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Töchter der Revolution - Was bewegt junge Frauen in Mittelamerika?

60 Prozent aller Nicaraguanerinnen sind unter 25. Diese Ausgabe der presente lässt pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März die aufstrebende Generation junger Mittelamerikanerinnen zu Wort kommen: Was bewegt sie? Was halten sie vom Feminismus ihrer Mütter? Wie bewegen sie sich in der Gesellschaft, die - vor allem für Frauen - noch so viel Gewalt bereit hält? Titelfoto: Marcha contre la violencia (http://flic.kr/p/pfZ3iZ) von Mathieu-Etienne Gagnon/Oxfam lizensiert unter CC BY 2.0 (creativecommons.org/licenses/by/2.0)

60 Prozent aller Nicaraguanerinnen sind unter 25. Diese Ausgabe der presente lässt pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März die aufstrebende Generation junger Mittelamerikanerinnen zu Wort kommen: Was bewegt sie? Was halten sie vom Feminismus ihrer Mütter? Wie bewegen sie sich in der Gesellschaft, die - vor allem für Frauen - noch so viel Gewalt bereit hält? Titelfoto: Marcha contre la violencia (http://flic.kr/p/pfZ3iZ) von Mathieu-Etienne Gagnon/Oxfam lizensiert unter CC BY 2.0 (creativecommons.org/licenses/by/2.0)

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www.ci-romero.de<br />

Bullet<strong>in</strong> <strong>der</strong> Christlichen Initiative Romero 1/2016 E<strong>in</strong>e Stimme für Gerechtigkeit<br />

ZUM<br />

INTER-<br />

NATIONALEN<br />

FRAUENTAG<br />

AM 8. MÄRZ<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Revolution</strong><br />

<strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?


Editorial<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

liebe Freund<strong>in</strong>nen und Freunde,<br />

In den 80er Jahren entstand <strong>in</strong> vielen Län<strong>der</strong>n<br />

<strong>Mittelamerika</strong>s e<strong>in</strong>e breite fem<strong>in</strong>istische<br />

Bewegung, die nicht unerheblichen<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die politischen Prozesse <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

hatte. Die CIR – 1981 gegründet –<br />

arbeitete von Anfang an teils bis heute mit<br />

diesen <strong>Frauen</strong> zusammen und schätzt sie als<br />

engagierte, ausdauernde Partner<strong>in</strong>nen.<br />

Aber <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> <strong>junge</strong>n mittelamerikanischen<br />

Bevölkerung ist nach dem Bürgerkrieg<br />

geboren. In Nicaragua s<strong>in</strong>d 60 Prozent<br />

<strong>der</strong> Menschen unter 25 Jahren alt. E<strong>in</strong> Drittel<br />

aller Guatemalteken ist sogar unter 15. Mit<br />

welchem Blick schaut diese Generation h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>in</strong> die Welt? Lassen sich die „Chavalas“, die <strong>junge</strong>n<br />

<strong>Frauen</strong>, vom Fem<strong>in</strong>ismus ihrer Mütter und<br />

Großmütter anstecken? O<strong>der</strong> haben sich die<br />

Werte im Zug <strong>der</strong> Digitalisierung und Globalisierung<br />

gewandelt? Wie bewegen sie sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Gesellschaft, <strong>der</strong>en Zustand man nicht<br />

mehr Krieg nennt, die aber – vor allem für<br />

<strong>Frauen</strong> – noch so viel Gewalt bereit hält?<br />

Zum Weltfrauentag am 8. März möchten<br />

wir diese aufstrebende Generation <strong>junge</strong>r<br />

<strong>Mittelamerika</strong>ner<strong>in</strong>nen zu Wort kommen lassen.<br />

Wir haben e<strong>in</strong>ige von Ihnen gebeten, uns<br />

zu erzählen, welche Themen ihnen auf <strong>der</strong><br />

Seele brennen, wie sie ihren Alltag bestreiten<br />

und was sie vom Fem<strong>in</strong>ismus ihrer Mütter halten.<br />

Und wir haben erstaunliche Antworten<br />

erhalten: Erfolgsgeschichten selbstbewusster<br />

<strong>Frauen</strong>, die sehenden Auges durch ihre Gesellschaft<br />

gehen und viele D<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>fach nicht<br />

mehr h<strong>in</strong>nehmen, son<strong>der</strong>n sie mit kle<strong>in</strong>en, alltäglichen<br />

<strong>Revolution</strong>en zum Besseren verän<strong>der</strong>n<br />

wollen – und das auch tun.<br />

Der nicaraguanische Schriftsteller Sergio<br />

Ramírez sagte e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Bezug auf die machistischen<br />

Strukturen se<strong>in</strong>es Landes: „In<br />

<strong>Mittelamerika</strong> herrscht noch immer tiefste<br />

Nacht“. Die Energie und Strahlkraft, die diese<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> ihren Erzählungen vermitteln, zeigt,<br />

dass das nicht mehr so ganz <strong>der</strong> Wahrheit entspricht.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Lektüre wünscht<br />

Ihr CIR-Team<br />

2 presente 1/2016<br />

Titelbild von Mathieu-Etienne Gagnon (Oxfam):<br />

Immer am 8. März, dem <strong>in</strong>ternationalen <strong>Frauen</strong>tag, erobern<br />

die <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Nicaragua seit den 80er Jahren die Straßen, um<br />

fantasievoll für ihre Rechte zu demonstrieren. Wie die <strong>junge</strong><br />

Generation, die damals noch nicht e<strong>in</strong>mal geboren war,<br />

Fem<strong>in</strong>ismus lebt, erfahren Sie auf den Seiten 4-15.


presente 1/2016<br />

Inhalt<br />

THEMA<br />

FOTOS: MATHIEU-ETIENNE GAGNON (OXFAM), SUCELY PULUC, THOMAS KRÄMER (CIR), OFRANEH (OFRANEH.ORG)<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> –<br />

<strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

4 GRETA CISNE<br />

Mat<strong>in</strong>ee <strong>in</strong> Managua –<br />

Frei, fem<strong>in</strong>istisch, via Facebook<br />

10 ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

Kometen-Karriere<br />

beim K<strong>in</strong><strong>der</strong>radio<br />

Interview mit Francis Zeas<br />

MITTELAMERIKA<br />

Län<strong>der</strong>berichte<br />

18 THOMAS KRÄMER (CIR)<br />

NICARAGUA<br />

Reise <strong>in</strong> e<strong>in</strong> gespaltenes Land<br />

Nicaragua vor den Präsidentschaftswahlen<br />

21 ORGANIZACIÓN FRATERNAL<br />

NEGRA HONDUREÑA<br />

HONDURAS<br />

Garífunas unter Generalverdacht<br />

24 CHRISTIAN WIMBERGER (CIR)<br />

EL SALVADOR / GUATEMALA<br />

Ja zum Leben,<br />

ne<strong>in</strong> zum Bergbau!<br />

E<strong>in</strong> Reisebericht<br />

13 SUCELY PULUC, MAVELIN COLOC,<br />

IRIS ASPUAC<br />

“Die Welt ist wie e<strong>in</strong>e<br />

Huipil-Bluse”<br />

Junge Maya-<strong>Frauen</strong><br />

im Portrait<br />

KAMPAGNEN<br />

27 ANNA BACKMANN (CIR)<br />

DiebSTAHL<br />

Unter <strong>der</strong> blanken Oberfläche<br />

glänzt Verantwortungslosigkeit<br />

ÜBER UNS<br />

30 CIR-Neuersche<strong>in</strong>ungen zu<br />

fairer Beschaffung<br />

31 Bestellsche<strong>in</strong><br />

18<br />

21<br />

THEMA 4-15<br />

Impressum<br />

E<strong>in</strong>e Stimme für Gerechtigkeit<br />

Herausgeber<strong>in</strong>:<br />

Christliche Initiative Romero (CIR)<br />

Breul 23 · D-48143 Münster<br />

Telefon +49 (0) 251-89503<br />

Fax +49 (0) 251-82541<br />

cir@ci-romero.de<br />

www.ci-romero.de<br />

Redaktion:<br />

Anna Backmann, Canan Barski,<br />

Kirsten Clodius, Jolanta Cabanski,<br />

Johanna F<strong>in</strong>cke, Thomas Krämer,<br />

Andreas Lipowsky, Anne Nibbenhagen,<br />

Albrecht Schwarzkopf, Isabell Ullrich<br />

(V.i.S.d.P.), Stella Wendlandt,<br />

Christian Wimberger<br />

Lektorat: Isabell Ullrich<br />

Druck: Kleyer, Münster, Februar 2016<br />

Layout: Edith Jaspers<br />

Gedruckt auf 100% Recycl<strong>in</strong>gpapier<br />

Spenden an die CIR<br />

DKM Darlehnskasse Münster<br />

Konto 3 11 22 00<br />

BLZ 400 602 65<br />

IBAN DE67 4006 0265<br />

0003 1122 00<br />

BIC GENODEM1DKM<br />

Geprüft und empfohlen.<br />

Das DZI besche<strong>in</strong>igt <strong>der</strong><br />

Christlichen Initiative Romero<br />

e<strong>in</strong>en verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Spendengel<strong>der</strong>n.<br />

Die Veröffentlichung <strong>der</strong> presente wurde mit Unterstützung <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

ermöglicht. Für den Inhalt dieser Veröffentlichung ist alle<strong>in</strong> die CIR verantwortlich; presente <strong>der</strong> 1/2016 3<br />

Inhalt kann <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise als Standpunkt <strong>der</strong> Europäischen Union angesehen werden.


MATINEE<br />

IN MANAGUA<br />

Frei, fem<strong>in</strong>istisch, via Facebook<br />

5:00 UHR MORGENS<br />

Noch gehört diese Stunde dem krähenden<br />

Hahn, bellenden Hunden und von fern<br />

hupenden Bussen, die die ersten<br />

Menschen an ihre Arbeitsplätze br<strong>in</strong>gen.<br />

Während ich me<strong>in</strong>en Morgenkaffee<br />

schlürfe, sitzt me<strong>in</strong>e Mutter weit entfernt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorort <strong>der</strong> Stadt vor ihrem<br />

mit Heiligenbil<strong>der</strong>n und Weihwasser<br />

überbordenden Regal und betet ihren<br />

täglichen Rosenkranz.<br />

Um diese Uhrzeit, bevor die Sonne<br />

beg<strong>in</strong>nt, Managua zu braten, denke ich<br />

über die Situation <strong>junge</strong>r <strong>Frauen</strong><br />

<strong>in</strong> Nicaragua nach. E<strong>in</strong> Land mit circa<br />

5,4 Millionen E<strong>in</strong>wohnerInnen. Etwas<br />

mehr als die Hälfte ist weiblich und<br />

noch mehr s<strong>in</strong>d unter 25 Jahre alt.<br />

Wir <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> im Nicaragua des<br />

21. Jahrhun<strong>der</strong>ts erblickten das Licht<br />

<strong>der</strong> Welt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nachkriegs- und Übergangszeit.<br />

Die Jugendlichen von damals,<br />

die den Krieg überlebt haben, s<strong>in</strong>d heute<br />

unsere Eltern. Auf Familienfeiern geben<br />

sie noch immer Lie<strong>der</strong> und Anekdoten<br />

aus e<strong>in</strong>er revolutionären Zeit an uns<br />

weiter. Wer ist aus den kle<strong>in</strong>en Mädchen<br />

<strong>der</strong> Jahre nach dem Krieg geworden?<br />

Wie sehen wir uns selbst? Vor welchen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen stehen wir?<br />

6:00 UHR<br />

Die morgendliche Rout<strong>in</strong>e vieler <strong>Frauen</strong><br />

ähnelt sich. An erster Stelle steht die<br />

tägliche Kontrolle des verbliebenen<br />

Datenvolumens auf dem Handy. Das<br />

br<strong>in</strong>gt mich auf die Idee, mit vier <strong>junge</strong>n<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> verschiedenen Stadtbezirken<br />

zu dieser frühen Stunde per Handy<br />

Kontakt aufzunehmen.<br />

Morgens um 6 <strong>in</strong><br />

Managua: Erstmal e<strong>in</strong><br />

Blick aufs Handy.<br />

Und dann ab <strong>in</strong> dem<br />

Bus zur Arbeit.<br />

4 presente 1/2016


Thema<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> – <strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

Scarleth Sand<strong>in</strong>o mit<br />

<strong>der</strong> „Matriarca“, dem<br />

weiblichen Oberhaupt<br />

ihrer Familie.<br />

FOTO: TINA AGERBAK, SCARLETH SANDINO<br />

SCARLETH OTOMY<br />

SANDINO LOVO<br />

F<strong>in</strong>anzfachfrau, Jugendgruppenleiter<strong>in</strong>,<br />

Student<strong>in</strong> und alle<strong>in</strong>erziehende Mutter<br />

schreibt:<br />

„Me<strong>in</strong> Tag beg<strong>in</strong>nt um fünf Uhr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Früh<br />

mit e<strong>in</strong>er buddhistischen Meditation. Dann<br />

bereite ich me<strong>in</strong>er Tochter das Frühstück zu.<br />

Nachdem ich sie zur Schule gebracht habe,<br />

fahre ich mit dem Bus zum Englischunterricht.<br />

Danach muss ich mich beeilen, pünktlich auf<br />

<strong>der</strong> Arbeit zu ersche<strong>in</strong>en.<br />

Als ich gestern um 18:40 Uhr nach Hause<br />

kam, bestand, während im H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong><br />

Fernseher lief, me<strong>in</strong> Abendprogramm dar<strong>in</strong>,<br />

me<strong>in</strong>er Tochter mit ihren Schulsachen zu helfen<br />

und das leckere Abendessen me<strong>in</strong>er Mutter<br />

zu genießen.<br />

Auch me<strong>in</strong>e Mutter war alle<strong>in</strong>erziehend. Sie<br />

ist für mich e<strong>in</strong> großes Vorbild <strong>in</strong> Sachen Kraft,<br />

Wille und Erfolg. Heute, da wir beide Mütter<br />

s<strong>in</strong>d, reden wir manchmal über Erziehungsmethoden<br />

und die täglichen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die Chancen, die das<br />

Leben mir bislang geboten hat, ermöglichen<br />

mir, mich permanent für me<strong>in</strong>e Ideale von<br />

Gleichheit und Respekt e<strong>in</strong>zusetzen. Das führt<br />

häufig zu Konflikten mit me<strong>in</strong>er Mutter. Ich<br />

möchte für me<strong>in</strong>e Tochter echte Unabhängigkeit,<br />

me<strong>in</strong>e Mutter me<strong>in</strong>t, sie müsse vorbereitet<br />

werden, e<strong>in</strong>em Partner o<strong>der</strong> Chef gehorchen<br />

zu können. Ich b<strong>in</strong> so erzogen worden.<br />

Ich will mich nicht beschweren, sie kommt<br />

aus e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Zeit. Ich hatte ganz an<strong>der</strong>e<br />

Möglichkeiten, konnte mich <strong>in</strong>formieren und<br />

an Aktionen teilnehmen, die mich viele D<strong>in</strong>ge<br />

lehrten.<br />

Ich verstehe mich als Menschenrechtsaktivist<strong>in</strong><br />

und Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>, die sich für die Gleichheit<br />

von Frau und Mann e<strong>in</strong>setzt. Die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen<br />

von früher hatten es schwerer, denn sie<br />

waren die Pionier<strong>in</strong>nen, sie mussten Ängste<br />

überw<strong>in</strong>den, sich trauen und härter für e<strong>in</strong>e<br />

bessere Welt für <strong>Frauen</strong> kämpfen. Ich denke,<br />

diese <strong>Frauen</strong> haben uns mit ihrem Kampf<br />

den Weg geebnet und Freiheiten errungen,<br />

auch wenn so mancher angebliche Respekt<br />

o<strong>der</strong> manche Gleichheit auf <strong>der</strong> Arbeit, im Bildungswesen<br />

o<strong>der</strong> im Gesundheitsbereich nur<br />

><br />

presente 1/2016 5


Thema<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> – <strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

als Deckmäntelchen daher kommen. An<strong>der</strong>erseits<br />

denke ich, dass Fem<strong>in</strong>ismus auch oft verdreht<br />

wird, um Männerrechte e<strong>in</strong>zuschränken.<br />

Es geht doch um Gleichheit für alle.<br />

Für mich ist Aufrichtigkeit das Wichtigste,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie, <strong>der</strong> Beziehung, auf <strong>der</strong> Arbeit<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> gesellschaftlichen Zusammenhängen.<br />

Wenn ich mich also irgendwo engagiere,<br />

schaue ich, ob die Menschen aufrichtig s<strong>in</strong>d.<br />

Bei vielen öffentlichen Aktionen geht es nur<br />

um die Bevorzugung e<strong>in</strong>er bestimmten Gruppe.<br />

Korruption sorgt dafür, dass e<strong>in</strong>ige profitieren<br />

und an<strong>der</strong>e leer ausgehen. So etwas<br />

enttäuscht mich.“<br />

LUCY MEDINA<br />

Öffentlichkeitsreferent<strong>in</strong>, Blogger<strong>in</strong>,<br />

Köch<strong>in</strong> schreibt:<br />

„Ich lebe <strong>in</strong> Ciudad Sand<strong>in</strong>o und fahre täglich<br />

mit dem Bus 133 nach Managua. Den Bus<br />

besteige ich dort, wo er e<strong>in</strong>gesetzt wird und<br />

ich e<strong>in</strong>en Sitzplatz bekomme, denn im Laufe<br />

<strong>der</strong> Fahrt wird <strong>der</strong> Bus sehr voll. Wegen me<strong>in</strong>er<br />

Arbeit komme ich <strong>in</strong> alle möglichen Viertel<br />

<strong>der</strong> Stadt, um dort zu fotografieren und<br />

die Teilnehmenden aus unseren Projekten zu<br />

besuchen. Ich wohne zusammen mit me<strong>in</strong>em<br />

Freund <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Haus.<br />

Wenn ich zu Hause b<strong>in</strong>, liebe ich es, me<strong>in</strong>e<br />

Blumen zu gießen, zu kochen, am Computer<br />

zu sitzen, zu lesen o<strong>der</strong> Musik zu hören.<br />

Ich verstehe mich als Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>, denn <strong>der</strong><br />

Fem<strong>in</strong>ismus hat dafür gesorgt, dass mir viele<br />

Lichter aufgegangen s<strong>in</strong>d und ich habe begriffen,<br />

warum mir vieles <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt, so wie<br />

es ist, nicht gefällt. Wir <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> leben<br />

den Fem<strong>in</strong>ismus an<strong>der</strong>s als die <strong>Frauen</strong> des<br />

letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts, denn sie mussten sich<br />

dem Patriachart sowohl im familiären Alltag<br />

als auch am Arbeitsplatz und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

ganz an<strong>der</strong>es wi<strong>der</strong>setzen als wir. Ich<br />

wurde mitten im Krieg geboren, wuchs aber<br />

auf Cuba auf und kann seit me<strong>in</strong>er Jugend<br />

Privilegien genießen, die die <strong>Frauen</strong> vor mir<br />

erstreiten mussten. Natürlich kann ich nicht<br />

me<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung generalisieren, aber ich glaube,<br />

viele <strong>der</strong> <strong>junge</strong>n <strong>Frauen</strong> müssen sich nicht<br />

mehr organisieren, um als Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen leben<br />

zu können.<br />

Für me<strong>in</strong>e Mutter ist es wichtig, e<strong>in</strong>e feste<br />

Lucy Med<strong>in</strong>a unterwegs <strong>in</strong><br />

Managua mit e<strong>in</strong>em USamerikanischen<br />

Freiwilligen<br />

aus ihrer Organisation.


Mélida Martínez (mitte)<br />

mit ihren Arbeitskolleg<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bank.<br />

FOTOS: LUCY MEDINA, MÉLIDA MARTÍNEZ<br />

Arbeit und e<strong>in</strong> festes E<strong>in</strong>kommen zu haben,<br />

auch wenn man nicht das tut, wofür man ausgebildet<br />

wurde. E<strong>in</strong>e feste Arbeit ist auch für<br />

mich viel wert, aber ich will auch gut bezahlt<br />

werden und das arbeiten, was ich gerne mache<br />

und studiert habe. Da denke ich völlig an<strong>der</strong>s<br />

als me<strong>in</strong>e Mutter.<br />

Seit ich kle<strong>in</strong> b<strong>in</strong> habe ich freiwillige, ehrenamtliche<br />

Arbeit geleistet. Ich denke, dabei habe<br />

ich vieles gelernt. Es gefällt mir immer noch,<br />

neue, unbekannte D<strong>in</strong>ge zu tun, ohne dass ich<br />

dabei schon Gelerntes vergäße. Aber manchmal<br />

greife ich erst nach Jahren wie<strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge<br />

auf, die mich mal <strong>in</strong>teressierten, die tief <strong>in</strong> mir<br />

schliefen und wie<strong>der</strong> ans Licht kamen, zum<br />

Beispiel me<strong>in</strong> Interesse an Neuen Medien. Ich<br />

b<strong>in</strong> sehr zufrieden, dass ich schon viele bisher<br />

unbeachtete Fähigkeiten <strong>in</strong> mir entdeckt habe.<br />

Ob ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialen Organisation mitarbeiten<br />

würde? Tja, schwer zu sagen. Ich habe<br />

mir viele angeschaut, aber sie reizen mich nicht,<br />

ich f<strong>in</strong>de wenig Neues. We<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art, wie sie<br />

ihre Arbeit organisieren, noch <strong>in</strong> den Themen<br />

und Kommunikationsmethoden, die sie benutzen.<br />

Sie wie<strong>der</strong>holen immer und immer wie<strong>der</strong><br />

die alten Formeln und ihre alten Fehler.“<br />

MÉLIDA GUADALUPE<br />

MARTÍNEZ ROQUE<br />

Kundenbetreuer<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bank LAFISE,<br />

Student<strong>in</strong>, Blogger<strong>in</strong> schreibt:<br />

„Ich verlasse das Haus sehr früh, weil später<br />

die Busse super voll und sexuelle Übergriffe an<br />

<strong>der</strong> Tagesordnung s<strong>in</strong>d. Also b<strong>in</strong> ich früh auf<br />

<strong>der</strong> Arbeit, checke die Mails und beg<strong>in</strong>ne die<br />

Tagesrout<strong>in</strong>e. Me<strong>in</strong>e Werktage s<strong>in</strong>d gleichförmig,<br />

e<strong>in</strong>e Bank funktioniert sehr mechanisch<br />

und lässt dir wenig Freiraum für <strong>in</strong>dividuelle<br />

Handlungen. Um 17 Uhr ist Feierabend, ich<br />

fahre nach Hause und gehe bald schlafen.<br />

Nichts Interessantes, um ehrlich zu se<strong>in</strong>.<br />

Als Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong> würde ich mich nicht bezeichnen.<br />

Ich weiß viel zu wenig über <strong>der</strong>en Gedanken,<br />

aber ich versuche das, was ich unter Geschlechtergleichheit<br />

verstehe, zu leben.<br />

Me<strong>in</strong>e Mutter und ich haben ke<strong>in</strong> sehr enges<br />

Verhältnis, obwohl wir sehr ähnlich denken.<br />

Sie liebt ihre Freiheit und lässt sich von e<strong>in</strong>em<br />

Mann, also me<strong>in</strong>em Vater, nichts vorschreiben.<br />

Schon immer hat sie aufgepasst, dass ich<br />

auf mich achte und mich nicht <strong>in</strong> den Bedürfnissen<br />

an<strong>der</strong>er verliere. Wenn ich mich nicht<br />

><br />

presente 1/2016 7


Sandra Centeno <strong>in</strong> ihren<br />

ersten Tagen als Mutter.<br />

Das Verhältnis zu ihrer<br />

Mutter beschreibt sie als<br />

„gelegentlich schwierig“.<br />

an die gesellschaftlichen Normen hielte, also<br />

statt heiraten und K<strong>in</strong><strong>der</strong> kriegen lieber alle<strong>in</strong><br />

leben wollte, würde sie mich sofort unterstützen.<br />

Ich habe ke<strong>in</strong> Problem zu sagen, was ich<br />

denke und habe mich schon <strong>in</strong> politischen, sozialen<br />

und sogar religiösen Gruppen engagiert.<br />

Selbst wenn alle e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ziel haben,<br />

gibt es doch <strong>in</strong>ternen Streit und Une<strong>in</strong>igkeit.<br />

Den Menschen fällt es schwer, Verantwortung<br />

zu teilen und im Team zu arbeiten. E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen<br />

stehen häufig im Mittelpunkt. Das frustriert<br />

mich, darum schaue ich mir die Gruppe,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> ich mitarbeiten möchte, genau an und<br />

überlege, ob sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz lohnt.“<br />

SANDRA CENTENO<br />

Psycholog<strong>in</strong>, Köch<strong>in</strong>, Künstler<strong>in</strong>, Aktivist<strong>in</strong><br />

und alle<strong>in</strong>erziehende Mutter schreibt:<br />

„Seit ich zwanzig b<strong>in</strong>, def<strong>in</strong>iere ich mich als<br />

Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>. In Matagalpa beteiligte ich mich<br />

damals an fem<strong>in</strong>istischen Aktionen. Ich traf<br />

an<strong>der</strong>e <strong>Frauen</strong>, die ähnliche Fragen und Bedürfnisse<br />

hatten. <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Alter, die<br />

die Art von Beziehungen, die wir führten, h<strong>in</strong>terfragten,<br />

die sich über sexuelle Belästigung<br />

auf <strong>der</strong> Straße ärgerten und die Gewalt an<br />

<strong>Frauen</strong> kritisierten. Aber ich lernte auch <strong>Frauen</strong><br />

kennen, die schon e<strong>in</strong>e politische Geschichte<br />

h<strong>in</strong>ter sich hatten und sich mit fem<strong>in</strong>istischen<br />

Theorien und Ansätzen auskannten. Diese<br />

<strong>Frauen</strong> stritten nicht nur für ihre <strong>in</strong>dividuellen<br />

Rechte, sie arbeiteten für die Straffreiheit von<br />

Abtreibung und für e<strong>in</strong> umfassendes Gesetzt<br />

gegen machistische Gewalt. E<strong>in</strong>en wirklichen<br />

Generationenkonflikt gab es eigentlich nicht,<br />

höchstens, dass die „Alten“ <strong>in</strong> Organisationen<br />

arbeiteten, Politik machten und sich mit Theorien<br />

beschäftigten. Wir „Jungen“ kamen aufgrund<br />

persönlicher Konflikte zum Fem<strong>in</strong>ismus,<br />

entdeckten die Geme<strong>in</strong>samkeiten unserer<br />

Probleme und erkannten die dah<strong>in</strong>ter liegenden<br />

strukturellen Probleme: Gewalt erleben<br />

wir im Persönlichen und auf <strong>der</strong> Straße, aber<br />

auch staatliche Institutionen schaffen Gewalt.<br />

Die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen von gestern und von heute,<br />

wir kämpfen alle für unser Recht auf freie<br />

Entscheidung und gegen jede Art von Gewalt.<br />

Die Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> 80er Jahre erlebten<br />

Krieg und <strong>Revolution</strong>, wir wuchsen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Zeiten auf und unsere Formen <strong>der</strong> Rebellion<br />

s<strong>in</strong>d daher an<strong>der</strong>e. Ich freue mich, wenn ich<br />

sehe, dass auch heute <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> und Mädchen<br />

Selbstbestimmung anstreben.<br />

Me<strong>in</strong> Verhältnis zu me<strong>in</strong>er Mutter ist gelegentlich<br />

schwierig. Unvorstellbar, sie war ju­<br />

FOTOS: SANDRA CENTENO, KATJA ULLMANN, MATHIEU-ETIENNE GAGNON (OXFAM)<br />

8 presente 1/2016


Thema<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> – <strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

BUCH-TIPP<br />

Katja Ullmann<br />

KOMETENSPLITTER<br />

Interviews mit<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Nicaragua<br />

Ihr Alltag voller Kontraste,<br />

ihre Ideale und Träume<br />

gendlich <strong>in</strong> den 1970ern, also <strong>in</strong>mitten<br />

<strong>der</strong> sexuellen <strong>Revolution</strong>. Aber sie hat<br />

mit 15 geheiratet. Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> völlig an<strong>der</strong>en<br />

Zeiten aufgewachsen. E<strong>in</strong>erseits<br />

freut sie das, aber gleichzeitig versteht<br />

sie mich auch nicht. Sie begreift nicht,<br />

warum ich nicht heiraten und e<strong>in</strong>e Familie<br />

gründen möchte, warum ich mich<br />

für das Leben als Alle<strong>in</strong>erziehende entschieden<br />

habe, warum ich Männer und <strong>Frauen</strong><br />

lieben kann, warum ich nicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Beruf<br />

arbeite und mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit mit<br />

Männern anlege.<br />

Als me<strong>in</strong>e Mutter mit 15 verheiratet war,<br />

brachte sie ihre Familie mit dem Verkauf von<br />

Tortillas durch. Erst als ihr Mann und ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e ordentliche Ausbildung hatten,<br />

machte sie selbst e<strong>in</strong>e. Wenn ich so darüber<br />

nachdenke, glaube ich, dass wir so unterschiedlich<br />

s<strong>in</strong>d, weil sie wollte, dass ich an<strong>der</strong>s<br />

aufwachsen kann. Aber sie hat sich nie vorstellen<br />

können, wie weit me<strong>in</strong> Weg sich von ihr<br />

entfernen könnte.<br />

Im Laufe me<strong>in</strong>es aktiven Dase<strong>in</strong>s als Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong><br />

habe ich gelernt, alles durch e<strong>in</strong>e violette<br />

Brille zu sehen. Wenn ich e<strong>in</strong>en neuen Job<br />

annehme o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>e Veranstaltung gehe,<br />

setze ich immer diesen Filter e<strong>in</strong>. Vielleicht<br />

arbeite ich deshalb als Selbstständige, denn<br />

wo f<strong>in</strong>dest du schon e<strong>in</strong>en Arbeitsplatz o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en öffentlichen Raum, an dem es ke<strong>in</strong>e<br />

sexistischen Übergriffe gibt? Augenblicklich<br />

engagiere ich mich eher im privaten, nicht im<br />

öffentlichen Bereich. Ich versuche <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Umfeld D<strong>in</strong>ge zu h<strong>in</strong>terfragen und zu verän<strong>der</strong>n,<br />

später kann ich das vielleicht auf gesellschaftlicher<br />

Ebene machen. Ich habe gelernt,<br />

dass sich die Welt nicht von jetzt auf gleich<br />

verän<strong>der</strong>n lässt.“<br />

Starke <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong><br />

<strong>Frauen</strong>rechtsorganisationen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Nicaragua<br />

<strong>der</strong> wohl stärkste Teil <strong>der</strong> Zivilgesellschaft.<br />

In e<strong>in</strong>em großen Programm, an dem<br />

sieben CIR-Partnerorganisationen aus ganz<br />

Nicaragua teilnehmen, setzen sie sich gegen<br />

Gewalt an <strong>Frauen</strong> e<strong>in</strong>. Sie bieten Selbstverteidigungskurse,<br />

politische Schulungen, Aufklärung<br />

über sexuelle und reproduktive Gesundheit und<br />

Rechte sowie Programme, <strong>in</strong> denen ältere und<br />

<strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> ihre Erfahrungen austauschen<br />

und vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lernen. Das geme<strong>in</strong>same Ziel:<br />

Starke <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong>, die sich für ihre Rechte<br />

e<strong>in</strong>setzen.<br />

Das Programm wird vom Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

mit 650.000 Euro geför<strong>der</strong>t – die CIR<br />

muss zusätzlich 90.000 Euro aufbr<strong>in</strong>gen.<br />

Bitte unterstützen Sie uns dabei mit Ihrer Spende.<br />

Stichwort »JUNGE FRAUEN NICARAGUA«<br />

><br />

presente 1/2016 9


Francis Zeas hat das<br />

Radiomachen beim<br />

Club Infantil gelernt<br />

und unterrichtet<br />

dort heute selbst<br />

Kometen-Karriere<br />

beim K<strong>in</strong><strong>der</strong>radio<br />

Francis Estefanía Zeas ist 19 Jahre jung. Umso erstaunlicher, dass sie schon 10 Jahre<br />

lang Radioreporter<strong>in</strong> ist. Im Interview mit ISABELL ULLRICH (CIR) erzählt sie<br />

von ihren ganz persönlichen Erfolgsmomenten beim Radiosen<strong>der</strong> des Club Infantil.<br />

ÜBERSETZUNG: STELLA WENDLANDT (CIR)<br />

Francis, was wolltest du werden, als du kle<strong>in</strong><br />

warst? Schon immer Radioreporter<strong>in</strong>?<br />

Als K<strong>in</strong>d hatte ich we<strong>der</strong> den Plan, Journalist<strong>in</strong><br />

zu werden, noch irgende<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />

Traumberuf. Damals war ich sehr schüchtern<br />

und hatte Angst, etwas zu sagen, weil ich<br />

glaubte, me<strong>in</strong>e Ansichten seien falsch. Am<br />

Anfang hätte ich niemals gedacht, dass ich damit<br />

jemals so erfolgreich se<strong>in</strong> würde.<br />

Gab es irgende<strong>in</strong>en Schlüsselmoment<br />

o<strong>der</strong> etwas, das dich dazu bewogen hat,<br />

Journalist<strong>in</strong> zu werden?<br />

Me<strong>in</strong>e Lehrer im Club Infantil, Ya<strong>der</strong><br />

Chavarría und Elifelet González, haben mir<br />

alles beigebracht, was man über die verschiedenen<br />

Mediengattungen wissen muss: Wie<br />

man Kamera führt, redigiert, wie man Radiound<br />

Fernsehbeiträge veröffentlicht.<br />

FOTOS: CLUB INFANTIL<br />

10 presente 1/2016


Thema<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> – <strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

Die 4 wichtigsten<br />

Momente <strong>in</strong> Francis‘<br />

Karriere<br />

1.E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> den Club Infantil<br />

Ich werde nie vergessen, wie sehr ich mich<br />

von Anfang an anstrengte, um immer besser<br />

zu werden. Jedes Jahr wurde e<strong>in</strong> Mädchen<br />

und e<strong>in</strong> Junge für herausragende Leistungen<br />

ausgezeichnet. Und jedes Jahr gewann<br />

ich diese Auszeichnung.<br />

2. Weiterbildungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Organisationen<br />

Bei „Dos generaciones“ (zwei Generationen)<br />

brachte man uns Videoschnitt bei.<br />

Als die Kursteilnehmer sahen, wie gut ich<br />

bereits war und schon das gesamte Schnittprogramm<br />

beherrschte, waren alle sehr<br />

überrascht. Für mich war es sehr schön zu<br />

sehen, dass ich überall positiv heraussteche<br />

und mit Stolz sagen kann, dass ich den Club<br />

Infantil aus J<strong>in</strong>otega vertrete.<br />

3. Erster Fernsehspot<br />

Es g<strong>in</strong>g um Bildung und ich wurde als Mo<strong>der</strong>ator<strong>in</strong><br />

ausgewählt, die soziale Aktivitäten<br />

begleitet.<br />

Sie haben an mich geglaubt, das gab mir die<br />

Motivation, dabei zu bleiben. Es ist <strong>der</strong> wichtigste<br />

Faktor für me<strong>in</strong>en Erfolg. Denn nicht jedes<br />

Mädchen hat die Gelegenheit, dass man<br />

ihr e<strong>in</strong>e Kamera <strong>in</strong> die Hand drückt, um e<strong>in</strong>en<br />

Beitrag zu produzieren. Me<strong>in</strong>e Mutter und me<strong>in</strong>e<br />

Brü<strong>der</strong> haben mich auch immer unterstützt<br />

und motiviert, me<strong>in</strong> Bestes zu geben.<br />

Die Zeit verg<strong>in</strong>g, ich lernte jeden Tag etwas<br />

Neues dazu und hatte immer mehr Spaß daran<br />

und bis ich erwachsen war, hatte sich die<br />

Medienlandschaft <strong>in</strong> me<strong>in</strong> zweites Zuhause<br />

verwandelt.<br />

Du hast den Preis für die beste Medienschüler<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> ganz Nicaragua gewonnen.<br />

Wie hast du dich da gefühlt?<br />

Da war ich 18. An dem Tag b<strong>in</strong> ich mit e<strong>in</strong>er<br />

Freund<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Dreh <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>de von J<strong>in</strong>otega zurückgekehrt, wo<br />

wir über die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> dortigen Schule<br />

berichtet hatten. Ich kam also nach Hause und<br />

aß etwas, als plötzlich e<strong>in</strong>e Frau vom Bildungsm<strong>in</strong>isterium<br />

vor mir stand. Sie erzählte mir von<br />

dem Preis, den ich am kommenden Tag abholen<br />

sollte. Doch ich glaubte ihr nicht, dachte,<br />

es müsse sich um e<strong>in</strong>e Verwechslung handeln.<br />

Ich g<strong>in</strong>g zum Club Infantil und erzählte alles<br />

FOTOS:<br />

4. Reise nach Deutschland<br />

Als ich gefragt wurde, ob ich nach Deutschland<br />

reisen möchte, um geme<strong>in</strong>sam mit<br />

An<strong>der</strong>en etwas über die arbeitenden K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Nicaragua und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e J<strong>in</strong>otega zu<br />

erzählen, Mensch, da war ich wirklich überwältigt!<br />

Auf <strong>der</strong> Reise mit Doña Lydia, <strong>der</strong><br />

Geschäftsführer<strong>in</strong> des Club Infantil, hatte<br />

ich gute und schlechte Momente, aber vor<br />

allem lernte ich Menschen kennen, die sehr<br />

gut zu mir waren. Ich könnte noch so viel<br />

erzählen! Es war e<strong>in</strong>e unvergessliche Reise.<br />

Das Vertrauen ihres Lehrers Ya<strong>der</strong> Cha varría ist<br />

für Francis mit die wichtigste Motivation.<br />

><br />

presente 1/2016 11


Thema<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> – <strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

me<strong>in</strong>em Chef und Lehrer Ya<strong>der</strong> und auch er<br />

konnte es nicht glauben. Wir dachten, es müsse<br />

sich um e<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>te handeln, damit wir über die<br />

Preisverleihung berichteten. Doch später kam<br />

auch noch die Sekretär<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regierungsvertretung<br />

zu mir, die hartnäckig darauf bestand,<br />

dass ich me<strong>in</strong>en Preis entgegennähme. Im Vergleich<br />

zu den an<strong>der</strong>en SchülerInnen hätte ich<br />

am besten abgeschnitten. Da glaubte ich ihr.<br />

Ich war unheimlich überrascht und glücklich!<br />

Ganz aufgeregt erzählte ich es sofort Ya<strong>der</strong> und<br />

Doña Lydia, die mich immer unterstützt und an<br />

mich geglaubt haben. Alle beglückwünschten<br />

mich und so erhielt ich am darauffolgenden Tag<br />

den Preis. Seitdem strenge ich mich noch mehr<br />

an, denn ich will diejenigen, die so fest an mich<br />

glauben, nicht enttäuschen. Ich b<strong>in</strong> sehr stolz<br />

darauf, was ich tue, trotzdem stehe ich mit beiden<br />

Be<strong>in</strong>en fest auf <strong>der</strong> Erde.<br />

Inzwischen bist du selbst im Club Infantil<br />

angestellt. Wie würdest du de<strong>in</strong>en Alltag<br />

dort beschreiben?<br />

Seitdem ich als Lehrer<strong>in</strong> im Club Infantil arbeite,<br />

habe ich mir neues Wissen angeeignet<br />

um den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n noch besser und professioneller<br />

me<strong>in</strong> Wissen zu vermitteln. Ich erzähle<br />

ihnen alles über die e<strong>in</strong>zelnen Produktionsschritte<br />

und journalistischen Gattungen <strong>in</strong> Radio<br />

und Fernsehen, um sie zu motivieren und <strong>in</strong><br />

ihnen das gleiche Vertrauen zu wecken, wie es<br />

zuvor <strong>in</strong> mir geweckt wurde.<br />

Die Arbeit als Journalist<strong>in</strong> br<strong>in</strong>gt viel Verantwortung<br />

mit sich. <strong>Was</strong> gefällt dir daran?<br />

Der Journalismus eröffnet mir die Möglichkeit,<br />

die Bevölkerung über die Situation <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufzuklären und das gefällt mir. Er ermöglicht<br />

aber auch das soziale Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

ich kann Menschen helfen und das tue ich aus<br />

vollstem Herzen. Dieses Jahr beg<strong>in</strong>ne ich me<strong>in</strong><br />

Studium <strong>in</strong> sozialer Kommunikation mit dem<br />

Schwerpunkt audiovisueller Journalismus.<br />

Welche Themen s<strong>in</strong>d dir beson<strong>der</strong>s wichtig?<br />

Sexueller Missbrauch, Gewalt <strong>der</strong> Eltern<br />

gegenüber ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Partizipationsmög­<br />

lichkeiten für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Bildung und viele an<strong>der</strong>e.<br />

E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s wichtiges Thema <strong>in</strong> Nicaragua<br />

s<strong>in</strong>d jedoch die arbeitenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Wir leben<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wirtschaftlich schwachen Land, deshalb<br />

müssen viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> arbeiten. Wir haben<br />

e<strong>in</strong>e Umfrage durchgeführt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> befragten K<strong>in</strong><strong>der</strong> angab zu arbeiten, sei es,<br />

weil ihnen die Arbeit gefällt o<strong>der</strong> weil sie das<br />

Geld brauchen. Wir arbeiten ja auch mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong>. In unseren Beiträgen klären wir<br />

auf, dass arbeitende K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht ausgebeutet<br />

werden und dass sie Spaß an ihrer Arbeit haben<br />

sollen.<br />

Vom K<strong>in</strong><strong>der</strong>radio<br />

zum Traumjob<br />

Francis Zeas begann ihre Karriere beim<br />

Club Infantil mit neun Jahren. Jetzt,<br />

10 Jahre später, arbeitet sie dort als Ausbil<strong>der</strong><strong>in</strong>.<br />

Über den Club Infantil sagt sie:<br />

„Wir alle haben Begabungen und Talente<br />

und ich hatte das Glück, schon sehr früh<br />

geför<strong>der</strong>t zu werden, um mich frei zu entfalten.<br />

Das ist so wertvoll und ich danke<br />

Gott jeden Tag dafür, dass er mich auf<br />

diesen Weg geführt hat.“<br />

Geben Sie mit Ihrer Spende weiteren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Möglichkeit, im Club<br />

Infantil zu so selbstständigen Persönlichkeiten<br />

heranzuwachsen!<br />

Stichwort »CLUB INFANTIL«<br />

12 presente 1/2016


Thema<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> – <strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

“Die Welt ist wie e<strong>in</strong>e Huipil-Bluse”<br />

Junge Maya-<strong>Frauen</strong> im Portrait<br />

Maya-<strong>Frauen</strong> haben nicht nur <strong>in</strong> Guatemala mit doppelter Diskrim<strong>in</strong>ierung zu<br />

kämpfen – als <strong>Frauen</strong> und als Indigene werden sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft benachteiligt.<br />

Die <strong>Frauen</strong>organisation AFEDES hat die <strong>junge</strong> Generation befragt, wie sie damit<br />

umgeht – und erstaunlich selbstbewusste und lebensfrohe Antworten erhalten.<br />

ÜBERSETZUNG: ALBRECHT SCHWARZKOPF (CIR)<br />

Sucely Puluc<br />

20 Jahre, aus Chichicastenango<br />

Lebt nun <strong>in</strong> San Raymundo, nahe<br />

Guatemala-Stadt.<br />

FOTO: SUCELY PULUC<br />

Weg von zu Hause<br />

Die Bildungsmöglichkeiten auf dem Land waren<br />

für mich e<strong>in</strong>geschränkt. Deshalb zog es mich <strong>in</strong><br />

die Nähe <strong>der</strong> Hauptstadt. Sicher, <strong>der</strong> Zugang zu<br />

den Errungenschaften des ‚mo<strong>der</strong>nen‘ Lebens ist<br />

besser <strong>in</strong> Bezug auf das Gesundheitswesen und<br />

technologische D<strong>in</strong>ge. Aber ich merke auch, dass<br />

ich viel stärker mit Ökonomisierung, Rassismus<br />

und patriarchalen Verhaltensweisen konfrontiert<br />

b<strong>in</strong>, als ich gedacht hätte.<br />

Mir fällt es nicht leicht, mich als <strong>junge</strong> Maya-<br />

Frau im städtischen Umfeld zu bewegen, die<br />

eigene Kleidung als Teil me<strong>in</strong>er Identität zu<br />

tragen, frei durch die Straßen zu gehen. Mich<br />

beunruhigt, dass Gewalt gegen <strong>Frauen</strong> allgegenwärtig<br />

ist. Ich fühle mich dadurch <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em<br />

Aussehen und me<strong>in</strong>er Identität angegriffen.<br />

Es macht es nicht besser, wenn verme<strong>in</strong>tliche<br />

Komplimente wie „Ay, Marijíta, soll ich dich<br />

begleiten?“ dazukommen.<br />

Ich als Maya-Frau<br />

Mit me<strong>in</strong>em Tun und <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Worten möchte<br />

ich mich als Maya-Frau verwirklichen. Ich möchte<br />

nicht schweigen, wenn es darum geht, wie und<br />

was ich fühle. Wir werden <strong>in</strong> unseren sozialen<br />

Rollen <strong>in</strong> unserer körperlichen und politischen<br />

Abhängigkeit wahrgenommen. Aber ich stelle<br />

mir die Welt an<strong>der</strong>s vor, als sie sich <strong>in</strong> den Augen<br />

<strong>der</strong> Machos und Rassisten darstellt.<br />

Me<strong>in</strong>e Träume, me<strong>in</strong>e Wurzeln<br />

Klar möchte ich <strong>in</strong> die Zukunft h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>leben.<br />

Dabei soll aber die Vergangenheit nicht vergessen<br />

werden. Sie ist wie e<strong>in</strong> Fluss mit Stromschnellen<br />

des Aufbegehrens gegen Vorgegebenes und angeblich<br />

„Normales“. Ich möchte unsere eigenen<br />

Traditionen mit me<strong>in</strong>en Träumen und mit dem<br />

Gedanken des Gleichgewichts von Mensch und<br />

Mutter Natur verb<strong>in</strong>den.<br />

Ich begreife die Welt als e<strong>in</strong>e Vielfalt von Gefühlen<br />

und Gedanken, e<strong>in</strong> bisschen wie e<strong>in</strong>e Huipil-<br />

Bluse <strong>der</strong> Maya-<strong>Frauen</strong>, die viele, sich ergänzende<br />

Farben <strong>in</strong> sich trägt. So ersche<strong>in</strong>t es mir als Maya-<br />

Frau möglich, <strong>der</strong> patriarchalen und rassistischen<br />

Rollenbestimmung etwas entgegenzustellen. ><br />

presente 1/2016 13


Iris Aspuac,<br />

16 Jahre,<br />

Maya-Kaqchikel-<br />

Frau aus Santiago<br />

Sacatepéquez<br />

Me<strong>in</strong>e Träume<br />

Ich will die Maya-Rechte <strong>in</strong> Guatemala verteidigen,<br />

weil es viel Rassismus gibt. Außerdem gibt es<br />

viele große Industrie-Projekte, die die Umwelt<br />

schädigen, wie den Bergbau o<strong>der</strong> <strong>Was</strong>serkraftwerke.<br />

Hier werden viele Konflikte von den Unternehmen<br />

mit <strong>der</strong> Bevölkerung vor Ort geschürt.<br />

Warum werden die Vorhaben genau <strong>in</strong> jenen<br />

Gebieten verwirklicht, wo die Maya-Bevölkerung<br />

lebt? Vielleicht weil wir Maya s<strong>in</strong>d und als arm<br />

angesehen werden. Ich b<strong>in</strong> Maya-Frau und b<strong>in</strong><br />

stolz darauf. Ich fühle mich als Teil unseres Universums<br />

und möchte dazu beitragen, dass wir als<br />

Maya ohne Diskrim<strong>in</strong>ierung und Rassismus<br />

gleichberechtigt leben.<br />

Ich möchte auch gerne reisen, um die Welt<br />

kennenzulernen, aber auch, um an<strong>der</strong>e Menschen<br />

auf unsere Kultur, unsere Träume und unsere<br />

Rechte als Maya aufmerksam machen zu können.<br />

Ich als Frau…<br />

Ich erlebte, wie me<strong>in</strong>e Mutter für <strong>Frauen</strong>rechte<br />

e<strong>in</strong>tritt. Das ist für mich e<strong>in</strong> wichtiger Lebensaspekt<br />

geworden. Als Frau kämpfe ich gegen den<br />

Machismo zu Hause und im öffentlichen Leben.<br />

Häusliche Aufgaben sollten von Mann und Frau<br />

geteilt werden. Momentan ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel so,<br />

dass die <strong>Frauen</strong> kochen, das Geschirr spülen und<br />

die Männer währenddessen entspannen. Häufig<br />

haben auch die Männer das Sagen zu Hause,<br />

was nicht selten zu schlechter Behandlung, wenn<br />

nicht sogar Misshandlungen <strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> führt.<br />

Auch im Beruf herrscht immer noch ke<strong>in</strong>e<br />

Chancengleichheit. Würde sie entschiedener<br />

umgesetzt, könnten auch die Verhältnisse zu<br />

Hause verbessert werden.<br />

Klamotten<br />

Momentan gehe ich <strong>in</strong> die Oberstufe. In <strong>der</strong><br />

Schule trage ich die Schuluniform. Außerhalb <strong>der</strong><br />

Schule trage ich häufig die traditionelle Maya-<br />

Kleidung (Huipil-Bluse und Rock). Klar, dadurch<br />

unterscheide ich mich von An<strong>der</strong>en, aber ich sehe<br />

es als Privileg an, die Kleidung zu tragen, die zu<br />

uns Maya gehört und die e<strong>in</strong>en historischen und<br />

kulturellen H<strong>in</strong>tergrund hat. Gänzlich ungetrübt<br />

ist das Tragen <strong>der</strong> Kleidung nicht, da es auch mit<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung verbunden ist, was mit Ansehen<br />

und Stellung <strong>der</strong> Maya <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung zu<br />

tun hat.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Kommunikation<br />

Wie viele me<strong>in</strong>er FreundInnen b<strong>in</strong> ich bei den<br />

sozialen Netzwerken wie Facebook, Whatsapp<br />

und Instagram. So bleibe ich mit ihnen <strong>in</strong><br />

Kontakt. Es vere<strong>in</strong>facht die Kommunikation.<br />

Unter an<strong>der</strong>em bei den Hausaufgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule, weil wir auf diese Weise geme<strong>in</strong>sam<br />

Aufgaben lösen. Sicherlich ist das e<strong>in</strong> nützliches<br />

Instrument, aber wir müssen auch wissen,<br />

wie wir s<strong>in</strong>nvoll damit umgehen, um die Zeit<br />

nicht zu verschwenden.<br />

Die Maya-Kakchiquel-Sprache mag für<br />

Außenstehende schwieriger se<strong>in</strong> als Spanisch,<br />

aber es ist e<strong>in</strong>e schöne Sprache, unter an<strong>der</strong>em,<br />

um Geschichten zu lesen und vorzutragen.<br />

14 presente 1/2016


Thema<br />

<strong>Töchter</strong> <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong> – <strong>Was</strong> <strong>bewegt</strong> <strong>junge</strong> <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>?<br />

Mavel<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong>a<br />

Coloc Chicop, 17 Jahre,<br />

Maya-Kaqchiquel-Frau<br />

FOTOS: IRIS ASPUAC, MAVELIN COLOC, AFEDES<br />

Ich als Frau…<br />

Als Maya-Frau möchte ich me<strong>in</strong>e Fähigkeiten<br />

verbessern, damit ich unsere Rechte besser verteidigen<br />

kann. Dabei <strong>in</strong>teressieren mich das<br />

Rechtliche sowie das Soziale. In beiden Bereichen<br />

möchte ich für e<strong>in</strong> besseres Dase<strong>in</strong> e<strong>in</strong>treten.<br />

Dafür brenne ich…<br />

Ich spiele gerne Fußball. Als <strong>der</strong> Lehrer an<br />

me<strong>in</strong>er Schule me<strong>in</strong>te, dass <strong>Frauen</strong> ke<strong>in</strong> Fußball<br />

spielen sollten, konnte ich das überhaupt nicht<br />

verstehen. Männer sollten die <strong>Frauen</strong> achten und<br />

die <strong>Frauen</strong> die Männer – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gleichberechtigten<br />

Verhältnis.<br />

Ich fühle mich als Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>. Vielleicht etwas<br />

an<strong>der</strong>s als manche <strong>Frauen</strong> <strong>der</strong> Elterngeneration,<br />

aber ich möchte als Frau mit me<strong>in</strong>en Rechten<br />

und mit gleichen Chancen respektiert werden.<br />

Me<strong>in</strong> Traum<br />

Me<strong>in</strong> Traum ist es, dass ich <strong>in</strong> Zukunft me<strong>in</strong><br />

Leben stärker selbst bestimmten kann als es<br />

me<strong>in</strong>e Eltern konnten.<br />

„Wir verteidigen<br />

unsere Maya-Rechte“<br />

Wie aus den Berichten <strong>der</strong> <strong>junge</strong>n<br />

<strong>Frauen</strong> hervorgeht, s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s<br />

Maya-<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Guatemala sozial benachteiligt<br />

und auf dem Arbeitsmarkt doppelter<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung ausgesetzt.<br />

AFEDES arbeitet um Santiago Sacatepéquez<br />

mit Maya-<strong>Frauen</strong> zur Ernährungssicherung,<br />

Gesundheit und politischer Partizipation,<br />

um dem entgegenzuwirken.<br />

Aktuell bildet AFEDES mit Unterstützung<br />

<strong>der</strong> CIR 140 Maya-<strong>Frauen</strong> zum Thema<br />

Maya-Rechte fort. Sie lernen, sich auf<br />

kommunaler Ebene zu organisieren und<br />

sich gegenseitig beim Weben von typischer<br />

Kleidung zur E<strong>in</strong>kommenssicherung zu unterstützen.<br />

„Wir begrüßen die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> CIR, da wir so vielen negativen<br />

E<strong>in</strong>flüssen entgegenwirken können.“ sagt<br />

Milvian Aspuac von AFEDES.<br />

Unterstützen Sie sie und ihre<br />

Mitstreiter<strong>in</strong>nen dabei, ihre Rechte<br />

selbst <strong>in</strong> die Hand zu nehmen.<br />

Stichwort<br />

»MAYA-FRAUEN STÄRKEN«<br />

presente 1/2016 15


CIR-Projekte<br />

Honduras<br />

<strong>Frauen</strong> stärken<br />

Das Centro de Derechos de Mujeres<br />

(CDM = Zentrum für <strong>Frauen</strong>rechte) erzielte<br />

mit se<strong>in</strong>er Arbeit gerade auf politischer<br />

Ebene schon wichtige Erfolge: Lokale Behörden<br />

kommen endlich ihrer Verpflichtung nach,<br />

<strong>Frauen</strong>rechte durchzusetzen. Und es wurden<br />

kommunale <strong>Frauen</strong>büros geschaffen als neue<br />

Räume für <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> städtischen Struktur.<br />

Das CDM leistet damit e<strong>in</strong>en bedeutenden<br />

Beitrag auf dem langen und ste<strong>in</strong>igen Weg<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er demokratischen, gerechten Gesellschaft<br />

<strong>in</strong> Honduras.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit dem Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung unterstützen wir das CDM bei<br />

<strong>der</strong> Ausbildung von weit über 100 Menschenrechts-VerteidigerInnen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Santa<br />

Bárbara: In je<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de werden MultiplikatorInnen<br />

über die Rechte von Indigenen,<br />

<strong>Frauen</strong> und ArbeiterInnen geschult. Ihr Wissen,<br />

wie man sich politisch für ihre Rechte e<strong>in</strong>setzt,<br />

geben sie dann an ihre Geme<strong>in</strong>den weiter.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus entstehen <strong>in</strong> Kooperation<br />

Stichwort »FRAUEN HONDURAS«<br />

„De<strong>in</strong>e Mutter, Schwester, Großmutter, Tochter,<br />

Freund<strong>in</strong> - wir alle sagen: Schluss mit <strong>der</strong> Gewalt<br />

gegen <strong>Frauen</strong>!“<br />

mit dem lokalen Umweltverband MAS Radiospots<br />

zu <strong>Frauen</strong>-Themen, um die Bevölkerung<br />

für <strong>der</strong>en Diskrim<strong>in</strong>ierung zu sensibilisieren.<br />

Bitte unterstützen Sie diese Stärkung<br />

von <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Honduras mit Ihrer Spende.<br />

FOTO: CENTRO DE DERECHO DE MUJERES (CDM)<br />

Grundsätze<br />

unserer<br />

Projektarbeit<br />

Mit Ihrer Spende kann die Christliche Initiative Romero e.V.<br />

ProjektpartnerInnen unterstützen, die sich e<strong>in</strong>setzen für<br />

• die Selbstbestimmung von <strong>Frauen</strong><br />

• die Ach tung und Anerkennung arbeiten<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

• menschenwürdige Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

• die Ökologie<br />

• die politische Stärkung <strong>der</strong> Zivilgesellschaft<br />

• die Achtung und Selbstbestimmung <strong>in</strong>digener Bevölkerung


Guatemala<br />

Nicaragua<br />

FOTO: CHRISTIAN WIMBERGER (CIR)<br />

Für Mensch und<br />

Umwelt, gegen M<strong>in</strong>en!<br />

Die CIR-Partnerorganisation CALAS tritt<br />

für den Erhalt <strong>der</strong> Umwelt und gegen<br />

Goldabbau <strong>in</strong> den M<strong>in</strong>en San Rafael las Flores<br />

und La Puya e<strong>in</strong>. CALAS-Direktor Yuri Mel<strong>in</strong>i,<br />

<strong>der</strong> 2008 knapp e<strong>in</strong>em Mordanschlag entkommen<br />

ist, sagt: „Der Goldabbau erzeugt<br />

enorme Konflikte, verschmutzt das <strong>Was</strong>ser,<br />

führt zu Umweltschäden und wird ohne Konsultation<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung etabliert. Wir treten<br />

für die Beteiligung <strong>der</strong> Bevölkerung e<strong>in</strong>.“<br />

CALAS unterstützt die Menschen<br />

vor Ort auf Demonstrationen,<br />

bei <strong>der</strong> Verteidigung<br />

von UmweltaktivistInnen<br />

<strong>in</strong> Gerichtsprozessen und<br />

streitet mit ihnen dafür, dass<br />

die ansässige Bevölkerung bei<br />

Entscheidungen über M<strong>in</strong>enprojekte<br />

mit e<strong>in</strong>bezogen wird.<br />

Dafür braucht CALAS<br />

Unterstützung. Wir<br />

bitten um Ihre Spende!<br />

Mit <strong>der</strong> Bibel die<br />

Wirklichkeit verän<strong>der</strong>n<br />

In den abgelegenen Gebieten an <strong>der</strong> Atlantikküste<br />

Nicaraguas gibt es meist ke<strong>in</strong>en<br />

Pfarrer. So kommt den Laien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>depastoral<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung zu. Die<br />

Equipo Teyocoyani sieht dar<strong>in</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

und Chance zugleich. Mit befreiungstheologischer<br />

Bibellektüre und e<strong>in</strong>er mehrstufigen,<br />

systematischen Ausbildung werden<br />

die Geme<strong>in</strong>deverantwortlichen und Katecheten<br />

gestärkt. Das wichtigste Pr<strong>in</strong>zip dabei: die<br />

Verb<strong>in</strong>dung von christlicher<br />

Spiritualität und sozialer Verantwortung.<br />

Für die Ausbildung von je<br />

etwa 40 Personen <strong>in</strong> fünf Geme<strong>in</strong>den<br />

haben wir <strong>der</strong> Equipo<br />

Teyocoyani 5.000 Euro Unterstützung<br />

zugesagt.<br />

Aktivist Yuri Mel<strong>in</strong>i<br />

entkam 2008 nur knapp<br />

e<strong>in</strong>em Attentat.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Spende von<br />

25 Euro können Sie die<br />

Teilnahme e<strong>in</strong>er Person<br />

sichern.<br />

Stichwort »CALAS GUATEMALA« Stichwort » TEYOCOYANI «<br />

IHRE<br />

SPENDE<br />

HILFT<br />

Unsere Projekte stehen für Wege zu mehr Gerechtigkeit, zukunftsfähiger<br />

Entwicklung und kultureller Vielfalt und Toleranz. Wenn nötig, leistet die<br />

CIR <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong> auch Notfall- und Katastrophenhilfe. Geme<strong>in</strong>sam mit<br />

unseren ProjektpartnerInnen s<strong>in</strong>d wir für Planung, Durchführung und<br />

korrekten E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Gel<strong>der</strong> verantwortlich. Um unseren PartnerInnen<br />

langfristige Perspektiven geben zu können, s<strong>in</strong>d wir auf Ihre Spenden ebenso<br />

angewiesen wie auf Zuwendungen <strong>der</strong> Europäischen Union, des Weltgebetstags<br />

<strong>der</strong> <strong>Frauen</strong> o<strong>der</strong> des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des Katholischen Fonds und des<br />

Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) sowie auf Spenden aus Kirchenund<br />

Pfarrgeme<strong>in</strong>den, Schulen und E<strong>in</strong>e-Welt-Läden.<br />

SPENDENKONTO<br />

Bitte unterstützen Sie<br />

unsere PartnerInnen<br />

mit e<strong>in</strong>er Spende.<br />

Darlehnskasse Münster<br />

Konto 3 11 22 00<br />

BLZ 400 602 65<br />

IBAN: DE67 4006 0265<br />

0003 1122 00<br />

BIC: GENODEM1DKM


Län<strong>der</strong>berichte<br />

Nicaragua<br />

Reise <strong>in</strong> e<strong>in</strong> gespaltenes Land<br />

Nicaragua vor den Präsidentschaftswahlen<br />

Bei se<strong>in</strong>er jüngsten Reise begegnete unser Län<strong>der</strong>referent für Nicaragua sozialen Verbesserungen<br />

allerorten – und zugleich demokratischen Rückschritten, die das Land<br />

spalten. Also begab er sich auf Spurensuche und liefert hier e<strong>in</strong>en Erklärungsversuch.<br />

TEXT: THOMAS KRÄMER (CIR)<br />

Jahrelang haben wir gut mit dem Erziehungsm<strong>in</strong>isterium<br />

und den örtlichen<br />

Schulen zusammengearbeitet, mit Sexualkunde-Kursen,<br />

Fortbildungen für die Lehrer<strong>in</strong>nen<br />

und Lehrer zum Thema Gewalt und vielem<br />

mehr – und jetzt das. Sie schließen uns die Türen,<br />

auf Weisung von ganz oben.“ Die Empörung<br />

von Nora Barahona, Leiter<strong>in</strong> des <strong>Frauen</strong>zentrums<br />

<strong>in</strong> Masaya, ist groß – zumal ihr Herz<br />

noch für die sand<strong>in</strong>istische Regierung schlägt.<br />

Dagegen ist die Haltung von Klemen Altamirano,<br />

<strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> des örtlichen <strong>Frauen</strong>kollektivs,<br />

zur Regierungspartei FSLN und<br />

ihrem Präsidenten Daniel Ortega schon lange<br />

<strong>in</strong> klare Ablehnung umgeschlagen. Obwohl sie<br />

als frühere Aktivist<strong>in</strong> <strong>der</strong> revolutionären FSLN<br />

bis vor kurzen mit <strong>der</strong> örtlichen Polizei und den<br />

staatlichen Gesundheitsdiensten gut kooperierte,<br />

ist damit nun Schluss: „Auf Geheiß <strong>der</strong><br />

Präsidentengatt<strong>in</strong> Rosario Murillo ist e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

zwischen staatlichen Stellen<br />

und Nichtregierungsorganisationen untersagt<br />

worden, wenn ke<strong>in</strong>e schriftliche Ausnahmegenehmigung<br />

von höchster Stelle <strong>in</strong> Managua<br />

vorliegt. Offiziell will die Regierung nun alle<br />

sozialen Probleme im Land selbst lösen, doch<br />

tatsächlich ist das nur Ausdruck ihres Misstrauens<br />

uns gegenüber – und gegenüber <strong>der</strong><br />

eigenen Bevölkerung.“<br />

Baseball-Schläger statt<br />

Bürgerrechte<br />

Das Thema begleitete mich während me<strong>in</strong>er<br />

ganzen Reise Ende letzten Jahres. Mehrere<br />

Partnerorganisationen <strong>der</strong> Christlichen Initiative<br />

Romero haben Schwierigkeiten, ihre Projekte<br />

wie geplant umzusetzen, weil die e<strong>in</strong>gespielte<br />

Zusammenarbeit vor Ort nicht mehr<br />

möglich ist. „In allen Bereichen zeigt die Regierung<br />

zunehmend autoritäre Tendenzen“,<br />

beklagt Vilma Nuñez, Präsident<strong>in</strong> <strong>der</strong> Menschenrechtsorganisation<br />

CENIDH. „Demokratische<br />

Rechte werden immer weiter e<strong>in</strong>geschränkt,<br />

durch Willkürhandlungen des<br />

Staates ersetzt und die Menschenrechte mit<br />

Füßen getreten.“ Vilma Nuñez, früher selbst<br />

e<strong>in</strong>mal im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur<br />

<strong>der</strong> FSLN, malt e<strong>in</strong> schwarzes Bild<br />

von <strong>der</strong> Zukunft des Landes. Sie vergleicht die<br />

Situation mit Zeiten <strong>der</strong> Somoza-Diktatur <strong>in</strong><br />

18 presente 1/2016


Daniel Ortega sitzt<br />

für die Präsidentschaftswahlen<br />

<strong>in</strong><br />

diesem Jahr fest im<br />

Sattel - trotzdem<br />

versucht er, jede<br />

Kritik im Keim zu<br />

ersticken.<br />

Ratianti rest, qui ut eosamus<br />

et que nonsed que<br />

sapita dolor at ad qui re<br />

nonse senet, ut accati omnimol<br />

orent<strong>in</strong>us repro<br />

FOTOS: THOMAS KRÄMER (CIR)<br />

den 70er Jahren, die sie selbst mit den Sand<strong>in</strong>istInnen<br />

bekämpft hatte. Für Viele – auch für<br />

mich – e<strong>in</strong> überzogener Vergleich, doch mit<br />

ihrer Kritik hat sie Recht. Die autoritären Züge<br />

<strong>der</strong> Regierung werden immer wie<strong>der</strong> deutlich,<br />

wenn es zu Straßenprotesten gegen e<strong>in</strong>zelne<br />

politische Entscheidungen <strong>der</strong> Regierung<br />

kommt. E<strong>in</strong> großer Streitpunkt <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren ist <strong>der</strong> geplante große <strong>in</strong>terozeanische<br />

Kanal, <strong>der</strong> das Land zweiteilen und zudem<br />

den Nicaragua-See stark gefährden würde.<br />

BäuerInnen, die befürchten, enteignet zu werden,<br />

gehen immer wie<strong>der</strong> auf die Straße – und<br />

s<strong>in</strong>d von massiven Repressionen betroffen. Bei<br />

Demonstrationen <strong>in</strong> Managua setzt die FSLN<br />

Schlägertrupps e<strong>in</strong>, die auf Motorrä<strong>der</strong>n <strong>in</strong> die<br />

Menge fahren und mit Baseball-Schlägern auf<br />

die Menschen e<strong>in</strong>schlagen – unter den Augen<br />

<strong>der</strong> Polizei. AnführerInnen <strong>der</strong> Demonstrierenden<br />

werden verhaftet und an unbekannten<br />

Orten festgehalten. Ähnlich g<strong>in</strong>g es auch Protestierenden<br />

bei e<strong>in</strong>em Konflikt um die Goldm<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> Las M<strong>in</strong>as und auch den <strong>Frauen</strong> am<br />

Weltfrauentag 2015 (8. März).<br />

><br />

presente 1/2016<br />

19


Län<strong>der</strong>berichte<br />

Völlig unverständlich<br />

Warum diese Abschottung von <strong>der</strong> Zivilgesellschaft,<br />

warum die E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> demokratischen<br />

Partizipation und die offene Repression<br />

bei Protesten? Muss die sand<strong>in</strong>istische<br />

Regierung um ihre Macht bangen? Ke<strong>in</strong>eswegs:<br />

Noch nie waren die Umfrage-Ergebnisse<br />

für die FSLN so gut wie heute. Für die<br />

im November anstehenden Präsidentschaftswahlen<br />

werden dem ewigen Kandidaten<br />

Daniel Ortega 60 bis 70 Prozent Unterstützung<br />

vorausgesagt. Die FSLN kann sich schon<br />

jetzt ihres Wahlsieges sicher se<strong>in</strong>, zumal alle<br />

Oppositionsparteien mit jeweils unter 10 Prozent<br />

äußerst schwach s<strong>in</strong>d.<br />

Dabei geht es bergauf<br />

H<strong>in</strong>tergrund für die große Zustimmung, die<br />

Ortega bei den Umfragen erhält, s<strong>in</strong>d nicht<br />

zuletzt die zahlreichen Sozialprogramme,<br />

die von se<strong>in</strong>er Regierung <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

durchgeführt wurden. Dabei handelt es<br />

sich e<strong>in</strong>erseits um punktuelle Unterstützung<br />

(Wellblech für die Dächer, Kle<strong>in</strong>kredite, Kühe<br />

und Schwe<strong>in</strong>e etc.), teilweise auch um längerfristige<br />

Programme zur Verbesserung des<br />

Gesundheitswesen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schulen. Und<br />

auch die Infrastruktur im Land hat sich <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren deutlich verbessert, die Regierung<br />

ließ viele gute Straßen bauen, <strong>in</strong>vestierte<br />

viel <strong>in</strong> regenerative Energien und stellte sicher,<br />

dass es – ganz an<strong>der</strong>s als unter den konservativ-liberalen<br />

Vorgänger-Regierungen – fast<br />

immer Strom und <strong>Was</strong>ser gibt, selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Trockenzeit. Die Armut im Land hat sich spürbar<br />

verr<strong>in</strong>gert, viele haben den E<strong>in</strong>druck, mit<br />

dem Land gehe es bergauf.<br />

Schrecken <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

Warum also die autoritären Tendenzen <strong>der</strong><br />

Regierung? Sie hätte den antidemokratischen<br />

Umbau des Staates doch gar nicht nötig! Das<br />

Verhalten sche<strong>in</strong>t nur psychologisch erklärbar<br />

– beziehungsweise mit den traumatischen<br />

E<strong>in</strong>e neue Stimme<br />

für die <strong>Frauen</strong><br />

Als die <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Bocana de Paiwas<br />

im Herzen Nicaraguas vor 15 Jahren<br />

ihr eigenes Radio gründeten, war <strong>der</strong><br />

Name Programm: Palabra de la Mujer –<br />

die Stimme <strong>der</strong> Frau. Sie wollten den<br />

<strong>Frauen</strong> vor Ort e<strong>in</strong>e Stimme geben, die <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er extrem machistischen und gewaltsamen<br />

Umgebung leben.<br />

Doch im letzten Jahr fiel das alte Röhren-Sendegerät<br />

des Radios immer häufiger<br />

aus. E<strong>in</strong>e neue Sendeanlage kostet<br />

17.000 Euro. Das Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />

Wirtschaftliche Zusammenarbeit und<br />

Entwicklung hat sich nun bereiterklärt,<br />

75 Prozent dieser Kosten zu tragen. Die<br />

Christliche Initiative Romero muss zusammen<br />

mit <strong>der</strong> lokalen Partnerorganisation<br />

Casa de la Mujer das restliche<br />

Viertel aufbr<strong>in</strong>gen.<br />

Bitte helfen Sie uns dabei,<br />

den <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> Bocana de Paiwas<br />

erneut e<strong>in</strong>e Stimme zu geben!<br />

Stichwort »RADIO FÜR PAIWAS«<br />

historischen Erfahrungen <strong>der</strong> Sand<strong>in</strong>istInnen<br />

bei <strong>der</strong> Wahlnie<strong>der</strong>lage 1990, die <strong>der</strong> <strong>Revolution</strong><br />

damals e<strong>in</strong> Ende setzte. „Nunca más!“<br />

(Nie wie<strong>der</strong>!), sche<strong>in</strong>t sich Ortega damals<br />

geschworen zu haben. Damit h<strong>in</strong>terlässt er<br />

heute e<strong>in</strong> gespaltenes Land und verspielt die<br />

Chance auf e<strong>in</strong>e nachhaltige, soziale und demokratische<br />

Entwicklung Nicaraguas.<br />

FOTO: CIR-ARCHIV<br />

20 presente 1/2016


Die Organisation OFRANEH<br />

demonstriert nach e<strong>in</strong>em<br />

Mord durch Mar<strong>in</strong>e-Soldaten<br />

für die Entmilitarisierung<br />

ihrer Region.<br />

Honduras<br />

Garífunas unter Generalverdacht<br />

Pazifikvolk for<strong>der</strong>t Entmilitarisierung<br />

FOTOS: OFRANEH (OFRANEH.ORG)<br />

Im Morgengrauen des 28. Dezembers 2015 macht sich e<strong>in</strong>e Gruppe Garífunas<br />

(<strong>in</strong>digene Volksgruppe <strong>in</strong> Honduras) auf den Weg zur Bucht von Iriona, um e<strong>in</strong><br />

steckengebliebenes Auto aus dem Sand zu befreien. Wenig später s<strong>in</strong>d zwei von ihnen<br />

tot. Erschossen von Mar<strong>in</strong>e-Soldaten, berichtet die Organización Fraternal Negra<br />

Hondureña, OFRANEH (Organisation schwarzer Schwestern und Brü<strong>der</strong><br />

Honduras). ÜBERSETZUNG: CANAN BARSKI (CIR)<br />

Es war e<strong>in</strong> feiger Anschlag, <strong>der</strong> Joel Palacios<br />

L<strong>in</strong>o und Elvis Armando Garcia tötete. In<br />

<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Garífunas waren auch <strong>Frauen</strong><br />

und M<strong>in</strong><strong>der</strong>jährige, denn mangels an<strong>der</strong>er<br />

Kommunikationswege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegend ist die<br />

Strecke zwischen Tocamacho und Iriona immer<br />

viel befahren. Die Mar<strong>in</strong>e-E<strong>in</strong>heit hatte<br />

angeblich geschossen, ohne e<strong>in</strong> Wort zu verlieren,<br />

weil sie die Garífunas mit DrogenhändlerInnen<br />

verwechselten.<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Monaten steht <strong>der</strong> Korridor<br />

zwischen den Geme<strong>in</strong>den Garífunas de Limon<br />

und Plaplaya unter militärischer Beobachtung.<br />

Die Militärs verfolgen gegenüber <strong>der</strong><br />

lokalen Bevölkerung e<strong>in</strong>e Strategie <strong>der</strong> Unterdrückung,<br />

obwohl sie genau wissen, wer<br />

Mitglied <strong>in</strong> den Banden des organisierten Verbrechens<br />

ist. Diese bestehen nämlich <strong>in</strong> großer<br />

Mehrheit aus MestizInnen (Nachkommen<br />

e<strong>in</strong>es weißen und e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>digenen Elternteils),<br />

die nicht <strong>in</strong> unseren Geme<strong>in</strong>den leben.<br />

Es ist bekannt, dass <strong>der</strong> Drogenhandel <strong>in</strong><br />

Honduras <strong>in</strong> den letzten 20 Jahren zugenommen<br />

hat und seit dem Staatsstreich 2009<br />

weiter gewachsen ist. Diese Situation belastet<br />

die Garífuna-Geme<strong>in</strong>den stark. Sie geraten<br />

><br />

presente 1/2016 21


Das Militär ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Heimat <strong>der</strong> Garífunas allgegenwärtig.<br />

ihres Landes wegen unter Druck, denn die organisierte<br />

Krim<strong>in</strong>alität schreckt nicht vor dem<br />

„Kauf“ von Grundstücken zurück und unterwan<strong>der</strong>t<br />

die Geme<strong>in</strong>den und Gerichte, bis sich<br />

Honduras <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Drogenstaat verwandelt.<br />

Die Entscheidung des<br />

Gerichts von Trujillo<br />

Am 2. Januar erhob die Staatsanwaltschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Trujillo Klage wegen Totschlags<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall gegen sieben Soldaten. Die Verdächtigen<br />

wurden auf die Mar<strong>in</strong>ebasis Puerto<br />

Castilla gebracht.<br />

In Honduras werden die Sicherheitskräfte<br />

durch das Dekret 168-2012 geschützt. In Artikel<br />

13 steht für Mitglie<strong>der</strong> von Militär, Politik<br />

und Polizei: „E<strong>in</strong>e vorsorgliche Sicherheitsverwahrung<br />

f<strong>in</strong>det für die Dauer des Gerichtsprozesses<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Militäre<strong>in</strong>richtung statt.“<br />

E<strong>in</strong>e große Gruppe <strong>der</strong> Garífunas aus Iriona<br />

und <strong>der</strong> Bucht von Trujillo zog vor den Gerichtshof<br />

<strong>in</strong> Trujillo. Sie protestierte gegen die<br />

Morde durch das Militär und gegen die Militarisierung<br />

ihrer Geme<strong>in</strong>den, Inseln des Friedens<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Meer von Blut, <strong>in</strong> das sich Honduras<br />

verwandelt hat.<br />

Militär und Morde an<br />

Garífunas<br />

Seit dem Massaker durch die Truppen des Diktators<br />

Tiburcio Carías 1937 <strong>in</strong> San Juan Tela<br />

spüren wir als Garífunas die Unterdrückung<br />

<strong>der</strong> Streitkräfte. Heute hat sich die Mehrheit<br />

unseres Volkes an den Terror des honduranischen<br />

Militärs gewöhnt, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Zwangsherrschaft<br />

gleicht.<br />

Im letzten Jahrzehnt haben viele Vorfälle<br />

die Befürchtungen unseres Volkes gegenüber<br />

dem Militär bestätigt: Die H<strong>in</strong>richtung von<br />

Epson Andrés Castillo und Eligio Lopez <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Laguna Negra im März 2006. Der Tod von<br />

Guillermo Norales, ermordet durch die Mar<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong> unmittelbarer Nähe von Cuerco y Salado im<br />

September 2007. Außerdem das „Verschw<strong>in</strong>den“<br />

von Domitilio Arzu im Archipel <strong>der</strong> Cayos<br />

Coch<strong>in</strong>os 1996 – sie s<strong>in</strong>d Teil <strong>der</strong> Aggression,<br />

die unser Pazifikvolk durch die Hände <strong>der</strong><br />

Streitkräfte erleidet.<br />

Die honduranische Justiz tendiert dazu, die<br />

von Militärs begangenen Verbrechen zu verdecken<br />

und, falls sie doch verfolgt werden, die<br />

Offiziere freizusprechen. So geschehen beispielsweise<br />

beim Fall <strong>der</strong> Garífunas-Morde <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Laguna Negra, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Offizier, <strong>der</strong> den<br />

Mordbefehl gab, sche<strong>in</strong>bar zum geschützten<br />

Zeugen wurde.<br />

Der Angriff <strong>der</strong> Mar<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bucht von Iriona<br />

war <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise gerechtfertigt, da die Ermordeten<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Moment im Zusammenhang<br />

mit Drogenhandel standen. Die Sicherheitskräfte<br />

haben ausreichend Informationen<br />

über das organisierte Verbrechen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region,<br />

aber bis heute waren sie unfähig, die bestehenden<br />

Banden aufzudecken, von denen<br />

viele <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den Palacio und Sico leben,<br />

Dörfern, <strong>in</strong> denen fast ausschließlich Mestiz-<br />

Innen leben.<br />

Vermummter<br />

Polizist <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gegend<br />

um Trujillo.<br />

22 presente 1/2016


Län<strong>der</strong>berichte<br />

FOTOS: FELIPE CANOVA, FORO DE MUJERES POR LA VIDA<br />

Der falsche Krieg gegen<br />

die Drogen<br />

Trotz <strong>der</strong> beträchtlichen Summe, die die USA<br />

im Kampf gegen Drogen <strong>in</strong>vestieren, verfolgen<br />

sie seit über 40 Jahren die falsche Strategie.<br />

Wir <strong>in</strong>digenen Völker s<strong>in</strong>d am stärksten<br />

betroffen, sowohl von den Maßnahmen <strong>der</strong><br />

Regierung, als auch von den Mör<strong>der</strong>banden,<br />

die sich durch organisiertes Verbrechen f<strong>in</strong>anzieren.<br />

Im Januar des vergangenen Jahres hat die<br />

US-amerikanische Zeitschrift „Roll<strong>in</strong>g Stone“<br />

e<strong>in</strong>en Artikel veröffentlicht mit dem Titel „Der<br />

Kampf gegen die Drogen: Der 1-Billion-Dollar-<br />

Fehlschlag“. Er analysiert die Erfolglosigkeit<br />

des verme<strong>in</strong>tlichen Krieges und dessen hohe<br />

ökonomische Kosten. Währenddessen siechen<br />

die Justiz- und Sicherheitsapparate <strong>der</strong> Län<strong>der</strong><br />

des „Todesdreiecks“ (Guatemala, El Salvador<br />

und Honduras) und Mexikos dah<strong>in</strong>. Die<br />

menschlichen Opfer s<strong>in</strong>d unzählbar.<br />

Die außerordentliche Generalversammlung<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen zum Thema Drogen,<br />

die im April <strong>in</strong> New York stattf<strong>in</strong>den wird, ist<br />

e<strong>in</strong>e Möglichkeit, um die Drogenkrim<strong>in</strong>alität<br />

und <strong>der</strong>en Auswirkungen zu überprüfen.<br />

Es ist unfassbar, dass die USA Waffen überall<br />

h<strong>in</strong> exportieren, während sie gleichzeitig<br />

mit erhobenem Zeigef<strong>in</strong>ger behaupten, die<br />

Drogen zu bekämpfen. Militärisch besetzte<br />

Län<strong>der</strong> wie Afghanistan o<strong>der</strong> Kolumbien s<strong>in</strong>d<br />

immer noch die weltgrößten Drogen-Produzenten.<br />

Wir for<strong>der</strong>n Entmilitarisierung<br />

Wir, die Bevölkerung von Garífuna und OFRA­<br />

NEH, for<strong>der</strong>n die Entmilitarisierung unserer<br />

Geme<strong>in</strong>den und Territorien, denn <strong>der</strong> Generalverdacht,<br />

<strong>der</strong> über sie verhängt wird, entbehrt<br />

je<strong>der</strong> Grundlage. Zudem ist er e<strong>in</strong>fach lächerlich,<br />

da die politische Elite von Honduras selbst von<br />

den Imperialmächten <strong>in</strong> Frage gestellt wird<br />

angesichts <strong>der</strong> enormen Korruption und Komplizenschaft<br />

mit dem Drogenhandel.<br />

Geme<strong>in</strong>sam<br />

e<strong>in</strong>fach stärker!<br />

Der Zustand <strong>in</strong> Honduras ist unhaltbar:<br />

Das Land wird an ausländische<br />

Investoren verscherbelt, statt die Landrechte<br />

<strong>der</strong> Menschen zu wahren; steigende<br />

Militarisierung ist Trend. Soziale<br />

Bewegungen, die ihren Landbesitz verteidigen,<br />

werden krim<strong>in</strong>alisiert. Im Foro<br />

de Mujeres por la Vida (<strong>Frauen</strong>forum für<br />

das Leben) haben sich 17 Organisationen<br />

zusammengeschlossen, um für die<br />

E<strong>in</strong>haltung von Menschenrechten zu<br />

kämpfen. Hier werden Wissen, Können<br />

und Erfahrung verschiedener Gruppen<br />

zusammengebracht, um die Fesseln <strong>der</strong><br />

strukturellen Gewalt – auch gegen<br />

<strong>Frauen</strong> – geme<strong>in</strong>sam zu sprengen.<br />

Das Foro schafft wirkungsvolle Strategien<br />

für politische Lobbyarbeit, koord<strong>in</strong>iert<br />

Proteste und <strong>in</strong>formiert die Bevölkerung.<br />

Bitte helfen Sie, die Bewegung<br />

gegen Gewalt zu stärken!<br />

Stichwort<br />

»HONDURAS GEGEN GEWALT«<br />

presente 1/2016 23


Christian Wimberger (CIR, 3.v.r.)<br />

und die Dokumentarfilmer<strong>in</strong><br />

Lisa Backmann (2.v.l.) bei ihrem Besuch<br />

<strong>der</strong> Bergbauregionen <strong>in</strong> Guatemala<br />

El Salvador / Guatemala<br />

Ja zum Leben, ne<strong>in</strong> zum Bergbau!<br />

Delegationsreise nach <strong>Mittelamerika</strong><br />

Im vergangenen November reisten Anna Backmann und Christian Wimberger<br />

von <strong>der</strong> CIR im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g nach El Salvador und<br />

Guatemala. Begleitet von drei JournalistInnen wollten Sie mehr über die Bergbaukonflikte<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region erfahren. Sie wurden mit dem Terror und <strong>der</strong> Rücksichtslosigkeit<br />

<strong>der</strong> Bergbaukonzerne konfrontiert. Motivierend war aber <strong>der</strong> leidenschaftliche<br />

Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> betroffenen Geme<strong>in</strong>den. TEXT: CHRISTIAN WIMBERGER (CIR)<br />

Per Volksentscheid Ne<strong>in</strong> zum<br />

Bergbau<br />

Als wir am 3. November Bernardo Bellosos<br />

Büro <strong>in</strong> San Salvador betreten, fallen uns auf<br />

e<strong>in</strong>er weißen Tafel Zahlen auf: 99 %, 98 %<br />

und 99,25 %. Es s<strong>in</strong>d die Wahlergebnisse von<br />

Volksbefragungen gegen Bergbau <strong>in</strong> El Salvador.<br />

Drei Geme<strong>in</strong>den haben bereits mit NO<br />

gestimmt – und zwar fast geschlossen. „Natürlich<br />

wollen wir dieses Mal die 100 Prozent<br />

erreichen“, sagt CRIPDES-Präsident Bernardo<br />

Belloso wie selbstverständlich. Die Organisation<br />

führt die Volksbefragungen seit September<br />

2014 durch, um Bergbauprojekten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Region vorzeitig e<strong>in</strong>en Riegel vorzuschieben.<br />

Um die <strong>in</strong>ternationale Aufmerksamkeit für die<br />

Anti-Bergbau-Bewegung <strong>in</strong> El Salvador zu erhöhen,<br />

beteiligen wir uns an e<strong>in</strong>er Delegation<br />

zur Wahlbeobachtung <strong>der</strong> vierten Volksbefragung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de Arcatao im Bezirk Chalatenango.<br />

24 presente 1/2016


Län<strong>der</strong>berichte<br />

FOTOS: CHRISTIAN WIMBERGER (CIR)<br />

Terror und Pseudo-<br />

CSR <strong>in</strong> Cabañas<br />

Bevor wir aber die Bevölkerung<br />

von Arcatao kennen lernen,<br />

führen uns Mitarbeiter<br />

von CRIPDES auf e<strong>in</strong>er Rundreise<br />

quer durch das kle<strong>in</strong>e<br />

mittelamerikanische Land.<br />

Wir erhalten E<strong>in</strong>drücke von<br />

den Folgen vergangener<br />

Bergbauprojekte und dem<br />

aktuellen Wi<strong>der</strong>stand. Am<br />

erschütterndsten war für uns<br />

<strong>der</strong> Besuch bei AktivistInnen,<br />

die Wi<strong>der</strong>stand gegen das geplante<br />

El Dorado-Projekt des<br />

australischen Unternehmens<br />

OceanaGold im Bezirk Cabañas<br />

leisten. 2009 wurden drei<br />

von ihnen ermordet. Miguel<br />

Rivera, <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> des ermordeten Marcelo,<br />

versichert uns, dass man zwar den ausführenden<br />

Täter gefasst hat, nicht aber die Drahtzieher<br />

im H<strong>in</strong>tergrund. „Die Bergbauunternehmen<br />

operieren hier wie <strong>in</strong> ganz Late<strong>in</strong>amerika<br />

wie regelrechte Geheimapparate. Sie s<strong>in</strong>d wie<br />

Theater-Regisseure, die ihre Schauspieler kontrollieren“,<br />

sagt er mit leiser Stimme. Da das<br />

Unternehmen nach e<strong>in</strong>er Erkundungsphase<br />

ke<strong>in</strong>e Abbau-Lizenz von <strong>der</strong> Regierung erhalten<br />

hat, verklag OceanaGold El Salvador vor<br />

dem <strong>in</strong>ternationalen Schiedsgerichtshof <strong>der</strong><br />

Weltbank auf 301 Millionen US-Dollar wegen<br />

entgangener Profite. Vor Ort ist <strong>der</strong> Konzern<br />

immer noch präsent und zwar über die El Dorado-Stiftung,<br />

die mit Pseudo-Sozialprogrammen<br />

die Unterstützung <strong>der</strong> Bevölkerung für<br />

das Goldprojekt erkauft.<br />

Erfolgs-Befragung<br />

VIDEO-REIHE<br />

„Stimmen des<br />

Wi<strong>der</strong>stands“<br />

Oft schaffen es Bergbaukonzerne, die Bevölkerung<br />

zu spalten und ihre Projekte durchzusetzen.<br />

Nicht aber im Bezirk Chalatenango,<br />

wo CRIPDES die Volksbefragung durchführt.<br />

<strong>Was</strong> halten die vom<br />

Bergbau bedrohten<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> El Salvador<br />

von Gold? Wie leisten<br />

sie Wi<strong>der</strong>stand?<br />

Diese und an<strong>der</strong>e Fragen<br />

beantworten AktivistInnen<br />

kurz und<br />

knapp <strong>in</strong> den Youtube-<br />

Videos „Stimmen des<br />

Wi<strong>der</strong>stands“. Re<strong>in</strong>schauen<br />

lohnt sich!<br />

www.ci-romero.de/<br />

rohstoffe_wi<strong>der</strong>stand<br />

Am 8. November 2015 können<br />

wir diesen Zusammenhalt<br />

mitfeiern. Der Stolz <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>de ist den ganzen Tag<br />

spürbar. „Ich habe me<strong>in</strong>en<br />

Wahlzettel hochgehalten, um<br />

<strong>der</strong> Welt zu zeigen, welche<br />

Anstrengungen die Geme<strong>in</strong>de<br />

unternimmt, um die transnationalen<br />

Konzerne fernzuhalten“,<br />

sagt José Serrano. Die<br />

Lebensgrundlage <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

würde durch die Kontam<strong>in</strong>ation,<br />

die <strong>der</strong> Goldabbau mit<br />

sich brächte, gefährdet. Am<br />

Ende des Tages werden 100<br />

Prozent nur knapp verfehlt:<br />

99,6 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

entschied sich für das NO.<br />

Zyanid und Schwermetalle<br />

<strong>in</strong> Guatemala<br />

Im Gegensatz zu El Salvador gibt es <strong>in</strong> Guatemala<br />

– unserer nächsten Station – laufende<br />

Bergbauprojekte. Seit Jahren sorgen sie für<br />

enormen sozialen Sprengstoff und Umweltverschmutzung.<br />

Abgebaut wird vor allem<br />

Gold und Silber, aber auch an<strong>der</strong>e Metalle.<br />

Guatemala exportiert nachweislich Nickel <strong>in</strong><br />

die EU. Sieben Stunden fahren wir von Guatemala-Stadt<br />

mit unserer Partnerorganisation<br />

Bergbau-Gegner Marcelo Rivera for<strong>der</strong>t, dass <strong>der</strong> Mord<br />

an se<strong>in</strong>em Bru<strong>der</strong> Miguel vollständige aufgeklärt wird.<br />

><br />

presente 1/2016 25


Län<strong>der</strong>berichte<br />

Alltag im Protestcamp<br />

vor <strong>der</strong> La Puya M<strong>in</strong>e<br />

MTC zur Goldm<strong>in</strong>e Marl<strong>in</strong> des kanadischen<br />

Konzerns Goldcorp <strong>in</strong> San Marcos. „Wie <strong>in</strong><br />

Afrika müssen die Leute ihr <strong>Was</strong>ser von weit<br />

her holen“, sagt Don Justo vom MTC. Die Flüsse<br />

s<strong>in</strong>d mit Schwermetallen kontam<strong>in</strong>iert, die<br />

Luft ist mit extrem giftigem Zyanid versetzt,<br />

landwirtschaftliche Fläche ist teilweise abgerutscht.<br />

„Wo soll hier die Entwicklung se<strong>in</strong>, die<br />

das Unternehmen versprochen hat?“, fragt<br />

Don Justo wütend, während wir durch kle<strong>in</strong>e<br />

Dörfer fahren, um den Krater des Tagebaus<br />

mit dem Pickup zu umrunden. Die verarmte<br />

<strong>in</strong>digene Bevölkerung wird seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

diskrim<strong>in</strong>iert, ausgegrenzt und vom Staat vergessen.<br />

Statt Wohlstand hat das Bergbauprojekt<br />

zusätzlich Prostitution und gewaltbereite<br />

Jugendbanden <strong>in</strong> die Region gebracht.<br />

Wi<strong>der</strong>stand trotz<br />

E<strong>in</strong>schüchterung<br />

Bergbaukritische AktivistInnen leben <strong>in</strong> Guatemala<br />

gefährlich. Doch viele Geme<strong>in</strong>den<br />

lassen sich von Militarisierung, Bedrohung<br />

und Morden nicht e<strong>in</strong>schüchtern. Beson<strong>der</strong>s<br />

bee<strong>in</strong>druckend ist <strong>der</strong> friedliche Kampf <strong>der</strong><br />

Protestbewegung <strong>in</strong> La Puya <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />

Hauptstadt (wir berichteten ausführlich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> presente 3/2015). Seit mehr als dreie<strong>in</strong>halb<br />

Jahren hält die Geme<strong>in</strong>de Mahnwache <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Protestcamp vor <strong>der</strong> Pforte <strong>der</strong> M<strong>in</strong>e.<br />

Die Menschen wechseln sich im Schichtdienst<br />

ab, sodass immer etwa 15 Menschen das<br />

Alltagsleben im Camp aufrechterhalten. Die<br />

Geme<strong>in</strong>de hat damit e<strong>in</strong>en ersten Etappenerfolg<br />

erreicht: Im Juli ordnete e<strong>in</strong> Gericht dem ><br />

US-amerikanischen Unternehmen KCA die<br />

Schließung <strong>der</strong> Anlagen an. Doch wir müssen<br />

mit eigenen Augen sehen, dass das Unternehmen<br />

das Urteil nicht befolgt und die Bergbautätigkeiten<br />

stattdessen ausweitet. Die<br />

bee<strong>in</strong>druckende Ausdauer <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de verdeutlicht<br />

uns, was für die Menschen auf dem<br />

Spiel steht. Sie leben von Landwirtschaft. Ihre<br />

Existenzgrundlage wird von dem hochgiftigen<br />

Goldbergbau massiv bedroht.<br />

Gegen den giftigen<br />

Bergbau<br />

CRIPDES ist seit langem unsere Partnerorganisation<br />

und setzt sich seit Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> 1980er für die Rechte <strong>der</strong> ländlichen<br />

Bevölkerung e<strong>in</strong>. Über vielen Geme<strong>in</strong>den<br />

schwebt das Damoklesschwert potentieller<br />

Bergbauprojekte. CRIPDES unterstützt<br />

den lokalen Wi<strong>der</strong>stand und organisiert<br />

Volksbefragungen.<br />

Unterstützen Sie diese wichtige<br />

Menschenrechts- und Umweltschutzarbeit<br />

mit e<strong>in</strong>er Spende!<br />

Stichwort »CRIPDES«<br />

FOTOS: CHRISTIAN WIMBERGER (CIR)<br />

26 presente 1/2016


Infodienst<br />

Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

DiebSTAHL<br />

Unter <strong>der</strong> blanken Oberfläche glänzt vor<br />

allem die Verantwortungslosigkeit!<br />

Die neue CIR-Studie „Diebstahl“ deckt Menschenrechtsverletzungen auf, <strong>der</strong>en Spur<br />

zur deutschen Stahl<strong>in</strong>dustrie führt: Menschen werden zwangsumgesiedelt, erhalten<br />

ke<strong>in</strong>e ausreichende Entschädigung und leiden am neuen Wohnort unter Lebensmittelund<br />

<strong>Was</strong>serknappheit sowie Beschäftigungslosigkeit. Die Konzerne nehmen das für die<br />

Herstellung ihres Stahls <strong>in</strong> Kauf. Auf se<strong>in</strong>er jährlichen Hauptversammlung konfrontiert<br />

die CIR ThyssenKrupp mit diesen Ergebnissen.<br />

TEXT: ANNA BACKMANN (CIR)<br />

Emilia Fato (58 Jahre)<br />

vor ihrer Hütte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

umgesiedelten<br />

Geme<strong>in</strong>de Mualadzi<br />

<strong>in</strong> Mosambik<br />

FOTOS: DANWATCH<br />

><br />

E<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>e abgeschiedene Gegend, ist die<br />

Prov<strong>in</strong>z Tete <strong>in</strong> Mosambik heute zu e<strong>in</strong>er<br />

äußerst lukrativen Region für die För<strong>der</strong>ungen<br />

von Kokskohle geworden. E<strong>in</strong> Rohstoff,<br />

<strong>der</strong> unerlässlich für die Produktion von Stahl<br />

ist, da sich durch se<strong>in</strong>e gute Brennbarkeit<br />

beson<strong>der</strong>s hohe Temperaturen erzeugen > ><br />

presente 1/2016 27


Infodienst<br />

Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

lassen. Mosambik ist heute<br />

mit circa 4 Millionen Tonnen<br />

jährlich <strong>der</strong> weltweit fünftgrößte<br />

Exporteur von Kokskohle.<br />

Über 200.000 Tonnen<br />

davon, im Wert von rund 20,7 Millionen Euro,<br />

wurden 2014 für die deutsche Stahlproduktion<br />

aus dem Land geschafft.<br />

Die beiden M<strong>in</strong>en Benga und Chipanga liegen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Region Tete. Über 1000 Familien<br />

mussten ihre Häuser und Dörfer verlassen,<br />

damit Bergbauunternehmen die hochwertige<br />

Kokskohle unter ihren<br />

Füßen för<strong>der</strong>n können.<br />

Die Region ist fruchtbar<br />

und gut angebunden an<br />

Städte und Märkte –<br />

ideal für die Subsistenzwirtschaft,<br />

von <strong>der</strong> viele<br />

Menschen <strong>in</strong> Mosambik<br />

leben. Die Menschen<br />

mussten sie e<strong>in</strong>tauschen<br />

für Orte, die bekannt<br />

s<strong>in</strong>d für <strong>Was</strong>serknappheit<br />

und „trockene“,<br />

„seichte“ Böden – für<br />

die Landwirtschaft völlig<br />

ungeeignet. Und das<br />

40-50 Kilometer von <strong>der</strong><br />

nächsten Stadt entfernt<br />

– katastrophal für alle, die von <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

abhängig s<strong>in</strong>d.<br />

Zerstörte Existenzen<br />

„UMSIEDLUNG IST<br />

EINE AUSGESPROCHEN<br />

KOMPLEXE ANGELE­<br />

GENHEIT - MENSCHEN<br />

EINFACH ZU NEHMEN<br />

UND ANDERSWO<br />

ABZUSETZEN. HIER<br />

WERDEN KEINE GEGEN­<br />

STÄNDE VERSCHOBEN,<br />

ES WIRD EINE GANZE<br />

GESELLSCHAFT<br />

BEWEGT.“<br />

Professor Christopher de Wet, Rhodes University,<br />

Südafrika: Spezialist für Umsiedlungen<br />

und ländliche Entwicklung<br />

Im Fall von ThyssenKrupp belegt die CIR-<br />

Studie: Der deutsche Stahlkonzern bezieht<br />

Kokskohle aus <strong>der</strong> Chipanga-M<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Mosambik.<br />

Für <strong>der</strong>en Bau hat die Bergbaufirma Vale<br />

mit <strong>der</strong> mosambikanischen Regierung 716<br />

Familien <strong>in</strong>s ländliche Cateme umgesiedelt.<br />

Der Landwirt und vierfache Familienvater<br />

Delv<strong>in</strong>o Xadreque berichtet: „Nur e<strong>in</strong>e Plastikplane<br />

trennt die Häuser vom Boden, daher<br />

entstehen Risse <strong>in</strong> den Häusern.“ Ohne Fundament<br />

werden sie wie kle<strong>in</strong>e<br />

Monopoly-Häuschen weggeschwemmt,<br />

sobald <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regenzeit<br />

die staubige rote Erde<br />

zu Schlamm wird.<br />

Auch Emilia Fato, e<strong>in</strong>e 58-jährige Witwe,<br />

die bei ihrem Sohn und zwei Enkelk<strong>in</strong><strong>der</strong>n lebt,<br />

sehnt sich nach ihrem alten Leben am Flussufer:<br />

„Me<strong>in</strong> Sohn soll arbeiten, aber er sitzt hier<br />

nur den ganzen Tag lang herum, weil es für ihn<br />

nichts zu tun gibt. Zu Hause wüsste ich Rat,<br />

aber hier weiß ich nicht, was ich ihm sagen<br />

soll.“ Die Familie wurde<br />

zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />

für die Benga-M<strong>in</strong>e<br />

nach Mualadzi umgesiedelt,<br />

aus <strong>der</strong> ThyssenKrupp<br />

2013 und 2014<br />

kle<strong>in</strong>e Versuchsmengen<br />

Kokskohle bezog, vom<br />

Bergbauunternehmen<br />

Rio T<strong>in</strong>to.<br />

Fadensche<strong>in</strong>ige<br />

Ausreden<br />

Am 29. Januar haben<br />

wir ThyssenKrupp auf<br />

se<strong>in</strong>er Hauptversammlung<br />

konfrontiert und<br />

um Beantwortung unserer<br />

Fragen gebeten. Wir wollten wissen,<br />

wie es die Zusammenarbeit mit den Bergbauunternehmen<br />

<strong>in</strong> Zukunft handhabt und wie<br />

sich die aufgezeigten Missstände mit se<strong>in</strong>en<br />

Unternehmenswerten und Lieferantenkodizes<br />

vere<strong>in</strong>baren lassen. Die Antworten, die<br />

<strong>der</strong> Vorstandsvorsitzende He<strong>in</strong>rich Hies<strong>in</strong>ger<br />

gab, waren dürftig und alles an<strong>der</strong>e als zufriedenstellend:<br />

Dem Unternehmen lägen „ke<strong>in</strong>e<br />

Erkenntnisse vor, dass bei Kohlelieferungen,<br />

die im Zusammenhang mit Bezügen aus Mosambik<br />

stehen, ökologische o<strong>der</strong> soziale Standards<br />

nicht e<strong>in</strong>gehalten werden.“ Dabei hatte<br />

Danwatch den Stahlkonzern schon am 13.<br />

28 presente 1/2016<br />

Die Veröffentlichung des Infodienstes wurde mit Unterstützung <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

ermöglicht. Für den Inhalt des Infodienstes ist alle<strong>in</strong> die CIR verantwortlich; <strong>der</strong> Inhalt kann<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise als Standpunkt <strong>der</strong> Europäischen Union angesehen werden.


Anna Backmann (CIR) konfrontiert<br />

den ThyssenKrupp-Vorstand mit den<br />

Menschenrechtsverletzungen.<br />

FOTOS: CIR-ARCHIV<br />

August 2015 über die Zustände <strong>in</strong> Mosambik<br />

<strong>in</strong>formiert, ohne e<strong>in</strong>e Reaktion zu erhalten.<br />

Im Gegenteil bewertet ThyssenKrupp se<strong>in</strong>en<br />

Zulieferer Vale sogar als positiv. Der Prozess<br />

zur Bewertung von Rio T<strong>in</strong>to laufe noch.<br />

Laut Hies<strong>in</strong>ger erwarte ThyssenKrupp von<br />

se<strong>in</strong>en Lieferanten aber, „dass sie unseren<br />

Pr<strong>in</strong>zipien, dem Verhaltenskodex, geltenden<br />

nationalen Rechten, und vor allen D<strong>in</strong>gen<br />

auch den Pr<strong>in</strong>zipien des United Nations Global<br />

Compact entsprechen“. Allerd<strong>in</strong>gs verstoßen<br />

die Umsiedlungen für beide M<strong>in</strong>en nicht nur<br />

genau gegen die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> von Hies<strong>in</strong>ger<br />

genannten UN-Initiative, son<strong>der</strong>n auch gegen<br />

mosambikanisches Recht. Im Verhaltenskodex<br />

von ThyssenKrupp tauchen die Rechte <strong>der</strong><br />

vom Bergbau betroffenen Bevölkerung nicht<br />

e<strong>in</strong>mal auf. Es ist daher zweifelhaft, dass das<br />

Unternehmen <strong>der</strong>artige Rechtsbrüche <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zulieferkette überhaupt effektiv bekämpfen<br />

kann.<br />

Wie kann es se<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Organisation<br />

wie Danwatch <strong>in</strong> kurzer Zeit <strong>der</strong>artige<br />

Missstände aufdecken kann, und es e<strong>in</strong><br />

riesiger Konzern wie ThyssenKrupp trotz direkter<br />

und enger Lieferverträge nicht schafft<br />

und nichts von den Menschenrechtsverletzungen<br />

gewusst haben will? Uns zeigt das:<br />

Die Verhaltenskodizes von ThyssenKrupp für<br />

die Zulieferfirmen s<strong>in</strong>d wertlos, wenn sie nicht<br />

umgesetzt und kontrolliert werden. Wie sonst<br />

lässt sich e<strong>in</strong>e positive Bewertung des brasilianischen<br />

Bergbaukonzerns Vale erklären?<br />

Die laufende Risikobewertung von Zulieferer<br />

Rio T<strong>in</strong>to sollte zu ke<strong>in</strong>em positiven Ergebnis<br />

kommen können. Angesichts <strong>der</strong> bisherigen<br />

E<strong>in</strong>schätzungen von ThyssenKrupp s<strong>in</strong>d wir<br />

davon allerd<strong>in</strong>gs alles an<strong>der</strong>e als überzeugt.<br />

Wir for<strong>der</strong>n von dem Stahlhersteller, dass<br />

er se<strong>in</strong>en Sorgfaltspflichten nachkommt und<br />

Maßnahmen sowie Kontrollsysteme e<strong>in</strong>richtet,<br />

mit denen er se<strong>in</strong>e Lieferanten effektiv auf<br />

Menschenrechtsverletzungen h<strong>in</strong> überprüfen<br />

kann.<br />

NEU: Studie „Diebstahl“<br />

Die dänische Organisation Danwatch ist für die CIR im Rahmen <strong>der</strong><br />

europäischen Rohstoffkampagne Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g im letzten Jahr<br />

<strong>in</strong> Mosambik vor Ort gewesen, hat dort für uns recherchiert und mit<br />

betroffenen Personen gesprochen. Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> gerade<br />

veröffentlichten Studie „Diebstahl – Unter <strong>der</strong> blanken Oberfläche:<br />

Wie die Stahl<strong>in</strong>dustrie sich aus <strong>der</strong> Verantwortung stiehlt“ zusammengefasst.<br />

Außerdem stellt die Studie die direkte Verb<strong>in</strong>dung nach<br />

Deutschland, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur hiesigen Stahlproduktion, her und<br />

analysiert die Sorgfaltspflichten <strong>der</strong> Stahlkonzerne.<br />

Die Studie ist ab sofort für 4 Euro erhältlich<br />

(siehe Bestellsche<strong>in</strong> auf Seite 31).<br />

><br />

presente 1/2016 29


Über uns<br />

CIR-NEUERSCHEINUNGEN ZEIGEN, WIE KOMMUNEN FAIRE BESCHAFFUNG UMSETZEN<br />

PRAXIS-LEITFADEN<br />

Faire Dienstbekleidung<br />

E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> <strong>in</strong> Deutschland getragenen<br />

Arbeitsbekleidung wird <strong>in</strong><br />

sogenannten Billiglohnlän<strong>der</strong>n Osteuropas<br />

o<strong>der</strong> Asiens unter haarsträubenden<br />

Bed<strong>in</strong>gungen hergestellt. Dies<br />

muss aber nicht so bleiben. Der neue<br />

Praxis-Leitfaden herausgegeben von<br />

<strong>der</strong> Stadt Dortmund und <strong>der</strong> CIR zeigt<br />

am konkreten Beispiel, wie öffentliche<br />

E<strong>in</strong>käufer große Mengen an Arbeits- und<br />

Schutzbekleidung rechtskonform unter<br />

Beachtung von Arbeits- und Menschenrechten<br />

e<strong>in</strong>kaufen können.<br />

FLYER<br />

Sozial verantwortliche<br />

Beschaffung<br />

Sozial verantwortliche öffentliche<br />

Beschaffung ist<br />

nicht umsetzbar? – Diese<br />

Projekte zeigen, wie es geht!<br />

Fünf ExpertInnen stellen<br />

kurz und knapp ihre <strong>in</strong>novativen<br />

Vorreiterprojekte vor<br />

und ermuntern so weitere<br />

Kommunen, sich mit <strong>der</strong><br />

Thematik zu befassen. Reichen<br />

Sie den Flyer an Ihre<br />

Kommune weiter o<strong>der</strong> machen<br />

Sie es direkt nach.<br />

Praxis-Leitfaden und Flyer können Sie im Bestellsche<strong>in</strong> auf <strong>der</strong> nächste Seite bestellen.<br />

IN EIGENER SACHE<br />

Unser Computer ist so programmiert, dass Spendenquittungen alle drei Monate ausgestellt werden. Sollten Sie 14 Tage nach<br />

Quartalsende trotzdem nichts von uns gehört haben, melden Sie sich bitte bei uns. Unsere Verwaltungsarbeit wird erleichtert, wenn<br />

Sie Ihren Namen, Ihre Anschrift und den Verwendungszweck Ihrer Spende deutlich angeben. E<strong>in</strong>e weitere Erleichterung ist die Ausstellung<br />

von E<strong>in</strong>zugsermächtigungen bei Dauerspen<strong>der</strong>Innen. Füllen Sie e<strong>in</strong>fach dieses Formular aus und senden Sie es uns zu.<br />

E<strong>in</strong>zugsermächtigung<br />

Ich unterstütze die Arbeit <strong>der</strong> CIR mit e<strong>in</strong>em Beitrag<br />

von<br />

Euro<br />

e<strong>in</strong>malig<br />

monatlich<br />

1/4 jährlich 1/2 jährlich jährlich<br />

bis auf Wi<strong>der</strong>ruf beg<strong>in</strong>nend am<br />

Verwendungszweck:<br />

Projektarbeit<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Projekt-/Öff.-Arbeit För<strong>der</strong>mitgliedschaft<br />

Hiermit ermächtige ich die Christliche Initiative<br />

Romero e.V., den Betrag von me<strong>in</strong>em Konto durch Lastschrift<br />

e<strong>in</strong>zuziehen. Wenn me<strong>in</strong> Konto nicht ausreichend<br />

gedeckt ist, ist me<strong>in</strong> Geld<strong>in</strong>stitut nicht verpflichtet, den<br />

Betrag e<strong>in</strong>zulösen. Die SEPA-Lastschrift kann je<strong>der</strong>zeit<br />

mit sofortiger Wirkung wi<strong>der</strong>rufen werden.<br />

Name, Vorname<br />

Strasse, Nr.<br />

IBAN / Konto-Nr.<br />

PLZ, Ort<br />

BIC / BLZ<br />

E-Mail<br />

Bank<br />

Datum, Unterschrift


BESTELLSCHEIN<br />

Alle angegebenen Preise zzgl. Versandkostenpauschale.<br />

Porto und Verpackung werden zusätzlich berechnet. Bei Bestellung von Plakaten bitte vermerken,<br />

ob wir sie gefaltet o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rolle zuschicken sollen. Beachten Sie bitte, dass aus Platzgründen<br />

nicht alle Titel, die wir im Versand führen, <strong>in</strong> unserer presente erwähnt werden.<br />

All unsere Publikationen<br />

f<strong>in</strong>den Sie unter<br />

www.ci-romero.de/bestellen<br />

wegen Umzugs<br />

teils stark reduziert.<br />

Re<strong>in</strong>schauen lohnt sich!<br />

Christliche Initiative Romero Euro Expl.<br />

RomeroZeitung 2015 – anlässlich <strong>der</strong><br />

Seligsprechung Romeros<br />

Werkmappe Romero: Falsche Propheten gibt<br />

es genug<br />

Flyer: Maquila-Solidaritätsfonds<br />

Faltblatt: CIR-För<strong>der</strong>mitgliedschaft<br />

Faire öffentliche Beschaffung<br />

Flyer: Sozial verantwortlicher E<strong>in</strong>kauf <strong>in</strong><br />

Kommunen – Diese Projekte zeigen, wie es geht<br />

Praxisleitfaden: ILO-Kernarbeitsnormen und<br />

Fairer Handel beim E<strong>in</strong>kauf von Dienstbekleidung<br />

Aktionszeitung: Wie fair kauft me<strong>in</strong>e Stadt?<br />

Postkarte: Wie fair kauft me<strong>in</strong>e Stadt?<br />

Leitfaden: Wegweiser zur sozial verantwortlichen<br />

Beschaffung <strong>in</strong> Kommunen<br />

Großer FAIRNESS-Check – Testen Sie<br />

Ihre Kommune!<br />

Informationsbroschüre: Quo Vadis, Beschaffung?<br />

E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme <strong>der</strong> sozial verantwortlichen<br />

öffentlichen Beschaffung<br />

gegen<br />

Porto<br />

4,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

gegen<br />

Porto<br />

2,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

4,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

2,00<br />

Öko-sozialer kirchlicher E<strong>in</strong>kauf<br />

Infoblatt: Das öko-faire Gotteshaus<br />

gegen<br />

Aktionszeitung: Wie fair kauft me<strong>in</strong>e Kirche?<br />

Porto<br />

Leitfaden: Wie fair kauft me<strong>in</strong>e Kirche?<br />

E<strong>in</strong> Leitfaden zum ethischen Konsum <strong>in</strong> Kirchen<br />

5,00<br />

Kampagne „<strong>Frauen</strong>Stimmen gegen Gewalt“<br />

DVD: „Jetzt habe ich e<strong>in</strong>e Stimme!“ <strong>Frauen</strong>organisationen<br />

<strong>in</strong> Nicaragua (5 Kurzdokumentationen) 6,00<br />

spanisch deutsch<br />

Kampagne für Saubere Kleidung Euro Expl.<br />

Set: E<strong>in</strong>gefädelt – Arbeitshilfe für MultiplikatorInnen 7,00<br />

Spiel: Fit For Fair - Foto-Memospiel zum Thema<br />

Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie<br />

10,00<br />

Foto-Posterserie zur Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie:<br />

„Nach St(r)ich und Faden“ (6 Poster)<br />

15,00<br />

H<strong>in</strong>tergrund: #SAUBEREKLEIDUNG<br />

gegen<br />

Faltblatt: Fit For Fair für SportlerInnen und Vere<strong>in</strong>e Porto<br />

Werkmappe: Fit For Fair Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> weltweiten Sportbekleidungsproduktion<br />

5,00<br />

Aktionskarte für kritische KonsumentInnen:<br />

„Ich möchte die ganze Rechnung sehen!“<br />

Werkmappe: Mode ohne Würde: Ausbeutung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> weltweiten Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie.<br />

Informationen, Strategien, Aktionen<br />

Flyer zum K<strong>in</strong>ofilm: The True Cost -<br />

Der Preis <strong>der</strong> Mode<br />

DVD: Nähen für den Weltmarkt<br />

Zwei Filme plus Diareihe<br />

NEU!<br />

ab April<br />

Neuauflage<br />

NEU!<br />

beiliegend<br />

NEU!<br />

gegen<br />

Porto<br />

5,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

6,00<br />

Kaffee-Kampagne<br />

Kaffeebarometer 2014 3,00<br />

Supermärkte Euro Expl.<br />

E<strong>in</strong>kaufschip: SUPPLY CHA!NGE Green Co<strong>in</strong> 1,00<br />

Postkartenkatalog: Food Vision Photo Contest 5,00<br />

Aktionszeitung: Hauptsache billig?<br />

gegen<br />

Flyer: SUPPLY CHA!NGE – Make<br />

Porto<br />

Supermarktes fair! (englisch)<br />

Ethischer Konsum<br />

Aktionsmaterial und KundInnenkarte:<br />

Tricksen Tarnen Täuschen<br />

Aktionskarte: Gaben & Begabungen teilen<br />

NEU!<br />

gegen<br />

Porto<br />

Werkmappe: Kaufwahn o<strong>der</strong> Konsumieren mit S<strong>in</strong>n? 5,00<br />

Ratgeber: WearFair – E<strong>in</strong> Wegweiser durch den<br />

Label-Dschungel bei Textilien, Taschenformat<br />

1,00<br />

7-teilige Plakatserie zum Thema Ausbeutung <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Bekleidungs- und Orangensaftherstellung<br />

E<strong>in</strong>zelplakat 5 Euro, gesamte Serie 20 Euro<br />

Prospektpersiflage <strong>Was</strong> h<strong>in</strong>ter den<br />

Schnäppchen steckt KiK ALDI LIDL<br />

Ausgepresst! Orangensaft-Produktion im Fokus<br />

Studie: Im Visier: Orangensaft bei Edeka, Rewe,<br />

Lidl, Aldi und Co.<br />

Aktionszeitung: Ausgepresst! Orangensaft im<br />

Fokus von <strong>der</strong> Plantage bis zum Supermarkt<br />

20,00<br />

5,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

2,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

DVD: Ausgepresst! 6,00<br />

Rohstoffe<br />

Studie: Diebstahl - Wie die Stahl<strong>in</strong>dustrie<br />

4,00<br />

sich aus <strong>der</strong> Verantwortung stiehlt<br />

Flyer: Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

NEU!<br />

Aktionszeitung: Rohstoffe auf<br />

Kosten von Mensch und Natur?<br />

Protestpostkarte: Glück auf? Schluss<br />

mit Menschenrechtverbrechen im Rohstoffgeschäft<br />

Name/Organisation<br />

Strasse, Nr.<br />

PLZ/Ort<br />

Tel./Fax<br />

E-Mail<br />

Datum, Unterschrift<br />

gegen<br />

Porto<br />

Bitte schicken Sie mir den E-Mail-Newsletter <strong>der</strong> CIR zu.<br />

Christliche Initiative Romero<br />

Breul 23 · 48143 Münster<br />

Telefon 0251 - 89 503 · Fax 0251 - 82 541<br />

cir@ci-romero.de · www.ci-romero.de<br />

DKM Darlehnskasse Münster<br />

IBAN: DE67 4006 0265 0003 1122 00<br />

BIC: GENODEM1DKM<br />

BLZ: 400 602 65 KTO: 3 11 22 00


Ausgepresst<br />

Europäische Supermärkte: Macht Orangensaft fair!<br />

Alle europäischen Supermärkte verkaufen Orangensaft:<br />

66<br />

% davon als billige Eigenmarken<br />

von Ketten wie JA! (REWE), gut&günstig<br />

(EDEKA), SOLEVITA (LIDL), rio d’oro (ALDI)<br />

80<br />

% des <strong>in</strong> Europa verkauften<br />

Orangensaftes aus Konzentrat<br />

wird <strong>in</strong> Brasilien produziert.<br />

Die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> ArbeiterInnen <strong>in</strong> den brasilianischen<br />

Fabriken und auf den Plantagen s<strong>in</strong>d menschenunwürdig:<br />

1,5<br />

10<br />

Tonnen Orangen müssen ArbeiterInnen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Region Sao Paulo am Tag ernten.<br />

Euro Tageslohn bekommen sie dafür. Es gibt nur unzureichenden Arbeitsschutz<br />

und kaum Sicherheitsvorkehrungen gegen Unfälle. Die ArbeiterInnen s<strong>in</strong>d den<br />

ganzen Tag <strong>der</strong> Sonne ausgesetzt und die Ernte wird mit Hilfe von wackligen Holzleitern<br />

bewerkstelligt. Darüber h<strong>in</strong>aus schädigt die Orangensaftproduktion die Umwelt, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

durch den massiven E<strong>in</strong>satz von Pestiziden.<br />

Unterstützen Sie uns, die<br />

europäischen Supermarktketten<br />

zur Verantwortung<br />

zu ziehen:<br />

Die Petition <strong>der</strong> Christlichen<br />

Initiative Romero können Sie<br />

onl<strong>in</strong>e unterzeichnen unter<br />

www.supplycha<strong>in</strong>ge.org<br />

Auch Unterschriftenlisten<br />

können Sie dort herunterladen.<br />

Gäste aus Brasilien berichten<br />

aus erster Hand<br />

Im April 2016 berichten zwei Gäste aus Brasilien<br />

auf e<strong>in</strong>er Informationsreise durch Deutschland<br />

über die Zustände auf den Orangenplantagen und<br />

<strong>in</strong> den Saftfabriken. Sie wissen aus erster Hand,<br />

unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen die Früchte geerntet<br />

und verarbeitet werden. Weitere Informationen<br />

zu den Term<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Rundreise f<strong>in</strong>den Sie auf<br />

www.supplycha<strong>in</strong>ge.org/term<strong>in</strong>e/rundreise<br />

GRAFIK: YOOL (WWW.YOOL.DE)<br />

E<strong>in</strong>e Stimme für Gerechtigkeit<br />

Breul 23 D - 48143 Münster<br />

Tel. + 49 251 - 89 503 Fax + 49 251 - 82 541<br />

cir@ci-romero.de www.ci-romero.de<br />

Scannen Sie mit<br />

dem Smartphone<br />

den Barcode e<strong>in</strong><br />

und Sie kommen<br />

direkt auf die<br />

Webseite <strong>der</strong> CIR.

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