LUX Spezial Windenergie
Die Sonderbeilage der Süddeutschen Zeitung zur Windenergie
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Dialog<br />
Täglich geht lebensraum<br />
verloren, werden Wale,<br />
Seehunde und Seevögel aus<br />
ihren angestammten<br />
gebieten vertrieben.<br />
Olaf Tschimpke<br />
Baulärm in Nord- und Ostsee empfindlich gestört werden.<br />
Tschimpke: Der Entwurf enthält zwar einige begrüßenswerte Formulierungen,<br />
bleibt aber hinter dem selbstformulierten Anspruch zurück,<br />
der Industrie Investitionssicherheit zu vermitteln und gleichzeitig den<br />
Anforderungen des Natur- und Artenschutzes zu entsprechen. Täglich<br />
geht Lebensraum verloren, werden Wale, Seehunde oder Seevögel aus<br />
ihren angestammten Gebieten vertrieben. Die Rammgeräusche sind<br />
extrem. Hier wäre schon eine bessere Koordination der Bautätigkeiten<br />
eine Hilfe. Dass also nicht vier oder fünf Anlagen gleichzeitig in einem<br />
Gebiet gebaut werden, sondern hintereinander.<br />
Pilarsky-Grosch: Es gibt auch positive Entwicklungen. Zum Beispiel bei<br />
der Weiterentwicklung des technischen Schallschutzes unter Wasser<br />
war die Industrie beteiligt. Sogenannte Blasenschleier schützen hörempfindliche<br />
Meeressäuger wie Schweinswale und Seehunde vor Gehörschäden.<br />
Was technisch möglich ist, wird bereits gemacht.<br />
Tschimpke: Da hören wir auch andere Aussagen. Aktuell gelingt es in<br />
keinem Projekt, den von UBA und BfN vorgegebenen Grenzwert von<br />
160 Dezibel einzuhalten. Der NABU hat das Bundesamt für Seeschifffahrt<br />
und Hydrographie (BSH) als verantwortliche Behörde aufgefordert,<br />
regulierend einzugreifen. Die Nebenbestimmungen der Genehmigungen<br />
geben dem BSH die Möglichkeit, zeitlich und räumlich zu<br />
steuern und technische Auflagen zu erteilen. Scheinbar fehlt es aber an<br />
Mut und an der politischen Rückendeckung. Wenn Arten- und Lebensraumschutz<br />
weiterhin ignoriert werden, bleibt für die Umweltverbände<br />
nur noch die Möglichkeit des Rechtsweges. Ansatzpunkte dafür sehen<br />
wir in der fehlenden Berücksichtigung des Störungs- und Verschlechterungsverbotes<br />
für besonders geschützte Arten und Lebensräume nach<br />
Bundesnaturschutzgesetz und EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.<br />
Pilarsky-Grosch: Beim Schutz der Schweinswale sehen wir noch einen<br />
gewissen Forschungsbedarf. Bei einer witterungsbedingten möglichen<br />
Bauzeit von drei, vier Monaten im Jahr wird es jedoch schwer, die Anlagen<br />
einzeln hintereinander zu bauen, ohne einen gewaltigen Projektstau<br />
zu verursachen. Es liegen Planungen von insgesamt 120 Projekten<br />
vor. Wir müssen also realistisch bleiben.<br />
Tschimpke: Das heißt, wir müssen den Bau umweltverträglich gestalten.<br />
Langfristig müssen wir von der veralteten Technik der Impulsrammung<br />
weg und alternative, schallarme Gründungsverfahren zur<br />
Anwendung bringen.<br />
Abschließend kann aber festgehalten werden, dass beide<br />
Seiten möglichst früh in die Planungsphase miteingebunden<br />
werden wollen und dafür Regelungen gefunden<br />
werden müssen.<br />
Pilarsky-Grosch: Genau. Das gilt für offshore wie für onshore. An Land<br />
haben wir es allerdings mit vielen Faktoren zu tun. Dicht besiedelte Räume,<br />
menschliche Interessen, schützenswerte Landschafsbilder und bedrohte<br />
Tierarten. Alle wollen berücksichtigt werden, wobei wirtschafliche<br />
Interessen ebenfalls nicht vernachlässigt werden dürfen. Das Ziel<br />
sollte dabei nicht aus den Augen verloren werden: die Energiewende.<br />
Das Gespräch moderierte Hartmut Rätsch, Fotos Marek Kucera<br />
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<strong>LUX</strong> <strong>Spezial</strong> 2013 41