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INTERVIEW<br />
19<br />
Herr Breuer, was sagen Sie Ihrer Tochter,<br />
wenn sie sich um die »Vielzahl an Flüchtlingen«,<br />
die zukünftig in <strong>Neuss</strong> sind, sorgt?<br />
Das wir mit all unseren Kräften dafür Sorge<br />
tragen, dass hilfsbedürftige Menschen hier in<br />
<strong>Neuss</strong> herzlich aufgenommen werden. Mir ist<br />
bewusst, daß Ängste bestehen, daß einige<br />
<strong>Neuss</strong>erinnen und <strong>Neuss</strong>er sich selbst vernachlässigt<br />
fühlen. Wir müssen besonders die sozial<br />
Schwachen mitnehmen. Wir wollen nicht, daß<br />
Sündenböcke gesucht und diese bei Zuwanderern<br />
gefunden werden. Wir sind weit davon entfernt,<br />
eine allgemeingültige Willkommenskultur<br />
zu besitzen und mir sind auch die sorgenvollen<br />
Schwingungen bewusst. Durchaus nachvollziehbar,<br />
aber nicht realisierbar, gilt bei einigen<br />
das Sankt-Florian-Prinzip (Nicht bei mir vor der<br />
Haustür). Ich werde meiner Tochter sagen, daß<br />
ich dafür kämpfe, den sozialen Frieden zu wahren,<br />
daß wir Zuwanderung brauchen, da wir<br />
eine schrumpfende Gesellschaft (demographische<br />
Studien) sind. Wir werden alle älter,<br />
der Wirtschaft fehlen Fachkräfte. Das Alter der<br />
zu uns kommenden - zum Teil gut ausgebildete -<br />
Zuwanderer kann nur positiv für unsere Gesellschaft<br />
sein. Ich selbst habe mit einigen persönlich<br />
gesprochen. Darunter waren Apotheker und<br />
Selbstständige, aber nicht nur. Natürlich kommen<br />
da auch Flüchtlinge, in die wir stark investieren<br />
müssen. Und es ist selbstverständlich,<br />
dass wir insgesamt auch für <strong>Neuss</strong>er und<br />
<strong>Neuss</strong>erinnen mehr Angebote zur Verfügung<br />
stellen werden. Wichtigster Aspekt für eine erfolgreiche<br />
Integration ist die Sprache. Sprachkurse<br />
sind zwingende Voraussetzung, die ich<br />
auch mit aller Deutlichkeit einfordere. Die Integration<br />
in den letzten Jahrzehnten ist nicht überall<br />
gelungen. Dies sieht man auch in der aktuellen<br />
öffentlichen Diskussion.<br />
Was würden Sie den jungen <strong>Neuss</strong>erinnen und<br />
<strong>Neuss</strong>ern als Botschaft Ihres »Wirkens« mit<br />
auf den Weg geben?<br />
Eine meiner Kampagnen bei der Wahl zum<br />
<strong>Neuss</strong>er Bürgermeister hieß »<strong>Neuss</strong> leben«.<br />
Es ist eure Stadt. Auch ihr könnt Dinge gestalten<br />
und verändern. Dafür habe ich immer ein<br />
offenes Ohr. <strong>Neuss</strong> hat viel zu bieten. Ich würde<br />
mir wünschen, daß sich junge Menschen einbringen.<br />
Jeder kann soziales Engagement zeigen<br />
und auch dies verändert einen selbst. Ich habe<br />
während meines fünfjährigen Studiums in der<br />
Psychiatrie des St. Alexius Krankenhauses gearbeitet.<br />
Ich habe währenddessen die Menschen<br />
gepflegt und begleitet. Dies hat mir persönlich<br />
sehr viel gebracht und mich auch geprägt.<br />
Als ich mir Ihren Lebenslauf durchlas, wirkte<br />
er perfekt. Wie perfekt ist Reiner Breuer?<br />
Ich bemühe mich, die Dinge, die ich mache,<br />
gut zu machen. Aber ich bin bestimmt kein Perfektionist.<br />
Ich bin genau, das haben Volljuristen<br />
wohl so an sich. Ich nehme meine Aufgabe ernst<br />
und ich schätze die Verantwortung realistisch<br />
ein.