3 Stetige Regler - JUMO
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3 Stetige Regler - JUMO
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Regelungstechnik<br />
für den Praktiker<br />
Manfred Schleicher
Vorwort und Hinweise zum Inhalt dieser Broschüre<br />
Bezüglich der Regelungstechnik ist eine Vielzahl von Büchern und Abhandlungen erhältlich, welche<br />
häufig sehr theoretisch und schwer verständlich sind. Diese Broschüre führt Mitarbeiter aus<br />
Planung, Inbetriebnahme und Service praxisnah an das Gebiet der Regelungstechnik heran.<br />
Der Leser sollte eine technische Ausbildung besitzen oder anderweitig vorgebildet sein.<br />
Die Erklärungen sind praxisnah und werden durch Beispiele unterstützt. Wir verwenden keine höhere<br />
Mathematik, sondern greifen auf Faustformeln zurück und wollen ein Gefühl für die Regelungstechnik<br />
vermitteln. Auch wenn gelegentlich (Kapitel 1 und 7) auf die Technik von <strong>JUMO</strong> eingegangen<br />
wird, sind die meisten Erklärungen allgemein gültig.<br />
Zu Ihrer Orientierung geben wir an dieser Stelle eine kurze Information zur Gliederung dieses<br />
Buches:<br />
In Kapitel 1 vermitteln wir allgemeine Grundlagen zur Regelungstechnik. Nach den Hinweisen zum<br />
geschlossen Regelkreis und dem Regelverhalten, stellen wir unterschiedliches Equipment vor.<br />
Kapitel 2 stellt unterschiedliche Regelstrecken vor und informiert, wie eine Strecke charakterisiert<br />
werden kann.<br />
Nach Lesen von Kapitel 3 sollte der Leser prinzipiell in der Lage sein, mit den Parametern eines<br />
PID-<strong>Regler</strong>s (XP , Tn und Tv ) umzugehen.<br />
In Kapitel 4 stellen wir unterschiedliche Optimierungsverfahren vor und nennen die <strong>Regler</strong>strukturen,<br />
welche für unterschiedliche Regelgrößen in Frage kommen.<br />
Informationen zur Arbeitsweise und Konfiguration von Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschrittund<br />
Stellungsreglern werden in Kapitel 5 gegeben.<br />
Kapitel 6 erklärt spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen - wie beispielsweise die Kaskadenregelung -, welche<br />
funktionelle oder kommerzielle Vorteile mit sich bringen.<br />
<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> beinhalten weitere Funktionen, Kapitel 7 erklärt beispielsweise die Selbstoptimierung<br />
oder die Programmreglerfunktion.<br />
Seminare zur Regelungstechnik<br />
Zu der Thematik werden von uns zum Zeitpunkt dieser Ausgabe drei unterschiedliche Seminare<br />
angeboten. Als Arbeitsunterlage für die praxisnahen Schulungen nutzen wir die vorliegende Broschüre.<br />
Die Teilnehmer haben neben dem theoretischen Teil Gelegenheit, zu den einzelnen Kapiteln<br />
Workshops an Regelstrecken durchzuführen.<br />
Sie erhalten weitere Informationen über unsere Homepage www.jumo.net im Bereich Support oder<br />
rufen uns einfach an.
Wir wünschen Ihnen an dieser Stelle viel Freude beim Lesen dieser Broschüre und hoffen, dass Sie<br />
die gewünschte Information erhalten. Ihre Anregungen nehmen wir gerne entgegen.<br />
Fulda, im Februar 2006<br />
Manfred Schleicher<br />
Bemerkung:<br />
Diese Broschüre wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Für mögliche Irrtümer übernehmen<br />
wir keine Gewähr. Maßgebend sind in jedem Fall die Betriebsanleitungen zu den entsprechenden<br />
Geräten.<br />
<strong>JUMO</strong> GmbH & Co. KG<br />
Moritz-Juchheim-Straße 1<br />
36039 Fulda, Germany<br />
Telefon: +49 661 6003-396<br />
Telefax: +49 661 6003-500<br />
E-Mail: manfred.schleicher@jumo.net<br />
Internet: www.jumo.net<br />
Nachdruck mit Quellennachweis gestattet!<br />
Teilenummer: 00314836<br />
Buchnummer: FAS 525<br />
Druckdatum: 02.06<br />
ISBN: 978-3-935742-00-9
Inhalt<br />
1 Grundbegriffe ................................................................................... 9<br />
1.1 Der geschlossene Regelkreis ............................................................................ 9<br />
1.2 Das Regelverhalten .......................................................................................... 11<br />
1.3 Erfassung des Istwertes/Sensoren und Messumformer .............................. 11<br />
1.3.1 Die Abtastzeit ...................................................................................................... 14<br />
1.4 Ausgangsarten von <strong>Regler</strong>n ............................................................................ 14<br />
1.5 Stellglieder ......................................................................................................... 15<br />
1.5.1 Stellglieder für binäre Ansteuerung .................................................................... 15<br />
1.5.2 Stellglieder für stetige Ansteuerung .................................................................... 17<br />
1.6 <strong>Regler</strong>arten ........................................................................................................ 19<br />
1.7 <strong>JUMO</strong>-Kompaktregler ...................................................................................... 19<br />
2 Die Regelstrecke ............................................................................ 21<br />
2.1 Allgemeines zur Regelstrecke ......................................................................... 21<br />
2.2 Strecken mit und ohne Ausgleich ................................................................... 22<br />
2.2.1 Strecken mit Ausgleich ....................................................................................... 22<br />
2.2.2 Strecken ohne Ausgleich .................................................................................... 23<br />
2.3 Strecken(anteile) mit P-Verhalten, Totzeit und Verzögerungen .................... 25<br />
2.3.1 P-Strecken .......................................................................................................... 25<br />
2.3.2<br />
2.3.3<br />
Strecken mit Totzeit: PTt -Strecken .................................................................... 26<br />
Strecken mit Verzögerung: PTn-Strecken ........................................................... 28<br />
2.4 Aufnahme der Sprungantwort für Strecken<br />
mit mindestens zwei Verzögerungen und Totzeit .......................................... 32<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> ................................................................................. 35<br />
3.1 P-<strong>Regler</strong> ............................................................................................................. 35<br />
3.1.1 Der Proportionalbereich ...................................................................................... 36<br />
3.2 I-<strong>Regler</strong> .............................................................................................................. 40<br />
3.3 PI-<strong>Regler</strong> ............................................................................................................ 43<br />
3.4 PD-<strong>Regler</strong> .......................................................................................................... 46<br />
3.4.1 Der praktische D-Anteil - Das DT1-Element ....................................................... 50<br />
3.5 PID-<strong>Regler</strong> ......................................................................................................... 52<br />
3.5.1 Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s ........................................................................... 53<br />
Regelungstechnik für den Praktiker
Inhalt<br />
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren .............. 55<br />
4.1 Führungsverhalten/Störverhalten ................................................................... 55<br />
4.2 Stabiles und instabiles Regelverhalten ........................................................... 56<br />
4.3 Die Optimierungsverfahren .............................................................................. 57<br />
4.3.1 Die Schwingungsmethode nach Ziegler und Nichols ......................................... 57<br />
4.3.2 Verfahren nach der Streckensprungantwort<br />
nach Chien, Hrones und Reswick ....................................................................... 58<br />
4.3.3 Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit ..................................................... 60<br />
4.3.4 Empirische Methode zur Ermittlung der Regelparameter .................................. 62<br />
4.3.5 Kontrolle der <strong>Regler</strong>einstellung für PID-Struktur ................................................ 63<br />
4.4 Welche <strong>Regler</strong>struktur kommt für unterschiedliche Regelgrößen<br />
zum Einsatz? ..................................................................................................... 65<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> .......................................................................... 67<br />
5.1 Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong> .............................................................. 67<br />
5.2 Der Unstetige Zweipunktregler ....................................................................... 68<br />
5.2.1 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung .................................. 69<br />
5.2.2 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke höherer Ordnung ......................... 70<br />
5.3 Stetigähnliche Zweipunktregler: Der Proportionalregler .............................. 71<br />
5.3.1 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Zweipunktreglers ............................... 74<br />
5.4 Der Dreipunktregler .......................................................................................... 76<br />
5.4.1 Der Unstetige Dreipunktregler ............................................................................ 77<br />
5.4.2 Der Stetigähnliche Dreipunktregler ..................................................................... 78<br />
5.4.3 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers ................................ 79<br />
5.5 <strong>Regler</strong> zum Ansteuern von Motorstellgliedern .............................................. 80<br />
5.5.1 Der Dreipunktschrittregler ................................................................................... 80<br />
5.5.2 Der Stellungsregler ............................................................................................. 84<br />
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen ............. 85<br />
6.1 Grundlast ........................................................................................................... 85<br />
6.2 Split-Range-Betrieb .......................................................................................... 86<br />
6.3 Konstanthalten von Störgrößen ...................................................................... 87<br />
6.4 Additive und Multiplikative Störgrößenaufschaltung .................................... 88<br />
6.4.1 Additive Störgrößenaufschaltung ....................................................................... 88<br />
6.4.2 Multiplikative Störgrößenaufschaltung ............................................................... 90<br />
6.5 Grob-/Feinregelung .......................................................................................... 92<br />
6.6 Kaskadenregelung ............................................................................................ 93<br />
6.7 Verhältnisregelung ............................................................................................ 95<br />
Regelungstechnik für den Praktiker
Inhalt<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n ..................................................... 97<br />
7.1 Die Selbstoptimierung ...................................................................................... 97<br />
7.1.1 Schwingungsmethode ........................................................................................ 97<br />
7.1.2 Sprungantwortmethode ...................................................................................... 99<br />
7.1.3 Weitere Informationen zu den Optimierungsverfahren ..................................... 100<br />
7.2 Startup und Teleservice/Diagnose ................................................................ 102<br />
7.3 Registrierfunktion ........................................................................................... 104<br />
7.4 Rampenfunktion .............................................................................................. 106<br />
7.5 Programmregler .............................................................................................. 107<br />
7.6 Limitkomparatoren ......................................................................................... 108<br />
7.7 Binärfunktionen ............................................................................................... 109<br />
7.8 Handbetrieb ..................................................................................................... 109<br />
7.9 Stellgradbegrenzung ...................................................................................... 110<br />
7.10 Kundenspezifische Linearisierung ................................................................ 111<br />
7.11 Feuchtemessung ............................................................................................ 112<br />
7.12 Schnittstellen .................................................................................................. 113<br />
Anhang: Verwendete Abkürzungen ............................................ 115<br />
Regelungstechnik für den Praktiker
Inhalt<br />
Regelungstechnik für den Praktiker
Grundbegriffe<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
1 Grundbegriffe<br />
Dieses Kapitel vermittelt einige Grundlagen zur Regelungstechnik und erklärt verschiedene Komponenten.<br />
Wir beginnen mit dem geschlossenen Regelkreis und definieren das Regelverhalten.<br />
Weiterhin stellen wir unterschiedliche Sensorik, Stellglieder und <strong>Regler</strong>, teilweise auch am Beispiel<br />
von <strong>JUMO</strong>-Komponenten, vor.<br />
1.1 Der geschlossene Regelkreis<br />
Der geschlossene Regelkreis besteht aus der Regelstrecke, einem <strong>Regler</strong> und Stellglied:<br />
w<br />
x<br />
<strong>Regler</strong><br />
Abbildung 1: Der geschlossene Regelkreis<br />
y<br />
R<br />
Energie<br />
Stellglied<br />
Abbildung 1 zeigt ein Beispiel für einen geschlossenen Regelkreis: einen Gas betriebenen Ofen.<br />
Regelstrecke<br />
Die Regelstrecke ist der Anlagenteil, in welchem die Regelgröße (x) konstant gehalten werden soll.<br />
In unserem Beispiel ist die Regelgröße oder der Istwert eine Temperatur, diese wird meist mit einem<br />
Widerstandsthermometer oder Thermoelement gemessen und an einen Eingang des <strong>Regler</strong>s<br />
angeschlossen.<br />
In Regelkreisen kann der Istwert durch den Stellgrad (y) beeinflusst werden.<br />
Der Stellgrad ist eine Energie und liegt in unserem Beispiel als Gasfluss vor.<br />
Stellglied<br />
Der <strong>Regler</strong> kann den Stellgrad in den meisten Fällen nicht direkt steuern, aus diesem Grund finden<br />
Stellglieder Verwendung. Stellglieder werden von einem <strong>Regler</strong> mit dem <strong>Regler</strong>stellgrad yR angesteuert.<br />
In unserem Beispiel findet als Stellglied ein Gasventil Verwendung.<br />
Gibt der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 100% vor, gelangt die maximale Menge an Gas in die Regelstrecke.<br />
Entsprechend wird bei 50% <strong>Regler</strong>stellgrad die halbe Gasmenge in die Strecke geführt.<br />
<strong>Regler</strong><br />
Der <strong>Regler</strong> bringt durch seinen <strong>Regler</strong>stellgrad (liegt im Beispiel zwischen 0 ... 100%) den Istwert<br />
auf den am <strong>Regler</strong> eingestellten Sollwert (w). Der Unterschied zwischen Soll- und Istwert (w - x)<br />
wird als Regelabweichung e bezeichnet.<br />
Ändert sich eine Störgröße z, wird die Regelgröße in unerwünschter Weise beeinflusst.<br />
Lesen Sie mehr über Störgrößen in Kapitel 2 „Die Regelstrecke“.<br />
y<br />
z<br />
Regelstrecke<br />
Sensor<br />
1 Grundbegriffe 9
1 Grundbegriffe<br />
Aus den Erklärungen können wir entnehmen, dass in einem Regelkreis zwischen dem <strong>Regler</strong>stellgrad<br />
(Ausgangssignal des <strong>Regler</strong>s) und dem Stellgrad (Energie in die Strecke) unterschieden wird.<br />
Für den Regelungstechniker ist wichtig, wie viel Prozent Leistung in den Prozess gelangt.<br />
Aus diesem Grund ist der <strong>Regler</strong>stellgrad yR die für ihn entscheidende Größe.<br />
Abbildung 2 zeigt das <strong>Regler</strong>bild eines <strong>JUMO</strong> IMAGO 500.<br />
Die wichtigsten Größen sind im Bild dargestellt:<br />
Abbildung 2: <strong>Regler</strong>bild <strong>JUMO</strong> IMAGO 500<br />
In diesem Kapitel wurden uns einige regelungstechnische Größen mit ihren Abkürzungen vorgestellt.<br />
Weiterhin ist ein Großteil der in diesem Buch verwendeten Abkürzungen mit einer kurzen Erklärung<br />
im „Anhang: Verwendete Abkürzungen“ abgedruckt.<br />
10 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
1.2 Das Regelverhalten<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
1 Grundbegriffe<br />
Bezüglich des <strong>Regler</strong>s müssen geeignete Parameter für sein Regelverhalten gefunden werden.<br />
Was für ein Ergebnis wird von dem <strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis erwartet, wenn z. B. ein<br />
neuer Sollwert vorgegeben wird?<br />
w<br />
w<br />
x<br />
2<br />
1<br />
t0<br />
Tan<br />
X max<br />
Ta<br />
Abbildung 3: Kriterien für das Regelverhalten<br />
Es wird einige Zeit dauern, bis sich der Istwert dauerhaft in einem Band um den Sollwert herum befindet<br />
(+/- Δx). Diese Zeit wird Ausregelzeit (Ta ) genannt. Wie groß das Band ist, liegt prinzipiell an<br />
den Anforderungen der Regelung.<br />
Kommt es bei der Vorgabe eines neuen Sollwertes zum Überschwingen, bezeichnet man den maximalen<br />
Abstand des Istwertes vom Sollwert als Überschwingweite (Xmax ). Die Zeit, in der der Istwert<br />
erstmalig den Sollwert erreicht, wird als Anregelzeit (Tan ) bezeichnet.<br />
Wir werden in diesem Buch ausschließlich Überschwingweite und Ausregelzeit betrachten.<br />
An dieser Stelle kann man bereits erwähnen, dass ein Regelkreis um so besser arbeitet, je kleiner<br />
die Werte für Ta und Xmax sind.<br />
1.3 Erfassung des Istwertes/Sensoren und Messumformer<br />
+/- � x<br />
Auf dem Gebiet der Elektrischen Temperaturmessung wird sehr häufig mit Widerstandsthermometern<br />
(z. B. Pt 100) gearbeitet. Diese besitzen einen temperaturabhängigen Widerstand, die gültigen<br />
Kennlinien sind bekannt. Am <strong>Regler</strong> muss der genutzte Eingang hinsichtlich des Widerstandsthermometers<br />
softwaremäßig angepasst und die entsprechende Kennlinie aktiviert werden.<br />
In <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n sind Kennlinien von unterschiedlichen Widerstandsthermometern abgelegt.<br />
Ist die entsprechende Kennlinie aktiviert, wandelt der <strong>Regler</strong> das gemessene Widerstandssignal in<br />
die zugehörige Temperatur.<br />
Weiterhin kommen, vor allem bei höheren Temperaturen, Thermoelemente zum Einsatz, welche bei<br />
steigenden Temperaturen höhere Spannungen ausgeben. Auch hier erfolgt die Linearisierung<br />
durch die <strong>Regler</strong>.<br />
1 Grundbegriffe 11<br />
t
1 Grundbegriffe<br />
Abbildung 4: Widerstandsthermometer und Thermoelemente von <strong>JUMO</strong><br />
Z. B. bei großen Strecken zwischen Sensor und <strong>Regler</strong> erfolgt der Einsatz von Temperaturmessumformern.<br />
Diese liefern aufgrund des am Eingang angeschlossenen Widerstandsthermometers/<br />
Thermoelementes ein bereits linearisiertes Ausgangssignal (z. B. 4 ... 20mA). Am <strong>Regler</strong> ist dieses<br />
Signal dann lediglich mit den Einstellungen Anzeigeanfang und -ende zu skalieren:<br />
Abbildung 5: Kopfmessumformer <strong>JUMO</strong> dTRANS T01<br />
zum Anschluss an Widerstandsthermometer oder Thermoelemente<br />
12 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
Abbildung 6: Vierdraht-Messumformer <strong>JUMO</strong> dTRANS T02 LCD mit Display<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
1 Grundbegriffe<br />
Weiterhin bietet <strong>JUMO</strong> unterschiedliche Ausführungen von Druckmessumformern an, die ebenfalls<br />
ein lineares Ausgangssignal liefern.<br />
Abbildung 7: Druckmessumformer <strong>JUMO</strong> MIDAS und dTRANS p02<br />
Abschließend sei erwähnt, dass <strong>JUMO</strong> eine Vielzahl von Sensoren und Umformern zur Messung<br />
von analytischen Größen produziert (pH-Wert, Redoxpotenzial, Leitfähigkeit, Gelöst-Sauerstoff<br />
etc.)<br />
1 Grundbegriffe 13
1 Grundbegriffe<br />
Abbildung 8: Induktiver Leitfähigkeits-Messumformer <strong>JUMO</strong> CTI-500 und<br />
Einstabmesskette <strong>JUMO</strong> tecLine pH<br />
1.3.1 Die Abtastzeit<br />
Die genanten Messumformer arbeiten auf Basis von Mikroprozessoren, welche Rechenzeit benötigen.<br />
Der Messwert wird über den Sensor erfasst, intern verarbeitet und als Analogwert ausgegeben.<br />
Nach dem Aktualisieren des Ausgangs wird das Eingangssignal erneut erfasst.<br />
Die Zeit zwischen dem Einlesen des Eingangs wird als Abtastzeit bezeichnet.<br />
Bei <strong>Regler</strong>n ist die Abtastzeit besonders bei der Verarbeitung des Istwertes von Bedeutung.<br />
In diesem Fall beschreibt sie die Zeit vom Einlesen des Eingangs, der Berechnung und Ausgabe<br />
des Stellgrads bis zum erneuten Erfassen des Signals.<br />
Typische Abtastzeiten von <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n liegen im Bereich von 50 ... 250ms. Für die meisten Regelungen<br />
in der Prozesstechnik sind bereits 250ms ausreichend. Für sehr schnelle Vorgänge (z. B.<br />
im Bereich der Druckmesstechnik) muss der <strong>Regler</strong> mit einer sehr geringen Abtastzeit arbeiten.<br />
1.4 Ausgangsarten von <strong>Regler</strong>n<br />
Bei Regelungen von Temperaturen kommen als Ausgänge sehr häufig Relais zum Einsatz.<br />
Die angesteuerten Kontakte sind meist als Wechsler, gelegentlich aber auch als Schließer ausgeführt.<br />
Der <strong>Regler</strong> steuert z. B. ein Leistungsschütz an, welches wiederum die Energie in den Prozess<br />
führt.<br />
Um bei relativ schnellen Temperaturregelstrecken ein befriedigendes Ergebnis in der Regelgenauigkeit<br />
zu erhalten, muss der binäre Ausgang entsprechend oft schalten. Ein mechanisches Bauteil<br />
wäre in diesem Fall relativ früh verschlissen. Aus diesem Grund liefert <strong>JUMO</strong> <strong>Regler</strong> mit Halbleiterrelais-<br />
und Logikausgängen zum Schalten von z. B. 230V AC bzw. zur Ausgabe von 24V.<br />
Im Fall von schnellen Regelstrecken (Druck, Durchfluss, Drehzahl etc.) ist es meist nicht möglich,<br />
eine Ansteuerung mit einem binären Signal vorzunehmen - dies hätte ein Schwanken der Regelgröße<br />
zur Folge. Für diese Anwendungen können die <strong>Regler</strong> mit stetigen Ausgängen bestückt<br />
werden, welche wahlweise Spannungs- oder Stromsignale liefern.<br />
14 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
1.5 Stellglieder<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
1 Grundbegriffe<br />
Der <strong>Regler</strong> liefert meist nicht direkt den Stellgrad für die Regelstrecke, sondern steuert mit seinem<br />
<strong>Regler</strong>stellgrad ein Stellglied. Das Stellglied liefert nun proportional zum Steuersignal die Energie<br />
für den Prozess. An dieser Stelle wollen wir uns einige wichtige Stellglieder ansehen:<br />
1.5.1 Stellglieder für binäre Ansteuerung<br />
Das einfachste Stellglied, welches mit einem binären Ausgangssignal des <strong>Regler</strong>s (24V DC,<br />
230V AC etc.) angesteuert wird, ist ein Leistungsschütz. Schließt der <strong>Regler</strong> seinen Kontakt, zieht<br />
das Schütz an und die elektrische Energie gelangt in die Regelstrecke. Leistungsschütze eignen<br />
sich für langsame Prozesse, welche keine hohe Schalthäufigkeit benötigen.<br />
Müssen für schnellere Regelstrecken höhere Schalthäufigkeiten erfolgen, wird der Einsatz von<br />
elektronischen Schaltern notwendig. Ein Beispiel hierfür sind Thyristor-Leistungsschalter.<br />
Diese werden (z. B. bei der gezeigten Modellserie TYA) mit Spannungen im Bereich von<br />
4 ... 32V DC vom <strong>Regler</strong> angesteuert und können Spannungen bis zu 660Veff schalten.<br />
Die Schaltung erfolgt ohne Mechanik. Aus diesem Grund kann die Schalthäufigkeit sehr hoch gewählt<br />
werden. Es muss die Tatsache berücksichtigt werden, dass zum einen die Schalter im durchgeschalteten<br />
Zustand eine Verlustleistung besitzen und zum anderen die Last im Fall eines geschlossenen<br />
Schalters nicht spannungsfrei ist (Leckströme fließen).<br />
Abbildung 9: <strong>JUMO</strong> Thyristor-Leistungsschalter der Serie TYA<br />
1 Grundbegriffe 15
1 Grundbegriffe<br />
Im Bereich der Analysenmesstechnik kommen häufig Dosierpumpen zum Einsatz.<br />
Diese Stellglieder erwarten an ihrem Eingang Impulse. Mit jedem Impuls geben die Dosierpumpen<br />
eine bestimmte Menge an Flüssigkeit ab. Der <strong>Regler</strong> erhöht bei steigenden Stellgraden die Impulsfrequenz<br />
an seinem Ausgang. <strong>JUMO</strong> liefert <strong>Regler</strong> für die Ansteuerung von Dosierpumpen.<br />
Abbildung 10: Dosierpumpe<br />
Magnetventile werden durch einen <strong>Regler</strong> entweder vollständig geöffnet oder sind im Ruhezustand<br />
geschlossen.<br />
Motorstellglieder werden über zwei Relais eines <strong>Regler</strong>s angesteuert:<br />
Während der Zeit, in der Relais 1 Spannung auf die entsprechende Leitung führt, wird das Stellglied<br />
(in Abbildung 11 ein Ventil) aufgefahren. Entsprechend fährt Relais 2 das Stellglied zu.<br />
Der Vorteil dieses Stellgliedes: Bei vorhandenem Stellmotor kann dieser relativ einfach mit dem eigentlichen<br />
Stellglied (Ventil, Klappe, Schieber etc.) ausgestattet werden. Ein Aufbau kann einfach<br />
erfolgen. Auch wenn das Motorstellglied mit einem binären Signal angesteuert wird, liefert es einen<br />
stetigen Stellgrad.<br />
Lesen Sie mehr zu diesen Stellgliedern und den in Frage kommenden <strong>Regler</strong>n in Kapitel 5.5.1 „Der<br />
Dreipunktschrittregler“ und Kapitel 5.5.2 „Der Stellungsregler“.<br />
Gas<br />
Abbildung 11: Motorstellglied schematisch,<br />
bestehend aus Stellmotor und Ventil als Stellglied<br />
Auf<br />
Zu<br />
16 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
M
1.5.2 Stellglieder für stetige Ansteuerung<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
1 Grundbegriffe<br />
In vielen Anwendungen muss der Stellgrad stetig vorliegen. Ein Grund ist z. B., dass sich bei sehr<br />
schnellen Regelstrecken bei binärer Ansteuerung kein stabiler Istwert einstellt.<br />
Für die stetige Ansteuerung mit elektrischer Energie stellt <strong>JUMO</strong> zwei Arten von (quasi) stetigen<br />
Stellgliedern zur Verfügung:<br />
Abbildung 12: Thyristor-Leistungssteller und<br />
IGBT-Leistungsumsetzer mit Amplitudenregelung<br />
Dem Thyristor-Leistungssteller wird neben der Netzspannung das Steuersignal des <strong>Regler</strong>s aufgeschaltet.<br />
Er arbeitet, vereinfacht ausgedrückt, als sehr schneller Schalter und erhöht seine relative<br />
Einschaltdauer proportional zum Stellgrad des <strong>Regler</strong>s.<br />
Der Thyristor-Leistungssteller kann in zwei Betriebsarten arbeiten:<br />
Im Impulsgruppenbetrieb schaltet er immer eine bestimmte Anzahl von Netzvollwellen auf die Last,<br />
während er den Rest sperrt (Abbildung 13):<br />
U Last<br />
Abbildung 13: Ausgangssignal eines Thyristor-Leistungsstellers im Impulsgruppenbetrieb<br />
bei 60% Stellgrad<br />
Die Zeit des Ein- und Ausschaltens ist so gering, dass bei vielen Regelstrecken die Ansteuerung<br />
als stetig betrachtet werden kann.<br />
�t<br />
1 Grundbegriffe 17
1 Grundbegriffe<br />
Für schnellere Regelstrecken (z. B. Regelung der Lichtstärke) kann der Thyristor-Leistungssteller in<br />
den Phasenanschnittbetrieb geschaltet werden: Hier schaltet er immer einen Teil der Halbwellen<br />
auf die Last und verkleinert mit größerem Stellgrad den Steuerwinkel α (Abbildung 14).<br />
Abbildung 14: Ausgangssignal eines Thyristor-Leistungsstellers<br />
im Phasenanschnittbetrieb<br />
Der IGBT-Leistungsumsetzer mit Amplitudenregelung ist gegenüber dem Thyristor-Leistungssteller<br />
ein echtes stetiges Stellglied: Er variiert die Amplitude seiner Ausgangsspannung proportional<br />
zu dem vom <strong>Regler</strong> geforderten Stellgrad.<br />
U<br />
U/ I<br />
ULast<br />
a = 45°<br />
U<br />
Abbildung 15: Amplitudenregelung beim IGBT-Leistungsumsetzer<br />
U~<br />
Last<br />
Netzspannung<br />
Lastspannung<br />
Für die stetige Steuerung von Gasen oder Flüssigkeiten stehen Proportionalventile zur Verfügung.<br />
Diese öffnen sich proportional zum Steuersignal (z. B. 4 ... 20mA).<br />
18 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
wt<br />
wt<br />
wt
1.6 <strong>Regler</strong>arten<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
1 Grundbegriffe<br />
Die beschriebenen Stellglieder benötigen bestimmte <strong>Regler</strong>arten, welche wir an dieser Stelle vorstellen:<br />
<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> liefern ein stetiges Ausgangssignal (typisch 0/4 ... 20mA oder 0/2 ... 10V).<br />
Ihr Stellgrad kann im Bereich von 0 ...100% liegen, wobei sich das Ausgangssignal proportional<br />
zum Stellgrad verhält.<br />
Zweipunktregler besitzen einen schaltenden oder binären Ausgang. Obwohl dieser entweder die<br />
volle Leistung oder keine Leistung in die Regelstrecke führt, kann ein Stellgrad von 0 ... 100% ausgegeben<br />
werden: Die <strong>Regler</strong> variieren proportional zum Stellgrad die relative Einschaltdauer der<br />
Ausgänge.<br />
Dreipunktregler kann man sich als zwei Einzelregler vorstellen: Ein <strong>Regler</strong> steuert z. B. das Stellglied<br />
für die Heizung mit einem Ausgang, während der zweite <strong>Regler</strong> mit einem zweiten Ausgang<br />
eine Kühlung aktiviert.<br />
Dreipunktschritt- und Stellungsregler sind für die Ansteuerung von Motorstellgliedern geeignet.<br />
Zwei Ausgänge des <strong>Regler</strong>s steuern entsprechend über den Stellmotor das Stellglied auf und zu.<br />
1.7 <strong>JUMO</strong>-Kompaktregler<br />
<strong>JUMO</strong> liefert vier Hauptserien von Kompaktreglern und weiterhin spezielle Branchengeräte.<br />
Stellvertretend sollen hier einige Eigenschaften des günstigsten <strong>Regler</strong>s (Serie iTRON) und des<br />
<strong>Regler</strong>s mit dem größten Funktionsumfang (IMAGO 500) dargestellt werden.<br />
Abbildung 16: <strong>JUMO</strong> iTRON<br />
<strong>Regler</strong> der Serie <strong>JUMO</strong> iTRON können als Zwei- oder Dreipunktregler konfiguriert werden. Zur Erfassung<br />
des Istwertes kann ein Sensor (Widerstandsthermometer bzw. Thermoelement) oder ein<br />
Einheitssignal angeschlossen werden. Der <strong>Regler</strong> verfügt über binäre Ausgänge, welche den <strong>Regler</strong>stellgrad<br />
oder das Ergebnis einer Überwachung des Istwertes ausgeben. Im sogenannten Automatikbetrieb<br />
zeigt der <strong>Regler</strong> auf seiner Anzeige den Istwert. Mit binären Eingängen können Binärfunktionen,<br />
wie z. B. eine Sollwertumschaltung, ausgelöst werden. Über Tasten bzw. mit einem zugehörigen<br />
Setup-Programm kann das Gerät konfiguriert werden.<br />
1 Grundbegriffe 19
1 Grundbegriffe<br />
Folgend möchten wir einen kleinen Überblick bezüglich des <strong>Regler</strong>s <strong>JUMO</strong> IMAGO 500 geben:<br />
Abbildung 17: Kundenbild <strong>JUMO</strong> IMAGO 500<br />
Der <strong>JUMO</strong> IMAGO 500 ist ein 8-Kanalregler und der Anschluss von acht Sensoren ist möglich. Es<br />
können alle <strong>Regler</strong>arten, die in Kapitel 1.6 „<strong>Regler</strong>arten“ aufgeführt sind, definiert werden. Er ist<br />
modular aufgebaut: Baugruppen können nachbestückt oder ausgetauscht werden. Für dieses Gerät<br />
ist eine Modbus- oder PROFIBUS-DP-Anbindung möglich. Es können Relaismodule angeschlossen<br />
werden, durch die insgesamt bis zu 28 Ausgänge zur Verfügung stehen. Der <strong>Regler</strong> kann<br />
eine Datenaufzeichnung durchführen und die Messwerte können über eine Schnittstelle von einem<br />
PC abgefragt werden. Durch frei definierbare Kundenbilder (Abbildung 17) und Texte kann ein starker<br />
Bezug zur Anlage hergestellt werden. Mit Hilfe von verschiedenen Funktionen übernimmt der<br />
<strong>Regler</strong> Steuerungsaufgaben.<br />
20 1 Grundbegriffe <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
Die Regelstrecke<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
2 Die Regelstrecke<br />
Dieses Kapitel behandelt die Eigenschaften von Regelstrecken mit und ohne Ausgleich. Sie lernen<br />
P-Regelstrecken mit Totzeit und Verzögerungen kennen. Am Ende des Kapitels wird demonstriert,<br />
wie eine Strecke charakterisiert werden kann.<br />
2.1 Allgemeines zur Regelstrecke<br />
Die Regelstrecke ist der Anlagenteil, in dem die Regelgröße auf den Sollwert gebracht werden<br />
muss. Aus regelungstechnischer Sicht beginnt die Regelstrecke an dem Ort, an dem der <strong>Regler</strong><br />
seinen Stellgrad aufschaltet (die Zuordnung des Stellgliedes zur Strecke ist eine etwas vereinfachte<br />
Betrachtung, welche jedoch praxistauglich ist!). Die Regelstrecke endet an der Stelle, an welcher<br />
der Istwert erfasst wird - also am Sensor.<br />
Auf die Regelstrecke wirken Störgrößen, die Einfluss auf die Regelgröße nehmen, wenn sie ihren<br />
Wert ändern.<br />
Abbildung 18 zeigt eine Regelstrecke am Beispiel eines Gas betriebenen Ofens:<br />
<strong>Regler</strong>stellgrad<br />
Regelgröße<br />
Abbildung 18: Ein-/Ausgangsgrößen einer Regelstrecke<br />
Der <strong>Regler</strong>stellgrad liegt in unserem Beispiel am Ventil an. Hier beginnt die Regelstrecke. Im Ofen<br />
befindet sich das Gut, in dem sich ein Temperatursensor befindet. An dieser Stelle ist das Ende der<br />
Regelstrecke.<br />
Schauen wir uns nun den Energiefluss an:<br />
Wird durch den <strong>Regler</strong> ein veränderter Stellgrad ausgegeben, verfährt das Ventil relativ schnell in<br />
die neue Position. Zügig verändert sich der Gasfluss in den Brenner. Das Ofeninnere erwärmt sich<br />
langsam und nach einiger Zeit wird sich die Temperatur des Gutes erhöhen. In unserer Regelstrekke<br />
sind Zeitglieder bzw. Energiespeicher vorhanden, welche das Ausbreiten der Energie verlangsamen.<br />
Störgrößen sind auch in unserem Beispiel die Größen, bei deren Veränderung sich bei gleichem<br />
Stellgrad eine andere Temperatur ergibt.<br />
2 Die Regelstrecke 21
2 Die Regelstrecke<br />
Beispiel:<br />
Ist der Stellgrad gerade so groß, dass sich eine gewünschte Temperatur im Gut ergibt und verändert<br />
sich die Störgröße Umgebungstemperatur zu kleinen Werten, wird bei unverändertem Stellgrad<br />
die Temperatur im Gut ebenfalls kleiner. Im geschlossenen Regelkreis kann der <strong>Regler</strong> nun<br />
durch Bildung eines größeren Stellgrades der Störung entgegenwirken.<br />
2.2 Strecken mit und ohne Ausgleich<br />
2.2.1 Strecken mit Ausgleich<br />
Die in Abbildung 18 gezeigte Regelstrecke ist eine so genannte Regelstrecke mit Ausgleich, dies<br />
bedeutet: Gibt man einen beliebigen Stellgrad über einen <strong>Regler</strong> im Handbetrieb vor und wartet einen<br />
stabilen Istwert ab, wird sich immer eine zum Stellgrad proportionale Regelgröße ergeben.<br />
Nimmt man die so genannte statische Kennlinie von Regelstrecken auf (Istwert in Abhängigkeit des<br />
Stellgrades), ist diese in den meisten Fällen nicht linear.<br />
Beispiel:<br />
Bei der Aufnahme der statischen Kennlinie für die in Abbildung 18 gezeigte Strecke erhöht man<br />
stufenweise den Stellgrad um 10% und wartet eine stabile Ofentemperatur ab. Man wird feststellen,<br />
dass der jeweilige Temperaturzuwachs bei niedrigeren Temperaturen größer als bei höheren<br />
Temperaturen ist. Die Kennlinie ist nichtlinear!<br />
T [°C]<br />
Abbildung 19: Nichtlineare Kennlinie<br />
y [%]<br />
Die Nichtlinearität ist einer der Gründe dafür, dass für einen <strong>Regler</strong> bei unterschiedlichen Sollwerten<br />
möglicherweise die Regelparameter verändert werden müssen, um weiterhin ein gutes Regelverhalten<br />
zu erhalten.<br />
22 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
2.2.2 Strecken ohne Ausgleich<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
2 Die Regelstrecke<br />
Eine Strecke ohne Ausgleich reagiert auf eine Stellgröße mit einer konstanten Veränderung des Istwertes.<br />
Die Istwertabweichung ist abhängig von den Streckeneigenschaften und proportional zur<br />
Stellgröße und der Zeit.<br />
Abbildung 20 zeigt das Verhalten einer Strecke ohne Ausgleich, welche keine Verzögerungen oder<br />
Totzeitglieder besitzt:<br />
y<br />
K IS<br />
t 0<br />
Dy<br />
y x<br />
I-Glied<br />
Abbildung 20: Sprungantwort einer Strecke ohne Ausgleich und Blocksymbol<br />
Ist der Stellgrad für die Strecke 0% (Abbildung 20), bleibt der Istwert unverändert. Steigt der Stellgrad<br />
beispielsweise sprungförmig an, beginnt sich der Istwert gleichmäßig zu verändern. Die Veränderung<br />
ist umso schneller, je größer der vorgegebene Stellgrad ist. Auf Grund des integrierend<br />
wirkenden Verhaltens werden die Strecken auch als Integral- oder I-Strecken bezeichnet.<br />
Wird einer Strecke ohne Ausgleich ein Stellgrad vorgegeben, wird sich der Istwert kontinuierlich<br />
verändern, bis er in eine Begrenzung fährt.<br />
Bei einem gleichbleibenden Stellgrad gilt:<br />
KIS wird Übertragungsbeiwert der Regelstrecke ohne Ausgleich genannt.<br />
Für sich verändernde Stellgrade gilt:<br />
Beispiele für Strecken ohne Ausgleich sind:<br />
- Positionierungen<br />
- Niveauregelungen (Abbildung 21)<br />
t<br />
x<br />
x<br />
0<br />
t 0<br />
Kennwert:<br />
Übertragungsbeiwert K<br />
Δx = KIS • Δy • t<br />
(1)<br />
∫<br />
t<br />
Δx = KIS • y • dt<br />
(2)<br />
t 0<br />
IS<br />
2 Die Regelstrecke 23<br />
t
2 Die Regelstrecke<br />
y<br />
h<br />
Abbildung 21: Niveauregelstrecke<br />
Das bekannteste Beispiel einer Regelstrecke ohne Ausgleich dürfte ein Flüssigkeitsbehälter sein,<br />
der über einen Zulauf und Ablauf verfügt. Das Auslaufventil, welches die Störgröße darstellt, sei geschlossen.<br />
Wird nun das Zulaufventil geöffnet und in eine feste Position gebracht, steigt der Füllstand<br />
(die Regelgröße) im Behälter stetig und gleichmäßig im Lauf der Zeit an.<br />
Der Stand im Behälter steigt um so schneller, je größer die Zulaufmenge pro Zeiteinheit ist. Das Niveau<br />
erhöht sich bis zum Überlauf des Behälters. Eine Selbststabilisierung ist hier nicht vorhanden.<br />
Auch nach einer Störung, z. B. Einbeziehung des Ablaufes, stellt sich kein neuer Gleichgewichtszustand<br />
wie bei einer Regelstrecke mit Ausgleich ein (Ausnahme Zulauf = Ablauf).<br />
24 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
h<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
2 Die Regelstrecke<br />
2.3 Strecken(anteile) mit P-Verhalten, Totzeit und Verzögerungen<br />
In diesem Kapitel schauen wir uns Strecken oder Streckenanteile an, die eines der vorab genannten<br />
Verhalten zeigen. Alle Betrachtungen gelten für Strecken mit Ausgleich.<br />
Wir betrachten zu Beginn die Anteile in „reiner Form“, werden später jedoch erkennen, dass die<br />
meisten Strecken alle Glieder in sich vereinigen.<br />
2.3.1 P-Strecken<br />
Proportionale Regelstrecken verstärken den vorgegebenen Stellgrad mit dem Übertragungsbeiwert<br />
K S ohne jeglichen Zeitverzug:<br />
y<br />
y<br />
0<br />
KS<br />
t 0<br />
Dy<br />
y x<br />
Abbildung 22: Sprungantwort einer P-Regelstrecke und Blocksymbol<br />
t<br />
Wird einer solchen Strecke ein Stellgrad angeboten, stellt sich sofort ein stabiler Istwert ein (der<br />
Stellgrad wird mit dem Übertragungsbeiwert KS multipliziert). Bei einer sprungförmigen Erhöhung<br />
des Stellgrades steigt der Istwert proportional zum Stellgrad ohne Zeitverzug an.<br />
Für den Zusammenhang zwischen einer Änderung der Regelgröße Δx in Bezug auf eine Stellgradänderung<br />
Δy gilt folgender Zusammenhang:<br />
P-Regelstrecken, welche absolut verzögerungsfrei arbeiten, treten in der Praxis nicht auf.<br />
Viel mehr liegt das P-Verhalten in Kombination mit Zeitgliedern vor, welche wir in den nächsten Unterkapiteln<br />
vorstellen werden.<br />
x<br />
x<br />
0<br />
t 0<br />
Dx<br />
Kennwert:<br />
Übertragungsbeiwert K<br />
Δx = KS•Δy (3)<br />
S<br />
t<br />
2 Die Regelstrecke 25
2 Die Regelstrecke<br />
2.3.2 Strecken mit Totzeit: PT t -Strecken<br />
Eine P-Regelstrecke oder ein P-Element kann beispielsweise in Kombination mit einem Totzeitelement<br />
auftreten. So entsteht eine PTt -Strecke.<br />
Auch diese Strecke ist zum einen durch den Übertragungsbeiwert, zum anderen durch eine Totzeit<br />
definiert:<br />
y<br />
Dy<br />
y0x0 K S<br />
t 0<br />
Tt<br />
y x<br />
Abbildung 23: Sprungantwort einer PT t -Strecke und Blocksymbol<br />
t<br />
Die Strecke verhält sich wie eine P-Regelstrecke, jedoch verändert sich der Istwert bei einem Stellgradsprung<br />
erst nach Verstreichen der Totzeit. Für den Zusammenhang zwischen Istwert- und<br />
Stellgradänderung ergibt sich:<br />
26 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
x<br />
t 0<br />
T t<br />
Dx<br />
Kennwerte:<br />
Übertragungsbeiwert K<br />
T = Totzeit<br />
Δx = KS•Δy, jedoch verzögert um die Totzeit Tt (4)<br />
t<br />
S<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
2 Die Regelstrecke<br />
Ein Beispiel für eine PT t -Strecke ist ein Förderband, an dem eine konstante Schüttgutmenge ausgeregelt<br />
werden soll:<br />
y<br />
am Stellglied<br />
x<br />
am Sensor<br />
Stellglied<br />
Abbildung 24: Regelung der Schüttgutmenge an einem Förderband<br />
Sensor<br />
Der <strong>Regler</strong> greift mit seinem Stellgrad am Schieber an. Wird der Stellgrad am <strong>Regler</strong> sprungförmig<br />
erhöht und man geht davon aus, dass der Schieber ebenfalls ohne Zeitverzug öffnet, fällt eine bestimmte<br />
Menge an Schüttgut pro Zeiteinheit auf das Förderband. Das Förderband benötigt jedoch<br />
eine bestimmte Zeit, bis es das Schüttgut zum Sensor transportiert hat. Die Zeit, nach welcher der<br />
Sensor die Änderung des Stellgrades erkennt, ist die Totzeit der Regelstrecke.<br />
Zahlenbeispiel:<br />
Gehen wir davon aus, dass der Stellgrad sprungförmig von 0 auf 50% erhöht wird und der Sensor<br />
nach 10s eine Schüttgutmenge von 100t/h erkennt, würde die Totzeit 10s betragen.<br />
Unsere Strecke ist weiterhin durch den Übertragungsbeiwert definiert. Um diesen zu bestimmen,<br />
könnten wir den Stellgrad z. B. sprungförmig von 50% auf 75% erhöhen. In unserem Beispiel soll<br />
sich ein Istwert von 150t/h ergeben.<br />
Der Übertragungsbeiwert ergibt sich aus der Istwertänderung geteilt durch die Änderung des Stellgrades:<br />
K S<br />
150<br />
=<br />
Δ<br />
----x<br />
Δy<br />
t<br />
-- 100<br />
h<br />
t<br />
– -- 50<br />
--------------------------------h<br />
75% - 50%<br />
t<br />
--<br />
h t<br />
= = ----------- = 2--------------<br />
25% h • %<br />
y<br />
t<br />
t<br />
(5)<br />
2 Die Regelstrecke 27
2 Die Regelstrecke<br />
Was bedeutet in unserem Beispiel der Übertragungsbeiwert von 2 -------------t<br />
?<br />
h • %<br />
Wird der Stellgrad um 1% erhöht, wird die geförderte Menge um 2 steigen.<br />
t<br />
--<br />
h<br />
In unserem Beispiel kann die Regelstrecke mit einem KS von 2 und einer Totzeit von 10s definiert<br />
werden.<br />
Totzeiten machen die Optimierung eines Regelkreises schwieriger und sollten, wenn möglich, bei<br />
der Projektierung minimiert werden.<br />
t<br />
--<br />
h<br />
2.3.3 Strecken mit Verzögerung: PT n -Strecken<br />
Bei Strecken mit Verzögerungen stellt sich ein neuer Istwert nach Vorgabe eines Stellgrades verzögert<br />
ein. Die Verzögerung erklärt sich darin, dass die Energie mehrere Energiespeicher der Regelstrecke<br />
durchlaufen und diese laden muss.<br />
Mathematisch lassen sich derartige Strecken durch eine Gleichung beschreiben, die für jeden<br />
Energiespeicher einen Term (ein Exponentialglied) besitzt. Wegen diesem Zusammenhang werden<br />
derartige Strecken als Strecken erster, zweiter, dritter usw. Ordnung bezeichnet.<br />
In diesem Kapitel schauen wir uns an, welches Verhalten sich durch die Verzögerungen ergibt.<br />
Strecken mit einer Verzögerung (1. Ordnung)<br />
Bei Regelstrecken mit einer Verzögerung, d. h. einem vorhandenen Energiespeicher, ändert sich<br />
die Regelgröße bei einer sprungförmigen Stellgrößenänderung sofort ohne Verzug mit einer bestimmten<br />
Anfangsgeschwindigkeit und strebt dann immer langsamer dem Endwert zu (Abbildung<br />
25).<br />
y<br />
K S<br />
Dy<br />
t 0 t<br />
t 0 TS<br />
2TS 3TS<br />
y x<br />
y [%]<br />
100<br />
Abbildung 25: Strecke 1. Ordnung; PT 1 -Strecke<br />
TS<br />
Kennwerte:<br />
y<br />
28 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
63<br />
50<br />
x<br />
Dx<br />
T<br />
S<br />
Übertragungsbeiwert K S<br />
Zeitkonstante T S<br />
�<br />
x<br />
t<br />
S
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
2 Die Regelstrecke<br />
Abbildung 25 zeigt rechts unten ein Beispiel, welches angenähert eine Strecke 1. Ordnung darstellt:<br />
Im Beispiel des gezeigten Wasserbades ist nur ein Energiespeicher vorhanden: das Wasser! Die<br />
Energie, welche von dem vorgeschalteten Stellglied (vielleicht einem Thyristorleistungssteller)<br />
kommt, wird sofort durch die eingezeichnete Heizwendel in Wärmeenergie umgesetzt (die<br />
Heizwendel ist nicht in der Lage Energie zu speichern, sie wird sich unverzüglich erhitzen). Die<br />
Wärmeenergie kann sofort in das Wasser gelangen. Dieses beginnt sich, ohne Verzug zu erhitzen.<br />
Wir gehen davon aus, dass der verwendete Sensor eine sehr geringe Masse besitzt und die Wärmeleitung<br />
zwischen Wasser und Sensor sehr gut ist.<br />
Erhöhen wir die Leistung (den Stellgrad) für die Heizwendel sprungförmig, wird sich die Wassertemperatur<br />
nach folgender Gleichung verändern:<br />
⎛ T ⎞ S<br />
Δx = KS•Δy•⎜1– e ⎟<br />
(6)<br />
⎝ ⎠<br />
Wie können wir für diese Strecke 1. Ordnung die Kenngrößen KS und TS ermitteln?<br />
Wir erhöhen die Leistung beispielsweise sprungförmig um 5kW und zeichnen den Istwert (die Wassertemperatur)<br />
mit einem Schreiber auf. Daraus folgt:<br />
Der Istwert war vor dem Sprung 20°C, nach dem Sprung wäre denkbar, dass der Istwert auf 80°C<br />
gelaufen ist. Daraus folgt:<br />
Nach dem Aufzeichnen der Sprungantwort bestimmen wir den Übertragungsbeiwert der Regelstrecke,<br />
dieser ergibt sich aus:<br />
K S<br />
Den Übertragungsbeiwert kann man etwas vereinfacht wie folgt deuten:<br />
Erhöhen wir die Leistung um 1kW, wird die Temperatur um 12K anwachsen.<br />
Nun bestimmen wir die Streckenzeitkonstante:<br />
Aus dem protokollierten Istwert können wir die Zeit ermitteln, welche vergeht, bis die Istwertänderung<br />
63% beträgt. Eine Istwertänderung von 63% würde in unserem Beispiel bei<br />
vorliegen.<br />
Die Zeit, nach der 58°C Wassertemperatur anstehen, entspricht der Zeitkonstanten TS - gehen wir<br />
einmal davon aus, dass diese Temperatur in unserem Beispiel nach 100s vorliegt.<br />
-----<br />
– t<br />
Δy = 5 kW<br />
(7)<br />
Δx = 60 K<br />
(8)<br />
Regelgrößenänderung<br />
---------------------------------------------------------- ------------<br />
60 K<br />
12<br />
Stellgradänderung 5 kW<br />
K<br />
= = = --------<br />
(9)<br />
kW<br />
20 °C + 60 K • 63% ≈ 58 °C<br />
(10)<br />
2 Die Regelstrecke 29
2 Die Regelstrecke<br />
Die Wassertemperatur erhöht sich somit nach folgender Gleichung:<br />
Abbildung 26 zeigt die Sprungantwort unserer Regelstrecke:<br />
x [°C]<br />
80<br />
58<br />
20<br />
Abbildung 26: Exemplarische Darstellung der Sprungantwort einer Strecke 1. Ordnung<br />
Strecken mit zwei Verzögerungen (2. Ordnung)<br />
Bei einer Strecke mit zwei Verzögerungen liegen zwei Energiespeicher vor:<br />
y<br />
y<br />
K S<br />
t 0<br />
Dy<br />
T1<br />
Abbildung 27: Strecke 2. Ordnung; PT 2 -Strecke<br />
-------------<br />
– t<br />
Δx 12 K ⎛ 100 s⎞<br />
= -------- • 5 kW • ⎜1– e ⎟<br />
(11)<br />
kW ⎝ ⎠<br />
100 200 300 400 500<br />
t<br />
1 T2<br />
x<br />
y [%]<br />
100<br />
30 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
x<br />
Dx<br />
Kennwerte:<br />
y<br />
t 0<br />
Wendepunkt<br />
Übertragungsbeiwert KS Zeitkonstante T 1,<br />
T2 �<br />
x<br />
t<br />
S<br />
t [s]
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
2 Die Regelstrecke<br />
Eine Strecke mit zwei Verzögerungen wird als PT2-Strecke bezeichnet und ist definiert über die<br />
Zeitkonstanten der beiden Energiespeicher und den Übertragungsbeiwert.<br />
Wie aus dem Blocksymbol (Abbildung 27) ersichtlich ist, wird für praktische Betrachtungen das KS mit 1 angenommen.<br />
In Abbildung 27 ist weiterhin ein Beispiel für eine Strecke 2. Ordnung gezeigt, bei der die Energie<br />
durch zwei Energiespeicher geführt wird: Bestand beim Wasserbad des Beispiels für eine PT1- Strecke die Heizung aus einer Wendel, wurde diese durch einen Heizstab ersetzt. Der Heizstab hat<br />
eine relativ große Masse und stellt somit den zweiten Energiespeicher dar.<br />
Wird die Heizleistung ebenfalls sprungförmig von 0 auf 5kW verändert, wird die Energie die erste<br />
Zeit dafür benötigt, den Heizstab zu erhitzen. Erst wenn die Temperatur merklich höher als die des<br />
Wassers ist, wird dieses erhitzt.<br />
Aus dem genannten Grund steigt der Istwert bei diesen Strecken nach der Sprungvorgabe verzögert<br />
an (Abbildung 27), hat einen immer steiler werdenden Verlauf bis er - immer flacher werdend -<br />
seinen Endwert erreicht. Die Sprungantwort hat einen Bereich mit der größten Steilheit, an welchem<br />
in Abbildung 27 die Tangente gezeichnet wurde.<br />
Mathematisch gesehen liegt die maximale Steilheit nur an einem Punkt, dem Wendepunkt vor.<br />
Für die Praxis ist die Steigung im Bereich um den Wendepunkt gleich, der Wendepunkt ist nur<br />
schwer zu bestimmen. Wir betrachten folgend den „Bereich mit der maximalen Steilheit“ und nicht<br />
den Wendepunkt.<br />
Wird einer Strecke 2. Ordnung ein Sprung aufgeschaltet, verändert sich der Istwert nach folgender<br />
Gleichung:<br />
T 1<br />
-----<br />
– t<br />
T1 Δx KSΔy 1 -----------------e +<br />
T1 – T2 T ⎛ 2 T ⎞ 2<br />
= • • ⎜ –<br />
-----------------e ⎟ Gleichung gilt für T1 ≠ T2 (12)<br />
⎝ T1 – T2 ⎠<br />
In der Formel findet man die beiden Zeitkonstanten und den Übertragungsbeiwert K S . Die beiden<br />
Streckenzeitkonstanten aus der Sprungantwort zu ermitteln, fordert einen sehr hohen mathematischen<br />
Aufwand. Strecken 2. und höherer Ordnung werden in der Praxis mit Ersatzgrößen charakterisiert<br />
(siehe Kapitel 2.4 „Aufnahme der Sprungantwort für Strecken mit mindestens zwei Verzögerungen<br />
und Totzeit“).<br />
Strecken höherer Ordnung<br />
Regelstrecken besitzen in der Praxis meist mehr als zwei Energiespeicher. Die Sprungantworten<br />
haben jedoch den gleichen Charakter wie die zuvor behandelten Strecken 2. Ordnung:<br />
Sie weisen ebenfalls eine Verzugszeit und einen Bereich mit maximaler Steilheit auf.<br />
-----<br />
– t<br />
2 Die Regelstrecke 31
2 Die Regelstrecke<br />
2.4 Aufnahme der Sprungantwort für Strecken<br />
mit mindestens zwei Verzögerungen und Totzeit<br />
Regelstrecken bestehen meist aus mehreren Elementen mit Verzögerungen und Totzeit:<br />
y<br />
K S T 1 1 T 2 1 T 3 1 T 4<br />
1 T T<br />
Abbildung 28: Blockstruktur einer Regelstrecke mit mehreren Verzögerungen und Totzeit<br />
Die gezeigte Blockstruktur einer Regelstrecke besteht aus vier Verzögerungen und einem Totzeitelement.<br />
Bei einer realen Strecke weiß der Praktiker nicht, welcher Ordnung die Strecke ist und wie<br />
viele Totzeitglieder enthalten sind. Erst recht hat er kein Wissen über die entsprechenden Zeitkonstanten.<br />
Strecken ab 2. Ordnung (inklusive Totzeitgliedern) werden durch Hilfsgrößen charakterisiert. Auf<br />
Grund der Ersatzgrößen und Faustformeln können später günstige Regelparameter ermittelt werden.<br />
Die erwähnten Ersatzgrößen sind der bereits bekannte Übertragungsbeiwert (KS ), die Verzugszeit<br />
(Tu ) und die Ausgleichszeit (Tg ).<br />
Zur Ermittlung der Kenngrößen nimmt man die Sprungantwort auf:<br />
Hierzu wird einer Regelstrecke ein Stellgradsprung aufgeschaltet und der Istwertverlauf aufgenommen<br />
(siehe Abbildung 29). Durch Anlegen der Tangenten an den Istwert wird der Bereich ermittelt,<br />
an dem dieser die größte Steilheit aufweist. Diese Tangente wird eingezeichnet. Die Zeit vom Stellgradsprung<br />
bis zum Schnittpunkt der Wendetangente mit der Zeitachse ist die Verzugszeit (Tu ); die<br />
Zeit vom Schnittpunkt mit der Zeitachse bis zum Schnittpunkt der Wendetangente mit dem maximalen<br />
Istwert entspricht der Ausgleichszeit (Tg ). Die Streckenverstärkung ergibt sich aus der Änderung<br />
des Istwertes geteilt durch den Stellgradsprung.<br />
Beispiel:<br />
Für einen Industrieofen sollen KS , Tu und Tg bestimmt werden. Der Ofen hat sich abgekühlt, im<br />
Ofeninneren liegen 20°C vor. Nun wird über den <strong>Regler</strong> im Handbetrieb ein Stellgradsprung von 0<br />
auf 50% vorgegeben und der Istwert aufgezeichnet. Abbildung 29 zeigt den Istwertverlauf:<br />
32 2 Die Regelstrecke <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
x
y [%]<br />
50<br />
0<br />
x [°C]<br />
520<br />
20<br />
Abbildung 29: Bestimmen von Verzugs- und Ausgleichszeit<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
1’ 2’<br />
T u<br />
2 Die Regelstrecke<br />
Wendetangente<br />
Wir ziehen auf Höhe des maximalen Istwertes (520°C) eine Gerade parallel zur Zeitachse.<br />
Eine Bestimmung der Streckenverstärkung ist nun bereits möglich.<br />
K S<br />
Tg<br />
3’<br />
Es gilt die Wendetangente einzuzeichnen: Stellen wir uns nach der Vorgabe des Sprunges von links<br />
nach rechts auf dem Istwertverlauf Punkte (1’, 2’ usw.) vor. Bei 1’ beginnend legen wir die Tangente<br />
an. Die Tangente am Punkt 1’ verläuft relativ flach. Denken wir uns Punkte, die weiter rechts liegen<br />
(2’, 3’), werden wir feststellen, dass die Tangenten immer steiler werden.<br />
Wandern wir weiter nach rechts (4’, 5’), sehen wir, dass die Tangenten flacher liegen. In der genannten<br />
Weise wird der Bereich mit der maximalen Steilheit ermittelt. In Abbildung 29 weist die<br />
Tangente am Punkt 3’ die maximale Steilheit auf.<br />
Nun können die Zeiten in der beschriebenen Weise bestimmt werden.<br />
Wir werden später sehen, dass die drei Kenngrößen einer Regelstrecke zur Ermittlung von günstigen<br />
Regelparametern herangezogen werden.<br />
Dy<br />
4’<br />
5’<br />
Regelgrößenänderung<br />
----------------------------------------------------------<br />
500<br />
--------------<br />
K<br />
10<br />
Stellgradänderung 50 %<br />
K<br />
= = = -----<br />
(13)<br />
%<br />
2 Die Regelstrecke 33<br />
t<br />
t
2 Die Regelstrecke<br />
Das Verhältnis Tg /Tu kann als Maß für die Regelbarkeit einer Strecke genutzt werden:<br />
Tg /Tu >10 gut regelbar<br />
Tg/Tu = 10...3 noch regelbar<br />
Tg /Tu
<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Dieses Kapitel veranschaulicht, wie ein PID-<strong>Regler</strong> arbeitet.<br />
Die Betrachtungen erfolgen nacheinander für die Anteile P, I und D am Beispiel eines <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>s<br />
(0/2 ... 10V, 0/4 ... 20mA). Die Arbeitsweise kann auf <strong>Regler</strong> mit binären Ausgängen übertragen<br />
werden. Das zusätzlich notwendige Wissen vermitteln wir in Kapitel 5 „Schaltende <strong>Regler</strong>“.<br />
3.1 P-<strong>Regler</strong><br />
Ein P-<strong>Regler</strong> (Proportionalregler) bildet aus dem Soll- und dem Istwert die Regelabweichung, welche<br />
er mit einem Faktor multipliziert. Das verstärkte Signal wird als Stellgrad ausgegeben (siehe<br />
Abbildung 30).<br />
Istwert (x) Regelabweichung<br />
e = (w - x)<br />
-<br />
Verstärker<br />
(K P)<br />
+<br />
Sollwert (w)<br />
Abbildung 30: Funktionsprinzip eines P-<strong>Regler</strong>s<br />
Stellgrad (y)<br />
Die Verstärkung wird als Proportionalbeiwert K P bezeichnet und kann am <strong>Regler</strong> frei definiert werden.<br />
Die <strong>Regler</strong>gleichung ergibt sich zu:<br />
y = KP•( w – x)<br />
(14)<br />
Die Einheit von KP ist immer % geteilt durch die Größe, die geregelt wird (Kelvin, bar, U/min etc.).<br />
Beispiele:<br />
Ein P-<strong>Regler</strong> für eine Temperaturregelstrecke mit einem eingestellten KP von 10%/K gibt bei einer<br />
Regelabweichung von 5K einen Stellgrad von 50% aus.<br />
Ein weiteres Beispiel ist ein P-<strong>Regler</strong> zur Regelung eines Druckes mit einem eingestellten KP von<br />
4%/bar. Dieser würde bei einer Regelabweichung von 20bar einen Stellgrad von 80% ausgeben.<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 35
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Abbildung 31 zeigt die Sprungantwort eines P-<strong>Regler</strong>s: Man gibt hierzu einen Sprung auf die Regelabweichung<br />
(durch Erhöhung des Sollwertes) und betrachtet, wie am Ausgang der Stellgrad<br />
aufgebaut wird:<br />
e<br />
y<br />
Abbildung 31: Sprungantwort eines P-<strong>Regler</strong>s<br />
Abbildung 31 zeigt, dass der P-<strong>Regler</strong> sein Ausgangssignal proportional zur Regelabweichung<br />
ohne Zeitverzögerung verändert.<br />
3.1.1 Der Proportionalbereich<br />
In <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n wird der P-Anteil nicht durch den Proportionalbeiwert, sondern durch den Proportionalbereich<br />
(X P ) des <strong>Regler</strong>s definiert. Der Proportionalbereich definiert ein Band - je nach Anforderung<br />
oberhalb oder unterhalb vom Sollwert -, in dem sich der Stellgrad proportional zur Regelabweichung<br />
verhält:<br />
Stellgrad [%]<br />
100<br />
50<br />
t<br />
e = (w - x)<br />
y = K (w - x)<br />
P<br />
Abbildung 32: Kennlinie eines Proportionalreglers<br />
0<br />
50<br />
Der X -Bereich<br />
P<br />
Sollwert w<br />
36 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
X<br />
P<br />
100 150 200 T [°C]<br />
t<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Abbildung 32 zeigt die Kennlinie eines Proportionalreglers, welcher beispielsweise zum Heizen verwendet<br />
wird. Auf der Y-Achse ist der Stellgrad aufgetragen. Auf der X-Achse befindet sich der Sollwert<br />
(die Kennlinie berührt hier die X-Achse). In Abbildung 33 wurde weiterhin der Istwert eingezeichnet:<br />
Abbildung 33: Kennlinie eines Proportionalreglers mit eingezeichnetem Istwert<br />
In unserem Beispiel ist der Proportionalbereich 50K, das bedeutet: Bei Regelabweichungen größer<br />
als 50K ist der Stellgrad 100%. Ist die Regelabweichung niedriger als der Proportionalbereich, wird<br />
der Stellgrad proportional zur Regelabweichung verkleinert.<br />
Denken wir uns den Istwert bei ca. 25°C (1), ist aus dem Schnittpunkt mit der Kennlinie ersichtlich,<br />
dass der <strong>Regler</strong> in diesem Fall einen Stellgrad von 100% ausgibt.<br />
Der Istwert würde auf Grund des hohen Stellgrades ansteigen und einige Zeit später bei ca. 90°C<br />
liegen (2). Der Stellgrad würde immer noch 100% betragen und erst ab einem Wert von 100°C reduziert<br />
werden. Ab hier befinden wir uns im Proportionalbereich (XP ).<br />
Liegen wir z. B. in der Mitte des Proportionalbereiches (125°C), beträgt der Stellgrad noch 50% (3).<br />
Beträgt der Istwert 150°C, ist keine Regelabweichung vorhanden und der Stellgrad liegt bei 0%.<br />
Beim Anfahren an den Sollwert ist durch den Proportionalbereich X P auf den ersten Blick ersichtlich,<br />
wann der <strong>Regler</strong> den Stellgrad reduziert.<br />
Bleibende Regelabweichung<br />
Haben wir in unserem Beispiel einen Istwert von 150°C erreicht und denken an einen Ofen, wird in<br />
diesem Fall keine Heizleistung in das Ofeninnere abgegeben. Die Temperatur wird kleiner 150°C<br />
und der Stellgrad größer werden. Der Prozess wird sein Gleichgewicht finden (wenn bei einem Istwert<br />
von 125°C ein Stellgrad von 50% benötigt wird, ist dies hier der Fall).<br />
Der Nachteil des P-<strong>Regler</strong>s ist die sich einstellende Regelabweichung. Aus diesem Grund kommt<br />
er äußerst selten vor. Der Anteil wird meist mit einem I-Anteil und zusätzlich auch häufig mit einem<br />
D-Anteil kombiniert.<br />
Die bleibende Regelabweichung ließe sich in unserem Fall reduzieren, indem wir das X P verkleinern<br />
und somit die Verstärkung erhöhen. In unserem Beispiel sollte der Prozess ein Gleichgewicht bei<br />
125°C Istwert und 50% Stellgrad erreichen. Wird der Proportionalbereich auf 25K gestellt, beträgt<br />
der Stellgrad nun 100% und der Istwert würde weiter in Richtung Sollwert ansteigen.<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 37
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Mit kleiner eingestelltem X P wird der Istwert jedoch immer mehr zum Schwingen neigen:<br />
w w w<br />
mittleres X P kleines X P großes X P<br />
x x x<br />
Abbildung 34: Regelverhalten für unterschiedliches X P<br />
t<br />
Die großen Schwingungen bei einem kleinen X P begünden sich damit, dass in diesem Fall beim<br />
Eintreten des Istwertes in den Proportionalbereich die Leistung extrem schnell abgebaut wird und<br />
somit nicht sofort ein Gleichgewichtszustand erreicht werden kann.<br />
Zusammenhang Proportionalbeiwert und Proportionalbereich<br />
Zwischen Proportionalbeiwert und Proportionalbereich gilt folgender Zusammenhang:<br />
K P<br />
------<br />
1<br />
1<br />
= • 100% bzw.<br />
= ------ • 100%<br />
(15)<br />
X P<br />
Der <strong>Regler</strong> aus Abbildung 32 mit einem X P von 50K würde somit einem <strong>Regler</strong> mit einem K P von<br />
2%/K entsprechen.<br />
38 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
X P<br />
t<br />
K P<br />
t
Wirksinn invers und direkt, Arbeitspunktkorrektur<br />
Leistung [%]<br />
a)<br />
b)<br />
c)<br />
100<br />
100<br />
50<br />
100<br />
Abbildung 35: Unterschiedliche Kennlinien für P-<strong>Regler</strong><br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
w<br />
Drehpunkt<br />
w<br />
w<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
inverser Wirksinn<br />
a) Die Abbildung zeigt die Kennlinie eines P-<strong>Regler</strong>s, wie wir sie bereits kennengelernt haben:<br />
Befindet sich der Istwert unterhalb vom Proportionalbereich, ist der Stellgrad 100%. Fährt der<br />
Istwert in den Proportionalbereich, wird der Stellgrad zurückgenommen, bis er schließlich bei<br />
Erreichen des Sollwertes 0% beträgt. Wird Stellgrad benötigt, wenn sich der Istwert unter dem<br />
Sollwert befindet, muss inverser Wirksinn aktiviert werden. Dies ist beispielsweise beim Heizen<br />
oder beim Befeuchten der Fall.<br />
b) In diesem Fall wurde mit der so genannten Arbeitspunktkorrektur ein Offset auf den Stellgrad<br />
gegeben: Den Wert findet man in <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n unter der Bezeichnung Y0 und beträgt im Beispiel<br />
50%. Bei einer Regelabweichung von 0K beträgt das Ausgangssignal somit 50%.<br />
Durch Veränderung des Wertes für Y0 kann mit einem P-<strong>Regler</strong> die Regelabweichung zu 0 werden.<br />
Dies gilt jedoch nur für einen Arbeitspunkt und ausschließlich, wenn sich die Bedingungen<br />
im Regelkreis nicht verändern. In der Praxis ist für das Beseitigen der Regelabweichung der I-<br />
Anteil zuständig, welchen wir in diesem Kapitel noch erläutern werden. Aus diesen Gründen<br />
kommt die Arbeitspunktkorrektur sehr selten zum Einsatz.<br />
c) Wird Stellgrad benötigt, wenn der Istwert oberhalb des Sollwertes liegt, arbeitet der <strong>Regler</strong> mit<br />
direktem Wirksinn. Dies ist z. B. beim Kühlen oder Entfeuchten der Fall. Bei großen Istwerten ist<br />
der Stellgrad so lange 100%, bis dieser in den Proportionalbereich gelangt. Der Stellgrad wird<br />
nun immer geringer, bis die Regelabweichung 0 ist.<br />
x<br />
x<br />
x<br />
inverser Wirksinn<br />
mit Arbeitspunktkorrektur 50%<br />
direkter Wirksinn<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 39
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
3.2 I-<strong>Regler</strong><br />
Mathematisch gesehen bildet der I-<strong>Regler</strong> die Flächen, welche von Regelabweichung und Zeitachse<br />
über die Zeit eingeschlossen werden:<br />
Abbildung 36: Sprungantwort eines I-<strong>Regler</strong>s<br />
In Abbildung 36 ist die Sprungantwort eines I-<strong>Regler</strong>s gezeigt. Vor dem Sprung ist die Regelabweichung<br />
0, in diesem Fall behält der I-<strong>Regler</strong> seinen aktuellen Stellgrad. War der Stellgrad zuvor 0%,<br />
verharrt er bei diesem Wert. Wird die Regelabweichung sprungförmig auf einen positiven Wert gesetzt,<br />
bildet der <strong>Regler</strong> die erwähnten Flächen und gibt diese mit seinem Stellgrad aus.<br />
Anders ausgedrückt, erhöht der <strong>Regler</strong> seinen Stellgrad, sobald eine positive Regelabweichung<br />
vorhanden ist. Liegt die Regelabweichung konstant vor, wird der Stellgrad in Rampenform bis auf<br />
100% gefahren und verharrt auf diesem Wert. Ist die angebotene Regelabweichung doppelt so<br />
groß, baut der <strong>Regler</strong> den Stellgrad doppelt so schnell auf (siehe gestrichelte Linie in Abbildung<br />
36). Ist der Istwert größer als der Sollwert (negative Regelabweichung) wird der Stellgrad entsprechend<br />
verringert.<br />
Schauen wir uns einen I-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis an:<br />
x/w [°C]<br />
y [%]<br />
e<br />
y<br />
w<br />
t 1<br />
y<br />
�e = (w - x)<br />
Abbildung 37: Der I-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />
t 0<br />
x<br />
t 2<br />
40 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
t 3<br />
t<br />
t<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Abbildung 37 zeigt Sollwert, Istwert und Stellgrad für einen I-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis:<br />
t1 : Ein Sollwert wird neu definiert, der Stellgrad wird durch den I-<strong>Regler</strong> sofort vergrößert,<br />
eine Änderung des Istwertes erfolgt erst nach einiger Zeit.<br />
t2 : Der Istwert wird immer größer und somit die Regelabweichung immer geringer.<br />
Der Stellgradverlauf wird aus diesem Grund immer flacher.<br />
t3: Der <strong>Regler</strong> hat ausgeregelt, die Regelabweichung ist 0.<br />
Der I-<strong>Regler</strong> behält den Stellgrad, welcher von ihm aufgebaut wurde.<br />
Der I-<strong>Regler</strong> besitzt allgemein den Vorteil, dass er die Regelabweichung beseitigt.<br />
Nachteilig wirkt sich seine Trägheit aus.<br />
Die Integrierzeit (T I )<br />
Mit der Integrierzeit kann die Geschwindigkeit des I-<strong>Regler</strong>s verändert werden.<br />
Für eine gleich bleibende Regelabweichung beträgt die <strong>Regler</strong>gleichung:<br />
Δy<br />
y t : Stellgrad zu Beginn der Betrachtung<br />
0<br />
Das bedeutet: je kleiner TI ist, umso schneller baut der I-<strong>Regler</strong> seinen Stellgrad auf.<br />
Aus der Formel geht hervor, dass TI gerade die Zeit ist, die der <strong>Regler</strong> benötigt, um seinen Stellgrad<br />
um die Größe der vorliegenden Regelabweichung zu erhöhen (ohne Betrachtung der Dimension).<br />
Beispiel:<br />
Man stelle sich einen I-<strong>Regler</strong> für einen Ofen vor. Das eingestellte TI betrage 60s und die Regelabweichung<br />
sei 2K. Für einen Zuwachs des Stellgrades um 2% benötigt der <strong>Regler</strong> 60s.<br />
Bei einer sich ändernden Regelabweichung wird der Stellgrad gemäß folgender Gleichung gebildet:<br />
t 0: Zeitpunkt für Beginn der Betrachtung<br />
y<br />
----<br />
1<br />
= • Δe • t + yt0 (16)<br />
T I<br />
----<br />
1<br />
= • e•dt+ yt0 (17)<br />
T I<br />
∫<br />
t<br />
t 0<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 41
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Ein I-<strong>Regler</strong> verhält sich bei unterschiedlichen Einstellungen für die Integrierzeit wie folgt:<br />
x/w [°C]<br />
y [%]<br />
Abbildung 38: I-<strong>Regler</strong> mit groß eingestelltem T I<br />
Wie aus Abbildung 38 zu erkennen ist, baut der <strong>Regler</strong> mit einer groß eingestellten Integrierzeit den<br />
Stellgrad langsam auf. Der Istwert läuft sehr stabil, jedoch auch sehr langsam auf den Sollwert.<br />
x/w [°C]<br />
y [%]<br />
w<br />
w<br />
y<br />
Abbildung 39: I-<strong>Regler</strong> mit klein eingestelltem T I<br />
x<br />
y<br />
x<br />
Abbildung 39 zeigt, dass der <strong>Regler</strong> mit einer klein eingestellten Integrierzeit den Stellgrad zu<br />
schnell aufbaut. Gelangt der Istwert in Höhe des Sollwertes, hat der <strong>Regler</strong> zu viel Stellgrad aufgebaut<br />
und der Istwert gerät über den Sollwert.<br />
TI und Tn Wird, wie im folgenden Kapitel beschrieben, der I-Anteil mit einem P-Anteil kombiniert, spricht man<br />
bezüglich des Parameters für das integrierende Verhalten von der Nachstellzeit (Tn ).<br />
Für das integrierende Verhalten des I-Anteils soll bei I-, PI- oder PID-<strong>Regler</strong>n nur ein Parameter zur<br />
Verfügung stehen. Aus diesem Grund wird die beschriebene Integrierzeit bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n mit I-<br />
Struktur ebenfalls mit der Nachstellzeit definiert. Der Parameter TI ist nicht zu finden.<br />
Einsatz von I-<strong>Regler</strong>n<br />
I-<strong>Regler</strong> kommen bei pulsierenden Größen (Druckregelungen) und Strecken zum Einsatz, die im<br />
Verhältnis zur Verzugszeit eine relativ kleine Ausgleichszeit besitzen (Tg /Tu
3.3 PI-<strong>Regler</strong><br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Den PI-<strong>Regler</strong> kann man sich als Kombination eines P- und I-Anteils vorstellen. Er vereint in sich<br />
die Vorzüge der beiden Anteile: Schnelligkeit (P) und keine Regelabweichung (I). Tritt bei einem PI-<br />
<strong>Regler</strong> eine Regelabweichung auf, verstärkt der P-Anteil diese und gibt einen relativ großen Stellgrad<br />
aus. Der I-Anteil vergrößert während dem Auftreten einer positiven Regelabweichung seinen<br />
Stellgrad und sorgt dafür, dass die Regelabweichung zu 0 wird.<br />
Abbildung 40 zeigt die Sprungantwort eines PI-<strong>Regler</strong>s:<br />
Abbildung 40: Sprungantwort eines PI-<strong>Regler</strong>s<br />
Beim PI-<strong>Regler</strong> finden sich zwei Parameter zur Einstellung: Je kleiner das eingestellte XP ist, umso<br />
stärker arbeitet der P-Anteil. Auch der I-Anteil arbeitet schneller, wenn das Tn kleiner eingestellt ist.<br />
Wird von einem PI-<strong>Regler</strong> die Sprungantwort aufgenommen (Abbildung 40), kann im Diagramm<br />
des Stellgradverlaufes das am <strong>Regler</strong> eingestellte Tn ermittelt werden: Die Rampe des Stellgrades<br />
wird nach links verlängert. Die Zeit vom Schnittpunkt mit der Zeitachse bis zur Vorgabe des Sprunges<br />
ist die Nachstellzeit.<br />
Bei einer konstanten Regelabweichung ergibt sich der Stellgrad nach folgender Gleichung:<br />
oder umgestellt:<br />
e<br />
y<br />
y<br />
S<br />
T n<br />
t 0<br />
De<br />
P-<strong>Regler</strong><br />
t<br />
I-<strong>Regler</strong><br />
t<br />
PI-<strong>Regler</strong><br />
1<br />
Δy ------<br />
1<br />
= • 100% • ⎛Δe+ ----- • Δe•t⎞ ⎝ ⎠<br />
(18)<br />
X P<br />
T n<br />
t<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 43
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Δy<br />
=<br />
100%<br />
--------------- Δe<br />
XP 100%<br />
• + ---------------<br />
XP P-Anteil I-Anteil<br />
Wie aus der Gleichung erkennbar ist, geht das eingestellte XP ebenfalls in das integrierende Verhalten<br />
mit ein: Wird das XP verkleinert, arbeitet der I-Anteil ebenfalls schneller.<br />
Diese Thematik werden wir in Kapitel 3.5.1 „Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s“ genauer betrachten.<br />
Für den Praktiker ist an dieser Stelle wichtig: Je kleiner XP und Tn gewählt werden, umso größer ist<br />
die Verstärkung (Verkleinerung XP ) und schneller arbeitet der I-Anteil (Verkleinerung Tn ).<br />
Bleibt die Regelabweichung nicht konstant, arbeitet der <strong>Regler</strong> nach folgender Gleichung:<br />
Δy<br />
Der PI-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />
Abbildung 41 zeigt das Verhalten eines PI-<strong>Regler</strong>s im geschlossenen Regelkreis:<br />
T [°C]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
T [°C]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
y [%]<br />
100<br />
50<br />
(1) (2)<br />
Abbildung 41: PI-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />
-----<br />
1<br />
• Δe • t<br />
Tn 44 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
•<br />
t<br />
(19)<br />
⎛ ⎞<br />
100%<br />
---------------<br />
1<br />
= • ⎜e----- e<br />
X ⎜<br />
+ •<br />
P T ∫ • dt⎟<br />
⎟<br />
(20)<br />
n<br />
⎝ ⎠<br />
Sollwert w<br />
Istwert x<br />
t 0<br />
Stellgrad y<br />
(3)<br />
t<br />
t<br />
50% Leistung erforderlich<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
In Abbildung 41 sind die Größen Sollwert, Istwert und Stellgrad für einen PI-<strong>Regler</strong> gezeigt, welcher<br />
zur Temperaturregelung eingesetzt wird:<br />
(1) Der Sollwert beträgt 100°C, der <strong>Regler</strong> hat ausgeregelt und es wird ein Stellgrad 25% ausgegeben.<br />
Das Stellsignal kann nur vom I-Anteil geliefert werden, da der P-Anteil nicht wirken<br />
kann (Regelabweichung beträgt 0).<br />
(2) Der Sollwert wird auf 300°C verändert, der Stellgrad springt auf 100%. Die Stellgradänderung<br />
kommt im ersten Moment durch den P-Anteil, welcher die große Regelabweichung verstärkt.<br />
Der Stellgrad des P-Anteils wird auf Grund der immer geringer werdenden Regelabweichung<br />
reduziert. Gleichzeitig integriert der I-Anteil die Regelabweichung immer weiter auf und erhöht<br />
seinen Stellgrad, bis ausgeregelt ist.<br />
(3) Im ausgeregelten Zustand liefert der I-Anteil erneut den gesamten Stellgrad (im Beispiel 50%).<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 45
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
3.4 PD-<strong>Regler</strong><br />
Der D-Anteil reagiert auf Änderungen in der Regelgröße und wirkt dieser entgegen.<br />
Aus diesem Grund liegt der D-Anteil nie allein vor, sondern wird immer mit den Anteilen P oder PI<br />
kombiniert. In diesem Kapitel wird erklärt, wie der <strong>Regler</strong> gemeinsam mit einem P-Anteil wirkt.<br />
T [°C]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
T [°C]<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
y p [%]<br />
100<br />
-100<br />
y D [%]<br />
100<br />
-100<br />
(1) (2)<br />
Abbildung 42: Der PD-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />
Dt<br />
Dx<br />
(1) (2)<br />
Sollwert w<br />
Istwert X<br />
P-Anteil<br />
D-Anteil<br />
46 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
t<br />
t<br />
t<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Bezüglich der Wirkung des D-Anteils sind zwei Situationen zu Betrachten:<br />
- In einem Regelkreis hat der Istwert einen stabilen Endwert erreicht. Auf Grund einer Störung<br />
wird der Istwert geringer. Nun liefert der D-Anteil einen zusätzlichen positiven Stellgrad, welcher<br />
hilft, den Istwert wieder in Richtung größerer Werte zu bringen.<br />
- Erfolgt eine Sollwerterhöhung, wird in einem Regelkreis der Istwert ebenfalls größer werden.<br />
Der D-Anteil erkennt den steigenden Istwert und bremst durch einen negativen Stellgrad das<br />
Anfahren des Istwertes an den neuen Endwert. Dieser Fall ist in Abbildung 42 gezeigt.<br />
In Abbildung 42 sind Istwert- und Sollwertverlauf für einen PD-<strong>Regler</strong> im geschlossenen Regelkreis<br />
gezeigt. Weiterhin sind die Stellgrade gezeichnet, welche durch den P- und den D-Anteil geliefert<br />
werden.<br />
P-Anteil<br />
Zu Beginn des Diagramms ist ein Sollwert von 100°C vorgegeben, der Istwert liegt etwas unterhalb<br />
von 100°C. Hieraus resultiert eine Regelabweichung und ein Stellgrad des P-Anteils.<br />
Wird nun unter (1) ein Sollwert von 300°C vorgegeben, liegt zu Beginn eine große Regelabweichung<br />
vor, wodurch sich ein hoher P-Stellgrad ergibt. Die Regelabweichung wird nach kurzer Zeit<br />
geringer und somit wird auch der P-Stellgrad reduziert. Gelangt der Istwert über den Sollwert, ist<br />
der P-Anteil 0%. Liegt der Istwert nach einiger Zeit unterhalb des Sollwertes, stellt sich wieder ein<br />
P-Anteil >0% ein.<br />
Schauen wir uns nun den D-Anteil an:<br />
Zu Beginn des Diagramms ist der Istwert unverändert. Daher wird kein Stellgrad durch den D-Anteil<br />
ausgegeben. Ab (1) steigt der Istwert an: Der D-Anteil erkennt den steigenden Istwert und gibt<br />
einen negativen Stellgrad aus. Dieser Stellgrad wird vom P-Stellgrad abgezogen, der Gesamtstellgrad<br />
wird somit geringer und das Ansteigen des Istwertes langsamer. Der D-Anteil schaut kontinuierlich<br />
auf den Istwert und bestimmt die Steilheit. Je steiler der Istwert verläuft, umso höher ist der<br />
D-Anteil. In (2) beträgt die Steigung des Istwertes 0, das bedeutet: Der D-Anteil beträgt ebenfalls<br />
0%. Nach (2) fällt der Istwert ab. Auch hier wirkt der D-Anteil der Änderung entgegen, in dem er einen<br />
positiven Stellgrad ausgibt, der zu dem P-Stellgrad addiert wird.<br />
Die Stärke des D-Anteils kann der Anwender verändern: Je größer die Vorhaltezeit Tv eingestellt ist,<br />
umso intensiver ist die beschriebene Wirkung.<br />
Wir verdeutlichen noch einmal die Wirkung des D-Anteils in einem geschlossenen Regelkreis:<br />
Schauen wir uns zu Beginn das Verhalten eines PD-<strong>Regler</strong>s an, bei dem der D-Anteil nicht wirkt<br />
(Tv = 0s), siehe Abbildung 43:<br />
x/w [°C]<br />
y [%]<br />
w<br />
Abbildung 43: PD-<strong>Regler</strong> mit T v = 0s (D-Anteil ist unwirksam), P-<strong>Regler</strong><br />
y<br />
x<br />
t<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 47
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Abbildung 43 zeigt, dass der Regelkreis ein relativ schwingendes Verhalten aufweist (Grund: Das<br />
XP ist relativ klein eingestellt und das Tv ist 0s).<br />
In Abbildung 44 a) wollen wir zeigen, wie sich durch ein günstig eingestelltes Tv und der hieraus resultierenden<br />
Dämpfung ein bedeutend ruhigeres Verhalten einstellt:<br />
x/w [°C]<br />
y [%]<br />
a) b)<br />
x/w [°C]<br />
y [%]<br />
w<br />
x<br />
y<br />
t<br />
Abbildung 44: PD-<strong>Regler</strong> mit a) optimal eingestelltem T v und b) zu groß eingestelltem T v<br />
Der D-Anteil schaut auf den Istwert, Abbildung 44 a), und verkleinert den Gesamtstellgrad umso<br />
stärker, je steiler der Istwert verläuft (Dämpfende Wirkung).<br />
In Abbildung 44 b) ist das Tv zu groß eingestellt: Nach der Veränderung des Sollwertes wird durch<br />
den P-Anteil 100% Stellgrad ausgegeben. Erkennt der D-Anteil den resultierenden Anstieg des Istwertes,<br />
verkleinert er den Gesamtstellgrad (hier auf 0%), wodurch der Istwert flacher wird. Durch<br />
die geringere Steigung des Istwertes nimmt der D-Anteil seinen negativen Stellgrad zurück, wodurch<br />
der Istwert wieder schneller ansteigt. Durch den schneller ansteigenden Istwert verringert<br />
der D-Anteil den Gesamtstellgrad erneut...<br />
48 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
w<br />
y<br />
x<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Abbildung 45 zeigt die Anstiegsantwort für einen PD-<strong>Regler</strong>, aus der man das am <strong>Regler</strong> eingestellte<br />
T v ermitteln kann:<br />
e<br />
x<br />
y<br />
y<br />
y<br />
Abbildung 45: Anstiegsantwort eines PD-<strong>Regler</strong>s<br />
S<br />
Tv<br />
t 0<br />
Abbildung 45 zeigt von oben nach unten die Regelabweichung (diese steigt kontinuierlich an).<br />
Um eine Wirkung im D-Anteil zu erhalten, muss die Änderung der Regelabweichung aus einer Istwert-Änderung<br />
resultieren. Deshalb wurde der Istwertverlauf gezeigt. Es folgen der P-Anteil, der D-<br />
Anteil und der resultierende Gesamtstellgrad.<br />
Der P-Anteil verstärkt zu jeder Zeit die vorliegende Regelabweichung. Sobald der Istwert abfällt,<br />
gibt weiterhin der D-Anteil einen positiven Stellgrad aus, welcher dazu beiträgt, dass möglichst zügig<br />
wieder ausgeregelt wird. Der D-Stellgrad ist proportional zur Steilheit des Istwertes (Δx/Δt) und<br />
weiterhin zum eingestellten Tv .<br />
Betrachtet man den Gesamtstellgrad und verlängert die Rampe nach links, kann man vom Schnittpunkt<br />
mit der Zeitachse bis zum Beginn der Rampe die Vorhaltezeit Tv des <strong>Regler</strong>s ermitteln.<br />
t<br />
t<br />
P-Anteil<br />
t<br />
D-Anteil<br />
t<br />
PD-<strong>Regler</strong><br />
t<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 49
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Bei einem PD-<strong>Regler</strong>, z. B. zum Heizen, beträgt die <strong>Regler</strong>gleichung bei einer Rampe mit konstanter<br />
Steilheit:<br />
Bei sich änderndem Istwert ergibt sich der Stellgrad nach folgender Gleichung:<br />
dx<br />
-----dt<br />
beschreibt die Steilheit des Istwertes (bei Regelung von Temperaturen z. B. in K/s).<br />
3.4.1 Der praktische D-Anteil - Das DT 1 -Element<br />
y<br />
y<br />
=<br />
=<br />
1<br />
------<br />
Δx<br />
• 100% • ⎛e– T ------<br />
X v • ⎞<br />
⎝<br />
P<br />
Δt⎠<br />
------<br />
1<br />
dx<br />
• 100% • ⎛e– T ------<br />
X v • ⎞<br />
⎝<br />
P<br />
dt⎠<br />
Grundsätzlich kann man auch die Sprungantwort eines PD-<strong>Regler</strong>s betrachten, wie vorher beim Pbzw.<br />
PI-<strong>Regler</strong>. Die Änderungsgeschwindigkeit bei einem Sprung ist jedoch unendlich groß. Somit<br />
hätte das von einem Sprung abgeleitete D-Signal eine theoretisch unendlich hohe und unendlich<br />
schmale Nadelfunktion (Abbildung 46).<br />
Das heißt: Theoretisch müsste die Stellgröße für eine unendlich kleine Zeit einen unendlich großen<br />
Wert annehmen und dann sofort wieder auf den vom P-Anteil verursachten Stellgrad zurückgehen.<br />
Dies ist jedoch zum einen aus mechanischen als auch elektrischen Gründen nicht möglich, zum<br />
anderen würde ein solch kurzer Impuls die Regelstrecke kaum beeinflussen. Man verhindert in der<br />
Praxis das sofortige Abklingen durch Bildung des D-Anteiles durch ein DT1-Glied. Dieses Glied besteht<br />
aus einem D-Anteil, wie wir ihn in diesem Kapitel bereits kennengelernt haben, in Reihenschaltung<br />
mit einem T1-Glied. Abbildung 46 zeigt die Sprungantwort des „praktischen D-Anteil“. T1 ist die Zeitkonstante des T1- Gliedes. In der Praxis wird diese Zeitkonstante auf Tv /4 eingestellt und bei Veränderung von Tv ebenfalls in diesem Verhältnis verändert. Aus der Sprungantwort des „paktischen D-Anteil“ kann<br />
auf Grund des Verhältnisses T1 = Tv /4 aus T1 die Vorhaltezeit Tv bestimmt werden.<br />
T1 ist durch den Hersteller vorgegeben und kann durch den Anwender nicht verändert werden.<br />
50 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
(21)<br />
(22)
e<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
x<br />
y<br />
y<br />
T<br />
v<br />
T 1<br />
�x<br />
t 0<br />
Abbildung 46: Sprungantwort eines DT 1 -Elementes<br />
T 1<br />
�e<br />
Nadelimpuls Theorie<br />
y H<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Praxis<br />
t<br />
t<br />
t<br />
t<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 51
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
3.5 PID-<strong>Regler</strong><br />
Der am meisten eingesetzte <strong>Regler</strong> ist der PID-<strong>Regler</strong>. Bei diesem <strong>Regler</strong> sind die Parameter X P ,<br />
T n und T v einzustellen, welche auch aus der Sprungantwort ermittelt werden können:<br />
e<br />
x<br />
y<br />
D-Anteil<br />
Abbildung 47: Sprungantwort eines PID-<strong>Regler</strong>s<br />
T<br />
t<br />
n<br />
0<br />
T v /4<br />
1<br />
X<br />
P<br />
I-Anteil<br />
P-Anteil<br />
Der P- und der I-Anteil nehmen als Basis die Regelabweichung, während der D-Anteil auf die Istwertänderung<br />
reagiert. Aus diesem Grund soll die Änderung der Regelabweichung (Abbildung 47)<br />
aus einer Änderung des Istwertes resultieren. Den Istwertverlauf haben wir ebenfalls im Diagramm<br />
eingezeichnet.<br />
Wird der Istwert plötzlich kleiner, gibt der D-Anteil sofort einen positiven Stellgrad aus, um der Bewegung<br />
des Istwertes entgegenzuwirken. Ebenfalls zu Beginn bildet der P-Anteil positiven Stellgrad,<br />
da er die Regelabweichung verstärkt. Zusätzlich erhöht der I-Anteil auf Grund der Regelabweichung<br />
seinen Stellgrad, die Rampe des I-Anteils ist jedoch erst ersichtlich, wenn der I-Anteil in<br />
Höhe des D-Anteils liegt.<br />
Die <strong>Regler</strong>gleichung für diesen <strong>Regler</strong> ergibt sich zu:<br />
52 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
De<br />
1<br />
Δy ------<br />
1<br />
• 100% e ----dx<br />
= • ⎛ + • ∫ e • dt–<br />
T ------<br />
⎝ v • ⎞<br />
dt⎠<br />
(23)<br />
X P<br />
T n<br />
t<br />
t<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
Die Regelparameter haben unterschiedliche Auswirkungen auf die einzelnen Anteile:<br />
Größeres XP entspricht kleinerem P-Anteil<br />
r kleinere Verstärkung: dadurch stabileres, jedoch auch trägeres Verhalten<br />
Größeres Tn entspricht kleinerem I-Anteil<br />
r integriert langsamer auf: dadurch stabileres, jedoch auch trägeres Verhalten<br />
Größeres Tv entspricht größerem D-Anteil<br />
r wirkt der Änderung des Istwertes stärker entgegen, dadurch stabileres Verhalten,<br />
Tv nicht zu groß wählen<br />
3.5.1 Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s<br />
Istwert (x) Regelabweichung<br />
- e = (w - x)<br />
Sollwert (w)<br />
+<br />
Abbildung 48: Blockstruktur des PID-<strong>Regler</strong>s<br />
P<br />
Wie in diesem Kapitel aus den <strong>Regler</strong>gleichungen für den PI-, PD- und PID-<strong>Regler</strong> zu erkennen<br />
war, wird das I- und das D-Verhalten eines PID-<strong>Regler</strong>s nicht nur durch die Einstellung der Parameter<br />
Tn und Tv , sondern auch durch die Proportionalverstärkung mit XP beeinflusst.<br />
Erhöht man bei einem PID-<strong>Regler</strong> die Proportionalverstärkung auf den doppelten Wert (durch Halbierung<br />
von XP ), besitzt der <strong>Regler</strong> nicht nur ein doppelt so großes Proportionalverhalten, sondern<br />
auch der I- und der D-Anteil werden auf den doppelten Wert vergrößert.<br />
Beispiel:<br />
Der in Abbildung 48 gezeigte PID-<strong>Regler</strong> habe die Einstellung Tn = 10s und XP = 100 (der D-Anteil<br />
soll in diesem Beispiel außer Betracht gezogen werden). Die Regelabweichung sei 2.<br />
Dimensionslos betrachtet, hat der P-Anteil eine Verstärkung von 1⎛ 1<br />
KP= ------ • 100% ⎞.<br />
⎝ X ⎠<br />
P<br />
.<br />
Die Regelabweichung wird somit dem I-Anteil direkt aufgeschaltet. Aus Kapitel 3.2 „I-<strong>Regler</strong>“ wissen<br />
wir, dass ein I-<strong>Regler</strong> gerade die Zeit Tn benötigt, um dimensionslos an seinem Ausgang den<br />
Eingang abzubilden. Der I-Anteil würde also 10s benötigen, bis er seinen Stellgrad um 2% vergrößert<br />
hat. Das XP wird jetzt auf 50 gesetzt, die Verstärkung des P-Anteils beträgt 2.<br />
Nun wird die Regelabweichung erst um den Faktor 2 verstärkt, bevor sie dem I-Anteil aufgeschaltet<br />
wird. In 10s erhöht nun der I-Anteil seinen Stellgrad um jeweils 4%. Die Wirkung des I-Anteils wurde<br />
auch um den Faktor 2 verstärkt. Der Vorteil dieser Blockstruktur ist, dass man den <strong>Regler</strong> z. B.<br />
durch Verkleinerung des Parameters XP für alle Anteile stärker einstellen kann.<br />
Eine Veränderung der Proportionalverstärkung<br />
verändert in gleichem Maß das I- und das D-Verhalten eines PID-<strong>Regler</strong>s<br />
I<br />
D<br />
+<br />
+<br />
+<br />
Stellgrad (y)<br />
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 53
3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong><br />
54 3 <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
In diesem Kapitel lernen Sie, wie in einem Regelkreis Führungs- und Störverhalten definiert sind<br />
und die Regelparameter für ein stabiles Regelverhalten eingestellt werden.<br />
Die weiterhin vorgestellten Optimierungsverfahren sind eine Hilfe bei der Ermittlung von geeigneten<br />
Parametern für den <strong>Regler</strong>. Abschließend nennen wir die <strong>Regler</strong>strukturen, welche im Fall von unterschiedlichen<br />
Regelgrößen zum Einsatz kommen.<br />
4.1 Führungsverhalten/Störverhalten<br />
w/x<br />
(1)<br />
Abbildung 49: Führungs- und Störverhalten eines Regelkreises<br />
In Abbildung 49 wird bei (1) ein neuer Sollwert eingestellt. Das gezeigte Regelverhalten ist günstig:<br />
Der Istwert strebt relativ zügig in Richtung Sollwert und erreicht diesen ohne Überschwingen.<br />
In (2) verändert sich eine Störgröße, was eine Regelabweichung zur Folge hat. Der <strong>Regler</strong> steuert<br />
durch Veränderung des Stellgrades entgegen (in unserem Beispiel verkleinert er sein Ausgangssignal),<br />
bis der Istwert wieder auf den Sollwert gelangt.<br />
Bezüglich des Regelverhaltens wird zwischen Führungs- und Störverhalten unterschieden.<br />
Beim Führungsverhalten betrachtet man, wie nach der Vorgabe von neuen Sollwerten ausgeregelt<br />
wird. Mit Störverhalten bezeichnet man das Verhalten eines <strong>Regler</strong>s nach dem Auftreten einer Störung.<br />
Ein <strong>Regler</strong> kann auf Führung optimiert werden, in diesem Fall erreicht er den Sollwert möglichst zügig,<br />
ohne Überschwingen. Treten bei diesem <strong>Regler</strong> Störungen (in der Abbildung „+z“) auf, werden<br />
diese nicht mit der maximal möglichen Geschwindigkeit behoben, da ein auf Führung optimierter<br />
<strong>Regler</strong> etwas langsamer eingestellt ist (XP , Tn und Tv von der Tendenz größer).<br />
Um gutes Störverhalten zu erreichen, muss der <strong>Regler</strong> schneller arbeiten (XP , Tn und Tv kleiner<br />
eingestellt). Bei neuer Sollwertvorgabe überschwingt jedoch der Istwert.<br />
An dieser Stelle soll deutlich werden, dass ein <strong>Regler</strong>, je nach Anwendung, entweder auf Führung<br />
oder Störung optimiert werden kann. In der Praxis schließt man häufig einen Kompromiss:<br />
Die Einstellung erfolgt, das Störungen möglichst schnell beseitigt werden, es jedoch bei Vorgabe<br />
eines neuen Sollwertes nicht zum Überschwingen kommt, bzw. das Überschreiten akzeptabel ist.<br />
Soll ein <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> jeweils bei Führung und Störung optimal arbeiten, kann man die entsprechenden<br />
Parameter ermitteln und in zwei Parametersätzen abspeichern. Diese werden bei den entsprechenden<br />
Betriebsbedingungen aktiviert. Befindet sich der Istwert außerhalb eines definierten<br />
Bandes um den Sollwert, wird der Parametersatz für gutes Führungsverhalten aktiviert. Bewegt<br />
sich der Istwert im genannten Band, wird auf den Parametersatz für gutes Störverhalten geschaltet.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
w<br />
x<br />
(2)<br />
+z<br />
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 55<br />
t
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
4.2 Stabiles und instabiles Regelverhalten<br />
Nahezu jeder Regelkreis kann durch eine Fehleinstellung des <strong>Regler</strong>s instabil arbeiten:<br />
Abbildung 50: Der instabile Regelkreis<br />
Durch eine Fehleinstellung am <strong>Regler</strong> kann es dazu kommen, dass der Stellgrad zu schwingen beginnt<br />
(Abbildung 50, a). Der Stellgrad schwingt sich auf und pendelt schließlich zwischen einem Minimal-<br />
und Maximalwert hin und her. Aus dem oszillierenden Stellgrad resultiert ein instabiler Istwert.<br />
Die periodischen Schwingungen des Stellgrades können so extrem werden, dass dieser kontinuierlich<br />
zwischen 0 und 100 % pendelt (Abbildung 50, b). Entsprechend groß sind die Amplituden<br />
des Istwertes.<br />
Ein Regelkreis wird dann instabil, wenn X P , T n und T v von der Tendenz zu klein sind (Proportionalverstärkung<br />
zu groß, I-Anteil integriert zu schnell auf, Dämpfung ist zu schwach).<br />
Um Stabilität zu erreichen, kann z. B. mit der Vergrößerung von X P begonnen werden. Erfolgt keine<br />
Beruhigung von Stellgrad und Iswert, kann das Wertepaar T n und T v vergrößert werden (empfehlenswert<br />
ist die vorherige Prüfung, ob T v in etwa T n /4 entspricht, dieses Verhältnis ist für die meisten<br />
Anwendungen günstig). T v ist entsprechend einzustellen. Nun ist das Wertepaar T v und T n ,<br />
unter Beibehaltung des genannten Verhältnisses, zu vergrößern.<br />
56 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
4.3 Die Optimierungsverfahren<br />
In diesem Unterkapitel stellen wir vier unterschiedliche Optimierungsverfahren vor, welche ausschließlich<br />
im Fall von Strecken mit Ausgleich anwendbar sind.<br />
Die Methoden haben gemeinsam, dass die Optimierung unter realen Betriebsbedingungen zu erfolgen<br />
hat (z. B. darf keine Optimierung für einen leeren Ofen erfolgen, wenn gute Parameter für einen<br />
bestückten Ofen gefunden werden sollen).<br />
Die Verfahren sind:<br />
Schwingungsmethode (Ziegler und Nichols) - für schnelle Regelstrecken<br />
Streckensprungantwort (Chien, Hrones, Reswick) - für langsame Regelstrecken<br />
Anstiegsgeschwindigkeit - für langsame Regelstrecken<br />
Empirische Methode - für schnelle Regelstrecken<br />
Bevor mit einem der genannten Verfahren begonnen wird, sollte geprüft werden, ob die in <strong>JUMO</strong>-<br />
<strong>Regler</strong>n integrierte Selbstoptimierung angewendet werden kann bzw. zum Erfolg führt (Kapitel 7.1<br />
„Die Selbstoptimierung“). In den meisten Fällen führt die Methode zu einem sehr guten bis befriedigendem<br />
Ergebnis.<br />
4.3.1 Die Schwingungsmethode nach Ziegler und Nichols<br />
Die Schwingungsmethode nach Ziegler und Nichols ist einsetzbar bei relativ schnellen Regelstrekken<br />
(wie beispielsweise Drehzahlregelstrecken).<br />
Das Verfahren ermittelt gute Parameter für P-, PI- und PID-<strong>Regler</strong>.<br />
Während des Verfahrens wird der Regelkreis bewusst instabil gemacht:<br />
Der <strong>Regler</strong> wird auf P-Stuktur geschaltet und ein relativ großes XP eingestellt, welches noch nicht<br />
zu einem instabilen Verhalten führt. Nun wird ein Sollwert definiert, welcher im späteren Arbeitsbereich<br />
liegt (Abbildung 51 (1)).<br />
w/x<br />
Abbildung 51: Sollwert und Istwert während der Schwingungsmethode<br />
Abbildung 51 (1) zeigt, wie sich der Istwert nach einer kurzen Schwingung auf den Endwert einpendelt.<br />
Der Istwert liegt unterhalb vom Sollwert; dies ist einleuchtend, da es sich um einen P-<strong>Regler</strong><br />
handelt.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
(1) (2)<br />
(3)<br />
w<br />
x<br />
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 57<br />
t
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
Das XP wird verkleinert (Abbildung 51 (2)): Der Istwert steigt an und benötigt längere Zeit, bis er eingeschwungen<br />
ist. Der Proportionalbereich wird unter Umständen mehrmals verkleinert, bis der Istwert<br />
periodisch schwingt. Die resultierende Kurve ist in Abbildung 51 (3) gezeigt.<br />
Das kritische XP (XPk , ab diesem Proportionalbereich kommt es zu Dauerschwingungen) ist möglichst<br />
genau zu bestimmen.<br />
Betrachten wir die Schwingung des Istwertes detailliert (Abbildung 52):<br />
w/x w<br />
Abbildung 52: Kritische Periodendauer<br />
Die zweite Kenngröße welche für das Verfahren benötigt wird, ist die kritische Periodendauer (T K ):<br />
Aus der Schwingung des Istwertes wird beispielsweise der Abstand zwischen zwei Minimalwerten<br />
ermittelt. Dieser Wert (in Sekunden) wird gemeinsam mit dem X PK (letzte Einstellung des <strong>Regler</strong>s) in<br />
folgende Tabelle eingesetzt:<br />
<strong>Regler</strong>struktur Regelparameter<br />
P XP = XPk / 0,5<br />
PI XP = XPk / 0,45<br />
Tn = 0,83 · TK PID XP = XPk / 0,6<br />
Tn = 0,5 · TK Tv = 0,125 · TK x<br />
Tabelle 1: Formeln zur Einstellung nach der Schwingungsmethode<br />
4.3.2 Verfahren nach der Streckensprungantwort nach Chien, Hrones und Reswick<br />
Mit dem Verfahren nach Chien, Hrones und Reswick besteht auch bei langsamen Regelstrecken<br />
die Möglichkeit, relativ zeitsparend die Regelparameter zu ermitteln.<br />
Die Methode kann bei Strecken angewendet werden, welche mindestens 2. Ordnung betragen.<br />
Die Besonderheit des Verfahrens ist, dass eine Unterscheidung zwischen den Formeln für Führungs-<br />
und Störverhalten erfolgt.<br />
Für die zur Verfügung gestellte Tabelle muss aus der Sprungantwort die Streckenverstärkung, die<br />
Verzugs- und die Ausgleichszeit ermittelt werden. In Kapitel 2.4 „Aufnahme der Sprungantwort für<br />
Strecken mit mindestens zwei Verzögerungen und Totzeit“ wurde detailliert beschrieben, wie in diesem<br />
Fall vorzugehen ist. Aus diesem Grund demonstrieren wir das Verfahren direkt an einem Beispiel:<br />
Für einen Industrieofen soll ein <strong>Regler</strong> mit PID-Struktur eingesetzt werden.<br />
Ziel ist ein gutes Störverhalten - typische Sollwerte liegen bei 200°C.<br />
58 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
T<br />
K<br />
t
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
Zu Beginn schaltet man den <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb. Der Stellgrad wird stufenweise erhöht, bis<br />
ein Istwert erreicht ist, der unter dem später anzufahrenden Sollwert liegt (die Ausgleichsvorgänge<br />
sind jeweils abzuwarten). Denkbar wäre ein Stellgrad von 60%, bei dem eine Temperatur von<br />
180°C erreicht wird. Von 60% ausgehend, wird der Stellgrad sprungförmig beispielsweise auf 80%<br />
erhöht und der Istwert mit einem Schreiber aufgezeichnet (die Verhältnisse wurden in Abbildung 53<br />
eingezeichnet).<br />
x [°C]<br />
210<br />
180<br />
Sprung<br />
60 - 80%<br />
T = 60s<br />
u<br />
Abbildung 53: Sprungantwort des Industrieofens<br />
Durch Bestimmung der Wendetangente wurde z. B. ermittelt:<br />
Verzugszeit Tu = 60s, Ausgleichszeit Tg = 300s<br />
Mit Hilfe von Tabelle 2 können für den <strong>Regler</strong> günstige Regelparameter ermittelt werden:<br />
<strong>Regler</strong>struktur Führung Störung<br />
P XP = 3,3 · KS · (Tu /Tg ) · 100% XP = 3,3 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />
PI XP = 2,86 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />
Tn = 1,2 · Tg XP = 1,66 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />
Tn = 4 · Tu PID XP = 1,66 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />
Tn = 1 · Tg Tv = 0,5 · Tu XP = 1,05 · KS · (Tu /Tg ) · 100%<br />
Tn = 2,4 · Tu Tv = 0,42 · Tu Tabelle 2: Formeln zur Einstellung nach der Streckensprungantwort<br />
Die Streckenverstärkung wird aus der Veränderung des Istwertes geteilt durch die Sprunghöhe im<br />
Stellgrad ermittelt.<br />
Mit den ermittelten Werten für T u und T g ergeben sich folgende Parameter:<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
K S<br />
T = 300s<br />
g<br />
= ------<br />
Δx<br />
=<br />
210<br />
------------------------------------------<br />
°C – 180 °C<br />
= -------------<br />
30 K<br />
= 1,5 K/%<br />
Δy 80 % – 60 % 20 %<br />
T u<br />
XP 1,05 K ----- S • 100% 1,05 1,5 K<br />
-----<br />
60s<br />
= • •<br />
= • • ------------ • 100 % = 31,5K<br />
% 300s<br />
T g<br />
Tn = 2,4 • Tu = 2,4 • 60s = 144 s<br />
Tv =<br />
0,42 • Tu = 0,42 • 60s ≈ 25s<br />
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 59<br />
t
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
Der Stellgradsprung ist zum einen so groß zu wählen, dass die Sprungantwort (der Istwertverlauf)<br />
ausgewertet werden kann. Zum anderen ist unbedingt darauf zu achten, dass der Sprung im Bereich<br />
der später zu erwartenden Sollwerte liegt.<br />
Beispiel:<br />
Der typische Arbeitspunkt des aufgeführten Industrieofens liegt bei 200°C. Erfolgt eine Stellgradsprungaufschaltung,<br />
welche den Istwert im Bereich von beispielsweise 70°C bewegt, würde die<br />
Auswertung der Sprungantwort wahrscheinlich keine geeigneten Regelparameter für 200°C liefern.<br />
Bei kleineren Temperaturen sind die Bedingungen nicht wie im späteren Betrieb (zumindest die<br />
Streckenverstärkung ist hier eine andere als im späteren Arbeitsbereich, diese geht wiederum in<br />
die Berechnung von XP ein).<br />
4.3.3 Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit<br />
Das Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit kann ebenfalls bei langsamen Regelstrecken angewendet<br />
werden. Bei dieser Methode wird ein beliebiger Sprung nur so lange auf die Regelstrekke<br />
geschaltet, bis die Istwertänderung die maximale Steilheit aufweist. Da ab diesem Moment die<br />
Auswertung des Istwertes erfolgt (es muss nicht gewartet werden, bis der Istwert seinen Endwert<br />
erreicht), ist das Verfahren sehr zeitsparend. Die Strecke muss - wie beim Verfahren nach der<br />
Streckensprungantwort - mindestens zweiter Ordnung betragen.<br />
Die Vorarbeit zur Optimierung eines <strong>Regler</strong>s für den in Kapitel 4.3.2 „Verfahren nach der Streckensprungantwort<br />
nach Chien, Hrones und Reswick“ genannten Industrieofen wäre sehr ähnlich:<br />
1. Vorgabe eines Stellgrades, mit welchem ein Istwert kleiner dem späteren Arbeitspunkt erreicht<br />
wird (z. B. 180°C bei 60% Stellgrad, die Ausgleichsvorgänge müssen abgewartet werden!).<br />
2. Sprungförmige Vorgabe des Stellgrades von 80% und Aufzeichnung des Istwertes.<br />
x [°C]<br />
180<br />
Sprung<br />
60 - 80%<br />
T = 60s<br />
u<br />
10K<br />
1,5min.<br />
ABBRUCH<br />
V =<br />
max<br />
Abbildung 54: Istwertverlauf beim Verfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit<br />
Nach der Vorgabe des Sprunges beginnt der Istwert nach einiger Zeit anzusteigen. Die Aufzeichnung<br />
kann abgebrochen werden, wenn der Istwert seine maximale Steilheit aufweist.<br />
Auch bei diesem Verfahren wird die Wendetangente eingezeichnet und die Verzugszeit ermittelt.<br />
Zur Bestimmung der zweiten Kenngröße wird an die Wendetangente ein Steigungsdreieck gezeichnet.<br />
Durch dieses wird die maximale Anstiegsgeschwindigkeit bestimmt:<br />
60 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
Δx<br />
Δt<br />
10K<br />
90s<br />
= 0,11 K<br />
s<br />
Vmax = ------<br />
(24)<br />
t
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
Das ermittelte V max (in unserem Beispiel ca 0,11K/s) wird gemeinsam mit dem ermittelten T u (60s)<br />
in folgende Formeln eingesetzt:<br />
<strong>Regler</strong>struktur Regelparameter<br />
P<br />
PI<br />
XP = Vmax · Tu · yH / Δy<br />
XP = 1,2 · Vmax · Tu · yH / Δy<br />
Tn = 3,3 · Tu yH = maximaler Stellbereich<br />
(meist 100%)<br />
Δy = vorgegebener Stellgradsprung<br />
PD XP = 0,83 · Vmax · Tu · yH / Δy<br />
Tv = 0,25 · Tu (in unserem Beispiel 20%)<br />
PID XP = 0,83 · Vmax · Tu · yH / Δy<br />
Tn = 2 · Tu Tv = 0,5 · Tu Tabelle 3: Formeln zur Einstellung nach der Anstiegsantwort<br />
für Strecken mit Ausgleich<br />
Für einen PID-<strong>Regler</strong> ergeben sich in unserem Beispiel folgende Werte:<br />
Xp 0,83 • Vmax • T ------ u • 0,83 0,11<br />
Δy<br />
K<br />
--- 60s<br />
s<br />
100%<br />
= = • • • --------------- ≈ 27,4K (25)<br />
20%<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
y H<br />
Tn = 2•Tu= 2•60s = 120s<br />
(26)<br />
Tv = 0,5 • Tu= 0,5 • 60s = 30s<br />
(27)<br />
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 61
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
4.3.4 Empirische Methode zur Ermittlung der Regelparameter<br />
Bei dieser Vorgehensweise werden nacheinander günstige Einstellungen für die Anteile P, D und I<br />
ermittelt. Vom Ursprungszustand aus gibt man immer wieder den typischen Sollwert vor; daher ist<br />
das Verfahren nur bei relativ schnellen Regelstrecken anwendbar (z. B. Regelgrößen Drehzahl oder<br />
Durchfluss).<br />
Auch wenn letztlich gute Einstellungen für PID-Struktur gefunden werden soll, wird zunächst P-<br />
Verhalten definiert. Wir stellen einen relativ großen Proportionalbereich ein (die Höhe hängt von der<br />
Strecke ab) und definieren einen Sollwert, welcher im späteren Arbeitsbereich liegt.<br />
Wir werden feststellen, dass die Regelung sehr träge arbeitet und der Istwert weit unter dem Sollwert<br />
bleibt. Nun verkleinern wir das XP und fahren zwischendurch immer wieder den Sollwert an.<br />
Wir verkleinern den Proportionalbereich so lange, bis der Istwert nach maximal zwei bis drei Vollschwingungen<br />
seinen stabilen Endwert erreicht. Wir erhalten eine stabile Regelung mit einer bleibenden<br />
Regelabweichung. Unser Ergebnis könnte wie in Abbildung 55 a) aussehen.<br />
x<br />
a) P b) PD c) PID<br />
Sollwertvorgabe Sollwertvorgabe Sollwertvorgabe<br />
Abbildung 55: Einstellung eines PID-<strong>Regler</strong>s nach der Empirischen Methode<br />
Zur Dämpfung des Istwertes aktivieren wir den D-Anteil (wir betreiben den <strong>Regler</strong> mit PD-Struktur).<br />
Beginnend mit einem sehr kleinen Tv , fahren wir unseren Sollwert mit immer größer werdendem Tv an. Das Tv ist günstig eingestellt, wenn der Istwert seinen Endwert mit einer möglichst kleinen<br />
Schwingung erreicht.<br />
Setzt der <strong>Regler</strong> während dem Anfahren des Istwertes an den Endwert den Stellgrad ein<br />
oder mehrmals auf 0%, ist das Tv zu groß eingestellt.<br />
Unser Regelergebnis könnte wie in Abbildung 55 b) gezeigt aussehen.<br />
Nun wird der I-Anteil durch Umschaltung auf PID-Struktur aktiviert. Das Tn stellen wir auf Tn = Tv x<br />
4 ein. Unser Regelergebnis könnte dem Beispiel in Abbildung 55 c) entsprechen.<br />
Bemerkung:<br />
Für einige Strecken können nicht alle Anteile aktiviert werden (siehe Kapitel 4.4 „Welche <strong>Regler</strong>struktur<br />
kommt für unterschiedliche Regelgrößen zum Einsatz?“). Stellt man bei der Empirischen<br />
Methode fest, dass zu Beginn mit der P-Struktur keine stabile Regelung möglich ist, kann lediglich<br />
die Optimierung als I-<strong>Regler</strong> erfolgen.<br />
Wird bei einer anderen Regelstrecke erkannt, dass bei Einführung des D-Anteils (Umschaltung von<br />
P- auf PD-Struktur) der Regelkreis instabil wird, erfolgt die Optimierung als PI-<strong>Regler</strong>.<br />
62 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
t
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
4.3.5 Kontrolle der <strong>Regler</strong>einstellung für PID-Struktur<br />
Wird ein PID-<strong>Regler</strong> mit den in diesem Kapitel aufgeführten Verfahren optimiert, wird das Regelverhalten<br />
noch nicht unbedingt optimal sein. In diesem Fall kann Abbildung 56 als Hilfestellung für<br />
eine Nachoptimierung genutzt werden.<br />
a)<br />
x<br />
b)<br />
d)<br />
w<br />
x<br />
w<br />
x<br />
w<br />
Abbildung 56: Hinweise auf mögliche Fehleinstellungen<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
optimale Einstellung<br />
T , T zu groß<br />
n v T , T zu klein<br />
n v<br />
X zu groß<br />
P<br />
t<br />
t<br />
t<br />
c)<br />
x<br />
w<br />
e)<br />
x<br />
w<br />
X zu klein<br />
P<br />
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren 63<br />
t<br />
t
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
Wir möchten die Diagramme kurz näher betrachten:<br />
a) Dieses Regelverhalten erreicht man bei einer optimalen Einstellung.<br />
b) Der Istwert steigt nach Vorgabe des Sollwertes relativ steil an, der Proportionalbereich<br />
scheint gut eingestellt zu sein. Wird die Regelabweichung kleiner, steigt der Istwert mit einer<br />
geringeren Steilheit. Bei einer kleiner werdenden Regelabweichung wird der Stellgrad, welcher<br />
durch den P-Anteil ausgegeben wird, immer kleiner: vor allem der I-Anteil ist hier gefragt.<br />
Im gezeigten Fall integriert der I-Anteil zu langsam auf (das eingestellte T n ist zu groß, es ist<br />
zu verkleinern). Denkt man an das Verhältnis T v =T n / 4, sollte die Vorhaltezeit ebenfalls verkleinert<br />
werden.<br />
c) In dem gezeigten Fall ist der I-Anteil zu groß eingestellt (T n zu klein): der I-Anteil integriert die<br />
Regelabweichung so lange auf, bis diese 0 wird. Der I-Anteil bildet seinen Stellgrad zu<br />
schnell: Bis der Istwert den Sollwert erreicht, ist das Ausgangssignal zu groß. Deshalb kommt<br />
es zu Schwingungen des Istwertes um den Sollwert. Denkt man an das Verhältnis T v =T n /4,<br />
sollte die Vorhaltezeit ebenfalls vergrößert werden.<br />
d) Dieses Regelverhalten deutet auf ein zu groß eingestelltes X P hin: Wird der Sollwert vorgegeben,<br />
beträgt das Ausgangssignal allein durch den P-Anteil 100%. Der I-Anteil kann in dieser<br />
Phase noch keinen Stellgrad bilden. Ist das X P groß eingestellt, gelangt der Istwert sehr früh<br />
in den Proportionalbereich, der P-Stellgrad wird kleiner 100% und der I-Anteil kann Stellsignal<br />
bilden. Im genannten Fall hat der I-Anteil sehr lange Zeit, seinen Stellgrad aufzubauen: Bis<br />
der Istwert den Sollwert erreicht, wird zu viel Stellgrad gebildet und der Istwert schwingt über<br />
den Sollwert. Abhilfe schafft ein kleineres X P : Bei Vorgabe des Sollwertes befindet sich der<br />
Istwert lange Zeit unterhalb des Proportionalbereiches. Der P-Anteil liefert länger 100% und<br />
der I-Anteil beginnt später sein Ausgangssignal zu bilden - ein Überschwingen wird unwahrscheinlicher.<br />
e) Ist der Proportionalbereich zu klein eingestellt, bewegt sich der Istwert sehr zügig in Richtung<br />
Sollwert. Relativ spät (kurz vor Erreichen des Sollwertes) fährt der Istwert in den Proportionalbereich<br />
ein und der Stellgrad reduziert sich nahezu sprungförmig. Mit einer Verzögerung fällt<br />
nun auch der Istwert ab, was wegen der relativ großen Proportionalverstärkung eine starke<br />
Erhöhung des P-Stellgrades mit sich bringt... Während der ganzen Zeit wirkt neben dem D-<br />
Anteil auch der I-Anteil, welcher die Regelabweichung abbaut. Mit einem größeren X P würde<br />
der Istwert beruhigt werden.<br />
64 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
4.4 Welche <strong>Regler</strong>struktur kommt für unterschiedliche Regelgrößen<br />
zum Einsatz?<br />
Pauschal gilt:<br />
Für die meisten Anwendungen weist die PID-Struktur das beste Regelverhalten auf. Es existieren<br />
jedoch einige Regelgrößen, die das Deaktivieren bestimmter Anteile erfordern. Z. B. kann der D-<br />
Anteil bei Regelstrecken mit unruhiger Regelgröße zu Instabilitäten führen.<br />
Auch der P-Anteil verstärkt diese Unruhe und muss ggf. abgeschaltet werden.<br />
Wenn das Verhältnis von Ausgleichszeit zu Verzugszeit relativ klein ist (Regelstrecke schwer zu regeln),<br />
kann ebenfalls das Abschalten der Anteile P und D notwendig werden, da anderenfalls eine<br />
Regelung instabil würde.<br />
Es ist nicht einfach, für unterschiedliche Regelgrößen die günstigste <strong>Regler</strong>struktur anzugeben,<br />
denn diese ist auch von der Gestaltung der Strecke abhängig. Für den Autor war wichtig, die<br />
Struktur bekannt zu machen, welche in den meisten Fällen zum besten Ergebnis führt bzw. mit der<br />
man sich auf der sicheren Seite befindet (Regelkreis arbeitet stabil).<br />
Temperatur<br />
Diese Regelstrecken sind immer mit Ausgleich. Die Ausgleichszeit ist häufig bedeutend größer als<br />
die Verzugszeit. Für diese Art von Regelstrecken ist fast immer die PID-Struktur die Geeignetste.<br />
Druck<br />
Bei diesen Regelstrecken ist das Verhältnis Ausgleichszeit/Verzugszeit relativ gering (Tg /Tu
4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren<br />
Die Tabelle zeigt eine Zusammenfassung:<br />
Regelgröße Meist (!) führt folgende <strong>Regler</strong>struktur zum besten Ergebnis<br />
Temperatur PID<br />
Druck I<br />
pH-Wert Durchlaufregelung PID, Standbecken P- oder PD<br />
Drehzahl PI<br />
Durchfluss I<br />
Niveau PID<br />
Förderung (Schüttgut) I<br />
Tabelle 4: Auswahl der <strong>Regler</strong>struktur hinsichtlich der wichtigsten Regelgröße<br />
66 4 Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
Schaltende <strong>Regler</strong><br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
In diesem Kapitel wird die Funktionsweise von Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsreglern<br />
erklärt.<br />
5.1 Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong><br />
Die bisher behandelten <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> mit P-, PD-, I-, PI- und PID-Verhalten können jeden Wert<br />
der Stellgröße y zwischen 0 und 100% ausgeben. Dadurch ist es dem <strong>Regler</strong> möglich, die Regelgröße<br />
x immer gleich der Führungsgröße w zu halten.<br />
Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong> besitzen im Gegensatz zu den <strong>Stetige</strong>n kein kontinuierliches<br />
Ausgangssignal, sondern der Ausgang kann nur den Status Ein oder Aus annehmen.<br />
Die Ausgänge dieser <strong>Regler</strong> sind vielfach als Relais ausgeführt, aber auch Halbleiterrelais sind üblich.<br />
Gelegentlich verfügen diese <strong>Regler</strong> auch über Logikausgänge.<br />
<strong>Stetige</strong><br />
<strong>Regler</strong><br />
Unstetige<br />
<strong>Regler</strong><br />
Stetigähnliche<br />
<strong>Regler</strong><br />
feine Stufung<br />
der Stellgröße<br />
(0...100%)<br />
grobe Stufung<br />
der Stellgröße<br />
(0 oder 100%)<br />
feine Stufung<br />
der Stellgröße<br />
(0...100%)<br />
Abbildung 57: <strong>Stetige</strong>, Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong><br />
Stetigähnlicher <strong>Regler</strong><br />
Unstetige <strong>Regler</strong><br />
arbeiten wie ein Komparator mit Hysterese (siehe Abbildung 57): Sie schließen den Kontakt, bis ein<br />
vorgegebener Sollwert erreicht ist: Der Kontakt wird geöffnet und der Istwert fällt ab. Erreicht der<br />
Istwert den Sollwert minus einer eingestellten Hysterese, wird die Leistung erneut auf die Strecke<br />
geschaltet. Ein Beispiel für einen Unstetigen <strong>Regler</strong> stellt ein Thermostat dar.<br />
Stetigähnliche <strong>Regler</strong><br />
kann man sich als Kombination eines <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>s mit einer Schaltstufe vorstellen (siehe Abbildung<br />
57): Der <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> ermittelt den Stellgrad, wie wir dies in Kapitel 3 „<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong>“ kennen<br />
gelernt haben. Die Schaltstufe variiert auf Grund des ermittelten Stellgrades die Einschaltzeit<br />
für den Ausgang. Lässt man diese <strong>Regler</strong> häufig genug schalten, ergibt sich ein Regelverhalten,<br />
welches praktisch dem eines <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>s entspricht.<br />
In folgendem Kapitel betrachten wir Unstetige und Stetigähnliche <strong>Regler</strong>, wenn diese einen binären<br />
Ausgang besitzen. Da der Ausgang zwei Zustände annehmen kann, nennt man diese Art von<br />
<strong>Regler</strong> Zweipunktregler.<br />
w<br />
-x<br />
w<br />
-x<br />
<strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong><br />
y<br />
Komparator mit Hysterese<br />
w y<br />
-x<br />
Schaltstufe<br />
y<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 67
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.2 Der Unstetige Zweipunktregler<br />
Der Unstetige Zweipunktregler arbeitet wie ein Thermostat: Liegt der Istwert unterhalb des Sollwertes,<br />
schließt er seinen Ausgang und die Heizung arbeitet mit voller Leistung. Wird der Sollwert erreicht,<br />
setzt er die Leistung auf 0% zurück. Fällt nach einiger Zeit der Istwert wieder ab, schaltet<br />
der Ausgang bei Unterschreitung von Sollwert minus Schaltdifferenz (X Sd ) wieder ein.<br />
y [%]<br />
100<br />
Abbildung 58: Kennlinie eines Unstetige Zweipunktreglers<br />
Ein Zweipunktregler wird bei <strong>JUMO</strong> zum Unstetigen <strong>Regler</strong>, wenn XP auf 0 gesetzt wird (meist<br />
Werkseinstellung). In diesem Fall wird das eingestellte XSd berücksichtigt.<br />
Unstetige Zweipunktregler werden häufig in Form eines Thermostats eingesetzt.<br />
Abbildung 59: <strong>JUMO</strong> Raum-Thermostat vom Typ AMFRc-1333<br />
Betrachten wir in den folgenden beiden Unterkapiteln, wie sich ein Unstetiger Zweipunktregler an<br />
Strecken erster und höherer Ordnung verhält.<br />
68 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
X Sd<br />
w<br />
x
5.2.1 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
Betreiben wir einen Unstetigen Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung, wird bei erkalteter<br />
Anlage die Heizung eingeschaltet. Da nur ein Energiespeicher vorhanden ist, wird die Temperatur<br />
sofort ansteigen (Abbildung 60). Bei Erreichen des Sollwertes wird die Leistung auf 0% zurückgenommen<br />
und der Istwert gelangt nicht über den Sollwert. Theoretisch sinkt der Istwert sofort ab<br />
und erreicht zu einer bestimmten Zeit den unteren Schaltpunkt (Sollwert-Schaltdifferenz).<br />
Die Heizung schaltet erneut ein und der Istwert steigt wieder…<br />
Bei einer Strecke 1. Ordnung verläuft der Istwert in dem Band der Schaltdifferenz - das ist das beste<br />
Ergebnis, welches mit einem Unstetigen <strong>Regler</strong> erreichbar ist.<br />
Die Schalthäufigkeit ist umso größer, je kleiner die Schaltdifferenz und umso schneller die Regelstrecke<br />
ist.<br />
y<br />
x<br />
w<br />
H<br />
y<br />
x<br />
Abbildung 60: Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung<br />
X Sd<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 69<br />
t<br />
t
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.2.2 Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke höherer Ordnung<br />
Beim Betrieb eines Unstetigen <strong>Regler</strong>s an einer Strecke höherer Ordnung wird bei erkalteter Anlage<br />
die Heizung eingeschaltet. Da mehrere Energiespeicher vorhanden sind, wird die Regelgröße erst<br />
nach einiger Zeit ansteigen (die Energiespeicher müssen erst geladen werden). Bei Erreichen des<br />
Sollwertes wird die Leistung auf 0% zurückgenommen. Wegen der vorhandenen Verzugszeit T u<br />
gelangt der Istwert über den Sollwert. Nach einiger Zeit wird der Istwert abfallen und den unteren<br />
Schaltpunkt erreichen. Die Heizung wird einschalten, der Istwert wird aber erst verzögert ansteigen<br />
(die Energiespeicher müssen erneut geladen werden).<br />
y<br />
H<br />
x<br />
w<br />
y<br />
T u<br />
x<br />
Abbildung 61: Unstetiger <strong>Regler</strong> an einer Strecke höherer Ordnung<br />
Bei einer Strecke höherer Ordnung fallen die Schwingungen des Istwertes größer aus als die<br />
Schaltdifferenz. So liegt bei einem Thermostat vielleicht eine Schaltdifferenz von 5K vor, der Istwert<br />
schwingt jedoch über einen Bereich von 10K.<br />
Fazit:<br />
Regelungen mit einem Unstetigen <strong>Regler</strong> sind z. B. in Form eines Thermostats kostengünstig möglich.<br />
Diese Art der Regelung macht Sinn, wenn die resultierenden Schwankungen im Istwert nicht<br />
stören.<br />
Zweipunktregler werden in Kompaktreglern meist in Form von Stetigähnlichen <strong>Regler</strong>n realisiert<br />
(die Konfiguration als Unstetige <strong>Regler</strong> ist selten bzw. erfolgt aus Unwissenheit).<br />
Das Verhalten der <strong>Regler</strong> entspricht bei relativ trägen Regelstrecken dem von <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>n.<br />
70 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
X<br />
Sd<br />
t<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.3 Stetigähnliche Zweipunktregler: Der Proportionalregler<br />
Ein Stetigähnlicher <strong>Regler</strong> besteht aus einem <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> und einer Schaltstufe. Wird dieser<br />
<strong>Regler</strong> als reiner Proportionalregler betrieben, gelten die Kennlinien, wie wir sie im Kapitel 3.1.1<br />
„Der Proportionalbereich“ kennengelernt haben.<br />
y [%]<br />
100<br />
Abbildung 62: Proportionalbereich eines Stetigähnlichen Proportionalreglers<br />
Der Stetigähnliche <strong>Regler</strong>, dessen Kennlinie in Abbildung 62 gezeigt ist, gibt ebenfalls 100% Stellgrad<br />
aus, bis der Istwert in den Proportionalbereich gelangt (das Relais schließt die ganze Zeit).<br />
Befindet sich der Istwert im Proportionalbereich und fährt weiter in Richtung zum Sollwert, wird immer<br />
weniger Stellgrad ausgegeben.<br />
Wie lässt sich mit einem schaltenden Ausgang die Energiezufuhr nahezu stetig, d. h. stufenlos, dosieren?<br />
Letztlich bleibt es über die Zeit gesehen gleich, ob ein Ofen mit 50% des Heizstromes betrieben<br />
wird, oder der volle Strom nur die Hälfte der Zeit in die Heizung des Ofen fließt.<br />
Der Stetigähnliche <strong>Regler</strong> ändert statt der Größe die relative Einschaltdauer seines Ausgangssignals,<br />
sein Stellgrad entspricht der relativen Einschaltdauer.<br />
Beispiel:<br />
Ein Stetigähnlicher Zweipunktregler mit einem Stellgrad von 43% schaltet seinen Ausgang 43%<br />
der Zeit ein und 57% aus.<br />
Der <strong>Regler</strong> berechnet sich zu jeder Zeit seinen Stellgrad. Wir müssen ihm weiterhin mitteilen, in<br />
was für einer Zeit einmal ein- und ausgeschaltet werden soll. Die Summe aus Ein- und Ausschaltzeit<br />
bezeichnet man als Schaltperiodendauer C y .<br />
p<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 71
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
a) Unterschiedliche Stellgrade<br />
y<br />
Ein<br />
y<br />
Ein<br />
y<br />
Ein<br />
y<br />
Ein<br />
0<br />
0<br />
Cy<br />
10<br />
Cy<br />
20<br />
Abbildung 63: Unterschiedliche Stellgrade und Schaltperiodendauern<br />
30<br />
y = 50%<br />
C = 20s<br />
Abbildung 63 zeigt in der oberen Hälfte das Ausgangssignal des <strong>Regler</strong>s bei einem Stellgrad von<br />
50% und 25%. Der <strong>Regler</strong> schließt entsprechend 50% bzw. 25% der Zeit seinen Ausgang.<br />
In der unteren Hälfte von Abbildung 63 liegt ein gleicher Stellgrad (25%) bei unterschiedlichen<br />
Schaltperiodendauern vor. Im zweiten Fall ist eine kleinere Schaltperiodendauer eingestellt (10s);<br />
die Energie wird feiner dosiert und die Wechsel zwischen 0 und 100% führen hinsichtlich des Istwertes<br />
weniger zu Schwankungen.<br />
Bezüglich der Schaltperiodendauer gilt: je größer diese eingestellt ist, umso wahrscheinlicher wird<br />
eine Schwingung des Istwertes. Cy muss so klein gewählt werden, dass keine Schwankungen im<br />
Istwert vorliegen bzw. diese für den Prozess akzeptabel sind.<br />
Bei mechanischen Schaltern sollte die Schaltperiodendauer Cy nur so klein wie nötig eingestellt<br />
werden, ein kleineres Cy geht auf Kosten der Lebensdauer von Relais und Schützen.<br />
Bei elektronischen Ausgängen (z. B. TRIAC, Solid-State-Relais, Open-Collector-Ausgang) kann<br />
des Cy so klein wie möglich eingestellt werden.<br />
72 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
t [s]<br />
t [s]<br />
t [s]<br />
t [s]<br />
y = 25%<br />
C = 20s<br />
b) Gleicher Stellgrad (y = 25%) bei unterschiedlichen Schaltperiodendauern<br />
0<br />
0<br />
5<br />
10<br />
20 25<br />
20<br />
20<br />
30<br />
40<br />
40<br />
40<br />
40<br />
45<br />
50<br />
y<br />
y<br />
y = 25%<br />
C = 20s<br />
y<br />
y = 25%<br />
C = 10s<br />
y
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
Beispiel zur Einschätzung der Lebensdauer von Relais:<br />
Die Periodendauer eines <strong>Regler</strong>s, eingesetzt für die Temperaturregelung, betrage Cy = 20s.<br />
Das verwendete Relais habe eine Kontaktlebensdauer von 1 Mio. Schaltungen.<br />
Bei dem gegebenen Cy ergeben sich drei Schaltspiele pro Minute, d. h. 180/h. Bei 1 Mio. Schaltungen<br />
ergibt sich eine Lebensdauer von 5.555 Stunden = 231 Tage. Rechnet man eine Betriebsdauer<br />
von 8h/Tag, so ergeben sich ca. 690 Tage. Bei ca. 230 Arbeitstagen pro Jahr erhalten wir eine Lebensdauer<br />
von ca. 3 Jahren.<br />
Die Ermittlung der Schaltperiodendauer sollte bei einem Zweipunktregler vor der eigentlichen Optimierung<br />
erfolgen: Man schaltet den <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb und gibt einen typischen Stellgrad<br />
vor. Das C y beträgt bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n werkseitig meist 20s. Wird bei dieser Schaltperiodendauer<br />
eine Schwankung im Istwert erkannt, erfolgt eine Verkleinerung von C y , bis sich ein stabiler Istwert<br />
einstellt.<br />
Hinweis:<br />
Vielleicht kann C y auch >20s eingestellt werden, um weiterhin einen stabilen Istwert zu erhalten.<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 73
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.3.1 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Zweipunktreglers<br />
Bezüglich des I- und D-Verhaltens gelten die Sachverhalte, wie diese beim <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> erklärt<br />
wurden. Z. B. erhöht der I-Anteil ebenfalls seinen Stellgrad während eine Regelabweichung erkannt<br />
wird. Im Gegensatz zur Erhöhung des Ausgangssignals erhöht der I-Anteil die relative Einschaltdauer<br />
des Ausganges.<br />
Noch einmal wollen wir uns den Stetigähnlichen Zweipunktregler als Kombination eines <strong>Stetige</strong>n<br />
<strong>Regler</strong>s und einer Schaltstufe vorstellen:<br />
w<br />
x<br />
<strong>Stetige</strong>r<br />
<strong>Regler</strong><br />
y y<br />
R<br />
Schaltstufe<br />
stetiges Ausgangssignal<br />
P / PD / I / PI / PID Schaltfolge<br />
Strecke<br />
Abbildung 64: Stetigähnlicher <strong>Regler</strong> als <strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong> mit nach geschalteter Schaltstufe<br />
Die Struktur des <strong>Regler</strong>s kann beliebig erfolgen (P - PID). Das entsprechende Cy und die Regelparameter<br />
werden definiert. Auf Grund dieser Einstellungen, dem definierten Sollwert und dem Istwertverlauf<br />
berechnet der <strong>Regler</strong> seinen Stellgrad yR (der Stellgrad ist meist auf einer Anzeige des<br />
<strong>Regler</strong>s ersichtlich). Daraufhin wandelt die Schaltstufe den Stellgrad unter Berücksichtigung des<br />
eingestellten Cy in Schaltfolgen.<br />
Beispiel:<br />
Am gezeigten Stetigähnlichen <strong>Regler</strong> gibt der <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 50% aus. Für die<br />
Schaltstufe bedeuten 50% Stellgrad eine relative Einschaltdauer von ebenfalls 50%. Nehmen wir<br />
an, Cy beträgt 10s, dann setzt die Schaltstufe, immer im Wechsel von 5s, den Eingang ein und aus.<br />
Wurde bei einem Zweipunktregler eine gute Einstellung für Cy gefunden, gelten hinsichtlich der Anteile<br />
P, I und D die Aussagen, wie diese in Kapitel 3 „<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong>“ getroffen wurden. Auch können<br />
für diesen <strong>Regler</strong> die in Kapitel 4 „Der geschlossene Regelkreis/Optimierungsverfahren“ vorgestellten<br />
Optimierungsverfahren Anwendung finden.<br />
Minimale Einschaltdauer (Tk )<br />
Einige Stellglieder erwarten eine Mindestzeit, für die sie angesteuert werden. Denkbar ist z. B. ein<br />
Gasofen, bei dem das Gas gezündet und restlos verbrannt werden muss. Als weiteres Beispiel sei<br />
eine Kältemaschine erwähnt, die eine Mindestzeit eingeschaltet wird.<br />
Für die genannten Anwendungen kann an einigen <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n der Parameter minimale Einschaltdauer<br />
(Tk ) verwendet werden. Er steht werksseitig meist auf 0s und hat somit keinen Einfluss.<br />
Ist Tk >0s eingestellt, wird der binäre Ausgang mindestens für diese Zeit eingeschaltet. Der <strong>Regler</strong><br />
versucht weiterhin, die definierte Schaltperiodendauer Cy einzuhalten, Tk hat für ihn jedoch Priorität<br />
(Abbildung 65):<br />
74 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
Beispiel: T = 20s, C = 100s<br />
k y<br />
a)<br />
b)<br />
Y = 20%<br />
Ein<br />
Y = 10%<br />
Ein<br />
Abbildung 65: Ausgangssignal eines Zweipunktreglers mit T k = 20s<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
20s 100s t<br />
20s 100s 200s<br />
t<br />
Abbildung 65 zeigt den Ausgang eines Zweipunktreglers, wenn ein Tk von 20s und ein Cy von 100s<br />
eingestellt ist. Auch bei kleinsten Stellgraden schließt der <strong>Regler</strong> seinen Ausgang für mindestens<br />
20s.<br />
In Abbildung 65 a) gibt der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 20% aus: er schließt für 20s den Ausgang<br />
und öffnet diesen für 80s (in diesem Fall kann eine Schaltperiodendauer von 100s eingehalten werden).<br />
In Abbildung 65 b) gibt der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 10% aus: auch hier schließt er für 20s seinen<br />
Ausgang. Um einen Stellgrad von 10% zu erreichen, muss er den Ausgang die neunfache Zeit<br />
öffnen. In diesem Fall verlängert der <strong>Regler</strong> die Schaltperiodendauer auf 200s.<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 75
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.4 Der Dreipunktregler<br />
Einen Dreipunktregler kann man sich vereinfacht als Parallelschaltung von zwei Einzelreglern vorstellen:<br />
x<br />
w<br />
w<br />
x<br />
w<br />
x<br />
Struktur 1<br />
Dreipunktregler<br />
Struktur 2<br />
Abbildung 66: Aufbau eines Dreipunktreglers<br />
1. <strong>Regler</strong>ausgang<br />
Heizen<br />
2. <strong>Regler</strong>ausgang<br />
Kühlen<br />
Wärmeträgeröl<br />
Kühlflüssigkeit<br />
Regelstrecke<br />
Mit ihm kann z. B. bei der Unterschreitung der Führungsgröße geheizt und bei der Überschreitung<br />
gekühlt werden. Eine andere Anwendung wäre z. B. das Be- und Entfeuchten einer Klimakammer.<br />
Im <strong>Regler</strong> wird je ein Ausgang einer Stellgröße zugeordnet: So wird z. B. zum Heizen oftmals der 1.<br />
<strong>Regler</strong>ausgang, zum Kühlen der 2. <strong>Regler</strong>ausgang genutzt. Alle Parameter, die den „Heizregler“<br />
betreffen, werden mit Index1 gekennzeichnet; für alle Parameter des „Kühlreglers“ wird Index2 verwendet.<br />
Schauen wir uns zu Beginn an, wie sich ein Dreipunktregler verhält, wenn beide Strukturen unstetig<br />
arbeiten:<br />
76 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
5.4.1 Der Unstetige Dreipunktregler<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
Die beiden Strukturen arbeiten unstetig, wenn X P1 und X P2 auf 0 gestellt sind.<br />
In diesem Fall wird auf die eingestellten Schaltdifferenzen (X Sd1 , X Sd2 ) zugegriffen (Abbildung 67):<br />
y [%]<br />
100<br />
-100<br />
X Sd1<br />
x 27 28 30 32 33<br />
Abbildung 67: Kennlinie eines Unstetigen <strong>Regler</strong>s mit zwei Ausgängen<br />
X Sh<br />
w<br />
x [°C]<br />
Abbildung 67 zeigt die Arbeitsweise eines Unstetigen Dreipunktreglers an einem konkreten Beispiel:<br />
Die beiden Schaltdifferenzen (XSd1 und XSd2 ) sind auf 1K eingestellt, ein Sollwert von 30°C<br />
liegt vor. Beim Dreipunktregler ist weiterhin der Parameter Kontaktabstand XSh (im Beispiel 4K) einzustellen.<br />
Dieser verhindert die kontinuierliche Umschaltung zwischen Heizen und Kühlen (kein<br />
sinnloser Energieverbrauch).<br />
Stellen wir uns einen kleinen Istwert x vor (Abbildung 67): Der Stellgrad beträgt 100% und der<br />
Heizkontakt ist geschlossen. Der Istwert steigt an, bis bei 28°C der Kontakt öffnet. Nach einiger<br />
Zeit erfolgt Abkühlung. Bei Unterschreitung von 27°C wird die Heizung erneut eingeschaltet. Bei<br />
Heizbedarf wird der Istwert im günstigsten Fall im Band XSd1 gehalten (Begründung siehe Kapitel<br />
5.2.1 „Unstetiger Zweipunktregler an einer Strecke 1. Ordnung“).<br />
Stellen wir uns vor, der Istwert würde durch eine höhere Außentemperatur ansteigen. Ab einer<br />
Überschreitung von 33°C beträgt der Stellgrad -100% (der Kühlkontakt wird geschlossen). Das<br />
Kühlaggregat bewirkt ein Absinken der Temperatur, bei 32°C wird dieses abgeschaltet. Auch bei<br />
Kühlbedarf wird der Istwert im günstigsten Fall im Band XSd2 gehalten.<br />
Wird ein Dreipunktregler konfiguriert, sollten die beiden Strukturen stetigähnlich arbeiten. Die Wirkungsweise<br />
erklären wir in folgendem Kapitel:<br />
X<br />
Sd2<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 77
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.4.2 Der Stetigähnliche Dreipunktregler<br />
Auch einen Stetigähnlichen Dreipunktregler, bei dem beide Ausgänge von je einem Proportionalregler<br />
angesteuert werden, kann man sich vereinfacht aus der Zusammenschaltung zweier untereinander<br />
verkoppelter Stetigähnlicher <strong>Regler</strong> vorstellen. Die beiden Strukturen des Dreipunktreglers<br />
werden stetigähnlich, indem das jeweilige XP >0 eingestellt wird. Auf die Schaltdifferenz wird<br />
jeweils nicht mehr zurückgegriffen. Die Schaltperiodendauer kann für beide Strukturen frei konfiguriert<br />
werden. Weiterhin bleibt der Kontaktabstand wirksam.<br />
Abbildung 68 zeigt die Kennlinie eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers, welcher zur Ansteuerung<br />
eines Klimaschrankes verwendet wird (beide Einzelregler sind mit P-Struktur definiert).<br />
y [%]<br />
100<br />
-100<br />
25<br />
x<br />
Heizen<br />
Abbildung 68: Kennlinie eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers<br />
27<br />
X<br />
P1<br />
X<br />
29 30 31 33<br />
Kühlen<br />
x [°C]<br />
Wie in Abbildung 68 dargestellt, lassen sich XP1 und XP2 getrennt einstellen. Dies ist erforderlich,<br />
da die Streckenverstärkung im Allgemeinen für die zwei Stellgrößen unterschiedlich ist. So greift<br />
z. B. ein Heizregister wesentlich anders in den Prozess ein als die Kühlung (z. B. über einen Lüfter).<br />
Im Folgenden soll die Arbeitsweise dieses <strong>Regler</strong>s beschrieben werden. Der Istwert in der Klimakammer<br />
sei 25°C, die Regelung wird eingeschaltet:<br />
Heizen<br />
Das Heizrelais zieht an und die Heizung heizt mit 100% Stellgrad, woraufhin der Istwert größer<br />
wird. Der Stellgrad der Heizung wird ab einem Istwert von 27°C (Erreichen des Proportionalbereiches)<br />
kontinuierlich kleiner, das Relais beginnt unter Berücksichtigung der eingestellten Schaltperiodendauer<br />
(Cy1 ) zu takten und die Einschaltzeiten werden immer kürzer. Die Regelabweichung und<br />
somit der Stellgrad werden solange kleiner, bis sich ein Stellgrad ergibt, der ausreicht, den Istwert<br />
aufrechtzuerhalten. Wir erhalten einen positiven Stellgrad (z. B. 25% Stellgrad bei 28,5°C).<br />
Kühlen<br />
Nun kommt es zu einer höheren Umgebungstemperatur (Störung), wodurch der Innenraum der Klimakammer<br />
erhitzt wird. Der Istwert steigt - ab dem Einfahren in den Kontaktabstand (29°C) ist der<br />
Stellgrad 0%, es wird weder geheizt noch gekühlt. Erst ab einer Temperatur von 31°C beginnt das<br />
Relais für die Kühlung zu takten (der Stellgrad wird negativ). Die Regelabweichung wird ebenfalls<br />
so groß, dass der sich aufbauende Stellgrad ausreicht, den entstehenden Istwert aufrecht zu erhalten.<br />
Bei beiden <strong>Regler</strong>n ist P-Struktur aktiviert, aus diesem Grund kann weder bei Heiz- noch bei Kühlbedarf<br />
auf den Sollwert geregelt werden.<br />
78 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
Sh<br />
w<br />
X<br />
P2
5.4.3 I- und D-Verhalten eines Stetigähnlichen Dreipunktreglers<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
Sind beide <strong>Regler</strong>strukturen auf PID gestellt, wird zusätzlich das I- und D-Verhalten definiert (Tn1 ,<br />
Tn2 , Tv1 und Tv2 ). Der Istwert wird durch den entsprechenden I-Anteil immer auf den Sollwert ausgeregelt<br />
und der D-Anteil wirkt der Änderung des Istwertes entgegen.<br />
Die P-Anteile sind jeweils nur außerhalb des Kontaktabstandes aktiv: Der Kontaktabstand schiebt<br />
die beiden Proportionalbereiche auseinander und verhindert ein kontinuierliches Umschalten von<br />
Heizen und Kühlen.<br />
Die Einstellung des Kontaktabstandes hat nach der Optimierung zu erfolgen und ist so vorzunehmen,<br />
dass kein ungewolltes Umschalten von Heizen auf Kühlen erfolgt.<br />
Tabelle 5 zeigt, welche Parameter für einen Dreipunktregler einzustellen sind, wenn die beiden<br />
Strukturen unstetig oder stetigähnlich arbeiten sollen.<br />
gewählte Struktur Einstellparameter<br />
Unstetig X P1 = 0<br />
X P2 = 0<br />
Tabelle 5: Einstellparameter eines Dreipunktreglers<br />
– – – X Sh X d1 ; X d2<br />
Stetigähnlich P X P1 ; X P2 – – C y1 ; C y2 X Sh –<br />
PI X P1 ; X P2 T n1 ; T n2 – C y1 ; C y2 X Sh –<br />
PID X P1 ; X P2 T n1 ; T n2 T v1 ; T v2 C y1 ; C y2 X Sh –<br />
PD X P1 ; X P2 – T v1 ; T v2 C y1 ; C y2 X Sh –<br />
I – T n1 ; T n2 – C y1 ; C y2 X Sh –<br />
Bei einigen <strong>Regler</strong>n kann jeweils noch die minimale Einschaltdauer (T k1 , T k2 ) definiert werden.<br />
Selbstverständlich können die Strukturen eines Dreipunktreglers beliebig kombiniert werden.<br />
Struktur 1 kann z. B. PID-Verhalten, Struktur 2 PI-Verhalten aufweisen. Weiterhin könnte der 1.<br />
<strong>Regler</strong>ausgang ein stetiges Signal, der 2. <strong>Regler</strong>ausgang ein unstetiges Signal liefern. Dies wäre<br />
beispielsweise der Fall, wenn ein Thyristorleistungssteller angesteuert wird und mit einem Kontakt<br />
die Aktivierung eines Kühlaggregates erfolgt.<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 79
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.5 <strong>Regler</strong> zum Ansteuern von Motorstellgliedern<br />
Motorstellglieder bestehen aus Stellmotor und Stellglied und sind über eine Spindel miteinander<br />
verbunden. Stellglieder sind häufig Ventile oder Klappen. Bei Vorhandensein des Stellmotors kann<br />
relativ einfach der Aufbau eines Motorstellgliedes erfolgen. Über die beiden Anschlussleitungen<br />
des Motors kann das Stellglied auf- (Linkslauf) oder zugefahren (Rechtslauf) werden.<br />
Für die Ansteuerung von Motorstellgliedern stehen Dreipunktschritt- und Stellungsregler zur Verfügung,<br />
welche wir in diesem Kapitel vorstellen:<br />
5.5.1 Der Dreipunktschrittregler<br />
Ein Dreipunktschrittregler stellt zwei binäre Ausgänge zur Ansteuerung des Motorstellgliedes zur<br />
Verfügung. Abbildung 69 zeigt den <strong>Regler</strong> mit Motorstellglied in einem geschlossenen Regelkreis:<br />
w<br />
x<br />
Dreipunktschrittregler<br />
Gas<br />
Auf<br />
Zu<br />
Abbildung 69: Der Dreipunktschrittregler mit Motorstellglied im geschlossenen Regelkreis<br />
Hat ein Relais des <strong>Regler</strong>s angezogen, wird entsprechend das Ventil verfahren. Die Ausgänge sind<br />
gegenseitig verriegelt. Erfolgt keine Ansteuerung, bedeutet dies im Gegensatz zum Dreipunktregler<br />
nicht, dass ein Stellgrad von 0% ausgegeben wird. Das Ventil verharrt in diesem Fall in seiner Stellung<br />
und könnte z. B. zu 60% geöffnet sein. Gelegentlich wird versucht, ein Motorstellglied mit einem<br />
Dreipunktregler zu betreiben. Diese Vorgehensweise ist falsch.<br />
Beim Dreipunktschrittregler entspricht die Ventilstellung dem Stellgrad, dieser kann sich im Bereich<br />
von 0 ... 100% bewegen. Der Dreipunktschrittregler schaut kontinuierlich auf Ist- und Sollwert. Auf<br />
Basis der eingestellten Regelparameter rechnet er zu jedem Zeitpunkt aus, um wie viel Prozent er<br />
das Ventil öffnen bzw. schließen muss.<br />
80 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
M<br />
y<br />
Ofen
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
Beispiel:<br />
Bei einem Dreipunktschrittregler ist PI-Struktur (X P = 25K, T n = 120s) vorgegeben, die Laufzeit des<br />
Stellgliedes (TT) beträgt 60s. Istwert und Sollwert betragen 0°C. Der Sollwert wird auf 10°C gesetzt.<br />
Hierdurch entsteht eine Regelabweichung von 10K:<br />
y [%]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Stellgrad am Stellventil<br />
Spungantwort eines stetigen <strong>Regler</strong>s<br />
mit den gleichen Einstellungen<br />
Einstellungen:<br />
X P = 25K<br />
T n = 120s<br />
Sprung = 10K<br />
TT = 60s<br />
60 120 180<br />
Abbildung 70: Sprungantwort des Systems Dreipunktschrittregler und Stellventil<br />
Auf Grund der Regelparameter würde ein <strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong> mit seinem Stellgrad auf 40% springen<br />
(P-Anteil, Abbildung 70) und nun den Stellgrad auf Basis der Nachstellzeit Tn = 120s erhöhen (I-Anteil).<br />
Der Dreipunktschrittregler möchte ebenfalls das Ventil um 40% öffnen und den I-Anteil abbilden.<br />
Das Ventil öffnet sich jedoch verzögert, da es relativ träge ist. Um eine Ansteuerung in der genannten<br />
Weise zu ermöglichen, muss der Dreipunktschrittregler Kenntnis davon besitzen, wie<br />
schnell das Ventil arbeitet. Hierzu dient die Stellgliedlaufzeit TT (Zeit, die das Stellglied benötigt, um<br />
sich vom geschlossenen Zustand komplett zu öffnen und umgekehrt). Die Stellgliedlaufzeit für das<br />
Ventil in Abbildung 70 beträgt 60s.<br />
Der Dreipunktschrittregler besitzt nicht die Kenntnis bezüglich der Position des Stellgliedes. Deshalb<br />
können nur die <strong>Regler</strong>strukturen parametriert werden, welche einen I-Anteil besitzen (PI und<br />
PID).<br />
t [s]<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 81
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
Schauen wir uns das Regelverhalten des Dreipunktschrittreglers an:<br />
w/x [°C]<br />
w<br />
x<br />
Auf<br />
Zu<br />
(1) (2) (3)<br />
(4)<br />
Abbildung 71: Regelverhalten eines Dreipunktschrittreglers, Struktur PI<br />
Abbildung 71 zeigt Sollwert, Istwert und die beiden <strong>Regler</strong>ausgänge des Dreipunktschrittreglers:<br />
Bei (1) wird ein neuer Sollwert vorgegeben. Der <strong>Regler</strong> erkennt, dass der Istwert außerhalb des Proportionalbereiches<br />
liegt, er steuert den Ausgang „Auf“ mindestens bis zum Erreichen des Proportionalbereiches<br />
(Ventil ist zu 100% geöffnet). Zum Zeitpunkt (2) gelangt der Istwert in den Proportionalbereich:<br />
Der P-Anteil wird zurückgenommen, der I-Anteil wird vergrößert. In der ersten Zeit<br />
entspricht die Abnahme des P-Anteils in etwa der Vergrößerung des I-Anteils, der Stellgrad am<br />
Ventil bleibt auf 100%, es erfolgt keine Ansteuerung. In (3) berechnet der <strong>Regler</strong>, dass der Stellgrad<br />
reduziert werden muss, er fährt das Ventil langsam zu. In (4) berechnet der <strong>Regler</strong>, dass am Ventil<br />
eine Erhöhung des Stellgrades erforderlich ist. In (5) erreicht der Istwert den Sollwert, es erfolgt keine<br />
weitere Ansteuerung.<br />
Hinsichtlich des Regelverhaltens (P, I und D) kann ein Dreipunktschrittregler wie ein <strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong><br />
betrachtet werden.<br />
Der Kontaktabstand<br />
Obwohl ein Dreipunktschrittregler ausgeregelt hat, erfolgt von Zeit zu Zeit ein Ansteuern des Stellgliedes<br />
(Auf, Zu, Auf etc.)<br />
Nehmen wir an, dass der Istwert nur etwas über dem Sollwert liegt, wird der <strong>Regler</strong> das Stellglied<br />
kurz zufahren. Der <strong>Regler</strong> steuert das Stellglied für mindestens die Dauer seiner Abtastzeit an (typische<br />
Werte liegen bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n zwischen 50 ... 250ms). Durch das kurze Zufahren sinkt in<br />
unserem Beispiel der Istwert und liegt schließlich unter dem Sollwert. Der <strong>Regler</strong> steuert nun für<br />
eine Abtastzeit auf und der Istwert schwingt über den Sollwert usw.<br />
Dieses kontinuierliche Auf- und Zufahren verkürzt die Lebenszeit der Stellglieder und lässt sich<br />
durch die Vergrößerung des Kontaktabstandes beseitigen (XSh ). Der Kontaktabstand befindet sich<br />
symmetrisch um den Sollwert. Gelangt der Istwert in diesen Bereich, erfolgt keine Ansteuerung des<br />
Stellgliedes. XSh wird nach der Optimierung des <strong>Regler</strong>s eingestellt und nur so groß dimensioniert,<br />
dass es zu keinem andauernden Auf- und Zufahren kommt. Wird der Kontaktabstand zu groß gewählt,<br />
stellt sich eine zu große Regelabweichung ein.<br />
82 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
(5)<br />
t [s]
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
Der Handbetrieb<br />
Da der Dreipunktschrittregler die tatsächliche Position des Stellgliedes nicht kennt, kann das Stellglied<br />
nicht auf einen im Handbetrieb definierten Stellgrad gefahren werden. Erfolgt die Schaltung in<br />
den Handbetrieb, wird das Stellglied im ersten Moment nicht mehr angesteuert. Manuell kann nun<br />
auf- oder zugefahren werden.<br />
Endlagenschalter<br />
Für einen Dreipunktschrittregler wäre folgender Fall denkbar:<br />
Ein Sollwert wird gefordert, der anlagenbedingt nicht erreicht werden kann. Wegen des I-Anteils<br />
will der <strong>Regler</strong> das Stellglied immer weiter aufsteuern, obwohl es bereits zu 100% geöffnet ist.<br />
Die Motorwicklung würde unnötig belastet. Daher befinden sich in den Motorstellgliedern häufig<br />
Endlagenschalter: Steuert der Dreipunktschrittregler das Stellglied auf und es sind bereits 100%<br />
erreicht, unterbricht der Endlagenschalter den Stromfluss. Es existieren Schalter für beide Endlagen.<br />
Bei selbstgebauten Stellgliedern empfiehlt sich die Ausrüstung mit den beschriebenen Komponenten.<br />
Tabelle 6 zeigt die Einstellparameter eines Dreipunktschrittreglers:<br />
<strong>Regler</strong>struktur PI PID<br />
Einstellparameter X P X P<br />
Tabelle 6: Einstellparameter beim Dreipunktschrittregler<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
T n<br />
T n<br />
- T v<br />
T T<br />
X Sh<br />
T T<br />
X Sh<br />
5 Schaltende <strong>Regler</strong> 83
5 Schaltende <strong>Regler</strong><br />
5.5.2 Der Stellungsregler<br />
Zum Ansteuern von Motorstellglieder ist der Stellungsregler noch besser geeignet, welcher vollständig<br />
„<strong>Stetige</strong>r <strong>Regler</strong> mit integriertem Stellungsregler für Motorstellglieder“ heißt. Wird z. B. ein<br />
<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> als Stellungsregler konfiguriert, liegt im <strong>Regler</strong> die folgende Struktur vor:<br />
w<br />
x<br />
stetiger<br />
<strong>Regler</strong><br />
y<br />
R<br />
-<br />
Stellungsregler<br />
Abbildung 72: Der Stellungsregler mit Stellventil im Regelkreis<br />
Der Stellungsregler besteht aus einem <strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong>, den man hinsichtlich aller bekannten Strukturen<br />
(P - PID) parametrieren kann. Der <strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> berechnet auf Basis der eingestellten Parameter,<br />
dem Soll- und Istwert, seinen Stellgrad. Der eigentliche Stellungsregler regelt nun den vom<br />
<strong>Stetige</strong>n <strong>Regler</strong> geforderten Stellgrad am Motorstellglied aus (z. B. 80% Ventilöffnung bei einem<br />
Stellgrad von 80%). Damit dies funktioniert, muss am Stellglied eine Stellgradrückmeldung vorhanden<br />
sein. Hierzu ist meist ein Potenziometer eingebaut, welches mit drei Adern beispielsweise an<br />
Eingang 2 des <strong>Regler</strong>s angeschlossen ist. Dem <strong>Regler</strong> liegt auf Grund der Schleiferstellung des Potenziometers<br />
die Öffnung des Ventils vor. Weiterhin muss im <strong>Regler</strong> konfiguriert werden, dass z. B.<br />
Eingang 2 als Stellgradrückmeldung genutzt wird. Mit Kenntnis der Stellgradrückmeldung regelt<br />
der unterlagerte Stellungsregler jederzeit den geforderten Stellgrad aus. Der unterlagerte <strong>Regler</strong><br />
muss nicht optimiert werden, die Regelparameter werden durch die Eingabe der Stellgliedlaufzeit<br />
angepasst.<br />
Auch beim Stellungsregler befindet sich der Kontaktabstand symmetrisch um den Sollwert und<br />
muss vom Anwender so groß eingestellt werden, dass es zu keinem andauernden Auf- und Zufahren<br />
kommt.<br />
Mit einem Stellungsregler wird ein besseres Regelverhalten als beim Dreipunktschrittregler erreicht.<br />
Weiterhin können im Handbetrieb beliebige Stellgrade vorgegeben werden, das Motorstellglied<br />
wird dann entsprechend positioniert.<br />
Für den Stellungsregler ist die Stellgradrückmeldung zwingend erforderlich, anderenfalls bleibt nur<br />
der Einsatz des Dreipunktschrittreglers.<br />
Die Einstellparameter eines Stellungsreglers zeigt Tabelle 7:<br />
<strong>Regler</strong>struktur P PD I PI PID<br />
Einstellparameter X P X P - X P X P<br />
- - T n T n T n<br />
- T v - - T v<br />
T T T T T T T T T T<br />
X Sh X Sh X Sh X Sh X Sh<br />
Tabelle 7: Einstellparameter beim Stellungsregler<br />
84 5 Schaltende <strong>Regler</strong> <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
Auf<br />
Zu<br />
Gas<br />
Stellgradrückmeldung<br />
Stellventil<br />
M<br />
y<br />
Ofen
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
Bis zu diesem Kapitel haben wir einschleifige Regelkreise betrachtet. Eine Beeinflussung der Strekke<br />
geschieht in diesem Fall nur durch den Stellgrad des <strong>Regler</strong>s. Durch die in diesem Kapitel vorgestellten<br />
Möglichkeiten kann die Regelgüte verbessert oder Kosten reduziert werden.<br />
6.1 Grundlast<br />
Bei der Grundlastvorgabe wird nur ein Teil der gesamten Stellgröße vom <strong>Regler</strong> beeinflusst, während<br />
der Rest kontinuierlich der Strecke zugeführt wird.<br />
N<br />
L1<br />
Abbildung 73: Grundlastvorgabe<br />
Im Beispiel in Abbildung 73 wird Heizung 2 kontinuierlich eingeschaltet, während Heizung 1 vom<br />
<strong>Regler</strong> gesteuert wird.<br />
Im Fall der Grundlastvorgabe wird vom Stellglied nur ein Teil der Leistung gesteuert (das Stellglied<br />
kann kleiner dimensioniert werden r Kostenreduzierung). Weiterhin ist die wechselnde Netzbelastung<br />
im Fall eines Zweipunktreglers nicht mehr so extrem.<br />
Die Grundlastvorgabe kann ebenfalls verwendet werden, wenn in einer Regelstrecke der Sollwert<br />
über einen großen Bereich definiert werden muss. Man denke an einen Industrieofen, für welchen<br />
Sollwerte im Bereich von 200 ... 1000°C vorgegeben werden sollen. Bei kleinen Sollwerten besteht<br />
das Problem, dass die Heizung zu groß dimensioniert ist: Ein Überschwingen des Sollwertes beim<br />
Anheizen ist wahrscheinlich.<br />
Lösung: Man kann bei kleineren Sollwerten die Grundlast abschalten und diese erst ab einem bestimmten<br />
Wert zuschalten. Teilweise wird die Grundlast auch gestaffelt bei größeren Sollwerten aktiviert.<br />
Diese Vorgehensweise hätte den Vorteil, dass bei allen Betriebspunkten mit einem relativ<br />
großen Stellgrad des <strong>Regler</strong>s gefahren werden kann. Die Regelgüte würde besser werden.<br />
In einigen Anwendungsfällen wird zum Anheizen eine relativ große Leistung benötigt. Aufgrund der<br />
guten Isolation wird zum Ausregeln relativ wenig Stellgrad benötigt. Der große Leistungsüberschuss<br />
führt zum Überschwingen. <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> können bei großen Regelabweichungen über einen<br />
2. Ausgang eine zusätzliche Leistung aktivieren. Diese wird abgeschaltet, wenn die Regelabweichung<br />
einen definierten Wert unterschreitet. Ausgeregelt wird über den ersten Ausgang des<br />
<strong>Regler</strong>s mit einem Teil der Leistung.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
K1<br />
R1<br />
R2<br />
Ofen<br />
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 85
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
6.2 Split-Range-Betrieb<br />
Beim Split-Range-Betrieb wird der Stellgrad des <strong>Regler</strong>s auf mehrere Stellglieder aufgeteilt.<br />
Der Grund kann darin liegen, dass ein Stellglied nicht die notwendige Leistung bringt oder beispielsweise<br />
in einer Anlage Energie und somit Kosten eingespart werden sollen:<br />
w<br />
x<br />
Ausgang 1<br />
0...50% / 4...20mA<br />
Ausgang 2<br />
50...100% / 4...20mA<br />
vom Kühlturm<br />
Ventil 1<br />
Ventil 2<br />
von Kältemaschine<br />
Kühlen zum Prozess<br />
Abbildung 74: Split-Range-Betrieb<br />
Im gezeigten Anlagenausschnitt wird für einen Prozess Kühlleistung bereitgestellt. In der Anlage<br />
kann diese günstiger aus dem Kühlturm als durch die Kältemaschine bezogen werden.<br />
Der <strong>Regler</strong>stellgrad (0 ... 100%) wird auf zwei analoge Ausgänge aufgeteilt:<br />
Beträgt der Stellgrad zwischen 0 ... 50%, wird Ausgang 1 mit 4 ... 20mA angesteuert (Ventil 1<br />
0 ... 100%). Berechnet der <strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 50 ... 100%, wird Ausgang 2 mit 4 ... 20mA<br />
angesteuert (Ausgang 1 bleibt auf 20mA).<br />
86 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
6.3 Konstanthalten von Störgrößen<br />
Wie in Kapitel 2 „Die Regelstrecke“ deutlich wurde, nehmen Störgrößen nur dann Einfluss auf die<br />
Regelgröße, wenn sich diese verändern. In einigen Applikationen besteht die Möglichkeit, die Störgrößen<br />
konstant zu halten:<br />
w<br />
x<br />
Abbildung 75: Konstanthalten von Störgrößen<br />
Abbildung 75 zeigt schematisch einen Gas betriebenen Ofen. Eine der Störgrößen ist in diesem<br />
Fall der Versorgungsdruck für das Gasventil. Hat der <strong>Regler</strong> ausgeregelt, würde es bei einem Absacken<br />
des Gasdruckes mit der gefundenen Ventilstellung zu einer Verringerung des Istwertes<br />
kommen. Der <strong>Regler</strong> würde seinen Stellgrad vergrößern und den Istwert wieder auf den Sollwert<br />
ausregeln.<br />
Mit einem Hilfsregler kann der Versorgungsdruck konstant gehalten werden:<br />
Man definiert am Hilfsregler einen Sollwert, welcher kleiner ist als die minimal zu erwartenden<br />
Drücke im Netz und der Hilfsregler gleicht die Druckschwankungen aus. Das Konstanthalten kann<br />
im gezeigten Beispiel auch in einfacher Weise mit einem Druckminderer erfolgen.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
y<br />
<strong>Regler</strong> Strecke<br />
z<br />
Hilfsregler<br />
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 87
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
6.4 Additive und Multiplikative Störgrößenaufschaltung<br />
Kennt man den Einfluss einer Störgröße auf den Istwert, kann man den Stellgrad des <strong>Regler</strong>s durch<br />
die Störgröße beeinflussen. Prinzipiell kann man proportional zur Störgröße einen zusätzlichen<br />
Stellgrad ausgeben (Additive Störgrößenaufschaltung) oder den gesamten Stellgrad proportional<br />
zur Störgröße verändern (Multiplikative Störgrößenaufschaltung).<br />
Innerhalb der Verfahren wartet man nicht auf die Wirkung der Störgrößenänderung, sondern wirkt<br />
mit einem veränderten Stellgrad sofort der Änderung entgegen.<br />
6.4.1 Additive Störgrößenaufschaltung<br />
w<br />
x<br />
y yz <strong>Regler</strong> Strecke<br />
Abbildung 76: Schema der Additiven Störgrößenaufschaltung<br />
Diese Art der Störgrößenaufschaltung kann genutzt werden, wenn bei Veränderung der Störgröße<br />
ein zusätzlicher Stellgrad ausgegeben wird bzw. dieser reduziert werden muss.<br />
Das Prinzip der Additiven Störgrößenaufschaltung soll an folgendem Beispiel erklärt werden:<br />
w<br />
x<br />
Eingang 2<br />
y<br />
z<br />
y<br />
Strom<br />
Beleuchtung<br />
Abbildung 77: Beispiel für eine Additive Störgrößenaufschaltung<br />
Im gezeigten Beispiel befinden sich hochempfindliche Proben in einer Klimakammer. Die Temperatur<br />
muss sehr exakt ausgeregelt werden, weiterhin wird das Licht in der Klimakammer gesteuert<br />
(diese Aufgabe wird nicht vom <strong>Regler</strong> übernommen).<br />
88 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
z<br />
Klimakammer<br />
Beleuchtung<br />
Heizung<br />
Pt100
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
Betrachten wir die Applikation zu Beginn ohne Additive Störgrößenaufschaltung: In der Klimakammer<br />
wird ein Sollwert von exakt 37°C ausgeregelt. Die Leistung, welche durch die Beleuchtung im<br />
Inneren freigesetzt wird, stellt die Störgröße dar. Wird plötzlich die Lampe eingeschaltet, setzt diese<br />
neben der Heizung Energie frei: Die Temperatur steigt z. B. auf 40°C an und der <strong>Regler</strong> verkleinert<br />
seinen Stellgrad, bis in der Klimakammer wieder 37°C erreicht werden.<br />
Das Ausbrechen des Istwertes wird durch die Additive Störgrößenaufschaltung reduziert:<br />
Der Strom, der durch die Beleuchtung fließt, wird gemessen und nach Wandlung (Beispiel 1000 : 1)<br />
auf Eingang 2 des <strong>Regler</strong>s geschaltet. Der Eingang wird entsprechend skaliert und vom <strong>Regler</strong> als<br />
Additive Störgrößenaufschaltung genutzt. Erfolgt eine Erhöhung des „Leuchtenstromes“, wird der<br />
Stellgrad des <strong>Regler</strong>s reduziert. Die Reduzierung der Heizleistung entspricht der vorliegenden Leistung<br />
der Beleuchtung. In dieser Weise bleibt die Leistung im System beim Einschalten der Leuchte<br />
konstant. Durch die Verzögerungsglieder im System wird der Istwert ebenfalls ausbrechen, die<br />
Abweichung wird jedoch bedeutend geringer ausfallen.<br />
Zu beachten ist, dass die Additive Störgrößenaufschaltung keine Stellgradbegrenzung darstellt.<br />
Die Skalierung von Eingang 2 hat in der Weise zu erfolgen, dass beim Einschalten der Beleuchtung<br />
der entsprechende Stellgrad abgezogen wird. Beispiel: Der <strong>Regler</strong> gibt 0 ... 100% Stellgrad bei<br />
0 ... 1000 W Leistung aus. Die Beleuchtung hat eine Gesamtleistung von 100 W.<br />
Der Stromwandler liefert bei maximaler Lichtleistung 5mA. Die Skalierung von Eingang 2 erfolgt auf<br />
0 ... 5mA entspricht 0 ... -10 (bei 5mA wird der Stellgrad um 10%, bei 0mA nicht verkleinert).<br />
Fazit:<br />
Soll bei Störgrößenänderung ein zusätzlicher Stellgrad proportional zur Störgröße addiert/<br />
subtrahiert werden, wird die Additive Störgrößenaufschaltung verwendet.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 89
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
6.4.2 Multiplikative Störgrößenaufschaltung<br />
Die Multiplikative Störgrößenaufschaltung nimmt Einfluss auf die Gesamtverstärkung KP und damit<br />
auf den Gesamtstellgrad. Verändert die erfasste Störgröße ihren Wert, wird das am <strong>Regler</strong> eingestellte<br />
KP ( ------<br />
1<br />
• 100% ) im gleichen Verhältnis im Bereich von 0 ... 100% geändert.<br />
w<br />
x<br />
X P<br />
z<br />
0...100%<br />
K P<br />
<strong>Regler</strong> Strecke<br />
Abbildung 78: Schema der Multiplikativen Störgrößenaufschaltung<br />
Anwendung findet dieses Verfahren, wenn in einem Prozess der Stellgrad des <strong>Regler</strong>s in gleichem<br />
Maß wie eine auftretende Störgröße verändert werden muss.<br />
Laugenhaltige Abwässer<br />
w<br />
x<br />
<strong>Regler</strong><br />
m 3/h<br />
Eingang 2<br />
z<br />
y<br />
Säure<br />
Abbildung 79: Neutralisationsanlage<br />
Als Beispiel sei eine Neutralisationsanlage (Abbildung 79) aufgeführt, in der laugenhaltige Abwässer<br />
mit Säure neutralisiert werden. Die Regelgröße ist der pH-Wert, der sich im neutralen Bereich<br />
befinden soll. Der <strong>Regler</strong> nimmt Einfluss auf den pH-Wert, indem er den Zufluss der Säure verändert<br />
(y). Betrachten wir die Funktionsweise vorerst ohne multiplikative Störgrößenaufschaltung:<br />
Der <strong>Regler</strong> hat bei einer definierten Durchflussmenge mit beispielsweise 30% Stellgrad ausgeregelt.<br />
Nun verändert sich die Störgröße Durchfluss, die Abwassermenge pro Zeit ist doppelt so<br />
groß. Der pH-Wert wird sich vergrößern und der <strong>Regler</strong> seinen Stellgrad erhöhen, bis die Regelgröße<br />
wieder den Sollwert erreicht hat. Dies wird bei 60% Stellgrad (die doppelte Säuremenge) der<br />
Fall sein. Wir sehen, dass sich der Stellgrad für eine gleich bleibende Regelgröße bei sonst gleichen<br />
Bedingungen proportional zur Störgröße verhalten muss.<br />
90 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
z<br />
pH
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
Schauen wir auf unser Beispiel mit Multiplikativer Störgrößenaufschaltung:<br />
Der <strong>Regler</strong> hat auch hier z. B. mit 30% Stellgrad ausgeregelt. Nun verändert sich die Störgröße<br />
Durchfluss auf den doppelten Wert. Durch die multiplikative Störgrößenaufschaltung wird die Proportionalverstärkung<br />
(diese entspricht der Gesamtverstärkung, Abbildung 48) ebenfalls auf den<br />
doppelten Wert gesetzt. Der neue Stellgrad des <strong>Regler</strong>s beträgt sofort 60% und es gibt keine größeren<br />
Regelabweichungen.<br />
Die Skalierung von Eingang 2 hat in unserem Beispiel in der Weise zu erfolgen, dass bei 0 ... 100%<br />
Durchfluss ein Faktor von 0 ... 100% gebildet wird: Liefert der Durchflusssensor ein Stromsignal<br />
4 ... 20mA (0 ... 60m 3 /h), kann die Skalierung auf 0 ... 100% gestellt werden.<br />
Der durch den <strong>Regler</strong> ermittelte Stellgrad würde bei 60m3 /h mit 100% und bei z. B. 30m3 /h mit<br />
50% multipliziert.<br />
Durchflusssensor<br />
Abbildung 80: Beispiel zur Skalierung von Eingang 2 (Störgrößenaufschaltung)<br />
Fazit:<br />
Soll der Gesamtstellgrad des <strong>Regler</strong>s mit einem Faktor 0 ... 100% (proportional zu einer<br />
Störgröße) multipliziert werden, wird die Multiplikative Störgrößenaufschaltung verwendet.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
4...20mA<br />
3<br />
0...60m /h<br />
0...100%<br />
E2 Faktor 0...100%<br />
für <strong>Regler</strong>stellgrad<br />
4...20mA<br />
<strong>Regler</strong><br />
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 91
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
6.5 Grob-/Feinregelung<br />
Soll in einem Massestrom ein Sollwert ausgeregelt werden, kann es sinnvoll sein, durch einen<br />
„Grobregler“ den Istwert in die Nähe des Sollwertes zu bringen. Der Feinregler hat danach die Aufgabe,<br />
die Regelabweichung zu beseitigen.<br />
y<br />
1<br />
R1<br />
Grobregler<br />
Massen- oder Energiestrom<br />
x y x<br />
1 2<br />
R2<br />
w1w Feinregler<br />
Abbildung 81: Grob-/Fein-Regelung<br />
Als Beispiel könnte wiederum eine Neutralisationsanlage dienen, welche Abwässer im Durchlauf<br />
auf pH7 regeln soll.<br />
Der Grobregler muss sehr schnell arbeiten, die Regelabweichung jedoch nicht unbedingt beseitigen.<br />
Daher wird häufig P- oder PD-Struktur aktiviert.<br />
Der Feinregler erhält den gleichen Sollwert und soll die Regelabweichung beseitigen, hier kommt<br />
häufig PID-Struktur zum Einsatz.<br />
92 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
2<br />
2
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
6.6 Kaskadenregelung<br />
xH<br />
Stellgradnormierung<br />
y<br />
R2<br />
wH<br />
w1<br />
y<br />
y1<br />
R1<br />
Hilfsregler/Folgeregler<br />
Abbildung 82: Kaskadenregelung<br />
Bei der Kaskadenregelung werden mehrere Regelkreise ineinander verschachtelt. Es sind mindestens<br />
2 <strong>Regler</strong> vorhanden. Der Führungsregler ist ein analoger <strong>Regler</strong>, dessen Stellgrad (y1 ) dem<br />
Folgeregler aufgeschaltet wird. Der Folgeregler übernimmt den Stellgrad des Führungsreglers,<br />
führt eine Stellgradnormierung durch und nutzt das Ergebnis als Sollwert (wH ). Mit dem Stellgrad<br />
gibt der Führungsregler dem Folgeregler vor, auf welchen Wert er einen Hilfsistwert (xH ) auszuregeln<br />
hat.<br />
In Abbildung 83 ist ein Ofen gezeigt, in dem unterschiedliche Sollwerte ausgeregelt werden sollen.<br />
Der Heizstab darf 200°C nicht überschreiten. Der Grund könnte darin liegen, dass bei höheren<br />
Temperaturen ein im Ofen vorhandenes Gas zündet und so eine Explosion entsteht.<br />
Mit Hilfe des Beispiels wollen wir zeigen, wie eine Kaskadenregelung arbeitet und welche Vorteile<br />
diese schafft:<br />
Pt100 (Ofentemperatur)<br />
Ofen<br />
Pt100 (Heizstab)<br />
Abbildung 83: Kaskadenregelung an einem Ofen<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
y<br />
z<br />
Strecke<br />
Folge<br />
1<br />
x H<br />
w H<br />
x<br />
Hauptregler/Führungsregler<br />
4...20mA<br />
0...200°C<br />
Führung<br />
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 93<br />
y 1<br />
w<br />
x<br />
w
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
Im Beispiel ist der Führungsregler dafür verantwortlich, dass im Ofeninneren der geforderte Sollwert<br />
ausgeregelt wird. An diesem <strong>Regler</strong> wird der Sollwert für die Ofentemperatur vorgegeben und<br />
der erforderliche Stellgrad ermittelt: Das Ausgangssignal des Führungsreglers (im Beispiel<br />
4 ... 20mA/0 ... 100%) wird dem Folgeregler aufgeschaltet (meist an Eingang 2).<br />
Die Stellgradnormierung erfolgt im Folgeregler: 4 ... 20mA oder 0 ... 100% Stellgrad entsprechen<br />
0 ... 200°C Sollwert für den Folgeregler. Gibt der Führungsregler z. B. einen Stellgrad von 100%<br />
vor, bedeutet dies einen Sollwert von 200°C für den Folgeregler (dieser regelt entsprechend 200°C<br />
am Heizstab aus). Der Führungsregler gibt mit seinem Stellgrad (0 ... 100%) letztlich eine Heizstabtemperatur<br />
von 0 ... 200°C vor. Der Heizstab wird in unserer Applikation niemals 200°C überschreiten.<br />
Im gezeigten Beispiel hat die Kaskadenregelung den Vorteil, dass die Temperatur des Heizstabes<br />
unter Kontrolle ist (keine Temperaturen >200°C). Ähnliche Applikationen existieren, bei denen verhindert<br />
werden soll, dass sich Energiespeicher beim Regelvorgang zu sehr laden und den Istwert<br />
über den Sollwert schwingen lassen.<br />
Weiterhin lässt sich feststellen, dass durch die Einführung der Kaskadenregelung allgemein die Regelung<br />
einfacher beherrschbar ist, da die Verzugszeit der Regelstrecke auf mindestens 2 <strong>Regler</strong><br />
verteilt ist.<br />
Optimierung<br />
Bei der Optimierung der Kaskadenregelung ist zu beachten, dass erst der innere und danach der<br />
äußere Regelkreis zu optimieren ist. In unserem Beispiel bedeutet dies: Wir schalten den Führungsregler<br />
in den Handbetrieb und geben einen mittleren Stellgrad vor (z. B. 60%).<br />
Für den Folgeregler (dieser befindet sich im Automatikbetrieb) bedeuten 60% Stellgrad 120°C<br />
Sollwert für den Heizstab. Am Folgeregler könnten wir nun die in Kapitel 7.1.1 „Schwingungsmethode“<br />
beschriebene Selbstoptimierung durchführen. Nach der Selbstoptimierung ist der Folgeregler<br />
optimiert. Nun kann der Führungsregler wieder in den Automatikbetrieb geschaltet und für diesen<br />
ebenfalls eine Selbstoptimierung durchgeführt werden (der Folgeregler bleibt ebenfalls im Automatikbetrieb).<br />
Struktur der <strong>Regler</strong><br />
Beim Folgeregler ist ein schnelles Verhalten notwendig. Aus diesem Grund wird meist P- oder PD-<br />
Struktur gewählt. Ob in unserem Beispiel bei einem geforderten Stellgrad von 50% tatsächlich<br />
100°C oder zum Beispiel 95°C ausgeregelt werden, ist zweitrangig. Für das exakte Ausregeln ist<br />
der Führungsregler verantwortlich.<br />
Wird für den Folgeregler die Selbstoptimierung verwendet, ist zu beachten, dass diese meist die<br />
PID-Struktur aktiviert. Nach der Selbstoptimierung sollte manuell auf P- oder PD-Struktur geschaltet<br />
werden.<br />
Für den Führungsregler wird in den meisten Fällen PID-Struktur genutzt.<br />
Beim Folgeregler ist zu beachten, dass dieser einen zweiten analogen Eingang besitzen muss (dieser<br />
würde in unserem Beispiel auf 4 ... 20mA/0 ... 200°C skaliert). Der Eingang muss als externe<br />
Sollwertvorgabe konfigurierbar sein.<br />
94 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
6.7 Verhältnisregelung<br />
Verhältnisregler werden für Brennersteuerungen (Regelung des Gas-/Luftmischungsverhältnisses)<br />
in der Analysenmesstechnik (Mischung von Reaktionspartnern) und in der Verfahrenstechnik (Herstellung<br />
von Mischungen) verwendet.<br />
Gas<br />
Luft<br />
Abbildung 84: Verhältnisregelung<br />
Im Abbildung 84 misst der Verhältnisregler den Luftstrom in der Zuleitung. Die gemessene Luftmenge<br />
wird mit einem einstellbaren Verhältnissollwert multipliziert (w2 ). Das Ergebnis ist der Sollwert<br />
der Gasmenge, welche vom Verhältnisregler ausgeregelt wird.<br />
Um die Gesamtmenge für den Brenner regeln zu können, muss ein zweiter <strong>Regler</strong> zum Einsatz<br />
kommen (gestrichelt gezeichnet). An dem Führungsregler wird die Gesamtmenge definiert. Er öffnet<br />
beispielsweise auf Grund eines größeren Sollwertes das Luftventil, der Verhältnisregler regelt<br />
Gas im eingestellten Verhältnis bei. Der Vorgang ist ausgeregelt, wenn sowohl die Gesamtmenge<br />
als auch das Verhältnis ausgeregelt ist.<br />
Anstelle der Gesamtmenge regelt der Führungsregler auch oft direkt die Ofentemperatur. Wird in<br />
diesem Beispiel ein hoher Sollwert für die Ofentemperatur vorgegeben, öffnet der Führungsregler<br />
ebenfalls das Luftventil und der Verhältnisregler regelt das geforderte Verhältnis aus.<br />
Optimierung von Verhältnisregler und Führungsregler<br />
Zuerst erfolgt die Optimierung des Verhältnisreglers. Der Führungsregler wird in den Handbetrieb<br />
genommen und ein typischer Stellgrad vorgegeben (z. B. 50%). Das Luftventil fährt zur Hälfte auf<br />
und der Verhältnisregler kann optimiert werden. Im konkreten Beispiel wird möglicherweise die<br />
Schwierigkeit auftreten, dass bei einem ungünstigen Gas-/Luftgemisch keine Verbrennung erfolgen<br />
kann.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
y<br />
Verhältnisregler<br />
w (± c)<br />
2<br />
x<br />
x<br />
y<br />
zum Brenner<br />
Führungsregler<br />
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen 95<br />
w
6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen<br />
Ist der Verhältnisregler optimiert, kann der Führungsregler erneut in den Automatikbetrieb geschaltet<br />
werden und dessen Optimierung erfolgen.<br />
Bemerkung:<br />
Einige <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> können direkt als Verhältnisregler konfiguriert werden:<br />
An diesen kann das gewünschte Verhältnis als Sollwert eingestellt werden. Weiterhin wird das vorliegende<br />
Verhältnis als Istwert angezeigt.<br />
96 6 Bessere Regelgüte durch spezielle <strong>Regler</strong>schaltungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Bisher haben wir die eigentliche <strong>Regler</strong>funktion eines <strong>JUMO</strong>-Kompaktreglers kennen gelernt, diese<br />
besitzen eine Vielzahl von weiteren Funktionen. Die Möglichkeiten bieten einen einfacheren Service<br />
bzw. die Einsparung von Komponenten in der Peripherie und somit eine Kostenersparnis.<br />
In diesem Kapitel möchten wir wichtige Funktionen vorstellen, welche sich teilweise ausschließlich<br />
auf <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> beziehen:<br />
7.1 Die Selbstoptimierung<br />
Mit der Selbstoptimierung ermittelt der <strong>JUMO</strong>-Kompaktregler neben den aus seiner Sicht günstigsten<br />
Regelparametern weitere Größen, wie z. B. die Schaltperiodendauer bei Zweipunkt- und Dreipunktreglern.<br />
In nahezu allen Kompaktreglern von <strong>JUMO</strong> ist die Selbstoptimierung nach der Schwingungsmethode<br />
integriert. Wie wir erkennen werden, kommt dieses Verfahren in besonderen Prozessen nicht<br />
in Frage. So existiert in einigen Geräten die Methode nach der Sprungantwort. Beide Verfahren<br />
werden in diesem Kapitel vorgestellt.<br />
Der <strong>Regler</strong> identifiziert in beiden Fällen die Regelstrecke und berechnet auf Grund dessen die Regelparameter.<br />
Daher muss die Optimierung unter realen Betriebsbedingungen erfolgen.<br />
Es sollte z. B. keine Optimierung für einen leeren Härteofen erfolgen, wenn sich später in diesem<br />
2.000kg Stahl befinden.<br />
7.1.1 Schwingungsmethode<br />
Bei der Schwingungsmethode gibt der <strong>Regler</strong> im Wechsel 0 und 100% auf seinen Ausgang.<br />
Aus der Reaktion des Istwertes ermittelt er die günstigsten Regelparameter:<br />
w/x<br />
y<br />
Heizen<br />
(schaltender<br />
Ausgang)<br />
0<br />
berechnete<br />
Schaltgerade<br />
(1)<br />
w<br />
TUNE Start<br />
x<br />
(2) (3) (4)<br />
TUNE Ende<br />
Abbildung 85: Die Selbstoptimierung nach der Schwingungsmethode<br />
(5) (6)<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 97<br />
t<br />
t
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Die Selbstoptimierung kann im Fall einer Temperaturregelstrecke im kalten Zustand gestartet werden.<br />
Wichtig ist jedoch, dass ein für die Anlage typischer Sollwert vorgegeben wird.<br />
Beträgt z. B. der spätere Sollwert 800°C, macht eine Selbstoptimierung mit einem Sollwert von<br />
200°C keinen Sinn (die Regelstrecke zeigt in diesem Betriebspunkt ein anderes Verhalten).<br />
Im genannten Beispiel müsste vor dem Start der Selbstoptimierung ein Sollwert von etwa 800°C<br />
definiert werden.<br />
Schauen wir uns die Arbeitsweise der Selbstoptimierung im Detail an (Abbildung 85):<br />
(1) Die Anlage ist im kalten Zustand, ein typischer Sollwert wird eingestellt und die Selbstoptimierung<br />
gestartet. Der <strong>Regler</strong> setzt sein Ausgangssignal auf 100% und der Istwert steigt an.<br />
(2) Der <strong>Regler</strong> berechnet intern seine Schaltgerade. An dieser wird das Ausgangssignal auf 0%<br />
gesetzt. In der Anlage kommt es zum Nachheizen. Im Idealfall gelangt der Istwert exakt bis<br />
zum Sollwert, bevor er seine Richtung umkehrt.<br />
(3) Der Ofen kühlt ab, die Leistung wird wieder auf 100% gesetzt.<br />
(4) Der Ausgang wird erneut deaktiviert.<br />
(5) Erreicht der Istwert wieder sein Maximum, ist die Selbstoptimierung beendet. Der <strong>Regler</strong> übernimmt<br />
die gefundenen Parameter in seinen aktiven Parametersatz und regelt auf den eingestellten<br />
Sollwert (6).<br />
Bemerkung:<br />
Sicherheitshalber muss bei der Selbstoptimierung immer damit gerechnet werden, dass der<br />
Istwert über den Sollwert schwingt. Sollte in diesem Fall die Beschädigung der Anlage oder<br />
des Gutes möglich sein, ist bei diesem Verfahren Vorsicht geboten (möglicherweise kleineren<br />
Sollwert während der Selbstoptimierung vorgeben).<br />
Die Selbstoptimierung kann auch gestartet werden, wenn sich der Istwert in der Nähe des Sollwertes<br />
befindet. In diesem Fall wird die Schaltgerade in etwa auf den Sollwert gelegt, der Istwert<br />
schwingt in jedem Fall über den Sollwert.<br />
Die genannte Optimierungsmethode ist in <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n das Standardverfahren und liefert in den<br />
meisten Fällen sehr gute bis befriedigende Ergebnisse. In folgenden Anwendungsfällen kann die<br />
Methode keine Verwendung finden bzw. ist nur schlecht einsetzbar:<br />
- Stellgradsprünge 0 ↔ 100% sind für den Prozess unzulässig.<br />
- Die Regelstrecke lässt sich nur sehr schwer zu Schwingungen anregen<br />
(z. B. im Fall eines sehr gut isolierten Ofens).<br />
- Der Istwert darf in keinem Fall den Sollwert überschreiten.<br />
In den genannten Fällen kann die Sprungantwortmethode Verwendung finden:<br />
98 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
7.1.2 Sprungantwortmethode<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Für die Sprungantwortmethode wird im <strong>Regler</strong> ein Ruhestellgrad und eine Sprunghöhe definiert.<br />
Aus der Reaktion des Istwertes auf den Stellgradsprung ermittelt der <strong>Regler</strong> die günstigen Regelparameter:<br />
y<br />
y-Ruhe<br />
w/x<br />
Start Sprung Ende<br />
Sprunghöhe<br />
Abbildung 86: Selbstoptimierung nach der Sprungantwort<br />
Abbildung 86 zeigt, wie diese Methode aus dem kalten Zustand heraus arbeitet: Der Sollwert für<br />
die Anlage ist vorgegeben und die Selbstoptimierung gestartet. Der <strong>Regler</strong> gibt den Ruhestellgrad<br />
aus (im Beispiel 0%). Bei unruhigem Istwert wartet der <strong>Regler</strong>, bis dieser stabil ist. Nun wird der<br />
Stellgrad um den definierten Sprung erhöht und der Istwert wird größer. Der <strong>Regler</strong> wartet, bis der<br />
Istwert mit der maximalen Geschwindigkeit ansteigt: In diesem Moment werden die Regelparameter<br />
errechnet und danach mit diesen auf den eingestellten Sollwert ausgeregelt.<br />
Wie im Kapitel 7.1.1 „Schwingungsmethode“ angekündigt, kann das Verfahren weiterhin Anwendung<br />
finden, wenn während der Selbstoptimierung ein bestimmter Istwert nicht überschritten werden<br />
darf.<br />
In diesem Fall wird der <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb geschaltet und ein Stellgrad vorgegeben, welcher<br />
den Istwert unterhalb des kritischen Bereiches steuert (die Ausgleichsvorgänge sind jeweils<br />
abzuwarten). Vielleicht ermitteln wir einen Stellgrad von 65% bei einem Istwert von 200°C.<br />
Die minimale Sprunghöhe liegt bei 10%. Die Optimierung arbeitet um so genauer, je höher der<br />
Sprung gewählt wird. In unserem Beispiel konfigurieren wir einen Ruhestellgrad von 45% und eine<br />
Sprunghöhe von 20%.<br />
x<br />
w<br />
Istwert mit maximaler Steilheit<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 99<br />
t<br />
t
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Stellgrad y<br />
y-Ruhe (45%)<br />
Istwert x [°C]<br />
200<br />
(1)<br />
Start<br />
Sprunghöhe<br />
20% {<br />
Abbildung 87: Start der Selbstoptimierung während des Betriebes<br />
Abbildung 87 zeigt die Verhältnisse während der folgenden Selbstoptimierung: In (1) wird der <strong>Regler</strong><br />
in den Automatikbetrieb geschaltet und die Selbstoptimierung gestartet. Der <strong>Regler</strong> setzt den<br />
Stellgrad auf 45% und der Istwert fällt ab. Ist die Regelgröße stabil, wird der Stellgrad um die<br />
Sprunghöhe (20%) erhöht (2). Erkennt der <strong>Regler</strong> die maximale Steilheit des Istwertverlaufes, errechnet<br />
er die aus seiner Sicht günstigsten Regelparameter und regelt mit diesen auf den eingestellten<br />
Sollwert aus (hier 200°C).<br />
7.1.3 Weitere Informationen zu den Optimierungsverfahren<br />
w<br />
(2)<br />
Sprung<br />
(3)<br />
Ende<br />
Die Schwingungsmethode kann für alle konfigurierbaren <strong>Regler</strong> angewendet werden (<strong>Stetige</strong>,<br />
Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsregler).<br />
Bei der Sprungantwortmethode gilt entsprechendes, jedoch kann diese beim Dreipunktschrittregler<br />
nur bedingt Verwendung finden. Der Ruhestellgrad kann lediglich mit 0% und die Sprunghöhe<br />
zu 100% definiert werden. Begründet ist dies in der Tatsache, dass der Dreipunktschrittregler keine<br />
Kenntnis bezüglich der tatsächlichen Ventilstellung besitzt, siehe Kapitel 5.5.1 „Der Dreipunktschrittregler“.<br />
Für beide Verfahren gilt:<br />
Gleich welche Struktur im <strong>Regler</strong> parametriert ist, er schaltet sich immer auf PID-Verhalten und ermittelt<br />
entsprechend XP , Tn und Tv .<br />
Es existieren zwei Ausnahmen:<br />
Wenn vor der Optimierung eine Einstellung auf PI-Struktur erfolgt, bleibt diese bestehen und der<br />
<strong>Regler</strong> optimiert sich als PI-<strong>Regler</strong>. Der Grund liegt darin, dass der D-Anteil einige Strecken instabil<br />
macht. Ist dies für eine Strecke bekannt (z. B. häufig bei Druck- und Durchflussstrecken), kann vor<br />
der Selbstoptimierung PI-Struktur eingestellt werden. Wird eine Strecke erster Ordnung erkannt,<br />
schaltet sich der <strong>Regler</strong> ebenfalls auf PI-Struktur.<br />
100 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
t<br />
t
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Neben den Regelparametern für das PID-Verhalten, berechnet der <strong>Regler</strong> die Schaltperiodendauern<br />
im Fall von Zwei- und Dreipunktreglern. Weiterhin dimensioniert er ein Filter für den Istwerteingang.<br />
Im Fall von Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsreglern ist weiterhin manuell die Einstellung<br />
des Kontaktabstandes durch den Anwender vorzunehmen, siehe Kapitel 5.4 „Der Dreipunktregler“<br />
ff.<br />
Um während der Selbstoptimierung eine geeignete Schaltperiodendauer, z. B. für das Heiz- und<br />
Kühlaggregat, zu ermitteln, müssen im <strong>Regler</strong> vor der Selbstoptimierung die Arten der Ausgänge<br />
konfiguriert werden:<br />
Abbildung 88: Einstellung der Art der <strong>Regler</strong>ausgänge für die Selbstoptimierung<br />
Folgende Einstellungen sind hinsichtlich der <strong>Regler</strong>ausgänge möglich:<br />
- Relais: Die Schaltperiodendauer wird so kurz wie nötig definiert.<br />
Die Relais werden möglichst geschont.<br />
- Halbleiter + Logik: Die Dimensionierung der Schaltperiodendauer erfolgt so klein wie möglich<br />
(der Ausgang wird sehr häufig schalten).<br />
- Analogausgang<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 101
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
7.2 Startup und Teleservice/Diagnose<br />
Bei Inbetriebnahmen, Serviceleistungen etc. müssen gelegentlich verschiedene Prozessgrößen<br />
aufgezeichnet werden (z. B. Istwertverlauf bei Vorgabe eines neuen Sollwertes).<br />
Gewöhnlich ist in diesem Fall eine Zusatzausrüstung erforderlich: Ein Schreiber muss den Wert<br />
aufzeichnen, ein zweiter Fühler aufwendig im Prozess platziert werden.<br />
<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> werden in den meisten Fällen mit einem zugehörigen Konfigurationsprogramm (Setup)<br />
über Schnittstelle konfiguriert. Mit Startup (eine Option des Konfigurationsprogramms) können<br />
viele Prozessgrößen, welche im <strong>Regler</strong> vorhanden sind, online aufgezeichnet werden und stehen<br />
im PC zur Verfügung:<br />
Abbildung 89: Online aufgezeichnete Daten eines <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>s mit Startup<br />
Im Beispiel von Abbildung 89 sind Sollwert, Istwert und Stellgrad während einer Sollwertänderung<br />
gezeigt.<br />
Die aufgezeichneten Diagramme können ausgedruckt oder auch als Datei abgespeichert werden<br />
und stehen für die Anlagendokumentation zur Verfügung.<br />
102 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Teleservice/Diagnose<br />
Mit der als Teleservice oder Diagnose bekannten Funktion stehen in der Zeit, während <strong>Regler</strong> und<br />
PC verbunden sind, wichtige Größen online im Setup zur Verfügung:<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
Teleservice/Diagnose<br />
Abbildung 90: Teleservice/Diagnose im Fall eines <strong>JUMO</strong> dTRON 300<br />
Mit der Funktion kann sich der Servicemitarbeiter einen schnellen Überblick bezüglich des <strong>Regler</strong>s<br />
verschaffen (Status Eingänge, <strong>Regler</strong>stellgrad etc.).<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 103
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
7.3 Registrierfunktion<br />
Neben einer Vielzahl von Bildschirmschreibern sind bei <strong>JUMO</strong> auch einige <strong>Regler</strong> mit Registrierfunktion<br />
ausgestattet. Mit dieser Möglichkeit können beliebige Signale des <strong>Regler</strong>s aufgezeichnet<br />
und im Display eingesehen werden:<br />
Abbildung 91: Registrierfunktion des <strong>JUMO</strong> IMAGO 500<br />
In Abbildung 91 ist das Regelverhalten einer Anlage ersichtlich. Die Daten werden im Gerät in einem<br />
Ringspeicher abgelegt: Ist der Ringspeicher vollständig mit Daten gefüllt, werden immer die<br />
ältesten Daten überschrieben.<br />
Die Aufzeichnung kann z. B. täglich von einem PC abgefragt und auf dessen Festplatte archiviert<br />
werden.<br />
104 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Die Auswertesoftware PCA 3000 ermöglicht die Auswertung der Daten:<br />
Abbildung 92: Auswertung der Messdaten mit <strong>JUMO</strong> PCA 3000<br />
Abbildung 92 zeigt die Messdaten, welche mit dem <strong>JUMO</strong> IMAGO 500 aufgezeichnet wurden und<br />
nach Abfrage am PC zur Verfügung stehen.<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 105
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
7.4 Rampenfunktion<br />
Erfolgt durch den Anwender am <strong>Regler</strong> eine Sollwertänderung, wird der neue Sollwert sprungförmig<br />
übernommen.<br />
Die sprungförmige Übernahme - beispielsweise eines neuen Temperatursollwertes - ist für einige<br />
Prozesse nicht zulässig:<br />
- Bestimmte Materialien müssen langsam aufgeheizt oder abgekühlt werden.<br />
- Erfolgt die Vorgabe eines höheren Sollwertes, wird die Heizleistung von einem kleinen Wert,<br />
z. B. auf 100%, genommen. Aus diesem Grund kommt es in der Nähe der Heizung zu einer<br />
starken Erhitzung, was zur Zerstörung des zu behandelnden Gutes führen kann. Weiterhin entstehen<br />
in dem Prozess hohe Temperaturunterschiede (Temperaturgradienten), was sich für einige<br />
Materialen ungünstig auswirkt.<br />
Ist die Rampenfunktion aktiviert, werden neu definierte Sollwerte nicht mehr als Sprung, sondern<br />
rampenförmig angefahren. Die Steilheit der Rampe kann am <strong>Regler</strong>, z. B. in Kelvin/Minute, konfiguriert<br />
werden.<br />
w/x [°C]<br />
w 100<br />
2<br />
w 30<br />
1<br />
(1)<br />
(2)<br />
Abbildung 93: Die Rampenfunktion<br />
(3) (4)<br />
Abbildung 93 zeigt, wie die Rampenfunktion bei den meisten <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n im Detail arbeitet:<br />
(1) Der <strong>Regler</strong> wird eingeschaltet. Es liegt ein kleiner Istwert in der Anlage vor. Am <strong>Regler</strong> wurde<br />
ein Sollwert von 30°C eingegeben. Durch die Rampenfunktion wird der Sollwert auf den aktuellen<br />
Istwert gesetzt, mit der definierten Steilheit läuft der Rampensollwert in Richtung 30°C.<br />
(2) Der Sollwert wird auf 100°C geändert und der Rampensollwert steigt mit der konfigurierten<br />
Steilheit an.<br />
(3) Die Rampe wird gestoppt (dies ist z. B. mit einem binären Eingang möglich).<br />
(4) Die Rampe läuft weiter (weil z. B. der binäre Eingang mit der Funktion Rampenstopp geöffnet<br />
wurde) und erreicht den neuen Sollwert von 100°C.<br />
(5) Es kommt zur Netzunterbrechung, der Istwert fällt ab.<br />
(6) Die Versorgungsspannung kehrt zurück. Als Rampensollwert wird erneut der aktuelle Istwert<br />
angenommen. Der Sollwert läuft mit der vom Anwender definierten Steilheit auf 100°C.<br />
106 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
(5)<br />
(6)<br />
Sollwert<br />
Istwert<br />
t
7.5 Programmregler<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Ein Programmregler kommt zum Einsatz, wenn der Sollwert als Profil vorgegeben werden soll.<br />
Abbildung 94 zeigt neben dem Sollwertprofil fünf verschiedene Steuerkontakte:<br />
w [°C]<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Zusatzheizung<br />
(Steuerkontakt 1)<br />
Belüftung<br />
(Steuerkontakt 2)<br />
CO 2-Zugabe<br />
(Steuerkontakt 3)<br />
Entlüftung<br />
(Steuerkontakt 4)<br />
Befeuchtung<br />
(Steuerkontakt 5)<br />
Abbildung 94: Programm eines Programmreglers<br />
Abschnitt 1<br />
Abschnitt 2<br />
Sollwert<br />
Abschnitt 3<br />
Ein Programm besteht aus unterschiedlichen Abschnitten, welche (hinsichtlich des Profils) über<br />
den Sollwert zu Beginn des jeweiligen Abschnittes und dessen Zeit definiert werden (Beispiel: Abschnitt<br />
1 ist definiert über den Sollwert 25°C und die Abschnittszeit 1h). Der Sollwert am Ende von<br />
Abschnitt 1 wird durch den Sollwert zu Beginn von Abschnitt 2 definiert (50°C).<br />
<strong>JUMO</strong> produziert und liefert Programmregler, für die bis zu 50 Programme und 1000 Abschnitte<br />
realisiert werden können.<br />
Oft müssen neben dem Sollwertprofil Klappen, Lüfter, Ventile etc. gesteuert werden. Der Status der<br />
entsprechenden Ausgänge kann über so genannte Steuerkontakte abschnittsweise definiert werden.<br />
Abschnitt 4<br />
1 2 4 5 7 8 9<br />
10<br />
Abschnitt 5<br />
Abschnitt 6<br />
Abschnitt 7<br />
Abschnitt 8<br />
t [h]<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 107
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Bei einigen <strong>Regler</strong>n kann für jeden Abschnitt der Parametersatz definiert werden, mit welchem der<br />
<strong>Regler</strong> arbeiten soll. Weiterhin kann häufig ein Toleranzband um den Sollwert definiert werden:<br />
Läuft der Istwert aus dem Toleranzband heraus, wird bei entsprechender Konfiguration das Programm<br />
angehalten. Kehrt der Istwert in das Toleranzband zurück, folgt die Fortsetzung des Programms.<br />
7.6 Limitkomparatoren<br />
Bei der Arbeit mit <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n ist die Nutzung von Limitkomparatoren oft sehr hilfreich. Limitkomparatoren<br />
sind je nach Ausführung der Geräte 1 ... 16 mal vorhanden.<br />
Ein Limitkomparator kann gemäß unterschiedlicher Kennlinien arbeiten. Diese Kennlinien werden<br />
Limitkomparatorfunktionen genannt. Es kann zwischen acht unterschiedlichen Kennlinien ausgewählt<br />
werden, wobei die Überwachung eines Signals auf einem festen Wert oder ein Vergleich zwischen<br />
zwei Signalen möglich ist.<br />
Beispielhaft wollen wir die Kennlinie „Limitkomparatorfunktion 7“ erklären:<br />
Status<br />
Limitkomparator<br />
1<br />
0<br />
Limitkomparator-<br />
Istwert<br />
Abbildung 95: Limitkomparatorfunktion 7<br />
Bei Limitkomparatorfunktion 7 wird der so genannte LK-Istwert (z. B. das Signal an einem Analogeingang)<br />
auf die Überschreitung eines Grenzwertes AL überwacht. Weiterhin kann eine Hysterese<br />
X Sd definiert werden. Mit dem Ausgang des Limitkomparators kann beispielsweise ein Relais angesteuert<br />
oder eine Binärfunktion ausgelöst werden.<br />
108 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
X Sd<br />
AL
7.7 Binärfunktionen<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Auf Grund binärer Signale können in einem <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> unterschiedliche Funktionen ausgelöst<br />
werden. Binäre Signale können Schalterstellung an binären Eingängen, der Status von Limitkomparatoren<br />
etc. sein.<br />
Typische Binärfunktionen sind:<br />
Start Selbstoptimierung, Abbruch Selbstoptimierung:<br />
Durch ein binäres Ereignis kann die Selbstoptimierung gestartet bzw. gestoppt werden.<br />
Sollwertumschaltung:<br />
Im <strong>Regler</strong> sind mehrere Sollwerte vorhanden, zum selben Zeitpunkt kann jedoch nur ein Sollwert<br />
aktiv sein. Die Umschaltung kann z. B. über einen binären Eingang erfolgen.<br />
Istwertumschaltung:<br />
Wird in einer Anlage auf Analogeingang 1 als Istwert zurückgegriffen, findet bei Auftreten eines binären<br />
Signals Analogeingang 2 Verwendung.<br />
Parametersatzumschaltung:<br />
In <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n können meist zwei Parametersätze (Struktur, Dimensionierung XP , Tn und Tv etc.) definiert werden. Mit einem Limitkomparator kann z. B. ausgewertet werden, ob ein bestimmter<br />
Sollwert überschritten wird. Ist dies der Fall, wird auf Parametersatz 2 umgeschaltet.<br />
Bei kleinen Sollwerten wird auf die Regelparameter in Satz 1, bei großen Sollwerten auf die Parameter<br />
des zweiten Satzes zurückgegriffen.<br />
Tastaturverriegelung:<br />
Auf Grund eines binären Signals kann die Tastatur verriegelt werden.<br />
Programmstart und -stopp:<br />
In Abhängigkeit eines binären Ereignisses startet bzw. stoppt der Programmregler ein Programm.<br />
7.8 Handbetrieb<br />
Im Automatikbetrieb ist die eigentliche <strong>Regler</strong>funktion aktiv (Regelung erfolgt auf den eingestellten<br />
Sollwert). Der <strong>Regler</strong> kann weiterhin in den Handbetrieb geschaltet werden. Bei Umschaltung in<br />
den Handbetrieb wird der aktuelle Stellgrad als Handstellgrad übernommen. Über Tastatur kann<br />
der Stellgrad stufenlos zwischen 0 ... 100% eingestellt werden.<br />
Bei <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>n kann weiterhin ein fester Handstellgrad konfiguriert werden, welcher bei Umschaltung<br />
in den Handbetrieb ausgegeben werden soll. Wird z. B. ein Stellgrad von 0% eingestellt<br />
und der <strong>Regler</strong> in den Handbetrieb geschaltet, wird der Ausgang auf 0% gesetzt.<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 109
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
7.9 Stellgradbegrenzung<br />
<strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> besitzen eine Obere (Y1) und Untere Stellgradbegrenzung (Y2).<br />
Die Obere Stellgradbegrenzung (Y1) steht werksseitig auf 100%. Dies bedeutet: Berechnet der<br />
<strong>Regler</strong> einen Stellgrad von 100%, wird dieser mit dem <strong>Regler</strong>ausgang tatsächlich ausgegeben.<br />
Wurde Y1 jedoch z. B. auf 60% eingestellt und der <strong>Regler</strong> hat in einem Betriebspunkt 100% berechnet,<br />
wird der Ausgang auf 60% begrenzt.<br />
Die Obere Stellgradbegrenzung kann Verwendung finden, wenn das Stellglied für einen bestimmten<br />
Betriebspunkt zu groß dimensioniert ist.<br />
Mit der Unteren Stellgradbegrenzung (Y2) kann z. B. im Fall eines Dreipunktreglers die Leistung<br />
der Kühlung auf einen definierten Maximalwert begrenzt werden (bei einer Einstellung von beispielsweise<br />
Y2 = -75% würde die Kühlleistung auf maximal 75% begrenzt werden).<br />
Wenn für die Heizung keine minimalen Stellgrade unterschritten werden sollen, kann die untere<br />
Stellgradbegrenzung (Y2) auch >0% eingestellt werden: Wird z. B. ein Y2 von 5% definiert, werden<br />
immer mindestens 5% Stellgrad ausgegeben (auch wenn der <strong>Regler</strong> Stellgrade
7.10 Kundenspezifische Linearisierung<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Schließt man an ein Regelgerät, z. B. ein Pt 100 an, misst dieses über einen Messstrom den Widerstand.<br />
Interessant ist für den Nutzer jedoch ausschließlich die zum Widerstand gehörende Temperatur.<br />
Die Kennlinie des Pt 100 (die Widerstandswerte mit den entsprechenden Temperaturen) ist im<br />
Gerät abgelegt. Aus diesem Grund muss der Anwender lediglich die Linearisierung Pt 100 anwählen<br />
und das Gerät zeigt automatisch die Temperatur am Pt 100 an. In Regelgeräten ist meist eine<br />
Vielzahl von Linearisierungen abgelegt (weitere temperaturabhängige Widerstände, Thermoelemente<br />
etc.).<br />
Wird ein Sensor eingesetzt, für den das Gerät keine Linearisierung besitzt, kann durch den Anwender<br />
eine kundenspezifische Linearisierung vorgenommen werden: Die Kennlinie des Sensors muss<br />
bekannt sein und der Anwender gibt Stützstellen für die Linearisierung ein (Wertepaare im Arbeitsbereich,<br />
wie im Falle eines temperaturabhängigen Widerstandes bestehend aus dem Widerstandswert<br />
und der zugehörigen Temperatur). Auf Grund der Stützstellen führt der <strong>Regler</strong> die Linearisierung<br />
durch.<br />
Ein weiteres Beispiel für die kundenspezifische Linearisierung ist die Erfassung eines Volumens in<br />
einem Behälter, welcher im unteren Bereich kegelförmig und im oberen Bereich zylindrisch ausgeführt<br />
ist (Abbildung 97).<br />
V [m ] 3<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
h<br />
X X<br />
X<br />
2 4 6 8 10 12 14<br />
Abbildung 97: Ermittlung des Volumens auf Grund des Niveaus<br />
mit Hilfe der kundenspezifischen Linearisierung<br />
V<br />
Das Volumen eines bestimmten Behälters dieser Art ergibt sich in Abhängigkeit des Niveaus gemäß<br />
dem in Abbildung 97 gezeigten Diagramm: Die gekennzeichneten Punkte definiert man im<br />
<strong>Regler</strong> als Stützstellen (anstelle des Niveaus ist das tatsächliche Signal des Sensors z. B. in mA anzugeben).<br />
Der <strong>Regler</strong> verbindet intern die Stützstellen miteinander und bildet zu jeder Zeit aus dem<br />
gemessenen Niveau das entsprechende Volumen.<br />
X<br />
X<br />
X<br />
h [m]<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 111<br />
X
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
7.11 Feuchtemessung<br />
<strong>JUMO</strong> liefert seit Jahrzehnten Sensorik zur Feuchtemessung. Das Spektrum umfasst Feuchtemesswertgeber,<br />
welche nach dem kapazitiven und hygrometrischen Messverfahren arbeiten. Die<br />
entsprechenden Fühler liefern meist Einheits- bzw. Pt-100-Signale.<br />
Viele <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> werden z. B. in die Fleischerei-Industrie geliefert. In dieser Branche kommt weiterhin<br />
das psychrometrische Messverfahren zum Einsatz:<br />
Ablauf<br />
Zulauf<br />
Abbildung 98: Elektrisches Psychrometer<br />
Trockentemperatur<br />
Nasstemperatur<br />
Das elektrische Psychrometer (Abbildung 98) erlaubt durch den unempfindlichen Aufbau gegenüber<br />
anderen Feuchtemessverfahren weitgehend Messungen in verschmutzten, lösungsmittelhaltigen<br />
und aggressiven Gasen.<br />
Die Bestimmung der relativen Feuchte erfolgt durch die Messung von zwei Temperaturen:<br />
- Die Trockentemperatur wird mit einem Widerstandsthermometer gemessen, diese entspricht<br />
der Umgebungstemperatur.<br />
- Im Psychrometer wird ein zweites Widerstandsthermometer mit einem feuchten Tuch verhüllt.<br />
Die sich einstellende Nasstemperatur ist umso geringer, je mehr Wasser verdunstet. Eine höhere<br />
Verdunstung stellt sich ein, wenn die relative Feuchte der Umgebung geringer ist.<br />
Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen relativer Feuchte und Trocken-/Nasstemperatur.<br />
Schließt man beide Temperatursignale an einen <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> an, können einige Geräte aus den<br />
Größen direkt die relative Feuchte bestimmen.<br />
112 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
Tuch<br />
Wasservorrat
7.12 Schnittstellen<br />
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
<strong>JUMO</strong> liefert für seine <strong>Regler</strong> drei unterschiedliche Arten von Schnittstellen:<br />
Setup-Schnittstelle<br />
Die Konfiguration der Geräte erfolgt in den meisten Fällen über ein zugehöriges Konfigurationsprogramm.<br />
Der Anwender nutzt in diesem Fall die so genannte Setup-Schnittstelle.<br />
Die Verbindung zwischen PC und Gerät erfolgt über das Setupkabel.<br />
Abbildung 99: Prozessregler DICON 500 mit Setupkabel<br />
RS-422-/RS-485-Schnittstelle mit Modbus-Protokoll<br />
Das Modbus-Protokoll ist im Bereich der Visualisierungssysteme sehr verbreitet. Der Anschluss erfolgt<br />
über die genannten seriellen Schnittstellen. <strong>JUMO</strong> liefert eine Visualisierungssoftware (SVS-<br />
2000N), mit der ohne Programmierkenntnisse <strong>JUMO</strong>-Geräte am PC dargestellt und die entsprechenden<br />
Prozessgrößen aufgezeichnet werden.<br />
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n 113
7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n<br />
Abbildung 100: <strong>JUMO</strong> SVS-2000N<br />
PROFIBUS-DP<br />
Häufig sollen <strong>Regler</strong> an eine SPS angebunden werden. Dies geschieht in der Mehrzahl der Anwendungen<br />
über PROFIBUS-DP. Eine Vielzahl der <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> verfügt über die genannte Schnittstelle.<br />
Bemerkung:<br />
Grundlagen zu Bussystemen und Hinweise zur Anbindung von <strong>JUMO</strong>-Geräten vermitteln wir in der<br />
Broschüre „Digitale Schnittstellen und Bussysteme - Grundlagen und praktische Hinweise zur Anbindung<br />
von Feldgeräten“; siehe auch im Internet unter www.jumo.net im Bereich „Support“.<br />
114 7 Sonderfunktionen von <strong>Regler</strong>n <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
<strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06<br />
Anhang: Verwendete Abkürzungen<br />
Parameter des <strong>Regler</strong>s<br />
An dieser Stelle sind alle Parameter eines <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong>s (von der Funktion geordnet) aufgezeigt,<br />
welche die eigentliche <strong>Regler</strong>funktion betreffen. Sie sind im <strong>JUMO</strong>-<strong>Regler</strong> in der Parameterebene<br />
oder im Setup-Programm im Menü „Regelparameter“ zu finden.<br />
PID-Verhalten<br />
XP Tn Tv Proportionalbereich des P-Anteils; englisch: Pb<br />
Nachstellzeit des I-Anteils; englisch: rt<br />
Vorhaltezeit des D-Anteils; englisch: dt<br />
Allgemeine Parameter<br />
Y1 Obere Stellgradbegrenzung des <strong>Regler</strong>ausgangssignal<br />
(Verwendung nicht bei Dreipunktschrittregler)<br />
Y2 Untere Stellgradbegrenzung des <strong>Regler</strong>ausgangssignals<br />
(Verwendung nicht bei Dreipunktschrittregler)<br />
Y0 Arbeitspunktkorrektur eines P-<strong>Regler</strong>s (nur sinnvoll bei P-<strong>Regler</strong>)<br />
Parameter für Zweipunkt-, Dreipunkt-, Dreipunktschritt- und Stellungsregler<br />
Cy1 Schaltperiodendauer des ersten binären Ausgangs<br />
(wirksam bei Zwei- und Dreipunktregler, XP1 >0)<br />
Cy2 Schaltperiodendauer des zweiten binären Ausgangs<br />
(wirksam bei Dreipunktregler, XP2 >0)<br />
Tk1 minimale Einschaltdauer des ersten binären <strong>Regler</strong>ausgangs<br />
(wirksam bei Zwei- und Dreipunktregler, XP1 >0)<br />
Tk2 minimale Einschaltdauer des zweiten binären <strong>Regler</strong>ausgangs<br />
(wirksam bei Dreipunktregler, XP2 >0)<br />
XSd1 Schaltdifferenz des ersten binären Ausgangs<br />
(wirksam bei Zwei- und Dreipunktregler, XP1 = 0)<br />
XSd2 Schaltdifferenz des zweiten binären Ausgangs<br />
(wirksam bei Dreipunktregler, XP2 = 0)<br />
XSh Kontaktabstand; englisch: db<br />
Der Kontaktabstand liegt symmetrisch um den Sollwert. Bei Dreipunktreglern werden die<br />
P-Anteile um diesen auseinander geschoben, bei Dreipunktschritt- und Stellungsreglern<br />
erfolgt in diesem Bereich keine Ansteuerung des Motorstellgliedes.<br />
TT Laufzeit des Motorstellgliedes, Einstellung bei Dreipunktschritt- und Stellungsreglern<br />
Anhang: Verwendete Abkürzungen 115
Anhang: Verwendete Abkürzungen<br />
Weitere Formelzeichen<br />
e Regelabweichung (Sollwert - Istwert)<br />
KIS Übertragungsbeiwert der Regelstrecke ohne Ausgleich<br />
KP Proportionalbeiwert des <strong>Regler</strong>s<br />
KS Übertragungsbeiwert oder Verstärkung der Regelstrecke mit Ausgleich<br />
T1, T2 1. und 2. Zeitkonstante einer Strecke 2. Ordnung<br />
Ta Ausregelzeit, nach dieser Zeit gelangt in einem Regelkreis der Istwert dauerhaft<br />
in ein definiertes Band um den Sollwert<br />
Tan Anregelzeit, nach dieser erreicht in einem Regelkreis der Istwert das erste mal<br />
den Sollwert<br />
Tg Ausgleichszeit einer Regelstrecke<br />
TI Integrierzeit eines I-<strong>Regler</strong>s<br />
TK Schwingungsdauer des Istwertes bei XPk (Optimierungsverfahren nach Ziegler/Nichols)<br />
TS Zeitkonstante der Strecke 1. Ordnung<br />
Tt Totzeit einer Regelstrecke<br />
Tu Verzugszeit einer Regelstrecke<br />
Vmax maximale Anstiegsgeschwindigkeit<br />
(Optimierungsverfahren nach der Anstiegsgeschwindigkeit)<br />
w Sollwert, Führungsgröße<br />
x Istwert, Regelgröße<br />
Xmax Überschwingweite<br />
XPk Kritisches XP , bei dem die Regelgröße dauerhaft schwingt<br />
(Optimierungsverfahren nach Ziegler/Nichols)<br />
y Stellgrad, Stellgröße<br />
yH Stellbereich eines <strong>Regler</strong>s, meist 100%<br />
yR Stellgrad eines <strong>Regler</strong>s<br />
z Störgröße<br />
116 Anhang: Verwendete Abkürzungen <strong>JUMO</strong>, FAS 525, Ausgabe 02.06
A<br />
Abtastzeit 14<br />
Additive Störgrößenaufschaltung 88<br />
Änderungsgeschwindigkeit 50<br />
Anregelzeit T an 11<br />
Anstiegsgeschwindigkeit 60<br />
Arbeitspunktkorrektur Y0 39<br />
Ausgangsarten von <strong>Regler</strong>n 14<br />
Ausgleichszeit T g 32–33, 59<br />
Ausregelzeit T a 11<br />
B<br />
Bestimmen von Verzugs- und Ausgleichszeit 33<br />
Binärfunktionen 109<br />
Bleibende Regelabweichung 37<br />
Blockstruktur eines PID-<strong>Regler</strong>s 53<br />
D<br />
Dämpfung 48<br />
D-Anteil 47, 50<br />
D-Anteil, praktisch 50<br />
Diagnose 102<br />
direkter Wirksinn 39<br />
Dosierpumpen 16<br />
Drehzahl 65<br />
Dreipunktregler 76<br />
Dreipunktschrittregler 80<br />
Druck 65<br />
Druckmessumformer 13<br />
Durchfluss 65<br />
E<br />
Empirische Methode 62<br />
Endlagenschalter 83<br />
F<br />
Feinregler 92<br />
Feuchtemessung 112<br />
Folgeregler 93<br />
Förderung 65<br />
Führungsregler 93, 95<br />
Führungsverhalten 55<br />
G<br />
geschlossener Regelkreis 9<br />
Grob-/Feinregelung 92<br />
Grobregler 92<br />
Grundlast 85<br />
H<br />
Handbetrieb 83, 109<br />
Hauptregler 93<br />
Hilfsregler 87, 93<br />
Index<br />
I<br />
IGBT-Leistungsumsetzer 17<br />
Induktiver Leitfähigkeits-Messumformer 14<br />
instabiler Regelkreis 56<br />
Integrierzeit T I 41<br />
inverser Wirksinn 39<br />
I-<strong>Regler</strong> 40<br />
Istwertumschaltung 109<br />
K<br />
Kaskadenregelung 93<br />
Konstanthalten von Störgrößen 87<br />
Kontaktabstand X Sh 77, 82, 84<br />
Kontrolle der <strong>Regler</strong>einstellung 63<br />
Kopfmessumformer 12<br />
kritische Periodendauer T K 58<br />
kritisches X P , X Pk 58<br />
Kundenspezifische Linearisierung 111<br />
L<br />
Laufzeit des Stellgliedes 81<br />
Lebensdauer von Relais 73<br />
Leistungsschütz 15<br />
Limitkomparatoren 108<br />
Linearisierung, kundenspezifisch 111<br />
M<br />
Magnetventile 16<br />
Maß für die Regelbarkeit 34<br />
Max. Anstiegsgeschwindigkeit V max 61<br />
Minimale Einschaltdauer T k 74, 79<br />
Motorstellglieder 16, 80<br />
Multiplikative Störgrößenaufschaltung 90<br />
N<br />
Nachstellzeit T n 42<br />
Niveau 65<br />
O<br />
Obere Stellgradbegrenzung Y1 110<br />
Regelungstechnik für den Praktiker 117
Index<br />
P<br />
Parametersätze 55<br />
Parametersatzumschaltung 109<br />
PD-<strong>Regler</strong> 46<br />
pH-Wert 65<br />
PI-<strong>Regler</strong> 43, 50<br />
praktischer D-Anteil 50<br />
P-<strong>Regler</strong> 35<br />
Programmregler 107<br />
Proportionalbeiwert K P 35<br />
Proportionalbeiwert und Proportionalbereich 38<br />
Proportionalbereich X P 36<br />
P-Strecken 25<br />
PT n -Strecken 28<br />
PT t -Strecken 26<br />
R<br />
Rampenfunktion 106<br />
Regelstrecke 9, 21<br />
- mit und ohne Ausgleich 24<br />
- mit Verzögerung 28<br />
Regelung der Schüttgutmenge 27<br />
Regelverhalten 11<br />
- stabil und instabil 56<br />
Registrierfunktion 104<br />
<strong>Regler</strong><br />
- unstetig 67<br />
<strong>Regler</strong>arten 19<br />
<strong>Regler</strong>einstellung<br />
- Kontrolle 63<br />
Ruhestellgrad 99<br />
S<br />
Schaltdifferenz X Sd 68<br />
Schaltgerade 98<br />
Schaltperiodendauer C y 71, 78<br />
Schnittstellen 113<br />
Schwingungsmethode 97<br />
Selbstoptimierung 97<br />
Sensoren und Messumformer 11<br />
Sollwertumschaltung 109<br />
Split-Range-Betrieb 86<br />
Sprungantwortmethode 99<br />
Sprunghöhe 100<br />
Stabiles und instabiles Regelverhalten 56<br />
Startup 102<br />
statische Kennlinie von Regelstrecken 22<br />
Steigungsdreieck 60<br />
Stellglied 9<br />
Stellgliedlaufzeit TT 81, 84<br />
Stellgrad y R 74<br />
Stellgradbegrenzung Y1, Y2 110<br />
Stellgradrückmeldung 84<br />
Stellungsregler 84<br />
Stetigähnliche Dreipunktregler 78<br />
Stetigähnliche <strong>Regler</strong> 67<br />
Stetigähnlicher Zweipunktregler 71<br />
<strong>Stetige</strong> <strong>Regler</strong> 35<br />
Steuerkontakte 107<br />
Störgrößen 21<br />
Störgrößenaufschaltung<br />
- Additiv 90<br />
- Multiplikativ 90<br />
Störverhalten 55<br />
Strecken höherer Ordnung 31<br />
Strecken mit einer Verzögerung 28<br />
Strecken mit Totzeit<br />
- PT t -Strecken 26<br />
Strecken mit Verzögerung<br />
- PT n -Strecken 28<br />
Strecken mit zwei Verzögerungen 30<br />
Strecken ohne Ausgleich 23<br />
Streckenverstärkung 59<br />
Struktur 2 76<br />
T<br />
Teleservice 102<br />
Temperatur 65<br />
Thermostat 68<br />
Thyristor-Leistungsschalter 15<br />
Totzeit T t 26<br />
U<br />
Überschwingweite X max 11<br />
Übertragungsbeiwert der Regelstrecke 23, 27<br />
Übertragungsbeiwert K IS 23<br />
Übertragungsbeiwert K S 25<br />
Unstetige <strong>Regler</strong> 67<br />
Unstetiger Dreipunktregler 77<br />
Unstetiger Zweipunktregler 68<br />
Untere Stellgradbegrenzung Y2 110<br />
V<br />
Verhältnisregler 95<br />
Verhältnissollwert 95<br />
Verzugszeit T u 32, 59<br />
Vorhaltezeit T v 47<br />
W<br />
Wendetangente 33<br />
Widerstandsthermometer 12<br />
118 Regelungstechnik für den Praktiker
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Nicht nur bei der Herstellung von <strong>JUMO</strong>-Produkten, auch beim späteren Einsatz ist Know-How gefragt.<br />
Deshalb bieten wir unseren Anwendern eigene Publikationen zu Themen der Mess- und Regelungstechnik<br />
an.<br />
Die Publikationen sollen Einsteigern und Praktikern die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete schrittweise<br />
näher bringen. Hierbei werden überwiegend allgemeine Themenbereiche, zum Teil auch <strong>JUMO</strong>-spezifische<br />
Anwendungen, erläutert.<br />
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Elektrische Temperaturmessung<br />
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Matthias Nau<br />
FAS 146<br />
deutsche Ausgabe, gebunden<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00074750<br />
ISBN-13: 978-3-935742-06-1<br />
zum Preis von 14,- EUR netto<br />
Explosionsschutz in Europa<br />
Elektrische Betriebsmittel<br />
Grundlagen, Richtlinien, Normen<br />
Jürgen Kuhlmei<br />
FAS 547<br />
deutsche Ausgabe, gebunden<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00324966<br />
ISBN-10: 3-935742-08-8<br />
ISBN-13: 978-3-935742-08-5<br />
zum Preis von 9,- EUR netto<br />
Informationen zur<br />
Reinstwassermessung<br />
Reinhard Manns, Dr. Jürgen Schleicher<br />
FAS 614<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00369643<br />
kostenfrei<br />
Informationen zur<br />
amperometrischen Messung<br />
von freiem Chlor, Chlordioxid<br />
und Ozon in Wasser<br />
Dr. Jürgen Schleicher<br />
FAS 619<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00394969<br />
kostenfrei<br />
Regelungstechnik für den Praktiker<br />
Manfred Schleicher<br />
FAS 525<br />
deutsche Ausgabe, gebunden<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00314836<br />
ISBN-13: 978-3-935742-00-2<br />
zum Preis von 14,- EUR netto<br />
Digitale Schnittstellen u. Bussysteme<br />
Grundlagen und praktische Hinweise<br />
zur Anbindung von Feldgeräten<br />
Manfred Schleicher<br />
FAS 603<br />
deutsche Ausgabe, gebunden<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00339287<br />
ISBN-10: 3-935742-02-9<br />
ISBN-13: 978-3-935742-02-3<br />
zum Preis von 9,- EUR netto<br />
Informationen zur<br />
Redoxspannungsmessung<br />
Matthias Kremer, Ulrich Braun,<br />
Dr. Jürgen Schleicher<br />
FAS 615<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00373848<br />
kostenfrei<br />
Elektronische Leistungssteller<br />
Manfred Schleicher, Winfried Schneider<br />
FAS 620<br />
deutsche Ausgabe, gebunden<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00398728<br />
ISBN-13: 978-3-935742-04-7<br />
zum Preis von 9,- EUR netto
Fachliteratur von <strong>JUMO</strong> - lehrreiches für Einsteiger und Praktiker<br />
Informationen zur pH-Messung<br />
Dr. Jürgen Schleicher<br />
FAS 622<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00403231<br />
kostenfrei<br />
Messunsicherheit einer<br />
Temperaturmesskette<br />
mit Beispielrechnungen<br />
Gerd Scheller<br />
FAS 625<br />
deutsche Ausgabe, gebunden<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00413510<br />
ISBN-13: 978-3-935742-12-2<br />
zum Preis von 3,- EUR netto<br />
Funktionale Sicherheit SIL<br />
Dr. Thomas Reus<br />
FAS 630<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00463374<br />
kostenfrei<br />
Besuchen Sie unsere deutsche Website auf www.jumo.de (für Österreich www.jumo.at, für die Schweiz<br />
www.jumo.ch) und überzeugen Sie sich von der umfangreichen Produktpalette für die verschiedensten Einsatzgebiete.<br />
Dort finden Sie weitere Informationen und die dazugehörigen Ansprechpartner für Ihre Wünsche,<br />
Fragen, Anregungen und Bestellungen.<br />
Kataloge auf CD-ROM<br />
Informationen zur<br />
Leitfähigkeitsmessung<br />
Reinhard Manns, Dr. Jürgen Schleicher<br />
FAS 624<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00411335<br />
kostenfrei<br />
Informationen zur Messung<br />
von Wasserstoffperoxid/<br />
Peressigsäure<br />
Dr. Jürgen Schleicher<br />
FAS 628<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00420695<br />
kostenfrei<br />
Informationen zur<br />
Ammoniakmessung in Wasser<br />
Dr. Jürgen Schleicher<br />
FAS 631<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00481786<br />
kostenfrei<br />
Unsere Kataloge sind - außer in gedruckten Versionen - auch in digitaler Form erhältlich.<br />
Die CD-ROM mit deutschen oder englischen Daten enthalten strukturierte Kataloge im pdf-Format, die<br />
<strong>JUMO</strong>-Produktübersicht, die Kontaktadressen der <strong>JUMO</strong>-Ansprechpartner sowie den kostenlosen Download<br />
des Acrobat Readers.<br />
<strong>JUMO</strong> Produkte + Preise<br />
deutsche Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00397668<br />
kostenfrei<br />
<strong>JUMO</strong> Products<br />
englische Ausgabe<br />
Verkaufs-Artikel-Nr.: 00404116<br />
kostenfrei