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Psyche und Soma 9 - Medical Tribune

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27. Jahrgang September 2005<br />

<strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong><br />

Vaginitis<br />

Frauenleiden mit<br />

vielen Facetten<br />

Muskelverspannungen<br />

Schmerzgedächtnis<br />

durchbrechen<br />

Preisrätsel<br />

Einer der<br />

»Väter der Botanik«<br />

Ausstellung Dresden<br />

Evolution –<br />

Wege des Lebens<br />

Menopause-Kongress<br />

Cimicifuga sicher<br />

für die Brust<br />

9<br />

Sexualmedizin


Nachrichten 4<br />

Medizin<br />

Vaginitis<br />

Ein Frauenleiden mit vielen Facetten 6<br />

Therapieforum<br />

Langzeit-Therapie von<br />

Muskelverspannungen<br />

Das Schmerzgedächtnis unterbrechen 7<br />

Intramuskuläre Interferontherapie<br />

Langzeitwirkung bei MS 10<br />

Verhütungsspiel www.lovegame.ch<br />

Spiel für den »Ernstfall« 10<br />

Flashlite<br />

Gastroduodenales Risiko vermindern<br />

Pro Protonenpumpenhemmer 9<br />

Digestive Diesease Week 2005, Chicago<br />

Wirksame GERD-Therapie 14<br />

Obere gastroinstestinale Blutung<br />

PPI schon vor Endoskopie 14<br />

Preisrätsel<br />

Eine Fahndung zum Mitraten<br />

Einer der »Väter der Botanik« 12<br />

Pinboard<br />

Deutsches Hygiene-Museum Dresden<br />

Evolution – Wege des Lebens 13<br />

Kongressbericht<br />

Kongress der<br />

Deutschen Menopause-Gesellschaft,<br />

Münster, 17./18. Juni 2005-09-02<br />

Cimicifuga sicher für die Brust 16<br />

Interview mit Prof. von Shoultz<br />

Wie bewerten Sie die Ergebnisse<br />

Ihrer Untersuchung 16<br />

Brustkrebspatientinnen<br />

mit klimakterischen Beschwerden<br />

Cimicifuga racemosa eine Option? 18<br />

Kabinett<br />

Tradition in der Medizin<br />

Europa gräbt nach seinen Wurzeln 20<br />

Vorschau 23<br />

Ein Frauenleiden<br />

mit vielen Facetten<br />

INHALT<br />

Bakterielle Vaginose, vulvovaginale Candidiasis <strong>und</strong><br />

Trichomonadenkolpitis – das sind die häufi gsten<br />

Gründe für Arztbesuche von Frauen. Ein schneller<br />

Therapieerfolg ist meist zu erwarten. Allerdings gibt<br />

es auch beim Management der Vulvitis ein paar Klippen<br />

zu beachten. »Es ist zwar verführerisch, beim<br />

Verdacht auf eine vulvovaginale Entzündung die Diagnose<br />

vor allem nach den anamnestischen Angaben<br />

der Patientinnen zu stellen. Untersuchungen haben<br />

jedoch gezeigt, dass die geschilderten Symptome nur<br />

sehr bedingt mit dem Ausmass der Erkrankung korrelieren«,<br />

warnt Dr. Marion K. Owen von der Universität<br />

in Atlanta/USA. 6<br />

Suchen Sie einen der<br />

»Väter der Botanik«<br />

Die Jesuiten waren es, die ihm, dem Protestanten,<br />

in Ingolstadt das Leben schwer machten,<br />

so dass er schliesslich seinen Lehrstuhl<br />

für Medizin aufgab <strong>und</strong> Leibarzt des Markgrafen<br />

Georg von Brandenburg in Ansbach<br />

wurde. Ein Jesuit wiederum, Charles Plumier,<br />

war es, der den Namen des gesuchten<br />

Arztes unsterblich machte, indem er einen<br />

südamerikanischen Blütenstrauch nach ihm<br />

benannte. Durch den Glanz seines wissenschaftlichen<br />

Namens hat er viel zur Blüte der<br />

damals noch jungen Universität Tübingen<br />

beigetragen. Zusammen mit seinen Zeitgenossen<br />

Otto Brunfels <strong>und</strong> Hieronymus Bock<br />

gilt er in Deutschland als einer der »Väter<br />

der Botanik«. 12<br />

Europa gräbt<br />

nach seinen Wurzeln<br />

Im Zuge des zunehmenden Einfl iessens von Methoden<br />

der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) in<br />

Behandlungsabläufe wird auch die wissenschaftliche<br />

Aufarbeitung der europäischen Medizin-Tradition<br />

vorangetrieben. Die Klostermedizin mit ihrer Pfl anzenheilk<strong>und</strong>e<br />

steht dabei im Fokus einer Würzburger<br />

Forschungsgruppe, welche die Reaktivierung alten<br />

Therapie-Wissens vorantreibt. Ziel ist auch, das gewonnene<br />

Wissen zur Schaffung wertvoller komplementärer<br />

Therapeutika zu nutzen. 20<br />

Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 3


NACHRICHTEN<br />

Rotwein lässt den Blutdruck steigen<br />

Wer gerne ins Glas schaut, zahlt<br />

mit erhöhtem Blutdruck. Stimmt<br />

das auch bei Rotwein? Und wie<br />

sieht es aus mit der postulierten<br />

Verbesserung der vaskulären Funktion<br />

durch die im Rotwein enthaltenen<br />

Polyphenole?<br />

Australische Forscher haben<br />

es getestet – mit für Weinfre<strong>und</strong>e<br />

niederschmetterndem Ergebnis.<br />

In einer Crossover-Studie tranken<br />

normotensive Männer vier<br />

Wochen lang täglich einen roten<br />

Schoppen oder Bier mit ähnlicher<br />

Alkoholmenge (ca. 40 g). Zur Kontrolle<br />

wurde auch entalkoholisierter<br />

Rotwein gereicht. Sowohl unter<br />

dem Verumwein als auch bei Biergenuss<br />

stieg der systolische Druck,<br />

Mit Rot zum<br />

Sieg<br />

Die Chinesen haben es uns in<br />

der Kulturrevolution vorgemacht.<br />

Rot ist die Farbe des Fortschritts<br />

<strong>und</strong> des Sieges. Deshalb sollten ja<br />

auch die Verkehrsampeln bei Rot<br />

freie Fahrt gewähren. Und was<br />

den Chinesen recht ist, ist in unseren<br />

Breiten billig geworden. Rote<br />

Sportbekleidung verhilft zum Sieg,<br />

so eine Analyse der Box-, Taekwondo-<br />

<strong>und</strong> Ringkämpfe bei den<br />

Olympischen Spielen in Athen. In<br />

allen drei Sportarten tragen die<br />

Kämpfer einen roten oder blauen<br />

Dress. Zu 55% gewannen die Roten.<br />

In Kämpfen mit gleichwertig<br />

erachteten Gegnern waren die rot<br />

Gewandeten sogar zu 60% überlegen.<br />

Schüchtert die Farbe den Opponenten<br />

ein, weil ja auch ein hochrotes<br />

Gesicht Wut <strong>und</strong> Aggression<br />

signalisiert? Oder steigt der Testosteronspiegel<br />

in roten Klamotten?<br />

Darüber wird spekuliert. Bei der<br />

Fussball-Europameisterschaft in<br />

Portugal waren Teams in Rot ebenfalls<br />

erfolgreicher. abc<br />

<strong>und</strong> zwar um 2,9 bzw. 1,9 mmHg.<br />

Die nächtliche Pulsfrequenz erhöhte<br />

sich bei beiden Getränken<br />

um r<strong>und</strong> fünf Schläge pro Minute.<br />

Wein ohne Alkohol hatte auf diese<br />

Parameter keinen Einfl uss.<br />

Weder der Rotwein, noch der<br />

ebenfalls Polyphenole enthaltende<br />

entschärfte Wein zeigten Effekte<br />

auf die Endothelfunktion, die den<br />

negativen Einfl uss des Alkohols auf<br />

den Blutdruck milderten oder ausglichen.<br />

abc<br />

Renate R. Zilkens et al., Hypertension<br />

2005, 45:874<br />

Drehtest spürt Ecstasy auf<br />

Der Partydroge Ecstasy (einem Methylendioxyderivat<br />

aus der Gruppe der Amphetamine) kommt man mit<br />

zweifachen Tests auf die Schliche. Man prüft Pupillen-Lichtreaktion<br />

(bei fast 70% beeinträchtigt) <strong>und</strong><br />

Dauer des Nystagmus nach mehrmaligem Drehen<br />

um die eigene Achse (normalerweise 2 bis 4 sec, unter<br />

Ecstasy etwa 14 sec).<br />

Herkömmliche Reaktions- <strong>und</strong> Bewusstseinstests,<br />

wie sie bei Alkoholisierten angewendet werden, sind<br />

dagegen nicht aussagekräftig, so eine Untersuchung<br />

an 229 Techno-Disco-Besucher. SK<br />

Frohsinn schützt vor Krankheit<br />

Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes,<br />

Magenleiden – all diese Plagen<br />

suchen sich glückliche <strong>und</strong><br />

ausgeglichene Menschen weniger<br />

häufi g als Opfer aus. Warum dies<br />

ist, prüften Ärzte des University<br />

College of London an 216 Freiwilligen<br />

mittleren Alters. Diese mussten<br />

bis zu 33-mal täglich notieren, wie<br />

ihre Stimmung in den letzten fünf<br />

Minuten aussah, gleichzeitig wurden<br />

Pulsfrequenz <strong>und</strong> Blutdruck<br />

automatisch gemesssen. Dazu bestimmten<br />

die Forscher mehrmals<br />

täglich das Kortisol in Speichelproben<br />

der Probanden. Mehrmals<br />

wurde nach mässiger körperlicher<br />

Belastung das Fibrinogen im Serum<br />

gemessen.<br />

Im gesamten Kollektiv war gute<br />

Laune mit klar niedrigeren Kortisolspiegeln<br />

sowie geringerer Fibrinogen-Stress-Antwort<br />

nach Belastung<br />

verb<strong>und</strong>en. Bei Männern<br />

sorgte Glücklichsein zudem für<br />

niedrigere Pulsfrequenz. Positive<br />

Stimmung geht mit geringerer neuroendokriner,<br />

infl ammatorischer<br />

<strong>und</strong> kardiovaskulärer Aktivität einher.<br />

CG<br />

Andrew Steptoe et al., Proc. Natl Acad<br />

Sci 2005 : online fi rst<br />

4 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


MEDIZIN<br />

Vaginitis<br />

Ein Frauenleiden mit vielen Facetten<br />

Bakterielle Vaginose, vulvovaginale Candidiasis <strong>und</strong> Trichomonadenkolpitis –<br />

das sind die häufi gsten Gründe für Arztbesuche von Frauen. Ein schneller Therapieerfolg<br />

ist meist zu erwarten. Allerdings gibt es auch beim Management der Vulvitis ein<br />

paar Klippen zu beachten.<br />

»Es ist zwar verführerisch, beim<br />

Verdacht auf eine vulvovaginale<br />

Entzündung die Diagnose vor allem<br />

nach den anamnestischen Angaben<br />

der Patientinnen zu stellen. Untersuchungen<br />

haben jedoch gezeigt,<br />

dass die geschilderten Symptome<br />

nur sehr bedingt mit dem Ausmass<br />

der Erkrankung korrelieren«, warnt<br />

Dr. Marion K. Owen von der Universität<br />

in Atlanta/USA.<br />

Bakterielle Vaginose<br />

oft symptomlos<br />

Deshalb gehören ihrer Meinung<br />

nach auf jeden Fall zusätzlich zur<br />

Anamnese eine ausführliche vaginale<br />

Inspektion mit dem Spekulum,<br />

eine Überprüfung des ScheidenpH-Wertes<br />

<strong>und</strong> die Entnahme eines<br />

Nativpräparates. Mikrobiologische<br />

Kulturen sollten aus Kostengründen<br />

nicht routinemässig, sondern nur in<br />

Bakterielle Vaginose: Alle<br />

Schwangeren screenen?<br />

Einem Cochrane-Review zufolge besteht keine Evidenz,<br />

alle Schwangeren auf bakterielle Vaginose zu<br />

screenen. Auch das American College of Obstetricians<br />

and Gynecologists <strong>und</strong> die Agency for Healthcare<br />

Research and Quality empfehlen, asymptomatische<br />

Schwangere nicht zu screenen.<br />

Eine in 2003 veröffentlichte Studie konnte jedoch<br />

zeigen: Wurden Schwangere mit asymptomatischer<br />

bakterieller Vaginose in der 12. bis 20. Gestationswoche<br />

mit Clindamycin oral in einer Dosierung von<br />

zweimal 300 mg täglich für fünf Tage behandelt,<br />

konnte die Rate der Frühgeburten <strong>und</strong> der Spätaborte<br />

signifi kant gesenkt werden. Möglicherweise<br />

werden auf Gr<strong>und</strong> dieser Ergebnisse die derzeitigen<br />

Empfehlungen neu bewertet, meint Dr. Owen.<br />

Zweifelsfällen oder bei Versagen der<br />

Initialtherapie angelegt werden.<br />

Eine bakterielle Vaginose ist<br />

die häufi gste vaginale Störung bei<br />

Frauen im gebärfähigen Alter. In<br />

Einrichtungen für Geschlechtskrankheiten<br />

haben bis zu zwei<br />

Drittel aller Patientinnen eine bakterielle<br />

Vaginose. In dem gestörten<br />

Scheidenmilieu kommt es zu einer<br />

Proliferation von Gardnerella vaginalis,<br />

Mycoplasma hominis <strong>und</strong><br />

Anerobiern wie Mobiluncus, Bacteroides<br />

<strong>und</strong> bestimmter Spezies<br />

von Peptostreptokokken.<br />

Mikrobenstämme<br />

erheblich erhöht<br />

Im Vergleich zu ges<strong>und</strong>en Frauen<br />

ist bei Erkrankten die Konzentration<br />

dieser Mikrobenstämme um das<br />

100- bis 1000-Fache erhöht. Übel<br />

riechender vaginaler Ausfl uss <strong>und</strong><br />

vaginale Symptome, die sich nach<br />

Geschlechtsverkehr verstärken können,<br />

sind die Hauptsymptome. Allerdings<br />

bleibt etwa die Hälfte der<br />

Patientinnen symptomlos.<br />

Zur einfachen <strong>und</strong> zuverlässigen<br />

Diagnosefi ndung empfi ehlt sich die<br />

Bef<strong>und</strong>ung nach den vier Amsel-<br />

Kriterien, von denen drei erfüllt sein<br />

müssen: Vorkommen eines homogenen<br />

Ausfl usses, Vaginalfl üssigkeit<br />

mit pH > 5, positiver Aminbef<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> der Nachweis von »Clue«-Zellen<br />

im Lichtmikroskop.<br />

Standardtherapie zur Behandlung<br />

bakterieller Vaginosen sind<br />

zweimal täglich 500 mg Metronidazol<br />

für sieben Tage. »Zwar sind<br />

Alternativen wie Metronidazol 2 g<br />

oral als Einmalgabe oder Vaginalcremes<br />

mit der Kombination aus<br />

Metronidazol <strong>und</strong> Clindamycin<br />

initial auch wirksam, doch treten<br />

danach häufi ger Rezidive auf«, erklärt<br />

Dr. Owen.<br />

Metronidazol<br />

auch für Schwangere<br />

In einer neueren Metaanalyse<br />

konnte für Metronidazol keine<br />

erhöhte Teratogenität im ersten<br />

Trimenon eruiert werden, so Dr.<br />

Owen. Die amerikanischen Centers<br />

for Disease Control weisen darauf<br />

hin, dass eine topische Therapie<br />

mit Clindamycin das Risiko einer<br />

Frühgeburt erhöhen könnte.<br />

Vaginale Kandidosen sind nicht<br />

selten Koerkrankungen. Bekannte<br />

Risikofaktoren für das Auftreten<br />

von vaginalen Kandidosen sind<br />

ein schlecht eingestellter Diabetes<br />

mellitus <strong>und</strong> eine erst kurz zurückliegende<br />

antibiotische Therapie.<br />

Häufi ge Rezidive werden<br />

meist nicht durch die herkömmliche<br />

Candida albicans verursacht,<br />

sondern durch Candida glabrata<br />

<strong>und</strong> Candida tropicalis. «Gerade<br />

bei Verdacht auf eine Kandidose<br />

ist das Nativpräparat aus Vaginalsekret<br />

dringend zu fordern«, betont<br />

die Wissenschaftlerin.<br />

Vaginale Kandidose<br />

als Ko-Erkrankung<br />

Auch wenn für den endgültigen<br />

Erregernachweis manchmal eine<br />

Pilzkultur notwendig sein kann,<br />

rechtfertigen die Schmerzen der<br />

Patientin den sofortigen Therapiebeginn<br />

auch ohne spezifi schen Erregernachweis.<br />

Frauen mit unkomplizierter<br />

Vaginalkandidose behandelt<br />

Dr. Owen bevorzugt mit lokal<br />

zu applizierenden Antimykotika.<br />

Für die orale Therapie, die vor ��7<br />

6 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


Langzeit-Therapie von Muskelverspannungen<br />

Das Schmerzgedächtnis<br />

unterbrechen<br />

Schmerzhafte Muskelverspannungen neigen zur Chronifi zierung. Denn<br />

Traumen oder Überlastung des Bewegungsapparates führen zu einer<br />

Fehl- <strong>und</strong> Schonhaltung, die durch muskuläre Verspannungen charakterisiert<br />

ist. Diese bewirken eine erneute Reizung der Schmerzrezeptoren, die<br />

wiederum die Schonhaltung der Muskelverspannung verfestigt. Während<br />

eines Expertengespäches in München diskutierten Prof. Dr. Wolfgang<br />

Beyer von der Rheumaklinik Bad Füssing, Dr. Martin Strohmeier, Orthopäde<br />

aus Ravensburg, sowie Prof. Dr. Walter Zieglgänsberger über die<br />

»Schmerzursache Muskelverspannungen«. Ihre Forderung: Das Schmerzgedächtnis<br />

unterbrechen <strong>und</strong> damit die Chronifi zierung durchbrechen<br />

Ursächlich für eine Chronifi zierung<br />

des Schmerzes ist in der Regel<br />

eine unzureichende analgetische<br />

Behandlung eines zunächst<br />

akuten Schmerzes – zum Beispiel<br />

aufgr<strong>und</strong> einer akuten Lumbago<br />

oder postoperativ. Ist der Schmerz<br />

Fortsetzung von Seite 6<br />

allem bei rezidivierenden Verläufen<br />

angezeigt ist, erwies sich Fluconazol<br />

als effektiv <strong>und</strong> verträglich.<br />

Wegen der als gesichert geltenden<br />

Übertragung bei Kohabitation<br />

wird die Trichomoniasis zu<br />

den sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten<br />

gerechnet. Zur<br />

Behandlung genügt in aller Re-<br />

dann einmal chronisch geworden,<br />

nützt es nichts, mit Akutmedikamenten<br />

zu behandeln. Denn es<br />

liegt ja in der Regel kein adäquater<br />

Impuls vor, den man unterbinden<br />

kann. Das Schmerzempfi nden hat<br />

sich selbstständig gemacht. »Aber<br />

gel die orale Einmalgabe von 2 g<br />

Metronidazol, alternativ zweimal<br />

täglich 500 mg für sieben Tage.<br />

Zwingend ist eine gleichzeitige<br />

Partnerbehandlung. Im Gegensatz<br />

zur oralen Gabe ist die topische<br />

Therapie mit Metronidazol<br />

nicht so wirksam. Sie könnte aber<br />

sinnvoll bei jenen Frauen mit Resistenzphänomen<br />

sein (siehe Kasten),<br />

so die Wissenschaftlerin.<br />

Trichomonadeninfektionen in<br />

der Schwangerschaft können Frühgeburten<br />

auslösen <strong>und</strong> das Geburtsgewicht<br />

des Babys reduzieren. »Unglücklicherweise<br />

kann eine Behandlung<br />

asymptomatischer Schwangerer<br />

diese Gefahren auch nicht<br />

bannen«, erklärt Dr. Owen, deshalb<br />

wird heute von einer Behandlung<br />

bei diesen Frauen abgeraten. Bei<br />

Schwangeren mit symptomatischer<br />

Infektion sollte eine gewissenhafte<br />

THERAPIEFORUM<br />

es ist möglich, die übersteigerte<br />

Schmerzempfi ndung wieder herunter<br />

zu regulieren«, stellte Prof.<br />

Zieglgänsberger fest. In diesem Zusammenhang<br />

nannte er den Einsatz<br />

von Natrium-Kanal-Blockern wie<br />

Tolperison (Mydocalm®). ��8<br />

Wenn T. vaginalis dem<br />

Metronidazol trotzt …<br />

Bei Metronidazol-Resistenz kann zwar die Dosis erhöht<br />

<strong>und</strong> die Behandlungsdauer verlängert werden,<br />

doch viele Patientinnen vertragen dieses Regime<br />

nicht. Wenn Verträglichkeit ein Problem darstellt,<br />

empfehlen die Centers for Disease Control: orale<br />

Gabe von 2 g Metronidazol wiederholen, persistiert<br />

die Infektion, dann 2-g-Dosis für drei bis fünf Tage.<br />

Spricht die Patientin überhaupt nicht auf diese Therapie<br />

an, können die CDC konsultiert werden unter:<br />

www.cdc.gov/std<br />

Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen,<br />

auch wenn Metronidazol oral nach<br />

allem Kenntnisstand offenbar nicht<br />

teratogen ist. gb<br />

M. K. Owen et al., Am Fam Physician<br />

2004; 70: 2125 – 2132<br />

Kupferstich aus: Adriaan van der Spieghel<br />

(ca. 1578 – 1625), De humani corporis<br />

fabrica, Venedig, 1627. Die Figur ist gegen<br />

eine idyllische Landschaft gestellt,<br />

um die Muskeln der Schulterrregion<br />

deutlich abheben zu lassen.<br />

Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 7


THERAPIEFORUM<br />

Fortsetzung von Seite 7<br />

Die Natrium-Kanal-Blockade ist ein bewährtes<br />

Therapieprinzip der Lokalanästhesie.<br />

Daher bezeichnete Prof. Zieglgänsberger das<br />

Medikament auch als „Lokalanästhetikum<br />

zum Schlucken“.<br />

Lokalanästhesie zum<br />

Schlucken<br />

Tolpersion moduliert die Natriumkanäle<br />

im nozizeptiven System, wirkt dadurch<br />

schmerzhemmend <strong>und</strong> kann auf diese Weise<br />

dazu beitragen, den negativen Lernprozess<br />

der Schmerzchronifi zierung zu unterbrechen<br />

<strong>und</strong> - zumindest teilweise - wieder rückgängig<br />

zu machen. Außerdem eignet sich Tolperison<br />

sehr gut zur Regulierung eines erhöhten<br />

Muskeltonus.<br />

Druckschmerzschwelle<br />

signifi kant erhöht<br />

Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit<br />

von Tolperison bei Muskelverspannungen,<br />

spastischen Syndromen <strong>und</strong><br />

chronischen Rückenschmerzen. Ferner ist<br />

im Vergleich zu anderen Myotonolytika seine<br />

bessere Verträglichkeit hervorzuheben.<br />

Ein besonderer Vorteil von Tolperison: Das<br />

Präparat hat keine sedierende Wirkung, was<br />

vor allem bei bestimmten Berufsgruppen<br />

<strong>und</strong> beim Autofahren von sehr großer Bedeutung<br />

ist.<br />

So belegte in jüngster Zeit eine prospektive<br />

plazebokontrolliere randomisierte Studie<br />

von der Arbeitsgruppe um M. Struck die<br />

günstige Wirkung von Tolperison.<br />

Darin erhielten 188 Patienten mit LWS-<br />

<strong>und</strong>/oder HWS-Syndrom für durchschnittlich<br />

19 Tage 450 bis 900 mg Tolperison pro<br />

Tag. Untersucht wurde der Einfl uss der Medikation<br />

auf die Druckschmerzschwelle am<br />

Punkt des maximalen Schmerzes mit einem<br />

Druckdosimeter.<br />

»Die Patienten wiesen als Zeichen einer<br />

Schmerzchronifi zierung eine deutlich erniedrigte<br />

Druckschmerzschwelle auf«, erläuterte<br />

Dr. Strohmeier. Tolperison erhöhte<br />

die Druckschmerzschwelle bei Patienten,<br />

die länger als drei Monate Schmerzen hatten,<br />

stärker als Plazebo. Dass die Schmerzschwelle<br />

auch in der Plazebogruppe zunahm,<br />

erklärt sich damit, dass alle Patienten eine<br />

begleitende physikalische Therapie erhielten,<br />

so Prof. Beyer. Fast 90 % der Patienten <strong>und</strong><br />

der Ärzte bewerteten die Verträglichkeit von<br />

Tolperison als gut oder sehr gut. Dieses Urteil<br />

entsprach der Bewertung von Plazebo.<br />

8 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


Gastroduodenales Risiko mindern<br />

FLASHLITE<br />

Pro Protonenpumpenhemmer<br />

Die Prävention gastrointestinaler Komplikationen mit einem Protonenpumpenhemmer<br />

ist bei Risikopatienten wichtiger denn je. Führen doch die Bedenken bezüglich der<br />

kardiovaskulären Sicherheit der Cyclooxygenase-2-Hemmer wieder zu vermehrtem<br />

Einsatz klassischer NSAR. Die sind aber durchaus nicht die einzigen Substanzen<br />

mit gastrointestinalem Risiko.<br />

Niedrigdosierte Acetylsalicylsäure<br />

(ASS) ist heute in der Prophylaxe<br />

kardiovaskulärer Komplikationen<br />

nicht mehr wegzudenken <strong>und</strong> die<br />

Zahl der Patienten unter ASS steigt.<br />

Selbst in Monotherapie hemmt<br />

ASS die gastrointestinale COX-1<br />

<strong>und</strong> ist so für eine verminderte<br />

lokale Prostaglandinsynthese verantwortlich.<br />

Die Prävalenz endoskopischer<br />

Ulzera bei Patienten,<br />

die niedrigdosiert ASS einnehmen,<br />

liegt je nach Studie bei 6 bis 11 %.<br />

Dass ASS die protektive Wirkung<br />

der Coxibe auf den Gastrointestinaltrakt<br />

weitgehend zunichte<br />

macht, ist inzwischen bekannt. Der<br />

Verdacht eines erhöhten Risikos<br />

thromboembolischer Komplikationen<br />

bei Risikopatienten reduziert<br />

nun nach einer individuellen<br />

Nutzen-Risiko-Abschätzung den<br />

Kreis der potentiellen Patienten,<br />

bei denen diese Substanzklasse<br />

noch eingesetzt werden kann, weiter,<br />

so Professor Dr. Colin Howden,<br />

Northwestern University, Chicago,<br />

an einem Satellitensymposium der<br />

Firma Takeda anlässlich der Digestive<br />

Disease Week 2005.<br />

Ulkusvorbote Dyspepsie<br />

Die Einnahme von NSAR gilt<br />

auch als Risikofaktor der Dyspepsie.<br />

Eine Therapie mit Coxiben<br />

senkt zwar das Risiko für Komplikationen<br />

im Gastrointestinaltrakt<br />

im Vergleich zu NSAR, doch die<br />

Dyspepsierate ist erhöht. Und eine<br />

NSAR-assoziierte Dyspepsie wiederum<br />

weist auf ein erhöhtes Risiko<br />

für Ulkuskomplikationen hin. Eine<br />

am Kongress vorgestellte Studie<br />

zeigte, dass eine Therapie mit dem<br />

Protonenpumpenhemmer (PPI)<br />

Lansoprazol (Agopton®) bei Patienten,<br />

die langfristig NSAR einnehmen,<br />

die Dyspepsieraten signifi kant<br />

mehr senkt als eine Umstellung der<br />

Therapie auf den Cox-2-Hemmer<br />

Rofecoxib. Dr. Kam-Chuen Lai aus<br />

Hongkong untersuchte in einer Studie<br />

mit 189 Patienten Dyspepsieraten<br />

unter 100 mg Diclofenac allein,<br />

unter Diclofenac plus Lansoprazol<br />

<strong>und</strong> unter 25 mg des inzwischen<br />

vom Markt genommenen Rofecoxib.<br />

Er fand unter der Kombinationstherapie<br />

aus PPI <strong>und</strong> Diclofenac<br />

eine Dyspepsierate von 14,1 % gegenüber<br />

37,1 % bei Patienten unter<br />

Diclofenac allein. Auch unter Rofecoxibtherapie<br />

litten noch 28,6 %<br />

der Patienten unter dyspeptischen<br />

Symptomen.<br />

Auch SSRI sind belastet<br />

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer<br />

(SSRI) sind<br />

ebenfalls mit einem erhöhten gastrointestinalen<br />

Risiko behaftet: Sie<br />

weisen ein ähnlich hohes Risiko für<br />

untere als auch obere gastrointestinale<br />

Blutungen wie NSAR auf,<br />

berichtete Dr. Michael Jones, Northwestern<br />

University, Chicago.<br />

Selektive SSRI beeinfl ussen die<br />

Thrombozytenfunktion. Durch<br />

SSRI wird die Aufnahme von Serotonin<br />

auch in die Thrombozyten<br />

gestört, erklärte Dr. Jones. Dies<br />

aber benötigen Thrombozyten für<br />

die Hämostase. Der Gastroenterologe<br />

wertete 417 Krankenakten von<br />

Patienten aus, die aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Gastrointestinalblutung eingewie-<br />

Skyline von Chicago durch<br />

Kreissegmente gesehen.<br />

sen wurden. Als Kontrollgruppe<br />

dienten 500 Patienten, die im selben<br />

Zeitraum mit einer anderen<br />

Diagnose stationär aufgenommen<br />

wurden.<br />

Wie erwartet, nahmen Patienten<br />

mit Blutungen signifi kant häufi ger<br />

NSAR ein. Aber auch SSRI waren<br />

mit 17 % genauso häufi g auf der<br />

Medikamentenliste der Patienten<br />

mit gastrointestinalen Blutungen<br />

(12 % in der Kontrollgruppe).<br />

Die Einnahme eines SSRI erhöhte<br />

in der Studie das Risiko einer<br />

Blutung im oberen Gastrointestinaltrakt<br />

um das 1,5fache. Dies entspricht<br />

dem Risiko einer Blutung<br />

unter NSAR (1,4fach). Für eine untere<br />

Blutung kalkulierte Dr. Jones<br />

ein 2,2faches Risiko. In einer früheren<br />

dänischen Studie sei das Risiko<br />

sogar dreifach erhöht gewesen.<br />

Besondere Vorsicht sei bei der<br />

Kombination eines NSAR mit einem<br />

SSRI geboten. ASP<br />

Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 9


THERAPIEFORUM<br />

Intramuskuläre Interferontherapie<br />

Langzeitwirkung bei MS<br />

Die immunmodulatorische Therapie der MS sollte schon nach dem ersten Schub<br />

einsetzen <strong>und</strong> langfristig fortgesetzt werden. Der Therapieerfolg wird durch eine gute<br />

Compliance <strong>und</strong> eine hohe Bioverfügbarkeit des Interferon-Präparats gesteigert. Das<br />

ist das Ergebnis eines Presseworkshops zum Thema »Avonex® in der Langzeittherapie:<br />

Wirksamkeit <strong>und</strong> Verträglichkeit« (Veranstalter: Biogen Idec, Ismaning)<br />

Die retrospektive Beobachtungsstudie<br />

QUASIMS (QUAlitätsSIcherung<br />

in der MS-Therapie) hat den<br />

Nutzen einer frühen Therapie der<br />

schubförmigen MS bestätigt. In der<br />

Studie wurden weltweit über 7000<br />

MS-Patienten über einen Zeitraum<br />

von mindestens zwei Jahren<br />

entweder mit Interferon-beta-1a<br />

(30 µg einmal pro Woche, i.m.)<br />

oder Interferon-beta-1a (22 oder<br />

44 µg dreimal pro Woche, s.c.)<br />

oder Interferon-beta-1b (250 µg<br />

Verhütungsspiel www.lovegame.ch<br />

alle zwei Tage, s.c.) behandelt. Die<br />

Studienergebnisse zeigen laut Priv.-<br />

Doz. Dr. Volker Limmroth, Essen,<br />

dass die Progression der Behinderungen<br />

umso schwächer ausgeprägt<br />

war, je schneller nach dem<br />

Diagnosezeitpunkt ein Interferon<br />

verabreicht wurde. Hinsichtlich der<br />

Schubratenreduktion erwiesen sich<br />

die verschiedenen Beta-Interferon-<br />

Präparate als gleichwertig.<br />

Eine potenzielle Gefährdung<br />

des Therapieerfolgs besteht in der<br />

Spiel für den »Ernstfall«<br />

Entwicklung neutralisierender<br />

Antikörper, welche die Bioverfügbarkeit<br />

der Beta-Interferone beeinträchtigen,<br />

erläuterte Prof. Dr.<br />

Bernd C. Kieseier, Düsseldorf. Die<br />

Immunität hängt allerdings vom<br />

jeweiligen Präparat ab. Klinische<br />

Studien haben gezeigt, dass das<br />

einmal wöchentlich i.m. applizierte<br />

Interferon-beta-1a (Avonex®) die<br />

niedrigste Inzidenz von neutralisierenden<br />

Antikörpern aufweise, so<br />

der Experte. ash<br />

Mittels Fragen über die neun gängigsten Verhütungsmethoden vermittelt<br />

www.lovegame.ch von Schering auf spielerische Weise Wissenswertes r<strong>und</strong> ums<br />

Liebesleben <strong>und</strong> die Verhütung.<br />

Die richtige Beantwortung solcher<br />

Fragen kann im »Ernstfall«<br />

für Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene<br />

existentiell wichtig werden. Zumal<br />

der Wissensstand von Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> teilweise auch Erwachsenen in<br />

diesem Bereich tief ist.<br />

Von Spielerinnen<br />

geschätzt<br />

Im Urteil von befragten lovegame.ch-Spielerinnen<br />

werden<br />

die angestrebten Ziele erreicht. So<br />

sagt beispielsweise Maja Kindler-<br />

Borg, 16: »Wir Teenager brauchen<br />

das Wissen über die Verhütung.<br />

Dank lovegame.ch können wir es<br />

viel kurzweiliger <strong>und</strong> nachhaltiger<br />

erwerben als im trockenen Sexualk<strong>und</strong>eunterricht<br />

in der Schule.«<br />

Von Fachleuten begrüsst<br />

»Mit lovegame.ch ist es Schering<br />

gelungen, Jugendliche auf eine innovative<br />

Art spielerisch über Verhütung<br />

<strong>und</strong> sexuell übertragbare<br />

Krankheiten aufzuklären. Noch<br />

immer sind viel zu viele Jugendliche<br />

ungenügend aufgeklärt <strong>und</strong><br />

darum Risiken ausgesetzt. lovegame.ch<br />

vermittelt viel Wissenswertes<br />

in einem anonymen Umfeld,<br />

denn häufi g sind die jungen Leute<br />

gehemmt, wenn es um Themen wie<br />

Sexualität <strong>und</strong> Verhütung geht«,<br />

urteilt Prof. Dr. Johannes Bitzer,<br />

Leiter gynäkologische Sozialmedizin<br />

<strong>und</strong> Psychosomatik der Universitäts-Frauenklinik<br />

Basel.<br />

10 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


PREISRÄTSEL<br />

Eine Fahndung zum Mitraten<br />

Einer der »Väter der Botanik«<br />

Die Jesuiten waren es, die ihm, dem Protestanten, in Ingolstadt das Leben schwer machten,<br />

so dass er schliesslich seinen Lehrstuhl für Medizin aufgab <strong>und</strong> Leibarzt des Markgrafen<br />

Georg von Brandenburg in Ansbach wurde. Ein Jesuit wiederum, Charles Plumier,<br />

war es, der den Namen des gesuchten Arztes unsterblich machte, indem er einen südamerikanischen<br />

Blütenstrauch nach ihm benannte.<br />

In Ansbach blieb er fünf Jahre <strong>und</strong><br />

erwarb sich einen grossen Ruf, namentlich<br />

weil er während der 1529<br />

in Deutschland grassierenden Epidemie<br />

des Englischen Schweisses<br />

günstige Therapie-Erfolge erzielt<br />

hatte. In diese Zeit fällt auch der<br />

Beginn seiner literarischen Tätigkeit.<br />

In seinen Schriften erwies er<br />

sich als eifriger Verfechter der grie-<br />

chischen <strong>und</strong> streitbarer Verächter<br />

der arabischen Medizin, jedoch<br />

sind sie auch Zeugnisse einer grossen<br />

Zanksucht <strong>und</strong> ausgeprägten<br />

Selbstgefälligkeit.<br />

Unstetes Leben<br />

eines unruhigen Geistes<br />

1533 folgte der Arzt einem Ruf<br />

nach Ingolstadt, hielt sich jedoch<br />

aus den eingangs erwähnten Gründen<br />

nicht lange in dieser Stadt auf<br />

<strong>und</strong> kehrte wieder zu Georg von<br />

Brandenburg zurück. Ein unruhiger<br />

Geist, der er war, hielt es ihn<br />

bei dem Markgrafen nur kurze<br />

zwei Jahre, dann folgte er einem<br />

Ruf des Herzogs Albrecht von<br />

Württemberg nach der Universität<br />

Tübingen. Dieser Universität<br />

blieb der Arzt <strong>und</strong> Lehrer für immer<br />

treu, hier wurde er insgesamt<br />

siebenmal Rector magnifi cus, bis er<br />

im Jahre 1566 starb.<br />

Bedeutsamer als seine medizinischen<br />

Leistungen sind die Arbeiten<br />

auf dem Gebiet der Botanik. Er war<br />

einer der ersten, der sich in selbständiger<br />

Weise mit dem Studium<br />

einheimischer Pfl anzen beschäftigte,<br />

eine grosse Anzahl von ihnen<br />

beschrieb <strong>und</strong> durch Holzschnitte<br />

illustrierte. Sein botanisches Werk<br />

»De historia stirpium commentarii<br />

insignes« erschien 1542 in Basel,<br />

ein Jahr später auch deutscher<br />

Übersetzung. Selbst französische,<br />

holländische <strong>und</strong> spanische Ausgaben<br />

existieren.<br />

Durch den Glanz seines wissenschaftlichen<br />

Namens hat er viel<br />

zur Blüte der damals noch jungen<br />

Universität Tübingen beigetragen.<br />

Zusammen mit seinen Zeitgenossen<br />

Otto Brunfels <strong>und</strong> Hieronymus<br />

Bock gilt er in Deutschland als einer<br />

der »Väter der Botanik«.<br />

Lösung:<br />

Preis:<br />

Die Teilnahme an der Fahndung<br />

soll belohnt werden. 10 erfolgreiche<br />

Fahnder erhalten je ein<br />

»Erotisches Kartenspiel des Biedermeier«.<br />

Einsendeschluss:<br />

15. Oktober 2005.<br />

Die richtige Lösung fi nden Sie in<br />

<strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 11/2005<br />

Die nächste Fahndung wird in<br />

<strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 11/2005<br />

ausgeschrieben.<br />

Teilnahmebedingungen:<br />

Bitte senden sie Ihre Lösung auf<br />

einer Postkarte an:<br />

<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> AG<br />

z.H. Frau Silvia Isliker<br />

Urs Graf-Str. 8<br />

Postfach 368<br />

4020 Basel<br />

Stichwort:<br />

»Grosse Kollegen 9/05«<br />

Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

der <strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> AG<br />

können nicht teilnehmen.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

12 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


Deutsches Hygiene-Museum Dresden<br />

Evolution – Wege des Lebens<br />

PINBOARD<br />

Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Welche Antworten kann die moderne<br />

Evolutionsforschung auf diese elementaren Fragen des Menschseins geben, mit<br />

denen sich schon immer die Religionen, Philosophien <strong>und</strong> die Dichtung aller Kulturen<br />

beschäftigt haben? Die Ausstellung »Evolution – Wege des Lebens« bietet faszinierende<br />

Einblicke in dieses Forschungsgebiet, <strong>und</strong> sie zeigt die Auswirkungen der Evolution auf<br />

den Menschen, die Gesellschaft <strong>und</strong> das Leben auf unserem Planeten.<br />

Aus evolutionärer Sicht haben<br />

alle Organismen – gleichgültig<br />

ob Moospfl anze oder Maikäfer,<br />

Murmeltier oder Mitteleuropäer<br />

– einen weit zurück reichenden,<br />

gemeinsamen Stammbaum. Wie<br />

verlief die Entwicklung der Lebewesen,<br />

an deren Ursprung jene<br />

ersten Urbakterien stehen, die sich<br />

vor 3,8 Milliarden Jahren auf der<br />

Erde gebildet haben müssen? Mit<br />

ausgefeilten Methoden versuchen<br />

die Evolutionsbiologen heute, diese<br />

Wege zu rekonstruieren <strong>und</strong> Erklärungen<br />

für die Vielfalt des Lebens<br />

zu fi nden, zu der auch der Mensch<br />

gehört.<br />

Als Charles Darwin vor etwa<br />

150 Jahren die evolutionäre Vergangenheit<br />

des Lebens entdeckte,<br />

revolutionierte er das traditionelle<br />

Bild vom Menschen als Krone der<br />

Schöpfung <strong>und</strong> defi nierte seinen<br />

Platz in der Natur neu. Auch heute,<br />

angesichts der Fortschritte in den<br />

Biowissenschaften, führt die Auseinandersetzung<br />

mit der Evolution<br />

wieder in das Zentrum unseres<br />

Verständnisses vom Menschsein.<br />

Denn der Homo sapiens ist nicht<br />

nur ein Produkt der Evolution; er<br />

greift vielmehr selbst mit seinen<br />

wissenschaftlichen <strong>und</strong> technologischen<br />

Möglichkeiten in das evolutionäre<br />

Geschehen ein.<br />

Anhand moderner <strong>und</strong> historischer<br />

Objekte, interaktiver Modelle,<br />

Multimedia- <strong>und</strong> Klanginstallationen<br />

können die Besucher dem<br />

Geheimnis des Lebens nachspüren<br />

<strong>und</strong> es selbst erk<strong>und</strong>en.<br />

Wie funktioniert Evolution?<br />

Kann man sie beobachten? Mit<br />

welchen Methoden erforschen<br />

Wissenschaftler die Evolution<br />

heute? Die Ausstellung beschreibt<br />

auf spielerische Weise die wichtigsten<br />

Mechanismen <strong>und</strong> Rätsel<br />

der Evolution: Warum gibt es Sex?<br />

Wie entsteht etwas Neues? Welche<br />

Rolle spielt der Zufall?<br />

Wege zum Menschen<br />

In der Milliarden Jahre alten<br />

Geschichte des Lebens taucht der<br />

Mensch erst in letzter Minute auf.<br />

Woher stammt er? Wann wurde er<br />

zum Menschen? Was teilt er mit<br />

anderen Lebewesen <strong>und</strong> worin<br />

unterscheidet er sich von ihnen?<br />

Wie verhalten sich religiöse Schöpfungsberichte<br />

<strong>und</strong> die modernen<br />

Evolutionstheorien zueinander?<br />

Evolution durch<br />

den Menschen<br />

Mit dem Menschen nimmt die<br />

Evolution einen neuen Kurs, denn<br />

er greift direkt in das evolutionäre<br />

Geschehen ein: seit Jahrtausenden<br />

durch die Domestizierung von<br />

Flora <strong>und</strong> Fauna, heute durch die<br />

Erzeugung genetisch veränderter<br />

Organismen, die Bedrohung der<br />

Artenvielfalt sowie seine Mobilität,<br />

die z.B. neue Ausbreitungswege für<br />

Krankheitserreger schafft. Welche<br />

Folgen haben diese Eingriffe?<br />

Deutsches Hygiene-Museum<br />

Lingnerplatz 1 D-01069 Dresden<br />

24. Sept. 2005 – 23. Juli 2006<br />

Dienstag bis Sonntag sowie<br />

Feiertage: 10 bis 18 Uhr<br />

e-mail: info@dhmd.de<br />

Internet: www.dhmd.de<br />

Die Erschaffung Evas als Höhepunkt der Evolution, aus:<br />

Hieronymus Bosch, Garten der Lüste, um 1500<br />

Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 13


FLASHLITE<br />

Digestive Disease Week 2005, Chicago<br />

Wirksame GERD-Therapie<br />

In der Behandlung der gastroösophagealen Refl uxkrankheit stehen Symptomlinderung<br />

<strong>und</strong> Lebensqualität des Patienten im Vordergr<strong>und</strong>. Dennoch wird die Wirksamkeit<br />

einer Therapie bisher hauptsächlich anhand endoskopischer Kriterien beurteilt.<br />

Eine neue Methode berücksichtigt nun auch die Symptome des Patienten.<br />

Gr<strong>und</strong>lage des neuen Score-<br />

Systems ist der standardisierte<br />

Fragebogen ReQuestTM, so Dr.<br />

Alexander Achim, Iserlohn, an<br />

der Digestive Disease Week 2005.<br />

Er umfasst 67 typische <strong>und</strong> atypische<br />

Refl uxsymptome. Mit diesem<br />

Messinstrument werden Schwere<br />

der Symptome <strong>und</strong> ihre Auswir-<br />

kung auf die Lebensqualität des<br />

Patienten erfasst. Anhand eines<br />

kombinierten Wertes aus Fragebogen<br />

(Symptome zwischen 0 bis 4)<br />

<strong>und</strong> dem Grad der endoskopischen<br />

Erosionen nach der Los Angeles-<br />

Klassifi zierung (Grad A bis D) lasse<br />

sich der Therapieerfolg besser beurteilen,<br />

so der Experte.<br />

ReQuest Symptom<br />

Adaptierte LA-Klassifi kation<br />

KIClassifi kation<br />

A B C D<br />

Kein Krankheitswert 0 10,5% 5,7% 2,4% 0,2%<br />

Wenig 1 8,4% 5,5% 1,9% 1,0%<br />

Erträglich 2 15,8% 16,0% 3,8% 1,4%<br />

Besorgniserregend 3 13,2% 7,4% 12% 1,4%<br />

Stark 4 2,4% 1,4% 0% 0,2%<br />

Obere gastrointestinale Blutung<br />

PPI schon vor Endoskopie<br />

In einer Studie erhielten 369 Patienten<br />

mit oberer gastrointestinaler<br />

Blutung nach initialer Volumensubstitution<br />

entweder eine hochdosierte<br />

parenterale Omeprazoltherapie<br />

in Form eines 80 mg Bolus, gefolgt<br />

von weiteren 8 mg Omeprazol<br />

(z.B. Oprazol®) pro St<strong>und</strong>e, oder<br />

stattdessen ein Plazebo.<br />

Bei der im Anschluss durchgeführten<br />

Endoskopie wurde, sofern<br />

noch Blutungszeichen vorlagen,<br />

eine Adrenalininjektionstherapie<br />

in Kombination mit einer Thermokoagulation<br />

durchgeführt.<br />

Bei 222 dieser Patienten wurde<br />

die Diagnose einer akuten Ulkusblutung<br />

gesichert.<br />

Unter Omeprazoltherapie fanden<br />

sich bei der Endoskopie jedoch<br />

im Vergleich zu Plazebo nur<br />

noch halb so viele Blutungsstig-<br />

In einer Studie mit 581 Refl uxkranken,<br />

bei denen die Diagnose<br />

endoskopisch gesichert war, bekamen<br />

Patienten entweder 40 mg<br />

Pantoprazol (z.B. Pantozol®) oder<br />

Esomeprazol einmal täglich.<br />

Bei Therapiebeginn hatten Patienten<br />

in der Pantoprazolgruppe<br />

einen durchschnittlichen kombinierten<br />

Score von 3,51. In der Esomeprazolgruppe<br />

betrug dieser Wert<br />

3,38. Nach zwölf Wochen Therapie<br />

sank der Wert unter Pantoprazol<br />

um 3,28 <strong>und</strong> unter Esomeprazol<br />

um 3,07. Bei Patienten, die initial<br />

nach der LA-Klassifi kation einen<br />

Grad B bis D aufwiesen, verbesserte<br />

sich der Score unter Pantoprazol<br />

signifi kant stärker als unter<br />

der Vergleichssubstanz (4,04 bzw.<br />

3,74). ASP<br />

Bei akutem Verdacht auf eine ulkusbedingte obere gastrointestinale Blutung ist es sinnvoll<br />

<strong>und</strong> auch kostensparend, bereits vor einer Endoskopie eine hochdosierte iv.-Bolustherapie mit<br />

einem Protonenpumpenhemmer zu beginnen, berichtete Professor Dr. Loren Laine,<br />

University of Southern California, Los Angeles, an der Digestive Disease Week 2005.<br />

mata wie aktive Blutungen oder<br />

sichtbare Gefässe. »Die Rate der<br />

nötigen endoskopischen Interventionen<br />

wird durch den Protonenpumpenhemmer<br />

verringert«,<br />

so der Experte. Darüber hinaus<br />

verkürzte sich durch die sofortige<br />

Omeprazol-Gabe die durchschnittlicheHospitalisationsdauer<br />

um einen Tag von 4,7 auf 3,7<br />

Tage. ASP<br />

14 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


KONGRESSBERICHT<br />

Kongress der Deutschen Menopause-Gesellschaft, Münster, 17./18. Juni 2005<br />

Cimicifuga sicher für die Brust<br />

Aus experimentellen Studien ist bekannt, dass der isopropanolische Cimicifuga-Spezialextrakt<br />

zu keiner Proliferation des Brustdrüsengewebes führt. In einer klinischen<br />

Untersuchung wurde nun zum ersten Mal an Frauen überprüft, wie sicher der Extrakt<br />

für die weibliche Brust wirklich ist.<br />

In die Studie aufgenommen wurden<br />

74 postmenopausale Patientinnen<br />

mit klimakterischen Beschwerden,<br />

die auf natürliche Weise in die<br />

Wechseljahre gekommen waren. Die<br />

Frauen waren zwischen 50 <strong>und</strong> 70<br />

Jahre alt, berichtet der Studienleiter<br />

Professor Dr. Bo von Schoultz vom<br />

Karolinska Hospital in Stockholm.<br />

Der primäre Endpunkt der Studie<br />

war: Sicherheit des isopropanolischen<br />

Cimicifuga-Spezialextraktes<br />

auf die Dichte des Brustgewebes<br />

<strong>und</strong> bezüglich der Brustepithelzell-<br />

Proliferation. Zu Beginn der Studie<br />

wurde die Brustdichte mammographisch<br />

erfasst; 65 Patientinnen<br />

waren auch bereit, eine Feinnadelbiopsie<br />

durchführen zu lassen. Zudem<br />

wurde bei allen Frauen mittels<br />

vaginaler Sonographie die Endometriumdicke<br />

bestimmt.<br />

Kein Wachstum<br />

des Brustgewebes<br />

unter<br />

Cimicifuga<br />

Über einen Zeitraum von sechs<br />

Monaten nahmen die Patientinnen<br />

zweimal täglich 20 mg Cimifemin<br />

ein. Verblindete Beobachter verglichen<br />

den Ausgangsbef<strong>und</strong> mit<br />

jenem nach sechsmonatiger Behandlung.<br />

Die Brustdichte wurde<br />

mit Hilfe der Wolfe-Klassifi kation<br />

<strong>und</strong> einer Prozentklassen-Einteilung<br />

quantifi ziert.<br />

»Kein Wachstum des<br />

Brustdrüsengewebes«<br />

Nach Worten von Prof. von<br />

Schoultz erhöht sich unter der<br />

kombinierten Hormonersatztherapie<br />

bei etwa 30 bis 50 % der<br />

Anwenderinnen die Dichte des<br />

Brustgewebes. Nicht so unter dem<br />

isopropanolischen Cimicifuga-Extrakt:<br />

Am Ende des Behandlungszeitraums<br />

nach sechs Monaten<br />

zeigten die zweiten Mammographien,<br />

dass es bei keiner einzigen Patientin<br />

zur Zunahme der Brustdichte<br />

Interview zu Cimicifuga: Vier Fragen an Professor von Schoultz<br />

Wie bewerten Sie die Ergebnisse<br />

Ihrer Untersuchung?<br />

Prof. von Schoultz: Wir wissen,<br />

dass die mammographische Gewebedichte<br />

der Brust ein Risikofaktor<br />

für Brustkrebs darstellt.<br />

Gewebedichte geht mit viel Brustparenchym<br />

<strong>und</strong> Brustgewebsproliferation<br />

einher, dies erhöht das<br />

Risiko für ein Mammakarzinom.<br />

Unsere Ergebnisse bestätigen die<br />

experimentellen Daten: Cimefemin<br />

Prof.<br />

Dr. Bo von<br />

Schoultz,<br />

Stockholm<br />

gekommen war, unterstreicht der<br />

Experte: »Nur eine Patientin wies<br />

zu Studienende Veränderungen<br />

im Mammogramm auf, die Brustdichte<br />

war etwas zurückgegangen.«<br />

Auch das Ergebnis der Feinnadelbiopsien<br />

vor <strong>und</strong> nach sechsmonatiger<br />

Therapie gab Entwarnung:<br />

Keine Proliferation des Brustdrüsengewebes<br />

unter dem isopropanolischen<br />

Cimicifuga-Spezialextrat,<br />

betont Prof. von Schoultz, <strong>und</strong>:<br />

»Cimifemin® ist sicher für die<br />

Brust.« Ein sek<strong>und</strong>ärer Endpunkt<br />

der Studie war die endometriale<br />

Sicherheit. Vaginalsonographisch<br />

war keine Zunahme der Endometriumdicke<br />

nachweisbar. bg<br />

stimuliert nicht das Brustgewebe,<br />

das Medikament ist sicher für die<br />

Brust.<br />

Würden Sie das<br />

Phytotherapeutikum auch<br />

Brustkrebspatientinnen<br />

empfehlen?<br />

Prof. von Schoultz: Wir haben<br />

keine Brustkrebspatientinnen ��18<br />

16 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


KONGRESSBERICHT<br />

Brustkrebspatientinnen mit klimakterischen Beschwerden<br />

Cimicifuga racemosa eine Option?<br />

Eine Datenbank-basierte, vergleichende Kohortenstudie ergab: Der isopropanolische Extrakt<br />

aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze erhöht nicht die Rezidivrate bei Brustkrebspatientinnen<br />

mit klimakterischen Beschwerden. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.<br />

Insgesamt wurden die Daten von<br />

18 861 Brustkrebspatientinnen<br />

ausgewertet. Davon wurden 1102<br />

Frauen auf Gr<strong>und</strong> klimakterischer<br />

Beschwerden entweder mit dem<br />

isopropanolischen Cimicifuga-Monopräparat<br />

(Cimifemin®) oder mit<br />

einer fi xen Kombination aus Cimicifuga<br />

<strong>und</strong> Johanniskraut behandelt.<br />

Darunter waren auch Frauen<br />

mit hormonsensiblem Mammakarzinom.<br />

Das Ergebnis: Zwei Jahre nach<br />

der Erstdiagnose erlitten 14 % der<br />

Frauen aus der Kontrollgruppe ein<br />

Rezidiv. In der Verumgruppe hingegen<br />

wurde dieselbe Rezidivrate<br />

erst nach 6,5 Jahren dokumentiert,<br />

berichtet Dr. rer. nat. Hans-Heinrich<br />

Henneicke-von Zepelin.<br />

Brustkrebspatientinnen, die die<br />

pfl anzlichen Präparate einnahmen,<br />

wiesen somit im direkten Gruppenvergleich<br />

sowohl insgesamt als<br />

auch nach Altersgruppen getrennt<br />

kein erhöhtes, sondern ein um 17<br />

% vermindertes Rezidivrisiko auf.<br />

Dieser Effekt zeigte sich in allen<br />

Fortsetzung von Seite 16<br />

untersucht. Auf Gr<strong>und</strong> unserer Daten<br />

hätte ich aber nichts dagegen,<br />

wenn Brustkrebspatientinnen ihre<br />

klimakterischen Beschwerden mit<br />

Cimifemin behandeln.<br />

Noch ein Wort zum<br />

Endometrium. Haben sie<br />

auch Endometriumbiopsien<br />

entnommen?<br />

Prof. von Schoultz: Nein. Wir haben<br />

das Endometrium nur vagi-<br />

Varianten des statistischen Modells<br />

einschliesslich Subgruppenanalysen<br />

<strong>und</strong> stelle einen weiteren Hinweis<br />

für die Anwendungssicherheit<br />

von Cimifemin <strong>und</strong> der fi xen<br />

Kombination aus Cimicifuga <strong>und</strong><br />

Johanniskraut dar, meint der Wissenschaftler.<br />

Gute Verträglichkeit<br />

Die Daten von Patientinnen mit<br />

primär metastasierten Karzinomen<br />

oder anderen Primärtumoren vor<br />

dem Mammakarzinom blieben<br />

unberücksichtigt. Aus der Analyse<br />

ausgeschlossen wurden auch Frauen,<br />

die bereits mit einem anderen<br />

Cimicifuga-Präparat behandelt<br />

worden waren oder weniger als<br />

sechs Monate nachbeobachtet werden<br />

konnten.<br />

Eine Anwendungsbeobachtung<br />

an der Freiburger Klinik für Tumorbiologie<br />

belegte die Wirkung<br />

von Cimifemin bei Brustkrebspatientinnen,<br />

die mit Tamoxifen<br />

therapiert werden. 47 Patientinnen,<br />

davon 44 mit rezeptorpositi-<br />

nalsonographisch kontrolliert <strong>und</strong><br />

dabei keine Zunahme der Endometriumdicke<br />

diagnostiziert.<br />

Reicht eine sechsmonatige<br />

Behandlung aus, um die<br />

Endometriumsicherheit<br />

beurteilen zu können?<br />

Prof. von Schoultz: Die aktuelle<br />

Studie gibt einen wichtigen Anhaltspunkt<br />

für die Endometriumsicherheit<br />

von Cimifemin. Patientin-<br />

vem Mammakarzinom, erhielten<br />

über sechs Monate den Cimicifuga-Spezialextrakt<br />

gegen ihre neu<br />

aufgetretenen bzw. aggravierten<br />

Wechseljahresbeschwerden.<br />

Die Behandlung reduzierte die<br />

Gesamtsumme des MRS (Menopausen-Rating-Scale)<br />

signifi kant,<br />

ebenso die Subscores »vegetativsomatische<br />

Beschwerden« <strong>und</strong><br />

»psychische Beschwerden«, ohne<br />

die Beschwerden bei diesem Klientel<br />

in dieser Dosierung vollständig<br />

beseitigen zu können. Hinsichtlich<br />

urogenitaler Symptome<br />

zeigte sich keine Änderung. Der<br />

Cimicifuga-Spezialextrakt besserte<br />

bei 70 bis 80 % der Brustkrebspatientinnen<br />

die Tamoxifen-induzierten<br />

klimakterischen Beschwerden.<br />

Die Wirkung trat nach vier<br />

Wochen ein. Die Verträglichkeit<br />

des Phytopharmakons beurteilten<br />

r<strong>und</strong> 90 % der Frauen mit<br />

»sehr gut bzw. gut«“, so Dr. Juliane<br />

Fischer von der Klinik für Tumorbiologie<br />

in Freiburg in ihrem Posterbeitrag.<br />

bg/rp<br />

nen sollten jedoch mindestens ein<br />

Jahr, manche sagen zwei Jahre, behandelt<br />

werden, dann erst lässt sich<br />

die endometriale Sicherheit zweifelsfrei<br />

beurteilen. Für die Brust ist<br />

das ganz anders. Hier reicht eine<br />

Therapiedauer von sechs Monaten<br />

aus. Wir wissen aus Studien, dass<br />

die Dichte des Brustgewebes schon<br />

nach einem Behandlungsmonat<br />

zunehmen kann, die Veränderung<br />

bleibt dann sehr stabil.<br />

18 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


Dr. Johannes<br />

G. Mayer<br />

im Zagros<br />

Gebirge<br />

im Iran.<br />

Foto: privat<br />

KABINETT<br />

Tradition in der Medizin<br />

Europa gräbt nach seinen Wurzeln<br />

Im Zuge des zunehmenden Einfl iessens von Methoden der Traditionellen Chinesischen<br />

Medizin (TCM) in Behandlungsabläufe wird auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der<br />

europäischen Medizin-Tradition vorangetrieben. Die Klostermedizin mit ihrer Pfl anzenheilk<strong>und</strong>e<br />

steht dabei im Fokus von Forschergruppen, welche die Reaktivierung alten<br />

Therapie-Wissens vorantreiben.<br />

Verfolgt man die spannende Entwicklung<br />

der europäischen Medizin<br />

von ihren Anfängen an, nimmt<br />

die Zeit vom 8. bis zum 13. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

die man auch als Blütezeit<br />

der »Klostermedizin« bezeichnen<br />

kann, einen wichtigen Stellenwert<br />

ein. Politisch erfolgte unter den Karolingern<br />

die Neuorganisation des<br />

deutschen Kaiserreiches, in deren<br />

Zuge wurde die Aufgabe, das Medizinalwesen<br />

zu systematisieren, in<br />

den Aufgabenbereich der Klöster<br />

gelegt. Offi ziell war damit die Ausübung<br />

medizinischer Tätigkeit auf<br />

den Kloster-Bereich beschränkt.<br />

Neben dieser ,professionellen Medizin‘<br />

spielten für die medizinische<br />

Betreuung im weiteren Sinne die<br />

Frauen eine Schlüsselrolle: »Jede<br />

Hausfrau war eigentlich für die<br />

Ges<strong>und</strong>heit ihrer Familie mit verantwortlich.<br />

Man hat damals sehr<br />

ausführliche Hausrezepte gehabt,<br />

die von Generation zu Generation<br />

weitergegeben wurden«, beschreibt<br />

Dr. Johannes Gottfried Mayer,<br />

Forschergruppe Klostermedizin<br />

<strong>und</strong> Geschichte der Medizin an<br />

der Universität Würzburg, damals<br />

gebräuchliche Methoden zur Ges<strong>und</strong>erhaltung.<br />

Populärer als Hildegard<br />

In dieser Zeit erreicht die Pfl anzenheilk<strong>und</strong>e<br />

den Zenit einer langen<br />

Tradition, die in herausragenden<br />

Handschriften dokumentiert<br />

ist. Zu den wichtigsten Quellen<br />

zählen die ca. um 60 n. Chr. verfasste<br />

»Materia medica« des Dioskurides<br />

(siehe auch »Wiener<br />

Dioskurides« in der Nationalbibliothek),<br />

die »Naturalis historia«<br />

von Plinius dem Älteren sowie<br />

das Werk des um 200 gestorbenen<br />

Galen. Auf das »Lorscher Arzneibuch«<br />

<strong>und</strong> den ,»Hortulus« (9.<br />

Jhdt.) folgt in der Chronologie<br />

eines der wichtigsten Werke <strong>und</strong><br />

das meistverbreitete Kräuterbuch<br />

der Klostermedizin überhaupt, der<br />

»Macer fl oridus« des ausgehenden<br />

11. Jahrh<strong>und</strong>erts, von dem heute<br />

noch über 1000 (!) Abschriften erhalten<br />

sind <strong>und</strong> der um 1200 zum<br />

ersten Mal ins Deutsche übersetzt<br />

wurde, wovon auch noch mehr als<br />

100 Kopien existieren: »Der ,Macer<br />

fl oridus‘ ist viel bekannter als das<br />

Werk Hildegards von Bingen gewesen,<br />

die dann mit ihrer ,Physica‘<br />

<strong>und</strong> den ,Causae et Curae‘ etwa um<br />

1150 den Abschluss der typischen<br />

Klostermedizin bedeutet«, so Dr.<br />

Mayer. Nun war die Pfl anzenheil-<br />

k<strong>und</strong>e sicher einer der wesentlichen<br />

Eckpfeiler der Kloster-Heilk<strong>und</strong>e,<br />

aber keinesfalls der einzige.<br />

Es wurde zur Ader gelassen, kleinere<br />

Operationen wie beispielsweise<br />

Dornziehen oder ähnliches dürften<br />

als erste chirurgische Schritte bezeichnet<br />

werden. Darüber hinaus<br />

ist die mittelalterliche Bäderkultur<br />

(mit all ihren Auswüchsen) längst<br />

legendär. Auch in den Klöstern waren<br />

Extra-Badehäuser eingerichtet,<br />

für Kranke ist das Baden als Therapie<br />

ausdrücklich empfohlen worden.<br />

Andererseits schrieb Benedikt<br />

von Nursia in seinen Regeln, dass<br />

normale Mönche nicht so oft baden<br />

sollten.<br />

Was dürfen Ärzte,<br />

was Apotheker?<br />

Im auf das Leben der Hildegard<br />

von Bingen folgenden Zeitraum<br />

endet die grosse Zeit der Klostermedizin.<br />

Es vollzieht sich die<br />

Wendung zu einer akademischen<br />

Medizin, die sich unter anderem<br />

auch in der Übersetzung griechischer<br />

<strong>und</strong> griechisch-arabischer<br />

Quellen manifestiert. Höhepunkt<br />

dieser Entwicklung ab 1170 ist die<br />

Übersetzung des Kanons von Ibn<br />

Sina (Avicenna), aber auch die<br />

Übersetzung anderer Werke ins<br />

Lateinische, worauf die ersten Universitäten<br />

aufbauen: Salerno war<br />

bereits Ende des 10. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

als erste medizinische Hochschule<br />

im Abendland errichtet worden,<br />

gefolgt von Montpellier, Bologna,<br />

Padua, Paris sowie Oxford <strong>und</strong><br />

Cambridge. Man kann nun von<br />

einem kontinuierlichen ��21<br />

20 Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>


wissenschaftlich-medizinischen<br />

Ausbildungsplan sprechen, zu dem<br />

in wachsendem Ausmass Laien Zugang<br />

fi nden. Zwar sind noch immer<br />

Mönche am Betrieb beteiligt, die<br />

Wissenschaft »bekommt aber einen<br />

anderen Charakter«, beschreibt Dr.<br />

Mayer. Im 13. Jahrh<strong>und</strong>ert kam es<br />

anlassbedingt zu einer Abgrenzung<br />

zwischen ärztlicher <strong>und</strong> Apotheker-Tätigkeit.<br />

In Süditalien war es,<br />

wie Schriften dokumentieren, immer<br />

wieder zu Auseinandersetzungen<br />

(sinngemäss: »Die Apotheker<br />

machen nicht, was wir wollen!«)<br />

gekommen. Kaiser Friedrich II.<br />

erliess die 1241 abgeschlossenen<br />

Konstitutionen von Melfi , die als<br />

erste umfassende <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende<br />

Kodifi zierung ges<strong>und</strong>heitspolitischer<br />

Belange in Europa gelten.<br />

Darin wird die<br />

Produktion pfl anzlicher<br />

Heilmittel (<strong>und</strong><br />

auch anderer) in die<br />

Hand der Apotheker<br />

gelegt, ebenso diesen<br />

Verpfl ichtungen auferlegt,<br />

für Vorrat <strong>und</strong><br />

Haltbarkeit Sorge zu<br />

tragen. Bis dahin hatten<br />

die Ärzte teilweise<br />

selbst Pflanzenlager<br />

angelegt <strong>und</strong> auch<br />

komplexere Mittel selbst hergestellt,<br />

was durch die »Konstitutionen«<br />

beendet wurde.<br />

Kleriker von der<br />

Chirurgie ferngehalten<br />

Chirurgische Methoden spielen<br />

in der Klostermedizin aus gegebenen<br />

Gründen keine Rolle. Ein<br />

synodisches Verbot aus der ersten<br />

Hälfte des 12. Jahrh<strong>und</strong>erts, das in<br />

der Folge mehrfach bekräftigt werden<br />

musste (was darauf hindeutet,<br />

dass es sich längere Zeit nicht so<br />

richtig durchgesetzt hat), schob der<br />

Ausübung chirurgischer Methoden<br />

durch Mönche einen Riegel vor.<br />

Gr<strong>und</strong> dafür war ein entsprechender<br />

Passus im Kirchengesetz, in<br />

dem es hiess, dass niemand durch<br />

die Hand eines Klerikers zu Tode<br />

kommen soll <strong>und</strong> das war laut Dr.<br />

Mayer »natürlich bei den Chirurgen<br />

ein Problem. Man kann den<br />

» Im Kirchengesetz<br />

hiess es, dass<br />

niemand durch die<br />

Hand eines Klerikers<br />

zu Tode kommen soll,<br />

<strong>und</strong> das ist natürlich<br />

bei den Chirurgen<br />

ein Problem. «<br />

Dr. Johannes<br />

Gottfried Mayer<br />

Tod theoretisch auch durch falsche<br />

Medikation bewirken, aber die<br />

Wahrscheinlichkeit ist doch nicht<br />

so gross.« Allerdings war den Klöstern<br />

nicht die Gabe<br />

von Arzneimitteln<br />

verboten worden. In<br />

Deutschland gab es<br />

bis zur Säkularisation,<br />

exakt bis 1803,<br />

Klosterapotheken, in<br />

wenigen Fällen sogar<br />

noch länger.<br />

Das ausgehende<br />

Mittelalter kann somit<br />

als erste grosse<br />

Phase in der Geschichte<br />

der Chirurgie bezeichnet<br />

werden: Erste anatomische<br />

Studien in grösserem Stil entstehen,<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt spielt das<br />

Militärwesen eine bedeutsame<br />

Rolle für die Chirurgie. Die den<br />

Landsknechtsheeren folgenden<br />

Ärzte erzielen grosse Fortschritte,<br />

ein Knackpunkt chirurgischer<br />

Eingriffe war die Geschwindigkeit<br />

der Operation, einerseits um Septiden<br />

zu vermeiden, andererseits,<br />

wie Dr. Mayer treffend anmerkt,<br />

»sollte man schon wieder mit dem<br />

Zunähen beschäftigt sein, bevor der<br />

Schmerz richtig ankam.«<br />

Die traditionelle europäische<br />

Medizin lässt somit eine kontinuierliche<br />

Entwicklung vom etwa 2.<br />

bis zum 18. Jahrh<strong>und</strong>ert erkennen<br />

eine Kontinuität, die sich in der<br />

TCM so nicht ausmachen lässt,<br />

wie Dr. Mayer meint. Im chinesischen<br />

Riesen-Reich war ab dem 2.<br />

KABINETT<br />

Pfl anzenbilder aus der Hand des Mönchs Veith Auslasser aus dem bayerischen Kloster Ebersberg,<br />

fertiggestellt 1479: Handschrift Clm 5905 in der Bayerischen Staatsbibliothek München. Mohn (fol. 234),<br />

Pfi ngstrose (fol. 210), Spitzwegerich (fol. 138)<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert r<strong>und</strong> 1000 Jahre lang<br />

die Akupunktur das wesentliche<br />

Therapieverfahren gewesen, das<br />

nach <strong>und</strong> nach durch die Pharmazie<br />

ergänzt wurde. Später verwerfen<br />

Kräuter- <strong>und</strong> Massagetherapien die<br />

Akupunkturtradition.<br />

Kontinuität<br />

von TEM <strong>und</strong> TCM<br />

Nach der Revolution wurde unter<br />

den Kommunisten aus verschiedenen<br />

traditionellen Elementen die<br />

»Zhongyi« (Chinesische Medizin)<br />

zusammengestellt, die dann noch<br />

weitere Vereinfachungen erfuhr<br />

<strong>und</strong> seit den 70er-Jahren als TCM<br />

geführt wird. Das Prinzip ärztlicher<br />

Tätigkeit in Europa hingegen folgt<br />

von der Spätantike bis in das 18.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert mehr oder weniger<br />

dem Modell der Humoralpathologie<br />

(Viersäftelehre), die ähnlich<br />

der 5er-Einteilung in der TCM auf<br />

den vier Elementen Luft, Feuer,<br />

Erde <strong>und</strong> Wasser basiert. Durch<br />

Forschungsergebnisse der Würzburger<br />

Forschergruppe soll die traditionelle<br />

Phytotherapie <strong>und</strong> nicht<br />

nur diese, sondern zum Beispiel<br />

auch die in Vergessenheit geratene<br />

Diätetik wissenschaftlich analysiert<br />

<strong>und</strong> kritisch weiterentwickelt werden.<br />

Ziel ist auch, durch Kooperation<br />

mit Pharmaunternehmen wertvolle<br />

komplementäre Therapeutika<br />

zu produzieren. red<br />

Presseworkshop Traditionelle<br />

Europäische Medizin (Klostermedizin)<br />

<strong>und</strong>/oder Traditionelle Chinesische<br />

Medizin, St. Florian, Juni 2005<br />

Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 21


<strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong><br />

Sexualmedizin<br />

<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> Supplement<br />

27. Jahrgang, Nr. 9, September 2005<br />

Verlag <strong>und</strong> Herausgeber:<br />

<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> AG<br />

Adresse:<br />

<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> AG<br />

Urs Graf-Strasse 8, Postfach 368<br />

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Internet: www.medical-tribune.ch<br />

E-Mail: sexualmedizin@medicaltribune.de<br />

Redaktion: Dr. phil. Alexander Schulz<br />

(Verantwortlich für die Ausgabe)<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Silvia Isliker<br />

Layout <strong>und</strong> Herstellung:<br />

Hannelore Schell (Leitung)<br />

Layout: Christoph Detmer,<br />

Andrea Schmuck<br />

Wissenschaftliche Beratung:<br />

Prof. Dr. med. Johannes Bitzer, Basel<br />

Prof. Dr. med. Wolf Eicher, Mannheim<br />

PD Dr. rer. nat. et jur. habil.<br />

Hans-H. Fröhlich, Berlin<br />

Abonnentendienst: Peter Müller<br />

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E-Mail: pmueller@medical-tribune.ch<br />

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Anzeigenpreisliste vom 1. 1. 2005<br />

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(0041) 61 - 317 96 14<br />

Geschäftsleitung: Oliver Kramer<br />

Druck: Dierichs Druck + Media GmbH,<br />

Frankfurter Straße 168,<br />

D-34121 Kassel<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

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Schweiz: Einzelheft: Fr. 12,–<br />

Jahresabonnement<br />

<strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong>: Fr. 144,–<br />

Medizinstudenten: Fr. 102,–<br />

Deutschland im Einzelabonnement: € 6,–,<br />

jährlich: € 51,–<br />

Medizinstudenten: € 35,–<br />

Österreich: siehe Deutschland<br />

Bankverbindung:<br />

Postcheck Basel, Kto.-Nr. 40-27 104-5<br />

Deutschland:<br />

Postbank Frankfurt, BLZ 500 100 60<br />

Kto.-Nr. 6179 67-607<br />

Mit der Einsendung eines Manuskriptes<br />

erklärt sich der Urheber damit einverstanden,<br />

dass sein Beitrag ganz oder teilweise<br />

in allen Ausgaben <strong>und</strong> Sonderproduktionen<br />

der <strong>Medical</strong> <strong>Tribune</strong> VerlagsgesellschaftmbH<br />

veröffentlicht werden<br />

kann. Eine Überarbeitung behält sich die<br />

Redaktion vor.<br />

ISSN 0170-1908<br />

VORSCHAU<br />

Lesen Sie in<br />

<strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 10/2005<br />

Interview zum Volksleiden Rheuma<br />

Hausarzt ist für frühzeitige<br />

Diagnose wichtig<br />

Im Juni diskutierten 10 000 Rheumatologen<br />

in Wien während des EULAR-<br />

Kongresses die neuesten Aspekte in ihren<br />

Fachgebiet. Intensiv wurde auch die Frage<br />

nach einer adäquaten medikamentösen<br />

Therapie erörtert, nachdem sich herausgestellt<br />

hat, dass nicht nur COX-2-Hemmer,<br />

sondern auch einzelne klassische NSAR<br />

mit einem erhöhten Infarktrisiko einhergehen.<br />

Ferner wurden auch neue europäische<br />

Behandlungsrichtlinien zu einer<br />

Reihe von rheumatischen Erkrankungen<br />

präsentiert. Im Beitrag in der nächsten<br />

Ausgabe von »<strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong>« erläutert<br />

Univ.-Doz. Dr. Ludwig Erlacher aus Klagenfurt,<br />

welche Erkenntnisse für den niedergelassenen Arzt<br />

wichtig sind.<br />

Altes Wissen neu entdeckt<br />

Schröpfen öffnet die Tore<br />

zur Heilung<br />

Das erste historisch belegte Zeugnis<br />

für die ärztliche Schröpfkunst<br />

stammt aus Mesopotamien <strong>und</strong><br />

ist fast 5000 Jahre alt. Lange Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

hindurch erfreute sich<br />

diese Methode grosser Beliebtheit,<br />

kam dann aber durch die<br />

übermässige Anwendung durch<br />

Bader <strong>und</strong> Feldscher in Verruf.<br />

Doch ganz verschw<strong>und</strong>en war das<br />

Schröpfen nie aus dem Repertoire<br />

der Heilkunst.<br />

Ein Gr<strong>und</strong>gedanke der Heilkunst,<br />

dem »Üblen« im Körper<br />

einen Weg nach aussen zu bahnen,<br />

wurde also bereits in frühester<br />

Zeit praktisch umgesetzt – mit<br />

einem Steinmesser zum Einritzen<br />

der Haut <strong>und</strong> dem M<strong>und</strong> zum<br />

Saugen. Im Lauf der Zeit wurden<br />

die Praktiken verfeinert, <strong>und</strong> das<br />

Schröpfen oder »Hegama« entwickelte<br />

sich in der gesamten alten<br />

Welt zu einer ausgefeilten <strong>und</strong><br />

umfassenden Therapie. Lange<br />

Zeit zu Unrecht in Vergessenheit<br />

geraten, wird ihr Wert jetzt allmählich<br />

wiederentdeckt.<br />

Heft 9 / 2005 <strong>Psyche</strong> <strong>und</strong> <strong>Soma</strong> 23

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