Band 13 - Out im Office?!
Sexuelle Identität, (Anti-)Diskriminierung und Diversity am Arbeitsplatz
Sexuelle Identität, (Anti-)Diskriminierung und Diversity am Arbeitsplatz
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46 | <strong>Out</strong> <strong>im</strong> <strong>Office</strong> | Diskussion<br />
Weitere deutliche Zusammenhänge konnten zwischen Offenheit und Verbundenheit mit<br />
dem Unternehmen sowie Arbeitszufriedenheit festgestellt werden. Auch wurden diese Zusammenhänge<br />
durch subjektive Schätzungen der Befragungsteilnehmer/innen untermauert.<br />
Die Zusammenhänge zeigen sich so, dass Personen, die offen(er) mit ihrer sexuellen<br />
Identität umgehen, arbeitszufriedener sind und sich stärker mit ihrem Unternehmen<br />
verbunden fühlen. Auch diese Zusammenhänge wurden bisher in Deutschland noch nicht<br />
erforscht. Auch wenn die statistischen Maße als auffällig, jedoch nicht <strong>im</strong>mer als groß zu<br />
bezeichnen sind, so ist ein solcher Nachweis – gerade bei Konstrukten wie Arbeitszufriedenheit<br />
etc., die so diffizilen, multikausalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen ausgesetzt<br />
sind – als bedeutsam zu bezeichnen.<br />
Das bedeutet, dass sie erst dann<br />
offen mit der sexuellen Identität<br />
umgehen, wenn sie sich in diesen<br />
Bereichen sicher fühlen.<br />
Weiterhin scheint es mir wichtig zu bedenken, dass Lesben und Schwule <strong>im</strong> Rahmen ihrer<br />
Emanzipationsgeschichte heute stärker zu ihrer sexuellen Identität stehen, diese in größerem<br />
Ausmaß als vor zehn Jahren positiv besetzen und mehr als früher einen adäquaten,<br />
respektvollen Umgang einfordern. So sind einige Befragte sicher, dass Organisationen, die<br />
Schwule und Lesben vollständig ins Arbeitsleben integrieren, davon profitieren. Ebenfalls<br />
ist die Mehrheit der Befragten der Ansicht, dass es so etwas wie eine (lebensgeschichtlich<br />
bedingte) „Homosexuelle Kompetenz“ (z.B. besonders gute Fähigkeiten <strong>im</strong> sozialen<br />
Kontakt, <strong>im</strong> Einschätzen der Mitmenschen, bei Konfliktlösung etc.) gibt. Unter dieser<br />
Perspektive haben Lesben und Schwule also „etwas zu bieten“, d.h., sie sind nicht mehr<br />
nur darauf angewiesen, für ihre Rechte zu kämpfen, sondern können <strong>im</strong> Bewusstsein ihrer<br />
Fähigkeiten und Potenziale ethisch-moralische Forderungen des Respekts ihrer Lebensweise<br />
stellen und diese argumentativ <strong>im</strong> Unternehmenssinn untermauern.<br />
So prüfen Lesben und Schwule heute auch stärker, ob Organisationen als „gay-friendly“<br />
gelten können oder nicht und es entstehen auf dieser Basis ausgeprägte Selektionsprozesse<br />
bei der Nutzung von Dienstleistungen, bei Kaufentscheidungen und bei der Bewerbung<br />
bei Unternehmen (bei mindestens 70-80% der Befragten, siehe 6.6).<br />
Damit ist es für Organisationen nicht mehr ausschließlich unter einer ethischen (und juristischen)<br />
Perspektive sinnvoll und notwendig, Lesben und Schwule adäquat zu berücksichtigen,<br />
sondern auch <strong>im</strong> Sinne einer nachhaltigen und produktiven Unternehmensentwicklung<br />
relevant. Denn jeder Mensch hat eine sexuelle Identität – <strong>im</strong>mer und überall. Auch als<br />
Kunde/in, als Mitarbeiter/in oder als Bewerber/in.