21.10.2015 Aufrufe

Die Fränkische Alb – 2/2015

Zeitschrift für Wandern, Kultur und Naturschutz

Zeitschrift für Wandern, Kultur und Naturschutz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

W a s s e r k r a f t m i t G r e n z e n<br />

Wasserkraftnutzung am Beispiel im Pegnitztal<br />

zwischen Nürnberg und Fürth<br />

Im Rahmen der Eurorandotour führte uns am Sonntag den 17. Mai <strong>2015</strong> eine<br />

Wanderung vom Leder Steg im Stadtgebiet Nürnberg bis zur Wasserkraft-<br />

anlage an der ehemaligen Wolfsgrubermühle in Fürth.<br />

<strong>Die</strong> Pegnitz durchfließt das Stadtgebiet Nürnberg auf einer Länge von ca. 14 km. Der lauf entspringt auf der, nordöstlich von Nürnberg gelegenen, Frankenalb. Von seiner Quelle in<br />

Wasserder<br />

Stadt Pegnitz legt der Fluss eine Strecke von 117 km zurück, bevor er sich im Fürther Stadtgebiet<br />

mit der Rednitz vereinigt. Im westlichen Wiesengrund (flussabwärts der Johannisbrücke)<br />

wurde der Fluss auf einer langen Strecke renaturiert. Der Fluss trägt heute zur Lebensqualität in<br />

der Stadt bei und ist in weiten Strecken wichtiger Bestandteil stadtnaher Erholung.<br />

Wasser ist nicht nur unser wichtigstes Lebenselixier. Auch die Kraft des Wassers in den<br />

Flüssen wurde seit den frühesten Anfängen der Technikgeschichte als natürliche, stets erneuerbare<br />

Energiequelle genutzt. Schon ab den 13 Jh. diente die Wasserkraft der Pegnitz<br />

zum Antrieb von Mühlen. Einem Plan von Wolf Jakob Stromer ist zu entnehmen, dass es<br />

1601 zwischen den Nürnberger Vororten Wöhrd (im Osten) und Doos (im Westen) zwölf<br />

Mühlenanlagen mit insgesamt 131 Wasserrädern gab.<br />

Auch die Nutzung der Wasserkraft als saubere, emissionsfreie Energiequelle zur Stromproduktion<br />

hat in Bayern eine lange Tradition. Begünstigt durch gute Gefälleverhältnisse<br />

und meist ausreichende Wasserführung in den Bächen und Flüssen wurden bis 1850<br />

rund 6.400 Anlagen in Bayern errichtet. Bis 1926 stieg die Anzahl der Anlagen auf rund<br />

11.900 Stück. Bis Mitte der zwanziger Jahre konnte somit der bayerische Strombedarf fast<br />

ausschließlich aus Wasserkraft gedeckt werden. Heute sind in Bayern rund 4.200 Wasserkraftanlagen<br />

in Betrieb und decken knapp 15 % des Jahresstromverbrauchs, wobei über<br />

90 % der Leistung von den 200 größten Anlagen produziert werden.<br />

Unsere Flüsse sind aber auch empfindliche und wertvolle Ökosysteme für eine Vielzahl von Fischen,<br />

Pflanzen und anderen Lebewesen. Flüsse mussten in den vergangenen Jahrhunderten sehr viel<br />

ertragen. Für die Wasserkraftgewinnung wurden und werden die Flüsse angestaut, wodurch die<br />

natürliche Dynamik unterbrochen wird. <strong>Die</strong>s führte dazu, dass im Planungsgebiet der Regnitz von<br />

den aktuell noch vorhandenen 3.590 Querbauwerke knapp die Hälfte für wandernde Fischarten<br />

ein unüberwindbares Hindernis ist. Damit verhindert ein Querbauwerk die Durchwanderbarkeit für<br />

Fische durchschnittlich nach jedem km in den für die Fischfauna wichtigen Gewässern.<br />

An der Wasserkraftanlage in Fürth konnten wir dann zum Abschluss eine sogenannte Fischtreppe<br />

begutachten. Ein kleines Umgehungsgerinne sollte es den Fischen ermöglichen an dem Kraftwerk<br />

vorbei flussaufwärts zu schwimmen. Oftmals führen aber solche Umgehungsgerinne zu wenig<br />

Wasser, so dass sie von den Fischen nicht oder nicht ausreichend wahrgenommen werden.<br />

Bei der Wanderung zeigten sich die Spannungsfelder zwischen maximaler Energiegewinnung einerseits<br />

und der Bewahrung der Artenvielfalt andererseits. Aus ökologischer Sicht ist der weitere<br />

Ausbau der Wasserkraft bedenklich. Für die Lebensraumverbesserung vieler heimischer Fischarten<br />

in den mittelfränkischen Flüssen müssten die Fehler der Vergangenheit behoben werden und eine<br />

Reihe der Querbauwerke zurückgebaut werden. Allenfalls durch die Modernisierung und Nachrüstung<br />

bestehender Anlagen kann eine zusätzliche Leistungssteigerung erzielt werden.<br />

Markus Ganserer, MdL., Hauptnaturschutzwart<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fränkische</strong> <strong>Alb</strong> 4-<strong>2015</strong> | 303 / 39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!