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Psyche und Soma Psyche und Soma - Medical Tribune

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Ekzematöse Veränderungen von Mamille <strong>und</strong> Areola<br />

Bei ekzemartigen Veränderungen<br />

der Brustwarze <strong>und</strong><br />

des Warzenhofes können<br />

zunächst Salben verordnet<br />

werden. Eine Patientin<br />

wurde aber zu lange mit<br />

Salben behandelt, dadurch<br />

wurde die Diagnose Paget-<br />

Karzinom verschleppt.<br />

Der Fall landete vor der<br />

Schlichtungsstelle für<br />

Arzthaftpflichtfragen.<br />

Im Januar 1999 suchte eine 63jährige<br />

Patientin wegen oberflächlicher,<br />

erosiver Hautveränderungen<br />

an der linken Brustwarze ihren<br />

Gynäkologen auf. Der Arzt verordnete<br />

eine Triamcinolon-Clotrimazol-Zink-Salbe.<br />

Im Mai, also viereinhalb<br />

Monate später, ging die<br />

Patientin erneut zum Gynäkologen,<br />

die Hautveränderungen waren<br />

nun von einer Kruste bedeckt.<br />

Dieses Mal verschrieb der Gynäkologe<br />

eine Dexpanthenol-Salbe. Da<br />

auch diese Therapie keine Besserung<br />

brachte, überwies er die Patientin<br />

im Juli zur Mammographie<br />

<strong>und</strong> an einen Dermatologen zur<br />

Probeexzision.<br />

Paget-Karzinom<br />

nicht übersehen<br />

In der Mammographie zeigte<br />

sich im unteren inneren Quadranten<br />

der linken Brust ein Verdichtungsherd,<br />

der als krebsverdächtig<br />

eingestuft wurde. Der Dermatologe<br />

behandelte zunächst zwar kurzfristig<br />

auch mit einer Salbe. Da<br />

aber auch dieser Versuch ohne Erfolg<br />

blieb, nahm er noch im Juli<br />

eine Biopsie aus der linken Brustwarze<br />

vor. Histologischer Bef<strong>und</strong>:<br />

FÜR DIE PRAXIS<br />

Wie lange mit Salben behandeln?<br />

Paget-Karzinom. Im August wurde<br />

die Patientin operiert. Zunächst<br />

erfolgte eine Segmentresektion<br />

unter Einschluss von Brustwarze<br />

<strong>und</strong> Warzenhof, nach postoperativer<br />

histopathologischer Aufarbeitung<br />

wurden dann eine Mastektomie<br />

sowie eine axilläre Lymphonodektomie<br />

durchgeführt.<br />

Die Patientin stellte einen<br />

Schlichtungsantrag. Sie warf dem<br />

Frauenarzt einen Behandlungsfehler<br />

vor, weil er die Abklärung der<br />

Hautveränderung an ihrer linken<br />

Brust um fünf Monate verzögert<br />

habe. Der Frauenarzt wies diesen<br />

Vorwurf zurück. Seiner Meinung<br />

nach habe die Patientin selbst zur<br />

Verzögerung der Diagnose beigetragen,<br />

da sie zwischen den einzelnen<br />

Praxisbesuchen zu viel Zeit<br />

verstreichen liess. Der Gutachter<br />

sah das ganz anders, schreibt Professor<br />

Dr. Kurt Rothe, ärztliches<br />

Mitglied der Schlichtungsstelle für<br />

Arzthaftpflichtfragen in Hannover,<br />

im »Niedersächsischen Ärzteblatt«.<br />

Nach Meinung des Gutachters<br />

seien nässende oder schuppende<br />

Entzündungen, Knoten, Verhärtung,<br />

grau-weisse Krustenbildung<br />

<strong>und</strong> jedes Geschwür an der Brust-<br />

warze <strong>und</strong> am Warzenhof als<br />

krebsverdächtig anzusehen. Von<br />

daher sei jeder behandelnde Arzt<br />

gut beraten, derartige Bef<strong>und</strong>e zügig<br />

histologisch abklären zu lassen.<br />

Eine Salbenbehandlung dürfe<br />

höchstens über einen Zeitraum<br />

von drei Wochen durchgeführt<br />

werden, zudem sei die Patientin<br />

während der Therapie wöchentlich<br />

in die Praxis einzubestellen.<br />

»Ferner habe der Arzt darüber aufzuklären,<br />

dass es sich eventuell um<br />

eine maligne Veränderung handeln<br />

könne <strong>und</strong> die Salbenbehandlung<br />

nur ein zeitlich eng bemessener<br />

Therapieversuch sein<br />

dürfe.«<br />

Die Unterlassung der rechtzeitigen<br />

Diagnostik sei als Fehler einzustufen<br />

<strong>und</strong> dem Gynäkologen alleine<br />

die fünfmonatige Verzögerung<br />

der Diagnose anzulasten. Allerdings,<br />

räumte der Gutachter ein,<br />

wären auch bei einer fünf Monate<br />

früher gestellten Diagnose Therapie<br />

<strong>und</strong> Prognose gleich geblieben.<br />

Die Schlichtungsstelle folgte den<br />

Wertungen des Gutachters. bg<br />

Niedersächsisches Ärzteblatt 2003;<br />

8: 25 – 26<br />

Sexualmedizin Heft 1 / 2004 5

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