Passwort - Der Fürstenfelder
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E<br />
rst wenn uns auffällt, dass<br />
Bewohner in einer Stadt unzufrieden<br />
sind, besinnen wir<br />
uns darauf, dass letzten Endes die Stadt<br />
eigentlich für den Menschen da sein sollte<br />
und nicht umgekehrt. Die Gründung<br />
des „FürstenFelder“ durch junge Stadtbewohner<br />
war ursprünglich eine Reaktion<br />
darauf. Das gilt aber für alle Bewohner,<br />
in ihren verschiedenen Gruppierungen:<br />
Individuum, Familie, Berufsgruppen. In<br />
ihren Stufen: Kindheit, Jugend bis zum<br />
Alter. Eine Stadt kann nicht die wohl gelungene<br />
Stadt sein, die mit feinstaubwürgender<br />
Hand nach der „Gesundheit“ von<br />
Kindern, Bewohnern und Gesellschaft<br />
greift, Gesundheit aber auch im weitesten<br />
Sinne: physisch, psychisch, moralisch, sozial.<br />
Jene Stadt kann nicht unser Traumbild<br />
sein, in der seichtes, Musikantenstadl-Leben<br />
auf Kosten oben genannter<br />
<strong>Passwort</strong><br />
„Fürstenfeld“<br />
Funktionen in Gang gesetzt und ausgebaut,<br />
gleichzeitig aber wesentlich andere<br />
kulturelle Bereiche vernachlässigt werden.<br />
Wo Wohnungen im Nachbarort- und<br />
-land gesucht werden müssen, weil es sie<br />
für Junge hier nicht gibt oder bisher gab<br />
oder unerschwinglich wurden. Dabei ist<br />
die, von einem Italiener (Domenico dell‘<br />
Allio) geplante Stadt mit seinem Hauptplatz<br />
samt den Straßen und Gässchen die<br />
zu letzerem führen, eine architektonisch<br />
schöne „italienische“ Stadt. Ähnlich „mediteran“<br />
ist das Wetter - zumindest im<br />
Sommer. Nur wenige „sehen“, erkennen<br />
das und sind sich dessen bewusst: Eine<br />
Stadt die Charme und Seele hat, wie zum<br />
Trotz gegen temporärer FUZO-Verweigerung<br />
durch unsere Provinzkaiser.<br />
Als Touristen in einer fremden Stadt gehen<br />
uns oft und leichter die Augen auf.<br />
Wir bestaunen kulturelle Details, pilgern<br />
geduldig zu Sehenswürdigkeiten und lassen<br />
uns gehörig beeindrucken. Auf einmal<br />
werden dort die unscheinbarsten Details,<br />
Essensgewohnheiten, Veranstaltungen,<br />
Stadtbild/Stadtleben<br />
also Unterschiede, spürbar. Fremde Fassaden<br />
werden zur Harmonie von Waag-<br />
und Senkrechten, von Mauerkörpern<br />
und Figurenschmuck. Wir sind fasziniert<br />
und hätten doch daheim ähnliche, wenn<br />
auch bescheidenere Sensationen vor der<br />
Haustür. Sie müssten nur einmal bewusst<br />
wahrgenommen werden. Bei einer solchen<br />
Mini-„Expedition“ (im Sommer besteht<br />
dazu ja oft die gute Gelegenheit mit<br />
unserem Karl Amtmann/Dieter Raidl vom<br />
Museumsverein!) zeigt sich, dass auch<br />
unsere Stadt einige Kostbarkeiten zu bieten<br />
hat. Da begreifen wir vielleicht auch<br />
den Unterschied zwischen kalten Zweckbauten<br />
gegenüber alten Bürgerhäusern<br />
(Pfeilburg) die eigentlich einmal weggerissen<br />
werden sollten und durch beherzte<br />
Bürger gerettet wurden (Natürlich wäre<br />
moderne Architektur im Spannungsfeld<br />
mit alter Bausubstanz ebenso interessant!).<br />
Und man wird bei unserer Ortsrandgestaltung<br />
nachdenklich, wenn man sieht, wie<br />
in den letzten Jahrzehnten eine ehemalige<br />
„Umfahrung“ oder jüngst der OMV-Kreisverkehr,<br />
durch unsere „Ortsbildhirsche“<br />
mit Zig-Reklametafeln „zugeschissen“<br />
wurde. So pervers, dass sich selbst für DI<br />
Hans Rauer Gestaltungswünsche als obsolet<br />
erübrigten. Ist das wirklich Fortschritt?<br />
Sind wir aufgestiegen oder abgestiegen?<br />
Undenkbar ist dergleichen in echten Kulturnationen<br />
wie England, Frankreich und<br />
Norditalien. Müssen wir deswegen immer<br />
einmal zum Urlaub dorthin und damit<br />
raus aus unserem „Ortsbild“ ? <strong>Der</strong> Phantasie<br />
einer „an sich“ armen Zeit weicht hier<br />
die Geschmackslosigkeit unserer seelenlosen,<br />
materiell-reichen Zeit. Ein anonymkapitalistisches<br />
Schachspiel hält hier bei<br />
uns ihr adäquates Heimspiel, wie in einem<br />
Mikrokosmos aber vor Ort: „Halle<br />
hin Halle her, siedeln fällt hier niemand<br />
schwer, Geld ist Wurscht, Platz ist da, lee-<br />
re Hallen? Tralala… Euros zu Konzernen,<br />
fließen da in bar, so wie eh schon immer<br />
– Alles sonnenklar?“<br />
Und währenddessen zeigt sich die Stadt<br />
„heroben“ von ihrer anderen, lieblicheren<br />
Seite mit Schanigärten und feinen Speisen,<br />
bestes Eis, Kaffee oder preisgekröntem,<br />
regional-gebrautem Bier. Innenhöfe, Plätze,<br />
Brunnen und kreative Geschäftchen<br />
beweisen, dass es auch anders sein kann,<br />
„mit“ und „für“ ein harmonisches Ortsbild<br />
(z.B. die Rückführung des alten Feuerwehrturmes<br />
von VP GR-Jost und früher<br />
schon die alte Bibliothek durch hohen, finanziellen<br />
Aufwand). Oder durch Bauten,<br />
die immer wieder neu erscheinen, obwohl<br />
wir sie schon viele Male gesehen haben:<br />
zB. Pfeilburg, Rathaus mit Tordurchfahrt,<br />
Musikschule, Stadt-Bibliothek, Kommende<br />
oder Augustinerkirche, sowie die alten<br />
Bürgerhäuser usw. Auch eine Straße, ein<br />
Neue Visionen<br />
für eine alte Stadt<br />
Durchgang (z.B. Pfeilburg) ein Platz wo<br />
entlang zu gehen oder zu überqueren<br />
uns immer wieder Vergnügen bereitet.<br />
Da können wir uns, vielleicht unbewusst<br />
- wie es so schön heißt – oft nicht „satt<br />
sehen“. Aber dann kommt plötzlich ein<br />
rot-weiß-roter Schranken (falls die Eisenbahn<br />
kommt?) hinter dem BH-Gebäude<br />
oder vor dem Kindergarten (und vielleicht<br />
später einmal sogar am Hauptplatz)<br />
oder ein Brunzbuschen im Betontrog in<br />
der Hauptstraße, statt zweckmäßigere<br />
Straßen Poller oder Zusatz/Hinweistafel.<br />
Das ist Ortsbildkotze! So zeigt sich Fürstenfeld<br />
vielgestaltig: als unfreundlich gemachtes<br />
Einkauf & Konsum-Monster „unten“,<br />
aber auch als Jungbrunnen „trotz“<br />
einer alten Stadt „heroben“. Sie kann nur<br />
so menschenfreundlich sein, wie wir sie<br />
machen und nützen. Wir raten unseren<br />
Lesern, sich unsere Innenstadt einmal<br />
genauer und bewusster<br />
anzuschauen. Dann verstehen<br />
Sie auch uns „FürstenFelder“.<br />
Seite 10 www.der-fuerstenfelder.at<br />
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