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LUX Spezial Windenergie

Die Sonderbeilage der Süddeutschen Zeitung zur Windenergie

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Essay<br />

Sandy, ein Hurrikan<br />

mit dem Namen<br />

eines unschuldigen<br />

Highschool-<br />

Mädchens, drückte<br />

eine Schneise<br />

in die noch real<br />

existierende gutbürgerliche<br />

Sicherheit.<br />

Wirbelsturm, Hurrikan, Taifun<br />

terschied, desto windiger. Die „Sendung mit der<br />

Maus“ würde den Wind vielleicht weiter so erklären:<br />

Die Sonne erwärmt die Erde, doch Land<br />

und Wasser werden unterschiedlich schnell<br />

aufgeheizt. Außerdem ist warme Luf leichter als<br />

kalte und steigt nach oben. Deshalb steigt warme<br />

Luf über dem Land auf. Sie kühlt wieder ab,<br />

zieht über das Meer, wo sie sinkt und gegen das<br />

Land drückt. Wind entsteht, weil unterschiedlich<br />

warme Luf einen unterschiedlich starken<br />

Druck hat. Und weil die Erde sich dreht, drehen<br />

sich dann auch kalte und warme Lufgebiete.<br />

Alles klar?<br />

Für den Anfang ist dieses Wissen gar nicht verkehrt.<br />

Nur satt macht es nicht mehr. Kitesurfer,<br />

Windparks, Strandbiester: Unser über Jahrhunderte<br />

weitgehend gleich bleibendes Verständnis<br />

der Elemente reicht uns nicht mehr.<br />

Menschen suchen nach den Tiefenschichten<br />

von Erde, Feuer, Wasser – und Wind. Wobei<br />

der Wind das widerspenstigste der Elemente zu<br />

sein scheint. Er entzieht sich der Vorstellung,<br />

weil wir nur seine Wirkung, nicht das Element<br />

selbst zu fassen kriegen. Für den westlichen<br />

Verstand ist der Wind eine Zumutung.<br />

Man könnte meinen, so sei es im Grunde schon<br />

den alten Griechen und Römern ergangen. Ihre<br />

Hauptgötter beziehen sich vornehmlich auf<br />

Erde, Feuer und Wasser – für den Wind blieb<br />

schon damals nur die zweite Reihe. Anemoi,<br />

die Götter des Windes, waren Kinder des Gottes<br />

der Abenddämmerung und der Göttin der<br />

Morgenröte. Schon mal von ihnen gehört? Die<br />

pferdegestaltigen, geflügelten Windgötter des<br />

Homer hat man immerhin vielleicht schon mal<br />

auf Zeichnungen gesehen. Und die römischen<br />

Venti? Na ja, Italien ist ja auch nicht die Nordseeküste.<br />

Dort hatte der Meeres- und Windgott<br />

Njörd angeblich das Sagen.<br />

Im Kampf der Elemente um die Pole-Position<br />

hat man den Wind lange nicht wirklich ernst<br />

genommen. Das ist seltsam für eine Zeit, in<br />

der die globale Mobilität windgesteuert und<br />

Sturmtote gewöhnlich waren. Ganz schlimm<br />

wurde es dann, als die Menschen anfingen,<br />

massenhaf per Auto und Flugzeug zu reisen,<br />

als berührten diese weder Erde noch Luf.<br />

Damals berauschte Bob Dylan die Welt mit<br />

dem unglaublich banalen Liedtext „Te answer,<br />

my friend, is blowing in the wind“ und der<br />

freundliche Herr, der sich noch Cat Stevens<br />

nannte, sekundierte mit „I listen to the wind /<br />

the wind of my soul“. Dann schon lieber Hoffmann<br />

von Fallersleben, wie er sich beim „lieben<br />

Wind“ bedankt, dass er ihm einen Apfel<br />

vom Baum gepflückt hat.<br />

Im 21. Jahrhundert nun hat uns der Wind<br />

eingeholt. 2005 zerlegte Hurrikan Katrina die<br />

Golfüste der USA und mit ihr den europäischen<br />

Sehnsuchtsort New Orleans. 2012 war<br />

44 <strong>LUX</strong> <strong>Spezial</strong> 2013

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