07.03.2016 Aufrufe

Töchter der Revolution - Was bewegt junge Frauen in Mittelamerika?

60 Prozent aller Nicaraguanerinnen sind unter 25. Diese Ausgabe der presente lässt pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März die aufstrebende Generation junger Mittelamerikanerinnen zu Wort kommen: Was bewegt sie? Was halten sie vom Feminismus ihrer Mütter? Wie bewegen sie sich in der Gesellschaft, die - vor allem für Frauen - noch so viel Gewalt bereit hält? Titelfoto: Marcha contre la violencia (http://flic.kr/p/pfZ3iZ) von Mathieu-Etienne Gagnon/Oxfam lizensiert unter CC BY 2.0 (creativecommons.org/licenses/by/2.0)

60 Prozent aller Nicaraguanerinnen sind unter 25. Diese Ausgabe der presente lässt pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März die aufstrebende Generation junger Mittelamerikanerinnen zu Wort kommen: Was bewegt sie? Was halten sie vom Feminismus ihrer Mütter? Wie bewegen sie sich in der Gesellschaft, die - vor allem für Frauen - noch so viel Gewalt bereit hält? Titelfoto: Marcha contre la violencia (http://flic.kr/p/pfZ3iZ) von Mathieu-Etienne Gagnon/Oxfam lizensiert unter CC BY 2.0 (creativecommons.org/licenses/by/2.0)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Sandra Centeno <strong>in</strong> ihren<br />

ersten Tagen als Mutter.<br />

Das Verhältnis zu ihrer<br />

Mutter beschreibt sie als<br />

„gelegentlich schwierig“.<br />

an die gesellschaftlichen Normen hielte, also<br />

statt heiraten und K<strong>in</strong><strong>der</strong> kriegen lieber alle<strong>in</strong><br />

leben wollte, würde sie mich sofort unterstützen.<br />

Ich habe ke<strong>in</strong> Problem zu sagen, was ich<br />

denke und habe mich schon <strong>in</strong> politischen, sozialen<br />

und sogar religiösen Gruppen engagiert.<br />

Selbst wenn alle e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel haben,<br />

gibt es doch <strong>in</strong>ternen Streit und Une<strong>in</strong>igkeit.<br />

Den Menschen fällt es schwer, Verantwortung<br />

zu teilen und im Team zu arbeiten. E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen<br />

stehen häufig im Mittelpunkt. Das frustriert<br />

mich, darum schaue ich mir die Gruppe,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ich mitarbeiten möchte, genau an und<br />

überlege, ob sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz lohnt.“<br />

SANDRA CENTENO<br />

Psycholog<strong>in</strong>, Köch<strong>in</strong>, Künstler<strong>in</strong>, Aktivist<strong>in</strong><br />

und alle<strong>in</strong>erziehende Mutter schreibt:<br />

„Seit ich zwanzig b<strong>in</strong>, def<strong>in</strong>iere ich mich als<br />

Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>. In Matagalpa beteiligte ich mich<br />

damals an fem<strong>in</strong>istischen Aktionen. Ich traf<br />

an<strong>der</strong>e <strong>Frauen</strong>, die ähnliche Fragen und Bedürfnisse<br />

hatten. <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Alter, die<br />

die Art von Beziehungen, die wir führten, h<strong>in</strong>terfragten,<br />

die sich über sexuelle Belästigung<br />

auf <strong>der</strong> Straße ärgerten und die Gewalt an<br />

<strong>Frauen</strong> kritisierten. Aber ich lernte auch <strong>Frauen</strong><br />

kennen, die schon e<strong>in</strong>e politische Geschichte<br />

h<strong>in</strong>ter sich hatten und sich mit fem<strong>in</strong>istischen<br />

Theorien und Ansätzen auskannten. Diese<br />

<strong>Frauen</strong> stritten nicht nur für ihre <strong>in</strong>dividuellen<br />

Rechte, sie arbeiteten für die Straffreiheit von<br />

Abtreibung und für e<strong>in</strong> umfassendes Gesetzt<br />

gegen machistische Gewalt. E<strong>in</strong>en wirklichen<br />

Generationenkonflikt gab es eigentlich nicht,<br />

höchstens, dass die „Alten“ <strong>in</strong> Organisationen<br />

arbeiteten, Politik machten und sich mit Theorien<br />

beschäftigten. Wir „Jungen“ kamen aufgrund<br />

persönlicher Konflikte zum Fem<strong>in</strong>ismus,<br />

entdeckten die Geme<strong>in</strong>samkeiten unserer<br />

Probleme und erkannten die dah<strong>in</strong>ter liegenden<br />

strukturellen Probleme: Gewalt erleben<br />

wir im Persönlichen und auf <strong>der</strong> Straße, aber<br />

auch staatliche Institutionen schaffen Gewalt.<br />

Die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen von gestern und von heute,<br />

wir kämpfen alle für unser Recht auf freie<br />

Entscheidung und gegen jede Art von Gewalt.<br />

Die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> 80er Jahre erlebten<br />

Krieg und <strong>Revolution</strong>, wir wuchsen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Zeiten auf und unsere Formen <strong>der</strong> Rebellion<br />

s<strong>in</strong>d daher an<strong>der</strong>e. Ich freue mich, wenn ich<br />

sehe, dass auch heute <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> und Mädchen<br />

Selbstbestimmung anstreben.<br />

Me<strong>in</strong> Verhältnis zu me<strong>in</strong>er Mutter ist gelegentlich<br />

schwierig. Unvorstellbar, sie war ju­<br />

FOTOS: SANDRA CENTENO, KATJA ULLMANN, MATHIEU-ETIENNE GAGNON (OXFAM)<br />

8 presente 1/2016

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!