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Jeder, der von der Greifswalder Innenstadt kommend nach Eldena fährt, muss an ihr vorbei. Die Bockwindmühle an der Wolgaster Landstraße zieht die Blicke eines jeden an, ist weithin sichtbares Wahrzeichen Eldenas. Dabei ist sie eine der ältesten Mühlen entlang der Ostseeküste. Etwa 450 Wind- oder Wassermühlen gibt es noch in Mecklenburg-Vorpommern. Nach Jahren des Verfalls und einer aufwendigen Rekonstruktion präsentiert sie sich in altem Glanze und auch wieder mit den ursprünglichen, funktionstüchtigen Flügeln. In Jahre 1533 wurde die Mühle das erste Mal anlässlich einer Inventarisierung der zu säkularisierenden Güter des Klosters Eldena erwähnt. Über Jahrhunderte bliebt sie im Besitz des Klosters. Später gehörte sie zu den Universitätsgütern. Viele Pächter erleb- Die Bockwindmühle in Eldena te die Bockwindmühle. Durch Brände, Blitzeinschlag oder aber kriegerische Einwirkungen wurde sie in den letzten Jahrhunderten immer wieder zerstört und aufgebaut. Den geringen Erträgen der Pächter ist es auch zuzurechnen, dass Instandhaltungsmaßnahmen meist nicht erfolgten. Daher zeigte sie sich häufig in ihrer Geschichte in einem desolaten oder baufälligen Zustand. Allen Widerständen zum Trotze blieb die Mühle jedoch bestehen. Noch bis 1931/32 wurde auf dem Mühlenberg von Müller Ladendorf in Eldena Korn gemahlen. Danach benötigte man die Windenergie nicht mehr zum Kornmahlen und die Bockwindmühle wurde zwar nicht abgerissen aber ihrem allmählichen Verfall preisgegeben. Ladendorf verkaufte die Mühle samt Grundstück an Bauer Köpp, dem auch die finanziellen Möglichkeiten fehlten, sie Instand zu setzen. Den traurigen Höhepunkt des Verfalls… … ihrer Mühle erlebten die Eldenaer im Jahre 1974. Am Nachmittag des 16. <strong>Juni</strong> fiel sie in sich zusammen. "Ich war gerade im Garten in Eldena und hörte einen Knall. Jemand erzählte mir dann, dass die Mühle zusammengebrochen war. Ich konnte es gar nicht glauben", erzählt Herr Peters über diesen Tag. Über 20 Jahre erinnerten nur noch die Überreste des Mühlenbocks an die einst prächtige Mühle. Und diese schienen lediglich einem Storchenpaar zu gefallen, das über Jahre auf dem Hausbaum des Mühlenbocks sein Nest hatte. Die Eldenaer beschlossen auf einer Einwohnerversammlung hingegen nach altem Vorbild wieder eine Bockwindmühle auf ihrem Mühlenberg zu errichten. Fördergelder oder Zuschüsse vom Denkmalschutz gab es nicht. Der Förderverein "Eldenaer Mühle" e.V. sammelte also Spenden, gewann Sponsoren und konnte schon 1995 mit Rekonstruktion beginnen. Bis zur Rekonstruktionszeich- nung war es ein langer Weg. Mithilfe alter Fotos, der Vermessung noch vorhandener Teile oder Erkundigungen zum Bau anderer Bockwindmühlen, wurde sie in mühseliger Kleinarbeit erstellt. Auch ein Mühlenbauer musste erst einmal gefunden werden. 1997 konnte endlich mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Die Rekonstruktion übernahm Mühlenbauer Zecher aus Wittenburg. Zuerst musste die Mühle gegründet werden. Bis zum Oktober 1998 dauerte dann der Aufbau des Mühlenhauses, das später wieder die gesamte Mahlausrüstung beherbergen sollte. Übrigens erhielt die Mühle das Eichenholz für die Fußböden und Treppen durch eine Vereinbarung mit dem Kanzler der Greifswalder Universität, der das Holz kostenlos zur Verfügung stellte. 4 Jahre später wurden die Flügel an der Mühle angebracht. Nun hatte sie wieder ihr richtiges Aussehen. Die Mahltechnik im Inneren wurde danach verbaut. "Unsere Bockwindmühle ist funktionstüchtig, damit unsere Kinder und Enkel noch erleben, wie früher Mehl gemahlen wurde", erklärt Herr Peters sein Engagement im Förderverein. Seit Jahren macht er die Führungen in der Mühle. "Ich hatte sogar schon einen Gast aus China dabei. Den jüngsten Besucher, den ich begeistern konnte, war gerade ein Jahr alt." Alljährlich findet am Mühlenberg in Eldena das Mühlenfest statt, dieses Jahr am Pfingstmontag (13.06.). "Die Flügel werden sich drehen, man kann die Mühle besichtigen und wenn der Wind gut steht, dann werden wir auch Mehl mahlen", kündigt Herr Peters an. Zwischen 10 und 18 Uhr wird dabei rund um den Mühlenberg ein buntes Rahmenprogramm angeboten. Von Steinofenbrot und einem kunsthandwerklichen Markt bis hin zu Unterhaltung bei Musik und Tanz ist für Groß und Klein etwas dabei. Text: BeKa, Quelle: Chronik des Wiederaufbaus der Bockwindmühle in Greifswald-Eldena, Fotos: Juhnke, Herr Peters 06/11 15