Information - Zahnärztekammer Niedersachsen
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Aurich<br />
H 46427<br />
juni 2008<br />
6|08<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen Zahnärzte<br />
Wilhelmshaven<br />
Osnabrück<br />
Oldenburg<br />
Bremervörde<br />
Verden<br />
Hannover<br />
Lüneburg<br />
Wolfenbüttel<br />
<strong>Information</strong> Göttingen<br />
Landesweite<br />
im Mittelpunkt<br />
Veranstaltungen<br />
des Vorstandes<br />
der ZKN_S. 124<br />
Bescheuertheit 306 +++ Medikamentenrabatte: Brüssel<br />
droht mit Klage 308 +++ Ein Jahr eCard-Ablehnung 309<br />
+++ Wasser predigen … 312 +++ Das politische Versprechen<br />
314 +++ Chancengleicheit für Niedergelassene und<br />
MVZ 315 +++ Hartsubstanzverlust am Kronenrand 326 +++
praxisnah<br />
begleitend<br />
unabhängig<br />
Wie kann ich mitmachen?<br />
Weitere <strong>Information</strong>en unter www.young-dentists.de
Dr. Michael<br />
Sereny<br />
Präsident der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong><br />
Versprochen<br />
Sehr geehrte Frau Kollegin,<br />
Sehr geehrter Herr Kollege,<br />
am Ende eines langen Arbeitstages ein Editorial<br />
zu schreiben ist nicht einfach. Besonders,<br />
wenn es gleich mehrere, wichtige Themen gibt:<br />
AVW – ein Schlusspunkt?<br />
Am 21.5.2008 fand vor dem Verwaltungsgericht<br />
Hannover ein wichtiger Prozess statt. Vier Mitglieder<br />
der Kammerversammlung hatten das Sozialministerium<br />
wegen der Satzung zur Alters<br />
Berufsunfähigkeits und Hinterbliebenensicherung,<br />
verklagt und ... verloren. Könnte das nicht<br />
der Schlusspunkt einer Auseinandersetzung sein,<br />
die die niedersächsische Standespolitik und in der<br />
Folge auch die Kollegenschaft gespalten und geschwächt<br />
hat, wie kaum ein anderes Thema? Es ist<br />
zu wünschen. Nach den negativen Schlagzeilen<br />
der Vergangenheit hat der neue Leitende Ausschuss<br />
das Vertrauen bereits gerechtfertigt. Unsere<br />
Altersversorgung wird für uns weiterhin im<br />
Mittelpunkt stehen, immer offen für konstruktive<br />
Vorschläge. Unnützen Streit hat die Kollegenschaft<br />
satt.<br />
Allgemeinzahnärzte – Master –<br />
Fachzahnärzte – Das Geschäft mit der Angst<br />
Die Fort und Weiterbildungslandschaft ist unübersichtlich,<br />
hier eine Struktur hineinzubekommen<br />
ist Anliegen der BZÄK und im Interesse der<br />
Kollegenschaft. Mit großem Eifer werden nun Gerüchte<br />
verbreitet, die Spezialisten wollten mit Hilfe<br />
der Hochschulen und der BZÄK auf der Bundesversammlung<br />
für die Allgemeinzahnärzte Behandlungsfelder<br />
ausgrenzen, es gäbe dazu Geheimpläne.<br />
Anstatt miteinander zu reden werden<br />
Ängste geschürt, um damit auf Mitgliederfang zu<br />
gehen. Die Mehrheit der Delegierten der Bundesversammlung<br />
sind Allgemeinzahnärzte, sie sind<br />
demokratisch gewählt, klug, und selbstbewusst.<br />
Die Bundesversammlung, als die Vertretung aller<br />
deutschen Zahnärzte, lässt sich weder manipulieren<br />
noch ungestraft Unfähigkeit unterstellen.<br />
Editorial<br />
GOZ – kommt sie? – wann kommt sie?<br />
Dass die alte GOZ nach 21 Jahren fachlich und von<br />
der Bewertung völlig unzureichend ist, steht außer<br />
Frage, nach den bisherigen Verlautbarungen<br />
erwarten wir nicht den großen Wurf, sondern,<br />
wie aus dem BMG nicht anders gewohnt, eine Mischung<br />
aus fachlichem Unsinn, Ideologie und Erstattungsdenken.<br />
Dass damit nicht die Zahnmedizin<br />
2008 abgebildet werden kann, ist klar. Wenn<br />
jetzt auch noch Rücksicht auf Wahlen zu Landesparlamenten<br />
genommen wird, ist ein Inkrafttreten<br />
zum 1.1.2009 unwahrscheinlich und zum 1. April<br />
zwar sinnhaft, aber schwer. Insofern hat eine<br />
Verschiebung auf die Zeit nach der Bundestagswahl<br />
ihren Reiz. Bis dahin wird ab sofort der<br />
Punktwert der bisherigen Inflation angepasst<br />
und eine neue, bürgerliche Regierung besinnt sich<br />
auf die fachlichen Stärken der HOZ und übernimmt<br />
diese.<br />
Hoppla – jetzt war ich doch glatt eingenickt<br />
und habe geträumt.<br />
Aber für Sie werde ich hellwach bleiben. Beim<br />
AVW, den ausgewogenen Interessen von Allgemeinzahnärzten<br />
und Spezialisten, der GOZ und<br />
überhaupt, – versprochen.<br />
Ihr<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 301
ZKN MITTEILUNGEN<br />
Die monatliche Zeitschrift für alle niedersächsischen<br />
Zahnärzte mit amtlichen Mitteilungen der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (ZKN).<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> (K.d.ö.R.)<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
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<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />
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Chefredakteur: Dr. Julius Beischer (JB),<br />
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inklusive Versandkosten Deutschland.<br />
302 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
n editOriAL<br />
Dr. Michael Sereny:<br />
Versprochen .................................... 301<br />
n kurz & bündig .................... 304<br />
n gesundheitspOLitik<br />
»Bescheuertheit« .............................. 306<br />
˘ Der lange Weg zurück ........... 306<br />
˘ Kartellrecht für<br />
Krankenkassen .............................. 307<br />
Pharmaverband: Gesetzgeber<br />
versagt in rechtsstaatlicher<br />
Pflicht .............................................. 308<br />
˘ Streit um Medikamentenrabatte:<br />
Brüssel droht Deutschland<br />
mit Klage .............................. 308<br />
Übersicht: Ein Jahr eCard<br />
Ablehnung durch die Deutsche<br />
Ärzteschaft .................................... 309<br />
BMG muss 8500 Unterschriften<br />
gegen ECard entgegennehmen 310<br />
Deutsche Aidshilfe ins Bündnis<br />
»Stoppt die eCard« eingetreten . 311<br />
Westerwelle plädiert für<br />
Grundversorgung und Marktwirtschaft<br />
......................................... 311<br />
<strong>Information</strong> im Mittelpunkt<br />
Kammervorstand referiert Aktuelles<br />
in den Regionen<br />
Seite 323<br />
Wasser predigen … ............................. 312<br />
Die Saubermänner der Linken<br />
Partei ................................................. 313<br />
KVBW: Kampagne gegen Gesundheitsfonds<br />
erhält Unterstützung<br />
von Landespolitikern ................... 314<br />
Das politische Versprechen …<br />
der politische Versprecher? ........ 314<br />
Ministerin Stolz in Ulm:<br />
Ohne Selbstverwaltung haben<br />
wir Staatsmedizin ......................... 315<br />
Chancengleichheit .............................. 315<br />
Betrug an den Versicherten? .......... 316<br />
Ulla holt das Füllhorn raus:<br />
10 Prozent mehr für Niedergelassene<br />
........................................ 316<br />
˘ Hoppe: Honorarerhöhung<br />
um zehn Prozent reicht nicht ..... 317<br />
Hauszahnärzte .................................... 317<br />
Tod vor Dänischer Klinik: Medien<br />
diskutieren Sparmaßnahmen ... 318<br />
n berufsständisches<br />
Abschlussfeier der Strukturierten<br />
Fortbildung Implantologie ........ 319<br />
GEZUrteil ............................................. 319<br />
»Schnelles Geld ist gutes Geld« ..... 320<br />
foto: pHotocase / maHeeny
Neue Urteile zum 2,3fachen<br />
Steigerungssatz bei analog<br />
bewerteten Rekonstruktionen<br />
in SchmelzDentinAdhäsivtechnik<br />
.............................................. 321<br />
Die Berechnung zahntechnischer<br />
Leistungen ..................................... 322<br />
<strong>Information</strong>en im Mittelpunkt ..... 323<br />
Hartsubstanzverlust am<br />
Kronenrand .................................... 326<br />
Virtuelle Brücke ................................. 328<br />
Hilfe für Birma! .................................. 329<br />
Aktuelles und neue Rechtsprechung<br />
zum zahnärztlichen<br />
Haftpflichtrecht 2008 ................. 329<br />
˘ Leitsätze ...................................... 331<br />
Vorbereitungskurse für<br />
ZFAPrüfung .................................. 332<br />
Verschärfte Kostenfalle .................... 333<br />
KZVNVertreterversammlung ....... 334<br />
Im Notfall Herzmassage ohne<br />
Beatmung möglich ....................... 353<br />
n ALtersversOrgungswerk<br />
ZfNKlage abgewiesen ..................... 336<br />
n wissenschAft<br />
Master of Dog Halitosis .................... 338<br />
Mundgeruch? Nein danke! ............. 340<br />
FVDZZeitschrift: Der Zahnarzt als<br />
Versicherungsberater? ................ 342<br />
n dies & dAs ............................ 343<br />
n presse und medien<br />
Dem Bund fehlen nach<br />
Computerklau heikle Daten ..... 346<br />
Gefahr im Internet:<br />
Gefälschte Arzneien .................... 346<br />
Dicke Luft im Klassenzimmer ........ 346<br />
Chipslette .............................................. 347<br />
Zahnarzt nicht bezahlt:<br />
Quittung für Angeklagten ......... 347<br />
»Historische Wende« im Arzt<br />
Patientenverhältnis ..................... 347<br />
Kassenverträge im Blick ................... 348<br />
Junge erhält Herzklappe ohne<br />
Operation ........................................ 348<br />
Zweifel an der »eKarte« ................... 349<br />
n terminkALender,<br />
fOrtbiLdung<br />
Termine ................................................. 350<br />
Deutscher Ärztinnenbund e.V. ....... 350<br />
»Die Weiterentwicklung<br />
der Zahnheilkunde ist auf einem guten<br />
Weg«, meint Zahnarzt Erzberger<br />
und plädiert in einem Satire-Aufsatz<br />
für den »Master of Dog Halitosis« …<br />
Seite 338<br />
… aber dann wird’s ernst<br />
Seite 340<br />
speciAL<br />
Die Beilage für das zahnärztliche<br />
Fachpersonal<br />
SchnüffelPraxis ............................... 2<br />
Geb.Nr. 517 GOZ ................................ 2<br />
Umfrage: Schlechte Noten für<br />
Gesundheitspolitik ........................ 2<br />
Kostenfalle: Mobil surfen mit<br />
dem falschen Tarif ......................... 3<br />
Zwischenbilanz zum<br />
Rauchverbot: Ältere bleiben zu<br />
Hause, Jüngere trinken mehr ..... 4<br />
Nichtraucherschutz ist<br />
Kinderschutz ................................... 4<br />
Gegen Singlefrust im Gesundheitswesen<br />
DoctorDating.de<br />
gestartet ........................................... 5<br />
Lieben Sie einen »gebrauchten«<br />
Mann? ................................................ 5<br />
ZAN Seminarprogramm ................. 6<br />
Zahnärztetag und 4. ZMF und<br />
ProphylaxeKongress .................... 6<br />
Und dann war da noch … ............... 7<br />
30jähriges Berufsjubiläum .......... 7<br />
Schon gewusst? ................................. 8<br />
Inhalt 6|08<br />
IV. Göttinger Minisymposium<br />
Mund, Kiefer, und Gesichtschirurgie<br />
.......................................... 350<br />
ZANSeminarprogramm ................... 351<br />
Termine in den Bezirksstellen ........ 352<br />
Zahnärztetag / 4. ZMF und<br />
ProphylaxeKongress ................... 352<br />
n persOnALiA<br />
Dr. KarlHermann Karstens<br />
wird 60 ............................................. 354<br />
Herzliche Glückwünsche<br />
zum Geburtstag ............................ 354<br />
n dentALmArkt<br />
Implantate: Interaktion von<br />
Biologie und Technik .................... 355<br />
Intuitiv, vielseitig und zukunftsweisend<br />
............................................ 355<br />
Die neue Implantatverpackung ..... 356<br />
n Auf-geLesen ....................... 357<br />
n zkn AmtLich<br />
Wir trauern um unsere<br />
Kollegen ........................................... 358<br />
Telefon und EMailVerzeichnis<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
............................................. 359<br />
Ungültigkeit von Zahnarztausweisen<br />
....................................... 359<br />
Aktion »Zahngesunde Schultüte«<br />
der ZKN ............................................. 359<br />
n kLeinAnzeigen ................ 360<br />
impressum ............................... 302<br />
Beilagenhinweis:<br />
Dieser Ausgabe liegt eine Einladung der Europ.<br />
Academy of Implant Dentistry (EAID) zum Implantologie-Symposium<br />
EURO-OSSEO 2008 bei. Wir bitten<br />
um freundliche Beachtung.<br />
Der Umwelt zuliebe gedruckt auf Papier aus<br />
chlorfrei gebleichtem Zellstoff.<br />
Titelgestaltung: Claus F. Weidmüller AGD<br />
Redaktionsschluss ist jeweils der 10. des Vormonats.<br />
Verspätet eingegangene Manuskripte können<br />
nicht berücksichtigt werden. – Anschrift:<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Redaktion »ZKN MITTEILUNGEN«<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91-301, Fax (05 11) 8 33 91-106<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 303
kurz & bündig<br />
Neue Versorgungskrise<br />
im NHS<br />
In Großbritanniens staatlichem Gesundheitsdienst<br />
herrscht eine neue<br />
Versorgungskrise. Britische Hausarztpraxen<br />
und Krankenhäuser des<br />
National Health Service (NHS) haben<br />
wegen der hohen Zahl an Zugewanderten<br />
Probleme, die Neubürger medizinisch<br />
zu versorgen. Das Londoner Gesundheitsministerium<br />
hatte die Zahl<br />
der neu nach Großbritannien kommenden<br />
Arbeitskräfte ursprünglich<br />
auf 150.000 geschätzt. Tatsächlich kamen<br />
allerdings bis heute mehr als<br />
700.000 Zuwanderer, um in Großbritannien<br />
zu leben und zu arbeiten. Die<br />
Folge ist, dass die NHSPrimärarztpraxen<br />
und Krankenhäuser nicht genug<br />
Geld zugewiesen bekommen, um die<br />
neuen Patienten zu behandeln. EU Patienten<br />
haben in GB das Recht, kostenlos<br />
auf Staatskosten therapiert zu werden.<br />
Zwei Drittel der seit 2004 nach<br />
Großbritannien eingewanderten Arbeitskräfte<br />
kommen aus Polen, so das<br />
Londoner Gesundheitsministerium.<br />
Der britische Ärztebund (British Medical<br />
Association, BMA) bezeichnete die<br />
Versorgungslage in den EinwanderungsHochburgen<br />
als »kritisch«. Viele<br />
Hausarztpraxen seien nicht in der Lage,<br />
neue Patienten aufzunehmen. Auch in<br />
den Notaufnahmen der Krankenhäuser<br />
gebe es inzwischen große Versorgungsengpässe.<br />
Gesundheitsminister<br />
Alan Johnson wurde aufgefordert, die<br />
Budgets zu überprüfen. Hausarztpraxen<br />
und Kliniken in Landesteilen mit<br />
überdurchschnittlich hohen Einwanderungszahlen<br />
sollten zusätzliche Mittel<br />
aus dem Gesundheitsetat zugewiesen<br />
bekommen, so die BMA.<br />
FVDZ Frei Fax, Nr. 18/08, 5.5.2008<br />
22 Milliarden West-Zahlungen<br />
an Sozialkassen im Osten<br />
Auch im vergangenen Jahr bleiben<br />
die Sozialkassen in den neuen<br />
Bundesländern weiter auf Überweisungen<br />
aus den alten Bundesländern<br />
angewiesen. Laut Bundessozial<br />
304 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
ministerium sind die WestZahlungen<br />
2007 wieder um mehr als eine Milliarde<br />
Euro auf 22 Milliarden Euro gestiegen.<br />
So viel Zuschüsse aus dem Westen<br />
bekam der Osten 2007: Rentenversicherung<br />
13,8 Milliarden Euro, Arbeitslosenversicherung<br />
4,3 Milliarden Euro,<br />
Krankenkassen: 3,9 Milliarden Euro.<br />
Insgesamt haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer<br />
im Westen zwischen 1991<br />
und 2007 sogar 404 Milliarden Euro an<br />
Sozialbeiträgen an die neuen Länder<br />
gezahlt, davon allein 216 Milliarden Euro<br />
in die Arbeitslosenversicherung und<br />
164 Milliarden Euro in die Rentenversicherung.<br />
FVDZ Newsletter, 14.5.2008<br />
Studie:<br />
Ombudsmann hat<br />
Hochkonjunktur<br />
Private Krankenversicherer werden<br />
immer rigoroser, wenn es um die<br />
Regulierung von Versicherungsfällen<br />
geht. Was Versicherungskunden<br />
bereits zu spüren bekommen haben,<br />
schlägt sich auch beim PKVOmbudsmann<br />
nieder. Der Schlichter bekommt<br />
zunehmend Arbeit. Im vergangenen<br />
Jahr gingen fast 4000 Beschwerden<br />
ein, das waren 13 Prozent mehr als im<br />
Jahr zuvor. 28,5 Prozent der Beschwerden<br />
endeten mit einem vollen oder<br />
teilweisen Erfolg der Beschwerdeführer.<br />
Das waren deutlich weniger als die<br />
35,6 Prozent im Jahr 2006. Erfolglos<br />
bleiben etwa Beschwerden, die sich gegen<br />
Prämienerhöhungen richten.<br />
»Aufgrund der rasant steigenden<br />
Gesundheitskosten ist es den Versicherern<br />
nicht mehr möglich, Kulanzleistungen<br />
in dem Umfang zu erbringen,<br />
wie dies noch vor einigen Jahren der<br />
Fall war«, heißt es im Tätigkeitsbericht<br />
2007 des PKVOmbudsmanns. Um stabile<br />
Ausgaben und damit stabile Beiträge<br />
zu erreichen, versuchten die Versicherer,<br />
dem Anspruchsdenken der<br />
Kunden und der Leistungsausweitung<br />
von Seiten der Anbieter mit strengeren<br />
Prüfungen zu begegnen. Die meisten<br />
Beschwerden bezogen sich 2007 mit 80<br />
Prozent auf die Vollversicherung. Bei<br />
ihnen wiederum ging es in 26,1 Prozent<br />
der Fälle um die Frage der medizinischen<br />
Notwendigkeit einer Leistung.<br />
FVDZ Frei Fax, Nr. 19/08, 13.5.2008<br />
Deutsche geben mehr für<br />
Gesundheit aus<br />
Im Jahr 2006 haben die Deutschen<br />
mehr Geld für ihre Gesundheit ausgegeben.<br />
Nach Angaben des Statistischen<br />
Bundesamtes stiegen die Ausgaben<br />
insbesondere für die Vorsorge.<br />
Dies liegt allerdings nicht an den Bürgern<br />
selbst. Die Ausgaben für die Gesundheit<br />
sind 2006 bundesweit um 2,4<br />
Prozent gestiegen. Sie beliefen sich auf<br />
insgesamt 245,0 Milliarden Euro, wie<br />
das Statistische Bundesamt am Montag<br />
in Wiesbaden mitteilte. Damit entsprachen<br />
die Ausgaben 10,6 Prozent<br />
des Bruttoinlandsprodukts oder gut<br />
2970 Euro je Einwohner (2005: 2900 Euro).<br />
Die Ausgaben der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung, dem größten<br />
Ausgabenträger, erreichten 2006 139,8<br />
Milliarden Euro und lagen somit 2,9<br />
Prozent über denen des Vorjahres. Die<br />
privaten Haushalte und hilfstätigen<br />
Organisationen gaben mit 33,3 Milliarden<br />
Euro rund 3,4 Prozent mehr aus als<br />
im Jahr 2005. Die private Krankenversicherung<br />
zahlte 22,5 Milliarden Euro der<br />
Gesundheitsausgaben. Überdurchschnittliche<br />
Ausgabensteigerungen<br />
um 4,4 Prozent gab es bei der Prävention<br />
und dem Gesundheitsschutz, für<br />
den 2006 9,3 Milliarden Euro aufgewendet<br />
wurden. Grund dafür war unter<br />
anderem die Zunahme der Ausgaben<br />
für Früherkennungsmaßnahmen<br />
und Präventionsleistungen, die von der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung getragen<br />
werden. FVDZ Newsletter, 6.5.2008<br />
Weniger Todesfälle<br />
durch Behandlungsfehler<br />
als gedacht<br />
Deutlich niedriger als häufig angenommen<br />
ist die Zahl der Behandlungsfehler<br />
und der durch<br />
sie verursachten Todesfälle in deutschen<br />
Krankenhäusern. Nach einer Un
tersuchung des Versicherungsmaklers<br />
Ecclesia in fast 250 Kliniken führt rund<br />
ein Promille aller Behandlungen zu<br />
Schadenersatzansprüchen von Patienten.<br />
Nur bei der Hälfte kommt es tatsächlich<br />
zu einer Zahlung. Hochgerechnet<br />
auf die Bundesrepublik gibt es nach<br />
den EcclesiaDaten bei 17 Millionen Behandlungen<br />
im Jahr rund 840 Todesfälle,<br />
die auf einen Behandlungsfehler<br />
zurückzuführen sind. »Es gibt sicher eine<br />
hohe Dunkelziffer, viele Patienten<br />
erheben keine Ansprüche«, sagte EcclesiaHauptgeschäftsführer<br />
Manfred<br />
Klocke bei der Vorstellung der Untersuchung<br />
in Münster. Aber für die häufig<br />
kolportierte Zahl von 17.000 Todesfällen<br />
durch Behandlungsfehler, die von<br />
USamerikanischen Daten auf Deutschland<br />
hochgerechnet wurden, fehle jeder<br />
Beleg. »Die Zahlen von Ecclesia decken<br />
sich mit unseren Erfahrungen aus<br />
der Gutachterkommission«, bestätigte<br />
der Präsident der Ärztekammer WestfalenLippe<br />
Dr. Theodor Windhorst.<br />
FVDZ Newsletter, 22.4.2008<br />
Zänd.de –<br />
Aktueller geht’s nicht<br />
Der Zahnärztenachrichtendienst<br />
liefert unter www.zaend.de aktuell<br />
die wichtigsten berufspolitischen<br />
Nachrichten und lebhafte<br />
Leserforen. Der FVDZ mit seinen rund<br />
20.000 Mitgliedern kooperiert mit der<br />
erfolgreichen Nachrichtenplattform,<br />
die auch die Branchendienste www.<br />
facharzt.de und www.hausarzt.de betreibt.<br />
Der Zahnärztenachrichtendienst<br />
widmet sich speziell zahnarztrelevanten<br />
Themen. Für die Nutzung ist<br />
lediglich eine Registrierung auf der<br />
Homepage erforderlich. Vollen Zugriff<br />
auf alle Inhalte haben jedoch nur Abonnenten.<br />
FVDZVerbandsmitglieder erhalten<br />
einen Rabatt von zehn Prozent<br />
auf den regulären BruttoAboPreis.<br />
Ein eigenes Redaktionsteam bereitet<br />
berufspolitische und zahnmedizinische<br />
Neuigkeiten rasch für den zaend<br />
auf. »Inhaltlich läuft der Zahnärztenachrichtendienst<br />
unabhängig von<br />
allen Verbänden und Körperschaften«,<br />
betont Chefredakteur Dr. Bernd Guzek.<br />
Zweiter wichtiger Teil des Erfolgskonzeptes:<br />
Das riesige Leserforum. »Hier<br />
können Zahnärzte ungestört alles diskutieren:<br />
Von Problemen mit der PraxisEDV<br />
über das richtige Vorgehen bei<br />
Regressen bis hin zum anonymen<br />
BurnoutForum«, erklärt Guzek.<br />
FVDZ Newsletter, 8.5.2008<br />
Hessen<br />
Computerschaden<br />
Bei den diesjährigen Landtagswahlen<br />
in Hessen fiel die Wahlbeteiligung<br />
in Gemeinden mit Wahlcomputern<br />
geringer aus als in Gemeinden<br />
ohne. Das ergibt eine Analyse des<br />
Physikers und Softwarespezialisten Ulrich<br />
Wiesner. Selbst Gemeinden, die<br />
2003 eine durchschnittliche oder überdurchschnittliche<br />
Wahlbeteiligung<br />
melden konnten, liegen unter dem<br />
Durchschnitt ihres Wahlkreises. »Mancher<br />
Wähler, der in der Vergangenheit<br />
Schwierigkeiten mit der Bedienung der<br />
Wahlgeräte hatte, ist in diesem Jahr<br />
vermutlich gleich zuhause geblieben«,<br />
sagt Wiesner. Dazu komme mangelnde<br />
Transparenz einer Computerwahl und<br />
fehlende Überprüfbarkeit des Ergebnisses.<br />
politik & kommunikation, März 2008<br />
zahl des monats<br />
Aids-Hilfe beklagt<br />
Verweigerungshaltung<br />
der Kassen<br />
Die Niedersächsische AidsHilfe<br />
hat massive Kritik an den Krankenkassen<br />
geübt, weil diese ihrer<br />
Verpflichtung nur unzureichend<br />
nachkommen, die gesundheitsbezogene<br />
Selbsthilfe zu fördern. Wegen<br />
der seit Monaten ausgebliebenen<br />
Gelder hat die Geschäftsführerin der<br />
AidsHilfe, Imke Schmieta, jetzt eine<br />
Haushaltssperre verhängt. Es gebe<br />
keine Planungssicherheit, weil man<br />
nicht wisse, wie viel Förderung die<br />
AidsHilfe erhält und wann diese<br />
kommen wird. In den Vorjahren hatten<br />
die Förderzusagen im Frühjahr<br />
vorgelegen; dies sei in diesem Jahr<br />
nicht geschehen. Geplante Angebote<br />
wie Fortbildungen und <strong>Information</strong>sveranstaltungen,<br />
die für eine funktionierende<br />
Selbsthilfearbeit unabdingbar<br />
seien, müssten wegen des<br />
wirtschaftlichen Risikos derzeit ausfallen.<br />
Schmieta befürchtet, dass sich<br />
diese Aktivitäten in der zweiten Jahreshälfte<br />
konzentrieren werden und<br />
damit Kapazitäten kosten, die anders<br />
geplant waren. Auch der Paritätische<br />
schließt sich der Kritik an. Dessen Vorsitzender,<br />
Günter Famulla, forderte<br />
die Kassen auf, ihrer Verpflichtung<br />
umgehend nachzukommen. Es sei<br />
nicht akzeptabel, dass die Einrichtungen<br />
über Monate ohne Unterstützung<br />
auskommen müssen und ihre<br />
wichtige Arbeit nicht im normalen<br />
Umfang leisten können. Hintergrund<br />
ist nach Angaben der beiden Verbände<br />
die zögerliche Umsetzung des seit<br />
Jahresbeginn geltenden Entscheidungs<br />
und Bewilligungsverfahrens<br />
für die kassenartübergreifende Gemeinschaftsförderung.<br />
Strukturen<br />
und Zuständigkeiten konnten erst in<br />
einem langwierigen Prozess entwickelt<br />
werden – mit entsprechenden<br />
Auswirkungen auf die Einrichtungen<br />
und die betroffenen Menschen, heißt<br />
es. rundblick, 27.5.2008<br />
227.000Arbeitnehmer waren Ende 2006 in deutschen Zahnarzt-Praxen<br />
in Arbeit und Lohn (aktuellste Zahlen der KZBV). Damit beschäftigen wir Zahnmediziner fast soviel Menschen wie<br />
die Deutsche Bahn AG (= 229.000). Pro Zahnarzt/ärztin sind somit ca. drei Mitarbeiter/innen tätig.<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 305
Gesundheitspolitik<br />
Die »Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für Deutschland« thematisiert in der Ausgabe Mai die<br />
Ursache für zahlreiche politische Fehlentscheidungen, die das deutsche Gesundheitswesen kontinuierlich<br />
gefährden: Die »Bescheuertheit« geht um.<br />
Der Soziologe Prof. Dr. phil.<br />
Rainer Paris widmet sich<br />
in seinem Buch »Gender,<br />
Liebe und Macht« diesem<br />
Phänomen der »Bescheuertheit«<br />
– und die »Neue Allgemeine<br />
Gesundheitszeitung für<br />
Deutschland« erläutert anhand<br />
seiner Thesen, warum<br />
immer wieder politische<br />
Entscheidungen getroffen werden, die<br />
Krankenhäuser ruinieren, Arztpraxen<br />
gefährden und die Arzneimittelsicherheit<br />
untergraben.<br />
Womit das Gesundheitswesen<br />
zu kämpfen hat ...<br />
»Bescheuertheit«<br />
»Bescheuertheit ist ein Syndrom. Es<br />
kennzeichnet einen bestimmten Typus<br />
von Menschen sowie Zustände, die<br />
durch solche Menschen bestimmt werden.<br />
Bescheuertheit hat durchdringende<br />
Kraft. Wo sie an der Macht ist oder<br />
die Ordnungsdeutungen großer Bevölkerungsgruppen<br />
dominiert, kann sie<br />
ganze Gesellschaften verwüsten.«<br />
Prof. Dr. phil. Rainer Paris, Soziologe<br />
an der Fachhochschule Magdeburg<br />
und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze,<br />
beginnt mit dieser Definition seinen<br />
legendären Essay »Bescheuertheit«,<br />
nachzulesen im »Merkur – Deut<br />
306 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
sche Zeitschrift für europäisches Denken«<br />
Nr. 704, vom Januar 2008.<br />
Auch wenn Rainer Paris die deutsche<br />
Gesundheitspolitik nicht im Fokus<br />
seiner kritischen Betrachtung hatte –<br />
jeder Satz seiner Ausführungen lässt<br />
»Bescheuertheit«<br />
sich anhand der zahlreichen unsinnigen<br />
Reformen, Gesetze und Verordnungen<br />
beweisen, mit denen die Patienten<br />
und die Leistungserbringer im<br />
Gesundheitswesen – Krankenhäuser,<br />
Apotheker, Ärzte, Arzneimittelhersteller,<br />
Kureinrichtungen, Massagepraxen<br />
und Altenheime, um nur einige zu nennen<br />
– seit vielen Jahren zu kämpfen haben.<br />
Viele kämpfen ums Überleben.<br />
Besser geworden ist nichts, auch nicht<br />
für die Versicherten.<br />
»Um sich als kompakte Ideologie<br />
etablieren zu können,<br />
braucht sie (die<br />
»Bescheuer theit«,<br />
Anm. d. Red.) einen<br />
relativ kleinen, überschaubaren<br />
Satz allgemeiner<br />
Aussagen,<br />
(...) deren universale<br />
Gültigkeit niemals bezweifelt werden<br />
darf.« (Rainer Paris)<br />
Der lange Weg zurück<br />
Ein japanisches Sprichwort lautet: »Wenn man nur lange genug am Flusse sitzt, sieht<br />
man eines Tages die Leiche seines Feindes vorbeischwimmen«. Diese Methode, Probleme<br />
zu lösen, nennt man bei uns »Aussitzen«. Aber das dauert. Besser wäre es,<br />
als falsch erkannte Entscheidungen umgehend zurückzunehmen. Aber damit tun sich Politiker<br />
seit jeher schwer. Im Gegenteil, eher geht es nach dem Satz: »Als sie merkten, dass<br />
sie in die falsche Richtung marschierten, verdoppelten sie ihre Anstrengungen.« So auch<br />
in der Frage des Versandhandels von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln per Internet.<br />
Wir wissen alle, dass die Entscheidung falsch war: Die Arzneimittelsicherheit ist gefährdet,<br />
es besteht Gefahr für Leib und Leben der Verbraucher – das Bundeskriminalamt warnt.<br />
Doch die dringend notwendigen politischen Schritte zur Korrektur verlaufen im Sande der<br />
parteipolitischen Taktik. Die CDU in den Ländern will schnell und konsequent handeln, die<br />
FDP will nicht. Sie sitzt am Fluss und wartet. Gesundheit ADHOC 5.5.08 l<br />
Viele kämpfen ums<br />
Überleben.<br />
Besser geworden ist<br />
nichts, auch nicht für<br />
die Versicherten<br />
In der Gesundheitspolitik müssen<br />
es nicht mehrere Aussagen sein, es<br />
reicht eine einzige: »Die Lohnnebenkosten<br />
müssen gesenkt werden.« Es ist<br />
genau dieser eine Satz, der die Rechtfertigung<br />
aller angeblich notwendigen<br />
Eingriffe in das Gesundheitswesen<br />
seitens der Politik<br />
bildet. Der Satz ist einfach,<br />
kurz und überschaubar,<br />
und seine allgemeine Gültigkeit<br />
wagt kein deutscher Politiker anzuzweifeln.<br />
Warum eigentlich nicht?<br />
Es sind in erster Linie die Arbeitgeberverbände,<br />
die diese These unermüdlich<br />
vortragen. Sie scheuen sich<br />
nicht, den Gesundheitssektor – größter<br />
Arbeitgeber in Deutschland, aber mittelständisch<br />
strukturiert und daher<br />
kein ernstzunehmender »Gegner« – lediglich<br />
als »Kostenfaktor« darzustellen,<br />
nicht als qualitativen und beschäftigungspolitischen<br />
Wachstumsmotor.<br />
Sie begrüßen lebhaft<br />
jede noch so unglückliche<br />
»Reform« im<br />
Gesundheitswesen –<br />
auch wenn sie die<br />
mittelständische<br />
Struk tur zerstört. Sie schildern drastisch<br />
die Auswirkung der »im internationalen<br />
Vergleich deutlich überhöhten<br />
gesetzlichen Personalzusatzkosten«<br />
(so der BDA Bundesvereinigung<br />
deutscher Arbeitgeberverbände) auf<br />
Preise, Exporte und den globalen Wettbewerb.<br />
Und sie fordern permanent<br />
die Politik auf, diese Lohnnebenkosten<br />
zu senken.<br />
Ausgeblendet wird, dass die Hälfte<br />
der Lohnnebenkosten tariflich oder<br />
freiwillig vereinbart ist. Wenn es überhaupt<br />
– woran angesichts der negativen<br />
Auswirkungen auf die Qualität der<br />
Gesundheitsversorgung und die Rentenhöhe<br />
in Deutschland durchaus gezweifelt<br />
werden kann – notwendig ist,<br />
»Lohnnebenkosten« permanent zu
senken, hier hätten die Arbeitgeber die<br />
Möglichkeit, selbst zu handeln. Wer<br />
will, möge prüfen, um wie viel die freiwillig<br />
und tariflich verankerten »Lohnnebenkosten«<br />
in den Jahren gestiegen<br />
sind, in denen die Politik durch »Reformen«<br />
mühsam versucht hat, die gesetzlichen<br />
zu senken – und sei es auf<br />
Kosten zahlloser Arbeitsplätze.<br />
Dass der Ruf nach dem Staat bequemer<br />
ist, versteht sich von selbst. Dass<br />
aber billigend in Kauf genommen wird,<br />
dass eine weitgehend hilflos, ratlos<br />
und kopflos handelnde Gesundheitspolitik<br />
das deutsche Gesundheitswesen<br />
ruiniert, dafür müssen auch die Arbeitgeberverbände<br />
die Verantwortung<br />
mittragen.<br />
»Ein Grundmerkmal der Bescheuertheit<br />
ist ihre offensive Schwatzhaftigkeit,<br />
verbunden<br />
mit einem ausgeprägten<br />
Hang zur<br />
Selbstdokumentation.«<br />
(Rainer Paris)<br />
Es spricht für die<br />
Richtigkeit der These<br />
von Prof. Dr. Rainer<br />
Paris, wenn dem unvoreingenommenen<br />
Leser jetzt einige, insbesondere<br />
jüngere »Gesundheitspolitiker«<br />
auf der gesundheitspolitischen<br />
Bühne einfallen. Und es sind durchaus<br />
nicht nur Politiker, sondern auch die ernannten<br />
oder selbsternannten »Experten«,<br />
die sich medienwirksam zu Wort<br />
melden, insbesondere dann, wenn längere<br />
Zeit nicht über sie berichtet wurde.<br />
»Der Bescheuerte (...) braucht vor allen<br />
Dingen handliche Schuldige, die er<br />
an den Pranger stellen und für alles<br />
verantwortlich machen kann (...). Wo<br />
immer sich ein Anlass bietet, rastet die<br />
Empörung ein.« (Rainer Paris)<br />
Empörung rastet zurzeit ein bei<br />
MdB Prof. Karl Lauterbach über eine<br />
durch Befragung von 189 Arztpraxen<br />
im Rheinland von seinem »Institut für<br />
Gesundheitsökonomie und klinische<br />
Epidemiologie« in Köln »bewiesene«<br />
Tatsache, dass ein Privatpatient in einzelnen<br />
Arztpraxen schneller behandelt<br />
wird als ein Kassenpatient. Dass ausge<br />
Der Bescheuerte<br />
braucht vor allen Dingen<br />
handliche Schuldige,<br />
die er an den Pranger<br />
stellen und für alles<br />
verantwortlich machen<br />
kann<br />
rechnet Lauterbach dieses »Forschungsergebnis«<br />
seines eigenen Instituts<br />
zum Anlass nimmt, sich über diese<br />
»Ungerechtigkeit« zu<br />
empören, verwundert<br />
nicht, hat er<br />
doch in früheren Jahren<br />
als Berater von<br />
Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt<br />
selbst an den teilweise<br />
dramatischen finanziellen<br />
Einbußen<br />
für die Arztpraxen<br />
mitgearbeitet: Ohne Privatpatienten<br />
wären viele Arztpraxen pleite, und<br />
10.000 Ärzte arbeiten schon im Ausland.<br />
Der Gipfel: Lauterbach plädiert<br />
jetzt für steuerliche Mittel in Höhe von<br />
drei Milliarden Euro, um die Mediziner<br />
besser zu entlohnen.<br />
»Handliche Schuldige« fand auch<br />
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt<br />
bei der Suche nach Verantwortlichen<br />
für mangelnde Hygiene in deutschen<br />
Krankenhäusern, die angeblich pro Jahr<br />
zu 500.000 Infektionen von Patienten<br />
führen: Ärzte und Personal waschen<br />
sich zu selten die Hände. Jetzt wird eine<br />
große »Aktion saubere Hände« gestartet.<br />
Natürlich ist Hygiene im Krankenhaus<br />
notwendig und wichtig, doch<br />
Prof. Bernhard Ruf, Infektiologe am St.<br />
Georg Krankenhaus in Leipzig, hält die<br />
»Aktion saubere Hände« für »scheinheilig«.<br />
Es waren die Gesundheitspolitiker<br />
selbst, die durch drastische Kürzung<br />
der Mittel und Aufblähung von<br />
Kartellrecht für Krankenkassen<br />
Vertragsbeziehungen zwischen Krankenkassen<br />
und Leistungsanbietern sollen<br />
künftig der Wettbewerbs- und Vergabeaufsicht<br />
durch das Bundeskartellamt unterliegen.<br />
Dies beträfe auch den Bereich der Rabattverträge<br />
für Arzneimittel. In einem Schreiben an das<br />
Bundesgesundheitsministerium verlangt das<br />
Bundeswirtschaftsministerium, das Gesetz gegen<br />
Wettbewerbsbeschränkungen umfassend<br />
auf die Krankenkassen anzuwenden. Die Kontrolle<br />
der wettbewerbsrechtlichen Vorschriften<br />
müsse bei den Kartellämtern und den Kartellgerichten<br />
liegen. Sie müssten dazu auch gegenüber<br />
den Krankenkassen die sonst üblichen Ermittlungs-<br />
und Sanktionsbefugnisse bekommen.<br />
Das Gesundheitsministerium verweist hingegen<br />
auf die Zuständigkeit der Sozialgerichte. Das<br />
Wirtschaftsministerium sieht jedoch die Gefahr<br />
von Interessenkonflikten, wenn die für die Kassen<br />
zuständigen Aufsichtsbehörden auch die<br />
Durchsetzung des Wettbewerbsrechts übernähmen.<br />
Eine Vermischung von Zuständigkeiten unterlaufe<br />
das ausdrückliche Ziel der Gesundheitsreform,<br />
den Wettbewerb im Gesundheitswesen<br />
zu stärken. Um wettbewerbsbeschränkende<br />
Vereinbarungen zwischen den Krankenkassen<br />
auszuschließen, fordert das Wirtschaftsministerium<br />
über die bisher vorgesehene Missbrauchsaufsicht<br />
hinaus auch die Anwendung des allgemeinen<br />
Kartellverbots.<br />
FVDZ Frei Fax, Nr. 19/08, 13.5.2008 l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 307
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Verwaltungsaufwand genau dieses Ergebnis<br />
mit verursacht haben, für das<br />
sie sich jetzt aus der Verantwortung<br />
stehlen wollen: In den Krankenhäusern<br />
fehlen Geld und Personal und Zeit.<br />
»Die Verblendeten müssen aufgeklärt<br />
und die verrotteten Zustände<br />
durch befreite Verhältnisse abgelöst<br />
werden, für die die Bescheuertheit das<br />
Rezept hat. Dabei sind Agitation und<br />
Propaganda keineswegs Selbstzweck,<br />
sondern stets Mittel der Durchsetzung.«<br />
(Rainer Paris)<br />
Wem fällt in diesem Zusammenhang<br />
nicht der unsägliche »Propagandafeldzug«<br />
von großen Unternehmen,<br />
»Experten« und Politikern für die Notwendigkeit<br />
der Legalisierung des Versandhandels<br />
mit Arzneimitteln ein? Bis<br />
die Politik endlich müde wurde und in<br />
vorauseilendem Gehorsam gegenüber<br />
der Europäischen Kommission (die eine<br />
Streit um Medikamentenrabatte:<br />
Brüssel droht Deutschland mit Klage<br />
Im Streit um Rabattverträge zwischen deutschen<br />
Krankenkassen und Pharmakonzernen<br />
droht die EU-Kommission Deutschland mit einer<br />
Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Es<br />
gehe dabei um Rabatte, die rund 240 gesetzliche<br />
Kassen in Deutschland mit großen Arzneimittelherstellern<br />
aushandelten und dabei europäische<br />
Vorschriften größtenteils außer Acht ließen, teilte<br />
die EU-Behörde heute in Brüssel mit. Die Verträge<br />
hätten enorme Bedeutung, da deutsche<br />
Krankenkassen jährlich 16 Milliarden Euro für<br />
Medikamente ausgäben.<br />
Die Kommission setzte Berlin in dem schon<br />
länger laufenden Verfahren wegen Verletzung<br />
des EU-Vertrags nun ein Ultimatum: Die Bundesregierung<br />
müsse innerhalb von zwei Monaten<br />
reagieren, sonst werde in einem nächsten Schritt<br />
das höchste EU-Gericht eingeschaltet. Einige<br />
Pharmaunternehmen kritisierten Rabattverträge,<br />
weil die Kassen die Verträge teilweise nicht<br />
öffentlich ausgeschrieben hätten. Dadurch würden<br />
kleine Hersteller benachteiligt und drohten<br />
dauerhaft vom Markt gedrängt zu werden.<br />
www.facharzt.de, 6.5.2008 l<br />
308 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
solch weitgehende<br />
Liberalisierung nicht<br />
für notwendig hält)<br />
den gefährlichen und gefährdenden<br />
Versandhandel mit rezeptpflichtigen<br />
Medikamenten via Internet erlaubte.<br />
Wen wundert es da noch, dass die<br />
»verblendete« Öffentlichkeit und die<br />
Politik – noch halten die Deiche – von<br />
den gleichen Protagonisten zurzeit<br />
»aufgeklärt« werden, dass die »verrotteten<br />
Zustände einer jahrhundertelangen<br />
zunftähnlichen Organisation« der<br />
deutschen Apotheken jetzt durch »befreite<br />
Verhältnisse« abgelöst werden<br />
müssen. Jeder sollte Apotheken besitzen<br />
und betreiben dürfen, und zwar so<br />
viele, wie er will. »Aufhebung des<br />
Fremd und Mehrbesitzverbotes« heißt<br />
das in der Fachsprache.<br />
Nicht bescheuert waren unsere Vorväter.<br />
Sie bauten neue Krankenhäuser,<br />
Die Verblendeten müssen<br />
aufgeklärt und die<br />
verrotteten Zustände<br />
durch befreite Verhältnisse<br />
abgelöst werden, für<br />
die die Bescheuertheit<br />
das Rezept hat<br />
Schulen und Universitäten,<br />
statt sie zu<br />
schließen oder verkommen<br />
zu lassen, sie holten zweimal<br />
in der Woche den Müll ab, statt ihn in<br />
der Garage zu horten, und die Briefe<br />
kamen pünktlich und vollständig einmal<br />
am Tag und nicht einzeln und umweltschädlich<br />
von morgens sechs bis<br />
abends um zehn. Und sie wussten, dass<br />
nur ein selbstständiger Apotheker in<br />
seiner eigenen Apotheke garantiert,<br />
dass jeder Patient sofort, umfassend<br />
und kompetent beraten wird – bei Tag<br />
und bei Nacht.<br />
NOWEDA eG<br />
Neue Allgemeine Gesundheitszeitung für<br />
Deutschland, 45143 Essen<br />
Gesundheit Adhoc, 5.5.2008 l<br />
Pharmaverband:<br />
Gesetzgeber versagt in rechtsstaatlicher<br />
Pflicht<br />
Als »unzumutbaren Zustand« bezeichnete Dr. Bernd<br />
Wegener, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pharmazeutischen<br />
Industrie (BPI), die<br />
aktuelle Situation um die<br />
Rabattverträge. »Was hier<br />
abläuft, ist eines Rechtsstaates<br />
unwürdig.«<br />
Dr. Bernd<br />
Wegener<br />
Krankenkassen als öffentliche<br />
Auftraggeber schließen in<br />
einem quasi rechtsfreien<br />
Raum Rabattverträge ohne<br />
internationale und nationale<br />
Wettbewerbs und Vergaberegeln zu<br />
beachten«, sagte Wegener heute in<br />
Berlin. Der dafür verantwortliche Gesetzgeber<br />
schweige ganz bewusst. Kleine<br />
und mittlere Unternehmen gingen<br />
in Konkurs, weil sie aus dem Markt gedrängt<br />
würden. »Der Gesetzgeber ver
sagt in seiner rechtstaatlichen Pflicht,<br />
konsistente Wettbewerbsregeln vorzugeben<br />
und durchzusetzen«, betonte<br />
der Verbandschef.<br />
Die Bayerische Staatsministerin<br />
Christa Stewens forderte laut BPI in einem<br />
Schreiben an das Bundesgesundheitsministerium,Bundeswirtschaftsministerium<br />
und an den Bundesminister<br />
für besondere Aufgaben eine Beseitigung<br />
der Rechtsunsicherheit. Sie<br />
halte die Anwendung des Wettbewerbs,<br />
Kartell und Vergaberechts in<br />
Bezug auf die Rabattverträge zwischen<br />
Kassen und Pharmaunternehmen für<br />
dringend erforderlich, um für den<br />
Wirtschaftsstandort Deutschland schädigende<br />
Missstände zu beseitigen.<br />
Dieser Forderung schließt sich der<br />
BPI eigenen Angaben zufolge an: Insbesondere<br />
»Portfolioverträge« über die<br />
Gesamtsortimente eines Pharmaunternehmens<br />
seien »ClosedShopVerträge«<br />
und damit rechtswidrig. Rechtswidrig<br />
seien auch Klauseln in den Portfolioverträgen,<br />
mit denen neue Generikapräparate<br />
zu abgelaufenen Pa tentwirkstoffen<br />
automatisch Bestandteil<br />
dieser Verträge würden. Weder seien<br />
bei diesen Verträgen öffentliche Ausschreibungen<br />
durchgeführt, noch sei<br />
das in anderen Branchen gesetzlich<br />
vorgeschriebene Verfahren eingehalten<br />
worden. »Trotzdem existieren Rabattverträge<br />
weiter und neue werden<br />
geschlossen, obwohl bereits eindeutige<br />
gerichtliche Entscheidungen vorliegen.<br />
Der Gesetzgeber muss jetzt handeln<br />
und die Aufsichtsbehörden konsequent<br />
einschreiten«, forderte Wegener.<br />
In dem laufenden Vertragsverletzungsverfahren<br />
der EUKommission<br />
gegen die Bundesrepublik Deutschland<br />
wegen einer möglichen Verletzung<br />
des EUVergaberechts beim Abschluss<br />
von Rabattverträgen habe die<br />
Bundesregierung um Aufschub gebeten,<br />
hieß es weiter. »Damit verzögert<br />
die Regierung eine proaktive Lösung<br />
und treibt kleine und mittlere Pharmaunternehmen<br />
in den Ruin«, monierte<br />
Wegener.<br />
www.facharzt.de, 5.5.2008 l<br />
Übersicht:<br />
Ein Jahr eCard-Ablehnung durch<br />
die Deutsche Ärzteschaft<br />
Als Antwort auf: Gesundheitskarte: Regierung<br />
sieht erhebliche <strong>Information</strong>sdefizite in der<br />
Ärzteschaft<br />
Was ist in dem Jahr seit der<br />
eCard-Debatte von Münster<br />
Mai 2007 und dem ablehnenden<br />
Beschluss des Deutschen<br />
Ärztetages geschehen?<br />
l Zunächst wurde das<br />
Münsteraner Votum<br />
vom ITDezernat der<br />
BÄK hilflos und wie<br />
im Schock als »Momentaufnahme«relativiert,<br />
es tauchte<br />
Dr. Axel<br />
Brunngraber<br />
nicht einmal in der AbschlussPM<br />
des Ärztetages auf! Dann – als nichtärztliche<br />
Akteure und interessierte<br />
Firmen zunehmend offen ihren Unmut<br />
ausdrückten – erfolgte eine nähere<br />
Beschäftigung mit V-35, eine<br />
Exegese des Beschlusses, ob er also<br />
zum Beispiel noch einen Verbleib in<br />
der gematik zuließe?<br />
l Das ganze Jahr hindurch der störrisch<br />
artikulierte SchmidtWille zum<br />
Durchregieren: an den ministerialen<br />
Ablaufplänen habe sich nichts geändert,<br />
der Transrapid, äh, die eCard<br />
werde – wie seit Jahren bekannt –<br />
pünktlich starten. Geplante Teststufen<br />
könnten eigentlich wegfallen.<br />
l Der Blick in die angeblich ungestört<br />
weiterlaufenden Tests: was sind das<br />
– für uns als Studienversierte Ärzte –<br />
bloß für miserable Karikaturen<br />
von Tests! Vor Ort werden die<br />
Tester bis zur Weißglut frustriert,<br />
nichts klappt, sie trauen<br />
der zu testenden Technik<br />
inzwischen zu, »das ambulante<br />
Gesundheitswesen mit einem<br />
Schlage platt zu machen« –<br />
durch Pleiten, Pech und Pannen. Und<br />
durch großzügige Vernichtung von<br />
Zeit, Prozessqualität und Geld.<br />
foto: privat<br />
Wohl gemerkt, immer das der<br />
Anderen…<br />
l Im Februar 2008 laut BMG<br />
Plan die Ausschreibung für die<br />
Kryptographie-Funktion! Sie<br />
haben richtig gelesen: diese<br />
ist im Frühjahr 2008 noch<br />
nicht einmal ausgeschrieben,<br />
geschweige denn ins Werk gesetzt!<br />
Was wird hier eigentlich<br />
überhaupt in unserem Namen<br />
und zur Zerstreuung un<br />
serer Bedenken getestet? Ob die Systemkomponenten<br />
mit 220<br />
Volt Wechselstrom harmonieren?<br />
We are not<br />
amused…<br />
l Nach anfänglicher, der<br />
Öffentlichkeit spürbar<br />
missfallender MacherHybris<br />
dann die Besinnung auf ein modulares<br />
Vorgehen, vulgo SalamiTaktik.<br />
Heureka: wenn man das trojanische<br />
Pferd vorerst einfach noch ohne<br />
Innenleben auslieferte? Gäbe es<br />
überhaupt noch Widerstand von<br />
Ärzten und Patienten, wenn die<br />
eCard zunächst nur – für immerhin<br />
ca. sechs bis zehn Milliarden Euro –<br />
einfach die alte Krankenversicherungskarte<br />
emulierte? Hätte man<br />
diesen unverdächtigen Fuß erst einmal<br />
in der Tür, dann könnte man<br />
ja peuapeu nachsatteln…<br />
l Ein publizistisch (zuletzt<br />
DÄB Heft 18:2008, S. 931) und<br />
auf Veranstaltungen gern<br />
aufgegriffenes Rezept der<br />
Befürworter: man unterstelle<br />
den Kritikern frei erfundene, hanebüchene<br />
Falschbehauptungen über<br />
die eCard, »demaskiere« so ihre Inkompetenz<br />
und stelle dann richtig.<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 309
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Diese »onanistisch«selbstbezügliche<br />
Gegenaufklärung will aber<br />
kaum fruchten.<br />
l »Macht die ganze Chause billiger!<br />
Und beschleunigt die Abläufe! Über<br />
Datenschutz und Schweigepflicht<br />
regt sich dann kein Arzt mehr auf.«<br />
Interessanter taktischer Weg,<br />
aber so dumm sind wir Vertragsärzte<br />
denn doch nicht.<br />
»Sagt einfach, die Kostenfrage<br />
sei geklärt. Sagt bei Nachfragen,<br />
das Weitere werde<br />
noch im Einzelnen geregelt. Ärzte<br />
stehen auf so etwas…«<br />
l Auf Messen und ITEvents präsentieren<br />
mittlerweile Kassen und deren<br />
beauftragte Firmen »kleine«<br />
eCards, »kleine« ePatientenAkten.<br />
Um angesichts einer faktisch oligopolen<br />
Marktaufteilung eine pluralistische<br />
Blüte divergierender<br />
Lösungen vorzugaukeln. Alter<br />
COMECONTrick trostloser<br />
Planwirtschaftler…<br />
l Lustige PhotoWettbewerbe<br />
der Kranken Kassen<br />
sollen die Versicherten nun<br />
direkt anlocken – unter anderem<br />
mit USBStickTrash als Prämien. Billigstes<br />
Akzeptanz-Marketing dominiert<br />
so die <strong>Information</strong>: »Ihre Blutgruppe<br />
auf dem Chip! Ihre Gesundheitsdaten,<br />
so übersichtlich wie ein<br />
Schrebergarten!« Man fühlt sich an<br />
FußballSammelalben erinnert,<br />
diesmal eben medizinisch…<br />
l Durch exzessive ICDCodierung<br />
wurde unseren vormals klassischen<br />
ärztlichen Diagnosen ja bekanntlich<br />
jeglicher <strong>Information</strong>sgehalt ausgetrieben<br />
(»Gesundheitsstörung –<br />
nicht näher bezeichnet«). Inhaltlich<br />
derart gegen Null tendierende Datensätze<br />
sollen nun plötzlich Menschenleben<br />
retten, TherapieFehler<br />
verhindern, den Übergang aus Klinik<br />
in Praxis und vice versa glätten!<br />
So etwas glauben Politiker eben ihren<br />
Beratern, von solcher Compliance<br />
träumen wir Ärzte nur!<br />
l Die groteske Umständlichkeit von 3<br />
(!) PINs zwang die Planer zur Reduktion<br />
auf eine PIN, immerhin noch<br />
8stellig. Folge: Spickzettel-Wirt-<br />
310 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
schaft in der Geldbörse von Oma<br />
Krause, »Wo habe ich meine Brille,<br />
Fräulein, können Sie das mal für<br />
mich eintippen?« Datenschutz, das<br />
war‘s dann wohl! Fingerabdruck<br />
Scanner als teure Alternative? Wenn<br />
sogar Schäubles Finger bereits vom<br />
CCC gerippt wurde…<br />
l Die Erfahrungen der österreichischen<br />
Kollegen mit der<br />
dortigen ELGA als bereits<br />
eingeführter eCard: die online-Verifikation<br />
des Versicherungsstatus,<br />
also eine tagesaktuelle<br />
Kostenzusage, führt in den<br />
Praxen häufig dazu, dass dieser<br />
plötzlich negiert wird. Wegen interner<br />
Probleme mit den zentralen VersichertenStammdaten<br />
ist auf einmal<br />
keine Abrechnung gegeben.<br />
Drei Tage später wird die eCard des<br />
gleichen Patienten dann wieder als<br />
gültig akzeptiert.<br />
l Der im BMG für den ITBereich verantwortliche<br />
Abteilungsleiter, Min<br />
Dir. Norbert Paland, erklärte uns auf<br />
einem Hearing der Ärztekammer<br />
Berlin im Januar 2008, die eCard<br />
Daten seien v.a. dadurch vor Mißbrauch<br />
geschützt, dass bei Verstoß<br />
im Gesetz hohe Strafen angedroht<br />
würden. Wir antworteten ihm, diese<br />
sensationelle, neuartige Logik<br />
möge man doch zum Beispiel auch<br />
gegen Tötungs oder andere Kapitaldelikte<br />
einführen, um so diese<br />
Straftaten grundsätzlich zu beseitigen…<br />
Insgesamt: nichts ist besser geworden,<br />
keine der ärztlichen Forderungen ist<br />
umgesetzt worden, an der gültigen<br />
Beschlusslage sollte derzeit niemand<br />
ohne Not rütteln. Machen wir solche<br />
Fehler wie das kostenlose Inkasso der<br />
Krankenkassen-Gebühr nie wieder!<br />
Und verteidigen wir die derzeitigen<br />
und künftigen Voraussetzungen für<br />
eine freie, unabhängige Ausübung<br />
des Arztberufes im Interesse unserer<br />
Kranken ohne laue Kompromisse!<br />
Dr. Axel Brunngraber, Hannover<br />
(Lieber ein leiser Fluss als ein Lauter<br />
Bach…) www.aerzteforum.de, 6.5.2008 l<br />
BMG muss 8500<br />
Unterschriften<br />
gegen E-Card<br />
entgegennehmen<br />
foto: ippnw<br />
Die IPPNW und das Komitee<br />
für Grundrechte und Demokratie<br />
haben einem<br />
Vertreter aus dem Bundesministerium<br />
für Gesundheit<br />
Freitagmittag, den 16.5.2008 8500<br />
Protestunterschriften gegen die elektronische<br />
Gesundheitskarte übergeben.<br />
Nach Ansicht der Ärzteorganisation<br />
IPPNW verletze die geplante Chipkarte<br />
das Grundrecht auf informationelle<br />
Selbstbestimmung, sagte IPPNWVorstand<br />
Matthias Jochheim vor der Übergabe<br />
in Berlin. Auch sei die ärztliche<br />
Schweigepflicht »in gravierender Weise<br />
bedroht«.<br />
In der für alle Bürger verpflichtenden<br />
Gesundheitskarte sei ein »weiterer<br />
Baustein im Übergang vom Sozialstaat<br />
zum Kontrollstaat« zu sehen. Die zentrale<br />
Speicherung sämtlicher Gesundheitsdaten<br />
ermögliche die Überwachung<br />
sowohl der Behandlungsmethoden<br />
der Ärzte als auch der Lebensführung<br />
der Patienten.<br />
Der Sprecher des Gesundheitsministeriums,<br />
Klaus Vater, betonte, weder<br />
die IPPNW noch das Bürgerkomitee<br />
hätten einen Beleg vorweisen können,<br />
wonach die elektronische Gesundheitskarte<br />
zu einem Kontrollstaat führe.<br />
»Vielmehr hat der wegen seiner Kritik<br />
durchaus geschätzte Bundesdatenschutzbeauftragte<br />
keinerlei Einwände<br />
erhoben«, betonte Vater.<br />
www.facharzt.de, 16.5.2008 l
Deutsche Aidshilfe ins Bündnis<br />
»Stoppt die eCard« eingetreten<br />
Appell an den Deutschen Ärztetag<br />
Westerwelle<br />
plädiert für Grundversorgung<br />
und<br />
Marktwirtschaft<br />
Auch die Deutsche Aidshilfe unterstützt jetzt das Bündnis »Stoppt<br />
die eCard«: »Durch die elektronische Gesundheitskarte darf kein<br />
gläserner Patient entstehen«, warnt Sylvia Urban, Vorstand der<br />
Organisation: »Meine Daten gehören zu mir als Mensch, und nicht<br />
auf Server irgendwo im Internet«, fordert sie im Vorfeld des 111.<br />
Deutschen Ärztetages in Ulm. Die elektronische Gesundheitskarte<br />
Das deutsche Gesundheitssystem<br />
ist zu retten: Das<br />
meint der FDP<br />
Parteivorsitzende<br />
ist dort eines der zentralen Themen<br />
Auf dem Ärztetag des ver zu Lasten von Patienten und Ärzten«,<br />
gangenen Jahres hatten die sagt auch Matthias Jochheim, Vorstand<br />
Delegierten die elektroni der Vereinigung Internationale Ärzte<br />
sche Gesundheitskarte ab für die Verhütung des Atomkrieges/<br />
gelehnt – wie auch schon Ärzte in sozialer Verantwortung e. V<br />
Dr. Guido<br />
Westerwelle<br />
Dr. Guido Westerwelle. Doch<br />
nicht so, wie es SchwarzRot<br />
versuchte, sagte Westerwelle<br />
in einem Interview im »Rheinischen<br />
Zahnärzteblatt« (Mai<br />
Ausgabe). Die Regierung setze<br />
auf Bürokratie und Planwirt<br />
mehrere Landesparlamente der Ärzte (IPPNW). Silke Lüder, Hausärztin aus<br />
schaft im Gesundheitswesen. »Wir wol<br />
zuvor. »Trotzdem werden die Arbeiten Hamburg und Sprecherin des Bündnis<br />
len keine staatliche Pflichtversicherung,<br />
vorangetrieben, Ministerin Ulla Stoppt die eCard appelliert an den<br />
sondern eine marktwirtschaftlich orga<br />
Schmidt und die Führung der Bundes Deutschen Ärztetag, den ablehnenden<br />
nisierte Pflichtversicherung«, betonte<br />
ärztekammer ignoriert die demokrati Beschluss des Vorjahres zu bekräftigen<br />
Westerwelle.<br />
schen Beschlüsse der Ärzteparlamen und das teure und gefährliche Mam<br />
Westerwelles Ansicht nach muss es<br />
te«, sagt Martin Grauduszus, Präsident mutprojekt zu stoppen.<br />
eine Grundversorgung mit einem dop<br />
der kritischen Ärzteorganisation »Freie Im Bündnis »Stoppt die eCard« sind<br />
pelten Kontrahierungszwang geben:<br />
Ärzteschaft«.<br />
zusammen mit der Deutschen Aidshil<br />
»Jeder Bürger muss sich versichern, und<br />
»Den Bürgern wird vorgegaukelt, fe eine Vielzahl von Organisationen zu<br />
jede Versicherung muss eine Grundver<br />
dass sämtliche Daten auf der Karte gesammenschlossen. Dazu gehören unsorgung<br />
anbieten«, erklärte Westerwelspeichert<br />
würden. Dabei dient diese ter anderem<br />
le. Darüber hinaus gelte Wahlfreiheit bei<br />
Karte nur als Schlüssel zu gigantischen l Arbeitskreis Vorratsdatenspeiche<br />
konkurrierenden Tarifen. Ob er Risiko<br />
Serverfarmen, auf denen dann intimsrung,sportarten versichere, Facharztbehandte<br />
Daten abgespeichert werden, auf die l Chaos Computer Club,<br />
lung, Einzelzimmer, einen Selbstbehalt<br />
rund zwei Millionen Menschen Zugriff l Deutsche Gesellschaft für Versicher<br />
oder Krankenhaustagegeld möchte, kön<br />
haben sollen«, warnt er. Dies mache te und Patienten e.V. (DGVP), • Fibrone<br />
jeder Bürger selbst entscheiden.<br />
einzig Sinn für die Krankenkassen und myalgieverband RheinlandPfalz<br />
Jeder im Gesundheitswesen habe An<br />
die ITIndustrie, die sich so Milliarden und Saarland e.V.,<br />
spruch auf Rahmenbedingungen, durch<br />
aus öffentlichen Kassen sichere. l IPPNW – Internationale Ärzte für die<br />
die sich der wissenschaftliche Fortschritt<br />
»Meine Daten gehören zu mir als Verhütung des Atomkrieges/Ärzte<br />
zu Gunsten aller niederschlägt, sagte der<br />
Mensch und sie müssen bei mir blei in sozialer Verantwortung e. V.,<br />
FDPChef auf die Frage, ob Zahnärzte Anben«,<br />
fordert Urban: »ich muss ent l Selbsthilfegruppe »Fibromyalgie<br />
spruch auf eine moderne Gebührenentscheiden<br />
können, wer sie bekommt. Es Syndrom« HamburgHarburg<br />
wicklung entsprechend der wirtschaftli<br />
ist gegen mein informationelles Selbst l Thure von UexküllAkademie für inchen<br />
und wissenschaftlichen Entwickbestimmungsrecht,<br />
wenn so intime tegrierte Medizin,<br />
lung hätten. »Ich persönlich empfinde es<br />
Daten gezielt gewonnen werden und l Freie Ärzteschaft e.V<br />
als alarmierend, dass heute tausende<br />
vielleicht bald von Kassen, Arbeitge l NAV VirchowBund – Verband der<br />
Ärzte und andere Medizinbeschäftigte<br />
bern und anderen interessierten Grup niedergelassenen Ärzte Deutsch<br />
Deutschland verlassen«, monierte Wespen<br />
auswertet werden dürfen. Menlands,terwelle. Durch die bürokratische Staatsschen<br />
mit schweren Erkrankungen wie l Bundesverband der Ärztegenossenwirtschaft,<br />
die von der schwarzroten<br />
Aids müssen eine Chance behalten«. schaften,<br />
Bundesregierung angesteuert werde,<br />
»Die elektronische Gesundheitskar l Freier Verband Deutscher Zahnärz<br />
werde nichts besser, aber alles teurer.<br />
te ist ein unseriöses Milliardenprojekt te www.facharzt.de, 18.5.2008 l<br />
www.zaend.de, 8.5.2008 l<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 311
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Die Präsidentenkandidatin, Transparency und Ratiopharm:<br />
Dubiose Methoden bei Spendenakquise?<br />
Mit dubiosen Methoden<br />
soll Gesine Schwan bei<br />
einem Pharmakonzern<br />
um eine Spende geworben<br />
haben. Das<br />
berichtet wiwo.de. Schwan soll für ihren<br />
Mann Peter Eigen, den Gründer von<br />
Transparency International, dem<br />
Pharmaunternehmen Ratiopharm gegen<br />
eine Spende angeboten haben,<br />
den Ruf des Unternehmens zu verbessern.<br />
Als Hoffnungsträger der SPD bringt<br />
sie sich und ihren Mann, der als moralische<br />
Instanz für Transparenz im Wirtschaftsleben<br />
galt, in Erklärungsnot,<br />
schreibt wiso.de. Der WirtschaftsWoche<br />
liege ein Briefwechsel zwischen<br />
Schwan und der Geschäftsführung von<br />
Ratiopharm vor, der belege: Schwan<br />
bot zusammen mit ihrem Mann Hilfe<br />
an, den Ruf des PharmaUnternehmens<br />
zu verbessern. In dem Kontext<br />
habe sie Ratiopharm nahegelegt, eine<br />
Viadrinanahe Einrichtung mit einem<br />
»nennenswerten Betrag« zu unterstützen<br />
– was die Firma als »Kopplung« von<br />
Dienstleistung und Spende empfand<br />
und ablehnte. Schwan weist dies als<br />
»Fehlinterpretation« zurück.<br />
Die angestrebte Vereinbarung zwischen<br />
dem Ulmer Unternehmen Ratiopharm<br />
und dem Ehepaar schien laut<br />
wiwo.de eigentlich ziemlich einfach:<br />
Schwan und ihr Ehemann bringen ihre<br />
persönliche Reputation und das Renommee<br />
der Viadrina ein. Sie bieten<br />
sich in dem Brief an, der Firma nach einigen<br />
Skandalen wieder »uneingeschränkte<br />
Glaubwürdigkeit« zu verschaffen.<br />
Im gleichen Atemzug regt<br />
Schwan eine Spende an. Spenden in<br />
den direkten Zusammenhang von<br />
Dienstleistungen zu stellen, ist gemäß<br />
Steuer und Gemeinnützigkeitsrecht<br />
aber zumindest fragwürdig. Schwan<br />
erklärte gegenüber der Wirtschafts<br />
Woche, eine klare Einordnung »wäre<br />
selbstverständlich auch in dem Fall erfolgt,<br />
wenn überhaupt eine Kooperation<br />
zustande gekommen wäre«.<br />
312 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Wasser predigen ...<br />
2007 hatte Firmenerbe Philipp<br />
Merckle die ehemalige SPDPräsidentschaftskandidatin<br />
für mehrere Vorträge<br />
im Rahmen einer Initiative »World<br />
in Balance – Aufbruchtour«engagiert.<br />
Für die Vorträge gab es, wie Schwan<br />
der WirtschaftsWoche bestätigt, »zweimal<br />
10.000 Euro, die ich als Spende auf<br />
eine Kostenstelle im Haushalt der Viadrina<br />
erhalten habe«. Bei den »WorldinBalance«Veranstaltungen<br />
lernten<br />
sich Schwan, Eigen und die RatiopharmFührung<br />
kennen. Das Unternehmen,<br />
das wegen dubioser Vertriebspraktiken<br />
in NegativSchlagzeilen<br />
geraten war, habe in dem Ehepaar<br />
wichtige Unterstützer zur Verbesserung<br />
der Firmenkultur gesehen.<br />
Schwan und ihr Ehemann bringen<br />
ihre persönliche Reputation und<br />
das Renommee der Viadrina ein.<br />
Sie bieten sich in dem Brief an,<br />
der Firma nach einigen Skandalen<br />
wieder »uneingeschränkte Glaubwürdigkeit«<br />
zu verschaffen. Im<br />
gleichen Atemzug regt Schwan eine<br />
Spende an<br />
foto: cfw.-arcHiv / ingseyfs<br />
RatiopharmGeschäftsführer Lehmann<br />
habe am 11. Juni einen euphorischen<br />
Brief an Schwan, in dem er auf<br />
die »Ausgangsgespräche« mit TransparencyInternationalBeirat<br />
Peter Eigen<br />
und PharmaKritiker Peter Schönhöfer<br />
hinwies. Dabei sei es darum gegangen,<br />
wie man »gemeinsam« und »äußerst<br />
neutral« neue »gesundheitspolitische<br />
Ansätze definieren kann, die dem Patienten,<br />
dem System, der Politik, der Industrie<br />
und der Zivilgesellschaft helfen,<br />
neue und balancierte Ansätze zu<br />
finden«.<br />
Schwan habe erläutert, wie die Hilfe<br />
von ihr und TransparenzExperte Eigen<br />
zur Imageverbesserung aussehen<br />
könnte: »Wir könnten Sie dabei unterstützen,<br />
saubere Mitstreiter zu finden<br />
und ein System der good governance<br />
und eines öffentlich transparenten<br />
»Code of Conduct« zu stärken, das Ihnen<br />
eine uneingeschränkte Glaubwürdigkeit<br />
verschafft, die sie jetzt nicht haben.«<br />
Zu dieser Unterstützung »könnte<br />
entscheidend beitragen, dass ratiopharm<br />
bzw. Herr Dr. Merckle – unabhängig<br />
von ihren akuten Geschäftsinteressen<br />
und uneigennützig – unsere<br />
HumboldtViadrina School of Governance<br />
mit einem nennenswerten Betrag<br />
unterstützen.«<br />
Die Antwort von Ratiopharm laut<br />
wiwo.de: »Aus Sicht von Herrn Dr.<br />
Merckle ist die Koppelung beider Projekte<br />
in Form eines bezahlten Kontextes<br />
schlichtweg unmöglich«.<br />
Gegenüber der Nachrichtenagentur<br />
dpa bestätigte die Präsidentin der<br />
Frankfurter ViadrinaUni, die über<br />
»Die Gesellschaftskritik von Karl Marx.<br />
Philisophische und politökonomische<br />
Vorraussetzungen« habilitiert hat,<br />
dass sie Kontakte zu Ratiopharm hatte<br />
und auch um eine Spende bat. Es sei<br />
aber nie darum gegangen, das Image<br />
des Konzerns aufzubessern, sondern<br />
um die Befolgung klarer ethischer Regeln<br />
im Pharmasektor.<br />
www.facharzt.de, 24.5.2008 l
Die Saubermänner der Linken Partei<br />
Wieder einmal muss sich der Vorzeige- und Salonkommunist Gregor Gysi von der Linken Partei für<br />
seine Rolle, die er im SED-Staat gespielt hat, öffentlich verantworten<br />
In der ehemaligen DDR war<br />
Herr Gysi Vorsitzender der<br />
Rechtsanwaltskollegien.<br />
Diese herausragende Position<br />
konnte man in der<br />
DDR ohne Rückendeckung des<br />
Staates, der SED und der Stasi<br />
nicht inne haben.<br />
Nunmehr steht offensichtlich<br />
zweifelsfrei fest, dass Herr<br />
Dr. Ulrich Keck Gysi seine Mandanten, die er<br />
als Rechtsanwalt in der DDR vertreten<br />
hat, im Auftrag der Stasi bespitzelt und<br />
an die Stasi verraten hat.<br />
Prominentester Mandant und somit<br />
das prominenteste Opfer des Herrn<br />
Gysi war Robert Havermann.<br />
Nach dem Verständnis in unserer<br />
Demokratie in der Bundesrepublik<br />
Deutschland ist das Verhältnis zwischen<br />
Rechtsanwalt und Mandant ein<br />
Vertrauensverhältnis. Derjenige Rechtsanwalt,<br />
der in einem Rechtsstreit der<br />
gegnerischen Partei dient, wird mit<br />
Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren bestraft.<br />
Eine Person, die ihre Mandanten bespitzelt<br />
hat, gehört nicht in den Deutschen<br />
Bundestag und sollte kein Volksvertreter<br />
sein.<br />
Ein Volksvertreter hat neben seinen<br />
Aufgaben auch eine Vorbildfunktion<br />
auszuüben.<br />
Herr Gysi hat sich offensichtlich eines<br />
Verhaltens schuldig gemacht, das<br />
ihn außerdem unwürdig erscheinen<br />
lässt, den Beruf des Rechtsanwalts weiterhin<br />
auszuüben.<br />
Herr Gysi ist aber nicht das einzige<br />
Mitglied der Linkspartei, das im Unrechtsregime<br />
der ehemaligen DDR eine<br />
Führungsfunktion inne hatte und damit<br />
die Toten an der Mauer, die Folterung<br />
Andersdenkender und all das andere<br />
Unrecht in der DDR mit zu verantworten<br />
hat.<br />
Auch Dietmar Bartsch, Bundesgeschäftsführer<br />
der Linken, war ein hoher<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
foto: pHotocase / mamre · composing: weidmueller.cc<br />
SEDFunktionär in der DDR.<br />
Lothar Bisky, einer der Vorsitzenden<br />
der Linken Partei, wurde wegen seiner<br />
DDRVergangenheit trotz mehrerer Anläufe<br />
nicht zum Vizepräsident des<br />
Deutschen Bundestages gewählt.<br />
Die Linke Partei<br />
l verklärt immer noch die Stasi<br />
und die Mauer an der innerdeutschen<br />
Grenze<br />
l hat Verständnis für HamasAngriffe<br />
auf Israel<br />
l hebt die Ultrakommunistin Sarah<br />
Wagenknecht wieder aufs<br />
Schild<br />
l und akzeptiert die kommunistische<br />
Plattform und das Marxistische<br />
Forum, die unseren Staat<br />
und unsere Wirtschaftsordnung<br />
ablehnen und einem totalitären<br />
System das Wort reden.<br />
Unverholen tönt es aus der niedersächsischen<br />
Linken, dass man die Stasi<br />
wieder einführen sollte.<br />
Derjenige, der die Linke wählt, muss<br />
sich darüber im Klaren sein, dass er damit<br />
auch das Obige billigt und unterstützt.<br />
Ich hoffe, dass allen Mitgliedern der<br />
Linken Partei, die der Stasi und dem<br />
SEDUnrechtsregime der ehemaligen<br />
DDR gedient haben, wie Herrn Gysi,<br />
bald die Maske vom Gesicht gerissen<br />
wird.<br />
Es ist eine Schande, dass noch nicht<br />
einmal 20 Jahre nach dem Mauerfall eine<br />
Partei in Deutschland mit denselben<br />
führenden Köpfen wieder erstarkt, die<br />
soviel Leid und Unrecht über andere<br />
gebracht hat.<br />
So konsequent wie die Vertreter der<br />
NPD von Presse und Politik immer wieder<br />
als ewig gestrige gebrandmarkt<br />
werden, die für ein System stehen, das<br />
in Deutschland nie wieder entstehen<br />
darf, so zurückhaltend gerieren sich<br />
dieselben Leute, wenn es um die Vertreter<br />
der Linkspartei geht, die ebenfalls<br />
ein System verklären und immer<br />
noch vertreten, das sich in Deutschland<br />
ebenfalls nie wieder breit machen<br />
darf.<br />
Ich hoffe, dass mit der Affäre Gysi eine<br />
Wende im Umgang mit der Linkspartei<br />
eintreten wird. Dr. Ulrich Keck<br />
Mitglied im Landesvorstand <strong>Niedersachsen</strong><br />
des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte l<br />
Ein Volksvertreter hat<br />
neben seinen Aufgaben<br />
auch eine Vorbildfunktion<br />
auszuüben<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 313
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
KVBW:<br />
Kampagne<br />
gegen Gesundheitsfonds<br />
erhält Unterstützung<br />
von<br />
Landespolitikern<br />
Prof. Dr. Achim<br />
Hoffmann-Goldmayer<br />
foto: kv Baden-württemBerg<br />
Für Ihre<br />
Kampagne<br />
»Gesundheitsfonds<br />
– so nicht«<br />
hat sich die KassenärztlicheVereinigung<br />
(KV) Baden<br />
Württemberg Beistand<br />
aus der Politik<br />
geholt: Der<br />
Landesfraktionschef<br />
der SPD, Claus<br />
Schmiedel, der Vorsitzende der FDP/<br />
DVPLandtagsfraktion, Dr. Ulrich Noll,<br />
und der Fraktionschef von Bündnis 90/<br />
Die Grünen, Winfried Kretschmann<br />
unterstützten die Initiative ausdrücklich,<br />
teilte die KV BadenWürttemberg<br />
heute in Stuttgart mit.<br />
»Wir nehmen jede Unterstützung<br />
gerne an und sind für jeden konstruktiven<br />
Vorschlag zur Vermeidung einer<br />
Verschlechterung der medizinischen<br />
Versorgung in BadenWürttemberg<br />
durch den Gesundheitsfonds offen«,<br />
erklärte KVChef Dr. Achim Hoffmann<br />
Goldmayer.<br />
Anfang Mai hatten die Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen Bayerns und BadenWürttembergs<br />
die Kampagne<br />
»Gesundheitsfonds – so nicht« vorgestellt.<br />
Damit wollen die Körperschaften<br />
gegen ihrer Ansicht nach drohende<br />
Mittelabflüsse aus den beiden Bundesländern<br />
durch den Fonds protestieren.<br />
In welcher Form die Politiker die Kampagne<br />
unterstützen wollen, konnte die<br />
KV BadenWürttemberg auf Anfrage<br />
vorerst nicht sagen.<br />
www.facharzt.de, 19.5.2008 l<br />
314 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Das politische Versprechen ...<br />
... der politische Versprecher?<br />
Eines der grundlegenden Prinzipien<br />
unserer parlamentarischen<br />
Demokratie ist die Unabhängigkeit<br />
der Abgeordneten. Nach Artikel 38<br />
unserer Verfassung sind Abgeordnete<br />
»Vertreter des ganzen Volkes,<br />
an Aufträge und Weisungen nicht<br />
gebunden und nur ihrem Gewissen<br />
unterworfen«<br />
Dr. Joachim<br />
Hüttmann<br />
foto: sH-aktuell<br />
Für die Väter des<br />
Grundgesetzes galt<br />
das grundsätzlich und<br />
nicht nur in Einzelfragen<br />
wie Abtreibung<br />
oder Stammzellforschung.<br />
Das Institut des »Fraktionszwangs«<br />
– wenngleich im Bewusstsein<br />
der Bundesbürger<br />
als gegeben und offenbar unvermeidlich<br />
akzeptiert – war<br />
und ist nicht vorgesehen.<br />
Wer als Abgeordnete/r von diesem<br />
grundlegenden Recht Gebrauch macht,<br />
lebt allerdings – zunächst politisch –<br />
gefährlich. Die Darmstädter Landtagsabgeordnete<br />
Dagmar Metzger hatte<br />
nach der Landtagswahl in Hessen darauf<br />
bestanden, dass die Zusage der<br />
Spitzenkandidaten Ypsilanti vor der<br />
Landtagswahl, nicht mit der Linken zusammenzuarbeiten,<br />
eingehalten wird.<br />
Wegen des knappen Wahlausganges<br />
wurde sie so zum Stolperstein für den<br />
Machtwechsel am Main und ihre politische<br />
Karriere kann wohl als beendet<br />
angesehen werden.<br />
Ein junger CDUBundestagsabgeordneter<br />
aus Rheine in Nordrhein<br />
Westfalen erinnerte sich an die letzten<br />
mühsam als Kompromiss gefundenen<br />
Korrekturen des Generationenvertrages.<br />
Ausgestattet mit einem Direktmandat,<br />
kritisierte Jens Spahn seine eigene<br />
Partei dafür, dass sie sich leichtfertig<br />
vom Rentenkompromiss verab<br />
schiedete und offenbar aus<br />
wahltaktischen Gründen die Aussetzung<br />
des RiesterFaktors für die anstehende<br />
Rentenerhöhung beschloss. Er<br />
soll dafür Morddrohungen erhalten<br />
haben. Seine politische Zukunft ist<br />
trotz der Sympathie der Kanzlerin ungewiss.<br />
Die Beurteilung und Bewertung von<br />
Verantwortung und Verlässlichkeit obliegt<br />
letztlich dem Wähler. Die »Volksvertreter«<br />
vertreten das Volk – nicht<br />
Parteien. (Warum wird das Wort »Volk«<br />
eigentlich immer mehr zum Schimpfwort?)<br />
Die Parteien wirken laut Grundgesetz<br />
an der Willensbildung mit.<br />
Der SPDBundestagsabgeordnete<br />
Wolfgang Wodarg, vormals Amtsarzt<br />
in Flensburg, war besonders eifrig mit<br />
der Forderung nach Konsequenzen, als<br />
der Verdacht verbreitet wurde, Privatversicherte<br />
würden gegenüber Kassenpatienten<br />
bei der Organtransplantation<br />
bevorzugt. Eilfertig forderte er GKV<br />
Versicherte dazu auf, in ihrem Organspendeausweis<br />
zu vermerken, dass sie<br />
Organe nur für Kassenpatienten spenden<br />
würden. Nun wurde das Ergebnis<br />
einer von der Landesregierung SchleswigHolstein<br />
in Auftrag gegebenen<br />
unabhängigen Untersuchung bekannt.<br />
Sie kommt zu einem vernichtenden Urteil:<br />
Der Vorwurf stellte sich als völlig<br />
unhaltbar heraus. Der Anteil der gesetzlich<br />
Versicherten an den Organempfängern<br />
war im untersuchten<br />
Zeitraum sogar höher, als es ihrem Anteil<br />
an der Bevölkerung entspricht. Ursache<br />
für die Fehldeutung waren erhebliche<br />
Mängel in den von der Deutschen<br />
Stiftung Organspende (DSO) veröffentlichten<br />
Berichten. Sozial ministerin<br />
Gitta Trauernicht kündigte inzwischen<br />
eine Kampagne an, um Vertrauen<br />
zurück zu gewinnen. Ob dazu auch<br />
eine öffentliche Entschuldigung von Dr.<br />
Wodarg gehört, bleibt abzuwarten.<br />
Dr. Joachim Hüttmann<br />
SH-Aktuell, 2/2008, 29.4.2008 l
Ministerin Stolz in Ulm:<br />
Ohne Selbstverwaltung haben wir Staatsmedizin<br />
Die Ministerin für<br />
Arbeit und Soziales<br />
in Baden<br />
Württemberg,<br />
Dr. Monika Stolz,<br />
hat sich am 20.5.2008 in ihrer<br />
Eröffnungsrede zum 111.<br />
Deutschen Ärztetag in Ulm<br />
für eine starke ärztliche<br />
Selbstverwaltung ausgesprochen.<br />
»Wenn die Selbstverwaltung<br />
scheitert, haben wir die<br />
Staatsmedizin«, erläuterte Stolz. Eine<br />
in Berlin festgelegte Gebührenordnung<br />
könne beispielsweise nie so optimal<br />
sein, wie eine von der Ärzteschaft selbst<br />
erarbeitete Systematik.<br />
Dr. Monika Stolz<br />
» D<br />
ie Entscheidung der EU<br />
Kommission, die Subventionierung<br />
von KlinikMVZ<br />
durch Steuergelder zu unterbinden,<br />
wird nur schleppend<br />
umgesetzt«, sagte Verbandschef<br />
Dr. Dieter Conrad in Neuental. Der<br />
Hausärzteverband Hessen forderte, so<br />
schnell wie möglich gleiche Bedingungen<br />
für niedergelassene Ärzte herzustellen.<br />
Hintergrund ist eine Entscheidung<br />
der EUKommission aus dem Jahr 2005,<br />
nach der Kliniken eigene MVZ nicht mit<br />
Geldern finanzieren dürfen, die sie aus<br />
foto: ministerium für arBeit und<br />
soziales Baden-württemBerg<br />
Daher sei es gut, dass der<br />
neu EBM von der Selbstverwaltung<br />
erarbeitet worden<br />
sei. »Es ist ein inhaltlich guter<br />
Katalog«, wertete die Ministerin.<br />
Derzeit bewegten der Gesundheitsfonds,<br />
die Honorarneuordnung<br />
sowie das GKV<br />
WSG zwar die Gemüter. Eine<br />
Verschiebung der Neuregelungen<br />
werde es jedoch nicht<br />
geben. »Für Alternativen gibt es derzeit<br />
keine politischen Mehrheiten.«<br />
In vielen Datails habe sie sich andere<br />
Lösungen gewünscht, ergänzte Stolz.<br />
»Uns wurde trotz beharrlicher Nachfragen<br />
immer noch nicht dargelegt, wie<br />
Steuermitteln erhalten. Doch die Umsetzung<br />
der Regelung geht laut Hausärzteverband<br />
Hessen schleppend voran:<br />
Erst im Juli 2007 habe das Bundesgesundheitsministerium<br />
die Deutsche<br />
Krankenhausgesellschaft davon in<br />
Kenntnis gesetzt. Zudem finde das<br />
Thema erst in jüngster Zeit Eingang in<br />
die Kreistage. »Das heißt, dass Niedergelassene<br />
trotz klarer Entscheidungen<br />
der EU in Sachen MVZ noch immer<br />
Nachteile erleiden«, betonte Conrad.<br />
Der ungleiche Wettbewerb basiert<br />
dem Verband zufolge im Wesentlichen<br />
auf zwei Punkten: Zum einen erstatte<br />
das Bundesland den im Krankenhausplan<br />
eingetragenen Kliniken die Kosten<br />
für Bauten und Geräte. Zum anderen<br />
stünden viele Kommunen und<br />
Landkreise defizitären Krankenhäusern<br />
finanziell bei. »In beiden Fällen ist<br />
nicht auszuschließen, dass dieses Geld<br />
der Steuerzahler auch zur Finanzierung<br />
von MVZ verwendet wurde«, hieß<br />
es weiter. »Damit haben Kliniken seit<br />
der Einführung der MVZ im Jahr 2004<br />
die Finanzierungslage in unserem Land<br />
nach dem Fonds genau aussieht.«<br />
Trotzdem müssten die Gegebenheiten<br />
nun akzeptiert und darauf geachtet<br />
werden, dass die bewährten Strukturen<br />
im System weiter gestärkt würden.<br />
Gerade in BadenWürttemberg sei<br />
der Gesundheitsbereich ein wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor: Er mache elf Prozent<br />
der Wirtschaftsleistung im Land aus,<br />
und seit dem Jahr 2000 seien die Arbeitsplätze<br />
in diesem Sektor um rund<br />
elf Prozent gestiegen. »Diesen starken<br />
Motor der Wirtschaftsentwicklung<br />
müssen wir erhalten.«<br />
www.facharzt.de, 20.5.2008 l<br />
Chancengleichheit Hausärzteverband Hessen fordert gleiche<br />
Bedingungen für Niedergelassene und MVZ<br />
Vertragsärzte sind nach Einschätzung<br />
des Hausärzteverbands Hessen<br />
auch mehr als vier Jahre nach der<br />
Einführung Medizinischer Versorgungszentren<br />
(MVZ) im Nachteil,<br />
wenn es um deren Finanzierung<br />
geht:<br />
teils bis heute einen ungerechtfertigten<br />
Wettbewerbsvorteil – sowohl bei<br />
der Errichtung als auch beim Betrieb<br />
von MVZ«, kritisierte der Verband.<br />
Die Benachteiligung kann Niedergelassene<br />
nach Ansicht Conrads vor erhebliche<br />
Probleme beispielsweise bei<br />
der Beschaffung von Fremdkapital stellen:<br />
Die KlinikMVZ seien laut einer<br />
Studie der Deutschen Bank eine massive<br />
Konkurrenz für Niedergelassene,<br />
was wiederum deren Kreditwürdigkeit<br />
senken könne. »Das wir diese Vorteile<br />
der Kliniken mit unserem eigenen<br />
Steuergeld finanzieren dürfen, ist<br />
schon perfide genug. Aussagen etwa<br />
des Uniklinikums Eppendorf, dass die<br />
Krankenhäuser schon 2008 jedes zweite<br />
MVZ stellen wollen, aber sind vor diesem<br />
Hintergrund eine Ohrfeige für alle<br />
Vertragsärzte«, betonte Conrad.<br />
www.facharzt.de, 23.4.2008 l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 315
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Betrug an den Versicherten? Ulla holt das<br />
2006 hat der Gesetzgeber den Zahnersatz<br />
aus der paritätischen Finanzierung<br />
der GKV durch Arbeitgeber und<br />
Arbeitnehmer heraus genommen<br />
(ebenso das Krankengeld). Stattdessen<br />
muss jeder Versicherte seitdem 0,45<br />
Prozent Beitragsprozent für Zahnersatz<br />
allein zahlen. Diesen Beitrag darf<br />
man wohl zu Recht als zweckgebunden<br />
bezeichnen. Nun ist seither die Nachfrage<br />
nach Zahnersatz so deutlich rückläufig,<br />
dass die Krankenkassen in diesem<br />
Bereich 1,7 Milliarden Euro gespart<br />
haben. Dieses Geld wurde vollständig<br />
dazu verwandt, die Schulden in anderen<br />
Bereichen abzubauen.<br />
Ich sehe hierin eine missbräuchliche<br />
Verwendung der zweckgebundenen<br />
Versicherungsbeiträge. Es hätte nur<br />
zwei ehrliche Verwendungsmöglichkeiten<br />
gegeben. Man hätte den Sonderbeitragssatz<br />
»Zahnersatz« für die<br />
Versicherten senken können oder end<br />
316 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
lich die Festzuschüsse für Zahnersatz<br />
deutlich anheben können, so dass die<br />
Eigenanteile der Versicherten endlich<br />
sinken würden.<br />
Jetzt ist das Geld der Versicherten<br />
dem zahnärztlichen Bereich jedenfalls<br />
auf Nimmerwiedersehen entzogen.<br />
Dr. Holger Neumeyer<br />
SH-Aktuell, 29.4.2008 l<br />
Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt<br />
Füllhorn raus:<br />
Zehn Prozent<br />
mehr für Niedergelassene<br />
Die Honorare der niedergelassenen<br />
Ärzte in Deutschland<br />
sollen im kommenden<br />
Jahr laut<br />
einem Pressebericht<br />
um rund 2,5 Milliarden<br />
Euro steigen.<br />
Dies berichtet die<br />
»Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung«<br />
(Montagausgabe)<br />
unter Berufung auf<br />
Regierungskreise<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt (SPD) wollte<br />
dem Bericht zufolge auf Anfrage<br />
zwar keine konkrete<br />
Größenordnung nennen.<br />
Sie sagte der Zeitung jedoch, dass<br />
der Zuwachs »nach Schätzungen von<br />
Fachleuten um die zehn Prozent« betragen<br />
solle. Im vergangenen Jahr hatten<br />
die gesetzlichen Krankenkassen<br />
den Angaben zufolge mehr als 23 Milliarden<br />
Euro für die ambulante ärztliche<br />
Behandlung ausgegeben.<br />
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung<br />
hatte zuletzt 4,5 Milliarden Euro<br />
mehr verlangt. Ihr Chef Andreas Köhler<br />
forderte in der »Bild«Zeitung (12.5.<br />
2008) gesetzliche Garantien für die Erhöhung<br />
der Arzthonorare. Eine Aufstockung<br />
um 4,5 Milliarden Euro sei nötig,<br />
um die andauernde Unterfinanzierung<br />
der ambulanten Versorgung auszugleichen.<br />
Vorwürfe, die Kassenärzte<br />
würden deutlich stärkere Einkommenssprünge<br />
machen als ihre Patienten,
Hoppe: Honorarerhöhung um<br />
zehn Prozent reicht nicht<br />
Prof. Dr. Jörg-<br />
Dietrich Hoppe<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
Die Bundesärztekammer<br />
hat das<br />
Angebot von Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla<br />
Schmidt über die<br />
zehnprozentige<br />
Honorarerhöhung<br />
für Ärzte als völlig<br />
unzureichend abgelehnt.<br />
»Die Kas-<br />
senärztliche Bundesvereinigung (KBV)<br />
hat eine Versorgungsnotwendigkeit<br />
von 4,5 Milliarden Euro errechnet«,<br />
sagte Ärztepräsident Jörg-Dietrich<br />
Hoppe der »Berliner Zeitung«<br />
(20.5.2008): »Ich denke, das ist realistischer«.<br />
Die Forderung nach 4,5 Milliarden<br />
Euro sei »mehr als gerechtfertigt«.<br />
Die Bundesgesundheitsministerin<br />
hatte eine Erhöhung der Honorare der<br />
niedergelassenen Ärzte um zehn Prozent<br />
oder insgesamt 2,3 Milliarden Euro<br />
vorgeschlagen.<br />
Verträge wie sie zwischen dem<br />
Hausärzteverband und der AOK in Baden-Württemberg<br />
geschlossen werden,<br />
sieht Hoppe nicht als Ausweg aus<br />
einem »völlig unterfinanzierten System«.<br />
Dieser Vertrag, der die Kassenärztliche<br />
Vereinigung umgeht, soll den<br />
Hausärzten eine Einnahmensteigerung<br />
von 53 auf 78 Euro pro Patient erlauben.<br />
»Ich meine, 78 Euro pro Patient<br />
im Quartal ist ja weniger als ein<br />
Schlüsseldienst nimmt, wenn er<br />
nachts um 11.00 Uhr gerufen wird«,<br />
sagte Hoppe: »Insofern ist das keine<br />
Summe, die einen total vom Hocker<br />
reißt.« www.facharzt.de, 20.5.2008 l<br />
wies Köhler zurück. »Die Politik weiß,<br />
dass wir das Geld dringend brauchen.«<br />
Schmidt zerstreute vor dem<br />
am Dienstag in Ulm beginnenden 111.<br />
Deutschen Ärztetag die Sorgen von<br />
Ärzten aus Bayern und Baden Württemberg,<br />
sie würden wegen der Honorarreform<br />
und der Einführung des Gesundheitsfonds<br />
weniger bekommen.<br />
»Es wird nicht weniger Geld geben«,<br />
sagte Schmidt der FAZ. Die Ministerin<br />
versicherte, dass der Gesundheitsfonds<br />
zum Start 2009 finanziell gut ausgestattet<br />
werde. »Ich bin auf jeden Fall zu<br />
einem wild entschlossen: Wir starten<br />
in das neue System nicht mit Unterdeckung.«<br />
www.facharzt.de, 18.5.2008 l<br />
foto: prodente<br />
foto: sH-aktuell<br />
Wehren wir uns von Anfang an gegen das Label<br />
»Hauszahnarzt«. Sonst wird es nicht mehr lange dauern,<br />
bis die umfassend ausgebildeten und erfahrenen<br />
Praktiker nach neuen Titeln streben<br />
»Wie findet man einen implantologisch tätigen<br />
Zahnarzt? Die erste Adresse ist der Hauszahnarzt.<br />
Oftmals arbeitet er mit einem Implantologen<br />
Hand in Hand …« – so die Unterschrift zu diesem<br />
Foto aus dem Archiv der Initiative prodente<br />
Hauszahnärzte<br />
Etikettenschwindel im Anmarsch?<br />
Will man gegen eine Gruppe von<br />
Personen eigene Interessen durchsetzen,<br />
so hat es sich bestens<br />
bewährt, dieser Gruppe zunächst<br />
ein weithin sichtbares Etikett zu<br />
verpassen, sie zu stigmatisieren<br />
Wir haben damit<br />
als Zahnärzte<br />
bereits<br />
Er fahr ung<br />
s a m m e l n<br />
dürfen. So sind wir im Privatleben<br />
die »Besserverdiener«<br />
und im Berufsleben die »Leistungserbringer«.<br />
Stutzig und hellhörig zu<br />
Dr. Holger gleich sollten wir aber werden,<br />
Neumeyer<br />
wenn jetzt schon Mitglieder<br />
unseres eigenen Berufsstandes beginnen,<br />
die Etiketten zu verteilen. Da hat<br />
doch vor einigen Wochen der Kölner<br />
Professor Dr. M. Noack, unter anderem<br />
Chefredakteur der Quintessenz, die<br />
große Mehrzahl der Kollegenschaft zu<br />
»Hauszahnärzten« umetikettiert. Und<br />
damit seine Beweggründe auch gar<br />
nicht lange im Verborgenen bleiben,<br />
hat er noch hinzugefügt »mit eingeschränktem<br />
Behandlungsspektrum«.<br />
Daher weht also der Wind. Die Spezialisten<br />
sollen es machen. Natürlich<br />
für eine bessere Bezahlung. Schließlich<br />
mussten sie viel Geld bezahlen, um sich<br />
von den Professoren mit all den neuen<br />
Titeln schmücken lassen zu können.<br />
Das Geld ist, wie wir in jedem Quartal<br />
auf’s Neue merken, aber nun mal ausgesprochen<br />
endlich. Und deshalb muss<br />
das Geld für die neuen Spezialisten natürlich<br />
von den Zahnärzten mit dem<br />
eingeschränkten Behandlungsspektrum<br />
kommen, den »Hauszahnärzten«.<br />
Kommt Ihnen das alles irgendwie<br />
bekannt vor? Natürlich, genau so ist es<br />
bei den Ärzten gelaufen. Weil der Begriff<br />
Hausarzt so sozial und ethisch<br />
verträglich klang, hat sich keiner der<br />
vielen Doktores Gedanken gemacht,<br />
wohin das laufen würde. Nach Jahren<br />
erst wurde ein Ausweg gefunden und<br />
das Gleichgewicht wieder hergestellt.<br />
Der Allgemeinarzt war geboren und ist<br />
inzwischen selbst zum Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
aufgestiegen.<br />
Lassen wir es erst gar nicht soweit<br />
kommen. Wehren wir uns von Anfang<br />
an gegen das Label »Hauszahnarzt«.<br />
Sonst wird es nicht mehr lange dauern,<br />
bis die umfassend ausgebildeten und<br />
erfahrenen Praktiker nach neuen Titeln<br />
streben. Egal, ob Allgemeinzahnarzt,<br />
Fachzahnarzt für allgemeine<br />
Zahnmedizin oder Fachzahnarzt für<br />
Stomatologie, wir brauchen keines dieser<br />
Etiketten und die Bevölkerung will<br />
die wohnortnahe zuverlässige Versorgung<br />
durch ihre Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte und sonst gar nichts.<br />
Dr. Holger Neumeyer<br />
SH-Aktuell, 29.4.2008 l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 317
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Zehntausende von Touristen in<br />
ihrem Dänemark-Urlaub ahnen<br />
nicht, dass sie bei ernsthaften<br />
gesundheitlichen Problemen<br />
nahezu aufgeschmissen sind. Die<br />
gediegene Wohlfühl-Atmosphäre<br />
ihrer Ferienhäuser gaukelt ihnen<br />
eine Rundum-Sicherheit vor, die<br />
schnell ins Gegenteil umkippen<br />
kann.<br />
Ich habe das im letzten Jahr mit<br />
einem massiv verletzten Fuß bei<br />
exakt dem gleichen Krankenhaus in<br />
Ringkøbing erlebt. Der Bericht über<br />
die deutsche Touristin erzeugte in<br />
mir sofort ein Déjà-vu-Erlebnis.<br />
Man behandelte mich ebenfalls<br />
nicht und schickte mich nach<br />
langem Hin und Her nach Holstebro.<br />
Unter Überschreitung aller Geschwindigkeits-Regeln<br />
brauchte<br />
mein Fahrer eine gute Stunde, um<br />
das dortige Krankenhaus zu<br />
erreichen.<br />
Das Personal dort war ausgesprochen<br />
freundlich und eine<br />
Rechnung habe ich (vielleicht als<br />
»Kollege«?) nie erhalten. Aber unterwegs<br />
war mir klargeworden: Hätte<br />
ich hier (m)einen Herzinfarkt<br />
erlitten, hätte ich nicht überlebt.<br />
Dr. Julius Beischer<br />
318 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
foto: cfw-arcHiv / p. welt<br />
Touristenmagnet:<br />
Kopenhagen, die Hauptstadt<br />
unseres nördlichen Nachbarn<br />
Dänemark<br />
Tod vor Dänischer Klinik:<br />
Medien diskutieren Sparmaßnahmen<br />
Deutsche und Dänische Medien<br />
beschäftigt seit Wochen<br />
der Fall einer Deutschen,<br />
die in Dänemark vor<br />
dem Krankenhaus starb,<br />
ohne dass Ärzte sie behandelt hätten.<br />
Grund sei unter anderem, dass der im<br />
Allgemeinen von den Deutschen so bewunderte<br />
Wohlfahrtsstaat Dänemark<br />
immer sparsamer sei, berichtet die<br />
»Zeit«. »Es kommt gerade im Sommer<br />
häufig vor, dass Touristen zu uns kommen,<br />
weil sie glauben, ein Krankenhaus<br />
sei noch ein Krankenhaus«, sagte Chefarzt<br />
Nils Thorsgaard.<br />
Viele dänische Krankenhäuser hätten<br />
keine Notaufnahme mehr, schreibt<br />
die Zeitung. Bei einem Notfall müsse<br />
über die Nummer 112 Hilfe gerufen<br />
werden, was Touristen aber nicht immer<br />
wüssten. »Wir sind sehr besorgt«,<br />
sagte der Vorsitzende des Tourismus<br />
Büros, Ole Bøndergaard. 60 Prozent der<br />
Gäste in der Region seien Deutsche.<br />
In Dänemark seien 98 Prozent der<br />
Bürger so versichert, dass sie sich zunächst<br />
von ihrem Hausarzt behandeln<br />
lassen müssten, der sie dann weiter<br />
überweise, berichtet die »Zeit«. Dadurch<br />
hätten in Dänemark viele kleine<br />
re Hospitäler zusammengelegt werden<br />
können. Außerdem seien sie nur noch<br />
für die Behandlung eingerichtet, nicht<br />
mehr für die Diagnose.<br />
Daher habe der Hilfe suchende Ehemann<br />
der Frau zunächst Mühe gehabt,<br />
in der Klinik überhaupt jemanden zu<br />
finden. Verschärft sei die Situation<br />
noch durch den Streik des Dänischen<br />
Klinikpersonals gewesen und dadurch,<br />
dass an diesem Feiertag nur ein Arzt<br />
Dienst gehabt habe. So sei es dazu gekommen,<br />
dass die Schwester den Mann<br />
zum klinikeigenen Notfalltelefon rund<br />
hundert Meter weitergeschickt habe,<br />
das aber kaputt gewesen sei. Als er gesehen<br />
habe, dass es seiner Frau schlechter<br />
ging, habe er erneut die Schwester<br />
um Hilfe gebeten, die aber auf die Gesetze<br />
verwies, welche ihr das Verlassen<br />
der Station verbäten. Als er mit seinem<br />
Mobiltelefon die Notfallnummer gewählt<br />
habe, habe ihn das dänische Tonband<br />
um Geduld gebeten. Seine Frau<br />
sei dann schon nicht mehr ansprechbar<br />
gewesen. Erst jetzt habe er die Schwester<br />
herausbewegen können, die jedoch<br />
nichts mehr auszurichten vermocht<br />
habe. www.facharzt.de, 6.5.2008 l
Zu den 34 Absolventen dieser<br />
zwei Zyklen gesellten sich<br />
ferner noch acht Teilnehmer<br />
vorheriger Durchgänge, die<br />
ebenfalls ihren Abschluss erwarben.<br />
Wie es mittlerweile schon eine schöne<br />
Tradition ist, erhielten die glücklichen<br />
Absolventen ihre Zertifikate aus<br />
den Händen des zuständigen Vorstandsreferenten,<br />
Dr. KarlHeinz Düvelsdorf<br />
und des wissenschaftlichen<br />
Leiters der Strukturierten Fortbildung,<br />
Professor Dr. Dr. Henning Schliephake.<br />
Im Rahmen eines gemeinsamen<br />
Abendessens hatten die Teilnehmer<br />
anschließend reichlich Gelegenheit, die<br />
letzten zwei Jahre Revue passieren zu<br />
lassen und Kontakte zu pflegen. Erfreulicherweise<br />
hatten auch einige der<br />
Referenten die Zeit gefunden, an der<br />
Abschlussfeier teilzunehmen und sich<br />
von »ihren« Teilnehmern zu verabschieden.<br />
Wie schon die Zyklen zuvor, zeichnete<br />
sich auch diese Strukturierte Fortbil<br />
Berufsständisches<br />
Abschlussfeier der<br />
Strukturierten Fortbildung Implantologie<br />
Im Rahmen einer kleinen Feierstunde am 16. April 2008 im Maritim-Stadthotel in Hannover fanden<br />
zwei Zyklen der Strukturierten Fortbildung Implantologie ihren feierlichen Abschluss<br />
Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf und der wissenschaftliche<br />
Leiter der Strukturierten Fortbildung, Professor Dr.<br />
Dr. Henning Schliephake<br />
foto: m. BeHring<br />
foto: lusH / dreamstime.com<br />
dung Implantologie durch einen hohen<br />
Leistungsstand und ein ausgesprochen<br />
kollegiales – fast schon freundschaftliches<br />
– Miteinander aus.<br />
Die nachstehenden Teilnehmer<br />
konnten ihre Zertifikate in Empfang<br />
nehmen:<br />
Dr. Edzard Bleis, Dr. Michael Bode, Dr.<br />
Claudia Dick, Martin Dierksmeier, Markus<br />
Frank, Dr. Markus Friedrich, Christoph<br />
Friese, Ines Gennermann, Thomas<br />
Haase, Dirk Haesloop, Dr. Susanne Heberer,<br />
Sabrina Kohnke, Helene Kraft, Dr.<br />
Sabine Krettek, Dr. Michael Kroschel,<br />
Ulrike Lattmann, Dr. Marcus Leutloff,<br />
Dr. Jörg Liefke, Kerstin Lorbeer, Dr. Vok<br />
Ärzte müssen für Fahrten<br />
in einem mit Autoradio ausgestatteten<br />
Privatwagen<br />
von der Wohnung zum Arbeitsplatz<br />
keine zusätzliche<br />
Rundfunkgebühr bezahlen.<br />
Zu diesem Schluss kommt<br />
das Verwaltungsgericht<br />
Stuttgart in einem aktuellen<br />
Urteil:<br />
ke Meyer, Dr. Horst Meyer, Karima Milcke,<br />
Carsten A. Minkus, Ingo Nedderhut,<br />
Thomas Nordbruch, Dr. Christina<br />
Oerding, Regine Overbeck, Dr. Annette<br />
Peter, Dr. Beate Reida, Sigrid Richter, Dr.<br />
Michael Saridakis, Dr. Stefan Scheinert,<br />
Dr. Johannes Schinz, Dr. FranzJosef<br />
Schraad, Meike Schüddekopf, Volkhard<br />
Simoneit, Dr. Cornelia StaschAlbers,<br />
Andrea Steffers, Dr. Heike Taubmann,<br />
Carsten Tischler, Per Vogelsang, Falk<br />
Walpuski<br />
Wir gratulieren nochmals herzlich<br />
allen Teilnehmern zum erfolgreichen<br />
Abschluss! Gabriele König /<br />
Michael Behring l<br />
GEZ-Urteil<br />
Mit dem Privatwagen zur Praxis:<br />
Gericht sieht keine zusätzliche GEZ<br />
Pflicht für Autoradio<br />
Die 3. Kammer des Gerichts<br />
gab der Klage einer Ärztin<br />
statt, die sich juristisch gegen<br />
die Rundfunkgebühren<br />
gewehrt hatte (Az.: 3 K<br />
3393/07). Die Richter ließen jedoch die<br />
Berufung zu.<br />
Die Klägerin betreibt eine Facharztpraxis.<br />
Sie zahlt für ihre privat genutzten<br />
Rundfunkempfangsgeräte Gebühren.<br />
Im Sommer 2006 forderte der Südwestrundfunk<br />
(SWR) jedoch für den<br />
Zeitraum Dezember 1992 bis Juli 2006<br />
weitere Rundfunkgebühren (in Höhe<br />
von 798,23 Euro) für das in ihrem PKW<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 319
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
befindliche Radiogerät. Dieses Fahrzeug<br />
nutzt die Ärztin nur für Privatfahrten<br />
und für Fahrten zwischen ihrer<br />
Wohnung und ihrer Praxis; sie führt<br />
keine Hausbesuche durch. »Der SWR ist<br />
der Ansicht, die Fahrten zwischen Wohnung<br />
und Praxis stellten eine nicht private<br />
Nutzung dar. Dies führe zu einer<br />
Rundfunkgebührenpflicht des in ihrem<br />
PKW befindlichen Zweitgerätes«, informiert<br />
das Gericht in einer Mitteilung<br />
über die Argumente des SWR, welche<br />
die Kammer jedoch nicht überzeugten.<br />
Das Gericht führte aus, Zweitgeräte<br />
(Radio oder Fernseher) in Fahrzeugen<br />
seien nur dann rundfunkgebührenpflichtig,<br />
wenn die Fahrzeuge zu anderen<br />
als privaten Zwecken genutzt würden.<br />
Die Fahrten der Klägerin zwischen<br />
ihrer Wohnung und ihrer Praxis seien<br />
dem privaten Bereich zuzuordnen. Sie<br />
seien der eigentlichen Erwerbstätigkeit<br />
vorgelagert, dienten aber nicht unmittelbar<br />
beruflichen Zwecken. Wie<br />
und mit welchem Verkehrsmittel ein<br />
Berufstätiger zu seinem Arbeitsplatz<br />
gelange, sei in der Regel seine persönliche<br />
»private« Entscheidung. Erst mit<br />
der Ankunft am Arbeitsplatz werde der<br />
Arbeitnehmer, Gewerbetreibende,<br />
Selbständige oder Freiberufler von den<br />
Erfordernissen der Erwerbstätigkeit<br />
bestimmt. Das Wort »privat« grenze in<br />
dieser Gegenüberstellung die Privatangelegenheiten<br />
von denen der Erwerbstätigkeit<br />
ab. Deshalb fielen Fahrten<br />
in einem mit Autoradio ausgestatteten<br />
Privatwagen des Rundfunkteilnehmers<br />
von der Wohnung zum<br />
Arbeitsplatz unter die Zweitgerätefreiheit<br />
(auch bei wechselnden Einsatzorten<br />
oder bei Fahrten zu Fortbildungen).<br />
www.facharzt.de, 7.5.2008 l<br />
320 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
§<br />
Häufig stellt sich Zahnärzten die Frage, in welchem Zeitraum<br />
»Schnelles Geld ist gutes Geld«<br />
Verwirkung von Honoraransprüchen gegen<br />
Patienten<br />
nach Vornahme einer Behandlung sie ihre erbrachten Leistungen<br />
gegenüber ihren Privatpatienten abrechnen müssen. Der Einwand<br />
der Verjährung, auf den sich ein Vertragspartner grundsätzlich<br />
nach Ablauf von 3 Kalenderjahren nach Fälligwerden des Anspruchs<br />
berufen kann, ist aus rechtlichen Gründen in diesen Fällen nämlich<br />
grundsätzlich irrelevant<br />
RA Christian<br />
Gerdts<br />
foto: privat<br />
Dies ist darauf zur<br />
ü ck z uf ühren,<br />
dass die Fälligkeit<br />
der zahnärztlichenHonorarforderung<br />
gemäß § 10 Abs. 1<br />
GOZ erst eintritt, wenn eine<br />
Rechnung erteilt worden ist.<br />
Folge: Wird keine Rechnung<br />
erteilt, droht keine Verjährung.<br />
Dies kann zu dem skurrilen<br />
Ergebnis führen, dass<br />
derjenige Zahnarzt, der vergisst, seine<br />
Leistungen gegenüber den Patienten<br />
abzurechnen, nicht mit dem Verlust<br />
seiner Forderung rechnen muss, da die<br />
Patienten sich nicht erfolgreich auf eine<br />
Verjährung berufen können.<br />
Die Rechtsprechung hat den Patienten<br />
jedoch in einer Vielzahl von Entscheidungen<br />
die Möglichkeit eingeräumt,<br />
sich in Einzelfällen auf eine so<br />
genannte »Verwirkung« der Forderung<br />
seines Zahnarztes zu berufen. Unter<br />
welchen Voraussetzungen dies erfolgreich<br />
gelingen kann bzw. welche Maßgaben<br />
der Zahnarzt zu beachten hat,<br />
um eine Verwirkung und<br />
den damit drohenden Verlust<br />
seiner Forderung auszuschließen,<br />
steht dabei<br />
jedoch nicht eindeutig fest.<br />
Zum Teil wird bereits bei<br />
einem Zeitraum von drei<br />
Monaten zwischen Zeitpunkt<br />
der Behandlung und<br />
der Rechnungslegung eine<br />
Verwirkung diskutiert.<br />
Diesbezüglich kommt ein aktueller<br />
Beschluss des Oberlandesgerichts (OLG)<br />
Nürnberg vom 9.1.2008 (AZ: 5 W<br />
2508/07) zu einem rechtlich gut nachvollziehbaren<br />
Ergebnis: Hiernach sind<br />
Honoraransprüche eines Arztes oder<br />
Zahnarztes jedenfalls dann verwirkt,<br />
wenn dieser mit der Stellung seiner Honorarrechnung<br />
mehr als drei Jahre zuwartet,<br />
nachdem der Patient die Behandlung<br />
unter Berufung auf deren<br />
angebliche Fehlerhaftigkeit unter Androhung<br />
gerichtlicher Schritte abgebrochen<br />
und den Arzt dazu aufgefordert<br />
hat, keine Rechnung zu stellen.<br />
Das OLG hatte sich mit folgender<br />
Ausgangslage auseinanderzusetzen:<br />
Der Kläger, der eine Praxis und Tagesklinik<br />
für Mund, Kiefer und Gesichtschirurgische<br />
Operationen betrieb,<br />
behandelte den Beklagten mit<br />
Implantaten. Der Patient brach die Behandlung<br />
jedoch ab, behauptete die<br />
Fehlerhaftigkeit der Behandlung und<br />
drohte sodann gerichtliche Schritte an,<br />
sollte der Kläger eine Rechnung über<br />
die Behandlung stellen wollen.<br />
N a c h d e m<br />
die möglicherweisebestehendenSchadensersatzansprüche<br />
des Patienten<br />
nach<br />
drei Jahren verjährt<br />
waren, erstellte<br />
der Kläger<br />
zwei Teil<br />
Zum Teil wird bereits<br />
bei einem Zeitraum von<br />
drei Monaten zwischen<br />
Zeitpunkt der Behand-<br />
lung und der Rech-<br />
nungslegung eine Ver-<br />
wirkung diskutiert
echnungen über insgesamt<br />
62.879,96 Euro für die von<br />
ihm behaupteten Leistungen<br />
und forderte diese von<br />
dem Patienten ein.<br />
Das OLG konnte jedoch<br />
keinen Anspruch des Klägers<br />
feststellen und wies darauf<br />
hin, dass der Kläger seine<br />
Honorarforderung unter<br />
Verstoß gegen Treu und<br />
Glauben (§ 242 BGB) illoyal<br />
verspätet geltend gemacht<br />
habe und damit die Honorarforderung<br />
gegen den Patienten jedenfalls verwirkt<br />
sei. Für eine Verwirkung im Sinne<br />
des § 242 BGB müssen das sog. Zeitmoment,<br />
Umstandsmoment und eine besondere<br />
Schutzwürdigkeit vorliegen. Innerhalb<br />
dieser juristischen Kategorien<br />
hatte das OLG seine Entscheidung begründet.<br />
Für den juristischen Laien<br />
»übersetzt« droht Verwirkung einer<br />
Honorarforderung nach den Argumenten<br />
des OLG jedenfalls dann, wenn folgende<br />
Punkte vorliegen:<br />
l Abrechnung einer zahnärztlichen<br />
Tätigkeit nicht nach Quartalsende<br />
bzw. nicht spätestens nach Ablauf<br />
des Kalenderjahres, in dem die abzurechnende<br />
Tätigkeit stattgefunden<br />
hat, solange kein »sachlicher<br />
Grund« für eine erst danach erfolgte<br />
Abrechnung vorliegt.<br />
l Vorliegen einer vielschichtigen und<br />
komplizierten Behandlung, bei der<br />
der Patient die Rechnung später aufgrund<br />
des Zeitablaufes nicht mehr<br />
nachvollziehen und auf ihre Richtigkeit<br />
hin untersuchen kann, gerade<br />
hinsichtlich einzeln geltend gemachter<br />
Posten.<br />
l Entstehen eines Vertrauensschutzes<br />
zugunsten des Patienten, da dieser<br />
bei überlangem Zuwarten mit<br />
Rechnungsstellung darauf vertrauen<br />
kann, dass er nicht mehr in Anspruch<br />
genommen wird.<br />
Liegen diese Punkte vor, so besteht<br />
zumindest die Gefahr der Verwirkung<br />
der Honorarforderung. Die in der zugrunde<br />
liegenden Entscheidung dargelegte<br />
Ansicht des OLG hält den Arzt zu<br />
einer einigermaßen zeitnahen Abrechnung<br />
an, wie sie bei korrektem und<br />
Ob eine geltend<br />
gemachte Honorarforderungerfolgreich<br />
durchgesetzt<br />
werden kann, muss<br />
also nach wie vor<br />
einzelfallabhängig<br />
überprüft werden<br />
ordnungsgemäßem<br />
Ablauf des<br />
Praxisbetriebes<br />
ohnehin allgemein<br />
üblich ist.<br />
Abweichungen<br />
hiervon aus konkreten<br />
sachlichen<br />
Gründen bleiben<br />
weiterhin möglich.<br />
Dies bedeutet<br />
jedoch, dass<br />
grundsätzlich im<br />
Sinne einer »korrekten und ordnungsgemäßen«<br />
Führung eines Praxisbetriebes<br />
die Rechnungsstellung Quartalsweise<br />
oder jedenfalls am Ende eines<br />
Kalenderjahres erfolgen sollte.<br />
Diese Entscheidung reiht sich ein in<br />
eine Reihe vorher ergangener Urteile<br />
bei vergleichbaren Ausgangslagen.<br />
Nach einem Urteil des LG Frankfurt<br />
(12.2.1997, AZ: 2/16 S 201/96, 216 S<br />
201/96) wurde beispielsweise eine<br />
Rechnungsstellung von (»nur«) zwei<br />
Jahren nach der Behandlung nicht als<br />
zu spät angesehen; allerdings wurde<br />
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass<br />
es eine Obliegenheit des Zahnarztes/<br />
Arztes sei, die Rechnung »alsbald« zu<br />
stellen, um den Einwand der Verwirkung<br />
zu vermeiden. Auch das OLG Düsseldorf<br />
(Urteil vom 9.7.1992, AZ: 8 U<br />
111/91) hat in seiner Entscheidung klar<br />
gemacht, dass ein Zahnarzt verpflichtet<br />
ist, innerhalb einer »angemessenen<br />
Frist« die Rechnung zu erstellen, um<br />
den Einwand der Verwirkung für sich<br />
auszuschließen.<br />
Ob eine geltend gemachte Honorarforderung<br />
erfolgreich durchgesetzt<br />
werden kann, muss also nach wie vor<br />
einzelfallabhängig überprüft werden.<br />
Dies sollte durch einen kompetenten<br />
juristischen Berater geschehen, um unnötige<br />
Rechtsstreitigkeiten und zusätzliche<br />
Kosten, die im Fall eines Unterliegens<br />
in einem gerichtlichen Verfahren<br />
drohen, zu vermeiden.<br />
Rechtsanwalt Christian Gerdts, Hamburg l<br />
informiert<br />
über<br />
Neue<br />
Urteile<br />
zum 2,3fachen<br />
Steigerungssatz<br />
bei analog bewertetenRekonstruktionen<br />
in Schmelz-<br />
Dentin-Adhäsivtechnik<br />
Beihilfestellen versuchen,<br />
auch unter Bezugnahme auf<br />
einen Hinweis des Bundesministeriums<br />
des Innern<br />
(BMI), die Beihilfefähigkeit<br />
von analog bewerteten Rekonstruktionen<br />
in SchmelzDentinAdhäsivtechnik<br />
auf den 1,5fachen Steigerungssatz zu<br />
beschränken und die Akzeptanz eines<br />
höheren Steigerungssatzes an eine patientenbezogene<br />
Begründung zu<br />
knüpfen.<br />
Die willkürliche Begrenzung auf<br />
den 1,5fachen Steigerungssatz im Rahmen<br />
analog erfolgter Bewertung entbehrt<br />
jedoch gebührenrechtlich jeder<br />
Grundlage.<br />
In diesem Sinn hat bereits das VG<br />
Hannover entschieden (Az.: 13 A 6420<br />
/06, Urteil vom 19.12.2006, s. ZKN Mitteilungen<br />
4/2007, S. 258. Das Urteil ist<br />
noch nicht rechtskräftig, da beim OVG<br />
Lüneburg Berufung eingelegt wurde).<br />
Ebenso hat der VGH BadenWürttemberg<br />
(Az.: 4 S 2090/05, Urteil vom<br />
27.6.2007) zu dieser Thematik unter anderem<br />
wie folgt ausgeführt:<br />
»Auch speziell im Fall der analogen<br />
Anwendung der Gebührenpositionen<br />
216 und 217 GOZ besteht kein Anlass, die<br />
Begründungspflicht des § 10 Abs. 3 Satz<br />
1 GOZ über seinen Wortlaut hinaus zu<br />
erweitern oder den Steigerungsfaktor<br />
entsprechend der Ansicht der Beklag<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 321
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
ten generell auf das 1,5fache zu beschränken.«<br />
...<br />
»Eine Abweichung von der in § 5 Abs.<br />
2 GOZ vorgesehenen Art der Gebührenbemessung<br />
rechtfertigt auch nicht die<br />
Tatsache, dass das Bundesministeriums<br />
des Innern nach Mitteilung der<br />
Beklagten durch Rundschreiben vom<br />
8.7.2005 (Az.: D I 5 213 1001/13) die Hinweise<br />
zum Gebührenrecht in den Beihilfevorschriften<br />
des Bundes geändert<br />
hat und im Anhang 1 Hinweis 8 zu § 5<br />
Abs. 1 BhV den Hinweis 2.2 nunmehr dahingehend<br />
ergänzt hat, dass die Aufwendungen<br />
für Kompositfüllungen<br />
bzw. Füllungen in der SchmelzDentin<br />
Adhäsivtechnik alternativ auch als analoge<br />
Bewertungen nach den Positionen<br />
215 bis 217 GOZ dem Grunde nach<br />
322 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
als beihilfefähig anerkannt werden<br />
können, allerdings nur ein Steigerungsfaktor<br />
von höchstens 1,5 als angemessen<br />
angesehen werde. Denn derartigen<br />
Hinweisen oder Rundschreiben<br />
kommt für die Beurteilung der Rechtslage<br />
keine ausschlaggebende Bedeutung<br />
zu (vgl. OVG Münster, Beschluss<br />
vom 8.3.2006, a.a.O., sowie BVerwG,<br />
Urteil vom 24.11.1988, a.a.O.).«<br />
In der zuletzt ergangenen Entscheidung<br />
des VG Würzburg (Az.: W 1 K 07.<br />
1363, Urteil vom 4.3.2008) »... sieht die<br />
Kammer indes keine Notwendigkeit,<br />
bei einer analogen Anwendung der<br />
entsprechenden GOZZiffern« (zum<br />
2,3fachen Steigerungssatz) »stets eine<br />
besondere Begründung zu verlangen,<br />
da die analoge Berechnung schon zur<br />
Voraussetzung hat, dass die tatsächlich<br />
erbrachte Leistung der in der GOZ beschriebenen<br />
Leistung, die analog angewendet<br />
werden soll, nach Art, Kostenund<br />
Zeitaufwand gleichwertig ist.«<br />
Auch bei analog gemäß § 6 Abs. 2<br />
GOZ bewerteten Leistungen steht also<br />
der Gebührenrahmen nach Maßgabe<br />
des § 5 GOZ vollumfänglich zur Verfügung.<br />
Die Stellungnahme zur Gebührenordnung<br />
für Zahnärzte (GOZ) »Der Steigerungssatz<br />
analog bewerteter Rekonstruktionen<br />
in Schmelz-Dentin-Adhäsivtechnik«<br />
des GOZAusschusses der ZKN<br />
steht Ihnen im Fach 3 des GOZHandbuches<br />
der ZKN auf unserer Internetseite<br />
zum Downloaden zur Verfügung.<br />
Dr. Michael Striebe<br />
Vorsitzender des GOZ-Ausschusses<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> l<br />
Die Berechnung zahntechnischer Leistungen<br />
§ 9 GOZ Ersatz von Auslagen für<br />
zahntechnische Leistungen<br />
Neben den für die einzelnen zahnärztlichen<br />
Leistungen vorgesehenen<br />
Gebühren können als Auslagen die<br />
dem Zahnarzt tatsächlich entstandenen<br />
angemessenen Kosten für zahntechnische<br />
Leistungen berechnet<br />
werden, soweit diese Kosten nicht<br />
nach den Bestimmungen des Gebührenverzeichnisses<br />
mit den Gebühren<br />
abgegolten sind.<br />
§ 10 GOZ Fälligkeit und Abrechnung<br />
der Vergütung; Rechnung<br />
(Auszug)<br />
(1) Die Vergütung wird fällig, wenn<br />
dem Zahlungspflichtigen eine dieser<br />
Verordnung entsprechende Rechnung<br />
erteilt worden ist.<br />
(2) Die Rechnung muss insbesondere<br />
enthalten:<br />
5. bei Ersatz von Auslagen nach § 9<br />
den Betrag und die Art der einzelnen<br />
Auslage sowie Bezeichnung, Gewicht<br />
und Tagespreis verwendeter Legierungen,<br />
Kostenerstattende Stellen privat krankenversicherter<br />
Patienten unternehmen<br />
bisweilen immer noch den Versuch,<br />
den Anspruch des Zahnarztes auf<br />
Auslagenersatz für zahntechnische<br />
Leistungen auf die Tarife des Bundeseinheitlichen<br />
Leistungsverzeichnisses<br />
(BEL) zu begrenzen.<br />
Das BEL ist eine Höchstpreisliste und<br />
folgt einer zwischen den Spitzenverbän<br />
Die BEB bildet sehr viel<br />
umfangreicher die moderne<br />
Zahntechnik ab, es handelt<br />
sich nicht um eine starre<br />
Preisliste, vielmehr gestattet<br />
sie den Laborinhabern<br />
durch die Vorgabe von Planzeiten<br />
für die einzelnen<br />
zahntechnischen Leistungen,<br />
deren Preise aufgrund<br />
individueller Bedingungen<br />
zu kalkulieren<br />
den der Krankenkassen und dem Verband<br />
Deutscher ZahntechnikerInnungen<br />
geschlossenen Vereinbarung. Es<br />
umfasst gemäß § 88 Sozialgesetzbuch<br />
Fünftes Buch (SGB V) die im Rahmen der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung abrechnungsfähigen<br />
zahntechnischen<br />
Leistungen. Das BEL stellt somit keine<br />
vollständige Aufstellung aller denkbaren<br />
zahntechnischen Leistungen dar,<br />
sondern orientiert sich im Gleichklang<br />
mit den zahnärztlichen Leistungen gemäß<br />
§ 28 SGB V am Notwendigen, Ausreichenden<br />
und Zweckmäßigen und<br />
folgt dem strengen Diktat des Wirtschaftlichkeitsgebots<br />
in § 12 SGB V. Derartige<br />
Kriterien sind als Grundlage eines<br />
privaten Behandlungsvertrages, der<br />
auf einen sehr guten Behandlungsstandard<br />
abzielt, ungeeignet.<br />
Daher verfolgt die vom Verband<br />
Deutscher ZahntechnikerInnungen<br />
zusammengestellte Bundeseinheitliche<br />
Benennungsliste für zahntechnische<br />
Leistungen (BEB) einen anderen<br />
gedanklichen Ansatz.<br />
Die BEB bildet sehr viel umfangreicher<br />
die moderne Zahntechnik ab, es<br />
handelt sich nicht um eine starre Preisliste,<br />
vielmehr gestattet sie den Labo
inhabern durch die Vorgabe von Planzeiten<br />
für die einzelnen zahntechnischen<br />
Leistungen, deren Preise aufgrund<br />
individueller Bedingungen zu<br />
kalkulieren. Die BEB unterliegt aufgrund<br />
der Einführung neuer technischer<br />
Verfahren der ständigen Weiterentwicklung<br />
und stellt somit keine abgeschlossene<br />
Auflistung dar.<br />
Der Verordnungsgeber hat über § 9<br />
und § 10 Abs. 2 Ziffer 5 GOZ hinausgehende<br />
Regelungen zum Auslagenersatz<br />
für zahntechnische Leistungen<br />
nicht vorgenommen. Insofern ist der<br />
Begriff der Angemessenheit nicht mit<br />
einem fiktiven Wirtschaftlichkeitsgebot<br />
ähnlich dem in der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung unterlegt, sondern<br />
auf die Schwierigkeit, den Zeitaufwand<br />
und die an den Zahntechniker<br />
gerichteten Anforderungen abzustellen.<br />
Zu beachten ist allerdings, dass im<br />
Verhältnis Versicherungsgeber/nehmer<br />
vertraglich vereinbarte Beschränkungen<br />
bestehen können (siehe hierzu<br />
die Stellungnahme der ZKN zur Gebührenordnung<br />
»Sachkostenliste«, die Ihnen<br />
als PDF zum Download auf unserer<br />
Homepage www.zkn.de im Fach 3 des<br />
GOZHandbuches der ZKN zur Verfügung<br />
steht).<br />
Eine aktualisierte Zusammenstellung<br />
von Urteilen, die die Auffassung<br />
des GOZAusschusses der ZKN stützen,<br />
finden Sie ebenfalls in der Stellungnahme<br />
»Ersatz von Auslagen für zahntechnische<br />
Leistungen« im Fach 3 des GOZ<br />
Handbuches der ZKN auf unserer Internetseite.<br />
Ob diese rechtliche Konstellation<br />
nach der anstehenden Reform des<br />
zahnärztlichen Gebührenrechts noch<br />
Bestand haben wird, erscheint nach<br />
derzeitigem Kenntnisstand zumindest<br />
fraglich. Dr. Michael Striebe<br />
Vorsitzender des GOZ-Ausschusses<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> l<br />
foto: dr. k.-H. düvelsdorf<br />
<strong>Information</strong><br />
im<br />
Mittelpunkt<br />
Kammervorstand<br />
referiert Aktuelles<br />
in den Regionen<br />
Über Schwerpunkte der<br />
geleisteten wie der künfti-<br />
gen Kammerarbeit infor-<br />
mierte der Vorstand der ZKN<br />
im April und Mai in landesweiten<br />
Veranstaltungen die<br />
Zahnärztinnen und Zahnärzte<br />
in <strong>Niedersachsen</strong><br />
Dr. Michael<br />
Ebeling referiert<br />
zum aktuellen<br />
Stand der GOZ-<br />
Novellierung<br />
Das Interesse an den aktuellen<br />
Themen »Qualitätsmanagement«<br />
und »GOZ<br />
Novellierung« hatte entsprechend<br />
große Räumlichkeiten<br />
notwendig werden lassen. In<br />
Hannover füllte sich der große Hörsaal<br />
der MHH gleich zweimal. Präsident Dr.<br />
Michael Sereny und die jeweils anwesenden<br />
Mitglieder des Kammervorstandes<br />
stellten sich den Fragen der<br />
Kollegen zu allen Kammerangelegenheiten.<br />
Was läuft in der Kammer?<br />
Präsident Dr. Sereny moderierte die<br />
Veranstaltungen und gab vorab einen<br />
Überblick über einige wesentliche Aufgaben,<br />
die der Kammervorstand in der<br />
ersten Hälfte seiner Amtszeit voran gebracht<br />
oder bereits abgeschlossen hat<br />
und das, obwohl die Kammer nach der<br />
letzten Wahl für unregierbar gehalten<br />
wurde. Die nach Jahren erheblicher<br />
Turbulenzen und Rechtsunsicherheit<br />
erfolgreiche Konsolidierung des Altersversorgungswerkes<br />
war dafür sicher<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 323
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
lich an erster Stelle zu nennen. Aber<br />
auch die arbeitsintensive Durchführung<br />
der Aktualisierung der Fachkunde<br />
bzw. Kenntnisse im Strahlenschutz,<br />
sowohl für Zahnärztinnen und Zahnärzte,<br />
wie auch für viele Tausend Mitarbeiterinnen,<br />
letztere sogar im kostengünstigen<br />
und zeitsparenden OnlineVerfahren,<br />
erschien ebenso erwähnenswert,<br />
wie die zahlreichen<br />
Kurse des Hygienebeauftragten der<br />
Kammer, PD Dr. Werner Kullmann, zur<br />
Vorbereitung auf die Anforderungen<br />
des Gesetzgebers. Der Präsident stellte<br />
in diesem Zusammenhang auch die<br />
umfangreiche und kurzfristige Hilfestellung<br />
der Kammer bei den zahlreichen<br />
Praxisbegehungen in verschiedenen<br />
Regionen dar. Es gab in <strong>Niedersachsen</strong><br />
bereits sehr viele Praxisbegehungen,<br />
die aber dank der Hilfe der<br />
Kammer unspektakulär und souverän<br />
von den betroffenen Kolleginnen und<br />
Kollegen gemeistert werden konnten.<br />
Für die Schulung der Auszubildenden<br />
bot die Kammer im Vorfeld der Prüfungen<br />
Vorbereitungskurse im Fach Abrechnung<br />
an, die umfangreich genutzt<br />
wurden. Auch die Arbeit der Akademie<br />
(ZAN) mit ihrem breiten Fortbildungsangebot<br />
und den curricularen Fortbildungen<br />
in mehreren Bereichen nimmt<br />
eine sehr positive Entwicklung. Der<br />
Zahnärztetag <strong>Niedersachsen</strong>Bremen,<br />
in diesem Jahr am 30.8. in Osnabrück<br />
hat sich etabliert. Die Ablösung der<br />
kaum noch zeitgemäßen ZMFFortbildung<br />
durch deutlich praxisbezogenere<br />
Kurse zur Zahnmedizinischen Prophylaxefachkraft<br />
(ZMP) zeigt große Akzeptanz<br />
und weitere Nachfrage. Präsident<br />
Sereny dankte seiner Vorstandskollegin<br />
Frau Sabine Steding und seinen<br />
Vorstandskollegen, den Mitarbeitern<br />
der Kammer, wie auch den auf allen<br />
Ebenen sich engagierenden »Ehrenamtlichen«,<br />
ohne die eine Bewältigung<br />
immer umfangreicherer Aufgaben der<br />
Kammer nicht möglich wäre.<br />
Umfassende Hilfe für die Praxis –<br />
Z-PMS <strong>Niedersachsen</strong><br />
Einer der Bereiche, Qualitätsmanagement,<br />
der die Praxen aufgrund der verschiedenen<br />
Gesetze und Verordnun<br />
324 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Auch mit Lob und Dank<br />
wurde erfreulicherweise nicht gespart.<br />
Zitat:<br />
»Hier arbeiten Kollegen für Kollegen«<br />
gen mit scheinbar noch unübersehbaren<br />
Aufgaben konfrontiert, beschäftigt<br />
natürlich auch die Kammer in erheblichem<br />
Maße. Gilt es doch, die Praxen<br />
auf die Anforderungen vorzubereiten,<br />
die von außen zunehmend an sie herangetragen<br />
werden. Hierzu stellte der<br />
zuständige Referent im Vorstand der<br />
ZKN, Dr. Jürgen Reinstrom, das Zahnärztliche<br />
PraxisManagementSystem<br />
(ZPMS) der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
vor. Dieses interaktive EDVgestützte<br />
ManagementSystem wurde in<br />
den letzten Monaten zusammen mit<br />
sechs anderen Landeszahnärztekammern<br />
und deren verbundenen KZVen<br />
weiterentwickelt und für <strong>Niedersachsen</strong><br />
individualisiert. ZPMS <strong>Niedersachsen</strong><br />
ist das Angebot der Kammer an alle,<br />
die bisher noch kein anderes QM<br />
Sys tem eingeführt haben. Es kann Hilfestellung<br />
in allen Bereichen geben,<br />
mit denen sich die Praxen per Gesetz<br />
auseinander zu setzen haben. Jede Praxis<br />
kann die übersichtlichen, umfangreichen,<br />
fundierten Hilfen in dem Maße<br />
nutzen, wie sie es für notwendig erachtet.<br />
Dr. Reinstrom stellte die Grundprinzipien,<br />
den Aufbau und die Möglichkeiten<br />
des ZPMS <strong>Niedersachsen</strong> dar. Der<br />
Vortrag war bewusst nur eine Vorstellung<br />
des Systems, für eine Implementierung<br />
in den Praxen wird es spezielle<br />
Einarbeitungskurse geben, die im Angebot<br />
der Kammer selbstverständlich<br />
enthalten sind. Die Kosten des Systems<br />
und dessen Aktualisierungen werden<br />
allein von den Anwendern getragen<br />
und belasten den Kammerhaushalt<br />
nicht. Derzeit gibt es bereits über 700<br />
Anmeldungen bei weiter steigender<br />
Tendenz.<br />
Warum zwei Systeme für<br />
<strong>Niedersachsen</strong>?<br />
Da nahezu zeitgleich auch die KZVN ein<br />
eigenes »QM« vorgestellt hatte, lag die<br />
Frage nach dem »warum« und nach<br />
den Unterschieden nur allzu nahe. Zur<br />
Erklärung des »warum« konnte von<br />
Seiten der Kammer wenig Erklärendes<br />
gesagt werden, da die KZVN einseitig<br />
und ohne Angabe von Gründen dem<br />
ursprünglichen Einvernehmen für ein<br />
gemeinsames System eine klare Absage<br />
erteilt hatte. Die für diesen Bereich<br />
ja primär zuständige Kammer musste<br />
sich daraufhin umorientieren. Es sollte<br />
ein Konzept einer einheitlichen Lösung<br />
für alle Bereiche der Praxisführung<br />
sein, die auch äußerer Kontrolle unterliegen.<br />
Mit dem gemeinsamen ZPMS<br />
von sieben Landeszahnärztekammern<br />
konnte ein überzeugendes Angebot<br />
entwickelt werden. Das beinhaltet zum<br />
einen die ab Ende 2010 nachzuweisende<br />
Einführung eines praxisinternen<br />
Qualitätsmanagements, darüber hinaus<br />
aber auch die Bereiche Hygiene<br />
Management, ArbeitssicherheitsManagement<br />
und weiteres. Integrativer<br />
Bestandteil ist dabei das bereits in den<br />
meisten Praxen eingeführte Praxishandbuch<br />
der ZKN, das derzeit gerade<br />
aktualisiert wird. Mit diesen Hilfen<br />
kann jede Praxis allen Anforderungen<br />
auch des Gesundheitsamtes, des Gewerbeaufsichtsamtes,<br />
der Berufsgenossenschaft<br />
etc. ruhig entgegensehen.<br />
Der »QMNAVI« der KZVN ist dagegen<br />
kein EDVSystem, sondern lediglich<br />
eine Sammlung von WordDateien<br />
(»Papier«). Es ist ein TeilModul eines<br />
auf dem privaten Markt angebotenen<br />
ManagementSystems und dient allein<br />
der Vorbereitung auf die Abfrage eines<br />
PraxisQMS nach SGB V. Eine ausführlichere<br />
Darstellung der Thematik kann<br />
auf der InternetSeite der ZKN (www.<br />
zkn.de) abgerufen werden.<br />
Was bringt die neue GOZ?<br />
Bevor der Vizepräsident der ZKN, Dr.<br />
Michael Ebeling, zum aktuellen Stand<br />
der GOZNovellierung referieren konnte,<br />
informierte Präsident Sereny die<br />
Teilnehmer der Veranstaltung über die<br />
aktuellen Verhandlungen der KZBV mit<br />
dem PKVVerband zur Integration der<br />
künftigen BasistarifVersicherten in<br />
die Abrechnungswege der KZVen. Er<br />
äußerte Sorge über die Aussicht, dass<br />
dieser Teil der Privatversicherten durch<br />
eine Vereinbarung nicht mehr nach<br />
GOZ und nicht mehr im Rahmen der<br />
Kostenerstattung abgerechnet, sondern<br />
nach Tarifen der GKV quasi ins anonyme<br />
Sachleistungssystem der KZ Ven<br />
überführt werden könnte. Mittlerwei
le hat sich die Vertreterversammlung<br />
der KZVN aber eindeutig und geschlossen<br />
gegen solche Pläne ausgesprochen.<br />
Dr. Ebeling stellte in seinem Referat<br />
umfangreich die Teile des GOZEntwurfes<br />
dar, die derzeit schon vorliegen. Er<br />
bedauerte, Bote überwiegend schlechter<br />
Nachrichten sein zu müssen, denn<br />
alle Teile des Entwurfes lassen erkennen,<br />
dass das Bundesgesundheitsministerium<br />
weniger die Erfordernisse einer<br />
modernen Zahnmedizin im Sinn<br />
hat, sondern die möglichst weitgehende<br />
Zusammenführung von privater<br />
und gesetzlicher Versicherung anstrebt.<br />
Das wäre die Einheitsversicherung<br />
durch die Hintertür. Dabei würden<br />
unter Missachtung der Vorgaben<br />
des Zahnheilkundegesetzes sowohl die<br />
berechtigten Interessen der Zahnärzte<br />
als auch die der Patienten weitgehend<br />
außer Acht gelassen. Das Primat der<br />
»Kostenneutralität« gefährdet dabei<br />
eine zu erbringende und erwartete<br />
Qualität der Arbeit durch ungenügende<br />
Zeitvorgaben und andere Einschränkungen.<br />
Der Referent stellte die umfangreichen<br />
Bemühungen der BZÄK dar, hier<br />
mit aller gegebenen Kompetenz Korrekturen<br />
einzubringen. Letztendlich ist<br />
der Erlass einer GOZ jedoch eine Verordnung<br />
des Gesundheitsministeriums<br />
unter Ulla Schmidt, die keiner Zustimmung<br />
eines Parlamentes, lediglich<br />
des beauftragenden Kabinetts und der<br />
Ministerpräsidenten der Länder bedürfe.<br />
GOZ – HOZ<br />
Dem gegenüber hat die Zahnärzteschaft<br />
in Zusammenarbeit von standespolitischen<br />
Gremien, Wissenschaft<br />
und Fachgesellschaften einen eigenen<br />
Vorschlag erarbeitet: die Honorarordnung<br />
der Zahnärzte (HOZ). Die Leistungsbeschreibungen<br />
entsprechen im<br />
Gegensatz zum Entwurf des Ministeriums<br />
dem Stand moderner Medizin. Die<br />
Honorierung wurde durch umfangreiche<br />
nachvollziehbare Zeitmessstudien<br />
und betriebswirtschaftliche Analysen<br />
erarbeitet, die dadurch, zumindest als<br />
Basiswert, einer angemessenen Vergü<br />
tung gerecht werden kann. Diese HOZ<br />
ist der Maßstab, an dem sich jeder GOZ<br />
Entwurf messen lassen muss. Nicht<br />
nur das Wohl der Zahnärzte, auch das<br />
der zu versorgenden Patienten wird<br />
davon abhängen. Für den einzelnen<br />
Zahnarzt erhält insbesondere die Kostenkalkulation<br />
der HOZ besondere Bedeutung,<br />
da diese ihm ermöglicht, mit<br />
individuellen Praxisparametern die<br />
betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten<br />
seiner Praxis zu ermitteln. Er<br />
forderte die Kolleginnen und Kollegen<br />
auf, ihren eigenen Minutenwert mittels<br />
des Kalkulationsrasters zu ermitteln,<br />
um eindeutige, betriebswirtschaftliche<br />
Argumente für eine Honorargestaltung<br />
auch unter einer neuen<br />
Gebührenordnung zu erhalten. Auch<br />
hierzu kann die InternetSeite der ZKN<br />
oder der BZÄK aufgerufen werden.<br />
Dr. Ebeling zeigte an Beispielen die<br />
problembehafteten Bereiche des GOZ<br />
Entwurfes auf. Immer wieder zeigten<br />
sich Verbiegungen in Richtung eingeschränkter<br />
Zahnmedizin nach Sozialgesetzbuch:<br />
wirtschaftlich, ausreichend,<br />
notwendig, zweckmäßig.<br />
Öffnungsklausel<br />
Ein besonderes Kapitel stellt die vorgesehene<br />
»Öffnungsklausel« dar, die Versicherungen<br />
und Beihilfe Sonderverträge<br />
mit einzelnen Zahnärzten und<br />
Gruppen ermöglichen soll. Auch hier<br />
werden die Regelungen der GOZ außer<br />
Kraft gesetzt, verbunden mit einer Reihe<br />
von wenig absehbaren Folgen. Für<br />
foto: dr. m. sereny<br />
Zwei Fotos, die allen<br />
Anwesenden auf<br />
den Veranstaltungen<br />
sicher im Gedächtnis<br />
sind<br />
Arzt und Patient wird es<br />
überwiegend eine Beschränkung<br />
der Rechte und Möglichkeiten<br />
bedeuten, bei Zunahme<br />
der Abhängigkeiten. Freie Arztwahl<br />
und individuelle Regelungsmöglichkeiten<br />
werden fortfallen. Allein die<br />
Versicherungen werden davon absehbar<br />
profitieren.<br />
Der Vizepräsident kündigte an, dass<br />
die ZKN rechtzeitig vor Inkrafttreten einer<br />
neuen GOZ flächendeckende Veranstaltungen<br />
zum Thema organisieren<br />
werde. Die Referenten werden<br />
dann verlässliche, detaillierte Fakten<br />
darstellen können. Von Seiten der Politik<br />
ist zu hören, dass die GOZ nicht<br />
mehr im Jahre 2008 in Kraft treten werde<br />
(aktuell heißt es sogar, es könnte ohnehin<br />
erst nach der Bundestagswahl<br />
2009 sein). Für die Praxen gelte es, sich<br />
bereits jetzt auf die sich ändernde Situation<br />
vorzubereiten.<br />
Positive Resonanz<br />
Auch wenn der Vorstand nicht nur angenehme<br />
Nachrichten überbringen<br />
konnte, zeigten sich die Teilnehmer der<br />
Veranstaltungen doch überwiegend<br />
zufrieden mit den <strong>Information</strong>en und<br />
mit der verständlichen Darstellung. In<br />
vielen Gesprächen nach dem offiziellen<br />
Ende der Veranstaltungen haben<br />
Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit<br />
genutzt, ihre eigenen Probleme<br />
oder Anregungen den Vorstandsmitgliedern<br />
nahe zu bringen. Auch mit Lob<br />
und Dank wurde erfreulicherweise<br />
nicht gespart. Zitat »Hier arbeiten Kollegen<br />
für Kollegen«. Dem werden wir<br />
gerne weiter gerecht.<br />
Dr. Michael Ebeling l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 325
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Hartsubstanzverlust am Kronenrand<br />
Nicht-kariöse zervikale Läsionen<br />
Der bisher unvermeidliche Randspalt technischer Kronen im Bereich der Präparationsgrenze ist<br />
ein beispielsweise in zahnärztlichen Sachverständigengutachten immer wieder beliebtes Thema.<br />
Der Randspalt wird regelmäßig als eines der wesentlichen Kriterien für die Qualität der<br />
zahnmedizinischen, nicht nur zahntechnischen Versorgung eines Zahnes mit einer technischen<br />
Krone genannt, obwohl die zahnmedizinischen Auswirkungen der Dimension dieses Randspaltes<br />
eigentlich gar nicht bekannt sind<br />
Dr. Dr. Klaus<br />
Oehler<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
Unvermeidlicher<br />
Randspalt<br />
Als Folge eines »zu großen«<br />
Randspaltes (was ist das?)<br />
werden immer wieder Karies<br />
am Randspalt und entzündliche<br />
Auswirkungen auf die<br />
Gingiva genannt. Nur fehlt die<br />
wissenschaftliche Evidenz für<br />
die Größenordnung, ab der<br />
ein Randspalt Karies oder<br />
Zahnfleischentzündungen<br />
vermehrt auslöst bzw. bis zu der Karies<br />
und Zahnfleischentzündungen weniger<br />
häufig auftreten und innerhalb<br />
welcher Zeit. Das hindert aber nicht,<br />
dass immer wieder beispielsweise in<br />
Gutachten Größenordnungen genannt<br />
werden, ab der Kronen wegen des<br />
Bild 1: Notdienstpatient; Krone bei Zahn 14 seit ca. 16 Monaten<br />
inkorporiert<br />
326 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Randspaltes als zu erneuernd angesehen<br />
werden, selbst wenn keine zusätzlichen<br />
krankhaften Veränderungen am<br />
Zahn oder am Zahnfleisch im Bereich<br />
dieser Problemzone festzustellen sind.<br />
Leider ist viel zu wenig bekannt, dass<br />
schon auf der OrlandoKonferenz 1987<br />
konstatiert worden ist, dass das Vorliegen<br />
eines Randspaltes allein kein Kriterium<br />
für eine Neuversorgung darstellt<br />
.1<br />
Nicht-kariöser Hartsubstanzverlust<br />
am Kronenrand<br />
Hier soll auf ein bislang wenig bekanntes<br />
und leider unerforschtes, weil selten<br />
beschriebenes Phänomen hingewiesen<br />
werden, dass die Größe des<br />
Randspaltes schon innerhalb kurzer<br />
fotos: dr. dr. k. oeHler<br />
Zeitspannen nach Eingliederung erheblich<br />
beeinflussen kann: den Hartsubstanzverlust<br />
am gingivanahen Kronenrand<br />
infolge keilförmiger Defekte<br />
und/oder Erosion. Erosion und/oder<br />
Abrasion können innerhalb weniger<br />
Monate erhebliche Größenordnungen<br />
annehmen und den Randspalt bei Kronen<br />
bis zu einem Millimeter und darüber<br />
hinaus vergrößern. Wenn dann<br />
noch bei der Präparation des Zahnes an<br />
den axialen Zahnflächen beispielsweise<br />
Aufbaufüllungen mit Zement gelegt<br />
werden mussten, um evtl. untersichgehende<br />
Bereiche auszugleichen, ist es<br />
durchaus verständlich, dass diese Defektneubildungen<br />
eine Sondierung<br />
des Randspaltbereiches manchmal bis<br />
weit unter die technische Zahnkrone<br />
Bild 2: Vertretungspatient, Kronen bei Zahn 24 und Zahn 25<br />
seit ca. 20 Monaten inkorporiert
zulassen, wenn sich der Zement auswäscht.<br />
Auch muss sich das »klassische<br />
Bild« eines keilförmigen Defektes mit<br />
einer nahezu senkrecht zur Zahnachse<br />
stehenden koronalen Defektfläche<br />
nicht zeigen, zumal sich nach Präparation<br />
für die Aufnahme einer technischen<br />
Krone unterhalb dieser Krone<br />
selten noch Schmelz befindet. Das klinische<br />
Bild muss somit keineswegs<br />
dem bekannten Aussehen dieser nichtkariösen<br />
zervikalen Läsionen folgen.<br />
Aufgrund unserer bei neuen Patienten<br />
nahezu routinemäßig angefertigten<br />
Fotodokumentation konnten wir<br />
42 Patienten mit diesem Phänomen<br />
rückwirkend bis zum Jahre 2000 ermitteln,<br />
worunter sich auch Patienten<br />
aus anderen Praxen (Notdienst, Vertretung)<br />
befunden haben. Anamnestisch<br />
fiel einzig auf, dass die Mehrzahl dieser<br />
Patienten angab, sich sportlich überdurchschnittlich<br />
stark und/oder häufig<br />
(mehr als dreimal pro Woche wenigstens<br />
eine Stunde) zu betätigen, wobei<br />
hierbei von Aerobic bis zum Marathonläufer,<br />
von Boxamateuren bis zu Basketballprofis<br />
viele Sportarten und nahezu<br />
jede Aktivität vertreten war.<br />
Das Phänomen wurde bei gingivanahen<br />
Rändern aller Kronenarten entdeckt<br />
(Vollgusskronen, Teilkronen, Teleskopkronen,<br />
Keramikkronen). Es gab<br />
Bild 3: Notdienstpatient; Krone an Zahn 16 vor ca. 24 Monaten<br />
inkorporiert<br />
keinen auffälligen Bezug zu einzelnen<br />
Zahngruppen.<br />
Das Phänomen wurde an einzelnen<br />
Zähnen, aber auch im Bereich aller Kronen<br />
bei Patienten, deren gesamter<br />
Zahnbestand überkront war, gefunden.<br />
Bevorzugt waren vestibuläre Zahnbereiche.<br />
Letzteres könnte möglicherweise<br />
mit den heute üblichen »Sportgetränken«<br />
bzw. deren Säurehaltigkeit in<br />
Verbindung gebracht werden.<br />
Der Zeitraum der Ausbildung dieser<br />
Defekte nach Eingliederung der Kronen/Brücken<br />
bis zu ihrer Entdeckung<br />
reichte bei den von uns dokumentierten<br />
Fällen anamnestisch von 12 Monaten<br />
bis zu mehreren Jahren. Alle Fälle<br />
waren in diesem auffälligen Defektbereich<br />
frei von Karies.<br />
Aus diagnostischer Unsicherheit<br />
hinsichtlich kariöser Veränderungen<br />
unterhalb der Kronen haben auch wir<br />
nach Feststellung deutlich unterfahrbarer<br />
Kronenränder anfänglich den Patienten<br />
zur Erneuerung der Kronen geraten,<br />
auch wenn keine weiteren Beschwerden<br />
wie zum Beispiel thermische<br />
Überempfindlichkeit angegeben<br />
wurden. Da wir aber nach Entfernung<br />
der Kronen in keinem Fall Karies in dem<br />
sondierbaren Bereich feststellen konnten,<br />
beobachten und kontrollieren wir<br />
nach eingehender Aufklärung seit Jah<br />
ren diese Patienten in kurzen Abständen<br />
und intervenieren erst, wenn weitere<br />
pathologische Veränderungen<br />
hinzukommen. Die Entfernung solcher<br />
Kronen war seit dieser abwartenden<br />
Vorgehensweise in weniger als zehn<br />
Prozent der Zähne erforderlich und dabei<br />
kein Mal wegen kariöser Veränderungen.<br />
Randspalt in Gerichtsgutachten<br />
Wir haben ca. 2000 Gerichtsgutachten<br />
bei Streitigkeiten über zahnmedizinische<br />
Sachverhalte nachuntersucht. Etwas<br />
mehr als die Hälfte befasste sich<br />
mit der Fragestellung, ob eine prothetische<br />
Versorgung dem zahnmedizinischen<br />
Standard entsprach. Davon wieder<br />
wurden nahezu die Hälfte der Fälle<br />
aufgrund von »Randspaltungenauigkeiten«<br />
(oder ähnlichen Bezeichnungen)<br />
allein ohne weiteres Hinzutreten<br />
anderer Mängel als erneuerungsbedürftig<br />
angesehen. Dabei war regelmäßig<br />
das als überholt anzusehende<br />
»Handwerkermodell« der Zahnmedizin<br />
in den Gutachten zu erkennen, wobei<br />
nur zwei Mal jeweils nach spezieller<br />
Aufforderung durch das Gericht der<br />
Gutachter die wissenschaftliche Problematik<br />
des unvermeidlichen Randspaltes<br />
diskutierte. Erst recht nicht<br />
wurde die Relation zwischen unver<br />
Bild 4: Pa-Sonde unterfährt problemlos den Kronenrandbereich;<br />
Krone wird seit 4 Jahren regelmäßig kontrolliert; keine zusätzlichen<br />
pathologischen Veränderungen<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 327
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
meidlichem Randspalt und Bakteriengröße<br />
betrachtet. Die Grenzziehungen<br />
für diese Randspaltgröße wurde ausnahmslos<br />
individuell gutachterlich bestimmt,<br />
und folgende Formulierungen<br />
aus verschiedenen Gutachten können<br />
als beispielhaft für die Einschätzung<br />
der Randspaltproblematik durch Gutachter<br />
angesehen werden:<br />
»Es muss doch eine Grenzziehung<br />
für den Randspalt geben.«<br />
»Je schlechter der Randschluss, desto<br />
kürzer die Verweildauer (Lebensdauer)<br />
der Krone im Mund des Patienten.«<br />
In mehr als 90 Prozent dieser Gutachten<br />
wurde regelhaft auf die Veröffentlichung<br />
von DreyerJørgensen 2 aus<br />
den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts<br />
als richtungweisend hingewiesen,<br />
obwohl diese Arbeit sich ausschließlich<br />
mit materialkundlichen Aspekten<br />
des Kronenrandes befasst und<br />
weder eine klinische Ableitung dieses<br />
Wertes angegeben hat noch angeben<br />
wollte. Diese Arbeit wird in großen Teilen<br />
der deutschsprachigen Literatur<br />
zur Passgenauigkeit von Kronen immer<br />
wieder kritiklos als Maßstab angewendet.<br />
3<br />
Man sollte bei gutachterlichen Äußerungen<br />
– nicht nur zum Kronenrand<br />
– davon ausgehen können, dass die<br />
Quellen wissenschaftlicher Zitate auch<br />
das Hergeben, wofür sie angeführt<br />
werden. Dazu müssten die Quellen allerdings<br />
auch gelesen worden sein. Leider<br />
kann man sich dessen nicht sicher<br />
sein, wie viele wissenschaftliche Arbeiten,<br />
die diesen Bereich tangieren ausweisen;<br />
zuletzt noch eine Dissertation<br />
über das technische Vorgehen bei der<br />
328 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Beurteilung von Randspalten aus dem<br />
Jahre 2008, in der ausgeführt wird: »So<br />
forderte DreyerJørgensen 1958 Randspalten<br />
von unter 50 μm, da bei dieser<br />
Dimension erfahrungsgemäß keine<br />
Randkaries aufträte.« Nicht nur die<br />
wissenschaftlich untersuchte Realität<br />
von Randspalten und Randspaltkaries<br />
weist diese These als unzutreffend aus.<br />
Dass sich auch bei »perfekt« passenden<br />
Kronen Randkaries entwickeln<br />
kann, wenn die Plaquekontrolle ungenügend<br />
ist 4, ist schon lange bekannt.<br />
In keinem Gutachten wurde überhaupt<br />
die mögliche Veränderung der<br />
Randspaltgröße durch nichtkariöse<br />
Läsionen wie keilförmige Defekte oder<br />
Erosionen erwähnt, obwohl auf dieses<br />
Phänomen – wenn auch selten – hingewiesen<br />
wird in wissenschaftlichen Veröffentlichungen<br />
5 und sogar im deutschsprachigen<br />
Internet (hier wenigstens<br />
zwei Mal).<br />
Dieses hier beschriebene Phänomen<br />
ist ein weiterer Hinweis darauf, dass<br />
die Qualität zahnärztlicher Arbeit sich<br />
ohne Kenntnis des Ausgangsbefundes<br />
nicht durch Parameter bestimmen<br />
lässt, die einfach metrisch zu ermitteln<br />
sind und über deren Validität und Spezifität<br />
keine gesicherten, evidenzbasierten<br />
Untersuchungen vorhanden<br />
sind. Leider wird häufig »einleuchtenden«<br />
Einschätzungen der Vorrang eingeräumt<br />
vor wissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />
auch wenn der wissenschaftliche<br />
Nachweis für »post hoc, ergo<br />
propter hoc« für ein anstehendes<br />
zahnärztliches Problem selten erbracht<br />
ist und somit ebenso selten gilt, außer<br />
bei nachgewiesenen typischen Geschehensabläufen.<br />
6 Es gibt halt einen Un<br />
1 Kerschbaum, T., Kronen und brücKen – LangzeiTergebnisse und Konsequenzen, s. 386, in: KoecK, b., Praxis der<br />
zahnheiLKunde bd. 5, urban & Fischer, münchen 1999<br />
2 dreyer-Jorgensen, K., PrüFungsergebnisse zahnärzTLicher gussverFahren, dzz 58/461<br />
3 seTz, J., schwicKeraTh, h., werKsToFFKundLiche asPeKTe, s. 202; in: KoecK, b., Praxis der zahnheiLKunde bd. 5,<br />
Kronen- und brücKenProTheTiK, urban & Fischer verLag, münchen 1999<br />
4 noacK, m. J., haaK, r., wichT, m. J., seKundärKaries – PrävenTion und TheraPie, die quinTessenz 10/04, s. 1076<br />
5 meyer-LücKeL, h., KieLbassa a. m., der KeiLFörmige deFeKT – FehLbeLasTung oder bürsTabrasion, s. 49 F, deuTscher<br />
zahnärzTeKaLender 2002, dzäv<br />
6 sTegers, c.-m, hansis, m., aLberTs, m., scheuch, s., der sachversTändigenbe weis im arz ThaFTungsrechT, s. 69,<br />
c. F. müLLer verLag, heideLberg 2002<br />
7 becK-bornhoLdT, h.-P., dubben, h.-h., der schein der weisen – irrTümer und FehLurTeiLe im TägLichen denKen,<br />
s. 8, hoFFmann und camPe verLag, hamburg 2001<br />
terschied zwischen »wenndannLogik«<br />
und Wahrscheinlichkeitslogik, den<br />
auch Sachverständige und Gerichte<br />
nicht verdrängen sollten, damit Urteile<br />
nicht auf diesem Denkfehler beruhen. 7<br />
Ob ohne umfassende Kenntnis<br />
zahnmedizinischer Phänomene ein<br />
Gutachter in seinen schriftlichen Ausführungen<br />
diskutieren sollte, ob der<br />
von ihm nachuntersuchte Zahnersatz<br />
»nobelpreiswürdig« ist oder nicht, mag<br />
jeder für sich selbst entscheiden.<br />
Dr. Dr. K. Oehler l<br />
Virtuelle Brücke<br />
Die Zahnärztinnen und Zahnärzte in<br />
den Praxen wissen es schon lange.<br />
Nur die Verantwortlichen in der KZBV<br />
wollen es immer noch nicht wahr haben.<br />
Das Festzuschusssystem im<br />
Zahnersatzbereich ist ein bürokratisches Monsterwerk,<br />
das uns Zeit und Geld kostet und weder<br />
von Patienten noch Praxen und deren Mitarbeiterinnen<br />
verstanden wird.<br />
Beispiel gefällig? Neulich hatte ich einen Notfall<br />
in der Praxis, der eine zusammenhängende<br />
Brücke von 21 bis 27 in der Hand hielt. Da alle Pfeiler<br />
gesund und die Brücke intakt war, dauerte die<br />
ReZementierung nur kurz. Auch der Heil und<br />
Kostenplan war schnell erstellt. Bema 95b (Wiedereinsetzen<br />
Brücke mit mehr als zwei Anker) und<br />
Festzuschuss 6.8 fünf Mal (Zähne 21, 23, 24, 25, 27).<br />
Vier Wochen später war der Heil und Kostenplan<br />
wieder zurück. Falsche Bema Position. Wir hätten<br />
die Brücke gedanklich teilen müssen, beschied<br />
uns die KZV. In eine Brücke von 21 bis 23, eine Einzelkrone<br />
auf 24 und eine weitere Brücke von 25 bis<br />
27. Macht zweimal Bema 95a plus einmal Bema<br />
24a. Die Festzuschüsse bleiben. Die wirklich nett<br />
gemeinte Empfehlung der KZV dazu hieß: »Verfahren<br />
Sie immer so, als würden sie ein solche Brücke<br />
neu beantragen«.<br />
Das werde ich beim nächsten Mal tun. Dann<br />
bekommt der Patient gleich den Festzuschuss für<br />
eine Modellgussprothese, denn zufällig fehlten 17<br />
und 18 Haben Sie’s verstanden? Klasse, dann freuen<br />
wir uns am besten gemeinsam auf die von der<br />
KZBV angestrebte Ausweitung des Festzuschusssystems<br />
auf andere Leistungsbereiche.<br />
Dr. Holger Neumeyer<br />
SH-Aktuell, 29.4.2008 l
foto: stiftung Hilfswerk deutscHer zaHnärzte<br />
------------<br />
Hilfe<br />
für Birma!<br />
------------<br />
Der verheerende Wirbelsturm<br />
Nargis hat in Myanmar<br />
(Birma) mindestens<br />
78.000 Menschen in den<br />
Tod gerissen. Dies sind die<br />
offiziellen Zahlen der Regierung. Weitere<br />
rund 58.000 Menschen werden noch<br />
vermisst. Nichtregierungsorganisationen<br />
gehen jedoch von fast 100.000 Toten<br />
aus. Die Hilfsmaßnahmen für die<br />
betroffenen Menschen, die jetzt so nötig<br />
gebraucht werden, laufen nach wie<br />
vor schleppend. Immer noch werden<br />
ausländische Helfer behindert oder ihnen<br />
wird die Einreise verweigert. Betroffen<br />
von den Zerstörungen sind auch<br />
die vom HDZ unterstützten Don Bosco<br />
Einrichtungen, die sich vor allem in Birma<br />
um die Belange benachteiligter Kinder<br />
und Jugendlicher kümmern.<br />
Trotz der totalen Zerstörung der Infrastruktur<br />
(Brücken, Bahnschienen,<br />
Straßen, Telefonleitungen, etc.) haben<br />
sich Don Bosco Mitarbeiter auf den<br />
Weg in das Krisengebiet gemacht, um<br />
den Menschen vor allem mit Medikamenten<br />
und Lebensmitteln zu helfen.<br />
Dabei erfolgt der Transport zum Teil<br />
über die Nachbarländer, da dank des<br />
weltweiten Don Bosco Netzwerkes<br />
schnell Hilfe über Indien und Thailand<br />
organisiert werden konnte. Das Hilfswerk<br />
Deutscher Zahnärzte hat zur Unterstützung<br />
dieser zuverlässigen Hilfsmassnahmen<br />
eine Soforthilfe von<br />
30.000 Euro zur Verfügung gestellt.<br />
Der Wiederaufbau von Schulgebäuden<br />
und den zerstörten Infrastrukturen<br />
wird wohl erst in einigen Monaten<br />
fertig sein. Um die lokalen Projektschäden<br />
zu beseitigen und wieder zu einem<br />
einigermaßen normalen Leben<br />
zurück zu finden, ruft das HDZ die Kollegenschaft<br />
auf, die langfristige direkte<br />
Hilfe zugunsten der geschädigten<br />
Bevölkerung Myanmars mit Spenden<br />
zu unterstützen.<br />
Eine unermesslich große Hilfe, die<br />
den Menschen in diesem Moment zugute<br />
kommt, ist die Nähe und Ansprechbarkeit<br />
der Don Bosco Mitarbeiter/innen,<br />
da diese pädagogische, psychologische<br />
und pastorale Ausbildungen<br />
haben und so wenigstens einen<br />
Teil zur Trauer und Traumabewältigung<br />
beitragen können.<br />
Spendenkonto:<br />
000 4444 000 (BLZ 250 906 08)<br />
Apo- und Ärztebank, Hannover<br />
Verwendung: Myanmar l<br />
Aktuelles und<br />
neue Rechtsprechung<br />
zum<br />
zahnärztlichen<br />
Haftpflichtrecht<br />
2008<br />
Im Folgenden soll in loser Folge<br />
einschlägige Rechtsprechung vorgestellt<br />
werden, die zwar keine<br />
atemberaubenden, neue Wege<br />
weisenden Aspekte enthält, die aber<br />
mit aktuellen Urteilen bekannte<br />
und bewährte Grundsätze des Zahnarzthaftpflichtrechtes<br />
untermauert<br />
Univ.-Prof.<br />
Dr. Dr. Ludger<br />
Figgener<br />
foto: privat<br />
Dass im konkreten<br />
Einzelfall trotz einer<br />
festgestellten<br />
Sorgfaltspflichtverletzung<br />
und<br />
trotz einer mangelhaften Aufklärung<br />
des Patienten dieser<br />
keinen Haftungsanspruch gegen<br />
seinen Zahnarzt zugesprochen<br />
bekam, mag im ersten<br />
Augenblick verwundern,<br />
erscheint aber nach Kenntnis<br />
der Sachverhaltsdetails als<br />
schlüssig und korrekt.<br />
Das Thüringer Oberlandesgericht in<br />
Jena hatte folgenden Fall zu entscheiden:<br />
bei einem Patienten war ein Weisheitszahn<br />
entfernt worden. Kurz darauf<br />
klagte er über ein Taubheitsgefühl<br />
im Bereich der rechten Zungenhälfte,<br />
woran sich auch im weiteren Verlauf<br />
nichts mehr änderte. Wie sich herausstellte,<br />
war während der Operation<br />
durch eine Leitungsanästhesie der Nervus<br />
lingualis traumatisiert worden,<br />
was beim Patienten zu unkontrolliertem<br />
Speichelfluss und zu Zungenbissverletzungen<br />
führte. Zudem behinderte<br />
ihn das Taubheitsgefühl beim Essen<br />
und Sprechen.<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 329
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Dafür wollte der Patient den behandelnden<br />
Zahnarzt zur Verantwortung<br />
ziehen, weil dieser im Vorfeld keine<br />
Röntgenaufnahme gemacht habe, was<br />
sich als Behandlungsfehler darstelle,<br />
und darüber hinaus weil er nicht über<br />
das Risiko einer dauerhaften Schädigung<br />
des Zungennervs durch eine Leitungsanästhesie<br />
aufgeklärt habe.<br />
Das Oberlandesgericht Jena wies<br />
die Klage des Patienten auf Schadenersatz<br />
und Schmerzensgeld ab. Dadurch,<br />
dass der Zahnarzt vor der Extraktion<br />
des Weisheitszahnes keine Röntgendiagnostik<br />
erstellt habe, sei ihm zwar<br />
ein Behandlungsfehler unterlaufen, so<br />
die Richter. Doch hätten Röntgenaufnahmen<br />
die Verletzung des Zungennervs<br />
nicht verhindern können, da dieser<br />
auf solchen Bildern gar nicht zu erkennen<br />
sei. Auch bei korrekter Vorgehensweise<br />
könne es zu Schädigungen<br />
des Nervus lingualis zum Beispiel bei<br />
einer abnormen Lage kommen. Dieses<br />
Restrisiko trage der Patient, so das Gericht.<br />
Dass der Zahnarzt den Patienten vor<br />
der Operation nicht über das Risiko einer<br />
dauerhaften Schädigung des Zungennervs<br />
durch eine Leitungsanästhesie<br />
aufgeklärt habe, sei im vorliegenden<br />
Fall ebenfall unerheblich, da davon<br />
ausgegangen werden könne, dass auch<br />
bei durchgeführter Aufklärung der Patient<br />
sich für den Eingriff entschieden<br />
hätte.<br />
Diese Begründungen des Gerichts<br />
sind konsequent und haben gesicherte<br />
arzthaftungsrechtliche Aspekte zur<br />
Grundlage: Der Behandlungsfehler<br />
(unterlassene Röntgendiagnostik) war<br />
nicht kausal für den Schaden und bezüglich<br />
des Aufklärungsmangels konnte<br />
der Patient die Richter nicht davon<br />
überzeugen, dass er sich bei gehöriger<br />
Aufklärung anders entschieden haben<br />
würde (hypothetisches rechtmäßiges<br />
Alternativverhalten).<br />
(OLG Jena, Urteil vom 26. April 2006<br />
– 4 U 416/05 –)<br />
Dass andererseits eine nicht hinreichende<br />
Aufklärung trotz ordnungsgemäß<br />
durchgeführter Versorgung eines<br />
Patienten zu gravierenden Schadener<br />
330 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Den altbekannten Grundsatz,<br />
dass je weniger dringlich<br />
bzw. je weniger medizinisch<br />
indiziert eine Maßnahme ist,<br />
desto umfangreicher<br />
die Anforderungen an<br />
die Aufklärung sind, hat<br />
kürzlich noch einmal das<br />
Oberlandesgericht Hamm<br />
bestätigt<br />
satz und Schmerzensgeldansprüchen<br />
führen kann, zeigt der folgende Fall:<br />
Das Oberlandesgericht SachsenAnhalt<br />
hatte folgenden Fall zu entscheiden:<br />
bei einem Patienten war eine größere<br />
Zahnlücke zu versorgen. Dazu wären<br />
mehrere Alternativen (konkret:<br />
viergliederige, bogenförmige Brücke,<br />
implantatgetragene Einzelbrücken, herausnehmbare<br />
Prothese) in Betracht<br />
gekommen, die aus der exanteSicht<br />
eine gleichwertige Versorgungschance<br />
geboten hätten, für den Patienten aber<br />
deutlich unterschiedliche Beanspruchungen<br />
sowohl in behandlerischer<br />
wie in finanzieller Hinsicht bedeutet<br />
hätten.<br />
Über die Möglichkeit einer Implantatversorgung<br />
als eine Alternative war<br />
der Patient nicht aufgeklärt worden,<br />
sondern von dem Zahnarzt eigenmächtig<br />
einer der anderen Behandlungsmethoden<br />
unterzogen worden.<br />
Die Behandlung selbst war dann<br />
ordnungsgemäß durchgeführt worden.<br />
Der Patient indessen sah sich in<br />
seinem Selbstbestimmungsrecht verletzt.<br />
Das Oberlandesgericht SachsenAnhalt<br />
urteilte, dass, wenn zur zahnärztlichen<br />
Versorgung einer Zahnlücke<br />
mehrere ZahnersatzAlternativen in<br />
Betracht kommen, die aus exante<br />
Sicht eine gleichwertige Versorgungschance<br />
bieten, aber den Patienten<br />
deutlich unterschiedlich beanspruchen,<br />
der Zahnarzt seinen Patienten<br />
über diese Behandlungsalternativen<br />
aufzuklären und die Therapiewahl unter<br />
Berücksichtigung der subjektiven<br />
Gründe des Patienten vorzunehmen<br />
habe. Das Gericht sprach dem Patienten<br />
gegen den Zahnarzt einen Schmerzensgeldanspruch<br />
von 2000 Euro zu,<br />
da sein Selbstbestimmungsrecht da<br />
durch verletzt worden sei, dass der<br />
Zahnarzt eigenmächtig eine bestimmte<br />
Behandlungsmethode gewählt habe.<br />
(OLG SachsenAnhalt, Urteil vom 5.<br />
April 2004 – 1 U 105/03 –)<br />
Aus dieser Entscheidung wird wieder<br />
einmal deutlich, wie notwendig es<br />
ist, sich in der täglichen Praxis die Zeit<br />
für eine ausreichende Aufklärung zu<br />
nehmen, um sich vor eventueller Inanspruchnahme<br />
zu schützen.<br />
Den altbekannten Grundsatz, dass<br />
je weniger dringlich bzw. je weniger<br />
medizinisch indiziert eine Maßnahme<br />
ist, desto umfangreicher die Anforderungen<br />
an die Aufklärung sind, hat<br />
kürzlich noch einmal das Oberlandesgericht<br />
Hamm bestätigt.<br />
Ein Arzt hatte eine 36jährige Patientin<br />
vor einer Brustvergrößerung lediglich<br />
einen Belehrungsbogen unterzeichnen<br />
lassen und verharmlosend erklärt,<br />
es sei nur vorübergehend mit<br />
Schmerzen zu rechnen.<br />
Die Operation misslang. Die Brüste<br />
waren danach entstellt, und die Frau<br />
litt seitdem täglich unter stechenden<br />
Schmerzen.<br />
Das Oberlandesgericht Hamm entschied,<br />
dass vor einer Schönheitsoperation<br />
der Arzt verpflichtet sei, alle Nachteile<br />
und Risiken des Eingriffes schonungslos<br />
zu nennen. Im konkreten Fall<br />
habe der Arzt auf das Risiko lebenslanger<br />
Schmerzen hinweisen müssen. Der<br />
Arzt wurde zur Zahlung von 10.000 Euro<br />
Schmerzensgeld verurteilt. (OLG<br />
Hamm – 3 U 263/05 –)<br />
Die nächsten Entscheidungen betreffen<br />
den zahnärztlichen Notdienst.<br />
Sie sollen noch einmal die diesbezüglichen<br />
Pflichten in Erinnerung rufen und<br />
konkretisieren.<br />
Das Landesberufsgericht für Heilberufe<br />
beim Oberverwaltungsgericht für<br />
das Land NordrheinWestfalen in<br />
Münster hat in einer Entscheidung vom<br />
24.1.2007 – 13 A 2534/05.T – bestätigt,<br />
dass die Sorgfaltspflicht eines Zahnarztes<br />
regelmäßig eine Untersuchung eines<br />
Patienten, der sich nachts oder am<br />
Wochenende Hilfe suchend an ihn<br />
wendet, erforderlich macht und nur in<br />
Ausnahmefällen an die Stelle der Un
tersuchung und Behandlung eine telefonische<br />
Beratung mit entsprechenden<br />
therapeutischen Anweisungen<br />
treten könne.<br />
Die Eltern eines zehnjährigen Kindes<br />
hatten dessen starke Zahnschmerzen<br />
bereits durch Maßnahmen wie<br />
Kühlen, Munddusche, Anwendung von<br />
schmerzstillender Salbe und letztlich<br />
durch die Verabreichung von Paracetamol<br />
zu lindern versucht, was aber ohne<br />
Erfolg blieb. Sie wandten sich nachts an<br />
eine zum Notdienst eingeteilte Zahnärztin<br />
mit der Bitte um Behandlung ihres<br />
Kindes – allerdings vergeblich.<br />
Das Berufsgericht erteilte der Zahnärztin<br />
wegen der nicht persönlich<br />
durchgeführten Untersuchung des<br />
Kindes einen Verweis wegen der Verletzung<br />
ihrer Berufspflicht und verhängte<br />
eine Geldbuße in Höhe von<br />
3000 Euro.<br />
Das dagegen angerufene Landesberufungsgericht<br />
für Heilberufe hat diese<br />
Entscheidung des Berufsgerichts bekräftigt.<br />
Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes<br />
Nordhrein<br />
Westfalen – 13 E 466/04.T – ist es bei auf<br />
einen Unfall zurückzuführenden Zahnschäden<br />
unerlässlich, dass sich ein<br />
Zahnarzt umgehend persönlich ein<br />
Bild vom Schaden an den Zähnen<br />
macht, weil die Zähne abgebrochen<br />
und/oder in den Kieferbereich gedrückt<br />
worden sein oder sonstige Verletzungen<br />
des Kiefers oder der Mundhöhle<br />
verursacht haben können und<br />
deshalb eine schnelle notfallmäßige<br />
Versorgung des Patienten durch den<br />
Zahnarzt, zu der beispielsweise auch<br />
eine Überweisung in eine Klinik gehören<br />
kann, zwingend geboten ist.<br />
Ein zahnmedizinischer Laie könne<br />
kaum oder gar nicht das Ausmaß von<br />
durch einen Sturz verursachten Zahnschäden<br />
und die Dringlichkeit zahnärztlicher<br />
Maßnahmen erkennen, was<br />
die Notwendigkeit einer persönlichen<br />
Begutachtung des Notfallopfers durch<br />
den Zahnarzt deutlich mache. Gerade<br />
darin liege auch der Zweck der telefonischen<br />
Kontaktaufnahme mit dem Notdienstzahnarzt<br />
und der Inanspruchnahme<br />
des zahnärztlichen Notdienstes<br />
bei sturzbedingten Zahnschäden.<br />
Anders gelagert war der folgende<br />
Fall und entsprechend anders beurteilt<br />
vom Berufsgericht wurden auch die<br />
notdienstärztlichen Pflichten.<br />
Ein Patient befand sich mit seinem<br />
PKW auf einer Autobahnfahrt, als ihn<br />
spätabends starke und nach seiner Einschätzung<br />
sofort behandlungsbedürftige<br />
Zahnschmerzen befielen. Seine<br />
Beifahrerin erreichte telefonisch die<br />
den Notdienst verrichtende Zahnärztin<br />
im Heimatort und teilte mit, dass<br />
der Patient in rund einer Stunde in der<br />
Praxis sein könne. Die Zahnärztin antwortete,<br />
dass der Patient besser von<br />
der Autobahn abfahren und sich in die<br />
Notdienstbehandlung eines vor Ort tätigen<br />
Zahnarztes begeben solle. Zu ihr<br />
brauche er nicht zu kommen.<br />
Entsprechend begab sich der Patient<br />
in den zahnärztlichen Notdienst einer<br />
in der Nähe der Autobahn gelegenen<br />
Stadt.<br />
Der verärgerte Patient beschwerte<br />
sich bei der <strong>Zahnärztekammer</strong>, die gegen<br />
die Zahnärztin ein berufsgerichtliches<br />
Verfahren einleitete.<br />
Die Zahnärztin hielt sich demgegenüber<br />
nicht verpflichtet, sich für die notärztliche<br />
Behandlung eines zum Zeitpunkt<br />
des Notfalles außerhalb des festgelegten<br />
Notfalldienstbezirks befindlichen<br />
Patienten bereit zu halten. Eine<br />
Verpflichtung, über Stunden auf einen<br />
nicht in der Nähe befindlichen Patienten<br />
zu warten, sei nicht erkennbar.<br />
Das Gericht folgte dieser Auffassung<br />
und stellte fest, dass eine Verletzung<br />
der Berufspflicht durch die Zahnärztin<br />
nicht vorliege. Das Gericht stellte<br />
fest, dass ein potentieller Notfallpatient,<br />
der in der Lage ist, noch rund 1<br />
Stunde über die Autobahn zu fahren,<br />
auch in der Lage ist, von der Autobahn<br />
abzufahren und sich dort in der Nähe<br />
zu einem zahnärztlichen Notdienst zu<br />
begeben.<br />
(Berufsgericht für Heilberufe Köln –<br />
36K 625/06.T –)<br />
Abschließend sei noch auf eine Entscheidung<br />
des Oberlandesgerichtes<br />
Hamm zur Zulässigkeit EDVgestützer<br />
Krankendokumentation hingewiesen.<br />
Das Gericht erkannte, dass jeder<br />
Arzt grundsätzlich zur Dokumentation<br />
verpflichtet sei. Diese Behandlungsdokumentation<br />
müsse aber nicht handschriftlich<br />
geführt werden, sondern<br />
könne auch über ein EDVProgramm<br />
erstellt werden. Dies sei zulässig und<br />
seit langem üblich. Prinzipielle Bedenken<br />
gegen eine solche Dokumentation<br />
bestünden jedenfalls grundsätzlich<br />
auch dann nicht, wenn das vom Arzt<br />
verwendete Computerprogramm nicht<br />
gegen nachträgliche Veränderungen<br />
gesichert sei. (Oberlandesgericht<br />
Hamm – 3 U 161/04 –)<br />
Leitsätze<br />
n Es gibt keinen »kassenzahnärztlichen Standard«.<br />
Der Zahnarzt schuldet dem Kassen<br />
wie dem Privatpatienten im Rahmen<br />
des Möglichen die aus zahnmedizinischer<br />
Sicht erforderliche Sorgfalt.<br />
(Oberlandesgericht Hamm –<br />
3 U 114/94 –)<br />
n Kommen zur zahnärztlichen Versorgung mehrere<br />
Alternativen des Zahnersatzes in<br />
Betracht, die aus exanteSicht eine<br />
gleichwertige Versorgungschance bieten,<br />
aber insbesondere eine deutlich<br />
unterschiedliche Beanspruchung des<br />
Patienten durch die Behandlung zur<br />
Folge haben (zum Beispiel konventionelle<br />
Prothetik vs. Implantatprothetik),<br />
so hat der Zahnarzt seinen Patienten<br />
über diese Behandlungsalternativen<br />
aufzuklären und die Therapiewahl unter<br />
Berücksichtigung der subjektiven<br />
Gründe des Patienten vorzunehmen.<br />
(Oberlandesgericht Sachsen-Anhalt,<br />
Urteil vom 5. April 2004 – 1 U 105/03 –)<br />
n Eine Maßnahme ist dann medizinisch notwendig,<br />
wenn die medizinischen Befunde<br />
und Erkenntnisse es im Zeitpunkt der<br />
Behandlung vertretbar erscheinen lassen,<br />
die Behandlung als notwendig anzusehen.<br />
(Bundesgerichtshof, Urteil vom<br />
8. Februar 2006 – IV ZR 131/05 –)<br />
n Der Patient kann bereits vor Beginn einer Behandlung<br />
auf Feststellung klagen, dass<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 331
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
bzw. ob seine Versicherung zur<br />
Übernahme der Kosten der in<br />
Aussicht genommenen Behandlung<br />
verpflichtet ist. Der<br />
Patient hat ein schützenswertes<br />
Interesse daran, schon vor<br />
Beginn der Behandlung zu erfahren,<br />
ob die Versicherung erstatten<br />
wird oder nicht.<br />
(Bundesgerichtshof,<br />
Urteil vom 8. Februar 2006 –<br />
IV ZR 131/05 – )<br />
n Die Unterlassung einer Röntgendiagnostik<br />
vor Extraktion eines<br />
Weisheitszahns stellt zwar einen<br />
Behandlungsfehler dar, der<br />
aber mangels röntgenologischer<br />
Darstellbarkeit des Nervus<br />
lingualis nicht ursächlich<br />
für eine Verletzung dieses Nerven<br />
sein kann.<br />
Auch bei erfolgter Aufklärung<br />
über das Risiko einer Verletzung<br />
des Nervus lingualis<br />
bei einer Weisheitszahnextraktion<br />
ist davon auszugehen, dass<br />
der Patient sich für den Eingriff<br />
entschieden hätte, wenn dieser<br />
alternativlos ist.<br />
(Oberlandesgericht Jena,<br />
Urteil vom 26. April 2006 –<br />
4 U 416/05 –)<br />
n Je weniger dringlich bzw. je weniger<br />
medizinisch indiziert eine Maß<br />
332 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
nahme ist, desto umfangreicher<br />
sind die Anforderungen an<br />
die Aufklärungspflicht. Vor einer<br />
Schönheitsoperation ist der<br />
Arzt verpflichtet, alle Nachteile<br />
und Risiken des Eingriffs schonungslos<br />
zu nennen. Auch auf<br />
das Risiko lebenslanger Schmerzen<br />
muss gegebenenfalls hingewiesen<br />
werden.<br />
(Oberlandesgericht Hamm –<br />
3 U 263/05 –)<br />
n Die Sorgfaltspflicht des Zahnarztes<br />
macht regelmäßig eine persönliche<br />
Untersuchung des Patienten,<br />
der sich nachts oder am<br />
Wochenende hilfesuchend an<br />
ihn wendet, erforderlich. Nur in<br />
Ausnahmefällen kann an die<br />
Stelle der Untersuchung und<br />
Behandlung eine persönliche<br />
telefonische Beratung mit entsprechenden<br />
therapeutischen<br />
Anweisungen treten.<br />
(Landesberufsgericht für Heilberufe<br />
beim Oberverwaltungsgericht<br />
für das Land NRW,<br />
Entscheidung vom 24. Januar<br />
2007 – 13A 2534/05. T –)<br />
n Bei auf einen Unfall zurückzuführenden<br />
Zahnschaden ist es unerlässlich,<br />
dass sich ein Notdienst<br />
tuender Zahnarzt umgehend<br />
persönlich ein Bild vom Scha<br />
Vorbereitungskurse für ZFA-Prüfung<br />
Dr. Karl-Heinz<br />
Düvelsdorf<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
Im April fanden Vorbereitungskurse<br />
in Abrechnung<br />
für die Sommerprüfung<br />
2008 der Zahmmedizinischen<br />
Fachangestellten<br />
statt .<br />
Diese wurden flächendeckend<br />
für ganz <strong>Niedersachsen</strong><br />
in den Orten Hannover, Braunschweig,<br />
Göttingen, Osnabrück,<br />
Oldenburg, Lüneburg<br />
an jeweils zwei Tagen freitags<br />
und samstags mit einer Woche Abstand<br />
durchgeführt.<br />
Dadurch soll erreicht werden, dass<br />
möglichst alle ZFA einen gleichmäßigen<br />
Wissensstand zur Prüfung aufweisen<br />
werden.<br />
Auch wird es als günstig angesehen,<br />
wenn die Abrechnung durch praktisch<br />
tätige Zahnärzte zusätzlich vermittelt<br />
wird, da an den berufsbildenden Schulen<br />
dieses Fach sehr häufig durch Gesundheitslehrer<br />
vermittelt wird.<br />
Die Kurse waren angelehnt an die<br />
realen Prüfungsverläufe der vergangenen<br />
Jahre, um den Schülern eine gute<br />
Einschätzung der auf sie zukommen<br />
den an den Zähnen macht.<br />
(Oberverwaltungsgericht für<br />
das Land NRW – 13 E 466/04.T –)<br />
n Ein Notdienst tuender Zahnarzt muss<br />
nicht über Stunden auf einen<br />
zum Zeitpunkt des Notfalls außerhalb<br />
des festgelegten Notfalldienstbezirkes<br />
befindlichen<br />
Patienten warten. Ein potentieller<br />
Notfallpatient, der noch<br />
über eine Stunde zum angerufenen<br />
Notdienstzahnarzt fahren<br />
müsste, ist auch in der Lage,<br />
von der Autobahn abzufahren<br />
und sich dort in der Nähe zu einem<br />
zahnärztlichen Notdienst<br />
zu begeben.<br />
(Berufsgericht für Heilberufe<br />
Köln – 36 K 625/06.T –)<br />
n Die ärztliche Behandlungsdokumentation<br />
muss nicht handschriftlich<br />
geführt werden, sondern kann<br />
auch über ein EDVProgramm<br />
erstellt werden. Prinzipielle Bedenken<br />
gegen eine solche Dokumentation<br />
bestehen jedenfalls<br />
grundsätzlich auch dann<br />
nicht, wenn das vom Arzt verwendete<br />
Computerprogramm<br />
nicht gegen nachträgliche Veränderungen<br />
gesichert ist.<br />
(Oberlandesgericht Hamm –<br />
3 U 161/04 –)<br />
Univ.-Prof. Dr. Dr. Ludger Figgener, Münster l<br />
den Prüfungssituation zu vermitteln.<br />
Dadurch konnte bei vielen Damen die<br />
Prüfungsangst abgebaut werden, die<br />
häufig Ursache für nicht optimale Ergebnisse<br />
ist.<br />
Diese Maßnahme wurde sehr positiv<br />
angenommen. Insgesamt konnten<br />
421 angehende ZFA geschult werden.<br />
Für die Zukunft ist angedacht worden<br />
auch für die anderen Prüfungsfächer<br />
solche Vorbereitungskurse durchzuführen.<br />
Dr. Karl-Heinz Düvelsdorf<br />
Vorstandsreferent für das Zahnärztliche<br />
Fachpersonal l
Verschärfte Kostenfalle<br />
Wann werden Zahlungen an die Künstlersozialkasse fällig?<br />
Immer mehr Zahnarztpraxen präsentieren sich im eigenen Internetauftritt. Doch was die wenigsten<br />
wissen: Unter Umständen werden dafür Abgaben an die Künstlersozialkasse (KSK) fällig<br />
Seit ihrer Einführung 1983 sorgt<br />
die KSK dafür, dass selbstständige<br />
Künstler und Publizisten<br />
einen ähnlichen Sozialversicherungsschutz<br />
genießen wie<br />
Arbeitnehmer. Doch der Finanzbedarf<br />
der KSK wird nur zur Hälfte aus Beiträgen<br />
der Versicherten gedeckt. Die andere<br />
Hälfte tragen die »Verwerter« – also<br />
die Auftraggeber von künstlerischen<br />
Leistungen – in Form der Künstlersozialabgabe,<br />
die in diesem Jahr 4,9 Prozent<br />
der Honorarzahlungen beträgt.<br />
Dadurch kann die KSK erhebliche Probleme<br />
verursachen, denn der Begriff des<br />
Künstlers ist weit gefasst: Von A wie<br />
Akrobat bis Z wie Zauberer geht die<br />
Bandbreite der diversen Tätigkeiten,<br />
für die eine Künstlersozialabgabe zu<br />
leisten ist.<br />
Dass für künstlerische Leistungen<br />
grundsätzlich eine Melde und Abgabepflicht<br />
besteht, ist trotz des langen<br />
Bestehens der KSK für viele noch unbekannt.<br />
Meldepflicht bedeutet, dass sich<br />
die Verwerter ohne besondere Aufforderung<br />
bei der KSK melden müssen.<br />
Trotzdem versäumt so mancher Auftraggeber,<br />
seine Praxis als künstlersozialpflichtiges<br />
Unternehmen anzumelden.<br />
Der Grund: Viele wissen gar nicht,<br />
dass sie Künstler beschäftigt oder beauftragt<br />
haben. Oftmals wissen die Beauftragten<br />
selbst nicht, dass für ihre<br />
Dienstleistungen eine Künstlersozialabgabe<br />
zu zahlen ist. Doch auch wenn<br />
der Künstler selbst nicht Mitglied der<br />
KSK ist, werden Abgaben fällig. Seit Juli<br />
2007 werden Verwerter verstärkt auf<br />
fehlende Zahlungen hingewiesen.<br />
Denn seitdem kümmert sich die Deutsche<br />
Rentenversicherung (DRV) um die<br />
Eintreibung der Künstlersozialabgabe.<br />
Aufgrund der flächendeckenden Überprüfung<br />
durch die DRV wurden zahlreiche<br />
Unternehmer – darunter auch<br />
Zahnärzte – auf versäumte Abgaben<br />
hingewiesen. Denn die KSK umfasst<br />
auch Leistungen, die von vielen Zahnärzten<br />
in Auftrag gegeben werden, wie<br />
die Gestaltung einer Internetseite oder<br />
eines InfoFlyers. Doch wann muss gezahlt<br />
werden? Laut Gesetz sind Unternehmer<br />
zur Künstlersozialabgabe verpflichtet,<br />
»die nicht nur gelegentlich<br />
Aufträge an selbstständige Künstler<br />
oder Publizisten erteilen, um deren<br />
Werke oder Leistungen für Zwecke ihres<br />
Unternehmens zu nutzen, wenn im<br />
Zusammenhang mit dieser Nutzung<br />
Einnahmen erzielt erden sollen«.<br />
Selbstständig bedeutet in diesem Zusammenhang,<br />
dass der Künstler freiberuflich<br />
tätig ist. Dies ist bei einer juristischen<br />
Person, wie zum Beispiel einer<br />
GmbH, nicht der Fall.<br />
Ob eine Künstlersozialabgabe zu<br />
zahlen ist oder nicht, hängt von der Regelmäßigkeit<br />
der erbrachten Leistungen<br />
ab. Ab welchem Zeitpunkt jedoch<br />
von einer Regelmäßigkeit gesprochen<br />
werden kann, muss im Einzelfall geklärt<br />
werden. Laut KSK ist der Begriff<br />
der Regelmäßigkeit »weit auszulegen«.<br />
Regelmäßige Aufträge lägen vor, wenn<br />
diese zu bestimmten Zeitpunkten oder<br />
Anlässen wiederkehrend, auch über<br />
den Zeitrahmen eines Jahres hinaus,<br />
erteilt würden. Hierunter fiele beispielsweise<br />
das regelmäßige Erstellen<br />
von Werbeprospekten.<br />
Außerdem sind Unternehmen abgabepflichtig,<br />
wenn sie Werbung betreiben.<br />
Doch was bedeutet das für<br />
Zahnärzte? Werbung im Sinne der KSK<br />
betreibt ein Zahnarzt zum Beispiel,<br />
wenn er einen Werbedesigner mit der<br />
Gestaltung und regelmäßigen Pflege<br />
der praxiseigenen Homepage beauftragt.<br />
Der Zahnarzt kann sich seiner<br />
Verpflichtung nicht entziehen, indem<br />
er Aufträge an unterschiedliche »Künstler«<br />
vergibt. Die Summe seiner Werbeaktionen<br />
ist ausschlaggebend.<br />
Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns l<br />
weiTere ausKünFTe bei der KünsTLersoziaLKasse:<br />
TeLeFon: (0 44 21) 75 43-9, Fax: (0 44 21) 75 43-711<br />
e-maiL: ausKunFT@KuensTLersoziaLKasse.de<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 333
BERUFSSTÄNDISCHES<br />
Zum Auftakt am frühen Samstagmorgen<br />
des 17. Mai in<br />
Hannover sprach die Landtagsabgeordnete<br />
der CDU<br />
Fraktion, Frau Annemarie<br />
Mundlos, welche als erste Gastrednerin<br />
einen Überblick über die CDUGesundheitspolitik<br />
gab.<br />
Frau Mundlos machte einleitend<br />
deutlich, dass die letzten Reformen auf<br />
dem GesundheitsSektor ein »gemeinsamer<br />
Erfolg« seien. Ob sie dabei die<br />
Ärzte und Zahnärzte einbezog, wurde<br />
an dieser Stelle nicht ganz deutlich. Immerhin<br />
konstatierte sie aber, dass man<br />
hier keine Reform »von oben nach<br />
unten«machen könne, denn es komme<br />
auf die an, »die es umsetzen müssen«.<br />
Sie bescheinigte dem deutschen Gesundheitssystem<br />
eine hervorragende<br />
Qualität und eine hohe Innovationskraft,<br />
die auch den WellnessBereich<br />
einschließe. Auch dass jeder 10. Beschäftigte<br />
hierzulande im Gesundheitsbereich<br />
tätig ist und man es ohne<br />
Zweifel mit einer WachstumsBranche<br />
zu tun habe, wurde von ihr hervorgehoben.<br />
Selbstverständlich fielen die Begriffe:<br />
Demographischer Wandel, Technischmedizinischer<br />
Fortschritt, EffizienzReserven.<br />
Eine Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen<br />
wurde von ihr gefordert<br />
und der Erhalt der Leistungsfähigkeit.<br />
Frau Mundlos konstatierte, dass die<br />
jüngste der rund 14 Reformen der letzten<br />
30 Jahre wohl die umfassendste sei<br />
und die CDU sich zugute hält, dabei ein<br />
Regulativ gewesen zu sein, welches<br />
Schlimmeres von Seiten der SPD verhindert<br />
habe.<br />
Ziele der CDU seien aber nach wie<br />
vor eine solidarische Finanzierung des<br />
Systems bei langfristiger Senkung der<br />
Beiträge (Lohnnebenkosten unter 40<br />
334 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Sprachen zu den Delegierten auf<br />
der KZVN-Vertreterversammlung:<br />
Annemarie Mundlos (CDU)<br />
und Kollege Dr. Wolfgang Eßer<br />
KZVN-Vertreterversammlung<br />
Interessante Gastredner / Einstimmige Beschlüsse<br />
Die Frühjahrs-Vertreterversammlung brachte keine heftigen Dispute, und die von beiden Fraktionen<br />
eingebrachten Anträge wurden einstimmig beschlossen.<br />
Prozent) und mehr Wettbewerb unter<br />
den Kassen zum Vorteil der Versicherten.<br />
Wobei das Ziel sein müsse: Beste<br />
Versorgung zu günstigsten Preisen. Als<br />
Beispiel wurde die Ausschreibung bei<br />
der Hilfsmittelversorgung angeführt.<br />
Richtigerweise wurde von Frau<br />
Mundlos kritisiert, dass die Verwaltungsausgaben<br />
der Krankenkassen in<br />
den letzten 10 Jahren um 92 Prozent gestiegen<br />
seien bei gleichzeitiger AusgabenReduktion<br />
im Bereich der Zahnmedizin<br />
um 29 Prozent. Wie sie selbst<br />
diese Tatsache bewertet und interpretiert,<br />
wurde nicht ganz deutlich. Immerhin<br />
bemerkte sie lakonisch in der<br />
Mitte ihrer interessant und lebhaft vorgetragenen<br />
Rede, dass die Reform als<br />
gescheitet betrachtet werden kann.<br />
Wenn überhaupt, dann habe die Union<br />
einige positive Punkte und Schritte in<br />
Richtung Zukunft eingebracht. Zum<br />
Beispiel sei die Leistungspalette durch<br />
ImpfLeistungen verbessert worden.<br />
Dass der gesamte Sozialbereich<br />
komplex und schwierig sei, bekannte<br />
Frau Mundlos mit großer Offenheit,<br />
ebenso, dass die Versicherungen an ihre<br />
Leistungsgrenzen stoßen, und bei<br />
den vorhandenen sehr gegensätzlichen<br />
ökonomischen Interessen die öffentliche<br />
Debatte zeitweilig einem babylonischen<br />
Sprachenwirrwarr gleiche.<br />
Immerhin bekannte sich die CDU<br />
Landtagsabgeordnete zum Erhalt der<br />
PKV, wobei sie auf das CDUGrundsatzprogramm<br />
verwies. Auch über GOZ<br />
und HOZ wusste sie bestens Bescheid<br />
und sprach sich gegen eine Bematisierung<br />
der GOZ aus.<br />
Der Einführung der ECard stände<br />
die Niedersächsische Landespolitik<br />
grundsätzlich offen gegenüber – sie<br />
könne einen »ModernisierungsSchub«<br />
auslösen – aber der Datenschutz habe<br />
eine hohe Priorität.<br />
Die 68erRegelung streifte Frau<br />
Mundlos zum Schluss auch noch, sowie<br />
die KieferorthopädieFrage.<br />
Alles in allem ein Vortrag, der nicht<br />
langweilte, vorgetragen von einer gut<br />
informierten Sozialpolitikerin (was<br />
man auch nicht alle Tage trifft) und –<br />
was ernst gemeint zu sein schien – das<br />
Angebot zum Dialog.<br />
Zum Schluss gab es dann noch ein<br />
Lob für die Zahnärzte, weil die Zähne<br />
der Bevölkerung immer besser würden.<br />
Das werden wir beim nächsten Mal<br />
bei unserer Hausbank zitieren, wenn<br />
der Kontokorrent wieder einmal auszureißen<br />
droht – dachte ich mir so ...<br />
Der zweite Festredner des Tages,<br />
Kollege Wolfgang Eßer, thematisierte<br />
den Basistarif und stellte sich den kritischen<br />
Fragen der Delegierten.<br />
Über den genauen Inhalt seiner Ansprache<br />
wird an anderer Stelle berichtet<br />
werden. Nur so viel: Der platte<br />
Spruch: »Gut, dass wir darüber gesprochen<br />
haben«, trifft hier den Nagel auf<br />
den Kopf und man kann nur hoffen,<br />
dass der Dialog der drei Säulen, Kassenzahnärztliche<br />
Bundesvereinigung,<br />
Bundeszahnärztekammer und Freier<br />
Verband Deutscher Zahnärzte, auf eine<br />
sachliche, nüchterne und zielorientierte<br />
Weise fortgesetzt wird und der Kollege<br />
am Bohrturm als Hauptakteur<br />
nicht vergessen wird.<br />
Zum Bericht der Vorsitzenden der<br />
KZVN lagen schließlich noch Anträge<br />
der beiden Fraktionen vor, die von allen<br />
Delegierten gemeinsam und einstimmig<br />
verabschiedet wurden.<br />
Dr. Julius Beischer l<br />
Basistarif<br />
n Die Vertreterversammlung der KZVN<br />
stellt fest,<br />
l dass der Basistarifversicherte weiterhin<br />
Privatpatient ist,<br />
fotos: dr. k.-H. düvelsdorf
l dass ihm ein Kostenerstattungsanspruch<br />
zusteht, der auch durch Vereinbarungen<br />
mit der KZBV nicht in<br />
einen Sachleistungsanspruch umgewandelt<br />
werden kann;<br />
l dass eine Verpflichtung der KZVen<br />
im Rahmen ihres Sicherstellungsauftrages,<br />
derartige Abrechnungen<br />
vorzunehmen, nicht besteht;<br />
l dass es sich bei Leistungen im Basistarif<br />
im Grundsatz um Privatleistungen<br />
handelt;<br />
l und dass der Basistarif demzufolge<br />
nicht den flankierenden, leistungsbegrenzenden<br />
Regelungen des GKV<br />
Bereichs unterliegt (Wirtschaftlichkeitsprüfungen,<br />
Budgetierung, Honorarverteilungsmaßstäben,degressiver<br />
Punktwert);<br />
l dass ungeachtet des GKVäquivalenten<br />
Leistungsspektrums die GOZ<br />
Abrechnungsgrundlage bleibt.<br />
Die VV der KZVN fordert den KZVN<br />
Vorstand auf, Abrechnungen von Leistungen,<br />
die bei Basistarifversicherten<br />
erbracht werden, weder zur Abrechnung<br />
entgegenzunehmen noch abzuwickeln.<br />
Antragsteller: Dr. Beischer / Dr. Keck<br />
/ Dr. Riegelmann / Dr. Ebeling<br />
Resolution zur Einführung und<br />
Umsetzung des Basistarifs<br />
n Die Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen<br />
Vereinigung (KZVN)<br />
gibt den anlässlich der Einführung des<br />
Basistarifs zum 1. Januar 2009 an der<br />
Ausgestaltung der Umsetzungsbedingungen<br />
beteiligten Verhandlungspartnern<br />
unter Berücksichtigung der gegenwärtigen<br />
Rahmenbedingungen<br />
folgende Forderungen auf:<br />
Die zahnärztliche Behandlung muss<br />
beim BasistarifVersicherten im privaten<br />
Rechtsrahmen stattfinden. Dafür<br />
erhält der BasistarifVersicherte eine<br />
nach den Bestimmungen der privaten<br />
Gebührenordnung erstellte Liquidation<br />
in EuroBeträgen, die er zur Kostenerstattung<br />
bei seiner Versicherung einreicht.<br />
Eine Abrechnung von an Basistarifversicherten<br />
erbrachten Leistungen<br />
über die KZVen und/oder die KZBV<br />
darf es nicht geben.<br />
Der Basistarif der PKV darf nicht das<br />
volle Leistungsspektrum der privaten<br />
Gebührenordnung abbilden, sondern<br />
muss sich am Leistungsumfang der Regelleistung<br />
der GKV und mindestens<br />
an der zugehörigen Honorarhöhe der<br />
GKV orientieren. Der Basistarifversicherte<br />
muss auf seine eigenen Kosten<br />
Zugang zu Leistungen haben, die über<br />
den Leistungsumfang seines Basistarifs<br />
hinaus gehen. Dazu sollte ihm auch<br />
ein Zugang zu entsprechenden Zusatzversicherungen<br />
möglich sein.<br />
Der basistarifversicherte Patient<br />
muss sich vor Behandlungsbeginn auf<br />
Grundlage des Basistarifs als solcher<br />
beim Zahnarzt zu erkennen geben, ansonsten<br />
wird die Behandlung nach<br />
dem vollen Leistungsumfang der Gebührenordnung<br />
durchgeführt und abgerechnet.<br />
Änderungen im Versicherungsverhältnis<br />
müssen unverzüglich<br />
dem Behandler mitgeteilt werden.<br />
Antragsteller: DMD Bunke / Dr. Heckroth<br />
Stoppt die E-Card<br />
n Die VV der KZVN unterstützt die Aktion<br />
des Bündnisses »Stoppt die E<br />
Card«, weil die Einführung der ECard<br />
weder den Patienten noch den Ärzten<br />
und Zahnärzten einen adäquaten Nutzen<br />
bringt.<br />
Die ECard stört das Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Arzt und Patient; sie<br />
unterläuft die Schweigepflicht und das<br />
Arztgeheimnis.<br />
Neben unabsehbaren und unkalkulierbaren<br />
Kosten wird weiterhin der<br />
Weg geebnet zum staatlich gelenkten<br />
und kontrollierten Gesundheitswesen<br />
in einem Überwachungsstaat Or well’scher<br />
Dimensionen.<br />
Antragsteller: Dr. Beischer / Dr. Keck<br />
/ Dr. Riegelmann / Dr. Ebeling<br />
n Die Vertreterversammlung der KZV<br />
<strong>Niedersachsen</strong> fordert den Gesetzgeber<br />
auf, die 1999 als ein weiteres Kriterium<br />
zur Zulassung zur vertrags(zahn)<br />
ärztlichen Versorgung eingeführte Altersbegrenzung<br />
umgehen ersatzlos<br />
aufzuheben.<br />
Begründung:<br />
Die 1999 in § 95 SGB V eingeführte<br />
AchtundsechzigerAltersgrenze als<br />
Ausschlusskriterium für die Zulassung<br />
zur vertrags(zahn)ärztlichen Versorgung<br />
stellt eine sachlich nicht gerechtfertige<br />
Einschränkung der Berufsausübungsfreiheit<br />
der betroffenen Zahnärzte<br />
dar.<br />
Antragsteller: DMD Bunke / Dr. Heckroth<br />
n Die Vertreterversammlung der KZVN<br />
unterstützt das von Bürgerrechtsorganisationen,<br />
Datenschützern, Patienten,<br />
Zahnärzte und Ärzteverbänden gegründete<br />
Bündnis »Stoppt die eCard«.<br />
Begründung:<br />
Die Vertreterversammlung der<br />
KZVN hatte schon in 2006 und 2007 beschlossen,<br />
das Projekt eCard in seiner<br />
bisher vorgestellten Form abzulehnen.<br />
In der Entschließung wurde das e<br />
Card Projekt in seiner bisher vorgestellten<br />
Form abgelehnt,<br />
l weil das ArztPatientenVerhältnis<br />
durch die Speicherung sensibler Patientendaten<br />
in zentralen Rechnern<br />
schwer beschädigt oder sogar zerstört<br />
wird;<br />
l weil die Patienten mit Hilfe des elektronischen<br />
Rezeptes in Risikoklassen<br />
eingeteilt werden können, die<br />
ihnen womöglich ein ganzes Leben<br />
lang anhaften und sie bei der Erlangung<br />
von Versicherungsverhältnissen<br />
benachteiligen können;<br />
l weil der Zugriff auf die Daten und<br />
deren Missbrauch durch Dritte nicht<br />
sicher zu verhindern sind;<br />
l weil es bis dato keinen belegbaren<br />
medizinischen Nutzen gibt;<br />
l weil die Handhabung der Praxisabläufe<br />
erheblich behindert wird;<br />
l weil die Kosten dieser milliardenschweren<br />
Entwicklung auf Patienten<br />
und Ärzte abgewälzt werden,<br />
und<br />
l weil eine Neukonzeption des Projektes<br />
trotz aller dieser Bedenken nicht<br />
erfolgt.<br />
Antragsteller: DMD Bunke / Dr. Heckroth<br />
l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 335
Altersversorgungswerk<br />
ZfN-Klage abgewiesen<br />
Anfechtung der aufsichtsrechtlichen Maßnahme des Niedersächsischen Sozialministeriums<br />
vom 31.5.2007 gegenüber der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> durch<br />
einzelne Mitglieder der Kammerversammlung<br />
Bericht über den Termin zur mündlichen Verhandlung vom 21.5.2008 vor dem<br />
Verwaltungsgericht Hannover, Aktenzeichen 5 A 3386/07<br />
RA Frank<br />
Wahner<br />
Das Verwaltungsgericht<br />
Hannover<br />
hatte in der<br />
mündlichen Verhandlung<br />
über<br />
eine Klage von zunächst fünf<br />
Mitgliedern der Kammerversammlung<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> gegen<br />
die für das Altersversorgungswerk<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> zuständige<br />
Rechtsaufsichtsbehörde, das Niedersächsische<br />
Ministerium für Soziales,<br />
Frauen, Familie und Gesundheit, zu<br />
entscheiden.<br />
Die <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
war als unmittelbar betroffene<br />
Körperschaft zum Rechtsstreit beigeladen<br />
worden.<br />
Gegenstand des Rechtsstreits war<br />
die Anfechtung der aufsichtsrechtlichen<br />
Maßnahmen des Sozialministeriums<br />
vom 31.5.2007, mit der die <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> verpflichtet<br />
wurde, die für das Altersversorgungswerk<br />
geltende neue Satzung für<br />
die Alters, Berufsunfähigkeits und<br />
Hinterbliebenensicherung der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> (ABH) mit<br />
Wirkung ab dem 1.1.2007 in Kraft zu<br />
setzen, nachdem die Kammerversammlung<br />
in den bis dahin stattgefundenen<br />
zwei außerordentlichen Kammerversammlungen<br />
die aufgrund eines<br />
Urteils des Niedersächsischen<br />
Oberverwaltungsgerichts vom 20.7.<br />
2006 notwendig gewordene Satzung<br />
nicht mit der erforderlichen Dreiviertelmehrheit<br />
verabschieden konnte.<br />
Zur mündlichen Verhandlung ist<br />
keiner der zunächst fünf, zum Zeitpunkt<br />
der mündlichen Verhandlung<br />
foto: privat<br />
336 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
nur noch vier, Kläger persönlich erschienen,<br />
die sich allerdings durch ihren<br />
Rechtsanwalt vertreten ließen.<br />
Der zuständige Referatsleiter des<br />
Niedersächsischen Sozialministeriums<br />
sowie der zuständige Ministerialbeamte<br />
der Versicherungsaufsichtsbehörde,<br />
dem Niedersächsischen Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr,<br />
waren zum Termin erschienen.<br />
Der Präsident der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
mitsamt Rechtsvertretung sowie dem<br />
Vorsitzenden des Leitenden Ausschusses<br />
des Altersversorgungswerkes waren<br />
aufgrund der überragenden Bedeutung<br />
des Rechtsstreits persönlich<br />
zugegen.<br />
Die aus insgesamt fünf Richtern bestehende<br />
5. Kammer des Verwaltungsgerichts<br />
Hannover hat deutlich ge<br />
Berücksichtigt man, dass die neue<br />
macht, dass die Klage nicht nur unbegründet,<br />
sondern bereits unzulässig<br />
sei.<br />
Insbesondere richte sich die Aufsichtsmaßnahme<br />
unmittelbar an die<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong> als<br />
Körperschaft des öffentlichen Rechts<br />
und nicht an das Organ »Kammerversammlung«,<br />
schon gar nicht an Teile<br />
dieses Organs, nämlich die fünf bzw.<br />
vier Kläger, die Mitglieder der Kammerversammlung<br />
sind.<br />
Während die Kläger die Verletzung<br />
ihrer organschaftlichen Rechte als Mitglieder<br />
der Kammerversammlung geltend<br />
machten, verwies die Vorsitzende<br />
Richterin des Verwaltungsgerichts mit<br />
aller Deutlichkeit darauf, dass die Kläger<br />
ihr Mitgliedschaftsrecht in den insgesamt<br />
drei außerordentlichen Kam<br />
Satzung inhaltlich nicht beanstandet wurde,<br />
bleibt die Frage offen, welchem Zweck<br />
die Klage dienen sollte, zumal keiner der<br />
Kläger dem Gericht zur Beantwortung<br />
zur Verfügung stand
merversammlungen im ersten<br />
Halbjahr 2007 ungehindert<br />
ausgeübt haben, sodass eine<br />
Verletzung ihrer Rechte als<br />
Mandatsträger aus keinem Gesichtspunkt<br />
festzustellen sei.<br />
Weiter wurde klargestellt, dass<br />
das Selbstverwaltungsrecht allein<br />
der <strong>Zahnärztekammer</strong> als<br />
Körperschaft des öffentlichen<br />
Rechts zustehe und nicht einzelnen<br />
Organen (Kammerversammlung)<br />
oder Organteilen<br />
(Mitglieder der Kammerversammlung).<br />
Die Klage sei weiterhin<br />
auch deshalb unzulässig,<br />
da zwischen den Klägern<br />
und dem beklagten Landesministerium<br />
kein Rechtsverhältnis<br />
bestehe und diese auch<br />
nicht selbst Adressaten von<br />
aufsichtrechtlichen Maßnahme<br />
sein könnten, sondern<br />
eben ausschließlich die <strong>Zahnärztekammer</strong>.<br />
Auf die Einwendung des<br />
Rechtsvertreters der Kläger, es<br />
bestehe in Bezug auf die aufsichtrechtliche<br />
Maßnahme die<br />
Gefahr der Wiederholung, verwies<br />
der Vertreter des Sozialministeriums<br />
darauf, dass er in<br />
foto: istockpHoto / c. Balderas<br />
seiner nun mehr als 10jährigen<br />
Tätigkeit zuvor keine aufsichtrechtliche<br />
Maßnahme hat<br />
ergreifen müssen und entsprechende<br />
Aktivitäten auch in Zukunft<br />
nicht mehr beabsichtige,<br />
vorliegend jedoch zu einer ordnungsgemäßen<br />
Verwaltung<br />
des Altersversorgungswerkes<br />
zur Inkraftsetzung der neuen<br />
Satzung im Wege der Ersatzvornahme<br />
keine Alternative<br />
bestanden hätte.<br />
Auf die Nachfrage der Vorsitzenden<br />
Richterin beim Vertreter<br />
der Kläger, aus welchen<br />
Gründen kein so genanntes<br />
Normenkontrollverfahren<br />
beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht<br />
zur Überprüfung<br />
der neuen Satzung<br />
beantragt worden sei, erwiderte<br />
dieser, dass seine Mandanten,<br />
die Kläger, die nun geltende<br />
Satzung durchaus als eine<br />
mögliche und rechtlich vertretbare<br />
von mehreren Alter -<br />
nativen anerkennen, die den<br />
Anforderungen des Urteils des<br />
Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichtes<br />
entspreche. Berücksichtigt<br />
man, dass die<br />
neue Satzung inhaltlich nicht<br />
beanstandet wurde, bleibt die<br />
Frage offen, welchem Zweck<br />
die Klage dienen sollte, zumal<br />
keiner der Kläger dem Gericht<br />
zur Beantwortung zur Verfügung<br />
stand.<br />
Das schriftliche Urteil, mit<br />
dem die Klage abgewiesen<br />
wurde, wird den Beteiligten in<br />
den nächsten Wochen zugestellt.<br />
Es bleibt abzuwarten, ob<br />
die Kläger dagegen Berufung<br />
beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht<br />
einreichen<br />
werden. RA Frank Wahner<br />
Justitiar des AVW l<br />
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6 | 2008 · ZKn mitteilungen email: info@loser.de<br />
· 337<br />
®
Wissenschaft<br />
Don Erzberger<br />
Abbildung 1<br />
foto: zkn-arcHiv<br />
Ach! Wir hinterwäldnerischenEuropäer,<br />
wie hinken wir<br />
doch schon wieder<br />
in der Entwicklung<br />
hinter den USA hinterher: Wir<br />
stinken noch aus dem Mund.<br />
Ein Viertel der Bevölkerung<br />
soll sogar unter hartnäckigem<br />
Mundgeruch leiden. Drüben<br />
gibt es das nicht mehr, dank<br />
der vielen Spezialisten für und gegen<br />
Mundgeruch, ja sogar ganze Kliniken<br />
(Bad Breath Clinics) haben sich dieser<br />
üblen Sache<br />
schon verschrieben.<br />
Es wird jetzt<br />
höchste Zeit, dass<br />
wir auf den Zug<br />
aufspringen. Vor allem muss zunächst<br />
das ganze verwissenschaftlicht und<br />
damit auf eine höhere Ebene gebracht<br />
werden. Da erhebt sich doch sofort die<br />
Frage ab welcher Entfernung vom Gegenüber<br />
wir unangenehmen Geruch<br />
wahrnehmen. Eine Einteilung in Geruchsgrade<br />
wäre doch hilfreich, denken<br />
wir doch an die segensreiche Einrichtung<br />
wie Lockerungsgrade von<br />
Zähnen oder Knochendichteeinteilungen,<br />
Kavitätenklassen oder ähnliches<br />
ohne die wir ja überhaupt nicht therapieren<br />
könnten, oder?<br />
Das Schnüffeln in ein, zwei oder in<br />
drei Meter Entfernung vom Probanden<br />
hatte sich als unpraktikabel herausgestellt.<br />
Den daraufhin eingeschlagenen,<br />
wissenschaftlich einwandfreien Weg<br />
können Sie, liebe Leser, selbst finden:<br />
Gehen Sie mal flott an Ihre(n) Geliebte(n),<br />
Verlobte(n), Ehefrau (mann) oder ähnli<br />
338 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Master of<br />
Dog Halitosis<br />
ches heran in der Absicht einen Kuss zu<br />
platzieren. Um den gegnerischen orbicularis<br />
oris zu treffen, müssen Sie zunächst<br />
schon zehn Zentimeter ran, doch<br />
– oh Schreck – es riecht. Sie zucken zurück<br />
(30 cm), es riecht noch immer. Sie<br />
weichen jetzt langsam auf einen Meter<br />
Abstand aus, jetzt wird es besser. Sie<br />
kommen aus der Gefahrenzone und haben<br />
ganz nebenbei die praxisrelevante<br />
Einteilung des Schweregrades des<br />
Mundgeruchs gefunden (Abb. 1).<br />
Sie hatten es aber auch einfach diesen<br />
Versuch im Jahre 2008 durchzuführen.<br />
Wie viel<br />
schwerer wäre<br />
die Einteilung in<br />
früheren, vorhygienischenZeiten,<br />
zum Beispiel 1773 gewesen: Dazu<br />
zitieren wir aus dem Tagebuch des Georg<br />
Forster:<br />
»Am folgenden Nachmittag gab der<br />
Kapitän einigen Matrosen Erlaubnis,<br />
an Land zu gehen, wo sie von den Wilden<br />
allerhand Kuriositäten einhandelten<br />
und sich zu gleicher Zeit um die<br />
Gunst manches Mädchens bewarben,<br />
ohne sich an die ekelhafte Unreinlichkeit<br />
derselben zu kehren. Sie stanken<br />
dermaßen, dass man sie schon von<br />
weitem riechen konnte, und saßen so<br />
voll Ungeziefer, dass sie es oft von den<br />
Kleidern absuchten und zwischen den<br />
Zähnen knackten. Es ist erstaunlich,<br />
dass es Leute gab, die sich damit abzugeben<br />
imstande waren, und dass weder<br />
ihr eigenes Gefühl noch die Reinlichkeit,<br />
die dem Engländer doch von<br />
Jugend auf beigebracht wird, in ihnen<br />
Abscheu erregte.« 1<br />
Das Zitat bezieht<br />
sich auf die Ureinwohner<br />
Neuseelands mit<br />
denen der englische<br />
Entdecker James Cook<br />
auf seiner zweiten Reise<br />
in Berührung kam.<br />
Auf unser Thema bezogen:<br />
Eine praxisrele<br />
1 enTdecKungsreise nach<br />
TahiTi und in die südsee, 1772<br />
– 1775, georg ForsTer, ediTion<br />
erdman<br />
vante Einteilung dieser Mischung aus<br />
Körper und Mundgeruch hätte hier<br />
wohl aus großer Entfernung vorgenommen<br />
werden müssen und wäre<br />
durch viele Gradeinteilungen komplizierter<br />
geworden. Die Einwohner selbst<br />
waren sich ihres Geruches natürlich<br />
nicht bewusst (siehe hierzu die Ausführungen<br />
ab Seite 340).<br />
Wir wissen heute erst welche Leistung<br />
Georg Forster, der den obigen Bericht<br />
auf Cooks Schiff verfasste, vollbracht<br />
hat, er hat nämlich eine »organoleptische<br />
Messung« vorgenommen<br />
(Beurteilung durch Geruchssinn). Leider<br />
fanden sich schriftlich keine Angaben<br />
über die Entfernung, weder in Metern<br />
noch in Meilen.<br />
Nun sind wir ja darüber aufgeklärt,<br />
dass der Mundgeruch oder die Halitosis<br />
(das ist nicht mehr das gleiche, siehe<br />
Seite 340) instrumentell messbar ist.<br />
Das entsprechende Gerät ist das Halimeter,<br />
der Sulfonamidmonitor, eine<br />
Vorrichtung zur Quantifizierung flüchtiger<br />
Schwefelverbindungen in Luftproben.<br />
Sie misst die Konzentration<br />
von parts per billion (pph).<br />
Der nette Kollege, der dieses Gerät<br />
für seine Mundgeruchssprechstunde<br />
erworben hatte, klagte mir allerdings<br />
sein Leid darüber, dass er durch dieses<br />
schon wiederholt der Lächerlichkeit<br />
preisgegeben war. Bei Patienten mit<br />
Mundgeruch, organoleptisch gemessen,<br />
wurde oft, trotz xmaliger Wiederholung<br />
das Gegenteil angezeigt. Daraufhin<br />
hatte er Schwierigkeiten seine<br />
Mundgeruchsprechstunde privat vergütet<br />
zu bekommen. Man sollte deshalb<br />
anders an die Sache herangehen<br />
und zum Beispiel eine Attrappe konstruieren,<br />
denn Hauptsache ein besonderes<br />
Gerät ist da und unterscheidet so<br />
den Spezialisten vom »Wald und Wiesenzahnarzt«.<br />
Wir kennen das aus der<br />
Endodontie: Ein Mikroskop muss zumindest<br />
irgendwo stehen oder angebracht<br />
sein.<br />
Liebe Leser, an dieser Stelle muss<br />
noch auf eine Entwicklung hingewiesen<br />
werden, die unsere zahnmedizinische<br />
Landschaft entscheidend verändert,<br />
nämlich die Sucht »Deutsche Gesellschaften<br />
für …« zu gründen. Oft aus
gutem Grund mit der Mastermanie<br />
verbunden. Da innerhalb unseres Gesundheitssystems<br />
über die Vergütung<br />
durch die Krankenkassen nicht mehr<br />
ausreichend verdient werden kann, ist<br />
die Idee sich anderweitig zu betätigen<br />
und dabei noch die gebeutelten Kollegen<br />
zu schröpfen zwar moralisch nicht<br />
in Ordnung, aber nicht dumm. Die<br />
schnelle Folge der Gründung Deutscher<br />
Gesellschaften und die exponential<br />
sich vermehrenden Masterkurse führen<br />
zwangsläufig zu einer Zerlegung<br />
oder Fragmentierung des Gebietes der<br />
Zahnmedizin: dem Master für Endodontie,<br />
Kinderzahnheilkunde, Alterszahnheilkunde,<br />
Zahnersatz, Bleaching...,<br />
werden noch viele weitere folgen.<br />
Die Zerstückelung der Zahnmedizin<br />
geht dann auch hin zu einem<br />
Masterkurs zur Extraktion von Zähnen.<br />
Ich will auch einmal Trendsetter<br />
sein und Geldverdienen und habe mir<br />
deshalb besondere Fähigkeiten erworben,<br />
die mich befähigen, den Mastertitel<br />
»Master of Extraktion 42« zu vergeben<br />
(für Zahn 32 läuft ein anderer Kurs).<br />
Obwohl ich schon unzählige Zähne in<br />
meinem langen Zahnarztleben entfernen<br />
musste, weiß ich erst seit kurzem<br />
was für Schwierigkeiten ich gehabt haben<br />
muss. Ich teile die Patienten heute<br />
zum Beispiel in verschiedene Altersgrade<br />
ein (ohne Gradeinteilung läuft ja<br />
nichts): Vom Zahndurchbruch bis zum<br />
15. Lebensjahr entspricht Grad 1, vom 15.<br />
bis 25. LJ entspricht Grad 2, vom 25. bis<br />
45. LJ = Grad 3, vom 45. bis 55. LJ = Grad<br />
4 (Midlifecrisis), vom 55. bis 65. LJ = Grad<br />
5, vom 65.bis 75. LJ = Grad 6, vom 75. bis<br />
unendlich entspricht grad 8. Jeder Zeitsprung<br />
hat seine physiologische und<br />
psychologische Begründung. Über<br />
Grad 5 muss ein extra Buch geschrieben<br />
werden. Jeder Altersgrad erfordert<br />
eine andere Extraktionsbetreuung, Zukunftsplanung,<br />
Extraktionsmethode,<br />
Nachsorge usw. Die wissenschaftliche<br />
Abhandlung darüber ist in Arbeit. Das<br />
alles muss abgestimmt werden mit<br />
dem Lockerungsgrad, dem Hygienegrad<br />
und dem neu gefundenen Höhengrad<br />
des Zahnes. Liegt letzterer nämlich<br />
25 mm bis zum Knochenrand frei,<br />
braucht der Zahnarzt zur Extraktion<br />
keine Spezialzange mehr (entspricht<br />
Höhengrad 25). Dieser bahnbrechenden<br />
Erkenntnis und vieles mehr, (was<br />
ist mit Yin und Yang, dem Chi und dem<br />
Mondkalender), muss Rechnung getragen<br />
werden. Dazu addieren sich die<br />
praktischen Übungen am Affenkiefer<br />
(Schweinekiefer ist out), so dass fünf<br />
Wochenenden für diesen Masterkurs<br />
notwendig sind.<br />
Ich plädiere weiterhin für die Einführung<br />
des Masters of Frauenheilkunde.<br />
Damit liege ich mit Sicherheit<br />
besonders im Trend. Zu diesem Titel<br />
bedarf es auch keiner Lateinisierung<br />
oder Anglisierung, denn das spricht für<br />
sich, versteht jeder (wie Frauenparkplatz)<br />
und ist ein unübersehbares Betätigungsfeld<br />
und ist überhaupt nicht<br />
peinlich.<br />
Peinlich aber ist den Protagonisten<br />
des schlechten Atems (halitus = Atem,<br />
lateinisch) der Ausdruck Mundgeruch.<br />
Ist ja auch ein primitives, Ekel erregendes<br />
Wort, das unangenehme Assoziationen<br />
hervorruft. Stellen wir uns vor:<br />
Master of Mundgeruch! Igitt, wer<br />
möchte den Titel führen? Keine Sorge,<br />
liebe Leser, dazu hat man sich etwas<br />
einfallen lassen. Ob der schlecht Atem<br />
im Munde selbst, in dem Bereich der<br />
Tonsillen, dem Sinus, der Psyche oder<br />
anderen Erkrankungen seine Quelle<br />
hatte, alles lief unter der Bezeichnung<br />
Mundgeruch – bis gestern! (siehe<br />
Brockhaus Enzyklopädie, letzte Ausgabe,<br />
Seite 192)<br />
Da die Bezeichnung foeter ex ore<br />
auch mies und zudem out ist, war der<br />
halitus die letzte Rettung. Der Trick:<br />
Die Bezeichnung Mundgeruch erfuhr<br />
per Neudefinition eine Einengung:<br />
»Geruch der aus dem Munde kommt<br />
und auch dort entsteht.« Halitos: »Geruch<br />
der nicht im Mund entstehen<br />
muss.« Damit war der Weg frei für den<br />
Master of Halitosis. Das klingt schon<br />
anders, nicht wahr.<br />
Es ist auch amtlich, das des Deutschen<br />
liebstes Haustier, der Hund, auch<br />
schlechten Atem und mal einen maroden<br />
Zahn hat. Eine deutsche Gesellschaft<br />
für Hundezahnheilkunde wird<br />
sich dieses Problems annehmen.<br />
Wir erkennen: Die Weiterentwicklung<br />
der Zahnheilkunde ist auf einem<br />
guten Weg.<br />
Es grüßt<br />
Ihr Master of Dog Halitosis l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 339
WISSENSCHAFT<br />
Mundgeruch? Nein danke!<br />
Halitosis: Update 2008<br />
Zur Zeit des ägyptischen Königs Tut-ench-Amun wurde die erste<br />
Stunde nach dem Erwachen als die Stunde des Mundgeruchs be-<br />
zeichnet. Die alten Ägypter wussten schon, dass dieses Phänomen<br />
einem natürlichen Ablauf entsprach, im Gegensatz zu anderen<br />
Mundgeruchsphänomenen<br />
Sie nahmen also kein Blatt vor<br />
ihren mundgeruchsausströmenden<br />
Mund, dieses zu<br />
kommunizieren. Schon 1500<br />
Jahre vor Christi war Mundgeruch<br />
also ein Thema. Im Gegensatz dazu<br />
wird an unseren Universitäten 3500<br />
Jahre später, nicht über »Halitosis« gelehrt,<br />
sagt Professor Dr. Andreas Filippi<br />
aus Basel. Sein Seminar an der ZAN am<br />
29.3.2008 mit dem Thema »Mundgeruchsprechstunde<br />
in der zahnärztlichen<br />
Praxis« nahm den gesamten<br />
Samstag ein. Ich habe es nicht für möglich<br />
gehalten, dass man über Mundgeruch<br />
von 9.00 bis 17.00 Uhr sprechen<br />
kann: ich wurde eines Besseren belehrt.<br />
Tabu<br />
Heute ist Mundgeruch gesellschaftlich<br />
immer noch ein Tabuthema. Betroffene<br />
Personen haben Probleme darüber<br />
informiert zu werden, denn da der<br />
Mensch eigene Gerüche adaptiert,<br />
wird der eigene Mundgeruch meist<br />
nicht selbst wahrgenommen. Es gibt<br />
auch keine sichere Art der Selbstüberprüfung.<br />
Halbwegs zuverlässig ist die<br />
so genannte AirbagMethode: Es wird<br />
in einen nicht zu kleinen Plastikbeutel<br />
hineingeatmet und dieser fest verschlossen.<br />
In frischer Luft wird dieser<br />
Beutel dann langsam vor der Nase ausgedrückt.<br />
Eine verlässliche Auskunft<br />
erhält man aber nur von dritten Personen,<br />
die bei Verdacht unmissverständlich<br />
gefragt werden sollten.<br />
Definition<br />
Mundgeruch und auch der bekannte<br />
Begriff foeter ex ore beschreiben einen<br />
340 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
unangenehmen Geruch beim Ausatmen<br />
aus dem Mund, dessen Ursache<br />
sich in der Mundhöhle befindet. Halitosis<br />
hingegen beschreibt ebenfalls einen<br />
unangenehmen Geruch beim Ausatmen,<br />
der aber auch bei Nasenatmung<br />
wahrnehmbar ist. Dessen Ursa<br />
che muss nicht im Mund entstanden<br />
sein. Halitosis stellt somit den Oberbegriff<br />
von Mundgeruch dar.<br />
Es wird zwischen echter Halitosis,<br />
Pseudohalitosis und Haliophobie unterschieden.<br />
Die echte Halitosis wird zusätzlich<br />
in physiologische und pathologische<br />
Halitosis unterteilt, dabei wird<br />
zwischen oralenextraoralen Ursachen<br />
unterschieden.<br />
Es ist belegt, dass für die oralen Ursachen<br />
hauptsächlich Bakterien und<br />
deren Stoffwechselprodukte verantwortlich<br />
sind. Sie produzieren u. a.<br />
flüchtige Schwefelverbindungen, kurzkettige<br />
Fettsäuren und Cadaverien. Zu<br />
den gramnegativen, anaeroben Bakterien<br />
gehören zum Beispiel Fusobakterien,<br />
Prevotella unter anderem auch uns<br />
bekannte parodontalpathogene wie<br />
Porphyromonas gingivalis, Tannerella<br />
forsythia, Treponema denticola sind<br />
aktive Produzenten von Schwefelverbindungen<br />
und lassen daher einen Zusammenhang<br />
zwischen Parodontitis<br />
und Haliotitis vermuten. Wer mehr<br />
über geruchsaktive Stoffwechselprodukte<br />
und deren Verursacher wissen<br />
möchte, sollte das Buch von Herrn Prof.<br />
Filippi über Halitosis lesen.<br />
Die Zunge<br />
Eindeutig belegt ist, dass der Zungenmikroflora<br />
die vorrangige Bedeutung<br />
der Entstehung zukommt. Die Zunge<br />
bildet schon allein durch ihre Papillenstruktur<br />
eine einzigartige ökologische<br />
Nische im Mund. Sie wird bald nach der<br />
Geburt kolonisiert und auch anaerobe<br />
Keime werden schon vor Zahndurchbruch<br />
nachgewiesen. Etwa 500 Bakterienarten<br />
befinden sich im Munde eines<br />
Erwachsenen, davon sind 60 Prozent<br />
auf der Zunge angesiedelt. So ist<br />
es nicht verwunderlich, dass sie die<br />
Hauptrolle bei der Entstehung von<br />
Mundgeruch spielt.<br />
Bei Gesunden wird Streptococcus<br />
salivarius vorherrschend nachgewiesen,<br />
während dieser Keim bei Halitosis<br />
Patienten fehlt. Weitere Verursacher<br />
der Halitosis sind multiple Karies, mangelnde<br />
Mundhygiene, Candidiasis, ungepflegter<br />
Zahnersatz, Infektionen wie<br />
Gingivitis und Parodontitis. Nicht jeder<br />
PAPatient hat Mundgeruch, nicht Karies<br />
allein macht Mundgeruch. Es ist<br />
die damit oft einhergehende schlechte<br />
Mundhygiene die für den Geruch verantwortlich<br />
ist. Bei Parodontitis marginalis<br />
hingegen kann ein direkter Zusammenhang<br />
bestehen, aufgrund der<br />
Taschentiefen. Ab vier Millimeter Tasche<br />
kann diese niemand mehr selbst<br />
sauber halten. Diese Patienten haben<br />
eine deutlich höhere Schwefelexposition.<br />
Indirekte Ursachen für die Entstehung<br />
von Halitosis können Mundatmung,<br />
Schnarchen oder zu wenig Trinken<br />
sein. Auch Medikamente wie Anti<br />
aBBildungen: d. erzBerger
depressiva, Antipsychotika, Antihypertensiva<br />
zum Beispiel können<br />
auslösende Faktoren über eine Reduktion<br />
der Speichelfließrate sein. Selbst<br />
hormonelle Umstellung oder emotionaler<br />
Stress ermöglichen das Auftreten<br />
von Mundgeruch. Alkohol abusus führt<br />
zu typischem Aldehydgeruch. Den Geruch<br />
nach Knoblauchkonsum kennen<br />
wir alle, dieser kann bis zu 72 Stunden<br />
nachgewiesen werden. Zwiebeln, Kaffee,<br />
sogar längeres Fasten oder zahnärztlichchirurgische<br />
Eingriffe können<br />
Mundgeruch auslösen. Chemotherapeutika<br />
und Antibiotika können dafür<br />
verantwortlich sein.<br />
Für unsere gebeutelten Raucher: In<br />
den meisten Studien konnte kein direkter<br />
Zusammenhang zwischen Rauchergewohnheiten<br />
und Mundgeruch festgestellt<br />
werden. Da Rauchen jedoch<br />
den Speichelfluss und auch den Stoffwechsel<br />
der Gingiva reduziert, kann es<br />
die Entstehung von Gingivitis und Parodontitis<br />
fördern und Halitosis dadurch<br />
begünstigen.<br />
Nicht orale Ursachen<br />
Gerüche entstehen nicht nur in der<br />
Mundhöhle, sondern auch in daran unmittelbar<br />
angrenzenden Strukturen:<br />
Nase, Pharynx, Larynx, Trachea, Oesophagus<br />
und Gastrointestinaltrakt. Allerdings<br />
machen diese, zusammen mit<br />
systemisch bedingten Ursachen nur<br />
zehn Prozent der Halitosisfälle aus. Die<br />
Ich habe es nicht für möglich gehalten,<br />
dass man über Mundgeruch von 9.00 bis 17.00 Uhr sprechen kann:<br />
ich wurde eines Besseren belehrt<br />
Prof. Dr.<br />
Andreas<br />
Filippi<br />
häufigsten nicht oralen Ursachen finden<br />
sich im HalsNasenOhrenärztlichen<br />
Bereich, zum Beispiel chronische<br />
Rhinitis, atopische Rhinitis mit eingetrockneter<br />
Nase und Krustenbildung<br />
im NasoPharynx, die chronische Sinusitis<br />
und Angina tonsillaris. Letztere<br />
kann durch den Zahnarzt diagnostiziert<br />
werden. In vielen Fällen wird der<br />
Magen für Halitosis verantwortlich gemacht.<br />
Diese ist aber nur ganz selten<br />
der Fall (ein Prozent der Fälle), zum Beispiel<br />
bei Patienten mit Kardiainsuffizienz<br />
(Abdichtung des Magens ist nicht<br />
vollkommen), oder Reflux sowie Divertikelbildungen.<br />
Es sollte bei einer diagnostizierten<br />
Halitosis immer auch an systemische<br />
Erkrankungen gedacht werden, wie Diabetes,<br />
Leberversagen, Uraemie. Bei<br />
Frauen ist eine Abhängigkeit oral messbarer<br />
flüchtiger Schwefelverbindungen<br />
vom Menstruationszyklus feststellbar.<br />
Halitophobie<br />
Es wurde eingangs das bekannte Phänomen<br />
angesprochen, dass Menschen<br />
mit Mundgeruch diesen oft selbst nicht<br />
wahrnehmen können. Weniger bekannt<br />
ist die Tatsache, dass es Menschen<br />
gibt, die bei sich einen starken<br />
Mundgeruch wahrnehmen, der jedoch<br />
nicht existiert. Wenn es sich um einen<br />
HalitophobiePatienten handelt, lässt<br />
sich dieser vom Gegenteil nicht überzeugen.<br />
Er reagiert mit Unmut, Ärger,<br />
Enttäuschung oder Ablehnung des<br />
Zahnarztes, so dass es auch schwierig<br />
für denselben ist, ihn an einen Psychotherapeuten<br />
zu verweisen. Die Einsicht<br />
in das Wahnhafte seiner Eigendiagnose<br />
ist in der Regel nicht vorhanden. Im<br />
Gegensatz dazu lässt sich der Patient<br />
mit Pseudohalitosis im Verlauf der Diagnostik<br />
und Therapie davon überzeu<br />
gen, dass sein Mundgeruch nicht vorhanden<br />
ist. Der HalitophobiePatient<br />
hat übertriebene Ängste, seine Mitmenschen<br />
mit seinem vermeintlichen<br />
Geruch zu belästigen.<br />
Er vermeidet Geselligkeit und hat<br />
die Tendenz, sich aus Scham aus seinem<br />
sozialen Umfeld zurückzuziehen.<br />
Er beobachtet sein Gegenüber genau<br />
ob er nicht Anzeichen dafür findet, dass<br />
sein Mundgeruch wahrgenommen<br />
wird. Die Halitophobie ist eine schwere<br />
psychische Krankheit, die man der<br />
Gruppe der Zwangsstörungen zuordnet.<br />
Sie sollte nur durch Spezialisten<br />
therapiert werden.<br />
Organoleptische Messung<br />
Wie stelle ich nun als Zahnarzt objektiv<br />
fest ob unangenehmer Geruch vorliegt?<br />
Diagnostisch gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
die organoleptische Methode<br />
(Beurteilung nach dem Geruchssinn)<br />
und die instrumentelle Methode<br />
(Verfahren durch Messgeräte). Die für<br />
den Anfänger einfachste organoleptische<br />
Methode ist die Bestimmung der<br />
Geruchsstärke mit Hilfe des Abstandes,<br />
der nötig ist, um den Geruch gerade<br />
nicht mehr wahrzunehmen. Während<br />
der Patient laut zählt, prüft der Zahnarzt<br />
die Geruchswahrnehmung in Abständen<br />
von einem Meter, 30 cm, 10 cm.<br />
Ist in einem Abstand vom einem Meter<br />
Geruch wahrzunehmen, entspricht<br />
das Stärkegrad 3, 30 cm Abstand entsprechen<br />
dem Stärkegrad 2 und 10 cm<br />
dem Stärkegrad 1. Es sind noch andere<br />
organoleptische Skalaeinteilungen bekannt.<br />
Der Nachteil dieser Messungen<br />
liegt unter anderem in der Subjektivität<br />
des Untersuchers. Die Fähigkeit zur<br />
Geruchswahrnehmung variiert von<br />
Person zu Person. Der Geruchssinn ist<br />
nicht jeden Tag gleich, Die Erwartungshaltung<br />
spielt eine Rolle, die Kopfhaltung,<br />
das Alter oder ähnliches letztlich<br />
geht es um die Beurteilung, ob kein,<br />
nur ein leichter oder ein schwerer<br />
Mundgeruch vorliegt, so dass Ungenauigkeiten<br />
in Kauf genommen werden<br />
können. Allerdings sollte man standardisierte<br />
Bedingungen schaffen, um<br />
eine Reproduzierbarkeit zu erreichen<br />
und die Patienten zu instruieren alles<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 341
WISSENSCHAFT<br />
zu unterlassen, was zur Überdeckung<br />
des Mundgeruchs führen kann.<br />
Instrumentelle Messung<br />
Die instrumentelle Messung von<br />
Mundgeruch erfolgt in der Regel durch<br />
ein Tischgerät, dem Halimeter. Das ist<br />
ein Apparat zur Quantifizierung flüchtiger<br />
Schwefelverbindungen. Das Gerät<br />
enthält eine Pumpe, die über einen<br />
Schlauch Luft ansaugt und sie einem<br />
elektrochemischen Gassensor zuführt.<br />
Vom Display wird die Konzentration<br />
flüchtiger Schwefelverbindungen (VSC)<br />
in ppb (parts per billion) abgelesen. Auf<br />
Einzelheiten der praktischen Durchführung<br />
kann hier nicht eingegangen<br />
werden. Das Halimeter misst nur<br />
Schwefelverbindungen. Andere Komponenten<br />
des Mundgeruchs werden<br />
nicht erfasst. Daher ist es falsch, sich allein<br />
auf die HalimeterMessung zu verlassen.<br />
Ab 150 ppb soll Mundgeruch<br />
wahrgenommen werden können. Mit<br />
dem Halimeter kann der Verlauf einer<br />
HalitosisBehandlung kontrolliert werden.<br />
PseudohalitosisPatienten können<br />
mit Hilfe des Gerätes überzeugt<br />
werden, dass kein messbarer Geruch<br />
vorliegt. Das Gerät hilft dem Patienten<br />
Peinlichkeiten beim Geruchstest zu<br />
überwinden.<br />
Sprechstunde<br />
Zur Senkung der Hemmschwelle des<br />
Patienten über Mundgeruch zu sprechen,<br />
kann die Frage nach demselben<br />
in dem Anamnesebogen integriert<br />
werden. Bei der Anmeldung zur Mundgeruchsprechstunde<br />
erhält der Patient<br />
einen umfangreichen Fragebogen, den<br />
er noch vor dem ersten Termin, entweder<br />
zu Hause oder im Wartezimmer<br />
ausfüllt. Der Fragebogen vereinfacht<br />
die Gesprächsführung und gibt detaillierte<br />
Auskunft über Frequenz, Art, Tageszeit,<br />
und Ausmaß der Halitosis, über<br />
die psychische Belastung des Patienten,<br />
bereits erfolgte Behandlungen sowie<br />
über die typischen Kofaktoren von<br />
Halitosis, zum Beispiel Ernährungsgewohnheiten,<br />
Rauchen, Schnarchen,<br />
Stress. In der Regel braucht Herr Dr. Filippi<br />
drei Termine zur erfolgreichen Behandlung<br />
des Mundgeruchs. Auf der<br />
342 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Grundlage des Fragebogens wird das<br />
Gespräch beim ersten Termin aufgebaut.<br />
Es folgt die instrumentelle Messung,<br />
die intraorale Untersuchung, die<br />
organoleptische Messung. Alle Möglichkeiten<br />
von Prädilektionsstellen für<br />
Halitosis, zum Beispiel Zungenbelag,<br />
Weichgewebe, parodontales Screening,<br />
Speicheldrüsenausführungsgänge, Befeuchtung,<br />
Füllungen, Restaurationen<br />
werden untersucht.<br />
Im Einzelfall wird zusätzlich eine mikrobiologische<br />
Untersuchung der Prädilektionsstellen,<br />
zum Beispiel dorsales<br />
Zungendrittel durchgeführt. Werden<br />
keine oralen Ursachen gefunden<br />
oder extraorale vermutet, wird der Patient<br />
zum Facharzt überwiesen. Orale<br />
Ursachen werden gezielt therapiert,<br />
zum Beispiel mechanische Reinigung<br />
des Zungenrückens mit Zungenreinigern.<br />
Einen Standardzungenreiniger,<br />
der für jeden Patienten ideal ist, gibt es<br />
nicht. Mundspüllösungen können die<br />
Reinigung unterstützen. Gingivitis, Parodontitis,<br />
werden gleich mechanisch<br />
– oder lokal medikamentös behandelt.<br />
Es folgen zwei Kontrolltermine, auf die<br />
sich eventuell erforderliche parodontale,<br />
konservierende oder prothetische<br />
Behandlungen anschließen, eventuell<br />
mit dentalhygienischer Begleitung. Bei<br />
Verdacht auf Pseudohalitosis oder Halitophobie<br />
müssen entsprechende Wege<br />
eingeschlagen werden.<br />
Zu Mundspülungen ist zu sagen,<br />
dass ihre desinfizierende Wirkung die<br />
Behandlung von Mundgeruch unterstützen<br />
kann. Auch können sie helfen<br />
eine orale Ursache des Mundgeruchs<br />
auszuschließen. Von der Vielzahl der<br />
auf dem Markt befindlichen Lösungen<br />
sollten nur die genutzt werden, deren<br />
Wirksamkeit wissenschaftlich überprüft<br />
wurde. Das können Präparate auf<br />
der Basis von ChlorhexidinDigluconat,<br />
Zinkchlorid, CetylPyridinChlorid (CPC),<br />
Wasserstoffperoxid, Triclosan, Aminfluorid,<br />
Zinnfluorid und essenzielle Öle<br />
(Listerine) sein.<br />
Der Einfluss von Zahncremes,<br />
Lutschpastillen und Kaugummis auf<br />
Mundgeruch ist zu vernachlässigen.<br />
Die Einnahme kann die Ursache nicht<br />
beseitigen. Alle diese Produkte wirken<br />
lediglich für eine kurze Zeit und haben<br />
keinen therapeutischen Einfluss. Zu<br />
den Hausmitteln (die bisher nicht wissenschaftlich<br />
untersucht sind), gehören<br />
Salzwasser, Zitronenwasser, Kauen<br />
von Petersilie oder Ingwerwurzeln. Es<br />
wird auch Zimt, Guave oder Anis empfohlen.<br />
Ebenso wie das Schnarchverhalten<br />
und die Schnarchtherapie in die zahnärztliche<br />
Behandlung Eingang gefunden<br />
haben, wird zukünftig auch die<br />
Halitosisbekämpfung ein Thema sein.<br />
Als Einstieg ist das Handbuch für die<br />
Praxis, »Halitosis«, unseres Referenten<br />
Prof. Dr. Andreas Filippi, Quintessenz<br />
Verlag, (besprochen in ZKN Mitteilungen<br />
3/06) empfehlenswert. l<br />
FVDZ-Zeitschrift:<br />
Der Zahnarzt<br />
als Versicherungsberater?<br />
Artikel über Zahnzusatzversicherungen<br />
in der<br />
aktuellen DFZ-Ausgabe<br />
Immer häufiger werden Zahnärzte zu Themen<br />
befragt, die mit der Zahnmedizin überhaupt<br />
nichts mehr zu tun haben. Zunehmend wollen<br />
Patienten von ihrem Zahnarzt wissen, welche<br />
Zahnzusatzversicherung etwas bringe und<br />
welche sich lohne. Da der Mediziner kein Versicherungsmakler<br />
ist, kann er nur allgemeine Auskünfte<br />
und keine Empfehlungen geben – so die Erkenntnis<br />
in einem Beitrag in der JuniAusgabe der<br />
Mitgliederzeitschrift des Freien Verbands Deutscher<br />
Zahnärzte »Der Freie Zahnarzt« (DFZ). Die<br />
Autorin Sabine Schmitt erläutert in dem DFZBeitrag<br />
unter Schlagworten wie »Ersatz oder Zusatz<br />
– das ist die Frage« oder »Sperrfristen beachten«<br />
knapp und verständlich, wie Zahnärzte ihre Patienten<br />
informieren können.<br />
FVDZ-Pressemitteilung, 29.5.2008 l
Zeitung: Österreichs Ärzte<br />
drohen mit Praxisschließungen<br />
während der EM<br />
Der Unmut der österreichischen<br />
Ärzte über die geplante Gesundheitsreform<br />
ist groß – und damit<br />
offenbar auch ihre Protestbereitschaft.<br />
Sollten ihre Einwände gegen die<br />
Reform kein Gehör finden, könnten die<br />
Praxen ab dem 16. Juni, also während<br />
der FußballEuropameisterschaft, geschlossen<br />
bleiben, drohte ÄrztekammerVizepräsident<br />
Dr. Günther Wawrowsky<br />
laut einem Bericht der Zeitung<br />
»Die Presse«.<br />
Die Reform sieht unter anderem die<br />
Einführung einer AutidemRegelung<br />
sowie eine Patientenquittung vor. Ersteres<br />
hält Kammerpräsident Dr. Walter<br />
Dorner für unnötig, die Patientenquittung<br />
kritisierte er laut Bericht als unausgegoren:<br />
»Wir Ärzte sind keine Registrierkasse<br />
an der Tankstelle.« Als weniger<br />
kritisch sehe er dagegen eine<br />
mögliche Kündigung von Kassenverträgen<br />
bei gravierenden Problemen<br />
an. www.zaend.de, 19.5.2008<br />
Dr. Susanne<br />
von Garrel<br />
foto: privat<br />
Zweiklassengesellschaft<br />
Die im GrundebundesweitchronischeUnterfinanzierung<br />
der Hochschulen<br />
sowie der<br />
Wettbewerb um<br />
Studierende, Fördergelder,Leis<br />
tungsentgelte und Drittmittel hat eine<br />
Situation geschaffen, die notleidend<br />
ist. Ein leidiges Thema ist die Bezahlung<br />
der Hochschullehrer. Ein Juniorprofessor<br />
liegt knapp unter einem Studienratsgehalt<br />
(A 13). Viele Doktoranden<br />
quälen sich auf Halbtagsstellen<br />
mit etwa 1000 Euro netto. Professoren<br />
mit 4000 bis 5000 Euro im Monat sehen<br />
neidvoll auf ihre ausländischen<br />
Kollegen zum Beispiel in den USA. Dort<br />
gibt es gleich mehrere zehntausend Euro<br />
netto mehr pro Jahr. Da hilft alles Ge<br />
rede um mehr Freiheit und weniger<br />
Bürokratie nicht: Es geht auch ums<br />
Geld. Wenn im armen SchleswigHolstein<br />
ohne Studiengebühren ein Professor<br />
im Schnitt 66.000 Euro bekommt<br />
und in Hessen mit durchschnittlich<br />
82.500 Euro am höchsten<br />
besoldet wird, welcher TopWissenschaftler<br />
geht dann noch in den Norden?<br />
Die leistungsorientierte Bezahlung<br />
auf die Grundbezüge war richtig<br />
und überfällig. Aber die Mängel bei der<br />
Umsetzung müssen noch abgestellt<br />
werden. Sachfremde Erwägungen, wie<br />
zum Beispiel das Kriterium der Einwerbung<br />
von Drittmitteln, führen zu einer<br />
Bevorzugung der anwendungsorientierten<br />
gegenüber der Grundlagenforschung.<br />
Wo Topleute gehalten werden<br />
müssen, schmilzt das Budget dann zu<br />
Ungunsten vieler engagierter Hochschullehrer<br />
ab, die wenig oder nichts<br />
mehr als Zulage bekommen und es<br />
doch auch verdient hätten.<br />
Zwischen Geistes und Wirtschaftswissenschaften<br />
sowie technischen Disziplinen<br />
entsteht eine Zweiklassengesellschaft:<br />
Kaum ein Geisteswissenschaftler<br />
kann sich in der Wirtschaft<br />
und Industrie mit seinen Kenntnissen<br />
so vermarkten, wie es Wirtschaftler<br />
und Techniker können, die nebenher<br />
oft mehr verdienen, als ihr Professorengehalt<br />
ausmacht. Das gilt besonders<br />
auch für die Fachhochschulen. Die<br />
neue WBesoldung ist der richtige Weg.<br />
Aber viele werden dabei abgehängt<br />
oder aus der Kurve geworfen. Hier<br />
muss gehandelt werden. Der Exodus<br />
besonders vieler guter Wissenschaftler<br />
aus naturwissenschaftlichen und technischen<br />
Disziplinen sowie aus der Medizin<br />
ins Ausland oder in die deutsche<br />
Wirtschaft wird sich sonst fortsetzen.<br />
Das kann sich der Wissenschaftsstandort<br />
Deutschland nicht länger leisten.<br />
Dr. Susanne von Garrel<br />
rundblick, 23.4.2008<br />
Ehrenamt ist Gold wert!<br />
Unter diesem Motto haben die<br />
kommunalen Spitzenverbände<br />
und die Landesregierung die<br />
dies & das<br />
Christian<br />
Wulff<br />
niedersächsische<br />
Ehrenamtskarte ins<br />
Leben gerufen. Sie<br />
ist ein Zeichen der<br />
Wertschätzung für<br />
die Bürgerinnen<br />
und Bürger, die sich<br />
in herausragender<br />
Weise in Freiwilligen<br />
Feuerwehren,<br />
Kindergärten, Schulen,<br />
Sportvereinen, Bürger<br />
foto: niedersäcHsiscHe landesregierung<br />
stiftungen oder zahlreichen weiteren<br />
Initiativen und Vereinen engagieren. Es<br />
gilt, solches Engagement längerfristig<br />
zu sichern und zu befördern. Landes<br />
und kommunale Ebene sind gemeinsam<br />
aufgerufen, die Bereitschaft zur<br />
Aufnahme einer freiwilligen Tätigkeit<br />
weiter zu stützen. Die Einführung der<br />
niedersächsischen Ehrenamtskarte ist<br />
dabei ein Baustein von vielen.<br />
Eckpfeiler des gemeinsam entwickelten<br />
Konzeptes sind die landesweite<br />
Gültigkeit der Karte, ein einheitliches<br />
Design und transparente Ausgabemodalitäten.<br />
Die Landesregierung beteiligt<br />
sich mit 200.000 Euro und bietet<br />
den Kommunen fachliche Hilfestellung<br />
bei der Entscheidungsfindung und Einführung<br />
an. Die Landkreise, Städte und<br />
Gemeinden entscheiden eigenständig<br />
über die Einführung. Zu den ersten<br />
Landkreisen, die Ehrenamtskarten ausgeben,<br />
zählen Wolfenbüttel, Nienburg<br />
und Osnabrück. Seit Dezember 2007<br />
haben bereits rund 400 bürgerschaftlich<br />
Aktive die »goldene Karte« für ihr<br />
herausragendes Engagement erhalten.<br />
Demnächst kommen die Landkreise<br />
Schaumburg, Wittmund, Celle, Osterode<br />
am Harz, Grafschaft Bentheim und<br />
die kreisfreie Stadt Oldenburg hinzu.<br />
Es würde der größten Bürgerbewegung<br />
unseres Landes gut tun, wenn<br />
sich alle Landkreise und kreisfreien<br />
Städte in diesem Jahr für die Ausgabe<br />
der Ehrenamtskarte entscheiden würden,<br />
aber es ist eine Entscheidung der<br />
jeweiligen Gebietskörperschaft.<br />
Mit zahlreichen Initiativen und<br />
Maßnahmen wird das Engagement in<br />
den Städten und Gemeinden unterstützt.<br />
Die niedersächsische Ehrenamtskarte<br />
ist eine neue und attraktive<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 343
DIES & DAS<br />
Form der Anerkennung. Sie steht nicht<br />
in Konkurrenz zu bestehenden Ehrungen<br />
oder gar zu konkreten Fördermaßnahmen<br />
für Vereine und Gruppen. Den<br />
Karteninhabern werden kleine Vergünstigungen<br />
gewährt: öffentliche<br />
wie auch private Angebote. Landesregierung<br />
und beteiligte Kommunen haben<br />
jeweils Anbieter gewonnen, die<br />
Landesregierung zum Beispiel die Landesmuseen<br />
in Hannover und Oldenburg,<br />
Staats und Landesbühnen in<br />
Braunschweig, Hannover und Oldenburg,<br />
das Wisentgehege in Springe<br />
oder das Niedersächsische Landgestüt<br />
in Celle.<br />
Hessen hat seine EhrenamtsCard<br />
im Jahre 2006 eingeführt und bisher<br />
landesweit 12.500 Karten ausgegeben.<br />
Anfänglich geäußerte Befürchtungen<br />
in Richtung dramatischer Einnahmeausfälle<br />
der Kommunen oder privaten<br />
Anbieter haben sich nicht bestätigt.<br />
Teilweise haben die Angebote sogar zu<br />
einer Umsatzsteigerung beigetragen,<br />
weil der Preisnachlass durch die gestiegenen<br />
Besucherzahlen überkompensiert<br />
wurde. Mancher geht ins Museum,<br />
der sonst nicht gegangen wäre, die<br />
meisten bringen Begleiter mit.<br />
Mit der Ehrenamtskarte wird eine<br />
materiell bescheidene, aber ideell bedeutende<br />
Referenz an die Engagierten<br />
erwiesen, die sich in herausragender<br />
Weise für das Gemeinwohl einsetzen,<br />
unser Zusammenleben bereichern und<br />
die Solidarität in unserer Gesellschaft<br />
fördern. Das Motto »Ehrenamt ist Gold<br />
wert« wird ein Markenzeichen in <strong>Niedersachsen</strong><br />
werden!<br />
Ministerpräsident Christian Wulff<br />
344 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
rundblick, 14.5.2008<br />
Neue Partei gegründet:<br />
Gesundheits-Union DGU<br />
Am 5. Mai 2008 wurde im bayerischen<br />
Schnelldorf eine neue<br />
Bundespartei gegründet: Die<br />
GesundheitsUnion (DGU). Das Leitbild<br />
der DGU ist »Die Gesundheit ist das<br />
höchste Gut«. Der Gesundheit soll »in<br />
der Gesellschaft die Priorität zurückgegeben<br />
werden, die sie früher einmal<br />
genoss«, erläutert der Bundesvorsitzende<br />
Peter Krcmar und erklärt weiter:<br />
»Aktuell wird die Gesundheit fragwürdigen<br />
Finanzierungsgrundlagen und<br />
dem Profit und Profilierungsstreben<br />
geopfert. Die DGU setzt daher alles daran,<br />
eine breite Aktionsbasis zu schaffen,<br />
die sich für eine solidarische und<br />
selbstbestimmte Gesundheitsversorgung<br />
aller Bürger einsetzt. Selbstverständlich<br />
schließt dieses Bestreben<br />
auch eine freie Arztwahl und die freie<br />
Wahl der Krankenversicherung ein.«<br />
Die Lage der Gesundheitsversorgung<br />
ist desolat. Aktionstage, Streiks und<br />
Proteste der niedergelassenen Ärzte<br />
haben in letzter Zeit zwar verdeutlicht,<br />
dass es fünf vor Zwölf ist, aber entscheidende<br />
Veränderungen haben diese<br />
Initiativen nicht bewirkt. Eine Antwort<br />
kommt nun mit der Gründung<br />
der neuen Partei Gesundheitsunion<br />
(DGU): Die DGU ist ein Schulterschluss<br />
zwischen Ärzten, Patienten, Therapeuten<br />
und Apothekern und bündelt Kräfte,<br />
um diese Zustände zu ändern. Denn<br />
vor dem Hintergrund, dass beispielsweise<br />
in Bayern von den 8.000 niedergelassenen<br />
Ärzten 7000 auf diese existenzgefährdenden<br />
Zustände aufmerksam<br />
gemacht haben, aber nicht gehört<br />
wurden, ist eine grundlegende Änderung<br />
der Gesundheitsversorgung<br />
zwingend notwendig. Auch das zunehmende<br />
Leiden der Patienten an der<br />
heute schon existierenden ZweiKlassenMedizin,<br />
die jegliche Ansprüche an<br />
eine selbstbestimmte und solidarische<br />
Gesundheitsversorgung für Alle längst<br />
aufgegeben hat, blieb politisch bislang<br />
unbeachtet. Stattdessen wurde das ohnehin<br />
komplexe Gesundheitswesens<br />
weiter bürokratisiert. Gesundheitsfonds<br />
und PatientenECard vertiefen<br />
die Misere zusätzlich.<br />
FVDZ Newsletter, 20.5.2008<br />
GKV empört über<br />
Insolvenzgesetz<br />
Die von Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt (SPD) geplante Reform<br />
des Insolvenzrechts der<br />
Krankenkassen lehnt die gesetzliche<br />
Krankenversicherung (GKV) rundweg<br />
ab. Schmidts Vorschlag, wonach der<br />
neue Spitzenverband Bund der Krankenkassen<br />
einzelne Kassen im Falle einer<br />
Insolvenz zwangsweise fusionieren<br />
kann, stößt nicht nur auf den Widerstand<br />
der Kassen. Auch der Spitzenverband,<br />
der erst von Juli an offiziell<br />
tätig wird, hat Schmidts Vorschlag<br />
schon verworfen. Man wolle »nicht zu<br />
einer Regulierungsbehörde mutieren«,<br />
schreibt Vorstandschefin Doris Pfeiffer<br />
in einem Brief an Schmidt und an Gesundheitspolitiker<br />
der Fraktionen. In<br />
Briefen an denselben Empfängerkreis<br />
beklagt auch Ersatzkassenchef Thomas<br />
Ballast, dass die Pläne des Ministeriums<br />
»zentralistisch in den Wettbewerb<br />
eingreifen und der wettbewerbsneutrale<br />
Aufgabenkatalog des Spitzenverbands<br />
Bund damit deutlich überschritten<br />
wird«. Ein »derart massiver Eingriff«<br />
sei »mit der wettbewerbsneutralen<br />
Rolle des Spitzenverbands Bund<br />
nicht vereinbar und wird abgelehnt«.<br />
Doris Pfeiffer verwirft in ihrem Schreiben<br />
auch den Plan Schmidts, nach dem<br />
die Kassenmitglieder im Notfall auch<br />
für Verbindlichkeiten anderer Kassen<br />
(außerhalb ihrer eigenen Organisationsform<br />
als Orts, Ersatz, Betriebs<br />
oder Innungskasse) aufkommen sollen.<br />
»Ein Wettbewerbskonzept, das Hilfen<br />
für die Konkurrenz zum Erhalt der<br />
Wettbewerbsfähigkeit vorsieht, ist in<br />
der Praxis zum Scheitern verurteilt.«<br />
Pfeiffer empfiehlt dagegen die Gründung<br />
von Haftungsverbünden. Die<br />
massive Kritik aus dem Lager der Kassen<br />
stützt die bayerische Sozialministerin<br />
Christa Stewens (CSU) in ihrer Ablehnung.<br />
Diese hatte Zwangsfusionen<br />
strikt abgelehnt und sich zugleich über<br />
das Vorhaben Schmidts empört, das<br />
neue Insolvenzrecht ohne Zustimmung<br />
des Bundesrates verabschieden zu wollen.<br />
Das Insolvenzrecht soll noch vor Inkrafttreten<br />
des Gesundheitsfonds im
Jahr 2009 geändert werden und die<br />
Länder aus der Haftung nehmen. Im<br />
Kern geht es um die Frage, wie die bislang<br />
nicht gedeckten MilliardenPensionsversprechen<br />
der Ortskrankenkassen<br />
gesichert werden.<br />
FVDZ Newsletter, 6.5.2008<br />
<strong>Niedersachsen</strong>s Forschung<br />
vollständig evaluiert<br />
Als erstes und bislang einziges<br />
Bundesland verfügt <strong>Niedersachsen</strong><br />
über eine flächendeckende<br />
StärkenSchwächenAnalyse seiner<br />
Hochschulforschung. Wissenschaftsminister<br />
Lutz Stratmann hat am Mittwoch<br />
den Evaluierungsbericht der Wissenschaftlichen<br />
Kommission <strong>Niedersachsen</strong><br />
(WKN) vorgelegt. In 33 landesweiten<br />
Verfahren haben unabhängige<br />
Gutachter, die bewusst nicht aus <strong>Niedersachsen</strong>,<br />
sondern aus anderen Bundesländern<br />
und aus dem Ausland<br />
stammen, die Forschung in allen Fächern<br />
unter die Lupe genommen. Für<br />
jedes Fach wurde eine spezielle Expertenkommission<br />
zusammengestellt. Die<br />
Gutachter haben sich dabei nicht nur<br />
auf Zahlenmaterial gestützt, sondern<br />
die Hochschulen besucht und mit Professoren,<br />
dem akademischen Mittelbau<br />
und dem Nachwuchs persönliche<br />
Gespräche geführt sowie die wichtigsten<br />
Publikationen gelesen, berichtete<br />
Stratmann. Hervorgehoben wurden<br />
dabei vor allem die ausgezeichneten<br />
Leistungen der beiden Medizinstandorte<br />
Göttingen und Hannover, die zu<br />
den herausragenden Einrichtungen<br />
der Hochschulmedizin in Deutschland<br />
gehören; das habe sich inzwischen<br />
auch bei den Ergebnissen der Exzellenzinitiative<br />
niedergeschlagen. Bundesweit<br />
zum ersten Mal hat die WKN auch<br />
eine Forschungs und Strukturevaluation<br />
der so genannten »kleinen« geisteswissenschaftlichen<br />
Fächer am Beispiel<br />
der Uni Göttingen vorgenommen.<br />
Alle Ergebnisse des Evaluationsberichts<br />
der WKN können auf deren Webseite<br />
nachgelesen werden unter (www.wk.<br />
niedersachsen.de) rundblick, 22.5.2008<br />
Interkulturelle Kompetenz<br />
Multikulti war gestern und hat<br />
nicht wirklich gut funktioniert:<br />
Statt kulturell gestifteten<br />
Miteinanders waren Parallelgesellschaften<br />
häufig das fatale Ergebnis.<br />
Jetzt sind wir einen Schritt weiter: mit<br />
Schäubles etwas dahinholperndem Integrationsgipfel,<br />
mit Integration als<br />
Chefsache der Kanzlerin und einem nationalen<br />
Integrationsplan, der Städte,<br />
Kreise und das Land in Bewegung<br />
bringt. Integrationsbeauftragte werden<br />
benannt, junge Menschen mit Migrationshintergrund<br />
bei der Polizei<br />
und anderswo eingestellt, und die niedersächsische<br />
Sozialministerin hat einen<br />
zweijährigen Schwerpunkt »Migrantinnen«<br />
ausgerufen.<br />
Der türkische Ministerpräsident hat<br />
bei seinem Deutschlandbesuch seinen<br />
Landsleuten zugerufen, sie sollten ihre<br />
nationale Identität bewahren, und<br />
zeigte sich skeptisch gegenüber dem,<br />
was er sich unter Integration in<br />
Deutschland vorstellt. Die von ihm vorgeschlagenen<br />
türkischen Schulen fand<br />
die deutsche Seite allerdings nicht zielführend,<br />
da sie mit Integration nicht<br />
viel zu tun haben. Auch der SPDVorschlag,<br />
Türkisch als Fremdsprache mit<br />
Englisch und Französisch gleichzustellen,<br />
erwies sich zum Glück nicht als<br />
Renner.<br />
Jetzt sind wir bei kulturellem Mentoring<br />
und interkultureller Kompetenz<br />
angelangt, also aus der Not der Situation<br />
bei den richtigen Maßnahmen, damit<br />
die Kulturen nicht verständnislos<br />
aufeinanderprallen. Kulturelles Mentoring<br />
in Behörden tut Not: Was macht<br />
eine junge Mitarbeiterin auf dem Ausländeramt,<br />
wenn ihr ein Mann mit arabischer<br />
Herkunft gegenübersitzt, der<br />
sich von einer Frau nichts sagen lassen<br />
will? Wie verhält sich ein Behördenmitarbeiter,<br />
wenn ein Migrant aus dem<br />
früheren Jugoslawien statt der notwendigen<br />
Papiere immer wütender<br />
darauf verweist, der zweite Vorstandsvorsitzende<br />
der örtlichen Kirchengemeinde<br />
sei sein Nachbar und könne für<br />
ihn bürgen und schließlich zähnefletschend<br />
50 Euro »Bearbeitungsgebühr«<br />
bar über den Tisch reichen will? Das<br />
sind Fälle für interkulturelles Mentoring!<br />
Aber auch die mittelständische<br />
Wirtschaft, die in einer sich globalisierenden<br />
Welt nur noch international<br />
agieren kann, ist zwingend darauf angewiesen,<br />
dass die Beschäftigten interkulturelle<br />
Kompetenz erwerben – und<br />
zwar mehr, als man im Flieger nach<br />
China lesend oder im schnellen Verkaufstraining<br />
für die Verhandlungen<br />
in Indien lernen kann. Araber, Inder,<br />
Chinesen sind Völker, Religionen, Kulturen,<br />
Menschen, die ganz anders ticken,<br />
als wir Europäer uns das vorstellen<br />
können. Um Geschäfte zu machen<br />
und friedlich miteinander auszukommen,<br />
braucht es ein inneres Verständnis<br />
der kulturellen Hintergründe, der<br />
Werte und Handlungsmotivation,<br />
nicht nur der Sitten und Gebräuche.<br />
Die Uni Regensburg hat ihren Lehrstuhl<br />
zum Thema eingestampft. In <strong>Niedersachsen</strong><br />
gehört die Universität Osnabrück<br />
zu den Hochschulen, die die<br />
Zeichen der Zeit erkannt haben. Dort<br />
hat man jetzt nach einem Lehrstuhl für<br />
interkulturelle Sozialpsychologie einen<br />
für interkulturelle Wirtschaftspsychologie<br />
eingerichtet. An Länderexperten<br />
aus Asien sollen Lehraufträge ergehen.<br />
Mentoring und Coaching, nachweislich<br />
erfolgreich, sollen praktische Schwerpunkte<br />
bilden und weibliche Dozenten<br />
in besonderer Weise angesprochen<br />
werden, weil ihre Sozialkompetenz hier<br />
wirkungsvoll zum Erfolg führt.<br />
Fachhochschulen und Universitäten<br />
werden über die Vermittlung von Fachwissen,<br />
Sprachen und Kommunikationsfähigkeiten<br />
hinaus auf interkulturelle<br />
Kompetenz gleichen Wert legen<br />
müssen, um deutsche Studierende für<br />
ihre Arbeit und ihre Kontakte in der<br />
Welt fit zu machen. Denn die Globalisierung<br />
ist längst da, von der Amtsstube<br />
über das Wohnviertel bis zum Arbeitsplatz.<br />
Es geht schon lange nicht<br />
mehr darum, ob wir teilnehmen, sondern<br />
nur noch darum, wie erfolgreich.<br />
Dr. Susanne von Garrel<br />
rundblick, 22.5.2008<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 345
Presse & Medien<br />
Dem Bund fehlen<br />
nach Computerklau<br />
heikle Daten<br />
Hunderte Datenträger<br />
in den Behörden verschwunden<br />
/ FDP spricht<br />
von einem handfesten<br />
Skandal<br />
Das Bundesinnenministerium<br />
beschwichtigt, die FDP<br />
spricht von einem handfesten<br />
Skandal: Von 2005 bis<br />
2007 sind in den Bundesbehörden<br />
189 Computer, 326<br />
Laptops, 38 Speicher-Sticks<br />
und 271 Handy verschwunden.<br />
Auf einem gestohlenen<br />
Laptop des Bundesamtes für<br />
Zivildienst befanden sich<br />
1200 Adressdaten von Zivildienstleistenden.<br />
Auf einem<br />
USB-Stick des Statistischen<br />
Bundesamtes waren Daten<br />
zur Einkommenssteuer 2001<br />
gespeichert. Und in fünf Fällen<br />
verschwanden Datenträger<br />
des Verteidigungsministeriums<br />
mit <strong>Information</strong>en<br />
der Geheimhaltungsstufe<br />
»Verschlusssache (VS)-Vertraulich«<br />
und höher. Zudem<br />
werden zwei Regierungs-<br />
Handys mit Geheimnummern<br />
vermisst. »Die Vorfälle<br />
zeigen, wie wichtig eine<br />
Meldepflicht für solche Datenverluste<br />
ist, damit wir ermitteln<br />
können«, lässt ein<br />
Sprecher des Datenschutzbeauftragten<br />
Peter Schaar<br />
wissen. Bisher werden Geräte-<br />
oder Datenverluste nur<br />
innerhalb einer Behörde gemeldet.<br />
Der Wert der nun<br />
fehlenden Geräte wird auf<br />
rund 540.000 Euro beziffert.<br />
In 60 Prozent der Fälle wurden<br />
Disziplinar- oder strafrechtliche<br />
Ermittlungen eingeleitet.<br />
Für FDP-BundestagsfraktionsvizeCarl-Ludwig<br />
Thiele ist das Ganze ein<br />
Skandal. Vor allem die hohe<br />
346 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Zahl gestohlener Laptops<br />
bereite Sorgen. »Nur bestimmte<br />
Führungspersonen<br />
bekommen diese Geräte, da<br />
sind deshalb besonders sensible<br />
Daten drauf.«<br />
In der Antwort des Innenministeriums<br />
auf eine Anfrage<br />
Thieles zur Daten-Sicherheit<br />
bei Bundesbehörden<br />
zeigt sich, dass die Gefahr<br />
nicht in erster Linie von Einbrüchen<br />
oder Diebstählen in<br />
Behörden oder Ministerien<br />
droht. Rund 11.500 Laptops<br />
oder PCs werden daheim<br />
oder an anderen Orten außerhalb<br />
der Büros eingesetzt<br />
– damit wandern auch<br />
geheime Daten nach draußen.<br />
Das Bundesinnenministerium<br />
verweist darauf, dass<br />
die Daten des Bundes gut<br />
geschützt seien – etwa<br />
durch »mehrstufige Authentifikation<br />
sowie den Einsatz<br />
von Verschlüsselungssoftware«.<br />
Das Regierungsnetz<br />
des <strong>Information</strong>sverbundes<br />
Berlin-Bonn sei äußerst sicher.<br />
Zu dem Verlust von<br />
rund 500 Computern und<br />
Laptops heißt es: »Der Bundesregierung<br />
ist kein Fall<br />
bekannt, in dem von einem<br />
gestohlenen, abhandengekommenenbeziehungsweise<br />
unauffindbaren Gerät auf<br />
nichtöffentliche beziehungsweise<br />
vertrauliche Daten zugegriffen<br />
werden konnte.«<br />
vaz, 21.4.2008<br />
Gefahr im Internet:<br />
Gefälschte Arzneien<br />
Immer mehr Menschen werden<br />
Opfer gefälschter Arzneimittel.<br />
Der Zoll beschlagnahmte<br />
2007 Arzneien im Wert von<br />
8,3 Millionen Euro, nach 2,5<br />
Millionen Euro im Vorjahr.<br />
Die Gefahren von Herz-<br />
Kreislauf-Problemen und<br />
verschleppten Infektionen<br />
und zahlreiche andere Risiken<br />
wachsen. Organisierte<br />
Kriminelle haben falsche<br />
Medikamente als lukrative<br />
Finanzquelle entdeckt. »Es<br />
geht um Leib und Leben und<br />
Gesundheit«, warnt Frank<br />
Lippert vom Bundeskriminalamt<br />
(BKA).<br />
So führte verunreinigter<br />
Gerinnungshemmer aus<br />
China in mindestens 31 Fällen<br />
in Deutschland zu teilweise<br />
schweren Nebenwirkungen;<br />
in den USA wurden<br />
81 Todesfälle gemeldet. Die<br />
Justiz ermittelt auch gegen<br />
Apotheker, die minderwertige<br />
Krebsmittel aus Asien,<br />
Lateinamerika oder Osteuropa<br />
billig eingekauft und<br />
zum Normalpreis verkauft<br />
haben sollen.<br />
Viele Betroffene nehmen<br />
die Gefahren auch in Kauf,<br />
wie der zuständige Experte<br />
im Gesundheitsministerium,<br />
Arnold Schreiber, erläutert.<br />
So würden Muskelaufbaupräparate<br />
in Fitnessstudios<br />
oder Dopingmittel oft unter<br />
der Hand verkauft. Viele holten<br />
sich gefälschte Potenz-<br />
oder Schlankheitsmittel via<br />
Internet ins Haus.<br />
Der Anteil der Arzneifälschungen<br />
in Apotheken und<br />
legalem Internethandel liegt<br />
laut BKA und Regierung nur<br />
bei rund einem Prozent. Das<br />
Problem sind immer neue illegale<br />
Online-Seiten. dpa<br />
neue Presse, 29.4.2008<br />
Dicke Luft im<br />
Klassenzimmer<br />
In deutschen Klassenzimmern<br />
liegt die Kohlendioxid-<br />
Konzentration nach einer<br />
Studie der Universität Bre-<br />
men »weit über jeglicher Toleranzgrenze«.<br />
Bei Messungen<br />
in niedersächsischen<br />
und Bremer Schulen fanden<br />
die Wissenschaftler des Instituts<br />
für Interdisziplinäre<br />
Schulforschung CO2-Werte<br />
von bis zu 2800 ppm (parts<br />
per Million also Teile pro<br />
Million), wie Prof. Gerhart<br />
Tiesler am Donnerstag auf<br />
Nachfrage dieser Zeitung<br />
berichtete. Das sei zwar<br />
niedriger als der absolute<br />
Grenzwert von 5000 ppm, so<br />
Tiesler, aber wesentlich höher<br />
als das »seit langem akzeptierte<br />
Maß von 1000<br />
ppm«. Jenseits dieser Grenze<br />
träten zunehmend Unwohnsein,<br />
Kopfschmerz,<br />
Unaufmerksamkeit bis hin<br />
zu Konzentrationsstörungen<br />
auf.<br />
Je länger der Unterricht<br />
dauerte, desto stärker seien<br />
die CO2-Werte angestiegen,<br />
stellten die Schulforscher<br />
fest. »Die Lösung heißt:<br />
Fenster öffnen«, schlagen<br />
die Wissenschaftler vor. Alle<br />
20 Minuten sollten die Räume<br />
zwei bis drei Minuten<br />
lang gelüftet werden. Doppelstunden<br />
müssten durch<br />
fünfminütige Lüftungspause<br />
geteilt werden. Und je länger<br />
der Unterrichtstag werde,<br />
desto länger sollten die Pausen<br />
sein. Bei frischer Luft<br />
seien Schüler, so das Ergebnis<br />
der Studie, aufmerksamer,<br />
die Herzfrequenz sinke,<br />
der Lärmpegel werde geringer,<br />
und die Unterrichtsgespräche<br />
würden intensiver.<br />
Die Forscher hatten für ihre<br />
Studie 16 Klassen in drei<br />
Schulen untersucht – 24 Tage<br />
lang unter den herkömmlichen<br />
Bedingungen und 24<br />
Tage lang nach der Einführung<br />
von Lüftungspausen.<br />
wenn die Arbeitsbedingungen<br />
in den Schulen generell
verbessert würden, könnten<br />
die Kinder besser lernen.<br />
Das Fazit der Wissenschaftler:<br />
»Der Aufwand ist gering,<br />
der Effekt groß.«<br />
haz, 25.4.2008<br />
Lüttje Lage<br />
Chipslette<br />
Unfälle zeigten mitunter Folgen,<br />
mit denen man im<br />
Wortsinne nicht gerechnet<br />
hat. Nach einem schweren<br />
Sturz im häuslichen Bereich<br />
flatterte mir nun eine Zahnarztrechnung<br />
im mehrstelligen<br />
Bereich ins Haus. Meine<br />
Krankenkasse teilte mir mit,<br />
dass sie gedenke, zwei Prozent<br />
der Summe zu übernehmen.<br />
Ich muss hier anmerken,<br />
dass ich eine Chipslette<br />
oder genauer eine Ersatzkassen-Chipslette<br />
bin.<br />
So werden Kassenpatienten<br />
neuerdings genannt. Chipsletten<br />
sind angehalten, Bonusheftchen<br />
zu führen. Und<br />
da meines geradezu vorbildlich<br />
ist, stellte mir die Dame<br />
von der Kasse zusätzlich 60<br />
Euro in Aussicht. »Die können<br />
Sie locker noch rausschlagen«,<br />
meinte sie salopp.<br />
Meine Reaktion war<br />
eher verhalten.<br />
Etwas erfreulicher fielen<br />
anschließend die Verhandlungen<br />
mit meiner zahnärztlichen<br />
Zusatzversicherung<br />
aus. Allerdings merkte der<br />
Sachbearbeiter in unserem<br />
Gespräch an, dass ihm die<br />
Rechnung insgesamt doch<br />
recht hoch erscheine.<br />
Schließlich bliebe ich auch<br />
bei einer entsprechenden<br />
Zuzahlung noch auf einem<br />
ganz beträchtlichen Kostenberg<br />
sitzen. Er könne mir<br />
deshalb nur empfehlen,<br />
meinen so genannten Heil-<br />
und Kostenplan ins Internet<br />
zu stellen, Herrschaften aus<br />
aller Herren Länder könnten<br />
mir dann Reparaturangebote<br />
unterbreiten. So ließe sich<br />
mit Sicherheit einiges sparen.<br />
Ich guckte ihn ungläubig<br />
an. Plötzlich stellte ich mir<br />
vor, wie sich ein Zahnarzt in<br />
der Äußeren Mongolei in die<br />
Hände spuckt – und zu seiner<br />
Mitarbeiterin sagt: »Na,<br />
der Hildebrandt, dem können<br />
wir doch wirklich ein<br />
paar billigere Zähne basteln.«<br />
Vielleicht würde sich<br />
aber auch ein Landwirt aus<br />
Tigerfeld auf der Schwäbischen<br />
Alb melden, der als<br />
Nebenerwerbszahnarzt<br />
praktiziert. Mich schauderte.<br />
Der Sachbearbeiter fuhr unbeirrt<br />
fort. »Das sind die<br />
neuen Zeiten. Darauf müssen<br />
Sie sich einstellen«,<br />
sagte er. Irgendwann verabschiedete<br />
ich mich. Auf der<br />
Georgstraße schwor ich mir,<br />
meinem Zahnarzt treu zu<br />
bleiben – auch wenn mir als<br />
Chipslette ein finanzieller<br />
Kraftakt nicht erspart bleibt.<br />
shi<br />
haz, 3.5.2008<br />
Zahnarzt nicht<br />
bezahlt: Quittung für<br />
Angeklagten<br />
Widerspruch gegen<br />
Strafbefehl vergebens<br />
Gleich dreimal hatte sich ein<br />
55-Jähriger 2004 von einem<br />
Zahnarzt behandeln lassen,<br />
die Rechnungen von insgesamt<br />
1400 Euro aber bezahlte<br />
er nicht. Auf die entsprechende<br />
Betrugsanzeige des<br />
Dentisten hin erfolgte ein<br />
Strafbefehl über 70 Tagessätze<br />
zu 20 Euro. Dagegen<br />
legte der Mann Widerspruch<br />
beim Amtsgericht Jever ein.<br />
Dort beteuerte er jetzt,<br />
nach einer Herzoperation<br />
habe er während der Rehabilitation<br />
heftige Zahnschmerzen<br />
bekommen, und<br />
man habe ihm dringend zur<br />
Behandlung geraten. Die<br />
erste Rate dafür habe er ja<br />
auch bezahlt, dann sei er jedoch<br />
erst arbeitslos geworden,<br />
und schließlich habe<br />
man auch die Harzt IV-Zahlungen<br />
noch reduziert. Er<br />
musste sich aber vorhalten<br />
lassen, dass es mit dem<br />
Notfall offenbar nicht so<br />
dringlich gewesen ist, denn<br />
zwischen dem Antritt der<br />
Reha-Maßnahmen und der<br />
ersten Zahnbehandlung lag<br />
ein halbes Jahr, und auch bis<br />
zum nächsten Zahnarzttermin<br />
dauerte es wieder einige<br />
Monate. Im Übrigen habe er<br />
zumindestens billigend in<br />
Kauf genommen, nicht zahlungsfähig<br />
zu sein, denn im<br />
selben Jahr habe er einen<br />
Antrag auf Privatinsolvenz<br />
gestellt.<br />
Gegen den Uneinsichtigen<br />
sprach aber auch, dass<br />
er das Angebot einer Einstellung<br />
des Verfahrens gegen<br />
eine Geldbuße bei<br />
gleichzeitiger Entschädigung<br />
des Zahnarztes nicht<br />
angenommen hatte. Als nun<br />
der Staatsanwalt unmissverständlich<br />
betonte, es<br />
werde garantiert nicht billiger<br />
für ihn, auf dem Widerspruch<br />
zu beharren, nahm<br />
der Angeklagte ihn zurück.<br />
Er muss jetzt also die 1400<br />
Euro an den Zahnarzt ebenso<br />
entrichten wie die 1400<br />
Euro aus dem Strafbefehl,<br />
zuzüglich der Gerichtskosten.<br />
Einziges Entgegenkommen<br />
ist die Möglichkeit von<br />
Ratenzahlung.<br />
gosLarsches wochenbLaTT,<br />
6.5.2008<br />
»Historische Wende«<br />
im Arzt-Patienten-<br />
Verhältnis<br />
Erster Direktvertrag<br />
zwischen Hausarzt<br />
und AOK<br />
Hunderttausende Krankenversicherte<br />
und Mediziner in<br />
Baden-Württemberg sollen<br />
von dem bundesweit ersten<br />
direkten Vertrag zwischen<br />
AOK und Hausärzten profitieren.<br />
»Wir organisieren etwas<br />
wirklich Neues«, sagte<br />
AOK-Landeschef Rolf Hoberg<br />
in Berlin. Der Hausärzteverband<br />
des Landes<br />
sprach von einer »historischen<br />
Wende« und »Revolution«,<br />
die bald auch in anderen<br />
Bundesländern Schule<br />
machen dürfte.<br />
Der Vertrag sorgt für<br />
Aufsehen, weil mit der AOK<br />
erstmals eine Kasse die Gesundheitsreform<br />
nutzt und<br />
Ärzte ohne Beteiligung der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung<br />
bezahlt. Nach der Einigung<br />
zwischen Landes-AOK,<br />
Hausärzteverband und Ärzteverband<br />
MEDI können sich<br />
Versicherte und Ärzte ab 1.<br />
Juli einschreiben.<br />
Für Versicherte bringt<br />
der freiwillige Schritt Verbesserungen<br />
und Einschränkungen.<br />
Vor allem<br />
Chroniker sollen eine bessere<br />
Betreuung und längere<br />
Arztgespräche bekommen,<br />
sagte der Bundesvorsitzende<br />
des Hausärzteverbands,<br />
Ulrich Weigeldt. Gesündere<br />
Patienten müssten sich dagegen<br />
mehr selbst helfen,<br />
würden aber bei der Vorsorge<br />
stärker angeleitet.<br />
Die Teilnehmer wählen<br />
einen beteiligen Arzt und<br />
binden sich für mindestens<br />
ein Jahr an ihn. Fachärzte<br />
dürfen nur noch mit Überweisung<br />
besucht werden.<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 347
PRESSE & MEDIEN<br />
Praxisgebühr und Zuzahlungen<br />
bleiben. Einmal pro Woche<br />
soll es eine Abendsprechstunde<br />
geben. Bei der<br />
Suche nach Facharztterminen<br />
wird den bisher oft benachteiligten<br />
gesetzlich Versicherten<br />
geholfen.<br />
»Stethoskop statt Stift<br />
lautet unser Motto«, sagte<br />
Hoberg. Die komplizierte<br />
Quartalsabrechnung solle<br />
künftig auf einen Bierdeckel<br />
passen, dem Arzt viel Bürokratie<br />
erspart werden. Für<br />
Ärzte solle das Honorar pro<br />
Behandlung und von heute<br />
rund 53 Euro im Schnitt auf<br />
bis zu 80 Euro steigen. dp a<br />
die weLT, 9.5.2008<br />
Kassenverträge<br />
im Blick<br />
Ministerium fordert<br />
Kontrolle durch<br />
das Kartellamt<br />
Vertragsbeziehungen zwischen<br />
Krankenkassen und<br />
Leistungsanbietern sollen<br />
künftig der Wettbewerbs-<br />
und Vergabeaufsicht durch<br />
das Bundeskartellamt unterliegen.<br />
Dies beträfe auch<br />
den Bereich der umstrittenen<br />
Rabattverträge für Arzneimittel.<br />
In einem Schreiben an<br />
das Bundesgesundheitsministerium,<br />
das dieser Zeitung<br />
vorliegt, verlangt das<br />
Bundeswirtschaftsministerium,<br />
das Gesetz gegen<br />
Wettbewerbsbeschränkungen<br />
einschließlich seiner<br />
vergaberechtlichen Bestimmungen<br />
umfassend auf die<br />
Krankenkassen anzuwenden.<br />
Die Kontrolle der wettbewerbsrechtlichenVorschriften<br />
müsse bei den<br />
Kartellämtern und den Kartellgerichten<br />
liegen. Sie<br />
müssten dann auch gegen-<br />
348 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
über den Krankenkassen die<br />
sonst üblichen Ermittlungs-<br />
und Sanktionsbefugnisse<br />
bekommen. Das Gesundheitsministerium<br />
verweist<br />
hingegen darauf, dass die<br />
Kassen dem Sozialgesetzbuch<br />
V unterworfen seien<br />
und bei Rechtsstreitigkeiten<br />
die Sozialgerichte angerufen<br />
werden könnten. Das Wirtschaftsministerium<br />
sieht jedoch<br />
die Gefahr von Interessenkonflikten,<br />
wenn die, für<br />
die Kassen zuständigen Aufsichtsbehörden<br />
auch die<br />
Durchsetzung des Wettbewerbsrechts<br />
übernähmen.<br />
Eine Vermischung von Zuständigkeiten<br />
unterlaufe das<br />
ausdrückliche Ziel der Gesundheitsreform,<br />
den Wettbewerb<br />
im Gesundheitswesen<br />
zu stärken. Das Bundeskartellamt<br />
verfüge über eine<br />
»gesunde Distanz zur Gesundheitsbranche«.<br />
Um<br />
wettbewerbsbeschränkende<br />
Vereinbarungen zwischen<br />
den Krankenkassen auszuschließen,<br />
fordert das Wirtschaftsministerium<br />
über die<br />
bisher vorgesehene Missbrauchsaufsicht<br />
hinaus auch<br />
die Anwendung des allgemeinen<br />
Kartellverbots.<br />
»Der Druck auf das Gesundheitsministerium<br />
steigt«, sagte Hermann<br />
Kortland vom Bundesverband<br />
der Arzneimittelhersteller.<br />
Anfang der Woche<br />
hatte die EU-Kommission<br />
die zweite Stufe eines EU-<br />
Vertragsverletzungsverfahrens<br />
eingeleitet, da Rabattverträge<br />
für Arzneimittel<br />
nicht nach den europäischen<br />
Vergabevorschriften ausgeschrieben<br />
würden.<br />
Faz, 9.5.2008<br />
Junge erhält<br />
Herzklappe ohne<br />
Operation<br />
Göttinger Klinikum bietet<br />
neue und schonende Behandlungsmethode<br />
für<br />
Herzpatienten an<br />
Am Freitag eine neue Herzklappe,<br />
am Montag schon<br />
wieder nach Hause. Das Göttinger<br />
Universitätsklinikum<br />
bietet jetzt eine neue Behandlung<br />
an, mit dem sich<br />
Herzklappen durch Katheter<br />
schnell und schonend implantieren<br />
lassen. Das neue<br />
minimalinvasive Verfahren<br />
erspart eine aufwendige<br />
Operation. Der Brustkorb<br />
muss nicht geöffnet werden,<br />
auch der Einsatz der Herz-<br />
Lungen-Maschine ist nicht<br />
nötig. Das System sei erst<br />
seit etwa einem Jahr auf<br />
dem Markt, berichtete am<br />
Dienstag der Leiter der Pädiatrischen<br />
Kardiologie, Prof.<br />
Thomas Paul. Das Göttinger<br />
Herzzentrum sei die erste<br />
medizinische Einrichtung in<br />
Norddeutschland, in der dieses<br />
neuartige Verfahren<br />
praktiziert werde.<br />
Als erster Patient des<br />
Universitätsklinikums hat<br />
vor einigen Tagen der<br />
14-jährige André Fischer aus<br />
Göttingen eine Herklappe<br />
durch einen Katheter implantiert<br />
bekommen. Der<br />
Schüler leidet an einem angeborenen<br />
Herzfehler. Er<br />
war bereits im Alter von vier<br />
Jahren das erste Mal in der<br />
Göttinger Kinderkardiologie<br />
behandelt worden. Damals<br />
bekam er seine erste Herzklappe<br />
und musste insgesamt<br />
acht Wochen im Klinikum<br />
verbringen. Diese<br />
musste jetzt ausgetauscht<br />
werden, da sie zu klein geworden<br />
und verkalkt war.<br />
André sei ein »idealer Pati-<br />
ent« für das neu entwickelte<br />
Verfahren gewesen, sagte<br />
Prof. Paul. Dieses sei nicht<br />
für jeden Herzpatienten geeignet.<br />
Die Mediziner implantierten<br />
dem Jugendlichen eine<br />
so genannte »Melody-Klappe«,<br />
die aus der Halsvene eines<br />
Rindes stammt. Das zusammengefaltete<br />
Implantat<br />
ist in einem Spezialbehälter<br />
eingenäht und wird mit einem<br />
Katheter durch die<br />
Leistenvene zum Herzen geführt.<br />
Dort wird es dann an<br />
der vorgesehenen Stelle<br />
über einen aufblasbaren<br />
Ballon entfaltet. Die alte<br />
Herzklappe wird dabei an<br />
die Gefäßwand gedrückt und<br />
verbleibt im Körper.<br />
Insgesamt dauerte der<br />
Eingriff knapp zweieinhalb<br />
Stunden. Er habe nicht damit<br />
gerechnet, dass der Eingriff<br />
so leicht sein würde, sagte<br />
der Vater des 14-jährigen<br />
Patienten, Detlev Fischer:<br />
»Ich kann Eltern nur Mut<br />
machen dazu«. Das neue<br />
schonende Verfahren ist besonders<br />
für Kinder geeignet:<br />
Da Herzklappen nicht mitwachsen,<br />
müssen sie bei<br />
Kindern drei- bis viermal<br />
ausgetauscht werden, bis<br />
sie das Erwachsenenalter<br />
erreicht haben. Bei der herkömmlichen<br />
chirurgischen<br />
Methode kann sich durch die<br />
mehrfachen Operationen<br />
Narbengewebe bilden, dadurch<br />
wird das weitere Operieren<br />
am Herzen, immer<br />
schwieriger. Durch die neue<br />
Kathetermethode sind ein<br />
Öffnen des Brustkorbes und<br />
des Herzens nicht mehr nötig.<br />
»Wir vermeiden, damit<br />
ein allgemeines Operationstrauma«,<br />
sagte Prof. Paul.<br />
Da die Behandlung spezielle<br />
Kenntnisse erfordert<br />
und auch sehr kostspielig ist,
wird sie lediglich an größeren<br />
Herzzentren angeboten.<br />
Am Göttinger Uni-Klinikum<br />
wurden bislang zwei Patienten<br />
nach diesem Verfahren<br />
behandelt, in diesem Jahr<br />
sind außerdem sechs weitere<br />
derartige Implantationen<br />
geplant. Bei André Fischer<br />
soll die Herzklappe so lange<br />
halten, bis er ausgewachsen<br />
ist. Er freut sich vor allem<br />
auf eines, dass er jetzt wieder<br />
nach Herzenslust Fußball<br />
spielen kann, ohne<br />
schon nach wenigen Minuten<br />
eine Pause einlegen zu müssen.<br />
heidi niemann<br />
haz, 30.4.2008<br />
Zweifel an<br />
der »eKarte«<br />
Telekom-Skandal<br />
weckt Sorge um<br />
Patientendaten<br />
von Bernd Knebel<br />
Die Bespitzelungsaffäre bei<br />
der Telekom hat eine Debatte<br />
über den Datenschutz<br />
ausgelöst. Die Grünen-Bundesvorsitzende<br />
Claudia Roth<br />
erklärte am Dienstag, nicht<br />
nur der Schnüffelstaat sei<br />
ein Problem für die Bürgerrechte,<br />
sondern auch die<br />
Schnüffelwirtschaft. Ihr<br />
Parteifreund Hans-Christian<br />
Ströbele forderte, den Datenschutz<br />
ins Grundgesetz<br />
aufzunehmen. »Die Unternehmen<br />
scheinen jedes Gefühl<br />
für Anstand und Verhältnismäßigkeit<br />
verloren zu<br />
haben.« Es müsse dafür gesorgt<br />
werden, »dass der Datenschutz<br />
auch in der Wirtschaft<br />
ausreichend garantiert<br />
ist und Verstöße geahndet<br />
werden«.<br />
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter<br />
(BDK) schlug<br />
vor, die Verbindungsdaten<br />
sämtlicher Telefonkunden in<br />
einer zentralen Datei unter<br />
Aufsicht des Datenschutzbeauftragten<br />
zu speichern. Der<br />
BDK-Vorsitzende Klaus Jansen<br />
sagte der »Neuen Osnabrücker<br />
Zeitung«, es sei<br />
doch offensichtlich, dass<br />
sensible Kundendaten bei<br />
privaten Unternehmen<br />
»mehr als schlecht aufgehoben<br />
sind«. Die heutige Praxis<br />
einer sechsmonatigen<br />
Speicherung direkt beim Telefonanbieter<br />
öffne Missbrauch<br />
Tür und Tor, sagte<br />
Jansen. Es gehöre nicht viel<br />
Phantasie dazu, sich einen<br />
schwunghaften Handel mit<br />
sensiblen Kundendaten vorzustellen.<br />
Der Telekom-Skandal ist<br />
für einige Experten auch ein<br />
Anlass, das größte Computerprojekt<br />
in Deutschland<br />
ins Blickfeld zu rücken: die<br />
Vernetzung aller Bundesbürger<br />
mit der elektronischen<br />
Gesundheitskarte.<br />
Zum Widerstand hat sich ein<br />
breites Bündnis von Ärzten,<br />
Computerspezialisten und<br />
Patientenvertretern zusammengeschlossen.<br />
Ein »riesiger Online-<br />
Datenverbund«, so der Bundesverband<br />
der Betriebskrankenkassen,<br />
soll 80 Millionen<br />
Versicherte, 2200<br />
Krankenhäuser, 192.000<br />
Ärzte und Zahnärzte, 21.000<br />
Apotheken und alle Krankenversicherungenmiteinander<br />
vernetzen. Die Beteiligten<br />
in der gemeinsamen<br />
Gesellschaft »Gematik« versuchen<br />
nach eigenem Bekunden<br />
alles, um einen nur<br />
irgendwie denkbaren Missbrauch<br />
mit der Datensammlung<br />
auf dezentralen Rechnern<br />
auszuschließen.<br />
Zwei »Schlüssel« sind<br />
notwendig, um Zugang zu<br />
den Gesundheitsdaten<br />
eines Versicherten<br />
zu<br />
bekommen.<br />
»Ohne Zustimmung<br />
des Patienten<br />
kommt<br />
nicht einmal<br />
der Arzt an<br />
die Daten«,<br />
sagt ein Befürworter<br />
der »ekarte«<br />
in einer<br />
Krankenkasse.<br />
PIN-Nummern müssen<br />
eingegeben werden, ein<br />
Lichtbild weist den Karteninhaber<br />
aus, und die Daten<br />
werden verschlüsselt.<br />
Die neue Karte soll<br />
schrittweise ab 2009 die jetzigen<br />
missbrauchsanfälligen<br />
Chipkarten der Krankenversicherungen<br />
ablösen. Pflicht<br />
sind die Angaben der persönlichen<br />
Stammdaten eines<br />
Versicherten wie Name<br />
und Adresse. Zur Pflicht<br />
wird auch die elektronische<br />
Ausstellung von Rezepten<br />
und deren Speicherung. Alle<br />
anderen Angaben wie die<br />
Diagnosen sollen freiwillig<br />
sein und noch einmal gesondert<br />
gesichert werden.<br />
»Kein Schutz ist 100-prozentig«,<br />
räumen die Betriebskrankenkassen<br />
ein.<br />
Und vor dem Bruch von Gesetzen<br />
wie bei der Telekom<br />
ist auch niemand gefeit,<br />
müsste man ergänzen. Ärztevertreter<br />
sind aber misstrauisch.<br />
»Diesem Staat, der<br />
mit Forderungen nach Online-Durchsuchung,Vorratsdatenspeicherung<br />
und<br />
einem weiteren Großen<br />
Lauschangriff den gläsernen<br />
Bürger will, dürfen wir<br />
keine Patientendaten anvertrauen«,<br />
sagt etwa der Vor-<br />
sitzende des Verbandes der<br />
niedergelassenen Ärzte,<br />
NAV-VirchowBund, Klaus<br />
Bittmann.<br />
Auch der Verband der<br />
deutschen Internetwirtschaft<br />
hob nach der Einschränkung<br />
der Online-<br />
Durchsuchungen durch das<br />
Bundesverfassungsgericht<br />
warnend den Finger. Die Politik<br />
dürfe nicht versuchen,<br />
das Verdikt aus Karlsruhe<br />
listenreich zu umschiffen,<br />
sagte Verbandsvorsitzender<br />
Michael Rotert. Er hält es für<br />
möglich, dass staatliche<br />
Stellen sich auch für die Patientendaten<br />
interessieren<br />
könnten. Selbst den Kartenbefürwortern<br />
ist klar, dass<br />
Deutschlands umfassendste<br />
Datensammlung über alle<br />
Bürger Begehrlichkeiten<br />
des Staates zum Abgleich<br />
wecken wird, wenn nach irgendeinem<br />
dramatischen<br />
Ereignis nach Tätern gesucht<br />
wird. »Wir haben nur<br />
einen Aufschlag«, sagt der<br />
Kassenmann. »Wenn auch<br />
nur der Verdacht aufkommt,<br />
dass Unbefugte an die Gesundheitsdatenherankommen,<br />
dann geht die Karte mit<br />
den freiwilligen Angaben<br />
schief.«(mit: ap)<br />
haz, 28.5.2008<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 349
Terminkalender<br />
9.7.2008 Hannover 4. Mittelstandtag <strong>Niedersachsen</strong> in der <strong>Niedersachsen</strong>halle, TheodorHeussPlatz 1 – 3, 30175<br />
Hannover, Infos: Verband der Freien Berufe im Lande <strong>Niedersachsen</strong> e. V., Tel.: (05 11) 36 37 17,<br />
Fax: (05 11) 3 07 6240, email: info@steuerberaterverband.de<br />
12. – 19.7.2008 Garmisch-Partenkirchen 29. Sportweltspiele der Medizin und Gesundheit, Infos: www.sportweltsspiele.de, email: infos@sportweltspiele.de,<br />
Tel. (0 69) 17 23 00, Fax (0 69) 17 23 09<br />
30.8.2008 Osnabrück Zahnärztetag der Kammern <strong>Niedersachsen</strong> und Bremen in Verbindung mit dem 4. ZMF-<br />
und Prophylaxe-Kongress in der Stadthalle Osnabrück, Infos: Ansgar Zboron, Tel. (05 11) 8 33<br />
91303, email: azboron@zkn.de<br />
20.9.2008 Hannover dental informa, Infos: Ansgar Zboron, Tel. (05 11) 8 33 91303, email: azboron@zkn.de<br />
19. – 21.9.2008 Travemünde Zweiter Zahnärztinnenkongress »Frauen – die Zukunft der ZahnMedizin«, Anmeldung:<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> Bremen, Frau Pamela Behnken, Universitätsallee 25, 28359 Bremen, Fax<br />
(04 21) 3 33 03 23<br />
9. – 11.10.2008 Saarbrücken Hauptversammlung des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte im Congress Zentrum Saar<br />
GmbH<br />
18.10.2008 Chemnitz Orale Medizin – eigenständig und vernetzt in der Stadthalle Chemnitz, Infos: Landeszahnärztekammer<br />
Sachsen, Frau Zuchold, Tel. (03 51) 80 66240<br />
22./23.10.2008 Stuttgart Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung<br />
24.10.2008 Stuttgart Deutscher Zahnärztetag, Infos unter: www.bzaek.de<br />
24./25.10.2008 Stuttgart Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer<br />
31.10. – 1.11.2008 Hannover Kammerversammlung der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Deutscher<br />
Ärztinnenbund e. V.<br />
Gruppe Braunschweig<br />
Donnerstag, 10.7.2008: 15.30 Uhr s.t.<br />
Sommerkaffee bei Dr. Schmidt, Wolfenbüttel<br />
Donnerstag, 14.8.2008: 19.30 Uhr s.t.<br />
Restaurant Al Duomo, Deutsches<br />
Haus Ruhfäutchenplatz 1, Tel. (05 31)<br />
12 00 490: »Ärztinnentreff«<br />
Donnerstag, 11.9.2008: 15.00 Uhr s.t.<br />
Ausflug zur Werlaburgdorf (Schladen)<br />
mit Besuch der Ausgrabungsstätten<br />
der Pfalz Werla. Anschließend<br />
Gelegenheit zum Wandern.<br />
Beginn: 15.00 Uhr. Treffpunkt wird<br />
noch bekannt gegeben. Anmeldung<br />
erforderlich (Teilnehmerzahl begrenzt).<br />
Kinder und Gäste sind herzlich<br />
willkommen!<br />
Donnerstag, 9.10.2008: nachmittags<br />
Besichtigung der Salzgitter AG.<br />
Treffpunkt und Beginn werden noch<br />
bekannt gegeben. Anmeldung erforderlich<br />
(Teilnehmerzahl begrenzt).<br />
Gäste sind willkommen!<br />
Donnerstag, 13.11.2008: 19.30 Uhr s.t.<br />
350 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Ärztehaus Braunschweig, An der Petrikirche<br />
1, Kasino, Tel. (05 31) 24 140.<br />
Dr. med. KlausGerrit Gerdts, Leitender<br />
Notarzt des Landkreises Cuxhaven:<br />
»Für ein Leben ohne Aids –<br />
Schutz für Neugeborene in Afrika«<br />
Fortbildungspunkte sind beantragt.<br />
Anmeldung erbeten. Gäste sind<br />
herzlich willkommen!<br />
Anmeldung bitte an die 1. Vorsitzende<br />
Frau Kollegin Dr. med. Dagmar Berkling,<br />
Telefon (0 53 31) 18 39, Fax: (0 53 31)<br />
92 57 02, EMail: dr.berkling@tonline.<br />
de oder die Schriftführerin Frau Dr.<br />
med. Ingeborg Kriebel, Telefon (05 31) 33<br />
82 43, kriebel.ingeborg@tonline.de<br />
IV. Göttinger Minisymposium<br />
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
mit einer Reihe von Minisymposien<br />
bietet die Abteilung für Mund,<br />
Kiefer und Gesichtschirurgie im Zentrum<br />
Zahn, Mund und Kieferheilkun<br />
de ein Diskussionsforum, in dem klinische<br />
Themen von interdisziplinärer Bedeutung<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
Minimalinvasive implantologische<br />
Behandlungskonzepte des Oberkiefers<br />
am Mittwoch, 18.6.2008<br />
um 18.00 Uhr s.t.<br />
in Hörsaal 542, Universitätsklinikum<br />
Göttingen, RobertKochStr. 40<br />
Oftmals reicht im Oberkiefer das regionäre<br />
Knochenangebot für die Integration<br />
von implantatgetragenem<br />
Zahn ersatz nicht aus. Moderne minimalinvasive<br />
Präventions und Augmentationstechniken<br />
der Alveolarkammatrophie<br />
ermöglichen eine für den<br />
Patienten belastungsarme Verbesserung<br />
der regionären Ausgangssituation<br />
und in Kombination mit geeigneten<br />
prothetischen Konzepten eine erfolgreiche<br />
Implantatversorgung. Gern stellen<br />
wir Ihnen unsere Planungs und<br />
Therapiekonzepte vor.<br />
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Prof. Dr. Dr. H. Schliephake
Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />
SEMINARPROGRAMM<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />
Telefon (05 11) 8 33 91311 · Telefax (05 11) 8 33 91306<br />
Ansprechpartner: Marlis Grothe<br />
20.6.2008 Z 0843 5 Fortbildungspunkte<br />
Chronische Kopfschmerzen ... nicht unser Problem? Neu<br />
Dr. Andre von Peschke, Kiel<br />
Freitag, 20.6.2008 von 14.00 bis 19.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 95,– €<br />
21.6.2008 Z 0844 5 Fortbildungspunkte<br />
Sedationsverfahren bei zahnärztlichen Eingriffen Neu<br />
Dr. Tobias Terpelle, Olsberg<br />
Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 145,– €<br />
21.6.2008 Z/F 0845 5 Fortbildungspunkte<br />
Parodontale antiinfektiöse Therapie mit<br />
Handinstrumenten, Ultraschall und lasergestützten<br />
Verfahren Neu<br />
PD Dr. Andreas Braun, Bonn<br />
Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 230,– €<br />
28.6.2008 Z 0846 8 Fortbildungspunkte<br />
Zeitgemäße Parodontologie und ihre Realisation<br />
in der Praxis<br />
PD Dr. Rainer Buchmann, Hamm/Düsseldorf<br />
Samstag, 28.6.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 185,– €<br />
4.7.2008 Z 0847 9 Fortbildungspunkte<br />
Implantologie für Einsteiger Neu<br />
Dr. Jens Riegelmann, Springe<br />
Freitag, 4.7.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 380,– €<br />
4.7.2008 Z/F 0848 5 Fortbildungspunkte<br />
Am Anfang steht der Mensch –<br />
Aktive Entspannungsübungen Neu<br />
Karin Thanhäuser, Rutesheim<br />
Freitag, 4.7.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 145,– €<br />
Die folgenden Seminare gehören zum Programm des zweiten<br />
Halbjahres 2008 der Zahnärztlichen Akademie:<br />
22./23.8.2008 Z 0850 11 Fortbildungspunkte<br />
Zeitgemäße Parodontologie Hands On Neu<br />
PD Dr. Rainer Buchmann, Hamm/Düsseldorf<br />
Freitag, 22.8.2008 von 16.00 bis 19.00 Uhr/<br />
Samstag, 23.8.2008 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 23.6.2008 Seminargebühr: 550,– €<br />
22.8.2008 Z/F 0851 8 Fortbildungspunkte<br />
Zauberhafte Kinder ohne Zaubertricks:<br />
Psychologisch pädagogische Patientenführung in der<br />
Kinderzahnheilkunde<br />
Dr. Johanna Maria Kant, Oldenburg<br />
Freitag, 22.8.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 23.6.2008 Seminargebühr: 210,– €<br />
29./30.8.2008 Z 0852 13 Fortbildungspunkte<br />
Auffrischungskurs Akupunktur<br />
Dr. Winfried Wojak, HornBad Meinberg<br />
Freitag, 29.8.2008 von 14.00 bis 19.00 Uhr/<br />
Samstag, 30.8.2008 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 30.6.2008 Seminargebühr: 270,– €<br />
30.8.2008 Z/F 0853 6 Fortbildungspunkte<br />
Abrechnung von A–Z für Berufseinsteiger, -umsteiger<br />
und -wiedereinsteiger – Teil 1 Neu<br />
Dr. Ute Matschinske, Münchenbernsdorf<br />
Samstag, 30.8.2008 von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 30.6.2008 Seminargebühr: 120,– €<br />
3.9.2008 Z/F 0854 5 Fortbildungspunkte<br />
Hilfeleistung bei Notfallsituationen in der<br />
zahnärztlichen Praxis<br />
Prof. Dr. Hartmut Hagemann, Hannover<br />
Mittwoch, 3.9.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 3.7.2008 Seminargebühr: 130,– €<br />
5./6.9.2008 Z/F 0855 17 Fortbildungspunkte<br />
Einführung in die zahnärztliche Hypnose<br />
Dr. Susan Fiedler, Frankfurt<br />
Freitag, 5.9.2008 von 14.00 bis 20.00 Uhr/<br />
Samstag, 6.9.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 7.7.2008 Seminargebühr: 410,– €<br />
10.9.2008 Z/F 0856 5 Fortbildungspunkte<br />
Benimm ist wieder in:<br />
Moderne Umgangsformen in der Zahnarztpraxis<br />
Karin Matterne, Hösbach<br />
Mittwoch, 10.9.2008 von 14.00 bis 19.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 10.7.2008 Seminargebühr: 95,– €<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 351
TERMINKALENDER<br />
TERMINE IN DEN BEZIRKSSTELLEN<br />
Bezirksstelle Göttingen<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Gerd Laufenberg, Keplerstr. 13, 37085<br />
Göttingen, Tel. (05 51) 4 80 48<br />
6.9.2008, 10.00 Uhr – ca. 13.00 Uhr<br />
»Die gezielte präimplantologische Augmentation«<br />
Referent: Dr. K.H. Bormann, MH Hannover<br />
29.11.2008, 10.00 Uhr – ca. 13.00 Uhr<br />
»Maschinelle Endodontie mit NiTi-Feilen und<br />
Desinfektion des Wurzelkanals«<br />
Referent: Dr. Markus Dirheimer, Ulm<br />
Bezirksstelle Hildesheim<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Ulrich Niemann, Almsstr. 1, 31134 Hildesheim,<br />
Tel. (0 51 21) 3 76 76<br />
24.9.2008, 15.00 Uhr – ca. 19.00 Uhr<br />
Ort: Universität Hildesheim, Hörsaal 2, Marienburger Platz 22,<br />
31141 Hildesheim<br />
Ȁsthetische Kompositrestaurationen im<br />
Frontzahnbereich«<br />
Referent: Dr. Markus Lenhard, Niederneuform/CH<br />
Bezirksstelle Oldenburg<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Volker Schaper, Burgstr. 11, 27243 Harpstedt,<br />
Tel. (0 42 44) 16 71<br />
21.6.2008, 9.00 Uhr – ca. 12.00 Uhr<br />
Ort: Universität »Carl von Ossietzky«, Ammerländer Heerstr. 114 –<br />
118, 26129 Oldenburg<br />
«Okklusionsschienen – ein wichtiger Baustein in der<br />
Behandlung von kraniomandibulären Dysfunktionen«<br />
Referent: Prof. Dr. HansChristoph Lauer, Frankfurt/Main<br />
Bezirksstelle Osnabrück<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Markus Firla,Hauptstr. 55, 49205 HasbergenGaste,<br />
Tel. (0 54 05) 6 99 88<br />
20.6.2008, 15.00 Uhr – ca. 19.00 Uhr<br />
Ort: Steigenberger Hotel Remarque, NatruperTorWall 1, 49076<br />
Osnabrück<br />
»State of the Art der Endodontie – Teil II«<br />
Referent: Dr. Anselm Brune, Münster<br />
Bezirksstelle Ostfriesland<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Dr. Wolfgang Triebe, RudolfEuckenAllee<br />
17, 26603 Aurich, Tel. (0 49 41) 57 52<br />
18.6.2008, 15.00 Uhr – ca. 18.00 Uhr<br />
Ort: Hotel Köhlers Forsthaus, Hohebergerweg 192, 26605 Aurich<br />
»Der Aufbau des wurzelgefüllten Zahnes für<br />
prothetische Restaurationen«<br />
Referent: Dr. T. Mundt, Greifswald<br />
352 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Bezirksstelle Verden<br />
Fortbildungsreferent: Dr. Walter Schulze, Nordstr. 5, 27356<br />
Rotenburg/W., Tel. (0 42 61) 36 65<br />
25.6.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
»Antikoagulantientherapie und Antibiotikaprophylaxe<br />
– Bewährtes und Aktuelles«<br />
Referent: Dr. Holger Werner, Rotenburg<br />
1.10.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
»Ästhetisch anspruchsvolle Kompositrestaurationen –<br />
aus der Praxis und für die Praxis«<br />
Referent: Dr. Markus Lenhard, Niederneuform/CH<br />
29.10.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
»Parodontologische Ultraschalltherapie«<br />
Referent: Reinhard Strenzke, Kassel<br />
26.11.2008, 18.00 Uhr – ca. 21.00 Uhr<br />
Ort: Haags Hotel <strong>Niedersachsen</strong>, Lindhooper Str. 297, 27283 Verden<br />
»Implantation bei reduziertem Knochenangebot«<br />
Referent: Dr. Dr. C. Schippers, Rotenburg/Wümme
Erste Hilfe in der Praxis:<br />
Im Notfall Herzmassage ohne Beatmung möglich<br />
In einem Notfall ist Mund zu Mund<br />
Beatmung nicht unbedingt nötig.<br />
Offenbar kann es ebenso hilfreich<br />
sein, wenn sich Laien auf die Herzmassage<br />
konzentrieren, sobald jemand<br />
kollabiert und nicht mehr ansprechbar<br />
ist. Zu diesem Ergebnis ist<br />
foto: J. cHeng / dreamstime.com<br />
die Gesellschaft der amerikanischen<br />
Kardiologen Anfang dieser Woche gekommen.<br />
Man muss nur zwei Dinge<br />
tun, wenn jemand plötzlich zusammenbricht,<br />
sagt Notfallmediziner Michael<br />
Sayre von der Ohio State University,<br />
der die Expertenkommission geleitet<br />
hat. »Den Notruf wählen und<br />
schnell und hart auf die Mitte des<br />
Brustkorbs drücken – am besten in einem<br />
Rhythmus von 100mal pro Minute.<br />
Die Empfehlung der amerikanischen<br />
Herzexperten kam überraschend. Eigentlich<br />
hätte erst 2010 die Überarbeitung<br />
der Richtlinie angestanden. Im<br />
vergangenen Jahr waren jedoch drei<br />
Studien erschienen, in denen kaum<br />
Unterschiede zwischen der Notfallbehandlung<br />
durch Laien mit und ohne<br />
Beatmung festgestellt wurden, sodass<br />
die USÄrzte jetzt beide Verfahren als<br />
gleichwertig einstuften. Zuvor hatte<br />
gegolten, dass im Notfall auf 30 Herzmassagen<br />
zwei MundzuMundBeatmungen<br />
folgen sollten. Die Empfeh<br />
lung 30 zu 2 stammt aus dem Jahr 2005.<br />
Zuvor hielten Notärzte es für nötig,<br />
dass auf 15 Herzdruckmassagen zwei<br />
Atemspenden folgten. »Dieser Wechsel<br />
zeigte schon die überragende Bedeutung,<br />
zu drücken«, sagt Jens Scholz von<br />
der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie<br />
und Intensivmedizin. »Den<br />
Kreislauf aufzubauen hat oberste Priorität.«<br />
Die Herzmassage fördert zudem<br />
noch etwas Luft in die Lungen. Scholz<br />
betont, dass die Europäische Gesellschaft<br />
für Wiederbelebung erst am 31.<br />
März die Empfehlung 30 zu 2 erneuert<br />
hat. Ausdrücklich heißt es darin aber<br />
auch, dass auf die Beatmung verzichtet<br />
werden kann, wenn der Laienhelfer das<br />
nicht kann oder will. »In den USA ist die<br />
Hemmschwelle größer als hier«, sagt<br />
Scholz. »Nur zu drücken ist natürlich<br />
besser, als gar nichts zu tun.«<br />
FVDZ Newsletter, 2.4.2008 l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 353
foto: axentis.de<br />
Personalia<br />
Am 13.6.1948 wurde in Adendorf,<br />
einem kleinen Dorf<br />
nördlich von Lüneburg, Karl<br />
Hermann Karstens geboren,<br />
eine Woche später die D<br />
Mark eingeführt, 4 Tage später begann<br />
die Blockade Berlins.<br />
60 Jahre später hat Kollege Karstens<br />
nicht nur einen umfangreichen Bildungsweg<br />
hinter sich, eine Ausbildung<br />
zum Kaufmann, das Abitur auf dem<br />
zweiten Bildungsweg, ein Medizin wie<br />
auch ein Zahnmedizinstudium, sondern<br />
auch eine beachtenswerte standespolitische<br />
Karriere vorzuweisen. Ob<br />
in Vorträgen an vorderster Front oder<br />
als zuverlässiger fleißiger Arbeiter im<br />
Hintergrund, sein Interesse gilt der Arbeit<br />
für die Kollegen, der Arbeit für die<br />
Freiberuflichkeit, neben all den großen<br />
und kleinen Pflichten, die man in Familie<br />
und in seiner eigenen Praxis haben<br />
kann. Regelmäßig meldet er sich in den<br />
ZKN Mitteilungen zu aktuellen berufspolitischen<br />
Themen zu Wort. Ob über<br />
aktuelle Urteile zur Versteigerung von<br />
Zahnersatz im Internet, die Datensicherheit<br />
in der GKV, die Reform der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung, oder die<br />
354 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Dr. Karl-Hermann<br />
Karstens wird 60<br />
ECard, in kurzen Artikeln weiß er das<br />
Wesentliche verständlich zusammenzufassen.<br />
Im Vorstand der <strong>Zahnärztekammer</strong><br />
ist KarlHermann Karstens<br />
unter anderem für die EDV in der Verwaltung,<br />
das Internet, das Mitteilungsblatt,<br />
die dental informa und Praxisführung<br />
zuständig. Kurzum gilt – wenn<br />
man ihn braucht, ist er da. Dabei kann<br />
er bereits auf 12 Jahre Erfahrung im<br />
Vorstand der KZVN zurückblicken, sowie<br />
auf etliche Ämter auf Kreis und Bezirksebene<br />
in Kammer und KZVN, ebenso<br />
wie im Freien Verband Deutscher<br />
Herzliche<br />
Glückwünsche<br />
zum Geburtstag!<br />
1.5.2008 Dr. Dorothea Lorenz (94),<br />
c/o Seniorenzentrum Haus Eterna,<br />
Am Kantorberg 1, 37581 Bad Gandersheim<br />
4.5.2008 Walter Hanschen (92),<br />
c/o Pauline-Ahlsdorff-Haus, WB 4, Zimmer 7,<br />
Rheinstraße 106, 26382 Wilhelmshaven<br />
5.5.2008 Dr. Hans Bremer (70),<br />
Grundweg 4, 21335 Lüneburg<br />
6.5.2008 Hans-Günter Kempe (80),<br />
Gleiwitzer Straße 22, 30916 Isernhagen<br />
7.5.2008 Egon Schölzel (80),<br />
Liepmannstraße 23, 30453 Hannover<br />
8.5.2008 Dr. Christa Schreiter (70),<br />
Untere Steinkuhle 6, 31061 Alfeld<br />
15.5.2008 Dr. Wolfgang Lück (86),<br />
Ostertorwall 13, 31785 Hameln<br />
19.5.2008 Walter Steinbrink (87),<br />
Gökerstraße 32, 26384 Wilhelmshaven<br />
26.5.2008 Erich Bloch (86),<br />
Lönsweg 19, 38110 Braunschweig<br />
Zahnärzte und der Vereinigung Unabhängiger<br />
Vertragszahnärzte (VUV).<br />
Nicht nur in seinem Hobby, dem Segeln,<br />
trotzt er widrigen Winden, auch in der<br />
Standespolitik ist er ein berechenbarer<br />
und aufrechter Weggenosse, auf den<br />
wir uns immer verlassen können. Der<br />
Kurs ist klar – die Freie Berufsausübung.<br />
Wir bedanken uns für seine Tätigkeit<br />
zum Wohl der Kollegenschaft und freuen<br />
uns auf die weitere Zusammenarbeit.<br />
Für den Vorstand<br />
Dr. Michael Sereny l<br />
Dem Redakteur ist nichts zu schw(o)er.<br />
Es gibt kein Thema, welches Dr. Karl-Hermann Karstens nicht<br />
in Angriff nimmt, wenn die Redaktionsarbeit es erfordert.<br />
Seine Ideen, seine Kreativität, sein Einfallsreichtum, aber<br />
auch sein immenser Fleiß und sein Humor tragen Monat für Monat<br />
maßgeblich zum Gelingen unseres Heftes bei.<br />
Danke, Karl-Hermann – und herzlichen Glückwunsch zum<br />
50. Geburtstag! (Oder 60.?)<br />
Das gesamte Redaktionsteam
Implantate:<br />
Interaktion von Biologie<br />
und Technik<br />
Mehr als 1.700 Besucher machten<br />
den 7. Deutschen ITI Kongress<br />
Mitte April zur bisher<br />
größten nationalen Fachveranstaltung<br />
in Deutschland.<br />
Intensiv diskutiert wurde die Problematik<br />
beim Übergang zwischen Implantat<br />
und Aufbauelement aus prothetischer<br />
Sicht und die klinische Relevanz<br />
von Mikrobewegungen. Besondere<br />
Aufmerksamkeit wurde dem Design<br />
und der Qualität der ImplantatAbutmentVerbindung<br />
gewidmet. Die Kernfrage<br />
»Wie genau ist die Übertragung<br />
der virtuellen Welt in die reale Welt?«<br />
stand bei den Präsentationen zu 3D<br />
Darstellungsmöglichkeiten und ihren<br />
Nutzen für die Praxis im Mittelpunkt.<br />
Sicherheit und Reduzierung des Risikos<br />
der Verletzung anatomischer<br />
Strukturen, Verbesserung der ästheti<br />
schen und funktionellen Ergebnisse sowie<br />
verringerte Invasivität und die exakte<br />
Übertragung der implantologischen<br />
Zielsetzung wurden als Argumente<br />
für die virtuelle Planung mit<br />
3Dbasierten Schablonen genannt.<br />
Eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben<br />
für die Zahnärzteschaft sei die<br />
Therapie der Periimplantitis, alleine<br />
schon aufgrund der Tatsache, dass die<br />
Implantatpatienten immer älter werden<br />
und damit die Gefahr periimplantitider<br />
Defekte wächst. Vorgestellt<br />
wurden deutlich verbesserte und langzeitstabile<br />
Ergebnisse, die mit der Integration<br />
des Laserlichts (als modularer<br />
Baustein) in die Therapie erzielt wurden.<br />
Die hydrophilen Eigenschaften der<br />
SLActiveOberfläche beeinflussen die<br />
Weichgewebsintegration.<br />
Dies<br />
bestätigen die<br />
ersten offiziellen<br />
Zwischenergebnisse<br />
einer internationalenmultizentrischen,<br />
p r o s p e k t i v e n ,<br />
randomisierten<br />
und kontrollierten<br />
Studie mit<br />
SLActive beim<br />
Vergleich von Sofort<br />
vs. Frühbelastung<br />
bei posterioren<br />
nonokklusalen Versorgungen.<br />
Diese FirstLevel Evidence Studie ist die<br />
bisher größte ihrer Art zu diesem Thema.<br />
Die Überlebensraten von 98% bzw.<br />
97% nach 5 Monaten weisen eine statistische<br />
Signifikanz auf, die laut Univ.<br />
Prof. Dr. Axel Zöllner, WittenHerdecke,<br />
aber klinisch nicht relevant sei.<br />
Univ.Prof. Dr. Daniel Buser, CHBern,<br />
berichtete über die mehr als 5jährige<br />
Entwicklungsphase des Straumann<br />
Bone Level Implantats, welches mit Beteiligung<br />
zahlreicher erfahrener ITI<br />
Fellows inklusive eingehender, tierexperimenteller<br />
und klinischer Studien<br />
entwickelt wurde. Die bisherige klinische<br />
Erfahrung beschränkt sich auf das<br />
4,1 mm Implantat und darf als sehr positiv<br />
beurteilt werden.<br />
i n F o r m aT i v e P r e s s e - i n F o r m aT i o n e n d e r i n d u s T r i e ,<br />
Für deren inhaLT die JeweiLigen herausgeber veranTworTLich zeichnen<br />
Dentalmarkt<br />
Beim diesjährigen Kölner Streitgespräch<br />
wurde das Thema der Indikation<br />
dreidimensionaler bildgebender<br />
Verfahren kontrovers diskutiert. Auch<br />
wenn die einzelnen, auseinander gehenden<br />
Meinungen bis zum Schluss<br />
vertreten wurden, lässt sich doch ein<br />
Fazit ziehen: Wenn wichtige Fragen offen<br />
bleiben und die dreidimensionalen<br />
Verfahren Antworten auf diese Fragen<br />
geben können, machen sie Sinn.<br />
Im zahntechnischen Parallelprogramm<br />
gab es Einblicke in die Leistungsfähigkeit<br />
moderner CADCAMSysteme<br />
und deren Einfluss auf die Laborstruktur.<br />
Mehr Infos unter www.straumann.<br />
de in der Rubrik »Neuigkeiten«.<br />
Intuitiv, vielseitig und<br />
zukunftsweisend<br />
Digitale Bildverarbeitungsfunktionen<br />
für Röntgenbilder können<br />
die Diagnosestellung enorm unterstützen.<br />
Entscheidend dabei sind<br />
Präzision, Geschwindigkeit und einfache<br />
Bedienung – Eigenschaften, für die<br />
DBSWIN in zahllosen Praxen geschätzt<br />
wird. Als besonders nützlich erweisen<br />
sich zum einen die patentierten diagnoseunterstützenden<br />
Filter, beispielsweise<br />
speziell für die Kariesdiagnostik<br />
oder für die Endodontie, zum anderen<br />
die automatische Optimierung der<br />
Aufnahmen. Ein persönliches Profil<br />
speichert die individuelle Vorgehensweise<br />
des Zahnarztes bei der Bildaus<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 355
DENTALMARKT<br />
wertung ab; spätere Diagnosen werden<br />
damit deutlich schneller und komfortabler<br />
erstellt. Die ergonomische<br />
Oberfläche lässt sich einfach und intuitiv<br />
bedienen. Die Bilder erscheinen<br />
nach der Erfassung sofort auf dem Monitor;<br />
Bearbeitung, Dokumentation<br />
und Export sind ganz einfach mit wenigen<br />
Klicks erledigt. DBSWIN steuert alle<br />
Dürr Kameragenerationen der Vista<br />
CamSerie und VistaProof sowie die<br />
Röntgensysteme VistaScan und Vista<br />
Ray. Die ImagingSoftware ist vielfältig<br />
einsetzbar und kann über die Twain<br />
Schnittstelle zusätzliche Videoquellen<br />
wie Spiegelreflexkameras oder Mikroskope<br />
anbinden. Flexibilität zeigt DBS<br />
WIN 4.5 auch beim Datenaustausch:<br />
Die ImagingSoftware beherrscht alle<br />
gängigen Bildformate und tauscht diese<br />
Daten mit allen verbreiteten Programmen<br />
für Abrechnung und Praxisverwaltung<br />
aus. DICOM (Digital Imaging<br />
and Communications in Medicine),<br />
der Softwarestandard für den<br />
Austausch medizinischer Daten, wird<br />
selbstverständlich unterstützt. Damit<br />
lassen sich z.B. eigene Aufnahmen,<br />
Computertomogramme aus der Klinik<br />
und Diagnosetexte unkompliziert zusammenfassen<br />
und schnell an Kollegen<br />
verschicken. Dank des modularen<br />
Aufbaus kann es den verschiedensten<br />
Erfordernissen angepasst werden, von<br />
der kleineren Praxis bis hin zur Klinik.<br />
Damit das Praxisteam die volle Bandbreite<br />
der Software von Anfang an ausschöpfen<br />
kann, werden in Deutschland<br />
Anwenderschulungen vor Ort in der<br />
Praxis angeboten. Die Unterstützung<br />
durch eine telefonische Hotline ist<br />
selbstverständlich im Lieferumfang inbegriffen.Das<br />
Programm ist ab sofort<br />
im Fachhandel erhältlich. Nutzer der<br />
Vorgängerversion DBSWIN 4 können<br />
kostenlos auf die neue Version umsteigen.<br />
Wer mit noch älteren Versionen<br />
arbeitet, bekommt das Upgrade zum<br />
Sonderpreis. Gratis mitgeliefert wird<br />
DBSWIN 4.5 beim Kauf einer VistaProof<br />
oder VistaCamKamera, eines VistaScanSpeicherfolienscanners<br />
oder eines<br />
VistaRaySensorsystems. Weitere<br />
<strong>Information</strong>en unter www.duerr.de<br />
356 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Die neue Implantatverpackung<br />
Einfache Entnahme des Implantats<br />
und höchste Sicherheit in jeder<br />
Phase der Behandlung – das ermöglicht<br />
die neue Verpackung, mit der<br />
DENTSPLY Friadent ab Mai 2008 nach<br />
und nach die Implantatmarken ANKY<br />
LOS®, XIVE® und FRIALIT® sowie die<br />
FRIOS® Produkte für die Augmentation<br />
einkleidet.<br />
Durch einen neu gestalteten ImplantatTräger,<br />
das so genannte »Implantat<br />
Shuttle«, kann das Implantat<br />
nun intraoperativ mühe und berührungslos<br />
von der Assistentin zum Implantologen<br />
gereicht werden. Dank<br />
dieses speziellen, handlichen Kunststoffhalters,<br />
in den es perfekt eingepasst<br />
ist, bleibt es nicht nur geschützt,<br />
sondern auch kontaminationsfrei.<br />
Die ergonomische<br />
Gestaltung des Shuttle ermöglicht<br />
dem Behandler eine<br />
einfache und bequeme Entnahme<br />
des Implantats mittels<br />
Eindrehinstrument. Bild 1 einfügen<br />
Das KunststoffShuttle ist zweifach<br />
steril in Blisterpackungen versiegelt.<br />
Die doppelt sterile Blisterung bietet<br />
dem Anwender höchste Sicherheit in<br />
jeder Phase der Behandlung und entspricht<br />
den zunehmend strenger werdenden<br />
Vorgaben für die Verpackung<br />
von Medizinprodukten.<br />
Umverpackung für übersichtliche<br />
Lagerung<br />
Um eine übersichtlichere Lagerung der<br />
Implantate zu gewährleisten, hat<br />
D E N T S P LY Friadent auch die Umverpackung<br />
neu entwickelt. Auf drei Seiten<br />
der Kartonage sind nun alle relevanten<br />
<strong>Information</strong>en wie Implantatmarke,<br />
Größe und Durchmesser aufgedruckt.<br />
Die Packungen können sowohl horizontal<br />
als auch vertikal gestapelt werden<br />
– die <strong>Information</strong>en sind dabei immer<br />
gut lesbar. Bild 2 einfügen<br />
Auch das Design der Verpackung<br />
fällt ins Auge: Vom weißen Grundton<br />
hebt sich die Produktfarbe der jeweiligen<br />
Implantatmarke farblich ab, zum<br />
Beispiel Türkis für ANKYLOS® oder Rot<br />
für XIVE®. Durch diese farbliche Kodierung<br />
ist jetzt auf den ersten Blick ersichtlich,<br />
um welches System es sich<br />
handelt. Auch<br />
chirurgische und<br />
prothetische<br />
Komponenten<br />
sowie die Instrumente<br />
werden<br />
zukünftig in neuer<br />
Verpackung<br />
geliefert. Weitere<br />
<strong>Information</strong>en<br />
auch unter www.<br />
dentsplyfriadent.<br />
com.
Zahnärztliche Operationen<br />
Autor und Herausgeber des Buches<br />
ist Prof. Dr. Dr. J. Thomas<br />
Lambrecht, Klinikvorsteher an<br />
der Klinik für zahnärztliche Chirurgie,<br />
Radiologie, Mund und Kieferheilkunde<br />
in Basel. In seinem Vorwort geht<br />
Lambrecht auf den Ursprung einiger<br />
CoAutoren ein, nämlich die so genannte<br />
Kiel Connection, soll heißen, der ehemaligen<br />
Oberärzte der UniKlinik für<br />
Mund, Kiefer und Gesichtschirurgie in<br />
Kiel. Das Werk beschäftigt sich in erster<br />
Linie mit dem für den zahnärztlichen<br />
Beruf essentiellen Therapiebaustein,<br />
nämlich der ambulanten zahnärztlichen<br />
Chirurgie. Schwerpunkt ist also<br />
die Beschreibung der traditionellen<br />
zahnärztlichen Operationen im intraoralen<br />
Weichgewebe und den Hartgewebsstrukturen.<br />
Ein eigenes Kapitel ist<br />
der enossalen Implantologie vorbehalten,<br />
der als Alternative die zahnerhaltende<br />
Chirurgie gegenübergestellt ist.<br />
Das Buch enthält zahlreiche exzellente<br />
Fotos und beschreibt in neun Kapiteln<br />
ausführlich das Gebiet der ambulanten<br />
zahnärztlichen Chirurgie. Das Thema<br />
Sicherheit durchfährt das Werk von der<br />
notwendigen präoperativen Aufklärung<br />
über intraoperative Komplikationen<br />
und den möglichen Konsequenzen<br />
bis zum Umgang mit RisikoPatienten,<br />
die in der normalen zahnärztlichen Praxis<br />
immer zahlreicher werden, u.a. auch,<br />
weil die Patienten immer älter und<br />
multimorbider werden.<br />
J. Thomas Lambrecht: Zahnärztliche<br />
Operationen, 2007, 478 Seiten, 178,–;<br />
Quintessenz Verlag Berlin, ISBN 978<br />
3876527031.<br />
Kinderzahnheilkunde<br />
Der Trend zur Spezialisierung in<br />
der (Zahn)Medizin geht ungebrochen<br />
weiter. So jedenfalls sehen<br />
es die Autoren dieses Buches, Prof.<br />
Dr. Johannes Einwag vom Zahnmedizinischen<br />
Fortbildungszentrum in Stuttgart<br />
und Prof. Dr. Klaus Pieper vom medizinischen<br />
Zentrum für Zahn Mund<br />
und Kieferheilkunde der Uni in Mar<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
auf-gelesen<br />
kommt sie oder kommt sie nicht? Das ist hier die Frage. Was ist gemeint?<br />
Na, die neue GOZ. Es gibt immer wieder Stimmen, welche die Einführung der<br />
neuen GOZ noch in dieser Legislaturperiode für immer unwahrscheinlicher<br />
halten. Andere wiederum meinen, diese Möglichkeit schmerzhafter Umsetzung<br />
unbeliebter Maßnahmen im Namen einer großen Koalition durchführen zu<br />
können, ließen sich die Noch-Koalitionäre sicher nicht entgehen, können sie doch<br />
so ganz zwanglos auf den Zwang zur Rücksichtnahme verweisen. Wie dem auch<br />
sei, die Kollegen von der Veterinärzunft haben es geschafft: ihre Gebührenordnung,<br />
die eine rund zwölfprozentige Erhöhung beinhaltet, wurde jüngst erneuert.<br />
Begründung: gestiegene Praxiskosten. Wer hier glaubt, die Kosten für Strom,<br />
Gas und Wasser (um nur ein paar Beispiele zu nennen) seien auch für Zahnärzte<br />
gestiegen, irrt wahrscheinlich nur. Nicht irren kann man sich mit den folgenden<br />
Fachbüchern. Gute Leseerfolge jedenfalls wünscht<br />
Dr. Eckhard Jung<br />
burg und unterstützen diese<br />
Entwicklung. Das Werk liegt jetzt in der<br />
dritten, vollkommen überarbeiteten<br />
Auflage vor. Das Buch verfügt über 22<br />
Kapitel, die von Wachstum und Entwicklung<br />
über Prophylaxe, Kieferorthopädie<br />
und allen anderen zahnärztlichen<br />
Therapiebereichen auch zu psychologischen<br />
Aspekten bei der Organisation<br />
einer Zahnarztpraxis für Kinder<br />
und den rechtlichen Aspekten bei der<br />
zahnärztlichen Behandlung minderjähriger<br />
Patienten reichen. Das praxisnahe<br />
Werk bietet alle Aspekte moderner<br />
Kinderzahnheilkunde.<br />
Johannes Einwag, Klaus Pieper: Kinderzahnheilkunde,<br />
3. Aufl. 2008, 414<br />
Seiten, 112,–; Verlag Urban & Fischer<br />
München, ISBN 9783437052514.<br />
Oxidkeramiken und<br />
CAD/CAM-Technologien<br />
Diesem Buch spürt man die Freude<br />
der Autoren an vollkeramischen<br />
Restaurationen an. Es sind<br />
Prof. Dr. Joachim Tinschert, Klinik für<br />
zahnärztliche Prothetik in Aachen und<br />
Zahntechnikermeister Gerd Natt aus<br />
Köln. Keramische Restaurationen und<br />
CAD/CAMTechnologien haben sich in<br />
den letzten Jahren kraftvoll durchgesetzt<br />
und verzeichnen in der Häufigkeit<br />
des Einsatzes einen sprunghaft gestiegenen<br />
Erfolg. Ob sich auch langfristig<br />
Erfolge in der Haltbarkeit und Trage<br />
dauer einstellen, werden andauernde<br />
Untersuchungen zeigen. Einen sehr<br />
guten Überblick über die therapeutischen<br />
Möglichkeiten dieses Materials<br />
zeigt das hier vorliegende Buch. Für die<br />
Entscheidung, welches der vielen mittlerweile<br />
auf dem Markt befindlichen<br />
Systeme in Frage kommt, ist ein Überblick<br />
über die verschiedenen Varianten<br />
und Versionen erforderlich, ist der Einsatz<br />
dieser Technologien doch in der<br />
Regel mit einer relativ hohen Anfangsinvestition<br />
verbunden, die wohl überlegt<br />
sein will. Das Buch bietet einen guten<br />
Überblick in die Eigenschaften<br />
oxidkeramischer Werkstoffe, zeigt aktuelle<br />
Studienergebnisse und firmenneutrale<br />
<strong>Information</strong>en zu verschiedenen<br />
Systemen. Rund 500 exzellente Illustrationen<br />
und Fotos ergänzen das<br />
interessante informative Werk.<br />
J. Tinschert, G. Natt (Hrsg.): Oxidkeramiken<br />
und CAD/CAMTechnologien,<br />
2007, 273 Seiten, 179,–; Deutscher Zahnärzte<br />
Verlag Köln, ISBN 97837691<br />
33424.<br />
Kieferorthopädische<br />
Frühbehandlung in der Praxis<br />
Die frühzeitige kieferorthopädische<br />
Behandlung zeitigt große<br />
Erfolge. Die Autoren dieses Buches<br />
konstatieren dies, da es durch die<br />
Ergebnisse zahlreicher Studien belegt<br />
wird. Prof. Dr. HansChristian Splieth<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 357
AUFGELESEN<br />
von der Uni Greifswald, Prof. Dr. Rosemarie<br />
Grabowski von der Uni Rostock,<br />
Prof. Dr. Tomasz Gedrange von der Uni<br />
Greifswald und Prof. Dr. Jochen Fanghänel<br />
ebenfalls von der Uni Greifswald<br />
sind die Autoren dieses Bandes aus der<br />
SpittaReihe »Praxisorientiertes und<br />
praxiswirksames Expertenwissen für<br />
Zahnärzte«. Das Interessante dieses<br />
Buches ist, dass bei sonst allerorten<br />
ausgeprägtem Hang, spezielle Therapien<br />
nur noch vom Spezialisten ausführen<br />
zu lassen, hier ausdrücklich<br />
schon auf dem Buchcover vermerkt<br />
wird, dass die meisten in diesem Buch<br />
beschriebenen Frühbehandlungen<br />
auch vom »normalen« Zahnarzt vorgenommen<br />
werden können. Das Themenfeld<br />
reicht von Wachstums und<br />
Entwicklungsprozessen des kindlichen<br />
Gesichtsschädels und der Rolle des<br />
Zahnarztes bei der kieferorthopädischen<br />
Frühbehandlung über Lutschgewohnheiten<br />
mit ihren Folgen und verschiedenen<br />
Therapieansätzen bis zu<br />
Ätiologie und Diagnostik von lateralen<br />
Okklusionsstörungen und Erscheinungsformen<br />
des progenen Formenkreises.<br />
Auch die Abrechnung kieferorthopädischer<br />
Frühbehandlung kommt<br />
in einem ExtraKapitel nicht zu kurz.<br />
Christian H. Splieth, Rosemarie Grabowski,<br />
Tomasz Gedrange, Jochen<br />
Fanghänel: Kieferorthopädische Frühbehandlung<br />
in der Praxis, 2007, 239<br />
Seiten, 42,80; Spitta Verlag Balingen,<br />
ISBN 9783938509487.<br />
Parodontale Medizin<br />
Die beiden Autoren dieses Buches<br />
sind Iain L. C. Chapple und John<br />
Hamburger, beide aus Birmingham.<br />
Chapple ist Professor für Parodontologie<br />
an der Uni Birmingham und<br />
Hamburger ist Senior Clinical Lecturer<br />
an der Uni Birmingham. Dass parodontale<br />
Probleme nicht ausschließlich nur<br />
mit Plaque induzierten Läsionen zu tun<br />
haben, sondern auch sehr viel mit Manifestationen<br />
systemischer Krankheitsbilder<br />
und Syndromen, zeigt dieses<br />
Buch. Parodontale Medizin ist eine Teildisziplin<br />
der Parodontologie. Die elf Ka<br />
358 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
pitel des Buches beschäftigen sich neben<br />
der Differentialdiagnose bei parodontalen<br />
Manifestationen systemischer<br />
Erkrankungen mit lokalisierten<br />
und generalisierten Farbveränderungen,<br />
Vergrößerungen, Ulzerationen<br />
und Rezessionen der Gingiva sowie mit<br />
sonstigen Läsionen. Zahlreiche informative<br />
Fotos ergänzen den straffen,<br />
gut strukturierten Text. Ziel des Buches<br />
ist, dem Leser eine Schritt für Schritt<br />
Anleitung zur Erhebung der Anamnese,<br />
Untersuchung und zur weitergehenden<br />
Befunderhebung bei nicht plaqueinduzierten<br />
Läsionen im Parodont,<br />
der freien und befestigten Gingiva und<br />
der benachbarten Mukosa zu geben.<br />
Iain L. C. Chapple, John Hamburger;<br />
Parodontale Medizin, 2007, 228 Seiten,<br />
98,–; Quintessenz Verlag Berlin, ISBN<br />
9783938947524.<br />
Mini-Implantate in der<br />
Kieferorthopädie<br />
Dr. Björn Ludwig aus TrabenTrarbach<br />
ist Autor und Herausgeber<br />
dieses Buches. Die CoAutoren<br />
sind Dr. Bernhard Böhm von Uni Halle<br />
Wittenberg, Dr. Bettina Glasl, Traben<br />
Trarbach, PD Dr. Dr. Dr. Constantin Landes,<br />
Uni Frankfurt, Dr. Thomas Lietz,<br />
Neulingen, Prof. Dr. Peter Schopf, ZZMK<br />
Carolinum Frankfurt und Dr. Benedict<br />
Wilmes von der Uni Düsseldorf. Die<br />
stabile Verankerung für Zahnbewegungen<br />
ist ein immerwährendes Problem<br />
der Kieferorthopädie. In den letzten<br />
Jahren setzten sich zunehmend<br />
skelettale Verankerungen in der klinischen<br />
Anwendung durch. Hier etablieren<br />
sich zunehmend Minischrauben,<br />
die Hauptthema dieses Buches sind.<br />
Die Darstellung zur Auswahl, Insertion<br />
und Nutzung von Minischrauben sowie<br />
zahlreiche Anwendungsbeispiele<br />
zeigen standardisierte Konzepte zur Integration<br />
in den Praxisablauf auf. Eine<br />
ganze Reihe aufschlussreicher Illustrationen<br />
und Fotos runden das Werk ab.<br />
Björn Ludwig: MiniImplantate in<br />
der Kieferorthopädie, 2007, 160 Seiten,<br />
98,–; Quintessenz Verlag Berlin, ISBN<br />
9783938947470.<br />
istockpHoto © don saunderson<br />
Wir trauern<br />
um unsere Kollegen<br />
Dr. Käthe Hillemann<br />
Dr.-Jansen-Straße 20, 31061 Alfeld<br />
geboren am 10.5.1909, verstorben am<br />
27.10.2007<br />
Hans-Joachim Lau<br />
Grabower Straße 8, 21339 Lüneburg<br />
geboren am 4.1.1927, verstorben am 17.1.2008<br />
Friedrich-Otto Röhrig<br />
Himmelsthürer Straße 4, 31137 Hildesheim<br />
geboren am 25.4.1928, verstorben am<br />
19.1.2008<br />
Alfred Schaffer<br />
Lingener Straße 48, 48531 Nordhorn<br />
geboren am 17.6.1914, verstorben am<br />
25.3.2008<br />
Dr. Ella Schreckenbach<br />
Buchenweg 3, 31832 Springe<br />
geboren am 27.4.1922, verstorben am<br />
29.3.2008<br />
Dr. Hans-Rolf Lorenz<br />
Langer Weg 5, 29339 Wathlingen<br />
geboren am 9.3.1921, verstorben am 11.4.2008<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Der Vorstand
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ZKN amtlich<br />
Beitragszahlung II. Quartal 2008<br />
Der Kammerbeitrag für das II. Quartal<br />
2008 ist fällig geworden.<br />
Kammerangehörige, die keine Abtretungserklärung<br />
unterschrieben<br />
haben bzw. nicht am Lastschrifteinzugsverfahren<br />
teilnehmen, werden gebeten, den<br />
Kammerbeitrag einschließlich eventuell noch<br />
vorhandener Rückstände zu überweisen.<br />
n Ungültigkeit<br />
von Zahnarztausweisen<br />
Die Ausweise von<br />
Hannover, im Juni 2008 l<br />
Jörg Ulrich Nr. 5801<br />
Christian Holscher Nr. 6059<br />
Renate E. Vent Nr. 1495<br />
Dr. Mohamed Samer Al Hakim Nr. 5013<br />
wurden verloren, gestohlen, beziehungsweise<br />
nicht zurückgegeben und werden für ungültig<br />
erklärt. ZKN l<br />
Aktion<br />
»Zahngesunde<br />
Schultüte«<br />
der ZKN<br />
Seit 1996 gibt es die Aktion<br />
»Zahngesunde Schultüte« der<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
(ZKN).<br />
Um diese beliebte Aktion<br />
auch in diesem Jahr wieder erfolgreich<br />
durchführen zu können, bitten wir um<br />
Ihr gewohntes Engagement. Die kleinen<br />
IMännchen wird es freuen.<br />
Vielleicht haben Sie als Kreisstellenvorsitzende/vorsitzender<br />
und auch<br />
als Jugendzahnpflegereferentin/ referent<br />
das Anschreiben mit der Planung<br />
für dieses Jahr gerade erhalten. Es<br />
bleibt Ihnen also genügend Vorlaufzeit<br />
mit den Vorbereitungen. Wenn Sie Fragen<br />
zu der Aktion haben, rufen Sie Frau<br />
Eigner in der Pressestelle der ZKN unter<br />
der Rufnummer (05 11) 8 33 91301 an.<br />
ZKN l<br />
6 | 2008 · ZKn mitteilungen · 359
Kleinanzeigen<br />
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Praxisabgabe Lüneburg<br />
Abgabe in 08 o. 09 aus Altersgründen,<br />
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im Haus. Chiffre 0608/2-C1<br />
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langjährig bestehende, gut<br />
etablierte Praxis, 2 BHZ,<br />
1 BHZ erweiterbar, solide<br />
Ausstattung, altersbedingt,<br />
Ende 08 – Anfang 09 abzugeben.<br />
Tel.: (05 31) 51 32 76<br />
Landkreis Hannover<br />
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(2 BHZ, Inst. f. 2 weitere BHZ<br />
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Mobil: (01 51) 52 50 72 50,<br />
email: ulrike-hake@t-online.<br />
de<br />
360 · ZKn mitteilungen · 6 | 2008<br />
Die Deutschen lassen sich ihr Fernweh einiges kosten. Einer Statistik<br />
der Deutschen Bundesbank zufolge flossen im vergangenen Jahr 60,5<br />
Milliarden Euro ins Ausland. Die größte Summe blieb in Spanien. Aber<br />
auch Österreich und Italien profitierten stark von der Reiselust und<br />
kassierten jeweils fast sechs Milliarden Euro. Globus l<br />
Landkreis Hannover<br />
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ZKN MITTEILUNGEN<br />
z. Hd. Frau Kirsten Eigner<br />
Zeißstraße 11a<br />
30519 Hannover<br />
Ich ermächtige Sie hiermit, den Gesamtbetrag von unten genanntem Konto abzubuchen.<br />
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STRASSE .........................................................................................................................................<br />
PLZ, ORT .........................................................................................................................................<br />
TELEFON-NR. ............................................................................................ (WICHTIG FÜR RÜCKFRAGEN!)<br />
FAx-NR. ............................................................................................ (WICHTIG FÜR RÜCKFRAGEN!)<br />
KONTOINHABER .........................................................................................................................................<br />
BANKINSTITUT .........................................................................................................................................<br />
KONTO-NR. _| _| _| _| _| _| _| _| _| _| BLZ _| _| _| _| _| _| _| _|<br />
DATUM, UNTERSCHRIFT DES AUFTRAGGEBERS .........................................................................<br />
Raum für interne Vermerke:<br />
| |<br />
Auf wunsch erscheint ihre Anzeige gleichzeitig mindestens vier wochen lang auch im internet unter www.zkn.de<br />
Kleinanzeigen erscheinen einfarbig schwarz als fortlaufender Text<br />
ohne Hervorhe bungen. Bitte tragen Sie Ihren gewünschten Text in<br />
Druckschrift in die untenstehenden Kästchen ein, für jeden Wortzwischenraum<br />
und jedes Satzzeichen bitte ein Feld benutzen. Die Anzahl<br />
der (angefangenen) Zeilen und damit den Preis Ihrer Anzeige bestimmen<br />
Sie selbst. Soll Ihre Anzeige unter Chiffre und/oder zusätzlich für<br />
mindestens vier Wochen auch im Internet erscheinen, so rechnen Sie<br />
zum Zeilenpreis noch die jeweilige Gebühr hinzu. – Für alle Kleinanzeigenaufträge<br />
ist Ihre Einzugsermächtigung für den Bankeinzug erforderlich.<br />
Annahmeschluss für Kleinanzeigen ist der 22. des Monats<br />
vor Erscheinen der Zeitschrift.<br />
Bitte veröffentlichen Sie folgende Kleinanzeige n nur einmal n in den nächsten ............. Ausgaben<br />
unter der Rubrik: n Verkauf n Ankauf n Stellenmarkt n Verschiedenes ( 7 n = bitte ankreuzen)<br />
Zeilenpreis (siehe oben) ...................... EUR<br />
n meine anzeige soll unter Chiffre erscheinen,<br />
zzgl. 10,– eur ...................... EUR<br />
n meine anzeige soll auch im Internet<br />
(www.zKn.de) erscheinen, zzgl. 10,– eur ...................... EUR<br />
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Rechnungslegung und Bankeinzug erfolgt im Auftrag des Herausgebers über die<br />
Weidmüller Design & Media Agentur.<br />
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Aurich<br />
Wilhelmshaven<br />
Osnabrück<br />
Oldenburg<br />
Bremervörde<br />
Verden<br />
Beilage zu den ZKN MitteiluNgeN<br />
Die Seiten für das zahnärztliche Fachpersonal · Juni 2008<br />
Hannover<br />
Göttingen<br />
Lüneburg<br />
Wolfenbüttel<br />
6|08
Editorial<br />
2<br />
Schnüffel-Praxis<br />
»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, soll<br />
einer der Sprüche des umjubelten russischen<br />
Revolutionsführers Lenin gewesen sein. Nach der<br />
erfolgreichen Oktoberrevolution ließ er einen der<br />
skrupellosesten Geheimdienste der Welt, den KGB<br />
aufbauen. Der bespitzelte vor allem die eigenen<br />
Bürger, um sie zu strammen Gefolgsleuten des<br />
Regimes zu »erziehen«. Unter dem späteren Diktator<br />
des Sowjetreiches »Genosse« Stalin wanderten<br />
Tausende der ertappten Kritiker in die Gulags, die<br />
Straf- und Umerziehungslager der UdSSR, wo sie<br />
litten und in Massen starben.<br />
Die Diktatoren der Kommunisten im volkseigenen<br />
DDR-Unrechtsstaat bauten auf Geheiß der russischen<br />
Siegermacht mit der Stasi (Staatsicherheit)<br />
–Behörde eine eigene Geheimpolizei auf. Riesige<br />
Datensammlungen sind das Ergebnis der haupt- und<br />
nebenamtlichen Spitzel. Auch viele IM- (informelle<br />
Mitarbeiter) ZahnArzt gehörten, wie reichlich<br />
dokumentiert wurde, zu den Wasserträgern des<br />
Systems.<br />
Leider haben die schlimmen Erfahrungen aus dieser<br />
Zeit nicht ausgereicht, um das Volk dauerhaft<br />
wachzurütteln und für derartige unselige<br />
Machenschaften zu sensibilisieren. Auch in unserer<br />
demokratischen Republik bastelt man allerorten an<br />
neuen subtilen Kontroll- und Überwachungssystemen.<br />
Da ist die geplante Gesundheits-e-Card nur einer<br />
von mehreren Bausteinen. Mit Überwachungskameras,<br />
automatischer Kennzeichenerfassung und umfassender<br />
Kontrollzugriffsberechtigung auf unsere Bankkonten<br />
etc. geraten wir alle in das straffe Netzwerk der<br />
Kontrollbehörden.<br />
Immer wieder wird dem Bürger versichert, dass alle<br />
diese Daten sicher vor Missbrauch geschützt seien.<br />
Doch dann knallt eine Bombe: Die übermächtige<br />
Deutsche Telekom, ein ehemaliger Staatsbetrieb<br />
höchster Reputation, muss zugeben, dass monatelang<br />
im Auftrag der Geschäftsleitung gesetzwidrig im<br />
eigenen Telefonsystem geschnüffelt wurde. Wer will<br />
garantieren, dass dieses schändliche Wirken<br />
n i c h t mit den Servern des e-Cardsystems<br />
geschieht?<br />
Nur mit Wachsamkeit und Zivilcourage können wir<br />
dem drohenden Krebsgeschwür Einhalt gebieten.<br />
Stoppt die e-Card! Schauen Sie ’mal rein:<br />
www.stoppt-die-e-card.de<br />
Dr. Karl-Hermann Karstens<br />
Dr. Karl-Hermann Karstens<br />
Geb.-Nr. 517<br />
GOZ<br />
Anatomische Abformung<br />
des Kiefers mit individuellem<br />
Löffel bei ungünstigem<br />
Zahnbogen und Kieferformen<br />
und/oder tief<br />
ansetzenden Bändern oder spezielle<br />
Abformung zur Remontage, je Kiefer.<br />
Wenn aufgrund medizinischer<br />
Notwendigkeit eine besondere Situation<br />
die Anwendung eines konfektionierten<br />
Abformlöffels unmöglich<br />
macht, kann die Gebührennummer<br />
GOZ 517 berechnet werden, unabhängig<br />
davon, welche Art von Behandlung<br />
durchgeführt wird.<br />
Eine aufgrund anatomischer<br />
Gegebenheiten mit einem individualisierten<br />
Konfektionslöffel durchgeführte<br />
Abformung ist nach dieser<br />
Gebührennummer GOZ 517 zu berechnen.<br />
Bei medizinischer Notwendigkeit<br />
ist die Gebührennummer GOZ 517<br />
ggf. mehrfach berechnungsfähig.<br />
ZKN<br />
Umfrage:<br />
Die Bevölkerung in Deutschland<br />
traut der Politik bei der Reform des<br />
Gesundheitswesens nur wenig zu.<br />
Das ist eines der Ergebnisse einer<br />
bundesweiten Umfrage zur Reformbereitschaft<br />
der deutschen Bevölkerung<br />
in den Bereichen Rente, Gesundheit<br />
und Familie. Im Auftrag<br />
der Universität Stuttgart hatte das<br />
Institut Infratest-Dimap im Dezember<br />
2007 1800 Bürger aus Deutschland<br />
befragt.<br />
ZKN SPECIAL · 6 | 2008
Kostenfalle: Mobil surfen mit<br />
dem falschen Tarif<br />
Gelegenheitsnutzer sind bei Simyo, Blau.de, Aldi, Sunsim, Solomo oder<br />
Fonic am besten aufgehoben<br />
Mit dem Handy oder Notebook unterwegs im Internet<br />
surfen macht Spaß. Doch mit dem falschen Tarif wird<br />
das Abrufen von Videoclips oder Bildern schnell zur<br />
Kostenfalle. Darauf weist das Telekommunikationsmagazin<br />
»connect« hin. »Viele Anwender haben für<br />
die Nutzung des mobilen Web den falschen Datentarif<br />
beziehungsweise verlieren rasch den Überblick über<br />
ihr Surfverhalten«, erklärt »connect«-Tarifexpertin<br />
Josefine Milosevic. Damit die Handy-Rechnung<br />
am Monatsende nicht zur bösen Überraschung wird,<br />
hat »connect« alle Datentarife am Markt miteinander<br />
verglichen und für mehrere Nutzerprofile die preiswertesten<br />
Angebote zusammengestellt<br />
Mehr als zwei Drittel der<br />
Befragten bewerteten<br />
die grundsätzliche<br />
Richtung der Reformbestrebungen<br />
in der<br />
Gesundheitspolitik als eher falsch.<br />
Dabei schnitten auch die Parteien<br />
schlecht ab. Knapp ein Drittel (29,3<br />
Prozent) der Studienteilnehmer<br />
traute keiner Partei die Lösung der<br />
Probleme im Gesundheitswesen zu.<br />
Der CDU/CSU standen 29,8 Prozent<br />
Kompetenz zu, der SPD 27,9. Danach<br />
folgten Die Linke mit 5,7 Prozent,<br />
die FDP mit 3,8 und die Grünen mit<br />
3,0 Prozent.<br />
Die Höhe der Leistungen in der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
hielten rund 31 Prozent der Befrag<br />
ten für zu niedrig, 26 Prozent sogar<br />
für zu hoch und 43 Prozent für genau<br />
richtig. Die Praxisgebühr befanden<br />
fast zwei Drittel als sehr schlecht<br />
oder schlecht. Dennoch beurteilen<br />
die Befragten die eigene Absicherung<br />
im Falle von Krankheit als<br />
deutlich besser als im Falle von Alter<br />
und Arbeitslosigkeit. Nur 13 Prozent<br />
gaben an, sich im Krankheitsfall nicht<br />
gut gesichert zu fühlen, 42,6 bezeichneten<br />
sich als gerade ausreichend<br />
gesichert und 44,4 Prozent als<br />
gut gesichert. Bei der Frage, wofür<br />
die Regierung mehr oder weniger<br />
Geld ausgeben solle, forderten die<br />
Befragten in erster Linie für Bildung,<br />
für Familie und etwa gleichauf für<br />
Gesundheit mehr Geld.<br />
Als Faustregel gilt: Wer<br />
nur selten das mobile Internet<br />
nutzt, ist bei den<br />
Discountern Simyo, Blau.<br />
de, Aldi, Sunsim, Solomo<br />
oder Fonic am besten aufgehoben.<br />
Diese Anbieter verlangen jeweils<br />
günstige 24 Cent pro Megabyte.<br />
Vorsicht ist dagegen vor den zeitbasierten<br />
Datentarifen der etablierten<br />
Mobilfunker geboten, bei denen der<br />
Nutzer leicht die Kostenkontrolle<br />
verliert: tMobile und O 2 verlangen<br />
beispielsweise bei ihren automatisch<br />
voreingestellten Datentarifen neun<br />
Cent pro Minute, was schnell zu einer<br />
überteuerten HandyRechnung<br />
führen kann. »Hier lohnt es sich<br />
meist schon für Wenignutzer, ein<br />
kleines Datenpaket zum Vertrag dazuzubuchen«,<br />
empfiehlt Milosevic.<br />
Ambitionierte Datennutzer, die<br />
mehrmals täglich im Web sind oder<br />
Handykosten<br />
Schlechte Noten für Gesundheitspolitik<br />
Den Akteuren der Gesundheitspolitik<br />
vertrauen Westdeutsche und<br />
Ostdeutsche in unterschiedlichem<br />
Maße, in den neuen Bundesländern<br />
ist das Vertrauen deutlich geringer.<br />
Jedoch führen die Liste des<br />
Misstrauens in beiden Landesteilen<br />
die Politiker im Allgemeinen an,<br />
danach folgen die Parteien und auf<br />
dem dritten Platz Bundesgesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt (SPD).<br />
Das Bundesverfassungsgericht erhielt<br />
im Westen als einziger Beteiligter<br />
eine positive Note, im Osten bekam<br />
es das geringste Misstrauen<br />
ausgesprochen.<br />
gar ständig unterwegs das Internet<br />
nutzen, sind mit einer Datenpauschale<br />
am besten bedient. Die<br />
günstigsten tarifangebote gibt es<br />
zurzeit bei Base und EPlus: Für nur<br />
25 Euro pro Monat können in den<br />
tarifen »Base Datenflat« und »E<br />
Plus InternetFlat« unbegrenzt Daten<br />
mit bis zu 384 Kilobit pro Sekunde<br />
übertragen werden. Vodafone und<br />
tMobile bieten hingegen für Vielnutzer<br />
unterschiedliche Datenpakete<br />
an, die zwar vergleichsweise teurer<br />
sind, dafür aber mit UMtS und dem<br />
MEDDENtMAGAZIN.DE, 5/2008<br />
Datenturbo HS<br />
DPA über eine<br />
schnellere<br />
Übertragungsgeschwindigkeit<br />
verfügen. Keine<br />
Option für PowerUser<br />
sind die<br />
Discounter. Bei<br />
Simyo zum Beispiel<br />
klettert bei<br />
ständiger Internetnutzung<br />
das<br />
Kostenbarometer<br />
auf knapp<br />
1000 Euro im<br />
Monat, bei Callmobile<br />
und<br />
Klarmobil mit<br />
neun Cent pro<br />
Minute gar auf<br />
über 9.000 Euro.<br />
MEDDENtMAGAZIN.<br />
DE, 2/2008<br />
6 | 2008 · ZKN SPECIAL 3<br />
FOtO: CFWARCHIV / INGDMYFS<br />
Viele Anwender<br />
haben für die Nutzung<br />
des mobilen Web den<br />
falschen Datentarif<br />
beziehungsweise<br />
ver lieren rasch den<br />
Überblick über ihr<br />
Surfverhalten
Tabak<br />
Zwischenbilanz zum<br />
Rauchverbot:<br />
Ältere bleiben zu Hause,<br />
Jüngere trinken mehr<br />
Rauchverbot in Restaurants:<br />
Zustimmung selbst bei Rauchern<br />
Während ältere Kneipengänger<br />
seit der Einführung des Rauchverbots<br />
öfter zu Hause bleiben,<br />
wechseln die jüngeren häufiger<br />
die Bar und trinken mehr Alkohol:<br />
Das ist das überraschende Ergebnis<br />
einer Studie des Veranstaltungskalenders<br />
venyoo.de<br />
Das Rauchverbot in Restaurants<br />
findet fast ungeteilte<br />
Zustimmung:<br />
In allen Altersgruppen<br />
befürworten mehr als<br />
drei Viertel der Befragten das<br />
Rauchverbot (78 Prozent). Selbst jeder<br />
zweite Raucher (48 Prozent) bevorzugt<br />
rauchfreie Restaurants.<br />
Dennoch haben Restaurants keinen<br />
Vorteil davon: Nur bei den 30 – 40<br />
jährigen gibt knapp jeder Vierte (23<br />
Prozent) an, seit dem Rauchverbot<br />
häufiger ins Restaurant zu gehen.<br />
Rauchverbot in Kneipen:<br />
Jung und Alt<br />
geteilter Meinung<br />
In Kneipen, Bars und Diskotheken, in<br />
denen nur getrunken wird, zeigt sich<br />
ein anderes Bild. 86 Prozent der<br />
4<br />
Raucher lehnen das Rauchverbot in<br />
Kneipen ab. Auch bei den Nichtrauchern<br />
bevorzugt nur jeder Dritte (38<br />
Prozent) rauchfreie Kneipen und<br />
Bars. Am deutlichsten ist die Ablehnung<br />
bei Rauchern über 50 Jahren<br />
(92 Prozent), jüngere Raucher unter<br />
30 sind rücksichtsvoller (63 Prozent).<br />
Je nach Altersgruppe können Kneipen<br />
also vom Rauchverbot profitieren<br />
oder Umsatzeinbußen erleiden.<br />
Bei den 50 – 65Jährigen reduzieren<br />
fast zwei Drittel (65 Prozent) die Anzahl<br />
der Kneipenbesuche, bei den<br />
Rauchern sogar mehr als drei Viertel<br />
der Befragten (81 Prozent). Überraschend<br />
die Reaktion der Jüngeren:<br />
fast die Hälfte (42 Prozent) der 18 –<br />
30Jährigen wechselt an einem<br />
Abend häufiger die Bar als vor der<br />
Einführung des Rauchverbots, und<br />
fast jeder Dritte (30 Prozent) gibt an,<br />
dabei insgesamt mehr Alkohol zu<br />
trinken.<br />
Über die Studie<br />
Der bundesweite Veranstaltungskalender<br />
venyoo.de befragte 1138<br />
teilnehmer im Alter zwischen 18 und<br />
65 Jahren. Die Umfrage ist repräsentativ<br />
in Alter, regionaler Herkunft<br />
und Nichtraucheranteil der Befragten.<br />
MEDDENtMAGAZIN.DE, 5/2008<br />
FOtO: PHOtOCASE / BACKEIS<br />
Dr. Klaus Zeh:<br />
»Nichtraucherschutz<br />
ist<br />
Kinderschutz«<br />
WeltKrebstag 2008<br />
»Kinder mögen es rauchfrei!«<br />
Zum diesjährigen WeltKrebstag am 4. Februar<br />
rief die Deutsche Krebshilfe als Mitglied des<br />
Aktionsbündnis Nichtrauchen (ABNR) zusammen<br />
mit der WeltKrebsorganisation (UICC)<br />
gemeinsam dazu auf, Kinder vor dem Zwangsmitrauchen<br />
zu schützen.<br />
Dazu erklärte der thüringer Gesundheitsminister<br />
Dr. Klaus Zeh: »Rauchen in Anwesenheit von Kindern ist<br />
äußerst schädlich und kann als eine Körperverletzung<br />
bezeichnet werden. Nur eine komplett rauchfreie Umgebung<br />
kann Kinder und Erwachsene vor den gefährlichen<br />
Erkrankungen schützen, die durch das Passivrauchen<br />
entstehen können. Deshalb unterstütze ich gern diese<br />
Aktion zum WeltKrebstag 2008. Wir alle stehen in der<br />
Verantwortung Kinder besser vor schädlichem tabakrauch<br />
zu schützen.«<br />
tabakrauch ist der mit Abstand gefährlichste vermeidbare<br />
Innenraumschadstoff. Erwachsene sollten deshalb<br />
hier ihre Vorbildfunktion verantwortlich wahrnehmen.<br />
Über 170.000 Neugeborene jährlich waren bereits im<br />
Mutterleib den Schadstoffen des tabakrauchs ausgesetzt,<br />
und schätzungsweise acht Millionen Kinder und Jugendliche<br />
leben in einem RaucherHaushalt. Die Gefahr, dass<br />
Kinder aus RaucherHaushalten an Asthma, Husten,<br />
Schwindelgefühlen, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten<br />
u. ä. Krankheiten leiden, ist signifikant<br />
höher.<br />
»Kinderschutz ist ein so vielfältiges thema, dem wir<br />
uns permanent und umfassend stellen müssen. Wir diskutieren<br />
über Hilfeleistungen für Familien und Kinder,<br />
wir wollen die Früherkennungsuntersuchungen verbindlicher<br />
und engmaschiger gestalten, da dürfen wir bei den<br />
alltäglichen, vermeintlich harmloseren Erscheinungsformen<br />
der Beeinträchtigung des Kindeswohls nicht nachlässig<br />
sein. Rauchen und Kinder passen nicht zueinander.<br />
Kinder mögen es rauchfrei. Dies sollten sich die Eltern zu<br />
Herzen nehmen«, so der thüringer Gesundheitsminister<br />
Dr. Zeh abschließend in seiner Erklärung zum Welt<br />
Krebstag 2008. GESUNDHEIt ADHOC, 4.2.2008<br />
ZKN SPECIAL · 6 | 2008
Ob Arzt, Pfleger oder Krankenschwester,<br />
technisch-medizinische Assistentin oder<br />
Laborfachkraft – durch die Spezialisierung<br />
auf eine »medizinische Community« sind<br />
gemeinsame Interessen und Gesprächsthemen<br />
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»medizinische Community« sind gemeinsame<br />
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Die hohe Verantwortung für<br />
die Gesundheit ihrer Patienten und<br />
die Freude an der Arbeit mit Menschen<br />
bietet praktisch allen Berufsgruppen<br />
im Gesundheitssektor ein<br />
schier unerschöpfliches themenspektrum,<br />
von der beliebten Fachsimpelei<br />
bis hin zu Diskussionen<br />
über unregelmäßige Arbeitszeiten.<br />
»Wer sich auf DoctorDating.de trifft,<br />
muss vieles nicht mehr erklären,<br />
was mit NichtMedizinern zu langwierigen<br />
Diskussionen führen kann«,<br />
kommentiert Erland Freij, der Gründer<br />
des neuen Portals, die Grundidee.<br />
Er weiß, wovon er spricht,<br />
schließlich ist er selbst seit langem<br />
praktizierender Zahnarzt und hat von<br />
Kolleginnen und Kollegen viel Zuspruch<br />
für seine Idee bekommen.<br />
»DoctorDating.de ist der erste Onlinetreffpunkt<br />
dieser Art in<br />
Deutschland«.<br />
Neben der Partnersuche können<br />
sich die Mitglieder im integrierten<br />
Forum auch öffentlich über andere<br />
themen austauschen. Beste<br />
Voraussetzungen also für eine lebendige<br />
OnlineCommunity. Um<br />
möglichst schnell für einen regen<br />
Austausch auf der neuen Plattform<br />
zu sorgen, bekommen die ersten<br />
2000 Kontaktfreudigen zwei kostenlose<br />
Monate geschenkt. Doch auch<br />
danach sind die Preise im Vergleich<br />
zu anderen DatingPortalen moderat.<br />
Ein Monat kostet nur 9,80 Euro, drei<br />
Monate 19,60 Euro und sechs<br />
Monate gibt es sogar für günstige<br />
29,40 Euro. Seit April ist DoctorDating.de<br />
online. »Ich bin schon ganz<br />
gespannt, wann sich die ersten<br />
Paare gefunden haben. Schließlich<br />
ist Liebe doch die beste Medizin«,<br />
freut sich Erland Freij auf das neue<br />
Portal. MEDDENtMAGAZIN.DE, 5/2008<br />
Partnerschaft<br />
Lieben Sie<br />
einen »gebrauchten«<br />
Mann?<br />
71 Prozent der Frauen<br />
halten wenig von<br />
geschiedenen Männern<br />
Das ergab eine repräsentative<br />
Umfrage, die das GEWIS-Institut<br />
im Auftrag der Zeitschrift Petra<br />
unter 1033 Frauen zwischen 25 und<br />
39 Jahren durchführte<br />
Als Mann fürs Leben haben<br />
auch Frauenhelden<br />
schlechte Chancen: 67<br />
Prozent der Frauen würden<br />
keine Beziehung mit<br />
einem Womanizer eingehen. Die große<br />
Mehrheit der Frauen wünscht<br />
sich danach einen Partner ohne Altlasten.<br />
Dabei sind »Gebrauchte«<br />
besser als ihr Ruf – wenn man gewisse<br />
tipps beherzigt. So rät Dating<br />
Experte und Buchautor Eric Hegmann<br />
zur Vorsicht bei frisch<br />
getrennten Männern: »Prinzipiell<br />
eignet sich dieser typ eher für eine<br />
Affäre.« Endlos zu hoffen, dass dieser<br />
sein Herz für eine neue Partnerschaft<br />
öffnet, hält Hegmann für gefährlich.<br />
»Setzen Sie sich eine Frist,<br />
wie lange Sie zu warten bereit sind.<br />
Ist die Schmerzgrenze erreicht, stellen<br />
Sie Ihre Bemühungen ein aus<br />
Selbstschutz.«<br />
Außerdem empfiehlt er, in der<br />
Beziehung mit einem geschiedenen<br />
Mann zunächst zwei Wohnungen zu<br />
behalten und keine Vergleiche mit<br />
der Ex zu provozieren. Besser: »Erleben<br />
Sie mit ihm viel Neues so<br />
schaffen Sie eine Basis für Ihre Beziehung.«<br />
MEDDENtMAGAZIN.DE, 2/2008<br />
6 | 2008 · ZKN SPECIAL 5<br />
FOtO: CFWARCHIV / IS
Zahnärztliche Akademie <strong>Niedersachsen</strong><br />
SEMINARPROGRAMM<br />
für Zahnärztliches Fachpersonal und Praxiszahntechniker<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Zeißstraße 11a · 30519 Hannover<br />
telefon (05 11) 8 33 91311 · telefax (05 11) 8 33 91306<br />
Ansprechpartner: Marlis Grothe<br />
20./21.6.2008 F 0823<br />
Prophylaxe – Refresher für Wiedereinsteiger<br />
Schnell wieder fit, sicher und auf den neuesten Stand!<br />
Monika Hügerich, Staffelstein<br />
Freitag, 20.6.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr/<br />
Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 250,– €<br />
21.6.2008 Z/F 0845 5 Fortbildungspunkte<br />
Parodontale antiinfektiöse Therapie mit<br />
Handinstrumenten, Ultraschall und lasergestützten<br />
Verfahren Neu<br />
PD Dr. Andreas Braun, Bonn<br />
Samstag, 21.6.2008 von 9.00 bis 13.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 230,– €<br />
4.7.2008 Z/F 0848 5 Fortbildungspunkte<br />
Am Anfang steht der Mensch –<br />
Aktive Entspannungsübungen Neu<br />
Karin thanhäuser, Rutesheim<br />
Freitag, 4.7.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 145,– €<br />
5.7.2008 F 0824<br />
Darf’s ein bisschen WEISSer sein? PZR, Bleachen oder<br />
was ...?<br />
Dr. Ralf Rößler, Wetzlar<br />
Samstag, 5.7.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Seminargebühr: 290,– €<br />
22.8.2008 Z/F 0851 8 Fortbildungspunkte<br />
Zauberhafte Kinder ohne Zaubertricks:<br />
Psychologisch pädagogische Patientenführung in der<br />
Kinderzahnheilkunde<br />
Dr. Johanna Maria Kant, Oldenburg<br />
Freitag, 22.8.2008 von 9.00 bis 18.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 23.6.2008<br />
Seminargebühr: 210,– €<br />
30.8.2008 Z/F 0853 6 Fortbildungspunkte<br />
Abrechnung von A–Z für Berufseinsteiger, -umsteiger<br />
und -wiedereinsteiger – Teil 1 Neu<br />
Dr. Ute Matschinske, Münchenbernsdorf<br />
Samstag, 30.8.2008 von 9.00 bis 16.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 30.6.2008 Seminargebühr: 120,– €<br />
6<br />
3.9.2008 Z/F 0854 5 Fortbildungspunkte<br />
Hilfeleistung bei Notfallsituationen in der<br />
zahnärztlichen Praxis<br />
Prof. Dr. Hartmut Hagemann, Hannover<br />
Mittwoch, 3.9.2008 von 14.00 bis 18.00 Uhr<br />
Für Frühbucher bis zum 3.7.2008<br />
Seminargebühr: 130,– €<br />
ZKN SPECIAL · 6 | 2008
Und dann war da<br />
noch …<br />
… die Meldung, dass immer mehr Krankenhäuser<br />
des britischen National Health Service<br />
offenbar viel Geld mit Parkgebühren<br />
verdienen. Damit werde »ein Geschäft mit<br />
dem Leiden« gemacht kritisieren Patientenverbände.<br />
NHSKliniken kassieren jährlich<br />
rund 98 Millionen Pfund (rund 150 Millionen<br />
Euro) mit Parkgebühren und immer mehr<br />
große Hausarztpraxen gehen offenbar ebenfalls<br />
dazu über, ihren Patienten Parkgebühren<br />
abzuverlangen. Auf einigen Klinik und<br />
Praxisparkplätzen kann ein Parkplatz umgerechnet<br />
bis zu 120 Euro pro tag kosten.<br />
FVDZ FREI FAx, NR. 18/08, 5.5.2008<br />
Praxisjubiläum<br />
30-jähriges Berufsjubiläum<br />
Vor 33 Jahren begann Frau Gisela Sauer, geb.<br />
Krause die Ausbildung zur zahnmedizinischen<br />
Helferin in der Sophienklinik, Abteilung Zahn,<br />
Mund und Kieferchirurgie in Hannover. Nach<br />
ihrer Ausbildung war sie dort zehn Jahre aktiv<br />
und konnte wertvolle Berufserfahrungen sammeln, bevor<br />
sie im März 1988 in die Zahnarztpraxis Michael Rautmann<br />
wechselte. Seitdem ist Frau Sauer dank ihres umfangreichen<br />
Fachwissens und ihrer großen Einsatzbereitschaft ein wertvolles Mitglied<br />
unseres teams geworden. Von den Patienten wird sie seit vielen Jahren für die<br />
einfühlsame und gründliche Durchführung von Zahnreinigungen sowie für ihre<br />
persönliche Ansprache geschätzt. Im April 2008 sind wir beide, liebe Frau Sauer,<br />
schon seit 20 Jahren im Einsatz. Wir möchten uns für die bisherige vertrauensvolle<br />
und engagierte Zusammenarbeit bedanken und hoffen und wünschen alle,<br />
dass wir mit Ihnen gemeinsam noch manches Jahr erfolgreich tätig sein können.<br />
Im Namen des Praxisteams<br />
Michael Rautmann, Isernhagen<br />
6 | 2008 · ZKN SPECIAL 7<br />
FOtO: M. RAUtMANN
Schon gewusst?<br />
8<br />
Blaue Verwandtschaft<br />
Alle Blauäugigen haben denselben Ahnen<br />
Alle Menschen mit blauen Augen sind miteinander verwandt,<br />
berichtet die »Apotheken Umschau«. Bei Hunderten<br />
untersuchter Menschen an der Universität Kopenhagen,<br />
Dänemark, stellten Genforscher die exakt gleiche<br />
GenVeränderung fest. Sie bewirkt, dass der braune<br />
Farbstoff Melanin kaum noch in die Iris gelangt, wodurch<br />
die Augen blau erscheinen. Ursprünglich hatten alle<br />
Menschen braune Augen mit einem hohen Melaninanteil.<br />
Irgendwann trat die GenVeränderung spontan auf. Seitdem<br />
breiten sich die Nachfahren des ersten Blauäugigen<br />
aus. Am stärksten sind sie in Skandinavien vertreten.<br />
Krankenkassen zahlen<br />
Impfung<br />
MEDDENtMAGAZIN.DE, 5/2008<br />
Die gesetzlichen Krankenkassen in <strong>Niedersachsen</strong><br />
übernehmen künftig gegen Quittung die HPVImpfung<br />
gegen Gebärmutterhalskrebs bei Mädchen zwischen<br />
zwölf und 17 Jahren. Alternativ können die Versicherten<br />
in der Apotheke eine Abtretungserklärung abgeben, mit<br />
der diese den Kassen die Kosten direkt in Rechnung stellen.<br />
Das hat die Landesregierung am Dienstag im Sozialausschuss<br />
des Landtags auf eine entsprechende Anfrage<br />
der Ausschussvorsitzenden, Gesine Meißner (FDP), angekündigt.<br />
Meißner begrüßte es nachdrücklich, dass die gesetzlichen<br />
Krankenkassen dieser unbürokratischen<br />
Übergangsregelung zugestimmt haben, bis eine Einigung<br />
über das Impfhonorar erzielt ist. Wie es weiter hieß,<br />
schützt die Impfung Frauen ohne nachgewiesene HPVInfektion<br />
zum Zeitpunkt der Impfung zu über 95 Prozent vor<br />
einer chronischen Infektion mit HPV der typen 16 und 18,<br />
die zu mehr als 70 Prozent die Krebserkrankung des Gebärmutterhalses<br />
verursachen. RUNDBLICK, 14.5.2008<br />
Helm auf zur Radtour!<br />
Notfallmediziner fordern besseren Kopfschutz<br />
für Radfahrer<br />
Fahrradfahrer sind in Deutschland die einzigen Verkehrsteilnehmer,<br />
bei denen die Zahl der Verletzten und<br />
toten weiter ansteigt. Bei PKWInsassen, Motorradfahrern<br />
und Fußgängern sinken die Unfallzahlen dagegen<br />
stetig. Ärzte und Versicherer fordern deshalb zunehmend<br />
eine Helmpflicht für Radfahrer. »Helmträger haben ein<br />
85 bis 90 Prozent geringeres Risiko, bei einem Radunfall<br />
FOtO: PHOtOCASE.COM / FLAME<br />
schwere Kopf oder Gehirnverletzungen zu erleiden«, begründet<br />
Privatdozent Dr. med. KarlGeorg Kanz, Leiter<br />
der Notaufnahme an der Chirurgischen Klinik Innenstadt<br />
der Universitätsklinik München, diese Forderung im Gespräch<br />
mit der »Apotheken Umschau«. Das belegen ihm<br />
seine täglichen Erfahrungen und mehrere Studien aus<br />
dem In und Ausland. Auf Deutschlands Straßen starben<br />
im vergangenen Jahr 484 Radfahrer. Mit Helm könnte<br />
diese Zahl drastisch sinken. MEDDENtMAGAZIN.DE, 5/2008<br />
Garnelen ja, aber nicht zu oft<br />
Warum man sich die leckeren Schalentiere nur<br />
wohldosiert gönnen sollte<br />
So ein Pech: Schalen und Krustentiere wie Krabben und<br />
Garnelen enthalten reichlich Cholesterin und gefährden<br />
deshalb potentiell die Blutgefäße. »Allerdings liefern sie,<br />
im Gegensatz zu Fleisch, auch ungesättigte Fettsäuren,<br />
die die Gefäße schützen«, erklärt Dr. Astrid tombek, leitende<br />
Ernährungsberaterin des Diabetes Zentrums Mergentheim.<br />
Daraus schließt sie: »Mit einer Portion Garnelen<br />
fährt man also immer noch besser als mit einer<br />
Fleischmahlzeit.« Nur solle man sie nicht allzu oft und<br />
nicht allzu viele davon essen. MEDDENtMAGAZIN.DE, 5/2008<br />
Aber bitte mit Schale<br />
Ernährungsexperten:<br />
Obst- und Gemüseschalen bedenkenlos essbar<br />
Die Angst vor Pestizidrückständen in Obst und Gemüseschalen<br />
halten Experten der Deutschen Gesellschaft für<br />
Ernährung (DGE) für unbegründet. Der gesundheitliche<br />
Nutzen der Vitamine, Spurenelemente und Ballaststoffe<br />
aus den Schalen überwiege mögliche Risiken bei weitem,<br />
heißt es im Apothekenmagazin »Diabetiker Ratgeber«.<br />
Die erlaubten Höchstmengen an PestizidRückständen<br />
seien so niedrig, dass keine Gesundheitsgefährdung zu<br />
erwarten sei. Außerdem lassen sich eventuelle Pestizidreste<br />
durch gründliches Waschen unter fließendem Wasser<br />
und Abbürsten weitgehend entfernen. Soweit die<br />
Schale zum Verzehr geeignet ist, sollte sie also mitgegessen<br />
werden. MEDDENtMAGAZIN.DE, 5/2008<br />
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Aurich<br />
Wilhelmshaven<br />
Bremervörde<br />
Oldenburg<br />
Verden<br />
Osnabrück<br />
I n f o r m a t i o n<br />
Hannover<br />
Lüneburg<br />
Wolfenbüttel<br />
Göttingen<br />
Landesweite<br />
Veranstaltungen<br />
des Vorstandes<br />
der ZKN_ S . 1 2 4 i m M i t t e l p u n k t<br />
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Das ZKNSPECIAL ist eine Beilage zu den<br />
monatlich von der <strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
herausgegebenen »ZKN MIttEILUNGEN«.<br />
REDAKTIONSANSCHRIFT:<br />
<strong>Zahnärztekammer</strong> <strong>Niedersachsen</strong>,<br />
Redaktion »ZKN MIttEILUNGEN«,<br />
Zeißstraße 11a, 30519 Hannover.<br />
tel. (05 11) 8 33 91301<br />
Fax (05 11) 8 33 91106<br />
ZKN SPECIAL · 6 | 2008