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Ausgabe Nr. 12 / April 2003, Thema: Verwalter in - KonNet

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18<br />

KonText<br />

Etterbeek bei Brüssel geboren. In der<br />

Jugendzeitschrift „Jamais assez“ veröffentlichte<br />

er 1921 se<strong>in</strong>e ersten Zeichnungen.<br />

In den folgenden Jahren zeichnete<br />

er vor allem für belgische Pfadf<strong>in</strong>derzeitschriften<br />

Illustrationen und<br />

Vignetten. 1924 zeichnete er mit „Les<br />

Aventures de Totor“ se<strong>in</strong>e erste Bildergeschichten-Serie.<br />

Das erste Abenteuer<br />

Schließlich erschien am<br />

10. Januar 1929 die erste<br />

Folge e<strong>in</strong>er Geschichte<br />

mit dem Titel „T<strong>in</strong>t<strong>in</strong>,<br />

Reporter du Petit V<strong>in</strong>gtiéme,<br />

au Pays de<br />

Soviets“ - das erste Abenteuer<br />

von Tim und Struppi<br />

<strong>in</strong> der Zeitschrift „Le Petit<br />

V<strong>in</strong>gtiéme“.<br />

Aufgrund der großen<br />

Popularität erschien 1930<br />

der erste vollständige<br />

Band von Tim und Struppi,<br />

dann jeweils nach<br />

Beendigung der Bilderserien<br />

<strong>in</strong> den Zeitschriften.<br />

Die Abenteuer von Tim<br />

und Sruppi (eigentlich<br />

T<strong>in</strong>t<strong>in</strong> et Milou), dem<br />

rasenden Reporter und se<strong>in</strong>es<br />

Foxterriers, waren<br />

geboren.<br />

Nachdem se<strong>in</strong>e bisher<br />

nur <strong>in</strong> schwarz-weiß erschienenen<br />

Geschichten<br />

während des Zweiten<br />

Weltkrieges nur <strong>in</strong> der<br />

katholisch-konservativen<br />

Tageszeitung erschienen,<br />

konnten sie nun <strong>in</strong> Farbe<br />

gedruckt werden. Um den<br />

großen Arbeitsaufwand noch bewerkstelligen<br />

zu können, stellte er erstmals<br />

Gehilfen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Studio Hergé e<strong>in</strong>.<br />

Comi <strong>in</strong> 58 Sprachen<br />

Nun, der Held ist <strong>in</strong>zwischen über<br />

70, doch haben ihm die zahlreichen<br />

Reisen <strong>in</strong> den Kongo, <strong>in</strong> die Sowjetunion,<br />

nach Ch<strong>in</strong>a und sogar auf den<br />

Mond noch ke<strong>in</strong>e grauen Haare e<strong>in</strong>gebracht.<br />

Im Auftrag e<strong>in</strong>er großzügigen<br />

Zeitung reist er ohne Spesenlimit monatelang<br />

umher. Insgesamt s<strong>in</strong>d 22<br />

Brüssel<br />

Bände des Abenteurers erschienen, sie<br />

wurden auf der ganzen Welt rund 200<br />

Millionen Mal verkauft. M<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong> Album der Serie besitzen nach<br />

Angaben der T<strong>in</strong>t<strong>in</strong>-Stiftung <strong>in</strong> Brüssel<br />

44 % aller französischen Haushalte, die<br />

den jungen Belgier als Sohn adoptiert<br />

haben. In <strong>in</strong>sgesamt 58 Sprachen wurden<br />

die Comics übersetzt, und so<br />

heißen Tim und Struppi auf Afrikaans<br />

etwa Kuifje und Spokie, auf Russisch<br />

Tahmah und Melok.<br />

Tim und Struppi<br />

Se<strong>in</strong>e realen Kollegen können auf<br />

ihn nur neidisch se<strong>in</strong>. Reporter Tim<br />

arbeitet schnell und hart, analysiert<br />

blitzartig, kennt ke<strong>in</strong>e Angst und ke<strong>in</strong>en<br />

Misserfolg. Er macht sich fast nie<br />

Notizen, recherchiert beiläufig,<br />

schnappt nebenher Juwelendiebe und<br />

rettet, wenn’s se<strong>in</strong> muss, mal eben die<br />

Welt. Und das alles ohne <strong>in</strong> Stress zu<br />

geraten - hunderttausend heulende<br />

Höllenhunde!<br />

Obwohl se<strong>in</strong> Zeichner erzkonservativ<br />

war, wandelte sich die politische<br />

<strong>Nr</strong>. <strong>12</strong>/<strong>April</strong> <strong>2003</strong><br />

E<strong>in</strong>stellung Tim’s im Laufe der Jahre.<br />

Frühe Bände wie „Tim und Struppi im<br />

Kongo“ gelten heute als politisch nicht<br />

korrekt. Im Band „Der geheimnissvolle<br />

Stern“ gibt sich Hergé als Kollaborateur<br />

der nationalistischen Besatzer des<br />

zweiten Weltkrieges zu erkennen. Als<br />

Fe<strong>in</strong>de zeichnete er dort die Amerikaner<br />

und e<strong>in</strong>en jüdischen Bankier mit<br />

Hakennase. Erst <strong>in</strong> späteren <strong>Ausgabe</strong>n<br />

wurde der politische Aspekt des Abenteuers<br />

abgemildert. Doch diese klaren<br />

L<strong>in</strong>ien taten dem Erfolg<br />

ke<strong>in</strong>en Abbruch.<br />

Vom strammen Antikommunisten<br />

wandelt<br />

sich Tim zu e<strong>in</strong>er Art<br />

Anwalt der Schwachen<br />

und sozial Benachteiligten.<br />

Deutlich wird<br />

dies <strong>in</strong> „Der blaue<br />

Lotus“. Unter E<strong>in</strong>fluß<br />

von Hergé’s ch<strong>in</strong>esischem<br />

Freund Tschang<br />

entsteht e<strong>in</strong> Band, <strong>in</strong><br />

dem T<strong>in</strong>t<strong>in</strong> Partei für die<br />

Ch<strong>in</strong>esen ergreift und<br />

gegen die japanischen<br />

Besatzer vor und nach<br />

dem zweiten Weltkrieg<br />

ist. General de Gaulle<br />

hatte e<strong>in</strong>st zu se<strong>in</strong>em<br />

Kulturm<strong>in</strong>ister André<br />

Malraux gesagt „Me<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>ziger Rivale weltweit<br />

ist T<strong>in</strong>t<strong>in</strong>.“<br />

Politische Debatte<br />

Die Frage ob Tim politisch<br />

eher l<strong>in</strong>ks oder<br />

rechts e<strong>in</strong>zuordnen ist,<br />

beschäftigt sogar die<br />

französische Nationalversammlung.<br />

Zum Anlass<br />

des 70. Jubiläums des ersten<br />

„T<strong>in</strong>t<strong>in</strong>“-Bandes debattierte die Französische<br />

Nationalversammlung im Februar<br />

1999 über die Frage: „Ist T<strong>in</strong>t<strong>in</strong><br />

rechts oder l<strong>in</strong>ks?“ Ergebnis der Debatte:<br />

Die Abgeordneten e<strong>in</strong>igten sich<br />

auf e<strong>in</strong>e parteiübergreifende Entschließung,<br />

Tim gehöre weder der<br />

Rechten noch der L<strong>in</strong>ken an.<br />

Hergé, der 1983 verstarb, sagte, er<br />

sei unpolitisch. Se<strong>in</strong>e Grabstätte bef<strong>in</strong>det<br />

sich auf dem unter Denkmalschutz<br />

stehenden Friedhof von Dieweg.

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