten, verdoppelten sie ihre Anstrengungen.« So auch<br />

in der Frage des Versandhandels von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln per Internet.<br />

Wir wissen alle, dass die Entscheidung falsch war: Die Arzneimittelsicherheit ist gefährdet,<br />

es besteht Gefahr für Leib und Leben der Verbraucher – das Bundeskriminalamt warnt.<br />

Doch die dringend notwendigen politischen Schritte zur Korrektur verlaufen im Sande der<br />

parteipolitischen Taktik. Die CDU in den Ländern will schnell und konsequent handeln, die<br />

FDP will nicht. Sie sitzt am Fluss und wartet. Gesundheit ADHOC 5.5.08 l<br />

Viele kämpfen ums<br />

Überleben.<br />

Besser geworden ist<br />

nichts, auch nicht für<br />

die Versicherten<br />

In der Gesundheitspolitik müssen<br />

es nicht mehrere Aussagen sein, es<br />

reicht eine einzige: »Die Lohnnebenkosten<br />

müssen gesenkt werden.« Es ist<br />

genau dieser eine Satz, der die Rechtfertigung<br />

aller angeblich notwendigen<br />

Eingriffe in das Gesundheitswesen<br />

seitens der Politik<br />

bildet. Der Satz ist einfach,<br />

kurz und überschaubar,<br />

und seine allgemeine Gültigkeit<br />

wagt kein deutscher Politiker anzuzweifeln.<br />

Warum eigentlich nicht?<br />

Es sind in erster Linie die Arbeitgeberverbände,<br />

die diese These unermüdlich<br />

vortragen. Sie scheuen sich<br />

nicht, den Gesundheitssektor – größter<br />

Arbeitgeber in Deutschland, aber mittelständisch<br />

strukturiert und daher<br />

kein ernstzunehmender »Gegner« – lediglich<br />

als »Kostenfaktor« darzustellen,<br />

nicht als qualitativen und beschäftigungspolitischen<br />

Wachstumsmotor.<br />

Sie begrüßen lebhaft<br />

jede noch so unglückliche<br />

»Reform« im<br />

Gesundheitswesen –<br />

auch wenn sie die<br />

mittelständische<br />

Struk tur zerstört. Sie schildern drastisch<br />

die Auswirkung der »im internationalen<br />

Vergleich deutlich überhöhten<br />

gesetzlichen Personalzusatzkosten«<br />

(so der BDA Bundesvereinigung<br />

deutscher Arbeitgeberverbände) auf<br />

Preise, Exporte und den globalen Wettbewerb.<br />

Und sie fordern permanent<br />

die Politik auf, diese Lohnnebenkosten<br />

zu senken.<br />

Ausgeblendet wird, dass die Hälfte<br />

der Lohnnebenkosten tariflich oder<br />

freiwillig vereinbart ist. Wenn es überhaupt<br />

– woran angesichts der negativen<br />

Auswirkungen auf die Qualität der<br />

Gesundheitsversorgung und die Rentenhöhe<br />

in Deutschland durchaus gezweifelt<br />

werden kann – notwendig ist,<br />

»Lohnnebenkosten« permanent zu


senken, hier hätten die Arbeitgeber die<br />

Möglichkeit, selbst zu handeln. Wer<br />

will, möge prüfen, um wie viel die freiwillig<br />

und tariflich verankerten »Lohnnebenkosten«<br />

in den Jahren gestiegen<br />

sind, in denen die Politik durch »Reformen«<br />

mühsam versucht hat, die gesetzlichen<br />

zu senken – und sei es auf<br />

Kosten zahlloser Arbeitsplätze.<br />

Dass der Ruf nach dem Staat bequemer<br />

ist, versteht sich von selbst. Dass<br />

aber billigend in Kauf genommen wird,<br />

dass eine weitgehend hilflos, ratlos<br />

und kopflos handelnde Gesundheitspolitik<br />

das deutsche Gesundheitswesen<br />

ruiniert, dafür müssen auch die Arbeitgeberverbände<br />

die Verantwortung<br />

mittragen.<br />

»Ein Grundmerkmal der Bescheuertheit<br />

ist ihre offensive Schwatzhaftigkeit,<br />

verbunden<br />

mit einem ausgeprägten<br />

Hang zur<br />

Selbstdokumentation.«<br />

(Rainer Paris)<br />

Es spricht für die<br />

Richtigkeit der These<br />

von Prof. Dr. Rainer<br />

Paris, wenn dem unvoreingenommenen<br />

Leser jetzt einige, insbesondere<br />

jüngere »Gesundheitspolitiker«<br />

auf der gesundheitspolitischen<br />

Bühne einfallen. Und es sind durchaus<br />

nicht nur Politiker, sondern auch die ernannten<br />

oder selbsternannten »Experten«,<br />

die sich medienwirksam zu Wort<br />

melden, insbesondere dann, wenn längere<br />

Zeit nicht über sie berichtet wurde.<br />

»Der Bescheuerte (...) braucht vor allen<br />

Dingen handliche Schuldige, die er<br />

an den Pranger stellen und für alles<br />

verantwortlich machen kann (...). Wo<br />

immer sich ein Anlass bietet, rastet die<br />

Empörung ein.« (Rainer Paris)<br />

Empörung rastet zurzeit ein bei<br />

MdB Prof. Karl Lauterbach über eine<br />

durch Befragung von 189 Arztpraxen<br />

im Rheinland von seinem »Institut für<br />

Gesundheitsökonomie und klinische<br />

Epidemiologie« in Köln »bewiesene«<br />

Tatsache, dass ein Privatpatient in einzelnen<br />

Arztpraxen schneller behandelt<br />

wird als ein Kassenpatient. Dass ausge­<br />

Der Bescheuerte<br />

braucht vor allen Dingen<br />

handliche Schuldige,<br />

die er an den Pranger<br />

stellen und für alles<br />

verantwortlich machen<br />

kann<br />

rechnet Lauterbach dieses »Forschungsergebnis«<br />

seines eigenen Instituts<br />

zum Anlass nimmt, sich über diese<br />

»Ungerechtigkeit« zu<br />

empören, verwundert<br />

nicht, hat er<br />

doch in früheren Jahren<br />

als Berater von<br />

Gesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt<br />

selbst an den teilweise<br />

dramatischen finanziellen<br />

Einbußen<br />

für die Arztpraxen<br />

mitgearbeitet: Ohne Privatpatienten<br />

wären viele Arztpraxen pleite, und<br />

10.000 Ärzte arbeiten schon im Ausland.<br />

Der Gipfel: Lauterbach plädiert<br />

jetzt für steuerliche Mittel in Höhe von<br />

drei Milliarden Euro, um die Mediziner<br />

besser zu entlohnen.<br />

»Handliche Schuldige« fand auch<br />

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt<br />

bei der Suche nach Verantwortlichen<br />

für mangelnde Hygiene in deutschen<br />

Krankenhäusern, die angeblich pro Jahr<br />

zu 500.000 Infektionen von Patienten<br />

führen: Ärzte und Personal waschen<br />

sich zu selten die Hände. Jetzt wird eine<br />

große »Aktion saubere Hände« gestartet.<br />

Natürlich ist Hygiene im Krankenhaus<br />

notwendig und wichtig, doch<br />

Prof. Bernhard Ruf, Infektiologe am St.<br />

Georg Krankenhaus in Leipzig, hält die<br />

»Aktion saubere Hände« für »scheinheilig«.<br />

Es waren die Gesundheitspolitiker<br />

selbst, die durch drastische Kürzung<br />

der Mittel und Aufblähung von<br />

Kartellrecht für Krankenkassen<br />

Vertragsbeziehungen zwischen Krankenkassen<br />

und Leistungsanbietern sollen<br />

künftig der Wettbewerbs- und Vergabeaufsicht<br />

durch das Bundeskartellamt unterliegen.<br />

Dies beträfe auch den Bereich der Rabattverträge<br />

für Arzneimittel. In einem Schreiben an das<br />

Bundesgesundheitsministerium verlangt das<br />

Bundeswirtschaftsministerium, das Gesetz gegen<br />

Wettbewerbsbeschränkungen umfassend<br />

auf die Krankenkassen anzuwenden. Die Kontrolle<br />

der wettbewerbsrechtlichen Vorschriften<br />

müsse bei den Kartellämtern und den Kartellgerichten<br />

liegen. Sie müssten dazu auch gegenüber<br />

den Krankenkassen die sonst üblichen Ermittlungs-<br />

und Sanktionsbefugnisse bekommen.<br />

Das Gesundheitsministerium verweist hingegen<br />

auf die Zuständigkeit der Sozialgerichte. Das<br />

Wirtschaftsministerium sieht jedoch die Gefahr<br />

von Interessenkonflikten, wenn die für die Kassen<br />

zuständigen Aufsichtsbehörden auch die<br />

Durchsetzung des Wettbewerbsrechts übernähmen.<br />

Eine Vermischung von Zuständigkeiten unterlaufe<br />

das ausdrückliche Ziel der Gesundheitsreform,<br />

den Wettbewerb im Gesundheitswesen<br />

zu stärken. Um wettbewerbsbeschränkende<br />

Vereinbarungen zwischen den Krankenkassen<br />

auszuschließen, fordert das Wirtschaftsministerium<br />

über die bisher vorgesehene Missbrauchsaufsicht<br />

hinaus auch die Anwendung des allgemeinen<br />

Kartellverbots.<br />

FVDZ Frei Fax, Nr. 19/08, 13.5.2008 l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 307


GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Verwaltungsaufwand genau dieses Ergebnis<br />

mit verursacht haben, für das<br />

sie sich jetzt aus der Verantwortung<br />

stehlen wollen: In den Krankenhäusern<br />

fehlen Geld und Personal und Zeit.<br />

»Die Verblendeten müssen aufgeklärt<br />

und die verrotteten Zustände<br />

durch befreite Verhältnisse abgelöst<br />

werden, für die die Bescheuertheit das<br />

Rezept hat. Dabei sind Agitation und<br />

Propaganda keineswegs Selbstzweck,<br />

sondern stets Mittel der Durchsetzung.«<br />

(Rainer Paris)<br />

Wem fällt in diesem Zusammenhang<br />

nicht der unsägliche »Propagandafeldzug«<br />

von großen Unternehmen,<br />

»Experten« und Politikern für die Notwendigkeit<br />

der Legalisierung des Versandhandels<br />

mit Arzneimitteln ein? Bis<br />

die Politik endlich müde wurde und in<br />

vorauseilendem Gehorsam gegenüber<br />

der Europäischen Kommission (die eine<br />

Streit um Medikamentenrabatte:<br />

Brüssel droht Deutschland mit Klage<br />

Im Streit um Rabattverträge zwischen deutschen<br />

Krankenkassen und Pharmakonzernen<br />

droht die EU-Kommission Deutschland mit einer<br />

Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Es<br />

gehe dabei um Rabatte, die rund 240 gesetzliche<br />

Kassen in Deutschland mit großen Arzneimittelherstellern<br />

aushandelten und dabei europäische<br />

Vorschriften größtenteils außer Acht ließen, teilte<br />

die EU-Behörde heute in Brüssel mit. Die Verträge<br />

hätten enorme Bedeutung, da deutsche<br />

Krankenkassen jährlich 16 Milliarden Euro für<br />

Medikamente ausgäben.<br />

Die Kommission setzte Berlin in dem schon<br />

länger laufenden Verfahren wegen Verletzung<br />

des EU-Vertrags nun ein Ultimatum: Die Bundesregierung<br />

müsse innerhalb von zwei Monaten<br />

reagieren, sonst werde in einem nächsten Schritt<br />

das höchste EU-Gericht eingeschaltet. Einige<br />

Pharmaunternehmen kritisierten Rabattverträge,<br />

weil die Kassen die Verträge teilweise nicht<br />

öffentlich ausgeschrieben hätten. Dadurch würden<br />

kleine Hersteller benachteiligt und drohten<br />

dauerhaft vom Markt gedrängt zu werden.<br />

www.facharzt.de, 6.5.2008 l<br />

308 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

solch weitgehende<br />

Liberalisierung nicht<br />

für notwendig hält)<br />

den gefährlichen und gefährdenden<br />

Versandhandel mit rezeptpflichtigen<br />

Medikamenten via Internet erlaubte.<br />

Wen wundert es da noch, dass die<br />

»verblendete« Öffentlichkeit und die<br />

Politik – noch halten die Deiche – von<br />

den gleichen Protagonisten zurzeit<br />

»aufgeklärt« werden, dass die »verrotteten<br />

Zustände einer jahrhundertelangen<br />

zunftähnlichen Organisation« der<br />

deutschen Apotheken jetzt durch »befreite<br />

Verhältnisse« abgelöst werden<br />

müssen. Jeder sollte Apotheken besitzen<br />

und betreiben dürfen, und zwar so<br />

viele, wie er will. »Aufhebung des<br />

Fremd­ und Mehrbesitzverbotes« heißt<br />

das in der Fachsprache.<br />

Nicht bescheuert waren unsere Vorväter.<br />

Sie bauten neue Krankenhäuser,<br />

Die Verblendeten müssen<br />

aufgeklärt und die<br />

verrotteten Zustände<br />

durch befreite Verhältnisse<br />

abgelöst werden, für<br />

die die Bescheuertheit<br />

das Rezept hat<br />

Schulen und Universitäten,<br />

statt sie zu<br />

schließen oder verkommen<br />

zu lassen, sie holten zweimal<br />

in der Woche den Müll ab, statt ihn in<br />

der Garage zu horten, und die Briefe<br />

kamen pünktlich und vollständig einmal<br />

am Tag und nicht einzeln und umweltschädlich<br />

von morgens sechs bis<br />

abends um zehn. Und sie wussten, dass<br />

nur ein selbstständiger Apotheker in<br />

seiner eigenen Apotheke garantiert,<br />

dass jeder Patient sofort, umfassend<br />

und kompetent beraten wird – bei Tag<br />

und bei Nacht.<br />

NOWEDA eG<br />

Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für<br />

Deutschland, 45143 Essen<br />

Gesundheit Adhoc, 5.5.2008 l<br />

Pharmaverband:<br />

Gesetzgeber versagt in rechtsstaatlicher<br />

Pflicht<br />

Als »unzumutbaren Zustand« bezeichnete Dr. Bernd<br />

Wegener, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pharmazeutischen<br />

Industrie (BPI), die<br />

aktuelle Situation um die<br />

Rabattverträge. »Was hier<br />

abläuft, ist eines Rechtsstaates<br />

unwürdig.«<br />

Dr. Bernd<br />

Wegener<br />

Krankenkassen als öffentliche<br />

Auftraggeber schließen in<br />

einem quasi rechtsfreien<br />

Raum Rabattverträge ohne<br />

internationale und nationale<br />

Wettbewerbs­ und Vergaberegeln zu<br />

beachten«, sagte Wegener heute in<br />

Berlin. Der dafür verantwortliche Gesetzgeber<br />

schweige ganz bewusst. Kleine<br />

und mittlere Unternehmen gingen<br />

in Konkurs, weil sie aus dem Markt gedrängt<br />

würden. »Der Gesetzgeber ver­


sagt in seiner rechtstaatlichen Pflicht,<br />

konsistente Wettbewerbsregeln vorzugeben<br />

und durchzusetzen«, betonte<br />

der Verbandschef.<br />

Die Bayerische Staatsministerin<br />

Christa Stewens forderte laut BPI in einem<br />

Schreiben an das Bundesgesundheitsministerium,Bundeswirtschaftsministerium<br />

und an den Bundesminister<br />

für besondere Aufgaben eine Beseitigung<br />

der Rechtsunsicherheit. Sie<br />

halte die Anwendung des Wettbewerbs­,<br />

Kartell­ und Vergaberechts in<br />

Bezug auf die Rabattverträge zwischen<br />

Kassen und Pharmaunternehmen für<br />

dringend erforderlich, um für den<br />

Wirtschaftsstandort Deutschland schädigende<br />

Missstände zu beseitigen.<br />

Dieser Forderung schließt sich der<br />

BPI eigenen Angaben zufolge an: Insbesondere<br />

»Portfolioverträge« über die<br />

Gesamtsortimente eines Pharmaunternehmens<br />

seien »Closed­Shop­Verträge«<br />

und damit rechtswidrig. Rechtswidrig<br />

seien auch Klauseln in den Portfolioverträgen,<br />

mit denen neue Generikapräparate<br />

zu abgelaufenen Pa tentwirkstoffen<br />

automatisch Bestandteil<br />

dieser Verträge würden. Weder seien<br />

bei diesen Verträgen öffentliche Ausschreibungen<br />

durchgeführt, noch sei<br />

das in anderen Branchen gesetzlich<br />

vorgeschriebene Verfahren eingehalten<br />

worden. »Trotzdem existieren Rabattverträge<br />

weiter und neue werden<br />

geschlossen, obwohl bereits eindeutige<br />

gerichtliche Entscheidungen vorliegen.<br />

Der Gesetzgeber muss jetzt handeln<br />

und die Aufsichtsbehörden konsequent<br />

einschreiten«, forderte Wegener.<br />

In dem laufenden Vertragsverletzungsverfahren<br />

der EU­Kommission<br />

gegen die Bundesrepublik Deutschland<br />

wegen einer möglichen Verletzung<br />

des EU­Vergaberechts beim Abschluss<br />

von Rabattverträgen habe die<br />

Bundesregierung um Aufschub gebeten,<br />

hieß es weiter. »Damit verzögert<br />

die Regierung eine proaktive Lösung<br />

und treibt kleine und mittlere Pharmaunternehmen<br />

in den Ruin«, monierte<br />

Wegener.<br />

www.facharzt.de, 5.5.2008 l<br />

Übersicht:<br />

Ein Jahr eCard-Ablehnung durch<br />

die Deutsche Ärzteschaft<br />

Als Antwort auf: Gesundheitskarte: Regierung<br />

sieht erhebliche <strong>Information</strong>sdefizite in der<br />

Ärzteschaft<br />

Was ist in dem Jahr seit der<br />

eCard-Debatte von Münster<br />

Mai 2007 und dem ablehnenden<br />

Beschluss des Deutschen<br />

Ärztetages geschehen?<br />

l Zunächst wurde das<br />

Münsteraner Votum<br />

vom IT­Dezernat der<br />

BÄK hilflos und wie<br />

im Schock als »Momentaufnahme«relativiert,<br />

es tauchte<br />

Dr. Axel<br />

Brunngraber<br />

nicht einmal in der Abschluss­PM<br />

des Ärztetages auf! Dann – als nichtärztliche<br />

Akteure und interessierte<br />

Firmen zunehmend offen ihren Unmut<br />

ausdrückten – erfolgte eine nähere<br />

Beschäftigung mit V-35, eine<br />

Exegese des Beschlusses, ob er also<br />

zum Beispiel noch einen Verbleib in<br />

der gematik zuließe?<br />

l Das ganze Jahr hindurch der störrisch<br />

artikulierte Schmidt­Wille zum<br />

Durchregieren: an den ministerialen<br />

Ablaufplänen habe sich nichts geändert,<br />

der Transrapid, äh, die eCard<br />

werde – wie seit Jahren bekannt –<br />

pünktlich starten. Geplante Teststufen<br />

könnten eigentlich wegfallen.<br />

l Der Blick in die angeblich ungestört<br />

weiterlaufenden Tests: was sind das<br />

– für uns als Studien­versierte Ärzte –<br />

bloß für miserable Karikaturen<br />

von Tests! Vor Ort werden die<br />

Tester bis zur Weißglut frustriert,<br />

nichts klappt, sie trauen<br />

der zu testenden Technik<br />

inzwischen zu, »das ambulante<br />

Gesundheitswesen mit einem<br />

Schlage platt zu machen« –<br />

durch Pleiten, Pech und Pannen. Und<br />

durch großzügige Vernichtung von<br />

Zeit, Prozessqualität und Geld.<br />

foto: privat<br />

Wohl gemerkt, immer das der<br />

Anderen…<br />

l Im Februar 2008 laut BMG­<br />

Plan die Ausschreibung für die<br />

Kryptographie-Funktion! Sie<br />

haben richtig gelesen: diese<br />

ist im Frühjahr 2008 noch<br />

nicht einmal ausgeschrieben,<br />

geschweige denn ins Werk gesetzt!<br />

Was wird hier eigentlich<br />

überhaupt in unserem Namen<br />

und zur Zerstreuung un­<br />

serer Bedenken getestet? Ob die Systemkomponenten<br />

mit 220<br />

Volt Wechselstrom harmonieren?<br />

We are not<br />

amused…<br />

l Nach anfänglicher, der<br />

Öffentlichkeit spürbar<br />

missfallender Macher­Hybris<br />

dann die Besinnung auf ein modulares<br />

Vorgehen, vulgo Salami­Taktik.<br />

Heureka: wenn man das trojanische<br />

Pferd vorerst einfach noch ohne<br />

Innenleben auslieferte? Gäbe es<br />

überhaupt noch Widerstand von<br />

Ärzten und Patienten, wenn die<br />

eCard zunächst nur – für immerhin<br />

ca. sechs bis zehn Milliarden Euro –<br />

einfach die alte Krankenversicherungskarte<br />

emulierte? Hätte man<br />

diesen unverdächtigen Fuß erst einmal<br />

in der Tür, dann könnte man<br />

ja peu­a­peu nachsatteln…<br />

l Ein publizistisch (zuletzt<br />

DÄB Heft 18:2008, S. 931) und<br />

auf Veranstaltungen gern<br />

aufgegriffenes Rezept der<br />

Befürworter: man unterstelle<br />

den Kritikern frei erfundene, hanebüchene<br />

Falschbehauptungen über<br />

die eCard, »demaskiere« so ihre Inkompetenz<br />

und stelle dann richtig.<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 309


GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Diese »onanistisch«­selbstbezügliche<br />

Gegenaufklärung will aber<br />

kaum fruchten.<br />

l »Macht die ganze Chause billiger!<br />

Und beschleunigt die Abläufe! Über<br />

Datenschutz und Schweigepflicht<br />

regt sich dann kein Arzt mehr auf.«<br />

Interessanter taktischer Weg,<br />

aber so dumm sind wir Vertragsärzte<br />

denn doch nicht.<br />

»Sagt einfach, die Kostenfrage<br />

sei geklärt. Sagt bei Nachfragen,<br />

das Weitere werde<br />

noch im Einzelnen geregelt. Ärzte<br />

stehen auf so etwas…«<br />

l Auf Messen und IT­Events präsentieren<br />

mittlerweile Kassen und deren<br />

beauftragte Firmen »kleine«<br />

eCards, »kleine« ePatienten­Akten.<br />

Um angesichts einer faktisch oligopolen<br />

Marktaufteilung eine pluralistische<br />

Blüte divergierender<br />

Lösungen vorzugaukeln. Alter<br />

COMECON­Trick trostloser<br />

Planwirtschaftler…<br />

l Lustige Photo­Wettbewerbe<br />

der Kranken Kassen<br />

sollen die Versicherten nun<br />

direkt anlocken – unter anderem<br />

mit USB­Stick­Trash als Prämien. Billigstes<br />

Akzeptanz-Marketing dominiert<br />

so die <strong>Information</strong>: »Ihre Blutgruppe<br />

auf dem Chip! Ihre Gesundheitsdaten,<br />

so übersichtlich wie ein<br />

Schrebergarten!« Man fühlt sich an<br />

Fußball­Sammelalben erinnert,<br />

diesmal eben medizinisch…<br />

l Durch exzessive ICD­Codierung<br />

wurde unseren vormals klassischen<br />

ärztlichen Diagnosen ja bekanntlich<br />

jeglicher <strong>Information</strong>sgehalt ausgetrieben<br />

(»Gesundheitsstörung –<br />

nicht näher bezeichnet«). Inhaltlich<br />

derart gegen Null tendierende Datensätze<br />

sollen nun plötzlich Menschenleben<br />

retten, Therapie­Fehler<br />

verhindern, den Übergang aus Klinik<br />

in Praxis und vice versa glätten!<br />

So etwas glauben Politiker eben ihren<br />

Beratern, von solcher Compliance<br />

träumen wir Ärzte nur!<br />

l Die groteske Umständlichkeit von 3<br />

(!) PINs zwang die Planer zur Reduktion<br />

auf eine PIN, immerhin noch<br />

8­stellig. Folge: Spickzettel-Wirt-<br />

310 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

schaft in der Geldbörse von Oma<br />

Krause, »Wo habe ich meine Brille,<br />

Fräulein, können Sie das mal für<br />

mich eintippen?« Datenschutz, das<br />

war‘s dann wohl! Fingerabdruck­<br />

Scanner als teure Alternative? Wenn<br />

sogar Schäubles Finger bereits vom<br />

CCC gerippt wurde…<br />

l Die Erfahrungen der österreichischen<br />

Kollegen mit der<br />

dortigen ELGA als bereits<br />

eingeführter eCard: die online-Verifikation<br />

des Versicherungsstatus,<br />

also eine tagesaktuelle<br />

Kostenzusage, führt in den<br />

Praxen häufig dazu, dass dieser<br />

plötzlich negiert wird. Wegen interner<br />

Probleme mit den zentralen Versicherten­Stammdaten<br />

ist auf einmal<br />

keine Abrechnung gegeben.<br />

Drei Tage später wird die eCard des<br />

gleichen Patienten dann wieder als<br />

gültig akzeptiert.<br />

l Der im BMG für den IT­Bereich verantwortliche<br />

Abteilungsleiter, Min­<br />

Dir. Norbert Paland, erklärte uns auf<br />

einem Hearing der Ärztekammer<br />

Berlin im Januar 2008, die eCard­<br />

Daten seien v.a. dadurch vor Mißbrauch<br />

geschützt, dass bei Verstoß<br />

im Gesetz hohe Strafen angedroht<br />

würden. Wir antworteten ihm, diese<br />

sensationelle, neuartige Logik<br />

möge man doch zum Beispiel auch<br />

gegen Tötungs­ oder andere Kapitaldelikte<br />

einführen, um so diese<br />

Straftaten grundsätzlich zu beseitigen…<br />

Insgesamt: nichts ist besser geworden,<br />

keine der ärztlichen Forderungen ist<br />

umgesetzt worden, an der gültigen<br />

Beschlusslage sollte derzeit niemand<br />

ohne Not rütteln. Machen wir solche<br />

Fehler wie das kostenlose Inkasso der<br />

Krankenkassen-Gebühr nie wieder!<br />

Und verteidigen wir die derzeitigen<br />

und künftigen Voraussetzungen für<br />

eine freie, unabhängige Ausübung<br />

des Arztberufes im Interesse unserer<br />

Kranken ohne laue Kompromisse!<br />

Dr. Axel Brunngraber, Hannover<br />

(Lieber ein leiser Fluss als ein Lauter<br />

Bach…) www.aerzteforum.de, 6.5.2008 l<br />

BMG muss 8500<br />

Unterschriften<br />

gegen E-Card<br />

entgegennehmen<br />

foto: ippnw<br />

Die IPPNW und das Komitee<br />

für Grundrechte und Demokratie<br />

haben einem<br />

Vertreter aus dem Bundesministerium<br />

für Gesundheit<br />

Freitagmittag, den 16.5.2008 8500<br />

Protestunterschriften gegen die elektronische<br />

Gesundheitskarte übergeben.<br />

Nach Ansicht der Ärzteorganisation<br />

IPPNW verletze die geplante Chipkarte<br />

das Grundrecht auf informationelle<br />

Selbstbestimmung, sagte IPPNW­Vorstand<br />

Matthias Jochheim vor der Übergabe<br />

in Berlin. Auch sei die ärztliche<br />

Schweigepflicht »in gravierender Weise<br />

bedroht«.<br />

In der für alle Bürger verpflichtenden<br />

Gesundheitskarte sei ein »weiterer<br />

Baustein im Übergang vom Sozialstaat<br />

zum Kontrollstaat« zu sehen. Die zentrale<br />

Speicherung sämtlicher Gesundheitsdaten<br />

ermögliche die Überwachung<br />

sowohl der Behandlungsmethoden<br />

der Ärzte als auch der Lebensführung<br />

der Patienten.<br />

Der Sprecher des Gesundheitsministeriums,<br />

Klaus Vater, betonte, weder<br />

die IPPNW noch das Bürgerkomitee<br />

hätten einen Beleg vorweisen können,<br />

wonach die elektronische Gesundheitskarte<br />

zu einem Kontrollstaat führe.<br />

»Vielmehr hat der wegen seiner Kritik<br />

durchaus geschätzte Bundesdatenschutzbeauftragte<br />

keinerlei Einwände<br />

erhoben«, betonte Vater.<br />

www.facharzt.de, 16.5.2008 l


Deutsche Aidshilfe ins Bündnis<br />

»Stoppt die eCard« eingetreten<br />

Appell an den Deutschen Ärztetag<br />

Westerwelle<br />

plädiert für Grundversorgung<br />

und<br />

Marktwirtschaft<br />

Auch die Deutsche Aidshilfe unterstützt jetzt das Bündnis »Stoppt<br />

die eCard«: »Durch die elektronische Gesundheitskarte darf kein<br />

gläserner Patient entstehen«, warnt Sylvia Urban, Vorstand der<br />

Organisation: »Meine Daten gehören zu mir als Mensch, und nicht<br />

auf Server irgendwo im Internet«, fordert sie im Vorfeld des 111.<br />

Deutschen Ärztetages in Ulm. Die elektronische Gesundheitskarte<br />

Das deutsche Gesundheitssystem<br />

ist zu retten: Das<br />

meint der FDP­<br />

Parteivorsitzende<br />

ist dort eines der zentralen Themen<br />

Auf dem Ärztetag des ver­ zu Lasten von Patienten und Ärzten«,<br />

gangenen Jahres hatten die sagt auch Matthias Jochheim, Vorstand<br />

Delegierten die elektroni­ der Vereinigung Internationale Ärzte<br />

sche Gesundheitskarte ab­ für die Verhütung des Atomkrieges/<br />

gelehnt – wie auch schon Ärzte in sozialer Verantwortung e. V<br />

Dr. Guido<br />

Westerwelle<br />

Dr. Guido Westerwelle. Doch<br />

nicht so, wie es Schwarz­Rot<br />

versuchte, sagte Westerwelle<br />

in einem Interview im »Rheinischen<br />

Zahnärzteblatt« (Mai­<br />

Ausgabe). Die Regierung setze<br />

auf Bürokratie und Planwirt­<br />

mehrere Landesparlamente der Ärzte (IPPNW). Silke Lüder, Hausärztin aus<br />

schaft im Gesundheitswesen. »Wir wol­<br />

zuvor. »Trotzdem werden die Arbeiten Hamburg und Sprecherin des Bündnis<br />

len keine staatliche Pflichtversicherung,<br />

vorangetrieben, Ministerin Ulla Stoppt die eCard appelliert an den<br />

sondern eine marktwirtschaftlich orga­<br />

Schmidt und die Führung der Bundes­ Deutschen Ärztetag, den ablehnenden<br />

nisierte Pflichtversicherung«, betonte<br />

ärztekammer ignoriert die demokrati­ Beschluss des Vorjahres zu bekräftigen<br />

Westerwelle.<br />

schen Beschlüsse der Ärzteparlamen­ und das teure und gefährliche Mam­<br />

Westerwelles Ansicht nach muss es<br />

te«, sagt Martin Grauduszus, Präsident mutprojekt zu stoppen.<br />

eine Grundversorgung mit einem dop­<br />

der kritischen Ärzteorganisation »Freie Im Bündnis »Stoppt die eCard« sind<br />

pelten Kontrahierungszwang geben:<br />

Ärzteschaft«.<br />

zusammen mit der Deutschen Aidshil­<br />

»Jeder Bürger muss sich versichern, und<br />

»Den Bürgern wird vorgegaukelt, fe eine Vielzahl von Organisationen zu­<br />

jede Versicherung muss eine Grundver­<br />

dass sämtliche Daten auf der Karte gesammenschlossen. Dazu gehören unsorgung<br />

anbieten«, erklärte Westerwelspeichert<br />

würden. Dabei dient diese ter anderem<br />

le. Darüber hinaus gelte Wahlfreiheit bei<br />

Karte nur als Schlüssel zu gigantischen l Arbeitskreis Vorratsdatenspeiche­<br />

konkurrierenden Tarifen. Ob er Risiko­<br />

Serverfarmen, auf denen dann intimsrung,sportarten versichere, Facharztbehandte<br />

Daten abgespeichert werden, auf die l Chaos Computer Club,<br />

lung, Einzelzimmer, einen Selbstbehalt<br />

rund zwei Millionen Menschen Zugriff l Deutsche Gesellschaft für Versicher­<br />

oder Krankenhaustagegeld möchte, kön­<br />

haben sollen«, warnt er. Dies mache te und Patienten e.V. (DGVP), • Fibrone<br />

jeder Bürger selbst entscheiden.<br />

einzig Sinn für die Krankenkassen und myalgieverband Rheinland­Pfalz<br />

Jeder im Gesundheitswesen habe An­<br />

die IT­Industrie, die sich so Milliarden und Saarland e.V.,<br />

spruch auf Rahmenbedingungen, durch<br />

aus öffentlichen Kassen sichere. l IPPNW – Internationale Ärzte für die<br />

die sich der wissenschaftliche Fortschritt<br />

»Meine Daten gehören zu mir als Verhütung des Atomkrieges/Ärzte<br />

zu Gunsten aller niederschlägt, sagte der<br />

Mensch und sie müssen bei mir blei­ in sozialer Verantwortung e. V.,<br />

FDP­Chef auf die Frage, ob Zahnärzte Anben«,<br />

fordert Urban: »ich muss ent­ l Selbsthilfegruppe »Fibromyalgie­<br />

spruch auf eine moderne Gebührenentscheiden<br />

können, wer sie bekommt. Es Syndrom« Hamburg­Harburg<br />

wicklung entsprechend der wirtschaftli­<br />

ist gegen mein informationelles Selbst­ l Thure von Uexküll­Akademie für inchen<br />

und wissenschaftlichen Entwickbestimmungsrecht,<br />

wenn so intime tegrierte Medizin,<br />

lung hätten. »Ich persönlich empfinde es<br />

Daten gezielt gewonnen werden und l Freie Ärzteschaft e.V<br />

als alarmierend, dass heute tausende<br />

vielleicht bald von Kassen, Arbeitge­ l NAV Virchow­Bund – Verband der<br />

Ärzte und andere Medizinbeschäftigte<br />

bern und anderen interessierten Grup­ niedergelassenen Ärzte Deutsch­<br />

Deutschland verlassen«, monierte Wespen<br />

auswertet werden dürfen. Menlands,terwelle. Durch die bürokratische Staatsschen<br />

mit schweren Erkrankungen wie l Bundesverband der Ärztegenossenwirtschaft,<br />

die von der schwarz­roten<br />

Aids müssen eine Chance behalten«. schaften,<br />

Bundesregierung angesteuert werde,<br />

»Die elektronische Gesundheitskar­ l Freier Verband Deutscher Zahnärz­<br />

werde nichts besser, aber alles teurer.<br />

te ist ein unseriöses Milliardenprojekt te www.facharzt.de, 18.5.2008 l<br />

www.zaend.de, 8.5.2008 l<br />

foto: zkn-arcHiv<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 311


GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Die Präsidentenkandidatin, Transparency und Ratiopharm:<br />

Dubiose Methoden bei Spendenakquise?<br />

Mit dubiosen Methoden<br />

soll Gesine Schwan bei<br />

einem Pharmakonzern<br />

um eine Spende geworben<br />

haben. Das<br />

berichtet wiwo.de. Schwan soll für ihren<br />

Mann Peter Eigen, den Gründer von<br />

Transparency International, dem<br />

Pharmaunternehmen Ratiopharm gegen<br />

eine Spende angeboten haben,<br />

den Ruf des Unternehmens zu verbessern.<br />

Als Hoffnungsträger der SPD bringt<br />

sie sich und ihren Mann, der als moralische<br />

Instanz für Transparenz im Wirtschaftsleben<br />

galt, in Erklärungsnot,<br />

schreibt wiso.de. Der WirtschaftsWoche<br />

liege ein Briefwechsel zwischen<br />

Schwan und der Geschäftsführung von<br />

Ratiopharm vor, der belege: Schwan<br />

bot zusammen mit ihrem Mann Hilfe<br />

an, den Ruf des Pharma­Unternehmens<br />

zu verbessern. In dem Kontext<br />

habe sie Ratiopharm nahegelegt, eine<br />

Viadrina­nahe Einrichtung mit einem<br />

»nennenswerten Betrag« zu unterstützen<br />

– was die Firma als »Kopplung« von<br />

Dienstleistung und Spende empfand<br />

und ablehnte. Schwan weist dies als<br />

»Fehlinterpretation« zurück.<br />

Die angestrebte Vereinbarung zwischen<br />

dem Ulmer Unternehmen Ratiopharm<br />

und dem Ehepaar schien laut<br />

wiwo.de eigentlich ziemlich einfach:<br />

Schwan und ihr Ehemann bringen ihre<br />

persönliche Reputation und das Renommee<br />

der Viadrina ein. Sie bieten<br />

sich in dem Brief an, der Firma nach einigen<br />

Skandalen wieder »uneingeschränkte<br />

Glaubwürdigkeit« zu verschaffen.<br />

Im gleichen Atemzug regt<br />

Schwan eine Spende an. Spenden in<br />

den direkten Zusammenhang von<br />

Dienstleistungen zu stellen, ist gemäß<br />

Steuer­ und Gemeinnützigkeitsrecht<br />

aber zumindest fragwürdig. Schwan<br />

erklärte gegenüber der Wirtschafts­<br />

Woche, eine klare Einordnung »wäre<br />

selbstverständlich auch in dem Fall erfolgt,<br />

wenn überhaupt eine Kooperation<br />

zustande gekommen wäre«.<br />

312 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Wasser predigen ...<br />

2007 hatte Firmenerbe Philipp<br />

Merckle die ehemalige SPD­Präsidentschaftskandidatin<br />

für mehrere Vorträge<br />

im Rahmen einer Initiative »World<br />

in Balance – Aufbruchtour«engagiert.<br />

Für die Vorträge gab es, wie Schwan<br />

der WirtschaftsWoche bestätigt, »zweimal<br />

10.000 Euro, die ich als Spende auf<br />

eine Kostenstelle im Haushalt der Viadrina<br />

erhalten habe«. Bei den »Worldin­Balance«­Veranstaltungen<br />

lernten<br />

sich Schwan, Eigen und die Ratiopharm­Führung<br />

kennen. Das Unternehmen,<br />

das wegen dubioser Vertriebspraktiken<br />

in Negativ­Schlagzeilen<br />

geraten war, habe in dem Ehepaar<br />

wichtige Unterstützer zur Verbesserung<br />

der Firmenkultur gesehen.<br />

Schwan und ihr Ehemann bringen<br />

ihre persönliche Reputation und<br />

das Renommee der Viadrina ein.<br />

Sie bieten sich in dem Brief an,<br />

der Firma nach einigen Skandalen<br />

wieder »uneingeschränkte Glaubwürdigkeit«<br />

zu verschaffen. Im<br />

gleichen Atemzug regt Schwan eine<br />

Spende an<br />

foto: cfw.-arcHiv / ingseyfs<br />

Ratiopharm­Geschäftsführer Lehmann<br />

habe am 11. Juni einen euphorischen<br />

Brief an Schwan, in dem er auf<br />

die »Ausgangsgespräche« mit Transparency­International­Beirat<br />

Peter Eigen<br />

und Pharma­Kritiker Peter Schönhöfer<br />

hinwies. Dabei sei es darum gegangen,<br />

wie man »gemeinsam« und »äußerst<br />

neutral« neue »gesundheitspolitische<br />

Ansätze definieren kann, die dem Patienten,<br />

dem System, der Politik, der Industrie<br />

und der Zivilgesellschaft helfen,<br />

neue und balancierte Ansätze zu<br />

finden«.<br />

Schwan habe erläutert, wie die Hilfe<br />

von ihr und Transparenz­Experte Eigen<br />

zur Imageverbesserung aussehen<br />

könnte: »Wir könnten Sie dabei unterstützen,<br />

saubere Mitstreiter zu finden<br />

und ein System der good governance<br />

und eines öffentlich transparenten<br />

»Code of Conduct« zu stärken, das Ihnen<br />

eine uneingeschränkte Glaubwürdigkeit<br />

verschafft, die sie jetzt nicht haben.«<br />

Zu dieser Unterstützung »könnte<br />

entscheidend beitragen, dass ratiopharm<br />

bzw. Herr Dr. Merckle – unabhängig<br />

von ihren akuten Geschäftsinteressen<br />

und uneigennützig – unsere<br />

Humboldt­Viadrina School of Governance<br />

mit einem nennenswerten Betrag<br />

unterstützen.«<br />

Die Antwort von Ratiopharm laut<br />

wiwo.de: »Aus Sicht von Herrn Dr.<br />

Merckle ist die Koppelung beider Projekte<br />

in Form eines bezahlten Kontextes<br />

schlichtweg unmöglich«.<br />

Gegenüber der Nachrichtenagentur<br />

dpa bestätigte die Präsidentin der<br />

Frankfurter Viadrina­Uni, die über<br />

»Die Gesellschaftskritik von Karl Marx.<br />

Philisophische und politökonomische<br />

Vorraussetzungen« habilitiert hat,<br />

dass sie Kontakte zu Ratiopharm hatte<br />

und auch um eine Spende bat. Es sei<br />

aber nie darum gegangen, das Image<br />

des Konzerns aufzubessern, sondern<br />

um die Befolgung klarer ethischer Regeln<br />

im Pharmasektor.<br />

www.facharzt.de, 24.5.2008 l


Die Saubermänner der Linken Partei<br />

Wieder einmal muss sich der Vorzeige- und Salonkommunist Gregor Gysi von der Linken Partei für<br />

seine Rolle, die er im SED-Staat gespielt hat, öffentlich verantworten<br />

In der ehemaligen DDR war<br />

Herr Gysi Vorsitzender der<br />

Rechtsanwaltskollegien.<br />

Diese herausragende Position<br />

konnte man in der<br />

DDR ohne Rückendeckung des<br />

Staates, der SED und der Stasi<br />

nicht inne haben.<br />

Nunmehr steht offensichtlich<br />

zweifelsfrei fest, dass Herr<br />

Dr. Ulrich Keck Gysi seine Mandanten, die er<br />

als Rechtsanwalt in der DDR vertreten<br />

hat, im Auftrag der Stasi bespitzelt und<br />

an die Stasi verraten hat.<br />

Prominentester Mandant und somit<br />

das prominenteste Opfer des Herrn<br />

Gysi war Robert Havermann.<br />

Nach dem Verständnis in unserer<br />

Demokratie in der Bundesrepublik<br />

Deutschland ist das Verhältnis zwischen<br />

Rechtsanwalt und Mandant ein<br />

Vertrauensverhältnis. Derjenige Rechtsanwalt,<br />

der in einem Rechtsstreit der<br />

gegnerischen Partei dient, wird mit<br />

Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren bestraft.<br />

Eine Person, die ihre Mandanten bespitzelt<br />

hat, gehört nicht in den Deutschen<br />

Bundestag und sollte kein Volksvertreter<br />

sein.<br />

Ein Volksvertreter hat neben seinen<br />

Aufgaben auch eine Vorbildfunktion<br />

auszuüben.<br />

Herr Gysi hat sich offensichtlich eines<br />

Verhaltens schuldig gemacht, das<br />

ihn außerdem unwürdig erscheinen<br />

lässt, den Beruf des Rechtsanwalts weiterhin<br />

auszuüben.<br />

Herr Gysi ist aber nicht das einzige<br />

Mitglied der Linkspartei, das im Unrechtsregime<br />

der ehemaligen DDR eine<br />

Führungsfunktion inne hatte und damit<br />

die Toten an der Mauer, die Folterung<br />

Andersdenkender und all das andere<br />

Unrecht in der DDR mit zu verantworten<br />

hat.<br />

Auch Dietmar Bartsch, Bundesgeschäftsführer<br />

der Linken, war ein hoher<br />

foto: zkn-arcHiv<br />

foto: pHotocase / mamre · composing: weidmueller.cc<br />

SED­Funktionär in der DDR.<br />

Lothar Bisky, einer der Vorsitzenden<br />

der Linken Partei, wurde wegen seiner<br />

DDR­Vergangenheit trotz mehrerer Anläufe<br />

nicht zum Vizepräsident des<br />

Deutschen Bundestages gewählt.<br />

Die Linke Partei<br />

l verklärt immer noch die Stasi<br />

und die Mauer an der innerdeutschen<br />

Grenze<br />

l hat Verständnis für Hamas­Angriffe<br />

auf Israel<br />

l hebt die Ultrakommunistin Sarah<br />

Wagenknecht wieder aufs<br />

Schild<br />

l und akzeptiert die kommunistische<br />

Plattform und das Marxistische<br />

Forum, die unseren Staat<br />

und unsere Wirtschaftsordnung<br />

ablehnen und einem totalitären<br />

System das Wort reden.<br />

Unverholen tönt es aus der niedersächsischen<br />

Linken, dass man die Stasi<br />

wieder einführen sollte.<br />

Derjenige, der die Linke wählt, muss<br />

sich darüber im Klaren sein, dass er damit<br />

auch das Obige billigt und unterstützt.<br />

Ich hoffe, dass allen Mitgliedern der<br />

Linken Partei, die der Stasi und dem<br />

SED­Unrechtsregime der ehemaligen<br />

DDR gedient haben, wie Herrn Gysi,<br />

bald die Maske vom Gesicht gerissen<br />

wird.<br />

Es ist eine Schande, dass noch nicht<br />

einmal 20 Jahre nach dem Mauerfall eine<br />

Partei in Deutschland mit denselben<br />

führenden Köpfen wieder erstarkt, die<br />

soviel Leid und Unrecht über andere<br />

gebracht hat.<br />

So konsequent wie die Vertreter der<br />

NPD von Presse und Politik immer wieder<br />

als ewig gestrige gebrandmarkt<br />

werden, die für ein System stehen, das<br />

in Deutschland nie wieder entstehen<br />

darf, so zurückhaltend gerieren sich<br />

dieselben Leute, wenn es um die Vertreter<br />

der Linkspartei geht, die ebenfalls<br />

ein System verklären und immer<br />

noch vertreten, das sich in Deutschland<br />

ebenfalls nie wieder breit machen<br />

darf.<br />

Ich hoffe, dass mit der Affäre Gysi eine<br />

Wende im Umgang mit der Linkspartei<br />

eintreten wird. Dr. Ulrich Keck<br />

Mitglied im Landesvorstand <strong>Niedersachsen</strong><br />

des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte l<br />

Ein Volksvertreter hat<br />

neben seinen Aufgaben<br />

auch eine Vorbildfunktion<br />

auszuüben<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 313


GESUNDHEITSPOLITIK<br />

KVBW:<br />

Kampagne<br />

gegen Gesundheitsfonds<br />

erhält Unterstützung<br />

von<br />

Landespolitikern<br />

Prof. Dr. Achim<br />

Hoffmann-Goldmayer<br />

foto: kv Baden-württemBerg<br />

Für Ihre<br />

Kampagne<br />

»Gesundheitsfonds<br />

– so nicht«<br />

hat sich die KassenärztlicheVereinigung<br />

(KV) Baden­<br />

Württemberg Beistand<br />

aus der Politik<br />

geholt: Der<br />

Landesfraktionschef<br />

der SPD, Claus<br />

Schmiedel, der Vorsitzende der FDP/<br />

DVP­Landtagsfraktion, Dr. Ulrich Noll,<br />

und der Fraktionschef von Bündnis 90/<br />

Die Grünen, Winfried Kretschmann<br />

unterstützten die Initiative ausdrücklich,<br />

teilte die KV Baden­Württemberg<br />

heute in Stuttgart mit.<br />

»Wir nehmen jede Unterstützung<br />

gerne an und sind für jeden konstruktiven<br />

Vorschlag zur Vermeidung einer<br />

Verschlechterung der medizinischen<br />

Versorgung in Baden­Württemberg<br />

durch den Gesundheitsfonds offen«,<br />

erklärte KV­Chef Dr. Achim Hoffmann­<br />

Goldmayer.<br />

Anfang Mai hatten die Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen Bayerns und Baden­Württembergs<br />

die Kampagne<br />

»Gesundheitsfonds – so nicht« vorgestellt.<br />

Damit wollen die Körperschaften<br />

gegen ihrer Ansicht nach drohende<br />

Mittelabflüsse aus den beiden Bundesländern<br />

durch den Fonds protestieren.<br />

In welcher Form die Politiker die Kampagne<br />

unterstützen wollen, konnte die<br />

KV Baden­Württemberg auf Anfrage<br />

vorerst nicht sagen.<br />

www.facharzt.de, 19.5.2008 l<br />

314 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Das politische Versprechen ...<br />

... der politische Versprecher?<br />

Eines der grundlegenden Prinzipien<br />

unserer parlamentarischen<br />

Demokratie ist die Unabhängigkeit<br />

der Abgeordneten. Nach Artikel 38<br />

unserer Verfassung sind Abgeordnete<br />

»Vertreter des ganzen Volkes,<br />

an Aufträge und Weisungen nicht<br />

gebunden und nur ihrem Gewissen<br />

unterworfen«<br />

Dr. Joachim<br />

Hüttmann<br />

foto: sH-aktuell<br />

Für die Väter des<br />

Grundgesetzes galt<br />

das grundsätzlich und<br />

nicht nur in Einzelfragen<br />

wie Abtreibung<br />

oder Stammzellforschung.<br />

Das Institut des »Fraktionszwangs«<br />

– wenngleich im Bewusstsein<br />

der Bundesbürger<br />

als gegeben und offenbar unvermeidlich<br />

akzeptiert – war<br />

und ist nicht vorgesehen.<br />

Wer als Abgeordnete/­r von diesem<br />

grundlegenden Recht Gebrauch macht,<br />

lebt allerdings – zunächst politisch –<br />

gefährlich. Die Darmstädter Landtagsabgeordnete<br />

Dagmar Metzger hatte<br />

nach der Landtagswahl in Hessen darauf<br />

bestanden, dass die Zusage der<br />

Spitzenkandidaten Ypsilanti vor der<br />

Landtagswahl, nicht mit der Linken zusammenzuarbeiten,<br />

eingehalten wird.<br />

Wegen des knappen Wahlausganges<br />

wurde sie so zum Stolperstein für den<br />

Machtwechsel am Main und ihre politische<br />

Karriere kann wohl als beendet<br />

angesehen werden.<br />

Ein junger CDU­Bundestagsabgeordneter<br />

aus Rheine in Nordrhein­<br />

Westfalen erinnerte sich an die letzten<br />

mühsam als Kompromiss gefundenen<br />

Korrekturen des Generationenvertrages.<br />

Ausgestattet mit einem Direktmandat,<br />

kritisierte Jens Spahn seine eigene<br />

Partei dafür, dass sie sich leichtfertig<br />

vom Rentenkompromiss verab­<br />

schiedete und offenbar aus<br />

wahltaktischen Gründen die Aussetzung<br />

des Riester­Faktors für die anstehende<br />

Rentenerhöhung beschloss. Er<br />

soll dafür Morddrohungen erhalten<br />

haben. Seine politische Zukunft ist<br />

trotz der Sympathie der Kanzlerin ungewiss.<br />

Die Beurteilung und Bewertung von<br />

Verantwortung und Verlässlichkeit obliegt<br />

letztlich dem Wähler. Die »Volksvertreter«<br />

vertreten das Volk – nicht<br />

Parteien. (Warum wird das Wort »Volk«<br />

eigentlich immer mehr zum Schimpfwort?)<br />

Die Parteien wirken laut Grundgesetz<br />

an der Willensbildung mit.<br />

Der SPD­Bundestagsabgeordnete<br />

Wolfgang Wodarg, vormals Amtsarzt<br />

in Flensburg, war besonders eifrig mit<br />

der Forderung nach Konsequenzen, als<br />

der Verdacht verbreitet wurde, Privatversicherte<br />

würden gegenüber Kassenpatienten<br />

bei der Organtransplantation<br />

bevorzugt. Eilfertig forderte er GKV­<br />

Versicherte dazu auf, in ihrem Organspendeausweis<br />

zu vermerken, dass sie<br />

Organe nur für Kassenpatienten spenden<br />

würden. Nun wurde das Ergebnis<br />

einer von der Landesregierung Schleswig­Holstein<br />

in Auftrag gegebenen<br />

unabhängigen Untersuchung bekannt.<br />

Sie kommt zu einem vernichtenden Urteil:<br />

Der Vorwurf stellte sich als völlig<br />

unhaltbar heraus. Der Anteil der gesetzlich<br />

Versicherten an den Organempfängern<br />

war im untersuchten<br />

Zeitraum sogar höher, als es ihrem Anteil<br />

an der Bevölkerung entspricht. Ursache<br />

für die Fehldeutung waren erhebliche<br />

Mängel in den von der Deutschen<br />

Stiftung Organspende (DSO) veröffentlichten<br />

Berichten. Sozial ministerin<br />

Gitta Trauernicht kündigte inzwischen<br />

eine Kampagne an, um Vertrauen<br />

zurück zu gewinnen. Ob dazu auch<br />

eine öffentliche Entschuldigung von Dr.<br />

Wodarg gehört, bleibt abzuwarten.<br />

Dr. Joachim Hüttmann<br />

SH-Aktuell, 2/2008, 29.4.2008 l


Ministerin Stolz in Ulm:<br />

Ohne Selbstverwaltung haben wir Staatsmedizin<br />

Die Ministerin für<br />

Arbeit und Soziales<br />

in Baden­<br />

Württemberg,<br />

Dr. Monika Stolz,<br />

hat sich am 20.5.2008 in ihrer<br />

Eröffnungsrede zum 111.<br />

Deutschen Ärztetag in Ulm<br />

für eine starke ärztliche<br />

Selbstverwaltung ausgesprochen.<br />

»Wenn die Selbstverwaltung<br />

scheitert, haben wir die<br />

Staatsmedizin«, erläuterte Stolz. Eine<br />

in Berlin festgelegte Gebührenordnung<br />

könne beispielsweise nie so optimal<br />

sein, wie eine von der Ärzteschaft selbst<br />

erarbeitete Systematik.<br />

Dr. Monika Stolz<br />

» D<br />

ie Entscheidung der EU­<br />

Kommission, die Subventionierung<br />

von Klinik­MVZ<br />

durch Steuergelder zu unterbinden,<br />

wird nur schleppend<br />

umgesetzt«, sagte Verbandschef<br />

Dr. Dieter Conrad in Neuental. Der<br />

Hausärzteverband Hessen forderte, so<br />

schnell wie möglich gleiche Bedingungen<br />

für niedergelassene Ärzte herzustellen.<br />

Hintergrund ist eine Entscheidung<br />

der EU­Kommission aus dem Jahr 2005,<br />

nach der Kliniken eigene MVZ nicht mit<br />

Geldern finanzieren dürfen, die sie aus<br />

foto: ministerium für arBeit und<br />

soziales Baden-württemBerg<br />

Daher sei es gut, dass der<br />

neu EBM von der Selbstverwaltung<br />

erarbeitet worden<br />

sei. »Es ist ein inhaltlich guter<br />

Katalog«, wertete die Ministerin.<br />

Derzeit bewegten der Gesundheitsfonds,<br />

die Honorarneuordnung<br />

sowie das GKV­<br />

WSG zwar die Gemüter. Eine<br />

Verschiebung der Neuregelungen<br />

werde es jedoch nicht<br />

geben. »Für Alternativen gibt es derzeit<br />

keine politischen Mehrheiten.«<br />

In vielen Datails habe sie sich andere<br />

Lösungen gewünscht, ergänzte Stolz.<br />

»Uns wurde trotz beharrlicher Nachfragen<br />

immer noch nicht dargelegt, wie<br />

Steuermitteln erhalten. Doch die Umsetzung<br />

der Regelung geht laut Hausärzteverband<br />

Hessen schleppend voran:<br />

Erst im Juli 2007 habe das Bundesgesundheitsministerium<br />

die Deutsche<br />

Krankenhausgesellschaft davon in<br />

Kenntnis gesetzt. Zudem finde das<br />

Thema erst in jüngster Zeit Eingang in<br />

die Kreistage. »Das heißt, dass Niedergelassene<br />

trotz klarer Entscheidungen<br />

der EU in Sachen MVZ noch immer<br />

Nachteile erleiden«, betonte Conrad.<br />

Der ungleiche Wettbewerb basiert<br />

dem Verband zufolge im Wesentlichen<br />

auf zwei Punkten: Zum einen erstatte<br />

das Bundesland den im Krankenhausplan<br />

eingetragenen Kliniken die Kosten<br />

für Bauten und Geräte. Zum anderen<br />

stünden viele Kommunen und<br />

Landkreise defizitären Krankenhäusern<br />

finanziell bei. »In beiden Fällen ist<br />

nicht auszuschließen, dass dieses Geld<br />

der Steuerzahler auch zur Finanzierung<br />

von MVZ verwendet wurde«, hieß<br />

es weiter. »Damit haben Kliniken seit<br />

der Einführung der MVZ im Jahr 2004<br />

die Finanzierungslage in unserem Land<br />

nach dem Fonds genau aussieht.«<br />

Trotzdem müssten die Gegebenheiten<br />

nun akzeptiert und darauf geachtet<br />

werden, dass die bewährten Strukturen<br />

im System weiter gestärkt würden.<br />

Gerade in Baden­Württemberg sei<br />

der Gesundheitsbereich ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor: Er mache elf Prozent<br />

der Wirtschaftsleistung im Land aus,<br />

und seit dem Jahr 2000 seien die Arbeitsplätze<br />

in diesem Sektor um rund<br />

elf Prozent gestiegen. »Diesen starken<br />

Motor der Wirtschaftsentwicklung<br />

müssen wir erhalten.«<br />

www.facharzt.de, 20.5.2008 l<br />

Chancengleichheit Hausärzteverband Hessen fordert gleiche<br />

Bedingungen für Niedergelassene und MVZ<br />

Vertragsärzte sind nach Einschätzung<br />

des Hausärzteverbands Hessen<br />

auch mehr als vier Jahre nach der<br />

Einführung Medizinischer Versorgungszentren<br />

(MVZ) im Nachteil,<br />

wenn es um deren Finanzierung<br />

geht:<br />

teils bis heute einen ungerechtfertigten<br />

Wettbewerbsvorteil – sowohl bei<br />

der Errichtung als auch beim Betrieb<br />

von MVZ«, kritisierte der Verband.<br />

Die Benachteiligung kann Niedergelassene<br />

nach Ansicht Conrads vor erhebliche<br />

Probleme beispielsweise bei<br />

der Beschaffung von Fremdkapital stellen:<br />

Die Klinik­MVZ seien laut einer<br />

Studie der Deutschen Bank eine massive<br />

Konkurrenz für Niedergelassene,<br />

was wiederum deren Kreditwürdigkeit<br />

senken könne. »Das wir diese Vorteile<br />

der Kliniken mit unserem eigenen<br />

Steuergeld finanzieren dürfen, ist<br />

schon perfide genug. Aussagen etwa<br />

des Uniklinikums Eppendorf, dass die<br />

Krankenhäuser schon 2008 jedes zweite<br />

MVZ stellen wollen, aber sind vor diesem<br />

Hintergrund eine Ohrfeige für alle<br />

Vertragsärzte«, betonte Conrad.<br />

www.facharzt.de, 23.4.2008 l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 315


GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Betrug an den Versicherten? Ulla holt das<br />

2006 hat der Gesetzgeber den Zahnersatz<br />

aus der paritätischen Finanzierung<br />

der GKV durch Arbeitgeber und<br />

Arbeitnehmer heraus genommen<br />

(ebenso das Krankengeld). Stattdessen<br />

muss jeder Versicherte seitdem 0,45<br />

Prozent Beitragsprozent für Zahnersatz<br />

allein zahlen. Diesen Beitrag darf<br />

man wohl zu Recht als zweckgebunden<br />

bezeichnen. Nun ist seither die Nachfrage<br />

nach Zahnersatz so deutlich rückläufig,<br />

dass die Krankenkassen in diesem<br />

Bereich 1,7 Milliarden Euro gespart<br />

haben. Dieses Geld wurde vollständig<br />

dazu verwandt, die Schulden in anderen<br />

Bereichen abzubauen.<br />

Ich sehe hierin eine missbräuchliche<br />

Verwendung der zweckgebundenen<br />

Versicherungsbeiträge. Es hätte nur<br />

zwei ehrliche Verwendungsmöglichkeiten<br />

gegeben. Man hätte den Sonderbeitragssatz<br />

»Zahnersatz« für die<br />

Versicherten senken können oder end­<br />

316 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

lich die Festzuschüsse für Zahnersatz<br />

deutlich anheben können, so dass die<br />

Eigenanteile der Versicherten endlich<br />

sinken würden.<br />

Jetzt ist das Geld der Versicherten<br />

dem zahnärztlichen Bereich jedenfalls<br />

auf Nimmerwiedersehen entzogen.<br />

Dr. Holger Neumeyer<br />

SH-Aktuell, 29.4.2008 l<br />

Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt<br />

Füllhorn raus:<br />

Zehn Prozent<br />

mehr für Niedergelassene<br />

Die Honorare der niedergelassenen<br />

Ärzte in Deutschland<br />

sollen im kommenden<br />

Jahr laut<br />

einem Pressebericht<br />

um rund 2,5 Milliarden<br />

Euro steigen.<br />

Dies berichtet die<br />

»Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung«<br />

(Montagausgabe)<br />

unter Berufung auf<br />

Regierungskreise<br />

foto: zkn-arcHiv<br />

Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt (SPD) wollte<br />

dem Bericht zufolge auf Anfrage<br />

zwar keine konkrete<br />

Größenordnung nennen.<br />

Sie sagte der Zeitung jedoch, dass<br />

der Zuwachs »nach Schätzungen von<br />

Fachleuten um die zehn Prozent« betragen<br />

solle. Im vergangenen Jahr hatten<br />

die gesetzlichen Krankenkassen<br />

den Angaben zufolge mehr als 23 Milliarden<br />

Euro für die ambulante ärztliche<br />

Behandlung ausgegeben.<br />

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />

hatte zuletzt 4,5 Milliarden Euro<br />

mehr verlangt. Ihr Chef Andreas Köhler<br />

forderte in der »Bild«­Zeitung (12.5.<br />

2008) gesetzliche Garantien für die Erhöhung<br />

der Arzthonorare. Eine Aufstockung<br />

um 4,5 Milliarden Euro sei nötig,<br />

um die andauernde Unterfinanzierung<br />

der ambulanten Versorgung auszugleichen.<br />

Vorwürfe, die Kassenärzte<br />

würden deutlich stärkere Einkommenssprünge<br />

machen als ihre Patienten,


Hoppe: Honorarerhöhung um<br />

zehn Prozent reicht nicht<br />

Prof. Dr. Jörg-<br />

Dietrich Hoppe<br />

foto: zkn-arcHiv<br />

Die Bundesärztekammer<br />

hat das<br />

Angebot von Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla<br />

Schmidt über die<br />

zehnprozentige<br />

Honorarerhöhung<br />

für Ärzte als völlig<br />

unzureichend abgelehnt.<br />

»Die Kas-<br />

senärztliche Bundesvereinigung (KBV)<br />

hat eine Versorgungsnotwendigkeit<br />

von 4,5 Milliarden Euro errechnet«,<br />

sagte Ärztepräsident Jörg-Dietrich<br />

Hoppe der »Berliner Zeitung«<br />

(20.5.2008): »Ich denke, das ist realistischer«.<br />

Die Forderung nach 4,5 Milliarden<br />

Euro sei »mehr als gerechtfertigt«.<br />

Die Bundesgesundheitsministerin<br />

hatte eine Erhöhung der Honorare der<br />

niedergelassenen Ärzte um zehn Prozent<br />

oder insgesamt 2,3 Milliarden Euro<br />

vorgeschlagen.<br />

Verträge wie sie zwischen dem<br />

Hausärzteverband und der AOK in Baden-Württemberg<br />

geschlossen werden,<br />

sieht Hoppe nicht als Ausweg aus<br />

einem »völlig unterfinanzierten System«.<br />

Dieser Vertrag, der die Kassenärztliche<br />

Vereinigung umgeht, soll den<br />

Hausärzten eine Einnahmensteigerung<br />

von 53 auf 78 Euro pro Patient erlauben.<br />

»Ich meine, 78 Euro pro Patient<br />

im Quartal ist ja weniger als ein<br />

Schlüsseldienst nimmt, wenn er<br />

nachts um 11.00 Uhr gerufen wird«,<br />

sagte Hoppe: »Insofern ist das keine<br />

Summe, die einen total vom Hocker<br />

reißt.« www.facharzt.de, 20.5.2008 l<br />

wies Köhler zurück. »Die Politik weiß,<br />

dass wir das Geld dringend brauchen.«<br />

Schmidt zerstreute vor dem<br />

am Dienstag in Ulm beginnenden 111.<br />

Deutschen Ärztetag die Sorgen von<br />

Ärzten aus Bayern und Baden­ Württemberg,<br />

sie würden wegen der Honorarreform<br />

und der Einführung des Gesundheitsfonds<br />

weniger bekommen.<br />

»Es wird nicht weniger Geld geben«,<br />

sagte Schmidt der FAZ. Die Ministerin<br />

versicherte, dass der Gesundheitsfonds<br />

zum Start 2009 finanziell gut ausgestattet<br />

werde. »Ich bin auf jeden Fall zu<br />

einem wild entschlossen: Wir starten<br />

in das neue System nicht mit Unterdeckung.«<br />

www.facharzt.de, 18.5.2008 l<br />

foto: prodente<br />

foto: sH-aktuell<br />

Wehren wir uns von Anfang an gegen das Label<br />

»Hauszahnarzt«. Sonst wird es nicht mehr lange dauern,<br />

bis die umfassend ausgebildeten und erfahrenen<br />

Praktiker nach neuen Titeln streben<br />

»Wie findet man einen implantologisch tätigen<br />

Zahnarzt? Die erste Adresse ist der Hauszahnarzt.<br />

Oftmals arbeitet er mit einem Implantologen<br />

Hand in Hand …« – so die Unterschrift zu diesem<br />

Foto aus dem Archiv der Initiative prodente<br />

Hauszahnärzte<br />

Etikettenschwindel im Anmarsch?<br />

Will man gegen eine Gruppe von<br />

Personen eigene Interessen durchsetzen,<br />

so hat es sich bestens<br />

bewährt, dieser Gruppe zunächst<br />

ein weithin sichtbares Etikett zu<br />

verpassen, sie zu stigmatisieren<br />

Wir haben damit<br />

als Zahnärzte<br />

bereits<br />

Er fahr ung<br />

s a m m e l n<br />

dürfen. So sind wir im Privatleben<br />

die »Besserverdiener«<br />

und im Berufsleben die »Leistungserbringer«.<br />

Stutzig und hellhörig zu­<br />

Dr. Holger gleich sollten wir aber werden,<br />

Neumeyer<br />

wenn jetzt schon Mitglieder<br />

unseres eigenen Berufsstandes beginnen,<br />

die Etiketten zu verteilen. Da hat<br />

doch vor einigen Wochen der Kölner<br />

Professor Dr. M. Noack, unter anderem<br />

Chefredakteur der Quintessenz, die<br />

große Mehrzahl der Kollegenschaft zu<br />

»Hauszahnärzten« umetikettiert. Und<br />

damit seine Beweggründe auch gar<br />

nicht lange im Verborgenen bleiben,<br />

hat er noch hinzugefügt »mit eingeschränktem<br />

Behandlungsspektrum«.<br />

Daher weht also der Wind. Die Spezialisten<br />

sollen es machen. Natürlich<br />

für eine bessere Bezahlung. Schließlich<br />

mussten sie viel Geld bezahlen, um sich<br />

von den Professoren mit all den neuen<br />

Titeln schmücken lassen zu können.<br />

Das Geld ist, wie wir in jedem Quartal<br />

auf’s Neue merken, aber nun mal ausgesprochen<br />

endlich. Und deshalb muss<br />

das Geld für die neuen Spezialisten natürlich<br />

von den Zahnärzten mit dem<br />

eingeschränkten Behandlungsspektrum<br />

kommen, den »Hauszahnärzten«.<br />

Kommt Ihnen das alles irgendwie<br />

bekannt vor? Natürlich, genau so ist es<br />

bei den Ärzten gelaufen. Weil der Begriff<br />

Hausarzt so sozial und ethisch<br />

verträglich klang, hat sich keiner der<br />

vielen Doktores Gedanken gemacht,<br />

wohin das laufen würde. Nach Jahren<br />

erst wurde ein Ausweg gefunden und<br />

das Gleichgewicht wieder hergestellt.<br />

Der Allgemeinarzt war geboren und ist<br />

inzwischen selbst zum Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

aufgestiegen.<br />

Lassen wir es erst gar nicht soweit<br />

kommen. Wehren wir uns von Anfang<br />

an gegen das Label »Hauszahnarzt«.<br />

Sonst wird es nicht mehr lange dauern,<br />

bis die umfassend ausgebildeten und<br />

erfahrenen Praktiker nach neuen Titeln<br />

streben. Egal, ob Allgemeinzahnarzt,<br />

Fachzahnarzt für allgemeine<br />

Zahnmedizin oder Fachzahnarzt für<br />

Stomatologie, wir brauchen keines dieser<br />

Etiketten und die Bevölkerung will<br />

die wohnortnahe zuverlässige Versorgung<br />

durch ihre Zahnärztinnen und<br />

Zahnärzte und sonst gar nichts.<br />

Dr. Holger Neumeyer<br />

SH-Aktuell, 29.4.2008 l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 317


GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Zehntausende von Touristen in<br />

ihrem Dänemark-Urlaub ahnen<br />

nicht, dass sie bei ernsthaften<br />

gesundheitlichen Problemen<br />

nahezu aufgeschmissen sind. Die<br />

gediegene Wohlfühl-Atmosphäre<br />

ihrer Ferienhäuser gaukelt ihnen<br />

eine Rundum-Sicherheit vor, die<br />

schnell ins Gegenteil umkippen<br />

kann.<br />

Ich habe das im letzten Jahr mit<br />

einem massiv verletzten Fuß bei<br />

exakt dem gleichen Krankenhaus in<br />

Ringkøbing erlebt. Der Bericht über<br />

die deutsche Touristin erzeugte in<br />

mir sofort ein Déjà-vu-Erlebnis.<br />

Man behandelte mich ebenfalls<br />

nicht und schickte mich nach<br />

langem Hin und Her nach Holstebro.<br />

Unter Überschreitung aller Geschwindigkeits-Regeln<br />

brauchte<br />

mein Fahrer eine gute Stunde, um<br />

das dortige Krankenhaus zu<br />

erreichen.<br />

Das Personal dort war ausgesprochen<br />

freundlich und eine<br />

Rechnung habe ich (vielleicht als<br />

»Kollege«?) nie erhalten. Aber unterwegs<br />

war mir klargeworden: Hätte<br />

ich hier (m)einen Herzinfarkt<br />

erlitten, hätte ich nicht überlebt.<br />

Dr. Julius Beischer<br />

318 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

foto: cfw-arcHiv / p. welt<br />

Touristenmagnet:<br />

Kopenhagen, die Hauptstadt<br />

unseres nördlichen Nachbarn<br />

Dänemark<br />

Tod vor Dänischer Klinik:<br />

Medien diskutieren Sparmaßnahmen<br />

Deutsche und Dänische Medien<br />

beschäftigt seit Wochen<br />

der Fall einer Deutschen,<br />

die in Dänemark vor<br />

dem Krankenhaus starb,<br />

ohne dass Ärzte sie behandelt hätten.<br />

Grund sei unter anderem, dass der im<br />

Allgemeinen von den Deutschen so bewunderte<br />

Wohlfahrtsstaat Dänemark<br />

immer sparsamer sei, berichtet die<br />

»Zeit«. »Es kommt gerade im Sommer<br />

häufig vor, dass Touristen zu uns kommen,<br />

weil sie glauben, ein Krankenhaus<br />

sei noch ein Krankenhaus«, sagte Chefarzt<br />

Nils Thorsgaard.<br />

Viele dänische Krankenhäuser hätten<br />

keine Notaufnahme mehr, schreibt<br />

die Zeitung. Bei einem Notfall müsse<br />

über die Nummer 112 Hilfe gerufen<br />

werden, was Touristen aber nicht immer<br />

wüssten. »Wir sind sehr besorgt«,<br />

sagte der Vorsitzende des Tourismus<br />

Büros, Ole Bøndergaard. 60 Prozent der<br />

Gäste in der Region seien Deutsche.<br />

In Dänemark seien 98 Prozent der<br />

Bürger so versichert, dass sie sich zunächst<br />

von ihrem Hausarzt behandeln<br />

lassen müssten, der sie dann weiter<br />

überweise, berichtet die »Zeit«. Dadurch<br />

hätten in Dänemark viele kleine­<br />

re Hospitäler zusammengelegt werden<br />

können. Außerdem seien sie nur noch<br />

für die Behandlung eingerichtet, nicht<br />

mehr für die Diagnose.<br />

Daher habe der Hilfe suchende Ehemann<br />

der Frau zunächst Mühe gehabt,<br />

in der Klinik überhaupt jemanden zu<br />

finden. Verschärft sei die Situation<br />

noch durch den Streik des Dänischen<br />

Klinikpersonals gewesen und dadurch,<br />

dass an diesem Feiertag nur ein Arzt<br />

Dienst gehabt habe. So sei es dazu gekommen,<br />

dass die Schwester den Mann<br />

zum klinikeigenen Notfalltelefon rund<br />

hundert Meter weitergeschickt habe,<br />

das aber kaputt gewesen sei. Als er gesehen<br />

habe, dass es seiner Frau schlechter<br />

ging, habe er erneut die Schwester<br />

um Hilfe gebeten, die aber auf die Gesetze<br />

verwies, welche ihr das Verlassen<br />

der Station verbäten. Als er mit seinem<br />

Mobiltelefon die Notfallnummer gewählt<br />

habe, habe ihn das dänische Tonband<br />

um Geduld gebeten. Seine Frau<br />

sei dann schon nicht mehr ansprechbar<br />

gewesen. Erst jetzt habe er die Schwester<br />

herausbewegen können, die jedoch<br />

nichts mehr auszurichten vermocht<br />

habe. www.facharzt.de, 6.5.2008 l


Zu den 34 Absolventen dieser<br />

zwei Zyklen gesellten sich<br />

ferner noch acht Teilnehmer<br />

vorheriger Durchgänge, die<br />

ebenfalls ihren Abschluss erwarben.<br />

Wie es mittlerweile schon eine schöne<br />

Tradition ist, erhielten die glücklichen<br />

Absolventen ihre Zertifikate aus<br />

den Händen des zuständigen Vorstandsreferenten,<br />

Dr. Karl­Heinz Düvelsdorf<br />

und des wissenschaftlichen<br />

Leiters der Strukturierten Fortbildung,<br />

Professor Dr. Dr. Henning Schliephake.<br />

Im Rahmen eines gemeinsamen<br />

Abendessens hatten die Teilnehmer<br />

anschließend reichlich Gelegenheit, die<br />

letzten zwei Jahre Revue passieren zu<br />

lassen und Kontakte zu pflegen. Erfreulicherweise<br />

hatten auch einige der<br />

Referenten die Zeit gefunden, an der<br />

Abschlussfeier teilzunehmen und sich<br />

von »ihren« Teilnehmern zu verabschieden.<br />

Wie schon die Zyklen zuvor, zeichnete<br />

sich auch diese Strukturierte Fortbil­<br />

Berufsständisches<br />

Abschlussfeier der<br />

Strukturierten Fortbildung Implantologie<br />

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde am 16. April 2008 im Maritim-Stadthotel in Hannover fanden<br />

zwei Zyklen der Strukturierten Fortbildung Implantologie ihren feierlichen Abschluss<br />

Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf und der wissenschaftliche<br />

Leiter der Strukturierten Fortbildung, Professor Dr.<br />

Dr. Henning Schliephake<br />

foto: m. BeHring<br />

foto: lusH / dreamstime.com<br />

dung Implantologie durch einen hohen<br />

Leistungsstand und ein ausgesprochen<br />

kollegiales – fast schon freundschaftliches<br />

– Miteinander aus.<br />

Die nachstehenden Teilnehmer<br />

konnten ihre Zertifikate in Empfang<br />

nehmen:<br />

Dr. Edzard Bleis, Dr. Michael Bode, Dr.<br />

Claudia Dick, Martin Dierksmeier, Markus<br />

Frank, Dr. Markus Friedrich, Christoph<br />

Friese, Ines Gennermann, Thomas<br />

Haase, Dirk Haesloop, Dr. Susanne Heberer,<br />

Sabrina Kohnke, Helene Kraft, Dr.<br />

Sabine Krettek, Dr. Michael Kroschel,<br />

Ulrike Lattmann, Dr. Marcus Leutloff,<br />

Dr. Jörg Liefke, Kerstin Lorbeer, Dr. Vok­<br />

Ärzte müssen für Fahrten<br />

in einem mit Autoradio ausgestatteten<br />

Privatwagen<br />

von der Wohnung zum Arbeitsplatz<br />

keine zusätzliche<br />

Rundfunkgebühr bezahlen.<br />

Zu diesem Schluss kommt<br />

das Verwaltungsgericht<br />

Stuttgart in einem aktuellen<br />

Urteil:<br />

ke Meyer, Dr. Horst Meyer, Karima Milcke,<br />

Carsten A. Minkus, Ingo Nedderhut,<br />

Thomas Nordbruch, Dr. Christina<br />

Oerding, Regine Overbeck, Dr. Annette<br />

Peter, Dr. Beate Reida, Sigrid Richter, Dr.<br />

Michael Saridakis, Dr. Stefan Scheinert,<br />

Dr. Johannes Schinz, Dr. Franz­Josef<br />

Schraad, Meike Schüddekopf, Volkhard<br />

Simoneit, Dr. Cornelia Stasch­Albers,<br />

Andrea Steffers, Dr. Heike Taubmann,<br />

Carsten Tischler, Per Vogelsang, Falk<br />

Walpuski<br />

Wir gratulieren nochmals herzlich<br />

allen Teilnehmern zum erfolgreichen<br />

Abschluss! Gabriele König /<br />

Michael Behring l<br />

GEZ-Urteil<br />

Mit dem Privatwagen zur Praxis:<br />

Gericht sieht keine zusätzliche GEZ­<br />

Pflicht für Autoradio<br />

Die 3. Kammer des Gerichts<br />

gab der Klage einer Ärztin<br />

statt, die sich juristisch gegen<br />

die Rundfunkgebühren<br />

gewehrt hatte (Az.: 3 K<br />

3393/07). Die Richter ließen jedoch die<br />

Berufung zu.<br />

Die Klägerin betreibt eine Facharztpraxis.<br />

Sie zahlt für ihre privat genutzten<br />

Rundfunkempfangsgeräte Gebühren.<br />

Im Sommer 2006 forderte der Südwestrundfunk<br />

(SWR) jedoch für den<br />

Zeitraum Dezember 1992 bis Juli 2006<br />

weitere Rundfunkgebühren (in Höhe<br />

von 798,23 Euro) für das in ihrem PKW<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 319


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

befindliche Radiogerät. Dieses Fahrzeug<br />

nutzt die Ärztin nur für Privatfahrten<br />

und für Fahrten zwischen ihrer<br />

Wohnung und ihrer Praxis; sie führt<br />

keine Hausbesuche durch. »Der SWR ist<br />

der Ansicht, die Fahrten zwischen Wohnung<br />

und Praxis stellten eine nicht private<br />

Nutzung dar. Dies führe zu einer<br />

Rundfunkgebührenpflicht des in ihrem<br />

PKW befindlichen Zweitgerätes«, informiert<br />

das Gericht in einer Mitteilung<br />

über die Argumente des SWR, welche<br />

die Kammer jedoch nicht überzeugten.<br />

Das Gericht führte aus, Zweitgeräte<br />

(Radio oder Fernseher) in Fahrzeugen<br />

seien nur dann rundfunkgebührenpflichtig,<br />

wenn die Fahrzeuge zu anderen<br />

als privaten Zwecken genutzt würden.<br />

Die Fahrten der Klägerin zwischen<br />

ihrer Wohnung und ihrer Praxis seien<br />

dem privaten Bereich zuzuordnen. Sie<br />

seien der eigentlichen Erwerbstätigkeit<br />

vorgelagert, dienten aber nicht unmittelbar<br />

beruflichen Zwecken. Wie<br />

und mit welchem Verkehrsmittel ein<br />

Berufstätiger zu seinem Arbeitsplatz<br />

gelange, sei in der Regel seine persönliche<br />

»private« Entscheidung. Erst mit<br />

der Ankunft am Arbeitsplatz werde der<br />

Arbeitnehmer, Gewerbetreibende,<br />

Selbständige oder Freiberufler von den<br />

Erfordernissen der Erwerbstätigkeit<br />

bestimmt. Das Wort »privat« grenze in<br />

dieser Gegenüberstellung die Privatangelegenheiten<br />

von denen der Erwerbstätigkeit<br />

ab. Deshalb fielen Fahrten<br />

in einem mit Autoradio ausgestatteten<br />

Privatwagen des Rundfunkteilnehmers<br />

von der Wohnung zum<br />

Arbeitsplatz unter die Zweitgerätefreiheit<br />

(auch bei wechselnden Einsatzorten<br />

oder bei Fahrten zu Fortbildungen).<br />

www.facharzt.de, 7.5.2008 l<br />

320 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

§<br />

Häufig stellt sich Zahnärzten die Frage, in welchem Zeitraum<br />

»Schnelles Geld ist gutes Geld«<br />

Verwirkung von Honoraransprüchen gegen<br />

Patienten<br />

nach Vornahme einer Behandlung sie ihre erbrachten Leistungen<br />

gegenüber ihren Privatpatienten abrechnen müssen. Der Einwand<br />

der Verjährung, auf den sich ein Vertragspartner grundsätzlich<br />

nach Ablauf von 3 Kalenderjahren nach Fälligwerden des Anspruchs<br />

berufen kann, ist aus rechtlichen Gründen in diesen Fällen nämlich<br />

grundsätzlich irrelevant<br />

RA Christian<br />

Gerdts<br />

foto: privat<br />

Dies ist darauf zur<br />

ü ck z uf ühren,<br />

dass die Fälligkeit<br />

der zahnärztlichenHonorarforderung<br />

gemäß § 10 Abs. 1<br />

GOZ erst eintritt, wenn eine<br />

Rechnung erteilt worden ist.<br />

Folge: Wird keine Rechnung<br />

erteilt, droht keine Verjährung.<br />

Dies kann zu dem skurrilen<br />

Ergebnis führen, dass<br />

derjenige Zahnarzt, der vergisst, seine<br />

Leistungen gegenüber den Patienten<br />

abzurechnen, nicht mit dem Verlust<br />

seiner Forderung rechnen muss, da die<br />

Patienten sich nicht erfolgreich auf eine<br />

Verjährung berufen können.<br />

Die Rechtsprechung hat den Patienten<br />

jedoch in einer Vielzahl von Entscheidungen<br />

die Möglichkeit eingeräumt,<br />

sich in Einzelfällen auf eine so<br />

genannte »Verwirkung« der Forderung<br />

seines Zahnarztes zu berufen. Unter<br />

welchen Voraussetzungen dies erfolgreich<br />

gelingen kann bzw. welche Maßgaben<br />

der Zahnarzt zu beachten hat,<br />

um eine Verwirkung und<br />

den damit drohenden Verlust<br />

seiner Forderung auszuschließen,<br />

steht dabei<br />

jedoch nicht eindeutig fest.<br />

Zum Teil wird bereits bei<br />

einem Zeitraum von drei<br />

Monaten zwischen Zeitpunkt<br />

der Behandlung und<br />

der Rechnungslegung eine<br />

Verwirkung diskutiert.<br />

Diesbezüglich kommt ein aktueller<br />

Beschluss des Oberlandesgerichts (OLG)<br />

Nürnberg vom 9.1.2008 (AZ: 5 W<br />

2508/07) zu einem rechtlich gut nachvollziehbaren<br />

Ergebnis: Hiernach sind<br />

Honoraransprüche eines Arztes oder<br />

Zahnarztes jedenfalls dann verwirkt,<br />

wenn dieser mit der Stellung seiner Honorarrechnung<br />

mehr als drei Jahre zuwartet,<br />

nachdem der Patient die Behandlung<br />

unter Berufung auf deren<br />

angebliche Fehlerhaftigkeit unter Androhung<br />

gerichtlicher Schritte abgebrochen<br />

und den Arzt dazu aufgefordert<br />

hat, keine Rechnung zu stellen.<br />

Das OLG hatte sich mit folgender<br />

Ausgangslage auseinanderzusetzen:<br />

Der Kläger, der eine Praxis und Tagesklinik<br />

für Mund­, Kiefer­ und Gesichtschirurgische<br />

Operationen betrieb,<br />

behandelte den Beklagten mit<br />

Implantaten. Der Patient brach die Behandlung<br />

jedoch ab, behauptete die<br />

Fehlerhaftigkeit der Behandlung und<br />

drohte sodann gerichtliche Schritte an,<br />

sollte der Kläger eine Rechnung über<br />

die Behandlung stellen wollen.<br />

N a c h d e m<br />

die möglicherweisebestehendenSchadensersatzansprüche<br />

des Patienten<br />

nach<br />

drei Jahren verjährt<br />

waren, erstellte<br />

der Kläger<br />

zwei Teil­<br />

Zum Teil wird bereits<br />

bei einem Zeitraum von<br />

drei Monaten zwischen<br />

Zeitpunkt der Behand-<br />

lung und der Rech-<br />

nungslegung eine Ver-<br />

wirkung diskutiert


echnungen über insgesamt<br />

62.879,96 Euro für die von<br />

ihm behaupteten Leistungen<br />

und forderte diese von<br />

dem Patienten ein.<br />

Das OLG konnte jedoch<br />

keinen Anspruch des Klägers<br />

feststellen und wies darauf<br />

hin, dass der Kläger seine<br />

Honorarforderung unter<br />

Verstoß gegen Treu und<br />

Glauben (§ 242 BGB) illoyal<br />

verspätet geltend gemacht<br />

habe und damit die Honorarforderung<br />

gegen den Patienten jedenfalls verwirkt<br />

sei. Für eine Verwirkung im Sinne<br />

des § 242 BGB müssen das sog. Zeitmoment,<br />

Umstandsmoment und eine besondere<br />

Schutzwürdigkeit vorliegen. Innerhalb<br />

dieser juristischen Kategorien<br />

hatte das OLG seine Entscheidung begründet.<br />

Für den juristischen Laien<br />

»übersetzt« droht Verwirkung einer<br />

Honorarforderung nach den Argumenten<br />

des OLG jedenfalls dann, wenn folgende<br />

Punkte vorliegen:<br />

l Abrechnung einer zahnärztlichen<br />

Tätigkeit nicht nach Quartalsende<br />

bzw. nicht spätestens nach Ablauf<br />

des Kalenderjahres, in dem die abzurechnende<br />

Tätigkeit stattgefunden<br />

hat, solange kein »sachlicher<br />

Grund« für eine erst danach erfolgte<br />

Abrechnung vorliegt.<br />

l Vorliegen einer vielschichtigen und<br />

komplizierten Behandlung, bei der<br />

der Patient die Rechnung später aufgrund<br />

des Zeitablaufes nicht mehr<br />

nachvollziehen und auf ihre Richtigkeit<br />

hin untersuchen kann, gerade<br />

hinsichtlich einzeln geltend gemachter<br />

Posten.<br />

l Entstehen eines Vertrauensschutzes<br />

zugunsten des Patienten, da dieser<br />

bei überlangem Zuwarten mit<br />

Rechnungsstellung darauf vertrauen<br />

kann, dass er nicht mehr in Anspruch<br />

genommen wird.<br />

Liegen diese Punkte vor, so besteht<br />

zumindest die Gefahr der Verwirkung<br />

der Honorarforderung. Die in der zugrunde<br />

liegenden Entscheidung dargelegte<br />

Ansicht des OLG hält den Arzt zu<br />

einer einigermaßen zeitnahen Abrechnung<br />

an, wie sie bei korrektem und<br />

Ob eine geltend<br />

gemachte Honorarforderungerfolgreich<br />

durchgesetzt<br />

werden kann, muss<br />

also nach wie vor<br />

einzelfallabhängig<br />

überprüft werden<br />

ordnungsgemäßem<br />

Ablauf des<br />

Praxisbetriebes<br />

ohnehin allgemein<br />

üblich ist.<br />

Abweichungen<br />

hiervon aus konkreten<br />

sachlichen<br />

Gründen bleiben<br />

weiterhin möglich.<br />

Dies bedeutet<br />

jedoch, dass<br />

grundsätzlich im<br />

Sinne einer »korrekten und ordnungsgemäßen«<br />

Führung eines Praxisbetriebes<br />

die Rechnungsstellung Quartalsweise<br />

oder jedenfalls am Ende eines<br />

Kalenderjahres erfolgen sollte.<br />

Diese Entscheidung reiht sich ein in<br />

eine Reihe vorher ergangener Urteile<br />

bei vergleichbaren Ausgangslagen.<br />

Nach einem Urteil des LG Frankfurt<br />

(12.2.1997, AZ: 2/16 S 201/96, 2­16 S<br />

201/96) wurde beispielsweise eine<br />

Rechnungsstellung von (»nur«) zwei<br />

Jahren nach der Behandlung nicht als<br />

zu spät angesehen; allerdings wurde<br />

ausdrücklich darauf hingewiesen, dass<br />

es eine Obliegenheit des Zahnarztes/<br />

Arztes sei, die Rechnung »alsbald« zu<br />

stellen, um den Einwand der Verwirkung<br />

zu vermeiden. Auch das OLG Düsseldorf<br />

(Urteil vom 9.7.1992, AZ: 8 U<br />

111/91) hat in seiner Entscheidung klar<br />

gemacht, dass ein Zahnarzt verpflichtet<br />

ist, innerhalb einer »angemessenen<br />

Frist« die Rechnung zu erstellen, um<br />

den Einwand der Verwirkung für sich<br />

auszuschließen.<br />

Ob eine geltend gemachte Honorarforderung<br />

erfolgreich durchgesetzt<br />

werden kann, muss also nach wie vor<br />

einzelfallabhängig überprüft werden.<br />

Dies sollte durch einen kompetenten<br />

juristischen Berater geschehen, um unnötige<br />

Rechtsstreitigkeiten und zusätzliche<br />

Kosten, die im Fall eines Unterliegens<br />

in einem gerichtlichen Verfahren<br />

drohen, zu vermeiden.<br />

Rechtsanwalt Christian Gerdts, Hamburg l<br />

informiert<br />

über<br />

Neue<br />

Urteile<br />

zum 2,3fachen<br />

Steigerungssatz<br />

bei analog bewertetenRekonstruktionen<br />

in Schmelz-<br />

Dentin-Adhäsivtechnik<br />

Beihilfestellen versuchen,<br />

auch unter Bezugnahme auf<br />

einen Hinweis des Bundesministeriums<br />

des Innern<br />

(BMI), die Beihilfefähigkeit<br />

von analog bewerteten Rekonstruktionen<br />

in Schmelz­Dentin­Adhäsivtechnik<br />

auf den 1,5fachen Steigerungssatz zu<br />

beschränken und die Akzeptanz eines<br />

höheren Steigerungssatzes an eine patientenbezogene<br />

Begründung zu<br />

knüpfen.<br />

Die willkürliche Begrenzung auf<br />

den 1,5fachen Steigerungssatz im Rahmen<br />

analog erfolgter Bewertung entbehrt<br />

jedoch gebührenrechtlich jeder<br />

Grundlage.<br />

In diesem Sinn hat bereits das VG<br />

Hannover entschieden (Az.: 13 A 6420<br />

/06, Urteil vom 19.12.2006, s. ZKN Mitteilungen<br />

4/2007, S. 258. Das Urteil ist<br />

noch nicht rechtskräftig, da beim OVG<br />

Lüneburg Berufung eingelegt wurde).<br />

Ebenso hat der VGH Baden­Württemberg<br />

(Az.: 4 S 2090/05, Urteil vom<br />

27.6.2007) zu dieser Thematik unter anderem<br />

wie folgt ausgeführt:<br />

»Auch speziell im Fall der analogen<br />

Anwendung der Gebührenpositionen<br />

216 und 217 GOZ besteht kein Anlass, die<br />

Begründungspflicht des § 10 Abs. 3 Satz<br />

1 GOZ über seinen Wortlaut hinaus zu<br />

erweitern oder den Steigerungsfaktor<br />

entsprechend der Ansicht der Beklag­<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 321


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

ten generell auf das 1,5­fache zu beschränken.«<br />

...<br />

»Eine Abweichung von der in § 5 Abs.<br />

2 GOZ vorgesehenen Art der Gebührenbemessung<br />

rechtfertigt auch nicht die<br />

Tatsache, dass das Bundesministeriums<br />

des Innern nach Mitteilung der<br />

Beklagten durch Rundschreiben vom<br />

8.7.2005 (Az.: D I 5 213 100­1/13) die Hinweise<br />

zum Gebührenrecht in den Beihilfevorschriften<br />

des Bundes geändert<br />

hat und im Anhang 1 Hinweis 8 zu § 5<br />

Abs. 1 BhV den Hinweis 2.2 nunmehr dahingehend<br />

ergänzt hat, dass die Aufwendungen<br />

für Kompositfüllungen<br />

bzw. Füllungen in der Schmelz­Dentin­<br />

Adhäsivtechnik alternativ auch als analoge<br />

Bewertungen nach den Positionen<br />

215 bis 217 GOZ dem Grunde nach<br />

322 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

als beihilfefähig anerkannt werden<br />

können, allerdings nur ein Steigerungsfaktor<br />

von höchstens 1,5 als angemessen<br />

angesehen werde. Denn derartigen<br />

Hinweisen oder Rundschreiben<br />

kommt für die Beurteilung der Rechtslage<br />

keine ausschlaggebende Bedeutung<br />

zu (vgl. OVG Münster, Beschluss<br />

vom 8.3.2006, a.a.O., sowie BVerwG,<br />

Urteil vom 24.11.1988, a.a.O.).«<br />

In der zuletzt ergangenen Entscheidung<br />

des VG Würzburg (Az.: W 1 K 07.<br />

1363, Urteil vom 4.3.2008) »... sieht die<br />

Kammer indes keine Notwendigkeit,<br />

bei einer analogen Anwendung der<br />

entsprechenden GOZ­Ziffern« (zum<br />

2,3fachen Steigerungssatz) »stets eine<br />

besondere Begründung zu verlangen,<br />

da die analoge Berechnung schon zur<br />

Voraussetzung hat, dass die tatsächlich<br />

erbrachte Leistung der in der GOZ beschriebenen<br />

Leistung, die analog angewendet<br />

werden soll, nach Art, Kostenund<br />

Zeitaufwand gleichwertig ist.«<br />

Auch bei analog gemäß § 6 Abs. 2<br />

GOZ bewerteten Leistungen steht also<br />

der Gebührenrahmen nach Maßgabe<br />

des § 5 GOZ vollumfänglich zur Verfügung.<br />

Die Stellungnahme zur Gebührenordnung<br />

für Zahnärzte (GOZ) »Der Steigerungssatz<br />

analog bewerteter Rekonstruktionen<br />

in Schmelz-Dentin-Adhäsivtechnik«<br />

des GOZ­Ausschusses der ZKN<br />

steht Ihnen im Fach 3 des GOZ­Handbuches<br />

der ZKN auf unserer Internetseite<br />

zum Downloaden zur Verfügung.<br />

Dr. Michael Striebe<br />

Vorsitzender des GOZ-Ausschusses<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> l<br />

Die Berechnung zahntechnischer Leistungen<br />

§ 9 GOZ Ersatz von Auslagen für<br />

zahntechnische Leistungen<br />

Neben den für die einzelnen zahnärztlichen<br />

Leistungen vorgesehenen<br />

Gebühren können als Auslagen die<br />

dem Zahnarzt tatsächlich entstandenen<br />

angemessenen Kosten für zahntechnische<br />

Leistungen berechnet<br />

werden, soweit diese Kosten nicht<br />

nach den Bestimmungen des Gebührenverzeichnisses<br />

mit den Gebühren<br />

abgegolten sind.<br />

§ 10 GOZ Fälligkeit und Abrechnung<br />

der Vergütung; Rechnung<br />

(Auszug)<br />

(1) Die Vergütung wird fällig, wenn<br />

dem Zahlungspflichtigen eine dieser<br />

Verordnung entsprechende Rechnung<br />

erteilt worden ist.<br />

(2) Die Rechnung muss insbesondere<br />

enthalten:<br />

5. bei Ersatz von Auslagen nach § 9<br />

den Betrag und die Art der einzelnen<br />

Auslage sowie Bezeichnung, Gewicht<br />

und Tagespreis verwendeter Legierungen,<br />

Kostenerstattende Stellen privat krankenversicherter<br />

Patienten unternehmen<br />

bisweilen immer noch den Versuch,<br />

den Anspruch des Zahnarztes auf<br />

Auslagenersatz für zahntechnische<br />

Leistungen auf die Tarife des Bundeseinheitlichen<br />

Leistungsverzeichnisses<br />

(BEL) zu begrenzen.<br />

Das BEL ist eine Höchstpreisliste und<br />

folgt einer zwischen den Spitzenverbän­<br />

Die BEB bildet sehr viel<br />

umfangreicher die moderne<br />

Zahntechnik ab, es handelt<br />

sich nicht um eine starre<br />

Preisliste, vielmehr gestattet<br />

sie den Laborinhabern<br />

durch die Vorgabe von Planzeiten<br />

für die einzelnen<br />

zahntechnischen Leistungen,<br />

deren Preise aufgrund<br />

individueller Bedingungen<br />

zu kalkulieren<br />

den der Krankenkassen und dem Verband<br />

Deutscher Zahntechniker­Innungen<br />

geschlossenen Vereinbarung. Es<br />

umfasst gemäß § 88 Sozialgesetzbuch<br />

Fünftes Buch (SGB V) die im Rahmen der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung abrechnungsfähigen<br />

zahntechnischen<br />

Leistungen. Das BEL stellt somit keine<br />

vollständige Aufstellung aller denkbaren<br />

zahntechnischen Leistungen dar,<br />

sondern orientiert sich im Gleichklang<br />

mit den zahnärztlichen Leistungen gemäß<br />

§ 28 SGB V am Notwendigen, Ausreichenden<br />

und Zweckmäßigen und<br />

folgt dem strengen Diktat des Wirtschaftlichkeitsgebots<br />

in § 12 SGB V. Derartige<br />

Kriterien sind als Grundlage eines<br />

privaten Behandlungsvertrages, der<br />

auf einen sehr guten Behandlungsstandard<br />

abzielt, ungeeignet.<br />

Daher verfolgt die vom Verband<br />

Deutscher Zahntechniker­Innungen<br />

zusammengestellte Bundeseinheitliche<br />

Benennungsliste für zahntechnische<br />

Leistungen (BEB) einen anderen<br />

gedanklichen Ansatz.<br />

Die BEB bildet sehr viel umfangreicher<br />

die moderne Zahntechnik ab, es<br />

handelt sich nicht um eine starre Preisliste,<br />

vielmehr gestattet sie den Labo­


inhabern durch die Vorgabe von Planzeiten<br />

für die einzelnen zahntechnischen<br />

Leistungen, deren Preise aufgrund<br />

individueller Bedingungen zu<br />

kalkulieren. Die BEB unterliegt aufgrund<br />

der Einführung neuer technischer<br />

Verfahren der ständigen Weiterentwicklung<br />

und stellt somit keine abgeschlossene<br />

Auflistung dar.<br />

Der Verordnungsgeber hat über § 9<br />

und § 10 Abs. 2 Ziffer 5 GOZ hinausgehende<br />

Regelungen zum Auslagenersatz<br />

für zahntechnische Leistungen<br />

nicht vorgenommen. Insofern ist der<br />

Begriff der Angemessenheit nicht mit<br />

einem fiktiven Wirtschaftlichkeitsgebot<br />

ähnlich dem in der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung unterlegt, sondern<br />

auf die Schwierigkeit, den Zeitaufwand<br />

und die an den Zahntechniker<br />

gerichteten Anforderungen abzustellen.<br />

Zu beachten ist allerdings, dass im<br />

Verhältnis Versicherungsgeber/­nehmer<br />

vertraglich vereinbarte Beschränkungen<br />

bestehen können (siehe hierzu<br />

die Stellungnahme der ZKN zur Gebührenordnung<br />

»Sachkostenliste«, die Ihnen<br />

als PDF zum Download auf unserer<br />

Homepage www.zkn.de im Fach 3 des<br />

GOZ­Handbuches der ZKN zur Verfügung<br />

steht).<br />

Eine aktualisierte Zusammenstellung<br />

von Urteilen, die die Auffassung<br />

des GOZ­Ausschusses der ZKN stützen,<br />

finden Sie ebenfalls in der Stellungnahme<br />

»Ersatz von Auslagen für zahntechnische<br />

Leistungen« im Fach 3 des GOZ­<br />

Handbuches der ZKN auf unserer Internetseite.<br />

Ob diese rechtliche Konstellation<br />

nach der anstehenden Reform des<br />

zahnärztlichen Gebührenrechts noch<br />

Bestand haben wird, erscheint nach<br />

derzeitigem Kenntnisstand zumindest<br />

fraglich. Dr. Michael Striebe<br />

Vorsitzender des GOZ-Ausschusses<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> l<br />

foto: dr. k.-H. düvelsdorf<br />

<strong>Information</strong><br />

im<br />

Mittelpunkt<br />

Kammervorstand<br />

referiert Aktuelles<br />

in den Regionen<br />

Über Schwerpunkte der<br />

geleisteten wie der künfti-<br />

gen Kammerarbeit infor-<br />

mierte der Vorstand der ZKN<br />

im April und Mai in landesweiten<br />

Veranstaltungen die<br />

Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />

in <strong>Niedersachsen</strong><br />

Dr. Michael<br />

Ebeling referiert<br />

zum aktuellen<br />

Stand der GOZ-<br />

Novellierung<br />

Das Interesse an den aktuellen<br />

Themen »Qualitätsmanagement«<br />

und »GOZ­<br />

Novellierung« hatte entsprechend<br />

große Räumlichkeiten<br />

notwendig werden lassen. In<br />

Hannover füllte sich der große Hörsaal<br />

der MHH gleich zweimal. Präsident Dr.<br />

Michael Sereny und die jeweils anwesenden<br />

Mitglieder des Kammervorstandes<br />

stellten sich den Fragen der<br />

Kollegen zu allen Kammerangelegenheiten.<br />

Was läuft in der Kammer?<br />

Präsident Dr. Sereny moderierte die<br />

Veranstaltungen und gab vorab einen<br />

Überblick über einige wesentliche Aufgaben,<br />

die der Kammervorstand in der<br />

ersten Hälfte seiner Amtszeit voran gebracht<br />

oder bereits abgeschlossen hat<br />

und das, obwohl die Kammer nach der<br />

letzten Wahl für unregierbar gehalten<br />

wurde. Die nach Jahren erheblicher<br />

Turbulenzen und Rechtsunsicherheit<br />

erfolgreiche Konsolidierung des Altersversorgungswerkes<br />

war dafür sicher­<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 323


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

lich an erster Stelle zu nennen. Aber<br />

auch die arbeitsintensive Durchführung<br />

der Aktualisierung der Fachkunde<br />

bzw. Kenntnisse im Strahlenschutz,<br />

sowohl für Zahnärztinnen und Zahnärzte,<br />

wie auch für viele Tausend Mitarbeiterinnen,<br />

letztere sogar im kostengünstigen<br />

und zeitsparenden Online­Verfahren,<br />

erschien ebenso erwähnenswert,<br />

wie die zahlreichen<br />

Kurse des Hygienebeauftragten der<br />

Kammer, PD Dr. Werner Kullmann, zur<br />

Vorbereitung auf die Anforderungen<br />

des Gesetzgebers. Der Präsident stellte<br />

in diesem Zusammenhang auch die<br />

umfangreiche und kurzfristige Hilfestellung<br />

der Kammer bei den zahlreichen<br />

Praxisbegehungen in verschiedenen<br />

Regionen dar. Es gab in <strong>Niedersachsen</strong><br />

bereits sehr viele Praxisbegehungen,<br />

die aber dank der Hilfe der<br />

Kammer unspektakulär und souverän<br />

von den betroffenen Kolleginnen und<br />

Kollegen gemeistert werden konnten.<br />

Für die Schulung der Auszubildenden<br />

bot die Kammer im Vorfeld der Prüfungen<br />

Vorbereitungskurse im Fach Abrechnung<br />

an, die umfangreich genutzt<br />

wurden. Auch die Arbeit der Akademie<br />

(ZAN) mit ihrem breiten Fortbildungsangebot<br />

und den curricularen Fortbildungen<br />

in mehreren Bereichen nimmt<br />

eine sehr positive Entwicklung. Der<br />

Zahnärztetag <strong>Niedersachsen</strong>­Bremen,<br />

in diesem Jahr am 30.8. in Osnabrück<br />

hat sich etabliert. Die Ablösung der<br />

kaum noch zeitgemäßen ZMF­Fortbildung<br />

durch deutlich praxisbezogenere<br />

Kurse zur Zahnmedizinischen Prophylaxefachkraft<br />

(ZMP) zeigt große Akzeptanz<br />

und weitere Nachfrage. Präsident<br />

Sereny dankte seiner Vorstandskollegin<br />

Frau Sabine Steding und seinen<br />

Vorstandskollegen, den Mitarbeitern<br />

der Kammer, wie auch den auf allen<br />

Ebenen sich engagierenden »Ehrenamtlichen«,<br />

ohne die eine Bewältigung<br />

immer umfangreicherer Aufgaben der<br />

Kammer nicht möglich wäre.<br />

Umfassende Hilfe für die Praxis –<br />

Z-PMS <strong>Niedersachsen</strong><br />

Einer der Bereiche, Qualitätsmanagement,<br />

der die Praxen aufgrund der verschiedenen<br />

Gesetze und Verordnun­<br />

324 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Auch mit Lob und Dank<br />

wurde erfreulicherweise nicht gespart.<br />

Zitat:<br />

»Hier arbeiten Kollegen für Kollegen«<br />

gen mit scheinbar noch unübersehbaren<br />

Aufgaben konfrontiert, beschäftigt<br />

natürlich auch die Kammer in erheblichem<br />

Maße. Gilt es doch, die Praxen<br />

auf die Anforderungen vorzubereiten,<br />

die von außen zunehmend an sie herangetragen<br />

werden. Hierzu stellte der<br />

zuständige Referent im Vorstand der<br />

ZKN, Dr. Jürgen Reinstrom, das Zahnärztliche<br />

PraxisManagementSystem<br />

(Z­PMS) der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

vor. Dieses interaktive EDV­gestützte<br />

Management­System wurde in<br />

den letzten Monaten zusammen mit<br />

sechs anderen Landeszahnärztekammern<br />

und deren verbundenen KZVen<br />

weiterentwickelt und für <strong>Niedersachsen</strong><br />

individualisiert. Z­PMS <strong>Niedersachsen</strong><br />

ist das Angebot der Kammer an alle,<br />

die bisher noch kein anderes QM­<br />

Sys tem eingeführt haben. Es kann Hilfestellung<br />

in allen Bereichen geben,<br />

mit denen sich die Praxen per Gesetz<br />

auseinander zu setzen haben. Jede Praxis<br />

kann die übersichtlichen, umfangreichen,<br />

fundierten Hilfen in dem Maße<br />

nutzen, wie sie es für notwendig erachtet.<br />

Dr. Reinstrom stellte die Grundprinzipien,<br />

den Aufbau und die Möglichkeiten<br />

des Z­PMS <strong>Niedersachsen</strong> dar. Der<br />

Vortrag war bewusst nur eine Vorstellung<br />

des Systems, für eine Implementierung<br />

in den Praxen wird es spezielle<br />

Einarbeitungskurse geben, die im Angebot<br />

der Kammer selbstverständlich<br />

enthalten sind. Die Kosten des Systems<br />

und dessen Aktualisierungen werden<br />

allein von den Anwendern getragen<br />

und belasten den Kammerhaushalt<br />

nicht. Derzeit gibt es bereits über 700<br />

Anmeldungen bei weiter steigender<br />

Tendenz.<br />

Warum zwei Systeme für<br />

<strong>Niedersachsen</strong>?<br />

Da nahezu zeitgleich auch die KZVN ein<br />

eigenes »QM« vorgestellt hatte, lag die<br />

Frage nach dem »warum« und nach<br />

den Unterschieden nur allzu nahe. Zur<br />

Erklärung des »warum« konnte von<br />

Seiten der Kammer wenig Erklärendes<br />

gesagt werden, da die KZVN einseitig<br />

und ohne Angabe von Gründen dem<br />

ursprünglichen Einvernehmen für ein<br />

gemeinsames System eine klare Absage<br />

erteilt hatte. Die für diesen Bereich<br />

ja primär zuständige Kammer musste<br />

sich daraufhin umorientieren. Es sollte<br />

ein Konzept einer einheitlichen Lösung<br />

für alle Bereiche der Praxisführung<br />

sein, die auch äußerer Kontrolle unterliegen.<br />

Mit dem gemeinsamen Z­PMS<br />

von sieben Landeszahnärztekammern<br />

konnte ein überzeugendes Angebot<br />

entwickelt werden. Das beinhaltet zum<br />

einen die ab Ende 2010 nachzuweisende<br />

Einführung eines praxisinternen<br />

Qualitätsmanagements, darüber hinaus<br />

aber auch die Bereiche Hygiene­<br />

Management, Arbeitssicherheits­Management<br />

und weiteres. Integrativer<br />

Bestandteil ist dabei das bereits in den<br />

meisten Praxen eingeführte Praxishandbuch<br />

der ZKN, das derzeit gerade<br />

aktualisiert wird. Mit diesen Hilfen<br />

kann jede Praxis allen Anforderungen<br />

auch des Gesundheitsamtes, des Gewerbeaufsichtsamtes,<br />

der Berufsgenossenschaft<br />

etc. ruhig entgegensehen.<br />

Der »QM­NAVI« der KZVN ist dagegen<br />

kein EDV­System, sondern lediglich<br />

eine Sammlung von Word­Dateien<br />

(»Papier«). Es ist ein Teil­Modul eines<br />

auf dem privaten Markt angebotenen<br />

Management­Systems und dient allein<br />

der Vorbereitung auf die Abfrage eines<br />

Praxis­QMS nach SGB V. Eine ausführlichere<br />

Darstellung der Thematik kann<br />

auf der Internet­Seite der ZKN (www.<br />

zkn.de) abgerufen werden.<br />

Was bringt die neue GOZ?<br />

Bevor der Vizepräsident der ZKN, Dr.<br />

Michael Ebeling, zum aktuellen Stand<br />

der GOZ­Novellierung referieren konnte,<br />

informierte Präsident Sereny die<br />

Teilnehmer der Veranstaltung über die<br />

aktuellen Verhandlungen der KZBV mit<br />

dem PKV­Verband zur Integration der<br />

künftigen Basistarif­Versicherten in<br />

die Abrechnungswege der KZVen. Er<br />

äußerte Sorge über die Aussicht, dass<br />

dieser Teil der Privatversicherten durch<br />

eine Vereinbarung nicht mehr nach<br />

GOZ und nicht mehr im Rahmen der<br />

Kostenerstattung abgerechnet, sondern<br />

nach Tarifen der GKV quasi ins anonyme<br />

Sachleistungssystem der KZ Ven<br />

überführt werden könnte. Mittlerwei­


le hat sich die Vertreterversammlung<br />

der KZVN aber eindeutig und geschlossen<br />

gegen solche Pläne ausgesprochen.<br />

Dr. Ebeling stellte in seinem Referat<br />

umfangreich die Teile des GOZ­Entwurfes<br />

dar, die derzeit schon vorliegen. Er<br />

bedauerte, Bote überwiegend schlechter<br />

Nachrichten sein zu müssen, denn<br />

alle Teile des Entwurfes lassen erkennen,<br />

dass das Bundesgesundheitsministerium<br />

weniger die Erfordernisse einer<br />

modernen Zahnmedizin im Sinn<br />

hat, sondern die möglichst weitgehende<br />

Zusammenführung von privater<br />

und gesetzlicher Versicherung anstrebt.<br />

Das wäre die Einheitsversicherung<br />

durch die Hintertür. Dabei würden<br />

unter Missachtung der Vorgaben<br />

des Zahnheilkundegesetzes sowohl die<br />

berechtigten Interessen der Zahnärzte<br />

als auch die der Patienten weitgehend<br />

außer Acht gelassen. Das Primat der<br />

»Kostenneutralität« gefährdet dabei<br />

eine zu erbringende und erwartete<br />

Qualität der Arbeit durch ungenügende<br />

Zeitvorgaben und andere Einschränkungen.<br />

Der Referent stellte die umfangreichen<br />

Bemühungen der BZÄK dar, hier<br />

mit aller gegebenen Kompetenz Korrekturen<br />

einzubringen. Letztendlich ist<br />

der Erlass einer GOZ jedoch eine Verordnung<br />

des Gesundheitsministeriums<br />

unter Ulla Schmidt, die keiner Zustimmung<br />

eines Parlamentes, lediglich<br />

des beauftragenden Kabinetts und der<br />

Ministerpräsidenten der Länder bedürfe.<br />

GOZ – HOZ<br />

Dem gegenüber hat die Zahnärzteschaft<br />

in Zusammenarbeit von standespolitischen<br />

Gremien, Wissenschaft<br />

und Fachgesellschaften einen eigenen<br />

Vorschlag erarbeitet: die Honorarordnung<br />

der Zahnärzte (HOZ). Die Leistungsbeschreibungen<br />

entsprechen im<br />

Gegensatz zum Entwurf des Ministeriums<br />

dem Stand moderner Medizin. Die<br />

Honorierung wurde durch umfangreiche<br />

nachvollziehbare Zeitmessstudien<br />

und betriebswirtschaftliche Analysen<br />

erarbeitet, die dadurch, zumindest als<br />

Basiswert, einer angemessenen Vergü­<br />

tung gerecht werden kann. Diese HOZ<br />

ist der Maßstab, an dem sich jeder GOZ­<br />

Entwurf messen lassen muss. Nicht<br />

nur das Wohl der Zahnärzte, auch das<br />

der zu versorgenden Patienten wird<br />

davon abhängen. Für den einzelnen<br />

Zahnarzt erhält insbesondere die Kostenkalkulation<br />

der HOZ besondere Bedeutung,<br />

da diese ihm ermöglicht, mit<br />

individuellen Praxisparametern die<br />

betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten<br />

seiner Praxis zu ermitteln. Er<br />

forderte die Kolleginnen und Kollegen<br />

auf, ihren eigenen Minutenwert mittels<br />

des Kalkulationsrasters zu ermitteln,<br />

um eindeutige, betriebswirtschaftliche<br />

Argumente für eine Honorargestaltung<br />

auch unter einer neuen<br />

Gebührenordnung zu erhalten. Auch<br />

hierzu kann die Internet­Seite der ZKN<br />

oder der BZÄK aufgerufen werden.<br />

Dr. Ebeling zeigte an Beispielen die<br />

problembehafteten Bereiche des GOZ­<br />

Entwurfes auf. Immer wieder zeigten<br />

sich Verbiegungen in Richtung eingeschränkter<br />

Zahnmedizin nach Sozialgesetzbuch:<br />

wirtschaftlich, ausreichend,<br />

notwendig, zweckmäßig.<br />

Öffnungsklausel<br />

Ein besonderes Kapitel stellt die vorgesehene<br />

»Öffnungsklausel« dar, die Versicherungen<br />

und Beihilfe Sonderverträge<br />

mit einzelnen Zahnärzten und<br />

Gruppen ermöglichen soll. Auch hier<br />

werden die Regelungen der GOZ außer<br />

Kraft gesetzt, verbunden mit einer Reihe<br />

von wenig absehbaren Folgen. Für<br />

foto: dr. m. sereny<br />

Zwei Fotos, die allen<br />

Anwesenden auf<br />

den Veranstaltungen<br />

sicher im Gedächtnis<br />

sind<br />

Arzt und Patient wird es<br />

überwiegend eine Beschränkung<br />

der Rechte und Möglichkeiten<br />

bedeuten, bei Zunahme<br />

der Abhängigkeiten. Freie Arztwahl<br />

und individuelle Regelungsmöglichkeiten<br />

werden fortfallen. Allein die<br />

Versicherungen werden davon absehbar<br />

profitieren.<br />

Der Vizepräsident kündigte an, dass<br />

die ZKN rechtzeitig vor Inkrafttreten einer<br />

neuen GOZ flächendeckende Veranstaltungen<br />

zum Thema organisieren<br />

werde. Die Referenten werden<br />

dann verlässliche, detaillierte Fakten<br />

darstellen können. Von Seiten der Politik<br />

ist zu hören, dass die GOZ nicht<br />

mehr im Jahre 2008 in Kraft treten werde<br />

(aktuell heißt es sogar, es könnte ohnehin<br />

erst nach der Bundestagswahl<br />

2009 sein). Für die Praxen gelte es, sich<br />

bereits jetzt auf die sich ändernde Situation<br />

vorzubereiten.<br />

Positive Resonanz<br />

Auch wenn der Vorstand nicht nur angenehme<br />

Nachrichten überbringen<br />

konnte, zeigten sich die Teilnehmer der<br />

Veranstaltungen doch überwiegend<br />

zufrieden mit den <strong>Information</strong>en und<br />

mit der verständlichen Darstellung. In<br />

vielen Gesprächen nach dem offiziellen<br />

Ende der Veranstaltungen haben<br />

Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit<br />

genutzt, ihre eigenen Probleme<br />

oder Anregungen den Vorstandsmitgliedern<br />

nahe zu bringen. Auch mit Lob<br />

und Dank wurde erfreulicherweise<br />

nicht gespart. Zitat »Hier arbeiten Kollegen<br />

für Kollegen«. Dem werden wir<br />

gerne weiter gerecht.<br />

Dr. Michael Ebeling l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 325


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Hartsubstanzverlust am Kronenrand<br />

Nicht-kariöse zervikale Läsionen<br />

Der bisher unvermeidliche Randspalt technischer Kronen im Bereich der Präparationsgrenze ist<br />

ein beispielsweise in zahnärztlichen Sachverständigengutachten immer wieder beliebtes Thema.<br />

Der Randspalt wird regelmäßig als eines der wesentlichen Kriterien für die Qualität der<br />

zahnmedizinischen, nicht nur zahntechnischen Versorgung eines Zahnes mit einer technischen<br />

Krone genannt, obwohl die zahnmedizinischen Auswirkungen der Dimension dieses Randspaltes<br />

eigentlich gar nicht bekannt sind<br />

Dr. Dr. Klaus<br />

Oehler<br />

foto: zkn-arcHiv<br />

Unvermeidlicher<br />

Randspalt<br />

Als Folge eines »zu großen«<br />

Randspaltes (was ist das?)<br />

werden immer wieder Karies<br />

am Randspalt und entzündliche<br />

Auswirkungen auf die<br />

Gingiva genannt. Nur fehlt die<br />

wissenschaftliche Evidenz für<br />

die Größenordnung, ab der<br />

ein Randspalt Karies oder<br />

Zahnfleischentzündungen<br />

vermehrt auslöst bzw. bis zu der Karies<br />

und Zahnfleischentzündungen weniger<br />

häufig auftreten und innerhalb<br />

welcher Zeit. Das hindert aber nicht,<br />

dass immer wieder beispielsweise in<br />

Gutachten Größenordnungen genannt<br />

werden, ab der Kronen wegen des<br />

Bild 1: Notdienstpatient; Krone bei Zahn 14 seit ca. 16 Monaten<br />

inkorporiert<br />

326 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Randspaltes als zu erneuernd angesehen<br />

werden, selbst wenn keine zusätzlichen<br />

krankhaften Veränderungen am<br />

Zahn oder am Zahnfleisch im Bereich<br />

dieser Problemzone festzustellen sind.<br />

Leider ist viel zu wenig bekannt, dass<br />

schon auf der Orlando­Konferenz 1987<br />

konstatiert worden ist, dass das Vorliegen<br />

eines Randspaltes allein kein Kriterium<br />

für eine Neuversorgung darstellt<br />

.1<br />

Nicht-kariöser Hartsubstanzverlust<br />

am Kronenrand<br />

Hier soll auf ein bislang wenig bekanntes<br />

und leider unerforschtes, weil selten<br />

beschriebenes Phänomen hingewiesen<br />

werden, dass die Größe des<br />

Randspaltes schon innerhalb kurzer<br />

fotos: dr. dr. k. oeHler<br />

Zeitspannen nach Eingliederung erheblich<br />

beeinflussen kann: den Hartsubstanzverlust<br />

am gingivanahen Kronenrand<br />

infolge keilförmiger Defekte<br />

und/oder Erosion. Erosion und/oder<br />

Abrasion können innerhalb weniger<br />

Monate erhebliche Größenordnungen<br />

annehmen und den Randspalt bei Kronen<br />

bis zu einem Millimeter und darüber<br />

hinaus vergrößern. Wenn dann<br />

noch bei der Präparation des Zahnes an<br />

den axialen Zahnflächen beispielsweise<br />

Aufbaufüllungen mit Zement gelegt<br />

werden mussten, um evtl. unter­sichgehende<br />

Bereiche auszugleichen, ist es<br />

durchaus verständlich, dass diese Defektneubildungen<br />

eine Sondierung<br />

des Randspaltbereiches manchmal bis<br />

weit unter die technische Zahnkrone<br />

Bild 2: Vertretungspatient, Kronen bei Zahn 24 und Zahn 25<br />

seit ca. 20 Monaten inkorporiert


zulassen, wenn sich der Zement auswäscht.<br />

Auch muss sich das »klassische<br />

Bild« eines keilförmigen Defektes mit<br />

einer nahezu senkrecht zur Zahnachse<br />

stehenden koronalen Defektfläche<br />

nicht zeigen, zumal sich nach Präparation<br />

für die Aufnahme einer technischen<br />

Krone unterhalb dieser Krone<br />

selten noch Schmelz befindet. Das klinische<br />

Bild muss somit keineswegs<br />

dem bekannten Aussehen dieser nichtkariösen<br />

zervikalen Läsionen folgen.<br />

Aufgrund unserer bei neuen Patienten<br />

nahezu routinemäßig angefertigten<br />

Fotodokumentation konnten wir<br />

42 Patienten mit diesem Phänomen<br />

rückwirkend bis zum Jahre 2000 ermitteln,<br />

worunter sich auch Patienten<br />

aus anderen Praxen (Notdienst, Vertretung)<br />

befunden haben. Anamnestisch<br />

fiel einzig auf, dass die Mehrzahl dieser<br />

Patienten angab, sich sportlich überdurchschnittlich<br />

stark und/oder häufig<br />

(mehr als dreimal pro Woche wenigstens<br />

eine Stunde) zu betätigen, wobei<br />

hierbei von Aerobic bis zum Marathonläufer,<br />

von Boxamateuren bis zu Basketballprofis<br />

viele Sportarten und nahezu<br />

jede Aktivität vertreten war.<br />

Das Phänomen wurde bei gingivanahen<br />

Rändern aller Kronenarten entdeckt<br />

(Vollgusskronen, Teilkronen, Teleskopkronen,<br />

Keramikkronen). Es gab<br />

Bild 3: Notdienstpatient; Krone an Zahn 16 vor ca. 24 Monaten<br />

inkorporiert<br />

keinen auffälligen Bezug zu einzelnen<br />

Zahngruppen.<br />

Das Phänomen wurde an einzelnen<br />

Zähnen, aber auch im Bereich aller Kronen<br />

bei Patienten, deren gesamter<br />

Zahnbestand überkront war, gefunden.<br />

Bevorzugt waren vestibuläre Zahnbereiche.<br />

Letzteres könnte möglicherweise<br />

mit den heute üblichen »Sportgetränken«<br />

bzw. deren Säurehaltigkeit in<br />

Verbindung gebracht werden.<br />

Der Zeitraum der Ausbildung dieser<br />

Defekte nach Eingliederung der Kronen/Brücken<br />

bis zu ihrer Entdeckung<br />

reichte bei den von uns dokumentierten<br />

Fällen anamnestisch von 12 Monaten<br />

bis zu mehreren Jahren. Alle Fälle<br />

waren in diesem auffälligen Defektbereich<br />

frei von Karies.<br />

Aus diagnostischer Unsicherheit<br />

hinsichtlich kariöser Veränderungen<br />

unterhalb der Kronen haben auch wir<br />

nach Feststellung deutlich unterfahrbarer<br />

Kronenränder anfänglich den Patienten<br />

zur Erneuerung der Kronen geraten,<br />

auch wenn keine weiteren Beschwerden<br />

wie zum Beispiel thermische<br />

Überempfindlichkeit angegeben<br />

wurden. Da wir aber nach Entfernung<br />

der Kronen in keinem Fall Karies in dem<br />

sondierbaren Bereich feststellen konnten,<br />

beobachten und kontrollieren wir<br />

nach eingehender Aufklärung seit Jah­<br />

ren diese Patienten in kurzen Abständen<br />

und intervenieren erst, wenn weitere<br />

pathologische Veränderungen<br />

hinzukommen. Die Entfernung solcher<br />

Kronen war seit dieser abwartenden<br />

Vorgehensweise in weniger als zehn<br />

Prozent der Zähne erforderlich und dabei<br />

kein Mal wegen kariöser Veränderungen.<br />

Randspalt in Gerichtsgutachten<br />

Wir haben ca. 2000 Gerichtsgutachten<br />

bei Streitigkeiten über zahnmedizinische<br />

Sachverhalte nachuntersucht. Etwas<br />

mehr als die Hälfte befasste sich<br />

mit der Fragestellung, ob eine prothetische<br />

Versorgung dem zahnmedizinischen<br />

Standard entsprach. Davon wieder<br />

wurden nahezu die Hälfte der Fälle<br />

aufgrund von »Randspaltungenauigkeiten«<br />

(oder ähnlichen Bezeichnungen)<br />

allein ohne weiteres Hinzutreten<br />

anderer Mängel als erneuerungsbedürftig<br />

angesehen. Dabei war regelmäßig<br />

das als überholt anzusehende<br />

»Handwerkermodell« der Zahnmedizin<br />

in den Gutachten zu erkennen, wobei<br />

nur zwei Mal jeweils nach spezieller<br />

Aufforderung durch das Gericht der<br />

Gutachter die wissenschaftliche Problematik<br />

des unvermeidlichen Randspaltes<br />

diskutierte. Erst recht nicht<br />

wurde die Relation zwischen unver­<br />

Bild 4: Pa-Sonde unterfährt problemlos den Kronenrandbereich;<br />

Krone wird seit 4 Jahren regelmäßig kontrolliert; keine zusätzlichen<br />

pathologischen Veränderungen<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 327


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

meidlichem Randspalt und Bakteriengröße<br />

betrachtet. Die Grenzziehungen<br />

für diese Randspaltgröße wurde ausnahmslos<br />

individuell gutachterlich bestimmt,<br />

und folgende Formulierungen<br />

aus verschiedenen Gutachten können<br />

als beispielhaft für die Einschätzung<br />

der Randspaltproblematik durch Gutachter<br />

angesehen werden:<br />

»Es muss doch eine Grenzziehung<br />

für den Randspalt geben.«<br />

»Je schlechter der Randschluss, desto<br />

kürzer die Verweildauer (Lebensdauer)<br />

der Krone im Mund des Patienten.«<br />

In mehr als 90 Prozent dieser Gutachten<br />

wurde regelhaft auf die Veröffentlichung<br />

von Dreyer­Jørgensen 2 aus<br />

den 50­er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />

als richtungweisend hingewiesen,<br />

obwohl diese Arbeit sich ausschließlich<br />

mit materialkundlichen Aspekten<br />

des Kronenrandes befasst und<br />

weder eine klinische Ableitung dieses<br />

Wertes angegeben hat noch angeben<br />

wollte. Diese Arbeit wird in großen Teilen<br />

der deutschsprachigen Literatur<br />

zur Passgenauigkeit von Kronen immer<br />

wieder kritiklos als Maßstab angewendet.<br />

3<br />

Man sollte bei gutachterlichen Äußerungen<br />

– nicht nur zum Kronenrand<br />

– davon ausgehen können, dass die<br />

Quellen wissenschaftlicher Zitate auch<br />

das Hergeben, wofür sie angeführt<br />

werden. Dazu müssten die Quellen allerdings<br />

auch gelesen worden sein. Leider<br />

kann man sich dessen nicht sicher<br />

sein, wie viele wissenschaftliche Arbeiten,<br />

die diesen Bereich tangieren ausweisen;<br />

zuletzt noch eine Dissertation<br />

über das technische Vorgehen bei der<br />

328 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Beurteilung von Randspalten aus dem<br />

Jahre 2008, in der ausgeführt wird: »So<br />

forderte Dreyer­Jørgensen 1958 Randspalten<br />

von unter 50 μm, da bei dieser<br />

Dimension erfahrungsgemäß keine<br />

Randkaries aufträte.« Nicht nur die<br />

wissenschaftlich untersuchte Realität<br />

von Randspalten und Randspaltkaries<br />

weist diese These als unzutreffend aus.<br />

Dass sich auch bei »perfekt« passenden<br />

Kronen Randkaries entwickeln<br />

kann, wenn die Plaquekontrolle ungenügend<br />

ist 4, ist schon lange bekannt.<br />

In keinem Gutachten wurde überhaupt<br />

die mögliche Veränderung der<br />

Randspaltgröße durch nicht­kariöse<br />

Läsionen wie keilförmige Defekte oder<br />

Erosionen erwähnt, obwohl auf dieses<br />

Phänomen – wenn auch selten – hingewiesen<br />

wird in wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />

5 und sogar im deutschsprachigen<br />

Internet (hier wenigstens<br />

zwei Mal).<br />

Dieses hier beschriebene Phänomen<br />

ist ein weiterer Hinweis darauf, dass<br />

die Qualität zahnärztlicher Arbeit sich<br />

ohne Kenntnis des Ausgangsbefundes<br />

nicht durch Parameter bestimmen<br />

lässt, die einfach metrisch zu ermitteln<br />

sind und über deren Validität und Spezifität<br />

keine gesicherten, evidenzbasierten<br />

Untersuchungen vorhanden<br />

sind. Leider wird häufig »einleuchtenden«<br />

Einschätzungen der Vorrang eingeräumt<br />

vor wissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />

auch wenn der wissenschaftliche<br />

Nachweis für »post hoc, ergo<br />

propter hoc« für ein anstehendes<br />

zahnärztliches Problem selten erbracht<br />

ist und somit ebenso selten gilt, außer<br />

bei nachgewiesenen typischen Geschehensabläufen.<br />

6 Es gibt halt einen Un­<br />

1 Kerschbaum, T., Kronen und brücKen – LangzeiTergebnisse und Konsequenzen, s. 386, in: KoecK, b., Praxis der<br />

zahnheiLKunde bd. 5, urban & Fischer, münchen 1999<br />

2 dreyer-Jorgensen, K., PrüFungsergebnisse zahnärzTLicher gussverFahren, dzz 58/461<br />

3 seTz, J., schwicKeraTh, h., werKsToFFKundLiche asPeKTe, s. 202; in: KoecK, b., Praxis der zahnheiLKunde bd. 5,<br />

Kronen- und brücKenProTheTiK, urban & Fischer verLag, münchen 1999<br />

4 noacK, m. J., haaK, r., wichT, m. J., seKundärKaries – PrävenTion und TheraPie, die quinTessenz 10/04, s. 1076<br />

5 meyer-LücKeL, h., KieLbassa a. m., der KeiLFörmige deFeKT – FehLbeLasTung oder bürsTabrasion, s. 49 F, deuTscher<br />

zahnärzTeKaLender 2002, dzäv<br />

6 sTegers, c.-m, hansis, m., aLberTs, m., scheuch, s., der sachversTändigenbe weis im arz ThaFTungsrechT, s. 69,<br />

c. F. müLLer verLag, heideLberg 2002<br />

7 becK-bornhoLdT, h.-P., dubben, h.-h., der schein der weisen – irrTümer und FehLurTeiLe im TägLichen denKen,<br />

s. 8, hoFFmann und camPe verLag, hamburg 2001<br />

terschied zwischen »wenn­dann­Logik«<br />

und Wahrscheinlichkeitslogik, den<br />

auch Sachverständige und Gerichte<br />

nicht verdrängen sollten, damit Urteile<br />

nicht auf diesem Denkfehler beruhen. 7<br />

Ob ohne umfassende Kenntnis<br />

zahnmedizinischer Phänomene ein<br />

Gutachter in seinen schriftlichen Ausführungen<br />

diskutieren sollte, ob der<br />

von ihm nachuntersuchte Zahnersatz<br />

»nobelpreiswürdig« ist oder nicht, mag<br />

jeder für sich selbst entscheiden.<br />

Dr. Dr. K. Oehler l<br />

Virtuelle Brücke<br />

Die Zahnärztinnen und Zahnärzte in<br />

den Praxen wissen es schon lange.<br />

Nur die Verantwortlichen in der KZBV<br />

wollen es immer noch nicht wahr haben.<br />

Das Festzuschusssystem im<br />

Zahnersatzbereich ist ein bürokratisches Monsterwerk,<br />

das uns Zeit und Geld kostet und weder<br />

von Patienten noch Praxen und deren Mitarbeiterinnen<br />

verstanden wird.<br />

Beispiel gefällig? Neulich hatte ich einen Notfall<br />

in der Praxis, der eine zusammenhängende<br />

Brücke von 21 bis 27 in der Hand hielt. Da alle Pfeiler<br />

gesund und die Brücke intakt war, dauerte die<br />

Re­Zementierung nur kurz. Auch der Heil­ und<br />

Kostenplan war schnell erstellt. Bema 95b (Wiedereinsetzen<br />

Brücke mit mehr als zwei Anker) und<br />

Festzuschuss 6.8 fünf Mal (Zähne 21, 23, 24, 25, 27).<br />

Vier Wochen später war der Heil­ und Kostenplan<br />

wieder zurück. Falsche Bema Position. Wir hätten<br />

die Brücke gedanklich teilen müssen, beschied<br />

uns die KZV. In eine Brücke von 21 bis 23, eine Einzelkrone<br />

auf 24 und eine weitere Brücke von 25 bis<br />

27. Macht zweimal Bema 95a plus einmal Bema<br />

24a. Die Festzuschüsse bleiben. Die wirklich nett<br />

gemeinte Empfehlung der KZV dazu hieß: »Verfahren<br />

Sie immer so, als würden sie ein solche Brücke<br />

neu beantragen«.<br />

Das werde ich beim nächsten Mal tun. Dann<br />

bekommt der Patient gleich den Festzuschuss für<br />

eine Modellgussprothese, denn zufällig fehlten 17<br />

und 18 Haben Sie’s verstanden? Klasse, dann freuen<br />

wir uns am besten gemeinsam auf die von der<br />

KZBV angestrebte Ausweitung des Festzuschusssystems<br />

auf andere Leistungsbereiche.<br />

Dr. Holger Neumeyer<br />

SH-Aktuell, 29.4.2008 l


foto: stiftung Hilfswerk deutscHer zaHnärzte<br />

------------<br />

Hilfe<br />

für Birma!<br />

------------<br />

Der verheerende Wirbelsturm<br />

Nargis hat in Myanmar<br />

(Birma) mindestens<br />

78.000 Menschen in den<br />

Tod gerissen. Dies sind die<br />

offiziellen Zahlen der Regierung. Weitere<br />

rund 58.000 Menschen werden noch<br />

vermisst. Nichtregierungsorganisationen<br />

gehen jedoch von fast 100.000 Toten<br />

aus. Die Hilfsmaßnahmen für die<br />

betroffenen Menschen, die jetzt so nötig<br />

gebraucht werden, laufen nach wie<br />

vor schleppend. Immer noch werden<br />

ausländische Helfer behindert oder ihnen<br />

wird die Einreise verweigert. Betroffen<br />

von den Zerstörungen sind auch<br />

die vom HDZ unterstützten Don Bosco<br />

Einrichtungen, die sich vor allem in Birma<br />

um die Belange benachteiligter Kinder<br />

und Jugendlicher kümmern.<br />

Trotz der totalen Zerstörung der Infrastruktur<br />

(Brücken, Bahnschienen,<br />

Straßen, Telefonleitungen, etc.) haben<br />

sich Don Bosco Mitarbeiter auf den<br />

Weg in das Krisengebiet gemacht, um<br />

den Menschen vor allem mit Medikamenten<br />

und Lebensmitteln zu helfen.<br />

Dabei erfolgt der Transport zum Teil<br />

über die Nachbarländer, da dank des<br />

weltweiten Don Bosco Netzwerkes<br />

schnell Hilfe über Indien und Thailand<br />

organisiert werden konnte. Das Hilfswerk<br />

Deutscher Zahnärzte hat zur Unterstützung<br />

dieser zuverlässigen Hilfsmassnahmen<br />

eine Soforthilfe von<br />

30.000 Euro zur Verfügung gestellt.<br />

Der Wiederaufbau von Schulgebäuden<br />

und den zerstörten Infrastrukturen<br />

wird wohl erst in einigen Monaten<br />

fertig sein. Um die lokalen Projektschäden<br />

zu beseitigen und wieder zu einem<br />

einigermaßen normalen Leben<br />

zurück zu finden, ruft das HDZ die Kollegenschaft<br />

auf, die langfristige direkte<br />

Hilfe zugunsten der geschädigten<br />

Bevölkerung Myanmars mit Spenden<br />

zu unterstützen.<br />

Eine unermesslich große Hilfe, die<br />

den Menschen in diesem Moment zugute<br />

kommt, ist die Nähe und Ansprechbarkeit<br />

der Don Bosco Mitarbeiter/innen,<br />

da diese pädagogische, psychologische<br />

und pastorale Ausbildungen<br />

haben und so wenigstens einen<br />

Teil zur Trauer­ und Traumabewältigung<br />

beitragen können.<br />

Spendenkonto:<br />

000 4444 000 (BLZ 250 906 08)<br />

Apo- und Ärztebank, Hannover<br />

Verwendung: Myanmar l<br />

Aktuelles und<br />

neue Rechtsprechung<br />

zum<br />

zahnärztlichen<br />

Haftpflichtrecht<br />

2008<br />

Im Folgenden soll in loser Folge<br />

einschlägige Rechtsprechung vorgestellt<br />

werden, die zwar keine<br />

atemberaubenden, neue Wege<br />

weisenden Aspekte enthält, die aber<br />

mit aktuellen Urteilen bekannte<br />

und bewährte Grundsätze des Zahnarzthaftpflichtrechtes<br />

untermauert<br />

Univ.-Prof.<br />

Dr. Dr. Ludger<br />

Figgener<br />

foto: privat<br />

Dass im konkreten<br />

Einzelfall trotz einer<br />

festgestellten<br />

Sorgfaltspflichtverletzung<br />

und<br />

trotz einer mangelhaften Aufklärung<br />

des Patienten dieser<br />

keinen Haftungsanspruch gegen<br />

seinen Zahnarzt zugesprochen<br />

bekam, mag im ersten<br />

Augenblick verwundern,<br />

erscheint aber nach Kenntnis<br />

der Sachverhaltsdetails als<br />

schlüssig und korrekt.<br />

Das Thüringer Oberlandesgericht in<br />

Jena hatte folgenden Fall zu entscheiden:<br />

bei einem Patienten war ein Weisheitszahn<br />

entfernt worden. Kurz darauf<br />

klagte er über ein Taubheitsgefühl<br />

im Bereich der rechten Zungenhälfte,<br />

woran sich auch im weiteren Verlauf<br />

nichts mehr änderte. Wie sich herausstellte,<br />

war während der Operation<br />

durch eine Leitungsanästhesie der Nervus<br />

lingualis traumatisiert worden,<br />

was beim Patienten zu unkontrolliertem<br />

Speichelfluss und zu Zungenbissverletzungen<br />

führte. Zudem behinderte<br />

ihn das Taubheitsgefühl beim Essen<br />

und Sprechen.<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 329


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Dafür wollte der Patient den behandelnden<br />

Zahnarzt zur Verantwortung<br />

ziehen, weil dieser im Vorfeld keine<br />

Röntgenaufnahme gemacht habe, was<br />

sich als Behandlungsfehler darstelle,<br />

und darüber hinaus weil er nicht über<br />

das Risiko einer dauerhaften Schädigung<br />

des Zungennervs durch eine Leitungsanästhesie<br />

aufgeklärt habe.<br />

Das Oberlandesgericht Jena wies<br />

die Klage des Patienten auf Schadenersatz<br />

und Schmerzensgeld ab. Dadurch,<br />

dass der Zahnarzt vor der Extraktion<br />

des Weisheitszahnes keine Röntgendiagnostik<br />

erstellt habe, sei ihm zwar<br />

ein Behandlungsfehler unterlaufen, so<br />

die Richter. Doch hätten Röntgenaufnahmen<br />

die Verletzung des Zungennervs<br />

nicht verhindern können, da dieser<br />

auf solchen Bildern gar nicht zu erkennen<br />

sei. Auch bei korrekter Vorgehensweise<br />

könne es zu Schädigungen<br />

des Nervus lingualis zum Beispiel bei<br />

einer abnormen Lage kommen. Dieses<br />

Restrisiko trage der Patient, so das Gericht.<br />

Dass der Zahnarzt den Patienten vor<br />

der Operation nicht über das Risiko einer<br />

dauerhaften Schädigung des Zungennervs<br />

durch eine Leitungsanästhesie<br />

aufgeklärt habe, sei im vorliegenden<br />

Fall ebenfall unerheblich, da davon<br />

ausgegangen werden könne, dass auch<br />

bei durchgeführter Aufklärung der Patient<br />

sich für den Eingriff entschieden<br />

hätte.<br />

Diese Begründungen des Gerichts<br />

sind konsequent und haben gesicherte<br />

arzthaftungsrechtliche Aspekte zur<br />

Grundlage: Der Behandlungsfehler<br />

(unterlassene Röntgendiagnostik) war<br />

nicht kausal für den Schaden und bezüglich<br />

des Aufklärungsmangels konnte<br />

der Patient die Richter nicht davon<br />

überzeugen, dass er sich bei gehöriger<br />

Aufklärung anders entschieden haben<br />

würde (hypothetisches rechtmäßiges<br />

Alternativverhalten).<br />

(OLG Jena, Urteil vom 26. April 2006<br />

– 4 U 416/05 –)<br />

Dass andererseits eine nicht hinreichende<br />

Aufklärung trotz ordnungsgemäß<br />

durchgeführter Versorgung eines<br />

Patienten zu gravierenden Schadener­<br />

330 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Den altbekannten Grundsatz,<br />

dass je weniger dringlich<br />

bzw. je weniger medizinisch<br />

indiziert eine Maßnahme ist,<br />

desto umfangreicher<br />

die Anforderungen an<br />

die Aufklärung sind, hat<br />

kürzlich noch einmal das<br />

Oberlandesgericht Hamm<br />

bestätigt<br />

satz­ und Schmerzensgeldansprüchen<br />

führen kann, zeigt der folgende Fall:<br />

Das Oberlandesgericht Sachsen­Anhalt<br />

hatte folgenden Fall zu entscheiden:<br />

bei einem Patienten war eine größere<br />

Zahnlücke zu versorgen. Dazu wären<br />

mehrere Alternativen (konkret:<br />

viergliederige, bogenförmige Brücke,<br />

implantatgetragene Einzelbrücken, herausnehmbare<br />

Prothese) in Betracht<br />

gekommen, die aus der ex­ante­Sicht<br />

eine gleichwertige Versorgungschance<br />

geboten hätten, für den Patienten aber<br />

deutlich unterschiedliche Beanspruchungen<br />

sowohl in behandlerischer<br />

wie in finanzieller Hinsicht bedeutet<br />

hätten.<br />

Über die Möglichkeit einer Implantatversorgung<br />

als eine Alternative war<br />

der Patient nicht aufgeklärt worden,<br />

sondern von dem Zahnarzt eigenmächtig<br />

einer der anderen Behandlungsmethoden<br />

unterzogen worden.<br />

Die Behandlung selbst war dann<br />

ordnungsgemäß durchgeführt worden.<br />

Der Patient indessen sah sich in<br />

seinem Selbstbestimmungsrecht verletzt.<br />

Das Oberlandesgericht Sachsen­Anhalt<br />

urteilte, dass, wenn zur zahnärztlichen<br />

Versorgung einer Zahnlücke<br />

mehrere Zahnersatz­Alternativen in<br />

Betracht kommen, die aus ex­ante­<br />

Sicht eine gleichwertige Versorgungschance<br />

bieten, aber den Patienten<br />

deutlich unterschiedlich beanspruchen,<br />

der Zahnarzt seinen Patienten<br />

über diese Behandlungsalternativen<br />

aufzuklären und die Therapiewahl unter<br />

Berücksichtigung der subjektiven<br />

Gründe des Patienten vorzunehmen<br />

habe. Das Gericht sprach dem Patienten<br />

gegen den Zahnarzt einen Schmerzensgeldanspruch<br />

von 2000 Euro zu,<br />

da sein Selbstbestimmungsrecht da­<br />

durch verletzt worden sei, dass der<br />

Zahnarzt eigenmächtig eine bestimmte<br />

Behandlungsmethode gewählt habe.<br />

(OLG Sachsen­Anhalt, Urteil vom 5.<br />

April 2004 – 1 U 105/03 –)<br />

Aus dieser Entscheidung wird wieder<br />

einmal deutlich, wie notwendig es<br />

ist, sich in der täglichen Praxis die Zeit<br />

für eine ausreichende Aufklärung zu<br />

nehmen, um sich vor eventueller Inanspruchnahme<br />

zu schützen.<br />

Den altbekannten Grundsatz, dass<br />

je weniger dringlich bzw. je weniger<br />

medizinisch indiziert eine Maßnahme<br />

ist, desto umfangreicher die Anforderungen<br />

an die Aufklärung sind, hat<br />

kürzlich noch einmal das Oberlandesgericht<br />

Hamm bestätigt.<br />

Ein Arzt hatte eine 36­jährige Patientin<br />

vor einer Brustvergrößerung lediglich<br />

einen Belehrungsbogen unterzeichnen<br />

lassen und verharmlosend erklärt,<br />

es sei nur vorübergehend mit<br />

Schmerzen zu rechnen.<br />

Die Operation misslang. Die Brüste<br />

waren danach entstellt, und die Frau<br />

litt seitdem täglich unter stechenden<br />

Schmerzen.<br />

Das Oberlandesgericht Hamm entschied,<br />

dass vor einer Schönheitsoperation<br />

der Arzt verpflichtet sei, alle Nachteile<br />

und Risiken des Eingriffes schonungslos<br />

zu nennen. Im konkreten Fall<br />

habe der Arzt auf das Risiko lebenslanger<br />

Schmerzen hinweisen müssen. Der<br />

Arzt wurde zur Zahlung von 10.000 Euro<br />

Schmerzensgeld verurteilt. (OLG<br />

Hamm – 3 U 263/05 –)<br />

Die nächsten Entscheidungen betreffen<br />

den zahnärztlichen Notdienst.<br />

Sie sollen noch einmal die diesbezüglichen<br />

Pflichten in Erinnerung rufen und<br />

konkretisieren.<br />

Das Landesberufsgericht für Heilberufe<br />

beim Oberverwaltungsgericht für<br />

das Land Nordrhein­Westfalen in<br />

Münster hat in einer Entscheidung vom<br />

24.1.2007 – 13 A 2534/05.T – bestätigt,<br />

dass die Sorgfaltspflicht eines Zahnarztes<br />

regelmäßig eine Untersuchung eines<br />

Patienten, der sich nachts oder am<br />

Wochenende Hilfe suchend an ihn<br />

wendet, erforderlich macht und nur in<br />

Ausnahmefällen an die Stelle der Un­


tersuchung und Behandlung eine telefonische<br />

Beratung mit entsprechenden<br />

therapeutischen Anweisungen<br />

treten könne.<br />

Die Eltern eines zehnjährigen Kindes<br />

hatten dessen starke Zahnschmerzen<br />

bereits durch Maßnahmen wie<br />

Kühlen, Munddusche, Anwendung von<br />

schmerzstillender Salbe und letztlich<br />

durch die Verabreichung von Paracetamol<br />

zu lindern versucht, was aber ohne<br />

Erfolg blieb. Sie wandten sich nachts an<br />

eine zum Notdienst eingeteilte Zahnärztin<br />

mit der Bitte um Behandlung ihres<br />

Kindes – allerdings vergeblich.<br />

Das Berufsgericht erteilte der Zahnärztin<br />

wegen der nicht persönlich<br />

durchgeführten Untersuchung des<br />

Kindes einen Verweis wegen der Verletzung<br />

ihrer Berufspflicht und verhängte<br />

eine Geldbuße in Höhe von<br />

3000 Euro.<br />

Das dagegen angerufene Landesberufungsgericht<br />

für Heilberufe hat diese<br />

Entscheidung des Berufsgerichts bekräftigt.<br />

Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes<br />

Nordhrein­<br />

Westfalen – 13 E 466/04.T – ist es bei auf<br />

einen Unfall zurückzuführenden Zahnschäden<br />

unerlässlich, dass sich ein<br />

Zahnarzt umgehend persönlich ein<br />

Bild vom Schaden an den Zähnen<br />

macht, weil die Zähne abgebrochen<br />

und/oder in den Kieferbereich gedrückt<br />

worden sein oder sonstige Verletzungen<br />

des Kiefers oder der Mundhöhle<br />

verursacht haben können und<br />

deshalb eine schnelle notfallmäßige<br />

Versorgung des Patienten durch den<br />

Zahnarzt, zu der beispielsweise auch<br />

eine Überweisung in eine Klinik gehören<br />

kann, zwingend geboten ist.<br />

Ein zahnmedizinischer Laie könne<br />

kaum oder gar nicht das Ausmaß von<br />

durch einen Sturz verursachten Zahnschäden<br />

und die Dringlichkeit zahnärztlicher<br />

Maßnahmen erkennen, was<br />

die Notwendigkeit einer persönlichen<br />

Begutachtung des Notfallopfers durch<br />

den Zahnarzt deutlich mache. Gerade<br />

darin liege auch der Zweck der telefonischen<br />

Kontaktaufnahme mit dem Notdienstzahnarzt<br />

und der Inanspruchnahme<br />

des zahnärztlichen Notdienstes<br />

bei sturzbedingten Zahnschäden.<br />

Anders gelagert war der folgende<br />

Fall und entsprechend anders beurteilt<br />

vom Berufsgericht wurden auch die<br />

notdienstärztlichen Pflichten.<br />

Ein Patient befand sich mit seinem<br />

PKW auf einer Autobahnfahrt, als ihn<br />

spätabends starke und nach seiner Einschätzung<br />

sofort behandlungsbedürftige<br />

Zahnschmerzen befielen. Seine<br />

Beifahrerin erreichte telefonisch die<br />

den Notdienst verrichtende Zahnärztin<br />

im Heimatort und teilte mit, dass<br />

der Patient in rund einer Stunde in der<br />

Praxis sein könne. Die Zahnärztin antwortete,<br />

dass der Patient besser von<br />

der Autobahn abfahren und sich in die<br />

Notdienstbehandlung eines vor Ort tätigen<br />

Zahnarztes begeben solle. Zu ihr<br />

brauche er nicht zu kommen.<br />

Entsprechend begab sich der Patient<br />

in den zahnärztlichen Notdienst einer<br />

in der Nähe der Autobahn gelegenen<br />

Stadt.<br />

Der verärgerte Patient beschwerte<br />

sich bei der <strong>Zahnärztekammer</strong>, die gegen<br />

die Zahnärztin ein berufsgerichtliches<br />

Verfahren einleitete.<br />

Die Zahnärztin hielt sich demgegenüber<br />

nicht verpflichtet, sich für die notärztliche<br />

Behandlung eines zum Zeitpunkt<br />

des Notfalles außerhalb des festgelegten<br />

Notfalldienstbezirks befindlichen<br />

Patienten bereit zu halten. Eine<br />

Verpflichtung, über Stunden auf einen<br />

nicht in der Nähe befindlichen Patienten<br />

zu warten, sei nicht erkennbar.<br />

Das Gericht folgte dieser Auffassung<br />

und stellte fest, dass eine Verletzung<br />

der Berufspflicht durch die Zahnärztin<br />

nicht vorliege. Das Gericht stellte<br />

fest, dass ein potentieller Notfallpatient,<br />

der in der Lage ist, noch rund 1<br />

Stunde über die Autobahn zu fahren,<br />

auch in der Lage ist, von der Autobahn<br />

abzufahren und sich dort in der Nähe<br />

zu einem zahnärztlichen Notdienst zu<br />

begeben.<br />

(Berufsgericht für Heilberufe Köln –<br />

36K 625/06.T –)<br />

Abschließend sei noch auf eine Entscheidung<br />

des Oberlandesgerichtes<br />

Hamm zur Zulässigkeit EDV­gestützer<br />

Krankendokumentation hingewiesen.<br />

Das Gericht erkannte, dass jeder<br />

Arzt grundsätzlich zur Dokumentation<br />

verpflichtet sei. Diese Behandlungsdokumentation<br />

müsse aber nicht handschriftlich<br />

geführt werden, sondern<br />

könne auch über ein EDV­Programm<br />

erstellt werden. Dies sei zulässig und<br />

seit langem üblich. Prinzipielle Bedenken<br />

gegen eine solche Dokumentation<br />

bestünden jedenfalls grundsätzlich<br />

auch dann nicht, wenn das vom Arzt<br />

verwendete Computerprogramm nicht<br />

gegen nachträgliche Veränderungen<br />

gesichert sei. (Oberlandesgericht<br />

Hamm – 3 U 161/04 –)<br />

Leitsätze<br />

n Es gibt keinen »kassenzahnärztlichen Standard«.<br />

Der Zahnarzt schuldet dem Kassen­<br />

wie dem Privatpatienten im Rahmen<br />

des Möglichen die aus zahnmedizinischer<br />

Sicht erforderliche Sorgfalt.<br />

(Oberlandesgericht Hamm –<br />

3 U 114/94 –)<br />

n Kommen zur zahnärztlichen Versorgung mehrere<br />

Alternativen des Zahnersatzes in<br />

Betracht, die aus ex­ante­Sicht eine<br />

gleichwertige Versorgungschance bieten,<br />

aber insbesondere eine deutlich<br />

unterschiedliche Beanspruchung des<br />

Patienten durch die Behandlung zur<br />

Folge haben (zum Beispiel konventionelle<br />

Prothetik vs. Implantatprothetik),<br />

so hat der Zahnarzt seinen Patienten<br />

über diese Behandlungsalternativen<br />

aufzuklären und die Therapiewahl unter<br />

Berücksichtigung der subjektiven<br />

Gründe des Patienten vorzunehmen.<br />

(Oberlandesgericht Sachsen-Anhalt,<br />

Urteil vom 5. April 2004 – 1 U 105/03 –)<br />

n Eine Maßnahme ist dann medizinisch notwendig,<br />

wenn die medizinischen Befunde<br />

und Erkenntnisse es im Zeitpunkt der<br />

Behandlung vertretbar erscheinen lassen,<br />

die Behandlung als notwendig anzusehen.<br />

(Bundesgerichtshof, Urteil vom<br />

8. Februar 2006 – IV ZR 131/05 –)<br />

n Der Patient kann bereits vor Beginn einer Behandlung<br />

auf Feststellung klagen, dass<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 331


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

bzw. ob seine Versicherung zur<br />

Übernahme der Kosten der in<br />

Aussicht genommenen Behandlung<br />

verpflichtet ist. Der<br />

Patient hat ein schützenswertes<br />

Interesse daran, schon vor<br />

Beginn der Behandlung zu erfahren,<br />

ob die Versicherung erstatten<br />

wird oder nicht.<br />

(Bundesgerichtshof,<br />

Urteil vom 8. Februar 2006 –<br />

IV ZR 131/05 – )<br />

n Die Unterlassung einer Röntgendiagnostik<br />

vor Extraktion eines<br />

Weisheitszahns stellt zwar einen<br />

Behandlungsfehler dar, der<br />

aber mangels röntgenologischer<br />

Darstellbarkeit des Nervus<br />

lingualis nicht ursächlich<br />

für eine Verletzung dieses Nerven<br />

sein kann.<br />

Auch bei erfolgter Aufklärung<br />

über das Risiko einer Verletzung<br />

des Nervus lingualis<br />

bei einer Weisheitszahnextraktion<br />

ist davon auszugehen, dass<br />

der Patient sich für den Eingriff<br />

entschieden hätte, wenn dieser<br />

alternativlos ist.<br />

(Oberlandesgericht Jena,<br />

Urteil vom 26. April 2006 –<br />

4 U 416/05 –)<br />

n Je weniger dringlich bzw. je weniger<br />

medizinisch indiziert eine Maß­<br />

332 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

nahme ist, desto umfangreicher<br />

sind die Anforderungen an<br />

die Aufklärungspflicht. Vor einer<br />

Schönheitsoperation ist der<br />

Arzt verpflichtet, alle Nachteile<br />

und Risiken des Eingriffs schonungslos<br />

zu nennen. Auch auf<br />

das Risiko lebenslanger Schmerzen<br />

muss gegebenenfalls hingewiesen<br />

werden.<br />

(Oberlandesgericht Hamm –<br />

3 U 263/05 –)<br />

n Die Sorgfaltspflicht des Zahnarztes<br />

macht regelmäßig eine persönliche<br />

Untersuchung des Patienten,<br />

der sich nachts oder am<br />

Wochenende hilfesuchend an<br />

ihn wendet, erforderlich. Nur in<br />

Ausnahmefällen kann an die<br />

Stelle der Untersuchung und<br />

Behandlung eine persönliche<br />

telefonische Beratung mit entsprechenden<br />

therapeutischen<br />

Anweisungen treten.<br />

(Landesberufsgericht für Heilberufe<br />

beim Oberverwaltungsgericht<br />

für das Land NRW,<br />

Entscheidung vom 24. Januar<br />

2007 – 13A 2534/05. T –)<br />

n Bei auf einen Unfall zurückzuführenden<br />

Zahnschaden ist es unerlässlich,<br />

dass sich ein Notdienst<br />

tuender Zahnarzt umgehend<br />

persönlich ein Bild vom Scha­<br />

Vorbereitungskurse für ZFA-Prüfung<br />

Dr. Karl-Heinz<br />

Düvelsdorf<br />

foto: zkn-arcHiv<br />

Im April fanden Vorbereitungskurse<br />

in Abrechnung<br />

für die Sommerprüfung<br />

2008 der Zahmmedizinischen<br />

Fachangestellten<br />

statt .<br />

Diese wurden flächendeckend<br />

für ganz <strong>Niedersachsen</strong><br />

in den Orten Hannover, Braunschweig,<br />

Göttingen, Osnabrück,<br />

Oldenburg, Lüneburg<br />

an jeweils zwei Tagen freitags<br />

und samstags mit einer Woche Abstand<br />

durchgeführt.<br />

Dadurch soll erreicht werden, dass<br />

möglichst alle ZFA einen gleichmäßigen<br />

Wissensstand zur Prüfung aufweisen<br />

werden.<br />

Auch wird es als günstig angesehen,<br />

wenn die Abrechnung durch praktisch<br />

tätige Zahnärzte zusätzlich vermittelt<br />

wird, da an den berufsbildenden Schulen<br />

dieses Fach sehr häufig durch Gesundheitslehrer<br />

vermittelt wird.<br />

Die Kurse waren angelehnt an die<br />

realen Prüfungsverläufe der vergangenen<br />

Jahre, um den Schülern eine gute<br />

Einschätzung der auf sie zukommen­<br />

den an den Zähnen macht.<br />

(Oberverwaltungsgericht für<br />

das Land NRW – 13 E 466/04.T –)<br />

n Ein Notdienst tuender Zahnarzt muss<br />

nicht über Stunden auf einen<br />

zum Zeitpunkt des Notfalls außerhalb<br />

des festgelegten Notfalldienstbezirkes<br />

befindlichen<br />

Patienten warten. Ein potentieller<br />

Notfallpatient, der noch<br />

über eine Stunde zum angerufenen<br />

Notdienstzahnarzt fahren<br />

müsste, ist auch in der Lage,<br />

von der Autobahn abzufahren<br />

und sich dort in der Nähe zu einem<br />

zahnärztlichen Notdienst<br />

zu begeben.<br />

(Berufsgericht für Heilberufe<br />

Köln – 36 K 625/06.T –)<br />

n Die ärztliche Behandlungsdokumentation<br />

muss nicht handschriftlich<br />

geführt werden, sondern kann<br />

auch über ein EDV­Programm<br />

erstellt werden. Prinzipielle Bedenken<br />

gegen eine solche Dokumentation<br />

bestehen jedenfalls<br />

grundsätzlich auch dann<br />

nicht, wenn das vom Arzt verwendete<br />

Computerprogramm<br />

nicht gegen nachträgliche Veränderungen<br />

gesichert ist.<br />

(Oberlandesgericht Hamm –<br />

3 U 161/04 –)<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. Ludger Figgener, Münster l<br />

den Prüfungssituation zu vermitteln.<br />

Dadurch konnte bei vielen Damen die<br />

Prüfungsangst abgebaut werden, die<br />

häufig Ursache für nicht optimale Ergebnisse<br />

ist.<br />

Diese Maßnahme wurde sehr positiv<br />

angenommen. Insgesamt konnten<br />

421 angehende ZFA geschult werden.<br />

Für die Zukunft ist angedacht worden<br />

auch für die anderen Prüfungsfächer<br />

solche Vorbereitungskurse durchzuführen.<br />

Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf<br />

Vorstandsreferent für das Zahnärztliche<br />

Fachpersonal l


Verschärfte Kostenfalle<br />

Wann werden Zahlungen an die Künstlersozialkasse fällig?<br />

Immer mehr Zahnarztpraxen präsentieren sich im eigenen Internetauftritt. Doch was die wenigsten<br />

wissen: Unter Umständen werden dafür Abgaben an die Künstlersozialkasse (KSK) fällig<br />

Seit ihrer Einführung 1983 sorgt<br />

die KSK dafür, dass selbstständige<br />

Künstler und Publizisten<br />

einen ähnlichen Sozialversicherungsschutz<br />

genießen wie<br />

Arbeitnehmer. Doch der Finanzbedarf<br />

der KSK wird nur zur Hälfte aus Beiträgen<br />

der Versicherten gedeckt. Die andere<br />

Hälfte tragen die »Verwerter« – also<br />

die Auftraggeber von künstlerischen<br />

Leistungen – in Form der Künstlersozialabgabe,<br />

die in diesem Jahr 4,9 Prozent<br />

der Honorarzahlungen beträgt.<br />

Dadurch kann die KSK erhebliche Probleme<br />

verursachen, denn der Begriff des<br />

Künstlers ist weit gefasst: Von A wie<br />

Akrobat bis Z wie Zauberer geht die<br />

Bandbreite der diversen Tätigkeiten,<br />

für die eine Künstlersozialabgabe zu<br />

leisten ist.<br />

Dass für künstlerische Leistungen<br />

grundsätzlich eine Melde­ und Abgabepflicht<br />

besteht, ist trotz des langen<br />

Bestehens der KSK für viele noch unbekannt.<br />

Meldepflicht bedeutet, dass sich<br />

die Verwerter ohne besondere Aufforderung<br />

bei der KSK melden müssen.<br />

Trotzdem versäumt so mancher Auftraggeber,<br />

seine Praxis als künstlersozialpflichtiges<br />

Unternehmen anzumelden.<br />

Der Grund: Viele wissen gar nicht,<br />

dass sie Künstler beschäftigt oder beauftragt<br />

haben. Oftmals wissen die Beauftragten<br />

selbst nicht, dass für ihre<br />

Dienstleistungen eine Künstlersozialabgabe<br />

zu zahlen ist. Doch auch wenn<br />

der Künstler selbst nicht Mitglied der<br />

KSK ist, werden Abgaben fällig. Seit Juli<br />

2007 werden Verwerter verstärkt auf<br />

fehlende Zahlungen hingewiesen.<br />

Denn seitdem kümmert sich die Deutsche<br />

Rentenversicherung (DRV) um die<br />

Eintreibung der Künstlersozialabgabe.<br />

Aufgrund der flächendeckenden Überprüfung<br />

durch die DRV wurden zahlreiche<br />

Unternehmer – darunter auch<br />

Zahnärzte – auf versäumte Abgaben<br />

hingewiesen. Denn die KSK umfasst<br />

auch Leistungen, die von vielen Zahnärzten<br />

in Auftrag gegeben werden, wie<br />

die Gestaltung einer Internetseite oder<br />

eines Info­Flyers. Doch wann muss gezahlt<br />

werden? Laut Gesetz sind Unternehmer<br />

zur Künstlersozialabgabe verpflichtet,<br />

»die nicht nur gelegentlich<br />

Aufträge an selbstständige Künstler<br />

oder Publizisten erteilen, um deren<br />

Werke oder Leistungen für Zwecke ihres<br />

Unternehmens zu nutzen, wenn im<br />

Zusammenhang mit dieser Nutzung<br />

Einnahmen erzielt erden sollen«.<br />

Selbstständig bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />

dass der Künstler freiberuflich<br />

tätig ist. Dies ist bei einer juristischen<br />

Person, wie zum Beispiel einer<br />

GmbH, nicht der Fall.<br />

Ob eine Künstlersozialabgabe zu<br />

zahlen ist oder nicht, hängt von der Regelmäßigkeit<br />

der erbrachten Leistungen<br />

ab. Ab welchem Zeitpunkt jedoch<br />

von einer Regelmäßigkeit gesprochen<br />

werden kann, muss im Einzelfall geklärt<br />

werden. Laut KSK ist der Begriff<br />

der Regelmäßigkeit »weit auszulegen«.<br />

Regelmäßige Aufträge lägen vor, wenn<br />

diese zu bestimmten Zeitpunkten oder<br />

Anlässen wiederkehrend, auch über<br />

den Zeitrahmen eines Jahres hinaus,<br />

erteilt würden. Hierunter fiele beispielsweise<br />

das regelmäßige Erstellen<br />

von Werbeprospekten.<br />

Außerdem sind Unternehmen abgabepflichtig,<br />

wenn sie Werbung betreiben.<br />

Doch was bedeutet das für<br />

Zahnärzte? Werbung im Sinne der KSK<br />

betreibt ein Zahnarzt zum Beispiel,<br />

wenn er einen Werbedesigner mit der<br />

Gestaltung und regelmäßigen Pflege<br />

der praxiseigenen Homepage beauftragt.<br />

Der Zahnarzt kann sich seiner<br />

Verpflichtung nicht entziehen, indem<br />

er Aufträge an unterschiedliche »Künstler«<br />

vergibt. Die Summe seiner Werbeaktionen<br />

ist ausschlaggebend.<br />

Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns l<br />

weiTere ausKünFTe bei der KünsTLersoziaLKasse:<br />

TeLeFon: (0 44 21) 75 43-9, Fax: (0 44 21) 75 43-711<br />

e-maiL: ausKunFT@KuensTLersoziaLKasse.de<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 333


BERUFSSTÄNDISCHES<br />

Zum Auftakt am frühen Samstagmorgen<br />

des 17. Mai in<br />

Hannover sprach die Landtagsabgeordnete<br />

der CDU­<br />

Fraktion, Frau Annemarie<br />

Mundlos, welche als erste Gastrednerin<br />

einen Überblick über die CDU­Gesundheitspolitik<br />

gab.<br />

Frau Mundlos machte einleitend<br />

deutlich, dass die letzten Reformen auf<br />

dem Gesundheits­Sektor ein »gemeinsamer<br />

Erfolg« seien. Ob sie dabei die<br />

Ärzte und Zahnärzte einbezog, wurde<br />

an dieser Stelle nicht ganz deutlich. Immerhin<br />

konstatierte sie aber, dass man<br />

hier keine Reform »von oben nach<br />

unten«machen könne, denn es komme<br />

auf die an, »die es umsetzen müssen«.<br />

Sie bescheinigte dem deutschen Gesundheitssystem<br />

eine hervorragende<br />

Qualität und eine hohe Innovationskraft,<br />

die auch den Wellness­Bereich<br />

einschließe. Auch dass jeder 10. Beschäftigte<br />

hierzulande im Gesundheitsbereich<br />

tätig ist und man es ohne<br />

Zweifel mit einer Wachstums­Branche<br />

zu tun habe, wurde von ihr hervorgehoben.<br />

Selbstverständlich fielen die Begriffe:<br />

Demographischer Wandel, Technisch­medizinischer<br />

Fortschritt, Effizienz­Reserven.<br />

Eine Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen<br />

wurde von ihr gefordert<br />

und der Erhalt der Leistungsfähigkeit.<br />

Frau Mundlos konstatierte, dass die<br />

jüngste der rund 14 Reformen der letzten<br />

30 Jahre wohl die umfassendste sei<br />

und die CDU sich zugute hält, dabei ein<br />

Regulativ gewesen zu sein, welches<br />

Schlimmeres von Seiten der SPD verhindert<br />

habe.<br />

Ziele der CDU seien aber nach wie<br />

vor eine solidarische Finanzierung des<br />

Systems bei langfristiger Senkung der<br />

Beiträge (Lohnnebenkosten unter 40<br />

334 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Sprachen zu den Delegierten auf<br />

der KZVN-Vertreterversammlung:<br />

Annemarie Mundlos (CDU)<br />

und Kollege Dr. Wolfgang Eßer<br />

KZVN-Vertreterversammlung<br />

Interessante Gastredner / Einstimmige Beschlüsse<br />

Die Frühjahrs-Vertreterversammlung brachte keine heftigen Dispute, und die von beiden Fraktionen<br />

eingebrachten Anträge wurden einstimmig beschlossen.<br />

Prozent) und mehr Wettbewerb unter<br />

den Kassen zum Vorteil der Versicherten.<br />

Wobei das Ziel sein müsse: Beste<br />

Versorgung zu günstigsten Preisen. Als<br />

Beispiel wurde die Ausschreibung bei<br />

der Hilfsmittelversorgung angeführt.<br />

Richtigerweise wurde von Frau<br />

Mundlos kritisiert, dass die Verwaltungsausgaben<br />

der Krankenkassen in<br />

den letzten 10 Jahren um 92 Prozent gestiegen<br />

seien bei gleichzeitiger Ausgaben­Reduktion<br />

im Bereich der Zahnmedizin<br />

um 29 Prozent. Wie sie selbst<br />

diese Tatsache bewertet und interpretiert,<br />

wurde nicht ganz deutlich. Immerhin<br />

bemerkte sie lakonisch in der<br />

Mitte ihrer interessant und lebhaft vorgetragenen<br />

Rede, dass die Reform als<br />

gescheitet betrachtet werden kann.<br />

Wenn überhaupt, dann habe die Union<br />

einige positive Punkte und Schritte in<br />

Richtung Zukunft eingebracht. Zum<br />

Beispiel sei die Leistungspalette durch<br />

Impf­Leistungen verbessert worden.<br />

Dass der gesamte Sozialbereich<br />

komplex und schwierig sei, bekannte<br />

Frau Mundlos mit großer Offenheit,<br />

ebenso, dass die Versicherungen an ihre<br />

Leistungsgrenzen stoßen, und bei<br />

den vorhandenen sehr gegensätzlichen<br />

ökonomischen Interessen die öffentliche<br />

Debatte zeitweilig einem babylonischen<br />

Sprachenwirrwarr gleiche.<br />

Immerhin bekannte sich die CDU­<br />

Landtagsabgeordnete zum Erhalt der<br />

PKV, wobei sie auf das CDU­Grundsatzprogramm<br />

verwies. Auch über GOZ<br />

und HOZ wusste sie bestens Bescheid<br />

und sprach sich gegen eine Bematisierung<br />

der GOZ aus.<br />

Der Einführung der E­Card stände<br />

die Niedersächsische Landespolitik<br />

grundsätzlich offen gegenüber – sie<br />

könne einen »Modernisierungs­Schub«<br />

auslösen – aber der Datenschutz habe<br />

eine hohe Priorität.<br />

Die 68er­Regelung streifte Frau<br />

Mundlos zum Schluss auch noch, sowie<br />

die Kieferorthopädie­Frage.<br />

Alles in allem ein Vortrag, der nicht<br />

langweilte, vorgetragen von einer gut<br />

informierten Sozialpolitikerin (was<br />

man auch nicht alle Tage trifft) und –<br />

was ernst gemeint zu sein schien – das<br />

Angebot zum Dialog.<br />

Zum Schluss gab es dann noch ein<br />

Lob für die Zahnärzte, weil die Zähne<br />

der Bevölkerung immer besser würden.<br />

Das werden wir beim nächsten Mal<br />

bei unserer Hausbank zitieren, wenn<br />

der Kontokorrent wieder einmal auszureißen<br />

droht – dachte ich mir so ...<br />

Der zweite Festredner des Tages,<br />

Kollege Wolfgang Eßer, thematisierte<br />

den Basistarif und stellte sich den kritischen<br />

Fragen der Delegierten.<br />

Über den genauen Inhalt seiner Ansprache<br />

wird an anderer Stelle berichtet<br />

werden. Nur so viel: Der platte<br />

Spruch: »Gut, dass wir darüber gesprochen<br />

haben«, trifft hier den Nagel auf<br />

den Kopf und man kann nur hoffen,<br />

dass der Dialog der drei Säulen, Kassenzahnärztliche<br />

Bundesvereinigung,<br />

Bundeszahnärztekammer und Freier<br />

Verband Deutscher Zahnärzte, auf eine<br />

sachliche, nüchterne und zielorientierte<br />

Weise fortgesetzt wird und der Kollege<br />

am Bohrturm als Hauptakteur<br />

nicht vergessen wird.<br />

Zum Bericht der Vorsitzenden der<br />

KZVN lagen schließlich noch Anträge<br />

der beiden Fraktionen vor, die von allen<br />

Delegierten gemeinsam und einstimmig<br />

verabschiedet wurden.<br />

Dr. Julius Beischer l<br />

Basistarif<br />

n Die Vertreterversammlung der KZVN<br />

stellt fest,<br />

l dass der Basistarifversicherte weiterhin<br />

Privatpatient ist,<br />

fotos: dr. k.-H. düvelsdorf


l dass ihm ein Kostenerstattungsanspruch<br />

zusteht, der auch durch Vereinbarungen<br />

mit der KZBV nicht in<br />

einen Sachleistungsanspruch umgewandelt<br />

werden kann;<br />

l dass eine Verpflichtung der KZVen<br />

im Rahmen ihres Sicherstellungsauftrages,<br />

derartige Abrechnungen<br />

vorzunehmen, nicht besteht;<br />

l dass es sich bei Leistungen im Basistarif<br />

im Grundsatz um Privatleistungen<br />

handelt;<br />

l und dass der Basistarif demzufolge<br />

nicht den flankierenden, leistungsbegrenzenden<br />

Regelungen des GKV­<br />

Bereichs unterliegt (Wirtschaftlichkeitsprüfungen,<br />

Budgetierung, Honorarverteilungsmaßstäben,degressiver<br />

Punktwert);<br />

l dass ungeachtet des GKV­äquivalenten<br />

Leistungsspektrums die GOZ<br />

Abrechnungsgrundlage bleibt.<br />

Die VV der KZVN fordert den KZVN­<br />

Vorstand auf, Abrechnungen von Leistungen,<br />

die bei Basistarifversicherten<br />

erbracht werden, weder zur Abrechnung<br />

entgegenzunehmen noch abzuwickeln.<br />

Antragsteller: Dr. Beischer / Dr. Keck<br />

/ Dr. Riegelmann / Dr. Ebeling<br />

Resolution zur Einführung und<br />

Umsetzung des Basistarifs<br />

n Die Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen<br />

Vereinigung (KZVN)<br />

gibt den anlässlich der Einführung des<br />

Basistarifs zum 1. Januar 2009 an der<br />

Ausgestaltung der Umsetzungsbedingungen<br />

beteiligten Verhandlungspartnern<br />

unter Berücksichtigung der gegenwärtigen<br />

Rahmenbedingungen<br />

folgende Forderungen auf:<br />

Die zahnärztliche Behandlung muss<br />

beim Basistarif­Versicherten im privaten<br />

Rechtsrahmen stattfinden. Dafür<br />

erhält der Basistarif­Versicherte eine<br />

nach den Bestimmungen der privaten<br />

Gebührenordnung erstellte Liquidation<br />

in Euro­Beträgen, die er zur Kostenerstattung<br />

bei seiner Versicherung einreicht.<br />

Eine Abrechnung von an Basistarifversicherten<br />

erbrachten Leistungen<br />

über die KZVen und/oder die KZBV<br />

darf es nicht geben.<br />

Der Basistarif der PKV darf nicht das<br />

volle Leistungsspektrum der privaten<br />

Gebührenordnung abbilden, sondern<br />

muss sich am Leistungsumfang der Regelleistung<br />

der GKV und mindestens<br />

an der zugehörigen Honorarhöhe der<br />

GKV orientieren. Der Basistarifversicherte<br />

muss auf seine eigenen Kosten<br />

Zugang zu Leistungen haben, die über<br />

den Leistungsumfang seines Basistarifs<br />

hinaus gehen. Dazu sollte ihm auch<br />

ein Zugang zu entsprechenden Zusatzversicherungen<br />

möglich sein.<br />

Der basistarifversicherte Patient<br />

muss sich vor Behandlungsbeginn auf<br />

Grundlage des Basistarifs als solcher<br />

beim Zahnarzt zu erkennen geben, ansonsten<br />

wird die Behandlung nach<br />

dem vollen Leistungsumfang der Gebührenordnung<br />

durchgeführt und abgerechnet.<br />

Änderungen im Versicherungsverhältnis<br />

müssen unverzüglich<br />

dem Behandler mitgeteilt werden.<br />

Antragsteller: DMD Bunke / Dr. Heckroth<br />

Stoppt die E-Card<br />

n Die VV der KZVN unterstützt die Aktion<br />

des Bündnisses »Stoppt die E­<br />

Card«, weil die Einführung der E­Card<br />

weder den Patienten noch den Ärzten<br />

und Zahnärzten einen adäquaten Nutzen<br />

bringt.<br />

Die E­Card stört das Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Arzt und Patient; sie<br />

unterläuft die Schweigepflicht und das<br />

Arztgeheimnis.<br />

Neben unabsehbaren und unkalkulierbaren<br />

Kosten wird weiterhin der<br />

Weg geebnet zum staatlich gelenkten<br />

und kontrollierten Gesundheitswesen<br />

in einem Überwachungsstaat Or well’scher<br />

Dimensionen.<br />

Antragsteller: Dr. Beischer / Dr. Keck<br />

/ Dr. Riegelmann / Dr. Ebeling<br />

n Die Vertreterversammlung der KZV<br />

<strong>Niedersachsen</strong> fordert den Gesetzgeber<br />

auf, die 1999 als ein weiteres Kriterium<br />

zur Zulassung zur vertrags(zahn)<br />

ärztlichen Versorgung eingeführte Altersbegrenzung<br />

umgehen ersatzlos<br />

aufzuheben.<br />

Begründung:<br />

Die 1999 in § 95 SGB V eingeführte<br />

Achtundsechziger­Altersgrenze als<br />

Ausschlusskriterium für die Zulassung<br />

zur vertrags(zahn)ärztlichen Versorgung<br />

stellt eine sachlich nicht gerechtfertige<br />

Einschränkung der Berufsausübungsfreiheit<br />

der betroffenen Zahnärzte<br />

dar.<br />

Antragsteller: DMD Bunke / Dr. Heckroth<br />

n Die Vertreterversammlung der KZVN<br />

unterstützt das von Bürgerrechtsorganisationen,<br />

Datenschützern, Patienten,<br />

Zahnärzte­ und Ärzteverbänden gegründete<br />

Bündnis »Stoppt die e­Card«.<br />

Begründung:<br />

Die Vertreterversammlung der<br />

KZVN hatte schon in 2006 und 2007 beschlossen,<br />

das Projekt e­Card in seiner<br />

bisher vorgestellten Form abzulehnen.<br />

In der Entschließung wurde das e­<br />

Card Projekt in seiner bisher vorgestellten<br />

Form abgelehnt,<br />

l weil das Arzt­Patienten­Verhältnis<br />

durch die Speicherung sensibler Patientendaten<br />

in zentralen Rechnern<br />

schwer beschädigt oder sogar zerstört<br />

wird;<br />

l weil die Patienten mit Hilfe des elektronischen<br />

Rezeptes in Risikoklassen<br />

eingeteilt werden können, die<br />

ihnen womöglich ein ganzes Leben<br />

lang anhaften und sie bei der Erlangung<br />

von Versicherungsverhältnissen<br />

benachteiligen können;<br />

l weil der Zugriff auf die Daten und<br />

deren Missbrauch durch Dritte nicht<br />

sicher zu verhindern sind;<br />

l weil es bis dato keinen belegbaren<br />

medizinischen Nutzen gibt;<br />

l weil die Handhabung der Praxisabläufe<br />

erheblich behindert wird;<br />

l weil die Kosten dieser milliardenschweren<br />

Entwicklung auf Patienten<br />

und Ärzte abgewälzt werden,<br />

und<br />

l weil eine Neukonzeption des Projektes<br />

trotz aller dieser Bedenken nicht<br />

erfolgt.<br />

Antragsteller: DMD Bunke / Dr. Heckroth<br />

l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 335


Altersversorgungswerk<br />

ZfN-Klage abgewiesen<br />

Anfechtung der aufsichtsrechtlichen Maßnahme des Niedersächsischen Sozialministeriums<br />

vom 31.5.2007 gegenüber der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> durch<br />

einzelne Mitglieder der Kammerversammlung<br />

Bericht über den Termin zur mündlichen Verhandlung vom 21.5.2008 vor dem<br />

Verwaltungsgericht Hannover, Aktenzeichen 5 A 3386/07<br />

RA Frank<br />

Wahner<br />

Das Verwaltungsgericht<br />

Hannover<br />

hatte in der<br />

mündlichen Verhandlung<br />

über<br />

eine Klage von zunächst fünf<br />

Mitgliedern der Kammerversammlung<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> gegen<br />

die für das Altersversorgungswerk<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> zuständige<br />

Rechtsaufsichtsbehörde, das Niedersächsische<br />

Ministerium für Soziales,<br />

Frauen, Familie und Gesundheit, zu<br />

entscheiden.<br />

Die <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

war als unmittelbar betroffene<br />

Körperschaft zum Rechtsstreit beigeladen<br />

worden.<br />

Gegenstand des Rechtsstreits war<br />

die Anfechtung der aufsichtsrechtlichen<br />

Maßnahmen des Sozialministeriums<br />

vom 31.5.2007, mit der die <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> verpflichtet<br />

wurde, die für das Altersversorgungswerk<br />

geltende neue Satzung für<br />

die Alters­, Berufsunfähigkeits­ und<br />

Hinterbliebenensicherung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

<strong>Niedersachsen</strong> (ABH) mit<br />

Wirkung ab dem 1.1.2007 in Kraft zu<br />

setzen, nachdem die Kammerversammlung<br />

in den bis dahin stattgefundenen<br />

zwei außerordentlichen Kammerversammlungen<br />

die aufgrund eines<br />

Urteils des Niedersächsischen<br />

Oberverwaltungsgerichts vom 20.7.<br />

2006 notwendig gewordene Satzung<br />

nicht mit der erforderlichen Dreiviertelmehrheit<br />

verabschieden konnte.<br />

Zur mündlichen Verhandlung ist<br />

keiner der zunächst fünf, zum Zeitpunkt<br />

der mündlichen Verhandlung<br />

foto: privat<br />

336 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

nur noch vier, Kläger persönlich erschienen,<br />

die sich allerdings durch ihren<br />

Rechtsanwalt vertreten ließen.<br />

Der zuständige Referatsleiter des<br />

Niedersächsischen Sozialministeriums<br />

sowie der zuständige Ministerialbeamte<br />

der Versicherungsaufsichtsbehörde,<br />

dem Niedersächsischen Ministerium<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr,<br />

waren zum Termin erschienen.<br />

Der Präsident der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

mitsamt Rechtsvertretung sowie dem<br />

Vorsitzenden des Leitenden Ausschusses<br />

des Altersversorgungswerkes waren<br />

aufgrund der überragenden Bedeutung<br />

des Rechtsstreits persönlich<br />

zugegen.<br />

Die aus insgesamt fünf Richtern bestehende<br />

5. Kammer des Verwaltungsgerichts<br />

Hannover hat deutlich ge­<br />

Berücksichtigt man, dass die neue<br />

macht, dass die Klage nicht nur unbegründet,<br />

sondern bereits unzulässig<br />

sei.<br />

Insbesondere richte sich die Aufsichtsmaßnahme<br />

unmittelbar an die<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> als<br />

Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />

und nicht an das Organ »Kammerversammlung«,<br />

schon gar nicht an Teile<br />

dieses Organs, nämlich die fünf bzw.<br />

vier Kläger, die Mitglieder der Kammerversammlung<br />

sind.<br />

Während die Kläger die Verletzung<br />

ihrer organschaftlichen Rechte als Mitglieder<br />

der Kammerversammlung geltend<br />

machten, verwies die Vorsitzende<br />

Richterin des Verwaltungsgerichts mit<br />

aller Deutlichkeit darauf, dass die Kläger<br />

ihr Mitgliedschaftsrecht in den insgesamt<br />

drei außerordentlichen Kam­<br />

Satzung inhaltlich nicht beanstandet wurde,<br />

bleibt die Frage offen, welchem Zweck<br />

die Klage dienen sollte, zumal keiner der<br />

Kläger dem Gericht zur Beantwortung<br />

zur Verfügung stand


merversammlungen im ersten<br />

Halbjahr 2007 ungehindert<br />

ausgeübt haben, sodass eine<br />

Verletzung ihrer Rechte als<br />

Mandatsträger aus keinem Gesichtspunkt<br />

festzustellen sei.<br />

Weiter wurde klargestellt, dass<br />

das Selbstverwaltungsrecht allein<br />

der <strong>Zahnärztekammer</strong> als<br />

Körperschaft des öffentlichen<br />

Rechts zustehe und nicht einzelnen<br />

Organen (Kammerversammlung)<br />

oder Organteilen<br />

(Mitglieder der Kammerversammlung).<br />

Die Klage sei weiterhin<br />

auch deshalb unzulässig,<br />

da zwischen den Klägern<br />

und dem beklagten Landesministerium<br />

kein Rechtsverhältnis<br />

bestehe und diese auch<br />

nicht selbst Adressaten von<br />

aufsichtrechtlichen Maßnahme<br />

sein könnten, sondern<br />

eben ausschließlich die <strong>Zahnärztekammer</strong>.<br />

Auf die Einwendung des<br />

Rechtsvertreters der Kläger, es<br />

bestehe in Bezug auf die aufsichtrechtliche<br />

Maßnahme die<br />

Gefahr der Wiederholung, verwies<br />

der Vertreter des Sozialministeriums<br />

darauf, dass er in<br />

foto: istockpHoto / c. Balderas<br />

seiner nun mehr als 10­jährigen<br />

Tätigkeit zuvor keine aufsichtrechtliche<br />

Maßnahme hat<br />

ergreifen müssen und entsprechende<br />

Aktivitäten auch in Zukunft<br />

nicht mehr beabsichtige,<br />

vorliegend jedoch zu einer ordnungsgemäßen<br />

Verwaltung<br />

des Altersversorgungswerkes<br />

zur Inkraftsetzung der neuen<br />

Satzung im Wege der Ersatzvornahme<br />

keine Alternative<br />

bestanden hätte.<br />

Auf die Nachfrage der Vorsitzenden<br />

Richterin beim Vertreter<br />

der Kläger, aus welchen<br />

Gründen kein so genanntes<br />

Normenkontrollverfahren<br />

beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht<br />

zur Überprüfung<br />

der neuen Satzung<br />

beantragt worden sei, erwiderte<br />

dieser, dass seine Mandanten,<br />

die Kläger, die nun geltende<br />

Satzung durchaus als eine<br />

mögliche und rechtlich vertretbare<br />

von mehreren Alter -<br />

nativen anerkennen, die den<br />

Anforderungen des Urteils des<br />

Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichtes<br />

entspreche. Berücksichtigt<br />

man, dass die<br />

neue Satzung inhaltlich nicht<br />

beanstandet wurde, bleibt die<br />

Frage offen, welchem Zweck<br />

die Klage dienen sollte, zumal<br />

keiner der Kläger dem Gericht<br />

zur Beantwortung zur Verfügung<br />

stand.<br />

Das schriftliche Urteil, mit<br />

dem die Klage abgewiesen<br />

wurde, wird den Beteiligten in<br />

den nächsten Wochen zugestellt.<br />

Es bleibt abzuwarten, ob<br />

die Kläger dagegen Berufung<br />

beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht<br />

einreichen<br />

werden. RA Frank Wahner<br />

Justitiar des AVW l<br />

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werden, erfordert dies einen hohen<br />

Zeit- und Kostenaufwand.<br />

Erfahrungsgemäß ist der teure<br />

Austausch des Ansatzes bereits<br />

nach einigen Monaten erforderlich.<br />

Bei der Sterilisation bleibt außerdem<br />

ein Restrisiko, da das feine<br />

Kanalsystem im Innern der Spritzenkanüle<br />

vor dem Autoklavieren nicht<br />

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6 | 2008 · ZKn mitteilungen email: info@loser.de<br />

· 337<br />

®


Wissenschaft<br />

Don Erzberger<br />

Abbildung 1<br />

foto: zkn-arcHiv<br />

Ach! Wir hinterwäldnerischenEuropäer,<br />

wie hinken wir<br />

doch schon wieder<br />

in der Entwicklung<br />

hinter den USA hinterher: Wir<br />

stinken noch aus dem Mund.<br />

Ein Viertel der Bevölkerung<br />

soll sogar unter hartnäckigem<br />

Mundgeruch leiden. Drüben<br />

gibt es das nicht mehr, dank<br />

der vielen Spezialisten für und gegen<br />

Mundgeruch, ja sogar ganze Kliniken<br />

(Bad Breath Clinics) haben sich dieser<br />

üblen Sache<br />

schon verschrieben.<br />

Es wird jetzt<br />

höchste Zeit, dass<br />

wir auf den Zug<br />

aufspringen. Vor allem muss zunächst<br />

das ganze verwissenschaftlicht und<br />

damit auf eine höhere Ebene gebracht<br />

werden. Da erhebt sich doch sofort die<br />

Frage ab welcher Entfernung vom Gegenüber<br />

wir unangenehmen Geruch<br />

wahrnehmen. Eine Einteilung in Geruchsgrade<br />

wäre doch hilfreich, denken<br />

wir doch an die segensreiche Einrichtung<br />

wie Lockerungsgrade von<br />

Zähnen oder Knochendichteeinteilungen,<br />

Kavitätenklassen oder ähnliches<br />

ohne die wir ja überhaupt nicht therapieren<br />

könnten, oder?<br />

Das Schnüffeln in ein, zwei oder in<br />

drei Meter Entfernung vom Probanden<br />

hatte sich als unpraktikabel herausgestellt.<br />

Den daraufhin eingeschlagenen,<br />

wissenschaftlich einwandfreien Weg<br />

können Sie, liebe Leser, selbst finden:<br />

Gehen Sie mal flott an Ihre(n) Geliebte(n),<br />

Verlobte(n), Ehefrau (mann) oder ähnli­<br />

338 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Master of<br />

Dog Halitosis<br />

ches heran in der Absicht einen Kuss zu<br />

platzieren. Um den gegnerischen orbicularis<br />

oris zu treffen, müssen Sie zunächst<br />

schon zehn Zentimeter ran, doch<br />

– oh Schreck – es riecht. Sie zucken zurück<br />

(30 cm), es riecht noch immer. Sie<br />

weichen jetzt langsam auf einen Meter<br />

Abstand aus, jetzt wird es besser. Sie<br />

kommen aus der Gefahrenzone und haben<br />

ganz nebenbei die praxisrelevante<br />

Einteilung des Schweregrades des<br />

Mundgeruchs gefunden (Abb. 1).<br />

Sie hatten es aber auch einfach diesen<br />

Versuch im Jahre 2008 durchzuführen.<br />

Wie viel<br />

schwerer wäre<br />

die Einteilung in<br />

früheren, vorhygienischenZeiten,<br />

zum Beispiel 1773 gewesen: Dazu<br />

zitieren wir aus dem Tagebuch des Georg<br />

Forster:<br />

»Am folgenden Nachmittag gab der<br />

Kapitän einigen Matrosen Erlaubnis,<br />

an Land zu gehen, wo sie von den Wilden<br />

allerhand Kuriositäten einhandelten<br />

und sich zu gleicher Zeit um die<br />

Gunst manches Mädchens bewarben,<br />

ohne sich an die ekelhafte Unreinlichkeit<br />

derselben zu kehren. Sie stanken<br />

dermaßen, dass man sie schon von<br />

weitem riechen konnte, und saßen so<br />

voll Ungeziefer, dass sie es oft von den<br />

Kleidern absuchten und zwischen den<br />

Zähnen knackten. Es ist erstaunlich,<br />

dass es Leute gab, die sich damit abzugeben<br />

imstande waren, und dass weder<br />

ihr eigenes Gefühl noch die Reinlichkeit,<br />

die dem Engländer doch von<br />

Jugend auf beigebracht wird, in ihnen<br />

Abscheu erregte.« 1<br />

Das Zitat bezieht<br />

sich auf die Ureinwohner<br />

Neuseelands mit<br />

denen der englische<br />

Entdecker James Cook<br />

auf seiner zweiten Reise<br />

in Berührung kam.<br />

Auf unser Thema bezogen:<br />

Eine praxisrele­<br />

1 enTdecKungsreise nach<br />

TahiTi und in die südsee, 1772<br />

– 1775, georg ForsTer, ediTion<br />

erdman<br />

vante Einteilung dieser Mischung aus<br />

Körper­ und Mundgeruch hätte hier<br />

wohl aus großer Entfernung vorgenommen<br />

werden müssen und wäre<br />

durch viele Gradeinteilungen komplizierter<br />

geworden. Die Einwohner selbst<br />

waren sich ihres Geruches natürlich<br />

nicht bewusst (siehe hierzu die Ausführungen<br />

ab Seite 340).<br />

Wir wissen heute erst welche Leistung<br />

Georg Forster, der den obigen Bericht<br />

auf Cooks Schiff verfasste, vollbracht<br />

hat, er hat nämlich eine »organoleptische<br />

Messung« vorgenommen<br />

(Beurteilung durch Geruchssinn). Leider<br />

fanden sich schriftlich keine Angaben<br />

über die Entfernung, weder in Metern<br />

noch in Meilen.<br />

Nun sind wir ja darüber aufgeklärt,<br />

dass der Mundgeruch oder die Halitosis<br />

(das ist nicht mehr das gleiche, siehe<br />

Seite 340) instrumentell messbar ist.<br />

Das entsprechende Gerät ist das Halimeter,<br />

der Sulfonamidmonitor, eine<br />

Vorrichtung zur Quantifizierung flüchtiger<br />

Schwefelverbindungen in Luftproben.<br />

Sie misst die Konzentration<br />

von parts per billion (pph).<br />

Der nette Kollege, der dieses Gerät<br />

für seine Mundgeruchssprechstunde<br />

erworben hatte, klagte mir allerdings<br />

sein Leid darüber, dass er durch dieses<br />

schon wiederholt der Lächerlichkeit<br />

preisgegeben war. Bei Patienten mit<br />

Mundgeruch, organoleptisch gemessen,<br />

wurde oft, trotz x­maliger Wiederholung<br />

das Gegenteil angezeigt. Daraufhin<br />

hatte er Schwierigkeiten seine<br />

Mundgeruchsprechstunde privat vergütet<br />

zu bekommen. Man sollte deshalb<br />

anders an die Sache herangehen<br />

und zum Beispiel eine Attrappe konstruieren,<br />

denn Hauptsache ein besonderes<br />

Gerät ist da und unterscheidet so<br />

den Spezialisten vom »Wald­ und Wiesenzahnarzt«.<br />

Wir kennen das aus der<br />

Endodontie: Ein Mikroskop muss zumindest<br />

irgendwo stehen oder angebracht<br />

sein.<br />

Liebe Leser, an dieser Stelle muss<br />

noch auf eine Entwicklung hingewiesen<br />

werden, die unsere zahnmedizinische<br />

Landschaft entscheidend verändert,<br />

nämlich die Sucht »Deutsche Gesellschaften<br />

für …« zu gründen. Oft aus


gutem Grund mit der Mastermanie<br />

verbunden. Da innerhalb unseres Gesundheitssystems<br />

über die Vergütung<br />

durch die Krankenkassen nicht mehr<br />

ausreichend verdient werden kann, ist<br />

die Idee sich anderweitig zu betätigen<br />

und dabei noch die gebeutelten Kollegen<br />

zu schröpfen zwar moralisch nicht<br />

in Ordnung, aber nicht dumm. Die<br />

schnelle Folge der Gründung Deutscher<br />

Gesellschaften und die exponential<br />

sich vermehrenden Masterkurse führen<br />

zwangsläufig zu einer Zerlegung<br />

oder Fragmentierung des Gebietes der<br />

Zahnmedizin: dem Master für Endodontie,<br />

Kinderzahnheilkunde, Alterszahnheilkunde,<br />

Zahnersatz, Bleaching...,<br />

werden noch viele weitere folgen.<br />

Die Zerstückelung der Zahnmedizin<br />

geht dann auch hin zu einem<br />

Masterkurs zur Extraktion von Zähnen.<br />

Ich will auch einmal Trendsetter<br />

sein und Geldverdienen und habe mir<br />

deshalb besondere Fähigkeiten erworben,<br />

die mich befähigen, den Mastertitel<br />

»Master of Extraktion 42« zu vergeben<br />

(für Zahn 32 läuft ein anderer Kurs).<br />

Obwohl ich schon unzählige Zähne in<br />

meinem langen Zahnarztleben entfernen<br />

musste, weiß ich erst seit kurzem<br />

was für Schwierigkeiten ich gehabt haben<br />

muss. Ich teile die Patienten heute<br />

zum Beispiel in verschiedene Altersgrade<br />

ein (ohne Gradeinteilung läuft ja<br />

nichts): Vom Zahndurchbruch bis zum<br />

15. Lebensjahr entspricht Grad 1, vom 15.<br />

bis 25. LJ entspricht Grad 2, vom 25. bis<br />

45. LJ = Grad 3, vom 45. bis 55. LJ = Grad<br />

4 (Midlifecrisis), vom 55. bis 65. LJ = Grad<br />

5, vom 65.bis 75. LJ = Grad 6, vom 75. bis<br />

unendlich entspricht grad 8. Jeder Zeitsprung<br />

hat seine physiologische und<br />

psychologische Begründung. Über<br />

Grad 5 muss ein extra Buch geschrieben<br />

werden. Jeder Altersgrad erfordert<br />

eine andere Extraktionsbetreuung, Zukunftsplanung,<br />

Extraktionsmethode,<br />

Nachsorge usw. Die wissenschaftliche<br />

Abhandlung darüber ist in Arbeit. Das<br />

alles muss abgestimmt werden mit<br />

dem Lockerungsgrad, dem Hygienegrad<br />

und dem neu gefundenen Höhengrad<br />

des Zahnes. Liegt letzterer nämlich<br />

25 mm bis zum Knochenrand frei,<br />

braucht der Zahnarzt zur Extraktion<br />

keine Spezialzange mehr (entspricht<br />

Höhengrad 25). Dieser bahnbrechenden<br />

Erkenntnis und vieles mehr, (was<br />

ist mit Yin und Yang, dem Chi und dem<br />

Mondkalender), muss Rechnung getragen<br />

werden. Dazu addieren sich die<br />

praktischen Übungen am Affenkiefer<br />

(Schweinekiefer ist out), so dass fünf<br />

Wochenenden für diesen Masterkurs<br />

notwendig sind.<br />

Ich plädiere weiterhin für die Einführung<br />

des Masters of Frauenheilkunde.<br />

Damit liege ich mit Sicherheit<br />

besonders im Trend. Zu diesem Titel<br />

bedarf es auch keiner Lateinisierung<br />

oder Anglisierung, denn das spricht für<br />

sich, versteht jeder (wie Frauenparkplatz)<br />

und ist ein unübersehbares Betätigungsfeld<br />

und ist überhaupt nicht<br />

peinlich.<br />

Peinlich aber ist den Protagonisten<br />

des schlechten Atems (halitus = Atem,<br />

lateinisch) der Ausdruck Mundgeruch.<br />

Ist ja auch ein primitives, Ekel erregendes<br />

Wort, das unangenehme Assoziationen<br />

hervorruft. Stellen wir uns vor:<br />

Master of Mundgeruch! Igitt, wer<br />

möchte den Titel führen? Keine Sorge,<br />

liebe Leser, dazu hat man sich etwas<br />

einfallen lassen. Ob der schlecht Atem<br />

im Munde selbst, in dem Bereich der<br />

Tonsillen, dem Sinus, der Psyche oder<br />

anderen Erkrankungen seine Quelle<br />

hatte, alles lief unter der Bezeichnung<br />

Mundgeruch – bis gestern! (siehe<br />

Brockhaus Enzyklopädie, letzte Ausgabe,<br />

Seite 192)<br />

Da die Bezeichnung foeter ex ore<br />

auch mies und zudem out ist, war der<br />

halitus die letzte Rettung. Der Trick:<br />

Die Bezeichnung Mundgeruch erfuhr<br />

per Neudefinition eine Einengung:<br />

»Geruch der aus dem Munde kommt<br />

und auch dort entsteht.« Halitos: »Geruch<br />

der nicht im Mund entstehen<br />

muss.« Damit war der Weg frei für den<br />

Master of Halitosis. Das klingt schon<br />

anders, nicht wahr.<br />

Es ist auch amtlich, das des Deutschen<br />

liebstes Haustier, der Hund, auch<br />

schlechten Atem und mal einen maroden<br />

Zahn hat. Eine deutsche Gesellschaft<br />

für Hundezahnheilkunde wird<br />

sich dieses Problems annehmen.<br />

Wir erkennen: Die Weiterentwicklung<br />

der Zahnheilkunde ist auf einem<br />

guten Weg.<br />

Es grüßt<br />

Ihr Master of Dog Halitosis l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 339


WISSENSCHAFT<br />

Mundgeruch? Nein danke!<br />

Halitosis: Update 2008<br />

Zur Zeit des ägyptischen Königs Tut-ench-Amun wurde die erste<br />

Stunde nach dem Erwachen als die Stunde des Mundgeruchs be-<br />

zeichnet. Die alten Ägypter wussten schon, dass dieses Phänomen<br />

einem natürlichen Ablauf entsprach, im Gegensatz zu anderen<br />

Mundgeruchsphänomenen<br />

Sie nahmen also kein Blatt vor<br />

ihren mundgeruchsausströmenden<br />

Mund, dieses zu<br />

kommunizieren. Schon 1500<br />

Jahre vor Christi war Mundgeruch<br />

also ein Thema. Im Gegensatz dazu<br />

wird an unseren Universitäten 3500<br />

Jahre später, nicht über »Halitosis« gelehrt,<br />

sagt Professor Dr. Andreas Filippi<br />

aus Basel. Sein Seminar an der ZAN am<br />

29.3.2008 mit dem Thema »Mundgeruchsprechstunde<br />

in der zahnärztlichen<br />

Praxis« nahm den gesamten<br />

Samstag ein. Ich habe es nicht für möglich<br />

gehalten, dass man über Mundgeruch<br />

von 9.00 bis 17.00 Uhr sprechen<br />

kann: ich wurde eines Besseren belehrt.<br />

Tabu<br />

Heute ist Mundgeruch gesellschaftlich<br />

immer noch ein Tabuthema. Betroffene<br />

Personen haben Probleme darüber<br />

informiert zu werden, denn da der<br />

Mensch eigene Gerüche adaptiert,<br />

wird der eigene Mundgeruch meist<br />

nicht selbst wahrgenommen. Es gibt<br />

auch keine sichere Art der Selbstüberprüfung.<br />

Halbwegs zuverlässig ist die<br />

so genannte Airbag­Methode: Es wird<br />

in einen nicht zu kleinen Plastikbeutel<br />

hineingeatmet und dieser fest verschlossen.<br />

In frischer Luft wird dieser<br />

Beutel dann langsam vor der Nase ausgedrückt.<br />

Eine verlässliche Auskunft<br />

erhält man aber nur von dritten Personen,<br />

die bei Verdacht unmissverständlich<br />

gefragt werden sollten.<br />

Definition<br />

Mundgeruch und auch der bekannte<br />

Begriff foeter ex ore beschreiben einen<br />

340 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

unangenehmen Geruch beim Ausatmen<br />

aus dem Mund, dessen Ursache<br />

sich in der Mundhöhle befindet. Halitosis<br />

hingegen beschreibt ebenfalls einen<br />

unangenehmen Geruch beim Ausatmen,<br />

der aber auch bei Nasenatmung<br />

wahrnehmbar ist. Dessen Ursa­<br />

che muss nicht im Mund entstanden<br />

sein. Halitosis stellt somit den Oberbegriff<br />

von Mundgeruch dar.<br />

Es wird zwischen echter Halitosis,<br />

Pseudohalitosis und Haliophobie unterschieden.<br />

Die echte Halitosis wird zusätzlich<br />

in physiologische und pathologische<br />

Halitosis unterteilt, dabei wird<br />

zwischen oralen­extraoralen Ursachen<br />

unterschieden.<br />

Es ist belegt, dass für die oralen Ursachen<br />

hauptsächlich Bakterien und<br />

deren Stoffwechselprodukte verantwortlich<br />

sind. Sie produzieren u. a.<br />

flüchtige Schwefelverbindungen, kurzkettige<br />

Fettsäuren und Cadaverien. Zu<br />

den gramnegativen, anaeroben Bakterien<br />

gehören zum Beispiel Fusobakterien,<br />

Prevotella unter anderem auch uns<br />

bekannte parodontalpathogene wie<br />

Porphyromonas gingivalis, Tannerella<br />

forsythia, Treponema denticola sind<br />

aktive Produzenten von Schwefelverbindungen<br />

und lassen daher einen Zusammenhang<br />

zwischen Parodontitis<br />

und Haliotitis vermuten. Wer mehr<br />

über geruchsaktive Stoffwechselprodukte<br />

und deren Verursacher wissen<br />

möchte, sollte das Buch von Herrn Prof.<br />

Filippi über Halitosis lesen.<br />

Die Zunge<br />

Eindeutig belegt ist, dass der Zungenmikroflora<br />

die vorrangige Bedeutung<br />

der Entstehung zukommt. Die Zunge<br />

bildet schon allein durch ihre Papillenstruktur<br />

eine einzigartige ökologische<br />

Nische im Mund. Sie wird bald nach der<br />

Geburt kolonisiert und auch anaerobe<br />

Keime werden schon vor Zahndurchbruch<br />

nachgewiesen. Etwa 500 Bakterienarten<br />

befinden sich im Munde eines<br />

Erwachsenen, davon sind 60 Prozent<br />

auf der Zunge angesiedelt. So ist<br />

es nicht verwunderlich, dass sie die<br />

Hauptrolle bei der Entstehung von<br />

Mundgeruch spielt.<br />

Bei Gesunden wird Streptococcus<br />

salivarius vorherrschend nachgewiesen,<br />

während dieser Keim bei Halitosis­<br />

Patienten fehlt. Weitere Verursacher<br />

der Halitosis sind multiple Karies, mangelnde<br />

Mundhygiene, Candidiasis, ungepflegter<br />

Zahnersatz, Infektionen wie<br />

Gingivitis und Parodontitis. Nicht jeder<br />

PA­Patient hat Mundgeruch, nicht Karies<br />

allein macht Mundgeruch. Es ist<br />

die damit oft einhergehende schlechte<br />

Mundhygiene die für den Geruch verantwortlich<br />

ist. Bei Parodontitis marginalis<br />

hingegen kann ein direkter Zusammenhang<br />

bestehen, aufgrund der<br />

Taschentiefen. Ab vier Millimeter Tasche<br />

kann diese niemand mehr selbst<br />

sauber halten. Diese Patienten haben<br />

eine deutlich höhere Schwefelexposition.<br />

Indirekte Ursachen für die Entstehung<br />

von Halitosis können Mundatmung,<br />

Schnarchen oder zu wenig Trinken<br />

sein. Auch Medikamente wie Anti­<br />

aBBildungen: d. erzBerger


depressiva, Antipsychotika, Antihypertensiva<br />

zum Beispiel können<br />

auslösende Faktoren über eine Reduktion<br />

der Speichelfließrate sein. Selbst<br />

hormonelle Umstellung oder emotionaler<br />

Stress ermöglichen das Auftreten<br />

von Mundgeruch. Alkohol abusus führt<br />

zu typischem Aldehydgeruch. Den Geruch<br />

nach Knoblauchkonsum kennen<br />

wir alle, dieser kann bis zu 72 Stunden<br />

nachgewiesen werden. Zwiebeln, Kaffee,<br />

sogar längeres Fasten oder zahnärztlich­chirurgische<br />

Eingriffe können<br />

Mundgeruch auslösen. Chemotherapeutika<br />

und Antibiotika können dafür<br />

verantwortlich sein.<br />

Für unsere gebeutelten Raucher: In<br />

den meisten Studien konnte kein direkter<br />

Zusammenhang zwischen Rauchergewohnheiten<br />

und Mundgeruch festgestellt<br />

werden. Da Rauchen jedoch<br />

den Speichelfluss und auch den Stoffwechsel<br />

der Gingiva reduziert, kann es<br />

die Entstehung von Gingivitis und Parodontitis<br />

fördern und Halitosis dadurch<br />

begünstigen.<br />

Nicht orale Ursachen<br />

Gerüche entstehen nicht nur in der<br />

Mundhöhle, sondern auch in daran unmittelbar<br />

angrenzenden Strukturen:<br />

Nase, Pharynx, Larynx, Trachea, Oesophagus<br />

und Gastrointestinaltrakt. Allerdings<br />

machen diese, zusammen mit<br />

systemisch bedingten Ursachen nur<br />

zehn Prozent der Halitosisfälle aus. Die<br />

Ich habe es nicht für möglich gehalten,<br />

dass man über Mundgeruch von 9.00 bis 17.00 Uhr sprechen kann:<br />

ich wurde eines Besseren belehrt<br />

Prof. Dr.<br />

Andreas<br />

Filippi<br />

häufigsten nicht oralen Ursachen finden<br />

sich im Hals­Nasen­Ohren­ärztlichen<br />

Bereich, zum Beispiel chronische<br />

Rhinitis, atopische Rhinitis mit eingetrockneter<br />

Nase und Krustenbildung<br />

im Naso­Pharynx, die chronische Sinusitis<br />

und Angina tonsillaris. Letztere<br />

kann durch den Zahnarzt diagnostiziert<br />

werden. In vielen Fällen wird der<br />

Magen für Halitosis verantwortlich gemacht.<br />

Diese ist aber nur ganz selten<br />

der Fall (ein Prozent der Fälle), zum Beispiel<br />

bei Patienten mit Kardiainsuffizienz<br />

(Abdichtung des Magens ist nicht<br />

vollkommen), oder Reflux sowie Divertikelbildungen.<br />

Es sollte bei einer diagnostizierten<br />

Halitosis immer auch an systemische<br />

Erkrankungen gedacht werden, wie Diabetes,<br />

Leberversagen, Uraemie. Bei<br />

Frauen ist eine Abhängigkeit oral messbarer<br />

flüchtiger Schwefelverbindungen<br />

vom Menstruationszyklus feststellbar.<br />

Halitophobie<br />

Es wurde eingangs das bekannte Phänomen<br />

angesprochen, dass Menschen<br />

mit Mundgeruch diesen oft selbst nicht<br />

wahrnehmen können. Weniger bekannt<br />

ist die Tatsache, dass es Menschen<br />

gibt, die bei sich einen starken<br />

Mundgeruch wahrnehmen, der jedoch<br />

nicht existiert. Wenn es sich um einen<br />

Halitophobie­Patienten handelt, lässt<br />

sich dieser vom Gegenteil nicht überzeugen.<br />

Er reagiert mit Unmut, Ärger,<br />

Enttäuschung oder Ablehnung des<br />

Zahnarztes, so dass es auch schwierig<br />

für denselben ist, ihn an einen Psychotherapeuten<br />

zu verweisen. Die Einsicht<br />

in das Wahnhafte seiner Eigendiagnose<br />

ist in der Regel nicht vorhanden. Im<br />

Gegensatz dazu lässt sich der Patient<br />

mit Pseudohalitosis im Verlauf der Diagnostik<br />

und Therapie davon überzeu­<br />

gen, dass sein Mundgeruch nicht vorhanden<br />

ist. Der Halitophobie­Patient<br />

hat übertriebene Ängste, seine Mitmenschen<br />

mit seinem vermeintlichen<br />

Geruch zu belästigen.<br />

Er vermeidet Geselligkeit und hat<br />

die Tendenz, sich aus Scham aus seinem<br />

sozialen Umfeld zurückzuziehen.<br />

Er beobachtet sein Gegenüber genau<br />

ob er nicht Anzeichen dafür findet, dass<br />

sein Mundgeruch wahrgenommen<br />

wird. Die Halitophobie ist eine schwere<br />

psychische Krankheit, die man der<br />

Gruppe der Zwangsstörungen zuordnet.<br />

Sie sollte nur durch Spezialisten<br />

therapiert werden.<br />

Organoleptische Messung<br />

Wie stelle ich nun als Zahnarzt objektiv<br />

fest ob unangenehmer Geruch vorliegt?<br />

Diagnostisch gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

die organoleptische Methode<br />

(Beurteilung nach dem Geruchssinn)<br />

und die instrumentelle Methode<br />

(Verfahren durch Messgeräte). Die für<br />

den Anfänger einfachste organoleptische<br />

Methode ist die Bestimmung der<br />

Geruchsstärke mit Hilfe des Abstandes,<br />

der nötig ist, um den Geruch gerade<br />

nicht mehr wahrzunehmen. Während<br />

der Patient laut zählt, prüft der Zahnarzt<br />

die Geruchswahrnehmung in Abständen<br />

von einem Meter, 30 cm, 10 cm.<br />

Ist in einem Abstand vom einem Meter<br />

Geruch wahrzunehmen, entspricht<br />

das Stärkegrad 3, 30 cm Abstand entsprechen<br />

dem Stärkegrad 2 und 10 cm<br />

dem Stärkegrad 1. Es sind noch andere<br />

organoleptische Skalaeinteilungen bekannt.<br />

Der Nachteil dieser Messungen<br />

liegt unter anderem in der Subjektivität<br />

des Untersuchers. Die Fähigkeit zur<br />

Geruchswahrnehmung variiert von<br />

Person zu Person. Der Geruchssinn ist<br />

nicht jeden Tag gleich, Die Erwartungshaltung<br />

spielt eine Rolle, die Kopfhaltung,<br />

das Alter oder ähnliches letztlich<br />

geht es um die Beurteilung, ob kein,<br />

nur ein leichter oder ein schwerer<br />

Mundgeruch vorliegt, so dass Ungenauigkeiten<br />

in Kauf genommen werden<br />

können. Allerdings sollte man standardisierte<br />

Bedingungen schaffen, um<br />

eine Reproduzierbarkeit zu erreichen<br />

und die Patienten zu instruieren alles<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 341


WISSENSCHAFT<br />

zu unterlassen, was zur Überdeckung<br />

des Mundgeruchs führen kann.<br />

Instrumentelle Messung<br />

Die instrumentelle Messung von<br />

Mundgeruch erfolgt in der Regel durch<br />

ein Tischgerät, dem Halimeter. Das ist<br />

ein Apparat zur Quantifizierung flüchtiger<br />

Schwefelverbindungen. Das Gerät<br />

enthält eine Pumpe, die über einen<br />

Schlauch Luft ansaugt und sie einem<br />

elektrochemischen Gassensor zuführt.<br />

Vom Display wird die Konzentration<br />

flüchtiger Schwefelverbindungen (VSC)<br />

in ppb (parts per billion) abgelesen. Auf<br />

Einzelheiten der praktischen Durchführung<br />

kann hier nicht eingegangen<br />

werden. Das Halimeter misst nur<br />

Schwefelverbindungen. Andere Komponenten<br />

des Mundgeruchs werden<br />

nicht erfasst. Daher ist es falsch, sich allein<br />

auf die Halimeter­Messung zu verlassen.<br />

Ab 150 ppb soll Mundgeruch<br />

wahrgenommen werden können. Mit<br />

dem Halimeter kann der Verlauf einer<br />

Halitosis­Behandlung kontrolliert werden.<br />

Pseudohalitosis­Patienten können<br />

mit Hilfe des Gerätes überzeugt<br />

werden, dass kein messbarer Geruch<br />

vorliegt. Das Gerät hilft dem Patienten<br />

Peinlichkeiten beim Geruchstest zu<br />

überwinden.<br />

Sprechstunde<br />

Zur Senkung der Hemmschwelle des<br />

Patienten über Mundgeruch zu sprechen,<br />

kann die Frage nach demselben<br />

in dem Anamnesebogen integriert<br />

werden. Bei der Anmeldung zur Mundgeruchsprechstunde<br />

erhält der Patient<br />

einen umfangreichen Fragebogen, den<br />

er noch vor dem ersten Termin, entweder<br />

zu Hause oder im Wartezimmer<br />

ausfüllt. Der Fragebogen vereinfacht<br />

die Gesprächsführung und gibt detaillierte<br />

Auskunft über Frequenz, Art, Tageszeit,<br />

und Ausmaß der Halitosis, über<br />

die psychische Belastung des Patienten,<br />

bereits erfolgte Behandlungen sowie<br />

über die typischen Kofaktoren von<br />

Halitosis, zum Beispiel Ernährungsgewohnheiten,<br />

Rauchen, Schnarchen,<br />

Stress. In der Regel braucht Herr Dr. Filippi<br />

drei Termine zur erfolgreichen Behandlung<br />

des Mundgeruchs. Auf der<br />

342 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Grundlage des Fragebogens wird das<br />

Gespräch beim ersten Termin aufgebaut.<br />

Es folgt die instrumentelle Messung,<br />

die intraorale Untersuchung, die<br />

organoleptische Messung. Alle Möglichkeiten<br />

von Prädilektionsstellen für<br />

Halitosis, zum Beispiel Zungenbelag,<br />

Weichgewebe, parodontales Screening,<br />

Speicheldrüsenausführungsgänge, Befeuchtung,<br />

Füllungen, Restaurationen<br />

werden untersucht.<br />

Im Einzelfall wird zusätzlich eine mikrobiologische<br />

Untersuchung der Prädilektionsstellen,<br />

zum Beispiel dorsales<br />

Zungendrittel durchgeführt. Werden<br />

keine oralen Ursachen gefunden<br />

oder extraorale vermutet, wird der Patient<br />

zum Facharzt überwiesen. Orale<br />

Ursachen werden gezielt therapiert,<br />

zum Beispiel mechanische Reinigung<br />

des Zungenrückens mit Zungenreinigern.<br />

Einen Standardzungenreiniger,<br />

der für jeden Patienten ideal ist, gibt es<br />

nicht. Mundspüllösungen können die<br />

Reinigung unterstützen. Gingivitis, Parodontitis,<br />

werden gleich mechanisch<br />

– oder lokal medikamentös behandelt.<br />

Es folgen zwei Kontrolltermine, auf die<br />

sich eventuell erforderliche parodontale,<br />

konservierende oder prothetische<br />

Behandlungen anschließen, eventuell<br />

mit dentalhygienischer Begleitung. Bei<br />

Verdacht auf Pseudohalitosis oder Halitophobie<br />

müssen entsprechende Wege<br />

eingeschlagen werden.<br />

Zu Mundspülungen ist zu sagen,<br />

dass ihre desinfizierende Wirkung die<br />

Behandlung von Mundgeruch unterstützen<br />

kann. Auch können sie helfen<br />

eine orale Ursache des Mundgeruchs<br />

auszuschließen. Von der Vielzahl der<br />

auf dem Markt befindlichen Lösungen<br />

sollten nur die genutzt werden, deren<br />

Wirksamkeit wissenschaftlich überprüft<br />

wurde. Das können Präparate auf<br />

der Basis von Chlorhexidin­Digluconat,<br />

Zinkchlorid, Cetyl­Pyridin­Chlorid (CPC),<br />

Wasserstoffperoxid, Triclosan, Aminfluorid,<br />

Zinnfluorid und essenzielle Öle<br />

(Listerine) sein.<br />

Der Einfluss von Zahncremes,<br />

Lutschpastillen und Kaugummis auf<br />

Mundgeruch ist zu vernachlässigen.<br />

Die Einnahme kann die Ursache nicht<br />

beseitigen. Alle diese Produkte wirken<br />

lediglich für eine kurze Zeit und haben<br />

keinen therapeutischen Einfluss. Zu<br />

den Hausmitteln (die bisher nicht wissenschaftlich<br />

untersucht sind), gehören<br />

Salzwasser, Zitronenwasser, Kauen<br />

von Petersilie oder Ingwerwurzeln. Es<br />

wird auch Zimt, Guave oder Anis empfohlen.<br />

Ebenso wie das Schnarchverhalten<br />

und die Schnarchtherapie in die zahnärztliche<br />

Behandlung Eingang gefunden<br />

haben, wird zukünftig auch die<br />

Halitosisbekämpfung ein Thema sein.<br />

Als Einstieg ist das Handbuch für die<br />

Praxis, »Halitosis«, unseres Referenten<br />

Prof. Dr. Andreas Filippi, Quintessenz<br />

Verlag, (besprochen in ZKN Mitteilungen<br />

3/06) empfehlenswert. l<br />

FVDZ-Zeitschrift:<br />

Der Zahnarzt<br />

als Versicherungsberater?<br />

Artikel über Zahnzusatzversicherungen<br />

in der<br />

aktuellen DFZ-Ausgabe<br />

Immer häufiger werden Zahnärzte zu Themen<br />

befragt, die mit der Zahnmedizin überhaupt<br />

nichts mehr zu tun haben. Zunehmend wollen<br />

Patienten von ihrem Zahnarzt wissen, welche<br />

Zahnzusatzversicherung etwas bringe und<br />

welche sich lohne. Da der Mediziner kein Versicherungsmakler<br />

ist, kann er nur allgemeine Auskünfte<br />

und keine Empfehlungen geben – so die Erkenntnis<br />

in einem Beitrag in der Juni­Ausgabe der<br />

Mitgliederzeitschrift des Freien Verbands Deutscher<br />

Zahnärzte »Der Freie Zahnarzt« (DFZ). Die<br />

Autorin Sabine Schmitt erläutert in dem DFZ­Beitrag<br />

unter Schlagworten wie »Ersatz oder Zusatz<br />

– das ist die Frage« oder »Sperrfristen beachten«<br />

knapp und verständlich, wie Zahnärzte ihre Patienten<br />

informieren können.<br />

FVDZ-Pressemitteilung, 29.5.2008 l


Zeitung: Österreichs Ärzte<br />

drohen mit Praxisschließungen<br />

während der EM<br />

Der Unmut der österreichischen<br />

Ärzte über die geplante Gesundheitsreform<br />

ist groß – und damit<br />

offenbar auch ihre Protestbereitschaft.<br />

Sollten ihre Einwände gegen die<br />

Reform kein Gehör finden, könnten die<br />

Praxen ab dem 16. Juni, also während<br />

der Fußball­Europameisterschaft, geschlossen<br />

bleiben, drohte Ärztekammer­Vizepräsident<br />

Dr. Günther Wawrowsky<br />

laut einem Bericht der Zeitung<br />

»Die Presse«.<br />

Die Reform sieht unter anderem die<br />

Einführung einer Aut­idem­Regelung<br />

sowie eine Patientenquittung vor. Ersteres<br />

hält Kammerpräsident Dr. Walter<br />

Dorner für unnötig, die Patientenquittung<br />

kritisierte er laut Bericht als unausgegoren:<br />

»Wir Ärzte sind keine Registrierkasse<br />

an der Tankstelle.« Als weniger<br />

kritisch sehe er dagegen eine<br />

mögliche Kündigung von Kassenverträgen<br />

bei gravierenden Problemen<br />

an. www.zaend.de, 19.5.2008<br />

Dr. Susanne<br />

von Garrel<br />

foto: privat<br />

Zweiklassengesellschaft<br />

Die im GrundebundesweitchronischeUnterfinanzierung<br />

der Hochschulen<br />

sowie der<br />

Wettbewerb um<br />

Studierende, Fördergelder,Leis­<br />

tungsentgelte und Drittmittel hat eine<br />

Situation geschaffen, die notleidend<br />

ist. Ein leidiges Thema ist die Bezahlung<br />

der Hochschullehrer. Ein Juniorprofessor<br />

liegt knapp unter einem Studienratsgehalt<br />

(A 13). Viele Doktoranden<br />

quälen sich auf Halbtagsstellen<br />

mit etwa 1000 Euro netto. Professoren<br />

mit 4000 bis 5000 Euro im Monat sehen<br />

neidvoll auf ihre ausländischen<br />

Kollegen zum Beispiel in den USA. Dort<br />

gibt es gleich mehrere zehntausend Euro<br />

netto mehr pro Jahr. Da hilft alles Ge­<br />

rede um mehr Freiheit und weniger<br />

Bürokratie nicht: Es geht auch ums<br />

Geld. Wenn im armen Schleswig­Holstein<br />

ohne Studiengebühren ein Professor<br />

im Schnitt 66.000 Euro bekommt<br />

und in Hessen mit durchschnittlich<br />

82.500 Euro am höchsten<br />

besoldet wird, welcher Top­Wissenschaftler<br />

geht dann noch in den Norden?<br />

Die leistungsorientierte Bezahlung<br />

auf die Grundbezüge war richtig<br />

und überfällig. Aber die Mängel bei der<br />

Umsetzung müssen noch abgestellt<br />

werden. Sachfremde Erwägungen, wie<br />

zum Beispiel das Kriterium der Einwerbung<br />

von Drittmitteln, führen zu einer<br />

Bevorzugung der anwendungsorientierten<br />

gegenüber der Grundlagenforschung.<br />

Wo Topleute gehalten werden<br />

müssen, schmilzt das Budget dann zu<br />

Ungunsten vieler engagierter Hochschullehrer<br />

ab, die wenig oder nichts<br />

mehr als Zulage bekommen und es<br />

doch auch verdient hätten.<br />

Zwischen Geistes­ und Wirtschaftswissenschaften<br />

sowie technischen Disziplinen<br />

entsteht eine Zweiklassengesellschaft:<br />

Kaum ein Geisteswissenschaftler<br />

kann sich in der Wirtschaft<br />

und Industrie mit seinen Kenntnissen<br />

so vermarkten, wie es Wirtschaftler<br />

und Techniker können, die nebenher<br />

oft mehr verdienen, als ihr Professorengehalt<br />

ausmacht. Das gilt besonders<br />

auch für die Fachhochschulen. Die<br />

neue W­Besoldung ist der richtige Weg.<br />

Aber viele werden dabei abgehängt<br />

oder aus der Kurve geworfen. Hier<br />

muss gehandelt werden. Der Exodus<br />

besonders vieler guter Wissenschaftler<br />

aus naturwissenschaftlichen und technischen<br />

Disziplinen sowie aus der Medizin<br />

ins Ausland oder in die deutsche<br />

Wirtschaft wird sich sonst fortsetzen.<br />

Das kann sich der Wissenschaftsstandort<br />

Deutschland nicht länger leisten.<br />

Dr. Susanne von Garrel<br />

rundblick, 23.4.2008<br />

Ehrenamt ist Gold wert!<br />

Unter diesem Motto haben die<br />

kommunalen Spitzenverbände<br />

und die Landesregierung die<br />

dies & das<br />

Christian<br />

Wulff<br />

niedersächsische<br />

Ehrenamtskarte ins<br />

Leben gerufen. Sie<br />

ist ein Zeichen der<br />

Wertschätzung für<br />

die Bürgerinnen<br />

und Bürger, die sich<br />

in herausragender<br />

Weise in Freiwilligen<br />

Feuerwehren,<br />

Kindergärten, Schulen,<br />

Sportvereinen, Bürger­<br />

foto: niedersäcHsiscHe landesregierung<br />

stiftungen oder zahlreichen weiteren<br />

Initiativen und Vereinen engagieren. Es<br />

gilt, solches Engagement längerfristig<br />

zu sichern und zu befördern. Landes­<br />

und kommunale Ebene sind gemeinsam<br />

aufgerufen, die Bereitschaft zur<br />

Aufnahme einer freiwilligen Tätigkeit<br />

weiter zu stützen. Die Einführung der<br />

niedersächsischen Ehrenamtskarte ist<br />

dabei ein Baustein von vielen.<br />

Eckpfeiler des gemeinsam entwickelten<br />

Konzeptes sind die landesweite<br />

Gültigkeit der Karte, ein einheitliches<br />

Design und transparente Ausgabemodalitäten.<br />

Die Landesregierung beteiligt<br />

sich mit 200.000 Euro und bietet<br />

den Kommunen fachliche Hilfestellung<br />

bei der Entscheidungsfindung und Einführung<br />

an. Die Landkreise, Städte und<br />

Gemeinden entscheiden eigenständig<br />

über die Einführung. Zu den ersten<br />

Landkreisen, die Ehrenamtskarten ausgeben,<br />

zählen Wolfenbüttel, Nienburg<br />

und Osnabrück. Seit Dezember 2007<br />

haben bereits rund 400 bürgerschaftlich<br />

Aktive die »goldene Karte« für ihr<br />

herausragendes Engagement erhalten.<br />

Demnächst kommen die Landkreise<br />

Schaumburg, Wittmund, Celle, Osterode<br />

am Harz, Grafschaft Bentheim und<br />

die kreisfreie Stadt Oldenburg hinzu.<br />

Es würde der größten Bürgerbewegung<br />

unseres Landes gut tun, wenn<br />

sich alle Landkreise und kreisfreien<br />

Städte in diesem Jahr für die Ausgabe<br />

der Ehrenamtskarte entscheiden würden,<br />

aber es ist eine Entscheidung der<br />

jeweiligen Gebietskörperschaft.<br />

Mit zahlreichen Initiativen und<br />

Maßnahmen wird das Engagement in<br />

den Städten und Gemeinden unterstützt.<br />

Die niedersächsische Ehrenamtskarte<br />

ist eine neue und attraktive<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 343


DIES & DAS<br />

Form der Anerkennung. Sie steht nicht<br />

in Konkurrenz zu bestehenden Ehrungen<br />

oder gar zu konkreten Fördermaßnahmen<br />

für Vereine und Gruppen. Den<br />

Karteninhabern werden kleine Vergünstigungen<br />

gewährt: öffentliche<br />

wie auch private Angebote. Landesregierung<br />

und beteiligte Kommunen haben<br />

jeweils Anbieter gewonnen, die<br />

Landesregierung zum Beispiel die Landesmuseen<br />

in Hannover und Oldenburg,<br />

Staats­ und Landesbühnen in<br />

Braunschweig, Hannover und Oldenburg,<br />

das Wisentgehege in Springe<br />

oder das Niedersächsische Landgestüt<br />

in Celle.<br />

Hessen hat seine Ehrenamts­Card<br />

im Jahre 2006 eingeführt und bisher<br />

landesweit 12.500 Karten ausgegeben.<br />

Anfänglich geäußerte Befürchtungen<br />

in Richtung dramatischer Einnahmeausfälle<br />

der Kommunen oder privaten<br />

Anbieter haben sich nicht bestätigt.<br />

Teilweise haben die Angebote sogar zu<br />

einer Umsatzsteigerung beigetragen,<br />

weil der Preisnachlass durch die gestiegenen<br />

Besucherzahlen überkompensiert<br />

wurde. Mancher geht ins Museum,<br />

der sonst nicht gegangen wäre, die<br />

meisten bringen Begleiter mit.<br />

Mit der Ehrenamtskarte wird eine<br />

materiell bescheidene, aber ideell bedeutende<br />

Referenz an die Engagierten<br />

erwiesen, die sich in herausragender<br />

Weise für das Gemeinwohl einsetzen,<br />

unser Zusammenleben bereichern und<br />

die Solidarität in unserer Gesellschaft<br />

fördern. Das Motto »Ehrenamt ist Gold<br />

wert« wird ein Markenzeichen in <strong>Niedersachsen</strong><br />

werden!<br />

Ministerpräsident Christian Wulff<br />

344 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

rundblick, 14.5.2008<br />

Neue Partei gegründet:<br />

Gesundheits-Union DGU<br />

Am 5. Mai 2008 wurde im bayerischen<br />

Schnelldorf eine neue<br />

Bundespartei gegründet: Die<br />

Gesundheits­Union (DGU). Das Leitbild<br />

der DGU ist »Die Gesundheit ist das<br />

höchste Gut«. Der Gesundheit soll »in<br />

der Gesellschaft die Priorität zurückgegeben<br />

werden, die sie früher einmal<br />

genoss«, erläutert der Bundesvorsitzende<br />

Peter Krcmar und erklärt weiter:<br />

»Aktuell wird die Gesundheit fragwürdigen<br />

Finanzierungsgrundlagen und<br />

dem Profit­ und Profilierungsstreben<br />

geopfert. Die DGU setzt daher alles daran,<br />

eine breite Aktionsbasis zu schaffen,<br />

die sich für eine solidarische und<br />

selbstbestimmte Gesundheitsversorgung<br />

aller Bürger einsetzt. Selbstverständlich<br />

schließt dieses Bestreben<br />

auch eine freie Arztwahl und die freie<br />

Wahl der Krankenversicherung ein.«<br />

Die Lage der Gesundheitsversorgung<br />

ist desolat. Aktionstage, Streiks und<br />

Proteste der niedergelassenen Ärzte<br />

haben in letzter Zeit zwar verdeutlicht,<br />

dass es fünf vor Zwölf ist, aber entscheidende<br />

Veränderungen haben diese<br />

Initiativen nicht bewirkt. Eine Antwort<br />

kommt nun mit der Gründung<br />

der neuen Partei Gesundheitsunion<br />

(DGU): Die DGU ist ein Schulterschluss<br />

zwischen Ärzten, Patienten, Therapeuten<br />

und Apothekern und bündelt Kräfte,<br />

um diese Zustände zu ändern. Denn<br />

vor dem Hintergrund, dass beispielsweise<br />

in Bayern von den 8.000 niedergelassenen<br />

Ärzten 7000 auf diese existenzgefährdenden<br />

Zustände aufmerksam<br />

gemacht haben, aber nicht gehört<br />

wurden, ist eine grundlegende Änderung<br />

der Gesundheitsversorgung<br />

zwingend notwendig. Auch das zunehmende<br />

Leiden der Patienten an der<br />

heute schon existierenden Zwei­Klassen­Medizin,<br />

die jegliche Ansprüche an<br />

eine selbstbestimmte und solidarische<br />

Gesundheitsversorgung für Alle längst<br />

aufgegeben hat, blieb politisch bislang<br />

unbeachtet. Stattdessen wurde das ohnehin<br />

komplexe Gesundheitswesens<br />

weiter bürokratisiert. Gesundheitsfonds<br />

und Patienten­E­Card vertiefen<br />

die Misere zusätzlich.<br />

FVDZ Newsletter, 20.5.2008<br />

GKV empört über<br />

Insolvenzgesetz<br />

Die von Gesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt (SPD) geplante Reform<br />

des Insolvenzrechts der<br />

Krankenkassen lehnt die gesetzliche<br />

Krankenversicherung (GKV) rundweg<br />

ab. Schmidts Vorschlag, wonach der<br />

neue Spitzenverband Bund der Krankenkassen<br />

einzelne Kassen im Falle einer<br />

Insolvenz zwangsweise fusionieren<br />

kann, stößt nicht nur auf den Widerstand<br />

der Kassen. Auch der Spitzenverband,<br />

der erst von Juli an offiziell<br />

tätig wird, hat Schmidts Vorschlag<br />

schon verworfen. Man wolle »nicht zu<br />

einer Regulierungsbehörde mutieren«,<br />

schreibt Vorstandschefin Doris Pfeiffer<br />

in einem Brief an Schmidt und an Gesundheitspolitiker<br />

der Fraktionen. In<br />

Briefen an denselben Empfängerkreis<br />

beklagt auch Ersatzkassenchef Thomas<br />

Ballast, dass die Pläne des Ministeriums<br />

»zentralistisch in den Wettbewerb<br />

eingreifen und der wettbewerbsneutrale<br />

Aufgabenkatalog des Spitzenverbands<br />

Bund damit deutlich überschritten<br />

wird«. Ein »derart massiver Eingriff«<br />

sei »mit der wettbewerbsneutralen<br />

Rolle des Spitzenverbands Bund<br />

nicht vereinbar und wird abgelehnt«.<br />

Doris Pfeiffer verwirft in ihrem Schreiben<br />

auch den Plan Schmidts, nach dem<br />

die Kassenmitglieder im Notfall auch<br />

für Verbindlichkeiten anderer Kassen<br />

(außerhalb ihrer eigenen Organisationsform<br />

als Orts­, Ersatz­, Betriebs­<br />

oder Innungskasse) aufkommen sollen.<br />

»Ein Wettbewerbskonzept, das Hilfen<br />

für die Konkurrenz zum Erhalt der<br />

Wettbewerbsfähigkeit vorsieht, ist in<br />

der Praxis zum Scheitern verurteilt.«<br />

Pfeiffer empfiehlt dagegen die Gründung<br />

von Haftungsverbünden. Die<br />

massive Kritik aus dem Lager der Kassen<br />

stützt die bayerische Sozialministerin<br />

Christa Stewens (CSU) in ihrer Ablehnung.<br />

Diese hatte Zwangsfusionen<br />

strikt abgelehnt und sich zugleich über<br />

das Vorhaben Schmidts empört, das<br />

neue Insolvenzrecht ohne Zustimmung<br />

des Bundesrates verabschieden zu wollen.<br />

Das Insolvenzrecht soll noch vor Inkrafttreten<br />

des Gesundheitsfonds im


Jahr 2009 geändert werden und die<br />

Länder aus der Haftung nehmen. Im<br />

Kern geht es um die Frage, wie die bislang<br />

nicht gedeckten Milliarden­Pensionsversprechen<br />

der Ortskrankenkassen<br />

gesichert werden.<br />

FVDZ Newsletter, 6.5.2008<br />

<strong>Niedersachsen</strong>s Forschung<br />

vollständig evaluiert<br />

Als erstes und bislang einziges<br />

Bundesland verfügt <strong>Niedersachsen</strong><br />

über eine flächendeckende<br />

Stärken­Schwächen­Analyse seiner<br />

Hochschulforschung. Wissenschaftsminister<br />

Lutz Stratmann hat am Mittwoch<br />

den Evaluierungsbericht der Wissenschaftlichen<br />

Kommission <strong>Niedersachsen</strong><br />

(WKN) vorgelegt. In 33 landesweiten<br />

Verfahren haben unabhängige<br />

Gutachter, die bewusst nicht aus <strong>Niedersachsen</strong>,<br />

sondern aus anderen Bundesländern<br />

und aus dem Ausland<br />

stammen, die Forschung in allen Fächern<br />

unter die Lupe genommen. Für<br />

jedes Fach wurde eine spezielle Expertenkommission<br />

zusammengestellt. Die<br />

Gutachter haben sich dabei nicht nur<br />

auf Zahlenmaterial gestützt, sondern<br />

die Hochschulen besucht und mit Professoren,<br />

dem akademischen Mittelbau<br />

und dem Nachwuchs persönliche<br />

Gespräche geführt sowie die wichtigsten<br />

Publikationen gelesen, berichtete<br />

Stratmann. Hervorgehoben wurden<br />

dabei vor allem die ausgezeichneten<br />

Leistungen der beiden Medizinstandorte<br />

Göttingen und Hannover, die zu<br />

den herausragenden Einrichtungen<br />

der Hochschulmedizin in Deutschland<br />

gehören; das habe sich inzwischen<br />

auch bei den Ergebnissen der Exzellenzinitiative<br />

niedergeschlagen. Bundesweit<br />

zum ersten Mal hat die WKN auch<br />

eine Forschungs­ und Strukturevaluation<br />

der so genannten »kleinen« geisteswissenschaftlichen<br />

Fächer am Beispiel<br />

der Uni Göttingen vorgenommen.<br />

Alle Ergebnisse des Evaluationsberichts<br />

der WKN können auf deren Webseite<br />

nachgelesen werden unter (www.wk.<br />

niedersachsen.de) rundblick, 22.5.2008<br />

Interkulturelle Kompetenz<br />

Multikulti war gestern und hat<br />

nicht wirklich gut funktioniert:<br />

Statt kulturell gestifteten<br />

Miteinanders waren Parallelgesellschaften<br />

häufig das fatale Ergebnis.<br />

Jetzt sind wir einen Schritt weiter: mit<br />

Schäubles etwas dahinholperndem Integrationsgipfel,<br />

mit Integration als<br />

Chefsache der Kanzlerin und einem nationalen<br />

Integrationsplan, der Städte,<br />

Kreise und das Land in Bewegung<br />

bringt. Integrationsbeauftragte werden<br />

benannt, junge Menschen mit Migrationshintergrund<br />

bei der Polizei<br />

und anderswo eingestellt, und die niedersächsische<br />

Sozialministerin hat einen<br />

zweijährigen Schwerpunkt »Migrantinnen«<br />

ausgerufen.<br />

Der türkische Ministerpräsident hat<br />

bei seinem Deutschlandbesuch seinen<br />

Landsleuten zugerufen, sie sollten ihre<br />

nationale Identität bewahren, und<br />

zeigte sich skeptisch gegenüber dem,<br />

was er sich unter Integration in<br />

Deutschland vorstellt. Die von ihm vorgeschlagenen<br />

türkischen Schulen fand<br />

die deutsche Seite allerdings nicht zielführend,<br />

da sie mit Integration nicht<br />

viel zu tun haben. Auch der SPD­Vorschlag,<br />

Türkisch als Fremdsprache mit<br />

Englisch und Französisch gleichzustellen,<br />

erwies sich zum Glück nicht als<br />

Renner.<br />

Jetzt sind wir bei kulturellem Mentoring<br />

und interkultureller Kompetenz<br />

angelangt, also aus der Not der Situation<br />

bei den richtigen Maßnahmen, damit<br />

die Kulturen nicht verständnislos<br />

aufeinanderprallen. Kulturelles Mentoring<br />

in Behörden tut Not: Was macht<br />

eine junge Mitarbeiterin auf dem Ausländeramt,<br />

wenn ihr ein Mann mit arabischer<br />

Herkunft gegenübersitzt, der<br />

sich von einer Frau nichts sagen lassen<br />

will? Wie verhält sich ein Behördenmitarbeiter,<br />

wenn ein Migrant aus dem<br />

früheren Jugoslawien statt der notwendigen<br />

Papiere immer wütender<br />

darauf verweist, der zweite Vorstandsvorsitzende<br />

der örtlichen Kirchengemeinde<br />

sei sein Nachbar und könne für<br />

ihn bürgen und schließlich zähnefletschend<br />

50 Euro »Bearbeitungsgebühr«<br />

bar über den Tisch reichen will? Das<br />

sind Fälle für interkulturelles Mentoring!<br />

Aber auch die mittelständische<br />

Wirtschaft, die in einer sich globalisierenden<br />

Welt nur noch international<br />

agieren kann, ist zwingend darauf angewiesen,<br />

dass die Beschäftigten interkulturelle<br />

Kompetenz erwerben – und<br />

zwar mehr, als man im Flieger nach<br />

China lesend oder im schnellen Verkaufstraining<br />

für die Verhandlungen<br />

in Indien lernen kann. Araber, Inder,<br />

Chinesen sind Völker, Religionen, Kulturen,<br />

Menschen, die ganz anders ticken,<br />

als wir Europäer uns das vorstellen<br />

können. Um Geschäfte zu machen<br />

und friedlich miteinander auszukommen,<br />

braucht es ein inneres Verständnis<br />

der kulturellen Hintergründe, der<br />

Werte und Handlungsmotivation,<br />

nicht nur der Sitten und Gebräuche.<br />

Die Uni Regensburg hat ihren Lehrstuhl<br />

zum Thema eingestampft. In <strong>Niedersachsen</strong><br />

gehört die Universität Osnabrück<br />

zu den Hochschulen, die die<br />

Zeichen der Zeit erkannt haben. Dort<br />

hat man jetzt nach einem Lehrstuhl für<br />

interkulturelle Sozialpsychologie einen<br />

für interkulturelle Wirtschaftspsychologie<br />

eingerichtet. An Länderexperten<br />

aus Asien sollen Lehraufträge ergehen.<br />

Mentoring und Coaching, nachweislich<br />

erfolgreich, sollen praktische Schwerpunkte<br />

bilden und weibliche Dozenten<br />

in besonderer Weise angesprochen<br />

werden, weil ihre Sozialkompetenz hier<br />

wirkungsvoll zum Erfolg führt.<br />

Fachhochschulen und Universitäten<br />

werden über die Vermittlung von Fachwissen,<br />

Sprachen und Kommunikationsfähigkeiten<br />

hinaus auf interkulturelle<br />

Kompetenz gleichen Wert legen<br />

müssen, um deutsche Studierende für<br />

ihre Arbeit und ihre Kontakte in der<br />

Welt fit zu machen. Denn die Globalisierung<br />

ist längst da, von der Amtsstube<br />

über das Wohnviertel bis zum Arbeitsplatz.<br />

Es geht schon lange nicht<br />

mehr darum, ob wir teilnehmen, sondern<br />

nur noch darum, wie erfolgreich.<br />

Dr. Susanne von Garrel<br />

rundblick, 22.5.2008<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 345


Presse & Medien<br />

Dem Bund fehlen<br />

nach Computerklau<br />

heikle Daten<br />

Hunderte Datenträger<br />

in den Behörden verschwunden<br />

/ FDP spricht<br />

von einem handfesten<br />

Skandal<br />

Das Bundesinnenministerium<br />

beschwichtigt, die FDP<br />

spricht von einem handfesten<br />

Skandal: Von 2005 bis<br />

2007 sind in den Bundesbehörden<br />

189 Computer, 326<br />

Laptops, 38 Speicher-Sticks<br />

und 271 Handy verschwunden.<br />

Auf einem gestohlenen<br />

Laptop des Bundesamtes für<br />

Zivildienst befanden sich<br />

1200 Adressdaten von Zivildienstleistenden.<br />

Auf einem<br />

USB-Stick des Statistischen<br />

Bundesamtes waren Daten<br />

zur Einkommenssteuer 2001<br />

gespeichert. Und in fünf Fällen<br />

verschwanden Datenträger<br />

des Verteidigungsministeriums<br />

mit <strong>Information</strong>en<br />

der Geheimhaltungsstufe<br />

»Verschlusssache (VS)-Vertraulich«<br />

und höher. Zudem<br />

werden zwei Regierungs-<br />

Handys mit Geheimnummern<br />

vermisst. »Die Vorfälle<br />

zeigen, wie wichtig eine<br />

Meldepflicht für solche Datenverluste<br />

ist, damit wir ermitteln<br />

können«, lässt ein<br />

Sprecher des Datenschutzbeauftragten<br />

Peter Schaar<br />

wissen. Bisher werden Geräte-<br />

oder Datenverluste nur<br />

innerhalb einer Behörde gemeldet.<br />

Der Wert der nun<br />

fehlenden Geräte wird auf<br />

rund 540.000 Euro beziffert.<br />

In 60 Prozent der Fälle wurden<br />

Disziplinar- oder strafrechtliche<br />

Ermittlungen eingeleitet.<br />

Für FDP-BundestagsfraktionsvizeCarl-Ludwig<br />

Thiele ist das Ganze ein<br />

Skandal. Vor allem die hohe<br />

346 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Zahl gestohlener Laptops<br />

bereite Sorgen. »Nur bestimmte<br />

Führungspersonen<br />

bekommen diese Geräte, da<br />

sind deshalb besonders sensible<br />

Daten drauf.«<br />

In der Antwort des Innenministeriums<br />

auf eine Anfrage<br />

Thieles zur Daten-Sicherheit<br />

bei Bundesbehörden<br />

zeigt sich, dass die Gefahr<br />

nicht in erster Linie von Einbrüchen<br />

oder Diebstählen in<br />

Behörden oder Ministerien<br />

droht. Rund 11.500 Laptops<br />

oder PCs werden daheim<br />

oder an anderen Orten außerhalb<br />

der Büros eingesetzt<br />

– damit wandern auch<br />

geheime Daten nach draußen.<br />

Das Bundesinnenministerium<br />

verweist darauf, dass<br />

die Daten des Bundes gut<br />

geschützt seien – etwa<br />

durch »mehrstufige Authentifikation<br />

sowie den Einsatz<br />

von Verschlüsselungssoftware«.<br />

Das Regierungsnetz<br />

des <strong>Information</strong>sverbundes<br />

Berlin-Bonn sei äußerst sicher.<br />

Zu dem Verlust von<br />

rund 500 Computern und<br />

Laptops heißt es: »Der Bundesregierung<br />

ist kein Fall<br />

bekannt, in dem von einem<br />

gestohlenen, abhandengekommenenbeziehungsweise<br />

unauffindbaren Gerät auf<br />

nichtöffentliche beziehungsweise<br />

vertrauliche Daten zugegriffen<br />

werden konnte.«<br />

vaz, 21.4.2008<br />

Gefahr im Internet:<br />

Gefälschte Arzneien<br />

Immer mehr Menschen werden<br />

Opfer gefälschter Arzneimittel.<br />

Der Zoll beschlagnahmte<br />

2007 Arzneien im Wert von<br />

8,3 Millionen Euro, nach 2,5<br />

Millionen Euro im Vorjahr.<br />

Die Gefahren von Herz-<br />

Kreislauf-Problemen und<br />

verschleppten Infektionen<br />

und zahlreiche andere Risiken<br />

wachsen. Organisierte<br />

Kriminelle haben falsche<br />

Medikamente als lukrative<br />

Finanzquelle entdeckt. »Es<br />

geht um Leib und Leben und<br />

Gesundheit«, warnt Frank<br />

Lippert vom Bundeskriminalamt<br />

(BKA).<br />

So führte verunreinigter<br />

Gerinnungshemmer aus<br />

China in mindestens 31 Fällen<br />

in Deutschland zu teilweise<br />

schweren Nebenwirkungen;<br />

in den USA wurden<br />

81 Todesfälle gemeldet. Die<br />

Justiz ermittelt auch gegen<br />

Apotheker, die minderwertige<br />

Krebsmittel aus Asien,<br />

Lateinamerika oder Osteuropa<br />

billig eingekauft und<br />

zum Normalpreis verkauft<br />

haben sollen.<br />

Viele Betroffene nehmen<br />

die Gefahren auch in Kauf,<br />

wie der zuständige Experte<br />

im Gesundheitsministerium,<br />

Arnold Schreiber, erläutert.<br />

So würden Muskelaufbaupräparate<br />

in Fitnessstudios<br />

oder Dopingmittel oft unter<br />

der Hand verkauft. Viele holten<br />

sich gefälschte Potenz-<br />

oder Schlankheitsmittel via<br />

Internet ins Haus.<br />

Der Anteil der Arzneifälschungen<br />

in Apotheken und<br />

legalem Internethandel liegt<br />

laut BKA und Regierung nur<br />

bei rund einem Prozent. Das<br />

Problem sind immer neue illegale<br />

Online-Seiten. dpa<br />

neue Presse, 29.4.2008<br />

Dicke Luft im<br />

Klassenzimmer<br />

In deutschen Klassenzimmern<br />

liegt die Kohlendioxid-<br />

Konzentration nach einer<br />

Studie der Universität Bre-<br />

men »weit über jeglicher Toleranzgrenze«.<br />

Bei Messungen<br />

in niedersächsischen<br />

und Bremer Schulen fanden<br />

die Wissenschaftler des Instituts<br />

für Interdisziplinäre<br />

Schulforschung CO2-Werte<br />

von bis zu 2800 ppm (parts<br />

per Million also Teile pro<br />

Million), wie Prof. Gerhart<br />

Tiesler am Donnerstag auf<br />

Nachfrage dieser Zeitung<br />

berichtete. Das sei zwar<br />

niedriger als der absolute<br />

Grenzwert von 5000 ppm, so<br />

Tiesler, aber wesentlich höher<br />

als das »seit langem akzeptierte<br />

Maß von 1000<br />

ppm«. Jenseits dieser Grenze<br />

träten zunehmend Unwohnsein,<br />

Kopfschmerz,<br />

Unaufmerksamkeit bis hin<br />

zu Konzentrationsstörungen<br />

auf.<br />

Je länger der Unterricht<br />

dauerte, desto stärker seien<br />

die CO2-Werte angestiegen,<br />

stellten die Schulforscher<br />

fest. »Die Lösung heißt:<br />

Fenster öffnen«, schlagen<br />

die Wissenschaftler vor. Alle<br />

20 Minuten sollten die Räume<br />

zwei bis drei Minuten<br />

lang gelüftet werden. Doppelstunden<br />

müssten durch<br />

fünfminütige Lüftungspause<br />

geteilt werden. Und je länger<br />

der Unterrichtstag werde,<br />

desto länger sollten die Pausen<br />

sein. Bei frischer Luft<br />

seien Schüler, so das Ergebnis<br />

der Studie, aufmerksamer,<br />

die Herzfrequenz sinke,<br />

der Lärmpegel werde geringer,<br />

und die Unterrichtsgespräche<br />

würden intensiver.<br />

Die Forscher hatten für ihre<br />

Studie 16 Klassen in drei<br />

Schulen untersucht – 24 Tage<br />

lang unter den herkömmlichen<br />

Bedingungen und 24<br />

Tage lang nach der Einführung<br />

von Lüftungspausen.<br />

wenn die Arbeitsbedingungen<br />

in den Schulen generell


verbessert würden, könnten<br />

die Kinder besser lernen.<br />

Das Fazit der Wissenschaftler:<br />

»Der Aufwand ist gering,<br />

der Effekt groß.«<br />

haz, 25.4.2008<br />

Lüttje Lage<br />

Chipslette<br />

Unfälle zeigten mitunter Folgen,<br />

mit denen man im<br />

Wortsinne nicht gerechnet<br />

hat. Nach einem schweren<br />

Sturz im häuslichen Bereich<br />

flatterte mir nun eine Zahnarztrechnung<br />

im mehrstelligen<br />

Bereich ins Haus. Meine<br />

Krankenkasse teilte mir mit,<br />

dass sie gedenke, zwei Prozent<br />

der Summe zu übernehmen.<br />

Ich muss hier anmerken,<br />

dass ich eine Chipslette<br />

oder genauer eine Ersatzkassen-Chipslette<br />

bin.<br />

So werden Kassenpatienten<br />

neuerdings genannt. Chipsletten<br />

sind angehalten, Bonusheftchen<br />

zu führen. Und<br />

da meines geradezu vorbildlich<br />

ist, stellte mir die Dame<br />

von der Kasse zusätzlich 60<br />

Euro in Aussicht. »Die können<br />

Sie locker noch rausschlagen«,<br />

meinte sie salopp.<br />

Meine Reaktion war<br />

eher verhalten.<br />

Etwas erfreulicher fielen<br />

anschließend die Verhandlungen<br />

mit meiner zahnärztlichen<br />

Zusatzversicherung<br />

aus. Allerdings merkte der<br />

Sachbearbeiter in unserem<br />

Gespräch an, dass ihm die<br />

Rechnung insgesamt doch<br />

recht hoch erscheine.<br />

Schließlich bliebe ich auch<br />

bei einer entsprechenden<br />

Zuzahlung noch auf einem<br />

ganz beträchtlichen Kostenberg<br />

sitzen. Er könne mir<br />

deshalb nur empfehlen,<br />

meinen so genannten Heil-<br />

und Kostenplan ins Internet<br />

zu stellen, Herrschaften aus<br />

aller Herren Länder könnten<br />

mir dann Reparaturangebote<br />

unterbreiten. So ließe sich<br />

mit Sicherheit einiges sparen.<br />

Ich guckte ihn ungläubig<br />

an. Plötzlich stellte ich mir<br />

vor, wie sich ein Zahnarzt in<br />

der Äußeren Mongolei in die<br />

Hände spuckt – und zu seiner<br />

Mitarbeiterin sagt: »Na,<br />

der Hildebrandt, dem können<br />

wir doch wirklich ein<br />

paar billigere Zähne basteln.«<br />

Vielleicht würde sich<br />

aber auch ein Landwirt aus<br />

Tigerfeld auf der Schwäbischen<br />

Alb melden, der als<br />

Nebenerwerbszahnarzt<br />

praktiziert. Mich schauderte.<br />

Der Sachbearbeiter fuhr unbeirrt<br />

fort. »Das sind die<br />

neuen Zeiten. Darauf müssen<br />

Sie sich einstellen«,<br />

sagte er. Irgendwann verabschiedete<br />

ich mich. Auf der<br />

Georgstraße schwor ich mir,<br />

meinem Zahnarzt treu zu<br />

bleiben – auch wenn mir als<br />

Chipslette ein finanzieller<br />

Kraftakt nicht erspart bleibt.<br />

shi<br />

haz, 3.5.2008<br />

Zahnarzt nicht<br />

bezahlt: Quittung für<br />

Angeklagten<br />

Widerspruch gegen<br />

Strafbefehl vergebens<br />

Gleich dreimal hatte sich ein<br />

55-Jähriger 2004 von einem<br />

Zahnarzt behandeln lassen,<br />

die Rechnungen von insgesamt<br />

1400 Euro aber bezahlte<br />

er nicht. Auf die entsprechende<br />

Betrugsanzeige des<br />

Dentisten hin erfolgte ein<br />

Strafbefehl über 70 Tagessätze<br />

zu 20 Euro. Dagegen<br />

legte der Mann Widerspruch<br />

beim Amtsgericht Jever ein.<br />

Dort beteuerte er jetzt,<br />

nach einer Herzoperation<br />

habe er während der Rehabilitation<br />

heftige Zahnschmerzen<br />

bekommen, und<br />

man habe ihm dringend zur<br />

Behandlung geraten. Die<br />

erste Rate dafür habe er ja<br />

auch bezahlt, dann sei er jedoch<br />

erst arbeitslos geworden,<br />

und schließlich habe<br />

man auch die Harzt IV-Zahlungen<br />

noch reduziert. Er<br />

musste sich aber vorhalten<br />

lassen, dass es mit dem<br />

Notfall offenbar nicht so<br />

dringlich gewesen ist, denn<br />

zwischen dem Antritt der<br />

Reha-Maßnahmen und der<br />

ersten Zahnbehandlung lag<br />

ein halbes Jahr, und auch bis<br />

zum nächsten Zahnarzttermin<br />

dauerte es wieder einige<br />

Monate. Im Übrigen habe er<br />

zumindestens billigend in<br />

Kauf genommen, nicht zahlungsfähig<br />

zu sein, denn im<br />

selben Jahr habe er einen<br />

Antrag auf Privatinsolvenz<br />

gestellt.<br />

Gegen den Uneinsichtigen<br />

sprach aber auch, dass<br />

er das Angebot einer Einstellung<br />

des Verfahrens gegen<br />

eine Geldbuße bei<br />

gleichzeitiger Entschädigung<br />

des Zahnarztes nicht<br />

angenommen hatte. Als nun<br />

der Staatsanwalt unmissverständlich<br />

betonte, es<br />

werde garantiert nicht billiger<br />

für ihn, auf dem Widerspruch<br />

zu beharren, nahm<br />

der Angeklagte ihn zurück.<br />

Er muss jetzt also die 1400<br />

Euro an den Zahnarzt ebenso<br />

entrichten wie die 1400<br />

Euro aus dem Strafbefehl,<br />

zuzüglich der Gerichtskosten.<br />

Einziges Entgegenkommen<br />

ist die Möglichkeit von<br />

Ratenzahlung.<br />

gosLarsches wochenbLaTT,<br />

6.5.2008<br />

»Historische Wende«<br />

im Arzt-Patienten-<br />

Verhältnis<br />

Erster Direktvertrag<br />

zwischen Hausarzt<br />

und AOK<br />

Hunderttausende Krankenversicherte<br />

und Mediziner in<br />

Baden-Württemberg sollen<br />

von dem bundesweit ersten<br />

direkten Vertrag zwischen<br />

AOK und Hausärzten profitieren.<br />

»Wir organisieren etwas<br />

wirklich Neues«, sagte<br />

AOK-Landeschef Rolf Hoberg<br />

in Berlin. Der Hausärzteverband<br />

des Landes<br />

sprach von einer »historischen<br />

Wende« und »Revolution«,<br />

die bald auch in anderen<br />

Bundesländern Schule<br />

machen dürfte.<br />

Der Vertrag sorgt für<br />

Aufsehen, weil mit der AOK<br />

erstmals eine Kasse die Gesundheitsreform<br />

nutzt und<br />

Ärzte ohne Beteiligung der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung<br />

bezahlt. Nach der Einigung<br />

zwischen Landes-AOK,<br />

Hausärzteverband und Ärzteverband<br />

MEDI können sich<br />

Versicherte und Ärzte ab 1.<br />

Juli einschreiben.<br />

Für Versicherte bringt<br />

der freiwillige Schritt Verbesserungen<br />

und Einschränkungen.<br />

Vor allem<br />

Chroniker sollen eine bessere<br />

Betreuung und längere<br />

Arztgespräche bekommen,<br />

sagte der Bundesvorsitzende<br />

des Hausärzteverbands,<br />

Ulrich Weigeldt. Gesündere<br />

Patienten müssten sich dagegen<br />

mehr selbst helfen,<br />

würden aber bei der Vorsorge<br />

stärker angeleitet.<br />

Die Teilnehmer wählen<br />

einen beteiligen Arzt und<br />

binden sich für mindestens<br />

ein Jahr an ihn. Fachärzte<br />

dürfen nur noch mit Überweisung<br />

besucht werden.<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 347


PRESSE & MEDIEN<br />

Praxisgebühr und Zuzahlungen<br />

bleiben. Einmal pro Woche<br />

soll es eine Abendsprechstunde<br />

geben. Bei der<br />

Suche nach Facharztterminen<br />

wird den bisher oft benachteiligten<br />

gesetzlich Versicherten<br />

geholfen.<br />

»Stethoskop statt Stift<br />

lautet unser Motto«, sagte<br />

Hoberg. Die komplizierte<br />

Quartalsabrechnung solle<br />

künftig auf einen Bierdeckel<br />

passen, dem Arzt viel Bürokratie<br />

erspart werden. Für<br />

Ärzte solle das Honorar pro<br />

Behandlung und von heute<br />

rund 53 Euro im Schnitt auf<br />

bis zu 80 Euro steigen. dp a<br />

die weLT, 9.5.2008<br />

Kassenverträge<br />

im Blick<br />

Ministerium fordert<br />

Kontrolle durch<br />

das Kartellamt<br />

Vertragsbeziehungen zwischen<br />

Krankenkassen und<br />

Leistungsanbietern sollen<br />

künftig der Wettbewerbs-<br />

und Vergabeaufsicht durch<br />

das Bundeskartellamt unterliegen.<br />

Dies beträfe auch<br />

den Bereich der umstrittenen<br />

Rabattverträge für Arzneimittel.<br />

In einem Schreiben an<br />

das Bundesgesundheitsministerium,<br />

das dieser Zeitung<br />

vorliegt, verlangt das<br />

Bundeswirtschaftsministerium,<br />

das Gesetz gegen<br />

Wettbewerbsbeschränkungen<br />

einschließlich seiner<br />

vergaberechtlichen Bestimmungen<br />

umfassend auf die<br />

Krankenkassen anzuwenden.<br />

Die Kontrolle der wettbewerbsrechtlichenVorschriften<br />

müsse bei den<br />

Kartellämtern und den Kartellgerichten<br />

liegen. Sie<br />

müssten dann auch gegen-<br />

348 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

über den Krankenkassen die<br />

sonst üblichen Ermittlungs-<br />

und Sanktionsbefugnisse<br />

bekommen. Das Gesundheitsministerium<br />

verweist<br />

hingegen darauf, dass die<br />

Kassen dem Sozialgesetzbuch<br />

V unterworfen seien<br />

und bei Rechtsstreitigkeiten<br />

die Sozialgerichte angerufen<br />

werden könnten. Das Wirtschaftsministerium<br />

sieht jedoch<br />

die Gefahr von Interessenkonflikten,<br />

wenn die, für<br />

die Kassen zuständigen Aufsichtsbehörden<br />

auch die<br />

Durchsetzung des Wettbewerbsrechts<br />

übernähmen.<br />

Eine Vermischung von Zuständigkeiten<br />

unterlaufe das<br />

ausdrückliche Ziel der Gesundheitsreform,<br />

den Wettbewerb<br />

im Gesundheitswesen<br />

zu stärken. Das Bundeskartellamt<br />

verfüge über eine<br />

»gesunde Distanz zur Gesundheitsbranche«.<br />

Um<br />

wettbewerbsbeschränkende<br />

Vereinbarungen zwischen<br />

den Krankenkassen auszuschließen,<br />

fordert das Wirtschaftsministerium<br />

über die<br />

bisher vorgesehene Missbrauchsaufsicht<br />

hinaus auch<br />

die Anwendung des allgemeinen<br />

Kartellverbots.<br />

»Der Druck auf das Gesundheitsministerium<br />

steigt«, sagte Hermann<br />

Kortland vom Bundesverband<br />

der Arzneimittelhersteller.<br />

Anfang der Woche<br />

hatte die EU-Kommission<br />

die zweite Stufe eines EU-<br />

Vertragsverletzungsverfahrens<br />

eingeleitet, da Rabattverträge<br />

für Arzneimittel<br />

nicht nach den europäischen<br />

Vergabevorschriften ausgeschrieben<br />

würden.<br />

Faz, 9.5.2008<br />

Junge erhält<br />

Herzklappe ohne<br />

Operation<br />

Göttinger Klinikum bietet<br />

neue und schonende Behandlungsmethode<br />

für<br />

Herzpatienten an<br />

Am Freitag eine neue Herzklappe,<br />

am Montag schon<br />

wieder nach Hause. Das Göttinger<br />

Universitätsklinikum<br />

bietet jetzt eine neue Behandlung<br />

an, mit dem sich<br />

Herzklappen durch Katheter<br />

schnell und schonend implantieren<br />

lassen. Das neue<br />

minimalinvasive Verfahren<br />

erspart eine aufwendige<br />

Operation. Der Brustkorb<br />

muss nicht geöffnet werden,<br />

auch der Einsatz der Herz-<br />

Lungen-Maschine ist nicht<br />

nötig. Das System sei erst<br />

seit etwa einem Jahr auf<br />

dem Markt, berichtete am<br />

Dienstag der Leiter der Pädiatrischen<br />

Kardiologie, Prof.<br />

Thomas Paul. Das Göttinger<br />

Herzzentrum sei die erste<br />

medizinische Einrichtung in<br />

Norddeutschland, in der dieses<br />

neuartige Verfahren<br />

praktiziert werde.<br />

Als erster Patient des<br />

Universitätsklinikums hat<br />

vor einigen Tagen der<br />

14-jährige André Fischer aus<br />

Göttingen eine Herklappe<br />

durch einen Katheter implantiert<br />

bekommen. Der<br />

Schüler leidet an einem angeborenen<br />

Herzfehler. Er<br />

war bereits im Alter von vier<br />

Jahren das erste Mal in der<br />

Göttinger Kinderkardiologie<br />

behandelt worden. Damals<br />

bekam er seine erste Herzklappe<br />

und musste insgesamt<br />

acht Wochen im Klinikum<br />

verbringen. Diese<br />

musste jetzt ausgetauscht<br />

werden, da sie zu klein geworden<br />

und verkalkt war.<br />

André sei ein »idealer Pati-<br />

ent« für das neu entwickelte<br />

Verfahren gewesen, sagte<br />

Prof. Paul. Dieses sei nicht<br />

für jeden Herzpatienten geeignet.<br />

Die Mediziner implantierten<br />

dem Jugendlichen eine<br />

so genannte »Melody-Klappe«,<br />

die aus der Halsvene eines<br />

Rindes stammt. Das zusammengefaltete<br />

Implantat<br />

ist in einem Spezialbehälter<br />

eingenäht und wird mit einem<br />

Katheter durch die<br />

Leistenvene zum Herzen geführt.<br />

Dort wird es dann an<br />

der vorgesehenen Stelle<br />

über einen aufblasbaren<br />

Ballon entfaltet. Die alte<br />

Herzklappe wird dabei an<br />

die Gefäßwand gedrückt und<br />

verbleibt im Körper.<br />

Insgesamt dauerte der<br />

Eingriff knapp zweieinhalb<br />

Stunden. Er habe nicht damit<br />

gerechnet, dass der Eingriff<br />

so leicht sein würde, sagte<br />

der Vater des 14-jährigen<br />

Patienten, Detlev Fischer:<br />

»Ich kann Eltern nur Mut<br />

machen dazu«. Das neue<br />

schonende Verfahren ist besonders<br />

für Kinder geeignet:<br />

Da Herzklappen nicht mitwachsen,<br />

müssen sie bei<br />

Kindern drei- bis viermal<br />

ausgetauscht werden, bis<br />

sie das Erwachsenenalter<br />

erreicht haben. Bei der herkömmlichen<br />

chirurgischen<br />

Methode kann sich durch die<br />

mehrfachen Operationen<br />

Narbengewebe bilden, dadurch<br />

wird das weitere Operieren<br />

am Herzen, immer<br />

schwieriger. Durch die neue<br />

Kathetermethode sind ein<br />

Öffnen des Brustkorbes und<br />

des Herzens nicht mehr nötig.<br />

»Wir vermeiden, damit<br />

ein allgemeines Operationstrauma«,<br />

sagte Prof. Paul.<br />

Da die Behandlung spezielle<br />

Kenntnisse erfordert<br />

und auch sehr kostspielig ist,


wird sie lediglich an größeren<br />

Herzzentren angeboten.<br />

Am Göttinger Uni-Klinikum<br />

wurden bislang zwei Patienten<br />

nach diesem Verfahren<br />

behandelt, in diesem Jahr<br />

sind außerdem sechs weitere<br />

derartige Implantationen<br />

geplant. Bei André Fischer<br />

soll die Herzklappe so lange<br />

halten, bis er ausgewachsen<br />

ist. Er freut sich vor allem<br />

auf eines, dass er jetzt wieder<br />

nach Herzenslust Fußball<br />

spielen kann, ohne<br />

schon nach wenigen Minuten<br />

eine Pause einlegen zu müssen.<br />

heidi niemann<br />

haz, 30.4.2008<br />

Zweifel an<br />

der »eKarte«<br />

Telekom-Skandal<br />

weckt Sorge um<br />

Patientendaten<br />

von Bernd Knebel<br />

Die Bespitzelungsaffäre bei<br />

der Telekom hat eine Debatte<br />

über den Datenschutz<br />

ausgelöst. Die Grünen-Bundesvorsitzende<br />

Claudia Roth<br />

erklärte am Dienstag, nicht<br />

nur der Schnüffelstaat sei<br />

ein Problem für die Bürgerrechte,<br />

sondern auch die<br />

Schnüffelwirtschaft. Ihr<br />

Parteifreund Hans-Christian<br />

Ströbele forderte, den Datenschutz<br />

ins Grundgesetz<br />

aufzunehmen. »Die Unternehmen<br />

scheinen jedes Gefühl<br />

für Anstand und Verhältnismäßigkeit<br />

verloren zu<br />

haben.« Es müsse dafür gesorgt<br />

werden, »dass der Datenschutz<br />

auch in der Wirtschaft<br />

ausreichend garantiert<br />

ist und Verstöße geahndet<br />

werden«.<br />

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter<br />

(BDK) schlug<br />

vor, die Verbindungsdaten<br />

sämtlicher Telefonkunden in<br />

einer zentralen Datei unter<br />

Aufsicht des Datenschutzbeauftragten<br />

zu speichern. Der<br />

BDK-Vorsitzende Klaus Jansen<br />

sagte der »Neuen Osnabrücker<br />

Zeitung«, es sei<br />

doch offensichtlich, dass<br />

sensible Kundendaten bei<br />

privaten Unternehmen<br />

»mehr als schlecht aufgehoben<br />

sind«. Die heutige Praxis<br />

einer sechsmonatigen<br />

Speicherung direkt beim Telefonanbieter<br />

öffne Missbrauch<br />

Tür und Tor, sagte<br />

Jansen. Es gehöre nicht viel<br />

Phantasie dazu, sich einen<br />

schwunghaften Handel mit<br />

sensiblen Kundendaten vorzustellen.<br />

Der Telekom-Skandal ist<br />

für einige Experten auch ein<br />

Anlass, das größte Computerprojekt<br />

in Deutschland<br />

ins Blickfeld zu rücken: die<br />

Vernetzung aller Bundesbürger<br />

mit der elektronischen<br />

Gesundheitskarte.<br />

Zum Widerstand hat sich ein<br />

breites Bündnis von Ärzten,<br />

Computerspezialisten und<br />

Patientenvertretern zusammengeschlossen.<br />

Ein »riesiger Online-<br />

Datenverbund«, so der Bundesverband<br />

der Betriebskrankenkassen,<br />

soll 80 Millionen<br />

Versicherte, 2200<br />

Krankenhäuser, 192.000<br />

Ärzte und Zahnärzte, 21.000<br />

Apotheken und alle Krankenversicherungenmiteinander<br />

vernetzen. Die Beteiligten<br />

in der gemeinsamen<br />

Gesellschaft »Gematik« versuchen<br />

nach eigenem Bekunden<br />

alles, um einen nur<br />

irgendwie denkbaren Missbrauch<br />

mit der Datensammlung<br />

auf dezentralen Rechnern<br />

auszuschließen.<br />

Zwei »Schlüssel« sind<br />

notwendig, um Zugang zu<br />

den Gesundheitsdaten<br />

eines Versicherten<br />

zu<br />

bekommen.<br />

»Ohne Zustimmung<br />

des Patienten<br />

kommt<br />

nicht einmal<br />

der Arzt an<br />

die Daten«,<br />

sagt ein Befürworter<br />

der »ekarte«<br />

in einer<br />

Krankenkasse.<br />

PIN-Nummern müssen<br />

eingegeben werden, ein<br />

Lichtbild weist den Karteninhaber<br />

aus, und die Daten<br />

werden verschlüsselt.<br />

Die neue Karte soll<br />

schrittweise ab 2009 die jetzigen<br />

missbrauchsanfälligen<br />

Chipkarten der Krankenversicherungen<br />

ablösen. Pflicht<br />

sind die Angaben der persönlichen<br />

Stammdaten eines<br />

Versicherten wie Name<br />

und Adresse. Zur Pflicht<br />

wird auch die elektronische<br />

Ausstellung von Rezepten<br />

und deren Speicherung. Alle<br />

anderen Angaben wie die<br />

Diagnosen sollen freiwillig<br />

sein und noch einmal gesondert<br />

gesichert werden.<br />

»Kein Schutz ist 100-prozentig«,<br />

räumen die Betriebskrankenkassen<br />

ein.<br />

Und vor dem Bruch von Gesetzen<br />

wie bei der Telekom<br />

ist auch niemand gefeit,<br />

müsste man ergänzen. Ärztevertreter<br />

sind aber misstrauisch.<br />

»Diesem Staat, der<br />

mit Forderungen nach Online-Durchsuchung,Vorratsdatenspeicherung<br />

und<br />

einem weiteren Großen<br />

Lauschangriff den gläsernen<br />

Bürger will, dürfen wir<br />

keine Patientendaten anvertrauen«,<br />

sagt etwa der Vor-<br />

sitzende des Verbandes der<br />

niedergelassenen Ärzte,<br />

NAV-VirchowBund, Klaus<br />

Bittmann.<br />

Auch der Verband der<br />

deutschen Internetwirtschaft<br />

hob nach der Einschränkung<br />

der Online-<br />

Durchsuchungen durch das<br />

Bundesverfassungsgericht<br />

warnend den Finger. Die Politik<br />

dürfe nicht versuchen,<br />

das Verdikt aus Karlsruhe<br />

listenreich zu umschiffen,<br />

sagte Verbandsvorsitzender<br />

Michael Rotert. Er hält es für<br />

möglich, dass staatliche<br />

Stellen sich auch für die Patientendaten<br />

interessieren<br />

könnten. Selbst den Kartenbefürwortern<br />

ist klar, dass<br />

Deutschlands umfassendste<br />

Datensammlung über alle<br />

Bürger Begehrlichkeiten<br />

des Staates zum Abgleich<br />

wecken wird, wenn nach irgendeinem<br />

dramatischen<br />

Ereignis nach Tätern gesucht<br />

wird. »Wir haben nur<br />

einen Aufschlag«, sagt der<br />

Kassenmann. »Wenn auch<br />

nur der Verdacht aufkommt,<br />

dass Unbefugte an die Gesundheitsdatenherankommen,<br />

dann geht die Karte mit<br />

den freiwilligen Angaben<br />

schief.«(mit: ap)<br />

haz, 28.5.2008<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 349


Terminkalender<br />

9.7.2008 Hannover 4. Mittelstandtag <strong>Niedersachsen</strong> in der <strong>Niedersachsen</strong>halle, Theodor­Heuss­Platz 1 – 3, 30175<br />

Hannover, Infos: Verband der Freien Berufe im Lande <strong>Niedersachsen</strong> e. V., Tel.: (05 11) 36 37 17,<br />

Fax: (05 11) 3 07 62­40, e­mail: info@steuerberater­verband.de<br />

12. – 19.7.2008 Garmisch-Partenkirchen 29. Sportweltspiele der Medizin und Gesundheit, Infos: www.sportweltsspiele.de, e­mail: infos@sportweltspiele.de,<br />

Tel. (0 69) 17 23 00, Fax (0 69) 17 23 09<br />

30.8.2008 Osnabrück Zahnärztetag der Kammern <strong>Niedersachsen</strong> und Bremen in Verbindung mit dem 4. ZMF-<br />

und Prophylaxe-Kongress in der Stadthalle Osnabrück, Infos: Ansgar Zboron, Tel. (05 11) 8 33<br />

91­303, email: azboron@zkn.de<br />

20.9.2008 Hannover dental informa, Infos: Ansgar Zboron, Tel. (05 11) 8 33 91­303, email: azboron@zkn.de<br />

19. – 21.9.2008 Travemünde Zweiter Zahnärztinnenkongress »Frauen – die Zukunft der ZahnMedizin«, Anmeldung:<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> Bremen, Frau Pamela Behnken, Universitätsallee 25, 28359 Bremen, Fax<br />

(04 21) 3 33 03 23<br />

9. – 11.10.2008 Saarbrücken Hauptversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte im Congress Zentrum Saar<br />

GmbH<br />

18.10.2008 Chemnitz Orale Medizin – eigenständig und vernetzt in der Stadthalle Chemnitz, Infos: Landeszahnärztekammer<br />

Sachsen, Frau Zuchold, Tel. (03 51) 80 66­240<br />

22./23.10.2008 Stuttgart Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />

24.10.2008 Stuttgart Deutscher Zahnärztetag, Infos unter: www.bzaek.de<br />

24./25.10.2008 Stuttgart Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer<br />

31.10. – 1.11.2008 Hannover Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Deutscher<br />

Ärztinnenbund e. V.<br />

Gruppe Braunschweig<br />

Donnerstag, 10.7.2008: 15.30 Uhr s.t.<br />

Sommerkaffee bei Dr. Schmidt, Wolfenbüttel<br />

Donnerstag, 14.8.2008: 19.30 Uhr s.t.<br />

Restaurant Al Duomo, Deutsches<br />

Haus Ruhfäutchenplatz 1, Tel. (05 31)<br />

12 00 49­0: »Ärztinnentreff«<br />

Donnerstag, 11.9.2008: 15.00 Uhr s.t.<br />

Ausflug zur Werlaburgdorf (Schladen)<br />

mit Besuch der Ausgrabungsstätten<br />

der Pfalz Werla. Anschließend<br />

Gelegenheit zum Wandern.<br />

Beginn: 15.00 Uhr. Treffpunkt wird<br />

noch bekannt gegeben. Anmeldung<br />

erforderlich (Teilnehmerzahl begrenzt).<br />

Kinder und Gäste sind herzlich<br />

willkommen!<br />

Donnerstag, 9.10.2008: nachmittags<br />

Besichtigung der Salzgitter AG.<br />

Treffpunkt und Beginn werden noch<br />

bekannt gegeben. Anmeldung erforderlich<br />

(Teilnehmerzahl begrenzt).<br />

Gäste sind willkommen!<br />

Donnerstag, 13.11.2008: 19.30 Uhr s.t.<br />

350 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Ärztehaus Braunschweig, An der Petrikirche<br />

1, Kasino, Tel. (05 31) 24 14­0.<br />

Dr. med. Klaus­Gerrit Gerdts, Leitender<br />

Notarzt des Landkreises Cuxhaven:<br />

»Für ein Leben ohne Aids –<br />

Schutz für Neugeborene in Afrika«<br />

Fortbildungspunkte sind beantragt.<br />

Anmeldung erbeten. Gäste sind<br />

herzlich willkommen!<br />

Anmeldung bitte an die 1. Vorsitzende<br />

Frau Kollegin Dr. med. Dagmar Berkling,<br />

Telefon (0 53 31) 18 39, Fax: (0 53 31)<br />

92 57 02, E­Mail: dr.berkling@t­online.<br />

de oder die Schriftführerin Frau Dr.<br />

med. Ingeborg Kriebel, Telefon (05 31) 33<br />

82 43, kriebel.ingeborg@t­online.de<br />

IV. Göttinger Minisymposium<br />

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

mit einer Reihe von Minisymposien<br />

bietet die Abteilung für Mund­,<br />

Kiefer­ und Gesichtschirurgie im Zentrum<br />

Zahn­, Mund­ und Kieferheilkun­<br />

de ein Diskussionsforum, in dem klinische<br />

Themen von interdisziplinärer Bedeutung<br />

im Mittelpunkt stehen.<br />

Minimalinvasive implantologische<br />

Behandlungskonzepte des Oberkiefers<br />

am Mittwoch, 18.6.2008<br />

um 18.00 Uhr s.t.<br />

in Hörsaal 542, Universitätsklinikum<br />

Göttingen, Robert­Koch­Str. 40<br />

Oftmals reicht im Oberkiefer das regionäre<br />

Knochenangebot für die Integration<br />

von implantatgetragenem<br />

Zahn ersatz nicht aus. Moderne minimal­invasive<br />

Präventions­ und Augmentationstechniken<br />

der Alveolarkammatrophie<br />

ermöglichen eine für den<br />

Patienten belastungsarme Verbesserung<br />

der regionären Ausgangssituation<br />

und in Kombination mit geeigneten<br />

prothetischen Konzepten eine erfolgreiche<br />

Implantatversorgung. Gern stellen<br />

wir Ihnen unsere Planungs­ und<br />

Therapiekonzepte vor.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Prof. Dr. Dr. H. Schliephake


Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />

SEMINARPROGRAMM<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />

Telefon (05 11) 8 33 91­311 · Telefax (05 11) 8 33 91­306<br />

Ansprechpartner: Marlis Grothe<br />

20.6.2008 Z 0843 5 Fortbildungspunkte<br />

Chronische Kopfschmerzen ... nicht unser Problem? Neu<br />

Dr. Andre von Peschke, Kiel<br />

Freitag, 20.6.2008 von 14.00 bis 19.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 95,– €<br />

21.6.2008 Z 0844 5 Fortbildungspunkte<br />

Sedationsverfahren bei zahnärztlichen Eingriffen Neu<br />

Dr. Tobias Terpelle, Olsberg<br />

Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 145,– €<br />

21.6.2008 Z/F 0845 5 Fortbildungspunkte<br />

Parodontale antiinfektiöse Therapie mit<br />

Handinstrumenten, Ultraschall und lasergestützten<br />

Verfahren Neu<br />

PD Dr. Andreas Braun, Bonn<br />

Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 230,– €<br />

28.6.2008 Z 0846 8 Fortbildungspunkte<br />

Zeitgemäße Parodontologie und ihre Realisation<br />

in der Praxis<br />

PD Dr. Rainer Buchmann, Hamm/Düsseldorf<br />

Samstag, 28.6.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 185,– €<br />

4.7.2008 Z 0847 9 Fortbildungspunkte<br />

Implantologie für Einsteiger Neu<br />

Dr. Jens Riegelmann, Springe<br />

Freitag, 4.7.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 380,– €<br />

4.7.2008 Z/F 0848 5 Fortbildungspunkte<br />

Am Anfang steht der Mensch –<br />

Aktive Entspannungsübungen Neu<br />

Karin Thanhäuser, Rutesheim<br />

Freitag, 4.7.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 145,– €<br />

Die folgenden Seminare gehören zum Programm des zweiten<br />

Halbjahres 2008 der Zahnärztlichen Akademie:<br />

22./23.8.2008 Z 0850 11 Fortbildungspunkte<br />

Zeitgemäße Parodontologie Hands On Neu<br />

PD Dr. Rainer Buchmann, Hamm/Düsseldorf<br />

Freitag, 22.8.2008 von 16.00 bis 19.00 Uhr/<br />

Samstag, 23.8.2008 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 23.6.2008 Seminargebühr: 550,– €<br />

22.8.2008 Z/F 0851 8 Fortbildungspunkte<br />

Zauberhafte Kinder ohne Zaubertricks:<br />

Psychologisch pädagogische Patientenführung in der<br />

Kinderzahnheilkunde<br />

Dr. Johanna Maria Kant, Oldenburg<br />

Freitag, 22.8.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 23.6.2008 Seminargebühr: 210,– €<br />

29./30.8.2008 Z 0852 13 Fortbildungspunkte<br />

Auffrischungskurs Akupunktur<br />

Dr. Winfried Wojak, Horn­Bad Meinberg<br />

Freitag, 29.8.2008 von 14.00 bis 19.00 Uhr/<br />

Samstag, 30.8.2008 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 30.6.2008 Seminargebühr: 270,– €<br />

30.8.2008 Z/F 0853 6 Fortbildungspunkte<br />

Abrechnung von A–Z für Berufseinsteiger, -umsteiger<br />

und -wiedereinsteiger – Teil 1 Neu<br />

Dr. Ute Matschinske, Münchenbernsdorf<br />

Samstag, 30.8.2008 von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 30.6.2008 Seminargebühr: 120,– €<br />

3.9.2008 Z/F 0854 5 Fortbildungspunkte<br />

Hilfeleistung bei Notfallsituationen in der<br />

zahnärztlichen Praxis<br />

Prof. Dr. Hartmut Hagemann, Hannover<br />

Mittwoch, 3.9.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 3.7.2008 Seminargebühr: 130,– €<br />

5./6.9.2008 Z/F 0855 17 Fortbildungspunkte<br />

Einführung in die zahnärztliche Hypnose<br />

Dr. Susan Fiedler, Frankfurt<br />

Freitag, 5.9.2008 von 14.00 bis 20.00 Uhr/<br />

Samstag, 6.9.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 7.7.2008 Seminargebühr: 410,– €<br />

10.9.2008 Z/F 0856 5 Fortbildungspunkte<br />

Benimm ist wieder in:<br />

Moderne Umgangsformen in der Zahnarztpraxis<br />

Karin Matterne, Hösbach<br />

Mittwoch, 10.9.2008 von 14.00 bis 19.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 10.7.2008 Seminargebühr: 95,– €<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 351


TERMINKALENDER<br />

TERMINE IN DEN BEZIRKSSTELLEN<br />

Bezirksstelle Göttingen<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Gerd Laufenberg, Keplerstr. 13, 37085<br />

Göttingen, Tel. (05 51) 4 80 48<br />

6.9.2008, 10.00 Uhr – ca. 13.00 Uhr<br />

»Die gezielte präimplantologische Augmentation«<br />

Referent: Dr. K.­H. Bormann, MH Hannover<br />

29.11.2008, 10.00 Uhr – ca. 13.00 Uhr<br />

»Maschinelle Endodontie mit NiTi-Feilen und<br />

Desinfektion des Wurzelkanals«<br />

Referent: Dr. Markus Dirheimer, Ulm<br />

Bezirksstelle Hildesheim<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Ulrich Niemann, Almsstr. 1, 31134 Hildesheim,<br />

Tel. (0 51 21) 3 76 76<br />

24.9.2008, 15.00 Uhr – ca. 19.00 Uhr<br />

Ort: Universität Hildesheim, Hörsaal 2, Marienburger Platz 22,<br />

31141 Hildesheim<br />

Ȁsthetische Kompositrestaurationen im<br />

Frontzahnbereich«<br />

Referent: Dr. Markus Lenhard, Niederneuform/CH<br />

Bezirksstelle Oldenburg<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Volker Schaper, Burgstr. 11, 27243 Harpstedt,<br />

Tel. (0 42 44) 16 71<br />

21.6.2008, 9.00 Uhr – ca. 12.00 Uhr<br />

Ort: Universität »Carl von Ossietzky«, Ammerländer Heerstr. 114 –<br />

118, 26129 Oldenburg<br />

«Okklusionsschienen – ein wichtiger Baustein in der<br />

Behandlung von kraniomandibulären Dysfunktionen«<br />

Referent: Prof. Dr. Hans­Christoph Lauer, Frankfurt/Main<br />

Bezirksstelle Osnabrück<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Markus Firla,Hauptstr. 55, 49205 Hasbergen­Gaste,<br />

Tel. (0 54 05) 6 99 88<br />

20.6.2008, 15.00 Uhr – ca. 19.00 Uhr<br />

Ort: Steigenberger Hotel Remarque, Natruper­Tor­Wall 1, 49076<br />

Osnabrück<br />

»State of the Art der Endodontie – Teil II«<br />

Referent: Dr. Anselm Brune, Münster<br />

Bezirksstelle Ostfriesland<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Dr. Wolfgang Triebe, Rudolf­Eucken­Allee<br />

17, 26603 Aurich, Tel. (0 49 41) 57 52<br />

18.6.2008, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />

Ort: Hotel Köhlers Forsthaus, Hohebergerweg 192, 26605 Aurich<br />

»Der Aufbau des wurzelgefüllten Zahnes für<br />

prothetische Restaurationen«<br />

Referent: Dr. T. Mundt, Greifswald<br />

352 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Bezirksstelle Verden<br />

Fortbildungsreferent: Dr. Walter Schulze, Nordstr. 5, 27356<br />

Rotenburg/W., Tel. (0 42 61) 36 65<br />

25.6.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

»Antikoagulantientherapie und Antibiotikaprophylaxe<br />

– Bewährtes und Aktuelles«<br />

Referent: Dr. Holger Werner, Rotenburg<br />

1.10.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

»Ästhetisch anspruchsvolle Kompositrestaurationen –<br />

aus der Praxis und für die Praxis«<br />

Referent: Dr. Markus Lenhard, Niederneuform/CH<br />

29.10.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

»Parodontologische Ultraschalltherapie«<br />

Referent: Reinhard Strenzke, Kassel<br />

26.11.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />

Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />

»Implantation bei reduziertem Knochenangebot«<br />

Referent: Dr. Dr. C. Schippers, Rotenburg/Wümme


Erste Hilfe in der Praxis:<br />

Im Notfall Herzmassage ohne Beatmung möglich<br />

In einem Notfall ist Mund zu Mund­<br />

Beatmung nicht unbedingt nötig.<br />

Offenbar kann es ebenso hilfreich<br />

sein, wenn sich Laien auf die Herzmassage<br />

konzentrieren, sobald jemand<br />

kollabiert und nicht mehr ansprechbar<br />

ist. Zu diesem Ergebnis ist<br />

foto: J. cHeng / dreamstime.com<br />

die Gesellschaft der amerikanischen<br />

Kardiologen Anfang dieser Woche gekommen.<br />

Man muss nur zwei Dinge<br />

tun, wenn jemand plötzlich zusammenbricht,<br />

sagt Notfallmediziner Michael<br />

Sayre von der Ohio State University,<br />

der die Expertenkommission geleitet<br />

hat. »Den Notruf wählen und<br />

schnell und hart auf die Mitte des<br />

Brustkorbs drücken – am besten in einem<br />

Rhythmus von 100mal pro Minute.<br />

Die Empfehlung der amerikanischen<br />

Herzexperten kam überraschend. Eigentlich<br />

hätte erst 2010 die Überarbeitung<br />

der Richtlinie angestanden. Im<br />

vergangenen Jahr waren jedoch drei<br />

Studien erschienen, in denen kaum<br />

Unterschiede zwischen der Notfallbehandlung<br />

durch Laien mit und ohne<br />

Beatmung festgestellt wurden, sodass<br />

die US­Ärzte jetzt beide Verfahren als<br />

gleichwertig einstuften. Zuvor hatte<br />

gegolten, dass im Notfall auf 30 Herzmassagen<br />

zwei Mund­zu­Mund­Beatmungen<br />

folgen sollten. Die Empfeh­<br />

lung 30 zu 2 stammt aus dem Jahr 2005.<br />

Zuvor hielten Notärzte es für nötig,<br />

dass auf 15 Herzdruckmassagen zwei<br />

Atemspenden folgten. »Dieser Wechsel<br />

zeigte schon die überragende Bedeutung,<br />

zu drücken«, sagt Jens Scholz von<br />

der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie<br />

und Intensivmedizin. »Den<br />

Kreislauf aufzubauen hat oberste Priorität.«<br />

Die Herzmassage fördert zudem<br />

noch etwas Luft in die Lungen. Scholz<br />

betont, dass die Europäische Gesellschaft<br />

für Wiederbelebung erst am 31.<br />

März die Empfehlung 30 zu 2 erneuert<br />

hat. Ausdrücklich heißt es darin aber<br />

auch, dass auf die Beatmung verzichtet<br />

werden kann, wenn der Laienhelfer das<br />

nicht kann oder will. »In den USA ist die<br />

Hemmschwelle größer als hier«, sagt<br />

Scholz. »Nur zu drücken ist natürlich<br />

besser, als gar nichts zu tun.«<br />

FVDZ Newsletter, 2.4.2008 l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 353


foto: axentis.de<br />

Personalia<br />

Am 13.6.1948 wurde in Adendorf,<br />

einem kleinen Dorf<br />

nördlich von Lüneburg, Karl­<br />

Hermann Karstens geboren,<br />

eine Woche später die D­<br />

Mark eingeführt, 4 Tage später begann<br />

die Blockade Berlins.<br />

60 Jahre später hat Kollege Karstens<br />

nicht nur einen umfangreichen Bildungsweg<br />

hinter sich, eine Ausbildung<br />

zum Kaufmann, das Abitur auf dem<br />

zweiten Bildungsweg, ein Medizin­ wie<br />

auch ein Zahnmedizinstudium, sondern<br />

auch eine beachtenswerte standespolitische<br />

Karriere vorzuweisen. Ob<br />

in Vorträgen an vorderster Front oder<br />

als zuverlässiger fleißiger Arbeiter im<br />

Hintergrund, sein Interesse gilt der Arbeit<br />

für die Kollegen, der Arbeit für die<br />

Freiberuflichkeit, neben all den großen<br />

und kleinen Pflichten, die man in Familie<br />

und in seiner eigenen Praxis haben<br />

kann. Regelmäßig meldet er sich in den<br />

ZKN Mitteilungen zu aktuellen berufspolitischen<br />

Themen zu Wort. Ob über<br />

aktuelle Urteile zur Versteigerung von<br />

Zahnersatz im Internet, die Datensicherheit<br />

in der GKV, die Reform der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung, oder die<br />

354 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Dr. Karl-Hermann<br />

Karstens wird 60<br />

E­Card, in kurzen Artikeln weiß er das<br />

Wesentliche verständlich zusammenzufassen.<br />

Im Vorstand der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />

ist Karl­Hermann Karstens<br />

unter anderem für die EDV in der Verwaltung,<br />

das Internet, das Mitteilungsblatt,<br />

die dental informa und Praxisführung<br />

zuständig. Kurzum gilt – wenn<br />

man ihn braucht, ist er da. Dabei kann<br />

er bereits auf 12 Jahre Erfahrung im<br />

Vorstand der KZVN zurückblicken, sowie<br />

auf etliche Ämter auf Kreis­ und Bezirksebene<br />

in Kammer und KZVN, ebenso<br />

wie im Freien Verband Deutscher<br />

Herzliche<br />

Glückwünsche<br />

zum Geburtstag!<br />

1.5.2008 Dr. Dorothea Lorenz (94),<br />

c/o Seniorenzentrum Haus Eterna,<br />

Am Kantorberg 1, 37581 Bad Gandersheim<br />

4.5.2008 Walter Hanschen (92),<br />

c/o Pauline-Ahlsdorff-Haus, WB 4, Zimmer 7,<br />

Rheinstraße 106, 26382 Wilhelmshaven<br />

5.5.2008 Dr. Hans Bremer (70),<br />

Grundweg 4, 21335 Lüneburg<br />

6.5.2008 Hans-Günter Kempe (80),<br />

Gleiwitzer Straße 22, 30916 Isernhagen<br />

7.5.2008 Egon Schölzel (80),<br />

Liepmannstraße 23, 30453 Hannover<br />

8.5.2008 Dr. Christa Schreiter (70),<br />

Untere Steinkuhle 6, 31061 Alfeld<br />

15.5.2008 Dr. Wolfgang Lück (86),<br />

Ostertorwall 13, 31785 Hameln<br />

19.5.2008 Walter Steinbrink (87),<br />

Gökerstraße 32, 26384 Wilhelmshaven<br />

26.5.2008 Erich Bloch (86),<br />

Lönsweg 19, 38110 Braunschweig<br />

Zahnärzte und der Vereinigung Unabhängiger<br />

Vertragszahnärzte (VUV).<br />

Nicht nur in seinem Hobby, dem Segeln,<br />

trotzt er widrigen Winden, auch in der<br />

Standespolitik ist er ein berechenbarer<br />

und aufrechter Weggenosse, auf den<br />

wir uns immer verlassen können. Der<br />

Kurs ist klar – die Freie Berufsausübung.<br />

Wir bedanken uns für seine Tätigkeit<br />

zum Wohl der Kollegenschaft und freuen<br />

uns auf die weitere Zusammenarbeit.<br />

Für den Vorstand<br />

Dr. Michael Sereny l<br />

Dem Redakteur ist nichts zu schw(o)er.<br />

Es gibt kein Thema, welches Dr. Karl-Hermann Karstens nicht<br />

in Angriff nimmt, wenn die Redaktionsarbeit es erfordert.<br />

Seine Ideen, seine Kreativität, sein Einfallsreichtum, aber<br />

auch sein immenser Fleiß und sein Humor tragen Monat für Monat<br />

maßgeblich zum Gelingen unseres Heftes bei.<br />

Danke, Karl-Hermann – und herzlichen Glückwunsch zum<br />

50. Geburtstag! (Oder 60.?)<br />

Das gesamte Redaktionsteam


Implantate:<br />

Interaktion von Biologie<br />

und Technik<br />

Mehr als 1.700 Besucher machten<br />

den 7. Deutschen ITI Kongress<br />

Mitte April zur bisher<br />

größten nationalen Fachveranstaltung<br />

in Deutschland.<br />

Intensiv diskutiert wurde die Problematik<br />

beim Übergang zwischen Implantat<br />

und Aufbauelement aus prothetischer<br />

Sicht und die klinische Relevanz<br />

von Mikrobewegungen. Besondere<br />

Aufmerksamkeit wurde dem Design<br />

und der Qualität der Implantat­Abutment­Verbindung<br />

gewidmet. Die Kernfrage<br />

»Wie genau ist die Übertragung<br />

der virtuellen Welt in die reale Welt?«<br />

stand bei den Präsentationen zu 3­D­<br />

Darstellungsmöglichkeiten und ihren<br />

Nutzen für die Praxis im Mittelpunkt.<br />

Sicherheit und Reduzierung des Risikos<br />

der Verletzung anatomischer<br />

Strukturen, Verbesserung der ästheti­<br />

schen und funktionellen Ergebnisse sowie<br />

verringerte Invasivität und die exakte<br />

Übertragung der implantologischen<br />

Zielsetzung wurden als Argumente<br />

für die virtuelle Planung mit<br />

3­D­basierten Schablonen genannt.<br />

Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben<br />

für die Zahnärzteschaft sei die<br />

Therapie der Periimplantitis, alleine<br />

schon aufgrund der Tatsache, dass die<br />

Implantatpatienten immer älter werden<br />

und damit die Gefahr periimplantitider<br />

Defekte wächst. Vorgestellt<br />

wurden deutlich verbesserte und langzeitstabile<br />

Ergebnisse, die mit der Integration<br />

des Laserlichts (als modularer<br />

Baustein) in die Therapie erzielt wurden.<br />

Die hydrophilen Eigenschaften der<br />

SLActive­Oberfläche beeinflussen die<br />

Weichgewebsintegration.<br />

Dies<br />

bestätigen die<br />

ersten offiziellen<br />

Zwischenergebnisse<br />

einer internationalenmultizentrischen,<br />

p r o s p e k t i v e n ,<br />

randomisierten<br />

und kontrollierten<br />

Studie mit<br />

SLActive beim<br />

Vergleich von Sofort­<br />

vs. Frühbelastung<br />

bei posterioren<br />

nonokklusalen Versorgungen.<br />

Diese First­Level Evidence Studie ist die<br />

bisher größte ihrer Art zu diesem Thema.<br />

Die Überlebensraten von 98% bzw.<br />

97% nach 5 Monaten weisen eine statistische<br />

Signifikanz auf, die laut Univ.­<br />

Prof. Dr. Axel Zöllner, Witten­Herdecke,<br />

aber klinisch nicht relevant sei.<br />

Univ.­Prof. Dr. Daniel Buser, CH­Bern,<br />

berichtete über die mehr als 5­jährige<br />

Entwicklungsphase des Straumann<br />

Bone Level Implantats, welches mit Beteiligung<br />

zahlreicher erfahrener ITI­<br />

Fellows inklusive eingehender, tierexperimenteller<br />

und klinischer Studien<br />

entwickelt wurde. Die bisherige klinische<br />

Erfahrung beschränkt sich auf das<br />

4,1 mm Implantat und darf als sehr positiv<br />

beurteilt werden.<br />

i n F o r m aT i v e P r e s s e - i n F o r m aT i o n e n d e r i n d u s T r i e ,<br />

Für deren inhaLT die JeweiLigen herausgeber veranTworTLich zeichnen<br />

Dentalmarkt<br />

Beim diesjährigen Kölner Streitgespräch<br />

wurde das Thema der Indikation<br />

dreidimensionaler bildgebender<br />

Verfahren kontrovers diskutiert. Auch<br />

wenn die einzelnen, auseinander gehenden<br />

Meinungen bis zum Schluss<br />

vertreten wurden, lässt sich doch ein<br />

Fazit ziehen: Wenn wichtige Fragen offen<br />

bleiben und die dreidimensionalen<br />

Verfahren Antworten auf diese Fragen<br />

geben können, machen sie Sinn.<br />

Im zahntechnischen Parallelprogramm<br />

gab es Einblicke in die Leistungsfähigkeit<br />

moderner CADCAM­Systeme<br />

und deren Einfluss auf die Laborstruktur.<br />

Mehr Infos unter www.straumann.<br />

de in der Rubrik »Neuigkeiten«.<br />

Intuitiv, vielseitig und<br />

zukunftsweisend<br />

Digitale Bildverarbeitungsfunktionen<br />

für Röntgenbilder können<br />

die Diagnosestellung enorm unterstützen.<br />

Entscheidend dabei sind<br />

Präzision, Geschwindigkeit und einfache<br />

Bedienung – Eigenschaften, für die<br />

DBSWIN in zahllosen Praxen geschätzt<br />

wird. Als besonders nützlich erweisen<br />

sich zum einen die patentierten diagnoseunterstützenden<br />

Filter, beispielsweise<br />

speziell für die Kariesdiagnostik<br />

oder für die Endodontie, zum anderen<br />

die automatische Optimierung der<br />

Aufnahmen. Ein persönliches Profil<br />

speichert die individuelle Vorgehensweise<br />

des Zahnarztes bei der Bildaus­<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 355


DENTALMARKT<br />

wertung ab; spätere Diagnosen werden<br />

damit deutlich schneller und komfortabler<br />

erstellt. Die ergonomische<br />

Oberfläche lässt sich einfach und intuitiv<br />

bedienen. Die Bilder erscheinen<br />

nach der Erfassung sofort auf dem Monitor;<br />

Bearbeitung, Dokumentation<br />

und Export sind ganz einfach mit wenigen<br />

Klicks erledigt. DBSWIN steuert alle<br />

Dürr Kameragenerationen der Vista­<br />

Cam­Serie und VistaProof sowie die<br />

Röntgensysteme VistaScan und Vista­<br />

Ray. Die Imaging­Software ist vielfältig<br />

einsetzbar und kann über die Twain­<br />

Schnittstelle zusätzliche Videoquellen<br />

wie Spiegelreflexkameras oder Mikroskope<br />

anbinden. Flexibilität zeigt DBS­<br />

WIN 4.5 auch beim Datenaustausch:<br />

Die Imaging­Software beherrscht alle<br />

gängigen Bildformate und tauscht diese<br />

Daten mit allen verbreiteten Programmen<br />

für Abrechnung und Praxisverwaltung<br />

aus. DICOM (Digital Imaging<br />

and Communications in Medicine),<br />

der Softwarestandard für den<br />

Austausch medizinischer Daten, wird<br />

selbstverständlich unterstützt. Damit<br />

lassen sich z.B. eigene Aufnahmen,<br />

Computertomogramme aus der Klinik<br />

und Diagnosetexte unkompliziert zusammenfassen<br />

und schnell an Kollegen<br />

verschicken. Dank des modularen<br />

Aufbaus kann es den verschiedensten<br />

Erfordernissen angepasst werden, von<br />

der kleineren Praxis bis hin zur Klinik.<br />

Damit das Praxisteam die volle Bandbreite<br />

der Software von Anfang an ausschöpfen<br />

kann, werden in Deutschland<br />

Anwenderschulungen vor Ort in der<br />

Praxis angeboten. Die Unterstützung<br />

durch eine telefonische Hotline ist<br />

selbstverständlich im Lieferumfang inbegriffen.Das<br />

Programm ist ab sofort<br />

im Fachhandel erhältlich. Nutzer der<br />

Vorgängerversion DBSWIN 4 können<br />

kostenlos auf die neue Version umsteigen.<br />

Wer mit noch älteren Versionen<br />

arbeitet, bekommt das Upgrade zum<br />

Sonderpreis. Gratis mitgeliefert wird<br />

DBSWIN 4.5 beim Kauf einer VistaProof­<br />

oder VistaCam­Kamera, eines VistaScan­Speicherfolienscanners<br />

oder eines<br />

VistaRay­Sensorsystems. Weitere<br />

<strong>Information</strong>en unter www.duerr.de<br />

356 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Die neue Implantatverpackung<br />

Einfache Entnahme des Implantats<br />

und höchste Sicherheit in jeder<br />

Phase der Behandlung – das ermöglicht<br />

die neue Verpackung, mit der<br />

DENTSPLY Friadent ab Mai 2008 nach<br />

und nach die Implantatmarken ANKY­<br />

LOS®, XIVE® und FRIALIT® sowie die<br />

FRIOS® Produkte für die Augmentation<br />

einkleidet.<br />

Durch einen neu gestalteten Implantat­Träger,<br />

das so genannte »Implantat<br />

Shuttle«, kann das Implantat<br />

nun intraoperativ mühe­ und berührungslos<br />

von der Assistentin zum Implantologen<br />

gereicht werden. Dank<br />

dieses speziellen, handlichen Kunststoffhalters,<br />

in den es perfekt eingepasst<br />

ist, bleibt es nicht nur geschützt,<br />

sondern auch kontaminationsfrei.<br />

Die ergonomische<br />

Gestaltung des Shuttle ermöglicht<br />

dem Behandler eine<br />

einfache und bequeme Entnahme<br />

des Implantats mittels<br />

Eindrehinstrument. Bild 1 einfügen<br />

Das Kunststoff­Shuttle ist zweifach<br />

steril in Blisterpackungen versiegelt.<br />

Die doppelt sterile Blisterung bietet<br />

dem Anwender höchste Sicherheit in<br />

jeder Phase der Behandlung und entspricht<br />

den zunehmend strenger werdenden<br />

Vorgaben für die Verpackung<br />

von Medizinprodukten.<br />

Umverpackung für übersichtliche<br />

Lagerung<br />

Um eine übersichtlichere Lagerung der<br />

Implantate zu gewährleisten, hat<br />

D E N T S P LY Friadent auch die Umverpackung<br />

neu entwickelt. Auf drei Seiten<br />

der Kartonage sind nun alle relevanten<br />

<strong>Information</strong>en wie Implantatmarke,<br />

Größe und Durchmesser aufgedruckt.<br />

Die Packungen können sowohl horizontal<br />

als auch vertikal gestapelt werden<br />

– die <strong>Information</strong>en sind dabei immer<br />

gut lesbar. Bild 2 einfügen<br />

Auch das Design der Verpackung<br />

fällt ins Auge: Vom weißen Grundton<br />

hebt sich die Produktfarbe der jeweiligen<br />

Implantatmarke farblich ab, zum<br />

Beispiel Türkis für ANKYLOS® oder Rot<br />

für XIVE®. Durch diese farbliche Kodierung<br />

ist jetzt auf den ersten Blick ersichtlich,<br />

um welches System es sich<br />

handelt. Auch<br />

chirurgische und<br />

prothetische<br />

Komponenten<br />

sowie die Instrumente<br />

werden<br />

zukünftig in neuer<br />

Verpackung<br />

geliefert. Weitere<br />

<strong>Information</strong>en<br />

auch unter www.<br />

dentsply­friadent.<br />

com.


Zahnärztliche Operationen<br />

Autor und Herausgeber des Buches<br />

ist Prof. Dr. Dr. J. Thomas<br />

Lambrecht, Klinikvorsteher an<br />

der Klinik für zahnärztliche Chirurgie,<br />

­Radiologie, Mund­ und Kieferheilkunde<br />

in Basel. In seinem Vorwort geht<br />

Lambrecht auf den Ursprung einiger<br />

Co­Autoren ein, nämlich die so genannte<br />

Kiel Connection, soll heißen, der ehemaligen<br />

Oberärzte der Uni­Klinik für<br />

Mund­, Kiefer­ und Gesichtschirurgie in<br />

Kiel. Das Werk beschäftigt sich in erster<br />

Linie mit dem für den zahnärztlichen<br />

Beruf essentiellen Therapiebaustein,<br />

nämlich der ambulanten zahnärztlichen<br />

Chirurgie. Schwerpunkt ist also<br />

die Beschreibung der traditionellen<br />

zahnärztlichen Operationen im intraoralen<br />

Weichgewebe und den Hartgewebsstrukturen.<br />

Ein eigenes Kapitel ist<br />

der enossalen Implantologie vorbehalten,<br />

der als Alternative die zahnerhaltende<br />

Chirurgie gegenübergestellt ist.<br />

Das Buch enthält zahlreiche exzellente<br />

Fotos und beschreibt in neun Kapiteln<br />

ausführlich das Gebiet der ambulanten<br />

zahnärztlichen Chirurgie. Das Thema<br />

Sicherheit durchfährt das Werk von der<br />

notwendigen prä­operativen Aufklärung<br />

über intraoperative Komplikationen<br />

und den möglichen Konsequenzen<br />

bis zum Umgang mit Risiko­Patienten,<br />

die in der normalen zahnärztlichen Praxis<br />

immer zahlreicher werden, u.a. auch,<br />

weil die Patienten immer älter und<br />

multimorbider werden.<br />

J. Thomas Lambrecht: Zahnärztliche<br />

Operationen, 2007, 478 Seiten, 178,–;<br />

Quintessenz Verlag Berlin, ISBN 978­<br />

3­87652­703­1.<br />

Kinderzahnheilkunde<br />

Der Trend zur Spezialisierung in<br />

der (Zahn­)Medizin geht ungebrochen<br />

weiter. So jedenfalls sehen<br />

es die Autoren dieses Buches, Prof.<br />

Dr. Johannes Einwag vom Zahnmedizinischen<br />

Fortbildungszentrum in Stuttgart<br />

und Prof. Dr. Klaus Pieper vom medizinischen<br />

Zentrum für Zahn­ Mund­<br />

und Kieferheilkunde der Uni in Mar­<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

auf-gelesen<br />

kommt sie oder kommt sie nicht? Das ist hier die Frage. Was ist gemeint?<br />

Na, die neue GOZ. Es gibt immer wieder Stimmen, welche die Einführung der<br />

neuen GOZ noch in dieser Legislaturperiode für immer unwahrscheinlicher<br />

halten. Andere wiederum meinen, diese Möglichkeit schmerzhafter Umsetzung<br />

unbeliebter Maßnahmen im Namen einer großen Koalition durchführen zu<br />

können, ließen sich die Noch-Koalitionäre sicher nicht entgehen, können sie doch<br />

so ganz zwanglos auf den Zwang zur Rücksichtnahme verweisen. Wie dem auch<br />

sei, die Kollegen von der Veterinärzunft haben es geschafft: ihre Gebührenordnung,<br />

die eine rund zwölfprozentige Erhöhung beinhaltet, wurde jüngst erneuert.<br />

Begründung: gestiegene Praxiskosten. Wer hier glaubt, die Kosten für Strom,<br />

Gas und Wasser (um nur ein paar Beispiele zu nennen) seien auch für Zahnärzte<br />

gestiegen, irrt wahrscheinlich nur. Nicht irren kann man sich mit den folgenden<br />

Fachbüchern. Gute Leseerfolge jedenfalls wünscht<br />

Dr. Eckhard Jung<br />

burg und unterstützen diese<br />

Entwicklung. Das Werk liegt jetzt in der<br />

dritten, vollkommen überarbeiteten<br />

Auflage vor. Das Buch verfügt über 22<br />

Kapitel, die von Wachstum und Entwicklung<br />

über Prophylaxe, Kieferorthopädie<br />

und allen anderen zahnärztlichen<br />

Therapiebereichen auch zu psychologischen<br />

Aspekten bei der Organisation<br />

einer Zahnarztpraxis für Kinder<br />

und den rechtlichen Aspekten bei der<br />

zahnärztlichen Behandlung minderjähriger<br />

Patienten reichen. Das praxisnahe<br />

Werk bietet alle Aspekte moderner<br />

Kinderzahnheilkunde.<br />

Johannes Einwag, Klaus Pieper: Kinderzahnheilkunde,<br />

3. Aufl. 2008, 414<br />

Seiten, 112,–; Verlag Urban & Fischer<br />

München, ISBN 978­3­43705251­4.<br />

Oxidkeramiken und<br />

CAD/CAM-Technologien<br />

Diesem Buch spürt man die Freude<br />

der Autoren an vollkeramischen<br />

Restaurationen an. Es sind<br />

Prof. Dr. Joachim Tinschert, Klinik für<br />

zahnärztliche Prothetik in Aachen und<br />

Zahntechnikermeister Gerd Natt aus<br />

Köln. Keramische Restaurationen und<br />

CAD/CAM­Technologien haben sich in<br />

den letzten Jahren kraftvoll durchgesetzt<br />

und verzeichnen in der Häufigkeit<br />

des Einsatzes einen sprunghaft gestiegenen<br />

Erfolg. Ob sich auch langfristig<br />

Erfolge in der Haltbarkeit und Trage­<br />

dauer einstellen, werden andauernde<br />

Untersuchungen zeigen. Einen sehr<br />

guten Überblick über die therapeutischen<br />

Möglichkeiten dieses Materials<br />

zeigt das hier vorliegende Buch. Für die<br />

Entscheidung, welches der vielen mittlerweile<br />

auf dem Markt befindlichen<br />

Systeme in Frage kommt, ist ein Überblick<br />

über die verschiedenen Varianten<br />

und Versionen erforderlich, ist der Einsatz<br />

dieser Technologien doch in der<br />

Regel mit einer relativ hohen Anfangsinvestition<br />

verbunden, die wohl überlegt<br />

sein will. Das Buch bietet einen guten<br />

Überblick in die Eigenschaften<br />

oxidkeramischer Werkstoffe, zeigt aktuelle<br />

Studienergebnisse und firmenneutrale<br />

<strong>Information</strong>en zu verschiedenen<br />

Systemen. Rund 500 exzellente Illustrationen<br />

und Fotos ergänzen das<br />

interessante informative Werk.<br />

J. Tinschert, G. Natt (Hrsg.): Oxidkeramiken<br />

und CAD/CAM­Technologien,<br />

2007, 273 Seiten, 179,–; Deutscher Zahnärzte<br />

Verlag Köln, ISBN 978­3­7691­<br />

3342­4.<br />

Kieferorthopädische<br />

Frühbehandlung in der Praxis<br />

Die frühzeitige kieferorthopädische<br />

Behandlung zeitigt große<br />

Erfolge. Die Autoren dieses Buches<br />

konstatieren dies, da es durch die<br />

Ergebnisse zahlreicher Studien belegt<br />

wird. Prof. Dr. Hans­Christian Splieth<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 357


AUF­GELESEN<br />

von der Uni Greifswald, Prof. Dr. Rosemarie<br />

Grabowski von der Uni Rostock,<br />

Prof. Dr. Tomasz Gedrange von der Uni<br />

Greifswald und Prof. Dr. Jochen Fanghänel<br />

ebenfalls von der Uni Greifswald<br />

sind die Autoren dieses Bandes aus der<br />

Spitta­Reihe »Praxisorientiertes und<br />

praxiswirksames Expertenwissen für<br />

Zahnärzte«. Das Interessante dieses<br />

Buches ist, dass bei sonst allerorten<br />

ausgeprägtem Hang, spezielle Therapien<br />

nur noch vom Spezialisten ausführen<br />

zu lassen, hier ausdrücklich<br />

schon auf dem Buchcover vermerkt<br />

wird, dass die meisten in diesem Buch<br />

beschriebenen Frühbehandlungen<br />

auch vom »normalen« Zahnarzt vorgenommen<br />

werden können. Das Themenfeld<br />

reicht von Wachstums­ und<br />

Entwicklungsprozessen des kindlichen<br />

Gesichtsschädels und der Rolle des<br />

Zahnarztes bei der kieferorthopädischen<br />

Frühbehandlung über Lutschgewohnheiten<br />

mit ihren Folgen und verschiedenen<br />

Therapieansätzen bis zu<br />

Ätiologie und Diagnostik von lateralen<br />

Okklusionsstörungen und Erscheinungsformen<br />

des progenen Formenkreises.<br />

Auch die Abrechnung kieferorthopädischer<br />

Frühbehandlung kommt<br />

in einem Extra­Kapitel nicht zu kurz.<br />

Christian H. Splieth, Rosemarie Grabowski,<br />

Tomasz Gedrange, Jochen<br />

Fanghänel: Kieferorthopädische Frühbehandlung<br />

in der Praxis, 2007, 239<br />

Seiten, 42,80; Spitta Verlag Balingen,<br />

ISBN 978­3­938509­48­7.<br />

Parodontale Medizin<br />

Die beiden Autoren dieses Buches<br />

sind Iain L. C. Chapple und John<br />

Hamburger, beide aus Birmingham.<br />

Chapple ist Professor für Parodontologie<br />

an der Uni Birmingham und<br />

Hamburger ist Senior Clinical Lecturer<br />

an der Uni Birmingham. Dass parodontale<br />

Probleme nicht ausschließlich nur<br />

mit Plaque induzierten Läsionen zu tun<br />

haben, sondern auch sehr viel mit Manifestationen<br />

systemischer Krankheitsbilder<br />

und Syndromen, zeigt dieses<br />

Buch. Parodontale Medizin ist eine Teildisziplin<br />

der Parodontologie. Die elf Ka­<br />

358 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

pitel des Buches beschäftigen sich neben<br />

der Differentialdiagnose bei parodontalen<br />

Manifestationen systemischer<br />

Erkrankungen mit lokalisierten<br />

und generalisierten Farbveränderungen,<br />

Vergrößerungen, Ulzerationen<br />

und Rezessionen der Gingiva sowie mit<br />

sonstigen Läsionen. Zahlreiche informative<br />

Fotos ergänzen den straffen,<br />

gut strukturierten Text. Ziel des Buches<br />

ist, dem Leser eine Schritt für Schritt­<br />

Anleitung zur Erhebung der Anamnese,<br />

Untersuchung und zur weitergehenden<br />

Befunderhebung bei nicht plaqueinduzierten<br />

Läsionen im Parodont,<br />

der freien und befestigten Gingiva und<br />

der benachbarten Mukosa zu geben.<br />

Iain L. C. Chapple, John Hamburger;<br />

Parodontale Medizin, 2007, 228 Seiten,<br />

98,–; Quintessenz Verlag Berlin, ISBN<br />

978­3­938947­52­4.<br />

Mini-Implantate in der<br />

Kieferorthopädie<br />

Dr. Björn Ludwig aus Traben­Trarbach<br />

ist Autor und Herausgeber<br />

dieses Buches. Die Co­Autoren<br />

sind Dr. Bernhard Böhm von Uni Halle­<br />

Wittenberg, Dr. Bettina Glasl, Traben­<br />

Trarbach, PD Dr. Dr. Dr. Constantin Landes,<br />

Uni Frankfurt, Dr. Thomas Lietz,<br />

Neulingen, Prof. Dr. Peter Schopf, ZZMK<br />

Carolinum Frankfurt und Dr. Benedict<br />

Wilmes von der Uni Düsseldorf. Die<br />

stabile Verankerung für Zahnbewegungen<br />

ist ein immerwährendes Problem<br />

der Kieferorthopädie. In den letzten<br />

Jahren setzten sich zunehmend<br />

skelettale Verankerungen in der klinischen<br />

Anwendung durch. Hier etablieren<br />

sich zunehmend Minischrauben,<br />

die Hauptthema dieses Buches sind.<br />

Die Darstellung zur Auswahl, Insertion<br />

und Nutzung von Minischrauben sowie<br />

zahlreiche Anwendungsbeispiele<br />

zeigen standardisierte Konzepte zur Integration<br />

in den Praxisablauf auf. Eine<br />

ganze Reihe aufschlussreicher Illustrationen<br />

und Fotos runden das Werk ab.<br />

Björn Ludwig: Mini­Implantate in<br />

der Kieferorthopädie, 2007, 160 Seiten,<br />

98,–; Quintessenz Verlag Berlin, ISBN<br />

978­3­938947­47­0.<br />

istockpHoto © don saunderson<br />

Wir trauern<br />

um unsere Kollegen<br />

Dr. Käthe Hillemann<br />

Dr.-Jansen-Straße 20, 31061 Alfeld<br />

geboren am 10.5.1909, verstorben am<br />

27.10.2007<br />

Hans-Joachim Lau<br />

Grabower Straße 8, 21339 Lüneburg<br />

geboren am 4.1.1927, verstorben am 17.1.2008<br />

Friedrich-Otto Röhrig<br />

Himmelsthürer Straße 4, 31137 Hildesheim<br />

geboren am 25.4.1928, verstorben am<br />

19.1.2008<br />

Alfred Schaffer<br />

Lingener Straße 48, 48531 Nordhorn<br />

geboren am 17.6.1914, verstorben am<br />

25.3.2008<br />

Dr. Ella Schreckenbach<br />

Buchenweg 3, 31832 Springe<br />

geboren am 27.4.1922, verstorben am<br />

29.3.2008<br />

Dr. Hans-Rolf Lorenz<br />

Langer Weg 5, 29339 Wathlingen<br />

geboren am 9.3.1921, verstorben am 11.4.2008<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Der Vorstand


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ZKN amtlich<br />

Beitragszahlung II. Quartal 2008<br />

Der Kammerbeitrag für das II. Quartal<br />

2008 ist fällig geworden.<br />

Kammerangehörige, die keine Abtretungserklärung<br />

unterschrieben<br />

haben bzw. nicht am Lastschrifteinzugsverfahren<br />

teilnehmen, werden gebeten, den<br />

Kammerbeitrag einschließlich eventuell noch<br />

vorhandener Rückstände zu überweisen.<br />

n Ungültigkeit<br />

von Zahnarztausweisen<br />

Die Ausweise von<br />

Hannover, im Juni 2008 l<br />

Jörg Ulrich Nr. 5801<br />

Christian Holscher Nr. 6059<br />

Renate E. Vent Nr. 1495<br />

Dr. Mohamed Samer Al Hakim Nr. 5013<br />

wurden verloren, gestohlen, beziehungsweise<br />

nicht zurückgegeben und werden für ungültig<br />

erklärt. ZKN l<br />

Aktion<br />

»Zahngesunde<br />

Schultüte«<br />

der ZKN<br />

Seit 1996 gibt es die Aktion<br />

»Zahngesunde Schultüte« der<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

(ZKN).<br />

Um diese beliebte Aktion<br />

auch in diesem Jahr wieder erfolgreich<br />

durchführen zu können, bitten wir um<br />

Ihr gewohntes Engagement. Die kleinen<br />

I­Männchen wird es freuen.<br />

Vielleicht haben Sie als Kreisstellenvorsitzende/­vorsitzender<br />

und auch<br />

als Jugendzahnpflegereferentin/ ­referent<br />

das Anschreiben mit der Planung<br />

für dieses Jahr gerade erhalten. Es<br />

bleibt Ihnen also genügend Vorlaufzeit<br />

mit den Vorbereitungen. Wenn Sie Fragen<br />

zu der Aktion haben, rufen Sie Frau<br />

Eigner in der Pressestelle der ZKN unter<br />

der Rufnummer (05 11) 8 33 91­301 an.<br />

ZKN l<br />

6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 359


Kleinanzeigen<br />

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de<br />

360 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />

Die Deutschen lassen sich ihr Fernweh einiges kosten. Einer Statistik<br />

der Deutschen Bundesbank zufolge flossen im vergangenen Jahr 60,5<br />

Milliarden Euro ins Ausland. Die größte Summe blieb in Spanien. Aber<br />

auch Österreich und Italien profitierten stark von der Reiselust und<br />

kassierten jeweils fast sechs Milliarden Euro. Globus l<br />

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richten Sie bitte an:<br />

Anzeigenredaktion der<br />

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Bitte deutlich in Druckschrift!<br />

Ihr Kleinanzeigen auftrag<br />

➔ NUR FÜR ZAHNÄRZTINNEN UND ZAHNÄRZTE<br />

1. Zeile<br />

fett:<br />

Anzeigenredaktion<br />

ZKN MITTEILUNGEN<br />

z. Hd. Frau Kirsten Eigner<br />

Zeißstraße 11a<br />

30519 Hannover<br />

Ich ermächtige Sie hiermit, den Gesamtbetrag von unten genanntem Konto abzubuchen.<br />

NAME .........................................................................................................................................<br />

STRASSE .........................................................................................................................................<br />

PLZ, ORT .........................................................................................................................................<br />

TELEFON-NR. ............................................................................................ (WICHTIG FÜR RÜCKFRAGEN!)<br />

FAx-NR. ............................................................................................ (WICHTIG FÜR RÜCKFRAGEN!)<br />

KONTOINHABER .........................................................................................................................................<br />

BANKINSTITUT .........................................................................................................................................<br />

KONTO-NR. _| _| _| _| _| _| _| _| _| _| BLZ _| _| _| _| _| _| _| _|<br />

DATUM, UNTERSCHRIFT DES AUFTRAGGEBERS .........................................................................<br />

Raum für interne Vermerke:<br />

| |<br />

Auf wunsch erscheint ihre Anzeige gleichzeitig mindestens vier wochen lang auch im internet unter www.zkn.de<br />

Kleinanzeigen erscheinen einfarbig schwarz als fortlaufender Text<br />

ohne Hervorhe bungen. Bitte tragen Sie Ihren gewünschten Text in<br />

Druckschrift in die untenstehenden Kästchen ein, für jeden Wortzwischenraum<br />

und jedes Satzzeichen bitte ein Feld benutzen. Die Anzahl<br />

der (angefangenen) Zeilen und damit den Preis Ihrer Anzeige bestimmen<br />

Sie selbst. Soll Ihre Anzeige unter Chiffre und/oder zusätzlich für<br />

mindestens vier Wochen auch im Internet erscheinen, so rechnen Sie<br />

zum Zeilenpreis noch die jeweilige Gebühr hinzu. – Für alle Kleinanzeigenaufträge<br />

ist Ihre Einzugsermächtigung für den Bankeinzug erforderlich.<br />

Annahmeschluss für Kleinanzeigen ist der 22. des Monats<br />

vor Erscheinen der Zeitschrift.<br />

Bitte veröffentlichen Sie folgende Kleinanzeige n nur einmal n in den nächsten ............. Ausgaben<br />

unter der Rubrik: n Verkauf n Ankauf n Stellenmarkt n Verschiedenes ( 7 n = bitte ankreuzen)<br />

Zeilenpreis (siehe oben) ...................... EUR<br />

n meine anzeige soll unter Chiffre erscheinen,<br />

zzgl. 10,– eur ...................... EUR<br />

n meine anzeige soll auch im Internet<br />

(www.zKn.de) erscheinen, zzgl. 10,– eur ...................... EUR<br />

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zzgl. 19 % mwst. ...................... EUR<br />

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Zusammen mit der Rechnung wird Ihnen ein Druckmuster zugesandt.<br />

Rechnungslegung und Bankeinzug erfolgt im Auftrag des Herausgebers über die<br />

Weidmüller Design & Media Agentur.<br />

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Zeile = 5,– EUR<br />

(Mindestgröße<br />

vier Zeilen,<br />

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Die Seitenangaben beziehen sich auf das Hauptheft.<br />

Aurich<br />

Wilhelmshaven<br />

Osnabrück<br />

Oldenburg<br />

Bremervörde<br />

Verden<br />

Beilage zu den ZKN MitteiluNgeN<br />

Die Seiten für das zahnärztliche Fachpersonal · Juni 2008<br />

Hannover<br />

Göttingen<br />

Lüneburg<br />

Wolfenbüttel<br />

6|08


Editorial<br />

2<br />

Schnüffel-Praxis<br />

»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, soll<br />

einer der Sprüche des umjubelten russischen<br />

Revolutionsführers Lenin gewesen sein. Nach der<br />

erfolgreichen Oktoberrevolution ließ er einen der<br />

skrupellosesten Geheimdienste der Welt, den KGB<br />

aufbauen. Der bespitzelte vor allem die eigenen<br />

Bürger, um sie zu strammen Gefolgsleuten des<br />

Regimes zu »erziehen«. Unter dem späteren Diktator<br />

des Sowjetreiches »Genosse« Stalin wanderten<br />

Tausende der ertappten Kritiker in die Gulags, die<br />

Straf- und Umerziehungslager der UdSSR, wo sie<br />

litten und in Massen starben.<br />

Die Diktatoren der Kommunisten im volkseigenen<br />

DDR-Unrechtsstaat bauten auf Geheiß der russischen<br />

Siegermacht mit der Stasi (Staatsicherheit)<br />

–Behörde eine eigene Geheimpolizei auf. Riesige<br />

Datensammlungen sind das Ergebnis der haupt- und<br />

nebenamtlichen Spitzel. Auch viele IM- (informelle<br />

Mitarbeiter) ZahnArzt gehörten, wie reichlich<br />

dokumentiert wurde, zu den Wasserträgern des<br />

Systems.<br />

Leider haben die schlimmen Erfahrungen aus dieser<br />

Zeit nicht ausgereicht, um das Volk dauerhaft<br />

wachzurütteln und für derartige unselige<br />

Machenschaften zu sensibilisieren. Auch in unserer<br />

demokratischen Republik bastelt man allerorten an<br />

neuen subtilen Kontroll- und Überwachungssystemen.<br />

Da ist die geplante Gesundheits-e-Card nur einer<br />

von mehreren Bausteinen. Mit Überwachungskameras,<br />

automatischer Kennzeichenerfassung und umfassender<br />

Kontrollzugriffsberechtigung auf unsere Bankkonten<br />

etc. geraten wir alle in das straffe Netzwerk der<br />

Kontrollbehörden.<br />

Immer wieder wird dem Bürger versichert, dass alle<br />

diese Daten sicher vor Missbrauch geschützt seien.<br />

Doch dann knallt eine Bombe: Die übermächtige<br />

Deutsche Telekom, ein ehemaliger Staatsbetrieb<br />

höchster Reputation, muss zugeben, dass monatelang<br />

im Auftrag der Geschäftsleitung gesetzwidrig im<br />

eigenen Telefonsystem geschnüffelt wurde. Wer will<br />

garantieren, dass dieses schändliche Wirken<br />

n i c h t mit den Servern des e-Cardsystems<br />

geschieht?<br />

Nur mit Wachsamkeit und Zivilcourage können wir<br />

dem drohenden Krebsgeschwür Einhalt gebieten.<br />

Stoppt die e-Card! Schauen Sie ’mal rein:<br />

www.stoppt-die-e-card.de<br />

Dr. Karl-Hermann Karstens<br />

Dr. Karl-Hermann Karstens<br />

Geb.-Nr. 517<br />

GOZ<br />

Anatomische Abformung<br />

des Kiefers mit individuellem<br />

Löffel bei ungünstigem<br />

Zahnbogen und Kieferformen<br />

und/oder tief<br />

ansetzenden Bändern oder spezielle<br />

Abformung zur Remontage, je Kiefer.<br />

Wenn aufgrund medizinischer<br />

Notwendigkeit eine besondere Situation<br />

die Anwendung eines konfektionierten<br />

Abformlöffels unmöglich<br />

macht, kann die Gebührennummer<br />

GOZ 517 berechnet werden, unabhängig<br />

davon, welche Art von Behandlung<br />

durchgeführt wird.<br />

Eine aufgrund anatomischer<br />

Gegebenheiten mit einem individualisierten<br />

Konfektionslöffel durchgeführte<br />

Abformung ist nach dieser<br />

Gebührennummer GOZ 517 zu berechnen.<br />

Bei medizinischer Notwendigkeit<br />

ist die Gebührennummer GOZ 517<br />

ggf. mehrfach berechnungsfähig.<br />

ZKN<br />

Umfrage:<br />

Die Bevölkerung in Deutschland<br />

traut der Politik bei der Reform des<br />

Gesundheitswesens nur wenig zu.<br />

Das ist eines der Ergebnisse einer<br />

bundesweiten Umfrage zur Reformbereitschaft<br />

der deutschen Bevölkerung<br />

in den Bereichen Rente, Gesundheit<br />

und Familie. Im Auftrag<br />

der Universität Stuttgart hatte das<br />

Institut Infratest-Dimap im Dezember<br />

2007 1800 Bürger aus Deutschland<br />

befragt.<br />

ZKN SPECIAL · 6 | 2008


Kostenfalle: Mobil surfen mit<br />

dem falschen Tarif<br />

Gelegenheitsnutzer sind bei Simyo, Blau.de, Aldi, Sunsim, Solomo oder<br />

Fonic am besten aufgehoben<br />

Mit dem Handy oder Notebook unterwegs im Internet<br />

surfen macht Spaß. Doch mit dem falschen Tarif wird<br />

das Abrufen von Videoclips oder Bildern schnell zur<br />

Kostenfalle. Darauf weist das Telekommunikationsmagazin<br />

»connect« hin. »Viele Anwender haben für<br />

die Nutzung des mobilen Web den falschen Datentarif<br />

beziehungsweise verlieren rasch den Überblick über<br />

ihr Surfverhalten«, erklärt »connect«-Tarifexpertin<br />

Josefine Milosevic. Damit die Handy-Rechnung<br />

am Monatsende nicht zur bösen Überraschung wird,<br />

hat »connect« alle Datentarife am Markt miteinander<br />

verglichen und für mehrere Nutzerprofile die preiswertesten<br />

Angebote zusammengestellt<br />

Mehr als zwei Drittel der<br />

Befragten bewerteten<br />

die grundsätzliche<br />

Richtung der Reformbestrebungen<br />

in der<br />

Gesundheitspolitik als eher falsch.<br />

Dabei schnitten auch die Parteien<br />

schlecht ab. Knapp ein Drittel (29,3<br />

Prozent) der Studienteilnehmer<br />

traute keiner Partei die Lösung der<br />

Probleme im Gesundheitswesen zu.<br />

Der CDU/CSU standen 29,8 Prozent<br />

Kompetenz zu, der SPD 27,9. Danach<br />

folgten Die Linke mit 5,7 Prozent,<br />

die FDP mit 3,8 und die Grünen mit<br />

3,0 Prozent.<br />

Die Höhe der Leistungen in der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

hielten rund 31 Prozent der Befrag­<br />

ten für zu niedrig, 26 Prozent sogar<br />

für zu hoch und 43 Prozent für genau<br />

richtig. Die Praxisgebühr befanden<br />

fast zwei Drittel als sehr schlecht<br />

oder schlecht. Dennoch beurteilen<br />

die Befragten die eigene Absicherung<br />

im Falle von Krankheit als<br />

deutlich besser als im Falle von Alter<br />

und Arbeitslosigkeit. Nur 13 Prozent<br />

gaben an, sich im Krankheitsfall nicht<br />

gut gesichert zu fühlen, 42,6 bezeichneten<br />

sich als gerade ausreichend<br />

gesichert und 44,4 Prozent als<br />

gut gesichert. Bei der Frage, wofür<br />

die Regierung mehr oder weniger<br />

Geld ausgeben solle, forderten die<br />

Befragten in erster Linie für Bildung,<br />

für Familie und etwa gleichauf für<br />

Gesundheit mehr Geld.<br />

Als Faustregel gilt: Wer<br />

nur selten das mobile Internet<br />

nutzt, ist bei den<br />

Discountern Simyo, Blau.<br />

de, Aldi, Sunsim, Solomo<br />

oder Fonic am besten aufgehoben.<br />

Diese Anbieter verlangen jeweils<br />

günstige 24 Cent pro Megabyte.<br />

Vorsicht ist dagegen vor den zeitbasierten<br />

Datentarifen der etablierten<br />

Mobilfunker geboten, bei denen der<br />

Nutzer leicht die Kostenkontrolle<br />

verliert: t­Mobile und O 2 verlangen<br />

beispielsweise bei ihren automatisch<br />

voreingestellten Datentarifen neun<br />

Cent pro Minute, was schnell zu einer<br />

überteuerten Handy­Rechnung<br />

führen kann. »Hier lohnt es sich<br />

meist schon für Wenignutzer, ein<br />

kleines Datenpaket zum Vertrag dazuzubuchen«,<br />

empfiehlt Milosevic.<br />

Ambitionierte Datennutzer, die<br />

mehrmals täglich im Web sind oder<br />

Handykosten<br />

Schlechte Noten für Gesundheitspolitik<br />

Den Akteuren der Gesundheitspolitik<br />

vertrauen Westdeutsche und<br />

Ostdeutsche in unterschiedlichem<br />

Maße, in den neuen Bundesländern<br />

ist das Vertrauen deutlich geringer.<br />

Jedoch führen die Liste des<br />

Misstrauens in beiden Landesteilen<br />

die Politiker im Allgemeinen an,<br />

danach folgen die Parteien und auf<br />

dem dritten Platz Bundesgesundheitsministerin<br />

Ulla Schmidt (SPD).<br />

Das Bundesverfassungsgericht erhielt<br />

im Westen als einziger Beteiligter<br />

eine positive Note, im Osten bekam<br />

es das geringste Misstrauen<br />

ausgesprochen.<br />

gar ständig unterwegs das Internet<br />

nutzen, sind mit einer Datenpauschale<br />

am besten bedient. Die<br />

günstigsten tarifangebote gibt es<br />

zurzeit bei Base und E­Plus: Für nur<br />

25 Euro pro Monat können in den<br />

tarifen »Base Datenflat« und »E­<br />

Plus Internet­Flat« unbegrenzt Daten<br />

mit bis zu 384 Kilobit pro Sekunde<br />

übertragen werden. Vodafone und<br />

t­Mobile bieten hingegen für Vielnutzer<br />

unterschiedliche Datenpakete<br />

an, die zwar vergleichsweise teurer<br />

sind, dafür aber mit UMtS und dem<br />

MED­DENt­MAGAZIN.DE, 5/2008<br />

Datenturbo HS­<br />

DPA über eine<br />

schnellere<br />

Übertragungsgeschwindigkeit<br />

verfügen. Keine<br />

Option für Power­User<br />

sind die<br />

Discounter. Bei<br />

Simyo zum Beispiel<br />

klettert bei<br />

ständiger Internetnutzung<br />

das<br />

Kostenbarometer<br />

auf knapp<br />

1000 Euro im<br />

Monat, bei Callmobile<br />

und<br />

Klarmobil mit<br />

neun Cent pro<br />

Minute gar auf<br />

über 9.000 Euro.<br />

MED­DENt­MAGAZIN.<br />

DE, 2/2008<br />

6 | 2008 · ZKN SPECIAL 3<br />

FOtO: CFW­ARCHIV / INGDMYFS<br />

Viele Anwender<br />

haben für die Nutzung<br />

des mobilen Web den<br />

falschen Datentarif<br />

beziehungsweise<br />

ver lieren rasch den<br />

Überblick über ihr<br />

Surfverhalten


Tabak<br />

Zwischenbilanz zum<br />

Rauchverbot:<br />

Ältere bleiben zu Hause,<br />

Jüngere trinken mehr<br />

Rauchverbot in Restaurants:<br />

Zustimmung selbst bei Rauchern<br />

Während ältere Kneipengänger<br />

seit der Einführung des Rauchverbots<br />

öfter zu Hause bleiben,<br />

wechseln die jüngeren häufiger<br />

die Bar und trinken mehr Alkohol:<br />

Das ist das überraschende Ergebnis<br />

einer Studie des Veranstaltungskalenders<br />

venyoo.de<br />

Das Rauchverbot in Restaurants<br />

findet fast ungeteilte<br />

Zustimmung:<br />

In allen Altersgruppen<br />

befürworten mehr als<br />

drei Viertel der Befragten das<br />

Rauchverbot (78 Prozent). Selbst jeder<br />

zweite Raucher (48 Prozent) bevorzugt<br />

rauchfreie Restaurants.<br />

Dennoch haben Restaurants keinen<br />

Vorteil davon: Nur bei den 30 – 40­<br />

jährigen gibt knapp jeder Vierte (23<br />

Prozent) an, seit dem Rauchverbot<br />

häufiger ins Restaurant zu gehen.<br />

Rauchverbot in Kneipen:<br />

Jung und Alt<br />

geteilter Meinung<br />

In Kneipen, Bars und Diskotheken, in<br />

denen nur getrunken wird, zeigt sich<br />

ein anderes Bild. 86 Prozent der<br />

4<br />

Raucher lehnen das Rauchverbot in<br />

Kneipen ab. Auch bei den Nichtrauchern<br />

bevorzugt nur jeder Dritte (38<br />

Prozent) rauchfreie Kneipen und<br />

Bars. Am deutlichsten ist die Ablehnung<br />

bei Rauchern über 50 Jahren<br />

(92 Prozent), jüngere Raucher unter<br />

30 sind rücksichtsvoller (63 Prozent).<br />

Je nach Altersgruppe können Kneipen<br />

also vom Rauchverbot profitieren<br />

oder Umsatzeinbußen erleiden.<br />

Bei den 50 – 65­Jährigen reduzieren<br />

fast zwei Drittel (65 Prozent) die Anzahl<br />

der Kneipenbesuche, bei den<br />

Rauchern sogar mehr als drei Viertel<br />

der Befragten (81 Prozent). Überraschend<br />

die Reaktion der Jüngeren:<br />

fast die Hälfte (42 Prozent) der 18 –<br />

30­Jährigen wechselt an einem<br />

Abend häufiger die Bar als vor der<br />

Einführung des Rauchverbots, und<br />

fast jeder Dritte (30 Prozent) gibt an,<br />

dabei insgesamt mehr Alkohol zu<br />

trinken.<br />

Über die Studie<br />

Der bundesweite Veranstaltungskalender<br />

venyoo.de befragte 1138<br />

teilnehmer im Alter zwischen 18 und<br />

65 Jahren. Die Umfrage ist repräsentativ<br />

in Alter, regionaler Herkunft<br />

und Nichtraucheranteil der Befragten.<br />

MED­DENt­MAGAZIN.DE, 5/2008<br />

FOtO: PHOtOCASE / BACKEIS<br />

Dr. Klaus Zeh:<br />

»Nichtraucherschutz<br />

ist<br />

Kinderschutz«<br />

Welt­Krebstag 2008<br />

»Kinder mögen es rauchfrei!«<br />

Zum diesjährigen Welt­Krebstag am 4. Februar<br />

rief die Deutsche Krebshilfe als Mitglied des<br />

Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) zusammen<br />

mit der Welt­Krebsorganisation (UICC)<br />

gemeinsam dazu auf, Kinder vor dem Zwangsmitrauchen<br />

zu schützen.<br />

Dazu erklärte der thüringer Gesundheitsminister<br />

Dr. Klaus Zeh: »Rauchen in Anwesenheit von Kindern ist<br />

äußerst schädlich und kann als eine Körperverletzung<br />

bezeichnet werden. Nur eine komplett rauchfreie Umgebung<br />

kann Kinder und Erwachsene vor den gefährlichen<br />

Erkrankungen schützen, die durch das Passivrauchen<br />

entstehen können. Deshalb unterstütze ich gern diese<br />

Aktion zum Welt­Krebstag 2008. Wir alle stehen in der<br />

Verantwortung Kinder besser vor schädlichem tabakrauch<br />

zu schützen.«<br />

tabakrauch ist der mit Abstand gefährlichste vermeidbare<br />

Innenraumschadstoff. Erwachsene sollten deshalb<br />

hier ihre Vorbildfunktion verantwortlich wahrnehmen.<br />

Über 170.000 Neugeborene jährlich waren bereits im<br />

Mutterleib den Schadstoffen des tabakrauchs ausgesetzt,<br />

und schätzungsweise acht Millionen Kinder und Jugendliche<br />

leben in einem Raucher­Haushalt. Die Gefahr, dass<br />

Kinder aus Raucher­Haushalten an Asthma, Husten,<br />

Schwindelgefühlen, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten<br />

u. ä. Krankheiten leiden, ist signifikant<br />

höher.<br />

»Kinderschutz ist ein so vielfältiges thema, dem wir<br />

uns permanent und umfassend stellen müssen. Wir diskutieren<br />

über Hilfeleistungen für Familien und Kinder,<br />

wir wollen die Früherkennungsuntersuchungen verbindlicher<br />

und engmaschiger gestalten, da dürfen wir bei den<br />

alltäglichen, vermeintlich harmloseren Erscheinungsformen<br />

der Beeinträchtigung des Kindeswohls nicht nachlässig<br />

sein. Rauchen und Kinder passen nicht zueinander.<br />

Kinder mögen es rauchfrei. Dies sollten sich die Eltern zu<br />

Herzen nehmen«, so der thüringer Gesundheitsminister<br />

Dr. Zeh abschließend in seiner Erklärung zum Welt­<br />

Krebstag 2008. GESUNDHEIt ADHOC, 4.2.2008<br />

ZKN SPECIAL · 6 | 2008


Ob Arzt, Pfleger oder Krankenschwester,<br />

technisch-medizinische Assistentin oder<br />

Laborfachkraft – durch die Spezialisierung<br />

auf eine »medizinische Community« sind<br />

gemeinsame Interessen und Gesprächsthemen<br />

sozusagen programmiert<br />

Gegen Singlefrust im Gesundheitswesen<br />

Doctor-Dating.de<br />

gestartet<br />

»Gezielte Partnersuche auf sympathische Art« – unter diesem Motto<br />

finden Singles im Gesundheitswesen jetzt eine Kontaktbörse im Internet:<br />

http://www.Doctor­Dating.de<br />

Hier sparen sich die Angemeldeten<br />

das Klicken<br />

durch tausende Profile<br />

von Menschen mit unterschiedlichstenInteressen.<br />

Ob Arzt, Pfleger oder Krankenschwester,<br />

technisch­medizinische<br />

Assistentin oder Laborfachkraft –<br />

durch die Spezialisierung auf eine<br />

»medizinische Community« sind gemeinsame<br />

Interessen und Gesprächsthemen<br />

sozusagen programmiert.<br />

Die hohe Verantwortung für<br />

die Gesundheit ihrer Patienten und<br />

die Freude an der Arbeit mit Menschen<br />

bietet praktisch allen Berufsgruppen<br />

im Gesundheitssektor ein<br />

schier unerschöpfliches themenspektrum,<br />

von der beliebten Fachsimpelei<br />

bis hin zu Diskussionen<br />

über unregelmäßige Arbeitszeiten.<br />

»Wer sich auf Doctor­Dating.de trifft,<br />

muss vieles nicht mehr erklären,<br />

was mit Nicht­Medizinern zu langwierigen<br />

Diskussionen führen kann«,<br />

kommentiert Erland Freij, der Gründer<br />

des neuen Portals, die Grundidee.<br />

Er weiß, wovon er spricht,<br />

schließlich ist er selbst seit langem<br />

praktizierender Zahnarzt und hat von<br />

Kolleginnen und Kollegen viel Zuspruch<br />

für seine Idee bekommen.<br />

»Doctor­Dating.de ist der erste Online­treffpunkt<br />

dieser Art in<br />

Deutschland«.<br />

Neben der Partnersuche können<br />

sich die Mitglieder im integrierten<br />

Forum auch öffentlich über andere<br />

themen austauschen. Beste<br />

Voraussetzungen also für eine lebendige<br />

Online­Community. Um<br />

möglichst schnell für einen regen<br />

Austausch auf der neuen Plattform<br />

zu sorgen, bekommen die ersten<br />

2000 Kontaktfreudigen zwei kostenlose<br />

Monate geschenkt. Doch auch<br />

danach sind die Preise im Vergleich<br />

zu anderen Dating­Portalen moderat.<br />

Ein Monat kostet nur 9,80 Euro, drei<br />

Monate 19,60 Euro und sechs<br />

Monate gibt es sogar für günstige<br />

29,40 Euro. Seit April ist Doctor­Dating.de<br />

online. »Ich bin schon ganz<br />

gespannt, wann sich die ersten<br />

Paare gefunden haben. Schließlich<br />

ist Liebe doch die beste Medizin«,<br />

freut sich Erland Freij auf das neue<br />

Portal. MED­DENt­MAGAZIN.DE, 5/2008<br />

Partnerschaft<br />

Lieben Sie<br />

einen »gebrauchten«<br />

Mann?<br />

71 Prozent der Frauen<br />

halten wenig von<br />

geschiedenen Männern<br />

Das ergab eine repräsentative<br />

Umfrage, die das GEWIS-Institut<br />

im Auftrag der Zeitschrift Petra<br />

unter 1033 Frauen zwischen 25 und<br />

39 Jahren durchführte<br />

Als Mann fürs Leben haben<br />

auch Frauenhelden<br />

schlechte Chancen: 67<br />

Prozent der Frauen würden<br />

keine Beziehung mit<br />

einem Womanizer eingehen. Die große<br />

Mehrheit der Frauen wünscht<br />

sich danach einen Partner ohne Altlasten.<br />

Dabei sind »Gebrauchte«<br />

besser als ihr Ruf – wenn man gewisse<br />

tipps beherzigt. So rät Dating­<br />

Experte und Buchautor Eric Hegmann<br />

zur Vorsicht bei frisch<br />

getrennten Männern: »Prinzipiell<br />

eignet sich dieser typ eher für eine<br />

Affäre.« Endlos zu hoffen, dass dieser<br />

sein Herz für eine neue Partnerschaft<br />

öffnet, hält Hegmann für gefährlich.<br />

»Setzen Sie sich eine Frist,<br />

wie lange Sie zu warten bereit sind.<br />

Ist die Schmerzgrenze erreicht, stellen<br />

Sie Ihre Bemühungen ein ­ aus<br />

Selbstschutz.«<br />

Außerdem empfiehlt er, in der<br />

Beziehung mit einem geschiedenen<br />

Mann zunächst zwei Wohnungen zu<br />

behalten und keine Vergleiche mit<br />

der Ex zu provozieren. Besser: »Erleben<br />

Sie mit ihm viel Neues ­ so<br />

schaffen Sie eine Basis für Ihre Beziehung.«<br />

MED­DENt­MAGAZIN.DE, 2/2008<br />

6 | 2008 · ZKN SPECIAL 5<br />

FOtO: CFW­ARCHIV / IS


Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />

SEMINARPROGRAMM<br />

für Zahnärztliches Fachpersonal und Praxiszahntechniker<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />

telefon (05 11) 8 33 91­311 · telefax (05 11) 8 33 91­306<br />

Ansprechpartner: Marlis Grothe<br />

20./21.6.2008 F 0823<br />

Prophylaxe – Refresher für Wiedereinsteiger<br />

Schnell wieder fit, sicher und auf den neuesten Stand!<br />

Monika Hügerich, Staffelstein<br />

Freitag, 20.6.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr/<br />

Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 250,– €<br />

21.6.2008 Z/F 0845 5 Fortbildungspunkte<br />

Parodontale antiinfektiöse Therapie mit<br />

Handinstrumenten, Ultraschall und lasergestützten<br />

Verfahren Neu<br />

PD Dr. Andreas Braun, Bonn<br />

Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 230,– €<br />

4.7.2008 Z/F 0848 5 Fortbildungspunkte<br />

Am Anfang steht der Mensch –<br />

Aktive Entspannungsübungen Neu<br />

Karin thanhäuser, Rutesheim<br />

Freitag, 4.7.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 145,– €<br />

5.7.2008 F 0824<br />

Darf’s ein bisschen WEISSer sein? PZR, Bleachen oder<br />

was ...?<br />

Dr. Ralf Rößler, Wetzlar<br />

Samstag, 5.7.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

Seminargebühr: 290,– €<br />

22.8.2008 Z/F 0851 8 Fortbildungspunkte<br />

Zauberhafte Kinder ohne Zaubertricks:<br />

Psychologisch pädagogische Patientenführung in der<br />

Kinderzahnheilkunde<br />

Dr. Johanna Maria Kant, Oldenburg<br />

Freitag, 22.8.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 23.6.2008<br />

Seminargebühr: 210,– €<br />

30.8.2008 Z/F 0853 6 Fortbildungspunkte<br />

Abrechnung von A–Z für Berufseinsteiger, -umsteiger<br />

und -wiedereinsteiger – Teil 1 Neu<br />

Dr. Ute Matschinske, Münchenbernsdorf<br />

Samstag, 30.8.2008 von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 30.6.2008 Seminargebühr: 120,– €<br />

6<br />

3.9.2008 Z/F 0854 5 Fortbildungspunkte<br />

Hilfeleistung bei Notfallsituationen in der<br />

zahnärztlichen Praxis<br />

Prof. Dr. Hartmut Hagemann, Hannover<br />

Mittwoch, 3.9.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />

Für Frühbucher bis zum 3.7.2008<br />

Seminargebühr: 130,– €<br />

ZKN SPECIAL · 6 | 2008


Und dann war da<br />

noch …<br />

… die Meldung, dass immer mehr Krankenhäuser<br />

des britischen National Health Service<br />

offenbar viel Geld mit Parkgebühren<br />

verdienen. Damit werde »ein Geschäft mit<br />

dem Leiden« gemacht kritisieren Patientenverbände.<br />

NHS­Kliniken kassieren jährlich<br />

rund 98 Millionen Pfund (rund 150 Millionen<br />

Euro) mit Parkgebühren und immer mehr<br />

große Hausarztpraxen gehen offenbar ebenfalls<br />

dazu über, ihren Patienten Parkgebühren<br />

abzuverlangen. Auf einigen Klinik­ und<br />

Praxisparkplätzen kann ein Parkplatz umgerechnet<br />

bis zu 120 Euro pro tag kosten.<br />

FVDZ FREI FAx, NR. 18/08, 5.5.2008<br />

Praxisjubiläum<br />

30-jähriges Berufsjubiläum<br />

Vor 33 Jahren begann Frau Gisela Sauer, geb.<br />

Krause die Ausbildung zur zahnmedizinischen<br />

Helferin in der Sophienklinik, Abteilung Zahn­,<br />

Mund­ und Kieferchirurgie in Hannover. Nach<br />

ihrer Ausbildung war sie dort zehn Jahre aktiv<br />

und konnte wertvolle Berufserfahrungen sammeln, bevor<br />

sie im März 1988 in die Zahnarztpraxis Michael Rautmann<br />

wechselte. Seitdem ist Frau Sauer dank ihres umfangreichen<br />

Fachwissens und ihrer großen Einsatzbereitschaft ein wertvolles Mitglied<br />

unseres teams geworden. Von den Patienten wird sie seit vielen Jahren für die<br />

einfühlsame und gründliche Durchführung von Zahnreinigungen sowie für ihre<br />

persönliche Ansprache geschätzt. Im April 2008 sind wir beide, liebe Frau Sauer,<br />

schon seit 20 Jahren im Einsatz. Wir möchten uns für die bisherige vertrauensvolle<br />

und engagierte Zusammenarbeit bedanken und hoffen und wünschen alle,<br />

dass wir mit Ihnen gemeinsam noch manches Jahr erfolgreich tätig sein können.<br />

Im Namen des Praxisteams<br />

Michael Rautmann, Isernhagen<br />

6 | 2008 · ZKN SPECIAL 7<br />

FOtO: M. RAUtMANN


Schon gewusst?<br />

8<br />

Blaue Verwandtschaft<br />

Alle Blauäugigen haben denselben Ahnen<br />

Alle Menschen mit blauen Augen sind miteinander verwandt,<br />

berichtet die »Apotheken Umschau«. Bei Hunderten<br />

untersuchter Menschen an der Universität Kopenhagen,<br />

Dänemark, stellten Genforscher die exakt gleiche<br />

Gen­Veränderung fest. Sie bewirkt, dass der braune<br />

Farbstoff Melanin kaum noch in die Iris gelangt, wodurch<br />

die Augen blau erscheinen. Ursprünglich hatten alle<br />

Menschen braune Augen mit einem hohen Melaninanteil.<br />

Irgendwann trat die Gen­Veränderung spontan auf. Seitdem<br />

breiten sich die Nachfahren des ersten Blauäugigen<br />

aus. Am stärksten sind sie in Skandinavien vertreten.<br />

Krankenkassen zahlen<br />

Impfung<br />

MED­DENt­MAGAZIN.DE, 5/2008<br />

Die gesetzlichen Krankenkassen in <strong>Niedersachsen</strong><br />

übernehmen künftig gegen Quittung die HPV­Impfung<br />

gegen Gebärmutterhalskrebs bei Mädchen zwischen<br />

zwölf und 17 Jahren. Alternativ können die Versicherten<br />

in der Apotheke eine Abtretungserklärung abgeben, mit<br />

der diese den Kassen die Kosten direkt in Rechnung stellen.<br />

Das hat die Landesregierung am Dienstag im Sozialausschuss<br />

des Landtags auf eine entsprechende Anfrage<br />

der Ausschussvorsitzenden, Gesine Meißner (FDP), angekündigt.<br />

Meißner begrüßte es nachdrücklich, dass die gesetzlichen<br />

Krankenkassen dieser unbürokratischen<br />

Übergangsregelung zugestimmt haben, bis eine Einigung<br />

über das Impfhonorar erzielt ist. Wie es weiter hieß,<br />

schützt die Impfung Frauen ohne nachgewiesene HPV­Infektion<br />

zum Zeitpunkt der Impfung zu über 95 Prozent vor<br />

einer chronischen Infektion mit HPV der typen 16 und 18,<br />

die zu mehr als 70 Prozent die Krebserkrankung des Gebärmutterhalses<br />

verursachen. RUNDBLICK, 14.5.2008<br />

Helm auf zur Radtour!<br />

Notfallmediziner fordern besseren Kopfschutz<br />

für Radfahrer<br />

Fahrradfahrer sind in Deutschland die einzigen Verkehrsteilnehmer,<br />

bei denen die Zahl der Verletzten und<br />

toten weiter ansteigt. Bei PKW­Insassen, Motorradfahrern<br />

und Fußgängern sinken die Unfallzahlen dagegen<br />

stetig. Ärzte und Versicherer fordern deshalb zunehmend<br />

eine Helmpflicht für Radfahrer. »Helmträger haben ein<br />

85 bis 90 Prozent geringeres Risiko, bei einem Radunfall<br />

FOtO: PHOtOCASE.COM / FLAME<br />

schwere Kopf­ oder Gehirnverletzungen zu erleiden«, begründet<br />

Privatdozent Dr. med. Karl­Georg Kanz, Leiter<br />

der Notaufnahme an der Chirurgischen Klinik Innenstadt<br />

der Universitätsklinik München, diese Forderung im Gespräch<br />

mit der »Apotheken Umschau«. Das belegen ihm<br />

seine täglichen Erfahrungen und mehrere Studien aus<br />

dem In­ und Ausland. Auf Deutschlands Straßen starben<br />

im vergangenen Jahr 484 Radfahrer. Mit Helm könnte<br />

diese Zahl drastisch sinken. MED­DENt­MAGAZIN.DE, 5/2008<br />

Garnelen ja, aber nicht zu oft<br />

Warum man sich die leckeren Schalentiere nur<br />

wohldosiert gönnen sollte<br />

So ein Pech: Schalen­ und Krustentiere wie Krabben und<br />

Garnelen enthalten reichlich Cholesterin und gefährden<br />

deshalb potentiell die Blutgefäße. »Allerdings liefern sie,<br />

im Gegensatz zu Fleisch, auch ungesättigte Fettsäuren,<br />

die die Gefäße schützen«, erklärt Dr. Astrid tombek, leitende<br />

Ernährungsberaterin des Diabetes Zentrums Mergentheim.<br />

Daraus schließt sie: »Mit einer Portion Garnelen<br />

fährt man also immer noch besser als mit einer<br />

Fleischmahlzeit.« Nur solle man sie nicht allzu oft und<br />

nicht allzu viele davon essen. MED­DENt­MAGAZIN.DE, 5/2008<br />

Aber bitte mit Schale<br />

Ernährungsexperten:<br />

Obst- und Gemüseschalen bedenkenlos essbar<br />

Die Angst vor Pestizidrückständen in Obst­ und Gemüseschalen<br />

halten Experten der Deutschen Gesellschaft für<br />

Ernährung (DGE) für unbegründet. Der gesundheitliche<br />

Nutzen der Vitamine, Spurenelemente und Ballaststoffe<br />

aus den Schalen überwiege mögliche Risiken bei weitem,<br />

heißt es im Apothekenmagazin »Diabetiker Ratgeber«.<br />

Die erlaubten Höchstmengen an Pestizid­Rückständen<br />

seien so niedrig, dass keine Gesundheitsgefährdung zu<br />

erwarten sei. Außerdem lassen sich eventuelle Pestizidreste<br />

durch gründliches Waschen unter fließendem Wasser<br />

und Abbürsten weitgehend entfernen. Soweit die<br />

Schale zum Verzehr geeignet ist, sollte sie also mitgegessen<br />

werden. MED­DENt­MAGAZIN.DE, 5/2008<br />

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Aurich<br />

Wilhelmshaven<br />

Bremervörde<br />

Oldenburg<br />

Verden<br />

Osnabrück<br />

I n f o r m a t i o n<br />

Hannover<br />

Lüneburg<br />

Wolfenbüttel<br />

Göttingen<br />

Landesweite<br />

Veranstaltungen<br />

des Vorstandes<br />

der ZKN_ S . 1 2 4 i m M i t t e l p u n k t<br />

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Das ZKN­SPECIAL ist eine Beilage zu den<br />

monatlich von der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />

herausgegebenen »ZKN MIttEILUNGEN«.<br />

REDAKTIONSANSCHRIFT:<br />

<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />

Redaktion »ZKN MIttEILUNGEN«,<br />

Zeißstraße 11a, 30519 Hannover.<br />

tel. (05 11) 8 33 91­301<br />

Fax (05 11) 8 33 91­106<br />

ZKN SPECIAL · 6 | 2008

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