2009 - Deutscher Alpenverein Sektion Braunschweig e.V.
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Holger und ich zügig voran. Nach etwa einem Drittel konnten wir Ronald und Jens am Wandfuß<br />
erkennen. Zurück von ihrer Tour stiegen auch sie noch ein, um den Hüttenberg nun bei schönem<br />
Wetter zu erklimmen. Sie wählten die "Diagonale" (8 SL, IV/V, einmal V+, eine fast parallel verlaufende<br />
Route die unseren Weg zweimal kreuzen sollte). Während der letzten 2 SL spürten wir<br />
nachlassende Konzentration und aufkommende Müdigkeit und waren schließlich froh, den Gipfel<br />
zu erreichen. Trinken, etwas Schokolade und schauen. Das trübe Licht des späten Nachmittags<br />
zeichnete die umliegenden Gipfel weich, das Panorama des Vormittages hatte sich im Dunst verloren.<br />
Unser Abstieg führte durch einen "Gletscher aus Stein": Eine Karstlandschaft mit Rissen,<br />
Spalten und Löchern, manche 20 m tief. Rote Markierungspunkte geleiteten uns durch diese<br />
Zeugnisse der Eis- und Wasserkraft vergangener Jahrtausende. Die Punkte mündeten nach<br />
Umrundung des Massivs in einen Klettersteig und zur Hütte. Später erfuhren wir, dass ein kompletter<br />
Klettersteig geplant ist, der durch dieses interessante Labyrinth auf den Gipfel führen soll.<br />
Auch Olaf und Clemens hatten ihre Tour bereits am Mittag beendet und anschließend eine ganz<br />
"junge" Route geklettert (Rainerweg, 5-6 SL), welche auf halber Höhe unseres gemeinsamen<br />
Rückweges startete und auch auf dem Plateau der Niederen Schreiberwand endete. Für die<br />
Begehung einer dritten Route auf den Hausberg schien ihnen die Zeit zu knapp und daher holten<br />
sie sich im zweiten Klettergarten "lange Arme und wunde Finger". Kurz bevor die Sonne hinter<br />
den Gipfeln des Gosaukammes und der berühmten Bischofsmütze verschwand, trafen auch<br />
Jens und Ronald ein. Aber einige Wegfindungsprobleme hatten die Beiden mehrfach auf ihre<br />
Kletterroute des Vortages "zurückgebracht" und somit etwas enttäuscht.<br />
Der nächste Morgen (Mi) begrüßte uns nicht mit Schneesturm, sondern mit klarem blauem<br />
Himmel. Olaf und Clemens stapften Richtung Gletscher, um den SO-Pfeiler des Schreiberwand-<br />
Gratturms zu beklettern (8 SL, IV/V mit Stellen V+). Wir anderen wandten uns talabwärts, um<br />
einen Holländer zu suchen: fast am Ende der Bergkette, etwa 45 Minuten von der Hütte entfernt,<br />
signalisierte uns ein großes rotes H den Einstieg. Zuerst ging es über eine superrauhe, 55 m lange<br />
Wasserrillenplatte, gefolgt von einer kurzen, schwierigen Reibungsstelle, die dann leider in<br />
einen Abschnitt mit Geröll überging. Hier nahmen wir (Jens und Klaus) das Seil auf und kletterten<br />
die IIer und IIIer Stellen am kurzen Seil, um zu vermeiden, dass lose Steine die unter uns<br />
befindlichen Holger und Ronald gefährden. Nach dieser Passage begann eine steile Kante, in<br />
der man alle klassischen Klettertechniken anwenden konnte. Ebenso wie bei den vorherigen<br />
Klettereien ausreichend mit Bohrhaken ausgestattet (obwohl viele Risse, Sanduhren und<br />
Felsköpfe auch natürliche Absicherungen gestattet hätten), waren gerade die etwas schwierigeren<br />
Passagen optimal abgesichert. Nach weiteren 4 SL und insgesamt. 250 Klettermetern<br />
hatte der Spaß ein Ende und bald räkelten wir uns auf dem fast windstillen Gipfel in der Sonne.<br />
Der Abstieg schlängelte sich wieder durch die karstige Hochfläche. Am Beginn des Abstiegs-<br />
Klettersteiges hängten wir noch den kurzen Rainerweg dran. Schöne Einzelstellen (IV und V) an<br />
messerscharfem Fels wechselten sich mit II/IIIer Gelände ab, in denen lose Steine<br />
Clemens Pischel im Bergführerweg (Westgratturm) Foto: Jens Poggemann<br />
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