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3 Stetige Regler - JUMO

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Regelungstechnik<br />

für den Praktiker<br />

Manfred Schleicher


Vorwort und Hinweise zum Inhalt dieser Broschüre<br />

Bezüglich der Regelungstechnik ist eine Vielzahl von Büchern und Abhandlungen erhältlich, welche<br />

häufig sehr theoretisch und schwer verständlich sind. Diese Broschüre führt Mitarbeiter aus<br />

Planung, Inbetriebnahme und Service praxisnah an das Gebiet der Regelungstechnik heran.<br />

Der Leser sollte eine technische Ausbildung besitzen oder anderweitig vorgebildet sein.<br />

Die Erklärungen sind praxisnah und werden durch Beispiele unterstützt. Wir verwenden keine höhere<br />

Mathematik, sondern greifen auf Faustformeln zurück und wollen ein Gefühl für die Regelungstechnik<br />

vermitteln. Auch wenn gelegentlich (Kapitel 1 und 7) auf die Technik von <strong>JUMO</strong> eingegangen<br />

wird, sind die meisten Erklärungen allgemein gültig.<br />

Zu Ihrer Orientierung geben wir an dieser Stelle eine kurze Information zur Gliederung dieses<br />

Buches:<br />

In Kapitel 1 vermitteln wir allgemeine Grundlagen zur Regelungstechnik. Nach den Hinweisen zum<br />

geschlossen Regelkreis und dem Regelverhalten, stellen wir unterschiedliches Equipment vor.<br />

Kapitel 2 stellt unterschiedliche Regelstrecken vor und informiert, wie eine Strecke charakterisiert<br />

werden kann.<br />

Nach Lesen von Kapitel 3 sollte der Leser prinzipiell in der Lage sein, mit den Parametern eines<br />

PID-<strong>Regler</strong>s (XP , Tn und Tv ) umzugehen.<br />

In Kapitel 4 stellen wir unterschiedliche Optimierungsverfahren vor und nennen die <strong>Regler</strong>strukturen,<br />

welche für unterschiedliche Regelgrößen in Frage kommen.<br />

Informationen zur Arbeitsweise und Konfiguration von Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschrittund<br />

Stellungsreglern werden in Kapitel 5 gegeben.<br />

Kapitel 6 erklärt spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen - wie beispielsweise die Kaskadenregelung -, welche<br />

funktionelle oder kommerzielle Vorteile mit sich bringen.<br />

<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> beinhalten weitere Funktionen, Kapitel 7 erklärt beispielsweise die Selbstoptimierung<br />

oder die Programmreglerfunktion.<br />

Seminare zur Regelungstechnik<br />

Zu der Thematik werden von uns zum Zeitpunkt dieser Ausgabe drei unterschiedliche Seminare<br />

angeboten. Als Arbeitsunterlage für die praxisnahen Schulungen nutzen wir die vorliegende Broschüre.<br />

Die Teilnehmer haben neben dem theoretischen Teil Gelegenheit, zu den einzelnen Kapiteln<br />

Workshops an Regelstrecken durchzuführen.<br />

Sie erhalten weitere Informationen über unsere Homepage www.jumo.net im Bereich Support oder<br />

rufen uns einfach an.


Wir wünschen Ihnen an dieser Stelle viel Freude beim Lesen dieser Broschüre und hoffen, dass Sie<br />

die gewünschte Information erhalten. Ihre Anregungen nehmen wir gerne entgegen.<br />

Fulda, im Februar 2006<br />

Manfred Schleicher<br />

Bemerkung:<br />

Diese Broschüre wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Für mögliche Irrtümer übernehmen<br />

wir keine Gewähr. Maßgebend sind in jedem Fall die Betriebsanleitungen zu den entsprechenden<br />

Geräten.<br />

<strong>JUMO</strong> GmbH & Co. KG<br />

Moritz-Juchheim-Straße 1<br />

36039 Fulda, Germany<br />

Telefon: +49 661 6003-396<br />

Telefax: +49 661 6003-500<br />

E-Mail: manfred.schleicher@jumo.net<br />

Internet: www.jumo.net<br />

Nachdruck mit Quellennachweis gestattet!<br />

Teilenummer: 00314836<br />

Buchnummer: FAS 525<br />

Druckdatum: 02.06<br />

ISBN: 978-3-935742-00-9


Inhalt<br />

1 Grundbegriffe ................................................................................... 9<br />

1.1 Der geschlossene Regelkreis ............................................................................ 9<br />

1.2 Das Regelverhalten .......................................................................................... 11<br />

1.3 Erfassung des Istwertes/Sensoren und Messumformer .............................. 11<br />

1.3.1 Die Abtastzeit ...................................................................................................... 14<br />

1.4 Ausgangsarten von <strong>Regler</strong>n ............................................................................ 14<br />

1.5 Stellglieder ......................................................................................................... 15<br />

1.5.1 Stellglieder für binäre Ansteuerung .................................................................... 15<br />

1.5.2 Stellglieder für stetige Ansteuerung .................................................................... 17<br />

1.6 <strong>Regler</strong>arten ........................................................................................................ 19<br />

1.7 <strong>JUMO</strong>-Kompaktregler ...................................................................................... 19<br />

2 Die Regelstrecke ............................................................................ 21<br />

2.1 Allgemeines zur Regelstrecke ......................................................................... 21<br />

2.2 Strecken mit und ohne Ausgleich ................................................................... 22<br />

2.2.1 Strecken mit Ausgleich ....................................................................................... 22<br />

2.2.2 Strecken ohne Ausgleich .................................................................................... 23<br />

2.3 Strecken(anteile) mit P-Verhalten, Totzeit und Verzögerungen .................... 25<br />

2.3.1 P-Strecken .......................................................................................................... 25<br />

2.3.2<br />

2.3.3<br />

Strecken mit Totzeit: PTt -Strecken .................................................................... 26<br />

Strecken mit Verzögerung: PTn-Strecken ........................................................... 28<br />

2.4 Aufnahme der Sprungantwort für Strecken<br />

mit mindestens zwei Verzögerungen und Totzeit .......................................... 32<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> ................................................................................. 35<br />

3.1 P-<strong>Regler</strong> ............................................................................................................. 35<br />

3.1.1 Der Proportionalbereich ...................................................................................... 36<br />

3.2 I-<strong>Regler</strong> .............................................................................................................. 40<br />

3.3 PI-<strong>Regler</strong> ............................................................................................................ 43<br />

3.4 PD-<strong>Regler</strong> .......................................................................................................... 46<br />

3.4.1 Der praktische D-Anteil - Das DT1-Element ....................................................... 50<br />

3.5 PID-<strong>Regler</strong> ......................................................................................................... 52<br />

3.5.1 Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s ........................................................................... 53<br />

Regelungstechnik für den Praktiker


Inhalt<br />

4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren .............. 55<br />

4.1 Führungsverhalten/Störverhalten ................................................................... 55<br />

4.2 Stabiles und instabiles Regelverhalten ........................................................... 56<br />

4.3 Die Optimierungsverfahren .............................................................................. 57<br />

4.3.1 Die Schwingungsmethode nach Ziegler und Nichols ......................................... 57<br />

4.3.2 Verfahren nach der Streckensprungantwort<br />

nach Chien, Hrones und Reswick ....................................................................... 58<br />

4.3.3 Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit ..................................................... 60<br />

4.3.4 Empirische Methode zur Ermittlung der Regelparameter .................................. 62<br />

4.3.5 Kontrolle der <strong>Regler</strong>einstellung für PID-Struktur ................................................ 63<br />

4.4 Welche <strong>Regler</strong>struktur kommt für unterschiedliche Regelgrößen<br />

zum Einsatz? ..................................................................................................... 65<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> .......................................................................... 67<br />

5.1 Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong> .............................................................. 67<br />

5.2 Der Unstetige Zweipunktregler ....................................................................... 68<br />

5.2.1 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung .................................. 69<br />

5.2.2 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke höherer Ordnung ......................... 70<br />

5.3 Stetigähnliche Zweipunktregler: Der Proportionalregler .............................. 71<br />

5.3.1 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Zweipunktreglers ............................... 74<br />

5.4 Der Dreipunktregler .......................................................................................... 76<br />

5.4.1 Der Unstetige Dreipunktregler ............................................................................ 77<br />

5.4.2 Der Stetigähnliche Dreipunktregler ..................................................................... 78<br />

5.4.3 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers ................................ 79<br />

5.5 <strong>Regler</strong> zum Ansteuern von Motorstellgliedern .............................................. 80<br />

5.5.1 Der Dreipunktschrittregler ................................................................................... 80<br />

5.5.2 Der Stellungsregler ............................................................................................. 84<br />

6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen ............. 85<br />

6.1 Grundlast ........................................................................................................... 85<br />

6.2 Split-Range-Betrieb .......................................................................................... 86<br />

6.3 Konstanthalten von Störgrößen ...................................................................... 87<br />

6.4 Additive und Multiplikative Störgrößenaufschaltung .................................... 88<br />

6.4.1 Additive Störgrößenaufschaltung ....................................................................... 88<br />

6.4.2 Multiplikative Störgrößenaufschaltung ............................................................... 90<br />

6.5 Grob-/Feinregelung .......................................................................................... 92<br />

6.6 Kaskadenregelung ............................................................................................ 93<br />

6.7 Verhältnisregelung ............................................................................................ 95<br />

Regelungstechnik für den Praktiker


Inhalt<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n ..................................................... 97<br />

7.1 Die Selbstoptimierung ...................................................................................... 97<br />

7.1.1 Schwingungsmethode ........................................................................................ 97<br />

7.1.2 Sprungantwortmethode ...................................................................................... 99<br />

7.1.3 Weitere Informationen zu den Optimierungsverfahren ..................................... 100<br />

7.2 Startup und Teleservice/Diagnose ................................................................ 102<br />

7.3 Registrierfunktion ........................................................................................... 104<br />

7.4 Rampenfunktion .............................................................................................. 106<br />

7.5 Programmregler .............................................................................................. 107<br />

7.6 Limitkomparatoren ......................................................................................... 108<br />

7.7 Binärfunktionen ............................................................................................... 109<br />

7.8 Handbetrieb ..................................................................................................... 109<br />

7.9 Stellgradbegrenzung ...................................................................................... 110<br />

7.10 Kundenspezifische Linearisierung ................................................................ 111<br />

7.11 Feuchtemessung ............................................................................................ 112<br />

7.12 Schnittstellen .................................................................................................. 113<br />

Anhang: Verwendete Abkürzungen ............................................ 115<br />

Regelungstechnik für den Praktiker


Inhalt<br />

Regelungstechnik für den Praktiker


Grundbegriffe<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

1 Grundbegriffe<br />

Dieses Kapitel vermittelt einige Grundlagen zur Regelungstechnik und erklärt verschiedene Komponenten.<br />

Wir beginnen mit dem geschlossenen Regelkreis und definieren das Regelverhalten.<br />

Weiterhin stellen wir unterschiedliche Sensorik, Stellglieder und <strong>Regler</strong>, teilweise auch am Beispiel<br />

von <strong>JUMO</strong>-Komponenten, vor.<br />

1.1 Der geschlossene Regelkreis<br />

Der geschlossene Regelkreis besteht aus der Regelstrecke, einem <strong>Regler</strong> und Stellglied:<br />

w<br />

x<br />

<strong>Regler</strong><br />

Abbildung 1: Der geschlossene Regelkreis<br />

y<br />

R<br />

Energie<br />

Stellglied<br />

Abbildung 1 zeigt ein Beispiel für einen geschlossenen Regelkreis: einen Gas betriebenen Ofen.<br />

Regelstrecke<br />

Die Regelstrecke ist der Anlagenteil, in welchem die Regelgröße (x) konstant gehalten werden soll.<br />

In unserem Beispiel ist die Regelgröße oder der Istwert eine Temperatur, diese wird meist mit einem<br />

Widerstandsthermometer oder Thermoelement gemessen und an einen Eingang des <strong>Regler</strong>s<br />

angeschlossen.<br />

In Regelkreisen kann der Istwert durch den Stellgrad (y) beeinflusst werden.<br />

Der Stellgrad ist eine Energie und liegt in unserem Beispiel als Gasfluss vor.<br />

Stellglied<br />

Der <strong>Regler</strong> kann den Stellgrad in den meisten Fällen nicht direkt steuern, aus diesem Grund finden<br />

Stellglieder Verwendung. Stellglieder werden von einem <strong>Regler</strong> mit dem <strong>Regler</strong>stellgrad yR angesteuert.<br />

In unserem Beispiel findet als Stellglied ein Gasventil Verwendung.<br />

Gibt der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 100% vor, gelangt die maximale Menge an Gas in die Regelstrecke.<br />

Entsprechend wird bei 50% <strong>Regler</strong>stellgrad die halbe Gasmenge in die Strecke geführt.<br />

<strong>Regler</strong><br />

Der <strong>Regler</strong> bringt durch seinen <strong>Regler</strong>stellgrad (liegt im Beispiel zwischen 0 ... 100%) den Istwert<br />

auf den am <strong>Regler</strong> eingestellten Sollwert (w). Der Unterschied zwischen Soll- und Istwert (w - x)<br />

wird als Regelabweichung e bezeichnet.<br />

Ändert sich eine Störgröße z, wird die Regelgröße in unerwünschter Weise beeinflusst.<br />

Lesen Sie mehr über Störgrößen in Kapitel 2 „Die Regelstrecke“.<br />

y<br />

z<br />

Regelstrecke<br />

Sensor<br />

1 Grundbegriffe 9


1 Grundbegriffe<br />

Aus den Erklärungen können wir entnehmen, dass in einem Regelkreis zwischen dem <strong>Regler</strong>stellgrad<br />

(Ausgangssignal des <strong>Regler</strong>s) und dem Stellgrad (Energie in die Strecke) unterschieden wird.<br />

Für den Regelungstechniker ist wichtig, wie viel Prozent Leistung in den Prozess gelangt.<br />

Aus diesem Grund ist der <strong>Regler</strong>stellgrad yR die für ihn entscheidende Größe.<br />

Abbildung 2 zeigt das <strong>Regler</strong>bild eines <strong>JUMO</strong> IMAGO 500.<br />

Die wichtigsten Größen sind im Bild dargestellt:<br />

Abbildung 2: <strong>Regler</strong>bild <strong>JUMO</strong> IMAGO 500<br />

In diesem Kapitel wurden uns einige regelungstechnische Größen mit ihren Abkürzungen vorgestellt.<br />

Weiterhin ist ein Großteil der in diesem Buch verwendeten Abkürzungen mit einer kurzen Erklärung<br />

im „Anhang: Verwendete Abkürzungen“ abgedruckt.<br />

10 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


1.2 Das Regelverhalten<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

1 Grundbegriffe<br />

Bezüglich des <strong>Regler</strong>s müssen geeignete Parameter für sein Regelverhalten gefunden werden.<br />

Was für ein Ergebnis wird von dem <strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis erwartet, wenn z. B. ein<br />

neuer Sollwert vorgegeben wird?<br />

w<br />

w<br />

x<br />

2<br />

1<br />

t0<br />

Tan<br />

X max<br />

Ta<br />

Abbildung 3: Kriterien für das Regelverhalten<br />

Es wird einige Zeit dauern, bis sich der Istwert dauerhaft in einem Band um den Sollwert herum befindet<br />

(+/- Δx). Diese Zeit wird Ausregelzeit (Ta ) genannt. Wie groß das Band ist, liegt prinzipiell an<br />

den Anforderungen der Regelung.<br />

Kommt es bei der Vorgabe eines neuen Sollwertes zum Überschwingen, bezeichnet man den maximalen<br />

Abstand des Istwertes vom Sollwert als Überschwingweite (Xmax ). Die Zeit, in der der Istwert<br />

erstmalig den Sollwert erreicht, wird als Anregelzeit (Tan ) bezeichnet.<br />

Wir werden in diesem Buch ausschließlich Überschwingweite und Ausregelzeit betrachten.<br />

An dieser Stelle kann man bereits erwähnen, dass ein Regelkreis um so besser arbeitet, je kleiner<br />

die Werte für Ta und Xmax sind.<br />

1.3 Erfassung des Istwertes/Sensoren und Messumformer<br />

+/- � x<br />

Auf dem Gebiet der Elektrischen Temperaturmessung wird sehr häufig mit Widerstandsthermometern<br />

(z. B. Pt 100) gearbeitet. Diese besitzen einen temperaturabhängigen Widerstand, die gültigen<br />

Kennlinien sind bekannt. Am <strong>Regler</strong> muss der genutzte Eingang hinsichtlich des Widerstandsthermometers<br />

softwaremäßig angepasst und die entsprechende Kennlinie aktiviert werden.<br />

In <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n sind Kennlinien von unterschiedlichen Widerstandsthermometern abgelegt.<br />

Ist die entsprechende Kennlinie aktiviert, wandelt der <strong>Regler</strong> das gemessene Widerstandssignal in<br />

die zugehörige Temperatur.<br />

Weiterhin kommen, vor allem bei höheren Temperaturen, Thermoelemente zum Einsatz, welche bei<br />

steigenden Temperaturen höhere Spannungen ausgeben. Auch hier erfolgt die Linearisierung<br />

durch die <strong>Regler</strong>.<br />

1 Grundbegriffe 11<br />

t


1 Grundbegriffe<br />

Abbildung 4: Widerstandsthermometer und Thermoelemente von <strong>JUMO</strong><br />

Z. B. bei großen Strecken zwischen Sensor und <strong>Regler</strong> erfolgt der Einsatz von Temperaturmessumformern.<br />

Diese liefern aufgrund des am Eingang angeschlossenen Widerstandsthermometers/<br />

Thermoelementes ein bereits linearisiertes Ausgangssignal (z. B. 4 ... 20mA). Am <strong>Regler</strong> ist dieses<br />

Signal dann lediglich mit den Einstellungen Anzeigeanfang und -ende zu skalieren:<br />

Abbildung 5: Kopfmessumformer <strong>JUMO</strong> dTRANS T01<br />

zum Anschluss an Widerstandsthermometer oder Thermoelemente<br />

12 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


Abbildung 6: Vierdraht-Messumformer <strong>JUMO</strong> dTRANS T02 LCD mit Display<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

1 Grundbegriffe<br />

Weiterhin bietet <strong>JUMO</strong> unterschiedliche Ausführungen von Druckmessumformern an, die ebenfalls<br />

ein lineares Ausgangssignal liefern.<br />

Abbildung 7: Druckmessumformer <strong>JUMO</strong> MIDAS und dTRANS p02<br />

Abschließend sei erwähnt, dass <strong>JUMO</strong> eine Vielzahl von Sensoren und Umformern zur Messung<br />

von analytischen Größen produziert (pH-Wert, Redoxpotenzial, Leitfähigkeit, Gelöst-Sauerstoff<br />

etc.)<br />

1 Grundbegriffe 13


1 Grundbegriffe<br />

Abbildung 8: Induktiver Leitfähigkeits-Messumformer <strong>JUMO</strong> CTI-500 und<br />

Einstabmesskette <strong>JUMO</strong> tecLine pH<br />

1.3.1 Die Abtastzeit<br />

Die genanten Messumformer arbeiten auf Basis von Mikroprozessoren, welche Rechenzeit benötigen.<br />

Der Messwert wird über den Sensor erfasst, intern verarbeitet und als Analogwert ausgegeben.<br />

Nach dem Aktualisieren des Ausgangs wird das Eingangssignal erneut erfasst.<br />

Die Zeit zwischen dem Einlesen des Eingangs wird als Abtastzeit bezeichnet.<br />

Bei <strong>Regler</strong>n ist die Abtastzeit besonders bei der Verarbeitung des Istwertes von Bedeutung.<br />

In diesem Fall beschreibt sie die Zeit vom Einlesen des Eingangs, der Berechnung und Ausgabe<br />

des Stellgrads bis zum erneuten Erfassen des Signals.<br />

Typische Abtastzeiten von <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n liegen im Bereich von 50 ... 250ms. Für die meisten Regelungen<br />

in der Prozesstechnik sind bereits 250ms ausreichend. Für sehr schnelle Vorgänge (z. B.<br />

im Bereich der Druckmesstechnik) muss der <strong>Regler</strong> mit einer sehr geringen Abtastzeit arbeiten.<br />

1.4 Ausgangsarten von <strong>Regler</strong>n<br />

Bei Regelungen von Temperaturen kommen als Ausgänge sehr häufig Relais zum Einsatz.<br />

Die angesteuerten Kontakte sind meist als Wechsler, gelegentlich aber auch als Schließer ausgeführt.<br />

Der <strong>Regler</strong> steuert z. B. ein Leistungsschütz an, welches wiederum die Energie in den Prozess<br />

führt.<br />

Um bei relativ schnellen Temperaturregelstrecken ein befriedigendes Ergebnis in der Regelgenauigkeit<br />

zu erhalten, muss der binäre Ausgang entsprechend oft schalten. Ein mechanisches Bauteil<br />

wäre in diesem Fall relativ früh verschlissen. Aus diesem Grund liefert <strong>JUMO</strong> <strong>Regler</strong> mit Halbleiterrelais-<br />

und Logikausgängen zum Schalten von z. B. 230V AC bzw. zur Ausgabe von 24V.<br />

Im Fall von schnellen Regelstrecken (Druck, Durchfluss, Drehzahl etc.) ist es meist nicht möglich,<br />

eine Ansteuerung mit einem binären Signal vorzunehmen - dies hätte ein Schwanken der Regelgröße<br />

zur Folge. Für diese Anwendungen können die <strong>Regler</strong> mit stetigen Ausgängen bestückt<br />

werden, welche wahlweise Spannungs- oder Stromsignale liefern.<br />

14 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


1.5 Stellglieder<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

1 Grundbegriffe<br />

Der <strong>Regler</strong> liefert meist nicht direkt den Stellgrad für die Regelstrecke, sondern steuert mit seinem<br />

<strong>Regler</strong>stellgrad ein Stellglied. Das Stellglied liefert nun proportional zum Steuersignal die Energie<br />

für den Prozess. An dieser Stelle wollen wir uns einige wichtige Stellglieder ansehen:<br />

1.5.1 Stellglieder für binäre Ansteuerung<br />

Das einfachste Stellglied, welches mit einem binären Ausgangssignal des <strong>Regler</strong>s (24V DC,<br />

230V AC etc.) angesteuert wird, ist ein Leistungsschütz. Schließt der <strong>Regler</strong> seinen Kontakt, zieht<br />

das Schütz an und die elektrische Energie gelangt in die Regelstrecke. Leistungsschütze eignen<br />

sich für langsame Prozesse, welche keine hohe Schalthäufigkeit benötigen.<br />

Müssen für schnellere Regelstrecken höhere Schalthäufigkeiten erfolgen, wird der Einsatz von<br />

elektronischen Schaltern notwendig. Ein Beispiel hierfür sind Thyristor-Leistungsschalter.<br />

Diese werden (z. B. bei der gezeigten Modellserie TYA) mit Spannungen im Bereich von<br />

4 ... 32V DC vom <strong>Regler</strong> angesteuert und können Spannungen bis zu 660Veff schalten.<br />

Die Schaltung erfolgt ohne Mechanik. Aus diesem Grund kann die Schalthäufigkeit sehr hoch gewählt<br />

werden. Es muss die Tatsache berücksichtigt werden, dass zum einen die Schalter im durchgeschalteten<br />

Zustand eine Verlustleistung besitzen und zum anderen die Last im Fall eines geschlossenen<br />

Schalters nicht spannungsfrei ist (Leckströme fließen).<br />

Abbildung 9: <strong>JUMO</strong> Thyristor-Leistungsschalter der Serie TYA<br />

1 Grundbegriffe 15


1 Grundbegriffe<br />

Im Bereich der Analysenmesstechnik kommen häufig Dosierpumpen zum Einsatz.<br />

Diese Stellglieder erwarten an ihrem Eingang Impulse. Mit jedem Impuls geben die Dosierpumpen<br />

eine bestimmte Menge an Flüssigkeit ab. Der <strong>Regler</strong> erhöht bei steigenden Stellgraden die Impulsfrequenz<br />

an seinem Ausgang. <strong>JUMO</strong> liefert <strong>Regler</strong> für die Ansteuerung von Dosierpumpen.<br />

Abbildung 10: Dosierpumpe<br />

Magnetventile werden durch einen <strong>Regler</strong> entweder vollständig geöffnet oder sind im Ruhezustand<br />

geschlossen.<br />

Motorstellglieder werden über zwei Relais eines <strong>Regler</strong>s angesteuert:<br />

Während der Zeit, in der Relais 1 Spannung auf die entsprechende Leitung führt, wird das Stellglied<br />

(in Abbildung 11 ein Ventil) aufgefahren. Entsprechend fährt Relais 2 das Stellglied zu.<br />

Der Vorteil dieses Stellgliedes: Bei vorhandenem Stellmotor kann dieser relativ einfach mit dem eigentlichen<br />

Stellglied (Ventil, Klappe, Schieber etc.) ausgestattet werden. Ein Aufbau kann einfach<br />

erfolgen. Auch wenn das Motorstellglied mit einem binären Signal angesteuert wird, liefert es einen<br />

stetigen Stellgrad.<br />

Lesen Sie mehr zu diesen Stellgliedern und den in Frage kommenden <strong>Regler</strong>n in Kapitel 5.5.1 „Der<br />

Dreipunktschrittregler“ und Kapitel 5.5.2 „Der Stellungsregler“.<br />

Gas<br />

Abbildung 11: Motorstellglied schematisch,<br />

bestehend aus Stellmotor und Ventil als Stellglied<br />

Auf<br />

Zu<br />

16 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

M


1.5.2 Stellglieder für stetige Ansteuerung<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

1 Grundbegriffe<br />

In vielen Anwendungen muss der Stellgrad stetig vorliegen. Ein Grund ist z. B., dass sich bei sehr<br />

schnellen Regelstrecken bei binärer Ansteuerung kein stabiler Istwert einstellt.<br />

Für die stetige Ansteuerung mit elektrischer Energie stellt <strong>JUMO</strong> zwei Arten von (quasi) stetigen<br />

Stellgliedern zur Verfügung:<br />

Abbildung 12: Thyristor-Leistungssteller und<br />

IGBT-Leistungsumsetzer mit Amplitudenregelung<br />

Dem Thyristor-Leistungssteller wird neben der Netzspannung das Steuersignal des <strong>Regler</strong>s aufgeschaltet.<br />

Er arbeitet, vereinfacht ausgedrückt, als sehr schneller Schalter und erhöht seine relative<br />

Einschaltdauer proportional zum Stellgrad des <strong>Regler</strong>s.<br />

Der Thyristor-Leistungssteller kann in zwei Betriebsarten arbeiten:<br />

Im Impulsgruppenbetrieb schaltet er immer eine bestimmte Anzahl von Netzvollwellen auf die Last,<br />

während er den Rest sperrt (Abbildung 13):<br />

U Last<br />

Abbildung 13: Ausgangssignal eines Thyristor-Leistungsstellers im Impulsgruppenbetrieb<br />

bei 60% Stellgrad<br />

Die Zeit des Ein- und Ausschaltens ist so gering, dass bei vielen Regelstrecken die Ansteuerung<br />

als stetig betrachtet werden kann.<br />

�t<br />

1 Grundbegriffe 17


1 Grundbegriffe<br />

Für schnellere Regelstrecken (z. B. Regelung der Lichtstärke) kann der Thyristor-Leistungssteller in<br />

den Phasenanschnittbetrieb geschaltet werden: Hier schaltet er immer einen Teil der Halbwellen<br />

auf die Last und verkleinert mit größerem Stellgrad den Steuerwinkel α (Abbildung 14).<br />

Abbildung 14: Ausgangssignal eines Thyristor-Leistungsstellers<br />

im Phasenanschnittbetrieb<br />

Der IGBT-Leistungsumsetzer mit Amplitudenregelung ist gegenüber dem Thyristor-Leistungssteller<br />

ein echtes stetiges Stellglied: Er variiert die Amplitude seiner Ausgangsspannung proportional<br />

zu dem vom <strong>Regler</strong> geforderten Stellgrad.<br />

U<br />

U/ I<br />

ULast<br />

a = 45°<br />

U<br />

Abbildung 15: Amplitudenregelung beim IGBT-Leistungsumsetzer<br />

U~<br />

Last<br />

Netzspannung<br />

Lastspannung<br />

Für die stetige Steuerung von Gasen oder Flüssigkeiten stehen Proportionalventile zur Verfügung.<br />

Diese öffnen sich proportional zum Steuersignal (z. B. 4 ... 20mA).<br />

18 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

wt<br />

wt<br />

wt


1.6 <strong>Regler</strong>arten<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

1 Grundbegriffe<br />

Die beschriebenen Stellglieder benötigen bestimmte <strong>Regler</strong>arten, welche wir an dieser Stelle vorstellen:<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> liefern ein stetiges Ausgangssignal (typisch 0/4 ... 20mA oder 0/2 ... 10V).<br />

Ihr Stellgrad kann im Bereich von 0 ...100% liegen, wobei sich das Ausgangssignal proportional<br />

zum Stellgrad verhält.<br />

Zweipunktregler besitzen einen schaltenden oder binären Ausgang. Obwohl dieser entweder die<br />

volle Leistung oder keine Leistung in die Regelstrecke führt, kann ein Stellgrad von 0 ... 100% ausgegeben<br />

werden: Die <strong>Regler</strong> variieren proportional zum Stellgrad die relative Einschaltdauer der<br />

Ausgänge.<br />

Dreipunktregler kann man sich als zwei Einzelregler vorstellen: Ein <strong>Regler</strong> steuert z. B. das Stellglied<br />

für die Heizung mit einem Ausgang, während der zweite <strong>Regler</strong> mit einem zweiten Ausgang<br />

eine Kühlung aktiviert.<br />

Dreipunktschritt- und Stellungsregler sind für die Ansteuerung von Motorstellgliedern geeignet.<br />

Zwei Ausgänge des <strong>Regler</strong>s steuern entsprechend über den Stellmotor das Stellglied auf und zu.<br />

1.7 <strong>JUMO</strong>-Kompaktregler<br />

<strong>JUMO</strong> liefert vier Hauptserien von Kompaktreglern und weiterhin spezielle Branchengeräte.<br />

Stellvertretend sollen hier einige Eigenschaften des günstigsten <strong>Regler</strong>s (Serie iTRON) und des<br />

<strong>Regler</strong>s mit dem größten Funktionsumfang (IMAGO 500) dargestellt werden.<br />

Abbildung 16: <strong>JUMO</strong> iTRON<br />

<strong>Regler</strong> der Serie <strong>JUMO</strong> iTRON können als Zwei- oder Dreipunktregler konfiguriert werden. Zur Erfassung<br />

des Istwertes kann ein Sensor (Widerstandsthermometer bzw. Thermoelement) oder ein<br />

Einheitssignal angeschlossen werden. Der <strong>Regler</strong> verfügt über binäre Ausgänge, welche den <strong>Regler</strong>stellgrad<br />

oder das Ergebnis einer Überwachung des Istwertes ausgeben. Im sogenannten Automatikbetrieb<br />

zeigt der <strong>Regler</strong> auf seiner Anzeige den Istwert. Mit binären Eingängen können Binärfunktionen,<br />

wie z. B. eine Sollwertumschaltung, ausgelöst werden. Über Tasten bzw. mit einem zugehörigen<br />

Setup-Programm kann das Gerät konfiguriert werden.<br />

1 Grundbegriffe 19


1 Grundbegriffe<br />

Folgend möchten wir einen kleinen Überblick bezüglich des <strong>Regler</strong>s <strong>JUMO</strong> IMAGO 500 geben:<br />

Abbildung 17: Kundenbild <strong>JUMO</strong> IMAGO 500<br />

Der <strong>JUMO</strong> IMAGO 500 ist ein 8-Kanalregler und der Anschluss von acht Sensoren ist möglich. Es<br />

können alle <strong>Regler</strong>arten, die in Kapitel 1.6 „<strong>Regler</strong>arten“ aufgeführt sind, definiert werden. Er ist<br />

modular aufgebaut: Baugruppen können nachbestückt oder ausgetauscht werden. Für dieses Gerät<br />

ist eine Modbus- oder PROFIBUS-DP-Anbindung möglich. Es können Relaismodule angeschlossen<br />

werden, durch die insgesamt bis zu 28 Ausgänge zur Verfügung stehen. Der <strong>Regler</strong> kann<br />

eine Datenaufzeichnung durchführen und die Messwerte können über eine Schnittstelle von einem<br />

PC abgefragt werden. Durch frei definierbare Kundenbilder (Abbildung 17) und Texte kann ein starker<br />

Bezug zur Anlage hergestellt werden. Mit Hilfe von verschiedenen Funktionen übernimmt der<br />

<strong>Regler</strong> Steuerungsaufgaben.<br />

20 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


Die Regelstrecke<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

2 Die Regelstrecke<br />

Dieses Kapitel behandelt die Eigenschaften von Regelstrecken mit und ohne Ausgleich. Sie lernen<br />

P-Regelstrecken mit Totzeit und Verzögerungen kennen. Am Ende des Kapitels wird demonstriert,<br />

wie eine Strecke charakterisiert werden kann.<br />

2.1 Allgemeines zur Regelstrecke<br />

Die Regelstrecke ist der Anlagenteil, in dem die Regelgröße auf den Sollwert gebracht werden<br />

muss. Aus regelungstechnischer Sicht beginnt die Regelstrecke an dem Ort, an dem der <strong>Regler</strong><br />

seinen Stellgrad aufschaltet (die Zuordnung des Stellgliedes zur Strecke ist eine etwas vereinfachte<br />

Betrachtung, welche jedoch praxistauglich ist!). Die Regelstrecke endet an der Stelle, an welcher<br />

der Istwert erfasst wird - also am Sensor.<br />

Auf die Regelstrecke wirken Störgrößen, die Einfluss auf die Regelgröße nehmen, wenn sie ihren<br />

Wert ändern.<br />

Abbildung 18 zeigt eine Regelstrecke am Beispiel eines Gas betriebenen Ofens:<br />

<strong>Regler</strong>stellgrad<br />

Regelgröße<br />

Abbildung 18: Ein-/Ausgangsgrößen einer Regelstrecke<br />

Der <strong>Regler</strong>stellgrad liegt in unserem Beispiel am Ventil an. Hier beginnt die Regelstrecke. Im Ofen<br />

befindet sich das Gut, in dem sich ein Temperatursensor befindet. An dieser Stelle ist das Ende der<br />

Regelstrecke.<br />

Schauen wir uns nun den Energiefluss an:<br />

Wird durch den <strong>Regler</strong> ein veränderter Stellgrad ausgegeben, verfährt das Ventil relativ schnell in<br />

die neue Position. Zügig verändert sich der Gasfluss in den Brenner. Das Ofeninnere erwärmt sich<br />

langsam und nach einiger Zeit wird sich die Temperatur des Gutes erhöhen. In unserer Regelstrekke<br />

sind Zeitglieder bzw. Energiespeicher vorhanden, welche das Ausbreiten der Energie verlangsamen.<br />

Störgrößen sind auch in unserem Beispiel die Größen, bei deren Veränderung sich bei gleichem<br />

Stellgrad eine andere Temperatur ergibt.<br />

2 Die Regelstrecke 21


2 Die Regelstrecke<br />

Beispiel:<br />

Ist der Stellgrad gerade so groß, dass sich eine gewünschte Temperatur im Gut ergibt und verändert<br />

sich die Störgröße Umgebungstemperatur zu kleinen Werten, wird bei unverändertem Stellgrad<br />

die Temperatur im Gut ebenfalls kleiner. Im geschlossenen Regelkreis kann der <strong>Regler</strong> nun<br />

durch Bildung eines größeren Stellgrades der Störung entgegenwirken.<br />

2.2 Strecken mit und ohne Ausgleich<br />

2.2.1 Strecken mit Ausgleich<br />

Die in Abbildung 18 gezeigte Regelstrecke ist eine so genannte Regelstrecke mit Ausgleich, dies<br />

bedeutet: Gibt man einen beliebigen Stellgrad über einen <strong>Regler</strong> im Handbetrieb vor und wartet einen<br />

stabilen Istwert ab, wird sich immer eine zum Stellgrad proportionale Regelgröße ergeben.<br />

Nimmt man die so genannte statische Kennlinie von Regelstrecken auf (Istwert in Abhängigkeit des<br />

Stellgrades), ist diese in den meisten Fällen nicht linear.<br />

Beispiel:<br />

Bei der Aufnahme der statischen Kennlinie für die in Abbildung 18 gezeigte Strecke erhöht man<br />

stufenweise den Stellgrad um 10% und wartet eine stabile Ofentemperatur ab. Man wird feststellen,<br />

dass der jeweilige Temperaturzuwachs bei niedrigeren Temperaturen größer als bei höheren<br />

Temperaturen ist. Die Kennlinie ist nichtlinear!<br />

T [°C]<br />

Abbildung 19: Nichtlineare Kennlinie<br />

y [%]<br />

Die Nichtlinearität ist einer der Gründe dafür, dass für einen <strong>Regler</strong> bei unterschiedlichen Sollwerten<br />

möglicherweise die Regelparameter verändert werden müssen, um weiterhin ein gutes Regelverhalten<br />

zu erhalten.<br />

22 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


2.2.2 Strecken ohne Ausgleich<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

2 Die Regelstrecke<br />

Eine Strecke ohne Ausgleich reagiert auf eine Stellgröße mit einer konstanten Veränderung des Istwertes.<br />

Die Istwertabweichung ist abhängig von den Streckeneigenschaften und proportional zur<br />

Stellgröße und der Zeit.<br />

Abbildung 20 zeigt das Verhalten einer Strecke ohne Ausgleich, welche keine Verzögerungen oder<br />

Totzeitglieder besitzt:<br />

y<br />

K IS<br />

t 0<br />

Dy<br />

y x<br />

I-Glied<br />

Abbildung 20: Sprungantwort einer Strecke ohne Ausgleich und Blocksymbol<br />

Ist der Stellgrad für die Strecke 0% (Abbildung 20), bleibt der Istwert unverändert. Steigt der Stellgrad<br />

beispielsweise sprungförmig an, beginnt sich der Istwert gleichmäßig zu verändern. Die Veränderung<br />

ist umso schneller, je größer der vorgegebene Stellgrad ist. Auf Grund des integrierend<br />

wirkenden Verhaltens werden die Strecken auch als Integral- oder I-Strecken bezeichnet.<br />

Wird einer Strecke ohne Ausgleich ein Stellgrad vorgegeben, wird sich der Istwert kontinuierlich<br />

verändern, bis er in eine Begrenzung fährt.<br />

Bei einem gleichbleibenden Stellgrad gilt:<br />

KIS wird Übertragungsbeiwert der Regelstrecke ohne Ausgleich genannt.<br />

Für sich verändernde Stellgrade gilt:<br />

Beispiele für Strecken ohne Ausgleich sind:<br />

- Positionierungen<br />

- Niveauregelungen (Abbildung 21)<br />

t<br />

x<br />

x<br />

0<br />

t 0<br />

Kennwert:<br />

Übertragungsbeiwert K<br />

Δx = KIS • Δy • t<br />

(1)<br />

∫<br />

t<br />

Δx = KIS • y • dt<br />

(2)<br />

t 0<br />

IS<br />

2 Die Regelstrecke 23<br />

t


2 Die Regelstrecke<br />

y<br />

h<br />

Abbildung 21: Niveauregelstrecke<br />

Das bekannteste Beispiel einer Regelstrecke ohne Ausgleich dürfte ein Flüssigkeitsbehälter sein,<br />

der über einen Zulauf und Ablauf verfügt. Das Auslaufventil, welches die Störgröße darstellt, sei geschlossen.<br />

Wird nun das Zulaufventil geöffnet und in eine feste Position gebracht, steigt der Füllstand<br />

(die Regelgröße) im Behälter stetig und gleichmäßig im Lauf der Zeit an.<br />

Der Stand im Behälter steigt um so schneller, je größer die Zulaufmenge pro Zeiteinheit ist. Das Niveau<br />

erhöht sich bis zum Überlauf des Behälters. Eine Selbststabilisierung ist hier nicht vorhanden.<br />

Auch nach einer Störung, z. B. Einbeziehung des Ablaufes, stellt sich kein neuer Gleichgewichtszustand<br />

wie bei einer Regelstrecke mit Ausgleich ein (Ausnahme Zulauf = Ablauf).<br />

24 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

h<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

2 Die Regelstrecke<br />

2.3 Strecken(anteile) mit P-Verhalten, Totzeit und Verzögerungen<br />

In diesem Kapitel schauen wir uns Strecken oder Streckenanteile an, die eines der vorab genannten<br />

Verhalten zeigen. Alle Betrachtungen gelten für Strecken mit Ausgleich.<br />

Wir betrachten zu Beginn die Anteile in „reiner Form“, werden später jedoch erkennen, dass die<br />

meisten Strecken alle Glieder in sich vereinigen.<br />

2.3.1 P-Strecken<br />

Proportionale Regelstrecken verstärken den vorgegebenen Stellgrad mit dem Übertragungsbeiwert<br />

K S ohne jeglichen Zeitverzug:<br />

y<br />

y<br />

0<br />

KS<br />

t 0<br />

Dy<br />

y x<br />

Abbildung 22: Sprungantwort einer P-Regelstrecke und Blocksymbol<br />

t<br />

Wird einer solchen Strecke ein Stellgrad angeboten, stellt sich sofort ein stabiler Istwert ein (der<br />

Stellgrad wird mit dem Übertragungsbeiwert KS multipliziert). Bei einer sprungförmigen Erhöhung<br />

des Stellgrades steigt der Istwert proportional zum Stellgrad ohne Zeitverzug an.<br />

Für den Zusammenhang zwischen einer Änderung der Regelgröße Δx in Bezug auf eine Stellgradänderung<br />

Δy gilt folgender Zusammenhang:<br />

P-Regelstrecken, welche absolut verzögerungsfrei arbeiten, treten in der Praxis nicht auf.<br />

Viel mehr liegt das P-Verhalten in Kombination mit Zeitgliedern vor, welche wir in den nächsten Unterkapiteln<br />

vorstellen werden.<br />

x<br />

x<br />

0<br />

t 0<br />

Dx<br />

Kennwert:<br />

Übertragungsbeiwert K<br />

Δx = KS•Δy (3)<br />

S<br />

t<br />

2 Die Regelstrecke 25


2 Die Regelstrecke<br />

2.3.2 Strecken mit Totzeit: PT t -Strecken<br />

Eine P-Regelstrecke oder ein P-Element kann beispielsweise in Kombination mit einem Totzeitelement<br />

auftreten. So entsteht eine PTt -Strecke.<br />

Auch diese Strecke ist zum einen durch den Übertragungsbeiwert, zum anderen durch eine Totzeit<br />

definiert:<br />

y<br />

Dy<br />

y0x0 K S<br />

t 0<br />

Tt<br />

y x<br />

Abbildung 23: Sprungantwort einer PT t -Strecke und Blocksymbol<br />

t<br />

Die Strecke verhält sich wie eine P-Regelstrecke, jedoch verändert sich der Istwert bei einem Stellgradsprung<br />

erst nach Verstreichen der Totzeit. Für den Zusammenhang zwischen Istwert- und<br />

Stellgradänderung ergibt sich:<br />

26 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

x<br />

t 0<br />

T t<br />

Dx<br />

Kennwerte:<br />

Übertragungsbeiwert K<br />

T = Totzeit<br />

Δx = KS•Δy, jedoch verzögert um die Totzeit Tt (4)<br />

t<br />

S<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

2 Die Regelstrecke<br />

Ein Beispiel für eine PT t -Strecke ist ein Förderband, an dem eine konstante Schüttgutmenge ausgeregelt<br />

werden soll:<br />

y<br />

am Stellglied<br />

x<br />

am Sensor<br />

Stellglied<br />

Abbildung 24: Regelung der Schüttgutmenge an einem Förderband<br />

Sensor<br />

Der <strong>Regler</strong> greift mit seinem Stellgrad am Schieber an. Wird der Stellgrad am <strong>Regler</strong> sprungförmig<br />

erhöht und man geht davon aus, dass der Schieber ebenfalls ohne Zeitverzug öffnet, fällt eine bestimmte<br />

Menge an Schüttgut pro Zeiteinheit auf das Förderband. Das Förderband benötigt jedoch<br />

eine bestimmte Zeit, bis es das Schüttgut zum Sensor transportiert hat. Die Zeit, nach welcher der<br />

Sensor die Änderung des Stellgrades erkennt, ist die Totzeit der Regelstrecke.<br />

Zahlenbeispiel:<br />

Gehen wir davon aus, dass der Stellgrad sprungförmig von 0 auf 50% erhöht wird und der Sensor<br />

nach 10s eine Schüttgutmenge von 100t/h erkennt, würde die Totzeit 10s betragen.<br />

Unsere Strecke ist weiterhin durch den Übertragungsbeiwert definiert. Um diesen zu bestimmen,<br />

könnten wir den Stellgrad z. B. sprungförmig von 50% auf 75% erhöhen. In unserem Beispiel soll<br />

sich ein Istwert von 150t/h ergeben.<br />

Der Übertragungsbeiwert ergibt sich aus der Istwertänderung geteilt durch die Änderung des Stellgrades:<br />

K S<br />

150<br />

=<br />

Δ<br />

----x<br />

Δy<br />

t<br />

-- 100<br />

h<br />

t<br />

– -- 50<br />

--------------------------------h<br />

75% - 50%<br />

t<br />

--<br />

h t<br />

= = ----------- = 2--------------<br />

25% h • %<br />

y<br />

t<br />

t<br />

(5)<br />

2 Die Regelstrecke 27


2 Die Regelstrecke<br />

Was bedeutet in unserem Beispiel der Übertragungsbeiwert von 2 -------------t<br />

?<br />

h • %<br />

Wird der Stellgrad um 1% erhöht, wird die geförderte Menge um 2 steigen.<br />

t<br />

--<br />

h<br />

In unserem Beispiel kann die Regelstrecke mit einem KS von 2 und einer Totzeit von 10s definiert<br />

werden.<br />

Totzeiten machen die Optimierung eines Regelkreises schwieriger und sollten, wenn möglich, bei<br />

der Projektierung minimiert werden.<br />

t<br />

--<br />

h<br />

2.3.3 Strecken mit Verzögerung: PT n -Strecken<br />

Bei Strecken mit Verzögerungen stellt sich ein neuer Istwert nach Vorgabe eines Stellgrades verzögert<br />

ein. Die Verzögerung erklärt sich darin, dass die Energie mehrere Energiespeicher der Regelstrecke<br />

durchlaufen und diese laden muss.<br />

Mathematisch lassen sich derartige Strecken durch eine Gleichung beschreiben, die für jeden<br />

Energiespeicher einen Term (ein Exponentialglied) besitzt. Wegen diesem Zusammenhang werden<br />

derartige Strecken als Strecken erster, zweiter, dritter usw. Ordnung bezeichnet.<br />

In diesem Kapitel schauen wir uns an, welches Verhalten sich durch die Verzögerungen ergibt.<br />

Strecken mit einer Verzögerung (1. Ordnung)<br />

Bei Regelstrecken mit einer Verzögerung, d. h. einem vorhandenen Energiespeicher, ändert sich<br />

die Regelgröße bei einer sprungförmigen Stellgrößenänderung sofort ohne Verzug mit einer bestimmten<br />

Anfangsgeschwindigkeit und strebt dann immer langsamer dem Endwert zu (Abbildung<br />

25).<br />

y<br />

K S<br />

Dy<br />

t 0 t<br />

t 0 TS<br />

2TS 3TS<br />

y x<br />

y [%]<br />

100<br />

Abbildung 25: Strecke 1. Ordnung; PT 1 -Strecke<br />

TS<br />

Kennwerte:<br />

y<br />

28 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

63<br />

50<br />

x<br />

Dx<br />

T<br />

S<br />

Übertragungsbeiwert K S<br />

Zeitkonstante T S<br />

�<br />

x<br />

t<br />

S


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

2 Die Regelstrecke<br />

Abbildung 25 zeigt rechts unten ein Beispiel, welches angenähert eine Strecke 1. Ordnung darstellt:<br />

Im Beispiel des gezeigten Wasserbades ist nur ein Energiespeicher vorhanden: das Wasser! Die<br />

Energie, welche von dem vorgeschalteten Stellglied (vielleicht einem Thyristorleistungssteller)<br />

kommt, wird sofort durch die eingezeichnete Heizwendel in Wärmeenergie umgesetzt (die<br />

Heizwendel ist nicht in der Lage Energie zu speichern, sie wird sich unverzüglich erhitzen). Die<br />

Wärmeenergie kann sofort in das Wasser gelangen. Dieses beginnt sich, ohne Verzug zu erhitzen.<br />

Wir gehen davon aus, dass der verwendete Sensor eine sehr geringe Masse besitzt und die Wärmeleitung<br />

zwischen Wasser und Sensor sehr gut ist.<br />

Erhöhen wir die Leistung (den Stellgrad) für die Heizwendel sprungförmig, wird sich die Wassertemperatur<br />

nach folgender Gleichung verändern:<br />

⎛ T ⎞ S<br />

Δx = KS•Δy•⎜1– e ⎟<br />

(6)<br />

⎝ ⎠<br />

Wie können wir für diese Strecke 1. Ordnung die Kenngrößen KS und TS ermitteln?<br />

Wir erhöhen die Leistung beispielsweise sprungförmig um 5kW und zeichnen den Istwert (die Wassertemperatur)<br />

mit einem Schreiber auf. Daraus folgt:<br />

Der Istwert war vor dem Sprung 20°C, nach dem Sprung wäre denkbar, dass der Istwert auf 80°C<br />

gelaufen ist. Daraus folgt:<br />

Nach dem Aufzeichnen der Sprungantwort bestimmen wir den Übertragungsbeiwert der Regelstrecke,<br />

dieser ergibt sich aus:<br />

K S<br />

Den Übertragungsbeiwert kann man etwas vereinfacht wie folgt deuten:<br />

Erhöhen wir die Leistung um 1kW, wird die Temperatur um 12K anwachsen.<br />

Nun bestimmen wir die Streckenzeitkonstante:<br />

Aus dem protokollierten Istwert können wir die Zeit ermitteln, welche vergeht, bis die Istwertänderung<br />

63% beträgt. Eine Istwertänderung von 63% würde in unserem Beispiel bei<br />

vorliegen.<br />

Die Zeit, nach der 58°C Wassertemperatur anstehen, entspricht der Zeitkonstanten TS - gehen wir<br />

einmal davon aus, dass diese Temperatur in unserem Beispiel nach 100s vorliegt.<br />

-----<br />

– t<br />

Δy = 5 kW<br />

(7)<br />

Δx = 60 K<br />

(8)<br />

Regelgrößenänderung<br />

---------------------------------------------------------- ------------<br />

60 K<br />

12<br />

Stellgradänderung 5 kW<br />

K<br />

= = = --------<br />

(9)<br />

kW<br />

20 °C + 60 K • 63% ≈ 58 °C<br />

(10)<br />

2 Die Regelstrecke 29


2 Die Regelstrecke<br />

Die Wassertemperatur erhöht sich somit nach folgender Gleichung:<br />

Abbildung 26 zeigt die Sprungantwort unserer Regelstrecke:<br />

x [°C]<br />

80<br />

58<br />

20<br />

Abbildung 26: Exemplarische Darstellung der Sprungantwort einer Strecke 1. Ordnung<br />

Strecken mit zwei Verzögerungen (2. Ordnung)<br />

Bei einer Strecke mit zwei Verzögerungen liegen zwei Energiespeicher vor:<br />

y<br />

y<br />

K S<br />

t 0<br />

Dy<br />

T1<br />

Abbildung 27: Strecke 2. Ordnung; PT 2 -Strecke<br />

-------------<br />

– t<br />

Δx 12 K ⎛ 100 s⎞<br />

= -------- • 5 kW • ⎜1– e ⎟<br />

(11)<br />

kW ⎝ ⎠<br />

100 200 300 400 500<br />

t<br />

1 T2<br />

x<br />

y [%]<br />

100<br />

30 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

x<br />

Dx<br />

Kennwerte:<br />

y<br />

t 0<br />

Wendepunkt<br />

Übertragungsbeiwert KS Zeitkonstante T 1,<br />

T2 �<br />

x<br />

t<br />

S<br />

t [s]


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

2 Die Regelstrecke<br />

Eine Strecke mit zwei Verzögerungen wird als PT2-Strecke bezeichnet und ist definiert über die<br />

Zeitkonstanten der beiden Energiespeicher und den Übertragungsbeiwert.<br />

Wie aus dem Blocksymbol (Abbildung 27) ersichtlich ist, wird für praktische Betrachtungen das KS mit 1 angenommen.<br />

In Abbildung 27 ist weiterhin ein Beispiel für eine Strecke 2. Ordnung gezeigt, bei der die Energie<br />

durch zwei Energiespeicher geführt wird: Bestand beim Wasserbad des Beispiels für eine PT1- Strecke die Heizung aus einer Wendel, wurde diese durch einen Heizstab ersetzt. Der Heizstab hat<br />

eine relativ große Masse und stellt somit den zweiten Energiespeicher dar.<br />

Wird die Heizleistung ebenfalls sprungförmig von 0 auf 5kW verändert, wird die Energie die erste<br />

Zeit dafür benötigt, den Heizstab zu erhitzen. Erst wenn die Temperatur merklich höher als die des<br />

Wassers ist, wird dieses erhitzt.<br />

Aus dem genannten Grund steigt der Istwert bei diesen Strecken nach der Sprungvorgabe verzögert<br />

an (Abbildung 27), hat einen immer steiler werdenden Verlauf bis er - immer flacher werdend -<br />

seinen Endwert erreicht. Die Sprungantwort hat einen Bereich mit der größten Steilheit, an welchem<br />

in Abbildung 27 die Tangente gezeichnet wurde.<br />

Mathematisch gesehen liegt die maximale Steilheit nur an einem Punkt, dem Wendepunkt vor.<br />

Für die Praxis ist die Steigung im Bereich um den Wendepunkt gleich, der Wendepunkt ist nur<br />

schwer zu bestimmen. Wir betrachten folgend den „Bereich mit der maximalen Steilheit“ und nicht<br />

den Wendepunkt.<br />

Wird einer Strecke 2. Ordnung ein Sprung aufgeschaltet, verändert sich der Istwert nach folgender<br />

Gleichung:<br />

T 1<br />

-----<br />

– t<br />

T1 Δx KSΔy 1 -----------------e +<br />

T1 – T2 T ⎛ 2 T ⎞ 2<br />

= • • ⎜ –<br />

-----------------e ⎟ Gleichung gilt für T1 ≠ T2 (12)<br />

⎝ T1 – T2 ⎠<br />

In der Formel findet man die beiden Zeitkonstanten und den Übertragungsbeiwert K S . Die beiden<br />

Streckenzeitkonstanten aus der Sprungantwort zu ermitteln, fordert einen sehr hohen mathematischen<br />

Aufwand. Strecken 2. und höherer Ordnung werden in der Praxis mit Ersatzgrößen charakterisiert<br />

(siehe Kapitel 2.4 „Aufnahme der Sprungantwort für Strecken mit mindestens zwei Verzögerungen<br />

und Totzeit“).<br />

Strecken höherer Ordnung<br />

Regelstrecken besitzen in der Praxis meist mehr als zwei Energiespeicher. Die Sprungantworten<br />

haben jedoch den gleichen Charakter wie die zuvor behandelten Strecken 2. Ordnung:<br />

Sie weisen ebenfalls eine Verzugszeit und einen Bereich mit maximaler Steilheit auf.<br />

-----<br />

– t<br />

2 Die Regelstrecke 31


2 Die Regelstrecke<br />

2.4 Aufnahme der Sprungantwort für Strecken<br />

mit mindestens zwei Verzögerungen und Totzeit<br />

Regelstrecken bestehen meist aus mehreren Elementen mit Verzögerungen und Totzeit:<br />

y<br />

K S T 1 1 T 2 1 T 3 1 T 4<br />

1 T T<br />

Abbildung 28: Blockstruktur einer Regelstrecke mit mehreren Verzögerungen und Totzeit<br />

Die gezeigte Blockstruktur einer Regelstrecke besteht aus vier Verzögerungen und einem Totzeitelement.<br />

Bei einer realen Strecke weiß der Praktiker nicht, welcher Ordnung die Strecke ist und wie<br />

viele Totzeitglieder enthalten sind. Erst recht hat er kein Wissen über die entsprechenden Zeitkonstanten.<br />

Strecken ab 2. Ordnung (inklusive Totzeitgliedern) werden durch Hilfsgrößen charakterisiert. Auf<br />

Grund der Ersatzgrößen und Faustformeln können später günstige Regelparameter ermittelt werden.<br />

Die erwähnten Ersatzgrößen sind der bereits bekannte Übertragungsbeiwert (KS ), die Verzugszeit<br />

(Tu ) und die Ausgleichszeit (Tg ).<br />

Zur Ermittlung der Kenngrößen nimmt man die Sprungantwort auf:<br />

Hierzu wird einer Regelstrecke ein Stellgradsprung aufgeschaltet und der Istwertverlauf aufgenommen<br />

(siehe Abbildung 29). Durch Anlegen der Tangenten an den Istwert wird der Bereich ermittelt,<br />

an dem dieser die größte Steilheit aufweist. Diese Tangente wird eingezeichnet. Die Zeit vom Stellgradsprung<br />

bis zum Schnittpunkt der Wendetangente mit der Zeitachse ist die Verzugszeit (Tu ); die<br />

Zeit vom Schnittpunkt mit der Zeitachse bis zum Schnittpunkt der Wendetangente mit dem maximalen<br />

Istwert entspricht der Ausgleichszeit (Tg ). Die Streckenverstärkung ergibt sich aus der Änderung<br />

des Istwertes geteilt durch den Stellgradsprung.<br />

Beispiel:<br />

Für einen Industrieofen sollen KS , Tu und Tg bestimmt werden. Der Ofen hat sich abgekühlt, im<br />

Ofeninneren liegen 20°C vor. Nun wird über den <strong>Regler</strong> im Handbetrieb ein Stellgradsprung von 0<br />

auf 50% vorgegeben und der Istwert aufgezeichnet. Abbildung 29 zeigt den Istwertverlauf:<br />

32 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

x


y [%]<br />

50<br />

0<br />

x [°C]<br />

520<br />

20<br />

Abbildung 29: Bestimmen von Verzugs- und Ausgleichszeit<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

1’ 2’<br />

T u<br />

2 Die Regelstrecke<br />

Wendetangente<br />

Wir ziehen auf Höhe des maximalen Istwertes (520°C) eine Gerade parallel zur Zeitachse.<br />

Eine Bestimmung der Streckenverstärkung ist nun bereits möglich.<br />

K S<br />

Tg<br />

3’<br />

Es gilt die Wendetangente einzuzeichnen: Stellen wir uns nach der Vorgabe des Sprunges von links<br />

nach rechts auf dem Istwertverlauf Punkte (1’, 2’ usw.) vor. Bei 1’ beginnend legen wir die Tangente<br />

an. Die Tangente am Punkt 1’ verläuft relativ flach. Denken wir uns Punkte, die weiter rechts liegen<br />

(2’, 3’), werden wir feststellen, dass die Tangenten immer steiler werden.<br />

Wandern wir weiter nach rechts (4’, 5’), sehen wir, dass die Tangenten flacher liegen. In der genannten<br />

Weise wird der Bereich mit der maximalen Steilheit ermittelt. In Abbildung 29 weist die<br />

Tangente am Punkt 3’ die maximale Steilheit auf.<br />

Nun können die Zeiten in der beschriebenen Weise bestimmt werden.<br />

Wir werden später sehen, dass die drei Kenngrößen einer Regelstrecke zur Ermittlung von günstigen<br />

Regelparametern herangezogen werden.<br />

Dy<br />

4’<br />

5’<br />

Regelgrößenänderung<br />

----------------------------------------------------------<br />

500<br />

--------------<br />

K<br />

10<br />

Stellgradänderung 50 %<br />

K<br />

= = = -----<br />

(13)<br />

%<br />

2 Die Regelstrecke 33<br />

t<br />

t


2 Die Regelstrecke<br />

Das Verhältnis Tg /Tu kann als Maß für die Regelbarkeit einer Strecke genutzt werden:<br />

Tg /Tu >10 gut regelbar<br />

Tg/Tu = 10...3 noch regelbar<br />

Tg /Tu


<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Dieses Kapitel veranschaulicht, wie ein PID-<strong>Regler</strong> arbeitet.<br />

Die Betrachtungen erfolgen nacheinander für die Anteile P, I und D am Beispiel eines <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>s<br />

(0/2 ... 10V, 0/4 ... 20mA). Die Arbeitsweise kann auf <strong>Regler</strong> mit binären Ausgängen übertragen<br />

werden. Das zusätzlich notwendige Wissen vermitteln wir in Kapitel 5 „Schaltende <strong>Regler</strong>“.<br />

3.1 P-<strong>Regler</strong><br />

Ein P-<strong>Regler</strong> (Proportionalregler) bildet aus dem Soll- und dem Istwert die Regelabweichung, welche<br />

er mit einem Faktor multipliziert. Das verstärkte Signal wird als Stellgrad ausgegeben (siehe<br />

Abbildung 30).<br />

Istwert (x) Regelabweichung<br />

e = (w - x)<br />

-<br />

Verstärker<br />

(K P)<br />

+<br />

Sollwert (w)<br />

Abbildung 30: Funktionsprinzip eines P-<strong>Regler</strong>s<br />

Stellgrad (y)<br />

Die Verstärkung wird als Proportionalbeiwert K P bezeichnet und kann am <strong>Regler</strong> frei definiert werden.<br />

Die <strong>Regler</strong>gleichung ergibt sich zu:<br />

y = KP•( w – x)<br />

(14)<br />

Die Einheit von KP ist immer % geteilt durch die Größe, die geregelt wird (Kelvin, bar, U/min etc.).<br />

Beispiele:<br />

Ein P-<strong>Regler</strong> für eine Temperaturregelstrecke mit einem eingestellten KP von 10%/K gibt bei einer<br />

Regelabweichung von 5K einen Stellgrad von 50% aus.<br />

Ein weiteres Beispiel ist ein P-<strong>Regler</strong> zur Regelung eines Druckes mit einem eingestellten KP von<br />

4%/bar. Dieser würde bei einer Regelabweichung von 20bar einen Stellgrad von 80% ausgeben.<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 35


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Abbildung 31 zeigt die Sprungantwort eines P-<strong>Regler</strong>s: Man gibt hierzu einen Sprung auf die Regelabweichung<br />

(durch Erhöhung des Sollwertes) und betrachtet, wie am Ausgang der Stellgrad<br />

aufgebaut wird:<br />

e<br />

y<br />

Abbildung 31: Sprungantwort eines P-<strong>Regler</strong>s<br />

Abbildung 31 zeigt, dass der P-<strong>Regler</strong> sein Ausgangssignal proportional zur Regelabweichung<br />

ohne Zeitverzögerung verändert.<br />

3.1.1 Der Proportionalbereich<br />

In <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n wird der P-Anteil nicht durch den Proportionalbeiwert, sondern durch den Proportionalbereich<br />

(X P ) des <strong>Regler</strong>s definiert. Der Proportionalbereich definiert ein Band - je nach Anforderung<br />

oberhalb oder unterhalb vom Sollwert -, in dem sich der Stellgrad proportional zur Regelabweichung<br />

verhält:<br />

Stellgrad [%]<br />

100<br />

50<br />

t<br />

e = (w - x)<br />

y = K (w - x)<br />

P<br />

Abbildung 32: Kennlinie eines Proportionalreglers<br />

0<br />

50<br />

Der X -Bereich<br />

P<br />

Sollwert w<br />

36 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

X<br />

P<br />

100 150 200 T [°C]<br />

t<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Abbildung 32 zeigt die Kennlinie eines Proportionalreglers, welcher beispielsweise zum Heizen verwendet<br />

wird. Auf der Y-Achse ist der Stellgrad aufgetragen. Auf der X-Achse befindet sich der Sollwert<br />

(die Kennlinie berührt hier die X-Achse). In Abbildung 33 wurde weiterhin der Istwert eingezeichnet:<br />

Abbildung 33: Kennlinie eines Proportionalreglers mit eingezeichnetem Istwert<br />

In unserem Beispiel ist der Proportionalbereich 50K, das bedeutet: Bei Regelabweichungen größer<br />

als 50K ist der Stellgrad 100%. Ist die Regelabweichung niedriger als der Proportionalbereich, wird<br />

der Stellgrad proportional zur Regelabweichung verkleinert.<br />

Denken wir uns den Istwert bei ca. 25°C (1), ist aus dem Schnittpunkt mit der Kennlinie ersichtlich,<br />

dass der <strong>Regler</strong> in diesem Fall einen Stellgrad von 100% ausgibt.<br />

Der Istwert würde auf Grund des hohen Stellgrades ansteigen und einige Zeit später bei ca. 90°C<br />

liegen (2). Der Stellgrad würde immer noch 100% betragen und erst ab einem Wert von 100°C reduziert<br />

werden. Ab hier befinden wir uns im Proportionalbereich (XP ).<br />

Liegen wir z. B. in der Mitte des Proportionalbereiches (125°C), beträgt der Stellgrad noch 50% (3).<br />

Beträgt der Istwert 150°C, ist keine Regelabweichung vorhanden und der Stellgrad liegt bei 0%.<br />

Beim Anfahren an den Sollwert ist durch den Proportionalbereich X P auf den ersten Blick ersichtlich,<br />

wann der <strong>Regler</strong> den Stellgrad reduziert.<br />

Bleibende Regelabweichung<br />

Haben wir in unserem Beispiel einen Istwert von 150°C erreicht und denken an einen Ofen, wird in<br />

diesem Fall keine Heizleistung in das Ofeninnere abgegeben. Die Temperatur wird kleiner 150°C<br />

und der Stellgrad größer werden. Der Prozess wird sein Gleichgewicht finden (wenn bei einem Istwert<br />

von 125°C ein Stellgrad von 50% benötigt wird, ist dies hier der Fall).<br />

Der Nachteil des P-<strong>Regler</strong>s ist die sich einstellende Regelabweichung. Aus diesem Grund kommt<br />

er äußerst selten vor. Der Anteil wird meist mit einem I-Anteil und zusätzlich auch häufig mit einem<br />

D-Anteil kombiniert.<br />

Die bleibende Regelabweichung ließe sich in unserem Fall reduzieren, indem wir das X P verkleinern<br />

und somit die Verstärkung erhöhen. In unserem Beispiel sollte der Prozess ein Gleichgewicht bei<br />

125°C Istwert und 50% Stellgrad erreichen. Wird der Proportionalbereich auf 25K gestellt, beträgt<br />

der Stellgrad nun 100% und der Istwert würde weiter in Richtung Sollwert ansteigen.<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 37


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Mit kleiner eingestelltem X P wird der Istwert jedoch immer mehr zum Schwingen neigen:<br />

w w w<br />

mittleres X P kleines X P großes X P<br />

x x x<br />

Abbildung 34: Regelverhalten für unterschiedliches X P<br />

t<br />

Die großen Schwingungen bei einem kleinen X P begünden sich damit, dass in diesem Fall beim<br />

Eintreten des Istwertes in den Proportionalbereich die Leistung extrem schnell abgebaut wird und<br />

somit nicht sofort ein Gleichgewichtszustand erreicht werden kann.<br />

Zusammenhang Proportionalbeiwert und Proportionalbereich<br />

Zwischen Proportionalbeiwert und Proportionalbereich gilt folgender Zusammenhang:<br />

K P<br />

------<br />

1<br />

1<br />

= • 100% bzw.<br />

= ------ • 100%<br />

(15)<br />

X P<br />

Der <strong>Regler</strong> aus Abbildung 32 mit einem X P von 50K würde somit einem <strong>Regler</strong> mit einem K P von<br />

2%/K entsprechen.<br />

38 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

X P<br />

t<br />

K P<br />

t


Wirksinn invers und direkt, Arbeitspunktkorrektur<br />

Leistung [%]<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

100<br />

100<br />

50<br />

100<br />

Abbildung 35: Unterschiedliche Kennlinien für P-<strong>Regler</strong><br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

w<br />

Drehpunkt<br />

w<br />

w<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

inverser Wirksinn<br />

a) Die Abbildung zeigt die Kennlinie eines P-<strong>Regler</strong>s, wie wir sie bereits kennengelernt haben:<br />

Befindet sich der Istwert unterhalb vom Proportionalbereich, ist der Stellgrad 100%. Fährt der<br />

Istwert in den Proportionalbereich, wird der Stellgrad zurückgenommen, bis er schließlich bei<br />

Erreichen des Sollwertes 0% beträgt. Wird Stellgrad benötigt, wenn sich der Istwert unter dem<br />

Sollwert befindet, muss inverser Wirksinn aktiviert werden. Dies ist beispielsweise beim Heizen<br />

oder beim Befeuchten der Fall.<br />

b) In diesem Fall wurde mit der so genannten Arbeitspunktkorrektur ein Offset auf den Stellgrad<br />

gegeben: Den Wert findet man in <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n unter der Bezeichnung Y0 und beträgt im Beispiel<br />

50%. Bei einer Regelabweichung von 0K beträgt das Ausgangssignal somit 50%.<br />

Durch Veränderung des Wertes für Y0 kann mit einem P-<strong>Regler</strong> die Regelabweichung zu 0 werden.<br />

Dies gilt jedoch nur für einen Arbeitspunkt und ausschließlich, wenn sich die Bedingungen<br />

im Regelkreis nicht verändern. In der Praxis ist für das Beseitigen der Regelabweichung der I-<br />

Anteil zuständig, welchen wir in diesem Kapitel noch erläutern werden. Aus diesen Gründen<br />

kommt die Arbeitspunktkorrektur sehr selten zum Einsatz.<br />

c) Wird Stellgrad benötigt, wenn der Istwert oberhalb des Sollwertes liegt, arbeitet der <strong>Regler</strong> mit<br />

direktem Wirksinn. Dies ist z. B. beim Kühlen oder Entfeuchten der Fall. Bei großen Istwerten ist<br />

der Stellgrad so lange 100%, bis dieser in den Proportionalbereich gelangt. Der Stellgrad wird<br />

nun immer geringer, bis die Regelabweichung 0 ist.<br />

x<br />

x<br />

x<br />

inverser Wirksinn<br />

mit Arbeitspunktkorrektur 50%<br />

direkter Wirksinn<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 39


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

3.2 I-<strong>Regler</strong><br />

Mathematisch gesehen bildet der I-<strong>Regler</strong> die Flächen, welche von Regelabweichung und Zeitachse<br />

über die Zeit eingeschlossen werden:<br />

Abbildung 36: Sprungantwort eines I-<strong>Regler</strong>s<br />

In Abbildung 36 ist die Sprungantwort eines I-<strong>Regler</strong>s gezeigt. Vor dem Sprung ist die Regelabweichung<br />

0, in diesem Fall behält der I-<strong>Regler</strong> seinen aktuellen Stellgrad. War der Stellgrad zuvor 0%,<br />

verharrt er bei diesem Wert. Wird die Regelabweichung sprungförmig auf einen positiven Wert gesetzt,<br />

bildet der <strong>Regler</strong> die erwähnten Flächen und gibt diese mit seinem Stellgrad aus.<br />

Anders ausgedrückt, erhöht der <strong>Regler</strong> seinen Stellgrad, sobald eine positive Regelabweichung<br />

vorhanden ist. Liegt die Regelabweichung konstant vor, wird der Stellgrad in Rampenform bis auf<br />

100% gefahren und verharrt auf diesem Wert. Ist die angebotene Regelabweichung doppelt so<br />

groß, baut der <strong>Regler</strong> den Stellgrad doppelt so schnell auf (siehe gestrichelte Linie in Abbildung<br />

36). Ist der Istwert größer als der Sollwert (negative Regelabweichung) wird der Stellgrad entsprechend<br />

verringert.<br />

Schauen wir uns einen I-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis an:<br />

x/w [°C]<br />

y [%]<br />

e<br />

y<br />

w<br />

t 1<br />

y<br />

�e = (w - x)<br />

Abbildung 37: Der I-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />

t 0<br />

x<br />

t 2<br />

40 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

t 3<br />

t<br />

t<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Abbildung 37 zeigt Sollwert, Istwert und Stellgrad für einen I-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis:<br />

t1 : Ein Sollwert wird neu definiert, der Stellgrad wird durch den I-<strong>Regler</strong> sofort vergrößert,<br />

eine Änderung des Istwertes erfolgt erst nach einiger Zeit.<br />

t2 : Der Istwert wird immer größer und somit die Regelabweichung immer geringer.<br />

Der Stellgradverlauf wird aus diesem Grund immer flacher.<br />

t3: Der <strong>Regler</strong> hat ausgeregelt, die Regelabweichung ist 0.<br />

Der I-<strong>Regler</strong> behält den Stellgrad, welcher von ihm aufgebaut wurde.<br />

Der I-<strong>Regler</strong> besitzt allgemein den Vorteil, dass er die Regelabweichung beseitigt.<br />

Nachteilig wirkt sich seine Trägheit aus.<br />

Die Integrierzeit (T I )<br />

Mit der Integrierzeit kann die Geschwindigkeit des I-<strong>Regler</strong>s verändert werden.<br />

Für eine gleich bleibende Regelabweichung beträgt die <strong>Regler</strong>gleichung:<br />

Δy<br />

y t : Stellgrad zu Beginn der Betrachtung<br />

0<br />

Das bedeutet: je kleiner TI ist, umso schneller baut der I-<strong>Regler</strong> seinen Stellgrad auf.<br />

Aus der Formel geht hervor, dass TI gerade die Zeit ist, die der <strong>Regler</strong> benötigt, um seinen Stellgrad<br />

um die Größe der vorliegenden Regelabweichung zu erhöhen (ohne Betrachtung der Dimension).<br />

Beispiel:<br />

Man stelle sich einen I-<strong>Regler</strong> für einen Ofen vor. Das eingestellte TI betrage 60s und die Regelabweichung<br />

sei 2K. Für einen Zuwachs des Stellgrades um 2% benötigt der <strong>Regler</strong> 60s.<br />

Bei einer sich ändernden Regelabweichung wird der Stellgrad gemäß folgender Gleichung gebildet:<br />

t 0: Zeitpunkt für Beginn der Betrachtung<br />

y<br />

----<br />

1<br />

= • Δe • t + yt0 (16)<br />

T I<br />

----<br />

1<br />

= • e•dt+ yt0 (17)<br />

T I<br />

∫<br />

t<br />

t 0<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 41


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Ein I-<strong>Regler</strong> verhält sich bei unterschiedlichen Einstellungen für die Integrierzeit wie folgt:<br />

x/w [°C]<br />

y [%]<br />

Abbildung 38: I-<strong>Regler</strong> mit groß eingestelltem T I<br />

Wie aus Abbildung 38 zu erkennen ist, baut der <strong>Regler</strong> mit einer groß eingestellten Integrierzeit den<br />

Stellgrad langsam auf. Der Istwert läuft sehr stabil, jedoch auch sehr langsam auf den Sollwert.<br />

x/w [°C]<br />

y [%]<br />

w<br />

w<br />

y<br />

Abbildung 39: I-<strong>Regler</strong> mit klein eingestelltem T I<br />

x<br />

y<br />

x<br />

Abbildung 39 zeigt, dass der <strong>Regler</strong> mit einer klein eingestellten Integrierzeit den Stellgrad zu<br />

schnell aufbaut. Gelangt der Istwert in Höhe des Sollwertes, hat der <strong>Regler</strong> zu viel Stellgrad aufgebaut<br />

und der Istwert gerät über den Sollwert.<br />

TI und Tn Wird, wie im folgenden Kapitel beschrieben, der I-Anteil mit einem P-Anteil kombiniert, spricht man<br />

bezüglich des Parameters für das integrierende Verhalten von der Nachstellzeit (Tn ).<br />

Für das integrierende Verhalten des I-Anteils soll bei I-, PI- oder PID-<strong>Regler</strong>n nur ein Parameter zur<br />

Verfügung stehen. Aus diesem Grund wird die beschriebene Integrierzeit bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n mit I-<br />

Struktur ebenfalls mit der Nachstellzeit definiert. Der Parameter TI ist nicht zu finden.<br />

Einsatz von I-<strong>Regler</strong>n<br />

I-<strong>Regler</strong> kommen bei pulsierenden Größen (Druckregelungen) und Strecken zum Einsatz, die im<br />

Verhältnis zur Verzugszeit eine relativ kleine Ausgleichszeit besitzen (Tg /Tu


3.3 PI-<strong>Regler</strong><br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Den PI-<strong>Regler</strong> kann man sich als Kombination eines P- und I-Anteils vorstellen. Er vereint in sich<br />

die Vorzüge der beiden Anteile: Schnelligkeit (P) und keine Regelabweichung (I). Tritt bei einem PI-<br />

<strong>Regler</strong> eine Regelabweichung auf, verstärkt der P-Anteil diese und gibt einen relativ großen Stellgrad<br />

aus. Der I-Anteil vergrößert während dem Auftreten einer positiven Regelabweichung seinen<br />

Stellgrad und sorgt dafür, dass die Regelabweichung zu 0 wird.<br />

Abbildung 40 zeigt die Sprungantwort eines PI-<strong>Regler</strong>s:<br />

Abbildung 40: Sprungantwort eines PI-<strong>Regler</strong>s<br />

Beim PI-<strong>Regler</strong> finden sich zwei Parameter zur Einstellung: Je kleiner das eingestellte XP ist, umso<br />

stärker arbeitet der P-Anteil. Auch der I-Anteil arbeitet schneller, wenn das Tn kleiner eingestellt ist.<br />

Wird von einem PI-<strong>Regler</strong> die Sprungantwort aufgenommen (Abbildung 40), kann im Diagramm<br />

des Stellgradverlaufes das am <strong>Regler</strong> eingestellte Tn ermittelt werden: Die Rampe des Stellgrades<br />

wird nach links verlängert. Die Zeit vom Schnittpunkt mit der Zeitachse bis zur Vorgabe des Sprunges<br />

ist die Nachstellzeit.<br />

Bei einer konstanten Regelabweichung ergibt sich der Stellgrad nach folgender Gleichung:<br />

oder umgestellt:<br />

e<br />

y<br />

y<br />

S<br />

T n<br />

t 0<br />

De<br />

P-<strong>Regler</strong><br />

t<br />

I-<strong>Regler</strong><br />

t<br />

PI-<strong>Regler</strong><br />

1<br />

Δy ------<br />

1<br />

= • 100% • ⎛Δe+ ----- • Δe•t⎞ ⎝ ⎠<br />

(18)<br />

X P<br />

T n<br />

t<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 43


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Δy<br />

=<br />

100%<br />

--------------- Δe<br />

XP 100%<br />

• + ---------------<br />

XP P-Anteil I-Anteil<br />

Wie aus der Gleichung erkennbar ist, geht das eingestellte XP ebenfalls in das integrierende Verhalten<br />

mit ein: Wird das XP verkleinert, arbeitet der I-Anteil ebenfalls schneller.<br />

Diese Thematik werden wir in Kapitel 3.5.1 „Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s“ genauer betrachten.<br />

Für den Praktiker ist an dieser Stelle wichtig: Je kleiner XP und Tn gewählt werden, umso größer ist<br />

die Verstärkung (Verkleinerung XP ) und schneller arbeitet der I-Anteil (Verkleinerung Tn ).<br />

Bleibt die Regelabweichung nicht konstant, arbeitet der <strong>Regler</strong> nach folgender Gleichung:<br />

Δy<br />

Der PI-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />

Abbildung 41 zeigt das Verhalten eines PI-<strong>Regler</strong>s im geschlossenen Regelkreis:<br />

T [°C]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

T [°C]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

y [%]<br />

100<br />

50<br />

(1) (2)<br />

Abbildung 41: PI-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />

-----<br />

1<br />

• Δe • t<br />

Tn 44 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

•<br />

t<br />

(19)<br />

⎛ ⎞<br />

100%<br />

---------------<br />

1<br />

= • ⎜e----- e<br />

X ⎜<br />

+ •<br />

P T ∫ • dt⎟<br />

⎟<br />

(20)<br />

n<br />

⎝ ⎠<br />

Sollwert w<br />

Istwert x<br />

t 0<br />

Stellgrad y<br />

(3)<br />

t<br />

t<br />

50% Leistung erforderlich<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

In Abbildung 41 sind die Größen Sollwert, Istwert und Stellgrad für einen PI-<strong>Regler</strong> gezeigt, welcher<br />

zur Temperaturregelung eingesetzt wird:<br />

(1) Der Sollwert beträgt 100°C, der <strong>Regler</strong> hat ausgeregelt und es wird ein Stellgrad 25% ausgegeben.<br />

Das Stellsignal kann nur vom I-Anteil geliefert werden, da der P-Anteil nicht wirken<br />

kann (Regelabweichung beträgt 0).<br />

(2) Der Sollwert wird auf 300°C verändert, der Stellgrad springt auf 100%. Die Stellgradänderung<br />

kommt im ersten Moment durch den P-Anteil, welcher die große Regelabweichung verstärkt.<br />

Der Stellgrad des P-Anteils wird auf Grund der immer geringer werdenden Regelabweichung<br />

reduziert. Gleichzeitig integriert der I-Anteil die Regelabweichung immer weiter auf und erhöht<br />

seinen Stellgrad, bis ausgeregelt ist.<br />

(3) Im ausgeregelten Zustand liefert der I-Anteil erneut den gesamten Stellgrad (im Beispiel 50%).<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 45


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

3.4 PD-<strong>Regler</strong><br />

Der D-Anteil reagiert auf Änderungen in der Regelgröße und wirkt dieser entgegen.<br />

Aus diesem Grund liegt der D-Anteil nie allein vor, sondern wird immer mit den Anteilen P oder PI<br />

kombiniert. In diesem Kapitel wird erklärt, wie der <strong>Regler</strong> gemeinsam mit einem P-Anteil wirkt.<br />

T [°C]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

T [°C]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

y p [%]<br />

100<br />

-100<br />

y D [%]<br />

100<br />

-100<br />

(1) (2)<br />

Abbildung 42: Der PD-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />

Dt<br />

Dx<br />

(1) (2)<br />

Sollwert w<br />

Istwert X<br />

P-Anteil<br />

D-Anteil<br />

46 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

t<br />

t<br />

t<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Bezüglich der Wirkung des D-Anteils sind zwei Situationen zu Betrachten:<br />

- In einem Regelkreis hat der Istwert einen stabilen Endwert erreicht. Auf Grund einer Störung<br />

wird der Istwert geringer. Nun liefert der D-Anteil einen zusätzlichen positiven Stellgrad, welcher<br />

hilft, den Istwert wieder in Richtung größerer Werte zu bringen.<br />

- Erfolgt eine Sollwerterhöhung, wird in einem Regelkreis der Istwert ebenfalls größer werden.<br />

Der D-Anteil erkennt den steigenden Istwert und bremst durch einen negativen Stellgrad das<br />

Anfahren des Istwertes an den neuen Endwert. Dieser Fall ist in Abbildung 42 gezeigt.<br />

In Abbildung 42 sind Istwert- und Sollwertverlauf für einen PD-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />

gezeigt. Weiterhin sind die Stellgrade gezeichnet, welche durch den P- und den D-Anteil geliefert<br />

werden.<br />

P-Anteil<br />

Zu Beginn des Diagramms ist ein Sollwert von 100°C vorgegeben, der Istwert liegt etwas unterhalb<br />

von 100°C. Hieraus resultiert eine Regelabweichung und ein Stellgrad des P-Anteils.<br />

Wird nun unter (1) ein Sollwert von 300°C vorgegeben, liegt zu Beginn eine große Regelabweichung<br />

vor, wodurch sich ein hoher P-Stellgrad ergibt. Die Regelabweichung wird nach kurzer Zeit<br />

geringer und somit wird auch der P-Stellgrad reduziert. Gelangt der Istwert über den Sollwert, ist<br />

der P-Anteil 0%. Liegt der Istwert nach einiger Zeit unterhalb des Sollwertes, stellt sich wieder ein<br />

P-Anteil >0% ein.<br />

Schauen wir uns nun den D-Anteil an:<br />

Zu Beginn des Diagramms ist der Istwert unverändert. Daher wird kein Stellgrad durch den D-Anteil<br />

ausgegeben. Ab (1) steigt der Istwert an: Der D-Anteil erkennt den steigenden Istwert und gibt<br />

einen negativen Stellgrad aus. Dieser Stellgrad wird vom P-Stellgrad abgezogen, der Gesamtstellgrad<br />

wird somit geringer und das Ansteigen des Istwertes langsamer. Der D-Anteil schaut kontinuierlich<br />

auf den Istwert und bestimmt die Steilheit. Je steiler der Istwert verläuft, umso höher ist der<br />

D-Anteil. In (2) beträgt die Steigung des Istwertes 0, das bedeutet: Der D-Anteil beträgt ebenfalls<br />

0%. Nach (2) fällt der Istwert ab. Auch hier wirkt der D-Anteil der Änderung entgegen, in dem er einen<br />

positiven Stellgrad ausgibt, der zu dem P-Stellgrad addiert wird.<br />

Die Stärke des D-Anteils kann der Anwender verändern: Je größer die Vorhaltezeit Tv eingestellt ist,<br />

umso intensiver ist die beschriebene Wirkung.<br />

Wir verdeutlichen noch einmal die Wirkung des D-Anteils in einem geschlossenen Regelkreis:<br />

Schauen wir uns zu Beginn das Verhalten eines PD-<strong>Regler</strong>s an, bei dem der D-Anteil nicht wirkt<br />

(Tv = 0s), siehe Abbildung 43:<br />

x/w [°C]<br />

y [%]<br />

w<br />

Abbildung 43: PD-<strong>Regler</strong> mit T v = 0s (D-Anteil ist unwirksam), P-<strong>Regler</strong><br />

y<br />

x<br />

t<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 47


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Abbildung 43 zeigt, dass der Regelkreis ein relativ schwingendes Verhalten aufweist (Grund: Das<br />

XP ist relativ klein eingestellt und das Tv ist 0s).<br />

In Abbildung 44 a) wollen wir zeigen, wie sich durch ein günstig eingestelltes Tv und der hieraus resultierenden<br />

Dämpfung ein bedeutend ruhigeres Verhalten einstellt:<br />

x/w [°C]<br />

y [%]<br />

a) b)<br />

x/w [°C]<br />

y [%]<br />

w<br />

x<br />

y<br />

t<br />

Abbildung 44: PD-<strong>Regler</strong> mit a) optimal eingestelltem T v und b) zu groß eingestelltem T v<br />

Der D-Anteil schaut auf den Istwert, Abbildung 44 a), und verkleinert den Gesamtstellgrad umso<br />

stärker, je steiler der Istwert verläuft (Dämpfende Wirkung).<br />

In Abbildung 44 b) ist das Tv zu groß eingestellt: Nach der Veränderung des Sollwertes wird durch<br />

den P-Anteil 100% Stellgrad ausgegeben. Erkennt der D-Anteil den resultierenden Anstieg des Istwertes,<br />

verkleinert er den Gesamtstellgrad (hier auf 0%), wodurch der Istwert flacher wird. Durch<br />

die geringere Steigung des Istwertes nimmt der D-Anteil seinen negativen Stellgrad zurück, wodurch<br />

der Istwert wieder schneller ansteigt. Durch den schneller ansteigenden Istwert verringert<br />

der D-Anteil den Gesamtstellgrad erneut...<br />

48 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

w<br />

y<br />

x<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Abbildung 45 zeigt die Anstiegsantwort für einen PD-<strong>Regler</strong>, aus der man das am <strong>Regler</strong> eingestellte<br />

T v ermitteln kann:<br />

e<br />

x<br />

y<br />

y<br />

y<br />

Abbildung 45: Anstiegsantwort eines PD-<strong>Regler</strong>s<br />

S<br />

Tv<br />

t 0<br />

Abbildung 45 zeigt von oben nach unten die Regelabweichung (diese steigt kontinuierlich an).<br />

Um eine Wirkung im D-Anteil zu erhalten, muss die Änderung der Regelabweichung aus einer Istwert-Änderung<br />

resultieren. Deshalb wurde der Istwertverlauf gezeigt. Es folgen der P-Anteil, der D-<br />

Anteil und der resultierende Gesamtstellgrad.<br />

Der P-Anteil verstärkt zu jeder Zeit die vorliegende Regelabweichung. Sobald der Istwert abfällt,<br />

gibt weiterhin der D-Anteil einen positiven Stellgrad aus, welcher dazu beiträgt, dass möglichst zügig<br />

wieder ausgeregelt wird. Der D-Stellgrad ist proportional zur Steilheit des Istwertes (Δx/Δt) und<br />

weiterhin zum eingestellten Tv .<br />

Betrachtet man den Gesamtstellgrad und verlängert die Rampe nach links, kann man vom Schnittpunkt<br />

mit der Zeitachse bis zum Beginn der Rampe die Vorhaltezeit Tv des <strong>Regler</strong>s ermitteln.<br />

t<br />

t<br />

P-Anteil<br />

t<br />

D-Anteil<br />

t<br />

PD-<strong>Regler</strong><br />

t<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 49


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Bei einem PD-<strong>Regler</strong>, z. B. zum Heizen, beträgt die <strong>Regler</strong>gleichung bei einer Rampe mit konstanter<br />

Steilheit:<br />

Bei sich änderndem Istwert ergibt sich der Stellgrad nach folgender Gleichung:<br />

dx<br />

-----dt<br />

beschreibt die Steilheit des Istwertes (bei Regelung von Temperaturen z. B. in K/s).<br />

3.4.1 Der praktische D-Anteil - Das DT 1 -Element<br />

y<br />

y<br />

=<br />

=<br />

1<br />

------<br />

Δx<br />

• 100% • ⎛e– T ------<br />

X v • ⎞<br />

⎝<br />

P<br />

Δt⎠<br />

------<br />

1<br />

dx<br />

• 100% • ⎛e– T ------<br />

X v • ⎞<br />

⎝<br />

P<br />

dt⎠<br />

Grundsätzlich kann man auch die Sprungantwort eines PD-<strong>Regler</strong>s betrachten, wie vorher beim Pbzw.<br />

PI-<strong>Regler</strong>. Die Änderungsgeschwindigkeit bei einem Sprung ist jedoch unendlich groß. Somit<br />

hätte das von einem Sprung abgeleitete D-Signal eine theoretisch unendlich hohe und unendlich<br />

schmale Nadelfunktion (Abbildung 46).<br />

Das heißt: Theoretisch müsste die Stellgröße für eine unendlich kleine Zeit einen unendlich großen<br />

Wert annehmen und dann sofort wieder auf den vom P-Anteil verursachten Stellgrad zurückgehen.<br />

Dies ist jedoch zum einen aus mechanischen als auch elektrischen Gründen nicht möglich, zum<br />

anderen würde ein solch kurzer Impuls die Regelstrecke kaum beeinflussen. Man verhindert in der<br />

Praxis das sofortige Abklingen durch Bildung des D-Anteiles durch ein DT1-Glied. Dieses Glied besteht<br />

aus einem D-Anteil, wie wir ihn in diesem Kapitel bereits kennengelernt haben, in Reihenschaltung<br />

mit einem T1-Glied. Abbildung 46 zeigt die Sprungantwort des „praktischen D-Anteil“. T1 ist die Zeitkonstante des T1- Gliedes. In der Praxis wird diese Zeitkonstante auf Tv /4 eingestellt und bei Veränderung von Tv ebenfalls in diesem Verhältnis verändert. Aus der Sprungantwort des „paktischen D-Anteil“ kann<br />

auf Grund des Verhältnisses T1 = Tv /4 aus T1 die Vorhaltezeit Tv bestimmt werden.<br />

T1 ist durch den Hersteller vorgegeben und kann durch den Anwender nicht verändert werden.<br />

50 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

(21)<br />

(22)


e<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

x<br />

y<br />

y<br />

T<br />

v<br />

T 1<br />

�x<br />

t 0<br />

Abbildung 46: Sprungantwort eines DT 1 -Elementes<br />

T 1<br />

�e<br />

Nadelimpuls Theorie<br />

y H<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Praxis<br />

t<br />

t<br />

t<br />

t<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 51


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

3.5 PID-<strong>Regler</strong><br />

Der am meisten eingesetzte <strong>Regler</strong> ist der PID-<strong>Regler</strong>. Bei diesem <strong>Regler</strong> sind die Parameter X P ,<br />

T n und T v einzustellen, welche auch aus der Sprungantwort ermittelt werden können:<br />

e<br />

x<br />

y<br />

D-Anteil<br />

Abbildung 47: Sprungantwort eines PID-<strong>Regler</strong>s<br />

T<br />

t<br />

n<br />

0<br />

T v /4<br />

1<br />

X<br />

P<br />

I-Anteil<br />

P-Anteil<br />

Der P- und der I-Anteil nehmen als Basis die Regelabweichung, während der D-Anteil auf die Istwertänderung<br />

reagiert. Aus diesem Grund soll die Änderung der Regelabweichung (Abbildung 47)<br />

aus einer Änderung des Istwertes resultieren. Den Istwertverlauf haben wir ebenfalls im Diagramm<br />

eingezeichnet.<br />

Wird der Istwert plötzlich kleiner, gibt der D-Anteil sofort einen positiven Stellgrad aus, um der Bewegung<br />

des Istwertes entgegenzuwirken. Ebenfalls zu Beginn bildet der P-Anteil positiven Stellgrad,<br />

da er die Regelabweichung verstärkt. Zusätzlich erhöht der I-Anteil auf Grund der Regelabweichung<br />

seinen Stellgrad, die Rampe des I-Anteils ist jedoch erst ersichtlich, wenn der I-Anteil in<br />

Höhe des D-Anteils liegt.<br />

Die <strong>Regler</strong>gleichung für diesen <strong>Regler</strong> ergibt sich zu:<br />

52 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

De<br />

1<br />

Δy ------<br />

1<br />

• 100% e ----dx<br />

= • ⎛ + • ∫ e • dt–<br />

T ------<br />

⎝ v • ⎞<br />

dt⎠<br />

(23)<br />

X P<br />

T n<br />

t<br />

t<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

Die Regelparameter haben unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen Anteile:<br />

Größeres XP entspricht kleinerem P-Anteil<br />

r kleinere Verstärkung: dadurch stabileres, jedoch auch trägeres Verhalten<br />

Größeres Tn entspricht kleinerem I-Anteil<br />

r integriert langsamer auf: dadurch stabileres, jedoch auch trägeres Verhalten<br />

Größeres Tv entspricht größerem D-Anteil<br />

r wirkt der Änderung des Istwertes stärker entgegen, dadurch stabileres Verhalten,<br />

Tv nicht zu groß wählen<br />

3.5.1 Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s<br />

Istwert (x) Regelabweichung<br />

- e = (w - x)<br />

Sollwert (w)<br />

+<br />

Abbildung 48: Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s<br />

P<br />

Wie in diesem Kapitel aus den <strong>Regler</strong>gleichungen für den PI-, PD- und PID-<strong>Regler</strong> zu erkennen<br />

war, wird das I- und das D-Verhalten eines PID-<strong>Regler</strong>s nicht nur durch die Einstellung der Parameter<br />

Tn und Tv , sondern auch durch die Proportionalverstärkung mit XP beeinflusst.<br />

Erhöht man bei einem PID-<strong>Regler</strong> die Proportionalverstärkung auf den doppelten Wert (durch Halbierung<br />

von XP ), besitzt der <strong>Regler</strong> nicht nur ein doppelt so großes Proportionalverhalten, sondern<br />

auch der I- und der D-Anteil werden auf den doppelten Wert vergrößert.<br />

Beispiel:<br />

Der in Abbildung 48 gezeigte PID-<strong>Regler</strong> habe die Einstellung Tn = 10s und XP = 100 (der D-Anteil<br />

soll in diesem Beispiel außer Betracht gezogen werden). Die Regelabweichung sei 2.<br />

Dimensionslos betrachtet, hat der P-Anteil eine Verstärkung von 1⎛ 1<br />

KP= ------ • 100% ⎞.<br />

⎝ X ⎠<br />

P<br />

.<br />

Die Regelabweichung wird somit dem I-Anteil direkt aufgeschaltet. Aus Kapitel 3.2 „I-<strong>Regler</strong>“ wissen<br />

wir, dass ein I-<strong>Regler</strong> gerade die Zeit Tn benötigt, um dimensionslos an seinem Ausgang den<br />

Eingang abzubilden. Der I-Anteil würde also 10s benötigen, bis er seinen Stellgrad um 2% vergrößert<br />

hat. Das XP wird jetzt auf 50 gesetzt, die Verstärkung des P-Anteils beträgt 2.<br />

Nun wird die Regelabweichung erst um den Faktor 2 verstärkt, bevor sie dem I-Anteil aufgeschaltet<br />

wird. In 10s erhöht nun der I-Anteil seinen Stellgrad um jeweils 4%. Die Wirkung des I-Anteils wurde<br />

auch um den Faktor 2 verstärkt. Der Vorteil dieser Blockstruktur ist, dass man den <strong>Regler</strong> z. B.<br />

durch Verkleinerung des Parameters XP für alle Anteile stärker einstellen kann.<br />

Eine Veränderung der Proportionalverstärkung<br />

verändert in gleichem Maß das I- und das D-Verhalten eines PID-<strong>Regler</strong>s<br />

I<br />

D<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Stellgrad (y)<br />

3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 53


3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />

54 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

In diesem Kapitel lernen Sie, wie in einem Regelkreis Führungs- und Störverhalten definiert sind<br />

und die Regelparameter für ein stabiles Regelverhalten eingestellt werden.<br />

Die weiterhin vorgestellten Optimierungsverfahren sind eine Hilfe bei der Ermittlung von geeigneten<br />

Parametern für den <strong>Regler</strong>. Abschließend nennen wir die <strong>Regler</strong>strukturen, welche im Fall von unterschiedlichen<br />

Regelgrößen zum Einsatz kommen.<br />

4.1 Führungsverhalten/Störverhalten<br />

w/x<br />

(1)<br />

Abbildung 49: Führungs- und Störverhalten eines Regelkreises<br />

In Abbildung 49 wird bei (1) ein neuer Sollwert eingestellt. Das gezeigte Regelverhalten ist günstig:<br />

Der Istwert strebt relativ zügig in Richtung Sollwert und erreicht diesen ohne Überschwingen.<br />

In (2) verändert sich eine Störgröße, was eine Regelabweichung zur Folge hat. Der <strong>Regler</strong> steuert<br />

durch Veränderung des Stellgrades entgegen (in unserem Beispiel verkleinert er sein Ausgangssignal),<br />

bis der Istwert wieder auf den Sollwert gelangt.<br />

Bezüglich des Regelverhaltens wird zwischen Führungs- und Störverhalten unterschieden.<br />

Beim Führungsverhalten betrachtet man, wie nach der Vorgabe von neuen Sollwerten ausgeregelt<br />

wird. Mit Störverhalten bezeichnet man das Verhalten eines <strong>Regler</strong>s nach dem Auftreten einer Störung.<br />

Ein <strong>Regler</strong> kann auf Führung optimiert werden, in diesem Fall erreicht er den Sollwert möglichst zügig,<br />

ohne Überschwingen. Treten bei diesem <strong>Regler</strong> Störungen (in der Abbildung „+z“) auf, werden<br />

diese nicht mit der maximal möglichen Geschwindigkeit behoben, da ein auf Führung optimierter<br />

<strong>Regler</strong> etwas langsamer eingestellt ist (XP , Tn und Tv von der Tendenz größer).<br />

Um gutes Störverhalten zu erreichen, muss der <strong>Regler</strong> schneller arbeiten (XP , Tn und Tv kleiner<br />

eingestellt). Bei neuer Sollwertvorgabe überschwingt jedoch der Istwert.<br />

An dieser Stelle soll deutlich werden, dass ein <strong>Regler</strong>, je nach Anwendung, entweder auf Führung<br />

oder Störung optimiert werden kann. In der Praxis schließt man häufig einen Kompromiss:<br />

Die Einstellung erfolgt, das Störungen möglichst schnell beseitigt werden, es jedoch bei Vorgabe<br />

eines neuen Sollwertes nicht zum Überschwingen kommt, bzw. das Überschreiten akzeptabel ist.<br />

Soll ein <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> jeweils bei Führung und Störung optimal arbeiten, kann man die entsprechenden<br />

Parameter ermitteln und in zwei Parametersätzen abspeichern. Diese werden bei den entsprechenden<br />

Betriebsbedingungen aktiviert. Befindet sich der Istwert außerhalb eines definierten<br />

Bandes um den Sollwert, wird der Parametersatz für gutes Führungsverhalten aktiviert. Bewegt<br />

sich der Istwert im genannten Band, wird auf den Parametersatz für gutes Störverhalten geschaltet.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

w<br />

x<br />

(2)<br />

+z<br />

4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 55<br />

t


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

4.2 Stabiles und instabiles Regelverhalten<br />

Nahezu jeder Regelkreis kann durch eine Fehleinstellung des <strong>Regler</strong>s instabil arbeiten:<br />

Abbildung 50: Der instabile Regelkreis<br />

Durch eine Fehleinstellung am <strong>Regler</strong> kann es dazu kommen, dass der Stellgrad zu schwingen beginnt<br />

(Abbildung 50, a). Der Stellgrad schwingt sich auf und pendelt schließlich zwischen einem Minimal-<br />

und Maximalwert hin und her. Aus dem oszillierenden Stellgrad resultiert ein instabiler Istwert.<br />

Die periodischen Schwingungen des Stellgrades können so extrem werden, dass dieser kontinuierlich<br />

zwischen 0 und 100 % pendelt (Abbildung 50, b). Entsprechend groß sind die Amplituden<br />

des Istwertes.<br />

Ein Regelkreis wird dann instabil, wenn X P , T n und T v von der Tendenz zu klein sind (Proportionalverstärkung<br />

zu groß, I-Anteil integriert zu schnell auf, Dämpfung ist zu schwach).<br />

Um Stabilität zu erreichen, kann z. B. mit der Vergrößerung von X P begonnen werden. Erfolgt keine<br />

Beruhigung von Stellgrad und Iswert, kann das Wertepaar T n und T v vergrößert werden (empfehlenswert<br />

ist die vorherige Prüfung, ob T v in etwa T n /4 entspricht, dieses Verhältnis ist für die meisten<br />

Anwendungen günstig). T v ist entsprechend einzustellen. Nun ist das Wertepaar T v und T n ,<br />

unter Beibehaltung des genannten Verhältnisses, zu vergrößern.<br />

56 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

4.3 Die Optimierungsverfahren<br />

In diesem Unterkapitel stellen wir vier unterschiedliche Optimierungsverfahren vor, welche ausschließlich<br />

im Fall von Strecken mit Ausgleich anwendbar sind.<br />

Die Methoden haben gemeinsam, dass die Optimierung unter realen Betriebsbedingungen zu erfolgen<br />

hat (z. B. darf keine Optimierung für einen leeren Ofen erfolgen, wenn gute Parameter für einen<br />

bestückten Ofen gefunden werden sollen).<br />

Die Verfahren sind:<br />

Schwingungsmethode (Ziegler und Nichols) - für schnelle Regelstrecken<br />

Streckensprungantwort (Chien, Hrones, Reswick) - für langsame Regelstrecken<br />

Anstiegsgeschwindigkeit - für langsame Regelstrecken<br />

Empirische Methode - für schnelle Regelstrecken<br />

Bevor mit einem der genannten Verfahren begonnen wird, sollte geprüft werden, ob die in <strong>JUMO</strong>-<br />

<strong>Regler</strong>n integrierte Selbstoptimierung angewendet werden kann bzw. zum Erfolg führt (Kapitel 7.1<br />

„Die Selbstoptimierung“). In den meisten Fällen führt die Methode zu einem sehr guten bis befriedigendem<br />

Ergebnis.<br />

4.3.1 Die Schwingungsmethode nach Ziegler und Nichols<br />

Die Schwingungsmethode nach Ziegler und Nichols ist einsetzbar bei relativ schnellen Regelstrekken<br />

(wie beispielsweise Drehzahlregelstrecken).<br />

Das Verfahren ermittelt gute Parameter für P-, PI- und PID-<strong>Regler</strong>.<br />

Während des Verfahrens wird der Regelkreis bewusst instabil gemacht:<br />

Der <strong>Regler</strong> wird auf P-Stuktur geschaltet und ein relativ großes XP eingestellt, welches noch nicht<br />

zu einem instabilen Verhalten führt. Nun wird ein Sollwert definiert, welcher im späteren Arbeitsbereich<br />

liegt (Abbildung 51 (1)).<br />

w/x<br />

Abbildung 51: Sollwert und Istwert während der Schwingungsmethode<br />

Abbildung 51 (1) zeigt, wie sich der Istwert nach einer kurzen Schwingung auf den Endwert einpendelt.<br />

Der Istwert liegt unterhalb vom Sollwert; dies ist einleuchtend, da es sich um einen P-<strong>Regler</strong><br />

handelt.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

(1) (2)<br />

(3)<br />

w<br />

x<br />

4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 57<br />

t


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

Das XP wird verkleinert (Abbildung 51 (2)): Der Istwert steigt an und benötigt längere Zeit, bis er eingeschwungen<br />

ist. Der Proportionalbereich wird unter Umständen mehrmals verkleinert, bis der Istwert<br />

periodisch schwingt. Die resultierende Kurve ist in Abbildung 51 (3) gezeigt.<br />

Das kritische XP (XPk , ab diesem Proportionalbereich kommt es zu Dauerschwingungen) ist möglichst<br />

genau zu bestimmen.<br />

Betrachten wir die Schwingung des Istwertes detailliert (Abbildung 52):<br />

w/x w<br />

Abbildung 52: Kritische Periodendauer<br />

Die zweite Kenngröße welche für das Verfahren benötigt wird, ist die kritische Periodendauer (T K ):<br />

Aus der Schwingung des Istwertes wird beispielsweise der Abstand zwischen zwei Minimalwerten<br />

ermittelt. Dieser Wert (in Sekunden) wird gemeinsam mit dem X PK (letzte Einstellung des <strong>Regler</strong>s) in<br />

folgende Tabelle eingesetzt:<br />

<strong>Regler</strong>struktur Regelparameter<br />

P XP = XPk / 0,5<br />

PI XP = XPk / 0,45<br />

Tn = 0,83 · TK PID XP = XPk / 0,6<br />

Tn = 0,5 · TK Tv = 0,125 · TK x<br />

Tabelle 1: Formeln zur Einstellung nach der Schwingungsmethode<br />

4.3.2 Verfahren nach der Streckensprungantwort nach Chien, Hrones und Reswick<br />

Mit dem Verfahren nach Chien, Hrones und Reswick besteht auch bei langsamen Regelstrecken<br />

die Möglichkeit, relativ zeitsparend die Regelparameter zu ermitteln.<br />

Die Methode kann bei Strecken angewendet werden, welche mindestens 2. Ordnung betragen.<br />

Die Besonderheit des Verfahrens ist, dass eine Unterscheidung zwischen den Formeln für Führungs-<br />

und Störverhalten erfolgt.<br />

Für die zur Verfügung gestellte Tabelle muss aus der Sprungantwort die Streckenverstärkung, die<br />

Verzugs- und die Ausgleichszeit ermittelt werden. In Kapitel 2.4 „Aufnahme der Sprungantwort für<br />

Strecken mit mindestens zwei Verzögerungen und Totzeit“ wurde detailliert beschrieben, wie in diesem<br />

Fall vorzugehen ist. Aus diesem Grund demonstrieren wir das Verfahren direkt an einem Beispiel:<br />

Für einen Industrieofen soll ein <strong>Regler</strong> mit PID-Struktur eingesetzt werden.<br />

Ziel ist ein gutes Störverhalten - typische Sollwerte liegen bei 200°C.<br />

58 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

T<br />

K<br />

t


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

Zu Beginn schaltet man den <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb. Der Stellgrad wird stufenweise erhöht, bis<br />

ein Istwert erreicht ist, der unter dem später anzufahrenden Sollwert liegt (die Ausgleichsvorgänge<br />

sind jeweils abzuwarten). Denkbar wäre ein Stellgrad von 60%, bei dem eine Temperatur von<br />

180°C erreicht wird. Von 60% ausgehend, wird der Stellgrad sprungförmig beispielsweise auf 80%<br />

erhöht und der Istwert mit einem Schreiber aufgezeichnet (die Verhältnisse wurden in Abbildung 53<br />

eingezeichnet).<br />

x [°C]<br />

210<br />

180<br />

Sprung<br />

60 - 80%<br />

T = 60s<br />

u<br />

Abbildung 53: Sprungantwort des Industrieofens<br />

Durch Bestimmung der Wendetangente wurde z. B. ermittelt:<br />

Verzugszeit Tu = 60s, Ausgleichszeit Tg = 300s<br />

Mit Hilfe von Tabelle 2 können für den <strong>Regler</strong> günstige Regelparameter ermittelt werden:<br />

<strong>Regler</strong>struktur Führung Störung<br />

P XP = 3,3 · KS · (Tu /Tg ) · 100% XP = 3,3 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />

PI XP = 2,86 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />

Tn = 1,2 · Tg XP = 1,66 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />

Tn = 4 · Tu PID XP = 1,66 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />

Tn = 1 · Tg Tv = 0,5 · Tu XP = 1,05 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />

Tn = 2,4 · Tu Tv = 0,42 · Tu Tabelle 2: Formeln zur Einstellung nach der Streckensprungantwort<br />

Die Streckenverstärkung wird aus der Veränderung des Istwertes geteilt durch die Sprunghöhe im<br />

Stellgrad ermittelt.<br />

Mit den ermittelten Werten für T u und T g ergeben sich folgende Parameter:<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

K S<br />

T = 300s<br />

g<br />

= ------<br />

Δx<br />

=<br />

210<br />

------------------------------------------<br />

°C – 180 °C<br />

= -------------<br />

30 K<br />

= 1,5 K/%<br />

Δy 80 % – 60 % 20 %<br />

T u<br />

XP 1,05 K ----- S • 100% 1,05 1,5 K<br />

-----<br />

60s<br />

= • •<br />

= • • ------------ • 100 % = 31,5K<br />

% 300s<br />

T g<br />

Tn = 2,4 • Tu = 2,4 • 60s = 144 s<br />

Tv =<br />

0,42 • Tu = 0,42 • 60s ≈ 25s<br />

4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 59<br />

t


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

Der Stellgradsprung ist zum einen so groß zu wählen, dass die Sprungantwort (der Istwertverlauf)<br />

ausgewertet werden kann. Zum anderen ist unbedingt darauf zu achten, dass der Sprung im Bereich<br />

der später zu erwartenden Sollwerte liegt.<br />

Beispiel:<br />

Der typische Arbeitspunkt des aufgeführten Industrieofens liegt bei 200°C. Erfolgt eine Stellgradsprungaufschaltung,<br />

welche den Istwert im Bereich von beispielsweise 70°C bewegt, würde die<br />

Auswertung der Sprungantwort wahrscheinlich keine geeigneten Regelparameter für 200°C liefern.<br />

Bei kleineren Temperaturen sind die Bedingungen nicht wie im späteren Betrieb (zumindest die<br />

Streckenverstärkung ist hier eine andere als im späteren Arbeitsbereich, diese geht wiederum in<br />

die Berechnung von XP ein).<br />

4.3.3 Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit<br />

Das Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit kann ebenfalls bei langsamen Regelstrecken angewendet<br />

werden. Bei dieser Methode wird ein beliebiger Sprung nur so lange auf die Regelstrekke<br />

geschaltet, bis die Istwertänderung die maximale Steilheit aufweist. Da ab diesem Moment die<br />

Auswertung des Istwertes erfolgt (es muss nicht gewartet werden, bis der Istwert seinen Endwert<br />

erreicht), ist das Verfahren sehr zeitsparend. Die Strecke muss - wie beim Verfahren nach der<br />

Streckensprungantwort - mindestens zweiter Ordnung betragen.<br />

Die Vorarbeit zur Optimierung eines <strong>Regler</strong>s für den in Kapitel 4.3.2 „Verfahren nach der Streckensprungantwort<br />

nach Chien, Hrones und Reswick“ genannten Industrieofen wäre sehr ähnlich:<br />

1. Vorgabe eines Stellgrades, mit welchem ein Istwert kleiner dem späteren Arbeitspunkt erreicht<br />

wird (z. B. 180°C bei 60% Stellgrad, die Ausgleichsvorgänge müssen abgewartet werden!).<br />

2. Sprungförmige Vorgabe des Stellgrades von 80% und Aufzeichnung des Istwertes.<br />

x [°C]<br />

180<br />

Sprung<br />

60 - 80%<br />

T = 60s<br />

u<br />

10K<br />

1,5min.<br />

ABBRUCH<br />

V =<br />

max<br />

Abbildung 54: Istwertverlauf beim Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit<br />

Nach der Vorgabe des Sprunges beginnt der Istwert nach einiger Zeit anzusteigen. Die Aufzeichnung<br />

kann abgebrochen werden, wenn der Istwert seine maximale Steilheit aufweist.<br />

Auch bei diesem Verfahren wird die Wendetangente eingezeichnet und die Verzugszeit ermittelt.<br />

Zur Bestimmung der zweiten Kenngröße wird an die Wendetangente ein Steigungsdreieck gezeichnet.<br />

Durch dieses wird die maximale Anstiegsgeschwindigkeit bestimmt:<br />

60 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

Δx<br />

Δt<br />

10K<br />

90s<br />

= 0,11 K<br />

s<br />

Vmax = ------<br />

(24)<br />

t


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

Das ermittelte V max (in unserem Beispiel ca 0,11K/s) wird gemeinsam mit dem ermittelten T u (60s)<br />

in folgende Formeln eingesetzt:<br />

<strong>Regler</strong>struktur Regelparameter<br />

P<br />

PI<br />

XP = Vmax · Tu · yH / Δy<br />

XP = 1,2 · Vmax · Tu · yH / Δy<br />

Tn = 3,3 · Tu yH = maximaler Stellbereich<br />

(meist 100%)<br />

Δy = vorgegebener Stellgradsprung<br />

PD XP = 0,83 · Vmax · Tu · yH / Δy<br />

Tv = 0,25 · Tu (in unserem Beispiel 20%)<br />

PID XP = 0,83 · Vmax · Tu · yH / Δy<br />

Tn = 2 · Tu Tv = 0,5 · Tu Tabelle 3: Formeln zur Einstellung nach der Anstiegsantwort<br />

für Strecken mit Ausgleich<br />

Für einen PID-<strong>Regler</strong> ergeben sich in unserem Beispiel folgende Werte:<br />

Xp 0,83 • Vmax • T ------ u • 0,83 0,11<br />

Δy<br />

K<br />

--- 60s<br />

s<br />

100%<br />

= = • • • --------------- ≈ 27,4K (25)<br />

20%<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

y H<br />

Tn = 2•Tu= 2•60s = 120s<br />

(26)<br />

Tv = 0,5 • Tu= 0,5 • 60s = 30s<br />

(27)<br />

4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 61


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

4.3.4 Empirische Methode zur Ermittlung der Regelparameter<br />

Bei dieser Vorgehensweise werden nacheinander günstige Einstellungen für die Anteile P, D und I<br />

ermittelt. Vom Ursprungszustand aus gibt man immer wieder den typischen Sollwert vor; daher ist<br />

das Verfahren nur bei relativ schnellen Regelstrecken anwendbar (z. B. Regelgrößen Drehzahl oder<br />

Durchfluss).<br />

Auch wenn letztlich gute Einstellungen für PID-Struktur gefunden werden soll, wird zunächst P-<br />

Verhalten definiert. Wir stellen einen relativ großen Proportionalbereich ein (die Höhe hängt von der<br />

Strecke ab) und definieren einen Sollwert, welcher im späteren Arbeitsbereich liegt.<br />

Wir werden feststellen, dass die Regelung sehr träge arbeitet und der Istwert weit unter dem Sollwert<br />

bleibt. Nun verkleinern wir das XP und fahren zwischendurch immer wieder den Sollwert an.<br />

Wir verkleinern den Proportionalbereich so lange, bis der Istwert nach maximal zwei bis drei Vollschwingungen<br />

seinen stabilen Endwert erreicht. Wir erhalten eine stabile Regelung mit einer bleibenden<br />

Regelabweichung. Unser Ergebnis könnte wie in Abbildung 55 a) aussehen.<br />

x<br />

a) P b) PD c) PID<br />

Sollwertvorgabe Sollwertvorgabe Sollwertvorgabe<br />

Abbildung 55: Einstellung eines PID-<strong>Regler</strong>s nach der Empirischen Methode<br />

Zur Dämpfung des Istwertes aktivieren wir den D-Anteil (wir betreiben den <strong>Regler</strong> mit PD-Struktur).<br />

Beginnend mit einem sehr kleinen Tv , fahren wir unseren Sollwert mit immer größer werdendem Tv an. Das Tv ist günstig eingestellt, wenn der Istwert seinen Endwert mit einer möglichst kleinen<br />

Schwingung erreicht.<br />

Setzt der <strong>Regler</strong> während dem Anfahren des Istwertes an den Endwert den Stellgrad ein<br />

oder mehrmals auf 0%, ist das Tv zu groß eingestellt.<br />

Unser Regelergebnis könnte wie in Abbildung 55 b) gezeigt aussehen.<br />

Nun wird der I-Anteil durch Umschaltung auf PID-Struktur aktiviert. Das Tn stellen wir auf Tn = Tv x<br />

4 ein. Unser Regelergebnis könnte dem Beispiel in Abbildung 55 c) entsprechen.<br />

Bemerkung:<br />

Für einige Strecken können nicht alle Anteile aktiviert werden (siehe Kapitel 4.4 „Welche <strong>Regler</strong>struktur<br />

kommt für unterschiedliche Regelgrößen zum Einsatz?“). Stellt man bei der Empirischen<br />

Methode fest, dass zu Beginn mit der P-Struktur keine stabile Regelung möglich ist, kann lediglich<br />

die Optimierung als I-<strong>Regler</strong> erfolgen.<br />

Wird bei einer anderen Regelstrecke erkannt, dass bei Einführung des D-Anteils (Umschaltung von<br />

P- auf PD-Struktur) der Regelkreis instabil wird, erfolgt die Optimierung als PI-<strong>Regler</strong>.<br />

62 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

t


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

4.3.5 Kontrolle der <strong>Regler</strong>einstellung für PID-Struktur<br />

Wird ein PID-<strong>Regler</strong> mit den in diesem Kapitel aufgeführten Verfahren optimiert, wird das Regelverhalten<br />

noch nicht unbedingt optimal sein. In diesem Fall kann Abbildung 56 als Hilfestellung für<br />

eine Nachoptimierung genutzt werden.<br />

a)<br />

x<br />

b)<br />

d)<br />

w<br />

x<br />

w<br />

x<br />

w<br />

Abbildung 56: Hinweise auf mögliche Fehleinstellungen<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

optimale Einstellung<br />

T , T zu groß<br />

n v T , T zu klein<br />

n v<br />

X zu groß<br />

P<br />

t<br />

t<br />

t<br />

c)<br />

x<br />

w<br />

e)<br />

x<br />

w<br />

X zu klein<br />

P<br />

4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 63<br />

t<br />

t


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

Wir möchten die Diagramme kurz näher betrachten:<br />

a) Dieses Regelverhalten erreicht man bei einer optimalen Einstellung.<br />

b) Der Istwert steigt nach Vorgabe des Sollwertes relativ steil an, der Proportionalbereich<br />

scheint gut eingestellt zu sein. Wird die Regelabweichung kleiner, steigt der Istwert mit einer<br />

geringeren Steilheit. Bei einer kleiner werdenden Regelabweichung wird der Stellgrad, welcher<br />

durch den P-Anteil ausgegeben wird, immer kleiner: vor allem der I-Anteil ist hier gefragt.<br />

Im gezeigten Fall integriert der I-Anteil zu langsam auf (das eingestellte T n ist zu groß, es ist<br />

zu verkleinern). Denkt man an das Verhältnis T v =T n / 4, sollte die Vorhaltezeit ebenfalls verkleinert<br />

werden.<br />

c) In dem gezeigten Fall ist der I-Anteil zu groß eingestellt (T n zu klein): der I-Anteil integriert die<br />

Regelabweichung so lange auf, bis diese 0 wird. Der I-Anteil bildet seinen Stellgrad zu<br />

schnell: Bis der Istwert den Sollwert erreicht, ist das Ausgangssignal zu groß. Deshalb kommt<br />

es zu Schwingungen des Istwertes um den Sollwert. Denkt man an das Verhältnis T v =T n /4,<br />

sollte die Vorhaltezeit ebenfalls vergrößert werden.<br />

d) Dieses Regelverhalten deutet auf ein zu groß eingestelltes X P hin: Wird der Sollwert vorgegeben,<br />

beträgt das Ausgangssignal allein durch den P-Anteil 100%. Der I-Anteil kann in dieser<br />

Phase noch keinen Stellgrad bilden. Ist das X P groß eingestellt, gelangt der Istwert sehr früh<br />

in den Proportionalbereich, der P-Stellgrad wird kleiner 100% und der I-Anteil kann Stellsignal<br />

bilden. Im genannten Fall hat der I-Anteil sehr lange Zeit, seinen Stellgrad aufzubauen: Bis<br />

der Istwert den Sollwert erreicht, wird zu viel Stellgrad gebildet und der Istwert schwingt über<br />

den Sollwert. Abhilfe schafft ein kleineres X P : Bei Vorgabe des Sollwertes befindet sich der<br />

Istwert lange Zeit unterhalb des Proportionalbereiches. Der P-Anteil liefert länger 100% und<br />

der I-Anteil beginnt später sein Ausgangssignal zu bilden - ein Überschwingen wird unwahrscheinlicher.<br />

e) Ist der Proportionalbereich zu klein eingestellt, bewegt sich der Istwert sehr zügig in Richtung<br />

Sollwert. Relativ spät (kurz vor Erreichen des Sollwertes) fährt der Istwert in den Proportionalbereich<br />

ein und der Stellgrad reduziert sich nahezu sprungförmig. Mit einer Verzögerung fällt<br />

nun auch der Istwert ab, was wegen der relativ großen Proportionalverstärkung eine starke<br />

Erhöhung des P-Stellgrades mit sich bringt... Während der ganzen Zeit wirkt neben dem D-<br />

Anteil auch der I-Anteil, welcher die Regelabweichung abbaut. Mit einem größeren X P würde<br />

der Istwert beruhigt werden.<br />

64 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

4.4 Welche <strong>Regler</strong>struktur kommt für unterschiedliche Regelgrößen<br />

zum Einsatz?<br />

Pauschal gilt:<br />

Für die meisten Anwendungen weist die PID-Struktur das beste Regelverhalten auf. Es existieren<br />

jedoch einige Regelgrößen, die das Deaktivieren bestimmter Anteile erfordern. Z. B. kann der D-<br />

Anteil bei Regelstrecken mit unruhiger Regelgröße zu Instabilitäten führen.<br />

Auch der P-Anteil verstärkt diese Unruhe und muss ggf. abgeschaltet werden.<br />

Wenn das Verhältnis von Ausgleichszeit zu Verzugszeit relativ klein ist (Regelstrecke schwer zu regeln),<br />

kann ebenfalls das Abschalten der Anteile P und D notwendig werden, da anderenfalls eine<br />

Regelung instabil würde.<br />

Es ist nicht einfach, für unterschiedliche Regelgrößen die günstigste <strong>Regler</strong>struktur anzugeben,<br />

denn diese ist auch von der Gestaltung der Strecke abhängig. Für den Autor war wichtig, die<br />

Struktur bekannt zu machen, welche in den meisten Fällen zum besten Ergebnis führt bzw. mit der<br />

man sich auf der sicheren Seite befindet (Regelkreis arbeitet stabil).<br />

Temperatur<br />

Diese Regelstrecken sind immer mit Ausgleich. Die Ausgleichszeit ist häufig bedeutend größer als<br />

die Verzugszeit. Für diese Art von Regelstrecken ist fast immer die PID-Struktur die Geeignetste.<br />

Druck<br />

Bei diesen Regelstrecken ist das Verhältnis Ausgleichszeit/Verzugszeit relativ gering (Tg /Tu


4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />

Die Tabelle zeigt eine Zusammenfassung:<br />

Regelgröße Meist (!) führt folgende <strong>Regler</strong>struktur zum besten Ergebnis<br />

Temperatur PID<br />

Druck I<br />

pH-Wert Durchlaufregelung PID, Standbecken P- oder PD<br />

Drehzahl PI<br />

Durchfluss I<br />

Niveau PID<br />

Förderung (Schüttgut) I<br />

Tabelle 4: Auswahl der <strong>Regler</strong>struktur hinsichtlich der wichtigsten Regelgröße<br />

66 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


Schaltende <strong>Regler</strong><br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

In diesem Kapitel wird die Funktionsweise von Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsreglern<br />

erklärt.<br />

5.1 Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong><br />

Die bisher behandelten <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> mit P-, PD-, I-, PI- und PID-Verhalten können jeden Wert<br />

der Stellgröße y zwischen 0 und 100% ausgeben. Dadurch ist es dem <strong>Regler</strong> möglich, die Regelgröße<br />

x immer gleich der Führungsgröße w zu halten.<br />

Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong> besitzen im Gegensatz zu den <strong>Stetige</strong>n kein kontinuierliches<br />

Ausgangssignal, sondern der Ausgang kann nur den Status Ein oder Aus annehmen.<br />

Die Ausgänge dieser <strong>Regler</strong> sind vielfach als Relais ausgeführt, aber auch Halbleiterrelais sind üblich.<br />

Gelegentlich verfügen diese <strong>Regler</strong> auch über Logikausgänge.<br />

<strong>Stetige</strong><br />

<strong>Regler</strong><br />

Unstetige<br />

<strong>Regler</strong><br />

Stetigähnliche<br />

<strong>Regler</strong><br />

feine Stufung<br />

der Stellgröße<br />

(0...100%)<br />

grobe Stufung<br />

der Stellgröße<br />

(0 oder 100%)<br />

feine Stufung<br />

der Stellgröße<br />

(0...100%)<br />

Abbildung 57: <strong>Stetige</strong>, Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong><br />

Stetigähnlicher <strong>Regler</strong><br />

Unstetige <strong>Regler</strong><br />

arbeiten wie ein Komparator mit Hysterese (siehe Abbildung 57): Sie schließen den Kontakt, bis ein<br />

vorgegebener Sollwert erreicht ist: Der Kontakt wird geöffnet und der Istwert fällt ab. Erreicht der<br />

Istwert den Sollwert minus einer eingestellten Hysterese, wird die Leistung erneut auf die Strecke<br />

geschaltet. Ein Beispiel für einen Unstetigen <strong>Regler</strong> stellt ein Thermostat dar.<br />

Stetigähnliche <strong>Regler</strong><br />

kann man sich als Kombination eines <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>s mit einer Schaltstufe vorstellen (siehe Abbildung<br />

57): Der <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> ermittelt den Stellgrad, wie wir dies in Kapitel 3 „<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong>“ kennen<br />

gelernt haben. Die Schaltstufe variiert auf Grund des ermittelten Stellgrades die Einschaltzeit<br />

für den Ausgang. Lässt man diese <strong>Regler</strong> häufig genug schalten, ergibt sich ein Regelverhalten,<br />

welches praktisch dem eines <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>s entspricht.<br />

In folgendem Kapitel betrachten wir Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong>, wenn diese einen binären<br />

Ausgang besitzen. Da der Ausgang zwei Zustände annehmen kann, nennt man diese Art von<br />

<strong>Regler</strong> Zweipunktregler.<br />

w<br />

-x<br />

w<br />

-x<br />

<strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong><br />

y<br />

Komparator mit Hysterese<br />

w y<br />

-x<br />

Schaltstufe<br />

y<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 67


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.2 Der Unstetige Zweipunktregler<br />

Der Unstetige Zweipunktregler arbeitet wie ein Thermostat: Liegt der Istwert unterhalb des Sollwertes,<br />

schließt er seinen Ausgang und die Heizung arbeitet mit voller Leistung. Wird der Sollwert erreicht,<br />

setzt er die Leistung auf 0% zurück. Fällt nach einiger Zeit der Istwert wieder ab, schaltet<br />

der Ausgang bei Unterschreitung von Sollwert minus Schaltdifferenz (X Sd ) wieder ein.<br />

y [%]<br />

100<br />

Abbildung 58: Kennlinie eines Unstetige Zweipunktreglers<br />

Ein Zweipunktregler wird bei <strong>JUMO</strong> zum Unstetigen <strong>Regler</strong>, wenn XP auf 0 gesetzt wird (meist<br />

Werkseinstellung). In diesem Fall wird das eingestellte XSd berücksichtigt.<br />

Unstetige Zweipunktregler werden häufig in Form eines Thermostats eingesetzt.<br />

Abbildung 59: <strong>JUMO</strong> Raum-Thermostat vom Typ AMFRc-1333<br />

Betrachten wir in den folgenden beiden Unterkapiteln, wie sich ein Unstetiger Zweipunktregler an<br />

Strecken erster und höherer Ordnung verhält.<br />

68 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

X Sd<br />

w<br />

x


5.2.1 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

Betreiben wir einen Unstetigen Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung, wird bei erkalteter<br />

Anlage die Heizung eingeschaltet. Da nur ein Energiespeicher vorhanden ist, wird die Temperatur<br />

sofort ansteigen (Abbildung 60). Bei Erreichen des Sollwertes wird die Leistung auf 0% zurückgenommen<br />

und der Istwert gelangt nicht über den Sollwert. Theoretisch sinkt der Istwert sofort ab<br />

und erreicht zu einer bestimmten Zeit den unteren Schaltpunkt (Sollwert-Schaltdifferenz).<br />

Die Heizung schaltet erneut ein und der Istwert steigt wieder…<br />

Bei einer Strecke 1. Ordnung verläuft der Istwert in dem Band der Schaltdifferenz - das ist das beste<br />

Ergebnis, welches mit einem Unstetigen <strong>Regler</strong> erreichbar ist.<br />

Die Schalthäufigkeit ist umso größer, je kleiner die Schaltdifferenz und umso schneller die Regelstrecke<br />

ist.<br />

y<br />

x<br />

w<br />

H<br />

y<br />

x<br />

Abbildung 60: Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung<br />

X Sd<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 69<br />

t<br />

t


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.2.2 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke höherer Ordnung<br />

Beim Betrieb eines Unstetigen <strong>Regler</strong>s an einer Strecke höherer Ordnung wird bei erkalteter Anlage<br />

die Heizung eingeschaltet. Da mehrere Energiespeicher vorhanden sind, wird die Regelgröße erst<br />

nach einiger Zeit ansteigen (die Energiespeicher müssen erst geladen werden). Bei Erreichen des<br />

Sollwertes wird die Leistung auf 0% zurückgenommen. Wegen der vorhandenen Verzugszeit T u<br />

gelangt der Istwert über den Sollwert. Nach einiger Zeit wird der Istwert abfallen und den unteren<br />

Schaltpunkt erreichen. Die Heizung wird einschalten, der Istwert wird aber erst verzögert ansteigen<br />

(die Energiespeicher müssen erneut geladen werden).<br />

y<br />

H<br />

x<br />

w<br />

y<br />

T u<br />

x<br />

Abbildung 61: Unstetiger <strong>Regler</strong> an einer Strecke höherer Ordnung<br />

Bei einer Strecke höherer Ordnung fallen die Schwingungen des Istwertes größer aus als die<br />

Schaltdifferenz. So liegt bei einem Thermostat vielleicht eine Schaltdifferenz von 5K vor, der Istwert<br />

schwingt jedoch über einen Bereich von 10K.<br />

Fazit:<br />

Regelungen mit einem Unstetigen <strong>Regler</strong> sind z. B. in Form eines Thermostats kostengünstig möglich.<br />

Diese Art der Regelung macht Sinn, wenn die resultierenden Schwankungen im Istwert nicht<br />

stören.<br />

Zweipunktregler werden in Kompaktreglern meist in Form von Stetigähnlichen <strong>Regler</strong>n realisiert<br />

(die Konfiguration als Unstetige <strong>Regler</strong> ist selten bzw. erfolgt aus Unwissenheit).<br />

Das Verhalten der <strong>Regler</strong> entspricht bei relativ trägen Regelstrecken dem von <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>n.<br />

70 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

X<br />

Sd<br />

t<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.3 Stetigähnliche Zweipunktregler: Der Proportionalregler<br />

Ein Stetigähnlicher <strong>Regler</strong> besteht aus einem <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> und einer Schaltstufe. Wird dieser<br />

<strong>Regler</strong> als reiner Proportionalregler betrieben, gelten die Kennlinien, wie wir sie im Kapitel 3.1.1<br />

„Der Proportionalbereich“ kennengelernt haben.<br />

y [%]<br />

100<br />

Abbildung 62: Proportionalbereich eines Stetigähnlichen Proportionalreglers<br />

Der Stetigähnliche <strong>Regler</strong>, dessen Kennlinie in Abbildung 62 gezeigt ist, gibt ebenfalls 100% Stellgrad<br />

aus, bis der Istwert in den Proportionalbereich gelangt (das Relais schließt die ganze Zeit).<br />

Befindet sich der Istwert im Proportionalbereich und fährt weiter in Richtung zum Sollwert, wird immer<br />

weniger Stellgrad ausgegeben.<br />

Wie lässt sich mit einem schaltenden Ausgang die Energiezufuhr nahezu stetig, d. h. stufenlos, dosieren?<br />

Letztlich bleibt es über die Zeit gesehen gleich, ob ein Ofen mit 50% des Heizstromes betrieben<br />

wird, oder der volle Strom nur die Hälfte der Zeit in die Heizung des Ofen fließt.<br />

Der Stetigähnliche <strong>Regler</strong> ändert statt der Größe die relative Einschaltdauer seines Ausgangssignals,<br />

sein Stellgrad entspricht der relativen Einschaltdauer.<br />

Beispiel:<br />

Ein Stetigähnlicher Zweipunktregler mit einem Stellgrad von 43% schaltet seinen Ausgang 43%<br />

der Zeit ein und 57% aus.<br />

Der <strong>Regler</strong> berechnet sich zu jeder Zeit seinen Stellgrad. Wir müssen ihm weiterhin mitteilen, in<br />

was für einer Zeit einmal ein- und ausgeschaltet werden soll. Die Summe aus Ein- und Ausschaltzeit<br />

bezeichnet man als Schaltperiodendauer C y .<br />

p<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 71


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

a) Unterschiedliche Stellgrade<br />

y<br />

Ein<br />

y<br />

Ein<br />

y<br />

Ein<br />

y<br />

Ein<br />

0<br />

0<br />

Cy<br />

10<br />

Cy<br />

20<br />

Abbildung 63: Unterschiedliche Stellgrade und Schaltperiodendauern<br />

30<br />

y = 50%<br />

C = 20s<br />

Abbildung 63 zeigt in der oberen Hälfte das Ausgangssignal des <strong>Regler</strong>s bei einem Stellgrad von<br />

50% und 25%. Der <strong>Regler</strong> schließt entsprechend 50% bzw. 25% der Zeit seinen Ausgang.<br />

In der unteren Hälfte von Abbildung 63 liegt ein gleicher Stellgrad (25%) bei unterschiedlichen<br />

Schaltperiodendauern vor. Im zweiten Fall ist eine kleinere Schaltperiodendauer eingestellt (10s);<br />

die Energie wird feiner dosiert und die Wechsel zwischen 0 und 100% führen hinsichtlich des Istwertes<br />

weniger zu Schwankungen.<br />

Bezüglich der Schaltperiodendauer gilt: je größer diese eingestellt ist, umso wahrscheinlicher wird<br />

eine Schwingung des Istwertes. Cy muss so klein gewählt werden, dass keine Schwankungen im<br />

Istwert vorliegen bzw. diese für den Prozess akzeptabel sind.<br />

Bei mechanischen Schaltern sollte die Schaltperiodendauer Cy nur so klein wie nötig eingestellt<br />

werden, ein kleineres Cy geht auf Kosten der Lebensdauer von Relais und Schützen.<br />

Bei elektronischen Ausgängen (z. B. TRIAC, Solid-State-Relais, Open-Collector-Ausgang) kann<br />

des Cy so klein wie möglich eingestellt werden.<br />

72 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

t [s]<br />

t [s]<br />

t [s]<br />

t [s]<br />

y = 25%<br />

C = 20s<br />

b) Gleicher Stellgrad (y = 25%) bei unterschiedlichen Schaltperiodendauern<br />

0<br />

0<br />

5<br />

10<br />

20 25<br />

20<br />

20<br />

30<br />

40<br />

40<br />

40<br />

40<br />

45<br />

50<br />

y<br />

y<br />

y = 25%<br />

C = 20s<br />

y<br />

y = 25%<br />

C = 10s<br />

y


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

Beispiel zur Einschätzung der Lebensdauer von Relais:<br />

Die Periodendauer eines <strong>Regler</strong>s, eingesetzt für die Temperaturregelung, betrage Cy = 20s.<br />

Das verwendete Relais habe eine Kontaktlebensdauer von 1 Mio. Schaltungen.<br />

Bei dem gegebenen Cy ergeben sich drei Schaltspiele pro Minute, d. h. 180/h. Bei 1 Mio. Schaltungen<br />

ergibt sich eine Lebensdauer von 5.555 Stunden = 231 Tage. Rechnet man eine Betriebsdauer<br />

von 8h/Tag, so ergeben sich ca. 690 Tage. Bei ca. 230 Arbeitstagen pro Jahr erhalten wir eine Lebensdauer<br />

von ca. 3 Jahren.<br />

Die Ermittlung der Schaltperiodendauer sollte bei einem Zweipunktregler vor der eigentlichen Optimierung<br />

erfolgen: Man schaltet den <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb und gibt einen typischen Stellgrad<br />

vor. Das C y beträgt bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n werkseitig meist 20s. Wird bei dieser Schaltperiodendauer<br />

eine Schwankung im Istwert erkannt, erfolgt eine Verkleinerung von C y , bis sich ein stabiler Istwert<br />

einstellt.<br />

Hinweis:<br />

Vielleicht kann C y auch >20s eingestellt werden, um weiterhin einen stabilen Istwert zu erhalten.<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 73


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.3.1 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Zweipunktreglers<br />

Bezüglich des I- und D-Verhaltens gelten die Sachverhalte, wie diese beim <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> erklärt<br />

wurden. Z. B. erhöht der I-Anteil ebenfalls seinen Stellgrad während eine Regelabweichung erkannt<br />

wird. Im Gegensatz zur Erhöhung des Ausgangssignals erhöht der I-Anteil die relative Einschaltdauer<br />

des Ausganges.<br />

Noch einmal wollen wir uns den Stetigähnlichen Zweipunktregler als Kombination eines <strong>Stetige</strong>n<br />

<strong>Regler</strong>s und einer Schaltstufe vorstellen:<br />

w<br />

x<br />

<strong>Stetige</strong>r<br />

<strong>Regler</strong><br />

y y<br />

R<br />

Schaltstufe<br />

stetiges Ausgangssignal<br />

P / PD / I / PI / PID Schaltfolge<br />

Strecke<br />

Abbildung 64: Stetigähnlicher <strong>Regler</strong> als <strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong> mit nach geschalteter Schaltstufe<br />

Die Struktur des <strong>Regler</strong>s kann beliebig erfolgen (P - PID). Das entsprechende Cy und die Regelparameter<br />

werden definiert. Auf Grund dieser Einstellungen, dem definierten Sollwert und dem Istwertverlauf<br />

berechnet der <strong>Regler</strong> seinen Stellgrad yR (der Stellgrad ist meist auf einer Anzeige des<br />

<strong>Regler</strong>s ersichtlich). Daraufhin wandelt die Schaltstufe den Stellgrad unter Berücksichtigung des<br />

eingestellten Cy in Schaltfolgen.<br />

Beispiel:<br />

Am gezeigten Stetigähnlichen <strong>Regler</strong> gibt der <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 50% aus. Für die<br />

Schaltstufe bedeuten 50% Stellgrad eine relative Einschaltdauer von ebenfalls 50%. Nehmen wir<br />

an, Cy beträgt 10s, dann setzt die Schaltstufe, immer im Wechsel von 5s, den Eingang ein und aus.<br />

Wurde bei einem Zweipunktregler eine gute Einstellung für Cy gefunden, gelten hinsichtlich der Anteile<br />

P, I und D die Aussagen, wie diese in Kapitel 3 „<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong>“ getroffen wurden. Auch können<br />

für diesen <strong>Regler</strong> die in Kapitel 4 „Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren“ vorgestellten<br />

Optimierungsverfahren Anwendung finden.<br />

Minimale Einschaltdauer (Tk )<br />

Einige Stellglieder erwarten eine Mindestzeit, für die sie angesteuert werden. Denkbar ist z. B. ein<br />

Gasofen, bei dem das Gas gezündet und restlos verbrannt werden muss. Als weiteres Beispiel sei<br />

eine Kältemaschine erwähnt, die eine Mindestzeit eingeschaltet wird.<br />

Für die genannten Anwendungen kann an einigen <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n der Parameter minimale Einschaltdauer<br />

(Tk ) verwendet werden. Er steht werksseitig meist auf 0s und hat somit keinen Einfluss.<br />

Ist Tk >0s eingestellt, wird der binäre Ausgang mindestens für diese Zeit eingeschaltet. Der <strong>Regler</strong><br />

versucht weiterhin, die definierte Schaltperiodendauer Cy einzuhalten, Tk hat für ihn jedoch Priorität<br />

(Abbildung 65):<br />

74 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


Beispiel: T = 20s, C = 100s<br />

k y<br />

a)<br />

b)<br />

Y = 20%<br />

Ein<br />

Y = 10%<br />

Ein<br />

Abbildung 65: Ausgangssignal eines Zweipunktreglers mit T k = 20s<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

20s 100s t<br />

20s 100s 200s<br />

t<br />

Abbildung 65 zeigt den Ausgang eines Zweipunktreglers, wenn ein Tk von 20s und ein Cy von 100s<br />

eingestellt ist. Auch bei kleinsten Stellgraden schließt der <strong>Regler</strong> seinen Ausgang für mindestens<br />

20s.<br />

In Abbildung 65 a) gibt der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 20% aus: er schließt für 20s den Ausgang<br />

und öffnet diesen für 80s (in diesem Fall kann eine Schaltperiodendauer von 100s eingehalten werden).<br />

In Abbildung 65 b) gibt der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 10% aus: auch hier schließt er für 20s seinen<br />

Ausgang. Um einen Stellgrad von 10% zu erreichen, muss er den Ausgang die neunfache Zeit<br />

öffnen. In diesem Fall verlängert der <strong>Regler</strong> die Schaltperiodendauer auf 200s.<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 75


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.4 Der Dreipunktregler<br />

Einen Dreipunktregler kann man sich vereinfacht als Parallelschaltung von zwei Einzelreglern vorstellen:<br />

x<br />

w<br />

w<br />

x<br />

w<br />

x<br />

Struktur 1<br />

Dreipunktregler<br />

Struktur 2<br />

Abbildung 66: Aufbau eines Dreipunktreglers<br />

1. <strong>Regler</strong>ausgang<br />

Heizen<br />

2. <strong>Regler</strong>ausgang<br />

Kühlen<br />

Wärmeträgeröl<br />

Kühlflüssigkeit<br />

Regelstrecke<br />

Mit ihm kann z. B. bei der Unterschreitung der Führungsgröße geheizt und bei der Überschreitung<br />

gekühlt werden. Eine andere Anwendung wäre z. B. das Be- und Entfeuchten einer Klimakammer.<br />

Im <strong>Regler</strong> wird je ein Ausgang einer Stellgröße zugeordnet: So wird z. B. zum Heizen oftmals der 1.<br />

<strong>Regler</strong>ausgang, zum Kühlen der 2. <strong>Regler</strong>ausgang genutzt. Alle Parameter, die den „Heizregler“<br />

betreffen, werden mit Index1 gekennzeichnet; für alle Parameter des „Kühlreglers“ wird Index2 verwendet.<br />

Schauen wir uns zu Beginn an, wie sich ein Dreipunktregler verhält, wenn beide Strukturen unstetig<br />

arbeiten:<br />

76 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


5.4.1 Der Unstetige Dreipunktregler<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

Die beiden Strukturen arbeiten unstetig, wenn X P1 und X P2 auf 0 gestellt sind.<br />

In diesem Fall wird auf die eingestellten Schaltdifferenzen (X Sd1 , X Sd2 ) zugegriffen (Abbildung 67):<br />

y [%]<br />

100<br />

-100<br />

X Sd1<br />

x 27 28 30 32 33<br />

Abbildung 67: Kennlinie eines Unstetigen <strong>Regler</strong>s mit zwei Ausgängen<br />

X Sh<br />

w<br />

x [°C]<br />

Abbildung 67 zeigt die Arbeitsweise eines Unstetigen Dreipunktreglers an einem konkreten Beispiel:<br />

Die beiden Schaltdifferenzen (XSd1 und XSd2 ) sind auf 1K eingestellt, ein Sollwert von 30°C<br />

liegt vor. Beim Dreipunktregler ist weiterhin der Parameter Kontaktabstand XSh (im Beispiel 4K) einzustellen.<br />

Dieser verhindert die kontinuierliche Umschaltung zwischen Heizen und Kühlen (kein<br />

sinnloser Energieverbrauch).<br />

Stellen wir uns einen kleinen Istwert x vor (Abbildung 67): Der Stellgrad beträgt 100% und der<br />

Heizkontakt ist geschlossen. Der Istwert steigt an, bis bei 28°C der Kontakt öffnet. Nach einiger<br />

Zeit erfolgt Abkühlung. Bei Unterschreitung von 27°C wird die Heizung erneut eingeschaltet. Bei<br />

Heizbedarf wird der Istwert im günstigsten Fall im Band XSd1 gehalten (Begründung siehe Kapitel<br />

5.2.1 „Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung“).<br />

Stellen wir uns vor, der Istwert würde durch eine höhere Außentemperatur ansteigen. Ab einer<br />

Überschreitung von 33°C beträgt der Stellgrad -100% (der Kühlkontakt wird geschlossen). Das<br />

Kühlaggregat bewirkt ein Absinken der Temperatur, bei 32°C wird dieses abgeschaltet. Auch bei<br />

Kühlbedarf wird der Istwert im günstigsten Fall im Band XSd2 gehalten.<br />

Wird ein Dreipunktregler konfiguriert, sollten die beiden Strukturen stetigähnlich arbeiten. Die Wirkungsweise<br />

erklären wir in folgendem Kapitel:<br />

X<br />

Sd2<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 77


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.4.2 Der Stetigähnliche Dreipunktregler<br />

Auch einen Stetigähnlichen Dreipunktregler, bei dem beide Ausgänge von je einem Proportionalregler<br />

angesteuert werden, kann man sich vereinfacht aus der Zusammenschaltung zweier untereinander<br />

verkoppelter Stetigähnlicher <strong>Regler</strong> vorstellen. Die beiden Strukturen des Dreipunktreglers<br />

werden stetigähnlich, indem das jeweilige XP >0 eingestellt wird. Auf die Schaltdifferenz wird<br />

jeweils nicht mehr zurückgegriffen. Die Schaltperiodendauer kann für beide Strukturen frei konfiguriert<br />

werden. Weiterhin bleibt der Kontaktabstand wirksam.<br />

Abbildung 68 zeigt die Kennlinie eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers, welcher zur Ansteuerung<br />

eines Klimaschrankes verwendet wird (beide Einzelregler sind mit P-Struktur definiert).<br />

y [%]<br />

100<br />

-100<br />

25<br />

x<br />

Heizen<br />

Abbildung 68: Kennlinie eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers<br />

27<br />

X<br />

P1<br />

X<br />

29 30 31 33<br />

Kühlen<br />

x [°C]<br />

Wie in Abbildung 68 dargestellt, lassen sich XP1 und XP2 getrennt einstellen. Dies ist erforderlich,<br />

da die Streckenverstärkung im Allgemeinen für die zwei Stellgrößen unterschiedlich ist. So greift<br />

z. B. ein Heizregister wesentlich anders in den Prozess ein als die Kühlung (z. B. über einen Lüfter).<br />

Im Folgenden soll die Arbeitsweise dieses <strong>Regler</strong>s beschrieben werden. Der Istwert in der Klimakammer<br />

sei 25°C, die Regelung wird eingeschaltet:<br />

Heizen<br />

Das Heizrelais zieht an und die Heizung heizt mit 100% Stellgrad, woraufhin der Istwert größer<br />

wird. Der Stellgrad der Heizung wird ab einem Istwert von 27°C (Erreichen des Proportionalbereiches)<br />

kontinuierlich kleiner, das Relais beginnt unter Berücksichtigung der eingestellten Schaltperiodendauer<br />

(Cy1 ) zu takten und die Einschaltzeiten werden immer kürzer. Die Regelabweichung und<br />

somit der Stellgrad werden solange kleiner, bis sich ein Stellgrad ergibt, der ausreicht, den Istwert<br />

aufrechtzuerhalten. Wir erhalten einen positiven Stellgrad (z. B. 25% Stellgrad bei 28,5°C).<br />

Kühlen<br />

Nun kommt es zu einer höheren Umgebungstemperatur (Störung), wodurch der Innenraum der Klimakammer<br />

erhitzt wird. Der Istwert steigt - ab dem Einfahren in den Kontaktabstand (29°C) ist der<br />

Stellgrad 0%, es wird weder geheizt noch gekühlt. Erst ab einer Temperatur von 31°C beginnt das<br />

Relais für die Kühlung zu takten (der Stellgrad wird negativ). Die Regelabweichung wird ebenfalls<br />

so groß, dass der sich aufbauende Stellgrad ausreicht, den entstehenden Istwert aufrecht zu erhalten.<br />

Bei beiden <strong>Regler</strong>n ist P-Struktur aktiviert, aus diesem Grund kann weder bei Heiz- noch bei Kühlbedarf<br />

auf den Sollwert geregelt werden.<br />

78 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

Sh<br />

w<br />

X<br />

P2


5.4.3 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

Sind beide <strong>Regler</strong>strukturen auf PID gestellt, wird zusätzlich das I- und D-Verhalten definiert (Tn1 ,<br />

Tn2 , Tv1 und Tv2 ). Der Istwert wird durch den entsprechenden I-Anteil immer auf den Sollwert ausgeregelt<br />

und der D-Anteil wirkt der Änderung des Istwertes entgegen.<br />

Die P-Anteile sind jeweils nur außerhalb des Kontaktabstandes aktiv: Der Kontaktabstand schiebt<br />

die beiden Proportionalbereiche auseinander und verhindert ein kontinuierliches Umschalten von<br />

Heizen und Kühlen.<br />

Die Einstellung des Kontaktabstandes hat nach der Optimierung zu erfolgen und ist so vorzunehmen,<br />

dass kein ungewolltes Umschalten von Heizen auf Kühlen erfolgt.<br />

Tabelle 5 zeigt, welche Parameter für einen Dreipunktregler einzustellen sind, wenn die beiden<br />

Strukturen unstetig oder stetigähnlich arbeiten sollen.<br />

gewählte Struktur Einstellparameter<br />

Unstetig X P1 = 0<br />

X P2 = 0<br />

Tabelle 5: Einstellparameter eines Dreipunktreglers<br />

– – – X Sh X d1 ; X d2<br />

Stetigähnlich P X P1 ; X P2 – – C y1 ; C y2 X Sh –<br />

PI X P1 ; X P2 T n1 ; T n2 – C y1 ; C y2 X Sh –<br />

PID X P1 ; X P2 T n1 ; T n2 T v1 ; T v2 C y1 ; C y2 X Sh –<br />

PD X P1 ; X P2 – T v1 ; T v2 C y1 ; C y2 X Sh –<br />

I – T n1 ; T n2 – C y1 ; C y2 X Sh –<br />

Bei einigen <strong>Regler</strong>n kann jeweils noch die minimale Einschaltdauer (T k1 , T k2 ) definiert werden.<br />

Selbstverständlich können die Strukturen eines Dreipunktreglers beliebig kombiniert werden.<br />

Struktur 1 kann z. B. PID-Verhalten, Struktur 2 PI-Verhalten aufweisen. Weiterhin könnte der 1.<br />

<strong>Regler</strong>ausgang ein stetiges Signal, der 2. <strong>Regler</strong>ausgang ein unstetiges Signal liefern. Dies wäre<br />

beispielsweise der Fall, wenn ein Thyristorleistungssteller angesteuert wird und mit einem Kontakt<br />

die Aktivierung eines Kühlaggregates erfolgt.<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 79


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.5 <strong>Regler</strong> zum Ansteuern von Motorstellgliedern<br />

Motorstellglieder bestehen aus Stellmotor und Stellglied und sind über eine Spindel miteinander<br />

verbunden. Stellglieder sind häufig Ventile oder Klappen. Bei Vorhandensein des Stellmotors kann<br />

relativ einfach der Aufbau eines Motorstellgliedes erfolgen. Über die beiden Anschlussleitungen<br />

des Motors kann das Stellglied auf- (Linkslauf) oder zugefahren (Rechtslauf) werden.<br />

Für die Ansteuerung von Motorstellgliedern stehen Dreipunktschritt- und Stellungsregler zur Verfügung,<br />

welche wir in diesem Kapitel vorstellen:<br />

5.5.1 Der Dreipunktschrittregler<br />

Ein Dreipunktschrittregler stellt zwei binäre Ausgänge zur Ansteuerung des Motorstellgliedes zur<br />

Verfügung. Abbildung 69 zeigt den <strong>Regler</strong> mit Motorstellglied in einem geschlossenen Regelkreis:<br />

w<br />

x<br />

Dreipunktschrittregler<br />

Gas<br />

Auf<br />

Zu<br />

Abbildung 69: Der Dreipunktschrittregler mit Motorstellglied im geschlossenen Regelkreis<br />

Hat ein Relais des <strong>Regler</strong>s angezogen, wird entsprechend das Ventil verfahren. Die Ausgänge sind<br />

gegenseitig verriegelt. Erfolgt keine Ansteuerung, bedeutet dies im Gegensatz zum Dreipunktregler<br />

nicht, dass ein Stellgrad von 0% ausgegeben wird. Das Ventil verharrt in diesem Fall in seiner Stellung<br />

und könnte z. B. zu 60% geöffnet sein. Gelegentlich wird versucht, ein Motorstellglied mit einem<br />

Dreipunktregler zu betreiben. Diese Vorgehensweise ist falsch.<br />

Beim Dreipunktschrittregler entspricht die Ventilstellung dem Stellgrad, dieser kann sich im Bereich<br />

von 0 ... 100% bewegen. Der Dreipunktschrittregler schaut kontinuierlich auf Ist- und Sollwert. Auf<br />

Basis der eingestellten Regelparameter rechnet er zu jedem Zeitpunkt aus, um wie viel Prozent er<br />

das Ventil öffnen bzw. schließen muss.<br />

80 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

M<br />

y<br />

Ofen


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

Beispiel:<br />

Bei einem Dreipunktschrittregler ist PI-Struktur (X P = 25K, T n = 120s) vorgegeben, die Laufzeit des<br />

Stellgliedes (TT) beträgt 60s. Istwert und Sollwert betragen 0°C. Der Sollwert wird auf 10°C gesetzt.<br />

Hierdurch entsteht eine Regelabweichung von 10K:<br />

y [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Stellgrad am Stellventil<br />

Spungantwort eines stetigen <strong>Regler</strong>s<br />

mit den gleichen Einstellungen<br />

Einstellungen:<br />

X P = 25K<br />

T n = 120s<br />

Sprung = 10K<br />

TT = 60s<br />

60 120 180<br />

Abbildung 70: Sprungantwort des Systems Dreipunktschrittregler und Stellventil<br />

Auf Grund der Regelparameter würde ein <strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong> mit seinem Stellgrad auf 40% springen<br />

(P-Anteil, Abbildung 70) und nun den Stellgrad auf Basis der Nachstellzeit Tn = 120s erhöhen (I-Anteil).<br />

Der Dreipunktschrittregler möchte ebenfalls das Ventil um 40% öffnen und den I-Anteil abbilden.<br />

Das Ventil öffnet sich jedoch verzögert, da es relativ träge ist. Um eine Ansteuerung in der genannten<br />

Weise zu ermöglichen, muss der Dreipunktschrittregler Kenntnis davon besitzen, wie<br />

schnell das Ventil arbeitet. Hierzu dient die Stellgliedlaufzeit TT (Zeit, die das Stellglied benötigt, um<br />

sich vom geschlossenen Zustand komplett zu öffnen und umgekehrt). Die Stellgliedlaufzeit für das<br />

Ventil in Abbildung 70 beträgt 60s.<br />

Der Dreipunktschrittregler besitzt nicht die Kenntnis bezüglich der Position des Stellgliedes. Deshalb<br />

können nur die <strong>Regler</strong>strukturen parametriert werden, welche einen I-Anteil besitzen (PI und<br />

PID).<br />

t [s]<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 81


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

Schauen wir uns das Regelverhalten des Dreipunktschrittreglers an:<br />

w/x [°C]<br />

w<br />

x<br />

Auf<br />

Zu<br />

(1) (2) (3)<br />

(4)<br />

Abbildung 71: Regelverhalten eines Dreipunktschrittreglers, Struktur PI<br />

Abbildung 71 zeigt Sollwert, Istwert und die beiden <strong>Regler</strong>ausgänge des Dreipunktschrittreglers:<br />

Bei (1) wird ein neuer Sollwert vorgegeben. Der <strong>Regler</strong> erkennt, dass der Istwert außerhalb des Proportionalbereiches<br />

liegt, er steuert den Ausgang „Auf“ mindestens bis zum Erreichen des Proportionalbereiches<br />

(Ventil ist zu 100% geöffnet). Zum Zeitpunkt (2) gelangt der Istwert in den Proportionalbereich:<br />

Der P-Anteil wird zurückgenommen, der I-Anteil wird vergrößert. In der ersten Zeit<br />

entspricht die Abnahme des P-Anteils in etwa der Vergrößerung des I-Anteils, der Stellgrad am<br />

Ventil bleibt auf 100%, es erfolgt keine Ansteuerung. In (3) berechnet der <strong>Regler</strong>, dass der Stellgrad<br />

reduziert werden muss, er fährt das Ventil langsam zu. In (4) berechnet der <strong>Regler</strong>, dass am Ventil<br />

eine Erhöhung des Stellgrades erforderlich ist. In (5) erreicht der Istwert den Sollwert, es erfolgt keine<br />

weitere Ansteuerung.<br />

Hinsichtlich des Regelverhaltens (P, I und D) kann ein Dreipunktschrittregler wie ein <strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong><br />

betrachtet werden.<br />

Der Kontaktabstand<br />

Obwohl ein Dreipunktschrittregler ausgeregelt hat, erfolgt von Zeit zu Zeit ein Ansteuern des Stellgliedes<br />

(Auf, Zu, Auf etc.)<br />

Nehmen wir an, dass der Istwert nur etwas über dem Sollwert liegt, wird der <strong>Regler</strong> das Stellglied<br />

kurz zufahren. Der <strong>Regler</strong> steuert das Stellglied für mindestens die Dauer seiner Abtastzeit an (typische<br />

Werte liegen bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n zwischen 50 ... 250ms). Durch das kurze Zufahren sinkt in<br />

unserem Beispiel der Istwert und liegt schließlich unter dem Sollwert. Der <strong>Regler</strong> steuert nun für<br />

eine Abtastzeit auf und der Istwert schwingt über den Sollwert usw.<br />

Dieses kontinuierliche Auf- und Zufahren verkürzt die Lebenszeit der Stellglieder und lässt sich<br />

durch die Vergrößerung des Kontaktabstandes beseitigen (XSh ). Der Kontaktabstand befindet sich<br />

symmetrisch um den Sollwert. Gelangt der Istwert in diesen Bereich, erfolgt keine Ansteuerung des<br />

Stellgliedes. XSh wird nach der Optimierung des <strong>Regler</strong>s eingestellt und nur so groß dimensioniert,<br />

dass es zu keinem andauernden Auf- und Zufahren kommt. Wird der Kontaktabstand zu groß gewählt,<br />

stellt sich eine zu große Regelabweichung ein.<br />

82 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

(5)<br />

t [s]


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

Der Handbetrieb<br />

Da der Dreipunktschrittregler die tatsächliche Position des Stellgliedes nicht kennt, kann das Stellglied<br />

nicht auf einen im Handbetrieb definierten Stellgrad gefahren werden. Erfolgt die Schaltung in<br />

den Handbetrieb, wird das Stellglied im ersten Moment nicht mehr angesteuert. Manuell kann nun<br />

auf- oder zugefahren werden.<br />

Endlagenschalter<br />

Für einen Dreipunktschrittregler wäre folgender Fall denkbar:<br />

Ein Sollwert wird gefordert, der anlagenbedingt nicht erreicht werden kann. Wegen des I-Anteils<br />

will der <strong>Regler</strong> das Stellglied immer weiter aufsteuern, obwohl es bereits zu 100% geöffnet ist.<br />

Die Motorwicklung würde unnötig belastet. Daher befinden sich in den Motorstellgliedern häufig<br />

Endlagenschalter: Steuert der Dreipunktschrittregler das Stellglied auf und es sind bereits 100%<br />

erreicht, unterbricht der Endlagenschalter den Stromfluss. Es existieren Schalter für beide Endlagen.<br />

Bei selbstgebauten Stellgliedern empfiehlt sich die Ausrüstung mit den beschriebenen Komponenten.<br />

Tabelle 6 zeigt die Einstellparameter eines Dreipunktschrittreglers:<br />

<strong>Regler</strong>struktur PI PID<br />

Einstellparameter X P X P<br />

Tabelle 6: Einstellparameter beim Dreipunktschrittregler<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

T n<br />

T n<br />

- T v<br />

T T<br />

X Sh<br />

T T<br />

X Sh<br />

5 Schaltende <strong>Regler</strong> 83


5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />

5.5.2 Der Stellungsregler<br />

Zum Ansteuern von Motorstellglieder ist der Stellungsregler noch besser geeignet, welcher vollständig<br />

„<strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong> mit integriertem Stellungsregler für Motorstellglieder“ heißt. Wird z. B. ein<br />

<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> als Stellungsregler konfiguriert, liegt im <strong>Regler</strong> die folgende Struktur vor:<br />

w<br />

x<br />

stetiger<br />

<strong>Regler</strong><br />

y<br />

R<br />

-<br />

Stellungsregler<br />

Abbildung 72: Der Stellungsregler mit Stellventil im Regelkreis<br />

Der Stellungsregler besteht aus einem <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>, den man hinsichtlich aller bekannten Strukturen<br />

(P - PID) parametrieren kann. Der <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> berechnet auf Basis der eingestellten Parameter,<br />

dem Soll- und Istwert, seinen Stellgrad. Der eigentliche Stellungsregler regelt nun den vom<br />

<strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> geforderten Stellgrad am Motorstellglied aus (z. B. 80% Ventilöffnung bei einem<br />

Stellgrad von 80%). Damit dies funktioniert, muss am Stellglied eine Stellgradrückmeldung vorhanden<br />

sein. Hierzu ist meist ein Potenziometer eingebaut, welches mit drei Adern beispielsweise an<br />

Eingang 2 des <strong>Regler</strong>s angeschlossen ist. Dem <strong>Regler</strong> liegt auf Grund der Schleiferstellung des Potenziometers<br />

die Öffnung des Ventils vor. Weiterhin muss im <strong>Regler</strong> konfiguriert werden, dass z. B.<br />

Eingang 2 als Stellgradrückmeldung genutzt wird. Mit Kenntnis der Stellgradrückmeldung regelt<br />

der unterlagerte Stellungsregler jederzeit den geforderten Stellgrad aus. Der unterlagerte <strong>Regler</strong><br />

muss nicht optimiert werden, die Regelparameter werden durch die Eingabe der Stellgliedlaufzeit<br />

angepasst.<br />

Auch beim Stellungsregler befindet sich der Kontaktabstand symmetrisch um den Sollwert und<br />

muss vom Anwender so groß eingestellt werden, dass es zu keinem andauernden Auf- und Zufahren<br />

kommt.<br />

Mit einem Stellungsregler wird ein besseres Regelverhalten als beim Dreipunktschrittregler erreicht.<br />

Weiterhin können im Handbetrieb beliebige Stellgrade vorgegeben werden, das Motorstellglied<br />

wird dann entsprechend positioniert.<br />

Für den Stellungsregler ist die Stellgradrückmeldung zwingend erforderlich, anderenfalls bleibt nur<br />

der Einsatz des Dreipunktschrittreglers.<br />

Die Einstellparameter eines Stellungsreglers zeigt Tabelle 7:<br />

<strong>Regler</strong>struktur P PD I PI PID<br />

Einstellparameter X P X P - X P X P<br />

- - T n T n T n<br />

- T v - - T v<br />

T T T T T T T T T T<br />

X Sh X Sh X Sh X Sh X Sh<br />

Tabelle 7: Einstellparameter beim Stellungsregler<br />

84 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

Auf<br />

Zu<br />

Gas<br />

Stellgradrückmeldung<br />

Stellventil<br />

M<br />

y<br />

Ofen


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

Bis zu diesem Kapitel haben wir einschleifige Regelkreise betrachtet. Eine Beeinflussung der Strekke<br />

geschieht in diesem Fall nur durch den Stellgrad des <strong>Regler</strong>s. Durch die in diesem Kapitel vorgestellten<br />

Möglichkeiten kann die Regelgüte verbessert oder Kosten reduziert werden.<br />

6.1 Grundlast<br />

Bei der Grundlastvorgabe wird nur ein Teil der gesamten Stellgröße vom <strong>Regler</strong> beeinflusst, während<br />

der Rest kontinuierlich der Strecke zugeführt wird.<br />

N<br />

L1<br />

Abbildung 73: Grundlastvorgabe<br />

Im Beispiel in Abbildung 73 wird Heizung 2 kontinuierlich eingeschaltet, während Heizung 1 vom<br />

<strong>Regler</strong> gesteuert wird.<br />

Im Fall der Grundlastvorgabe wird vom Stellglied nur ein Teil der Leistung gesteuert (das Stellglied<br />

kann kleiner dimensioniert werden r Kostenreduzierung). Weiterhin ist die wechselnde Netzbelastung<br />

im Fall eines Zweipunktreglers nicht mehr so extrem.<br />

Die Grundlastvorgabe kann ebenfalls verwendet werden, wenn in einer Regelstrecke der Sollwert<br />

über einen großen Bereich definiert werden muss. Man denke an einen Industrieofen, für welchen<br />

Sollwerte im Bereich von 200 ... 1000°C vorgegeben werden sollen. Bei kleinen Sollwerten besteht<br />

das Problem, dass die Heizung zu groß dimensioniert ist: Ein Überschwingen des Sollwertes beim<br />

Anheizen ist wahrscheinlich.<br />

Lösung: Man kann bei kleineren Sollwerten die Grundlast abschalten und diese erst ab einem bestimmten<br />

Wert zuschalten. Teilweise wird die Grundlast auch gestaffelt bei größeren Sollwerten aktiviert.<br />

Diese Vorgehensweise hätte den Vorteil, dass bei allen Betriebspunkten mit einem relativ<br />

großen Stellgrad des <strong>Regler</strong>s gefahren werden kann. Die Regelgüte würde besser werden.<br />

In einigen Anwendungsfällen wird zum Anheizen eine relativ große Leistung benötigt. Aufgrund der<br />

guten Isolation wird zum Ausregeln relativ wenig Stellgrad benötigt. Der große Leistungsüberschuss<br />

führt zum Überschwingen. <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> können bei großen Regelabweichungen über einen<br />

2. Ausgang eine zusätzliche Leistung aktivieren. Diese wird abgeschaltet, wenn die Regelabweichung<br />

einen definierten Wert unterschreitet. Ausgeregelt wird über den ersten Ausgang des<br />

<strong>Regler</strong>s mit einem Teil der Leistung.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

K1<br />

R1<br />

R2<br />

Ofen<br />

6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 85


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

6.2 Split-Range-Betrieb<br />

Beim Split-Range-Betrieb wird der Stellgrad des <strong>Regler</strong>s auf mehrere Stellglieder aufgeteilt.<br />

Der Grund kann darin liegen, dass ein Stellglied nicht die notwendige Leistung bringt oder beispielsweise<br />

in einer Anlage Energie und somit Kosten eingespart werden sollen:<br />

w<br />

x<br />

Ausgang 1<br />

0...50% / 4...20mA<br />

Ausgang 2<br />

50...100% / 4...20mA<br />

vom Kühlturm<br />

Ventil 1<br />

Ventil 2<br />

von Kältemaschine<br />

Kühlen zum Prozess<br />

Abbildung 74: Split-Range-Betrieb<br />

Im gezeigten Anlagenausschnitt wird für einen Prozess Kühlleistung bereitgestellt. In der Anlage<br />

kann diese günstiger aus dem Kühlturm als durch die Kältemaschine bezogen werden.<br />

Der <strong>Regler</strong>stellgrad (0 ... 100%) wird auf zwei analoge Ausgänge aufgeteilt:<br />

Beträgt der Stellgrad zwischen 0 ... 50%, wird Ausgang 1 mit 4 ... 20mA angesteuert (Ventil 1<br />

0 ... 100%). Berechnet der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 50 ... 100%, wird Ausgang 2 mit 4 ... 20mA<br />

angesteuert (Ausgang 1 bleibt auf 20mA).<br />

86 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

6.3 Konstanthalten von Störgrößen<br />

Wie in Kapitel 2 „Die Regelstrecke“ deutlich wurde, nehmen Störgrößen nur dann Einfluss auf die<br />

Regelgröße, wenn sich diese verändern. In einigen Applikationen besteht die Möglichkeit, die Störgrößen<br />

konstant zu halten:<br />

w<br />

x<br />

Abbildung 75: Konstanthalten von Störgrößen<br />

Abbildung 75 zeigt schematisch einen Gas betriebenen Ofen. Eine der Störgrößen ist in diesem<br />

Fall der Versorgungsdruck für das Gasventil. Hat der <strong>Regler</strong> ausgeregelt, würde es bei einem Absacken<br />

des Gasdruckes mit der gefundenen Ventilstellung zu einer Verringerung des Istwertes<br />

kommen. Der <strong>Regler</strong> würde seinen Stellgrad vergrößern und den Istwert wieder auf den Sollwert<br />

ausregeln.<br />

Mit einem Hilfsregler kann der Versorgungsdruck konstant gehalten werden:<br />

Man definiert am Hilfsregler einen Sollwert, welcher kleiner ist als die minimal zu erwartenden<br />

Drücke im Netz und der Hilfsregler gleicht die Druckschwankungen aus. Das Konstanthalten kann<br />

im gezeigten Beispiel auch in einfacher Weise mit einem Druckminderer erfolgen.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

y<br />

<strong>Regler</strong> Strecke<br />

z<br />

Hilfsregler<br />

6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 87


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

6.4 Additive und Multiplikative Störgrößenaufschaltung<br />

Kennt man den Einfluss einer Störgröße auf den Istwert, kann man den Stellgrad des <strong>Regler</strong>s durch<br />

die Störgröße beeinflussen. Prinzipiell kann man proportional zur Störgröße einen zusätzlichen<br />

Stellgrad ausgeben (Additive Störgrößenaufschaltung) oder den gesamten Stellgrad proportional<br />

zur Störgröße verändern (Multiplikative Störgrößenaufschaltung).<br />

Innerhalb der Verfahren wartet man nicht auf die Wirkung der Störgrößenänderung, sondern wirkt<br />

mit einem veränderten Stellgrad sofort der Änderung entgegen.<br />

6.4.1 Additive Störgrößenaufschaltung<br />

w<br />

x<br />

y yz <strong>Regler</strong> Strecke<br />

Abbildung 76: Schema der Additiven Störgrößenaufschaltung<br />

Diese Art der Störgrößenaufschaltung kann genutzt werden, wenn bei Veränderung der Störgröße<br />

ein zusätzlicher Stellgrad ausgegeben wird bzw. dieser reduziert werden muss.<br />

Das Prinzip der Additiven Störgrößenaufschaltung soll an folgendem Beispiel erklärt werden:<br />

w<br />

x<br />

Eingang 2<br />

y<br />

z<br />

y<br />

Strom<br />

Beleuchtung<br />

Abbildung 77: Beispiel für eine Additive Störgrößenaufschaltung<br />

Im gezeigten Beispiel befinden sich hochempfindliche Proben in einer Klimakammer. Die Temperatur<br />

muss sehr exakt ausgeregelt werden, weiterhin wird das Licht in der Klimakammer gesteuert<br />

(diese Aufgabe wird nicht vom <strong>Regler</strong> übernommen).<br />

88 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

z<br />

Klimakammer<br />

Beleuchtung<br />

Heizung<br />

Pt100


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

Betrachten wir die Applikation zu Beginn ohne Additive Störgrößenaufschaltung: In der Klimakammer<br />

wird ein Sollwert von exakt 37°C ausgeregelt. Die Leistung, welche durch die Beleuchtung im<br />

Inneren freigesetzt wird, stellt die Störgröße dar. Wird plötzlich die Lampe eingeschaltet, setzt diese<br />

neben der Heizung Energie frei: Die Temperatur steigt z. B. auf 40°C an und der <strong>Regler</strong> verkleinert<br />

seinen Stellgrad, bis in der Klimakammer wieder 37°C erreicht werden.<br />

Das Ausbrechen des Istwertes wird durch die Additive Störgrößenaufschaltung reduziert:<br />

Der Strom, der durch die Beleuchtung fließt, wird gemessen und nach Wandlung (Beispiel 1000 : 1)<br />

auf Eingang 2 des <strong>Regler</strong>s geschaltet. Der Eingang wird entsprechend skaliert und vom <strong>Regler</strong> als<br />

Additive Störgrößenaufschaltung genutzt. Erfolgt eine Erhöhung des „Leuchtenstromes“, wird der<br />

Stellgrad des <strong>Regler</strong>s reduziert. Die Reduzierung der Heizleistung entspricht der vorliegenden Leistung<br />

der Beleuchtung. In dieser Weise bleibt die Leistung im System beim Einschalten der Leuchte<br />

konstant. Durch die Verzögerungsglieder im System wird der Istwert ebenfalls ausbrechen, die<br />

Abweichung wird jedoch bedeutend geringer ausfallen.<br />

Zu beachten ist, dass die Additive Störgrößenaufschaltung keine Stellgradbegrenzung darstellt.<br />

Die Skalierung von Eingang 2 hat in der Weise zu erfolgen, dass beim Einschalten der Beleuchtung<br />

der entsprechende Stellgrad abgezogen wird. Beispiel: Der <strong>Regler</strong> gibt 0 ... 100% Stellgrad bei<br />

0 ... 1000 W Leistung aus. Die Beleuchtung hat eine Gesamtleistung von 100 W.<br />

Der Stromwandler liefert bei maximaler Lichtleistung 5mA. Die Skalierung von Eingang 2 erfolgt auf<br />

0 ... 5mA entspricht 0 ... -10 (bei 5mA wird der Stellgrad um 10%, bei 0mA nicht verkleinert).<br />

Fazit:<br />

Soll bei Störgrößenänderung ein zusätzlicher Stellgrad proportional zur Störgröße addiert/<br />

subtrahiert werden, wird die Additive Störgrößenaufschaltung verwendet.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 89


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

6.4.2 Multiplikative Störgrößenaufschaltung<br />

Die Multiplikative Störgrößenaufschaltung nimmt Einfluss auf die Gesamtverstärkung KP und damit<br />

auf den Gesamtstellgrad. Verändert die erfasste Störgröße ihren Wert, wird das am <strong>Regler</strong> eingestellte<br />

KP ( ------<br />

1<br />

• 100% ) im gleichen Verhältnis im Bereich von 0 ... 100% geändert.<br />

w<br />

x<br />

X P<br />

z<br />

0...100%<br />

K P<br />

<strong>Regler</strong> Strecke<br />

Abbildung 78: Schema der Multiplikativen Störgrößenaufschaltung<br />

Anwendung findet dieses Verfahren, wenn in einem Prozess der Stellgrad des <strong>Regler</strong>s in gleichem<br />

Maß wie eine auftretende Störgröße verändert werden muss.<br />

Laugenhaltige Abwässer<br />

w<br />

x<br />

<strong>Regler</strong><br />

m 3/h<br />

Eingang 2<br />

z<br />

y<br />

Säure<br />

Abbildung 79: Neutralisationsanlage<br />

Als Beispiel sei eine Neutralisationsanlage (Abbildung 79) aufgeführt, in der laugenhaltige Abwässer<br />

mit Säure neutralisiert werden. Die Regelgröße ist der pH-Wert, der sich im neutralen Bereich<br />

befinden soll. Der <strong>Regler</strong> nimmt Einfluss auf den pH-Wert, indem er den Zufluss der Säure verändert<br />

(y). Betrachten wir die Funktionsweise vorerst ohne multiplikative Störgrößenaufschaltung:<br />

Der <strong>Regler</strong> hat bei einer definierten Durchflussmenge mit beispielsweise 30% Stellgrad ausgeregelt.<br />

Nun verändert sich die Störgröße Durchfluss, die Abwassermenge pro Zeit ist doppelt so<br />

groß. Der pH-Wert wird sich vergrößern und der <strong>Regler</strong> seinen Stellgrad erhöhen, bis die Regelgröße<br />

wieder den Sollwert erreicht hat. Dies wird bei 60% Stellgrad (die doppelte Säuremenge) der<br />

Fall sein. Wir sehen, dass sich der Stellgrad für eine gleich bleibende Regelgröße bei sonst gleichen<br />

Bedingungen proportional zur Störgröße verhalten muss.<br />

90 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

z<br />

pH


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

Schauen wir auf unser Beispiel mit Multiplikativer Störgrößenaufschaltung:<br />

Der <strong>Regler</strong> hat auch hier z. B. mit 30% Stellgrad ausgeregelt. Nun verändert sich die Störgröße<br />

Durchfluss auf den doppelten Wert. Durch die multiplikative Störgrößenaufschaltung wird die Proportionalverstärkung<br />

(diese entspricht der Gesamtverstärkung, Abbildung 48) ebenfalls auf den<br />

doppelten Wert gesetzt. Der neue Stellgrad des <strong>Regler</strong>s beträgt sofort 60% und es gibt keine größeren<br />

Regelabweichungen.<br />

Die Skalierung von Eingang 2 hat in unserem Beispiel in der Weise zu erfolgen, dass bei 0 ... 100%<br />

Durchfluss ein Faktor von 0 ... 100% gebildet wird: Liefert der Durchflusssensor ein Stromsignal<br />

4 ... 20mA (0 ... 60m 3 /h), kann die Skalierung auf 0 ... 100% gestellt werden.<br />

Der durch den <strong>Regler</strong> ermittelte Stellgrad würde bei 60m3 /h mit 100% und bei z. B. 30m3 /h mit<br />

50% multipliziert.<br />

Durchflusssensor<br />

Abbildung 80: Beispiel zur Skalierung von Eingang 2 (Störgrößenaufschaltung)<br />

Fazit:<br />

Soll der Gesamtstellgrad des <strong>Regler</strong>s mit einem Faktor 0 ... 100% (proportional zu einer<br />

Störgröße) multipliziert werden, wird die Multiplikative Störgrößenaufschaltung verwendet.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

4...20mA<br />

3<br />

0...60m /h<br />

0...100%<br />

E2 Faktor 0...100%<br />

für <strong>Regler</strong>stellgrad<br />

4...20mA<br />

<strong>Regler</strong><br />

6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 91


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

6.5 Grob-/Feinregelung<br />

Soll in einem Massestrom ein Sollwert ausgeregelt werden, kann es sinnvoll sein, durch einen<br />

„Grobregler“ den Istwert in die Nähe des Sollwertes zu bringen. Der Feinregler hat danach die Aufgabe,<br />

die Regelabweichung zu beseitigen.<br />

y<br />

1<br />

R1<br />

Grobregler<br />

Massen- oder Energiestrom<br />

x y x<br />

1 2<br />

R2<br />

w1w Feinregler<br />

Abbildung 81: Grob-/Fein-Regelung<br />

Als Beispiel könnte wiederum eine Neutralisationsanlage dienen, welche Abwässer im Durchlauf<br />

auf pH7 regeln soll.<br />

Der Grobregler muss sehr schnell arbeiten, die Regelabweichung jedoch nicht unbedingt beseitigen.<br />

Daher wird häufig P- oder PD-Struktur aktiviert.<br />

Der Feinregler erhält den gleichen Sollwert und soll die Regelabweichung beseitigen, hier kommt<br />

häufig PID-Struktur zum Einsatz.<br />

92 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

2<br />

2


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

6.6 Kaskadenregelung<br />

xH<br />

Stellgradnormierung<br />

y<br />

R2<br />

wH<br />

w1<br />

y<br />

y1<br />

R1<br />

Hilfsregler/Folgeregler<br />

Abbildung 82: Kaskadenregelung<br />

Bei der Kaskadenregelung werden mehrere Regelkreise ineinander verschachtelt. Es sind mindestens<br />

2 <strong>Regler</strong> vorhanden. Der Führungsregler ist ein analoger <strong>Regler</strong>, dessen Stellgrad (y1 ) dem<br />

Folgeregler aufgeschaltet wird. Der Folgeregler übernimmt den Stellgrad des Führungsreglers,<br />

führt eine Stellgradnormierung durch und nutzt das Ergebnis als Sollwert (wH ). Mit dem Stellgrad<br />

gibt der Führungsregler dem Folgeregler vor, auf welchen Wert er einen Hilfsistwert (xH ) auszuregeln<br />

hat.<br />

In Abbildung 83 ist ein Ofen gezeigt, in dem unterschiedliche Sollwerte ausgeregelt werden sollen.<br />

Der Heizstab darf 200°C nicht überschreiten. Der Grund könnte darin liegen, dass bei höheren<br />

Temperaturen ein im Ofen vorhandenes Gas zündet und so eine Explosion entsteht.<br />

Mit Hilfe des Beispiels wollen wir zeigen, wie eine Kaskadenregelung arbeitet und welche Vorteile<br />

diese schafft:<br />

Pt100 (Ofentemperatur)<br />

Ofen<br />

Pt100 (Heizstab)<br />

Abbildung 83: Kaskadenregelung an einem Ofen<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

y<br />

z<br />

Strecke<br />

Folge<br />

1<br />

x H<br />

w H<br />

x<br />

Hauptregler/Führungsregler<br />

4...20mA<br />

0...200°C<br />

Führung<br />

6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 93<br />

y 1<br />

w<br />

x<br />

w


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

Im Beispiel ist der Führungsregler dafür verantwortlich, dass im Ofeninneren der geforderte Sollwert<br />

ausgeregelt wird. An diesem <strong>Regler</strong> wird der Sollwert für die Ofentemperatur vorgegeben und<br />

der erforderliche Stellgrad ermittelt: Das Ausgangssignal des Führungsreglers (im Beispiel<br />

4 ... 20mA/0 ... 100%) wird dem Folgeregler aufgeschaltet (meist an Eingang 2).<br />

Die Stellgradnormierung erfolgt im Folgeregler: 4 ... 20mA oder 0 ... 100% Stellgrad entsprechen<br />

0 ... 200°C Sollwert für den Folgeregler. Gibt der Führungsregler z. B. einen Stellgrad von 100%<br />

vor, bedeutet dies einen Sollwert von 200°C für den Folgeregler (dieser regelt entsprechend 200°C<br />

am Heizstab aus). Der Führungsregler gibt mit seinem Stellgrad (0 ... 100%) letztlich eine Heizstabtemperatur<br />

von 0 ... 200°C vor. Der Heizstab wird in unserer Applikation niemals 200°C überschreiten.<br />

Im gezeigten Beispiel hat die Kaskadenregelung den Vorteil, dass die Temperatur des Heizstabes<br />

unter Kontrolle ist (keine Temperaturen >200°C). Ähnliche Applikationen existieren, bei denen verhindert<br />

werden soll, dass sich Energiespeicher beim Regelvorgang zu sehr laden und den Istwert<br />

über den Sollwert schwingen lassen.<br />

Weiterhin lässt sich feststellen, dass durch die Einführung der Kaskadenregelung allgemein die Regelung<br />

einfacher beherrschbar ist, da die Verzugszeit der Regelstrecke auf mindestens 2 <strong>Regler</strong><br />

verteilt ist.<br />

Optimierung<br />

Bei der Optimierung der Kaskadenregelung ist zu beachten, dass erst der innere und danach der<br />

äußere Regelkreis zu optimieren ist. In unserem Beispiel bedeutet dies: Wir schalten den Führungsregler<br />

in den Handbetrieb und geben einen mittleren Stellgrad vor (z. B. 60%).<br />

Für den Folgeregler (dieser befindet sich im Automatikbetrieb) bedeuten 60% Stellgrad 120°C<br />

Sollwert für den Heizstab. Am Folgeregler könnten wir nun die in Kapitel 7.1.1 „Schwingungsmethode“<br />

beschriebene Selbstoptimierung durchführen. Nach der Selbstoptimierung ist der Folgeregler<br />

optimiert. Nun kann der Führungsregler wieder in den Automatikbetrieb geschaltet und für diesen<br />

ebenfalls eine Selbstoptimierung durchgeführt werden (der Folgeregler bleibt ebenfalls im Automatikbetrieb).<br />

Struktur der <strong>Regler</strong><br />

Beim Folgeregler ist ein schnelles Verhalten notwendig. Aus diesem Grund wird meist P- oder PD-<br />

Struktur gewählt. Ob in unserem Beispiel bei einem geforderten Stellgrad von 50% tatsächlich<br />

100°C oder zum Beispiel 95°C ausgeregelt werden, ist zweitrangig. Für das exakte Ausregeln ist<br />

der Führungsregler verantwortlich.<br />

Wird für den Folgeregler die Selbstoptimierung verwendet, ist zu beachten, dass diese meist die<br />

PID-Struktur aktiviert. Nach der Selbstoptimierung sollte manuell auf P- oder PD-Struktur geschaltet<br />

werden.<br />

Für den Führungsregler wird in den meisten Fällen PID-Struktur genutzt.<br />

Beim Folgeregler ist zu beachten, dass dieser einen zweiten analogen Eingang besitzen muss (dieser<br />

würde in unserem Beispiel auf 4 ... 20mA/0 ... 200°C skaliert). Der Eingang muss als externe<br />

Sollwertvorgabe konfigurierbar sein.<br />

94 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

6.7 Verhältnisregelung<br />

Verhältnisregler werden für Brennersteuerungen (Regelung des Gas-/Luftmischungsverhältnisses)<br />

in der Analysenmesstechnik (Mischung von Reaktionspartnern) und in der Verfahrenstechnik (Herstellung<br />

von Mischungen) verwendet.<br />

Gas<br />

Luft<br />

Abbildung 84: Verhältnisregelung<br />

Im Abbildung 84 misst der Verhältnisregler den Luftstrom in der Zuleitung. Die gemessene Luftmenge<br />

wird mit einem einstellbaren Verhältnissollwert multipliziert (w2 ). Das Ergebnis ist der Sollwert<br />

der Gasmenge, welche vom Verhältnisregler ausgeregelt wird.<br />

Um die Gesamtmenge für den Brenner regeln zu können, muss ein zweiter <strong>Regler</strong> zum Einsatz<br />

kommen (gestrichelt gezeichnet). An dem Führungsregler wird die Gesamtmenge definiert. Er öffnet<br />

beispielsweise auf Grund eines größeren Sollwertes das Luftventil, der Verhältnisregler regelt<br />

Gas im eingestellten Verhältnis bei. Der Vorgang ist ausgeregelt, wenn sowohl die Gesamtmenge<br />

als auch das Verhältnis ausgeregelt ist.<br />

Anstelle der Gesamtmenge regelt der Führungsregler auch oft direkt die Ofentemperatur. Wird in<br />

diesem Beispiel ein hoher Sollwert für die Ofentemperatur vorgegeben, öffnet der Führungsregler<br />

ebenfalls das Luftventil und der Verhältnisregler regelt das geforderte Verhältnis aus.<br />

Optimierung von Verhältnisregler und Führungsregler<br />

Zuerst erfolgt die Optimierung des Verhältnisreglers. Der Führungsregler wird in den Handbetrieb<br />

genommen und ein typischer Stellgrad vorgegeben (z. B. 50%). Das Luftventil fährt zur Hälfte auf<br />

und der Verhältnisregler kann optimiert werden. Im konkreten Beispiel wird möglicherweise die<br />

Schwierigkeit auftreten, dass bei einem ungünstigen Gas-/Luftgemisch keine Verbrennung erfolgen<br />

kann.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

y<br />

Verhältnisregler<br />

w (± c)<br />

2<br />

x<br />

x<br />

y<br />

zum Brenner<br />

Führungsregler<br />

6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 95<br />

w


6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />

Ist der Verhältnisregler optimiert, kann der Führungsregler erneut in den Automatikbetrieb geschaltet<br />

werden und dessen Optimierung erfolgen.<br />

Bemerkung:<br />

Einige <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> können direkt als Verhältnisregler konfiguriert werden:<br />

An diesen kann das gewünschte Verhältnis als Sollwert eingestellt werden. Weiterhin wird das vorliegende<br />

Verhältnis als Istwert angezeigt.<br />

96 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Bisher haben wir die eigentliche <strong>Regler</strong>funktion eines <strong>JUMO</strong>-Kompaktreglers kennen gelernt, diese<br />

besitzen eine Vielzahl von weiteren Funktionen. Die Möglichkeiten bieten einen einfacheren Service<br />

bzw. die Einsparung von Komponenten in der Peripherie und somit eine Kostenersparnis.<br />

In diesem Kapitel möchten wir wichtige Funktionen vorstellen, welche sich teilweise ausschließlich<br />

auf <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> beziehen:<br />

7.1 Die Selbstoptimierung<br />

Mit der Selbstoptimierung ermittelt der <strong>JUMO</strong>-Kompaktregler neben den aus seiner Sicht günstigsten<br />

Regelparametern weitere Größen, wie z. B. die Schaltperiodendauer bei Zweipunkt- und Dreipunktreglern.<br />

In nahezu allen Kompaktreglern von <strong>JUMO</strong> ist die Selbstoptimierung nach der Schwingungsmethode<br />

integriert. Wie wir erkennen werden, kommt dieses Verfahren in besonderen Prozessen nicht<br />

in Frage. So existiert in einigen Geräten die Methode nach der Sprungantwort. Beide Verfahren<br />

werden in diesem Kapitel vorgestellt.<br />

Der <strong>Regler</strong> identifiziert in beiden Fällen die Regelstrecke und berechnet auf Grund dessen die Regelparameter.<br />

Daher muss die Optimierung unter realen Betriebsbedingungen erfolgen.<br />

Es sollte z. B. keine Optimierung für einen leeren Härteofen erfolgen, wenn sich später in diesem<br />

2.000kg Stahl befinden.<br />

7.1.1 Schwingungsmethode<br />

Bei der Schwingungsmethode gibt der <strong>Regler</strong> im Wechsel 0 und 100% auf seinen Ausgang.<br />

Aus der Reaktion des Istwertes ermittelt er die günstigsten Regelparameter:<br />

w/x<br />

y<br />

Heizen<br />

(schaltender<br />

Ausgang)<br />

0<br />

berechnete<br />

Schaltgerade<br />

(1)<br />

w<br />

TUNE Start<br />

x<br />

(2) (3) (4)<br />

TUNE Ende<br />

Abbildung 85: Die Selbstoptimierung nach der Schwingungsmethode<br />

(5) (6)<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 97<br />

t<br />

t


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Die Selbstoptimierung kann im Fall einer Temperaturregelstrecke im kalten Zustand gestartet werden.<br />

Wichtig ist jedoch, dass ein für die Anlage typischer Sollwert vorgegeben wird.<br />

Beträgt z. B. der spätere Sollwert 800°C, macht eine Selbstoptimierung mit einem Sollwert von<br />

200°C keinen Sinn (die Regelstrecke zeigt in diesem Betriebspunkt ein anderes Verhalten).<br />

Im genannten Beispiel müsste vor dem Start der Selbstoptimierung ein Sollwert von etwa 800°C<br />

definiert werden.<br />

Schauen wir uns die Arbeitsweise der Selbstoptimierung im Detail an (Abbildung 85):<br />

(1) Die Anlage ist im kalten Zustand, ein typischer Sollwert wird eingestellt und die Selbstoptimierung<br />

gestartet. Der <strong>Regler</strong> setzt sein Ausgangssignal auf 100% und der Istwert steigt an.<br />

(2) Der <strong>Regler</strong> berechnet intern seine Schaltgerade. An dieser wird das Ausgangssignal auf 0%<br />

gesetzt. In der Anlage kommt es zum Nachheizen. Im Idealfall gelangt der Istwert exakt bis<br />

zum Sollwert, bevor er seine Richtung umkehrt.<br />

(3) Der Ofen kühlt ab, die Leistung wird wieder auf 100% gesetzt.<br />

(4) Der Ausgang wird erneut deaktiviert.<br />

(5) Erreicht der Istwert wieder sein Maximum, ist die Selbstoptimierung beendet. Der <strong>Regler</strong> übernimmt<br />

die gefundenen Parameter in seinen aktiven Parametersatz und regelt auf den eingestellten<br />

Sollwert (6).<br />

Bemerkung:<br />

Sicherheitshalber muss bei der Selbstoptimierung immer damit gerechnet werden, dass der<br />

Istwert über den Sollwert schwingt. Sollte in diesem Fall die Beschädigung der Anlage oder<br />

des Gutes möglich sein, ist bei diesem Verfahren Vorsicht geboten (möglicherweise kleineren<br />

Sollwert während der Selbstoptimierung vorgeben).<br />

Die Selbstoptimierung kann auch gestartet werden, wenn sich der Istwert in der Nähe des Sollwertes<br />

befindet. In diesem Fall wird die Schaltgerade in etwa auf den Sollwert gelegt, der Istwert<br />

schwingt in jedem Fall über den Sollwert.<br />

Die genannte Optimierungsmethode ist in <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n das Standardverfahren und liefert in den<br />

meisten Fällen sehr gute bis befriedigende Ergebnisse. In folgenden Anwendungsfällen kann die<br />

Methode keine Verwendung finden bzw. ist nur schlecht einsetzbar:<br />

- Stellgradsprünge 0 ↔ 100% sind für den Prozess unzulässig.<br />

- Die Regelstrecke lässt sich nur sehr schwer zu Schwingungen anregen<br />

(z. B. im Fall eines sehr gut isolierten Ofens).<br />

- Der Istwert darf in keinem Fall den Sollwert überschreiten.<br />

In den genannten Fällen kann die Sprungantwortmethode Verwendung finden:<br />

98 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


7.1.2 Sprungantwortmethode<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Für die Sprungantwortmethode wird im <strong>Regler</strong> ein Ruhestellgrad und eine Sprunghöhe definiert.<br />

Aus der Reaktion des Istwertes auf den Stellgradsprung ermittelt der <strong>Regler</strong> die günstigen Regelparameter:<br />

y<br />

y-Ruhe<br />

w/x<br />

Start Sprung Ende<br />

Sprunghöhe<br />

Abbildung 86: Selbstoptimierung nach der Sprungantwort<br />

Abbildung 86 zeigt, wie diese Methode aus dem kalten Zustand heraus arbeitet: Der Sollwert für<br />

die Anlage ist vorgegeben und die Selbstoptimierung gestartet. Der <strong>Regler</strong> gibt den Ruhestellgrad<br />

aus (im Beispiel 0%). Bei unruhigem Istwert wartet der <strong>Regler</strong>, bis dieser stabil ist. Nun wird der<br />

Stellgrad um den definierten Sprung erhöht und der Istwert wird größer. Der <strong>Regler</strong> wartet, bis der<br />

Istwert mit der maximalen Geschwindigkeit ansteigt: In diesem Moment werden die Regelparameter<br />

errechnet und danach mit diesen auf den eingestellten Sollwert ausgeregelt.<br />

Wie im Kapitel 7.1.1 „Schwingungsmethode“ angekündigt, kann das Verfahren weiterhin Anwendung<br />

finden, wenn während der Selbstoptimierung ein bestimmter Istwert nicht überschritten werden<br />

darf.<br />

In diesem Fall wird der <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb geschaltet und ein Stellgrad vorgegeben, welcher<br />

den Istwert unterhalb des kritischen Bereiches steuert (die Ausgleichsvorgänge sind jeweils<br />

abzuwarten). Vielleicht ermitteln wir einen Stellgrad von 65% bei einem Istwert von 200°C.<br />

Die minimale Sprunghöhe liegt bei 10%. Die Optimierung arbeitet um so genauer, je höher der<br />

Sprung gewählt wird. In unserem Beispiel konfigurieren wir einen Ruhestellgrad von 45% und eine<br />

Sprunghöhe von 20%.<br />

x<br />

w<br />

Istwert mit maximaler Steilheit<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 99<br />

t<br />

t


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Stellgrad y<br />

y-Ruhe (45%)<br />

Istwert x [°C]<br />

200<br />

(1)<br />

Start<br />

Sprunghöhe<br />

20% {<br />

Abbildung 87: Start der Selbstoptimierung während des Betriebes<br />

Abbildung 87 zeigt die Verhältnisse während der folgenden Selbstoptimierung: In (1) wird der <strong>Regler</strong><br />

in den Automatikbetrieb geschaltet und die Selbstoptimierung gestartet. Der <strong>Regler</strong> setzt den<br />

Stellgrad auf 45% und der Istwert fällt ab. Ist die Regelgröße stabil, wird der Stellgrad um die<br />

Sprunghöhe (20%) erhöht (2). Erkennt der <strong>Regler</strong> die maximale Steilheit des Istwertverlaufes, errechnet<br />

er die aus seiner Sicht günstigsten Regelparameter und regelt mit diesen auf den eingestellten<br />

Sollwert aus (hier 200°C).<br />

7.1.3 Weitere Informationen zu den Optimierungsverfahren<br />

w<br />

(2)<br />

Sprung<br />

(3)<br />

Ende<br />

Die Schwingungsmethode kann für alle konfigurierbaren <strong>Regler</strong> angewendet werden (<strong>Stetige</strong>,<br />

Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsregler).<br />

Bei der Sprungantwortmethode gilt entsprechendes, jedoch kann diese beim Dreipunktschrittregler<br />

nur bedingt Verwendung finden. Der Ruhestellgrad kann lediglich mit 0% und die Sprunghöhe<br />

zu 100% definiert werden. Begründet ist dies in der Tatsache, dass der Dreipunktschrittregler keine<br />

Kenntnis bezüglich der tatsächlichen Ventilstellung besitzt, siehe Kapitel 5.5.1 „Der Dreipunktschrittregler“.<br />

Für beide Verfahren gilt:<br />

Gleich welche Struktur im <strong>Regler</strong> parametriert ist, er schaltet sich immer auf PID-Verhalten und ermittelt<br />

entsprechend XP , Tn und Tv .<br />

Es existieren zwei Ausnahmen:<br />

Wenn vor der Optimierung eine Einstellung auf PI-Struktur erfolgt, bleibt diese bestehen und der<br />

<strong>Regler</strong> optimiert sich als PI-<strong>Regler</strong>. Der Grund liegt darin, dass der D-Anteil einige Strecken instabil<br />

macht. Ist dies für eine Strecke bekannt (z. B. häufig bei Druck- und Durchflussstrecken), kann vor<br />

der Selbstoptimierung PI-Struktur eingestellt werden. Wird eine Strecke erster Ordnung erkannt,<br />

schaltet sich der <strong>Regler</strong> ebenfalls auf PI-Struktur.<br />

100 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

t<br />

t


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Neben den Regelparametern für das PID-Verhalten, berechnet der <strong>Regler</strong> die Schaltperiodendauern<br />

im Fall von Zwei- und Dreipunktreglern. Weiterhin dimensioniert er ein Filter für den Istwerteingang.<br />

Im Fall von Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsreglern ist weiterhin manuell die Einstellung<br />

des Kontaktabstandes durch den Anwender vorzunehmen, siehe Kapitel 5.4 „Der Dreipunktregler“<br />

ff.<br />

Um während der Selbstoptimierung eine geeignete Schaltperiodendauer, z. B. für das Heiz- und<br />

Kühlaggregat, zu ermitteln, müssen im <strong>Regler</strong> vor der Selbstoptimierung die Arten der Ausgänge<br />

konfiguriert werden:<br />

Abbildung 88: Einstellung der Art der <strong>Regler</strong>ausgänge für die Selbstoptimierung<br />

Folgende Einstellungen sind hinsichtlich der <strong>Regler</strong>ausgänge möglich:<br />

- Relais: Die Schaltperiodendauer wird so kurz wie nötig definiert.<br />

Die Relais werden möglichst geschont.<br />

- Halbleiter + Logik: Die Dimensionierung der Schaltperiodendauer erfolgt so klein wie möglich<br />

(der Ausgang wird sehr häufig schalten).<br />

- Analogausgang<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 101


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

7.2 Startup und Teleservice/Diagnose<br />

Bei Inbetriebnahmen, Serviceleistungen etc. müssen gelegentlich verschiedene Prozessgrößen<br />

aufgezeichnet werden (z. B. Istwertverlauf bei Vorgabe eines neuen Sollwertes).<br />

Gewöhnlich ist in diesem Fall eine Zusatzausrüstung erforderlich: Ein Schreiber muss den Wert<br />

aufzeichnen, ein zweiter Fühler aufwendig im Prozess platziert werden.<br />

<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> werden in den meisten Fällen mit einem zugehörigen Konfigurationsprogramm (Setup)<br />

über Schnittstelle konfiguriert. Mit Startup (eine Option des Konfigurationsprogramms) können<br />

viele Prozessgrößen, welche im <strong>Regler</strong> vorhanden sind, online aufgezeichnet werden und stehen<br />

im PC zur Verfügung:<br />

Abbildung 89: Online aufgezeichnete Daten eines <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>s mit Startup<br />

Im Beispiel von Abbildung 89 sind Sollwert, Istwert und Stellgrad während einer Sollwertänderung<br />

gezeigt.<br />

Die aufgezeichneten Diagramme können ausgedruckt oder auch als Datei abgespeichert werden<br />

und stehen für die Anlagendokumentation zur Verfügung.<br />

102 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Teleservice/Diagnose<br />

Mit der als Teleservice oder Diagnose bekannten Funktion stehen in der Zeit, während <strong>Regler</strong> und<br />

PC verbunden sind, wichtige Größen online im Setup zur Verfügung:<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

Teleservice/Diagnose<br />

Abbildung 90: Teleservice/Diagnose im Fall eines <strong>JUMO</strong> dTRON 300<br />

Mit der Funktion kann sich der Servicemitarbeiter einen schnellen Überblick bezüglich des <strong>Regler</strong>s<br />

verschaffen (Status Eingänge, <strong>Regler</strong>stellgrad etc.).<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 103


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

7.3 Registrierfunktion<br />

Neben einer Vielzahl von Bildschirmschreibern sind bei <strong>JUMO</strong> auch einige <strong>Regler</strong> mit Registrierfunktion<br />

ausgestattet. Mit dieser Möglichkeit können beliebige Signale des <strong>Regler</strong>s aufgezeichnet<br />

und im Display eingesehen werden:<br />

Abbildung 91: Registrierfunktion des <strong>JUMO</strong> IMAGO 500<br />

In Abbildung 91 ist das Regelverhalten einer Anlage ersichtlich. Die Daten werden im Gerät in einem<br />

Ringspeicher abgelegt: Ist der Ringspeicher vollständig mit Daten gefüllt, werden immer die<br />

ältesten Daten überschrieben.<br />

Die Aufzeichnung kann z. B. täglich von einem PC abgefragt und auf dessen Festplatte archiviert<br />

werden.<br />

104 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Die Auswertesoftware PCA 3000 ermöglicht die Auswertung der Daten:<br />

Abbildung 92: Auswertung der Messdaten mit <strong>JUMO</strong> PCA 3000<br />

Abbildung 92 zeigt die Messdaten, welche mit dem <strong>JUMO</strong> IMAGO 500 aufgezeichnet wurden und<br />

nach Abfrage am PC zur Verfügung stehen.<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 105


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

7.4 Rampenfunktion<br />

Erfolgt durch den Anwender am <strong>Regler</strong> eine Sollwertänderung, wird der neue Sollwert sprungförmig<br />

übernommen.<br />

Die sprungförmige Übernahme - beispielsweise eines neuen Temperatursollwertes - ist für einige<br />

Prozesse nicht zulässig:<br />

- Bestimmte Materialien müssen langsam aufgeheizt oder abgekühlt werden.<br />

- Erfolgt die Vorgabe eines höheren Sollwertes, wird die Heizleistung von einem kleinen Wert,<br />

z. B. auf 100%, genommen. Aus diesem Grund kommt es in der Nähe der Heizung zu einer<br />

starken Erhitzung, was zur Zerstörung des zu behandelnden Gutes führen kann. Weiterhin entstehen<br />

in dem Prozess hohe Temperaturunterschiede (Temperaturgradienten), was sich für einige<br />

Materialen ungünstig auswirkt.<br />

Ist die Rampenfunktion aktiviert, werden neu definierte Sollwerte nicht mehr als Sprung, sondern<br />

rampenförmig angefahren. Die Steilheit der Rampe kann am <strong>Regler</strong>, z. B. in Kelvin/Minute, konfiguriert<br />

werden.<br />

w/x [°C]<br />

w 100<br />

2<br />

w 30<br />

1<br />

(1)<br />

(2)<br />

Abbildung 93: Die Rampenfunktion<br />

(3) (4)<br />

Abbildung 93 zeigt, wie die Rampenfunktion bei den meisten <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n im Detail arbeitet:<br />

(1) Der <strong>Regler</strong> wird eingeschaltet. Es liegt ein kleiner Istwert in der Anlage vor. Am <strong>Regler</strong> wurde<br />

ein Sollwert von 30°C eingegeben. Durch die Rampenfunktion wird der Sollwert auf den aktuellen<br />

Istwert gesetzt, mit der definierten Steilheit läuft der Rampensollwert in Richtung 30°C.<br />

(2) Der Sollwert wird auf 100°C geändert und der Rampensollwert steigt mit der konfigurierten<br />

Steilheit an.<br />

(3) Die Rampe wird gestoppt (dies ist z. B. mit einem binären Eingang möglich).<br />

(4) Die Rampe läuft weiter (weil z. B. der binäre Eingang mit der Funktion Rampenstopp geöffnet<br />

wurde) und erreicht den neuen Sollwert von 100°C.<br />

(5) Es kommt zur Netzunterbrechung, der Istwert fällt ab.<br />

(6) Die Versorgungsspannung kehrt zurück. Als Rampensollwert wird erneut der aktuelle Istwert<br />

angenommen. Der Sollwert läuft mit der vom Anwender definierten Steilheit auf 100°C.<br />

106 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

(5)<br />

(6)<br />

Sollwert<br />

Istwert<br />

t


7.5 Programmregler<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Ein Programmregler kommt zum Einsatz, wenn der Sollwert als Profil vorgegeben werden soll.<br />

Abbildung 94 zeigt neben dem Sollwertprofil fünf verschiedene Steuerkontakte:<br />

w [°C]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Zusatzheizung<br />

(Steuerkontakt 1)<br />

Belüftung<br />

(Steuerkontakt 2)<br />

CO 2-Zugabe<br />

(Steuerkontakt 3)<br />

Entlüftung<br />

(Steuerkontakt 4)<br />

Befeuchtung<br />

(Steuerkontakt 5)<br />

Abbildung 94: Programm eines Programmreglers<br />

Abschnitt 1<br />

Abschnitt 2<br />

Sollwert<br />

Abschnitt 3<br />

Ein Programm besteht aus unterschiedlichen Abschnitten, welche (hinsichtlich des Profils) über<br />

den Sollwert zu Beginn des jeweiligen Abschnittes und dessen Zeit definiert werden (Beispiel: Abschnitt<br />

1 ist definiert über den Sollwert 25°C und die Abschnittszeit 1h). Der Sollwert am Ende von<br />

Abschnitt 1 wird durch den Sollwert zu Beginn von Abschnitt 2 definiert (50°C).<br />

<strong>JUMO</strong> produziert und liefert Programmregler, für die bis zu 50 Programme und 1000 Abschnitte<br />

realisiert werden können.<br />

Oft müssen neben dem Sollwertprofil Klappen, Lüfter, Ventile etc. gesteuert werden. Der Status der<br />

entsprechenden Ausgänge kann über so genannte Steuerkontakte abschnittsweise definiert werden.<br />

Abschnitt 4<br />

1 2 4 5 7 8 9<br />

10<br />

Abschnitt 5<br />

Abschnitt 6<br />

Abschnitt 7<br />

Abschnitt 8<br />

t [h]<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 107


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Bei einigen <strong>Regler</strong>n kann für jeden Abschnitt der Parametersatz definiert werden, mit welchem der<br />

<strong>Regler</strong> arbeiten soll. Weiterhin kann häufig ein Toleranzband um den Sollwert definiert werden:<br />

Läuft der Istwert aus dem Toleranzband heraus, wird bei entsprechender Konfiguration das Programm<br />

angehalten. Kehrt der Istwert in das Toleranzband zurück, folgt die Fortsetzung des Programms.<br />

7.6 Limitkomparatoren<br />

Bei der Arbeit mit <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n ist die Nutzung von Limitkomparatoren oft sehr hilfreich. Limitkomparatoren<br />

sind je nach Ausführung der Geräte 1 ... 16 mal vorhanden.<br />

Ein Limitkomparator kann gemäß unterschiedlicher Kennlinien arbeiten. Diese Kennlinien werden<br />

Limitkomparatorfunktionen genannt. Es kann zwischen acht unterschiedlichen Kennlinien ausgewählt<br />

werden, wobei die Überwachung eines Signals auf einem festen Wert oder ein Vergleich zwischen<br />

zwei Signalen möglich ist.<br />

Beispielhaft wollen wir die Kennlinie „Limitkomparatorfunktion 7“ erklären:<br />

Status<br />

Limitkomparator<br />

1<br />

0<br />

Limitkomparator-<br />

Istwert<br />

Abbildung 95: Limitkomparatorfunktion 7<br />

Bei Limitkomparatorfunktion 7 wird der so genannte LK-Istwert (z. B. das Signal an einem Analogeingang)<br />

auf die Überschreitung eines Grenzwertes AL überwacht. Weiterhin kann eine Hysterese<br />

X Sd definiert werden. Mit dem Ausgang des Limitkomparators kann beispielsweise ein Relais angesteuert<br />

oder eine Binärfunktion ausgelöst werden.<br />

108 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

X Sd<br />

AL


7.7 Binärfunktionen<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Auf Grund binärer Signale können in einem <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> unterschiedliche Funktionen ausgelöst<br />

werden. Binäre Signale können Schalterstellung an binären Eingängen, der Status von Limitkomparatoren<br />

etc. sein.<br />

Typische Binärfunktionen sind:<br />

Start Selbstoptimierung, Abbruch Selbstoptimierung:<br />

Durch ein binäres Ereignis kann die Selbstoptimierung gestartet bzw. gestoppt werden.<br />

Sollwertumschaltung:<br />

Im <strong>Regler</strong> sind mehrere Sollwerte vorhanden, zum selben Zeitpunkt kann jedoch nur ein Sollwert<br />

aktiv sein. Die Umschaltung kann z. B. über einen binären Eingang erfolgen.<br />

Istwertumschaltung:<br />

Wird in einer Anlage auf Analogeingang 1 als Istwert zurückgegriffen, findet bei Auftreten eines binären<br />

Signals Analogeingang 2 Verwendung.<br />

Parametersatzumschaltung:<br />

In <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n können meist zwei Parametersätze (Struktur, Dimensionierung XP , Tn und Tv etc.) definiert werden. Mit einem Limitkomparator kann z. B. ausgewertet werden, ob ein bestimmter<br />

Sollwert überschritten wird. Ist dies der Fall, wird auf Parametersatz 2 umgeschaltet.<br />

Bei kleinen Sollwerten wird auf die Regelparameter in Satz 1, bei großen Sollwerten auf die Parameter<br />

des zweiten Satzes zurückgegriffen.<br />

Tastaturverriegelung:<br />

Auf Grund eines binären Signals kann die Tastatur verriegelt werden.<br />

Programmstart und -stopp:<br />

In Abhängigkeit eines binären Ereignisses startet bzw. stoppt der Programmregler ein Programm.<br />

7.8 Handbetrieb<br />

Im Automatikbetrieb ist die eigentliche <strong>Regler</strong>funktion aktiv (Regelung erfolgt auf den eingestellten<br />

Sollwert). Der <strong>Regler</strong> kann weiterhin in den Handbetrieb geschaltet werden. Bei Umschaltung in<br />

den Handbetrieb wird der aktuelle Stellgrad als Handstellgrad übernommen. Über Tastatur kann<br />

der Stellgrad stufenlos zwischen 0 ... 100% eingestellt werden.<br />

Bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n kann weiterhin ein fester Handstellgrad konfiguriert werden, welcher bei Umschaltung<br />

in den Handbetrieb ausgegeben werden soll. Wird z. B. ein Stellgrad von 0% eingestellt<br />

und der <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb geschaltet, wird der Ausgang auf 0% gesetzt.<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 109


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

7.9 Stellgradbegrenzung<br />

<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> besitzen eine Obere (Y1) und Untere Stellgradbegrenzung (Y2).<br />

Die Obere Stellgradbegrenzung (Y1) steht werksseitig auf 100%. Dies bedeutet: Berechnet der<br />

<strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 100%, wird dieser mit dem <strong>Regler</strong>ausgang tatsächlich ausgegeben.<br />

Wurde Y1 jedoch z. B. auf 60% eingestellt und der <strong>Regler</strong> hat in einem Betriebspunkt 100% berechnet,<br />

wird der Ausgang auf 60% begrenzt.<br />

Die Obere Stellgradbegrenzung kann Verwendung finden, wenn das Stellglied für einen bestimmten<br />

Betriebspunkt zu groß dimensioniert ist.<br />

Mit der Unteren Stellgradbegrenzung (Y2) kann z. B. im Fall eines Dreipunktreglers die Leistung<br />

der Kühlung auf einen definierten Maximalwert begrenzt werden (bei einer Einstellung von beispielsweise<br />

Y2 = -75% würde die Kühlleistung auf maximal 75% begrenzt werden).<br />

Wenn für die Heizung keine minimalen Stellgrade unterschritten werden sollen, kann die untere<br />

Stellgradbegrenzung (Y2) auch >0% eingestellt werden: Wird z. B. ein Y2 von 5% definiert, werden<br />

immer mindestens 5% Stellgrad ausgegeben (auch wenn der <strong>Regler</strong> Stellgrade


7.10 Kundenspezifische Linearisierung<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Schließt man an ein Regelgerät, z. B. ein Pt 100 an, misst dieses über einen Messstrom den Widerstand.<br />

Interessant ist für den Nutzer jedoch ausschließlich die zum Widerstand gehörende Temperatur.<br />

Die Kennlinie des Pt 100 (die Widerstandswerte mit den entsprechenden Temperaturen) ist im<br />

Gerät abgelegt. Aus diesem Grund muss der Anwender lediglich die Linearisierung Pt 100 anwählen<br />

und das Gerät zeigt automatisch die Temperatur am Pt 100 an. In Regelgeräten ist meist eine<br />

Vielzahl von Linearisierungen abgelegt (weitere temperaturabhängige Widerstände, Thermoelemente<br />

etc.).<br />

Wird ein Sensor eingesetzt, für den das Gerät keine Linearisierung besitzt, kann durch den Anwender<br />

eine kundenspezifische Linearisierung vorgenommen werden: Die Kennlinie des Sensors muss<br />

bekannt sein und der Anwender gibt Stützstellen für die Linearisierung ein (Wertepaare im Arbeitsbereich,<br />

wie im Falle eines temperaturabhängigen Widerstandes bestehend aus dem Widerstandswert<br />

und der zugehörigen Temperatur). Auf Grund der Stützstellen führt der <strong>Regler</strong> die Linearisierung<br />

durch.<br />

Ein weiteres Beispiel für die kundenspezifische Linearisierung ist die Erfassung eines Volumens in<br />

einem Behälter, welcher im unteren Bereich kegelförmig und im oberen Bereich zylindrisch ausgeführt<br />

ist (Abbildung 97).<br />

V [m ] 3<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

h<br />

X X<br />

X<br />

2 4 6 8 10 12 14<br />

Abbildung 97: Ermittlung des Volumens auf Grund des Niveaus<br />

mit Hilfe der kundenspezifischen Linearisierung<br />

V<br />

Das Volumen eines bestimmten Behälters dieser Art ergibt sich in Abhängigkeit des Niveaus gemäß<br />

dem in Abbildung 97 gezeigten Diagramm: Die gekennzeichneten Punkte definiert man im<br />

<strong>Regler</strong> als Stützstellen (anstelle des Niveaus ist das tatsächliche Signal des Sensors z. B. in mA anzugeben).<br />

Der <strong>Regler</strong> verbindet intern die Stützstellen miteinander und bildet zu jeder Zeit aus dem<br />

gemessenen Niveau das entsprechende Volumen.<br />

X<br />

X<br />

X<br />

h [m]<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 111<br />

X


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

7.11 Feuchtemessung<br />

<strong>JUMO</strong> liefert seit Jahrzehnten Sensorik zur Feuchtemessung. Das Spektrum umfasst Feuchtemesswertgeber,<br />

welche nach dem kapazitiven und hygrometrischen Messverfahren arbeiten. Die<br />

entsprechenden Fühler liefern meist Einheits- bzw. Pt-100-Signale.<br />

Viele <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> werden z. B. in die Fleischerei-Industrie geliefert. In dieser Branche kommt weiterhin<br />

das psychrometrische Messverfahren zum Einsatz:<br />

Ablauf<br />

Zulauf<br />

Abbildung 98: Elektrisches Psychrometer<br />

Trockentemperatur<br />

Nasstemperatur<br />

Das elektrische Psychrometer (Abbildung 98) erlaubt durch den unempfindlichen Aufbau gegenüber<br />

anderen Feuchtemessverfahren weitgehend Messungen in verschmutzten, lösungsmittelhaltigen<br />

und aggressiven Gasen.<br />

Die Bestimmung der relativen Feuchte erfolgt durch die Messung von zwei Temperaturen:<br />

- Die Trockentemperatur wird mit einem Widerstandsthermometer gemessen, diese entspricht<br />

der Umgebungstemperatur.<br />

- Im Psychrometer wird ein zweites Widerstandsthermometer mit einem feuchten Tuch verhüllt.<br />

Die sich einstellende Nasstemperatur ist umso geringer, je mehr Wasser verdunstet. Eine höhere<br />

Verdunstung stellt sich ein, wenn die relative Feuchte der Umgebung geringer ist.<br />

Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen relativer Feuchte und Trocken-/Nasstemperatur.<br />

Schließt man beide Temperatursignale an einen <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> an, können einige Geräte aus den<br />

Größen direkt die relative Feuchte bestimmen.<br />

112 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

Tuch<br />

Wasservorrat


7.12 Schnittstellen<br />

<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

<strong>JUMO</strong> liefert für seine <strong>Regler</strong> drei unterschiedliche Arten von Schnittstellen:<br />

Setup-Schnittstelle<br />

Die Konfiguration der Geräte erfolgt in den meisten Fällen über ein zugehöriges Konfigurationsprogramm.<br />

Der Anwender nutzt in diesem Fall die so genannte Setup-Schnittstelle.<br />

Die Verbindung zwischen PC und Gerät erfolgt über das Setupkabel.<br />

Abbildung 99: Prozessregler DICON 500 mit Setupkabel<br />

RS-422-/RS-485-Schnittstelle mit Modbus-Protokoll<br />

Das Modbus-Protokoll ist im Bereich der Visualisierungssysteme sehr verbreitet. Der Anschluss erfolgt<br />

über die genannten seriellen Schnittstellen. <strong>JUMO</strong> liefert eine Visualisierungssoftware (SVS-<br />

2000N), mit der ohne Programmierkenntnisse <strong>JUMO</strong>-Geräte am PC dargestellt und die entsprechenden<br />

Prozessgrößen aufgezeichnet werden.<br />

7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 113


7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />

Abbildung 100: <strong>JUMO</strong> SVS-2000N<br />

PROFIBUS-DP<br />

Häufig sollen <strong>Regler</strong> an eine SPS angebunden werden. Dies geschieht in der Mehrzahl der Anwendungen<br />

über PROFIBUS-DP. Eine Vielzahl der <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> verfügt über die genannte Schnittstelle.<br />

Bemerkung:<br />

Grundlagen zu Bussystemen und Hinweise zur Anbindung von <strong>JUMO</strong>-Geräten vermitteln wir in der<br />

Broschüre „Digitale Schnittstellen und Bussysteme - Grundlagen und praktische Hinweise zur Anbindung<br />

von Feldgeräten“; siehe auch im Internet unter www.jumo.net im Bereich „Support“.<br />

114 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />

Anhang: Verwendete Abkürzungen<br />

Parameter des <strong>Regler</strong>s<br />

An dieser Stelle sind alle Parameter eines <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>s (von der Funktion geordnet) aufgezeigt,<br />

welche die eigentliche <strong>Regler</strong>funktion betreffen. Sie sind im <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> in der Parameterebene<br />

oder im Setup-Programm im Menü „Regelparameter“ zu finden.<br />

PID-Verhalten<br />

XP Tn Tv Proportionalbereich des P-Anteils; englisch: Pb<br />

Nachstellzeit des I-Anteils; englisch: rt<br />

Vorhaltezeit des D-Anteils; englisch: dt<br />

Allgemeine Parameter<br />

Y1 Obere Stellgradbegrenzung des <strong>Regler</strong>ausgangssignal<br />

(Verwendung nicht bei Dreipunktschrittregler)<br />

Y2 Untere Stellgradbegrenzung des <strong>Regler</strong>ausgangssignals<br />

(Verwendung nicht bei Dreipunktschrittregler)<br />

Y0 Arbeitspunktkorrektur eines P-<strong>Regler</strong>s (nur sinnvoll bei P-<strong>Regler</strong>)<br />

Parameter für Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsregler<br />

Cy1 Schaltperiodendauer des ersten binären Ausgangs<br />

(wirksam bei Zwei- und Dreipunktregler, XP1 >0)<br />

Cy2 Schaltperiodendauer des zweiten binären Ausgangs<br />

(wirksam bei Dreipunktregler, XP2 >0)<br />

Tk1 minimale Einschaltdauer des ersten binären <strong>Regler</strong>ausgangs<br />

(wirksam bei Zwei- und Dreipunktregler, XP1 >0)<br />

Tk2 minimale Einschaltdauer des zweiten binären <strong>Regler</strong>ausgangs<br />

(wirksam bei Dreipunktregler, XP2 >0)<br />

XSd1 Schaltdifferenz des ersten binären Ausgangs<br />

(wirksam bei Zwei- und Dreipunktregler, XP1 = 0)<br />

XSd2 Schaltdifferenz des zweiten binären Ausgangs<br />

(wirksam bei Dreipunktregler, XP2 = 0)<br />

XSh Kontaktabstand; englisch: db<br />

Der Kontaktabstand liegt symmetrisch um den Sollwert. Bei Dreipunktreglern werden die<br />

P-Anteile um diesen auseinander geschoben, bei Dreipunktschritt- und Stellungsreglern<br />

erfolgt in diesem Bereich keine Ansteuerung des Motorstellgliedes.<br />

TT Laufzeit des Motorstellgliedes, Einstellung bei Dreipunktschritt- und Stellungsreglern<br />

Anhang: Verwendete Abkürzungen 115


Anhang: Verwendete Abkürzungen<br />

Weitere Formelzeichen<br />

e Regelabweichung (Sollwert - Istwert)<br />

KIS Übertragungsbeiwert der Regelstrecke ohne Ausgleich<br />

KP Proportionalbeiwert des <strong>Regler</strong>s<br />

KS Übertragungsbeiwert oder Verstärkung der Regelstrecke mit Ausgleich<br />

T1, T2 1. und 2. Zeitkonstante einer Strecke 2. Ordnung<br />

Ta Ausregelzeit, nach dieser Zeit gelangt in einem Regelkreis der Istwert dauerhaft<br />

in ein definiertes Band um den Sollwert<br />

Tan Anregelzeit, nach dieser erreicht in einem Regelkreis der Istwert das erste mal<br />

den Sollwert<br />

Tg Ausgleichszeit einer Regelstrecke<br />

TI Integrierzeit eines I-<strong>Regler</strong>s<br />

TK Schwingungsdauer des Istwertes bei XPk (Optimierungsverfahren nach Ziegler/Nichols)<br />

TS Zeitkonstante der Strecke 1. Ordnung<br />

Tt Totzeit einer Regelstrecke<br />

Tu Verzugszeit einer Regelstrecke<br />

Vmax maximale Anstiegsgeschwindigkeit<br />

(Optimierungsverfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit)<br />

w Sollwert, Führungsgröße<br />

x Istwert, Regelgröße<br />

Xmax Überschwingweite<br />

XPk Kritisches XP , bei dem die Regelgröße dauerhaft schwingt<br />

(Optimierungsverfahren nach Ziegler/Nichols)<br />

y Stellgrad, Stellgröße<br />

yH Stellbereich eines <strong>Regler</strong>s, meist 100%<br />

yR Stellgrad eines <strong>Regler</strong>s<br />

z Störgröße<br />

116 Anhang: Verwendete Abkürzungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06


A<br />

Abtastzeit 14<br />

Additive Störgrößenaufschaltung 88<br />

Änderungsgeschwindigkeit 50<br />

Anregelzeit T an 11<br />

Anstiegsgeschwindigkeit 60<br />

Arbeitspunktkorrektur Y0 39<br />

Ausgangsarten von <strong>Regler</strong>n 14<br />

Ausgleichszeit T g 32–33, 59<br />

Ausregelzeit T a 11<br />

B<br />

Bestimmen von Verzugs- und Ausgleichszeit 33<br />

Binärfunktionen 109<br />

Bleibende Regelabweichung 37<br />

Blockstruktur eines PID-<strong>Regler</strong>s 53<br />

D<br />

Dämpfung 48<br />

D-Anteil 47, 50<br />

D-Anteil, praktisch 50<br />

Diagnose 102<br />

direkter Wirksinn 39<br />

Dosierpumpen 16<br />

Drehzahl 65<br />

Dreipunktregler 76<br />

Dreipunktschrittregler 80<br />

Druck 65<br />

Druckmessumformer 13<br />

Durchfluss 65<br />

E<br />

Empirische Methode 62<br />

Endlagenschalter 83<br />

F<br />

Feinregler 92<br />

Feuchtemessung 112<br />

Folgeregler 93<br />

Förderung 65<br />

Führungsregler 93, 95<br />

Führungsverhalten 55<br />

G<br />

geschlossener Regelkreis 9<br />

Grob-/Feinregelung 92<br />

Grobregler 92<br />

Grundlast 85<br />

H<br />

Handbetrieb 83, 109<br />

Hauptregler 93<br />

Hilfsregler 87, 93<br />

Index<br />

I<br />

IGBT-Leistungsumsetzer 17<br />

Induktiver Leitfähigkeits-Messumformer 14<br />

instabiler Regelkreis 56<br />

Integrierzeit T I 41<br />

inverser Wirksinn 39<br />

I-<strong>Regler</strong> 40<br />

Istwertumschaltung 109<br />

K<br />

Kaskadenregelung 93<br />

Konstanthalten von Störgrößen 87<br />

Kontaktabstand X Sh 77, 82, 84<br />

Kontrolle der <strong>Regler</strong>einstellung 63<br />

Kopfmessumformer 12<br />

kritische Periodendauer T K 58<br />

kritisches X P , X Pk 58<br />

Kundenspezifische Linearisierung 111<br />

L<br />

Laufzeit des Stellgliedes 81<br />

Lebensdauer von Relais 73<br />

Leistungsschütz 15<br />

Limitkomparatoren 108<br />

Linearisierung, kundenspezifisch 111<br />

M<br />

Magnetventile 16<br />

Maß für die Regelbarkeit 34<br />

Max. Anstiegsgeschwindigkeit V max 61<br />

Minimale Einschaltdauer T k 74, 79<br />

Motorstellglieder 16, 80<br />

Multiplikative Störgrößenaufschaltung 90<br />

N<br />

Nachstellzeit T n 42<br />

Niveau 65<br />

O<br />

Obere Stellgradbegrenzung Y1 110<br />

Regelungstechnik für den Praktiker 117


Index<br />

P<br />

Parametersätze 55<br />

Parametersatzumschaltung 109<br />

PD-<strong>Regler</strong> 46<br />

pH-Wert 65<br />

PI-<strong>Regler</strong> 43, 50<br />

praktischer D-Anteil 50<br />

P-<strong>Regler</strong> 35<br />

Programmregler 107<br />

Proportionalbeiwert K P 35<br />

Proportionalbeiwert und Proportionalbereich 38<br />

Proportionalbereich X P 36<br />

P-Strecken 25<br />

PT n -Strecken 28<br />

PT t -Strecken 26<br />

R<br />

Rampenfunktion 106<br />

Regelstrecke 9, 21<br />

- mit und ohne Ausgleich 24<br />

- mit Verzögerung 28<br />

Regelung der Schüttgutmenge 27<br />

Regelverhalten 11<br />

- stabil und instabil 56<br />

Registrierfunktion 104<br />

<strong>Regler</strong><br />

- unstetig 67<br />

<strong>Regler</strong>arten 19<br />

<strong>Regler</strong>einstellung<br />

- Kontrolle 63<br />

Ruhestellgrad 99<br />

S<br />

Schaltdifferenz X Sd 68<br />

Schaltgerade 98<br />

Schaltperiodendauer C y 71, 78<br />

Schnittstellen 113<br />

Schwingungsmethode 97<br />

Selbstoptimierung 97<br />

Sensoren und Messumformer 11<br />

Sollwertumschaltung 109<br />

Split-Range-Betrieb 86<br />

Sprungantwortmethode 99<br />

Sprunghöhe 100<br />

Stabiles und instabiles Regelverhalten 56<br />

Startup 102<br />

statische Kennlinie von Regelstrecken 22<br />

Steigungsdreieck 60<br />

Stellglied 9<br />

Stellgliedlaufzeit TT 81, 84<br />

Stellgrad y R 74<br />

Stellgradbegrenzung Y1, Y2 110<br />

Stellgradrückmeldung 84<br />

Stellungsregler 84<br />

Stetigähnliche Dreipunktregler 78<br />

Stetigähnliche <strong>Regler</strong> 67<br />

Stetigähnlicher Zweipunktregler 71<br />

<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 35<br />

Steuerkontakte 107<br />

Störgrößen 21<br />

Störgrößenaufschaltung<br />

- Additiv 90<br />

- Multiplikativ 90<br />

Störverhalten 55<br />

Strecken höherer Ordnung 31<br />

Strecken mit einer Verzögerung 28<br />

Strecken mit Totzeit<br />

- PT t -Strecken 26<br />

Strecken mit Verzögerung<br />

- PT n -Strecken 28<br />

Strecken mit zwei Verzögerungen 30<br />

Strecken ohne Ausgleich 23<br />

Streckenverstärkung 59<br />

Struktur 2 76<br />

T<br />

Teleservice 102<br />

Temperatur 65<br />

Thermostat 68<br />

Thyristor-Leistungsschalter 15<br />

Totzeit T t 26<br />

U<br />

Überschwingweite X max 11<br />

Übertragungsbeiwert der Regelstrecke 23, 27<br />

Übertragungsbeiwert K IS 23<br />

Übertragungsbeiwert K S 25<br />

Unstetige <strong>Regler</strong> 67<br />

Unstetiger Dreipunktregler 77<br />

Unstetiger Zweipunktregler 68<br />

Untere Stellgradbegrenzung Y2 110<br />

V<br />

Verhältnisregler 95<br />

Verhältnissollwert 95<br />

Verzugszeit T u 32, 59<br />

Vorhaltezeit T v 47<br />

W<br />

Wendetangente 33<br />

Widerstandsthermometer 12<br />

118 Regelungstechnik für den Praktiker


Fachliteratur von <strong>JUMO</strong> - lehrreiches für Einsteiger und Praktiker<br />

Nicht nur bei der Herstellung von <strong>JUMO</strong>-Produkten, auch beim späteren Einsatz ist Know-How gefragt.<br />

Deshalb bieten wir unseren Anwendern eigene Publikationen zu Themen der Mess- und Regelungstechnik<br />

an.<br />

Die Publikationen sollen Einsteigern und Praktikern die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete schrittweise<br />

näher bringen. Hierbei werden überwiegend allgemeine Themenbereiche, zum Teil auch <strong>JUMO</strong>-spezifische<br />

Anwendungen, erläutert.<br />

Zusätzlich zur <strong>JUMO</strong>-Fachliteratur, bieten wir Ihnen neben unseren Software-Downloads die Möglichkeit der<br />

direkten Online-Bestellung von Prospekten und CD-ROM-Katalogen.<br />

Elektrische Temperaturmessung<br />

mit Thermoelementen<br />

und Widerstandsthermometern<br />

Matthias Nau<br />

FAS 146<br />

deutsche Ausgabe, gebunden<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00074750<br />

ISBN-13: 978-3-935742-06-1<br />

zum Preis von 14,- EUR netto<br />

Explosionsschutz in Europa<br />

Elektrische Betriebsmittel<br />

Grundlagen, Richtlinien, Normen<br />

Jürgen Kuhlmei<br />

FAS 547<br />

deutsche Ausgabe, gebunden<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00324966<br />

ISBN-10: 3-935742-08-8<br />

ISBN-13: 978-3-935742-08-5<br />

zum Preis von 9,- EUR netto<br />

Informationen zur<br />

Reinstwassermessung<br />

Reinhard Manns, Dr. Jürgen Schleicher<br />

FAS 614<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00369643<br />

kostenfrei<br />

Informationen zur<br />

amperometrischen Messung<br />

von freiem Chlor, Chlordioxid<br />

und Ozon in Wasser<br />

Dr. Jürgen Schleicher<br />

FAS 619<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00394969<br />

kostenfrei<br />

Regelungstechnik für den Praktiker<br />

Manfred Schleicher<br />

FAS 525<br />

deutsche Ausgabe, gebunden<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00314836<br />

ISBN-13: 978-3-935742-00-2<br />

zum Preis von 14,- EUR netto<br />

Digitale Schnittstellen u. Bussysteme<br />

Grundlagen und praktische Hinweise<br />

zur Anbindung von Feldgeräten<br />

Manfred Schleicher<br />

FAS 603<br />

deutsche Ausgabe, gebunden<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00339287<br />

ISBN-10: 3-935742-02-9<br />

ISBN-13: 978-3-935742-02-3<br />

zum Preis von 9,- EUR netto<br />

Informationen zur<br />

Redoxspannungsmessung<br />

Matthias Kremer, Ulrich Braun,<br />

Dr. Jürgen Schleicher<br />

FAS 615<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00373848<br />

kostenfrei<br />

Elektronische Leistungssteller<br />

Manfred Schleicher, Winfried Schneider<br />

FAS 620<br />

deutsche Ausgabe, gebunden<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00398728<br />

ISBN-13: 978-3-935742-04-7<br />

zum Preis von 9,- EUR netto


Fachliteratur von <strong>JUMO</strong> - lehrreiches für Einsteiger und Praktiker<br />

Informationen zur pH-Messung<br />

Dr. Jürgen Schleicher<br />

FAS 622<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00403231<br />

kostenfrei<br />

Messunsicherheit einer<br />

Temperaturmesskette<br />

mit Beispielrechnungen<br />

Gerd Scheller<br />

FAS 625<br />

deutsche Ausgabe, gebunden<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00413510<br />

ISBN-13: 978-3-935742-12-2<br />

zum Preis von 3,- EUR netto<br />

Funktionale Sicherheit SIL<br />

Dr. Thomas Reus<br />

FAS 630<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00463374<br />

kostenfrei<br />

Besuchen Sie unsere deutsche Website auf www.jumo.de (für Österreich www.jumo.at, für die Schweiz<br />

www.jumo.ch) und überzeugen Sie sich von der umfangreichen Produktpalette für die verschiedensten Einsatzgebiete.<br />

Dort finden Sie weitere Informationen und die dazugehörigen Ansprechpartner für Ihre Wünsche,<br />

Fragen, Anregungen und Bestellungen.<br />

Kataloge auf CD-ROM<br />

Informationen zur<br />

Leitfähigkeitsmessung<br />

Reinhard Manns, Dr. Jürgen Schleicher<br />

FAS 624<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00411335<br />

kostenfrei<br />

Informationen zur Messung<br />

von Wasserstoffperoxid/<br />

Peressigsäure<br />

Dr. Jürgen Schleicher<br />

FAS 628<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00420695<br />

kostenfrei<br />

Informationen zur<br />

Ammoniakmessung in Wasser<br />

Dr. Jürgen Schleicher<br />

FAS 631<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00481786<br />

kostenfrei<br />

Unsere Kataloge sind - außer in gedruckten Versionen - auch in digitaler Form erhältlich.<br />

Die CD-ROM mit deutschen oder englischen Daten enthalten strukturierte Kataloge im pdf-Format, die<br />

<strong>JUMO</strong>-Produktübersicht, die Kontaktadressen der <strong>JUMO</strong>-Ansprechpartner sowie den kostenlosen Download<br />

des Acrobat Readers.<br />

<strong>JUMO</strong> Produkte + Preise<br />

deutsche Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00397668<br />

kostenfrei<br />

<strong>JUMO</strong> Products<br />

englische Ausgabe<br />

Verkaufs-Artikel-Nr.: 00404116<br />

kostenfrei

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