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TAUCHWELT KOLUMNE Gönne Dich Dir selbst © JenkoAtaman - Fotolia.com Immer wieder ist von unserer Leistungsgesellschaft die Rede, vom berühmten Hamsterrad, aus dem es scheinbar keinen Ausweg gibt. Auch dringend notwendige Atempausen sind nicht drin. Leistung, Leistung, Leistung. Abliefern, da sein, Termine halten, Fehler ausbügeln, Stress aushalten, Ärger am besten einfach runterschlucken. Die Sache mit der Arbeit ist ein zweischneidiges Schwert. Denn Arbeit tut gut. Wer gerne arbeitet, empfindet Freude und Befriedigung durch das, was entsteht. Durch das, was aus der Arbeit erwächst. Wir entfalten unsere Fähigkeiten und entwickeln sie weiter und stellen damit was Sinnvolles an, im besten Fall. Die Kehrseite der Medaille zeigt sich, wenn wir das rechte Maß verlieren und die Arbeit ganz und gar das Leben bestimmt. Wer keine Zeit mehr hat für Erholung, andere Menschen und sich selbst, schadet sich und seiner Umwelt. Und diese Form von Str ess zeigt meistens auch, dass einer nicht gut mit sich umgehen kann. Und wie soll jemand, der nicht mal mit sich selbst gut umgehen kann mit seinen Mitmenschen gut umgehen können? Diese Sichtweise ist beileibe nicht neu. »Wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne dich dir selbst.« Dieses Zitat stammt vom heiligen Bernhard von Clairvaux (1090 bis 1153 n. Chr.), einem mittelalterlichen Abt, Kreuzzugsprediger und Mystiker. Bernhard war fest davon überzeugt, dass es – gerade wenn man eine verantwortungsvolle Stellung innehat – umso wichtig er sei, gut für sich zu sorgen. Andernfalls würde sich das Innere des Menschen verhärten und bitter wer den. Man solle sich genügend Zeit gönnen, um das Leben zu spür en, damit die Seele atmen könne. Dabei möge man sich nicht nur Zeit gönnen, sondern auch sich selbst. Dem eigenen Herzen solle man Aufmerksamkeit zuwenden, sich selbst Liebe gönnen, sich Sabine Wechselberger schreibt seit mehr als acht Jahren regelmäßig für das monte mare Magazin. selbst Zärtlichkeit erweisen. Nur dann könne man in aller Arbeit innerlich Ruhe bewahren und aus der richtigen Haltung heraus wirken. Interessanterweise zeigt sich hier, dass Stress und Arbeitsüberlastung offenbar nicht so moderne Phänomene sind, wie wir auf den ersten Blick häufig annehmen. Sehr schnell wird eine Verbindung zu den modernen Kommunikationsmitteln hergestellt. Das ist sicherlich nicht falsch, vieles geschieht heute in atemberaubender Geschwindigkeit, wir sind sozusagen auf Speed. Dennoch haben sich ber eits vor Hunderten von Jahren Gelehrte und Denker mit demselben Thema beschäftigt. Bernhard machte sich Gedanken, die uns ger ade heute in unserer schnellen Leistungsgesellschaft viel sagen. Wenn man sich also bereits im Mittelalter – ohne Smartphone, Facebook und den anderen Errungenschaften der modernen Technik – den selben Problemen ausgesetzt sah, wie wir heute, dann folgt daraus eines: Nicht allein die Umstände dur ch moderne Technik oder unsere moderne Berufswelt sind »schuld« an der Miser e mit dem Stress, der Schlüssel liegt in uns selbst. Ein auf den ersten Blick paradoxer Vorschlag des Heiligen Franz von Sales lautet: »Nimm dir jeden T ag eine halbe Stunde Zeit zum Gebet, außer wenn du viel zu tun hast, dann nimm dir eine Stunde.« Was auf den ersten Blick witzig klingt, ist einen Versuch wert. Ob Sie nun beten, meditier en, sich einfach Zeit für sich nehmen, Y oga üben oder Socken stricken, sei Ihnen überlassen. Hauptsache, Sie sind bei sich. 51
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