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»... ich habe gemalt, was sie nur taten« (Leseprobe)

Vieles, was in der dokumentarischen Literatur der 20er Jahre als Innovation galt, ist schon vor dem Ersten Weltkrieg im Werk von Karl Kraus zu finden. Der Essay von Marko Milovanovic verdeutlicht u.a., welchen Einfluss der Autor, der sich selbst als literarisch konservativ bezeichnete, auf Künstler wie Erwin Piscator und Bertolt Brecht hatte. Marko Milovanovic: »... ich habe gemalt, was sie nur taten«. Karl Kraus und die Neue Sachlichkeit. Edition Kritische Ausgabe im Weidle Verlag. Band 4. ISBN 978-3-938803-58-5. 116 Seiten. 16 €.

Vieles, was in der dokumentarischen Literatur der 20er Jahre als Innovation galt, ist schon vor dem Ersten Weltkrieg im Werk von Karl Kraus zu finden. Der Essay von Marko Milovanovic verdeutlicht u.a., welchen Einfluss der Autor, der sich selbst als literarisch konservativ bezeichnete, auf Künstler wie Erwin Piscator und Bertolt Brecht hatte.

Marko Milovanovic:
»... ich habe gemalt, was sie nur taten«. Karl Kraus und die Neue Sachlichkeit.
Edition Kritische Ausgabe im Weidle Verlag. Band 4.
ISBN 978-3-938803-58-5. 116 Seiten. 16 €.

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Vorwort<br />

Karl Kraus (1874-1936) ist ein schwer zu fassender, schwer zu kategori<strong>sie</strong>render<br />

Autor, dessen Hauptwerk, die von 1899 bis 1936 erschienene<br />

Zeitschrift Die Fackel, allerdings viele Überschneidungen mit den literarischen<br />

Strömungen seiner Zeit aufweist, insbesondere, wie hier herausgestellt<br />

werden soll, mit der Neuen Sachl<strong>ich</strong>keit. Viele Elemente und Techniken<br />

dieser Stilr<strong>ich</strong>tung, deren literaturwissenschaftl<strong>ich</strong>e Untersuchung erst seit<br />

den 1990er Jahren an Kontur gewinnt, sind in Kraus’ Werk sogar schon<br />

vor dem Ersten Weltkrieg zu erkennen. Es gibt diverse Parallelen zwischen<br />

Kraus und der Neuen Sachl<strong>ich</strong>keit in der Ablehnung bzw. Befürwortung<br />

zweier literarischer Strömungen vor dem Ersten Weltkrieg: Naturalismus<br />

und Expressionismus. Zudem ist auf beiden Seiten eine Kritik am vorherrschenden<br />

Literatursystem zu erkennen, wenngle<strong>ich</strong> s<strong>ich</strong> diese Kritik<br />

verschieden äußert, wie zu sehen sein wird. Ein kurzer Exkurs in die<br />

Architekturtheorie von Adolf Loos wird außerdem weitere Verbindungen<br />

zwischen Kraus und den Ursprüngen der Neuen Sachl<strong>ich</strong>keit aufzeigen.<br />

Im weiteren Verlauf wird Kraus’ literarisches Werk mit den Forderungen,<br />

Techniken und der Ästhetik der Neuen Sachl<strong>ich</strong>keit vergl<strong>ich</strong>en.<br />

Grundlegend soll zunächst analy<strong>sie</strong>rt werden, welche Schreibtechniken<br />

für die Neue Sachl<strong>ich</strong>keit typisch waren, um diese dann in Kraus’ Texten<br />

ausfindig zu machen. In einem zweiten Schritt werden die literarischen<br />

Intentionen und Weltbilder miteinander vergl<strong>ich</strong>en. Hier geht es zunächst<br />

um die jeweiligen Definitionen von Wirkl<strong>ich</strong>keit und Wahrheit. Während<br />

in der Neuen Sachl<strong>ich</strong>keit der Begriff der <strong>»</strong>Tatsache« eine entscheidende<br />

Rolle spielt, ist für Kraus die kritische Frage grundlegend, ob es <strong>»</strong>Tatsachen«<br />

unter den Bedingungen der zeitgenössischen Journalistik überhaupt gibt.<br />

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