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Schweine-Welt-2013-August-web

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SCHWEINE<br />

WELT<br />

Das Magazin für die <strong>Schweine</strong>haltung<br />

<strong>August</strong> <strong>2013</strong> • Nr. 11<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong>,<br />

Eberinfo und<br />

Eberkatalog sind<br />

ab dieser Ausgabe<br />

kostenlos für<br />

alle Mitglieder


Liebe <strong>Schweine</strong>halter und <strong>Schweine</strong>züchter, liebe Kunden<br />

und Freunde der BAYERN-GENETIK GmbH,<br />

die verheerende Hochwassersituation<br />

im Juni hat viele unserer<br />

Kundenbetriebe hart getroffen.<br />

Für die Bayern-Genetik GmbH als<br />

bäuerliche Organisation war es<br />

daher selbstverständlich, ihren<br />

betroffenen Mitgliedsbetrieben in<br />

dieser schweren Zeit unkomplizierte<br />

Soforthilfe zu leisten. Unser<br />

Signal an Sie, verehrte Kunden,<br />

lautet ganz deutlich: „Wir sind für<br />

Sie da.“<br />

Ganz in diesem Sinne versteht<br />

sich auch unser Genetikangebot:<br />

die aktuellen Zuchtwertschätzungen<br />

bestätigen unsere Spitzenstellung<br />

in Süddeutschland. Diesen<br />

Weg gehen wir konsequent<br />

weiter und verfolgen dabei ein<br />

Ziel für Sie: die Gesamtwirtschaftlichkeit.<br />

Im Vorstufenbereich zeichnen<br />

sich unsere Eber durch hervorragende<br />

Fruchtbarkeits- und Fundamentvererbung<br />

aus. Das Merkmal<br />

des Verhaltens rückt<br />

zunehmend in den Focus der<br />

Zuchtarbeit. Unsere Pietraineber<br />

als wachstumsbetonte, homogene<br />

Kreuzungspartner lassen an<br />

der Prüfanstalt kaum Wünsche<br />

offen und verkörpern durch Spitzenwerte<br />

hinsichtlich Futterverwertung<br />

einen zukunftsorientierten<br />

Ebertyp.<br />

Doch nun zurück zu dieser Ausgabe<br />

der <strong>Schweine</strong>welt: wir stellen<br />

Ihnen den Betrieb Brunner, Gundhöring<br />

vor – ein Betrieb der einen<br />

unkonventionellen, aber sehr<br />

erfolgreichen Weg in der <strong>Schweine</strong>haltung<br />

eingeschlagen hat.<br />

Lesen Sie anschließend einen<br />

Rückblick auf den Maimarkt mit<br />

der Wahl des Bayern-Kini, bei<br />

dem wieder die Crème de la<br />

Crème der bayerischen Zuchtarbeit<br />

präsentiert wurde.<br />

Mitte Juni begrüßten wir eine<br />

Berufsschulklasse zu einer kleinen<br />

Ebervorführung im Vorführraum<br />

in Kammerlehen. Den 24<br />

jungen Landwirtinnen und Landwirten<br />

wurde anhand zahlreicher<br />

Eber erklärt, auf welche Kriterien<br />

bei der Eberbeurteilung zu achten<br />

ist.<br />

Einen hochinteressanten Beitrag<br />

über die Folgen des Wurmbefalls<br />

von Zuchtschweinebeständen<br />

steuert Dr. Melzig für diese Ausgabe<br />

der <strong>Schweine</strong>welt bei.<br />

Anfang Juli erfolgte im Rahmen<br />

der ZDS-Mitgliedschaft der Bayern-Genetik<br />

GmbH ein Besuch<br />

einer Expertengruppe im Labor<br />

von Kammerlehen. In diesem<br />

Zusammenhang erfahren Sie ab<br />

S. 15, wie Spermaqualität und<br />

Betriebsmanagement den Erfolg<br />

in der Ferkelerzeugung beeinflussen.<br />

Im Anschluss an unsere jungen<br />

Hoffnungsträger im Bereich DE /<br />

DL stellen Simon Düsseldorf und<br />

Karl Walch das Gesundheitsmonitoring<br />

der EG Südostbayern in<br />

Zusammenarbeit mit Qualifood<br />

dar, welches seit Januar angeboten<br />

wird.<br />

Vaterrassen-Zuchtleiter Dr. Eisenreich<br />

beschreibt in seinem Artikel<br />

zur genomischen Zuchtwertschätzung<br />

gegen Ebergeruch,<br />

dass dieses Merkmal wegen<br />

hoher Erblichkeitsgrade sehr gut<br />

züchterisch bearbeitet werden<br />

kann.<br />

Zum Schluss möchten wir Sie<br />

ganz herzlich zu unserem Stand<br />

beim Karpfhamer Fest mit Rottalschau<br />

einladen, das Ende <strong>August</strong><br />

beginnt. Wir würden uns sehr<br />

freuen, Sie wieder zahlreich<br />

begrüßen zu dürfen.<br />

Nun aber wünsche ich Ihnen viel<br />

Spaß beim Lesen unserer Zeitschrift.<br />

Ihr<br />

Dr. Cord Lellbach<br />

Leiter <strong>Schweine</strong>besamung und<br />

<strong>Schweine</strong>zucht der Bayern-Genetik<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

Seite<br />

Betriebsreportage Brunner, Gundhöring 3<br />

Maimarkt 7<br />

Biosicherheit - was bedeutet das in der Praxis 10<br />

Angehende Betriebsleiter in Kammerlehen 11<br />

Tiergesundheit und Fruchtbarkeit 12<br />

Spermaqualität in der <strong>Schweine</strong>besamung 15<br />

Neue Eber der Rassen DE und DL 18<br />

Gesundheitsmonitoring der EG Südostbayern 20<br />

Genomische Zuchtwertschätzung gegen Ebergeruch 22<br />

Johann Berleb ausgeschieden 23<br />

Eintausendste Jungsau übergeben / Karpfhamer Fest 24<br />

Titelbild: Jungsauenpräsentation beim Maimarkt <strong>2013</strong>.<br />

2<br />

Herausgeber:<br />

BAYERN-GENETIK GmbH<br />

Riedweg 5 • 86673 Bergheim<br />

Gut Altenbach • 84036 Landshut<br />

www.bayern-genetik.de<br />

Verantwortlich für den Inhalt:<br />

Dr. Thomas Grupp<br />

Dr. Cord Lellbach<br />

Edwin Eifler<br />

Armin Prosteder<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - Mai <strong>2013</strong>


Innovation, Transparenz und Wagemut<br />

Andreas Brunner aus Gundhöring<br />

bei Straubing hat einen unkonventionellen<br />

Weg in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />

eingeschlagen. Gegen viele<br />

Widerstände und Vorbehalte auch<br />

von fachlicher Seite und Vermarktungsorganisationen<br />

plante und<br />

baute er einen neuen Stall. Angeregt<br />

wurde er durch das Stallkonzept<br />

von Rudolf Wiedmann und dessen<br />

Buch „Pigport 1, 2, 3”. Das<br />

besondere daran ist die Offenheit<br />

und der Blick aufs Tier. Großzügiges<br />

Platzangebot, jederzeit Frischluft<br />

und trotzdem kostengünstige<br />

Erstellung und Betrieb waren die<br />

Antriebsfeder.<br />

Die Gesellschaft hat mehr und mehr<br />

ein Auge auf die Themen Tierhaltung<br />

in großen Einheiten, Tierwohl, Tier-<br />

Andreas Brunner im Auslauf seines Freiluftstalles.<br />

gesundheit, Ressourcenschonung<br />

und Arzneimitteleinsatz in der Nahrungsherstellung.<br />

Diese Themen<br />

werden in Zukunft verstärkt über<br />

Weh oder Wohl der Betriebe entscheiden.<br />

Tierhalter müssen sich<br />

bewußt darüber sein, dass Öffentlichkeit<br />

und Gesetzgebung bei der<br />

Haltungsform der Nutztiere Mitbestimmung<br />

ausüben. Aus diesen<br />

Gründen ist es nicht gewiss, dass nur<br />

Großbetriebe eine Überlebenschance<br />

haben. Die Genehmigung von<br />

großen Produktionseinheiten stößt<br />

landesweit auf massiven Widerstand<br />

aus der Bevölkerung.<br />

Diese gesellschaftliche Entwicklung<br />

hat Andreas Brunner dazu veranlasst,<br />

seine Betriebsausrichtung zu<br />

planen. Er wollte nicht mit aller<br />

Gewalt und hohem finanziellen Risiko<br />

Strukturen schaffen, die zu viele<br />

Unwägbarkeiten beherbergen. Aus<br />

der aktuellen Betriebsgröße eine<br />

Wertschöpfung zu erzielen, von der<br />

die Familie ein Auskommen hat, war<br />

das Ziel der Gedanken. So entstand<br />

nach intensiver Informations- und<br />

Planungsphase die Stallbauform für<br />

die Gundhöringer Frischluftschweine.<br />

Doch zunächst ein Blick in die Vergangenheit.<br />

Seit der vorletzten Jahrhundertwende<br />

ist der Hof in Familienbesitz.<br />

Da der Hof früher immer an<br />

Töchter vererbt wurde, gab es im<br />

Laufe der Jahre einige Namensänderungen<br />

der Besitzer von Dengler,<br />

Schütz zu Brunner. Das Wohgebäude<br />

wurde 1922 errichtet. Der Betrieb<br />

wurde wie damals mit Pferden,<br />

Kühen, <strong>Schweine</strong>n, Hühnern, Enten,<br />

Gänsen bis hin zu Tauben und Stallhasen<br />

betrieben. Im Jahr 1976 wurde<br />

von Andreas’ Eltern die Milchviehhaltung<br />

aufgegeben. Etwa 50 Zuchtsauen<br />

wurden auf dem Betrieb gehalten.<br />

1980 wurden Kastenstände eingebaut.<br />

Der Bestand an Zuchtsauen<br />

wurde auf 80 Tiere erhöht, was<br />

damals eine überdurchschnittliche<br />

Größenordnung darstellte. Der<br />

Betrieb war einer der ersten, der<br />

seine Ferkel über die Ferkelversteige-<br />

Von der Kreisstrasse aus kann man die Tiere sehen.<br />

Die Tiere fühlen sich wohl an der frischen Luft.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 3


Blick von innen zum Außenbereich.<br />

Blick auf den 2011 erbauten Stall.<br />

rung in Straubing vermarktete. Insgesamt<br />

wurden mehr als 100.000<br />

Jungtiere auf diesem Weg von Familie<br />

Brunner verkauft. 1983 wurde ein<br />

Abferkelstall mit Deckzentrum erbaut.<br />

Im Gebäudebestand hat man<br />

im Jahr 1996 Flatdeck und Abferkelkäfige<br />

installiert.<br />

Im Jahr 2006 hat der heute 36-jährige<br />

Andreas den Hof der Eltern gepachtet<br />

und 2008 übernommen.<br />

Nach der vorangegangenen landwirtschaftlichen<br />

Ausbildung in verschiedenen<br />

Betrieben besuchte er die<br />

Landwirtschaftsschule und ist zum<br />

Wirtschafter des Landbaues ausgebildet<br />

worden. Anschließend war er<br />

jahrelang als Betriebshelfer speziell<br />

im <strong>Schweine</strong>bereich im Einsatz. Aus<br />

diesen Zeiten nahm er einen reichen<br />

Schatz an Erfahrungen und Eindrücken<br />

mit nach Hause. Diesen brachte<br />

er 2011 mit der Errichtung eines<br />

Frischluftstalles im nahen Außenbereich<br />

ein. Aufgrund des Erfolges wird<br />

aktuell ein fast identischer Stall<br />

nebenan erbaut. Der soll Anfang<br />

September diesen Jahres bezogen<br />

werden.<br />

Die beiden Stallungen haben die<br />

Außenmaße 54 x 13,4 Meter. Der<br />

Auslauf der Sauen hat eine Tiefe von<br />

6 Metern. Aufgeteilt ist jeder Stall in 8<br />

Vormastabteile und 8 Endmastabteile<br />

mit jeweils Platz für 36 Tiere. Die<br />

Endmastabteile können auch in 18<br />

kleinere Bereiche geteilt werden.<br />

Innen- und Außenbereich sind über<br />

eine Schwenktüre verbunden.<br />

Betriebsleiter Brunner hat sich dazu<br />

bei einigen Berufskollegen Lösungen<br />

angesehen, die aber alle nicht seinen<br />

Anforderungen genügten. Zusammen<br />

mit der Firma Ostermeier wurde<br />

dann eine neuartige Konstruktion<br />

entwickelt, die inzwischen auch von<br />

anderen <strong>Schweine</strong>haltern nachgefragt<br />

wird. Von innen werden die<br />

Türen einfach aufgedrückt, von<br />

außen können die Sauen die Türe<br />

mit Hilfe eines kleinen Bügels öffnen.<br />

Entscheidend für den Erfolg des<br />

Stallkonzeptes ist laut Brunner die<br />

offene Ausrichtung nach Süden<br />

sowie eine einigermaßen geschützte<br />

Lage. Die Dachform trägt wesentlich<br />

zum Erfolg bei. Eine wegen Photovoltaikanlagen<br />

bevorzugte Pultdachform<br />

hat gegenüber einem Satteldach<br />

klimatische Nachteile. Der<br />

Unterbau des ganzen Auslaufbereiches<br />

dient als Güllelager. Damit sparte<br />

sich Brunner die Kosten für eine<br />

separate Güllegrube. Der Liegebereich<br />

unter Dach hat eine Neigung<br />

von 3%, damit Flüssigkeit abfließen<br />

Flexible Abdeckung über Liegebereich.<br />

4<br />

Der aktuelle Stall wird wie der bewährte.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Die <strong>Schweine</strong> können jederzeit nach drinnen oder nach draußen.<br />

kann. Der Boden ist an dieser Stelle<br />

glatt geschliffen, damit er darüber<br />

hinaus keine Flüssigkeit aufsaugt.<br />

Der Rest der Buchten ist mit Betonspaltenböden<br />

ausgelegt. Durch verschiedene<br />

einfach gestaltete Maßnahmen<br />

ist es dem Betriebsleiter<br />

gelungen die Menge der Luftzufuhr<br />

als auch die Größe des Luftraumes<br />

über den Buchten zu verändern. So<br />

ist über dem Liegebereich eine mit<br />

Plane verbundene Holzkonstruktion<br />

zum Heben und Senken angebracht.<br />

Bewegt wird diese Konstruktion über<br />

Seilzüge und einen Getriebemotor.<br />

Ist das Planengestell abgesenkt,<br />

erwärmt sich der damit kleinere Luftraum<br />

über dem Liegebereich im Winter<br />

ausreichend. Obwohl in diesem<br />

Bereich eine Fußbodenheizung vorhanden<br />

ist, wurde diese noch nie<br />

benötigt. Auch im Winter ist der Stallinnenraum<br />

nicht kühler als 24 °C.<br />

Durch bewegliche Klappen an Nordund<br />

Südseite lässt sich wieder auf<br />

einfache Art die Menge der Luftzufuhr<br />

steuern. Hier hat sich herausgestellt,<br />

dass es im Sommer nicht von<br />

Vorteil ist, wenn bei hohen Außentemperaturen<br />

die auf der Norseite<br />

gelegenen Klappen ganz geöffnet<br />

sind. Dadurch kommt zu viel heiße<br />

Luft in den Stall. Dementsprechend<br />

werden beim aktuell gebauten Stall<br />

diese Öffnungen kleiner gehalten.<br />

Durch die flexible Gestaltung dieser<br />

Belüftung - es ist keinerlei technische<br />

Lüftung verbaut - ist der Innenraum<br />

des Stalles ganzjährig trocken. Dies<br />

ist für Brunner die Ursache für die<br />

hohe Gesundheit der Tiere, die keinerlei<br />

Atemwegserkrankungen aufweisen.<br />

Tiere in diesem Stall wachsen<br />

ohne Impfungen gegen Circo,<br />

Mykoplasmen oder PRRS auf. Seit<br />

Bezug des Stalles gab es noch keine<br />

Grippe bei den Tieren. Obwohl es in<br />

der näheren Umgebung sauenhaltende<br />

Betriebe gibt und Neugierige<br />

direkten Kontakt zu den Tieren im<br />

Auslaufbereich haben ist der<br />

Gesundheitsstatus außerordentlich<br />

gut. Der Stall entspricht der EU Ökoverordnung.<br />

Der einzige Punkt, den<br />

der Betrieb nicht erfüllt ist die Haltung<br />

auf Stroh. Laut Aussage des<br />

Betriebsleiters wäre eine Umstellung<br />

auf Strohhäcksel kein Problem. Da<br />

der Mehraufwand aber nicht entlohnt<br />

wird, verzichtet Brunner auf Stroheinstreu.<br />

Dieses einmalige Stallkonzept hat<br />

natürlich auch kleine Nachteile. So<br />

gefriert bei tiefen Außentemperaturen<br />

der Kot auf den Spalten im Auslaufbereich.<br />

Der harte und kantige<br />

Kot stellt somit eine Verletzungsgefahr<br />

für Klauen dar. Wenn die Frostperiode<br />

sehr lang ist stellt dies schon<br />

ein Problem dar. Generell ist durch<br />

den zusätzlichen Außenbereich ein<br />

höherer Zeitaufwand für die Stallkontrolle<br />

nötig.<br />

Das nötige Waschen und Desinfizieren<br />

bei Rein-Rausbelegung ist im<br />

Winter nicht möglich. Das stellt auf<br />

dem Betrieb aber wegen des hohen<br />

Ferkelaufzucht findet in den älteren Stallungen statt.<br />

Das Deckzentrum ist auch in den älteren Gebäuden.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 5


Derzeit ist eine Gruppe Muttersauen im Frischluftstall untergebracht und<br />

fühlt sich dort sehr wohl.<br />

Gesundheitsstatus kein Problem dar.<br />

Beim ersten sonnigen Freigang holen<br />

sich die Sauen meist einen Sonnenbrand.<br />

Nach Auskunft von Brunner<br />

sind die Tiere aber klüger als die<br />

meisten Menschen und ziehen sich<br />

den Sonnenbrand nur einmal zu. Im<br />

Winter hingegen liegen die Sauen<br />

schon bei Temperaturen um den<br />

Gefrierpunkt gerne in der Sonne.<br />

Futtergrundlage auf dem Betrieb ist<br />

eigenes Getreide, das mittels einer<br />

mobilen Mal- und Mischanlage vom<br />

Getreidelager zu den Stallungen<br />

gebracht wird. Als Futterzusatz wird<br />

konventionelles Soja dazu gemischt.<br />

Mehrkosten für heimisches oder<br />

genfreies Soja wird von den Abnehmern<br />

nicht finanziell honoriert. Mittels<br />

Rundbreiautomaten, die in den<br />

Buchtentrennwänden integriert sind,<br />

wird gefüttert.<br />

Aktuell werden 120 Zuchtsauen im 3-<br />

Wochenrythmus auf dem Betrieb<br />

gehalten. Somit ergibt sich eine<br />

Gruppengröße von 18 Tieren. Jungsauen<br />

werden je nach Bedarf in die<br />

Gruppen eingegliedert. Brunner setzt<br />

auf eigene Nachzucht mit reinrassigen<br />

DL-Tieren. Schwerpunkte bei der<br />

Eberauswahl für die Nachzucht sind<br />

Magerfleischanteil und Fleischanteil<br />

sowie Fundament. Derzeit ist der<br />

Bayern-Genetik Top-Genetik-Eber<br />

„Lorino 70376” häufig im Einsatz. Bei<br />

den Pietrain-Ebern setzt Brunner auf<br />

fleischbetonte und reinerbig stressstabile<br />

Vererber, weil diese eine bessere<br />

Fleischqualität liefern (z. B.<br />

geringer Tropfsaftverlust). Produktionswert-<br />

und Premium Pit-Eber werden<br />

wegen der sichereren Vererbungsleistung<br />

eingesetzt.<br />

Die Trächtigkeitskontrolle wird von<br />

Bayern-Genetik Mitarbeiter Franz<br />

Brummer-Hartl durchgeführt. Ringassistent<br />

Johann Kerscher vom Ferkelerzeugerring<br />

Landshut betreut den<br />

Betrieb.<br />

Vor einiger Zeit war es schon abzusehen,<br />

dass die Vermarktung über die<br />

Versteigerungen zukünftig entfallen<br />

wird. Deshalb hat sich Brunner selbständig<br />

mit viel Engagement und<br />

finanziellem Aufwand neue Vermarktungswege<br />

erschlossen. Alle Organisationen,<br />

auf die der Betriebsleiter<br />

zuging, haben Skepsis und Zurückhaltung<br />

gezeigt. Tierwohl und die<br />

damit verbundenen Mehrkosten werden<br />

zwar von Vermarktern und Verbrauchern<br />

positiv gesehen und<br />

gefordert, aber wenn das Angebot<br />

da ist, wird es nicht genutzt sondern<br />

als Nischenprodukt behandelt. Dies<br />

brachte Brunner dazu die Vermarktung<br />

selbst in die Hand zu nehmen.<br />

So entstand die Markenbezeichnug<br />

„Gundhöringer Frischluftschwein”.<br />

Knapp die Hälfte der Ferkel holt ein<br />

Mäster aus der Starnberger Gegend.<br />

Dieser ist Mitglied beim „Unser-<br />

Land”-Programm. Er hält die Mastschweine<br />

auf Stroh, füttert genfreies,<br />

einheimisches Soja und vermarktet<br />

die Tiere im Münchener Raum. Diese<br />

Tiere werden über die EG Südostbayern<br />

abgerechnet. Den größeren<br />

Teil der Ferkel mästet Brunner selbst.<br />

Er liefert die Tiere nach Erreichen des<br />

Schlachtgewichtes an verschiedene<br />

Metzgereien, die er auch mit Flugblättern<br />

für seine Produkte ausstattet.<br />

Diese Metzgereien werden von<br />

Brunnner am Vortag der Schlachtung<br />

beliefert. Es sind ausschließlich<br />

Betriebe, die noch selbst schlachten.<br />

Nach den Erfahrungen Brunners und<br />

den Auswertungen der Metzgereien<br />

ist es für die Fleischqualität von<br />

hoher Wichtigkeit, dass die Tiere<br />

stressfrei der Schlachtung zugeführt<br />

werden. Mit Fertigstellung des zweiten<br />

Frischluftstalles beabsichtigt<br />

Brunner keine Ferkel mehr abzugeben<br />

und somit die ganze Wertschöpfung<br />

auf dem Betrieb zu halten.<br />

Die Betriebsphilosophie von Brunner<br />

ist darauf ausgelegt den hohen<br />

Gesundheitsstatus und damit die<br />

geringen Arzneimittelkosten beizubehalten.<br />

Auf diese Weise möchte er<br />

als mittlerer Betrieb den Großen<br />

Paroli bieten. Mit seinem für jeden<br />

Interessierten einzusehenden Stall<br />

geht Brunner erfolgreich neue Wege<br />

in der <strong>Schweine</strong>haltung. Er sorgt<br />

dadurch für eine bessere Akzeptanz<br />

dieses Berufszweiges in der Bevölkerung.<br />

Eine weitere Vergrößerung des<br />

Betriebes ist laut Brunner nicht<br />

geplant.<br />

Die wenige Freizeit verbringt der<br />

Vollerwerbslandwirt am liebsten mit<br />

seiner Lebensgefährtin und seiner<br />

vierjährigen Tochter.<br />

Die dörfliche Struktur unserer Heimat<br />

liegt ihm sehr am Herzen. Er ist der<br />

Meinung, dass diese nur bestehen<br />

bleibt, wenn man bereit ist, sich<br />

ehrenamtlich zu engagieren. Aus diesem<br />

Grund ist Andreas Brunner Vorstand<br />

beim Bauernhilfsverein, zweiter<br />

Vorsitzender der Viehvermarktungshallen<br />

GmbH in Straubing, Ausschussmitglied<br />

im Ferkelerzeugerring<br />

Landshut sowie Mitglied in zahlreichen<br />

anderen Vereinen wie der<br />

örtlichen Feuerwehr.<br />

Armin Prosteder und Edwin Eifler,<br />

beide Bayern-Genetik<br />

6 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Maimarkt<br />

Gemeinsam veranstalteten EGZH<br />

und Bayern-Genetik am Samstag,<br />

15. Juni den traditionellen Maimarkt<br />

<strong>2013</strong>. Aufgeteilt war die Veranstaltung<br />

in verschiedene Programmpunkte:<br />

Vorstellung des EGZH-<br />

Zuchtkonzeptes, Eber-Revue und<br />

Bayern-Kini-Wahl der Bayern-Genetik,<br />

die <strong>Schweine</strong>fachausstellung<br />

„Altheimer Messe” und das Stallgassenfest.<br />

Im Vorfeld hatte man sich Gedanken<br />

gemacht die Veranstaltung noch<br />

attraktiver zu gestalten und damit<br />

mehr Besucher zum Viehvermarktungszentrum<br />

Altheim zu locken.<br />

Deswegen fasste man die bisherigen<br />

Punkte auf einen Tag zusammen und<br />

legte den Veranstaltungstag auf<br />

einen Samstag. Trotz anfänglicher<br />

positiver Rückmeldung aus den<br />

Betrieben („ja, dann kemma mir a<br />

wida amoi”) ging die Planung nicht<br />

auf. Das lag zum Großteil aber an<br />

den außerordentlichen Wetterbedingungen,<br />

die wir dieses Frühjahr erleben<br />

mussten. Nach einer sehr langen<br />

Regenperiode war es am Veranstaltungswochenende<br />

endlich wieder<br />

möglich die Felder zu bewirtschaften.<br />

Dadurch konnten auch viele langjährige<br />

und treue Besucher nicht zum<br />

Maimarkt kommen.<br />

Am Veranstaltungstag trat kurz nach<br />

zwölf Uhr der Vorsitzende des Niederbayerischen<br />

Schweinzuchtverbandes,<br />

Thomas Roßmanith, an das<br />

Mikrofon und begrüßte die Anwesenden.<br />

Vertreter der staatlichen<br />

Stellen, Institutionen, Verbände und<br />

ausstellende Firmen wurden von ihm<br />

willkommen geheißen. Roßmanith<br />

ging anschließend auf den Beitritt<br />

des Zuchtverbandes zur Bayern-<br />

Genetik zum 1. Januar diesen Jahres<br />

ein. Dass Zucht und Besamung nur<br />

gemeinsam in die Zukunft gehen<br />

können war bei den Züchtern der<br />

ausschlaggebende Punkt. Innerhalb<br />

der Bayern-Genetik wurde inzwischen<br />

ein „Fachausschuss Schwein”<br />

gegründet, über den die Züchter ihre<br />

Erfahrungen und Anregungen in<br />

Gremien und Geschäftsführung einbringen.<br />

Um für die Zukunft gerüstet<br />

zu sein ist ein weiteres und noch<br />

Jungsauen bei der Präsentation. Rechts im Ring Xaver Schmid, links Stefan<br />

Ganslmeier.<br />

engeres Zusammenarbeiten aller<br />

bayerischen Organisationen nötig.<br />

Im Anschluss stellte sich der neu<br />

gewählte erste Vorsitzende der<br />

EGZH, Manfred Wieser, auf humorvolle<br />

Weise den Besuchern vor. Der<br />

43-jährige aus dem fränkischen Seeenland<br />

hat einen Betrieb mit 50 Herdbuchsauen<br />

und 70 Stück Großvieh.<br />

Um vor Ort Stimmungen und Meinungen<br />

einzusammeln, will der<br />

Jungsauenvermehrer in nächster<br />

Zukunft die EGZH-Mitgliedsbetriebe<br />

besuchen. Wieser hofft und wünscht<br />

weiterhin, dass die Entstehung der<br />

<strong>Schweine</strong>genetik (der bayernweite<br />

Zusammenschluss von Zuchteinheiten<br />

und Besamungsstationen) doch<br />

noch zustande kommt. Mit seiner<br />

ausgleichenden Art will sich Wieser<br />

verstärkt dafür einsetzen. Er dankte<br />

noch allen Mitarbeitern von EGZH<br />

und Bayern-Genetik für ihren Einsatz<br />

zum Gelingen des Maimarktes.<br />

Als dritter Redner nahm Dr. Georg<br />

Beck das Mikrofon zur Hand. Als<br />

Ministerialrat leitet er das Fachgebiet<br />

<strong>Schweine</strong>zucht und <strong>Schweine</strong>haltung<br />

im Bayerischen Staatsministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Forsten. Dr. Beck sprach davon,<br />

dass sich die <strong>Schweine</strong>zucht in unruhigen<br />

Gewässern befinde. Er freut<br />

sich, dass EGZH und Bayern-Genetik<br />

die Leistungsfähigkeit der bayerischen<br />

<strong>Schweine</strong>zucht darstellen. Ziel<br />

bei der Rasse Pietrain seien stressstabile<br />

und wüchsige Eber mit<br />

hohem Fleischanteil. Die zum Maimarkt<br />

vorgestellten Tiere waren in<br />

allen Belangen, vor allem hinsichtlich<br />

der Zuchtwerte überdurchschnittlich.<br />

Sie vereinen hohe Zunahmen und<br />

hohen Magerfleischanteil, obwohl<br />

diese beiden Merkmale genetisch<br />

gegenläufig sind. Die Stresssanierung<br />

ist bereits weit fortgeschritten.<br />

Bei den Mutterrassen ist das Ziel eine<br />

wesensstabile Sau mit hoher Fruchtbarkeit<br />

und langer Nutzungsdauer. In<br />

diesen Bereichen hat sich in den letzten<br />

Jahren viel bewegt. Die Ferkelanzahl<br />

ist inzwischen auf einem zufriedenstellenden<br />

Niveau. Jetzt muss die<br />

Aufzuchtleistung nachziehen. Bei<br />

den Ferkelerzeugern bedankte sich<br />

Dr. Beck dafür, dass diese ihre Daten<br />

für die Zuchtwertschätzung bereit<br />

stellen. Weiterer Dank galt allen<br />

Organisationen, die sich für die bayerische<br />

<strong>Schweine</strong>zucht einsetzen und<br />

natürlich allen Betrieben.<br />

Nach den Begrüßungsreden stand<br />

das Zuchtprogramm der EGZH im<br />

Mittelpunkt. Vorgestellt wurde es<br />

durch Xaver Schmid vom Fachzentrum<br />

<strong>Schweine</strong>zucht und -haltung<br />

am AELF Landshut, der mit seiner<br />

über 30-jährigen Erfahrung hierfür<br />

der ideale Moderator war. Um es den<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 7


Besuchern näher zu bringen wurden<br />

vier Jungsauen vom Betrieb Stefan<br />

Ganslmeier, Heinzleck aufgetrieben.<br />

Die Kreuzungstiere DExDL stammen<br />

alle vom Bayern-Genetik-Eber CH<br />

Action 99833 ab. Dieser Eber und<br />

noch ein weiterer aus der Schweiz<br />

stammende (CH Bookie 99861), wurden<br />

von Schmid besprochen. Er<br />

erklärte den Besuchern die Vorteile<br />

der beiden Schweizer Eber. Die<br />

Gruppenhaltung der Sauen wird in<br />

der Schweiz seit Jahren praktiziert.<br />

Deshalb wird gerade dort bei den<br />

Sauen besonderer Wert auf ihre<br />

Gruppentauglichkeit gelegt. Da<br />

Abferkelkäfige in der Schweiz verboten<br />

sind wird auch auf die Mütterlichkeit<br />

sehr großer Wert gelegt. Beide<br />

Eber, die neben den Sauen auf einer<br />

Leinwand gezeigt wurden, bestachen<br />

mit optimaler Beinstellung und<br />

schwerem Fuß.<br />

In einem informationsreichen und<br />

trotzdem lockeren Zwiegespräch<br />

zwischen Schmid und Ganslmeier<br />

wurden dann die gezeigten Sauen<br />

präsentiert.<br />

Jungsauenvermehrer Ganslmeier<br />

stellte den Besuchern seinen Betrieb<br />

vor. Fachberater Schmid fragte dabei<br />

nach den Kriterien die der Betriebsleiter<br />

ansetzt, um Sauen für Nachbzw.<br />

Reinzucht in seinem Betrieb<br />

auszuwählen. Eine Reihe von entscheidenden<br />

Faktoren müssen auf<br />

alle Fälle erfüllt sein. Beginnend mit<br />

dem Fundament ist auch das Wesen,<br />

also ein problemloser Umgang mit<br />

der Sau, entscheidend. Zusätzlich ist<br />

der Ablauf der Abferkelung wichtig<br />

(die Sau soll ruhig bleiben und zügig<br />

gebähren) und noch weitere Eigenschaften<br />

des Tieres: gibt die Sau<br />

genügend Milch, passt das Gesäuge<br />

(genügend schöne und ideal verteilte<br />

Zitzen für die Aufzucht der großen<br />

Würfe), fängt die Sau bald nach der<br />

Geburt zum Fressen an und frisst sie<br />

genügend in der Säugezeit. Beim<br />

Absetzen nimmt der Betriebsleiter<br />

die Wurfbeurteilung vor: nur Sauen<br />

mit 12 guten und gleichmäßig entwickelten<br />

Qualitätsferkel kommen für<br />

die weitere Verwendung in der Basisherde<br />

in die engere Auswahl.<br />

Die gezeigten Jungsauen haben<br />

durch ihr ruhiges Wesen, das herausragende<br />

Fundament, die erstklassige<br />

Zitzenanlage und die Einheitlichkeit<br />

der Tiere bestochen. Nach der Präsentation<br />

wurden Schmid und Ganslmeier<br />

mit kräftigem Applaus von den<br />

Besuchern verabschiedet.<br />

Im Anschluss startete die Eber-Revue<br />

der Bayern-Genetik. Geschäftsführer<br />

Dr. Thomas Grupp begrüßte von seiner<br />

Seite die Gäste und gab das Wort<br />

dann an Dr. Cord Lellbach weiter.<br />

Dieser stellte sich dem Publikum als<br />

der neue Bereichsleiter für <strong>Schweine</strong>zucht-<br />

und <strong>Schweine</strong>besamung in<br />

der Bayern-Genetik vor. Der 33-jährige<br />

Tiermediziner war vorher<br />

Geschäftsführer der Besamungsstation<br />

Bergheim.<br />

Drei junge Eber wurden nacheinander<br />

in den Ring getrieben und von Dr.<br />

Lellbach besprochen. Dabei ging er<br />

auch ausführlich auf die Seuchenproblematik<br />

einer solchen Veranstaltung<br />

ein. Die Eber konnten nur deswegen<br />

live gezeigt werden, weil sie<br />

nach der Veranstaltung zur Schlachtung<br />

gebracht wurden. Alle drei Tiere<br />

waren für den Besamungseinsatz<br />

nicht zu gebrauchen, da die Spermaqualität<br />

unzureichend war. Die Anwesenden<br />

waren sich aber einig in der<br />

Ansicht, dass es schade ist, diese<br />

hervorragenden Eber nicht im Besamungseinsatz<br />

wiederzufinden. Dr.<br />

Lellbach konnte mit den Tieren aber<br />

den aktuell gewünschten Typ an<br />

Besamungseber darstellen.<br />

Nach einer kurzen Umbauphase<br />

waren dann die beiden bayerischen<br />

Zuchtleiter Günter Dahinten und Dr.<br />

Rudolf Eisenreich an der Reihe. Von<br />

ihnen wurden insgesamt 34 Eber,<br />

die auf der Leinwand gezeigt wurden,<br />

besprochen. Mutterrassen-<br />

Zuchtleiter Dahinten stellte drei DE<br />

und sieben DL-Tiere vor. 24 Pietrain-<br />

Eber wurden von Vaterrassen-Zuchtleiter<br />

Dr. Eisenreich dem Publikum<br />

näher gebracht.<br />

Nach der Eber-Revue startete die<br />

Bayern-Kini-Wahl. Dr Grupp rief dazu<br />

die Mitglieder der Richtkommission<br />

in den Vorführring. Vertreter von<br />

Staat, Vermarktern, Mästern, Ferkelerzeugern<br />

und Besamung nahmen<br />

die Plätze ein. Dr. Eisenreich übernahm<br />

die Vorstellung der jungen<br />

Eber, die sich zur Wahl stellten. Diese<br />

wurden auf der Leinwand abgespielt.<br />

Nach dem alle 8 Tiere gezeigt waren<br />

und die Richtkommission Notizen<br />

gemacht hatte, kam es zur Wertung.<br />

Jeder Richter musste für die Beurteilung<br />

von Bemuskelung, Fundament<br />

und Rahmen je eine Note von 6 bis 9<br />

Dr. Lellbach und A. Prosteder (li) bei der Eber-Revue.<br />

Zuchtleiter Dr. Eisenreich (li) und G. Dahinten.<br />

8 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Für die drei Sieger gab es je einen<br />

Keramikeber.<br />

abgeben. Gezeigt wurden mit einer<br />

einzigen Ausnahme aber nur die<br />

Noten 8 und 9, was für das hervorragend<br />

hohe Niveau der Tiere sprach.<br />

Während das Ergebnis ausgewertet<br />

wurde, bat Dr. Grupp die Eberzüchter<br />

in den Ring. Gleichzeitig trat der Präsident<br />

des BBV, Walter Heidl ans<br />

Mikrofon. Er ging in einer engagierten<br />

Rede auf aktuelle Themen der<br />

Landwirtschaft ein. Dann war es endlich<br />

soweit: das sehr knappe Ergebnis<br />

stand fest und wurde nach und<br />

nach bekannt gegeben. Die Züchter<br />

Günther Baumgartner und Alois<br />

Von links: BBV-Präsident Walter Heidl, Wittmann Willi (Geschäftsführer<br />

EG Südostbayern), Günther Baumgartner (Züchter), Thomas Schindlbeck<br />

(Vorsitzender <strong>Schweine</strong>mastring Rottenburg), Dr. Rudolf Eisenreich<br />

(Zuchtleiter), Sebastian Mühlbauer (Vorstandsvorsitzender Bayern-Genetik),<br />

Michael Wittmann (Vorsitzender Ferkelerzeugerring Landshut),<br />

Johann Kern (Züchter), Dr. Georg Beck (Ministerialrat), Thomas Roßmanith<br />

(Vorsitzender <strong>Schweine</strong>zuchtverband), Alois Lagleder (Züchter),<br />

Paula Wimmer (Züchterin), Georg Kügel (Züchter), Rupert Schlauderer<br />

(Bayern-Genetik), Peter Lichtenegger (Südfleisch), Stephan Neher (Züchter).<br />

Stephan Neher schneidet mit<br />

Unterstützung von Paula Wimmer<br />

die Siegertorte an.<br />

Lagleder bekamen eine Teilnahmeurkunde.<br />

Georg Kügel erhielt eine Teilnahmeurkunde<br />

und erreichte darüber<br />

hinaus mit einem seiner beiden<br />

Eber den vierten Platz. Drittplatziert<br />

war der Betrieb Josef Wimmer, Pötzmes<br />

mit einem Botul-Sohn. Zweiter<br />

wurde Johann Kern, Mitterbuch mit<br />

einem Moos-Sohn. Den Siegereber<br />

stellte Züchter Stephan Neher, Untermedlingen.<br />

Sein Waldo-Sohn<br />

bestach vor allem im Rahmen, wo er<br />

von allen Richtern mit der Note 9<br />

bewertet wurde.<br />

Anschließend verabschiedete sich<br />

der ehemalige Vorsitzende des niederbayerischen<br />

<strong>Schweine</strong>zuchtverbandes<br />

Rupert Schlauderer mit<br />

selbstgezogenen Bäumen von allen<br />

Beteiligten.<br />

Seit 8.30 Uhr war an diesem Samstag<br />

in der Rinderhalle die <strong>Schweine</strong>fachausstellung<br />

„Altheimer Messe”<br />

geöffnet. Die Besucher des Maimarktes<br />

konnten sich über alle Bereiche<br />

von Aufstallung bis Zuchtkonzept<br />

informieren. Um 17 Uhr wurde von<br />

EGZH-Verkaufsberater Michael Holzner<br />

die Verlosung wertvoller, von den<br />

Ausstellern gestifteter Preise, vorgenommen.<br />

Im Anschluss fand im Festzelt<br />

das Stallgassenfest statt. Dabei<br />

wurde vom Züchter des Bayern-Kini-<br />

Siegers Stephan Neher eine 3-stöckige<br />

Torte angeschnitten und auch<br />

gestiftet. Später bedankte sich Thomas<br />

Rossmanith bei seinem Vorgänger<br />

Rupert Schlauderer für den jahrelagen<br />

ehrenamtlichen Einsatz an der<br />

Spitze des niederbayerischen<br />

<strong>Schweine</strong>zuchtverbandes unter<br />

anderem mit einem Baumsetzling als<br />

Präsent.<br />

Armin Prosteder, Bayern-Genetik<br />

Michael Holzner, EGZH<br />

Edwin Eifler, Bayern-Genetik<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 9


Biosicherheit: was bedeutet das in der Praxis?<br />

„Nichts auf der <strong>Welt</strong> ist so weit wie<br />

der Weg vom guten Vorsatz zur<br />

guten Tat.“ Diese Lebensweisheit<br />

lässt sich oftmals auch sehr gut auf<br />

unsere alltägliche Arbeit übertragen.<br />

Ein hoher Hygienestandard ist unerlässlich<br />

für einen hohen Gesundheitsstatus<br />

im Tierbestand und somit<br />

für eine gute Leistung im Stall. Biosicherheit<br />

bedeutet in diesem Zusammenhang<br />

Schutz vor infektiösen<br />

Mikroorganismen, also vor<br />

- Tierseuchen<br />

- wirtschaftlich bedeutsamen<br />

Erkrankungen<br />

- Erreger, für die ein Bestand<br />

unverdächtig ist<br />

- Umweltkeimen<br />

- Erreger, die auch für den<br />

Menschen gefährlich sind<br />

Gerade vor dem Hintergrund zunehmender<br />

Betriebsgrößen, globalisierter<br />

Vermarktungslinien und steigender<br />

Kosten für Futter und Energie<br />

gewinnt das Thema Biosicherheit<br />

immer größere Bedeutung.<br />

Aus Politik und Gesellschaft kommen<br />

außerdem zusätzliche Vorgaben, wie<br />

etwa die Reduktion des Antibiotika-<br />

Einsatzes. All diese Faktoren verlangen<br />

vom Betriebsleiter, sich neben<br />

allen betriebswirtschaftlichen Belangen<br />

immer mehr mit dem Thema<br />

Prävention und somit auch mit Biosicherheit<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Der Dreh- und Angelpunkt hierbei ist<br />

also die Tiergesundheit. Diese wird<br />

von zahlreichen Faktoren beeinflusst,<br />

von denen hier nur einige erwähnt<br />

seien: Gesundheitsstatus des<br />

Betriebs, Stallhygiene, Tierhygiene,<br />

Personalhygiene, Futterhygiene,<br />

Wasserhygiene, Lufthygiene, Schädlingsbekämpfung.<br />

Es geht hier also<br />

kurz gesagt um das Erkennen und<br />

Unterbrechen von Infektionsketten.<br />

Tierverkehr stellt bekanntermaßen<br />

ein maßgebliches Eintragsrisiko für<br />

Krankheiten dar – die Reinigung und<br />

Desinfektion von Transportfahrzeugen<br />

ist deshalb unumgänglich. Dem<br />

Trocknen nach der Desinfektion<br />

kommt dabei zentrale Bedeutung zu,<br />

um die Wirksamkeit dieser Maßnahme<br />

zu gewährleisten.<br />

Betriebe, die ihre Jungsauen nicht<br />

über Eigenremontierung selbst produzieren,<br />

sind auf den Zukauf angewiesen.<br />

Hier ist eine Quarantänisierung<br />

der Tiere sehr wichtig, um<br />

rechtzeitig Auffälligkeiten zu entdecken<br />

und ggf. zu behandeln und<br />

somit ein Anstecken des Kernbestandes<br />

zu verhindern. Stichpunkt hierbei:<br />

Eingliederungsmanagement.<br />

Daneben stellt sich generell die<br />

Frage nach der Jungsauenherkunft:<br />

müssen es immer hochgesunde<br />

Sauen sein? Oder sind in einigen<br />

Betrieben nicht Jungsauen zu bevorzugen,<br />

die stabil geimpft statt „frei<br />

von …“ sind? Hilfreich bei der Beantwortung<br />

solcher Fragen sind in dem<br />

Zusammenhang Untersuchungsergebnisse<br />

der vorgelagerten Betriebe.<br />

Stallhygiene<br />

Ein Schlagwort mit vielen Facetten.<br />

Hierzu zählen Punkte wie die Frage<br />

nach einem festen Produktionsrhythmus,<br />

dem Reinigungs- und Desinfektionsmanagement<br />

der Ställe, bzw.<br />

Rampen, Treibgänge, Lüfter oder<br />

Treibbretter. Hinzu kommen saisonale<br />

Maßnahmen, wie die Schadnager-<br />

oder jetzt, in der warmen Jahreszeit,<br />

die Fliegenbekämpfung.<br />

Fliegen können eine Vielzahl von<br />

Krankheiten auf die <strong>Schweine</strong> übertragen.<br />

Als Beispiele seien hier nur<br />

die Übertragung von PRRS, Ileitis<br />

oder Dysenterie genannt. Auch Parasiten,<br />

wie etwa der <strong>Schweine</strong>spulwurm<br />

können durch Fliegen übertragen<br />

werden. Neben den genannten<br />

Krankheiten verursacht eine hohe<br />

Fliegenbelastung Stress für die<br />

<strong>Schweine</strong>, die zu Unruhe im Stall<br />

führt. Die Folge können Probleme mit<br />

Kannibalismus, Aggressivität oder<br />

gar ein Häufen von Magengeschwüren<br />

sein – eine gar nicht so selten<br />

beobachtete Auffälligkeit im<br />

Schlachthof.<br />

Die erwachsenen Fliegen stellen<br />

allerdings nur etwa 20 % des tatsächlichen<br />

Fliegenproblems dar – 80 %<br />

hingegen machen die Entwicklungsstadien,<br />

also Puppen, Larven und<br />

Fliegeneier aus.<br />

Hier ist ein griffiges Bekämpfungsmanagement<br />

gefragt – gehen Sie<br />

also auf Ihren Haustierarzt bzw. TGD-<br />

Tierarzt zu und lassen sich ein für<br />

Ihren Betrieb maßgeschneidertes<br />

Konzept entwickeln. Mit solchen relativ<br />

einfachen Maßnahmen beugen<br />

Sie wirkungsvoll den o. g. Problemen<br />

vor, immer getreu dem Leitsatz: „Prävention<br />

statt Reaktion“.<br />

Personalhygiene<br />

Dies ist ein weiterer Eckpfeiler eines<br />

guten Hygienemanagements. Nur<br />

eine fest definierte Anzahl an Personen<br />

sollte Zugang zum Stall haben.<br />

Bestand Kontakt zu anderen schweinehaltenden<br />

Betrieben, ist eine<br />

schweinefreie Zeit von mindestens<br />

48 Stunden zu empfehlen, bevor der<br />

eigene Stall wieder betreten wird.<br />

Das Betreten des Stalles sollte<br />

zudem ausschließlich über eine<br />

Hygieneschleuse erfolgen, in der<br />

neben der Kleidung auch das Schuhwerk<br />

gewechselt, im Optimalfall<br />

auch geduscht wird. Folgende Fragen<br />

sollen hier nur als Denkanstoß<br />

dienen:<br />

Erfolgt eine Desinfektion der Stiefel<br />

vor Betreten des Stalles?<br />

Wenn ja, wie oft werden die Desinfektionsmittel-Wannen<br />

gesäubert?<br />

Stehen Stiefelwaschanlagen zur Verfügung?<br />

Steht ein Handwaschbecken im Stall<br />

zur Verfügung?<br />

Werden Handschuhe benutzt? (etwa<br />

beim Kastrieren)<br />

Sofern Atemmasken im Stall verwendet<br />

werden, empfiehlt es sich, diese<br />

so zu lagern, dass sich keinesfalls<br />

von innen Staub festsetzen kann.<br />

Andernfalls atmen Sie beim nächs-<br />

10 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


ten Benutzen eine große Menge<br />

Staub ein, der seinerseits das komplette<br />

Spektrum der stallspezifischen<br />

Keimflora enthält. Biosicherheit<br />

bedeutet für den Betriebsleiter also<br />

auch Schutz der eigenen Gesundheit.<br />

Beim Einsatz von Fertigfutter empfehlen<br />

sich stichprobenhafte Untersuchungen,<br />

um auch hier den Keimeintrag<br />

weitestgehend auszuschließen.<br />

Mischen Sie hingegen Ihr Futter<br />

selbst, so ist die korrekte Lagerung<br />

des Getreides von zentraler Bedeutung<br />

- zu diesem Thema hatten wir<br />

in der letzten <strong>Schweine</strong>welt einen<br />

ausführlichen Artikel für Sie verfasst.<br />

Darüber hinaus gilt es kritisch zu hinterfragen,<br />

ob und wie Außensilos<br />

bzw. Flüssigfütterungsbehälter und<br />

-leitungen gereinigt werden.<br />

Wasser ist, genauso wie für uns Menschen,<br />

auch für das Schwein das<br />

wichtigste Lebensmittel.<br />

Ihr betreuender Tierarzt kann sehr<br />

einfach und effizient die Sauberkeit<br />

der Wasserleitungen überprüfen.<br />

Auch bei regelmäßiger Reinigung<br />

sollten Sie Stichproben des Tränkesystems<br />

und des Wassers nehmen,<br />

um eine gleichbleibend hohe Qualität<br />

des Trinkwassers für Ihren <strong>Schweine</strong>bestand<br />

zu gewährleisten.<br />

Fazit:<br />

Alle genannten Maßnahmen haben<br />

zusammenfassend nur einen einzigen<br />

Zweck: nämlich das Unterbrechen<br />

von Infektionsketten und Erreger-Eintragsrisiken<br />

in den Tierbestand.<br />

Lassen Sie also Ihren Haus- oder<br />

TGD-Tierarzt beim nächsten Besuch<br />

einmal kritisch alle genannten Punkte<br />

durchgehen, oftmals bewirken kleine<br />

Änderungen im täglichen Ablauf<br />

schon eine ganze Menge.<br />

Zur konsequenten Umsetzung ist es<br />

sehr hilfreich, alle Maßnahmen zu<br />

protokollieren und vom Tierarzt und<br />

Landwirt unterschrieben aufzubewahren.<br />

Definieren Sie also genau, welche<br />

Probleme oder Schwachstellen im<br />

Betrieb festgestellt wurden, fertigen<br />

Sie ein Protokoll mit Gegenmaßnahmen<br />

an und definieren Sie exakt wer<br />

genau in welchem Produktionsabschnitt<br />

was macht. Führen Sie zudem<br />

zu festgelegten Zeitpunkten Erfolgskontrollen<br />

durch, denn: Erfolg motiviert!<br />

Dr. Cord Lellbach, Bayern-Genetik<br />

Angehende Betriebsleiter in Kammerlehen<br />

Am 19. Juni waren 24 junge Landwirte<br />

und Landwirtinnen zu einem<br />

Tierbeurteilungslehrgang im Vorführraum<br />

der Eberstation Kammerlehen.<br />

Angeführt wurden sie von<br />

Hermine Hahn, Lehrerin an der<br />

Berufsschule Schönbrunn.<br />

Von Seiten der Bayern-Genetik wurden<br />

die Gäste von Armin Prosteder<br />

begrüßt. Aufgrund der beiden Besucherräume<br />

an der Station, die nur<br />

von außerhalb erreichbar sind, kann<br />

so eine Veranstaltung überhaupt erst<br />

stattfinden. Die Eber werden hinter<br />

einer Glaswand vorgeführt. Somit ist<br />

einer Übertragung von Krankheiten<br />

vorgebeugt. Ansonsten gleicht eine<br />

Eberstation eher einem Hochsicherheitstrakt<br />

ohne Publikumsverkehr.<br />

Vom Stallpersonal waren einige Eber<br />

der Rassen DE, DL, Pietrain und<br />

Duroc verschiedener Altersklassen<br />

vorbereitet worden. Während der<br />

Präsentation der Tiere wurde von<br />

Prosteder erklärt, welche Kriterien für<br />

die Beurteilung eines Tieres je nach<br />

Rasse und Alter wichtig sind. Die<br />

Merkmale, nach welchen beim Eberankauf<br />

ausgewählt wird zeigte er<br />

anhand der jungen Tiere. Als Beispiel<br />

sollen junge Pietrain-Eber überbaut<br />

sein (Körper soll hinten deutlich<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

höher als vorne sein), da dies auf<br />

kräftiges Wachstum hindeutet. Bei<br />

Länge der Tiere und Winkelung des<br />

Sprunggelenkes gibt es je nach<br />

Rasse unterschiedliche Idealbereiche.<br />

Auch die Vererbungsstärken der<br />

Die Besucher an der Eberstation Kammerlehen.<br />

verschiedenen Rassen, und wie<br />

diese in der Praxis genutzt werden,<br />

waren ein Teil des Lehrgangs. Im<br />

Gegensatz zu DL und DE Tieren, wo<br />

man eine gewisse Bauchtiefe (Platz<br />

für Ferkel und Nahrung) bevorzugt,<br />

legt man bei Pietrain und Duroc<br />

höchsten Wert auf Trockenheit. Fundamentstabilität<br />

und Umgänglichkeit<br />

müssen aber Vertreter aller Rassen<br />

haben.<br />

In die Beurteilung wurden die Schüllerinnen<br />

und Schüler mit eingebunden<br />

und konnten ihre Meinung über<br />

die gezeigten Tiere beisteuern. Beim<br />

abschätzen des Gewichtes eines<br />

Ebers gingen die Schätzungen teilweise<br />

weit auseinander.<br />

Am Ende des Besuches sprach Prosteder<br />

noch über den Standort Kammerlehen<br />

und die Bayern-Genetik im<br />

Allgemeinen. Kammerlehen stellt<br />

sich aufgrund der Seuchenhygiene<br />

als idealer Eberstandort dar. Die<br />

große Entfernung zu anderen<br />

<strong>Schweine</strong>stallungen und die erhöhte<br />

Lage sprechen dafür. Nach der Verabschiedung<br />

machten sich die Besucher<br />

zur Besichtigung eines Hähnchenmaststalles<br />

auf den Weg.<br />

Armin Prosteder und Edwin Eifler,<br />

beide Bayern-Genetik<br />

11


Tiergesundheit und Fruchtbarkeit<br />

Endoparasiten im Zuchtschweinebestand<br />

- die unsichtbare Bremse<br />

im Hintergrund?<br />

Läuft es im Zuchtschweinebestand<br />

mit der biologischen Leistung nicht<br />

so gut, wird in erster Linie an<br />

bestimmte virale und bakterielle<br />

Erreger wie Parvovirus, Circovirus,<br />

PRRS-Virus oder Leptospiren und<br />

Chlamydien gedacht. Meist werden<br />

Blutproben genommen und auf die<br />

Anwesenheit spezifischer Antikörper<br />

untersucht. Da auch Mykotoxine eine<br />

Rolle spielen können, wird eine Futteruntersuchung<br />

eingeleitet. Nicht<br />

zuletzt kann aber auch ein Wurmbefall<br />

als chronische Herdeninfektion<br />

die Gesundheit und das Wohlbefinden<br />

der Sauen wie der Eber gefährden<br />

und zu einer erheblichen Minderung<br />

der Fruchtbarkeit beitragen.<br />

Doch spielen solche Infektionen in<br />

der heutigen Zeit mit hochwirksamen<br />

Entwurmungsmitteln noch eine<br />

Rolle?<br />

Der Tiergesundheitsdienst Bayern e.<br />

V. führt im Rahmen seiner Projektarbeit<br />

in bayerischen Zucht- und Ferkelerzeugerbetrieben<br />

seit vielen Jahren<br />

ein Endoparasitenmonitoring<br />

durch. Dabei werden von <strong>Schweine</strong>n<br />

der verschiedenen Alters- und Nutzungsgruppen<br />

Kotproben genommen<br />

und im Labor des TGD auf das<br />

Vorkommen von Wurmeiern untersucht.<br />

Parallel dazu werden die Haltung,<br />

das Management und im<br />

Betrieb durchgeführte Wurmbehandlungen<br />

erfasst. Die erhobenen Daten<br />

werden zum Ergebnis der Kotuntersuchung<br />

in Beziehung gesetzt. So<br />

können Risikofaktoren für eine<br />

Gesundheitsgefährdung der <strong>Schweine</strong><br />

durch Endoparasiten ermittelt<br />

werden.<br />

12<br />

Grafik 1: Wurmeiernachweis nach Betrieben (Niemeyer, <strong>2013</strong>).<br />

Wurmbefall ist viel häufiger als vermutet<br />

Obwohl ca. 97% der Zucht- und Ferkelerzeugerbetriebe<br />

angeben, regelmäßige<br />

Wurmbehandlungen im<br />

Bestand durchzuführen, waren im<br />

Projektjahr 2012 in über 50% der<br />

untersuchten Bestände Wurmeier in<br />

mehr oder weniger großem Umfang<br />

nachweisbar (Grafik 1). Berücksichtigt<br />

man die Tatsache, dass befallene<br />

Tiere Wurmeier nur sporadisch ausscheiden,<br />

handelt es sich möglicherweise<br />

nur um die Spitze des Eisbergs.<br />

Was läuft also schief?<br />

Die Haltung, die Hygiene und das<br />

Entwurmungsverfahren entscheiden<br />

Wie die Grafik 2 zeigt, kommen die<br />

beim Schwein bekannten Wurmarten<br />

in allen Produktionsstufen vor. Neben<br />

dem Knötchenwurm führt besonders<br />

der Spulwurm zu erheblichen wirtschaftlichen<br />

Verlusten in der <strong>Schweine</strong>haltung.<br />

Durch seinen besonderen<br />

Entwicklungszyklus (Abb. 1) beeinträchtigt<br />

nicht nur der erwachsene<br />

Wurm als „Mitesser“ seinen Wirt,<br />

sondern bereits die Larve schädigt<br />

erheblich die inneren Organe, besonders<br />

die Leber und die Lunge. Sie<br />

wandert aus dem Darm zuerst in die<br />

Leber, bohrt sich durch das Leberge<strong>web</strong>e<br />

hindurch in den Blutkreislauf<br />

und gelangt mit dem Blut in die<br />

Lunge. In der Lunge wandert sie aus<br />

den Blutkapillaren in die Lungenalveolen,<br />

wird aufgehustet, abgeschluckt<br />

und gelangt auf diesem Weg<br />

in den Darm zurück, wo sie zum<br />

erwachsenen Spulwurm heranreift.<br />

Grafik 2: Wurmeiernachweis nach Nutzungsgruppen (Niemeyer, <strong>2013</strong>).<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Während dieser Körperwanderung<br />

sind die Larven längere Zeit für<br />

darmwirksame Wurmmittel nicht<br />

zugänglich. Dies muss bei Behandlungen<br />

gegen Spulwürmer unbedingt<br />

beachtet werden. Ein weiteres<br />

Problem in der Spulwurmbekämpfung<br />

ist die extrem widerstandsfähige<br />

Hülle der Wurmeier (Abb. 2). Sie<br />

sind gegen normale Desinfektionsmittel<br />

unempfindlich.<br />

Die vom SGD durchgeführten Erhebungen<br />

zu den Haltungs- und Hygienebedingungen<br />

in den Betrieben zeigen<br />

die betrieblichen Faktoren auf,<br />

die für den dauerhaften Befall mit<br />

Endoparasiten mit verantwortlich<br />

sind. Noch im Projektjahr 2009 belegten<br />

nur knapp 50% der Betriebe ihre<br />

Abferkelabteile im Alles rein- alles<br />

raus- Verfahren. Regelmäßige Reinigungs-<br />

und Desinfektionsmaßnahmen<br />

führten lediglich 66% der<br />

Betriebe durch. In fast 34% der<br />

Betriebe wurden Abferkelsauen auf<br />

planbefestigtem Boden mit Einstreu<br />

gehalten.<br />

Die Ergebnisse machen deutlich,<br />

dass in vielen Betrieben die hygienischen<br />

Bedingungen nicht optimal<br />

sind und sich bereits junge Ferkel mit<br />

Endoparasiten infizieren können.<br />

Dadurch kann im Laufe der Zeit in<br />

den Abferkelbuchten ein enormer<br />

Infektionsdruck entstehen. Findet<br />

dann während der Aufzucht keine<br />

Wurmbehandlung statt, ist es nicht<br />

verwunderlich, wenn Zuchtläufer<br />

eine verzögerte Entwicklung aufweisen<br />

und anschließend keine Rausche<br />

zeigen. Natürlich darf dabei auch das<br />

Mastferkel nicht vergessen werden.<br />

Freiheit von Parasiten ist ein Qualitätskriterium.<br />

Viele Mastbetriebe<br />

müssen entwurmen, um tiergesundheitliche<br />

und wirtschaftliche Schäden<br />

zu vermeiden. Wie die Grafik 2<br />

zeigt, wurden 2012 bei 80% der<br />

untersuchten Mastschweine Spulwurmeier<br />

im Kot gefunden.<br />

Gruppenhaltung<br />

Die Gruppenhaltung tragender<br />

Sauen birgt ein erhöhtes Infektionsrisiko<br />

für Wurmbefall in sich. In Gruppen<br />

gehaltene Sauen haben ständig<br />

Zugang zu Ausscheidungen anderer<br />

Gruppenmitglieder. Neben Infektionserregern<br />

nehmen sie dabei im<br />

Abbildung 1: Entwicklungszyklus des Spulwurms (Quelle: MSD Tiergesundheit).<br />

Kot enthaltene Wurmeier auf. Da<br />

Warteställe selten leer werden, sind<br />

Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen<br />

hier kaum wirksam. Im<br />

Grunde müsste der Wartestall 2x im<br />

Jahr komplett gereinigt und Wurmei<br />

wirksam desinfiziert werden, um die<br />

Dauerstadien zu beseitigen.<br />

Entwurmungsmaßnahmen in der<br />

Praxis<br />

Großen Einfluss auf die Nachweishäufigkeit<br />

von Wurmeiern hat die Art<br />

und Weise der durchgeführten<br />

Wurmbehandlungen. Im Projektjahr<br />

2012 gaben ca. 56% der Betriebe an,<br />

ihre Sauen als Herdenbehandlung<br />

zweimal jährlich zu entwurmen,<br />

jeweils knapp 9% einmal bzw. dreimal<br />

jährlich. Ca. 23% entwurmten<br />

die hochträchtigen Sauen vor der<br />

Einstallung in den Abferkelstall. Die<br />

Wahl der Wurmmittel fiel in der<br />

Mehrzahl der Betriebe auf oral zu verabreichende<br />

Präparate, die nur<br />

gegen Würmer im Darm wirksam<br />

sind.<br />

Effiziente strategische Bekämpfung<br />

Wie ist nun vorzugehen, um die<br />

Belastung von Zuchtsauen und Ferkeln<br />

mit Endoparasiten zu verhindern?<br />

Für eine erfolgreiche Bekämpfung<br />

des Wurmbefalls muss man die<br />

Biologie der Wurmarten kennen und<br />

vor Augen haben, dass Würmer<br />

einen Entwicklungszyklus im Wirtstier<br />

und Dauerstadien außerhalb des<br />

Wirtes haben (Abb. 1). Das bedeutet,<br />

die Bekämpfungsstrategie muss auf<br />

zwei Säulen ruhen.<br />

Die erste Säule besteht aus allen<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der<br />

Betriebshygiene, um das Infektionsrisiko<br />

aus der Umgebung der Tiere zu<br />

senken:<br />

- Produktion im Gruppenrhythmus<br />

- Belegung möglichst vieler Ställe im<br />

Alles rein- alles raus-Verfahren<br />

- Haltung auf trockenen, sauberen<br />

Böden mit zuverlässigem Kotdurchtritt<br />

- Vermeidung unbefestigter Ausläufe<br />

- bei Verwendung von Einstreu<br />

regelmäßige Erneuerung des Einstreumaterials<br />

- Häufige Kotentfernung in allen<br />

Ställen<br />

- Konsequente Reinigung der Abteile<br />

nach dem Ausstallen<br />

- Desinfektion der gereinigten Flächen<br />

mit Wurmei wirksamen Desinfektionsmitteln<br />

- Waschen der hochträchtigen<br />

Sauen vor der Einstallung in das<br />

Abferkelabteil, am besten unter<br />

Verwendung eines Waschmittels,<br />

das anhaftende Wurmeier entfernt.<br />

Die zweite Säule der Bekämpfung<br />

beruht auf einer effizienten Entwurmung<br />

der Sauenherde. Auch hier liefern<br />

die Ergebnisse des Endoparasitenmonitoring<br />

interessante Hinweise.<br />

Vergleicht man die Häufigkeit von<br />

Wurmeiernachweisen mit der im<br />

Betrieb durchgeführten Entwurmungsstrategie,<br />

fällt auf, dass erst<br />

eine dreimalige Herdenentwurmung<br />

pro Jahr eine ausreichende Dezimie-<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 13


ung der Wurmbürde garantiert.<br />

Allerdings waren erst bei vier Entwurmungen<br />

im Jahr die Ergebnisse<br />

aller Kotuntersuchungen ohne Nachweis<br />

von Wurmeiern. Zyklische Entwurmungen<br />

der Sauen vor dem<br />

Abferkeln können effektiv den Eintrag<br />

von Wurmeiern in den Abferkelstall<br />

verhindern, insbesondere dann,<br />

wenn die Sauen vor der Umstallung<br />

gewaschen werden. Es muss allerdings<br />

beachtet werden, dass bei diesem<br />

Verfahren der Wurmdruck in der<br />

Gesamtherde nicht vermindert wird.<br />

In Betrieben mit einem zyklischen<br />

Entwurmungsverfahren wurde besonders<br />

häufig ein Wurmbefall bei<br />

Ebern und Jungsauen festgestellt. Es<br />

ist also bei dieser Strategie darauf zu<br />

achten, dass Eber zwei- bis dreimal<br />

jährlich behandelt werden, Nachzuchttiere<br />

bei Beginn der Aufzucht<br />

und rechtzeitig vor der Zuchtnutzung.<br />

Wie kann schnell geholfen werden?<br />

Wird bei den Kotuntersuchungen<br />

eine starke Belastung der Sauenherde<br />

festgestellt, ist als Sofortmaßnahme<br />

eine zwei- bis dreimalige Entwurmung<br />

aller Sauen und Eber im<br />

Abstand von ca. fünf bis sechs<br />

Wochen (Spulwurmbefall) bzw. 4<br />

Wochen (Knötchenwurmbefall) zu<br />

empfehlen. Der Behandlungserfolg<br />

kann im Anschluss durch erneute<br />

Kotuntersuchungen überprüft werden.<br />

Je nach Bestandssituation sind<br />

Mängel in der Hygiene und im<br />

Management zu beseitigen und das<br />

Entwurmungsprogramm ist an die<br />

betrieblichem Abläufe anzupassen.<br />

Für die Wurmbehandlungen kommen<br />

orale Breitbandanthelmintika<br />

mit reiner Darmwirkung oder auch<br />

innerlich (systemisch) wirkende Parasitenmittel<br />

in Frage. Sie bieten den<br />

Vorteil einer gleichzeitigen Räudeund<br />

Läusebehandlung und erfassen<br />

auch bestimmte Stadien von Wanderlarven.<br />

Die Auswahl des geeigneten<br />

Mittels obliegt dem bestandsbetreuenden<br />

Tierarzt, der sicher gerne<br />

mit Rat und Tat zur Seite steht. Auch<br />

der <strong>Schweine</strong>gesundheitsdienst<br />

steht dem Landwirt und dem Hoftierarzt<br />

jederzeit für fachliche Fragen zur<br />

Verfügung.<br />

Abbildung 2: Spulwurmeier (Quelle:<br />

Janssen).<br />

Fazit<br />

Endoparasiten können bei allen Produktionsbedingungen,<br />

auch bei<br />

moderner, strohloser Haltung, die<br />

Gesundheit und das Wohlbefinden<br />

der <strong>Schweine</strong> gefährden. Ein stärkerer<br />

Wurmbefall bei Sauen mindert<br />

die Leistungsfähigkeit der Tiere und<br />

kann auch die Herdenfruchtbarkeit<br />

beeinträchtigen. Ein effektives<br />

Bekämpfungsprogramm muss den<br />

Entwicklungszyklus der Würmer<br />

berücksichtigen. Stadien im Tier sind<br />

durch ein betriebsindividuelles Entwurmungsprogramm<br />

zu bekämpfen,<br />

Stadien außerhalb des Wirtes durch<br />

den Einsatz spezieller Desinfektionsmittel<br />

nach DVG-Liste. Grundlage<br />

hierfür ist die Belegung der Ställe im<br />

Alles rein- alles raus-Verfahren mit<br />

gründlicher Reinigung aller Flächen<br />

und Stalleinrichtungen nach jeder<br />

Belegung. Zusätzlich ist so weit wie<br />

möglich der Kontakt der <strong>Schweine</strong><br />

mit dem Kot der Gruppenmitglieder<br />

zu reduzieren. Da moderater Wurmbefall<br />

selten zu auffälligen Krankheitssymptomen<br />

führt, bleibt die<br />

Infektion lange unsichtbar und wird<br />

gerade deshalb zur Gefahr. Die Teilnahme<br />

an einem regelmäßigen<br />

Monitoring des Endoparasitenbefalls<br />

kann solche Risiken aufdecken und<br />

gleichzeitig die Effizienz durchgeführter<br />

Behandlungen überprüfen. Bei<br />

Bedarf kann so rechtzeitig gegengesteuert<br />

werden.<br />

Dr. Christian Melzig, Dr. Hermann<br />

Niemeyer, beide Tiergesundheitsdienst<br />

Bayern e. V.<br />

Eberkatalog<br />

Neuer und einheitlicher Eberkatalog<br />

für beide Bayern-Genetik Besamungsstationen.<br />

Erstmals gibt es in diesem Jahr einen<br />

Eberkatalog in neuer Form. Der Katalog<br />

ist aufgeteilt in die Bereiche Eberstation<br />

Bergheim und Eberstation<br />

Kammerlehen. Um sofort zu erkennen,<br />

welcher Eber wo steht, wurde<br />

eine farbliche Unterscheidung (rot =<br />

Bergheim, blau = Kammerlehen) eingeführt.<br />

Samenbestellungen nach<br />

wie vor über die gleiche Telefonbzw.<br />

Faxnummer, bei der Sie auch<br />

bisher bestellt haben.<br />

14<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Spermaqualität in der <strong>Schweine</strong>besamung<br />

Die <strong>Schweine</strong>besamung hat sich in<br />

den letzten 10 Jahren weltweit<br />

rasant entwickelt. Beste Spermaqualität<br />

ist gefragt, gilt sie doch als<br />

Voraussetzung für hohe Fruchtbarkeit<br />

im Sauenstall. Die reproduktionsmedizinische<br />

Forschung eröffnet<br />

neue Perspektiven der Qualitätssicherung<br />

in Besamungsstationen.<br />

Doch auch Tierhalter und Tierärzte<br />

sind gefragt, wenn es um Spermaqualität<br />

und Fruchtbarkeit geht.<br />

Die künstliche Besamung (KB) beim<br />

Schwein hat sich vergleichsweise<br />

zögerlich entwickelt, übertrifft aber<br />

inzwischen den KB-Anteil beim Rind.<br />

In Deutschland werden derzeit mehr<br />

als 95 % der 2,2 Mio. Zuchtsauen<br />

besamt. Dazu werden in deutschlandweit<br />

verteilten Besamungsstationen<br />

jährlich 12,5 Mio. Besamungsportionen<br />

produziert. Stand<br />

anfänglich die Effizienzsteigerung der<br />

Spermaproduktion im Vordergrund,<br />

rückt zunehmend die Spermaqualität<br />

in den Focus. Wirksame Qualitätssicherung<br />

und -kontrolle erfordern fundierte<br />

Kenntnisse über relevante<br />

Qualitätsparameter und potentielle<br />

Schwachstellen im Produktionsprozess.<br />

Gleichzeitig müssen zuverlässige<br />

Standards und sichere diagnostische<br />

Methoden verfügbar sein, um<br />

die Wirksamkeit qualitätssichernder<br />

Maßnahmen zu prüfen.<br />

Was ist gute Spermaqualität?<br />

Gutes Sperma muss von züchterisch<br />

hochwertigen Ebern stammen,<br />

mikrobiell unbedenklich sein und ein<br />

hohes Befruchtungspotential aufweisen.<br />

Zudem sollte die Besamungsportion<br />

eine ausreichend hohe Spermienzahl<br />

enthalten und mindestens<br />

drei Tage ohne Qualitätsverlust lagerbar<br />

sein. Standardspermatologische<br />

Parameter geben grundsätzliche Hinweise<br />

auf die Spermaqualität und<br />

erlauben die Identifizierung minderwertiger<br />

Ejakulate. Allerdings sind<br />

gute Motilität und Morphologie (Fortbewegungsfähigkeit<br />

und äußere<br />

Erscheinung) keine Garanten für<br />

hohe Fruchtbarkeit. Spermien sind<br />

auf ihrer langen Reise zur Eizelle<br />

unterschiedlichen Milieus ausgesetzt,<br />

an die sie sich anpassen und<br />

auf deren spezifische Signale sie reagieren<br />

müssen. Zu den größten<br />

Herausforderungen gehören die Bildung<br />

des Spermienreservoirs, das<br />

Überleben im Eileiter und die Fähigkeit<br />

zur Kapazitation (Reifung) als<br />

Voraussetzung für die Verschmelzung<br />

von Spermium und Eizelle<br />

(Befruchtung). Moderne diagnostische<br />

Verfahren können diese wichtigen<br />

funktionellen Spermieneigenschaften<br />

in vitro testen. Mittels<br />

computerassistierter Spermaanalyse<br />

(CASA) und Durchflusszytometrie<br />

sind die natürlichen heterogenen<br />

Eigenschaften von Spermien in einer<br />

Samenprobe darstellbar. Ein hohes<br />

Maß an Standardisierbarkeit, die<br />

Analyse hoher Zellzahlen und die<br />

gleichzeitige Erfassung einer Vielzahl<br />

unterschiedlicher Spermieneigenschaften<br />

stellen die Vorteile der<br />

neuen diagnostischen Möglichkeiten<br />

dar. Die Vorhersage der Befruchtung<br />

durch einen einzelnen spermatologischen<br />

Test bleibt Utopie – die Identifizierung<br />

eingeschränkt- bzw.<br />

unfruchtbarer Tiere durch eine sinnvolle<br />

Kombination ausgewählter<br />

Testverfahren ist realer geworden.<br />

Spermien im Eileiterreservoir einer Sau. Die Spermien müssen im Eileiter<br />

überleben und reifen, bevor sie die Eizelle befruchten können.<br />

Sperma-Qualitätsstandards<br />

Es gibt keine gesetzlich verbindlichen<br />

Vorschriften zu spermatologischen<br />

Mindestanforderungen in<br />

einer Besamungsdosis. Der Zentralverband<br />

der Deutschen <strong>Schweine</strong>produktion<br />

(ZDS e. V., Bonn) hat<br />

daher in Zusammenarbeit mit den<br />

spermatologischen Referenzlabors<br />

der Tierärztlichen Hochschule Hannover<br />

und des Instituts für Fortpflanzung<br />

landwirtschaftlicher Nutztiere<br />

(IFN) Schönow Richtlinien für Anforderungen<br />

an Besamungseber hinsichtlich<br />

ihrer Eignung zum Einsatz in<br />

der KB (www.zds-bonn.de/standardisierung.html)<br />

formuliert. Sie enthalten<br />

Details zu Mindestanforderungen<br />

an Eberejakulate und gelten als Maßstab<br />

für die Beurteilung von Spermiogrammen.<br />

Aus einer langjährigen<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 15


Forschungskooperation zwischen<br />

Mitgliedsorganisation des ZDS und<br />

den spermatologischen Referenzlabors<br />

hat sich vor einigen Jahren der<br />

ZDS Sperma Standard (s. u.) entwickelt,<br />

der neben Richtlinien zur Spermaproduktion<br />

auch externe Qualitätskontrollen<br />

einschließt.<br />

Die häufigsten Irrtümer in der Praxis:<br />

• „Das Sperma muss kühl im Betrieb ankommen.”<br />

Falsch. Langsames Abkühlen des Sperma auf die gewünschte Lagerungstemperatur<br />

von 16 bis 18° C ist vorteilhaft für die Spermaqualität.<br />

Frisches Ebersperma ist sehr kälteschockempfindlich und sollte daher<br />

für eine bessere Haltbarkeit langsam abgekühlt werden. „Warmes“<br />

Sperma mit Temperaturen bis zu 25° C zeigt also Frische und schonende<br />

Äquilibrierung an niedrigere Temperaturzonen (langsame Abkühlung)<br />

an. Zur Lagerung sind kühlere Temperaturen, die allerdings auf<br />

keinen Fall 15° C unterschreiten dürfen, zu empfehlen.<br />

• „Je frischer, desto besser.“<br />

Nicht unbedingt. Entscheidender als das Spermaalter in den ersten drei<br />

Tagen sind die schonende Spermaverarbeitung mit kontrolliertem Temperaturverlauf<br />

und gute Lagerungsbedingungen auf dem Betrieb.<br />

• „Je mehr, desto besser.“<br />

Falsch. Es gibt einen Schwellenwert für die Spermienzahl in der Besamungsportion<br />

oberhalb dessen die Fruchtbarkeit nicht steigerbar ist.<br />

Dieser Wert ist für jeden Eber unterschiedlich und hängt u. a. von der<br />

Spermaqualität ab. Der ZDS-Qualitätsstandard hat eine Mindestzahl<br />

von 1,8 Mrd. Spermien pro Besamungsportion definiert. Neuere Untersuchungen<br />

zeigen jedoch, dass auch mit geringerer Spermienzahl sehr<br />

gute Fruchtbarkeitsergebnisse erzielbar sind.<br />

• „Spermaqualität macht 50 % des Befruchtungserfolgs im Betrieb<br />

aus.“<br />

Falsch. Unter praxisüblichen Bedingungen liegt der Einfluss des Spermas<br />

auf die Fruchtbarkeit im Sauenbetrieb nur zwischen 5 und 7 %. Der<br />

Haupteinfluss liegt im Besamungsmanagement, insbesondere im<br />

Besamungszeitpunkt. Auch allgemeine Betriebseinflüsse und Krankheitserreger<br />

können das Besamungsergebnis maßgeblich beeinflussen.<br />

Wissenschaftsbasierte Qualitätssicherung<br />

Die Festlegung von Qualitätsmaßstäben<br />

ist ein dynamischer Prozess, der<br />

sich mit zunehmendem wissenschaftlichen<br />

Kenntnisstand entwickelt.<br />

Elf Besamungsorganisationen<br />

mit zur Zeit 26 Eberstationen in<br />

Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz fördern als Mitglieder des<br />

Fördervereins für Biotechnologie<br />

Forschung (FBF e. V.) daher praxisnahe<br />

Forschungsprojekte zur Sicherung<br />

der Spermaqualität in <strong>Schweine</strong><br />

KB-Stationen. Aktuelle Forschungsprojekte<br />

befassen sich mit Markern<br />

für Eberspermaqualität, Optimierung<br />

der Spermakonservierung sowie der<br />

Analyse von Stationsaudit- und Qualitätsmonitoringdaten<br />

zur Früherkennung<br />

potentieller Schwachstellen im<br />

Produktionsprozess. Besonderer<br />

Wert wird auf den Praxistransfer der<br />

Ergebnisse gelegt. Dies erfolgt in<br />

enger Zusammenarbeit zwischen<br />

den wissenschaftlichen Referenzlabors,<br />

dem FBF und dessen Mitgliedsorganisationen<br />

in themenspezifischen<br />

Anwenderseminaren und<br />

Schulungen des Stationspersonals.<br />

Die Erkenntnisse aus der Projektforschung<br />

werden auf diese Weise<br />

unmittelbar in qualitätsfördernde<br />

Maßnahmen auf den Stationen<br />

umgesetzt.<br />

Blick in das Samenlabor an der Eberstation Kammerlehen. Bei der Planung<br />

und Realisierung wurden die ZDS Bestimmungen einbezogen.<br />

16<br />

Was können Tierhalter und Tierärzte<br />

tun?<br />

Ebersperma wird häufig im Sauenbetrieb<br />

gelagert, bevor es für die Besamung<br />

verwendet wird. Die Lagerbedingungen<br />

müssen regelmäßig geprüft<br />

werden. Prüfkriterien sind die<br />

Lagerungstemperatur (Ausschluss<br />

von Temperaturabsenkung unterhalb<br />

von 15° C), Schutz vor UV-Licht und<br />

Hygiene sowie Funktionsfähigkeit<br />

der Klimaboxen. Das Sperma sollte<br />

nicht länger als drei Tage lagern und<br />

vor der Besamung vorsichtig<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Samenabnahme.<br />

Samentuben der Bayern-Genetik.<br />

geschwenkt werden, um abgelagerte<br />

Spermien im Verdünnermedium zu<br />

verteilen. Durch sogenannte Langzeitverdünner<br />

kann die Lagerungsfähigkeit<br />

um wenige Tage verlängert<br />

werden. Die empfohlene Lagerungsdauer<br />

sollte - falls nicht angegeben -<br />

bei der KB-Station erfragt werden.<br />

Besteht ein begründeter Verdacht auf<br />

Mängel der Spermaqualität, sollte<br />

Im Juli <strong>2013</strong> wurde das Labor der<br />

Eberstation Kammerlehen geprüft.<br />

Dr. Schulze (zweiter von links) und<br />

Frau Rüdiger (links) vom Institut für<br />

Fortpflanzung landwirtschaftlicher<br />

Nutztiere in Schönow bei Berlin,<br />

haben die Abläufe in Augenschein<br />

genommen und diese aufgrund der<br />

Vorgaben der ZDS Sperma Qualität<br />

überprüft. Mögliche Verbesserungen<br />

wurden anschließend mit<br />

Bereichsleiter Dr. Lellbach (zweiter<br />

von rechts) und Laborleiter Limmer<br />

besprochen.<br />

ein ausführliches Spermiogramm<br />

erstellt werden und die Besamungsstation<br />

frühzeitig in die Aufklärung<br />

mit einbezogen werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Produktion qualitativ hochwertigen<br />

Spermas hat für <strong>Schweine</strong>besamungsstationen<br />

vorrangige Bedeutung.<br />

Neue diagnostische Verfahren<br />

erlauben eine bessere Einschätzung<br />

der Spermienfunktion und damit eine<br />

sicherere Prognose der Befruchtungsfähigkeit.<br />

Mit dem ZDS Sperma<br />

Standard existiert ein wissenschaftsbasiertes<br />

Qualitätsmanagement- und<br />

Fortbildungssystem, das vom Förderverein<br />

für Biotechnologieforschung<br />

gefördert und von akkreditierten<br />

spermatologischen Referenzlabors<br />

begleitet wird. Der Einfluss<br />

der Spermaqualität auf die Fruchtbarkeit<br />

im Sauenbestand wird häufig<br />

überschätzt. Typische Irrtümer können<br />

zur Fehleinschätzung der Spermaqualität<br />

im Sauenbetrieb führen.<br />

ZDS-Qualitätssiegel.<br />

Der ZDS Sperma Standard:<br />

- Spermaverarbeitung und Qualitätsmanagement<br />

nach dem ZDS<br />

Handbuch<br />

- Systematisches Qualitätsmonitoring<br />

mit Controlling durch Experten<br />

der Referenzlabors<br />

- Fort- und Weiterbildung des<br />

KB-Stationspersonals<br />

- Durchführung von Ringtests<br />

- Jungeberselektion nach ZDS<br />

Gewährschaftsrichtlinien<br />

- Beistandsvertrag in Krisensituationen<br />

- Definition eines Produktstandards<br />

- Förderung praxisnaher<br />

Forschungsprojekte zur Qualitätssicherung<br />

in KB-Stationen<br />

- Transfer der Forschungsergebnisse<br />

und deren Umsetzung auf<br />

KB-Stationen<br />

Prof. Dr. Waberski Dr. Schulze.<br />

Prof. Dr. Dagmar Waberski, Reproduktionsmedizinische<br />

Einheit der Kliniken<br />

/Klinik für kleine Klauentiere,<br />

Tierärztliche Hochschule Hannover<br />

Dr. Martin Schulze, Institut für Fortpflanzung<br />

landwirtschaftlicher Nutztiere<br />

Schönow<br />

Dieser Artikel wurde als Erstausgabe<br />

in der Zeitschrift „RindSchwein-<br />

Schaf” 01/13 vom Verlag succidia<br />

veröffentlicht.<br />

www.succidia.de<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 17


Neue Eber der Rassen DE und DL<br />

Kammerlehen<br />

Kammerlehen<br />

Hegato 99864 (DE) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Bauern AG Neissetal, Gross-Gastrose<br />

V: Hegau VV: Hego<br />

M: - MV: Finnput<br />

Kammerlehen<br />

Heger 99863 (DE) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Bauern AG Neissetal, Gross-Gastrose<br />

V: Hegau VV: Hego<br />

M: - MV: Grosch<br />

Kammerlehen<br />

Vitaly 99862 (DE) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Ertl Johannes, Grosshündlbach<br />

V: Vitry VV: Vivre<br />

M: Naomie MV: Namur<br />

Kammerlehen<br />

Noruck 70404 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Schmidt Wolfgang, Rottlersreuth<br />

V: Norban VV: Norkum<br />

M: Ko MV: Nabuck<br />

Kammerlehen<br />

Totret 70403 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Schmidt Wolfgang, Rottlersreuth<br />

V: Toto VV: Tikat<br />

M: Ka MV: Flaubret<br />

18<br />

Torkel 70405 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Schmidt Wolfgang, Rottlersreuth<br />

V: Torf VV: Tolka<br />

M: Ko MV: Bremor<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Neue Eber der Rassen DE und DL<br />

Bergheim<br />

Bergheim<br />

CH-Lenny 39326 (DE) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Koller-Melliger Othmar, Merenschwand (CH)<br />

V: Lennox VV: -<br />

M: BD2 MV: -<br />

Bergheim<br />

Eskul 33732 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Kügel Georg, Gaden<br />

V: Eskuck VV: Eskoma<br />

M: Bortscha MV: Horrido<br />

Bergheim<br />

Essen 33733 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Schwarz Wolfgang, Salching<br />

V: Eskuck VV: Eskoma<br />

M: Schrinore MV: Tenor<br />

Bergheim<br />

Lasso 33734 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Schwarz Wolfgang, Salching<br />

V: Lasko VV: Lafrenz<br />

M: Schrinori MV: Tenor<br />

Bergheim<br />

Lobby 10237 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Schmidt Wolfgang, Rottlersreuth<br />

V: Lobnas VV: Lobrusus<br />

M: Pa MV: Tokat<br />

Urguck 33731 (DL) Zitzen: 8/8<br />

Züchter: Schmidt Wolfgang, Rottlersreuth<br />

V: Urgoro VV: Urgaci<br />

M: Ku MV: Narbuck<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong> 19


Gesundheitsmonitoring der EG Südostbayern<br />

Simon Düsseldorf legt die Fortführung<br />

des Gesundheitsmonitoringsystems<br />

der EG in bewährte und<br />

praxiserprobte Hände.<br />

Das Gesundheitsmonitoring in<br />

<strong>Schweine</strong>mastbeständen der Erzeugergemeinschaft<br />

Südostbayern eG in<br />

Pocking erlaubt die maximale Zeitersparnis<br />

bei der Feststellung vom<br />

Erregerdruck im Mastbestand und<br />

die optimale grafische Aufbereitung<br />

der Laborergebnisse. Keine Arbeit<br />

für Landwirte und Tierärzte. Es kann<br />

einfach festgestellt werden warum<br />

der Nachbar 659 <strong>Schweine</strong> mehr vermarktete<br />

bei gleicher Anzahl von<br />

Mastplätzen.<br />

659 <strong>Schweine</strong> mehr vermarkten pro<br />

Jahr<br />

Zwischen unseren besten und<br />

schlechtesten Betrieben liegen 183 g<br />

Tageszunahmen. Betrieb B, mit 1.000<br />

Mastplätzen, schafft bei 913 g Tageszunahmen<br />

ungefähr 3,34 Umtriebe<br />

pro Jahr und kann so 3.340 Mastschweine<br />

vermarkten. Betrieb D, mit<br />

730 g Tageszunahmen, schafft nur<br />

2,68 Umtriebe mit insgesamt 2.681<br />

vermarkteten <strong>Schweine</strong>n. Dies ist<br />

erklärbar durch den Erregerdruck im<br />

Bestand, nicht durch die Genetik!<br />

Der Erregerdruck im Bestand spiegelt<br />

sich in der Atemwegsgesundheit<br />

und somit in der Mastleistung wieder<br />

(Abbildung 1und Tabelle 1).<br />

Bei Betrieben A und B wurden während<br />

der Fleischuntersuchung fast<br />

keine <strong>Schweine</strong> mit Lungenentzündungen<br />

festgestellt. Betriebe A und B<br />

erreichen Tageszunahmen von 835 g<br />

bis 913 g, bei einer Futterverwertung<br />

von 2,62 kg bis 2,68 kg und das mit<br />

bayrischer Genetik und ohne den<br />

Einsatz von Antibiotika gegen Atemwegserkrankungen.<br />

Bei den Betrieben<br />

C und D (hoher Erregerdruck)<br />

wurden bei 15 bis 22 % der gelieferten<br />

<strong>Schweine</strong> Lungenentzündungen<br />

festgestellt. Diese Betriebe erreichten<br />

um fast 190 g niedrigere Tageszunahmen<br />

und benötigen 220 g mehr<br />

Futter für den Zuwachs von einem<br />

Kilo. Da die <strong>Schweine</strong> gesundheitliche<br />

Probleme hatten, mussten auch<br />

Antibiotika eingesetzt werden.<br />

Schlachtblut<br />

Es ist ohne Zweifel eine aussagekräftige<br />

Informationsquelle. Die Untersuchung<br />

von Schlachtblut liefert verlässliche<br />

Informationen über die<br />

<strong>Schweine</strong>gesundheit. Durch die<br />

gewonnenen Informationen kann<br />

erklärt werden, warum <strong>Schweine</strong>mäster<br />

eine sehr gute Mastleistung<br />

erreichen und andere nicht. Ein Blick<br />

ins Schlachtblut lohnt sich!<br />

Am Puls der Zeit<br />

Das Gesundheitsmonitoring in<br />

<strong>Schweine</strong>mastbeständen der Erzeugergemeinschaft<br />

Südostbayern eG,<br />

das Anfang <strong>2013</strong> erfolgreich gestartet<br />

ist, unterstützt die <strong>Schweine</strong>mäster<br />

und Tierärzte bei der Entscheidung<br />

im betrieblichen Gesundheitsmanagement.<br />

Vor dem Hintergrund<br />

der Antibiotikadiskussion wird ein<br />

kontinuierliches Gesundheitsmonitoring<br />

in <strong>Schweine</strong>mastbeständen<br />

Schlachtblutprobenentnahme.<br />

immer wichtiger. So können grundsätzlich<br />

infektiöse Ursachen schlechter<br />

Tiergesundheit und reduzierter<br />

Mastleistung identifizier werden.<br />

Atemwegserkrankungen<br />

Sie verursachen erhebliche ökonomische<br />

Verluste in der <strong>Schweine</strong>fleischproduktion,<br />

eine kontinuierliche<br />

Verbesserung der Atemwegsgesundheit<br />

ist daher wichtig. Basierend<br />

auf den Ergebnissen der<br />

Fleischbeschau ist es schwierig die<br />

richtigen Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Atemwegsgesundheit einzuleiten.<br />

Daher wurde die serologische<br />

Untersuchung von Schlachthofblut<br />

auf Antikörper gegen Erreger<br />

von Atemwegserkrankungen als<br />

zusätzliche Informationsquelle ins<br />

Auge gefasst.<br />

Ein Anruf und alles läuft automatisch<br />

Die Erzeugergemeinschaft Südostbayern<br />

eG bietet das Gesundheitsmonitoring<br />

in <strong>Schweine</strong>mastbeständen<br />

seit Januar <strong>2013</strong> seinen<br />

93<br />

87<br />

100<br />

87<br />

53<br />

87<br />

Betrieb Anteil von Tages- Futter- Genetik Produktions-<br />

<strong>Schweine</strong>n zunahmen verwertung aus system<br />

mit Lungen- in g in kg Bayern<br />

entzündung<br />

A 0 % 835 g 2,62 kg ja Kombi<br />

73<br />

100<br />

B 1 % 913 g 2,68 kg ja Mäster<br />

13<br />

100<br />

C 15 % 731 g 2,93 kg ja Mäster<br />

D 22 % 730 g 2,90 kg ja Mäster<br />

Abbildung 1: Schlachtblut-Serologieprofil der vier<br />

Betriebe.<br />

20<br />

Tabelle 1: Leistungsparameter der vier Betriebe.<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Mitgliedsbetrieben, Lieferanten und<br />

Neu-Lieferanten an. Das Monitoring<br />

ist auf die Bedürfnisse der Mäster<br />

und der Hoftierärzte zugeschnitten.<br />

Erklärtes Ziel ist es, Impf- und<br />

Behandlungsentscheidungen sicherer<br />

zu treffen. Der Landwirt kann zwischen<br />

zwei Servicepaketen wählen.<br />

In beiden Paketen sind die Probenahme<br />

am Schlachthof, Materialkosten,<br />

Transport der Proben zum Labor, die<br />

Übermittlung und grafische Aufbereitung<br />

der Laboruntersuchungsergebnisse<br />

im zeitlichen Verlauf durch<br />

Qualifood (www.qualifood.de) und<br />

ein unverbindlicher Beratungsbesuch<br />

durch den <strong>Schweine</strong>gesundheitsdienst<br />

enthalten. Beim kontinuierlichen<br />

Monitoring (Paket 1)<br />

werden von sechs Lieferungen, die<br />

gleichmäßig über das Jahr verteilt<br />

sind, Schlachtblutproben auf Antikörper<br />

gegen die genannten fünf Erreger<br />

untersucht. In Paket 2 (Notfallbzw.<br />

anlassbezogene Untersuchung)<br />

werden von drei Lieferungen aus<br />

einem Mastdurchgang jeweils Blutproben<br />

genommen. Mit dem Probenrhythmus<br />

und den ausgewählten<br />

Erregern können die Auslöser von<br />

Atemwegserkrankungen sehr gut<br />

abgedeckt werden. Die Auslöser für<br />

eine schlechte Tiergesundheit, eine<br />

reduzierte Tageszunahme und<br />

schlechtere Futterverwertung lassen<br />

sich besser eingrenzen. Einmal angemeldet<br />

und die Probennahmen, die<br />

Analysen und die Übermittlung der<br />

Ergebnisse über Qualifood läuft voll<br />

automatisch. Der Zugang zu Qualifood<br />

ist kostenlos. Voraussetzung ist,<br />

dass die zu untersuchende Lieferung<br />

über die EG Südostbayern an unseren<br />

Schlachthof in Vilshofen geht.<br />

Das Monitoring ist in Bayern und<br />

Deutschland nur hier möglich. Damit<br />

ist er auch alleiniger Eigentümer der<br />

Daten. In der heutigen Zeit ein ausschlaggebendes<br />

Kriterium.<br />

So kann es laufen<br />

Dienstagnachmittag Anruf um 16:05<br />

von einem Landwirt, der Kombinierer<br />

ist: Anmeldung zum Gesundheitsmonitoring.<br />

Elektronische Erfassung<br />

des Betriebs über Qualifood, um<br />

16:08. Mittwoch um 3:18 Schlachtblutprobenentnahme.<br />

Freitag 13:28<br />

liegen dem Landwirt und Hoftierarzt<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

Simon Düsseldorf (mitte) übergibt die Ergebnisse seiner äußerst erfolgreichen<br />

Arbeit bei der Erzeugergemeinschaft Südostbayern an Karl Walch<br />

(re.) und Florian Feuerer (li.). Diese werden das Servicepaket Gesundheitsmonitoring<br />

fortführen.<br />

die Untersuchungsergebnisse zeitgleich<br />

grafisch aufbereitet vor. Freitag<br />

15:30 nach Bestandsbesichtigung,<br />

Durchführung der ersten<br />

PRRSV Impfungen bei den eigenen<br />

Ferkeln.<br />

Für Sie kurz gelesen:<br />

• Einfache Feststellung vom Erregerdruck<br />

im Bestand. Was ist wirklich<br />

los?<br />

• Handfeste Ergebnisse im zeitlichen<br />

Verlauf als klare Entscheidungsgrundlage<br />

für Tierarzt und Mäster.<br />

• Schnelle Identifikation von Ertragsfressern,<br />

z. B. PRRSV oder APP2.<br />

• Entscheidungshilfe für Tierarzt und<br />

Mäster über Impfungen im Mastbestand.<br />

• Instrument für Tierarzt und Mäster<br />

um den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren.<br />

• Outsourcen der Probenahme. Was<br />

gibt es besseres für Tierärzte und<br />

Mäster!<br />

• Proben am Schlachthof werden<br />

immer genommen, auch während<br />

der Getreideernte.<br />

• Visuelle Aufbereitung der Untersuchungsergebnisse<br />

im zeitlichen<br />

Verlauf und die dazugehörigen<br />

Lungenbefunde von der amtlichen<br />

Fleischuntersuchung.<br />

• Benchmark mit anderen Betrieben.<br />

• Dokumentation der Ergebnisse für<br />

Mäster und Tierärzte über die zentrale<br />

Informationsplattform Qualifood.<br />

Ein Bericht kann einfach ausgedruckt<br />

werden.<br />

• Mäster ist Eigentümer der Daten.<br />

Mit dieser neuartigen Methode, die<br />

einfach und schnell Rückschlüsse auf<br />

die Lungengesundheit zulässt, ist ein<br />

perfektes System geschaffen worden<br />

um die Zielsetzung einer weiteren<br />

Optimierung der Tiergesundheit und<br />

Verminderung des Antibiotikaeinsatzes<br />

zu unterstützen.<br />

Die maßgebliche Grundlagenforschung<br />

dafür wurde von Simon Düsseldorf<br />

geleistet, der in Zusammenarbeit<br />

mit Praxis und Wissenschaft<br />

diese Methode in ein erfolgreiches<br />

Projekt bei der Erzeugergemeinschaft<br />

Südostbayern weiterentwickelt<br />

hat.<br />

Für diese Arbeit erhält Herr Simon<br />

Düsseldorf den Doktortitel von der<br />

Universität Bonn, Institut für Tierwissenschaften<br />

unter der Leitung von<br />

Prof. Dr. Brigitte Petersen.<br />

Zu dieser Leistung und für die fundierte<br />

wissenschaftliche Arbeit<br />

gebührt Herr Simon Düsseldorf<br />

besonderer Dank und Anerkennung!<br />

Das Gesundheitsmonitoring ist nun<br />

ein fester Bestandteil der Serviceleistungen<br />

der Erzeugergemeinschaft<br />

Südostbayern für ihre Mittglieder.<br />

Die weitere Fortführung und Entwicklung<br />

wurde in bewährte Hände übertragen.<br />

Als Ansprechpartner für die<br />

Mitglieder stehen nun Karl Walch<br />

und Florian Feuerer zur Verfügung.<br />

Über Ihre Kontaktaufnahme freut sich<br />

Karl Walch<br />

Telefon Tel: 08543/14 20<br />

Mobil 0160/7764071.<br />

EG Südostbayern<br />

21


Bayern entwickelt Verfahren zur Genomischen<br />

Zuchtwertschätzung gegen Ebergeruch<br />

Die Ebermast steht derzeit mit der<br />

Novelle des Tierschutzgesetzes als<br />

eine vielversprechende Alternative<br />

zur konventionellen Kastration hoch<br />

im Kurs. Ein Problem neben Fütterungs-<br />

und Haltungsfragen stellt hierbei<br />

sicherlich die Gefahr von<br />

Geruchsabweichungen des <strong>Schweine</strong>fleisches<br />

von Mastebern dar. Eine<br />

elektronische Nase, welche geruchsauffällige<br />

Schlachtkörper automatisiert<br />

am Schlachtband erkennen<br />

kann, ist derzeit nicht in Sicht. Selbst<br />

bei der Humansensorik, bei der professionelle<br />

menschliche „Schnüffler“<br />

die Eberschlachtkörper beurteilen,<br />

haben die Schlachtunternehmen<br />

keine einheitlichen Kriterien und<br />

Standards. Hier gibt es verschiedenste<br />

Methoden: Vom Erhitzen des<br />

Schlachtkörpers mit dem Lötkolben<br />

oder auch von kleinen Speckstückchen<br />

in der Mikrowelle bis hin zur<br />

Beurteilung des Schlachtkörpers<br />

ohne jegliche Vorbehandlung. Die<br />

Wiederholbarkeit bei der humansensorischen<br />

Beurteilung scheint jedoch<br />

relativ niedrig zu sein. Für züchterische<br />

Zwecke bieten sich aber auch<br />

andere Kriterien mit einer besseren<br />

Wiederholbarkeit und Standardisierbarkeit<br />

an. Es ist bekannt, dass für<br />

den sogenannten Ebergeruch maßgeblich<br />

drei Substanzen verantwortlich<br />

sind: Androstenon, Skatol und<br />

Indol. Dies hat sich die bayerische<br />

<strong>Schweine</strong>zucht in ihrem Projekt<br />

„Geruchsoptimierung durch Genomische<br />

Selektion (GOGS)“ zu Nutze<br />

gemacht.<br />

Bei diesem Projekt handelt es sich<br />

um ein Gemeinschaftsprojekt der<br />

Bayern-Genetik GmbH, des Besamungsvereins<br />

Neustadt/Aisch, der<br />

EGZH, dem Tierzuchtforschung e. V.,<br />

dem Bayerischen Staatsministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Forsten und dem Institut für Tierzucht<br />

der Bayerischen Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft (ITZ). Ziel ist es,<br />

eine genomische Schätzformel<br />

gegen Ebergeruch zu entwickeln. Die<br />

praktische Durchführung des Projektes<br />

erfolgte durch das ITZ, die Analytik<br />

der erwähnten Substanzen durch<br />

22<br />

Abbildung 1: Speckproben für die Analytik von Androstenon, Skatol und<br />

Indol.<br />

den TGD Bayern. Da jedoch die Analytik<br />

im Routinebetrieb sehr teuer<br />

und zeitaufwändig ist, war es Ziel<br />

dieses Projektes, sich der Methodik<br />

der Genomischen Selektion zu<br />

bedienen. Hierzu konnten die Erfahrungen<br />

der LfL-Experten sowie von<br />

Dr. Stefan Neuner (BVN) aus der Einführung<br />

der genomischen Selektion<br />

in der Rinderzucht genutzt werden.<br />

Ziel der Genomischen Selektion bzw.<br />

Zuchtwertschätzung ist es, die Verknüpfung<br />

zwischen bestimmten<br />

Bereichen auf dem Erbgut (Genom)<br />

mit phänotypischen Merkmalen herzustellen,<br />

d. h. sich der genomischen<br />

Information zum Zwecke der Zuchtwertschätzung<br />

zu bedienen.<br />

Um diese Verknüpfung herstellen zu<br />

können, benötigt man zunächst einmal<br />

Tiere mit phänotypischen Merkmalen.<br />

Dazu wurden an den Leistungsprüfungsanstalten<br />

für <strong>Schweine</strong><br />

in Grub und Schwarzenau knapp<br />

500 Nachkommen (Kreuzungseber<br />

aus Pi x DL) von bayerischen Besamungsebern<br />

der Rasse Piétrain<br />

gemästet. Nach der Schlachtung<br />

wurden Proben aus dem Nackenspeck<br />

dieser Eber entnommen und<br />

auf deren Gehalte an Androstenon,<br />

Skatol und Indol analysiert (siehe<br />

Abbildung 1).<br />

Die für diese Merkmale geschätzten<br />

Erblichkeitsgrade (Heritabilitäten)<br />

lagen mit 0,47 bis 0,60 in einem<br />

hohen bis sehr hohen Bereich (siehe<br />

Tabelle 1). Dies weist darauf hin, dass<br />

die Merkmale züchterisch sehr gut zu<br />

bearbeiten sind. Diese Prüftiere wurden<br />

zusätzlich mit einem 60 k-Chip<br />

der Firma Illumina genotypisiert, so<br />

dass eine genomische Schätzformel<br />

für die Leitmerkmale des Ebergeruchs<br />

entwickelt werden konnte.<br />

Tabelle 1: Erblichkeiten für die Merkmale<br />

Androstenon, Skatol und Indol<br />

und Sicherheiten der genomischen<br />

Zuchtwerte (NEUNER <strong>2013</strong>, Besamungsverein<br />

Neustadt/Aisch)<br />

Merkmal Herita- Sicherheit<br />

bilität der genom.<br />

Zuchtwerte<br />

Androstenon 0,60 28,7 %<br />

Skatol 0,50 25,6 %<br />

Indol 0,47 24,6 %<br />

Entscheidend ist jedoch, welche<br />

Ergebnisse bei der Genomischen<br />

Zuchtwertschätzung für genotypisierte<br />

Besamungseber (Kandidaten)<br />

erzielt werden könnten. Dies wurde<br />

mit Hilfe von genotypisierten Prüftieren,<br />

die die Prüfung nicht abgeschlossen<br />

hatten und von denen<br />

somit keine Analytikergebnisse vorhanden<br />

waren, überprüft: Wie in<br />

Tabelle 1 dargestellt wurden Sicherheiten<br />

für die genomischen Zuchtwerte<br />

für Androstenon, Skatol und<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>


Indol von 24,6 bis knapp 29 % ermittelt.<br />

Das heißt, man kann die Zuchtwerte<br />

für diese Parameter bei einem<br />

Piétraineber lediglich auf Grund der<br />

genomischen Information ohne jegliche<br />

Leistungsprüfung mit einer<br />

Sicherheit schätzen, welche etwa der<br />

Sicherheit des vorgeschätzten<br />

Gesamtzuchtwertes von Prüfebern<br />

entspricht. Hierbei ist jedoch anzumerken,<br />

dass die Eltern der Prüfeber<br />

bereits in den Merkmalen der Mastund<br />

Schlachtleistung einer Leistungsprüfung<br />

unterzogen wurden,<br />

bei den Geruchsparametern jedoch<br />

noch keinerlei Information vorliegt.<br />

Unter diesem Gesichtspunkt und<br />

unter Berücksichtigung der doch<br />

relativ kleinen Kalibrierungsstichprobe<br />

sind die Ergebnisse hoch erfreulich,<br />

so dass in Bayern ab sofort<br />

Besamungseber ausgewiesen werden<br />

können, bei deren Nachkommen<br />

besonders niedrige Werte für<br />

Androstenon, Skatol und Indol zu<br />

erwarten sind. Die Gefahr, geruchsauffällige<br />

Schlachtkörper von Ebern<br />

am Haken zu haben, wird somit deutlich<br />

verringert.<br />

Auch aus der Sicht der Leistungsprüfung<br />

ist das Verfahren zu begrüßen,<br />

denn es bedarf keiner grundsätzlichen<br />

Umstellung des Prüfschemas<br />

und Kosten für die chemische Analyse<br />

von Ebergeruchsstoffen fallen nur<br />

in geringem Umfang an. Mit einer<br />

zunehmenden Zahl genotypisierter<br />

Besamungseber wird sich eine<br />

umfangreiche Kalibrierungsstichprobe<br />

aufbauen, die eine Übertragung<br />

des Verfahrens auch auf die restlichen<br />

Leistungs- und Qualitätsmerkmale<br />

ermöglichen wird. Erste<br />

Berechnungen des ITZ ergeben, dass<br />

sich die hierfür notwendigen Kosten<br />

mittelfristig durch einen effizienteren<br />

Eberankauf bzw. Eberprüfung weitgehend<br />

wieder einsparen lassen.<br />

Ausblick<br />

Dass die Genomische Selektion auch<br />

in der <strong>Schweine</strong>zucht viel Potential<br />

hat, zeigen Projekte wie GOGS oder<br />

FrOGS (FruchtbarkeitsOptimierung<br />

durch Genomische Selektion). Die<br />

bayerische <strong>Schweine</strong>zucht vertritt<br />

geschlossen die Meinung, dass dieses<br />

Verfahren für beide Rassengruppen<br />

in den Routinebetrieb eingeführt<br />

werden muss. Dies stellt eine wichtige<br />

Stellschraube dar, um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der bayerischen<br />

Zuchtprodukte auch in Zukunft<br />

sichern und insbesondere bei Merkmalen<br />

mit geringer Erblichkeit wie<br />

Erbfehlern oder Fruchtbarkeit noch<br />

höhere züchterische Erfolge erzielen<br />

zu können.<br />

Auch in Punkto Ebergeruch werden<br />

mit der Einführung der Genomischen<br />

Selektion in den Routinebetrieb noch<br />

weitere Fortschritte erzielt und die<br />

Sicherheiten der Genomischen<br />

Zuchtwerte erhöht werden. Es ist<br />

geplant, die bayerischen Daten in<br />

naher Zukunft gemeinsam mit Daten<br />

aus anderen deutschen und europäischen<br />

Projekten auszuwerten. Auch<br />

hiervon erwarten wir uns eine weitere<br />

Steigerung der Sicherheit der<br />

genomischen Zuchtwerte.<br />

Dr. Rudolf Eisenreich, Institut für Tierzucht,<br />

LfL<br />

Johann Berleb ausgeschieden<br />

Auch dieses Jahr standen im Rahmen<br />

der NBG-Vertreterversammlung<br />

am 17. Juni <strong>2013</strong> Neuwahlen<br />

bei den Mitgliedern des Aufsichtsrates<br />

an.<br />

Während Johann Döringer, Helmut<br />

Maier und Valentin Mühlbauer sich<br />

zur Wiederwahl stellten und von den<br />

Delegierten auch einstimmig bestätigt<br />

wurden, kandidierte Johann Berleb<br />

aufgrund der anstehenden Hofübergabe<br />

nicht mehr. 2001 wurde<br />

der heute 63-jährige in den Aufsichtsrat<br />

berufen, wo er 2007 den<br />

Posten des stellvertretenden Vorsitzenden<br />

übernahm. 2010 begleitete er<br />

die NBG in die Fusion zur BAYERN-<br />

GENETIK und wohnte dort der<br />

Gesellschafterversammlung bei.<br />

Nach einem Resümee seinerseits,<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong><br />

würdigten Stephan Riedl (Aufsichtsratsvorsitzender),<br />

Sebastian Mühlbauer<br />

(Vorstandsvorsitzender) und<br />

Dr. Thomas Grupp (Bayern-Genetik<br />

Geschäftsführer) seine Verdienste in<br />

einer Laudatio und überreichten ihm<br />

zum Abschied ein kleines Präsent.<br />

Als Nachfolger für Johann Berleb<br />

wird künftig Sebastian Haindl jun.<br />

aus Seidersbuch im Aufsichtsrat fungieren.<br />

Die Position des stellvertretenden<br />

Aufsichtsrates nimmt nun<br />

Martin Ammer aus Gunting ein.<br />

Claudia Plötz, Bayern-Genetik<br />

Von links: Dr. T. Grupp, S. Mühlbauer, J. Berleb und S. Riedl.<br />

23


Eintausendste Jungsau übergeben<br />

Am 27. Juni <strong>2013</strong> wurde am Betrieb<br />

Hausperger im niederbayerischen<br />

Wifling, Gemeinde Bodenkirchen,<br />

die 1000-ste Jungsau vom EGZH<br />

Jungsauenvermehrer Stefan Ganslmeier,<br />

Heinzleck angeliefert.<br />

Zur feierlichen Übergabe der Jungsau<br />

trafen sich die Vertreter des<br />

Zuchtbetriebs Ganslmeier, EGZH,<br />

EG-Südostbayern, LKV Ringassistenten,<br />

Bayern-Genetik und die 1000-ste<br />

Jungsau deren Vater der DE-Eber<br />

CH Action von der Bayern Genetik<br />

ist. Diese Linie wurde auch im Maimarkt<br />

bei der Jungsauenpräsentation<br />

durch Fachberater Xaver Schmid<br />

ausführlich beschrieben. Beste Vorraussetzungen<br />

für optimale Wirtschaftlichkeit<br />

der 28+ Sau (beste<br />

Fruchtbarkeit, sehr umgängliches<br />

Wesen, bestes Fundament und sehr<br />

gute Milchleistung) bringt diese Linie<br />

mit sich.<br />

Karin und Reinhard Hausperger entschieden<br />

sich 2002 aus der Milchviehaltung<br />

auszusteigen. Nach größeren<br />

Umbauarbeiten der bestehenden<br />

Rinderställe zum Leersauen- und<br />

Deckbereich wurde der Abferkelstall<br />

neu gebaut. Der Betrieb startete<br />

dann im März 2003 im 3-Wochenrythmus<br />

mit 7 Gruppen zu je 32 Tieren.<br />

Die Ferkel wurden dann bis 2009<br />

als Babyferkel über die EG-Südostbayern<br />

vermarktet. 2009 wurde ein<br />

1.200er Ferkelaufzuchtstall gebaut<br />

und die Ferkelvermarktung auf 30 kg<br />

Von links: Georg Ganslmeier, Michael Holzner, Bernhard Gockeln (RA<br />

LKV), Thomas Roßmanith, Johann Eierkaufer (RA LKV), Karin Hausperger,<br />

Stefan Ganslmeier, Reinhard Hausperger, Martin Radspieler (EG Südostbayern),<br />

Tobias Hausperger, Dr. Cord Lellbach (Bayern-Genetik).<br />

umgestellt. <strong>2013</strong> ein weiterer Wachstumsschritt:<br />

ein 1.300er Maststall<br />

wurde gebaut, der im Juli <strong>2013</strong> in<br />

Betrieb ging. Der neue Maststall<br />

wurde von allen Teilnehmern der<br />

Feier bestaunt.<br />

Allen Respekt vor Karin und Reinhard<br />

Hausperger, wie diese in genau 10<br />

Jahren ihren Betrieb entwickelt<br />

haben.<br />

Der Betrieb Hausperger entschied<br />

sich 2003 für DL x DE Jungsauen<br />

vom Zuchtbetrieb Ganslmeier, was<br />

sicherlich richtig war und die 10 jährige<br />

Liefertreue beweisst.<br />

Im Anschluß wurde im Gasthaus<br />

Spirklhof in Rothenwörth bei einem<br />

gemeinsamen Abendessen mit<br />

Ansprachen von Verkaufsberater<br />

Michael Holzner (EGZH), Stefan<br />

Ganslmeier und von Reinhard Hausperger<br />

gefeiert und auf die 1000-ste<br />

Sau angestoßen.<br />

Wir wünschen der Familie Hausperger<br />

weiterhin viel Erfolg und wie<br />

mann es in Niederbayern zu sagen<br />

pflegt: „Glück im Stall“.<br />

Michael Holzner, EGZH<br />

Karpfhamer Fest mit Rottalschau<br />

Vom 30. <strong>August</strong> bis einschließlich 3.<br />

September ist es wieder soweit: der<br />

kleine Ort Karpfham wird von Menschenmassen<br />

erstürmt.<br />

Neben dem Festgelände mit seinen<br />

vielen Bierzelten ist die Rottalschau<br />

jährlich der Hauptanziehungspunkt<br />

für Besucher aus ganz Deutschland<br />

und dem benachbarten Ausland.<br />

Karpfham hat sich im Laufe der Jahre<br />

zu einer der größen Landwirtschaftsausstellungen<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum entwickelt und wächst jedes<br />

Jahr weiter.<br />

Die Bayern-Genetik GmbH ist auch<br />

heuer wieder mit einem Ausstellungsstand<br />

sowohl im Rinder- als<br />

auch im <strong>Schweine</strong>bereich (dieser<br />

gemeinsam mit der EGZH) vertreten.<br />

Besuchen Sie uns in der Agrarhalle<br />

und informieren Sie sich über alle<br />

Bereiche von Zucht und Besamung.<br />

Die Verlosung von Samenportionen<br />

und Sachpreisen findet auch dieses<br />

Jahr wieder statt.<br />

Edwin Eifler, Bayern-Genetik<br />

24<br />

<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>August</strong> <strong>2013</strong>

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