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Impfen gegen M.hyopneumoniae „Mykoplasmen“ – eine mehr<br />

als 20 jährige Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben<br />

Abbildung 1: Lunge mit Spitzenlappenveränderung<br />

wie sie typischerweise<br />

von M.hyopneumoniae hervorgerufen<br />

werden. (Bild: Zoetis)<br />

Nach wie vor stellt die Enzootische<br />

Pneumonie, die durch M.hyopneumoniae<br />

(häufig als „Mykoplasmen“<br />

bezeichnet) verursacht wird, eine der<br />

ökonomisch bedeutsamsten Erkrankungen<br />

in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />

dar 1 . Der Grund für die massiven<br />

ökonomischen Einbußen liegt hierbei<br />

in der langanhaltenden Schädigung<br />

des Lungenge<strong>web</strong>es. Die<br />

„Mykoplasmen“ bereiten dabei den<br />

Weg für eine Vielzahl von bakteriellen<br />

Sekundärerregern, die dann zum Bild<br />

der sog. Enzootischen Pneumonie<br />

führen. Der Erreger kann zwar auch<br />

mit bestimmten Antibiotika bekämpft<br />

werden, allerdings sind zum Zeitpunkt<br />

des sichtbaren Ausbruchs der<br />

Krankheit oft schon Lungenschäden<br />

(Abbildung 1) vorhanden, so dass es<br />

sich dringend empfiehlt, bereits im<br />

Vorfeld mittels einer Impfung vorzubeugen.<br />

Nicht umsonst wird die Impfung<br />

gegen M.hyopneumoniae<br />

(M.hyo) neben der Impfung gegen<br />

PCV2 nach wie vor von vielen Tierärzten<br />

als „Standard“ Impfung angesehen<br />

und in Deutschland breitflächig<br />

eingesetzt 2 .<br />

Bereits 1994 kam der erste Impfstoff<br />

gegen M.hyopneumoniae auf den<br />

Markt, ihm folgten zahlreiche weitere.<br />

Die zunächst verfügbaren Impfstoffe<br />

mussten dabei zweimal appliziert<br />

werden (2-Shot), später wurden<br />

auch einmalig zu applizierende Impfstoffe<br />

verfügbar (1-Shot). Bis heute<br />

werden abhängig von den betrieblichen<br />

Gegebenheiten weiterhin<br />

sowohl 1-Shot als auch 2-Shot Impfstoffe<br />

eingesetzt. Eine Untersuchung<br />

der Universität Gießen aus dem Jahr<br />

2014 verglich dabei eine Gruppe von<br />

2-Shot Impfstoffen mit zwei unterschiedlichen<br />

1-Shots 3 (Abbildung 2).<br />

Dabei zeigte sich, dass die 2-Shot<br />

Impfstoffe (Gruppe V3) den besten<br />

Schutz boten, dicht gefolgt von<br />

einem der beiden 1-Shots (Gruppe<br />

V2). Bemerkenswert dabei war, dass<br />

ein 1-Shot (Gruppe V1) in der Wirksamkeit<br />

gegenüber den anderen<br />

Gruppen sehr stark abfiel. Es zeigte<br />

sich somit, dass neben dem Impfschema<br />

auch die Wahl des Impfstoffs<br />

selbst einen starken Einfluss auf die<br />

Wirksamkeit hatte.<br />

Da die Impfung gegen M.hyo aus<br />

gutem Grund als Standard angesehen<br />

wird, wurde natürlich weiter<br />

nach Möglichkeiten gesucht die<br />

Applikation einfacher und zeitsparender<br />

zu gestalten. Eine Möglichkeit<br />

stellt das Mischen von M.hyopneumoniae<br />

Impfstoffen mit Impfstoffen<br />

gegen andere Erreger dar. Schon seit<br />

Jahren gibt es einen M.hyo Impfstoff,<br />

welcher mit einem Impfstoff gegen<br />

das PRRS Virus gemischt werden<br />

kann, ebenso wie eine Vakzine die<br />

mit einem Impfstoff gegen PCV2<br />

(„Circo“) gemischt werden kann.<br />

Auch wenn das Mischen bereits eine<br />

Zeitersparnis bei der Applikation darstellt,<br />

so stellen natürlich gebrauchsfertige<br />

Kombinationsimpfstoffe, die<br />

M.hyopneumoniae beinhalten (sog.<br />

Ready to use / RTU), eine weitere<br />

Vereinfachung dar, da auch der<br />

Schritt des Anmischens entfällt.<br />

Wie Anfangs erwähnt, stellt die Impfung<br />

gegen PCV2 eine der Standardimpfungen<br />

dar, womit natürlich eine<br />

gebrauchsfertige Kombination von<br />

PCV2 und M.hyopneumoniae prinzipiell<br />

interessant ist. Nach dem Einführen<br />

der Mischbarkeit eines PCV2<br />

und M.hyopneumoniae Impfstoffs im<br />

Jahre 2010 dauerte es dennoch weitere<br />

4 Jahre bis der erste fertige<br />

Kombinationsimpfstoff mit dieser<br />

Erregerkombination im Jahre 2014<br />

die Zulassung erhielt. Dieser basiert<br />

im Wesentlichen auf einem bereits<br />

existierenden M.hyopneumoniae<br />

Impfstoff, welchem das PCV2 Antigen<br />

einer anderen Vakzine zugesetzt<br />

wurde 4 .<br />

Eine der maßgeblichen Schwierigkeiten<br />

in der Entwicklung eines<br />

gebrauchsfertigen M.hyo Kombinationsimpfstoffs<br />

liegt in der Tatsache<br />

begründet, wie das M.hyopneumoniae<br />

Antigen (Bestandteil des Impfstoffs,<br />

welcher die Immunantwort<br />

auslöst) für den Impfstoff hergestellt<br />

wird. In der Regel erfolgt diese Herstellung,<br />

genauer die Vermehrung<br />

von M.hyopneumoniae, in einem<br />

Kulturmedium, unter Nutzung von<br />

porzinem Serum, welches aus dem<br />

Blut „normaler“ <strong>Schweine</strong> gewonnen<br />

wird. Da diese Tiere aber in ihrem<br />

Leben häufig Kontakt zu Krankheitserregern<br />

hatten, enthält ihr Blut zahlreiche<br />

Antikörper. PCV2 („Circo“) ist<br />

wie bereits erwähnt eine weit verbreitete<br />

Krankheit, so dass viele<br />

<strong>Schweine</strong> Antikörper gegen PCV2<br />

tragen. Diese Antikörper sind für<br />

einen normalen M.hyopneumoniae<br />

Impfstoff nicht weiter relevant, können<br />

aber in einem gebrauchsfertigen<br />

M.hyo/PCV2 Kombinationsimpfstoff<br />

ein Problem darstellen, da sie das<br />

PCV2 Antigen in dem Impfstoff neutralisieren<br />

können. Wenn diese Antikörper<br />

zuvor aus der M.hyo Komponente<br />

entfernt werden, entfällt dieses<br />

Problem.<br />

Da in solch einem Kombinationsimpfstoff<br />

mehrere Antigene enthalten<br />

sind (PCV2 und M.hyo) stellt sich<br />

außerdem die Frage, wie man in<br />

einem Kombinationsimpfstoff eine<br />

8 <strong>Schweine</strong>-<strong>Welt</strong> - <strong>Juli</strong> <strong>2017</strong>

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