Soroptimist Österreich - Journal 03-2015
A Global Voice for Women
A Global Voice for Women
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
optimist Friedenspreis erhielt? Waren<br />
es die insgesamt 18 Workshops, unter<br />
denen man an den beiden Nachmittagen<br />
wählen konnte? War es vielleicht<br />
das nette Rahmenprogramm, wie der<br />
„friendship evening“ auf der Terrasse<br />
des Hilton Istanbul Bosphorus Hotels<br />
beim swimming pool mit begleitender<br />
Modeschau – wobei u.a. auch WP<br />
Ann Garvie als Mannequin in original<br />
schottischer Tracht am Laufsteg spazierte<br />
– sowie die Bosphorus Kreuzfahrt<br />
mit Abendessen und Tanz? Oder<br />
war es einfach das servierte feierliche<br />
Convention Dinner unter freiem Himmel<br />
für 1,000 Personen, begleitet von<br />
einer äußerst schwungvollen Band, zu<br />
deren Klängen wir noch bis spät in<br />
die Nacht hinein tanzten? Oder aber<br />
waren es die vielen Begegnungen mit<br />
<strong>Soroptimist</strong>innen aus der ganzen Welt,<br />
die netten Gespräche, die emotionelle<br />
Wiedersehensfreude?<br />
Jedenfalls muss ich sagen, dass dieser<br />
Kongress von den 6 Weltkongressen,<br />
an denen ich teilgenommen habe,<br />
für mich einer der besten und eindrucksvollsten<br />
war. Hier hat wirklich<br />
alles gepasst. Die Veranstalter haben<br />
sich sehr bemüht und haben wirklich<br />
Tolles geboten. Da der von der Kongresspräsidentin<br />
Emine Erdem vorgesehene<br />
Moderator kurzfristig absagte,<br />
zog sie einfach ihre Tochter aus ihrer<br />
Wundertüte, die diese Aufgabe äußerst<br />
professionell meisterte. Und hier ein<br />
paar Rückblicke: Die erste Rednerin,<br />
Die <strong>Österreich</strong>erinnen am Schiff<br />
die internationale Bestseller Autorin<br />
Elif Shafak aus der Türkei, forderte vehement<br />
einen Wandel der derzeitigen<br />
Situation, wo die meisten Schriftsteller<br />
Männer und die Frauen die Lesenden<br />
sind. Der Schriftsteller, Erzieher und<br />
Mitbegründer der „White Ribbon<br />
Campaign“ – einer von Männern ins<br />
Leben gerufenen Initiative gegen Gewalt<br />
an Frauen –, der Amerikaner Michael<br />
Kaufman, prangerte die Tatsache<br />
an, dass wir immer in Rollenbildern<br />
denken, dass unser Gehirn von Anfang<br />
an „gegendert“ wird. Wir trauen den<br />
Männern nicht zu, dass sie Gefühle<br />
haben. Die Hauptanliegen seiner Organisation<br />
sind Gleichberechtigung<br />
von Frauen, deren Respekt am Arbeitsplatz,<br />
das Durchbrechen des gläsernen<br />
Plafonds‘ und die Verhütung von sexueller<br />
Belästigung und Gewalt sowie<br />
Diskriminierung. Es sei wichtig, die<br />
Männer bei der Erlangung von Gleichberechtigung<br />
miteinzubeziehen.<br />
Daran schloss sich eine sehr interessante,<br />
international besetzte Podiumsdiskussion,<br />
bei der die Frage in den<br />
Raum gestellt wurde, wie Bildung<br />
Nachhaltigkeit födern kann. Dabei<br />
wurden speziell die Women’s Empowerment<br />
Principles( WEPs), also die<br />
Grundsätze zur Stärkung der Frau am<br />
Arbeitsplatz und in der Gemeinschaft,<br />
angesprochen, die ja bis jetzt bereits<br />
von weltweit 1,000 Generaldirektoren<br />
unterzeichnet wurden. Ingibjörg<br />
Sólrún Gisladóttir , die UN Women<br />
Regionaldirektorin für Europa und<br />
Zentralasien und frühere Außenministerin<br />
von Island, erinnerte in ihrer<br />
Präsentation an die Internationale<br />
Frauenkonferenz in Peking vor 20 Jahren,<br />
um festzustellen, dass noch kein<br />
Land wirkliche Gleichberechtigung<br />
der Geschlechter erreicht hat, und dass<br />
das Phänomen Gewalt gegen Frauen<br />
weiterhin eine globale Epidemie ist.<br />
Sie trat auch vehement für die He for<br />
She Kampagne ein. An der anschließenden<br />
Podiumsdiskussion nahm u.a.<br />
die frühere Sonderberichterstatterin<br />
für Gewalt an Frauen, Yakin Ertürk<br />
teil, die die Vor- und Nachteile von<br />
gender mainstreaming durchleuchtete<br />
und zu dem Schluss kam, dass in der<br />
Praxis anstelle der angestrebten Gleichstellungsorientierung<br />
nach wie vor die<br />
Orientierung mehr nach den Männern<br />
ausgerichtet ist („male streaming“).<br />
Die Bedeutung und Rolle der Zivilgesellschaft<br />
wurde in diesem Zusammenhang<br />
besonders hervorgehoben.<br />
Wie schon erwähnt, erging der mit<br />
€ 20,000 dotierte SIE Friedenspreis<br />
an die von <strong>Österreich</strong> eingereichte<br />
Kandidatin Edit Schlaffer, die Begründerin<br />
und Exekutivdirektorin der Organisation<br />
„Women without borders<br />
– Frauen ohne Grenzen“. Sie wird das<br />
Geld ihrem Projekt „Mütterschulen<br />
gegen Extremismus“ zuführen.<br />
Der 2. Kongresstag begann mit der<br />
Stellung der Frau in der Türkei. Es diskutierten<br />
vier der wirtschaftlich bedeutendsten<br />
Frauen der Türkei Themen<br />
wie Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz<br />
und auf der Straße, Bildung und<br />
Teilnahme von Frauen in der Wirtschaft,<br />
Frauen in Aufsichtsräten, die<br />
Umsetzung der WEPs in der Türkei,<br />
14