40.Jahrgang_2015.04
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GEBIETSWEIS<br />
DIE VOLKSMUSIKLANDSCHAFT<br />
VINSCHGAU<br />
„Singen, Tånzen, Musizieren, ållm wiedr eppas Nui’s<br />
probieren …“<br />
Text: Gernot Niederfriniger | Fotos: Privat, Michael Reissner, Gernot Niederfriniger<br />
„Kapelle Federspiel“, Mals, Hotel Post, Faschingsball 1955: Johann Thanei aus Burgeis, vulgo<br />
„Matscher Hansl“ (Geige), Josef Kofler aus Göflan (Schlagzeug), Alois Federspiel aus Laatsch,<br />
vulgo „Storchn Lois“ (Harmonika), Florin Jörg aus Burgeis, vulgo „Lehrer Jörg“ (Bassgeige).<br />
Der Vinschgau ist eine einmalige<br />
und besondere Natur- und Kulturlandschaft.<br />
Vieles ist an musikalischer<br />
Überlieferung noch erhalten. Es gibt<br />
viele Bräuche rund um den Jahreswechsel<br />
wie das Neujahrssingen mit archaischen<br />
Wunschformeln und speziellen<br />
Melodien in verschiedenen Bergdörfern.<br />
Einige Fasnachtsbräuche mit Umzügen<br />
und musikalischen und tänzerischen<br />
Elementen sind noch sehr lebendig.<br />
Die Anfänge<br />
Der Untertitel dieses Beitrages, ein Zitat<br />
aus einem neu entstandenen Lied von<br />
Angelika Stecher aus Langtaufers, beschreibt<br />
sehr treffend die fruchtbare Arbeit<br />
der Volksmusikpflege im Vinschgau<br />
in den letzten 25 Jahren. Am 6. Dezember<br />
1989 wurde der „Bezirk Vinschgau<br />
des Südtiroler Volksmusikkreises“ aus<br />
der Taufe gehoben und es begannen<br />
eine ganze Reihe von Initiativen, um<br />
aktives Singen, Tanzen und Musizieren<br />
zu fördern. Unter dem ersten Bezirksausschuss<br />
mit Sebastian Kurz, Martin<br />
Moriggl, Christl Valentin, Anna Riedl<br />
und Tali Peer wurden Offene Singen<br />
und Tanzen in Glurns, Schloss Goldrain<br />
und Schlanders organisiert, die von begeisterten<br />
Musikinteressierten vor Ort<br />
sehr gerne angenommen und mitgetragen<br />
wurden. Es folgten beispielgebende<br />
geistliche Veranstaltungen wie Mariensingen<br />
und Adventsingen abwechselnd<br />
in verschiedenen Dörfern wie Tschengls,<br />
Burgeis, Stilfs und Kortsch. Die volksmusikalische<br />
Jugend, die besonders<br />
durch die engagierte Arbeit der Musiklehrer<br />
Martin Moriggl und Ernst Thoma<br />
gefördert wurde, traf sich bei den alljährlichen<br />
Hoangarten u. a. im Gasthaus<br />
Lamm der Familie Steiner in Taufers im<br />
Münstertal. Über 15 Jahre lang war dies<br />
ein besonderer Höhepunkt für geselliges<br />
Singen, Musizieren und Tanzen.<br />
Wegweisend<br />
Der legendäre Alois Federspiel (1905-<br />
1970), vulgo „Storchn Lois“ aus<br />
Laatsch, war über Jahrzehnte der herausragendste<br />
Harmonikaspieler im Vinschgau.<br />
Heute noch ist sein Musizieren<br />
bei den Menschen präsent und in guter<br />
Erinnerung. Der Südtiroler Volksmusikkreis<br />
hat zwei Hefte mit seiner Biografie<br />
und mit Noten aus seinem Spielgut<br />
herausgegeben. Die neugegründete<br />
„Storchn Musi“ mit volksmusikbegeisterten<br />
Musiklehrern spielt seine Stücke<br />
nach und fällt durch die besondere, für<br />
den „Storchn Lois“ und seine „Kapelle<br />
Federspiel“ typische Besetzung mit<br />
Schlagzeug auf.<br />
Frau Tali Peer aus Schluderns war in<br />
besonderer Weise eine Multiplikatorin<br />
für das Singen und Musizieren im Vinschgau:<br />
Als Chorleiterin von mehreren<br />
Kirchenchören und Initiatorin von Flöten-,<br />
Gitarren- und Hackbrettgruppen<br />
gründete sie 1980 den „Vinschger Chor“<br />
und war eine in ganz Tirol bekannte unermüdliche<br />
Volksliedbegeisterte.<br />
Die Möglichkeit zum Erlernen von<br />
Steirischer Harmonika, Zither, Hackbrett<br />
und Harfe an der Musikschule<br />
hat wesentlich zum Aufschwung der<br />
Volksmusik beigetragen. Noch heute<br />
dauert dieser „Boom“ an, das Interesse<br />
am Musizieren lässt nicht nach und die<br />
Wartelisten für Musikschüler werden<br />
immer länger.<br />
Fortbildungen<br />
In den 1990er Jahren wurde von Gerlinde<br />
und Hans Haid am Rimpfhof bei<br />
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G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 04 | DEZEMBER 2015