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Einer lebt einer stirbt

M.J. Arlidge, Roman, D. I. Grace

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«Sie kennen den Ablauf, Emilia, sobald wir etwas mitzuteilen<br />

haben, wird die Presseabteilung sich mit Ihnen in Verbindung<br />

setzen. Und wenn Sie mich jetzt entschul –»<br />

«Ich bin nur neugierig, weil Sie sie haben gehen lassen. Und<br />

nicht mal gegen Kaution. Normalerweise lasst ihr sie doch gerne<br />

mal länger schwitzen, oder?»<br />

«Wir lassen niemanden schwitzen, Emilia. Ich halte mich<br />

an die Vorschriften, das wissen Sie doch. Und deswegen wird<br />

die Kommunikation mit den Medien über die üblichen Kanäle<br />

laufen, klar?»<br />

Helen lächelte ihr strahlendstes Lächeln und setzte ihren<br />

Weg fort. Der erste Punkt in diesem voraussichtlich zähen<br />

Kampf ging an sie. Emilia lag das Verbrechen im Blut. Als ältestes<br />

von sechs Kindern hatte sie Berühmtheit erlangt, als ihr<br />

mit Drogen handelnder Vater zu achtzehn Jahren Haft verurteilt<br />

worden war, weil er seine Kinder als Kuriere eingesetzt hatte.<br />

Schon in frühester Kindheit hatte er Emilia und ihre fünf Geschwister<br />

gezwungen, Kondome voller Kokain zu schlucken,<br />

bevor sie sich von <strong>einer</strong> ihrer vielen Karibikreisen zurück auf<br />

den Weg zu den Docks von Southampton machten. Als ihr portugiesischstämmiger<br />

Vater im Knast gelandet war, hatten seine<br />

Bosse versucht, Emilia auch weiterhin einzusetzen, um den<br />

Verlust wettzumachen. Sie weigerte sich und wurde umgehend<br />

bestraft – mit zwei gebrochenen Fußgelenken und einem halben<br />

Liter Schwefelsäure im Gesicht. Darüber hatte sie ein Buch<br />

geschrieben, das sie zum Journalismus brachte. Zwar humpelte<br />

sie immer noch, hatte aber vor nichts und niemandem mehr<br />

Angst und biss sich an jeder vielversprechenden Geschichte<br />

fest.<br />

«Wir sehen uns», rief Emilia Helen nach, die gerade am Eingang<br />

der Pathologie klingelte.<br />

Helen wusste, dass ihr Leben gerade ein bisschen schwieri-<br />

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