BIG Magazin 01/2016
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Deutschlands erster Kronkorken-Künstler lebt in Bickendorf<br />
Der Upcycling-Künstler Henning Leuschner verwandelt alte Kronkorken in Kunstwerke<br />
Jimi Hendrix, Bob Marley<br />
oder John Lennon - seine<br />
Leidenschaft für die Musik und<br />
die schon legendären Idole der<br />
Rock- und Popgeschichte ist<br />
allgegenwärtig. Wer den sympathischen<br />
Upcycling-Künstler<br />
Henning Leuschner besucht,<br />
begegnet außergewöhnlichen<br />
Porträts vieler berühmter Musiker<br />
und anderer wichtigen<br />
Zeitgenossen wie dem Dalai<br />
Der ehemalige AccorHotels Deutschlandchef Michael Mücke und<br />
Henning Leuschner kleben letzte Kronkorken auf die Bank<br />
Henning Leuschners Leidenschaft für Musik beeinflusst seine Motivwahl<br />
Lama oder Che Guevara. Erst<br />
bei genauerem Hinsehen offenbart<br />
sich das Besondere<br />
seiner Kunst. „Meine Bilder<br />
bestehen aus Hunderten bis<br />
Tausenden von Kronkorken“,<br />
so der 47jährige Künstler,<br />
der in seiner Freizeit leidenschaftlich<br />
gern auf Konzerte<br />
geht und Gitarre spielt. Auf<br />
die Frage, wie man auf solch<br />
eine Idee kommt, antwortet er<br />
mit einem Schmunzeln. „Eine<br />
laue Sommernacht, Freunde<br />
und Alkohol führen zu solch<br />
einer Idee“, erklärt Henning<br />
Leuschner. „Irgendwann stellten<br />
wir fest, wie viele dieser<br />
bunten Kronkorken ungenutzt<br />
weg geworfen werden und<br />
entwickelten Ideen, was man<br />
damit alles anstellen könnte.“<br />
Damals hätte niemand vermutet,<br />
wie groß eine der Ideen<br />
werden würde. Denn heute<br />
ist Henning Leuschner, der in<br />
einem Haus der „Bickendorfer<br />
Schweiz“ in der Rochusstraße<br />
lebt, der erste und bisher einzige<br />
Kronkorken-Künstler in<br />
Deutschland. „Mir ist nur noch<br />
eine Künstlerin in Großbritannien<br />
bekannt, die sich auch<br />
damit beschäftigt“, betont der<br />
studierte Sozialarbeiter, der<br />
hauptberuflich als Bereichsleiter<br />
für den Landschaftsverband<br />
Rheinland in der Jugendhilfe<br />
tätig ist. „Auch wenn sich<br />
die wirklich großen Projekte<br />
mehren und mein Bekanntheitsgrad<br />
steigt, bin ich noch<br />
nicht bereit, mich ganz für die<br />
Kunst zu entscheiden.“ Im Gespräch<br />
wird spürbar, mit welcher<br />
Leidenschaft er auch für<br />
seine Aufgabe in der Jugendhilfe<br />
„brennt“. Mit einer Ver-<br />
Bilder: Peter Johann Kierzkowski, Henning Leuschner, Patrick Meroth<br />
antwortung für 87 Mitarbeiter<br />
engagiert sich der gebürtige<br />
Sauerländer für Jugendliche,<br />
die er als „verhaltensoriginell“<br />
bezeichnet, und steuert unterschiedliche<br />
Projekte und Bereiche<br />
der Jugendhilfe wie die<br />
LVR-eigenen Wohnheime.<br />
Eines der größten seiner<br />
Kunstwerke realisierte Henning<br />
Leuschner im vergangenen<br />
Jahr mit dem weltweit<br />
führenden Hotelbetreiber AccorHotels.<br />
Dafür sammelten<br />
Hotel-Mitarbeiter in München,<br />
Stuttgart, Dortmund, Rostock<br />
und Paderborn im Rahmen<br />
des PLANET 21 DAY Kronkorken<br />
in ihren Städten. Allein in<br />
München hatten die 130 teilnehmenden<br />
Mitarbeiter beim<br />
Ramadama im Englischen Garten<br />
zwölf Kilo Kronkorken gefunden.<br />
In mehreren Wochen<br />
beklebte Henning Leuschner<br />
eine Fichtenbank mit mehr<br />
als 5.500 Kronkorken. „Die<br />
Weltkarte auf der Kronkorken-Bank<br />
soll das das globale<br />
nachhaltige Engagement der<br />
Hotelgruppe symbolisieren“,<br />
so Henning<br />
[ ]<br />
Bilder aus Hunderten<br />
Leuschner. „Da<br />
bis Tausenden von<br />
ich nur Auftragsarbeiten<br />
Kronkorken<br />
annehme, die ich moralischethisch<br />
vertreten kann, bin<br />
ich stolz, dass ich mit meiner<br />
Kunst an der Stelle ein Statement<br />
setzen durfte.“ Nun lädt<br />
die Kronkorken-Bank in der<br />
Münchner Hauptverwaltung<br />
der Hotelgruppe „nachhaltig“<br />
als bequeme Sitz-Gelegenheit<br />
zu Begegnungen und Gesprächen<br />
ein.<br />
Aktuell entwirft und setzt<br />
Henning Leuschner, der seine<br />
Kunst selber als „ein menschliches<br />
Kulturprodukt und das<br />
Ergebnis eines kreativen Trinkprozesses“<br />
bezeichnet“, eine<br />
Bilderreihe für das Berliner<br />
Unternehmen Thomas Henry<br />
- ein Hersteller von Bitterlimonaden<br />
- in Größen bis zu<br />
einem Durchmesser von 3<br />
Metern um.<br />
Doch wie schafft es Henning<br />
Leuschner, Bilder mit farblichen<br />
Nuancen und Schattierungen<br />
aus alten Kronkorken<br />
entstehen zu lassen, die nahezu<br />
lebensecht wirken. „Da<br />
meist Menschen mein Motiv<br />
sind, ist immer ein Foto die<br />
Grundlage“, erklärt der Upcycling-Künstler.<br />
Dieses Bild<br />
wird im Computer künstlerisch<br />
bearbeitet und als Poster<br />
in der später gewünschten<br />
Größe ausgedruckt. Auf<br />
einer beschichteten Spanplatte,<br />
die auch aus einem<br />
Recycling-Prozess stammt,<br />
dient das Bild als Orientierung<br />
für die Umsetzung. Nun<br />
bringt Henning Leuschner<br />
in mehrwöchiger Arbeit mit<br />
einem speziellen Kraftkleber<br />
die farbigen Kronkorken an<br />
die richtigen Stellen. „Je größer<br />
das Format ist, umso detaillierter<br />
und filigraner wird<br />
schließlich der Bildeindruck,<br />
weil ich mehr Kronkorken<br />
in unterschiedlichen Farben<br />
verarbeiten kann.“ Zu Beginn<br />
seiner künstlerischen Laufbahn<br />
reichten die von Freunden<br />
und Bekannten gesammelten<br />
Kronkorken für seine<br />
Bilder noch vollkommen aus.<br />
Mittlerweile werden auch im<br />
Kölner Arbeitsamt<br />
und in einigen<br />
Kneipen<br />
in Ehrenfeld die<br />
Verschlüsse aus Weißblech<br />
mit der farbigem Plastikbeschichtung<br />
für ihn gesammelt.<br />
Diese sortiert er in seinem<br />
neuen Atelier, dass er<br />
in Ehrenfeld angemietet hat,<br />
nach Farben in verschiedene<br />
Behälter. „Obwohl hier sicher<br />
Tausende Kronkorken lagern,<br />
passiert es immer mal wieder,<br />
dass ich zum Kiosk fahren<br />
muss, weil mir eine bestimmte<br />
Farbnuance noch fehlt“,<br />
so Henning Leuschner mit<br />
einem Lächeln. „Daher freue<br />
ich mich auch über jeden, der<br />
mir seine Kronkorken vorbei<br />
bringt.“<br />
Wer Henning Leuschner bei der<br />
Entstehung eines Werkes über<br />
die Schulter schauen möchte,<br />
kann ihn nach Voranmeldung<br />
oder am 21./22. Mai bei der<br />
Kunstroute Ehrenfeld in dem<br />
Gemeinschaftsatelier in der<br />
Lichtstraße 46 besuchen.<br />
www.kronkorkenkunst.de<br />
■ Claudia Wingens<br />
Ein völlig anderer Blick auf die Idole unserer Zeit (v.o.):<br />
Jimi Hendrix, Che Guevara, Marylin Monroe undJim Morrison<br />
26 www.bickendorf.info Ausgabe 1/2<strong>01</strong>6 | Nr. 93 27