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Short Stories 1-3

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Ingriied Nordinstrøm <strong>Short</strong> <strong>Stories</strong> 1-3<br />

Schießbudenfigur mir mehr und mehr den Grund ihrer Existenz klar zu machen. Und wie leicht es<br />

wäre sie und den Ursprung ihres Daseins los zu werden. Ich muss zugeben, angesichts des<br />

zusätzlichen Nervfaktors, der sich da in hübscher Regelmäßigkeit in mein Leben schob, wehrte ich<br />

mich nicht lange dagegen. Der Schützenbruder musste sterben.<br />

Ich fand heraus dass er noch -als hätt ich es bitteschön geahnt- bei seiner Mutter wohnte. Besagte<br />

Dame war sehr alt und sollte keine Gefahr darstellen. Wahscheinlich war sie ohne ihren debilen<br />

Sohn sogar besser dran und konnte noch ein, zwei schöne, ruhige Jahre hier auf Erden verbringen.<br />

Das Haus war gesäumt von wild vor sich hin wucherndem Buschwerk, dass sicherlich seit Jahren<br />

einen ordentlichen Schnitt bitter nötig hatte. Aber Muttern war zu alt und ich spekuliere jetzt mal<br />

wild drauf los, dass der Schützenbruder ein fauler Hund war. Ich mochte ihn immer weniger.<br />

Ich stand eines morgens besonders früh auf und bezog vor `Hotel Mama´ Stellung. Als der<br />

Schützenbruder das traute Heim verließ, ratzte Mutti schon wieder friedlich vor der Glotze.<br />

Ich überwältigte ihn ungesehen auf dem Kiesweg, der vom Haus zur Jägerzaunpforte führte und<br />

erdrosselte ihn mit seinen billigen Kopfhörern mit dem mörderischen Sound. Der<br />

Kirmesbudensoldat starb völlig überrascht mit Pauken und Trompeten in den Ohren. Er wehrte sich<br />

nicht mal sehr. Selbst dazu war er scheinbar zu faul. Wenn man es genau nimmt, starb er an seiner<br />

Faulheit. Sein Gesichtsausdruck verriet mir nicht viel. Vielleicht hätte ich auf einen besonders<br />

epischen Teil seiner Marschmusik warten sollen, um ihm einen pompöseren Abgang zu<br />

bereiten...Nun ja...zu spät.<br />

Da ich aber seinen Leichnam in meine schicke Tiefkühltruhe befördern musste und ich mit dem<br />

Toten schlecht eine Fahrt im Bus antreten konnte, hatte ich mir in weiser Voraussicht ein Auto<br />

gemietet. Den Kofferraum hatte ich mit Folien ausgekleidet, um eventuelle Spuren zu vermeiden.<br />

In dieses raschelnde Nest hiefte ich den schlaffen Körper und fuhr schnellen Reifens zu mir nach<br />

Hause.<br />

Da ich bis auf meine verblichene Nachbarin keine Nachbarn in Sichtweite habe, konnte ich<br />

ungesehen auf den Hinterhof des Zweifamilienhauses (nun nur noch von mir bewohnt) fahren und<br />

die Leiche in meine Wohnung zerren.<br />

Ich entfernte seine Kleidung, weil dann das Zerteilen mit der Kettensäge in der Badewanne<br />

deutlich leichter von der Hand geht. Wenn sich das Sägeblatt ständig in den Textilfasern verfängt<br />

ist das einfach nur ein nerviges Geraffel. Mittlerweile war ich ja schon etwas routiniert. Denn<br />

zwischen meiner Nachbarin und dem Schützenbruder gab es noch ein zwei weitere Vorfälle. Ich<br />

will hier ja nicht jede belanglose Seele aufzählen, die sich mit meiner Hilfe ins Reich der Toten<br />

aufgemacht hat. Das wird ja langweilig.<br />

Als ich dann am Montag drauf an der Bushaltestelle stand, ein geschnürtes Päcklein in den<br />

Mülleimer gleiten ließ, das Lächeln der aufgehenden Sonne erwiderte und mich auf eine ruhige<br />

Fahrt im Bus freute, wünschte mir der Schützenfestkopfschmerz einen guten Morgen...Ende<br />

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