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Metallerin 1-2016 Gesamtausgabe

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Thema: Gewalt<br />

gegen Frauen<br />

Die Ereignisse der Silvesternacht in mehreren<br />

Großstädten haben ein Thema wieder in die<br />

Öffentlichkeit gebracht, dass mit schöner<br />

Regelmäßigkeit aufploppt, um meistens genauso<br />

schnell wieder aus der Öffentlichkeit<br />

(sprich: der Presse) zu verschwinden. Es geht<br />

um sexuelle Gewalt gegen Frauen.<br />

Anfang 2013 gab es den Aufschrei, wo unzählige<br />

Frauen ihre Erfahrungen mit sexueller<br />

Belästigung öffentlich machten. Anfang 2014<br />

wurde eine EU-Studie veröffentlich: statistisch<br />

gesehen ist jede dritte Frau in Europa, auch in<br />

Deutschland, schon einmal das Opfer sexueller<br />

Gewalt geworden, jede zweite Frau wurde<br />

schon einmal sexuell belästigt. Im Oktober<br />

2015 griff die Presse Fälle von Vergewaltigungen<br />

auf dem Oktoberfest als Thema auf.<br />

Gewalt gegen Frauen passiert alltäglich und<br />

in allen möglichen Formen.<br />

» Sexuelle Belästigung hat<br />

nichts mit sexueller Annäherung<br />

zu tun. Es geht um<br />

Macht!<br />

Ein großes Problem: in der Mehrzahl der<br />

Fälle kennen die Frauen den Täter persönlich.<br />

Mit Sicherheit führt auch das mit dazu,<br />

dass solche Übergriffe in der Regel nicht<br />

angezeigt werden.<br />

Für uns IG <strong>Metallerin</strong>nen und Metaller heißt<br />

dass: wir müssen sexuelle Belästigung und<br />

sexuelle Gewalt auch in den Betrieben weiter<br />

zum Thema machen. Das wichtigste dabei ist<br />

ein respektvoller Umgang: Wir müssen ein<br />

Klima schaffen, in dem die Grenzen im Umgang<br />

miteinander offen angesprochen werden<br />

können. Dazu gehört auch ein gelebter betrieblicher<br />

Verhaltenskodex: Täter müssen<br />

wissen, dass ihr Verhalten nicht gedeckt,<br />

sondern geahndet wird!<br />

Lena Lehmann,<br />

IG Metall-Sekretärin IG Metall Kiel-Neumünster<br />

25. April <strong>2016</strong> – 17.00 Uhr<br />

Treffen aktiver Gewerkschafterinnen<br />

IG Metall-Büro, Legienstr 22, Kiel<br />

Refugees welcome!<br />

Das Thema Flucht und Asyl ist gegenwärtig ein polarisierendes, gesellschaftliches Thema.<br />

Hier berichten zwei junge IG <strong>Metallerin</strong>nen, was sie bewegt.<br />

Vedrana Cekric und Jenny Vetter<br />

wollen beide, dass die geflüchteten<br />

Menschen eine Chance bekommen.<br />

Für Vedrana ist es keine leichte Zeit:<br />

vieles aus ihrer Vergangenheit kommt<br />

wieder hoch. 1994 ist ihre Mutter mit ihr<br />

und ihrer Schwester vor dem Krieg aus<br />

Sarajevo geflohen, der zwei Jahre vorher<br />

ausgebrochen war. Granateneinschläge,<br />

Stromausfall, die Suche nach Essen und<br />

Vedrana Cekric, Thales Electronic Systems GmbH<br />

Lena: Du bist Softwareentwicklerin<br />

geworden. Das war 1980 eine eher<br />

ungewöhnliche Berufswahl für Frauen.<br />

Wie ist es dazu gekommen?<br />

Antje: Ich wollte eigentlich Mathe<br />

und Kunst auf Lehramt studieren. Für<br />

Kunst wurde ich nicht genommen, also<br />

habe ich nach einer Alternative gesucht<br />

und daraus wurde dann ein Studium<br />

für Wirtschaftsinformatik.<br />

Lena: Und nach dem Studium, wie<br />

lief es da mit dem Berufseinstieg?<br />

Antje: Überraschend gut. Ich habe nur<br />

eine Bewerbung geschrieben. Ich<br />

glaube, die suchten eigentlich eine<br />

Assistentin. Ich habe mich aber nicht<br />

verunsichern lassen und mich stark<br />

gemacht, um in meinem Job auch die<br />

richtigen Aufgaben zu bekommen.<br />

Lena: Und wie bist du dann zur IG<br />

Metall gekommen?<br />

Antje: Mein Vater hat mir gesagt,<br />

dass es wichtig ist, sich zu organisieren.<br />

Vom Betriebsrat angesprochen<br />

bin ich dann gleich eingetreten.<br />

Nach dem Ausscheiden der damaligen<br />

VK-Leiterin aus dem Betrieb<br />

Wasser waren da für Vedrana schon zum<br />

Alltag geworden. Die Flucht selber war<br />

aufreibend, seelisch und körperlich. Am<br />

Ende sind dann alle drei in Kiel gelandet.<br />

„Ich habe mich damals sehr über die<br />

Menschen gefreut, die uns in dieser<br />

schweren Zeit unterstützt haben“, erinnert<br />

sich Vedrana. „Insbesondere der zusätzliche<br />

Unterricht meines Deutschlehrers hat<br />

mir sehr dabei geholfen, Tag für Tag<br />

meine Lehrer, Mitschüler und alle anderen<br />

Menschen besser zu verstehen. Das hat<br />

mir ein Gefühl der Sicherheit und der<br />

Dazugehörigkeit gegeben.“<br />

Vedrana durfte in Kiel bleiben, hat ihr<br />

Abitur und dann eine Ausbildung bei<br />

Thales gemacht.<br />

„Ich wünsche mir heute mehr Verständnis<br />

für die Geflüchteten. Mein Glück<br />

war, dass ich Menschen begegnet bin, die<br />

mir eine Chance gegeben haben!“<br />

Aktive Frauen vor Ort<br />

Bis Februar <strong>2016</strong> finden in den Betrieben die Wahlen der Vertrauensleute<br />

statt. Antje Möller-Neustock erzählt, wie sie VK-Leiterin<br />

geworden ist<br />

bin ich VK-Leiterin geworden. Damals<br />

wollte kein Mann diesen Job …<br />

Lena: Viele Frauen aber auch nicht,<br />

oder?<br />

Antje: Ja, stimmt. Aber ich habe Spaß<br />

daran, mich politisch zu engagieren. So<br />

richtig aktiv hat mich meine Mutterschaft<br />

gemacht. Da ist mir deutlich geworden,<br />

welche Schwierigkeiten gerade<br />

wir Frauen noch aus dem Weg räumen<br />

müssen.<br />

Ich freue mich, wenn auch heute die<br />

jungen Frauen ihren Mund aufmachen<br />

und sich einmischen. Das muss sein!<br />

Antje Möller-Neustock,<br />

Scheidt & Bachmann System Technik GmbH<br />

Als im Oktober 2015 die ersten<br />

linge in die Marineschule in Kiel-Wik, nur<br />

fünf Minuten entfernt vom Betrieb, einzogen,<br />

wollte Jenny etwas tun und rief die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von<br />

Raytheon Anschütz zu einer Spendenaktion<br />

auf. Hieraus ist die Initiative „RAn<br />

hilft“ entstanden.<br />

Rund 60 Beschäftigte erklärten sich bereit,<br />

mitzumachen und<br />

Jenny Vetter<br />

Raytheon Anschütz GmbH<br />

spendeten Kleidung.<br />

Mit viel<br />

Hilfe wurde eine<br />

Kleiderausgabe<br />

direkt bei der<br />

Flüchtlingsunterkunft<br />

eingerichtet.<br />

Große Unterstützung<br />

erhalten die<br />

Aktiven auch von<br />

der Geschäftsführung.<br />

„Meiner Meinung nach hat jedes<br />

größere Unternehmen auch eine soziale<br />

Verpflichtung. Gerade in solchen Unternehmen,<br />

die militärische Produkte herstellen,<br />

sollten sich die Beschäftigten mit<br />

der Thematik auseinander setzen und ein<br />

Zeichen setzen“, findet Jenny. „Mit der<br />

Initiative wollen wir auch die Begegnung<br />

zwischen Beschäftigten und Flüchtlingen<br />

fördern.“<br />

Die Initiative ist dabei einen Verein<br />

zu gründen und arbeitet eng mit anderen<br />

Gruppen zusammen wie „Kiel hilft<br />

Flüchtlingen“, „Maritimes Viertel“ und<br />

„Willkommenskultur Wik.“<br />

Eine finanzielle Unterstützung erhalten<br />

sie unter anderem aus dem Fonds von<br />

Nordmetall und IG Metall für betriebliche<br />

Initiativen und Projekte.<br />

Mehr Informationen:<br />

ww.ran-hilft.de<br />

Aktionen zum 8. März<br />

Zum Internationalen Frauentag gibt es auch<br />

in diesem Jahr wieder einige Aktivitäten in<br />

den Betrieben und vor Ort.<br />

Brot und Rosen werden zwar nicht verteilt, dafür gibt es andere<br />

kleine Geschenke für die Frauen in den Betrieben. Und in zwei<br />

Betrieben wird zum Frauenfrühstück eingeladen.<br />

Am 8. März <strong>2016</strong> gibt es auch drei örtliche Veranstaltungen, eine weitere<br />

folgt am 13. März:<br />

Das Frauenbündnis Kiel lädt ins KulturForum Kiel ein:<br />

„Was heißt hier Frau*?! Beginn 18 Uhr<br />

Die Gleichstellungsstelle Neumünster lädt ins Foyer des Neuen Rathauses<br />

ein: Ausstellungseröffnung „ALTERnative Frauenbilder“<br />

Beginn 18 Uhr<br />

Der DGB lädt Flüchtlinge zum Willkommenscafé<br />

ins Gewerkschaftshaus Neumünster<br />

ein. Thema ist „Geschichte des 8. März“<br />

Beginn 16 Uhr<br />

Am 13. März <strong>2016</strong> laden die DGB-Frauen zu<br />

einem Kabarett-Abend ein: „Achtung Wortwechsel“<br />

Beginn 18 Uhr<br />

Bilder der neuen Kleiderkammer in der Arkonastrasse 1, Kiel-Wik<br />

www.kiel-neumuenster.igmetall.de

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