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SCHWEINE<br />
WELT<br />
Das Magazin für die <strong>Schweine</strong>haltung<br />
<strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> • Nr. 19
Liebe <strong>Schweine</strong>halter und <strong>Schweine</strong>züchter, liebe Kunden<br />
und Freunde der Bayern-Genetik GmbH,<br />
zur Rotthalschau, die gleichzeitig<br />
mit dem Karphamer Fest stattfindet,<br />
möchten wir Sie herzlich an<br />
unseren Messestand einladen.<br />
Vom 01. bis 05. September finden<br />
Sie uns in der Agrarhalle 6.2<br />
gemeinsam mit der EGZH und<br />
unserer Rinderabteilung.<br />
Das viel diskutierte Thema<br />
Schwanzkupieren greifen wir im<br />
vorliegenden Heft gleich mehrmals<br />
auf. In der Betriebsreportage<br />
bringen wir Ihnen Familie Baisl<br />
aus Gilgöd und ihre Arbeit näher.<br />
Besonders interessant ist dabei<br />
die Meisterarbeit von Sohn Franz<br />
und die damit verbundene Teilnahme<br />
an einem Versuch zum<br />
Kupieren.<br />
Über Impfstoffe gegen „Mykoplasmen”<br />
berichtet Dr. Kreutzmann<br />
in seinem Artikel.<br />
Durch eine Kooperation der Bayern-Genetik<br />
mit dem Besamungsverein<br />
Neustadt/Aisch ergeben<br />
sich ganz neue Möglichkeiten für<br />
alle Kunden, die Ebersamen der<br />
weißen Rassen einsetzen.<br />
Die bayerischen Zuchtleiter<br />
haben jeweils einen Bericht zur<br />
Aussagekraft der EGZH-Label und<br />
der Genomischen Selektion beigesteuert.<br />
Die EGZH-Label entwickeln<br />
sich inzwischen bei unseren<br />
Kunden zu einem wichtigen Kriterium<br />
bei der Eberauswahl.<br />
Noch einmal um das Schwanzkupieren<br />
geht es in einem Teil unseres<br />
Berichtes über den Betrieb<br />
Kügel.<br />
Im vergangenen halben Jahr<br />
waren wieder einige Besuchergruppen<br />
an der Eberstation Kammerlehen<br />
- Berichte dazu finden<br />
Sie in dieser Ausgabe der<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong>.<br />
Über die anzeigepflichtige Tierseuche<br />
„Aujesky’sche Krankheit”<br />
schreibt Frau Dr. Roslasky vom<br />
TGD in einem von zwei Artikeln,<br />
die sie uns zur Verfügung gestellt<br />
hat.<br />
In Fachkreisen sehr bekannt ist<br />
der Edelschwein-Zuchtbetrieb<br />
von Thomas Tillig. Einen kleinen<br />
Blick auf die Züchterfamilie und<br />
ihre Arbeit haben wir von EGZH-<br />
Geschäftsführer König bekommen.<br />
Die Bedrohung der heimischen<br />
Bestände durch die Afrikanische<br />
<strong>Schweine</strong>pest kommt immer<br />
näher. In der letzten <strong>Schweine</strong>-<br />
<strong>Welt</strong> haben wir ausgiebig über<br />
diese Tierseuche berichtet.<br />
Wegen dem Fund von Virusträgern<br />
in Tschechien hat uns der<br />
TGD eine aktualisierte Version<br />
des Artikels zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Der Betrieb Anglhuber konnte ein<br />
besonderes Jubiläum feiern: die<br />
1.000ste Sau wurde dieses Jahr<br />
von der EGZH geliefert. Familie<br />
Anglhuber haben wir Ihnen in der<br />
Erstausgabe der <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong><br />
im April 2010 bereits vorgestellt.<br />
Übrigens finden Sie alle bisherigen<br />
Ausgaben unserer Hauszeitschrift<br />
zum lesen oder herunter<br />
laden auf unsere Internetseite:<br />
www.bayern-genetik.de<br />
Die Weichen für die Zukunft wurden<br />
in der Geschäftsführung der<br />
EGZH gestellt. Martin König wird<br />
demnächst in den wohlverdienten<br />
Ruhestand gehen. Seinen<br />
Nachfolger Martin Heudecker<br />
stellen wir Ihnen vor.<br />
Im Winterhalbjahr <strong>2017</strong>/18 werden<br />
wieder Lehrgänge zum<br />
Eigenbestandsbesamer beim<br />
Schwein abgehalten. Wenn Sie<br />
Interesse haben, können Sie sich<br />
bereits heute vormerken lassen.<br />
Mit zwei Nachrufen beschließen<br />
wir das vorliegende Heft.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Freude<br />
beim Lesen der vorliegenden<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong><br />
Ihr<br />
Dr. Thomas Grupp<br />
Geschäftsführer der Bayern-Genetik<br />
GmbH<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
Betriebsreportage Baisl, Gilgöd 3<br />
Impfung gegen „Mykoplasmen” 8<br />
Mehr Auswahl bei den weißen Rassen 9<br />
Halten die Turbo- und Goliath-Eber was sie versprechen? 10<br />
Genomische Selektion - bei Landrasse etabliert 11<br />
Betrieb Georg Kügel, Gaden 12<br />
Besucher an der Eberstation 13<br />
Aujeszky’sche Krankheit 14<br />
Edelschweinzucht auf höchstem Niveau 15<br />
Afrikanische <strong>Schweine</strong>pest 16<br />
Über 1000 Sauen geliefert 18<br />
Neue Geschäftsführung bei der EGZH/EBB-Lehrgänge 19<br />
Nachrufe 20<br />
2<br />
Herausgeber:<br />
Bayern-Genetik GmbH<br />
Riedweg 5 • 86673 Bergheim<br />
Altenbach 2 • 84036 Kumhausen<br />
Tel. 0871 95310-0<br />
www.bayern-genetik.de<br />
Verantwortlich für den Inhalt:<br />
Dr. Thomas Grupp<br />
Edwin Eifler<br />
Armin Prosteder<br />
Titelbild: <strong>Schweine</strong>mast ohne Schwanzkupieren - aus einem Versuch auf dem Betrieb Baisl, Gilgöd.<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
Konventioneller Betrieb mit Mut für neue Wege<br />
In sehr schöner Lage befindet sich<br />
die Hofstelle von Lorenz und Christa<br />
Baisl in Gilgöd. Sohn Franz beendet<br />
diesen Sommer seine Meisterausbildung.<br />
Für seine Abschlussarbeit hat<br />
er auf dem elterlichen Betrieb an<br />
einer bundesweiten Versuchsreihe<br />
zur Mast mit verschiedenen<br />
Familie Baisl (v. li.): Franz, Christa, Lorenz, Josefine und Johanna.<br />
Schwanzlängen teilgenommen<br />
(ausführlicher Bericht am Ende der<br />
Betriebsreportage). Nach der Schule<br />
wird er seine Eltern noch stärker bei<br />
der täglichen Arbeit unterstützen.<br />
Die Töchter Johanna und Josefine<br />
sind als Bankkauffrau bzw. Auszubildende<br />
zur Landmaschinenmechanikerin<br />
in andere Berufe eingetreten.<br />
Doch das Wissen und<br />
Können der beiden ist auch für den<br />
bäuerlichen Betrieb von großem<br />
Nutzen. Der Hof wurde im Jahre<br />
1404 erstmals urkundlich erwähnt.<br />
1880 wurde er von den Vorfahren<br />
der jetzigen Betriebsleiter gekauft,<br />
die ihn 1995 von ihren Eltern übernommen<br />
haben und jetzt in der vierten<br />
Generation führen.<br />
Mitte der 1990er Jahre war die Ausrichtung<br />
des Bauernhofs hauptsächlich<br />
auf Milchvieh. Aber es gab<br />
bereits <strong>Schweine</strong> auf dem Hof. Nach<br />
und nach wurde umgebaut, abgerissen,<br />
erweitert und neu gebaut. Hier<br />
erweist sich allerdings die schöne<br />
hügelige Lage als Nachteil. Erweiterungen<br />
sind meist mit hohem finanziellem<br />
und arbeitstechnischem Aufwand<br />
verbunden, weil dabei große<br />
Erdbewegungen erforderlich sind.<br />
Heute ist die Haupteinnahmequelle<br />
die geschlossene <strong>Schweine</strong>produktion.<br />
Lorenz kümmert sich als LKP-<br />
Ringberater um den Pflanzenbau im<br />
Landkreis Altötting und bietet darüber<br />
hinaus seine Arbeitskraft auch<br />
zum Lohnspritzen an. Mit Hilfe einer<br />
Photovoltaikanlage betätigt sich der<br />
Betrieb zusätzlich als Energieerzeuger.<br />
In den Stallungen stehen rund 110<br />
Zuchtsauen und etwa 800 Masttiere.<br />
Der Zuchtbereich ist im früheren Rinderstall<br />
auf zwei Stockwerke verteilt.<br />
Leersauen sind in Gruppenhaltung<br />
mit Freilauf. Die Flüssig-Fütterung<br />
findet über zwei Langtröge mit Fressplatzteiler<br />
statt. Der Futterbrei wird<br />
mit Hilfe der hofeigenen Mahl- und<br />
Mischanlage erzeugt. Die Kapazität<br />
des Getreidelagers beträgt 645 Tonnen.<br />
Angebaut werden Mais, Winterweizen,<br />
Wintergerste, Raps, vielfältige<br />
Zwischenfruchtmischungen und<br />
etwa 10% Erbsen.<br />
Im Abferkelbereich stehen zweimal<br />
18 Buchten mit schräg gestellten Ferkelschutzkörben<br />
zur Verfügung.<br />
Diese können momentan nicht voll<br />
besetzt werden, da die Anzahl der<br />
Die Hofstelle im Jahre 1960.<br />
So präsentiert sich der Gilgöder-Hof nach etlichen<br />
Um- und Anbauten seit dem Jahr 2014.<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 3
Der Abferkelbereich ist sehr hell.<br />
Ferkelaufzuchtplätze nicht ausreicht.<br />
Ausgestattet sind die Buchten mit<br />
vollperforierten Kunststoffrosten und<br />
jeweils vorne seitlich angebrachter<br />
Bodenheizung. Die gleiche Bodenausstattung<br />
befindet sich im Flatdeck,<br />
wobei die Heizung nur für die<br />
ersten Wochen bestimmt ist. Die<br />
Leistung des Betriebes:<br />
Ferkel lebend geboren pro Wurf: 11,4<br />
aufgez. Ferkel pro Sau und Jahr: 23,1<br />
Würfe pro Jahr und Sau 2,3<br />
Zwischenwurfzeit: 149<br />
Umrauscherquote:<br />
sehr gering<br />
tägliche Zunahme (gr) 854<br />
Milchzufütterung wird per Hand und<br />
je nach Bedarf ausgeführt. Der Mastbereich<br />
ist in sieben Abteile mit<br />
unterschiedlichen Größen aufgeteilt.<br />
Er erstreckt sich über drei Gebäude.<br />
Gruppenhaltung mit Zugang zum Freiluftbereich<br />
(oben, links und rechts von den Fenstern).<br />
Für die Wärmeerzeugung in Wohnhaus<br />
und Stallungen ist eine ausreichend<br />
große Biomasseheizung<br />
zuständig. Diese wird vorwiegend<br />
mit dem anfallenden Getreideabputz<br />
befeuert. Zur Verhinderung von<br />
Schlackenbildung findet eine automatische<br />
Kalkzufuhr statt.<br />
Im 3-Wochen-Rhythmus sind die<br />
Abläufe auf dem Betrieb organisiert.<br />
Die Gruppengröße liegt bei jeweils<br />
15 Sauen. Jungsauen stammen alle<br />
aus der eigenen Zucht, ebenso der<br />
eingesetzte Sucheber. Die Eingliederung<br />
der Nachwuchstiere in eine<br />
bestehende Gruppe erfolgt erst nach<br />
der ersten Abferkelung. Vorher werden<br />
die Jungsauen direkt neben den<br />
Altsauen gehalten, aber ohne körperlichen<br />
Kontakt zueinander.<br />
Zur regelmäßigen Trächtigkeitsuntersuchung<br />
kommen die Bayern-Genetik<br />
Scanner-Mitarbeiter Josef Schrädobler<br />
bzw. Franz Brummer-Hartl auf<br />
den Betrieb. Ringberater des LKV<br />
sind für den Bereich Zucht Wolfgang<br />
Hansbauer und den Mastbereich<br />
Klaus Zettl.<br />
Der Betrieb setzt bei der Eberauswahl<br />
auf Eber, die sich in der Nachkommenprüfung<br />
bereits bewährt<br />
haben. Die zusätzlichen Kosten für<br />
Produktionswerteber amortisieren<br />
sich bei der eigenen Mast mehrfach<br />
wieder. Vorwiegend werden Muskelfleischvererber<br />
eingesetzt, die auch<br />
in den täglichen Zunahmen positiv<br />
sind. Ein weiteres Auswahlkriterium<br />
ist die Schlachtkörperlänge.<br />
Alle Tiere werden über die Viehvermarktungsgenossenschaft<br />
in Waldkraiburg<br />
vermarktet.<br />
Die Betriebsleiter und der Hofnachfolger<br />
sind sich einig über die<br />
Der Freiluftbereich wird von den Sauen gerne<br />
benutzt.<br />
4<br />
Getreideabputz wird als hauptsächliche Energiequelle<br />
für die Biomasseheizung verwendet.<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
Rapsstroh bzw. Luzerneheu wurde in Netzen angeboten.<br />
Zusätzlich gab es noch Spielmöglichkeiten.<br />
geplante Zukunft: Wachstum soll es<br />
in Richtung Qualität geben und weniger<br />
in der Größe. Der in dieser<br />
Gegend gewachsene Familienbetrieb<br />
soll auch in Zukunft als solcher<br />
erfolgreich bestehen bleiben. Weiterhin<br />
sollen Landschaft und Betrieb<br />
zueinander passen, aber auch mehrere<br />
Generationen ernähren können.<br />
Lorenz Baisl ist sehr aktiv in vielen<br />
Ehrenämtern. Besonders engagiert<br />
er sich als Gemeinderat. Sohn Franz<br />
ist ebenso aktiv bei der freiwilligen<br />
Feuerwehr und weiteren örtlichen<br />
Vereinen. Im Mai war er über eine<br />
Zusammenarbeit der Höheren Landbauschule<br />
Rotthalmünster und dem<br />
Gymnasium in Pocking in der Schule<br />
und stellte den Schülern die tägliche<br />
Arbeit eines <strong>Schweine</strong>betriebes dar.<br />
Diese Nebentätigkeiten sind nur<br />
möglich weil sich Christa Baisl so<br />
Zusätzliche Rauhfuttergabe.<br />
stark auf dem heimischen Betrieb<br />
einsetzt. Aus diesem Grund sind nur<br />
seltene gemeinsame Tagesausflüge<br />
machbar. Eine mehrtägiger Urlaub<br />
der Eheleute war bisher erst einmal<br />
möglich, ist aber für die Zukunft stärker<br />
geplant.<br />
Lorenz und Franz Baisl wollen auch in<br />
Zukunft <strong>Schweine</strong> produzieren.<br />
Beide sehen die Notwendigkeit, Produktion<br />
und Mast an die gesellschaftlichen<br />
Anforderungen anzupassen.<br />
Dazu ist aber gerade für den Bereich<br />
Langschwanz ihrer Meinung nach<br />
noch intensive Forschungs- und Versuchsarbeit<br />
notwendig. Politische<br />
und gesellschaftliche Vorgaben können<br />
ohne wissenschaftlichen Hintergrund<br />
schnell das wirtschaftliche<br />
Ende vieler bayerischer Betriebe<br />
bedeuten. Vor diesem Hintergrund<br />
ist die Bereitschaft entstanden, aktiv<br />
an der Ursachenerforschung und<br />
dem Finden von Lösungsmöglichkeiten<br />
des Problems mitzuarbeiten.<br />
Allen Beteiligten muss klar sein, dass<br />
solche Lösungen auch praktikabel<br />
und bezahlbar sein müssen, sonst ist<br />
keine <strong>Schweine</strong>produktion in unserem<br />
Land mehr möglich. Deshalb hat<br />
sich Franz Baisl dazu entschlossen,<br />
seine Meisterarbeit in diesem<br />
Bereich zu schreiben.<br />
Meisterarbeit von Franz Baisl mit<br />
dem Thema:<br />
„Auswirkungen von drei unterschiedlichen<br />
Schwanzlängen bei<br />
Mastschweinen hinsichtlich der<br />
Tiergesundheit und Kannibalismus.”<br />
Anfang 2016 wurden 64 Ferkel für<br />
den Versuch auf dem Gilgöder Hof<br />
ausgewählt. Die Tiere stammen von<br />
acht verschiedenen Sauen. Von<br />
Rohfaserangebot in der Schale. Wasserschlauch und<br />
Beißkugel für den Spieltrieb der Tiere.<br />
Links Tiere aus der gelben Gruppe (unkupiert), rechts<br />
aus der blauen Gruppe (1/3 kupiert).<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 5
Der Spaltenboden im Mastbereich wurde teilweise<br />
durch Stroh verschlossen.<br />
Diese angebissene Schwanzspitze wurde mit Jod behandelt.<br />
Aufteilung der 64 Ferkel in vier Gruppen zu je 16 Tieren:<br />
Ferkelaufzucht:<br />
Gruppe Grün: ca. 0,41 m²/Ferkel und 2/3 kupiert<br />
Gruppe Blau: ca. 0,41 m²/Ferkel und 1/3 kupiert<br />
Gruppe Gelb: ca. 0,41 m²/Ferkel und unkupiert<br />
Gruppe Rot: ca. 0,71 m²/Ferkel und unkupiert und zusätzlicher Trog<br />
Mast:<br />
Gruppe Grün: ca. 1,12 m²/MS und 2/3 kupiert<br />
Gruppe Blau: ca. 1,12 m²/MS und 1/3 kupiert<br />
Gruppe Gelb: ca. 1,12 m²/MS und unkupiert<br />
Gruppe Rot: ca. 1,30 m²/MS und unkupiert<br />
Fläche pro Tier ergab sich aus bestehender Buchtengröße und Tieranzahl<br />
jedem Wurf wurde ein männliches<br />
und ein weibliches Tier in die vier<br />
Gruppen aufgenommen. Mit verschiedenfarbigen<br />
Ohrmarken und<br />
Nummern hatte man die Ferkel<br />
gekennzeichnet (siehe Tabelle).<br />
Die Tiere wurden nach dem Absetzen<br />
grob sortiert und zwei Wochen in<br />
Anfütterungsschalen (ca. 24er Buchten)<br />
gehalten. Mit etwa sechs<br />
Wochen sind die Ferkel in den Ferkelstall,<br />
der für den Versuch vorbereitet<br />
worden war, umgestallt worden. Dort<br />
blieben sie bis ca. 30 kg Lebendgewicht.<br />
Anschließend wurden sie im<br />
Maststall (Vollspalten, Flüssigfutter)<br />
in Doppelbuchten aufgeteilt. Bei den<br />
Umstallungen und am Mastende<br />
wurden die Tiere lebend gewogen.<br />
Alle vier Buchten wurden mit an Ketten<br />
befestigten Beißkugeln ausgestattet.<br />
Rapsstroh oder Luzerneheu<br />
wurde in Netzen angeboten.<br />
Nach Bedarf gab es die Möglichkeit<br />
verschiedene Hanfseile, Wasserschläuche<br />
und weitere Gegenstände<br />
in den Buchten zu montieren. Durch<br />
einen Zusatztrog konnte an mehreren<br />
Stellen Raufutter angeboten werden.<br />
Der Raufutterverbrauch wurde<br />
pro Bucht durch Ein- und Zurückwiegen<br />
erfasst.<br />
Bei auftretenden Beißspuren bzw.<br />
Nekrosenbildung wurde das Tier entsprechend<br />
behandelt und im äußersten<br />
Fall in eine Krankenbucht umgestallt.<br />
Wenn ein „Täter“ aufgespürt<br />
werden konnte, sollte er von der<br />
Gruppe entfernt werden. In diesem<br />
Fall sollte dann im Stalltagebuch aufgezeichnet<br />
werden, was sich für<br />
Umstände verändert haben bzw. welche<br />
Faktoren für das Auslösen des<br />
Schwanzbeißens vermutlich ursächlich<br />
waren.<br />
Ab dem Absetzen fand wöchentlich,<br />
im Regelfall am Montag Nachmittag,<br />
die Bonitierung für jedes einzelne<br />
Ferkel statt. Gesundheit, Schwanzverletzungen,<br />
Ohrverletzungen und<br />
die Flanke wurden beurteilt.<br />
Außerdem fanden am Boniturtag die<br />
äußeren Einflüsse wie das Stallklima,<br />
die Buchten, die Tiere und sonstige<br />
Beobachtungen, Eingang in die Aufzeichnungen.<br />
Alle Einzelfuttermittel und fertige Futtermischungen<br />
untersuchte man auf<br />
ihre Inhaltsstoffe. Das Raufutter und<br />
die fertigen Futtermischungen wurden<br />
zusätzlich auf Toxine ausgewertet.<br />
Blutproben von etwa 10 Ferkeln<br />
und Wasserproben hat der TGD<br />
genommen und untersucht.<br />
Der Versuch startete am 12. Januar<br />
2016. Die ersten Tiere wurden am 03.<br />
<strong>Juli</strong> verkauft, die letzten am 26. <strong>Juli</strong><br />
2016.<br />
Die Gruppe Grün bekam in den ersten<br />
drei Wochen der Ferkelaufzucht<br />
keine Luzerne und Spielmaterial in<br />
die Anfütterungsschalen. Da dieses<br />
Rauhfutter neu war, haben sich die<br />
Tiere aber anschließend im Ferkelstall<br />
umso mehr damit beschäftigt als<br />
die Vergleichsgruppen. Was für Franz<br />
Baisl unter anderem mit zu den interessantesten<br />
Ergebnissen des Versuchs<br />
zählt: das Verhalten eines Tieres<br />
kann man definitiv durch<br />
Rohfaser, Spielmaterial, Platzangebot<br />
und Genetik stark beeinflussen!<br />
Luzerneheu ist bei Ferkeln sehr gut<br />
aber teuer! Eine Alternative wäre<br />
Rapsstroh, denn es hat eine ähnliche<br />
Struktur und kostet nur die Hälfte.<br />
Allerdings gibt es große Qualitätsschwankungen,<br />
vor allem in Bezug<br />
auf Schimmelpilzbelastung. In der<br />
Mast wurde auf relativ langes Gerstenstroh<br />
gewechselt, weil kurzes<br />
6 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
Stroh zu schnell verbraucht war. Mit<br />
langem Stroh spielen <strong>Schweine</strong> lieber<br />
aber vor allem länger. Allerdings<br />
hat das lange Stroh eine massive<br />
Schwimmschicht im Kanal erzeugt.<br />
Das führte zu Problemen mit der<br />
Gülle. In den Buchten entstanden<br />
teilweise richtige Misthaufen. Auf<br />
dem Mist rutschen die Tiere leicht<br />
aus, wodurch es zu Fundmentproblemen<br />
kommt. Zusätzlich fördert Stroh<br />
ungemein die Fliegenentwicklung.<br />
Die Feinstaubbelastung in der Luft<br />
war für Mensch und Tier deutlich<br />
höher.<br />
Bei der geleisteten Mehrarbeit stammen<br />
die Angaben teils von der Auswertung<br />
des Versuches bzw. sind<br />
reine Erfahrungswerte. Die Kosten<br />
wurden im Mittelfeld angesiedelt.<br />
Nach Meinung von Franz Baisl gibt es<br />
bei den Kosten nach oben jedoch<br />
keine Grenze. Wenn verstärkt Probleme<br />
auftauchen ist man so gut wie<br />
den ganzen Tag im Stall. Die Stundenentlohnung<br />
wurde mit 25 €/Akh<br />
angesetzt, da man für die Tierbetreuung<br />
absolutes Fachpersonal benötigt.<br />
Kalkuliert: 2 Akh/Mastplatz<br />
1 Akh/Ferkelaufzuchtplatz<br />
Entspricht 20,60 €/MS Mehrkosten<br />
allein durch die höhere Mehrarbeit.<br />
Insgesamt lagen die erhöhten Kosten<br />
bei 33 €/Tier beim Versuch.<br />
Versuchsergebnis:<br />
In der grünen Gruppe kam es bei<br />
19 % der Tiere zu Verletzungen<br />
wegen Schwanzbeißen. Allerdings<br />
waren diese Verletzungen sehr<br />
gering, meistens nur Kratzer.<br />
Die blaue Gruppe hatte einen Anteil<br />
von 62 % verletzten Tieren und dabei<br />
stärkere Wunden als bei grün. Zwei<br />
Tiere wurden so stark angebissen,<br />
dass die daraus resultierende Entzündung<br />
zum Tod führte.<br />
Die rote und gelbe Gruppe war nahezu<br />
identisch mit 84% bzw. 88% Verletztungen<br />
aufgrund Schwanzbeißen.<br />
In diesen beiden Gruppen trat<br />
das Problem auch am heftigsten auf.<br />
Manche Tiere sind sowohl „Täter” als<br />
auch „Opfer” des Kannibalismus<br />
gewesen. Am Ende des Versuchs<br />
waren bei der roten Gruppe noch<br />
vier Tiere verletzt und eines in der<br />
gelben Gruppe. Bei den anderen<br />
waren die Wunden abgeheilt.<br />
Als Auslöser für den Kannibalismus<br />
konnten zum Teil stark schwankende<br />
Umwelteinflüsse (z. B. Hitze, starke<br />
Sonneneinstrahlung usw.) beobachtet<br />
werden. An einem Nachmittag<br />
beispielsweise führte genau bei einer<br />
Bucht die Sonneneinstrahlung zu<br />
sehr aggressiven Schwanzbeißen.<br />
Doch es gab auch nicht erklärbare<br />
Vorkommnisse, so dass noch deutlich<br />
mehr Forschungsarbeit nötig ist,<br />
um das Problem in den Griff zu<br />
bekommen.<br />
Fazit von Franz Baisl:<br />
„Der Versuch war sehr lehrreich nicht<br />
nur für mich, sondern für die ganze<br />
Familie, denn wenn ich durch Schule<br />
etc. nicht zu Hause sein konnte,<br />
wurde ich gut vertreten. Es wird<br />
deutlich dass wir in der Erforschung<br />
bei Langschwanz-Haltung noch ziemlich<br />
am Anfang stehen. Das wird<br />
auch beim Austausch mit Berufskollegen<br />
deutlich, denn zwei Durchgänge<br />
gehen prima und der nächste ist<br />
eine Katastrophe für Mensch und<br />
Tier zugleich, denn die Tiere müssen<br />
langanhaltende Schmerzen aushalten.<br />
Darüber hinaus steht der betroffene<br />
Landwirt Tag und Nacht im Stall<br />
bzw. kann nicht mehr schlafen. Man<br />
kann alles nach seinen Möglichkeiten<br />
ausgeschöpft haben, aber das<br />
Schwanzbeißen tritt dennoch auf.<br />
Wenn einmal eine <strong>Schweine</strong>bucht<br />
schlimmer aussieht als ein Schlachthof,<br />
macht das einem schon Sorge<br />
wo wir uns momentan gesellschaftlich<br />
hinbewegen.<br />
Sollte der Langschwanz Gesetz werden,<br />
hoffe ich, das wir noch lange<br />
Zeit haben für Problemlösungen.<br />
Grundsätzlich sollte eine Übergangsfrist<br />
von mindestens 20 Jahren gelten,<br />
da ein Stall für diese Zeit kalkuliert<br />
werden muss. Solche Stallungen<br />
müssen anders aussehen.<br />
Trotzdem bin ich davon überzeugt<br />
dass der Schmerz beim Schwanzkupieren<br />
deutlich geringer ist, als die<br />
Schmerzen, die Tiere bei auftretendem<br />
Kannibalismus ertragen müssen.<br />
Durch die Forschung kommen<br />
Erkenntnisse zu Tage, die für eine<br />
zukunftsstarke <strong>Schweine</strong>haltung hilfreich<br />
sind.<br />
Grundsätzlich sind unsere bestehenden<br />
Stallsysteme nicht für übermäßig<br />
viel Rohfaser und auch nicht für<br />
Tiere mit Langschwanz ausgelegt.”<br />
Die Versuchreihe, an der Franz Baisl<br />
teilgenommen hat, wurde deutschlandweit<br />
unter Leitung der LfL Grub<br />
abgehalten.<br />
Franz Baisl (Meisterarbeit und Bilder),<br />
Armin Prosteder und Edwin Eifler,<br />
beide Bayern-Genetik<br />
Abgestorbene Schwanzspitze nach Verbiss durch<br />
andere Masttiere.<br />
Luzerneheu (links) ist als Beschäftigungsmaterial<br />
deutlich kostenintensiver als Rapsstroh (rechts).<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 7
Impfen gegen M.hyopneumoniae „Mykoplasmen“ – eine mehr<br />
als 20 jährige Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben<br />
Abbildung 1: Lunge mit Spitzenlappenveränderung<br />
wie sie typischerweise<br />
von M.hyopneumoniae hervorgerufen<br />
werden. (Bild: Zoetis)<br />
Nach wie vor stellt die Enzootische<br />
Pneumonie, die durch M.hyopneumoniae<br />
(häufig als „Mykoplasmen“<br />
bezeichnet) verursacht wird, eine der<br />
ökonomisch bedeutsamsten Erkrankungen<br />
in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />
dar 1 . Der Grund für die massiven<br />
ökonomischen Einbußen liegt hierbei<br />
in der langanhaltenden Schädigung<br />
des Lungenge<strong>web</strong>es. Die<br />
„Mykoplasmen“ bereiten dabei den<br />
Weg für eine Vielzahl von bakteriellen<br />
Sekundärerregern, die dann zum Bild<br />
der sog. Enzootischen Pneumonie<br />
führen. Der Erreger kann zwar auch<br />
mit bestimmten Antibiotika bekämpft<br />
werden, allerdings sind zum Zeitpunkt<br />
des sichtbaren Ausbruchs der<br />
Krankheit oft schon Lungenschäden<br />
(Abbildung 1) vorhanden, so dass es<br />
sich dringend empfiehlt, bereits im<br />
Vorfeld mittels einer Impfung vorzubeugen.<br />
Nicht umsonst wird die Impfung<br />
gegen M.hyopneumoniae<br />
(M.hyo) neben der Impfung gegen<br />
PCV2 nach wie vor von vielen Tierärzten<br />
als „Standard“ Impfung angesehen<br />
und in Deutschland breitflächig<br />
eingesetzt 2 .<br />
Bereits 1994 kam der erste Impfstoff<br />
gegen M.hyopneumoniae auf den<br />
Markt, ihm folgten zahlreiche weitere.<br />
Die zunächst verfügbaren Impfstoffe<br />
mussten dabei zweimal appliziert<br />
werden (2-Shot), später wurden<br />
auch einmalig zu applizierende Impfstoffe<br />
verfügbar (1-Shot). Bis heute<br />
werden abhängig von den betrieblichen<br />
Gegebenheiten weiterhin<br />
sowohl 1-Shot als auch 2-Shot Impfstoffe<br />
eingesetzt. Eine Untersuchung<br />
der Universität Gießen aus dem Jahr<br />
2014 verglich dabei eine Gruppe von<br />
2-Shot Impfstoffen mit zwei unterschiedlichen<br />
1-Shots 3 (Abbildung 2).<br />
Dabei zeigte sich, dass die 2-Shot<br />
Impfstoffe (Gruppe V3) den besten<br />
Schutz boten, dicht gefolgt von<br />
einem der beiden 1-Shots (Gruppe<br />
V2). Bemerkenswert dabei war, dass<br />
ein 1-Shot (Gruppe V1) in der Wirksamkeit<br />
gegenüber den anderen<br />
Gruppen sehr stark abfiel. Es zeigte<br />
sich somit, dass neben dem Impfschema<br />
auch die Wahl des Impfstoffs<br />
selbst einen starken Einfluss auf die<br />
Wirksamkeit hatte.<br />
Da die Impfung gegen M.hyo aus<br />
gutem Grund als Standard angesehen<br />
wird, wurde natürlich weiter<br />
nach Möglichkeiten gesucht die<br />
Applikation einfacher und zeitsparender<br />
zu gestalten. Eine Möglichkeit<br />
stellt das Mischen von M.hyopneumoniae<br />
Impfstoffen mit Impfstoffen<br />
gegen andere Erreger dar. Schon seit<br />
Jahren gibt es einen M.hyo Impfstoff,<br />
welcher mit einem Impfstoff gegen<br />
das PRRS Virus gemischt werden<br />
kann, ebenso wie eine Vakzine die<br />
mit einem Impfstoff gegen PCV2<br />
(„Circo“) gemischt werden kann.<br />
Auch wenn das Mischen bereits eine<br />
Zeitersparnis bei der Applikation darstellt,<br />
so stellen natürlich gebrauchsfertige<br />
Kombinationsimpfstoffe, die<br />
M.hyopneumoniae beinhalten (sog.<br />
Ready to use / RTU), eine weitere<br />
Vereinfachung dar, da auch der<br />
Schritt des Anmischens entfällt.<br />
Wie Anfangs erwähnt, stellt die Impfung<br />
gegen PCV2 eine der Standardimpfungen<br />
dar, womit natürlich eine<br />
gebrauchsfertige Kombination von<br />
PCV2 und M.hyopneumoniae prinzipiell<br />
interessant ist. Nach dem Einführen<br />
der Mischbarkeit eines PCV2<br />
und M.hyopneumoniae Impfstoffs im<br />
Jahre 2010 dauerte es dennoch weitere<br />
4 Jahre bis der erste fertige<br />
Kombinationsimpfstoff mit dieser<br />
Erregerkombination im Jahre 2014<br />
die Zulassung erhielt. Dieser basiert<br />
im Wesentlichen auf einem bereits<br />
existierenden M.hyopneumoniae<br />
Impfstoff, welchem das PCV2 Antigen<br />
einer anderen Vakzine zugesetzt<br />
wurde 4 .<br />
Eine der maßgeblichen Schwierigkeiten<br />
in der Entwicklung eines<br />
gebrauchsfertigen M.hyo Kombinationsimpfstoffs<br />
liegt in der Tatsache<br />
begründet, wie das M.hyopneumoniae<br />
Antigen (Bestandteil des Impfstoffs,<br />
welcher die Immunantwort<br />
auslöst) für den Impfstoff hergestellt<br />
wird. In der Regel erfolgt diese Herstellung,<br />
genauer die Vermehrung<br />
von M.hyopneumoniae, in einem<br />
Kulturmedium, unter Nutzung von<br />
porzinem Serum, welches aus dem<br />
Blut „normaler“ <strong>Schweine</strong> gewonnen<br />
wird. Da diese Tiere aber in ihrem<br />
Leben häufig Kontakt zu Krankheitserregern<br />
hatten, enthält ihr Blut zahlreiche<br />
Antikörper. PCV2 („Circo“) ist<br />
wie bereits erwähnt eine weit verbreitete<br />
Krankheit, so dass viele<br />
<strong>Schweine</strong> Antikörper gegen PCV2<br />
tragen. Diese Antikörper sind für<br />
einen normalen M.hyopneumoniae<br />
Impfstoff nicht weiter relevant, können<br />
aber in einem gebrauchsfertigen<br />
M.hyo/PCV2 Kombinationsimpfstoff<br />
ein Problem darstellen, da sie das<br />
PCV2 Antigen in dem Impfstoff neutralisieren<br />
können. Wenn diese Antikörper<br />
zuvor aus der M.hyo Komponente<br />
entfernt werden, entfällt dieses<br />
Problem.<br />
Da in solch einem Kombinationsimpfstoff<br />
mehrere Antigene enthalten<br />
sind (PCV2 und M.hyo) stellt sich<br />
außerdem die Frage, wie man in<br />
einem Kombinationsimpfstoff eine<br />
8 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
Abbildung 2: Vergleich verschiedener M.hyopneumoniae Impfstoffe<br />
anhand der Lungenläsionen. Anteil der Lungen mit unterschiedlichen<br />
schweren Veränderungen (Score 0 – keine Veränderung, Score 20 -<br />
stärkste Veränderung).<br />
besonders zielgerichtete Immunantwort<br />
gegen M.hyopneumoniae<br />
erzeugen kann. Hierzu wurde von<br />
japanischen Wissenschaftlern eine<br />
interessante Entdeckung gemacht 5 .<br />
Die Wissenschaftler fanden heraus,<br />
dass nicht die M.hyopneumoniae<br />
Zellen selbst maßgeblich für den<br />
Schutz vor M.hyo bedingten Lungenschäden<br />
sind, sondern lösliche Antigene,<br />
welche sich in dem erwähnten<br />
Kulturmedium (welches zur Vermehrung<br />
genutzt wird) finden.<br />
Diese Erkenntnisse wurden in der<br />
Entwicklung eines neuen M.hyopneumoniae/PCV2<br />
Kombinationsimpfstoff<br />
genutzt. In diesem Impfstoff<br />
werden die (PCV2) Antikörper mittels<br />
eines einzigartigen Verfahrens entfernt<br />
und zudem werden die überflüssigen<br />
M.hyopneumoniae Zellen<br />
abfiltriert, womit nur die maßgeblichen<br />
gelösten M.hyopneumoniae<br />
Antigene erhalten bleiben.<br />
Fazit<br />
Seit mehr als 20 Jahren werden<br />
Impfstoffe gegen M.hyopneumoniae<br />
in der <strong>Schweine</strong>produktion eingesetzt.<br />
Nachdem zunächst ausschließlich<br />
2-Shot Impfstoffe verfügbar<br />
waren, kamen in der weiteren Folge<br />
1-Shot Impfstoffe auf den Markt. Es<br />
folgte die Möglichkeit der Mischung<br />
von Impfstoffen gegen M.hyopneumoniae<br />
mit solchen gegen PRRS und<br />
PCV2. Nachdem 2014 die erste<br />
gebrauchsfertige Kombinationsvakzine<br />
gegen M.hyo und PCV2 die Zulassung<br />
erhielt, steht als neueste Innovation<br />
nun ein gebrauchsfertiger<br />
PCV2/M.hyo Kombinationsimpfstoff<br />
bereit, welcher mittels eines einzigartigen<br />
Herstellungsprozesses störende<br />
gegen PCV2 gerichtete Antikörper<br />
aus der M.hyo Komponente entfernt<br />
und durch Nutzung eines besonders<br />
aufgereinigten M.hyo Antigens eine<br />
besonders zielgerichtete Immunantwort<br />
erzeugt. Auch wenn sich somit<br />
an der Wichtigkeit einer M.hyopneumoniae<br />
Impfung nichts geändert hat,<br />
so stehen doch heute Optionen<br />
bereit, welche eine besonders zeitsparende<br />
aber trotzdem effektive<br />
Impfung gegen diesen wichtigen<br />
Erreger ermöglichen.<br />
Dr. med. vet. Martin Kreutzmann –<br />
Zoetis Deutschland GmbH<br />
Quellen:<br />
1: Thacker und Minion (2012): Mycoplasmosis.<br />
In: Diseases of Swine10th<br />
Edition 779-797.<br />
2: http://www.tiergesundheitundmehr.de/impfverhalten-schweinehalter.pdfx<br />
3: Hillen et. al. (2014): Occurrence<br />
and severity of lung lesions in<br />
slaughter pigs vaccinated against<br />
Mycoplasma hyopneumoniae with<br />
different strategies. Prev. Vet. Med.<br />
113 580-588.<br />
4: CVMP assessment report<br />
EMEA/V/C/003796/0000<br />
5: Okada et al. (2000): Protective<br />
Effect of Vaccination with Culture<br />
Supernate of M.hyopneumoniae<br />
against Experimental Infection in<br />
Pigs. J. Vet.Med. B. 527-533.<br />
Mehr Auswahl bei Landrasse- und Edelschwein-Ebern<br />
Ab August <strong>2017</strong> haben Sie eine<br />
weitaus größere Auswahl an Ebern<br />
der Deutschen Landrasse und Deutsches<br />
Edelschwein.<br />
Ab diesem Datum können Sie Eber,<br />
die beim Besamungsverein Neustadt<br />
an der Aisch (BVN) stehen, auch über<br />
die Bayern-Genetik bestellen. Da wir<br />
dafür allerdings etwas länger vorausplanen<br />
müssen, können nur Bestellungen<br />
berücksichtigt werden, die<br />
spätestens bis Mittwoch in der<br />
Woche vor der Auslieferung des<br />
Ebersamen bei uns eingegangen<br />
sind. Sie erhalten den Samen der<br />
BVN-Eber dann ab dem Montag der<br />
Auslieferungswoche. Der Samen<br />
wird mit dem bewährten Langzeitverdünner<br />
geliefert, so dass Sie ihn einige<br />
Tage lang verwenden können.<br />
Beachten Sie das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum,<br />
wie Sie es<br />
von den Bayern-Genetik Samentuben<br />
bereits kennen. Hintergrund dieser<br />
engen Zusammenarbeit zwischen<br />
den beiden bayerischen<br />
Stationen ist die Verbesserung des<br />
genetischen Angebots bei den weißen<br />
Rassen. Vor allem der Linienverengung<br />
wollen wir damit entgegen<br />
treten. Darüber hinaus entsteht die<br />
Möglichkeit die Tiere züchterisch<br />
besser zu nutzen.<br />
Durch eine Optimierung im Produktionsablauf<br />
können wir Ihnen gleichzeitig<br />
ab August jeden Bayern-Genetik<br />
DE- und DL-Eber für jeden<br />
Auslieferungstag zur Verfügung stellen!<br />
Beachten Sie den aktuellen<br />
Sprungplan im Internet bzw. Eberkatalog<br />
und Eberinfo.<br />
Denken Sie bei Ihrer Bestellung<br />
daran: je früher Sie bestellen, umso<br />
sicherer erhalten Sie den gewünschten<br />
Eber!<br />
Edwin Eifler, Bayern-Genetik<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 9
Halten die Turbo- und Goliath-Eber was Sie versprechen?<br />
Im letzten Jahr wurden von der<br />
EGZH Labels für die Piétrain-Eber<br />
eingeführt. Seitdem herrscht eine<br />
besonders große Nachfrage nach<br />
Turbo- und Goliath-Ebern. Piétralon-<br />
Eber werden bisher hingegen auf<br />
Grund des begrenzten Umfangs der<br />
Ebermast in Bayern nur in geringem<br />
Maße nachgefragt.<br />
Folgende Auswertung zeigt die Überlegenheit<br />
des Turbo- bzw. Goliath-<br />
Ebers im Vergleich zu einem durchschnittlichen<br />
bayerischen Besamungseber<br />
bei wichtigen Leistungsmerkmalen.<br />
Mit einem Zuchtwert von + 53 g bei<br />
der Täglichen Zunahme haben<br />
Turbo-Eber einen um gut 40 g höheren<br />
Zuchtwert als der Durchschnitt<br />
aller bayerischen KB-Eber. Auch die<br />
Schlachtkörperlänge (Zuchtwert +<br />
1,17 cm) und die Fleischqualität (ZW<br />
pH1 = + 0,06) heben sich deutlich<br />
von einem durchschnittlichen Eber<br />
ab. Die Fleischfülle und die Fleischanteile<br />
dagegen sind unterdurchschnittlich.<br />
Die mittleren Zuchtwerte bestätigen<br />
somit die von der EGZH beworbenen<br />
Vererbungsschwerpunkte der Turbo-<br />
Eber: Höchste Tageszunahmen, viele<br />
Mittlere Zuchtwerte aller bayerischer KB-Eber, der Turbo- und der<br />
Goliath-Eber (Stand 23.02.<strong>2017</strong>).<br />
Anzahl GZW TZ FVW SKL RMFL FLAN BFL pH1<br />
513 121 11 0,04 0,12 1,15 0,70 0,75 0,00<br />
113 140 53 0,07 1,17 0,71 0,33 0,35 0,06<br />
235 129 -0,5 0,06 -0,13 2,92 1,53 1,62 -0,03<br />
- Klare Überlegenheit des Turbo-Ebers bei Wuchs, Länge und Vitalität<br />
- Deutliche Stärken des Goliath-Ebers sind Fleischfülle und Fleischanteil.<br />
Umtriebe, reinerbig stressstabile<br />
Tiere sowie homogene und vitale<br />
Mastgruppen.<br />
Goliath-Eber werden als typische<br />
Fleischeber beworben. Im Vergleich<br />
zu allen bayerischen KB-Ebern zeigen<br />
die Goliath-Eber deutlich höhere<br />
Zuchtwerte in den Merkmalen<br />
Rückenmuskelfläche (+ 2,92 cm 2 ),<br />
Muskelfleischanteil (+1,53 %) und<br />
Bauchfleischanteil (+1,62 %). Mäster,<br />
die bei der Vermarktung beste<br />
Schlachtkörperqualitäten bezahlt bekommen,<br />
sollten daher verstärkt auf<br />
Nachkommen von Goliath-Ebern setzen.<br />
Dr. Rudolf Eisenreich, Zuchtleiter<br />
Vaterrassen<br />
Bayern-Genetik-Eber sind zuverlässige Vererber!<br />
Turbo: von den 25 besten Eber in Bayern stehen 72% bei der Bayern-Genetik<br />
Goliath: von den 25 besten Eber in Bayern stehen 68% bei der Bayern-Genetik<br />
Massai 63781:<br />
bester Eber in Bayern, der voll<br />
geprüft ist und gleichzeitig die<br />
Anforderungen für alle drei Label<br />
erfüllt.<br />
Aktuelle Zuchtwerte finden Sie<br />
unter:<br />
www.bayern-genetik.de<br />
10 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
Genomische Selektion - bei der Landrasse etabliert<br />
Im Rahmen des Projektes InGeniS<br />
wurden über mehr als 2 Jahre unter<br />
Beteiligung der Bayerischen Besamung,<br />
der EGZH, der LfL und der<br />
Universität München die wesentlichen<br />
Vorarbeiten zur Umsetzung der<br />
genomischen Selektion bei den Mutterrassen<br />
erfolgreich abgeschlossen<br />
und im Zuchtprogramm der Landrasse<br />
implementiert. Insgesamt steigt<br />
durch das neue Verfahren die Sicherheit<br />
der Zuchtwerte enorm an. So<br />
kann bei einer deckfähigen Jungsau<br />
nunmehr bereits dieselbe Sicherheit<br />
in der Fruchtbarkeit erreicht werden,<br />
die bisher Sauen erst mit 2 Würfen<br />
erzielten. Bisher hatten Schwestern<br />
den gleichen Abstammungszuchtwert<br />
in der Fruchtbarkeit. Wie Tabelle<br />
1 zeigt, kann aber nach einer Genotypisierung<br />
eine deutliche Differenzierung<br />
zwischen Schwestern erkannt<br />
werden (Mutter 63007). Zudem ergeben<br />
sich teilweise deutliche Änderungen<br />
zum bisherigen Abstammungszuchtwert<br />
(Mutter 63039).<br />
Mehr Sicherheit<br />
Durch die vollständige Umsetzung<br />
dieser innovativen Technik in der<br />
Mutterrassenzucht bereits bei einem<br />
Ferkel, kann das Generationenintervall<br />
deutlich verkürzt werden und der<br />
Zuchtfortschritt besonders durch<br />
den Ausschluss von Negativvererbern<br />
(Mutter 63007 Tab. 1) massiv<br />
verbessert werden. Die Vorteile liegen<br />
jedoch nicht nur in der Besamungszucht<br />
und Zuchtstufe, sondern<br />
auch bei allen eigenremontierenden<br />
Ferkelerzeugern, die durch<br />
den Einsatz der neuen Genomeber<br />
über ein deutlich höheres Leistungspotential<br />
auch aufgrund bisher ungeahnter<br />
Sicherheiten verfügen können.<br />
Seit Beginn dieses Jahres sind<br />
alle an den bayerischen Besamungsstationen<br />
verfügbaren Landrasseeber<br />
genotypisiert. Auch neu<br />
ankommende Jungeber werden nur<br />
noch genotypisiert in die Besamung<br />
eingelassen. Diese erreichen teilweise<br />
deutlich über 50 Prozent Sicherheit.<br />
Dieses Niveau wurde zuvor erst<br />
mit etwa 25 Töchterwürfen erreicht.<br />
Zudem führt die höhere Sicherheit<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong><br />
auch zu deutlich größeren Differenzierungen<br />
in den Zuchtwerten.<br />
Die Zuchtwertschätzung funktioniert<br />
nämlich so, dass sie bei unsicheren<br />
Werten in der Tendenz die ausgewiesenen<br />
Werte näher zum Durchschnitt<br />
(= 100) rücken. Je mehr Informationen<br />
man in einem Merkmal hat,<br />
umso eher geht das System zu deutlich<br />
höheren oder auch niedrigeren<br />
Zuchtwerten über. Dies führt dazu,<br />
dass eine stärkere Differenzierung<br />
nunmehr auch bei den Jungebern zu<br />
finden ist.<br />
Verbesserung der Aufzuchtleistung<br />
Europaweit werden von sehr vielen<br />
Zuchtunternehmen verschiedenste<br />
Verfahren angewandt, um die Fruchtbarkeit<br />
zu verbessern. Die EGZH Bayern<br />
hat im Jahr 2015 ihr Zuchtziel bei<br />
der Landrasse stark von der Fruchtbarkeit<br />
hin zur Aufzuchtleistung optimiert.<br />
Im Mittelpunkt stehen daher<br />
weniger die lebend geborenen, als<br />
vielmehr die überlebenden und die<br />
von einer Sau aufgezogenen Ferkel.<br />
Dies führt dazu, dass, wie die Leistungsauswertung<br />
des LKV zeigt, die<br />
bayerischen Genetiken mit Abstand<br />
die geringsten Verluste ausweisen.<br />
Exaktversuche am Lehr-, Versuchsund<br />
Fachzentrum Schwarzenau<br />
konnten zudem die enorme Aufzuchtleistung<br />
der Bayernhybriden<br />
dokumentieren. Im Mittel werden<br />
dort mit 26 Tagen 8,2 kg Absetzgewicht<br />
über alle Ferkel erreicht.<br />
Kürzeres Generationsintervall<br />
Insbesondere bei der Mutterrassenzucht<br />
verspricht man sich einen verstärkten<br />
Zuchtfortschritt aufgrund<br />
des nun bei dem Merkmal Aufzuchtleistung<br />
wesentlich früher differenzierbaren<br />
Leistungspotentials. Denn<br />
selbst bei einem konsequent durchgeführten<br />
Prüfeinsatz sind Töchterleistungen<br />
naturgemäß erst ein gutes<br />
halbes Jahr nach den Ergebnissen<br />
der Mast- und Schlachtleistung vorhanden.<br />
Zudem wies das bisher<br />
durch die Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung<br />
geprägte Zuchtziel<br />
deutlich geringere Sicherheiten auf.<br />
Die Nutzung hoch vorgeschätzter<br />
Jungeber ermöglicht nun deutlich<br />
höhere Leistungen.<br />
Fazit:<br />
Durch die Umsetzung der genomischen<br />
Selektion bei der Landrasse<br />
seit Beginn dieses Jahres steht den<br />
bayerischen <strong>Schweine</strong>züchtern und<br />
Eigenremontierern eine deutlich verbesserte<br />
Informationslage zur Verfügung.<br />
Dies wird insgesamt zu einem<br />
höheren Zuchtfortschritt führen, der<br />
dadurch bedingt wird, dass wesentlich<br />
früher Negativvererber eliminiert<br />
werden können und die Sicherheit<br />
des Zuchtwertes deutlich ansteigt.<br />
Der Einsatz hochvorgeschätzter Jungeber<br />
lässt für die Zukunft deutliche<br />
Leistungssteigerungen erwarten.<br />
Günter Dahinten, Zuchtleiter Mutterrassen<br />
11
Betrieb Georg Kügel, Gaden<br />
Im Mai letzten Jahres brach das<br />
große Unglück über den Betrieb von<br />
Georg und Christine Kügel in Gaden<br />
herein: beim Brand der Stallungen<br />
kamen 275 Sauen und damit fast die<br />
Hälfte der Tiere ums Leben. Die restlichen<br />
<strong>Schweine</strong> konnten kurzerhand<br />
in die leeren Stallungen der Bayern-<br />
Genetik nach Bergheim verbracht<br />
werden.<br />
Nachdem der Schock großteils überwunden<br />
war, stieg der Betrieb in die<br />
Planung und den Neubau eines Stalles<br />
ein. Kurz vor Weihnachten 2016<br />
war dieser bezugsfertig. Die Tiere,<br />
die den Brand überlebt hatten, konnten<br />
somit in ihr neues zu Hause einziehen.<br />
Der Bestand wurde seither<br />
nach und nach durch Zukäufe wieder<br />
aufgestockt . Mit 50 x 23 Metern und<br />
aufgeteilt in 46 Buchten sind im Neubau<br />
etwa 550 Sauen, Eber und Ferkel<br />
untergebracht. Von Abferkelung zur<br />
Ferkelaufzucht und Mast sind alle<br />
Bereiche in einem einzigen großen<br />
Raum zusammengefasst. Alle Tiere<br />
werden auf Stroh gehalten, welches<br />
einmal pro Woche erneuert wird. Die<br />
Entmistung erfolgt mit Hoflader und<br />
schwenkbaren Absperrgittern. Kügel<br />
blieb bei seiner bewährten Art der<br />
Aufstallung. Die Mischung aus jungen<br />
und älteren Tieren in einer Box<br />
ist auf dem Betrieb genauso problemlos<br />
wie die lange Verweildauer<br />
der Ferkel bei ihrer Muttersau. Auffallend<br />
ist das sehr gute Raumklima in<br />
dem neuen Gebäude und die große<br />
Ruhe, die bei den Tieren herrscht.<br />
Wer den Umgang von Georg und<br />
Christine Kügel mit ihren Tieren<br />
kennt, wundert sich nicht über diese<br />
Tatsache.<br />
Auf dem Betrieb wurden noch nie<br />
Schwänze kupiert. Einzige Ausnahme<br />
sind die Mastferkel für die Prüfanstalt,<br />
da es bei diesen Tieren vorgeschrieben<br />
ist. Probleme mit dem<br />
Langschwanz sind sehr selten. Seitdem<br />
der neue Stall bezogen ist, gab<br />
es erst einen einzigen Zwischenfall<br />
mit Schwanzbeißen. Die „Beißerin”<br />
wurde sofort aus dem Bestand entfernt.<br />
„Ohne die finanzielle Leistung der<br />
Brandversicherung hätte ich mir in<br />
diesen wirtschaftlich schlechten Zeiten<br />
einen Neubau nicht mehr angetan”<br />
sagt der leidenschaftliche Züchter<br />
Georg Kügel.<br />
Armin Prosteder und Edwin Eifler,<br />
Bayern-Genetik<br />
Blick in den Mastbereich des neuen Stalls.<br />
Viel Platz und Stroh stehen den Tieren zur Verfügung.<br />
Sau mit Ferkeln<br />
12<br />
Auch Tiere der spanischen Rasse „Iberico” stehen im<br />
neuen Stall.<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
Besucher an der Eberstation Kammerlehen<br />
Der Bayern-Genetik <strong>Schweine</strong>fachaussschuss<br />
machte sich Anfang<br />
des Jahres ein Bild über einen Teil<br />
des aktuellen Tierbestandes in den<br />
Stallungen der Eberstation Kammerlehen.<br />
Die Begrüßung der Gäste erfolgte<br />
durch Alois Lagleder als Ausschuss-<br />
Sprecher. Von der Bayern-Genetik<br />
Vorstandschaft kamen der Vorsitzende<br />
Sebastian Mühlbauer, sein Stellvertreter<br />
Josef Häfel und Stephan<br />
Neher. Vositzender des niederbayerischen<br />
<strong>Schweine</strong>zuchtverbandes<br />
Thomas Rossmanith und EGZH-<br />
Geschäftsführer Martin König wurden<br />
ebenso begrüßt. Darüber hinaus<br />
waren kurzfristig EGZH-Vorsitzender<br />
Manfred Wieser und der Mutterrassenzuchtleiter<br />
Günter Dahinten in<br />
den Vorführräumen dabei.<br />
Armin Prosteder stellte 32 Eber aus<br />
verschiedenen Rassen, Linien und<br />
Altersstufen vor. Er erklärte den<br />
Besuchern jedes Tier ausführlich<br />
nicht nur nach dem optischen Eindruck,<br />
sondern auch aufgrund von<br />
Zuchtwerten und Abstammung.<br />
Bei der Nachbesprechung der Eberschau<br />
fasste Thomas Rossmanith die<br />
Eindrücke der Zuschauer zusammen.<br />
Mit der Eberauswahl war man sehr<br />
zufrieden und fand es besonders gut,<br />
dass auch seltene Linien gezeigt wurden.<br />
Linienalternativen auch im Piétrainbereich<br />
werden von den Züchtern<br />
gewünscht, auch wenn diese<br />
Tiere wegen der nicht bayerischen<br />
Abstammung meißtens nur schlechte<br />
Zuchtwerte bei uns erreichen.<br />
Rossmanith bemägelte die Einheitlichkeit<br />
bei den Edelschweinen, was<br />
aber daran liegt, dass es keinen<br />
Züchter mehr für diese Tiere in Bayern<br />
gibt und die Eber deshalb von<br />
unterschiedlichen Gegenden im In -<br />
und Ausland gekauft werden müssen.<br />
Prosteder gab darauf hin noch<br />
wertvolle Tipps, wie man die einzelnen<br />
DE-Eber am besten einsetzt.<br />
Zum Thema Sperma mit Langzeitverdünner<br />
erklärte er, dass dieses nach<br />
5-6 Tagen besser ist als Sperma mit<br />
Normalverdünner nach 3-4 Tagen.<br />
Dies liegt daran, dass sich die Spermien<br />
im Langzeitverdünner nicht<br />
bewegen. Erst bei Körpertemperatur<br />
in der Sau und nach 10-15 Minuten<br />
werden sie wieder aktiv - ideal für die<br />
Befruchtung.<br />
A. Prosteder und E. Eifler, Bayern-<br />
Genetik<br />
Oberstudienrätin Hermine Hahn und<br />
ihre Kollegin Stefanie Muck von den<br />
Beruflichen Schulen in Schönbrunn<br />
waren Ende April zu Besuch in Kammerlehen.<br />
29 Schülerinnen und<br />
Schüler aus dem 11. und 12. Landwirtschaftsjahrgang<br />
begleiteten ihre<br />
Lehrerinnen. Nur etwa ein Drittel<br />
der Schülerschar kommt aus einem<br />
Betrieb mit <strong>Schweine</strong>haltung.<br />
Begrüßt wurden sie von Außendienstmitarbeiter<br />
Armin Prosteder.<br />
Nach einem kurzen allgemeinen<br />
Bericht über die Entstehung der<br />
Eberstation Kammerlehen, begaben<br />
sich alle Teilnehmer in den Vorführraum.<br />
Zehn Eber waren für die Besucher<br />
vom Stallpersonal vorbereitet<br />
worden. Ihnen wurden Tiere der Rassen<br />
Piétrain (Bavarian Piétrain und<br />
PIC), Deutsche und Dänische Landrasse,<br />
Deutsches Edelschwein,<br />
Duroc und Piétrain x Duroc vorgeführt.<br />
Junge und Ältere Eber konnten<br />
die Besucher betrachten und deren<br />
Eigenschaften kennen lernen. Auch<br />
der letzte Vertreter seiner Linie, der<br />
DL-Eber Isomer 70441 war zu sehen.<br />
Neben den rassespezifischen Fakten<br />
und Erklärungen zu den Zuchtwerten<br />
gab es von Prosteder auch allgemein<br />
wissenswertes über <strong>Schweine</strong>. So<br />
sind Duroc-Tiere wegen ihrer<br />
Gesundheit und Robustheit die weltweit<br />
am verbreitetsten Masttiere.<br />
Entwickelt hat sich die Rasse aus der<br />
Veredelung des kanadischen Wildschweines.<br />
Der international größte<br />
<strong>Schweine</strong>bestand über alle Rassen<br />
hinweg befindet sich in China. Dort<br />
gibt es mehr als die Hälfte der weltweiten<br />
Population.<br />
A. Prosteder und E. Eifler, Bayern-<br />
Genetik<br />
Mitglieder des <strong>Schweine</strong>fachausschuss mit Bayern-<br />
Genetik Vorstandsvorsitzendem S. Mühlbauer (5. v. li.).<br />
Die Schülergruppe mit ihren Lehrkräften Frau Hahn<br />
(li.) und Frau Muck (3. v. li.), sowie Laborleiter Limmer<br />
(5. v. li.) und Prosteder (re.).<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 13
Aujeszky´sche Krankheit (AK) – die unterschätzte Gefahr<br />
Seit 2003 gilt Deutschland innerhalb<br />
Europas als anerkannt AK-frei, nachdem<br />
in den 90er Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts ein aufwändiges,<br />
aber erfolgreiches staatliches<br />
Bekämpfungsprogramm in sämtlichen<br />
Hausschweinehaltungen initiiert<br />
wurde.<br />
So weit, so gut. Die wildlebenden<br />
Verwandten unserer Hausschweine<br />
konnten sich allerdings sämtlichen<br />
Sanierungsmaßnahmen entziehen.<br />
Ihre Population entwickelte sich<br />
prächtig dank guter Umweltbedingungen,<br />
und spätestens nach den<br />
ersten Todesfällen von Jagdhunden<br />
in 2009, die Kontakt zu Kadavern infizierter<br />
Wildschweine hatten, kam die<br />
AK wieder in das Bewusstsein<br />
zurück.<br />
Die AK, auch Pseudowut genannt, ist<br />
eine ansteckende Infektionskrankheit,<br />
die durch das porzine Herpesvirus<br />
1 (PHV-1) ausgelöst wird. Der<br />
Erreger ist weltweit in allen <strong>Schweine</strong>populationen<br />
verbreitet. Erstmals<br />
beschrieben wurde die Erkrankung<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts von<br />
dem ungarischen Tierarzt Aujeszky.<br />
Das PHV-1 hat, wie alle Herpesviren,<br />
einen Tendenz zum Befall von Nervenzellen,<br />
in denen es lebenslänglich<br />
persistiert. Leitsymptome sind zentralnervöse<br />
Störungen wie Unruhe,<br />
Juckreiz, Atemprobleme und Lähmungen.<br />
Die Infektion endet für alle<br />
Säugetiere tödlich, lediglich Einhufer<br />
(z. B. Pferde) und Primaten (z. B. auch<br />
der Mensch) sind nicht empfänglich.<br />
Dabei sind die Inkubationszeit und<br />
die Dauer der Erkrankung abhängig<br />
von der Eintrittspforte des Erregers.<br />
Fleischfresser wie Hunde und Katzen<br />
stecken sich in der Regel über infiziertes<br />
Fleisch oder infizierte Schadnager<br />
an. Ratten sind weniger empfänglich<br />
als Kaninchen oder junge<br />
Mäuse. Ihnen kommt als inner- wie<br />
außerbetriebliche Verteiler aber eine<br />
besondere Rolle zu. Rinder infizieren<br />
sich gerne über die Atemwege und<br />
den Verdauungstrakt, aber auch über<br />
offene Wunden oder den Nabel.<br />
14<br />
Das Schwein nimmt als Hauptwirt<br />
allerdings eine Sonderstellung ein.<br />
Es kann sich über alle Wege infizieren,<br />
und der Krankheitsverlauf ist<br />
stark altersabhängig. Während Saugferkel<br />
in der Regel sehr schnell sterben,<br />
können ältere <strong>Schweine</strong> klinisch<br />
symptomlos lebenslänglich infiziert<br />
sein. Sie scheiden das Virus eine<br />
lange Zeit über alle Körpersekrete<br />
aus und sind somit ein großes Ansteckungsrisiko.<br />
Die Inkubationszeit beträgt 1-21<br />
Tage, Antikörper sind ab 14 Tagen<br />
nach der Infektion im Blut nachweisbar.<br />
Saugferkel stecken sich entweder<br />
bereits intrauterin oder über die Sauenmilch<br />
an. Typische Symptome<br />
sind Fieber, Seitenlage und Streckkrämpfe<br />
ausgelöst durch eine akute<br />
Gehirn- und Rückenmarksentzündung.<br />
Dabei können auch eher atypische<br />
Symptome wie Erbrechen,<br />
Durchfall oder Lungenentzündungen<br />
auftreten. Der Tod tritt meist binnen 3<br />
Tagen ein. Bei etwas älteren Saugund<br />
Absetzferkeln beträgt die Letalität<br />
nur noch 50-70%.<br />
Läufer und Mastschweine werden in<br />
der akuten Phase eher lethargisch<br />
und appetitlos bei moderatem Fieber.<br />
Oft zeigt sich eine auffällige<br />
Atemwegssymptomatik aus Niesen,<br />
Nasenausfluss, Husten und gelegentlich<br />
auch Lungenentzündungen mit<br />
akuter Atemnot. Begleitet wird die<br />
Erkrankung auch von vermehrtem<br />
Speicheln, Schmatzen und Leerkauen,<br />
typisch ist auch ein taumelnder,<br />
schwankender Gang. Chronische<br />
Verläufe in der Mast äußern sich<br />
lediglich in verringerten Tageszunahmen<br />
mit einer Letalität von ca. 5% in<br />
Abhängigkeit von der Virulenz des<br />
Erregers.<br />
Bei ausgewachsenen Zuchtschweinen<br />
dominieren Fruchtbarkeitsstörungen<br />
in Form von Umrauschen,<br />
Aborten in allen Trächtigkeitsstadien,<br />
vermehrten Mumien, Tod- und Frühgeburten<br />
sowie lebensschwachen<br />
Ferkeln. Daher ist bei einer hohen<br />
Abortrate in jedem Fall AK diagnostisch<br />
auszuschließen. Eber werden<br />
aufgrund von Hodenentzündungen<br />
mit totaler Zerstörung des germinativen<br />
Ge<strong>web</strong>es unfruchtbar.<br />
Die AK ist in Deutschland anzeigepflichtig<br />
und kann nicht therapiert<br />
werden. Die Virusverbreitung erfolgt<br />
horizontal von Tier zu Tier über<br />
Tröpfcheninfektion aus Sekreten der<br />
Atemwege und Geschlechtsorgane<br />
sowie über die Milch. Bei einem Seuchenverdacht<br />
oder einem positiven<br />
Erregernachweis erfolgt eine sofortige<br />
Isolierung des Bestandes mit<br />
Tötung und unschädlicher Beseitigung<br />
aller Tiere, sowie die Einrichtung<br />
von Sperr- und Beobachtungsgebieten<br />
im Umkreis und ggf.<br />
amtlich angeordneten Impfmaßnahmen.<br />
Sind andere Haustierarten<br />
betroffen, ordnen die zuständigen<br />
Behörden entsprechende Schutzmaßnahmen<br />
an. Die gesetzliche<br />
Grundlage hierzu ist die „Verordnung<br />
zum Schutz gegen die Aujeszky´sche<br />
Krankheit“.<br />
Aus diesem Grund geben die sich<br />
häufenden positiven serologischen<br />
AK-Nachweise bei Wildschweinen in<br />
verschiedenen Regionen der Republik<br />
durchaus Anlass zur Besorgnis.<br />
Angaben aus NRW beziffern bereits<br />
seit 2009 die Quote positiven<br />
Schwarzwilds mit 10%. Niedersachsen<br />
wies in 2012 sogar 18% AK-positive<br />
Stichproben aus den Abschüssen<br />
aus, darunter auch eine mit<br />
Virusnachweis. In Bayern untersucht<br />
das LGL Wildschweine seit Jahren<br />
landesweit nach einem definierten<br />
Probenschlüssel, bei dem sich regional<br />
sehr unterschiedliche Verteilungsmuster<br />
herausgestellt haben. In<br />
bestimmten Landkreisen Niederbayerns<br />
waren bis zu 22% der untersuchten<br />
Proben serologisch AK-positiv,<br />
einige Regionen Unterfrankens<br />
lieferten 16%. Die Kurve steigt offenbar<br />
an, denn in 2012 waren laut LGL<br />
nur 5%, seit 2013 aber sind insgesamt<br />
konstant 10% der untersuchten<br />
Proben positiv.<br />
Da mittlerweile Schwarzwild auch in<br />
Regionen heimisch wird, die früher<br />
keinen geeigneten Lebensraum für<br />
Wildschweine geboten haben,<br />
wächst das Risiko für Hausschweine-<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
estände, sich zu infizieren. Die<br />
<strong>Schweine</strong>haltungshygiene-Verordnung<br />
legt für die entsprechenden<br />
Betriebsgrößen und -arten bestimmte<br />
Sicherheitsvorkehrungen fest.<br />
Besonders gefährdet sind Auslaufhaltungen,<br />
aber auch Lücken in der<br />
Biosicherheit, wie offene Stalltüren<br />
und ungesicherte Futter- oder Einstreulager<br />
sind problematisch. Jagdlich<br />
aktive <strong>Schweine</strong>halter müssen<br />
unbedingt den Kontakt zwischen<br />
ihrem Equipment und ihren <strong>Schweine</strong>n<br />
verhindern. Haustiere, insbesondere<br />
Jagdhunde, haben absolutes<br />
Stallverbot, und natürlich dürfen<br />
keine Küchen- oder Schlachtabfälle<br />
verfüttert werden.<br />
Tatsächlich ist die Biosicherheit aber<br />
vielerorts noch optimierbar. Oft fehlen<br />
Einzäunungen, die Schadnagerbekämpfung<br />
sowie die Nutzung der<br />
Hygieneschleuse lassen zu wünschen<br />
übrig. Auch die Hygiene von<br />
Verladerampen, Fahrwegen, Kadaverlagerung<br />
und Fahrzeugen weist<br />
nicht selten Defizite auf. Da Prävention<br />
die einzige Möglichkeit ist, um die<br />
Tiere zu schützen, muss hier noch<br />
viel mehr aufgeklärt und auch beraten<br />
werden.<br />
Derzeit ist das Risiko, den Bestand<br />
mit AK zu infizieren, noch erheblich<br />
höher einzuschätzen, als mit Klassischer<br />
oder Afrikanischer <strong>Schweine</strong>pest<br />
(KSP/ASP).<br />
Dr. Anja Rostalski<br />
Fachabteilung SGD<br />
TGD Bayern e.V.*<br />
*gefördert mit Mitteln des Freistaates<br />
Bayern über das BstmELF und die<br />
TSK<br />
Edelschweinzucht auf höchstem Niveau<br />
Seit 1950 wird auf dem Betrieb von<br />
Thomas Tillig (Ebersbach) Herdbuchzucht,<br />
damals Rind und Schwein,<br />
betrieben. Bis zum Jahr 1980 lag der<br />
Schwerpunkt in der Zuchtsauenproduktion,<br />
danach in der Ferkelerzeugung.<br />
In 1993 hat man mit der Reinzucht<br />
Deutsches Edelschwein (Large<br />
White) begonnen. Im Jahr 2003/2004<br />
wurden umfassende Rekonstruktionen<br />
der vorhandenen Hofställe und<br />
der Neubau eines Aufzuchtstalles<br />
sowie die Erweiterung der Zuchtsauenherde<br />
auf 100 Sauen vorgenommen.<br />
Seit 2014 ist Herr Tillig Mitglied<br />
der Erzeugergemeinschaft und Züchtervereinigung<br />
für Zucht und Hybridzuchtschweine<br />
in Bayern (EGZH) als<br />
Jungsauenproduzent und Vertragseberproduzent<br />
der Rasse Deutsches<br />
Edelschwein. Bei der Bayern-Genetik<br />
stehen derzeit fünf Tiere von Tillig.<br />
CH ORLANDO 99921 und RILL 99926<br />
sind zwei vielversprechende junge<br />
Eber. Vor allem RILL ist eine interessante<br />
Linienvariante. Der mittlerweile<br />
in 5. Generation geführte Familienbetrieb<br />
ist eine wichtige und wesentliche<br />
Bereicherung der Bayerischen<br />
Edelschweinpopulation. Die 6. Generation<br />
der Familie Tillig ist bereits in<br />
den Startlöchern. Mit 33,7 lebend<br />
geborenen und 29 aufgezogenen<br />
Ferkeln ist der Betrieb ein wesentlicher<br />
Leistungsgarant.<br />
Die Spezialisten waren beeindruck von der Zuchtarbeit (Foto: EGZH).<br />
Der Erfolg basiert nicht zuletzt auf<br />
konsequenter Einhaltung der züchterischen<br />
Vorgaben bzw. akribischer<br />
Kontrolle der hygienischen Maßnahmen.<br />
Alle Tiere werden auf Vollspalten<br />
aufgezogen, bereits im Jahr 2004<br />
wurde die Gruppenhaltung tragender<br />
Sauen eingeführt. Der hohe Gesundheitsstatus<br />
sowie die stetige Durchführung<br />
der Impfvorschriften haben<br />
ihm national und international hohes<br />
Ansehen zuteilwerden lassen. Regelmäßige<br />
Teilnahme mit Tiermaterial<br />
an diversen Fachausstellungen wie<br />
EuroTier in Hannover, Agra Leipzig<br />
sowie Bundeseliteschauen waren die<br />
Grundlage für erfolgreiche Exporte<br />
nach Lettland, Estland, Weißrussland,<br />
Ukraine, Slowakei, Tschechien,<br />
Österreich sowie in verschiedene<br />
Bundesländer der BRD.<br />
Die Vernetzung im Ort und in die<br />
Branche hinein ist dem Züchter wichtig.<br />
Seine Trumpfkarten sind Flexibilität<br />
und Service, unterstützt durch<br />
EGZH-Verkaufsberater Herbert Kaiser.<br />
Eine Photovoltaikanlage und der<br />
Pensionsbetrieb sind zusätzliche Einnahmequellen<br />
für die Familie.<br />
Zusammen mit der Ringgemeinschaft<br />
hat die Mannschaft der EGZH<br />
den Betrieb Tillig Anfang Juni<br />
besucht.<br />
Martin König, EGZH<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 15
Afrikanische <strong>Schweine</strong>pest<br />
Afrikanische <strong>Schweine</strong>pest (ASP)<br />
erstmals in Tschechien nachgewiesen!<br />
In der letzten Juni-Woche wurde<br />
bekannt, dass in der Region um Zlίn,<br />
ca. 300 km südöstlich von Prag, mehrere<br />
Fälle von ASP bei Wildschweinen<br />
aufgetreten sind. Mittlerweile<br />
wurden die Fallzahlen laut WAHIS<br />
Interface-Plattform der OIE auf 10<br />
hochgesetzt. Das Virus wurde bei<br />
bereits verendeten Tieren nachgewiesen.<br />
Damit ist der Erreger maximal<br />
300 km Luftlinie von der deutschen<br />
sowie nur noch 80 km von der<br />
österreichischen Grenze entfernt. Im<br />
sogenannten „Weinviertel“ nördlich<br />
von Wien wurde vom Gesundheitsministerium<br />
daher ein „gefährdetes<br />
Gebiet“ eingerichtet, bei dem vor<br />
allem Freilandhaltungen Einschränkungen<br />
unterworfen sind.<br />
Unklar ist bislang die Ansteckungsquelle<br />
der Tiere. Der geographisch<br />
nächstgelegene dokumentierte Ausbruch<br />
liegt ca. 400 km entfernt in der<br />
Ukraine. Nach Angaben des FLI<br />
betrug die durchschnittliche Wandergeschwindigkeit<br />
des Virus in der EU<br />
bis dato nur etwa 1 km pro Monat.<br />
Größere Distanzen werden nur dann<br />
in kurzer Zeit überwunden, wenn<br />
kontaminiertes Material von motorisierten<br />
Personen transportiert wird.<br />
Mit den ersten Meldungen von Ausbrüchen<br />
der ASP bei Wildschweinen<br />
im Spätwinter und Frühjahr 2014 entlang<br />
der weißrussischen Grenze<br />
Polens und Litauens setzte die<br />
berechtigte Besorgnis ein, dass sich<br />
die ASP über Wildschweine und dem<br />
internationalen Transitverkehr wie<br />
ein Lauffeuer innerhalb der EU verbreiten<br />
könnte. Es ist eher Glück,<br />
dass dies bislang ausgeblieben ist.<br />
Seither hat es sehr viele Ausbrüche<br />
im Baltikum gegeben (bis Ende Februar<br />
2016 weit über 2000), und dabei<br />
war nicht nur die Wildschweinepopulation<br />
involviert, sondern auch zahlreiche<br />
Hausschweinehaltungen. In<br />
Litauen war u. a. auch eine Großanlage<br />
mit 20 000 Tieren betroffen. Konnten<br />
die Ausbrüche bei Hausschweinen<br />
unter Anwendung der gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Maßnahmen bislang<br />
problemlos getilgt werden, so<br />
gestaltet sich die Seuchenbekämpfung<br />
bei Wildschweinen als ausgesprochen<br />
schwierig.<br />
Zwischenzeitlich hatte sich das Seuchengeschehen<br />
aber auch in Polen<br />
erkennbar von der östlichen Landesgrenze<br />
in die Landesmitte verlagert.<br />
Bis Anfang September 2016 wurden<br />
hier 17 neue Fälle bei Hausschweinehaltungen<br />
registriert, die wohl allesamt<br />
auf illegalen Handel mit Absetzferkeln<br />
zurückzuführen sind.<br />
Zusätzlich erschwert wird die Situation<br />
durch die in Osteuropa zur Selbstversorgung<br />
üblichen zahllosen Hinterhof-Haltungen<br />
von Hausschweinen<br />
und der durch politische Unruhen<br />
bedingten Untätigkeit der Nach-<br />
<strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>: Ausbrüche der ASP (Karte FLI).<br />
16<br />
2016: Ausbrüche der ASP im Baltikum (Karte FLI).<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
arländer Weißrussland und der<br />
Ukraine. In Polen werden den Kleinstbetrieben<br />
mittlerweile Abschlachtprämien<br />
bezahlt, um die Infektionsketten<br />
nachhaltiger zu unterbinden.<br />
Ansonsten werden in den betroffenen<br />
Gebieten die einschlägigen Vorgaben<br />
des Gemeinschaftsrechts zur<br />
Bekämpfung der ASP bei Haus- und<br />
Wildschweinen umgesetzt und die<br />
Restriktionsgebiete der aktuellen epidemiologischen<br />
Lage angepasst. Die<br />
Verbesserung der Biosicherheit in<br />
<strong>Schweine</strong>beständen ist das erklärte<br />
Ziel aller betroffenen Länder.<br />
Der Erreger<br />
Die Symptome einer Infektion mit<br />
ASP sind von denen der Klassischen<br />
bzw. Europäischen <strong>Schweine</strong>pest<br />
(KSP bzw. ESP) nicht zu unterscheiden,<br />
obwohl es ganz verschiedene<br />
Viren sind. Daher ist der für akute<br />
KSP-Ausbrüche in Europa vorgesehene<br />
Impfstoff gegen die ASP auch<br />
völlig unwirksam. Aufgrund der komplexen<br />
Struktureigenschaften des<br />
ASP-Virus ist es bislang nicht gelungen,<br />
einen wirksamen Impfstoff<br />
gegen diesen Erreger herzustellen.<br />
Das Virus ist durch eine besonders<br />
hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber<br />
Umwelteinflüssen gekennzeichnet.<br />
Weder Sonnenlicht noch Fäulnisprozesse<br />
führen zu einer sicheren<br />
Inaktivierung, daher können Überreste<br />
von Fallwild auch noch nach<br />
Monaten infektionsfähiges Erregermaterial<br />
enthalten. Gleiches gilt für<br />
Blut, Fleisch und Rohwurst wie Salami.<br />
In Gefrierfleisch können vermehrungsfähige<br />
Viren sogar über Jahre<br />
persistieren. Erst das Erhitzen von<br />
Fleischprodukten auf Kerntemperaturen<br />
von bis zu 70 °C tötet das Virus<br />
sicher ab. Bei der Desinfektion ist zu<br />
beachten, dass der Erreger im pH-<br />
Bereich von 3,0-13,4 stabil ist,<br />
sodass auf Säuren ohne Eiweißfehler<br />
zurückgegriffen werden muss (z. B.<br />
Ameisen- oder Peressigsäure).<br />
Das ASP-Virus befällt nur <strong>Schweine</strong>,<br />
andere Haustiere und der Mensch<br />
sind nicht gefährdet. Als natürliches<br />
Reservoir gelten afrikanische Warzenschweine,<br />
die i. d. R. keinerlei<br />
Krankheitssymptomatik zeigen. Als<br />
Besonderheit ist die Übertragung des<br />
Erregers durch bestimmte Zeckenarten<br />
der Gattung Ornithodorus als<br />
Zwischenwirte zu erwähnen. Diese<br />
Verbreitungsart ist für einige Regionen<br />
Afrikas und die iberische Halbinsel<br />
belegt. Das ASP-Virus wird beim<br />
Akt des Blutsaugens aufgenommen<br />
und abgegeben. Da Zecken Hungerkünstler<br />
sind, kann lebendes Virus<br />
noch nach 5 Jahren Persistenz in der<br />
Zecke weitergegeben werden.<br />
Die Erkrankung<br />
Ansteckungsgefährdet sind <strong>Schweine</strong><br />
aller Altersgruppen. Die Infektion<br />
erfolgt meist oral über direkten Kontakt<br />
mit erkrankten Tieren oder<br />
infektiösem Material. Ist der Erreger<br />
während der Virämie im Blut eines<br />
erkrankten Tieres, kann die Übertragung<br />
auch durch die blutsaugenden<br />
Zecken, aber z. B. auch durch Kanülen<br />
während einer Injektion auf ein<br />
gesundes Schwein erfolgen.<br />
Infizierte Tiere zeigen nach ein paar<br />
Tagen sehr hohes Fieber (bis 42° C),<br />
Mattigkeit und Fressunlust, tragende<br />
Sauen können abortieren. Die äußere<br />
Haut und die Schleimhäute sowie<br />
die inneren Organe können Blutunterlaufen<br />
sein. Der Tod tritt meist binnen<br />
14 Tagen ein, es kann aber auch<br />
zum perakuten Versterben kommen.<br />
Die Tiere bilden keinen Schutz gegen<br />
den Erreger über neutralisierende<br />
Antikörper aus.<br />
Beobachtungen infizierter Hausschweinebestände<br />
in Lettland deuten<br />
auf eine relativ geringe Übertragungsfähigkeit<br />
der ASP im Vergleich<br />
zu anderen Tierseuchen hin. Aufgrund<br />
der Möglichkeit der Tröpfchenübertragungen<br />
bei KSP und MKS<br />
durchseuchen zusammen gehaltene<br />
Tiere in einem Stall normalerweise<br />
sehr schnell. In Lettland kam es aber<br />
unter 28 ASP-Primärausbrüchen nur<br />
zu 4 Sekundärausbrüchen, d. h. der<br />
Übertragung des Virus aus einem<br />
erkrankten Betrieb durch Tierverkehr<br />
auf einen gesunden. Offenbar wird<br />
ASP erst dann hochansteckend,<br />
wenn Blut als Übertrgungsmaterial<br />
vorhanden ist. In einem infizierten<br />
Bestand können Tiere sehr lange klinisch<br />
gesund bleiben, wenn sie keinen<br />
direkten Kontakt zum Blut<br />
erkrankter oder verendeter Tiere hatten.<br />
Auch wenn die Erkrankungsrate<br />
(Mortalität) somit relativ niedrig<br />
anzusetzen ist, ist die Sterblichkeit<br />
(Letalität) bei ASP sehr hoch, da praktisch<br />
jedes Tier an den Folgen der<br />
Infektion stirbt.<br />
Folgen für die Bekämpfung<br />
Die üblichen tierseuchenrechtlichen<br />
Maßnahmen, bestehend aus Standstill,<br />
Keulung seuchen- und ansteckungsverdächtiger<br />
Betriebe sowie<br />
Restriktionszonen, haben ihre Effizienz<br />
bewiesen, was die ASP-<br />
Bekämpfung bei Hausschweinen<br />
angeht.<br />
Das eigentliche Problem stellen die<br />
als Erregerreservoir dienenden Wildschweine<br />
dar. In Polen wurde eine<br />
deutliche Korrelation zwischen dem<br />
regionalen Auftreten der Seuche und<br />
der lokalen Wildschweinedichte festgestellt.<br />
Dort, wo viele Wildschweine<br />
sind, ist natürlich das Infektionsrisiko<br />
untereinander sehr hoch einzuschätzen.<br />
Da die Kadaver sehr lange<br />
infektiös bleiben, haben die Aasfresser<br />
vermutlich auch genügend Zeit,<br />
um sich anzustecken. In Polen und<br />
im Baltikum hat sich zudem eine<br />
Anhäufung von Ausbrüchen bei<br />
Hausschweinen gezeigt, wenn parallel<br />
in der Umgebung bereits infizierte<br />
Wildschweine gefunden worden<br />
waren.<br />
Das Seuchengeschehen im Nordosten<br />
Europas unterstreicht die Wichtigkeit<br />
einer guten Biosicherheit für<br />
Hausschweinehaltungen. Der Schutz<br />
der gesamten Anlage inklusive der<br />
Futterlager vor dem Betreten durch<br />
Wildschweine sollte das primäre Ziel<br />
sein, genau wie eine strikte Trennung<br />
der Schwarz-Weiß-Bereiche durch<br />
Schuh- und Kleidungswechsel.<br />
Jagende Landwirte oder Waldbesitzer<br />
sollten immer an die Möglichkeit<br />
denken, dass sie draußen auch<br />
unbewusst Kontakt zu infektiösem<br />
Schweiß oder Fallwild haben könnten.<br />
Somit sollten alle Jagd- oder<br />
Arbeitsutensilien vom <strong>Schweine</strong>bestand<br />
ferngehalten und Aufbrüche,<br />
entgegen sonstiger Gewohnheiten,<br />
unschädlich entsorgt werden.<br />
Seit den ersten Ausbrüchen 2014<br />
informieren BMEL und FLI regelmäßig<br />
entlang der östlichen Landes-<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 17
grenze mittels mehrsprachiger Plakate<br />
alle Reisenden über die Risiken der<br />
Einschleppung von ASP. Zudem gab<br />
es Schulungen für Vieh- und Fleischtransporteure<br />
zur Reinigung und<br />
Desinfektion der Fahrzeuge sowie<br />
Appelle an die Saisonarbeiter, Speisereste<br />
ordnungsgemäß zu entsorgen.<br />
Diese Maßnahmen müssen<br />
dringend weiter geführt werden,<br />
denn am Beispiel der Seuchenentwicklung<br />
in Polen ist erkennbar, wie<br />
schnell der Erreger aus dem Überwachungsgebiet<br />
hinausschlüpfen kann.<br />
Das BMEL strebt außerdem den Aufbau<br />
eines Monitorings zur Früherkennung<br />
der ASP bei Wildschweinen<br />
an (<strong>Schweine</strong>pest-Monitoring-Verordnung),<br />
in dessen Rahmen verendete<br />
Wildschweine oder klinisch bzw.<br />
pathologisch-anatomisch auffällige<br />
Tiere auf ASP und KSP beprobt werden<br />
sollen.<br />
Dr. Anja Rostalski, Fachabteilung<br />
<strong>Schweine</strong>gesundheitsdienst<br />
TGD Bayern e. V.*<br />
*gefördert vom Freistaat Bayern<br />
durch Mittel des BStmELF und der<br />
BTSK an den TGD Bayern e. V.<br />
Über 1.000 Sauen geliefert<br />
Die EGZH lud alle Beteiligten anlässlich<br />
einer äußerst erfolgreichen<br />
Geschäftsbeziehung zwischen dem<br />
EGZH-Zuchtbetrieb Hamburger und<br />
dem Ferkelerzeuger Angelhuber zu<br />
einem Ehrenabend ein. Der Einladung<br />
sind alle Gäste gefolgt und<br />
stellten die erfolgreichen und sehr<br />
angenehmen Jahre seit 2006 in den<br />
Vordergrund.<br />
Glückliche und sich gegenseitig bestens<br />
bekannte Gesichter konnte Martin<br />
König, der Geschäftsführer der<br />
EGZH, am 29. Juni <strong>2017</strong> im Gasthaus<br />
Rauch in Fraunberg begrüßen. Den<br />
Anlass bot die Lieferung der tausendsten<br />
Sau, die Ende Mai von dem<br />
renommierten Kreuzungssauenproduzenten<br />
Eduard Hamburger an seinen<br />
Kunden Josef Anglhuber ausgeliefert<br />
wurde. Eine derartige eins zu<br />
eins Beziehung ist in Deutschland<br />
etwas ganz Besonderes und ist auch<br />
der Beweis dafür, dass die Genetik,<br />
die Hygiene, die Leistung, die Beratung<br />
und die Vermarktung stimmen.<br />
Somit kann das System der EGZH,<br />
das auf einer wertschätzenden<br />
menschlichen Beziehung basiert, als<br />
ein erfolgreicher Eckpfeiler für die<br />
Betriebe genannt werden. Diese<br />
direkten Beziehungen spiegeln sich<br />
bei der EGZH fortwährend wider und<br />
ermöglichen flexible Anpassungen<br />
und attraktive betriebliche Partnerschaften,<br />
die lange Zeit bestehen und<br />
wirtschaftlich erfolgreich sind.<br />
EGZH Außendienstmitarbeiter<br />
Michael Holzner fühlt sich geehrt<br />
diese Betriebe zu betreuen und<br />
bedankte sich für die stets ehrliche<br />
und faire Zusammenarbeit, was zum<br />
einen keine Selbstverständlichkeit ist<br />
und zum anderen aber für eine derartige<br />
harmonische und effiziente<br />
Beziehung gesorgt hat. Auch die<br />
beteiligten Ringassistenten Josef<br />
Hochholzer und Rudi Zieglmayer<br />
sind seit Anfang an beratend an der<br />
Seite der Betriebe und sind stolz<br />
diese Partnerschaft begleitet haben<br />
zu dürfen. Armin Prosteder von der<br />
Bayern-Genetik hat beide Betriebe<br />
mit langjähriger Erfahrung und<br />
Zuchtkompetenz beraten und hat<br />
somit zur erfolgreichen Qualitätsferkelproduktion,<br />
die über Maximilian<br />
Rogl, den Vertreter der EG Südostbayern<br />
gerne vermarktet wurde, beigetragen.<br />
Mit großer Freude stellte<br />
Martin Heudecker, der König in der<br />
Geschäftsführung der EGZH folgt,<br />
fest, dass das harmonische Bild<br />
keine Augenwischerei, sondern eine<br />
ehrlich Freundschaft und Wertschätzung<br />
zwischen allen Beteiligten ist.<br />
Die erfolgreiche Zucht der EGZH-<br />
Betriebe und die hohe Flexibilität des<br />
gesamten Netzwerks macht diese<br />
Beziehung aus. Auf ein baldiges Wiedersehen<br />
mit dem Jubiläum der<br />
zweitausendsten Sau freuen sich alle<br />
Gäste!<br />
Martin Heudecker, EGZH<br />
Frohe Gesichter bei der Überreichung des Geschenks<br />
an den rundum zufriedenen Kunden (v.l.n.r.: Eduard<br />
Hamburger, Martin König, Irene Hamburger, Monika<br />
und Josef Anglhuber, Michael Holzner; Foto: EGZH)<br />
18<br />
Mit seiner Kompetenz und seinem Charme erfreut<br />
unser Verkaufsberater Michael Holzner die beiden<br />
wichtigsten Partner der Geschäftsbeziehung mit Blumen<br />
(li: Monika Anglhuber, re: Irene Hamburger;<br />
Foto: EGZH).<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>
Neue Geschäftsführung bei der EGZH<br />
Die Geschäftsführung der EGZH vor den Büroräumen des neuen Kompetenzzentrums<br />
Tier in Grub. Links Martin Heudecker, rechts Angela Brugger.<br />
(Foto: EGZH)<br />
Die Geschäftsführung der EGZH<br />
wurde im Juni <strong>2017</strong> mit Martin Heudecker<br />
neu besetzt. Martin König<br />
übergibt die Verantwortung während<br />
der Übergangsphase bis Ende<br />
August dieses Jahres. Der Vorstand<br />
Manfred Wieser bedankt sich bei<br />
Martin König im Namen der EGZH<br />
nochmals für die geleistete Arbeit<br />
von mehr als 25 Jahren und wünscht<br />
ihm alles Gute für die Zukunft.<br />
Mit dem 30-jährigen Bad Aiblinger<br />
Martin Heudecker kommt ein Mann<br />
aus dem Rinderbereich, der sowohl<br />
in der Dachverbandsarbeit der Fleckviehzucht<br />
als auch als Verkaufsberater<br />
einer Rinderbesamungsstation<br />
Erfahrungen gesammelt hat. „Nicht<br />
zuletzt aufgrund seiner sozialen Kompetenz<br />
sind wir der festen Überzeugung,<br />
mit ihm erfolgreich unseren<br />
Weg in der EGZH weiter zu gehen“,<br />
so die stellvertretende Geschäftsführerin<br />
Brugger. Die EGZH ist in der<br />
<strong>Schweine</strong>zucht aufgrund ihrer optimalen<br />
Vernetzung mit den staatlichen<br />
Einrichtungen, den verschiedenen<br />
Erzeugergemeinschaften, der<br />
Ringgemeinschaft, dem LKV Bayern,<br />
der Züchterbasis und den Besamungsstationen<br />
in allen Bereichen<br />
bestens aufgestellt.<br />
„Das entgegengebrachte Vertrauen<br />
werde ich mit vollem Einsatz zurückzahlen<br />
und blicke positiv in die<br />
Zukunft der EGZH“, so Heudecker,<br />
der ab September <strong>2017</strong> gemeinsam<br />
mit seiner Stellvertretung Angela<br />
Brugger die Geschicke der EGZH leiten<br />
wird.<br />
Eigenbestandsbesamer-Lehrgänge<br />
Im Winterhalbjahr 2016/<strong>2017</strong> wurden<br />
zwei Lehrgänge zum Eigenbestandsbesamer<br />
beim Schwein abgehalten.<br />
Insgesamt 161 Teilnehmer<br />
haben erfolgreich in Weichering<br />
bzw. Blumberg teilgenommen.<br />
Die Abgabe von Ebersamen ist der<br />
Bayern-Genetik nur an Tierhalter<br />
oder deren Betriebsangehörige<br />
gestattet, die erfolgreich an einem<br />
Kurzlehrgang über künstliche Besamung<br />
an einer anerkannten Ausbildungsstätte<br />
teilgenommen haben.<br />
An diese gesetzliche Vorgabe (Tierzuchtgesetz<br />
§ 14) sind wir gebunden.<br />
Aufsichtsbehörde ist die Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft in Grub.<br />
Der Lehrgangsinhalt befasst sich<br />
unter anderem mit folgenden Themen:<br />
- Rechtliche Grundlagen<br />
- Fortpflanzungshormone<br />
- Fruchtbarkeitsmanagement<br />
- Brunstkontrolle und -erkennung<br />
- Tierseuchen, Tierschutz<br />
- Samenproduktion<br />
- Samenlagerung<br />
- Aufzeichnungspflicht<br />
- Vertragswesen<br />
- Praktikum<br />
Am Ende des Lehrgangs findet eine<br />
schriftliche Prüfung statt.<br />
EBB-Kurs in Weichering, Januar <strong>2017</strong><br />
Im kommenden Winter werden wir<br />
wieder Kurzlehrgänge anbieten.<br />
Wenn Sie Interesse daran haben,<br />
können Sie sich bereits jetzt vormerken<br />
lassen unter Tel. 0871 95310-36<br />
oder per E-Mail:<br />
claudia.ried@bayern-genetik.de<br />
Armin Prosteder und Edwin Eifler,<br />
beide Bayern-Genetik<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong> 19
Dr. med. vet. Otto Haeger verstorben<br />
Dr. Otto Haeger<br />
„Es ist vollbracht“ – ein langes,<br />
arbeitsreiches, zufriedenes und<br />
erfülltes Leben ist am 16. April <strong>2017</strong><br />
in Bad Wörishofen zu Ende gegangen.<br />
Geboren am 02.03.1925 auf einem<br />
Bauernhof in Pommern, folgten der<br />
2. <strong>Welt</strong>krieg mit Notabitur, Ausbildung<br />
zum Offizier und Piloten, die<br />
Vertreibung aus der Heimat und ein<br />
Neubeginn in Schleswig-Holstein.<br />
Mit dem Studium der Tiermedizin im<br />
zerbombten München, hat es Dr.<br />
Otto Haeger nach Bayern gezogen.<br />
Dr. Haeger trat am 01. April 1952 als<br />
Stationstierarzt in den Dienst der<br />
Besamungsstation des Milchhofes<br />
München ein. Kurze Zeit später<br />
wurde in Aubing die Bullenprüfstation<br />
Südbayern gegründet und bereits<br />
Ende 1954 mit dem Milchhof München<br />
fusioniert. Dr. Haeger trat die<br />
Stelle des Stationsleiters an und<br />
konnte in den folgenden Jahrzehnten<br />
kleinere Stationen erfolgreich integrieren.<br />
Da die räumlichen Voraussetzungen<br />
in Aubing für eine Erweiterung<br />
nicht gegeben waren, erfolgte<br />
die Planung eines Stationsneubaus<br />
in Grub bei Poing, dem Tierzuchtzentrum<br />
des Freistaates Bayern. Im<br />
Jahre 1974 erfolgte die feierliche<br />
Eröffnung der Prüf- und Besamungsstation<br />
München-Grub, deren geistiger<br />
Vater und Schöpfer Dr. Otto Haeger<br />
war. 1976 konnte er zusammen<br />
mit der Besamungsstation Höchstädt<br />
die <strong>Schweine</strong>prüf- und Besamungsstation<br />
Oberbayern-Schwaben ausgründen.<br />
Hier muss erwähnt werden,<br />
dass Dr. Haeger maßgeblichen Anteil<br />
an der Entwicklung eines Frischsamenverdünners<br />
(BTS) beteiligt war,<br />
dessen Zusammensetzung er von<br />
einer Studienreise aus Russland mit<br />
nach Bayern brachte und der bis<br />
heute im Einsatz ist und nur marginal<br />
verändert wurde. Unter seiner Leitung<br />
erfolgte der Bau einer Quarantänestation<br />
auf dem Gelände in Grub<br />
sowie der Ausbau der Wartebullenstation<br />
am Ödhof.<br />
Dr. Haeger erlebte in seiner beruflichen<br />
Laufbahn den höchsten Stand<br />
der KB in Deutschland und Bayern.<br />
Erst seine letzten Berufsjahre waren<br />
von einem Abschmelzen der Besamungszahlen<br />
geprägt, die durch Einführung<br />
der „Milchquotenregelung“<br />
ausgelöst wurde.<br />
Dr. Haeger ging am 01. Oktober 1991<br />
im Alter von 66 Jahren in den wohlverdienten<br />
Ruhestand. Er blieb der<br />
Station, die im Jahre 2010 zur Bayern-Genetik<br />
GmbH wurde, bis zum<br />
Osterwochenende geistig eng verbunden.<br />
So blickte er selbst von seinem<br />
Sterbebett auf die Holzplastik<br />
seines Bullen „HAXL“.<br />
Wir verneigen uns mit großer Dankbarkeit<br />
vor dem Lebenswerk und der<br />
Person Dr. Otto Haeger und werden<br />
ihn stets in guter Erinnerung behalten.<br />
Dr. Thomas Grupp<br />
Züchter Johann Spießl verstorben<br />
Johann Spießl bei der Landesabsatzveranstaltung<br />
2010 wie man<br />
ihn im Ring kannte: mit Hut,<br />
Arbeitskittel und sehr konzentriert<br />
bei der Tierpräsentation.<br />
20<br />
Am 26. März <strong>2017</strong> verstarb Johann<br />
Spießl aus Ruhstorf bei Laberweinting,<br />
kurz vor der Vollendung seines<br />
85. Lebensjahres.<br />
Schon als junger Mann war er bei<br />
den Landesabsatzveranstaltungen<br />
dabei, so dass er an deren Ende auf<br />
eine 60-jährige Teilnahme als Besucher<br />
bzw. Beschicker zurückblicken<br />
konnte. Nach der Betriebsübergabe<br />
an Sohn Otto war Spießl Hans immer<br />
noch bei Versteigerungen und Veranstaltungen<br />
aktiv im Ring oder als<br />
Zuschauer anwesend. Seine ruhige<br />
Art und sein Fachwissen wurden von<br />
Züchterkollegen und Vertretern von<br />
Verbänden und Behörden gleichermaßen<br />
geschätzt.<br />
Viele Eber aus seiner aktiven Zeit<br />
wurden vom niederbayerischen<br />
Zuchtverband bzw. der Besamungsstation<br />
Landshut angekauft. Einige<br />
davon waren großartige Vererber,<br />
wie der Top-Genetik-Eber COKE<br />
35466. Der Cola-Sohn hatte einen<br />
BLUP-ZW von 123 und einen Produktionswert<br />
von 6,88 DM. Dies war<br />
damals, im Dezember 1998, der Eber<br />
mit dem höchsten PW-Wert in Niederbayern.<br />
Wir werden Hans Spießl stets in<br />
Ehren halten.<br />
<strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>